Gespräch zu fünft am Samstagnachmittag

von Visitor
Zusammenfassung:

 

Allrounder Betsy Scott ist ja schon Einiges gewohnt und hat schon sehr viel während ihrer Dienstzeit in der Sternenflotte erlebt. Doch dieses Mal sind es 4 künstliche Lebensformen, die ihre Freunde sind, die Betsy total ins Stuanen versetzen...


Kategorien: Fanfiction, Fanfiction > Star Trek Charaktere: Keine
Genres: Keine
Herausforderung: Keine
Serie: Keine
Kapitel: 1 Fertiggestellt: Ja Wörter: 1459 Aufgerufen: 3278 Veröffentlicht: 19.11.14 Aktualisiert: 19.11.14

Gespräch zu fünft am Samstagnachmittag

von Visitor

 

Ich saß in meinem Garten in Little Federation und dachte an nichts Böses, als ich plötzlich Schritte vom Nachbargrundstück vernahm. Die Schritte waren sehr exakt getaktet und schienen zu mindestens zwei verschiedenen künstlichen Lebensformen zu gehören. Das wunderte mich nicht weiter, denn ich hatte zuvor beobachtet, dass D/4, meine xylianische Nachbarin, zu Cupernica, Novus und Data hinübergegangen war. Das war für mich nicht ungewöhnlich. Warum sollten die vier sich nicht besuchen?

Jetzt schienen sie aber auf dem Weg zu mir zu sein, was an sich auch nicht ungewöhnlich sein sollte. Schließlich waren wir befreundet und Freunde besuchten sich eben ab und zu einmal zu einem Plausch.

Die künstlichen Lebensformen hatten mein Gartentor erreicht und höflich die Sprechanlage betätigt. Das hatte ich hören können, weil ich das Mobilteil der Anlage mitgenommen hatte, in dessen Bedienung mich erst kürzlich ein demetanischer Techniker sehr geduldig eingewiesen hatte, nachdem ich es mir angeschafft und vergeblich selbstständig versucht hatte, es an meine Haussprechanlage anzumelden.

„Ja.“, meldete ich mich locker und nicht gerade förmlich. „Hier ist Cupernica.“, kam es zurück. „Data, Novus, D/4 und ich würden Sie gern besuchen, um mit Ihnen ein kleines Experiment zu machen, Betsy.“ „Na, OK.“, sagte ich, die ich noch nicht ahnte, was auf mich zukommen sollte. „Kommen Sie doch herein.“

Die künstlichen Lebensformen folgten meiner Einladung und betraten wenig später meinen Garten. Dann stellten sie sich im Kreis um mich herum, als wollten sie mich aus allen Blickwinkeln beobachten können. „Worum geht es denn jetzt?“, fragte ich neugierig. „Definieren Sie bitte Romantik.“, sagte Data. „Für dich selbst, Tante Betsy.“, ergänzte Novus, der seine Sprechweise den anderen Kindern in seinem Alter angepasst haben musste. „Individuell.“, fügte D/4 bei. „Wie kommen Sie darauf?“, fragte ich verwundert. „Ich meine, die grundsätzlichen Definitionen von Romantik dürften doch in allen Datenbanken vorhanden sein.“ „Das ist korrekt.“, sagte Data. „Aber für Sie dürfte sich da bestimmt einiges unterscheiden. Diverse Dinge zum Beispiel, die für Sie eher gefährlich sind, dürften bei Ihnen keine romantische Stimmung aufkommen lassen, weil Sie dann eher Angst empfinden würden, wenn Sie in der Nähe dieser Dinge wären. Ich denke da zum Beispiel an Kerzen. Sie haben Cupernica und mir einmal erklärt, dass Sie Angst haben, in eine brennende Kerze zu fassen bei einer falschen Bewegung, wenn diese zu sehr in Ihrer Nähe steht. Außerdem befürchten Sie, bei einem Stoß an einen Tisch, auf dem eine Kerze steht, eine Kettenreaktion und damit einen Brand auszulösen. Ein Überraschungsessen geht bei Ihnen aufgrund Ihrer Vergangenheit wohl auch eher in die falsche Richtung und einen Sonnenuntergang können Sie beispielsweise gar nicht wahrnehmen. Wie definieren Sie also Romantik?“

Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und überlegte. Dann sagte ich: „Das ist sicher nicht so einfach zu erklären. Aber ich glaube …“ „Ich glaube.“, unterbrach mich Cupernica, was sonst eigentlich nicht ihre Art war. „Wir sollten Ihnen helfen. Weil ich mit so einer Antwort schon gerechnet habe, habe ich etwas vorbereitet.“

