Star Trek - USS Concordia - Tajkar - Die Kraft der Steine von aroessler2003
Hinweise zur Geschichte:

keine

1. Das Raumschiffwrack auf Balta von aroessler2003

2. Neue Freiheit von aroessler2003

3. In den Händen der Nangu von aroessler2003

4. Die Tajkar von aroessler2003

5. Rückkehr von aroessler2003

6. Anmerkungen und Erklärungen zu "Star Trek - USS Concordia - Tajkar - Die Kraft der Steine" von aroessler2003

Das Raumschiffwrack auf Balta von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

 

Zufrieden beobachtete Captain Sundrak den ruhigen Betrieb auf der Brücke der USS Concordia. Nur das leise Summen und Piepsen der Computer war zu hören, wenn jemand etwas auf den Touchscreens an den jeweiligen Konsolen eintippte. Lomādo Nolezoto richtete sich auf und warf einen weiteren prüfenden Blick auf den Schirm, auf dem man deutlich einen goldgelben Planeten erkennen konnte, der langsam anschwoll. Zufrieden nickte der Schwarzhaarige, nachdem er sah, dass die letzte Kurskorrektur den gewünschten Erfolg brachte. „Wir werden in Kürze die Harūna-Station erreichen, Captain.”, teilte der Steuermann seinem Vorgesetzten im sachlichen Tonfall mit. Sundrak betrachtete den Planeten mit neutralem Blick, als er antwortete. „Schwenken Sie in eine höhere Umlaufbahn von Balta ein, bevor wir uns der Station nähern, Mr. Nolezoto.”, befahl Sundrak, „Sobald die Station in Sichtweite kommt, leiten Sie das Andockmanöver ein.” „Rufen Sie die Harūna-Station, Lieutenant Bilaodānu.”, sagte der Captain, „Wir wollen uns ja nicht an die Station anschleichen, wie es ein Tarkat bei seiner Beute macht.” Rasch kam die Kommoffizierin dem Befehl nach.

Bevor Darāna noch etwas sagen konnte, wurde das Bild mit dem goldgelben Planeten bereits durch ein anderes ersetzt. Auf dem Schirm erschien das Gesicht einer jungen dunkelhaarigen Frau. „Hallo, Concordia. Ich bin Commander Čandāra Tergul von der Harūna-Station.”, stellte sich die Unbekannte vor, „Wir heißen Sie willkommen.” Ohne eine Antwort seitens Sundraks abzuwarten, fuhr Tergul mit Nachdruck in ihrer Stimme fort. „Es ist gut, dass Sie gerade jetzt herkommen, denn wir müssen unbedingt mit Ihnen über eine Entdeckung sprechen, die wir vor kurzem auf Balta gemacht haben, Concordia.”, sagte die Dunkelhaarige, wobei ihre Miene immer ernster wurde, „Irgendwann in der letzten Zeit stürzte ein Raumschiff auf Balta ab, was wir aber erst heute entdeckten. Es gibt da ein paar Dinge, die uns sehr seltsam erscheinen, was das Wrack auf Balta betrifft. Vielleicht können Sie helfen, das Rätsel um dieses Raumschiff zu lösen.” Sundrak erhob sich aus seinem Kommandosessel und trat einen kleinen Schritt auf den Monitor mit Čandāras Antlitz zu. In seinem Kopf konnte er deutlich die Stimme der Counselor hören. Commander Tergul ist über diese Entdeckung sehr beunruhigt, weil sie nicht erklären kann, wie es möglich ist, dass ihre Crew das Wrack erst heute entdeckt haben, Captain!, teilte sie ihm auf telepathischem Wege mit.

„Um was für ein Raumschiff handelt es sich, Commander?”, fragte Sundrak. „Es ist ein Raumschiffwrack, das definitiv nicht aldanischer Herkunft ist, Captain.”, antwortete Tergul, „Es stammt allen Anschein nach aus dem Elysianischen Imperium. Deshalb ist es so wichtig, dass Sie sich das einmal mit einem Außenteam ansehen würden, bevor wir eine Meldung an das Flottenoberkommando machen. Das Merkwürdige daran ist es, dass wir es erst heute entdeckt haben, was darauf hindeutet, dass die Tarnvorrichtung des Raumschiffes bis jetzt vor kurzem noch intakt war.” Ein leises Murmeln erfüllte inzwischen die Brücke der Concordia, nachdem die Brückencrew die Antwort vernommen hatte. „Auch wenn das Schiff aus dem Elysianischen Imperium stammen sollte, bedeutet es noch lange nicht, dass die Crew des Schiffes auch Elysianer waren, Commander Tergul.”, gab Sundrak zu Bedenken, „Die Besatzung könnte auch aus Drakonianern oder Nangu bestehen. Gibt es denn Überlebende?” „So, wie wir bisher feststellen konnten, nicht, Sir.”, erwiderte Tergul mit ernster Miene, „Unsere Sensoren konnten keinerlei Lebenszeichen auf der Planetenoberfläche orten, was darauf hindeutet, dass keiner von ihnen den Absturz überlebt hat. Was die Sache so merkwürdig macht, ist, dass wir das Wrack bis jetzt nicht entdeckt hatten.” „Demzufolge kann es noch nicht lange da unten liegen, Sir.”, schaltete sich Nolezoto in das Gespräch ein, „Und falls es doch schon länger da unten liegt, sollten wir herausfinden, weshalb es erst jetzt entdeckt werden konnte.” Sundrak nickte. „Da muss ich Ihnen voll und ganz zustimmen, Mr. Nolezoto. Wir sollten uns das auf alle Fälle ansehen.”, entschied der hünenhafte Kommandant der Concordia, „Vielleicht gibt es ja einen Zusammenhang mit den Nangu, die Commander Tārušin mit ihrem Außenteam auf dem Mond Bīlat im Nachbarsystem entdeckt haben.”

„Bevor wir ein Außenteam auf die Oberfläche von Balta beamen lassen, sollten wir zuerst ein Team aus Aldanoiden zusammenstellen und sie voraus schicken, um festzustellen, ob es dort irgendwelche Gefahren gibt, die wir nicht bloßen Augen wahrnehmen können.”, schlug Sicherheitschefin Alicia Kent vor, „Solange wir nicht wissen, ob nicht vielleicht doch noch welche von der Besatzung den Absturz überlebt haben sollten, sollten wir keine Risiken eingehen. Zusätzlich müssen wir auch bedenken, dass wir nicht wissen, ob sich nicht irgendetwas auf dem Schiff befindet, was für uns gefährlich sein kann.” Sundrak nickte. „Ich verstehe.”, meinte der Captain der Concordia nachdenklich, nachdem er seinen Blick wieder auf den Bildschirm richtete, auf dem Terguls Gesicht immer noch zu sehen war, „Haben Sie schon ein Außenteam auf die Oberfläche entsandt, Commander?”

„Nein, Captain, soweit sind wir gar nicht gekommen, weil Sie mit der Concordia gerade eintrafen.”, antwortete Čandāra, „Allerdings steht schon ein Außenteam bereit, das nur noch darauf wartet, auf Balta gebeamt zu werden. Mir wäre es lieber, wenn Sie sich der Sache annehmen könnten, weil auf unserer Station jede Menge Reparaturen gemacht werden müssen und wir auf Grund dessen eigentlich niemanden für andere Missionen entbehren können.” „Dann lassen Sie Ihr Außenteam auch nicht auf die Oberfläche.”, entschied Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Ich denke, das es am besten ist, wenn wir uns die Sache selbst ansehen und ein Außenteam aus Aldanoiden bestehend auf die Oberfläche entsenden. Danach sehen wir weiter.” Deutlich konnten die Anwesenden auf der Brücke der Concordia die Erleichterung angesehen, die Commander Tergul empfand, nachdem sie Sundraks Entscheidung gehört hatte. „Ich bin erleichtert, dass Sie sich darum kümmern wollen, Concordia.”, erwiderte Čandāra dankbar, „Ich werde dafür sorgen, dass sich unsere Ingenieure inzwischen um Ihr kleines Raumschiff kümmern, dass Sie zwecks Reparaturen zu uns bringen.” „Wenn Ihre Leute keine Einwände haben, werden ein paar Ingenieure von uns dabei sein, damit das Schiff auch so schnell wie möglich einsatzbereit ist, wenn wir uns wieder auf den Weg machen, um unsere eigentliche Mission zu erfüllen.” Nachdem Commander Tergul die Verbindung unterbrochen hatte, wandte sich Sundrak an die Anwesenden auf der Brücke.

„Stellen Sie zwei Außenteams zusammen, Lieutenant Kent.”, befahl der Captain und sah dabei die Terranerin an, „Das eine Außenteam soll nur aus Aldanoiden bestehen. Das soll auch als erstes hinunter gebeamt werden und die Lage soweit klären, damit Sie mit dem zweiten nachkommen können. Sobald feststeht, dass da unten keine Gefahr für unsere Leute besteht, gehen Sie mit dem zweiten Außenteam runter und sehen sich das Wrack mal genauer an. Melden Sie sich sofort, wenn Sie was gefunden haben, Lieutenant.” Alicia salutierte pflichtgemäß und verließ mit entschlossenen Schritten die Brücke.

„Soll ich mit dem zweiten Außenteam mitgehen, Sir?”, erkundigte sich Chefingenieur Kalvan. Sundrak schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Mr. Kalvan, Sie werden anderseits gebraucht.”, entschied der Captain, „Sie werden die Reparaturen unseres Lockvogels beaufsichtigen. Die Lady muss so bald wie möglich wieder einsatzbereit sein, damit wir so schnell wie möglich einen neuen Versuch starten können, der Šakūra eine Falle zu stellen, nachdem uns vor einigen Tagen die Demetaner bereits unerwartet gehörig dazwischen gefunkt haben.” „Die haben unserer alten Dame schon einiges abverlangt, bevor sie uns fast auseinanderflog.”, bemerkte Simdu trocken, „Zumal die Demetaner sowohl die Klingonen als auch die Zadorianer mit ihrer Einmischung in den Krieg nun endgültig auf sich aufmerksam gemacht haben. Klug war das nicht. Bestimmt wird es nicht allzu lange dauern, bis die Klingonen und die Zadorianer darauf reagieren werden.” „Es war eine reine Verzweiflungstat und die war wiederum verständlich.”, antwortete Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Nur leider werden die Klingonen und die Zadorianer das nicht so sehen. Die Demetaner haben nur eine Chance, dem Krieg gegen beide zu entkommen. Sea Merin Inaris muss so schnell wie möglich ihre Regierung davon überzeugen, mit unserer Regierung offiziell Kontakt aufzunehmen. Erst dann können wir ihnen helfen. Wenn sie das nicht tun, dann wird es nicht sehr lange dauern und die Klingonen und Zadorianer werden die Heimatwelt der Demetaner angreifen. Gegen so eine Übermacht hätten sie überhaupt keine Chance. Es sei denn, zwischen Demeta und der Aldanischen Allianz gäbe es einen offiziellen Vertrag, auch wenn es nur ein vorläufiger wäre, damit sie von uns Hilfe bekommen könnten.”

Nachdem der Chefingenieur ebenfalls die Brücke verlassen hatte, zog sich Sundrak in den Bereitschaftsraum zurück. Das Kommando übertrug er vorübergehend Lomādo Nolezoto.

Nachdenklich setzte sich der Captain hinter seinen Schreibtisch und gab einen tiefen Seufzer von sich. Sundrak gingen viele Gedanken durch den Kopf. Es gab viele Probleme, die seine Crew und er zusammen irgendwie, und wenn es möglich war, auch noch gleichzeitig lösen mussten. Er stand wieder auf und trat an den Replikator und orderte einen aldanischen Tee. Wie sollen wir das alles nur schaffen?, fragte sich der Captain der Concordia, als er wieder hinter seinem Schreibtisch Platz nahm, Vor unserer Haustür tobt ein interstellarer Krieg, den wir nicht verhindern konnten! Dann mischen sich noch die Demetaner in diesen Krieg ein und bringen vermutlich beide Kriegsparteien gegen sich auf! Zusätzlich scheinen die Elysianer auch noch etwas vorzubereiten, von dem wir nicht genau wissen, was sie tatsächlich im Schilde führen, was schlimmstenfalls in einen neuen Krieg mit ihnen enden kann! Jetzt kommt auch noch ein unbekanntes Raumschiffwrack hinzu, von dem wir nicht wissen, woher es stammt und warum es gerade hier auf Balta abgestürzt ist! Mit der Tasse in der Hand stand Sundrak wieder auf und trat ans Fenster. Nachdenklich sah der hünenhafte Kommmandant in die kalte Schwärze des Alls hinaus. Die funkelnden Sterne boten einen atemberaubenden Anblick.

Das Interkom auf dem Schreibtisch holte Sundrak mit seinem Summen aus seine Gedanken. Rasch nahm der Captain wieder in seinem Sessel Platz und aktivierte das Gerät, das inzwischen zum dritten Male summte. Auf dem Schirm erschien das Gesicht Nolezotos. „Wir haben inzwischen an der Station angedockt, Sir.”, teilte er seinem Vorgesetzten mit, „Das Aldanoiden-Außenteam wurde soeben auf die Oberfläche gebeamt und beginnt in diesem Moment mit der Untersuchung des Wracks.” „Das ist gut.”, antwortete Sundrak mit ernster Miene, „Sobald es für unser zweites Außenteam sicher ist, sollen sie ebenfalls hinunterbeamen und sich dort gründlich umsehen. Stündlich will ich einen Statusbericht über den Stand der Untersuchung bezüglich des Wracks haben, Mr. Nolezoto.” „Aye, Sir!”, erwiderte der Schwarzhaarige. Das Bild verschwand, nachdem die Verbindung unterbrochen wurde. Sundrak nahm gerade einen weiteren Schluck, als das Interkom erneut summte. Der Captain der Concordia aktivierte es, woraufhin das Gesicht der blonden Kommoffizierin erschien. „Admiral Kononga möchte Sie sprechen, Sir.”, teilte Darāna mit. „Ich nehme das Gespräch hier an, Lieutenant.”, entschied der hünenhafte Kommandant und stellte seine Tasse wieder ab. Kurz darauf verschwand das Gesicht Bilaodānus und stattdessen erschien das Gesicht einer weißhaarigen Admirälin, die sehr ernst dreinschaute.

Sand knirschte unter ihren Schuhsohlen, nachdem sich die acht Aldanoiden auf der Oberfläche des Planeten rematerialisiert hatten. Mit ihren seelenlosen Augen blickten sie sich einen kurzen Augenblick lang in einer Landschaft um, die nur aus Sand und Felsen bestand. Eine blasse gelbliche Sonne schien vom Himmel auf die Gestalten herab. Mit aktivierten Tricordern in ihren Händen setzten sie sich in Richtung des Raumschiffswracks in Bewegung. Ein leichter Wind trieb kleine Staubwolken vor sich her, die vor den Aldanoiden einen skurrilen Tanz aufführten. Es dauerte nicht lange, bis die acht Gestalten das Wrack erreichten.

Einen kurzen Moment blieben sie stehen. Zwei von ihnen zogen ihre Waffen, bevor sich die Gruppe dem abgestürzten Raumschiff näherte, das direkt vor ihnen lag. Ohne zu zögern betrat der erste der Aldanoiden das Wrack. Zwei weitere folgten dem Ersten, während der Rest draußen blieb und zwei von ihnen einmal langsam das Raumschiff umrundeten. Als sie an ihren Ausgangspunkt zurückkehrten, waren sie allein. Dann betraten auch sie das Raumschiff.

„Momentan sorgt Ihr neuer Bericht innerhalb des Flottenoberkommandos für Furore, Captain.”, sagte Kononga mit ernster Miene, „Ich kenne Ihren Bericht schon, aber ich möchte von Ihnen hören, was da nun genau passiert ist. So wie ich das verstehe, hatten Sie vor wenigen Tagen einen inoffiziellen Erstkontakt mit einem der demetanischen Schiffe. Ist das korrekt?” Sundrak bejahte. „Was ist da genau passiert?”, wollte die Alte wissen. Detailliert berichtete der Captain der Concordia von der Begegnung mit Sea Merin Inaris. Aufmerksam hörte Admiralin Kononga zu. Nachdem er Kononga erklärte, was die Demetaner zu ihrer Tat bewegt hatte, huschte einen kurzen Augenblick lang Verständnis über das Gesicht der weißhaarigen alten Frau. Doch dieses Verständnis wich sofort der Besorgnis, nachdem Sundrak daraufhin hinwies, dass die Demetaner sich und ihre Heimatwelt mit ihrer Einmischung in den klingonisch-zadorianischen Krieg auf sich aufmerksam gemacht haben und mit großer Wahrscheinlichkeit beide Kriegsparteien gegen sich aufgebracht haben. „Damit haben Sie mir gerade eine Erklärung über das seltsame Verhalten der Klingonen und Zadorianer geliefert, die vor wenigen Stunden ihre Kampfhandlungen vollständig eingestellt und sich zurückgezogen haben.”, unterbrach Kononga den Captain der Concordia.

„Die haben ihre Kampfhandlungen eingestellt, Admiral?”, fragte der dunkelhaarige Kommandant etwas verwundert. „Ja, das haben sie, Captain Sundrak.”, antwortete Kononga mit besorgter Miene, „Leider wird die Waffenruhe nur von sehr kurzer Dauer sein, denn die Zadorianer sind schon dabei, ihre Streitkräfte an der Grenze neu zu sammeln und die Klingonen machen das momentan ebenfalls.” „Dann werden sie in Kürze Demeta angreifen, Admiral.”, konstatierte Sundrak mit besorgter Miene, „Wenn sie das tun, wird es ein Blutbad sondergleichen geben. Die sind den Klingonen und Zadorianern hoffnungslos unterlegen. Demeta hätte überhaupt keine Chance gegen so eine Übermacht.” Die Admiralin nickte. „Ich weiß, Captain.”, erwiderte die Alte, „Leider können wir ihnen nicht helfen, weil es noch keine offiziellen Verträge zwischen unseren beiden Völkern existieren.” „Aber wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie die Klingonen und Zadorianer zusammen ein ganzes Volk auslöschen werden, nur weil die versucht haben, ihre Heimatwelt zu schützen.”, entgegnete Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Irgendetwas müssen wir doch tun können, Admiral.” Einen längeren Augenblick sahen sich Kononga und Sundrak gegenseitig via Bildschirm an. Dann huschte ein Schatten über das Gesicht der Admiralin. Fragend hob der hünenhafte Kommandant die Augenbrauen. „Vielleicht gibt es doch noch eine Möglichkeit.”, meinte sie nachdenklich, „Aber darum muss ich mich selbst kümmern.” Im nächsten Augenblick verschwand das Bild der Alten und die Verbindung war unterbrochen. Nachdenklich blieb Sundrak in seinem Sessel sitzen.

Inzwischen drangen die Aldanoiden immer weiter in das Schiffswrack vor und stießen überall auf tote Besatzungsmitglieder, die Schutzanzüge trugen. Im Schiffswrack herrschte Totenstille. Jedes Computerterminal, das die Aldanoiden erreichten versuchten sie zu aktivieren, um Informationen über den Absturz zu erhalten. Die Tricorder summten leise, während sie mit diesen Geräten in ihren Händen hantierten und die leblosen Körper untersuchten. In regelmäßigen Abständen scannten sie die Umgebung, in der sich die Aldanoiden aufhielten. Nach einigen Minuten erreichten sie bereits die Kommandozentrale des Wracks, die wie der Rest des Schiffes ebenfalls im Dunkeln lag. Das Ausmaß der Zerstörung war trotzdem für die Gestalten nicht zu übersehen, da sie sehr helle Taschenlampen benutzten, die die Brücke des Wracks in eine gespenstische Szenerie tauchten. Nachdem die ersten von ihnen die Brücke betraten, näherten sie sich auch schon den Computerterminals, die ihnen noch funktionsfähig erschienen.

In der Zwischenzeit saß Sundrak immer noch im Bereitschaftsraum und machte sich über die letzten Ereignisse Gedanken. Der Captain der Concordia war sich nicht sicher, was er von der Gesamtsituation halten sollte. Jedes Detail dieser Situation war an sich schon schlimm genug. Besonders besorgniserregend fand er, was er und seine Crew durch die Gespräche mit den Nangu und dem Elysianer Kushuk Tolim Nuy herausgefunden hatten. Immer wieder ließ er sich das Gesagte von Lundus und Tolim Nuy durch den Kopf gehen. 'Plante das Elysianische Imperium tatsächlich einen neuen Krieg?, fragte sich Sundrak, Falls ja, wen wollen sie dann als erstes angreifen und wann werden sie damit beginnen? Der hünenhafte Kommandant seufzte. Die Elysianer arbeiten zurzeit an der Entwicklung einer Art Superwaffe, was wiederum bedeutet, dass die Elysianer einen raschen Sieg anstreben!, überlegte Sundrak weiter, So, wie die Dinge momentan liegen, haben sie wohl die Absicht, als erstes die Aldanische Allianz anzugreifen! Das ging zumindest aus den Aussagen von Lundus und Kushuk Tolim Nuy hervor, die das deutlich zum Ausdruck brachten, als ich mit ihnen auf dem Tānas-Mond Bīlat sprach!, sinnierte der Captain der Concordia weiter, Diese Waffe wird einsatzbereit sein, sobald sie das Energieproblem gelöst haben!

Trotzdem verstehe ich immer noch nicht, warum die Elysianer einen neuen Krieg vorbereiten!, fuhr Sundrak mit seinen Überlegungen fort, Warum wollen sie das ausgerechnet jetzt nach jahrhundertenlanger Waffenruhe? 

Auf der Brücke der Concordia herrschte angespannte Ruhe. Lomādo saß am Navigations-und Steuerterminal des Schiffes. Der kleine schwarzhaarige Mann blickte auf, als Counselor Dāmala Ītaku einen leisen Seufzer von sich gab. Nolezoto wandte sich zu ihr um und blickte sie fragend an. „Ist etwas nicht in Ordnung, Counselor?”, wollte er wissen. „Es ist gar nichts in Ordnung.”, erwiderte sie, „Ich frage mich schon die ganze Zeit über, was die Leute auf dem Schiff hier bei uns in der Aldanischen Allianz wollten, bevor sie auf den Planeten abstürzten.” Nolezoto nickte verständnisvoll. „Ich denke, das ist etwas, was wir uns alle fragen.”, meinte er müde, „Sobald das Aldanoidenteam einen ersten Bericht an uns sendet, werden wir vielleicht mehr wissen. Vielleicht haben wir dann schon eine Antwort.” Ītaku lehnte sich in ihren Sitz zurück und streckte sich etwas. „Ich hoffe, dass Sie Recht haben, Mr. Nolezoto.”, antwortete die Counselor, „Die ganze Situation ist an für sich schon kniffelig genug.”

„Ich frage mich die ganze Zeit, wer überhaupt an Bord des Wracks war.”, schaltete sich Lieutenant Bilaodānu in das Gespräch ein, „Waren dort Nangu, Drakonianer oder Elysianer an Bord?” „Ich vermute, dass es Nangu waren.”, meinte Lomādo mit ernster Miene, „Es wäre nicht verwunderlich, wenn es sich hierbei um jenes Schiff handeln würde, auf das Kushuk Nuy und seine Leute zusammen warteten, als sie sich auf Bīlat versteckten.” Dāmala nickte. „Ja, das könnte durchaus der Fall sein.”, räumte sie ein, „Das würde Sinn machen.” „Trotzdem bleibt noch die Frage, warum sie gerade auf Balta abstürzten.”, sagte Darāna, „Eigentlich hätten sie doch ins Golādu-System fliegen müssen, wenn sie nach Bīlat wollten. Wurden sie ebenfalls von den Elysianern angegriffen oder hatte ihr Absturz andere Ursachen? Normalerweise hätten sie eigentlich in das Golādu-System fliegen müssen, wenn sie zu ihren Leuten nach Bīlat wollten. Irgendetwas stimmt da jedenfalls nicht.”

„Dass sie vom Kurs abgekommen sind, kann man einfach erklären.”, antwortete der Navigator und Steuermann der Concordia in einem sachlichen Tonfall, „Die Angreifer brauchten nur das Antriebssystem ausreichend beschädigen und damit das Schiff manövrierunfähig machen, als sie das Schiff unter Beschuss nahmen. Die Druckwellen der Detonationen brachten es dabei vom ursprünglichen Kurs ab und sie flogen in eine ganz andere Richtung weiter, als sie vorhatten. Das würde schon reichen, um zu verhindern, ihr Ziel zu reichen. Ansonsten könnte auch ein umfangreicher Systemausfall dafür verantwortlich sein, nachdem die Schilde zu schwach waren, um das Schiff ausreichend zu schützen. Dafür gibt es also einige Erklärungsmöglichkeiten.” „Eben.”, pflichtete die Counselor Nolezoto bei, „Die Frage ist nur, welche davon zutrifft.” „So ist es.”, erwiderte der Schwarzhaarige am Navigations- und Steuerungsterminal, „Egal, was da passiert ist. Wir werden es kurz über lang herausfinden.” Bevor noch jemand etwas sagten konnte, erreichte ein Funkspruch des Aldanoidenteams auf Balta die Concordia.

