Satire – Humor im Stachelkleid: Max Uthoff in Köln

Freitagabend-Start ins Wochenende! Und damit Zeit, Kultur zu tanken. Ich und Kamil haben genau das getan und diesen Freitagabend im Comedia Theater in Köln verbracht, um uns das aktuelle Programm von Max Uthoff, welches da „Gegendarstellung“ lautet, anzusehen.

Das kleine Theater, das insgesamt ca. 600 Plätze zur Verfügung hat und unscheinbar in einer von Café und Bars übersäten Gegend liegt, war an diesem Abend mit 400 verkauften Karten restlos ausgebucht, was die Einweiserin dazu veranlasste, brüllend zu erklären, doch bitte die Reihen von der Mitte her aufzuschließen, damit Nachzügler auch noch eine Chance hätten.

Wer zuvor weder die Anstalt gesehen noch sich mit Uthoff beschäftigt hatte, hat sich an diesem Abend wahrscheinlich schon nach fünf Minuten aus dem Raum gewünscht. Der 47jährige Satiriker begann sein Programm mit Megafon – und stolzierte – Aussagen wie „Wer immer wieder dasselbe sagt, hat Recht“ von sich gebend- erst einmal quer durch den Raum, damit ja auch alle wach werden.

Kaum auf der Bühne angekommen, folgten die nächsten zwei Stunden- mit einer halbstündigen Pause dazwischen – ein wahrer Granatbeschuss von Satire auf höchster Ebene. Man konnte froh sein, wenn man zwischen zwei Themen mal Luft holen konnte – Uthoff auf jeden Fall schien bei der Geschwindigkeit, mit der er sein satirisches Feuerwerk abfackelte, überhaupt nicht atmen zu müssen.

Der Abend zeigte auch, was passieren würde, wenn man Uthoff bei der Anstalt nicht bremsen würde – ich hätte nie gedacht, dass man so viele Themen in zwei Stunden unterbringen kann – und das vor allen Dingen mit einer Bissigkeit, bei der sogar der größte Kläffer der Stadt Angst haben muss.

Angefangen von Charlie Hebdo über Pegida über unser Politiker (Rudolf Scharping fällt vom Fahrrad, Gauweiler ist ein juristischer Terrormops und Gabriel just too big to fail), beißender Spott über sein Heimatbundesland Bayern („…und ich sehe in Ihren Augen, dass Separation nicht unbedingt was Schlechtes sein muss, aber denken Sie daran, was Sie dann verpassen“) und die bayerische Lokalpolitik – die sich auf den Satz: „Oh guck mal da, ein Vogel“ zusammenfassen lässt, wenn man mal eine konkrete Äußerung von den Politkern möchte – zu der Thematik der Wirtschaftskrise und der „schwarzen Null“ (Uthoff: die schwäbische Hausfrau ins Feld zu führen, wenn es um die Neuverschuldung geht, sei Blödsinn, denn die schwäbische Hausfrau müsse ja keine Straßen sanieren oder Schulen oder Kindergärten bauen), Waffenlieferungen Deutschlands ins Ausland, moderne Arbeitssklaverei und dann hin zu dem Thema Hartz IV und Arbeitslosenbashing (Uthoff: damit man ein System nicht hinterfragt, braucht man Feindbilder, die davon ablenken. Das sind dann mit Vorliebe Wirtschaftsflüchtlinge, z.B. Sinti und Roma oder eben Hartz IV Empfänger).

Zwischenzeitlich verkündete Uthoff dann noch die neuen 10 Gebote, unternahm einen Ausflug in die heile Welt der Volksmusik, hielt einen längeren Vortrag über das männliche Geschlecht und Sex, Drogen, modernes Konsumverhalten, erklärte sich zum Feind von Hello Kitty, Prinzessin Lilifee („200 Euro für den, der Prinzessin Lilifee überfährt“) und Benjamin Blümchen („Bringt mir seine Beine und ich mache mir einen Papierkorb daraus“) und schaffte es auch noch, sich über sich selbst lustig zu machen („Wenn ich eine bewusstseinserweiternde Erfahrung machen will, nehme ich zwei Stufen auf einmal“). Als kleine Zugabe gab es dann noch ein wenig Weihnachten („Mein Weihnachtsbaum sieht immer aus, als sei er zwei Mal durch das achte Semester der Baumschule gefallen“) und die Drohung, dass man sein Publikum schon müde kriegen würde sowie einen dezenten Hinweis auf die nächste Anstalt („Wenn Sie jemanden kennen, der so ein…TED-Dingens…hat, sagen Sie ihm, er soll einschalten“) und alternative Seiten im Internet. Uthoff schärfte seinen Zuschauern nicht nur Gelassenheit im Umgang mit dem Wahnsinn des Alltags ein, es war ihm sichtbar wichtiger, dass sein Publikum sich kritisch mit Dingen auseinandersetzt und lernt, Gegebenheiten nicht als solche hinzunehmen, sondern – wie Uthoff eindrucksvoll demonstrierte – die Wahrheit dahinter zu suchen.

Abschließend sei jedem, der noch die Möglichkeit dazu hat, wärmstens empfohlen, sich Uthoff einmal selbst anzusehen.