Wenig später materialisierten sich weitere Gestalten in der Nähe des Wracks. Sie trugen Schutzanzüge. Alicia Kent nahm ihren Tricorder in die Hand und justierte ihn. Doktor Frank Tyler gab einen undefinierbaren Laut von sich, als er seinen Blick über die lebensfeindliche Ebene schweifen ließ. „Die armen Kerle.”, brummte der terranische Arzt, „Nicht gerade der beste Ort für einen Absturz.” „Ich glaube nicht, dass das für die Besatzung des havarierten Schiffes noch eine Rolle spielt, wo sie nun abgestürzt sind.”, erwiderte Kent, „Laut den Berichten des Aldanoidenteams sind die Crewmitglieder bereits alle tot. Auch jene, die den Absturz selbst überlebt hatten.” „Ich weiß.”, brummte der Arzt mürrisch, „Trotzdem stelle ich mir ein Paradies zum Überleben anders vor.”

Entschlossen setzte sich die terranische Sicherheitschefin in Bewegung und der Rest ihres Außenteams folgte ihr. Dicht vor dem Schiffswrack blieben sie stehen. „Es ist schon erstaunlich, dass nach dem Absturz überhaupt noch etwas von dem Schiff funktionsfähig blieb.”, meinte Tyler, als er als Letzter des Teams das Wrack betrat. Schweigend blickten sie sich um. „Wohin gehen wir als erstes?”, erkundigte sich ein aldanischer Fähnrich bei Kent, die ein nachdenkliches Gesicht machte. Dann wandte sie sich nach links um und zeigte in die Richtung. „Wir werden dorthin gehen.”, entschied sie, „Der Weg führt uns direkt zur Brücke des Schiffes. Beziehungsweise, was davon noch übrig ist. Und Sie, Doktor Tyler, gehen am besten mal mit zwei Teammitgliedern zur Krankenstation. Vielleicht finden Sie dort ein paar Informationen über den Gesundheitszustand der Crew des Schiffswracks, bevor das Schiff angegriffen wurde und anschließend abstürzte.” Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wandte sich der terranische Arzt in die entgegensetzte Richtung um und ging davon. Zwei Teammitglieder folgten ihm. Wenig später war Tyler bereits außer Sicht und Alicia setzte ihren Weg zur Brücke fort, während dessen der Rest des Teams ihr folgte.

Die müssen noch eine geraume Zeit gelebt haben, nachdem das Schiff abgestürzt war!, dachte die Sicherheitschefin, als sie die Brücke betrat, Irgendwie haben die es geschafft, fast alle Trümmer zu beseitigen und einige Systeme am Laufen zu halten, bevor sie starben! Die Aldanoiden auf der Brücke, arbeiten bereits daran, ein Teil des Computersystems zu reaktivieren.

„Lagebericht!”, forderte die Terranerin von den anwesenden Aldanoiden. Der ihr am nächsten stand richtete sich von einem der zerstörten Terminals auf und sah Alicia mit ausdrucksloser Miene an. „Bisher konnten wir nur einen ganz kleinen Teil des Computersystems wieder in Betrieb setzen, weil nur noch ein kleiner Rest an Energie noch vorhanden ist.”, antwortete die künstliche Lebensform der Waffenoffizierin und Sicherheitschefin der Concordia, „Momentan konnten wir einen kleinen Teil des Logbuch des Captains rekonstruieren.” Kent trat einen Schritt näher und blieb direkt vor der zerstörten Kontrolleinheit stehen, die einmal zum Kommandosessel des Captains des Schiffes gehört haben musste. „Und was haben Sie herausgefunden?”, fragte sie mit ernster Miene den Aldanoiden. „Das Schiff wurde von den Elysianern angegriffen, bevor es die Aldanische Allianz erreichen konnte.”, antwortete die Gestalt, die größer war als Alicia, „Dabei wurde das Antriebssystem soweit beschädigt, dass die Nangu die Kontrolle über die Steuerung verloren und das Schiff durch weitere Detonationen von seinem ursprünglichen Kurs abbrachte. Da die Außensensoren ausgefallen waren, wussten die Crewmitglieder nicht, wohin sie flogen und auf welchen Planeten sie schließlich abstürzten. Das ursprüngliche Ziel dieses Schiffes war Bīlat.”

„Aus dem Logbuch des Ersten Offiziers geht hervor, dass zusätzlich noch das Lebenserhaltungssystem beschädigt wurde und es für eine kurze Zeit sogar ganz ausfiel.”, ergänzte ein anderer Aldanoide, der an einer anderen Station stand, die nicht viel besser aussah, als jene, an der die Terranerin stand, „Die Ingenieure an Bord konnten es nach einiger Zeit notdürftig reparieren. Zusätzlich haben wir noch auf die Schnelle einige Teile der Einträge aus den wissenschaftlichen Logbüchern rekonstruieren können.” Alicia Kent trat zu den anderen Aldanoiden, der etwas auf dem Touchscreen eines Tricorders eintippte, der wiederum mit der wissenschaftlichen Kontrolleinheit verbunden war. „Lassen Sie mal sehen.”, sagte die Terranerin, als sie dicht neben den Aldanoiden trat, „Vielleicht bekommen wir jetzt weitere Antworten.” Wenig später erschien das Gesicht eines männlichen Nangu auf dem kleinen Schirm. Deutlich hörten sie alle die tiefe Bassstimme. „Die Suche blieb bisher erfolglos.”, sagte die Gestalt auf dem Schirm, „Ich habe meine Zweifel daran, dass wir sie jemals finden werden, denn ich halte die ganze Geschichte nach wie vor für einen Mythos. Und falls es sie doch gibt, dürfen die Elysianer sie niemals finden….” Immer wieder wurde das Bild verzerrt und die Stimme wurde undeutlich. „…Elysianischen Imperium…Tajkar…finden.…wir mussten die Suche ausdehnen….”, berichtete der Nangu weiter, „…Tajkar…Energieerzeugung für die Pytron….Wenn….Tajkar…Krieg gegen….” Mit einer wortlosen Handbewegung wies die Terranerin den Aldanoiden an, die Abspielung der Aufzeichnung zu stoppen. Mit ausdrucksloser Miene sah er Kent an, die über das Gehörte nachdachte. Die Sicherheitschefin konnte nicht sehr viel verstehen, von dem, was der Nangu in seiner Aufzeichnung berichtete. Nur ein Wort tauchte immer wieder auf. Es lautete Tajkar.

Was meinte der Nangu-Wissenschaftler mit dem Begriff Tajkar?, überlegte die Sicherheitschefin der Concordia, Das klingt ja fast noch einer Art Mineral oder Kristall, aus dem man ziemlich viel Energie gewinnen könnte! Nachdenklich beobachtete die Terranerin, wie die Mitglieder der beiden Außenteams das Wrack weiter untersuchten. „Haben Sie jemals diesen Begriff gehört?”, fragte sie den Aldanoiden, der immer noch vor ihr stand und auf weitere Anweisungen wartete. „Nein, diesen Begriff habe ich heute auch zum ersten Mal gehört, Ma’am.”, antwortete der Aldanoide, „Aber vielleicht enthalten die Datenbanken der Concordia darüber ein paar Informationen. Die sind auf den allerneuesten Stand.” Alicia nickte grübelnd. „Ja, das wäre durchaus möglich.”, meinte sie, „Am besten sollte sich an Bord jemand sofort darum kümmern und die Datenbanken danach durchsuchen.” Entschlossen aktivierte sie ihren Kommunikator.

Vorsichtig räumten Tylers Begleiter die Trümmer beiseite, die den Eingang zur Krankenstation des Schiffswracks versperrten. „Ich frage mich, warum man mich überhaupt hierher beordert hat.”, brummte der terranische Arzt mürrisch, als sie gemeinsam die zerstörte Krankenstation betraten und dort einige tote Crewmitglieder erblickten, „Ich bin doch kein Gerichtsmediziner. Meine Aufgabe ist es, Leben zu retten und zu erhalten.” Geisterhaft huschen die Lichtkegel ihrer Taschenlampen durch den Raum. Einer der beiden Begleiter trat an einen Terminal, das noch aussah, als wäre es noch einigermaßen intakt. Mit raschen Handgriffen versuchte der Techniker es zu aktivieren. Als die ersten kleinen Leuchtdioden aufflammten und zu blinken begannen, rief er Doktor Frank Tyler zu sich. Mit schnellen Schritten trat der rothaarige Arzt an das Terminal und warf einen Blick darauf. Deutlich war ein Symbol zu erkennen, was keiner von ihnen jemals zuvor gesehen hatte. Unter dem Symbol stand etwas in der Nangu-Sprache, die keiner von ihnen lesen geschweige denn verstehen konnte. „Dieses Terminal scheint auf Grund des autarken Energie-Versorgungssystems noch ein wenig zu funktionieren, Doc.”, meinte der Techniker mit einen leichten Lächeln, „Vielleicht können Sie hier noch etwas über den medizinischen Standard der Nangu in Erfahrung bringen.” Tyler gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Ich bin Arzt und kein Linguist.”, brummte der terranische Mediziner, „Wenn Sie mir das übersetzen können, kann ich bestimmt einige Informationen aus der medizinischen Datenbank herausholen.” Umgehend machten sich die beiden Techniker ans Werk.

Ein leises Summen erfüllte den kleinen Raum und ein kleines energetisches Kraftfeld teilte den Raum in zwei Hälften, in der Commander Dilāna Tārušin schon seit Tagen gefangen gehalten wurde. Die Rothaarige richtete sich von der kleinen Pritsche auf, als sich hinter dem Kraftfeld eine Gestalt materialisierte. Es war jener Mann, mit dem sie es bis jetzt als einzigen Aldaner zu tun hatte. Der schwarzhaarige Aldaner sah sie mit wachsamen Augen an. Seine Miene war ausdruckslos, als Dilāna an das Kraftfeld trat und ihn ebenfalls ansah, der ihren Blick wortlos erwiderte.

„Sie haben sich ja schon lange nicht mehr hier blicken lassen.”, bemerkte die Erste Offizierin der Concordia, um das Schweigen zu brechen, „Für das, dass ich angeblich Ihre Schwester bin, zeigen Sie ziemlich wenig Interesse. Bis jetzt habe ich noch nicht einmal Ihren Namen.” Der Fremde, der sich bei ihrer ersten Begegnung Dilāna Tārušin gegenüber als ihren Bruder ausgegeben hatte, räusperte sich. „Ich hatte in den letzten Tagen keine Zeit gehabt, um herzukommen, was ich sehr bedaure.”, gestand der Fremde in einem neutralen Tonfall, „Aber bin ich nun mal ein vielbeschäftigter Mann.” Der Aldaner trat einen kleinen Schritt näher ans Kraftfeld und sah die Rothaarige unverwandt an. „Es ist ja sehr schön, dass Sie sehr beschäftigt sind.”, erwiderte Dilāna kühl, „Trotzdem möchte ich jetzt wissen, warum Sie mich hier eigentlich gefangen halten und wie lange Sie mich hier noch festhalten wollen.” Ein freundliches Lächeln umspielte die Lippen des Schwarzhaarigen.

„Das sind ja schon einige Fragen, die Sie mir da stellen, Commander.”, antwortete der Unbekannte, „Fangen wir erst einmal mit meinen Namen an, den ich in der Regel niemanden sage. Normalerweise verwenden wir in unserer Organisation keine Namen und sprechen uns untereinander daher nur mit Dienstgrand und Dienstnummer an.”„Aber Sie haben doch einen Namen, oder?”, unterbrach die Erste Offizierin der Concordia den Fremden. „Irgendwie klingt das für mich nach einer Sicherheitsvorschrift.”, meinte die Rothaarige immer noch kühl, „Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie ein Šakūrist sind.” „Ich muss feststellen, dass meine Schwester sehr scharfsinnig ist.”, schmunzelte der Aldaner, während die Miene der jungen Frau von der Concordia neutral blieb. „Dann liege ich also mit meiner Vermutung richtig.”, konstatierte Dilāna, deren Stimme immer noch kühl war. Der schwarzhaarige Mann betrachtete einen Moment lang die rothaarige Offizierin von der Concordia. „Wenn ich Recht habe, können Sie das ruhig sagen.”, insistierte Tārušin, „Es wäre nicht das erste Mal, dass ich es mit Leuten von der Šakūra zu tun habe.” Der Fremde machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann nickte er. „Okay, es stimmt.”, gestand er mit ruhiger Stimme, „Sie haben Recht. Ich bin ein Šakūrist und Sie sind eine Gefangene der Šakūra.” Ein schwaches triumphales Lächeln umspielte kurz Dilānas Lippen. Ich wusste es!, dachte sie, Wer sollte mich hier in der Aldanischen Allianz sonst gefangen nehmen? „Dann können Sie mir nun auch Ihren Namen verraten.”, hakte die Rothaarige nach, „Oder wollen Sie ihn Ihrer ,Schwester’ gegenüber immer noch geheim halten? Das wäre aber kein guter Anfang, wenn wir tatsächlich Geschwister sein sollten und uns jetzt erst richtig kennen lernen.” Der Aldaner machte erneut ein nachdenkliches Gesicht, doch dann nickte er erneut. 

„Also gut.”, antwortete der Fremde, der seine Hände hinter seinem Rücken zusammen hielt, „Aber, bevor ich Ihnen meinen Namen verrate, stelle ich eine Bedingung, die Sie mir vorher erfüllen müssen.” „Und wie lautet Ihre Bedingung?”, wollte Dilāna wissen. „Duzen Sie mich in Zukunft.”, antwortete der Schwarzhaarige, „Das ist zumindest unter Geschwistern so üblich.” „Einverstanden.”, entschied die Erste Offizierin von der Concordia, die sich immer noch fragte, was sie eigentlich von der ganzen Situation halten sollte, „Unter Geschwistern ist das zwar üblich. Aber zwischen Gefangenen und ihren Wärtern ist das eigentlich nicht der Fall, wenn ich das mal so sagen darf. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass ich nach wie vor Ihren Namen nicht weiß.” „Rokim.”, antwortete der Aldaner mit den schwarzen glänzenden Haaren, „Mein Name ist Rokim.”

Hinweise zum Kapitel:

keine

Neue Freiheit von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

Lomādo runzelte die Stirn, als er systematisch die Datenbanken der Concordia nach dem Begriff Tajkar durchsuchen ließ. Die Informationen, die der kleine dunkelhaarige Mann finden konnte, waren nicht besonders umfangreich. Ich verstehe das nicht!, dachte Nolezoto, als er über die gefunden Einträge nachdachte. Da stimmt doch was nicht!, überlegte er, als er die spärlichen Informationen mehrfach durchlas, Wieso gibt es darüber so wenig Informationsmaterial in unseren Datenbanken?

Nach einer knappen Stunde summte der Kommunikator, als Captain Sundrak an seinem Schreibtisch im Bereitschaftsraum saß. Sofort aktivierte er das Gerät und auf dem Schirm erschien das Gesicht der terranischen Sicherheitschefin der Concordia. „Was haben Sie herausgefunden, Lieutenant Kent?”, erkundigte sich Sundrak mit ausdrucksloser Miene. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir wirklich etwas herausgefunden haben. Fest steht zumindest, dass das Schiff bereits im Elysianischen Imperium angegriffen wurde und durch die Schäden im Bereich des Antriebssystems von seinem ursprünglichen Kurs abwich und hier anschließend auf Balta abstürzte. Ihr ursprüngliches Ziel war der Tānas-Mond Bīlat, wo wir die anderen Nangu vor kurzem fanden.”, berichtete die Terranerin mit ernster Miene, „Im Moment arbeiten die Aldanoiden daran, die beschädigten Computersysteme des Wracks wiederherzustellen, um so an viele Informationen wie nur möglichst zu kommen, die wir anschließend auswerten können.” „Haben Sie schon etwas über die Besatzung herausfinden können?”, wollte Sundrak wissen. „Ja, Sir.”, antwortete Kent, „Die Besatzung an Bord bestand nur aus Nangu, die inzwischen alle tot sind. Wie wir bis jetzt feststellen konnten, haben einige von ihnen den Absturz wie durch ein Wunder überlebt. Sie starben später an Sauerstoffmangel, weil die notdürftig reparierten Lebenserhaltungssysteme nach wenigen Tagen endgültig versagten.”

„Dann sind sie also erstickt.”, konstatierte der Captain der Concordia. „Ja, Sir.”, bestätigte Alicia mit ausdrucksloser Miene, „Ihr Tod war bestimmt alles andere als angenehm.” „Sonst noch etwas, Lieutenant?”, wollte Sundrak wissen, der deutlich die Gedanken der Terranerin auf der Oberfläche des Planeten wahrnahm. „Ja, Sir.”, gestand sie, „Wir haben uns einen kleinen Teil der Aufzeichnungen bereits angesehen. Immer wieder tauchte in den Aufzeichnungen ein Ausdruck auf, den ich selbst noch nie gehört habe. Er lautet Tajkar. Vor einigen Minuten habe ich schon Mr. Nolezoto darum gebeten, die Datenbanken der Concordia danach zu durchsuchen, bis jetzt ohne eine Antwort von ihm zu erhalten.” „Eine ausführliche Antwort über die Tajkar wird Mr. Nolezoto Ihnen nicht geben können, Lieutenant Kent.”, antwortete der hünenhafte Kommandant mit ruhiger Stimme, „Das einzige, was er durch unsere Datenbanken darüber herausfinden wird, ist, dass niemand genau weiß, wer oder was die Tajkar sind. Es gibt nur Gerüchte darüber und die sollte man bekannter weise nur mit Vorsicht betrachten. Die einen behaupten, es wäre eine Lebensform, die nur aus Mineralien, Silikaten und verschiedenen Metallen bestehen würden. Andere behaupten, dass die Tajkar nur ein Mythos aus längst vergangenen Zeiten wären und andere wiederum sind der Auffassung, dass es die Tajkar nie gegeben hat.”

„So ähnlich hat sich einer der Nangu auch ausgedrückt, als er seinen Logbucheintrag machte.”, bekannte Alicia mit nachdenklicher Miene, „Auch er nannte sie einen Mythos. Allerdings geht deutlich aus der Aufzeichnung hervor, dass die Elysianer die Tajkar suchen, um mit ihnen oder aus ihnen sehr viel Energie gewinnen zu können. Momentan sieht es so aus, dass die Elysianer die Tajkar für eine ideale Lösung halten, um den Pytronstrahler mit sehr viel Energie versorgen zu können. Anscheinend haben die tatsächlich vor, den Pytronstrahler als Waffe zu verwenden. Ehrlich gesagt, finde ich den Gedanken als sehr beunruhigend, Sir.” „Da sind Sie nicht alleine, Lieutenant Kent.”, antwortete Sundrak, „Mir gefallen die Pläne, die die Elysianer anscheinend ausgeheckt haben, auch nicht. Aber, solange sie nicht wissen, wo die Tajkar zu finden sind, droht noch keine Gefahr.”

„Lagebericht!”, forderte Sundrak einige Stunden später von seinen Offizieren im Konferenzraum, nachdem alle wieder an Bord der Concordia zurückgekehrt waren. „Unser Lockvogel wird voraussichtlich morgen Abend wieder einsatzbereit sein, Sir.”, antwortete Simdu Kalvan zufrieden, „Ich habe einige Modifikationen an dem alten Mädchen vorgenommen, die ausreichen müssten, um sie in Zukunft schneller fliegen zu lassen als bisher. Die Reparaturen an dem Schiff sind aber bei weitem noch nicht abgeschlossen. Die einzelnen Modifikationen habe ich ausführlich in meinen vorläufigen Bericht erwähnt. Den vollständigen Bericht werde ich Ihnen geben, sobald die Reparaturen abgeschlossen sind, Sir.” Der Blick des Captains der Concordia wanderte weiter und blieb bei der Waffenoffizierin und Sicherheitschefin Alicia Kent hängen, die sofort ihre Stimme erhob.

„Die Aldanoiden haben noch einige Informationen aus den Datenbanken des Schiffswracks herausholen können und sie arbeiten da unten immer noch darum, weitere zu beschaffen.”, erläuterte die Terranerin mit ernster Miene, „Fest steht schon mal, dass nicht alle Nangu tot waren, als das Schiff abstürzte. Eine Tarnungsvorrichtung, die über eine separate Energieversorgung verfügte, verhinderte eine vorzeitige Entdeckung des havarierten Schiffes auf Balta. Das Lebenserhaltungssystem verfügte ebenfalls über ein unabhängiges Energieversorgungssystem, was den Nangu für ein paar Tage das Überleben ermöglichte. Erst als die letzten Energiezellen den Geist aufgaben, fiel die Energie vollständig aus, was als erstes bei dem Lebenserhaltungssystem geschah. Fünf Tage später fiel auch die Tarnvorrichtung aus und das Schiffwrack wurde für alle sichtbar.”

„Und was wissen wir über die Besatzung?”, wollte der hünenhafte Kommandant wissen und sah dabei sowohl Doktor Frank Tyler als auch die aldanische Heilerin Pambāta Tajhōri an. Bevor der Terraner das Wort ergriff, räusperte er mehrmals. „Die gesamte Crew gestand aus Nangu.”, sagte der Arzt von der Erde, „Es gabt nur zwei Individuen an Bord des Wracks, die keine Nangu waren. Sie waren Elysianer. Ihre Leichen fanden wir in einer Arrestzelle. Auch sie waren erstickt.”

„Ich habe einen mentalen Todesscan an sowohl bei den toten Nangu als auch bei den beiden toten Elysianern durchgeführt.”, ergänzte die Heilerin mit ruhiger Stimme, „Die Aufgabe der beiden Elysianer waren eindeutig. Sie sollten den Prototypen holen und anschließend das Schiff der Nangu zerstören, indem sie einen Warpkernbruch herbeiführen sollten. Sie gehörten der Kriegerkaste an.” „Die Nangu selbst waren treue Gefolgsleute von Lundus, der wiederum dem Elysianer Kushuk Tolim Nuy treu ergeben war.”, fuhr Pambāta mit ruhiger Stimme fort, „Die Nangu hatten den Prototypen des Pytronstrahlers an Bord gehabt. Während des Angriffes gelang es einem elysianischen Enterkommando, den Pytronstrahler zu stehlen. Bevor sie aber den befohlenen Warpkernbruch herbeiführen konnten, wurden die beiden Elysianer von den Nangu aufgespürt und festgenommen.”

Schweigen erfüllte den Konferenzraum, nachdem die Heilerin geendet hatte. „Dann waren sie tatsächlich auf dem Weg nach Bīlat, als sie von den Elysianern angegriffen wurden.”, meinte Nolezoto mit nachdenklicher Miene, um die unangenehme Stille zu brechen, „Selbst das Erreichen der Aldanischen Allianz war nicht ausreichend, um ihr Überleben zu sichern. Die Elysianer haben ganze Arbeit geleistet. Die wollen wohl mit allen Mitteln verhindern, dass jemand herausbekommt, was sie im Schilde führen.” Sundrak nickte. „Ja, und die Elysianer griffen das Schiff bereits an, als es sich noch im Elysianischen Imperium befand. Auch wenn wir davon viel früher etwas mitbekommen hätten, hätten wir keine Möglichkeit gehabt, um eingreifen zu können.”, sagte der Captain mit fester Stimme, „Unter diesen Bedingungen hatten die Nangu überhaupt keine Chance.” „Wenn das aber so weitergeht und die Nangu weiter zu uns in die Aldanische Allianz flüchten, steuern wir direkt auf einen neuen Krieg mit den Elysianern zu und das nur, weil die Nangu hier bei uns Schutz suchen.”, bemerkte Counselor Ītaku und sah direkt dem Captain der Concordia an, „Das werden die sich nicht mehr lange gefallen lassen. Garantiert wird die elysianische Regierung offiziell aktiv werden und mit der unsrigen Kontakt aufnehmen, um uns für das Verhalten der Nangu die Schuld zu geben. Mit Sicherheit werden die Elysianer uns dafür verantwortlich machen, um einen neuen Grund zu haben, einen neuen Krieg vom Zaun zu brechen. Vielleicht sollten wir noch mal mit Kushuk Nuy und Lundus sprechen, Sir.” „Ja, das wäre vielleicht eine gute Idee, Counselor.”, antwortete Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Es wird mit Sicherheit nicht mehr lange dauern, bis die elysianische Regierung bei unserer offiziellen Protest legen wird und uns mit entsprechenden Maßnahmen oder gar mit einem neuen Krieg drohen wird. Wir müssen mit allen Mitteln eine Eskalation verhindern. Es reicht schon, dass die Klingonen und die Zadorianer demnächst Demeta angreifen werden und die uns wiederum offiziell um Hilfe bitten werden.” Sundrak machte eine kurze Pause, um seine Worte auf die Anwesenden wirken zu lassen.

„So langsam wird das zu viel, Sir.”, bemerkte Lomādo Nolezoto nachdenklich und blickte sehr ernst in die Runde, „Wir müssen uns irgendetwas einfallen lassen, um der ganzen Situation wieder Herr zu werden.” Der hünenhafte Kommandant sah den Steuermann und Navigator mit einen interessierten Blick an. „Wenn Sie einen guten Vorschlag parat haben, Mr. Nolezoto, dann her damit.”, erwiderte Sundrak leicht frustriert, „Mir selbst gehen so langsam die Ideen aus.”

Der Captain der Concordia stand auf und trat an eines der Fenster des Konferenzraumes. Sundrak fühlte die Blicke der Anwesenden, die ihm folgten. Nachdenklich sah er in die kalte Schwärze des Alls hinaus. Zahllose Sterne funkelten wie Diamanten auf schwarzen Samt. Čandāra Tergul, Commander der Harūna-Station, die ebenfalls an der Beratung an Bord der Concordia teilnahm, stand ebenfalls auf und trat zu dem hünenhaften Kommandanten ans Fenster.

„Es muss doch irgendeine Lösung geben.”, meinte die dunkelhaarige junge Frau leise zu Sundrak, der mit nachdenklicher Miene weiterhin hinaussah. Der Captain der Concordia wandte sich zu ihr um und sah sie an. „Bestimmt gibt es eine Lösung.”, antwortete er mit ruhiger Stimme, „Aber die muss erst einmal gefunden werden.” „Leider kenne ich nicht alle Fakten, um Ihnen und Ihrer Crew richtig helfen zu können.”, gestand Tergul, „Aber wenn mich jemand mal in die gesamte Problematik einweihen würde, könnte ich vielleicht mithelfen, eine geeignete Lösung zu finden.” Fragend sah Sundrak die junge Aldanerin an. „Zum Beispiel weiß ich nicht, wer die Demetaner sind und was die mit den Klingonen und Zadorianern zu schaffen haben. Ich habe bis jetzt nur sehr wenig von ihnen gehört.”, fuhr Čandāra fort, „Noch weniger weiß ich etwas über die Nangu, von denen Sie und Ihre Leute die ganze Zeit über sprechen.” „Wissen Sie, Commander Tergul.”, erwiderte der Captain der Concordia mit ausdruckslosem Gesicht, „Ich würde Sie liebend gerne in die gesamte Problematik, mit der wir es hier zu tun haben, einweihen, wenn ich das mal dürfte.” Fragend sah sie Sundrak an. „Ich verstehe das nicht, Captain.”, gestand die junge Frau, „Im Grunde genommen sollten Sie mich schon darüber informieren. Immerhin kann ich erst meine Crew den Befehl erteilen, mit den Vorbereitungen zur Aldaniaforming von Balta fortsetzen, wenn ich weiß, was es mit dem Schiffswrack und den Tajkar auf sich hat.” Der Captain der Concordia sah wieder aus dem Fenster hinaus und seufzte leise. Nach dem er kurz über Terguls Worte nachgedacht hatte, fasste er einen Entschluss. „Sie haben Recht, Commander Tergul.”, sagte Sundrak, als er wieder an den Tisch zurückkehrte und dort Platz nahm, „Wir werden Sie nun in die gesamte Geschichte einweihen, damit Sie verstehen, mit welchen Problemen wir es zu tun haben.” Noch während Čandāra ebenfalls wieder am Tisch Platz nahm, begannen Captain Sundrak und seine Brückenoffiziere die junge dunkelhaarige Frau auf den neuesten Stand zu bringen, die aufmerksam zuhörte.

Inzwischen waren mehrere Stunden vergangen. Der dunkelhaarige Aldaner hatte seine Gefangene für einige Zeit wieder allein lassen müssen, nachdem er unerwartet auf die Brücke gerufen wurde. Erst nach einiger Zeit kehrte er zu Tārušin zurück, um sich weiter mit der Ersten Offizierin der Concordia zu unterhalten. Inzwischen hatten Dilāna und Rokim am Tisch Platz genommen und sahen sich aneinander wortlos und nachdenklich an, nachdem der Šakūrist sich mit der Rothaarigen sehr lange unterhalten hatte. Mittlerweile hatte Dilāna angefangen, ihre Meinung über Rokim zu ändern, nachdem sie einiges über ihn erfahren hatte. Natürlich wusste sie nicht, ob er ihr gegenüber die Wahrheit sagte oder nicht. Erst der telepathische Kontakt, den Rokim ihr angeboten hatte, erfuhr sie, dass er die Wahrheit sagte. Erschreckend fand sie jedoch, wie viel die Šakūra über sie wusste. „Ich verstehe nicht, warum du dich ausgerechnet der Šakūra angeschlossen hast und nicht zur aldanischen Flotte gingst.”, wollte die Erste Offizierin der Concordia wissen und sah Rokim fragend an.

„Das ist eine Frage der Einstellung.”, antwortete der Aldaner mit ausdrucksloser Miene, „Ausschlaggebend für meinen Entschluss, ein Mitglied der Šakūra zu werden, war mein Adoptivvater.” „Wieso?”, wollte Dilāna wissen, „Was hat er denn gemacht, um dich daran zu hindern, zur Flotte zu gehen?” „Die Antwort ist ganz einfach.”, erklärte Rokim, „Als ich herausfand, dass ich nicht sein eigener Sohn war und deshalb wissen wollte, wer meine leiblichen Eltern waren, sagte er nur, dass niemand mehr von ihnen am Leben wären.” Der dunkelhaarige Aldaner machte eine kurze Pause, bevor er weitererzählte. „Ich weiß nicht woher, aber ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass er mir nicht die Wahrheit sagte, was meine wahre Herkunft betraf.”, fuhr Rokim fort, „Ich sagte ihm, dass ich an seinen Worten zweifelte, was ihn aber nicht dazu bewegen konnte, mir doch noch die Wahrheit zu sagen. Seit diesem Tage stritten wir uns nur noch, sobald es um die Frage meiner familiären Wurzeln ging, und es dauerte nicht mehr lange, bis wir endgültig nicht mehr miteinander redeten. Deshalb beschloss ich nach ein paar Tagen, selbst die Wahrheit herauszufinden und als er dahinterkam, wurde er total wütend. Du musst wissen, dass ich mich kurz vorher noch bei der Flottenakademie beworben hatte. Er wusste ganz genau, dass ich die Gelegenheit nutzen würde, solange ich in der Flotte meinen Dienst verrichte, werde ich versuchen, die Wahrheit herauszubekommen. Er sorgte dafür, dass ich von der Flottenakademie abgelehnt wurde.” „Bist du dir sicher, dass dein Adoptivvater für die Entscheidung verantwortlich war?”, fragte die Rothaarige zweifelnd, „Wie hat er das gemacht? Eigentlich kann doch niemand die Entscheidung der Kommission beeinflussen. Mit Sicherheit hatte er doch nicht die Macht dazu gehabt.” Rokim lachte bitter auf. „Oh doch, die hatte er!”, antwortete der Aldaner verbittert, „Die hatte er allemal und die machte er sich auch zu Nutze, wenn es ihm gerade in dem Kram passte. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute er damit ausgeschaltet hat, die etwas vorhatten, was ihm nicht gefiel. Jedenfalls hatte er keine Skrupel gehabt, mich daran zu hindern, in der Flottenakademie aufgenommen zu werden.” „Wie denn das?”, wollte Dilāna wissen, „Dann muss er schon sehr viel Einfluss haben.” „Und den hat er auch.”, entgegnete Rokim düster, als die Rothaarige ihn fragend ansah, „Mein Adoptivvater ist niemand geringerer als Admiral Tumbraš Deneškim.”

Commander Tergul sah die Anwesenden nacheinander an, nachdem Nolezoto mit seinem Bericht geendet hatte. Zuletzt blieb ihr Blick bei Sundrak hängen, der ihn gelassen erwiderte. „Für mich klingt das so, als würde jemand versuchen, die gesamte Galaxis in ein einziges Chaos zu stürzen.”, gestand Čandāra nachdenklich, „Jedenfalls hört sich das Ganze so an, als ob jemand wollte, dass wir uns alle bekriegen. Zumindest habe ich den Eindruck.” Der hünenhafte Kommandant nickte. „Ja, der Gedanke ist uns auch schon gekommen.”, antwortete er mit ausdrucksloser Miene, „Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, das würde zutreffen, dann müssen wir uns doch fragen, was derjenige beziehungsweise diejenigen davon hätten, dieses Chaos anzurichten.” „Zumindest würde es einen Sinn ergeben, wenn man mal daran denkt, dass es jede Menge Lebensformen da draußen existieren, die sehr mächtig sind und es durchaus erreichen könnten, alle bekannten warpfähigen Völker in unserer Galaxis in einen totalen Krieg zu stürzen.”, warf Counselor Ītaku ein, „Das würde jedenfalls die starke Präsenz bei den gescheiterten Verhandlungen erklären, die wir bei der zadorianischen Prätora Lugāna Tajraš wahrgenommen hatten.”

„Ja, aber es gibt auch Lebensformen, die sich nur von negativen Emotionen ernähren.”, gab Doktor Frank Tyler zu Bedenken, „So eine Lebensform hatte sich auf der Enterprise 1701 an Bord geschlichen, nachdem es Captain James T. Kirk und seine Crew mit einer List nach Beta XII-A gelockt hatte, in dem es vorgetäuschte, Klingonen würden dort eine Föderationskolonie angreifen und vernichten. Mit einem ähnlichen Trick lockte es auch die Klingonen an. Als die Enterprise auf das schwer angeschlagene Raumschiff der Klingonen traf und ihre beiden Außenteams auf der Oberfläche des Planeten aufeinandertrafen, war für Commander Kang klar, dass nur die die Enterprise das Schiff der Klingonen angegriffen hatte. Im Gegenzug warfen Kirk und seine Crew den Klingonen die Zerstörung der Kolonie auf Beta XII-A vor. Kang gelangt es durch Folter, Kirk dem Anschein nach dazu zu bewegen, die Enterprise an die Klingonen zu übergeben. Dabei überlistete er mit der Hilfe einer List von Commander Spock die Klingonen, indem Spock die Außenteams nacheinander auf die Enterprise beamen und die Klingonen sofort entwaffnen ließ.”

„Dieses Wesen besaß so viel Macht, dass es sogar alle Waffen verändern konnte und es war dazu auch noch in der Lage, alle tödliche Wunden sofort zu heilen, die sich die Kämpfenden aneinander zufügten. Obendrein sorgte es auch noch dafür, die die Enterprise auf dem besten Wege war, die Galaxis zu verlassen. Es dauerte eine Zeit, bis sie alle begriffen, wer sie alle eigentlich manipulierte.”, ergänzte Alicia Kent, „Erst dann konnte Captain Kirk Commander Kang davon überzeugen, die Kampfhandlungen an Bord der Enterprise einzustellen.”

„Und es gibt solche Wesen wie zum Beispiel die Q, über die auch schon einiges innerhalb der Sternenflotte der Föderation berichtet wurden.”, fügte Doktor Tyler hinzu, „Immerhin hatte eines dieser Wesen des Öfteren die Enteprise 1701 D, die Voyager, als die sich noch im Delta-Quadranten befand, und auch schon Deep Space Nine aufgesucht und dort für reichlich Furore gesorgt. Weder Captain Picard, noch Captain Sisko und auch Captain Janeway waren von Q’s auftauchen sonderlich begeistert. Das ging ganz deutlich aus ihren Berichten hervor.”

Sundrak sah die beiden terranischen Offiziere nacheinander mit ausdruckloser Miene an. „Ich glaube nicht, dass Q oder dieses andere Wesen, von dem Sie eben berichtet haben, für die jüngsten Vorfälle in unserer Galaxis verantwortlich ist.”, erwiderte der Captain der Concordia, „Es sieht zwar im Moment danach aus, es würde eine höher entwickelte Intelligenz hinter alledem stecken, aber wir wissen es im Augenblick noch nicht. Vielleicht handelt es sich hier auch nur um eine zufällige Verkettung der Ereignisse.” „Aber merkwürdig ist es schon, dass in fast allen betroffenen Regionen unserer Galaxis die Völker sich am Rande eines interstellaren Krieges befinden.”, gab Counselor Ītaku zu Bedenken, „Und das ist etwas, was wir auf alle Fälle ernst sollten.” „Das tun wir auch, Counselor.”, antwortete Sundrak gelassen, „Trotzdem müssen wir erst mal klären, was es mit dem Schiffswrack da unten auf Balta wirklich auf sich hat. Danach können wir uns den restlichen Problemen widmen.”

Admiral Kononga machte in der Zwischenzeit ein sehr grimmiges Gesicht, als sie den Konferenzraum im Hauptquartier des aldanischen Flottenoberkommandos betrat. Mit raschen Schritten eilte sie zu dem großen Tisch, an dem schon weitere Admiräle saßen, die ebenfalls sehr ernst dreinschauten. Als sie Platz nahm, öffneten sich die Türen erneut und Präsident Donhāruš betrat den Raum. Ein leises Murmeln erfüllte den Raum, als dem Präsidenten auch noch der Verteidigungsminister und der Außenminister folgten. Das leise Murmeln erstarb sofort, als Donhāruš und die beiden Minister mit sehr ernsten Mienen am oberen Ende des Konferenztisches Platz nahmen. Bevor der mächtigste Mann der Aldanische Allianz seine Stimme erhob, sah er mit sehr ernster Miene die Anwesenden nacheinander an.

„Vor wenigen Minuten habe ich einige Nachrichten erhalten, die sehr besorgniserregend sind, meine Damen und Herren.”, begann er ohne Umschweife, „Admiral Dexter hat uns eine kurze Transmission gesandt, in der er uns mitteilte, dass es auf Megara III und auf einigen ihrer Kolonialwelten, die eigentlich zur Föderation gehören, eine offene Rebellion ausgebrochen ist und die Föderation um Hilfe gebeten wurde. Das große Problem ist nur, dass die Rebellion sich nicht gegen die Föderation richtet, sondern gegen ihre Besatzer.” „Von wem wird denn Megara III und ihre Kolonialwelten besetzt?”, erkundigte sich Admiral Belbi. „Sie werden neben zahlreichen anderen Welten der Föderation immer noch von den Breen besetzt.”, antwortete Außenminister Hardin. „Das gibt’s doch gar nicht! Wie ist das denn möglich?”, meinte Admiral Deneškim etwas irritiert, „Ich dachte, dass das Dominion und alle seine Verbündeten laut Friedensvertrag ihre Truppen zurückgezogen haben.” „Das haben sie auch.”, erwiderte der Präsident mit ernster Miene, „Nur die Breen nicht. Sie beanspruchen die eroberten Welten für sich.” „Und was hat die Aldanische Allianz mit der Sache zu tun?”, fragte Belbi verständnislos. „Inzwischen eine ganze Menge, Admiral.”, antwortete der Verteidigungsminister der Aldanischen Allianz mahnend, „Wir sind mit der Föderation verbündet und wenn die Föderation angegriffen wird, müssen wir unserem Bündnispartner entsprechend der bestehenden Verträge beistehen.” „Was ist mit der Sternenflotte der Föderation?”, erkundigte sich Admiral Kononga, „Ist sie nicht dazu in der Lage, die Situation selbst zu klären?” „Leider nein, Admiral Kononga.”, antwortete Donhāruš, „Die Sternenflotte verfügt bei weitem noch nicht wieder über ihre alte Stärke, die für die Bewältigung dieser Krise erforderlich wäre.”

„Ist die Lage schon so ernst, dass die Föderation einen Krieg mit den Breen befürchten muss?”, wollte Admiral Belbi wissen. Hardin warf einen vielsagenden Blick Donhāruš zu, der sofort seine Stimme erhob. „Das wissen wir noch nicht.”, antwortete der Präsident mit einer Stimme, in der deutlich Sorge mit schwang, „Laut den Aussagen von Admiral Dexter deutet alles daraufhin, dass die Krise mit dem Breen aller Wahrscheinlichkeit nach nur noch auf militärischen Wege gelöst werden kann. Fest steht, dass die Föderation unsere Unterstützung braucht, um mit der Krise fertig zu werden, die sich bereits auf mehreren anderen Föderationswelten, die ebenfalls von den Breen besetzt gehalten werden, ausgeweitet hat. Sobald die Breen ihre Waffen sprechen lassen, muss die Föderation entsprechend handeln, was sie in dem Maße nicht kann, wie sie eigentlich müsste.” „Und weil die Sternenflotte es alleine gegen die Breen nicht aufnehmen kann, brauchen sie unsere militärische Unterstützung.”, schlussfolgerte Kononga mit ausdrucksloser Miene. „So ist es.”, bestätigte der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz. „Deshalb gilt weiterhin erhöhte Alarmbereitschaft für unsere eigene Flotte.”, ergänzte Verteidigungsminister Hardin mit grimmiger Miene, „So lange diese Krise nicht überwunden wurde, ist jeglicher Urlaub gestrichen.” „Was hat denn diese Krise in der Föderation ausgelöst?”, wollte Admiral Belbi wissen. „Die Antwort ist ganz einfach, Admiral Belbi.”, antwortete Admiral Deneškim mit ernster Miene, „Jeder weiß, wenn die Breen im Krieg andere Welten erobert haben, vertreiben sie sofort die Bewohner von ihren Heimatwelten. Sobald das passiert ist, leiten sie eine Art Aldaniaforming ein, die diese Welten soweit umgestalten, dass die Umweltbedingungen für die bisherigen Bewohner lebensfeindlich werden und nur noch die Breen selbst auf ihnen leben können. Auf diese Weise annektieren sie sozusagen diese neueroberten Welten.” „Und genau das haben die Megaraner auf ihrer Heimatwelt und ihren Kolonien begriffen und leisten seitdem gegen ihre Besatzer erbitterten Widerstand.”, konstatierte Admiral Kononga. „Ja, genau so ist es.”, bestätigte Donhāruš, „Die USS Melbourne befindet sich zwar zurzeit in der Umlaufbahn von Megara III. Aber Captain Hamilton hat große Zweifel, dass die Föderation diese Krise noch ohne Waffengewalt beenden kann.” „Aber wenn es zu einem militärischen Konflikt zwischen dem Reich der Breen und der Föderation kommt und wir der Föderation beistehen müssen, liefern wir dem Elysianischen Imperium, das, wenn ich korrekt informiert bin, mit dem Reich der Breen verbündet ist, genau den Grund für einen Krieg, den sie bräuchten, um uns anzugreifen.”, gab Kononga zu Bedenken, „Ich fürchte, jetzt haben wir endgültig ein Problem.” „Sie sagen es, Admiral Kononga.”, antwortete der Präsident mit ernster Miene, „Und unsere wichtigste Aufgabe ist es nun, einen Weg zu finden, um die ganz große Katastrophe zu verhindern.”

„Captain, ich möchte mir das Schiffswrack der Nangu ansehen.”, gestand Simdu Kalvan, der Chefingenieur der Concordia und sah den hünenhaften Kommandanten an, „Vielleicht haben wir auch etwas übersehen, was uns Antworten auf einige unserer Fragen liefern kann.” Sundrak nickte nachdenklich. „Vielleicht haben Sie Recht und wir sollten uns dort noch einmal umsehen, zumal noch ein Aldanoiden-Außenteam von uns da unten ist.”, antwortete der Captain der Concordia, „Auch ich möchte mir das Wrack mal aus der Nähe ansehen.”

Eine knappe Stunde später ließen sich Captain Sundrak und der Chefingenieur auf die Oberfläche des Planeten beamen. Begleitet wurden sie von der terranischen Sicherheitschefin Alicia Kent und von dem aldanischen Navigator und Steuermann Lomādo Nolezoto sowie weiteren Sicherheitskräften. Interessiert ließ Sundrak seinen Blick über die Ebene schweifen. Der Wind hatte inzwischen wieder abgenommen. Deutlich waren die Fußspuren der anderen Außenteams im Sand zu erkennen, die direkt zum Wrack führten. Nachdem Alicia die nähere Umgebung mit ihrem Tricorder gescannt hatte, gab sie den anderen ein Zeichen, dass alles in Ordnung sei und sie gefahrlos zum Schiffswrack gehen konnten. Wenig später setzten sich die Gestalten in Bewegung.

Sundrak und Chefingenieur Kalvan umrundeten zuerst das Wrack, bevor sie es betraten. „Wo möchten Sie zuerst hin, Captain?”, erkundigte sich die terranische Sicherheitschefin, nachdem ihr Vorgesetzter das Raumschiff betreten hatte. „Als erstes suchen wir die Brücke auf.”, entschied Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Danach sehen wir uns den Rest, was von dem Schiff noch übrig ist, an.” Alicia nickte kurz und setzte sich in Bewegung. Wortlos folgte ihr das restliche Außenteam, wobei der hünenhafte Kommandant und auch der Chefingenieur der Concordia sich interessiert umsahen. Vorsichtig hatte Nolezoto eine kleine Stange aufgehoben, die im Lichtschein der Taschenlampen silbern glitzerte. Als er das Trümmerstück genauer ansah, erkannte er an den jeweiligen Enden mehrere Kabel, die zerfasert aus der Stange ragten. Nachdenklich wog er die Stange in seiner Hand, bevor er sie wenig später an die Seite des Ganges ablegte und seinem Außenteam folgte, das in der Zwischenzeit seinen Weg fortsetzte und dabei schon fast außer Sichtweite geriet. Einen kurzen Moment später hatte Lomādo Nolezoto die anderen wieder eingeholt.

„Allmächtiger!”, meinte Simdu, als sie gemeinsam die zerstörte Brücke betraten. Die anwesenden Aldanoiden blickten von ihren Stationen auf, an denen sie gerade arbeiteten. Pflichtgemäß salutierten sie, als sie Captain Sundrak erkannten. Unverzüglich verlangte der Captain der Concordia von den Aldanoiden einen Lagebericht, den die Aldanoiden Sundrak sofort in Form von mehreren Datenkristallen gaben. „Das ist alles, was wir an Informationen herausfinden konnten.”, erläuterte einer der Aldanoide, als dieser dem hünenhaften Kommandanten die Kristalle aushändigte, „Die meisten Datenbänke sind nicht mehr rekonstruierbar. Wir könnten keines der Systeme wieder richtig in Betrieb setzen und unsere Spezialprogramme waren nicht in der Lage, die beschädigten Datenbänke zu rekonstruieren. Alle Informationen, die wir hier zusammengetragen haben, befinden sich auf diesen Datenkristallen.” Simdu und Lomādo sahen interessiert auf die Kristalle, die in Sundrak großer Hand lagen, währenddessen der Aldanoide mit seinem verbalen Bericht abschloss.

„Das ist ja nicht gerade viel, was wir bisher herausgefunden haben, Sir.”, bemerkte Nolezoto seufzend, als Sundrak die Datenkristalle in seinen Gürtel verstaute. Der hünenhafte Kommandant nickte wortlos. „Dann sollten wir uns zumindest noch in dem Maschinenraum umsehen, bevor wir wieder gehen.”, entschied Sundrak und setzte sich in Bewegung. Sofort folgte ihm das gesamte Außenteam.

„Oh Mann, hier sieht es genauso katastrophal aus wie auf der Brücke.”, meinte Kalvan, als sie gemeinsam den Maschinenraum betraten. Auch hier hielten sich noch ein paar Aldanoiden auf, die gerade dabei waren, ihre Ausrüstung zusammenzupacken. Sie blickten auf, als sie die Schritte der Aldaner und Terraner hörten. Sobald das Außenteam in Sichtweite kam, salutierten sie pflichtgemäß.

„Glauben Sie, dass Sie hier noch irgendetwas finden werden, was für Sie noch von Nutzen sein könnte, Chief Kalvan?”, fragte Nolezoto den Chefingenieur, der sich neugierig umsah. Simdu ließ seinen Blick durch den schwach erhellten Raum gleiten. „Das weiß ich noch nicht, Mr. Nolezoto.”, antwortete Simdu nachdenklich, „Da das meiste hier bereits durch den Absturz zerstört wurde, habe ich Zweifel, überhaupt etwas Interessantes zu finden.” „So, wie das hier aussieht, müssen wir davon ausgehen, die die Crewmitglieder, die den Absturz überlebt hatten, vieles ausgebaut haben, um damit die wichtigsten Systeme zusammenzuflicken, die sie brauchten, um hier für eine Zeitlang überleben zu können.”, bemerkte der Chefingenieur mit nachdenklicher Miene, „Die haben wahrscheinlich alles ausgebaut, was noch einigermaßen funktionstüchtig aussah.” Simdu seufzte leise. „Ich denke, dass wir alles bereits wissen, was wir hier in Erfahrung bringen konnten.”, meinte Sundrak, als er mühelos eine mittelschwere Metallplatte anhob und einen kurzen Blick darunter warf, „Zumal viele Bereiche vollkommen ausgebrannt sind.” Vorsichtig ließ der Captain der Concordia die Platte, die zur Außenverschalung einer Wand im Maschinenraum des Schiffswracks gehörte, wieder sinken, bis sie ihm aus der Hand glitt und laut scheppernd auf den Boden fiel.

„Was machen wir denn jetzt, Sir?”, fragte Alicia Kent und sah dabei ihren vorgesetzten Offizier fragend an, der gelassen ihren Blick erwiderte. „Wir kehren wieder auf die Concordia zurück.”, entschied Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „So, wie die Dinge im Moment stehen, haben wir alle Informationen bekommen, die wir aus dem Schiffswrack bekommen konnten. An Bord müssen nur noch die restlichen Daten ausgewertet werden. Danach sehen wir weiter.”

Nachdenklich saß Dilāna allein an dem kleinen Tisch. Rokim wurde, kurz nachdem er Tārušin die Identität seines Adoptivvaters verraten hatte, wieder auf die Brücke zurückgerufen. Sie wusste nicht, was sie von alledem, was sie von und auch über Rokim erfahren hatte, halten sollte. Es fiel ihr immer noch schwer zu glauben, dass der Šakūrist ihr die volle Wahrheit gesagt haben könnte. Die Zweifel in ihr waren geblieben und nagten weiterhin an ihr. Merken Sie sich eines, Kadetten, unterschätzen Sie niemals die Šakūra, wenn Sie es mit ihren Mitgliedern zu tun bekommen!, hörte sie die mahnende Stimme ihres Ausbilders in ihrem Kopf, Man muss sich genau überlegen, welche Aussagen der Šakūristen der Wahrheit entsprechen und welche nicht! Doch die allerletzte Bemerkung des Ausbilders hallte in ihrem Kopf besonders deutlich nach. Egal, zu welchen Erkenntnissen Sie während Ihrer Einsätze auch gelangen werden, wenn Sie es mit der Šakūra zu tun haben!, hörte sie weiter die warnende Stimme des Mannes in ihrem Kopf, Sie werden diese Erkenntnisse mit niemand teilen können, denn die Šakūra pflegt in der Regel unerwünschte Mitwisser zu liquidieren! Die Erste Offizierin der Concordia fröstelte, als sie an diese Worte dachte.

„Statusbericht!”, forderte Captain Sundrak, als er die Brücke der Concordia betrat. Sofort erhob sich Counselor Ītaku aus dem Kommandosessel und wandte sich direkt zu ihren vorgesetzten Offizier um. Bevor sie jedoch Sundrak den bewünschten Lagebericht geben konnte, wurde sie bereits von der Kommoffizierin unterbrochen.

„Wir erhalten gerade eine Mitteilung vom Flottenoberkommando.”, teilte Lieutenant Darāna Bilaodānu mit. „Auf den Schirm.”, befahl Sundrak und nahm auf dem Kommandosessel Platz. Alle sahen auf den großen Schirm, auf dem man einen Teil des Planeten sehen konnte. Wenig später erschien das Gesicht des aldanischen Verteidigungsministers auf dem Monitor, der sehr finster dreinschaute. Neben dem Minister erkannten Sundrak und seine Offiziere, jene Admiräle, die neben dem Grauhaarigen standen. Die Mienen von Belbi, Deneškim und Kononga waren ebenso düster wie die des Verteidigungsministers, der bereits seine Stimme erhob.

Dilāna blickte auf, als sich wieder jemand in ihre Zelle beamte. Rasch nahm die schimmernde Säule eine humanoide Gestalt an. Rokim blickte die Erste Offizierin der Concordia mit sehr ernster Miene an. Sofort wusste Tārušin, dass etwas nicht stimmte. Das erkannte sie am Blick des Šakūristen. Fragend sah die Rothaarige den dunkelhaarigen Aldaner an.

„Du hast mich gefragt, wie lange die Šakūra dich gefangen halten wird.”, begann er und sah dabei der Ersten Offizierin der Concordia direkt in die Augen, „Die Entscheidung liegt bei dir. Wenn du dich uns anschließt und bei mir auf dem Schiff bleibst, wirst du sofort freigelassen.” „Was?”, entfuhr es Dilāna, die es nicht fassen konnte, was Rokim gerade zu ihr gesagt hatte. „Schließ dich uns an und du bist ab sofort keine Gefangene mehr.”, antwortete der Mann mit sehr ernster Miene. Total verdattert blickte die Rothaarige Rokim an, der wortlos ihren Blick erwiderte. „Aber das geht doch nicht.”, erwiderte die Erste Offizierin der Concordia mit fester Stimme, „Ich bin Offizierin der aldanischen Raumflotte und habe einen Eid geschworen, an dem ich gebunden bin.” Rokim nickte. „Ich verstehe.”, entgegnete der Šakūrist, aus dessen Stimme Tārušin deutlich die Enttäuschung des Dunkelhaarigen heraushören konnte, „Ich bedaure, dass du dich so entschieden hast. Du hast eine gute Einstellung, was dein Verständnis für Treue und Pflichterfüllung betrifft. Trotzdem habe ich gehofft, dass du dich für uns entscheiden würdest. Die Šakūra hätte dich und deine Fähigkeiten gut gebrauchen können und du hättest es bei uns sehr weit bringen können.” Rokim seufzte schwer, als er dabei an seinen Gürtel griff und eine Waffe zog. „Es wäre schön gewesen, wenn du dich mir und der Šakūra angeschlossen hättest.”, fuhr der dunkelhaarige Aldaner fort und richtete dabei seine schussbereite Waffe auf die Erste Offizierin, „Somit habe ich leider keine andere Wahl mehr, als dich zu töten.” Bevor Dilāna Tārušin noch etwas erwidern konnte, betätigte der Šakūrist den Auslöser seiner Waffe und ein grüner Lichtblitz traf der Ersten Offizierin der Concordia in die Brust.

Inzwischen saß Sundrak nachdenklich wieder im Bereitschaftsraum hinter seinem Schreibtisch und las er an einem kleinen Schirm die spärlichen Informationen durch, die in den Datenbanken der Concordia über die Tajkar zu finden waren. Nachdem er zu Ende gelesen hatte, lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Seufzend rieb sich der Captain der Concordia die Schläfen, um jenen leichten Kopfschmerz wieder zu vertreiben, der sich seiner seit wenigen Minuten bereits bemächtigt hatte. Das ist ja nicht gerade viel, was wir über die Tajkar wissen!, dachte er, Ich frage mich nur, warum die Nangu angefangen haben, nach den Tajkar zu suchen! Der hünenhafte Kommandant stand auf trat ans Fenster. Nachdenklich blickte er in die Ferne hinaus. Das Summen des Interkoms riss Sundrak aus seine Gedanken. Sofort setzte er sich wieder an den Schreibtisch und aktivierte es. Sofort erschien Kalvans Gesicht auf dem Schirm.

„Wir haben inzwischen alle Datenfragmente, die wir aus den Datenbanken des Schiffswracks haben, rekonstruieren können, Sir.”, teilte Simdu seinem Vorgesetzten mit ernster Miene mit, „Wir können jetzt zu jeder Zeit mit der Auswertung der Daten beginnen.” „Dann werden wir damit sofort anfangen, Chief Kalvan.”, entschied Sundrak zufrieden, „Sorgen Sie dafür, dass die Daten für uns im Besprechungsraum zugänglich sind und kommen Sie umgehend dorthin.” „Aye, Aye, Sir!”, antwortete Simdu mit ernster Miene, „Ich werde alles Nötige dazu veranlassen und in Kürze da sein, Captain.”

Etwas später saß Captain Sundrak mit seinen Offizieren zusammen im Konferenzraum. Erwartungsvoll sahen alle Sundrak an, der sofort das Wort ergriff. „Chief Kalvan und seinen Technikern ist es inzwischen gelungen, das Meiste der beschädigten Daten aus dem Schiffswrack wiederherzustellen.”, begann er und sah kurz einmal zum Chefingenieur der Concordia hinüber, „Sie können jetzt die Daten auf den Schirm rufen.” Sofort führte er den Befehl seines Vorgesetzten aus.

Aufmerksam blickten alle Anwesenden auf den großen Schirm des Konferenzraumes, als das Dateiverzeichnis mit den gewünschten Daten erschien. „Die meisten Daten sind audio-visuelle Aufzeichnungen.”, erläuterte Simdu im sachlichen Tonfall, „Viele davon sind Logbucheinträge der Nangu. Das, was wir bei der Rettung der Daten erfahren konnten, war schon sehr interessant und aufschlussreich. Zumindest geht unter anderem aus den Daten hervor, woher die Nangu kamen und wohin sie wollten.” „Die wollten wahrscheinlich zum Tānas-Mond Bīlat im Golādu-System, wo Kushuk Tolim Nuy zusammen mit seinen Gefährten Lundus und den anderen Nangu-Flüchtlingen auf sie wartete.”, vermutete Pambāta Tajhōri mit ernster Miene. „In der Tat, Heilerin.”, bestätigte Simdu, „Genau das geht aus einigen ihrer Logbucheinträge hervor.” „Am besten sehen wir uns diese Einträge mal an.”, entschied Sundrak, „Danach werden mehr wissen und uns ein besseres Bild von der ganzen Sache machen können.” Kurz darauf wies der Chefingenieur der Concordia den Computer an, die Aufzeichnungen zu starten.

Inzwischen kam Dilāna Tārušin wieder zu sich. In ihrem Kopf hämmerte ein wahnsinniger Schmerz und sie zitterte vor Kälte. Wieso lebe ich noch?, fragte sie sich verwirrt, Warum hat Rokim mich nicht umgebracht? Unwillkürlich umspielte ein schwaches Lächeln ihre Lippen, als sie die Eiseskälte spürte, die sie umgab. Ich lebe noch!, stellte sie fest und zitterte dabei vor Kälte, Warum auch immer, er hat mich nicht umgebracht! Vorsichtig öffnete die Rothaarige ihre Augen und versuchte nun, sich in dem Raum umzusehen, in dem sie sich gerade befand. Es brannte kein Licht und es war auch kein einziges Geräusch zu hören. Zusätzlich roch die Luft muffig und abgestanden. Sie wusste sofort, dass sie sich nicht mehr in jenem Raum befand, in dem sie von der Šakūra gefangen halten wurde. Wo bin ich hier?, fragte sie sich erneut, Wo hat Rokim mich hinbringen lassen? „Computer, Licht!”, befahl die Rothaarige energisch, doch nichts geschah. Es blieb dunkel. Die Erste Offizierin der Concordia stand seufzend auf. Sofort wurde der Schmerz in ihrem Kopf heftiger. Sie fluchte herzhaft und begann mit ihren Fingern die Schläfen zu massieren, um den Schmerz zu bekämpfen. Dilāna seufzte erleichtert, als der Schmerz ein wenig nachließ. Commander Tārušin griff entschlossen an ihren Gürtel und stutzte. Erstaunt stellte Dilāna fest, das ihre gesamte Standardausrüstung an ihrem Gürtel befestigt war. Als sie sogar ihren Phaser ertastete, wurde der Rothaarigen klar, dass sie sich definitiv nicht mehr auf Rokims Schiff befand. Rokim hatte sie an einen anderen Ort bringen lassen. Anscheinend hatte er nicht vorgehabt, mich zu töten!, dachte Commander Tārušin erleichtert, Stattdessen ging er ein enormes Risiko ein, indem er mich woanders hinbringen ließ! Jetzt wusste Dilāna, dass Rokim sie definitiv freigelassen hatte. Aber warum er sie freiließ, konnte sich die Rothaarige nicht erklären. Je länger sie darüber nachdachte, umso verwirrender empfand sie das untypische Verhalten des Šakūristen.

 

Hinweise zum Kapitel:

keine

In den Händen der Nangu von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

Rasch nahm sie entschlossen eine kleine Taschenlampe, die ebenfalls zur Standardausrüstung der aldanischen Flotte gehörte, von ihrem Gürtel und schaltete sie ein. Sofort drängte der helle Lichtschein die Dunkelheit, in der die Rothaarige nicht einmal ihre eigene Hand vor ihren Augen erkennen konnte, zurück und gab ein wenig von jenem Raum preis, in dem sie sich unfreiwillig aufhielt. Langsam glitt der Lichtkegel durch den leeren Raum, der nicht sehr groß war. Als sie eine Tür entdeckte, ging sie sofort auf diese zu und blieb direkt vor ihr stehen. Sie blieb verschlossen. Sofort begann die Rothaarige nach der Bedieneinheit zu suchen. Als diese im Lichtschein ihrer Taschenlampe auftauchte, öffnete Dilāna eine kleine Klappe und öffnete die Tür manuell. Sofort glitten die beiden Türhälften fast lautlos auseinander und gaben die Sicht in einen weiteren Raum frei, der ebenfalls in Dunkelheit getaucht war. Entschlossen betrat die Erste Offizierin der Concordia jenen Raum, der sich als ein breiter Korridor entpuppte. Wo zum Henker bin ich hier?, fragte sie sich wieder, Wo hat Rokim mich denn hinbringen lassen? Unschlüssig blieb sie stehen und blickte nacheinander in beide Richtungen, in denen sie aufgrund der Dunkelheit nichts erkennen konnte. Sie lauschte aufmerksam, ohne jedoch etwas im Korridor hören zu können. Es war hier ebenso totenstill und die Luft war nicht anders als in jenem Raum, in dem sie wieder zu Bewusstsein kam. Die junge Aldanerin fragte sich, welche Richtung sie nun einschlagen sollte. Im Grunde genommen ist das doch egal, Mädel!, schalt sie sich, Irgendwo wirst du schon rauskommen! Sofort wandte sie sich nach links. Der helle Lichtschein ihrer Taschenlampe verlor sich in der endlosen Dunkelheit des Ganges. Dann sah sie nach rechts. Der Lichtschein endete an einer Wand, die nicht allzu weit von ihr entfernt zu sein schien. Am besten gehe ich erst einmal nach rechts!, entschloss sich die Rothaarige, Sobald ich das Ende des Korridors erreicht habe, kehre ich um! Sofort setzte sich Dilāna in Bewegung.

Laut hallten ihre Schritte von den Wänden zurück, während sie den Gang entlangging. Kurz, bevor sie das Ende des Ganges erreichte, erblickte sie auf der linken Seite eine Tür, die halbgeöffnet war. Unwillkürlich blieb sie stehen und lauschte, aber es war außer ihr eigener Atem nichts zu hören. Langsam trat sie an die halboffene Tür und leuchtete mit ihrer Taschenlampe hinein. Die Türflügel standen weit offen, dass Tārušin mühelos den Raum betreten konnte. Er war ebenso leer wie jener, in dem sie wieder zu Bewusstsein gekommen war. Damit ist das schon mal geklärt!, dachte sie, Hier komme ich jedenfalls nicht weiter! Dann wollen wir mal sehen, wohin mich der Gang führt, wenn ich ihm in diese Richtung folge!, dachte Dilāna entschlossen, als sie wieder in den Korridor zurückkehrte. Erneut verlor sich der Lichtschein ihrer Taschenlampe in der scheinbar endlosen Dunkelheit. Die Aldanerin setzte sich in Bewegung und im Korridor hallten wieder ihre Schritte.

Sie wusste nicht, wie lange sie diesem Gang gefolgt war, als sie wieder eine weitere Tür erreichte, die ebenfalls offenstand. Als die Rothaarige hineinsah, stellte sie fest, dass auch dieser große Raum völlig leer war. Jeden Raum, in dem die Erste Offizierin der Concordia einen Blick hineinwarf, war leer. Mittlerweile war ihr klar geworden, dass sie sich nur auf einer leeren Raumstation oder an Bord eines verlassenen Raumschiffs befinden konnte. Inzwischen fiel das Licht ihrer Taschenlampe auf die Wand am Ende des Ganges. Als sie der gegenüberliegenden Wand näher kam, erkannte die Rothaarige zwei Türen. Die eine gehört zum Turbolift, währenddessen sich hinter anderen eine der Harlon-Röhren befand, die für Wartungsarbeiten und für Notfälle vorgesehen war. Dilāna trat direkt vor die Tür zum Turbolift und ließ schnell ihre Finger über das Touchscreen huschen, das sofort zum Leben erwachte. Die Rothaarige seufzte erleichtert, als sie die Dioden blinken sah. Na, wenigsten hat der Turbolift noch Energie!, dachte sie, Dann muss ich nicht durch die Harlon-Röhren kriechen! Kaum hatte sie erleichtert aufgeatmet, erlosch bereits die Bedienungsfläche für den Turbolift wieder. Enttäuscht sah die Erste Offizierin auf das Bedienungselement. Oh nein, tu mir das jetzt nicht an, Schätzchen!, dachte sie und ließ erneut ihre flinken Finger über die Schaltfläche huschen, aber ohne Erfolg. Das Bedienelement blieb dieses Mal dunkel. Nach mehreren Versuchen gab Tārušin auf und trat an die andere Tür. Na schön, dann eben nicht!, dachte Dilāna frustriert, Dann eben die Harlon-Röhre! Seufzend öffnete sie manuell die Tür und verschwand anschließend in der Harlon-Röhre.

Zischend schloss sich hinter die Tür. Dilāna ignorierte sie. An der gegenüberliegenden Wand sah sie die Stockwerksnummer. Sie lautete Einhunderteinundvierzig. Seufzend begann sie sofort die Leiter hinaufzuklettern. Einhunderteinundvierzig Stockwerke!, dachte sie, Anscheinend hat mich Rokim definitiv auf einer Raumstation in die Freiheit entlassen! Zielstrebig kletterte sie immer weiter nach oben. Als sie das nächste Stockwerk erreichte, hielt sie kurz an und überlegte, ob sie dort die Harlon-Röhre verlassen sollte, um sich in dem Stockwerk einmal umzusehen. Die Offizierin entschied sich dagegen und setzte ihren Weg fort. Kälte umgab sie weiterhin, aber durch die Kletterei in der Harlon-Röhre spürte sie sie nicht mehr. Zumindest ist mir nicht mehr so kalt!, dachte sie und leuchtete mit ihrer Taschenlampe kurz mal ganz nach oben. Der Lichtschein verlor sich in der Dunkelheit. Hoffentlich muss ich nicht ganz nach oben klettern!, dachte sie, Wäre ja schön, wenn ich irgendwann mal ein Stockwerk erreichen würde, wo noch zumindest der Turbolift genügend Energie hat! Als sie das Hundertdreißigste Stockwerk erreichte, verließ Commander Tārušin die Harlon-Röhre wieder.

Sie lauschte aufmerksam, nachdem sich hinter ihr die Tür leise zischend wieder geschlossen hatte. Es war wieder Totenstill und der Gang war in völliger Dunkelheit getaucht, die nur durch das Licht der Taschenlampe immer wieder erhellt wurde. Ihre Schritte halten laut im Gang, als sie langsam durch den Korridor ging. Dilāna war noch nicht weit gegangen, als sie unwillkürlich stehenblieb. Sie hatte das Gefühl, dass sie nicht mehr allein war. Aufmerksam blickte sie sich nach allen Seiten um, ohne jemand sehen zu können. Ebenso wenig hörte die Rothaarige etwas. Folgte ihr jemand? Dilāna war sich nicht sicher. Bin ich denn nun ganz verrückt geworden?, fragte sie sich nach einer kurzen Weile, Hier ist doch niemand! Sie wollte gerade ihren Weg fortsetzen, als sie wieder innehielt. Plötzlich spürte sie ganz schwach eine fremde Präsenz. In diesem Moment fiel ihr auf, dass die Luft etwas anders roch. Sie war tatsächlich nicht mehr allein! Da war sich die Erste Offizierin der Concordia sicher. Es war jemand hier! Wer das wohl sein mag?, fragte sie sich, während sie leise weiterging. Wenig später erreichte sie eine große Tür, hinter dem sich ein Shuttlehangar verbarg. Nachdem sie mit ihrem Tricorder sich vergewissert hatte, dass sich hinter der geschlossen Tür keine Gefahr verbarg, öffnete sie entschlossen die Tür und betrat das Hangar.

Ein Laut des Erstaunens entrann ihrer Kehle, als sie zwei Shuttles aldanischer Bauart im Hangar erblickte. Langsam näherte sie sich dem ersten Raumfahrzeug, das ihr am nächsten stand und umrundete es. Der Tricorder in ihrer Hand zeigte an, dass das Shuttle über genügend Energie verfügte. Vor der geschlossenen Tür blieb sie stehen. Dilāna fragte sich, ob sie sich nicht einfach in dem Fahrzeug umsehen sollte. Entschlossen öffnete sie die Eingangsluke und betrat das erste Shuttle.

Sofort ging das Licht an und die Displays im Cockpit erwachten zum Leben. Aha, Energie hat das Shuttle schon mal!, dachte die Erste Offizierin der Concordia erleichtert, Das ist gut! Mit wenigen Schritten hatte sie die beiden Pilotensessel erreicht und nahm in einem von beiden Platz. „Computer, Statusbericht über das Shuttle!”, befahl Dilāna mit fester Stimme. „Shuttle ist einsatzbereit!”, antwortete eine weibliche Prozessorsstimme. „Wie lautet unser momentaner Standort?”, erkundigte sich die Rothaarige weiter. „Sungāra-Station, Ebene Einhundertdreißig, Shuttlehangar Vierunddreißig.”, lautete die Antwort des Computers. „Im welchem Sektor befindet sich die Sungāra-Station?”, wollte Commander Tārušin wissen. Die Rothaarige kam nicht mehr dazu, sich die Antwort des Computers anzuhören. Ein plötzlicher Schmerz explodierte in ihrem Kopf und sie sank im Pilotensitz bewusstlos zusammen. Schweigend steckte die Gestalt, die sich unbemerkt an die Rothaarige angeschlichen und sie niedergeschlagen hatte, seine Waffe wieder ein. Anschließend legte er der jungen Aldanerin Spezial-Handschellen an, an denen er einen Geheim-Code eingab, woraufhin die Dioden an den Handschellen sofort zu blinken anfingen, und trug sie aus dem Shuttle.

Leise zischend schlossen sich hinter der Gestalt die Hangartüren, währenddessen er mit seiner besinnungslosen Gefangenen den breiten Korridor entlangging. Es dauerte nicht lange und er erreichte eine weitere Tür, die sich sofort von selbst öffnete, als er direkt vor sie hintrat. Mehrere Gestalten wandten sich zu ihm um, als er mit der in Handschellen gelegten Aldanerin über seine kräftigen Schultern hängend eintrat. „Wo hast du die denn aufgeschnappt, Teruk?”, fragte einer der Anwesenden neugierig, während dessen der Angesprochene die Rothaarige von seinen Schultern gleiten ließ. „Ich habe sie im Shuttlehangar aufgelesen.”, antwortete Teruk mit fester Stimme, „Sie saß gerade im Shuttle und ließ sich vom Computer gerade ein paar Daten geben, als ich sie niederschlug.” Interessiert kamen die anderen näher und sahen sich die aldanische Gefangene genauer an. „Das ist ja eine aldanische Offizierin.”, konstatierte einer der Anwesenden in der Runde, „Dem Rangabzeichen nach zu urteilen scheint sie sogar eine sehr ranghohe Offizierin zu sein.” „Hat sie dich gesehen?”, wollte einer der anderen wissen. „Ich glaube nicht.”, erwiderte Teruk mit ruhiger Stimme, „Ihr Phaser steckte noch im Gürtel, als ich sie überraschte. Wenn sie mich bemerkt hätte, hätte sie ihn mit Sicherheit in ihrer Hand gehabt und von ihrer Waffe Gebrauch gemacht, wenn sie sich bedroht gefühlt hätte.” „Und was machen wir jetzt mit ihr?”, fragte ein weiterer in der Gruppe. Teruk zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich noch nicht.”, gestand er, „Das hängt von ihr ab, was sie machen wird, wenn sie wieder zu sich kommt.” „Hoffentlich hat uns sonst noch niemand entdeckt.”, meinte einer der Jüngeren besorgt, „Wenn die Aldaner uns hier entdecken, wird es bestimmt eine ganze Menge Ärger geben.” „Das glaube ich weniger, Kemtos.”, antwortete Teruk, „Wenn wir den Aldanern erzählen, wer wir sind und woher wir kommen, werden sie uns bestimmt nichts tun.” „Bist du dir sicher, dass wir von den Aldanern nichts zu befürchten haben?”, vergewisserte sich Kemtos, „Immerhin sitzen wir hier schon einigen Tagen fest und warten auf Hilfe. Außerdem hielt ich den Plan, in die Aldanische Allianz zu fliehen, sowieso von Anfang an für viel zu riskant. Wenn die Aldaner uns finden, ist es aus. Ich habe jedenfalls keine Lust, ins Elysianische Imperium zurückgeschickt zu werden, um mich dann dort von den Elysianern umbringen zu lassen.” Ein paar weitere Nangu murmelten zustimmend. „Es wird niemand von uns irgendwohin zurückgeschickt.”, versicherte Teruk mit Nachdruck in seiner Stimme, „Die Aldaner werden uns schon keine Schwierigkeiten machen, weil wir keine Elysianer sondern Nangu sind. Allein deshalb werden sie uns schon ganz anders behandeln.” Zweifelnd betrachtete Kemtos die rothaarige Aldanerin, die immer noch bewusstlos war. „Ich hoffe, du hast Recht, Teruk.”, meinte der kleine Nangu besorgt, „Wenn du dich irrst, wird es für uns alle verdammt düster aussehen.”

Nachdem die letzte Aufzeichnung endete, wurde es still im Konferenzraum der Concordia. Alle Anwesenden sahen Captain Sundrak erwartungsvoll an, dessen Miene ausdruckslos blieb. „Die Aufzeichnungen und Logbucheinträge sind sehr beunruhigend.”, meinte Alicia Kent nach einer Weile des nachdenklichen Schweigens. „Dem kann ich mich nur anschließen.”, pflichtete Simdu Kalvan der terranischen Sicherheitschefin und Waffenoffizierin bei, „Jetzt ist klar, warum die Nangu zu uns in die Aldanische Allianz fliehen.”

„Ich habe mir, neben den Informationen aus unseren Datenbanken, auch noch die rekonstruierten Einträgen von dem Schiffswrack der Nangu angesehen und durchgelesen, Sir.”, gestand Nolezoto. „Fahren Sie fort, Mr. Nolezoto.”, befahl Sundrak. „Die Nangu haben, laut ihren eigenen Aufzeichnungen, eine Spur gefunden, wo die Tajkar zu finden sind.”, berichtete Lomādo mit ernster Miene und blickte alle Anwesenden nacheinander an, „Auf einer ihrer Karten, die schon sehr alt sein muss, sind mehrere Planeten markiert, wo man zuletzt die Tajkar gefunden hat. Das Problem ist nur, dass sich einige dieser markierten Planeten in der Aldanischen Allianz befinden und der Rest von ihnen in der Föderation.” Der Steuermann und Navigator machte eine kurze Pause, um seine Worte auf die Anwesenden wirken zu lassen. „Damit ergibt sich allerdings eine neue Frage.”, meinte Counselor Ītaku, „Warum haben die ihre Suche ausgerechnet in die Aldanische Allianz und nicht in die Föderation ausgedehnt?” „Das ist eine gute Frage, Counselor.”, antwortete Nolezoto sofort, „Es liegt eindeutig daran, dass die Nangu sich bei uns sicherer fühlen als in der Föderation. Ferner befinden sich, laut der alten Karten der Nangu, die größeren Tajkar-Vorkommen auf den Planeten, die sich in der Aldanischen Allianz befinden.” „Eines ist mir noch nicht ganz klar, Sir.”, gestand Doktor Frank Tyler, „Handelt es sich bei dem Begriff Tajkar nun um eine Lebensform oder etwas anderes? Trotz aller Daten, die wir inzwischen gesammelt haben, ist diese Frage ja noch nicht geklärt worden.” „Das wissen wir leider noch nicht, Doktor.”, antwortete Sundrak mit nachdenklicher Miene, „Das ist eine der Fragen, die wir noch klären müssen und das wird erst dann möglich sein, wenn jemand die Tajkar findet.” „Dann können wir nur hoffen, dass wir sie vor den Elysianern finden, Sir.”, erwiderte der terranische Arzt grimmig.

Der hünenhafte Kommandant stand auf und trat an eines der Fenster. Nachdenklich blickte er in die tiefe Schwärze des Alls hinaus. Unzählige Sterne funkelten wie Diamanten in unendlichen Weiten des Vakuums. Einen Augenblick später wandte er sich wieder den Anwesenden im Konferenzraum zu. „Wir werden Folgendes machen.”, begann Sundrak mit ernster Miene, „Als erstes werden wir einen vollständigen Bericht für das Flottenoberkommando anfertigen und sie über die Entdeckungen und den neuen Erkenntnissen, zu denen wir mittlerweile gelangt sind, informieren. Dann werden wir abwarten, ob wir diesbezüglich neue Befehle erhalten werden. In der Zwischenzeit wird in der Harūna-Station unser Lockvogel für die Šakūra wieder auf Vordermann gebracht, währenddessen wir ins Nachbarsystem fliegen und auf Bīlat nach Commander Tārušin suchen.”

Stöhnend kam Dilāna wieder zu sich. Vorsichtig öffnete die Rothaarige wieder ihre Augen. Ihr Kopf schmerzte. Langsam ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, bis er bei Teruk hängenblieb. Sofort wollte die Aldanerin aufstehen, doch der die fremde Kreatur drückte die Offizierin mit seinen Stock auf den Boden zurück.

„Wer sind Sie?”, fragte die Rothaarige und musterte die fremde Gestalt. Im nächsten Augenblick bemerkte sie auch die anderen Gestalten, die sich um Teruk und sie versammelten. „Man nennt mich Teruk.”, antwortete der Fremde mit einer Stimme, die sehr brummig klang, „Wir sind Nangu.” „Nangu?”, fragte Dilāna, ohne eine Antwort von den Gestalten zu erwarten. In ihrem Kopf tauchte ein Erinnerungsfragment auf, das sofort wieder verschwand. Nangu!, dachte die Rothaarige, Da war doch etwas, was mit den Nangu zu tun hatte! Angestrengt versuchte sie sich wieder zu erinnern, in welchem Zusammenhang sie diesen Begriff schon gehört hatte. Unsanft stieß Teruk mit seinem Stock die Aldanerin an und riss sie damit aus ihre Überlegungen. „Und wer sind Sie?”, wollte er wissen. Die Rothaarige stellte sich mit ihren Rang und Namen vor. „Seht ihr, ich hatte Recht.”, triumphierte Kemtos, „Sie ist eine ranghohe Offizierin der aldanischen Raumflotte. Das habe ich sofort an den Rangabzeichen an ihrer Uniform erkannt.” „Was hast du hier zu suchen?”, fragte Teruk und sah Dilāna mit seinen dunklen Augen durchdringend an. „Die gleiche Frage könnte ich Ihnen ebenso stellen.”, entgegnete die Aldanerin kühl und erwiderte dabei den Blick Teruks. Sofort schnellte ein krallenbewehrter Fuß nach vorn und traf Commander Tārušin in die Seite. „Du willst wohl frech werden, was?”, knurrte einer aus der Gruppe, „Wir stellen hier die Fragen, nicht du!” Die in Handschellen gelegte Rothaarige wälzte sich auf die Seite und stöhnte vor Schmerzen. Teruk hielt den Nangu zurück, der noch einmal nachsetzen wollte. „Lass das, Kazu!”, befahl der Anführer, „Die hat schon genug Schmerzen von meinem Schlag auf den Schädel. Da braucht sie nicht noch deine Tritte.” Knurrend trat Kazu einen kleinen Schritt zurück. „Das ist aber sehr schade.”, erwiderte der schwarze Nangu sarkastisch, „Ich hatte damit noch nicht einmal richtig angefangen.” Andere Nangu gaben Laute von sich, welche die Erste Offizierin von der Concordia für das Kichern der Nangu hielt. „Also noch einmal.”, ließ sich nun Kemtos vernehmen, „Was hast du hier verloren?” Erwartungsvoll starrten die Nangu die junge Aldanerin an. Was sage ich ihnen?, fragte sich Dilāna, Die Wahrheit darf ich ihnen nicht sagen, denn die werden sie mir nicht glauben! Die Rothaarige entschied sich trotzdem, den Nangu die Wahrheit zu sagen.

„Ich war eine Gefangene und wurde elf Stockwerke weiter unten freigelassen.”, antwortete Dilāna. „Wer hat dich da unten freigelassen und warum?”, wollte Teruk wissen. „Die Šakūra.”, antwortete die Rothaarige, „Warum, weiß ich nicht.” Ein leises Murmeln ging durch die Menge. „Die Šakūra?”, fragte Kazu, „Was ist das? Davon habe ich ja noch nie gehört.” „Ich schon.”, antwortete Teruk brummig, „Das ist eine aldanische Widerstandsbewegung, mit denen nicht zu spaßen ist. Sie sind der Auffassung, dass die Aldaner zu keiner fremden Rasse im Weltraum Kontakt haben sollten und nur sie Anspruch auf alle im Universum befindlichen Ressourcen haben. Die Mitglieder der Organisation sind ein brutaler Haufen und für ihre Attentate sind sie überall in der Aldanischen Allianz bekannt und gefürchtet. In der Regel bringen sie unter anderem auch ihre Gefangen um, wenn die Šakūristen für sie keine Verwendung mehr haben.” „Aber wie kommt es, dass sie diese Frau freigelassen haben?”, wollte Kemtos wissen, „Da stimmt doch was nicht. Das muss ein Trick sein. Wahrscheinlich haben die Aldaner uns schon entdeckt und haben sie als Ablenkung zu uns geschickt, damit wir keinen Verdacht schöpfen, währenddessen ihre restlichen Leute schon zu uns unterwegs sind. Entweder hat sie uns angelogen oder sie versucht uns zu täuschen, damit ihre Leute uns finden und festnehmen können. Ich glaube ihr kein Wort.” Die anderen Nangu murmelten zustimmend. „Am besten bringen wir sie gleich um.”, schlug Kazu vor, „Dann brauchen wir uns nicht mit ihr herumärgern. Das wäre für uns alle doch eine gute Lösung.” Sofort traten die ersten Nangu knurrend vor. Bevor der erste von ihnen zuschlagen konnte, wurde Kazu von Teruk mit seinem Stock niedergeschlagen. Winselnd sank der schwarze Nangu auf die Knie und kippte zur Seite weg. Dumpf fiel sein muskulöser Körper auf den harten Metallboden auf. Der Rest der Meute zog sich ein wenig zurück, während Teruk seine Stimme erhob. „Lasst sie in Frieden.”, befahl der Anführer und hob dabei drohend seinen Stock hoch, „Sie ist unsere Gefangene und ich allein entscheide, was wir mit ihr machen werden, wenn es soweit ist. So lange rührt sie keiner von euch an! Verstanden?”

Teruk wandte sich wieder zu der Aldanerin um und sah sie an. Die Rothaarige hatte sich wieder etwas von dem Tritt Kazus erholt und blickte zu dem Anführer der Nangu auf, der ihr half, sich hinzusetzen. „Geht es Ihnen wieder etwas besser?”, erkundigte sich der hellbraune Nangu und blickte die junge Frau etwas besorgt an. Dilāna bejahte. Teruk wandte sich zu seinen Gefährten um und befahl ihnen, der Aldanerin etwas Wasser zu geben. Wenig späte hielt Commander Tārušin einen alten Metallbecher in ihren Händen und trank. Nachdem sie das Gefäß in einem Zug geleert hatte, ließ sie ihre Arme sinken. Fragend blickte Teruk Dilāna. „So und jetzt erzählen Sie mir ganz genau, woher Sie kommen und warum Sie hier sind.”, forderte der Anführer der Nangu die Rothaarige auf. „Aber das hatte ich Ihnen doch schon gesagt.”, antwortete die Offizierin. Der große muskulöse Nangu nickte. „Ich verstehe.”, sagte er und richtete sich dabei zu seiner vollen Größe auf, „Sie bleiben also bei Ihrer Geschichte.” Die Rothaarige bejahte. „Warum soll ich Ihnen etwas vorlügen?”, fragte sie mit ernster Miene. „Das wissen wir nicht.”, mischte sich Kemtos wieder ein, „Sagen Sie uns das.” Teruk gab ein tiefes gutturales Knurren von sich. „Halt dich da raus!”, polterte der hellbraune Nangu und schlug dem kleineren Nangu mit dem Stock, „Ich spreche mit ihr.” Kemtos gab einen Schmerzlaut von sich und der graubraune Nangu zog sich zu dem Rest der Gruppe zurück. „Wieso sind Sie und Ihre Leute hier?”, fragte die Rothaarige. „Das ist eine lange Geschichte, Commander.”, antwortete Teruk. „Vermutlich wollen Sie darüber gar reden, oder?”, hakte Dilāna nach. Wieder verneinte der Anführer der Nangu. Die Erste Offizierin von der Concordia seufzte. „Okay, dann machen wir einen Deal.”, sagte die rothaarige Aldanerin mit fester Stimme, „Ich erzähle Ihnen, warum ich hier bin und Sie erzählen mir, was Sie mit Ihren Leuten zusammen hierher verschlagen hat. Anschließend sehen wir weiter.” Der große Nangu sah eine Zeitlang die Gefangene wortlos an. Dann nickte er. „In Ordnung.”, lenkte Teruk ein, „Der Deal gilt.”

In zwischen saß Captain Sundrak wieder allein in seinem Bereitschaftsraum. Nachdenklich trank er an seinem Schreibtisch sitzend einen Tasse aldanischen Tee. Das Summen des Interkoms riss den hünenhaften Kommandanten aus seine Gedanken. Nachdem er es aktivierte, erschien sofort das Gesicht von Lomādo Nolezoto auf dem Schirm. „Der Bericht wurde eben an das Flottenoberkommando nach Aldania Prime abgeschickt, Sir.”, verkündete er mit ernster Miene. „Das ist gut.”, erwiderte Sundrak, „Dann geben Sie den neuen Kurs zum Tānas-Mond Bīlat ein.” „Wollen wir sofort aufbrechen, Sir?”, fragte der kleine schwarzhaarige Aldaner. „Ja, wir brechen sofort auf, Mr. Nolezoto.”, antwortete Captain Sundrak, „Bis wir eine Antwort vom Flottenoberkommando bekommen werden, wird es wohl noch eine Weile dauern und diese Zeit können wir sinnvoll nutzen, indem wir auf Bīlat nach Commander Tārušin suchen.” „Aye, aye, Captain.”, antwortete Nolezoto.

Etwas später wurden die Andockklammern von der USS Concordia gelöst und das Raumschiff der Dōran-Klasse entfernte sich langsam von der Harūna-Station. Als die Concordia weit genug von der aldanischen Raumstation und dem Planeten Balta entfernt war, befahl Sundrak dem schwarzhaarigen Navigator und Steuermann auf Warp zu gehen. In ihrem Bereitschaftsraum am Fenster stehend sah Commander Čandāra Tergul wortlos der Concordia nach, bis das Schiff nach einem kurzen Lichtblitz verschwand. Seufzend nahm sie an ihrem Schreibtisch wieder Platz und sendete ihren eigenen Bericht an das aldanische Raumflottenoberkommando ab.

Der Flug zum Tānas-Mond Bīlat ins Golādu-System verlief ereignislos. An Bord der Concordia herrschte rege Betriebsamkeit, aber es waren alles Routinearbeiten, die die Besatzungsmitglieder erledigten. Nur unter den Führungsoffizieren auf der Brücke der Concordia herrschte eine gewisse Anspannung.

„In Kürze erreichen wir das Golādu-System, Captain.”, verkündete Waffenoffizierin Alicia Kent von der taktischen Station, währenddessen alle auf den großen Monitor schauten. „Gehen Sie von Warp auf Impuls, Mr. Nolezoto.”, befahl Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Wir wollen hie nicht durch das Sonnensystem rasen wie ein wild gewordener Tarkat.” „Aye, aye, Sir.”, antwortete der kleine schwarzhaarige Aldaner und führte rasch den Befehl seines Vorgesetzten aus. Sofort verlor die Concordia an Geschwindigkeit. Leise zischend öffnete sich eine Tür und der Cheringenieur betrat die Brücke. Mit schnellen Schritten trat Simdu an die technische Station und begann einige Befehle auf dem Touchscreen einzutippen. Als er damit fertig war, wandte er sich um und blickte auf den großen Monitor, auf den alle Anwesenden auf der Brücke beobachteten, wie die Planeten mit ihren natürlichen Begleitern anschwollen und wieder aus de Sichtfeld verschwanden. Als sich die Concordia der Umlaufbahn des Gasriesen Tānas näherte, befahl Sundrak dem Steuermann, weiter die Geschwindigkeit zu drosseln. „Setzen Sie einen Kurs zum Mond Bīlat, Mr. Nolezoto.”, wies der hünenhafte Kommandant den dunkelhaarigen Untergebenen an, „Sobald wir nah genug an dem Mond sind, schwenken Sie in eine höhere Umlaufbahn ein.” Rasch führte der Steuermann den neuen Befehl aus. Kurz darauf glitt der Gasriese auf de Monitor in die linke untere Ecke und der kleine Mond Bīlat rückte immer wieder in die Mitte des Schirms. Simdu wandte sich wieder dem Terminal der technischen Abteilung zu und tippte weitere Befehle ein.

„Wie sieht es mit unseren getarnten Sonden aus, die wir im Orbit von Bīlat ausgesetzt haben, Mr. Kalvan?”, erkundigte sich Sundrak. Der Chefingenieur wandte sich zum Captain um, als er antwortete. „Unsere Sonden sind noch alle da und haben fleißig Daten gesammelt, Sir.”, antwortete Simdu zufrieden, „Aber während unserer Abwesenheit haben die Sonden nichts Neues entdeckt.” „Lassen Sie unsere Sonden die Oberfläche des Mondes nach Commander Tārušin scannen.”, befahl der hünenhafte Kommandant. Sofort wurde die Miene des Chefingenieurs etwas finsterer. „Das habe ich schon gemacht und das Ergebnis liegt auch schon vor, Captain.”, antwortete Kalvan mit Besorgnis in seiner Stimme, „Laut den ganz aktuellen Daten unserer Sonden befindet sich Commander Tārušin definitiv nicht mehr auf Bīlat, Sir.” Sofort sahen die Anwesenden auf der Brücke den Chefingenieur an, dessen Miene ernst war. Alicia tippte auf ihren Touchscreen an der taktischen Station einen kurzen Befehl ein und wartete kurz. Kurz darauf blickte sie auf. „Sie ist tatsächlich nicht auf Bīlat, Sir.”, sagte sie mit ernster Miene, „Auch ich habe die Oberfläche des Mondes mit den Fernsensoren der Concordia nach ihr absuchen lassen.” Alle sahen den hünenhaften Kommandanten an, der mit ausdrucksloser Miene auf stand und an den großen Schirm trat. „Wenn Commander Tārušin sich nicht mehr auf Bīlat aufhält, wo ist sie dann?”, fragte sich der Captain der Concordia.

„Da gäbe es noch Möglichkeiten, wohin sie verschwunden sein könnte.”, meinte Lomādo nachdenklich, „Aber dazu müssten wir uns die Daten ansehen, wo wir damals unser Außenteam hinuntergebeamt hatten.” „Ja, genau.”, pflichtete die Terranerin Nolezoto bei, „Wir brauchten doch nur die Aufzeichnungen ansehen und wir können feststellen, wohin Commander Tārušin ging, als sie sich von unserer Gruppe getrennt hatte.” Sundrak nickte. „Und letztendlich müssten wir nur ein ziemlich kleines Areal nach ihr absuchen, nämlich dort, wo sie verschwand.”, ergänzte Simdu Kalvan mit ernster Miene. „Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.”, entschied Sundrak, „Sobald der Ort lokalisiert wurde, wo Commander Tārušin verschwand, werden wir ein Außenteam hinunterbeamen und uns dort gründlich um sehen.”

Einige gute Stunde später ließ sich Captain Sundrak mit einem Außenteam zusammen auf die Oberfläche beamen. Sofort aktivierten Lomādo Nolezoto, Alicia Kent und Simdu Kalvan ihre Tricorder und scannten die nähere Umgebung nach den Lebenszeichen der Ersten Offizierin. Interessiert ließ Sundrak seinem Blick über die Ebene schweifen. „Wohin sind Sie mit Ihrem Außenteam gegangen, als der Commander sich von Ihrer Gruppe trennte?”, wollte der hünenhafte Kommandant wissen. Sofort wies die Sicherheitschefin mit ihrer Hand auf einen Wald, der nicht sehr weit weg von ihnen war. „Sie ist dorthin geeilt.”, berichtete Alicia mit ernster Miene, „Anscheinend hatte sie dort etwas beobachtet und sprintete plötzlich los. Wir versuchten ihr damals zu folgen, aber sie war so schnell weg gewesen, dass wir sie nicht mehr einholen konnten.” „Wir hatten sie immer wieder gerufen, aber sie reagierte nicht auf uns.”, fügte Counselor Dāmala Ītaku hinzu, „Und dann hatten wir sie auch schon aus den Augen verloren.” Sundrak sah in jene Richtung, in die die Terranerin gezeigt hatte und nickte. „Verstehe.”, sagte er nachdenklich, „Dann wollen wir mal ihrer Spur folgen, falls davon noch etwas zu finden ist.” Sofort setzte sich die Gruppe in Bewegung und die Mitglieder des Außenteams näherten sich vorsichtig dem Waldrand.

Kurz bevor sie in den Wald eindrangen zogen einige ihre Phaser. „Wir blieben dicht beisammen.”, ordnete Sundrak an, „Da wir noch nicht wissen, wie Commander Tārušin so spurlos verschwinden konnte, müssten wir sehr wachsam sein.” Zweige knackten unter ihren Schuhsohlen, währenddessen die Gruppe immer tiefer in den Wald vordrangen. „Hier in der Nähe befindet sich irgendwo ein kleiner Bach, den sie überquert hatte.”, teilte die Counselor Sundrak mit. Langsam ging die Gruppe weiter. Als sie den kleinen Bach erreichten, blieben sie direkt am Ufer stehen. Ein schwacher Wind lies die Blätter der Bäume und Büsche rascheln. Für die Mitglieder des Außenteams war es dadurch etwas schwieriger geworden, auf verdächtige Geräusche zu hören.

„Wir müssen irgendwie diesen Bach überqueren.”, sagte Sundrak nachdenklich, während er ebenfalls mit einen Tricorder hantierte. „Da drüben liegt ein Baum, der genau über den Bach führt.”, schlug Alicia vor, „Wir müssen nur darüber balancieren, um das gegenüber liegende Ufer zu erreichen. Dann können wir dort unsere Such fortsetzen.” Der hünenhafte Kommandant nickte. „Dann mal los.”, sagte er und setzte sich in Bewegung. Es dauerte nicht lange, bis das gesamte Außenteam das Hindernis überwunden hatte und ihre Suche nach der Rothaarigen fortsetzen konnte. „Wir müssen die Stelle finden, wo Commander Tārušin die Tiefe stürzte, Sir.”, meinte die Counselor mit feste Stimme. „Laut Ihrem Bericht, hatten sie zu dem Zeitpunkt, als der Commander spurlos verschwand, mentalen Kontakt zu ihr gehabt.”, erwiderte Sundrak im ruhigen Tonfall. Dāmala bejahte sofort. „Woran erinnern Sie sich, als der Kontakt abbrach?”, wollte der hünenhafte Kommandant wissen, während sie weitergingen. Die Counselor runzelte die Stirn, als sie überlegte. „Im Grunde genommen, erinnere ich mich nur an den Schrecken von Commander Tārušin und wie sie in der Dunkelheit irgendwo aufschlug.”, antwortete Ītaku nachdenklich, „Dann war auch schon der Kontakt zu ihr abgebrochen.” „Hm.”, meinte Sundrak und machte ein nachdenkliches Gesicht. „Der Boden hatte unteren ihren Füßen plötzlich nachgegeben, Sir.”, fügte sie wenig später hinzu, „Sie war sehr überrascht, als es plötzlich abwärts ging.” „Wir sollten hier besser anhalten, Captain.”, teilte Nolezoto mit ruhigen Ton mit, „Knapp zwanzig Meter von hier entfernt, verschwand Commander Tārušin.” Sofort blieb die Gruppe stehen. „Wie wollen wir unsere Suche nun fortsetzen, Captain?”, erkundigte sich Kent, während Sundrak sich aufmerksam umsah. Plötzlich blieb der Blick des Kommandanten an einer Stelle haften. „Haben Sie etwas entdeckt?”, wollte der Steuermann und Navigator wissen. „Ich bin mir noch nicht sicher, Mr. Nolezoto.”, erwiderte Sundrak nachdenklich und deutete mit einer Handbewegung an, dass der Rest des Außenteam auf ihn warten sollte, während der Captain langsam auf jene Stelle zuschritt, die er mit seinem Blick fixiert hatte. Nach ein paar Schritten gab der Boden unter Sundraks Füßen nach und der hünenhafte Kommandant stürzte vor den Augen des Außenteams in die Tiefe. Deutlich hörten sie den harten Aufprall ihres Vorgesetzten…..

Sofort wollten Alicia und Dāmala zu der Stelle hineilen, wo der Boden unter dem Captain der Concordia nachgegeben hatte und Sundrak in die Tiefe stürzte. Mit einem sehr festen Griff hielt Nolezoto beide Frauen zurück. „Bleiben Sie hier.”, warnte er sie, „Der Boden kann momentan an allen Stellen nachgeben und Ihnen passiert dasselbe wie dem Captain.” Simdu trat neben der terranischen Sicherheitschefin und betrachtete die Öffnung am Boden. Lomādo aktivierte seinen Kommunikator und sprach hinein. „Captain!”, sagte er, „Sind Sie verletzt?” Alle Anwesenden warteten auf eine Antwort von ihren vorgesetzten Offizier. „Captain, ist alles in Ordnung mit Ihnen?”, versuchte es Simdu Kalvan. Aufmerksam lauschten die Mitglieder des Außenteams.

Der hünenhafte Kommandant schüttelte benommen mit dem Kopf, nachdem er realisiert hatte, was geschehen war. Der Boden hatte unter ihm nachgegeben und er war mehrere Meter in die Tiefe gestürzt. Ganz schwach fühlte er eine mentale Präsenz, die er seinen Crewmitgliedern zuordnete und daher nicht mehr weiter beachtete. Deutlich hörte er die sorgenvollen Rufe der anderen Crewmitglieder, die ihn als Außenteam begleiteten. „Ja, es geht mir gut.”, antwortete Sundrak, der sich inzwischen wieder aufrappelte. Beruhigt atmeten die Offiziere auf, nachdem sie Sundraks Stimme aus der Grube vernommen hatten. „Anscheinend ist aber mein Kommunikator bei dem Sturz beschädigt worden.”, fügte Sundrak hinzu, als er den Tricorder in Augenschein nahm, „Und dasselbe gilt auch für den Tricorder. Der scheint den Sturz ebenso wenig verkraftet zu haben. Zumindest rührt sich da gar nichts mehr.” „Wenigsten ist Ihnen nichts passiert.”, antwortete Alicia. „Danke, Lieutenant.”, erwiderte Sundrak in einem schlichen Tonfall, „Abgesehen von den Schürfwunden an meinen Händen, ist bei mir alles in bester Ordnung. Aber es wäre schön, wenn man mir einen neuen Kommunikator und einen neuen Tricorder hinunter geben würde, damit ich mich hier mal umsehen kann, wenn ich schon mal hier unten bin.”

Sofort nahm der Chefingenieur seinen weiteren Tricorder von seinem Gürtel. „Hier ist noch ein Kommunikator für den Captain.”, sagte Lomādo und reichte ein Reservegerät Simdu, der es sofort mit dem Tricorder zusammen in eine kleine Tasche steckte. „Die Frage ist nun, wie wir das unserem Captain geben.”, meinte Nolezoto nachdenklich. „Ich wüsste schon, wie wir das bewerkstelligen könnten.”, meinte die junge Terranerin mit ernster Miene, „Ich könnte mich an den Rand der Öffnung robben und dann dem Captain die Taschen hinunter fallen lassen. Er braucht sie nur aufzufangen und schon hat er beides.” Nachdenklich sahen die aldanischen Mitglieder des Außenteams Kent an. „Ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist, Lieutenant.”, meinte der Chefingenieur zweifelnd, „Wir haben kein Seil, um Sie abzusichern.” Alicia begann gewinnend zu lächeln. „Wir haben zwar kein Seil zur Hand, aber wir können lange stabile Äste nehmen, an denen ich mich festhalten kann.”, sagte sie mit ernster Miene, „Sie halten am einem Ende fest und ich am anderen. So einfach ist das.” Der Steuermann und Navigator der Concordia kratzte sich am Hinterkopf und nickte einem Moment später. „Das könnte gehen.”, meinte er, „Zumindest sollten wir es versuchen.” „Nein, auf gar keine Fall.”, entschied Counselor Ītaku, „Wir lassen uns ein Seil von der Concordia herunterbeamen. Das ist für uns alle sicherer.” „Ich muss unserer Counselor zustimmen.”, erwiderte Kalvan, „Wir sollten auf keinen Fall unnötige Risiken eingehen.”

 

Hinweise zum Kapitel:

keine

Die Tajkar von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

 

 

Sundrak hatte inzwischen seine kleine Taschenlampe vom Gürtel genommen und sie eingeschaltet. Der Lichtschein drängte die Dunkelheit zurück. Auf dem steinigen Fußboden lagen abgebrochene Äste und Zweige verstreut herum. Das Laub unter seinen Schuhsohlen dämmte seine Schritte. Das Tageslicht erhellte die Höhle nur in der näheren Umgebung, in der sich der Captain der Concordia interessiert umsah. „Captain!”, hörte Sundrak Nolezotos kräftige Stimme von oben rufen. Der hünenhafte Kommandant blickte sofort nach oben und sah, wie ein Seil, an dem etwas befestigte war, hinunter fiel. Rasch griff er nach der kleinen Tasche und nahm den Tricorder und Kommunikator heraus. Sofort aktivierte er beide Geräte. Während er mit dem Tricorder die Umgebung untersuchte, sprach er mit den Mitgliedern seines Außenteams, die immer noch oben etwas weiter entfernt von der Einsturzstelle entfernt standen. Die Höhle hier unten ist groß!, stellte Sundrak überrascht fest, Sie könnte sogar für Flüchtlinge wie die Nangu als eine gute Versteckmöglichkeit gedient haben! Plötzlich verhaarte der Captain der Concordia in seiner Bewegung, als der Tricorder unerwartet eine Energiequelle anzeigte, die weiter entfernt und tiefer in der Höhle lag. „Machen Sie die Seile irgendwo fest und klettern Sie daran zu mir in die Höhle.”, befahl Sundrak mit ernster Miene. „Aye, aye, Sir.”, tönte Alicias Stimme aus dem Kommunikator des hünenhaften Kommandanten. Wenig später hörte Sundrak, wie bereits der erste des Teams am Seil nach unten kletterte. Wenige Minuten später befand sich das gesamte Außenteam in der Höhle.

Nachdem auch der letzte des Außenteams am Seil hingeklettert war, sahen sich alle neugierig um. Sofort nahmen die aldanischen Crewmitglieder dieselbe Präsenz wahr, die sie ebenfalls nicht weiter beachteten, weil sie für die mentale Präsenz ihres Captains hielten. Leise summten die Tricorder, mit denen sie die nähere Umgebung scannten. Es dauerte nicht lange, bis alle Tricorder in dieselbe Richtung zeigten, wie der des Captains. „In dieser Richtung ist etwas, Sir.”, meldete Nolezoto und blickte dabei abwechselnd nach vorne in die Dunkelheit der Höhle und auf das Display seines Tricorders, „Ich empfange hier jedenfalls etwas.” „Ich auch.”, ergänzte Alicia mit gerunzelter Stirn, „Das sieht mir nach einer Art Energie-Signatur aus.” Sundrak trat zwischen der Terranerin und dem schwarzhaarigen Aldaner. „Sie haben beide dasselbe Signal aufgefangen wie ich.”, sagte Sundrak mit ausdrucksloser Miene, nachdem er einem Blick auf beide Geräte geworfen hatte. „Woher mag diese Signatur wohl stammen?”, überlegte Simdu und kratzte sich dabei kurz an seinem Kinn. „Das werden wir schon rauskriegen.”, antwortete der hünenhafte Kommandant trocken und setzte sich in Bewegung, „Wir brauchen nur dem Signal zu folgen.” Sofort folgte der Rest des Außenteam Sundrak.

Schweigend ging die Gruppe durch das riesige Gewölbe. Der Weg führte immer weiter bergab. Die fremde Präsenz wurde kaum merklich intensiver. Nach einer Weile blieb Simdu Kalvan stehen und hob vom Boden eine Probe auf. Als er es ins Licht seiner Taschenlampe hielt, erkannte er, was es war. „Das sind ja Dilithium-Kristalle, Captain.”, entfuhr es ihm. Sundrak, der ebenfalls etwas mit seinem Tricorder untersuchte, brummte zustimmend. „Das stimmt, Mr. Kalvan.”, bestätigte der Captain der Concordia, „Diese Kristalle sind sogar eine Superqualität.” „Oh Mann, die sind ja ein Vermögen wert!”, meinte Kent, als sie ebenfalls einen kleinen Kristall in ihrer Hand hielt und ihn ansah, „Warum hat die hier noch niemand entdeckt?” Lomādo reichte die beiden Kristalle, die er in seiner Hand hielt an den Chefingenieur weiter. „Hier nehmen Sie sie mit.”, meinte Nolezoto grinsend, „An Bord können Sie diese Kristalle ja etwas genauer untersuchen.” Sofort steckte Kalvan die Kristalle ein. „Genau das werde ich auch tun, Mr. Nolezoto.”, versicherte er, währenddessen die Gruppe ihren Weg in die Tiefe der Höhle fortsetzte.

Nach einiger Zeit blieb die Gruppe stehen. Vor ihnen schimmerte ein schwacher Lichtschein, der unregelmäßig pulsierte. „Was ist das denn für ein seltsames Licht?”, fragte Alicia, als sie direkt neben Captain Sundrak stehen blieb, „Ich dachte, hier unten wäre niemand.” Der hünenhafte Kommandant sagte nichts. Stattdessen setzte er sich wieder in Bewegung und der Rest des Außenteams folgte ihm, bis sie einen Bereich erreichten, wo die Höhle wesentlich größer und höher war. Äußerst fasziniert blickten Sundrak und seine Begleiter die gewaltigen Lichtquellen an, die nun vor ihnen lagen. Es waren unzählige Kristalle, die in den verschiedensten Farben unterschiedlich hell leuchteten.

„Wie schön das ist.”, flüsterten Counselor Ītaku und Sicherheitschefin Alicia Kent unisono, währenddessen Nolezoto an den beiden Frauen vorbeiging und den ersten leuchtenden Kristall aufhob. Sofort änderte sich die Pulsfrequenz des Kristalls. Auch die Farbe änderte sich etwas, während Nolezoto sich den Kristall genauer ansah. Die Farbe wechselte aus dem violetten Licht ins blaue. Die Temperatur des Kristalls blieb dagegen unverändert. Gleichzeitig pulsierte das Licht des Kristalls etwas langsamer. Simdu, der neben dem Steuermann und Navigator stehen geblieben war, sah die Veränderungen des Kristalls ebenfalls. „Diese Kristalle sind äußerst faszinierend.”, meinte Nolezoto nach einem kurzen Moment zum Chefingenieur, „Das Licht von diesem Kristall hat eine sehr beruhigende Wirkung, finde ich.” Simdu brummte zustimmend. Captain Sundrak, der ebenfalls einen blau leuchtenden Kristall in seiner großen Hand hielt, nickte. In diesem Moment wurde dem hünenhaften Kommandanten die fremde Präsenz richtig bewusst. Die mentale Präsenz stammt nicht von meinem Begleitern, sondern von diesen Kristallen!, fuhr es Sundrak durch den Kopf, Diese Kristalle sind lebendig! „Ja, Mr. Nolezoto.”, sagte Sundrak mit ausdrucksloser Miene und betrachtete dabei jenen Kristall in seiner Hand, der rot leuchtete, „Sie sind wirklich faszinierend.” Inzwischen untersuchte Alicia einen großen Kristall mit ihrem Tricorder. „Was sind das denn für Kristalle und wo kommen die her?”, fragte die Terranerin, während sie einen weiteren Kristall, der grün leuchtete, mit dem Tricorder scannte. „Und wieso hat die hier noch niemand gefunden?”, fragte Dāmala nachdenklich, „Irgendwie ist das doch merkwürdig, oder nicht?” „Vielleicht liegt an der Zusammensetzung der Felsen über uns.”, meine Simdu und wies dabei mit seiner Hand nach oben, „Wenn da etwas drinnen enthalten ist, was die Sensoren der Concordia nicht durchdringen können, kann das auch kein anderes Schiff.” „Ich glaube nicht, dass die Felsen unsere Sensoren beeinträchtigen.”, antwortete Sundrak, der inzwischen etwas vermutete, „Das liegt weder an den Sensoren der Concordia noch an den Felsen über uns.” Fragend sahen alle den Captain der Concordia an, der mit ausdrucksloser Miene fortfuhr. „Es sind die Kristalle selbst, die bis jetzt ihre Entdeckung verhindert haben.”, erklärte Sundrak in einem sachlichen Tonfall, „Diese Kristalle sind keine gewöhnlichen Kristalle. Sie sind lebendig.”

Verblüfft sahen alle Sundrak an. „Sie sind was?”, fragte Alicia nach, die glaubte, sich verhört zu haben, „Meinen Sie wirklich, dass diese Kristalle tatsächlich leben, Sir?” Zweifelnd sah die Terranerin die Kristalle in ihrer Hand an. „Warum denn nicht?”, antwortete Sundrak ernst, der sehr deutlich die Zweifel der Sicherheitschefin auf telepathischem Wege wahrnahm, „Wie wollen Sie denn sonst erklären, dass bisher noch nie jemand diese Kristalle entdeckt hat, Lieutenant Kent. Sie sind Terranerin und besitzen keine telepathischen Fähigkeiten. Deshalb können Sie die mentale Präsenz dieser Kristalle hier nicht wahrnehmen. Ich habe sie recht schnell wahrgenommen. Allerdings habe ich den Fehler gemacht, sie als erstes den Mitgliedern unseres Außenteams zuzuschreiben.” „Diese Kristalle entscheiden selbst, ob sie von jemanden gefunden werden wollen oder nicht.”, fuhr der Captain fort, „Für unsere Technologie wäre es normalerweise ein Leichtes gewesen, sie hier zu finden. Aber diese Kristalle haben sich irgendwie dagegen abschirmen können und wir haben sie deshalb bis zum heutigen Tage nicht entdecken können. Eigentlich wäre das schon viel früher geschehen, wenn man mal bedenkt, dass dieser Planet immerhin schon seit vielen Jahrhunderten von der Aldanischen Allianz im agrarwirtschaftlichen Sinne genutzt wird.”

Nachdenklich sahen die Mitglieder des Außenteams die Kristalle an, die weiterhin in den verschiedenen Farben leuchteten und pulsierten. „Und diese Kristalle wurden niemals entdeckt?”, fragte die Terranerin fassungslos, „Wie ist das möglich?” „Weil niemand wollte, dass sie entdeckt werden.”, antwortete der Captain der Concordia mit ausdrucksloser Miene. „Aber wer wollte denn nicht, dass jemand diese Kristalle findet?”, erkundigte sich Nolezoto mit gerunzelter Stirn. „Die Tajkar selbst.”, antwortete Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Sie sind diejenigen, die nicht entdeckt werden wollten.” „Die Tajkar?”, fragten Alicia, Simdu und Dāmala gleichermaßen und sahen verblüfft ihren Vorgesetzten an. Sundrak erwiderte gelassen die Blickte seines Außenteams und nickte. „So ist es.”, lächelte der Captain. „Aber wieso konnten wir sie denn erst jetzt finden?” „Weil es reiner Zufall ist, der uns hierher geführt hat.”, antwortete Nolezoto, dem inzwischen verstanden hatte, was Sundrak meinte, „Wir haben die Tajkar nur aus purem Zufall entdeckt.” Fassungslos betrachteten Sundrak und sein Außenteam gemeinsam die unzähligen Kristalle, deren pulsierendes Licht und die Farben sich rasch veränderten. Das Pulsieren wurde regelmäßiger und die Kristalle wechselten ihren unterschiedlichen Farben ein eine einzige Farbe. Die Kristalle leuchteten nach wenigen Augenblicken in einem hellen klaren weiß, das langsam immer heller wurde.

„Captain, die Kristalle.”, sagte Alicia, „Ihr Licht wird immer heller.” Die aldanischen Teammitglieder spürten, wie rapide die Präsenz zunahm. „Sofort raus aus der Höhle.”, rief plötzlich Alicia, die in den Veränderungen der Tajkar eine mögliche Gefahr sah, „Schnell!” Sofort zog sich das gesamte Außenteam zum Eingang zurück. Nur Sundrak verharrte an seiner Stelle. „Captain!”, rief Nolezoto, währenddessen die Terranerin ihren Phaser zog und bereits justierte, „Kommen Sie!” Der Rest des Außenteams folgte Kents Beispiel und machten ihre Phaser ebenfalls feuerbereit.

Fasziniert beobachtete der hünenhafte Kommandant die Kristalle, deren Licht und auch ihre Präsenz immer intensiver wurde. Eine enorm starke Kraft begann an Sundrak zu zerren und zwang ihn plötzlich weiterzugehen. Langsam wie in Trance schritt der Captain der Concordia auf einen sehr großen Kristall zu, der besonders hell leuchtete. Wenig später blieb Sundrak direkt vor dem Kristall stehen. Die Präsenz der Tajkar, die von jenem Kristall ausging, begann in sein Bewusstsein einzudringen. Sundrak leistete keinen Widerstand. Wie hypnotisiert blickte er ihn an und langsam begann der Captain seine Hand nach dem Kristall auszustrecken. „Captain, was tun Sie da?”, rief Nolezoto voller Sorge, während alle ihren vorgesetzten Offizier beobachteten, der inzwischen den Kristall berührte. Es begann überall wie Eiskristalle zu knirschen und zu knistern. Voller Entsetzen mussten die Anwesenden zusehen, wie der Kristall begann, Captain Sundrak einzuschließen. Das Knirschen und Knistern wurde dabei immer lauter.

Entschlossen hob Alicia ihren Phaser und zielte auf den großen Kristall, inzwischen besonders hell leuchtete und deren Pulsieren immer schneller wurde. Die bringen Captain Sundrak um!, schoss es ihr durch den Kopf, Das dürfen wir nicht zulassen! Sundrak las die Gedanken der terranischen Sicherheitschefin und reagierte sofort. Tun Sie’s nicht, Lieutenant Kent!, hörte die junge Frau, wie alle anderen Anwesenden, Sundraks mentale Stimme in ihrem Kopf, Es ist alles in Ordnung! Momentan droht mir keine Gefahr!, teilte der Captain auf mentalem Wege seinem Team mit, Stecken Sie Ihre Waffen wieder weg! Die Terranerin zögerte, während die anderen ihrem Captain gehorchten und ihre schussbereiten Phaser wieder sinken ließen. Stecken Sie die Waffe wieder ein, Lieutenant!, befahl Sundrak ein weiteres Mal auf mentalem Wege, Das ist ein Befehl! Die Hand der Terranerin begann sich langsam um den Griff der Waffe zu verkrampfen. Es widerstrebte ihr, tatenlos zuzusehen, wie der Captain sich dem Tode auslieferte. Nolezoto wandte sich zu der Terranerin um, die währenddessen weiterhin ihren Phaser auf den Kristall gerichtet hielt. „Sie haben den Captain gehört, Lieutenant Kent!”, donnerte Lomādos Stimme, der versuchte, das Knirschen und Knistern der Kristalle zu übertönen, „Stecken Sie die Waffe weg! Sofort!” Doch bevor Nolezoto der Terranerin die Waffe entreißen konnte, wurde sie bereits Alicia von Captain Sundrak auf telekinetischem Wege entrissen.

Ein Laut der Überraschung entfuhr aus Alicias Kehle, als sie sah, wie eine unsichtbare Kraft ihren Phaser aus ihrer Hand gerissen hatte und die Waffe in einem hohen Bogen in das Feld mit den leuchtenden Kristallen fiel. Die aldanischen Mitglieder des Außenteams blieben wie paralysiert stehen. Keiner von ihnen vermochte sich zu rühren. Unzählige Gedanken rasten ihnen durch ihre Köpfe, ohne imstande zu sein, die Initiative ergreifen zu können. Stattdessen sahen sie fassungslos den hünenhaften Kommandanten an, der inzwischen fast komplett von dem Kristall ein geschlossen war. Nachdem sich die letzte Lücke schloss, brach der mentale Kontakt zu Sundrak vollkommen ab. „Captain!”, rief Counselor Ītāku voller Sorge, nachdem sie den Kontakt zu Sundrak verloren hatten. Fassungslos und voller Sorge starrten die Anwesenden auf Sundrak, der von dem Kristall inzwischen vollkommen eingeschlossen war.

Sundrak nahm weder die Mitglieder seines Außenteams noch die restliche Umwelt noch wahr. Er hatte das Gefühl zu schweben und irgendwo anders zu sein. Der Captain der Concordia war von hellem angenehmem Licht umgeben, das schwach pulsierte. Die Farben änderten sich nur wenig. Deutlich fühlte Sundrak die Präsenz der Tajkar und fragte sich nun, wie er mit ihnen in Kontakt treten sollte. Wer bist du?, hörte Sundrak eine mentale Stimme, die weder männlich noch weiblich war. Stattdessen klang sie, als wäre es nicht nur eine Stimme, sondern eine, die sich aus unzähligen Stimmen zusammensetzte. Mein Name lautet Tarūni Sundrak!, antwortete der hünenhafte Kommandant. Du bist kein Tajkar!, konstatierte die Präsenz. Nein, ich bin Aldaner!, antwortete Sundrak. Aldaner?, fragte die Präsenz, Was sind Aldaner? Aldaner sind eine humanoide Lebensform!, antwortete der Captain der Concordia und versuchte gleichzeitig dazu mentale Bilder an die Tajkar-Präsenz zu schicken, worauf hin einen Moment lang Schweigen herrschte. Vor seinen geistigen Augen entstanden Bilder, die verschiedene Aldaner unterschiedlichen Alters zeigten. Ihr seid nicht wie wir!, stellten die Tajkar fest. Nein, das sind wir nicht!, gestand der hünenhafte Kommandant. Wieder erschien vor Sundraks Geist ein Bild mit mehreren humanoiden Gestalten. Der hünenhafte Kommandant erkannte die Mitglieder seines Außenteams, die ihn begleiteten. Du bist nicht allein hergekommen!, stellte die Präsenz fest. Das stimmt!, gestand Sundrak, Ich bin mit meinem Außenteam hier! Was ist ein Außenteam?, fragten die Tajkar. Ein Außenteam ist eine Gruppe, die von einem Raumschiff aus an einen Ort gebeamt wird, um dort Untersuchungen zu machen!, antwortete der Captain der Concordia. Was ist ein Raumschiff?, wollten die Tajkar wissen. Sofort konzentrierte sich Sundrak und es entstand ein Bild mit der USS Concordia, die sich gerade in der Umlaufbahn des Tānas-Mondes Bīlat befand. Kurz drauf veränderten sich das Pulsieren des Lichtes und auch die Farbe des Lichtes. Aus dem weißen Licht wurde gelbes. Das Pulsieren wurde schneller, währenddessen die gelbe Farbe intensiver wurde. Sundrak fragte sich, welche Bedeutung diese Veränderungen hatte.

Wortlos sahen sich Dilāna Tārušin und der Nangu-Anführer Teruk an, nachdem der Nangu mit seinem Bericht geendet hatte. Inzwischen war der Ersten Offizierin wieder eingefallen, in welchem Zusammenhang sie von den Nangu gehört hatte. „Dann haben die Elysianer nicht nur ein Nangu-Schiff angegriffen und vernichtet.”, konstatierte sie. Sofort wurden die Nangu unruhig und Teruks Blick wurde hart. „Was haben die Bastarde getan?”, entfuhr es zornig dem Anführer, „Die haben eines unserer Schiffe vernichtet?” Die Aldanerin bejahte. Sofort begann Teruk wütend zu knurrend. Die anderen Nangu knurrten ebenfalls. Deutlich konnte Commander Tārušin telepathisch grenzenlose Wut und grenzenlosen Hass bezüglich der Elysianer spüren. „Haben Sie davon gewusst?”, fragte Teruk, der Mühe hatte, seine Wut zu unterdrücken. „Ja, wir haben einen Notruf erhalten und flogen auf Befehl des Captains sofort zur Grenze, um ihnen zu helfen.”, antwortete Dilāna, die deutlich das zornige Funkeln in den Augen der Nangu sah, „Aber bevor wir ihnen zur Hilfe kommen konnten, brach der Notruf ab…” „…und das Schiff wurde von den Elysianern zerstört.”, schlussfolgerte Teruk wutschnaubend, „Wahrscheinlich haben es unsere Leute noch nicht einmal bis zur Grenze geschafft.” „Nein, sie befanden sich immer noch zu weit im Elysianischen Imperium, als sie getötet wurden.”, antwortete die Rothaarige, „Obwohl die USS Concordia ihren Hilferuf empfing, hatte sie keine Chance gehabt, das Nangu-Schiff noch rechtzeitig zu erreichen.”

Teruk sprang wütend auf und stieß einen furchteinflößenden Wutschrei aus. Ohne zu zögern stimmten die restlichen Nangu in seinem Wutschrei ein. Seine beiden Krallen bewehrten Klauen waren zu Fäusten geballt. Er schnaubte wütend. Langsam sah er von einem Nangu zum anderen. Grenzenloser Zorn glitzerte in seinen Augen. „Wann…?”, begann er mit bebender Stimme, „Wann wird das ein Ende haben? Wie lange muss es denn noch dauern, bis man die Elysianer wieder in ihre Schranken verweist? Sie rauben uns aus, versklaven uns und töten alle, die sich nicht ihrem Willen unterwerfen. Es wird Zeit, dass sich diesbezüglich etwas ändert. Wir dürfen uns das nicht mehr länger gefallen lassen, Freunde.” Die anderen Nangu murmelten zustimmend. „Wir müssen uns endlich wehren.”, fuhr Teruk aufgebracht fort, „Wir dürfen nicht mehr alles stillschweigend hinnehmen, was die Elysianer mit uns machen.” „Ja, genau!”, rief Kemtos dazwischen und hob seine Faust drohend in die Höhe, während die anderen Nangu ebenfalls ihre Fäuste ballten, „Lasst uns endlich zu den Waffen greifen und die Elysianer vernichten!” Sofort stießen die Nangu ein Kriegsgeheul aus, das die Erste Offizierin der Concordia noch nie gehört hatte.

Nachdem sich die Nangu wieder ein wenig beruhigt hatten, ergriff Dilāna das Wort. „Wie wollen Sie gegen die Elysianer kämpfen, wenn Sie noch nicht einmal Waffen haben?”, fragte sie, „Denn so viel ich weiß, dürfen nur die elysianischen Krieger im Imperium Waffen tragen.” Teruk hatte sich wieder zu ihr umgewandt und sah sie finster an. „Ja, das stimmt leider.”, knurrte der Anführer, „Aber die werden wir bald auch wieder haben und außerdem sind wir ja keine Elysianer sondern Nangu.” Die Rothaarige erwiderte gelassen den Blick des großen Nangus. „Das klingt so, als ob Sie bereits eine Möglichkeit gefunden haben, Ihnen welche zu beschaffen.”, konstatierte Dilāna. Teruk trat einen Schritt näher auf die junge Aldanerin zu und beugte sich zu ihr herunter. Seine Augen blickten kalt, als er ihr antwortete. „Oh ja und wenn wir unsere neuen Waffen erst einmal haben, wird es den verfluchten Elysianern noch Leid tun, dass sie uns nicht besser behandelt haben.”, stieß der Anführer zornig hervor, „Die werden einen Krieg mit uns erleben, den sie niemals vergessen werden.” „Sie sprechen von einer sehr gefährlichen Waffe.”, meinte die junge Aldanerin nachdenklich und blickte den Anführer mit ernster Miene an, „Anscheinend handelt es sich dabei um eine Waffe, die die Elysianer noch nicht kennen.” „Woher sollen sie denn auch unsere allerneueste Waffe kennen?”, warf Kazu mit einem triumphierenden Unterton ein, „Die wird doch gerade an einem geheimen Ort gebaut.” Teruk brüllte zornig auf, als er sich zu dem kleineren Nangu umdrehte und ihn mit aller Kraft ins Gesicht schlug. „Bist du denn total verrückt geworden?”, tobte er aufgebracht, „Wie kannst du es wagen, einer aldanischen Offizierin das zu erzählen?” Unwillkürlich trat der Angesprochene zurück. Drohend trat Teruk näher und holte zu einem weiteren Schlag aus, als die Rothaarige den Anführer der Nangu zurückhielt.

„Mir gegenüber hat er kein Geheimnis verraten.”, sagte die Rothaarige mit ernster Miene listig, „Das Geheimversteck befindet sich auf dem Tānas-Mond Bīlat im Golādu-System.” Verblüfft sahen die Nangu Dilāna Tārušin an, die unwillkürlich lächeln musste. „Woher wissen Sie das?”, fragte Teruk, der ebenfalls seine Verblüffung nicht verbergen konnte. „Weil Captain Sundrak nach der Zerstörung des Schiffes im Elysianischen Imperium den Kurs berechnen ließ, den das Nangu-Schiff gerade flog, als es zerstört wurde.”, antwortete die Rothaarige mit fester Stimme, „Daher war das von da an für die Concordia-Besatzung, zu der ich auch gehöre, kein Geheimnis mehr.” „Demzufolge weiß die aldanische Regierung bereits über uns Bescheid?”, erkundigte sich der Anführer der Nangu. „Das wäre schon möglich.”, erwiderte Dilāna mit gerunzelter Stirn, „Ich weiß nicht, wie lange mich die Šakūra gefangen hielt. Es ist durchaus möglich, dass die Concordia inzwischen einen ausführlichen Bericht an das aldanische Flottenoberkommando abgeschickt hat, der wiederum anschließend eine entsprechende Kopie an die Regierung weitersandte.”

„Wenn mittlerweile die aldanische Regierung über uns Bescheid weiß, bedeutet es wohl, dass wir hier also auch nicht mehr sicher sind.”, überlegte Teruk und blickte kurz seine Gefährten an, „Dann müssen wir zusehen, dass wir so rasch wie möglich von hier verschwinden. Sonst werden sie uns finden und uns an die Elysianer ausliefern.” „Das könnten Sie ganz einfach verhindern, indem Sie sich selbst stellen.”, antwortete die Rothaarige mit ernster Miene, „Sie bräuchten doch nur Asyl in der Aldanischen Allianz zu beantragen. Dann könnten Sie nicht ausgeliefert werden.” Nachdenklich blickte Teruk die junge Aldanerin an. „Die Idee klingt gut.”, meinte der Nangu-Anführer, „Dann wäre zumindest die Flucht für uns beendet und wir könnten in aller Ruhe zu unseren Leuten gehen, die sich auf Bīlat versteckt halten.” „Ich glaube nicht, dass das so einfach gehen wird.”, gab die Rothaarige zu Bedenken, „Immerhin haben Sie vor, innerhalb der Aldanischen Allianz einen Krieg gegen die Elysianer vorzubereiten. Unsere Regierung wird das bestimmt nicht gut heißen und entsprechend handeln.” „Dann hat es überhaupt keine Sinn, wenn wir uns selbst stellen und Asyl beantragen.”, meinte Teruk brummig, „Dann ist es besser, wenn wir uns ein neues Versteck suchen und von dort aus agieren.” „Momentan mal, ich habe nicht gesagt, dass unsere Regierung Ihnen nicht helfen wird.”, erwiderte Dilāna ernst, „Ich habe nur gesagt, dass unsere Regierung nicht bereit ist, Ihnen bei Ihren Kriegsvorbereitungen zu helfen. Aber im diplomatischen Sinne sieht das schon wieder anders aus.” Die Rothaarige machte eine kurze Pause, um ihre Worte auf die Nangu wirken zu lassen.

„Vielleicht wäre es für Ihr Volk sogar das Beste, von einem Krieg gegen die Elysianer abzusehen.”, fuhr Dilāna fort, „Sollten die Nangu versuchen, mit der elysianischen Regierung offiziell in Kontakt zu treten und mit ihnen entweder einen Waffenstillstand oder gar einen Friedensvertrag auszuhandeln.” „Mit den Elysianern kann man nicht verhandeln.”, erwiderte Teruk, „Das haben wir schon mehrmals versucht. Jedes Mal, wenn wir Nangu offizielle Vertreter zu den Elysianern sandten, reagierten sie feindselig.” „Inwiefern?”, erkundigte sich die Erste Offizierin der Concordia. „Nun, meistens nahmen sie unsere offiziellen Repräsentanten als Feinde des Elysianischen Imperiums fest.”, erklärte der Anführer der Nangu, „Sie wurden zuerst ins Gefängnis gesteckt, dann gefoltert und meistens zum Schluss hingerichtet.” „Mit anderen Worten, die Elysianer waren überhaupt nicht an Verhandlungen mit den Nangu interessiert.”, schlussfolgerte Dilāna. „Sie haben es erfasst, Commander.”, erwiderte Teruk mit einem sarkastischen Unterton, „Je mehr wir versuchten, mit den Elysianern ins Gespräch zu kommen, desto mehr unterdrückten sie uns.” Die Aldanerin machte ein nachdenkliches Gesicht. „Dann haben sie Ihrem Volke keine andere Wahl gelassen, als entweder aus ihrer Heimat zu fliehen, um der Unterdrückung zu entgehen oder mit Waffengewalt Widerstand zu leisten.” „Stimmt genau.”, bestätigte Kemtos mit bebender Stimme, „Aber da ja nur die elysianischen Krieger im Imperium offiziell Waffen tragen dürfen, ist es für uns sehr schwierig an guten Waffen heranzukommen.” „Ein weiteres Problem ist es, dass die Elysianer mittlerweile begonnen haben, unsere Welten zu besiedeln.”, fügte Teruk hinzu, „Schritt für Schritt nehmen sie uns alles, was wir haben, indem sie uns Nangu in Gebiete zurückdrängen, in denen wir selbst nicht überleben können. Zum Schluss bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als unsere Heimat endgültig zu verlassen. Nachdenklich sah die Rothaarige die anwesenden Nangu an. Teruk trat einen kleinen Schritt zurück und setzte sich auf den Boden. Er gab ein tiefes Seufzen von sich.

„Vielleicht ist Ihr Vorschlag, Asyl in der Aldanischen Allianz zu beantragen, doch nicht so verkehrt.”, meinte Teruk nach einer Weile. „Bestimmt nicht.”, bestätigte Dilāna mit ernster Miene, „Mehr als ,Nein’ sagen kann unsere Administration auch nicht. Ihre Lage hier kann dadurch nur noch besser werden. Egal, welche Entscheidung die Behörden Ihres Asylantrages treffen werden. Solange das Verfahren nicht abgeschlossen ist, können Sie nicht ausgewiesen werden.” Wieder herrschte nachdenkliches Schweigen. Nach einer Weile drehte sich Teruk zu der jungen Aldanerin um und sah sie an. „Wären Sie bereit, uns dabei zu helfen?”, fragte er unvermittelt. „Ja, warum denn nicht?”, antwortete die Rothaarige mit ausdrucksloser Miene und hob dabei ihre gefesselten Hände hoch, „Wenn sie mich bitte vorher von diesem unschönen Schmuck befreien würden?” Teruk blickte auf die Handschellen, die er ihr angelegt hatte, als er die aldanischen Offizierin gefangen nahm. Die Dioden blinkten hell. Ohne etwas zu sagen, löste Teruk die Handschellen und nahm sie an sich. Das Blinken der Dioden erloschen sofort.

„Sie haben Glück gehabt, dass Sie keine Versucht unternommen haben, meine Handschellen loszuwerden.”, sagte Teruk brummig und hielt dabei demonstrativ die Handschellen hoch, „Das wäre für Sie sehr schmerzhaft geworden.” „Inwiefern?”, wollte Dilāna wissen, „Was wäre denn passiert, wenn ich versucht hätte, mich davon zu befreien?” „Nicht sehr viel.”, erklärte Teruk mit ernster Miene und sah dabei Commander Tārušin direkt in die Augen, „Sie hätten Ihnen nur die Hände weggesprengt. Mehr nicht.” Die Rothaarige blickte kurz auf die elektronischen Fesseln, die der Anführer der Nangu in seinen Klauen hielt. „Wie nett.”, meinte sie ironisch, „Gut, dass ich sie wieder los bin. Sie standen mir sowieso nicht besonders gut.”

Immer noch fassungslos beobachteten die Mitglieder von Captain Sundraks Außenteam, wie sich das Licht und das Pulsieren jenes Kristalls, in dem der Captain der Concordia nach wie vor eingeschlossen war, veränderte. „Verdammt, das stimmt was nicht.”, sagte Kent, „Wir müssen ihn da rausholen.” Die junge Terranerin wollte ins Feld sprinten, um zu dem Kristall zu gelangen. Reflexartig hielt Nolezoto die Waffenoffizierin kraftvoll an ihren Arm fest. „Bleiben Sie hier, Lieutenant.”, befahl er, „Solange wir nicht wissen, was dort passiert, ist es besser, abzuwarten. Zumal Captain Sundrak uns befohlen hat, dass wir nichts unternehmen sollen, um ihn da rauszuholen.” Sofort wollte Alicia Einwände erheben, doch der dunkelhaarige kleine Aldaner schnitt ihr das Wort ab. „Wenn wir jetzt etwas unternehmen, um den Captain zu befreien, könnte es von den Tajkar als Angriff aufgefasst werden.”, gab er zu Bedenken, „Bevor wir ihn befreien könnten, wäre er bereits tot, weil dieser Kristall ihn sofort zerquetschen würde.” Weiterhin blickten alle zu dem großen Kristall hin, dessen Licht und Pulsieren sich weiter veränderte. Das Knirschen, Knistern und Knacken der Kristalle nahm weiter zu und wurde immer lauter. Langsam begann der große Kristall Captain Sundrak wieder freizugeben.

Fasziniert beobachteten die Mitglieder des Außenteam, wie der Kristall immer weiter den hünenhaften Kommandanten freigab. Sofort hatten die aldanischen Mitglieder wieder mentalen Kontakt zu Sundrak. Captain!, hörte dieser die sorgenvolle Stimme von Counselor Ītaku in seinem Geist, Sind Sie in Ordnung? Ja, es geht mir gut, Counselor!, antwortete der Captain der Concordia, Sie können alle wieder beruhigt sein! Einen kurzen Augenblick lang blieb Sundrak vor dem großen Kristall stehen und betrachtete ihn nachdenklich. Langsam streckte er seine Hand aus und berührte ihn. Es war so, als ob der Captain der Concordia dem großen Kristall ein stummes Versprechen gab. Das Pulsieren des Lichtes wurde wieder langsamer und gleichmäßiger. Das Licht des großen Kristalls nahm wieder normale Helligkeit an. Dann kehrte der hünenhafte Kommandant zu seinem Außenteam zurück. Unterwegs hob er Kents Phaser auf und reichte ihn der Sicherheitschefin, die ihn wortlos wieder einsteckte. „Was war das, Captain?”, wollte Nolezoto wissen, „Was war da passiert?” Interessiert blickten die Anwesenden ihren vorgesetzten Offizier an, in dessen Augen sie etwas sahen, was sie bei Captain Sundrak nur sehr selten so deutlich sehen konnten: grenzenlose Faszination, enorme Erkenntnis, sehr viel Mitgefühl und jede Menge Schmerz. „Die Antwort auf Ihre Frage ist ganz einfach, Mr. Nolezoto.”, antwortete der hünenhafte Kommandant mit ausdrucksloser Miene, „Sie alle wurden gerade Zeuge eines Erstkontakts mit den Tajkar.”

Nachdem das Außenteam wieder auf die Concordia zurückgekehrt war, gab Sundrak den Befehl, weiterhin nach Commander Tārušin zu suchen. Der hünenhafte Kommandant zog sich in den Bereitschaftsraum zurück. Dort stand er nachdenklich am Fenster und blickte auf die Oberfläche des Tānas-Mondes Bīlat herab. Die Wolkendecke ließ nur den Blick auf einen recht kleinen Teil der Oberfläche zu. Sundrak trat an den Replikator und orderte einen aldanischen Tee. Anschließend trat er wieder ans Fenster und sah hinaus. Er dachte über den Erstkontakt mit den Tajkar nach. Unzählige Gedanken gingen ihm durch den Kopf und Sundrak versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Er hatte während des Kontaktes mit dem großen Kristall sehr viel über die Tajkar erfahren. Vieles war äußerst faszinierend, anderes nur entsetzlich und absolut grauenhaft. Er seufzte, als er seinen Becher auf dem Schreibtisch abstellte und dahinter Platz nahm.

Deutlich sah er die Bilder vor sich, die die Tajkar ihm während es Kontaktes sandten. Sie erzählten die Geschichte der Tajkar. Sie waren Milliarden Jahre alt und lebten im ganzen Universum verstreut. Ihre Existenz verdankten sie der Geburt einer der ersten Sonnen kurz nach dem Urknall. Als ihre Existenz in Form einer gigantischen Supernova endete, begann die Ausbreitung der Tajkar im Universum. Jeder Untergang eines Planeten oder Sonne trug zu ihrer Vermehrung bei. Trotz ihres sehr langen Lebens waren die Tajkar nicht unsterblich. Diese Erkenntnis machten die Tajkar, als sie zum ersten Mal von einer warpfähigen Zivilisation entdeckt wurden.

Diese Fremden verwendeten die jungen Tajkar-Kristalle für ihre Raumschiffe, um mit ihnen die erforderliche Energie zu gewinnen, die sie für ihre Warpflüge brauchten. Niemand ahnte, dass sie dabei unzählige Tajkar umbrachten, während sie die jungen Kristalle für ihre Materie-Antimaterie-Umwandlung in ihren Raumschiffen verwendeten. Für diese Spezies waren sie nur einfache Kristalle, die sie für ihre Antriebe benötigten und nannten sie Dilithium-Kristalle.

Im Laufe der Zeit lernten die Tajkar sich gezielten gegenüber anderen Lebensformen abzuschirmen, um nicht entdeckt zu werden. Je älter die Tajkar wurden, desto besser beherrschten sie diese Technik der Tarnung. Aber, um sich perfekt abschirmen zu können, müssen die jungen Tajkar eine sehr lange Zeit üben. Oftmals reichte diese Zeit, die mehrere Millionen Jahre dauert, nicht aus, um ihrer Entdeckung zu entgehen. Sobald sie von Angehörigen einer warpfähigen Zivilisation entdeckt wurden, stand ihnen ein qualvoller Tod bevor, vor dem es für sie kein Entrinnen gab.

Auch heute noch hören wir die Schmerzenschreie unserer Kinder, die auch heute noch als Dilithium-Kristalle in Raumschiffen und in Raumstationen eingesetzt werden und qualvoll sterben, weil niemand begreift, dass diese Kristalle unsere Kinder sind!, hörte Sundrak die anklagenden Stimmen der Tajkar. Wieso sterben eure Kinder, wenn sie als Dilithium-Kristalle eingesetzt werden?, fragte der hünenhafte Kommandant die Tajkar, Ihr werdet doch auch durch die Untergänge von Sonnen und Planeten geboren! Ja, das ist wahr, aber wir dürfen mit Antimaterie nur für eine sehr kurze Zeit in Berührung kommen, damit wir das überleben!, hatten ihm die Tajkar erklärt, Antimarterie ist für uns tödlich, was vor allem unsere Kinder gilt! Unsere Kinder müssen heute noch qualvoll sterben, weil niemand ihren Schmerzen fühlt und ihre verzweifelten Schreie hört!, hatten die Tajkar Sundrak weiter erklärt, Unsere Kinder sind in so jungen Jahren noch nicht dazu in der Lage, telepathischen Kontakt zu anderen Lebensformen herzustellen, um sie auf ihr Leiden aufmerksam zu machen! Kurz darauf ließen die Tajkar Sundrak die unbeschreiblichen Schmerzen spüren, die die Tajkar-Kinder als Dilitium-Kristalle ertragen müssen, bevor der Tod sie erlöste. Gleichzeitig hörte er die mentalen Schmerzensschreie der leidenden Kristalle. Es waren Eindrücke von Schmerz und Leid, die der hünenhafte Kommandant niemals vergaß.

Sundrak erhob sich wieder aus seinem Sessel und trat erneut ans Fenster. Wieder sah er hinaus und sein Blick galt der Oberfläche des Mondes Bīlat, wo sich unter der Oberfläche jede Menge Tajkar-Kristalle befanden, die hilflos das Leid ihres Nachwuchses wahrnahmen, ohne ihnen irgendwie helfen zu können. Irgendwie müssen wir dem ein Ende bereiten!, dachte er, Je schneller, umso besser für die Tajkar! Nur wie?, machte sich der Captain der Concordia weiter Gedanken, Ich kann doch niemanden vorschreiben, auf welchem Wege man seine Energie erzeugt! Der dunkelhaarige Aldaner gab ein erneutes Seufzen von sich. Aber irgendwie muss es doch eine Lösung geben!, überlegte Sundrak. Der hünenhafte Kommandant machte sich noch sehr lange darüber Gedanken, ohne eine Lösung zu finden.

Captain Sundrak war froh, als das Summen des Interkoms ihn aus seine Gedanken riss. Sofort aktivierte er das Gerät auf seinem Schreibtisch und das Gesicht von Nolezoto erschien auf dem kleinen Bildschirm. „Wir haben unsere Suche abgeschlossen.”, informierte er seinen Vorgesetzten mit ernster Miene, während der hünenhafte Kommandant hinter seinem Schreibtisch wieder Platz nahm, „Commander Tārušin befindet sich definitiv nicht mehr auf Bīlat. Sollen wir eine neue Suche nach ihr starten?” „Nein, Mr. Nolezoto. Ich glaube nicht, dass das noch Sinn hat.”, entschied Sundrak mit ausdrucksloser Miene, dem diese Entscheidung nicht leicht fiel, „Wir werden wieder zur Harūna-Station zurückkehren. Setzen Sie einen entsprechenden Kurs.” „Aye, aye, Sir.”, antwortete Lomādo und kurz darauf war das Gesicht des jungen Aldaners wieder erschwunden. Captain Sundrak lehrte seine Tasse Tee, der inzwischen kalt geworden war. Er schmeckte irgendwie nicht so wie sonst. Sundrak hatte das Gefühl, dass er seine Erste Offizierin, Commander Dilāna Tārušin, verraten und aufgegeben hätte. An diesem Tage tat er etwas, was für ihn sehr selten war: Er schlug mit der flachen Hand auf die Schreibtischplatte und fluchte laut.

Erwartungsvoll sahen die restlichen Nangu Teruk und Dilāna an. „Und was geschieht jetzt?”, wollte Kazu wissen, der keinen Hehl daraus machte, das ihm die Freilassung der Aldanerin missfiel. Misstrauisch und voller Ablehnung blickte er die Rothaarige an.  „Wir werden das tun, was uns am meisten nützt.”, entschied Teruk mit fester Stimme, „Wir werden mit den aldanischen Behörden Kontakt aufnehmen und Asyl beantragen.” „Wie wollen wir das anstellen?”, wollte Kemtos wissen und trat einen kleinen Schritt auf Teruk zu, der ihn ansah. „Wir werden uns von ihr helfen lassen.”, erwiderte der Anführer in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, „So, wie die Dinge momentan stehen, ist das das Beste, was wir tun können.” Kazu gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Willst du damit etwa sagen, dass wir ihr vertrauen sollen?”, fragte er voller Misstrauen. „Du hast es erfasst.”, erwiderte Teruk, „Sie ist Aldanerin und weiß, wie wir in der Aldanischen Allianz mit den Behörden umgehen müssen.” „Ich traue ihr nicht.”, gestand der kleine Nangu knurrend. „Da bist du nicht der einzige.”, erwiderte Teruk trocken, „Aber wir müssen ihr vertrauen, wenn wir nicht scheitern wollen. Sie ist die einzige hier, die uns zurzeit helfen kann.” „Du hast dich von ihr beeinflussen lassen.”, knurrte Kazu, „Du bist kein guter Anführer, wenn du unser Schicksal in ihre Hände legst.” „Ich habe mich nicht von ihr beeinflussen lassen.”, entgegnete Teruk ruhig, „Ich habe nur entschieden, dass die Umsetzung ihres Vorschlages unsere Situation wesentlich verbessern kann. Zumindest bräuchten wir uns dann nicht mehr verstecken.” „Trotzdem müssen wir damit rechnen, dass sie uns in eine Falle tappen lässt.”, insistierte Kazu, „Sie ist keine von uns.” „Nein, ich bin keine von Ihnen.”, antwortete Dilāna kühl, die sich inzwischen an einer kleinen Vorrichtung am Turbolift zu schaffen machte, „Aber ich bin nichtsdestotrotz dazu in der Lage, Ihre Situation zu verstehen.” Die Rothaarige öffnete eine kleine Klappe und begann an einem kleinen Hebel zu ziehen, der ein leises Schnappgeräusch von sich gab, als sie ihn umkippte. Im nächsten Augenblick flammte im gesamten Hangar Licht auf und es ertönte ein Alarmsignal.

Erschrocken zuckten die Nangu zusammen, als sie das Sirenengeheul hörten. Rasch tippte Dilāna Tārušin einen kurzen Befehl ein, und das Signal verstummte wieder. Die Beleuchtung blieb weiterhin in Betrieb. Sofort packte Teruk die Rothaarige an ihrem Oberarm, riss sie zu sich herum und starrte sie böse funkelnd an. „Was haben Sie getan, Commander?”, fuhr er die Aldanerin zornig an. „Ich habe einen automatischen Alarm ausgelöst.”, antwortete die Offizierin gelassen, „Aber Sie brauchen sich darüber keine Sorgen zu machen, weil dieser Alarm eine andere Bedeutung hat. Er zeigt nur der Crew an, dass weitere Teile der Station in Betrieb genommen werden.” „Woher wissen Sie, dass wir uns auf einer Raumstation befinden?”, erkundigte sich Kemtos. „Ich höre es am Alarm, der gegeben wurde.”, erklärte die Rothaarige, „Der Alarm auf unseren Raumstationen klingt etwas anders, als der auf unseren Raumschiffen. Vor allen dieser Alarm zeigt die Inbetriebnahme neuer Sektionen auf der Station an.” „Dann haben wir also nichts zu befürchten, Commander?”, hakte Teruk zweifelnd nach. „Nein, eigentlich nicht.”, beruhigte Dilāna den Anführer der Nangu, „Kontrollen werden nur dann durchgeführt, wenn der Verdacht besteht, jemand würde die Raumstation entern.” „Der Vorteil dieser neuen Situation für uns ist es, dass wir jetzt mehr Licht haben und die Systeme hier ebenfalls nun im Betrieb sind.”, fuhr sie fort und trat direkt vor den Turbolift, „Wir können jetzt getrost zur Brücke gelangen und mit dem Kommandanten sprechen.” Ohne zu zögern betrat die junge Aldanerin mit Teruk zusammen den Lift. „Wartet hier, bis wir uns melden.”, befahl Teruk den restlichen Nangu, „Es ist besser, wenn ich den Commander allein begleite. Falls mir etwas zustoßen sollte und ich deshalb nicht zurückkommen kann, übernimmt Kemtos das Kommando.” Nachdem sich die Türen wieder geschlossen hatten, setzte sich der Turbolift in Bewegung. Die restlichen Nangu blieben zurück und begannen zu warten.

Eine kurze Zeit später öffneten sich die Türen des Turbolifts und die Rothaarige verließ zusammen mit dem großen Nangu die Kabine. Der Gang war hell erleuchtet und einige Crewmitglieder der Station gingen an den beiden vorüber, ohne Notiz von ihnen zu nehmen. Dilāna hielt den nächsten Aldaner an, der an ihnen vorbeigehen wollte. Er war noch sehr jung und trug mehrere Pads bei sich. Seine Uniform zeichnete ihn als ein Mitglied des medizinischen Teams aus. Fragend sah er die Erste Offizierin von der Concordia an, die gleich zur Sache kam.

„Ich bin Commander Dilāna Tārušin von der USS Concordia und das ist Teruk, der Anführer der Nangu.”, sagte sie dem blonden Mann, der sie und die große dunkle Gestalt kurz aber interessiert musterte, „Wir müssen dringend mit dem Captain der Station sprechen. Bringen Sie uns sofort zu Ihm.” „Aye, Commander.”, sagte er und setzte sich sofort in Bewegung. Dilāna und Teruk folgten dem jungen Aldaner, der sie direkt zur Brücke der Station führte.

In der Zwischenzeit hatte die USS Concordia die Umlaufbahn von Bīlat verlassen. Lautlos flog das Schiff der Dōran-Klasse durch die Kälte des Alls.

Sundrak blickte überrascht auf, als sich jemand unangemeldet in seinem Bereitschaftsraum materialisierte. Pambāta Tajhōri trat sofort an den großen Schreibtisch, hinter dem der hünenhafte Kommandant immer noch saß. Obwohl das Gesicht der aldanischen Heilerin ausdruckslos blieb, erkannte Sundrak an ihrem Blick, dass sie sich über etwas Sorgen machte. „Heilerin.”, sagte der Captain der Concordia, „Was kann ich für Sie tun?” Sie lächelte kurz, bevor sie antwortete. „Die Frage muss im Moment wohl eher Ihnen als mir gestellt werden, Sir.”, antwortete sie mit ruhiger Stimme, „Ich bin hier, weil ich mitbekam, dass Sie für einen sehr kurzen Augenblick Ihre mentalen Schilde gesenkt haben und ich auf Grund dessen Ihr Gefühlschaos wahrnahm.” Sundrak nickte und machte eine einladende Handbewegung, woraufhin die blonde Aldanerin auf einem Sessel Platz vor dem Schreibtisch Platz nahm. Über den Schreibtisch hinweg sahen sich die beiden einen kurzen Augenblick lang schweigend an. „Das haben Sie gut beobachtet, Heilerin.”, gestand Sundrak schließlich, „Ich habe für eine ganz kurze Zeit meine Mentaldisziplin vernachlässig und meinen Emotionen freien Lauf gelassen.” „Möchten Sie darüber reden?”, erkundigte sich die Blonde. Der hünenhafte Kommandant machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann nickte er. „Vielleicht ist das keine schlechte Idee, darüber zu reden.”, meinte der Captain, „Zumindest habe ich dadurch genügend Zeit, bevor ich die Offiziere in den Konferenzraum zusammenrufen werde.”

Die dunkelhaarige Frau, die den Rang eines Captains bekleidete, musterte Dilāna und Teruk interessiert, als die beiden Neuankömmlinge in ihrem Bereitschaftsraum vor ihr standen. Tanāra Mizūmi deutete mit ihrer Hand an, dass die beiden sich setzen sollten. „Was kann ich für Sie beiden tun, Commander?”, fragte sie, nachdem die Rothaarige und der Anführer der Nangu Platz genommen hatten, „Und erzählen Sie mir mal, wer Sie sind und wo Sie normalerweise Ihren Dienst verrichten, Commander. Sie gehören definitiv nicht zu meiner Mannschaft, sonst würde ich Sie kennen. Anschließend erzählen Sie mir, seit wann sich ein Nangu unangemeldet auf meiner Station aufhält und was ihn hierher verschlagen hat.” Unwillkürlich begann Dilāna zu grinsen, wurde aber sofort wieder ernst. „Teruk ist nicht der einzige Nangu, der sich momentan unangemeldet auf Ihrer Station aufhält.”, antwortete die erste Offizierin der Concordia, „Insgesamt sind es…” „…noch siebenunddreißig weitere Nangu, die sich momentan auf Ihrer Station aufhalten, Captain.”, ergänzte Teruk. „Wie bitte?”, entfuhr es überrascht Mizūmi, „Es sind noch siebenunddreißig weitere Nangu auf meiner Station?” Dilāna und Teruk bejahten unisono. Die Braunhaarige machte kurz ein nachdenkliches Gesicht, doch dann nickte sie. „Also gut. Wie dem auch sei. Dann sind also insgesamt achtunddreißig Nangu hier, die sich nicht angemeldet haben.”, stellte sie fest, wobei sie ihren Blick auf die Rothaarige gerichtet hielt, „Trotzdem sollten Sie mir jetzt endlich meine Fragen beantworten, Commander.” Deutlich war die Ungeduld aus der Stimme der Braunhaarigen herauszuhören. Sofort kam die Erste Offizierin der Concordia der Aufforderung der braunhaarige Aldanerin nach und berichtete ihr ausführlich, wer sie selbst war und wer die Nangu waren. Nur ihre Gefangenschaft bei der Šakūra verschwieg die Rothaarige. Darüber wollte sie erst mit Captain Sundrak reden, sobald sie wieder auf die Concordia zurückgekehrt war.

Inzwischen hatte Captain Sundrak seine Offiziere zu einer Lagebesprechung in den Konferenzraum zusammengerufen. Wortlos nahm der hünenhafte Kommandant von den Anwesenden ihre Berichte entgegen. Nachdem die Offiziere zusätzlich noch ihre schriftlichen Berichte dem dunkelhaarigen Kommandanten ausgehändigt hatten, begann Captain Sundrak von seinem Erstkontakt mit dem Tajkar zu berichten. Wortlos und mit großem Interesse hörten sie zu, ohne ihn zu unterbrechen. Nachdem Sundrak von dem Leid der jungen Tajkar berichtete, machte sich Betroffenheit und tiefen Entsetzen auf den Gesichtern der Anwesenden breit. „Das ist ja grauenhaft, Sir.”, meinte Alicia Kent, nachdem Captain Sundrak geendet hatte, „Die armen Kinder.” „Und das ganze nur, weil niemand sich wirklich darüber im Klaren ist, dass es auch andere Lebensformen im All gibt, die mit unserem Aussehen nichts Gemeinsames haben.”, brummte Doktor Tyler, „Nicht alles, was lebt, ist humanoid und atmet Sauerstoff.”

„Was wollen wir nun dagegen unternehmen, Sir?”, wollte Nolezoto wissen. „Wir werden dem aldanischen Flottenoberkommando und auch der Sternenflotte einen entsprechenden Bericht zu kommen lassen.”, erwiderte Sundrak mit ausdrucksloser Miene. Lomādo nickte. „Ich verstehe. Aber das wird nicht reichen, um den Tajkar zu helfen.”, sagte der Navigator und Steuermann der Concordia unzufrieden, „Es werden weiterhin unzählige von ihnen einen qualvollen Tod sterben müssen, bevor etwas geschieht.” „Ja, da muss ich Ihnen zustimmen, Mr. Nolezoto.”, antwortete Sundrak mit ernster Miene, „Aber das größte Problem ist es, dass es eine Sache ist, die sämtliche warpfähigen Völker im gesamten Universum betrifft. Sie alle machen sich des Mordes schuldig.” „Nur wir Aldaner nicht, weil wir schon seit etlichen Jahrhunderten andere Kristalle verwenden, die wir künstlich herstellen.”, ergänzte Simdu Kalvan. „Trotzdem tragen wir diesbezüglich eben so eine Verantwortung.”, erwiderte Nolezoto nachdenklich, „Denn zu Beginn der aldanischen Raumfahrt hatten auch wir Dilithiumkristalle zur Energiegewinnung für unsere Warpantriebe verwendet. Damit sind wir genauso an dem Leid der Tajkar mitschuldig.”

Nachdenklich blickte Captain Mizūmi die Erste Offizierin von der Concordia und den großen Nangu an, nachdem Teruk der braunhaarigen Aldanerin von sich und seinen Gefährten berichtet hatte. Dann aktivierte sie ihren Kommunikator und bestellte einen jungen Lieutenant in den Bereitschaftsraum.

„Was haben Sie vor?”, erkundigte sich der hünenhafte Nangu, als der Lieutenant eintrat. „Ich werde Sie zu Botschafter Ibāmu Dēlus bringen lassen, der sich mit seinem Stab zusammen seit ein paar Tagen hier auf der Station ein sehr wichtiges Treffen mit den Klingonen und Zadorianern vorbereitet.”, antwortete Tanāra lächelnd, „Dort können Sie Ihr Anliegen vorbringen.” Teruk blickte zweifelnd die beiden Aldanerinnen an. „Ich kenne den Botschafter und sein Stab recht gut.”, versicherte Dilāna dem Nangu-Anführer, als er aufstand, „Bei ihm und seinen Leuten werden Sie und Ihre Gefährten in gute Hände sein. Er und seine Leute sind sehr zuverlässig.” Captain Mizūmi stand auf. Die Rothaarige erhob sich ebenfalls. „Also gut.”, erwiderte Teruk mit ruhiger und brummiger Stimme, „Ich hoffe, dass ich ihm genauso vertrauen kann wie Ihnen, Commander.” „Das können Sie ruhig, Teruk.”, antwortete Commander Tārušin, „Er ist der beste Diplomat, den die Aldanische Allianz zurzeit hat.” Teruk gab ein zufrieden klingendes Brummen von sich. „Dann wird es Zeit, Abschied zu nehmen.”, sagte er und wandte sich dann direkt an Dilāna, „Aber bevor ich gehe, möchte ich mich für das schlechte Benehmen von mir und meinen Gefährten Ihnen gegenüber entschuldigen, Commander. Wir hätten Sie niemals gefangen nehmen dürfen und ich hoffe, dass Sie uns das nachsehen werden. Im Regelfall sind wir Nangu eigentlich ein sehr friedliebendes und gastfreundliches Volk, müssen Sie wissen.” „Ich nehme Ihre Entschuldigung gerne an, Teruk.”, antwortete die Erste Offizierin von der Concordia, „Und ich werde ein gutes Wort für Sie und Ihre Leute beim Botschafter einlegen, wenn Sie das wünschen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Gefährten alles Gute.” Teruk nickte und verließ zusammen mit dem Lieutenant den Bereitschaftsraum des Captains.

„So, und nun noch einmal zu Ihnen, Commander.”, sagte Mizūmi, nachdem sich die Türen wieder geschlossen hatten, „Sie sind zwar hier auf der Sungāra-Station, aber Ihr Schiff, die USS Concordia, ist leider nicht hier. Wir müssen uns nun Gedanken darüber machen, wie Sie wieder auf Ihr Schiff zurückkehren können.” „Vielleicht könnte mich ein anderes Schiff zumindest nach Aldania Prime bringen.”, schlug die Rothaarige vor. Der Captain nickte. „Ja, das wäre eine Möglichkeit.”, sagte sie, „Und ich glaube, ich weiß auch schon, welches der Schiffe Sie mitnehmen könnte.” Wenig später aktivierte die Braunhaarige das Interkom und bat dem diensthabenden Kommoffizier um eine Verbindung mit der Oldāka.

Inzwischen näherte sich die Concordia der Harūna-Station in der Umlaufbahn von Balta. Langsam reduzierte Nolezoto behutsam die Geschwindigkeit und leitete das Andockmanöver ein. Gebannt beobachteten die Offiziere auf der Brücke des Schiffes wie die Station auf dem Schirm immer größer wurde. „Ich empfange gerade eine Nachricht vom Raumflottenoberkommando, Sir.”, meldete Lieutenant Darāna Bilaodānu. „Auf den Schirm.”, befahl Sundrak. Kurz darauf wurde das Bild mit der größer werdenden Raumstation durch das Gesicht von Admiral Kononga ersetzt. Ihre Miene war unergründlich, als sie zur Sache kam.

„Ihre Aktion mit den Demetanern hat etwas bewirkt, Captain Sundrak.”, sagte die Alte, „Vor wenigen Minuten hat Präsident Maron von Demeta mit unserer Regierung offiziellen Kontakt aufgenommen, indem er mit einer Delegation zur Sungāra-Station flog. Da bisher sonst noch niemand von uns Kontakt zu den Demetanern hatte, befehle ich Ihnen, sofort mit der Concordia zur Sungāra-Station weiterzufliegen, um Botschafter Dēlus und sein Team bei dem Treffen mit dem demetanischen Präsidenten zu unterstützen.” „Zu Befehl, Admiral.”, sagte Sundrak mit ausdrucksloser Miene und warf Lomādo Nolezoto einen kurzen Blick zu, der sofort den neuen Kurs eingab, „Wir sind schon unterwegs.” Kononga nickte kurz und schloss die Verbindung. Das Schiff der Dōran-Klasse beschleunigte wieder und verschwand mit einem Lichtblitz, als es auf Warp ging.

 

Hinweise zum Kapitel:

keine

Rückkehr von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

„Vor uns befindet sich ein Schiff auf Abfangkurs, Captain.”, teilte Nolezoto nach mehreren Stunden mit, währenddessen auf dem Monitor ein großes Raumschiff dargestellt wurde, „Es ist ein Schiff der Marūni-Klasse.” Wortlos betrachtete der hünenhafte Kommandant das Schiff auf dem Bildschirm, dessen Konturen ihm sehr vertraut waren. „Es ist die Oldāka.”, teilte Darāna mit, „Sie ruft uns.” „Auf den Schirm.”, befahl Sundrak. Wenig später erschienen zwei vertraute Gesichter auf dem Monitor.

„Captain Sundrak, es ist sehr schön, Sie mal wiederzusehen.”, sagte Kommodore Menex erfreut, „Wir haben ja schon einiges gehört, was Sie mit ihrer fabelhaften Crew zusammen in der Zwischenzeit geleistet haben.” „Danke, Kommodore.”, erwiderte der hünenhafte Kommandant, der sich ebenfalls über dieses unverhoffte Wiedersehen freute, „Ich freue mich ebenfalls, Sie wiederzusehen, Sir.” „Aber trotzdem haben Sie während einer Ihrer Missionen etwas verloren, Captain.”, fügte Alzūri schmunzelnd hinzu, „Und da die Besatzung der Oldāka als die ehrlichste in der gesamten Aldanischen Allianz bekannt ist, werden wir Ihnen es zurückgeben, obwohl wir es lieber selbst behalten würden, wenn wir dafür Verwendung hätten.”

„Mit Ihrer Erlaubnis würden wir sehr gern an Bord kommen und es Ihnen selbst übergeben.”, sagte Menex, dem es schwerfiel, seine ernste Miene aufrecht zu halten. Sundrak erhob sich sofort aus dem Kommandosessel. „Erlaubnis erteilt, Sir.”, sagte er, „Ich werde im Transporterraum zwei auf Sie warten.” Nachdem er vorübergehend Counselor Ītaku das Kommando übertragen hatte, verließ Sundrak die Brücke.

„Kommodore Menex und seine Begleiter sind zu Beamen bereit, Sir.”, teilte der Techniker an der Konsole mit. „Dann holen Sie sie rüber, Ensign.”, befahl der Captain der Concordia. Sofort kam der blonde Mann dem Befehl nach und aktivierte den Transporter. Drei Lichtsäulen begannen auf der Plattform zu schimmern und nahmen rasch Gestalt an. Menex und Alzūri schmunzelten, als sie Sundrak sahen. Seine Miene blieb zwar ausdruckslos, aber in seinen Augen blitzte Überraschung und auch Freude auf. Die dritte Person war Commander Dilāna Tārušin. „Ich bitte um Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen, Sir.”, sagte die Rothaarige lächelnd. „Erlaubnis erteilt, Commander.”, sagte er, als die Erste Offizierin die Plattform als Letzte verließ, „Seien Sie herzlich willkommen. Ich freue mich, dass Sie wieder an Bord sind.”

„So, und jetzt haben wir eine Familie wieder vereinigt.”, sagte Menex zufrieden. „Wo haben Sie meine Erste Offizierin aufgelesen, Sir?”, wollte der hünenhafte Kommandant wissen. „Wir haben Sie auf der Sungāra-Station aufgelesen.”, antwortete er, „Das heißt, sie hat sich selbst bei Captain Mizūmi gemeldet und Mizūmi hat es veranlasst, dass wir Ihre Erste Offizierin auf der Oldāka und eigentlich nach Aldania Prime bringen sollten.” „Sie war auf der Sungāra-Station?”, fragte Sundrak verdutzt. „Ja, Captain.”, antwortete Alzūri lächelnd, „Wir waren auch selbst erstaunt, dass der Commander so weit weg von Ihrem Schiff war.”

„Allerdings muss ich Ihnen etwas gestehen, Captain.”, sagte Menex mit ernste Miene und hob dabei tadelnd den Finger, „Vielleicht war es doch noch zu früh für Sie, Sie zum Captain zu befördern. Zumindest muss ich mich schon sehr wundern, wie Sie es fertig bringen, Ihren Ersten Offizier irgendwo verschwinden zu lassen und an einem anderen Ort wieder in Empfang zu nehmen. Sowas hat es bei mir noch nie gegeben.” Perplex sah Sundrak den Kommodore an, der wegen seines gespielten Tadels sofort zu grinsen begann. „Passen Sie in Zukunft besser auf Ihre Leute auf, damit wir sie nicht woanders wieder auflesen und zu Ihnen zurückbringen müssen.”, fügte er mit einem wohlwollenden Blick hinzu. „Ansonsten kann es für Sie sehr unangenehm werden, Captain.”, lächelte Alzūri und warf dabei einen kurzen Seitenblick Dilāna zu, die den Blick schmunzelnd erwiderte, „Ich hatte mit Ihrem Commander ein paar sehr aufschlussreiche Gespräche geführt und dabei schon recht interessante Dinge erfahren.”

„So und nun müssen wir auch schon wieder auf unser Schiff zurück, Captain.”, sagte Menex mit ernster Miene und betrat als erster die Transporterplattform, „Wir haben noch einen sehr weiten Flug von uns, der uns in die Föderation führt.” Alzūri folgte ihrem Vorgesetzten auf die Plattform. Sundrak und Tārušin sahen die beiden an.

„In die Föderation, Sir?”, fragte Sundrak interessiert. Menex nickte. „Ja, die Megaraner rebellieren gegen die Breen, die ihre Welten immer noch besetzen und nicht vertragsgemäß räumen wollen.”, antwortete der Alte mit sorgenvoller Miene, „Weil die Sternenflotte noch nicht wieder dazu in der Lage ist, gegen die Breen zu kämpfen,  werden einige Schiffe unserer Raumflotte in die Föderation entsandt, um die Breen daran zu hindern, die Megaraner von ihren Welten zu vertreiben.”

„Das klingt nach einer sehr heiklen Mission, Sir.”, meinte Sundrak mit ernster Miene, „Dann könnte es sogar sein, dass auch die Concordia in die Föderation entsandt wird, sobald wir unsere jetzige Mission abgeschlossen haben.” Menex nickte nachdenklich. „Ja, das wäre möglich.”, erwiderte er und zupfte kurz an seiner Uniform, „Wir sind bereit zum Beamen.” Sundrak nickte dem Techniker zu, der sofort den Transporter aktivierte. In schimmernden Lichtsäulen verschwanden Alzūri und Menex. Captain Sundrak verließ mit seiner Ersten Offizierin zusammen den Transporterraum.

„Sagen Sie mal, Commander, wie kamen Sie auf die Sungāra-Station?”, fragte Sundrak die Erste Offizierin. „Das ist eine sehr lange Geschichte, Sir.”, gestand Dilāna, „Dabei muss ich Ihnen eine Sache schon im Voraus beichten, damit Sie später sich nicht über meinen Bericht wundern müssen, Captain: Ich war zwischenzeitlich eine Gefangene der Šakūra.” Fassungslos sah der hünenhafte Kommandant die Rothaarige an. „Wenn Sie tatsächlich eine Gefangene der Šakūra waren, dann muss ich Sie eigentlich erst einmal vom Dienst suspendieren und die ganze Angelegenheit von einer Sonderkommission untersuchen lassen.”, meinte der Captain nachdenklich, „Das würde aber eine Menge Zeit in Anspruch nehmen und ich brauche Sie hier auf der Concordia auf Ihren Posten.” „Ich verstehe, Sir.”, erwiderte sie mit gesenkter Stimme, „Aber ich musste Ihnen das doch sofort melden.” „Das ist korrekt, Commander.”, erwiderte er mit ausdrucksloser Miene und blieb mit der Rothaarigen vor dem Turbolift stehen, „Ich habe Ihre Meldung diesbezüglich auch zur Kenntnis genommen. Trotzdem werden Sie wieder Ihren Dienst auf der Brücke aufnehmen, sobald Sie Ihren Bericht geschrieben haben. Alles andere werden wir später klären, nachdem ich Ihren Bericht bekommen habe.”

Wenig später betrat Dilāna ihr Quartier. Aufmerksam sah sie sich kurz um. Zufrieden stellte sie fest, dass alles so war, wie sie ihr Quartier zuletzt verlassen hatte. Rasch legte sie ihren Gürtel mit der Standardausrüstung ab und legte ihn vorsichtig auf den Tisch. Sofort rutschte der Tricorder heraus und glitt ein kurzes Stück über die Tischplatte. Aus derselben kleinen Gürteltasche rutschte noch ein kleines durchsichtiges Päckchen hinterher. Sofort griff die Rothaarige nach dem Päckchen und sah es sich etwas genauer an. Es enthielt einen kleinen Datenkristall und eine Haarprobe. Sofort verließ die erste Offizierin ihr Quartier.

Pambāta Tajhōri und Frank Tyler blickten sofort auf, als die Rothaarige die Krankenstation betrat. „Commander.”, sagte die Heilerin erfreut, „Wie schön, Sie wieder an Bord zu haben.” „Danke sehr, Heilerin.”, erwiderte Dilāna und lächelte kurz, „Ich bin auch froh, wieder auf der Concordia zu sein.” Vor den beiden Medizinern blieb sie stehen und hielt entschlossen das kleine Päckchen in die Höhe. Der terranische Arzt und die aldanische Heilerin sahen das Päckchen kurz an. „Was ist das?”, fragte Tyler und griff nach der Probe. „Das ist eine Haarprobe.”, antwortete die Rothaarige mit ernster Miene. „Und Sie möchten wissen, von wem sie ist.”, vermutete die Blonde. Die Erste Offizierin schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Heilerin.”, sagte sie, „Von wem diese Haare sind, weiß ich. Aber ich möchte wissen, ob der Eigentümer dieser Haarsträhne mir gegenüber die Wahrheit gesagt hat.” Frank reichte die Probe an seine aldanische Kollegin weiter, die das Päckchen aufmerksam betrachtete. „Wurde der Betreffende etwa wegen einer Straftat angeklagt und beteuert nun seine Unschuld?”, erkundigte sich Tyler mit einem grimmigen Gesicht. „Nein, er behauptet aber, mein leiblicher Bruder zu sein.”, erwiderte die Rothaarige. „Aber Sie sind doch laut Ihrer Akte ein Einzelkind!”, platzte es aus dem fassungslosen Frank Tyler heraus. „Ja, so steht das ja auch drin, denn das ist ja auch korrekt.”, gab die Erste Offizierin zu, währenddessen die Heilerin mit dem Päckchen in der Hand an ein Terminal schritt und das Päckchen öffnete. Dilāna und der Terraner folgten der Blonden und beobachteten, wie die Heilerin die Analyse vorbereitete. Dann wandte Pambāta zu der Rothaarigen um. „Ich brauche von Ihnen ebenfalls etwas Material, damit ich die Analyse durchführen kann.”, sagte sie. Sofort riss sich Tārušin ein paar Haare aus und reichte sie der aldanischen Medizinerin. Wenige Minuten später war das Gerät mit der Analyse fertig und ein Signallämpchen leuchtete auf. Die aldanische Heilerin sah die Rothaarige an. „Möchten Sie das Ergebnis sofort sehen?”, fragte sie die Erste Offizierin, deren Puls zu rasen begann. Sie schluckte kurz, dann nickte sie. Tajhōri tippte einen kurzen Befehl ein. Kurz darauf erschien das Ergebnis der Analyse auf dem Schirm.

Minutenlang betrachtete die Erste Offizierin das Ergebnis auf dem Schirm. Unzählige Gedanken rasten ihr durch den Kopf und der Rothaarigen wurde schwindelig, nachdem sie begriff, dass Rokim ihr die Wahrheit gesagt hatte. Er war ihr leiblicher Bruder, von dem sie ihr Leben lang nichts wusste.

Pambāta legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter der Ersten Offizierin. „Vielleicht sollten Sie sich erst mal in Ihr Quartier zurückziehen und das Ergebnis einmal verarbeiten.”, schlug die Blonde vor. Dilāna nickte nur. „Ja, das muss ich erst einmal verdauen.”, sagte sie und verließ die Krankenstation.

Kurz darauf saß die Rothaarige hinter dem Schreibtisch in ihrem Quartier. Nachdenklich betrachtete sie das Ergebnis der Analyse, das sie von der Krankenstation mitgenommen hatte. Als der Türsummer ertönte, zuckte sie erschrocken zusammen. „Herein!”, sagte die Erste Offizierin, die verzweifelt versuchte, das emotionale Chaos, das in ihrem Innern herrschte, zu ordnen versuchte. Kurz darauf betrat Counselor Dāmala Ītaku den Raum. „Heilerin Pambāta Tajhōri hat mich informiert, was vorgefallen ist und mich zu Ihnen geschickt.”, erklärte sie mit ruhiger Stimme und setzte sich der Rothaarigen gegenüber an den Tisch, „Wenn Sie möchten, können wir miteinander reden.” Dilāna gab ein tiefes Seufzen von sich, während sie für beide einen aldanischen Tee replizieren ließ. Als beide Aldanerinnen wieder am Tisch saßen, begannen sie miteinander zu reden.

E N D E

von Andreas Rößler, Juni - Dezember 2008

 

Hinweise zum Kapitel:

keine

Anmerkungen und Erklärungen zu "Star Trek - USS Concordia - Tajkar - Die Kraft der Steine" von aroessler2003
Hinweise des Autors:

In diesem Kapitel werden die aldanischen Begriffe erklärt.

ANMERKUNGEN

Vokabular - Aldanisch:

Dōran           = Galaxis

Tamušak       = Aldan. Ehrentitel

Šakūra          = absolute Unabhängigkeit bzw. Freiheit

Oldāka          = Aldan. Eigenname         

Nagūma        = Eintracht

Tajlak           = Aldan. Eigenname

Tēžu-batū     = freie Hand - ald. Kampfsportart

Tuxāluš        = Art ald. Gemüse-Pfanne

Katunga        = Name des höchsten Berges auf Aldania Prime; in der Antike von

                       den Aldanern auch als Sitz der Götter verehrt

 

Hinweise zum Kapitel:

keine



Diese Geschichte wurde archiviert am http://www.sf-ecke.de/stories/viewstory.php?sid=37