Sie zog eine Tasche aus einem Versteck hinter ihren Beinen hervor, aus der sie eine Tafel zauberte, deren zwei Hälften durch einen gut tastbaren Querbalken voneinander getrennt waren. Rechts in der oberen Ecke der einen Hälfte konnte ich, die ich mir auf ihre Aufforderung hin die Tafel genauer betastet hatte, drei Figuren erkennen, die wohl fest auf ihr angebracht waren. Es waren eine Frau und zwei Männer. Das erkannte ich daran, dass eine Figur einen wallenden Rock trug und die anderen beiden Hosen trugen. Das war zwar ein sehr althergebrachtes Symbol, half mir aber sehr. „Die Seite mit den Figuren ist die Seite für Romantik.“, erklärte Cupernica. „Sie symbolisiert Ihre Beziehung zu Scotty und Shimar. Die andere leere Seite ist neutral.“

Sie zog eine Tüte aus der Tasche, aus der kleine Symbole zum Vorschein kamen, die magnetisch waren und somit gut auf der metallischen Tafel befestigt werden konnten. Dann forderte sie mich auf: „Befestigen Sie bitte die Symbole dort, wo sie Ihrer Meinung nach hingehören. Wenn Sie eines nicht erkennen, sind wir alle gern bereit, Ihnen zu helfen. Es sind ja auch nicht viele.“ „OK.“, sagte ich und begann. Dabei fiel mir auf, dass viele Symbole auch von den konventionellen Sichtweisen abwichen. So fand ich zum Beispiel ein Raumschiff, das ich aber auf der romantischen Seite einordnete, was bei meinen künstlichen Freunden sicher für ziemliche Verwirrung sorgen würde. Aber ich hatte meine Gründe.

Bald war die Tüte leer und die Tafel voll. Tatsächlich hatte ich fast alle Symbole selbstständig erkannt. Cupernica hatte mir nur bei einem einzigen Symbol helfen müssen. Ich hatte, um Missverständnisse zu vermeiden, lieber gefragt, was die Sonne genau bedeuten sollte. Nachdem sie mir gesagt hatte, dass sie den Sonnenuntergang symbolisierte, hatte ich sie auf die nicht romantische Seite gelegt. Genau wie die Kerze, die Rosen und noch einiges andere. Dafür befanden sich das Raumschiff und die Pferdekutsche einträchtig nebeneinander auf der romantischen Seite, eine Tatsache, die wohl bei manchen Fragezeichen in den Augen auslösen würde. Genauso wie der Werkzeugkasten, den ich dort ebenfalls gelagert hatte.

„Faszinierend.“, sagte Data, nachdem er auf meinen Wink hin die Tafel genauer in Augenschein genommen hatte. Dann bat er seine Frau, seinen Sohn und D/4 dazu. „Ihre Wahl ist verwirrend.“, sagte die Xylianerin, die sich die Tafel nach meinem Verständnis sehr lange angesehen hatte. Ja, sogar auffallend lange. In mir reifte ein Verdacht, mit dem ich sie aber noch nicht konfrontieren wollte. „Nun.“, sagte ich. „Sie konnten sich doch wohl denken, dass meine individuelle Definition von Romantik leicht von der allgemein Gültigen abweichen muss.“ „Das ist korrekt.“, sagte D/4. „Ich hätte nur nicht gedacht, dass sie das so sehr tut.“

Ich zog die Tafel wieder zu mir heran. „Gibt es etwas Spezielles, über das einer von Ihnen mit mir reden möchte?“, fragte ich. „Ja.“, sagte Data. „Sie haben sowohl die Kutsche, als auch das Raumschiff auf die romantische Seite gelegt. Die Kutsche gilt im Allgemeinen als romantisch, das Raumschiff nicht. Bitte erklären Sie uns das.“ „Gern.“, sagte ich und lächelte. „Ich mag Pferde und Shimar hat extra wegen mir angefangen, das Reiten zu erlernen. Das bedeutet, wir beide haben da etwas, das wir gemeinsam unternehmen können. Genauso ist es mit einem gemeinsamen Ausflug in einem unserer beiden Schiffe. So lange ich also etwas mit Shimar machen kann, empfinde ich es als romantisch, weil wir dann zusammen sind. Ob wir nun IDUSA oder Lycira nehmen, ist dabei völlig unerheblich, weil beide Schiffe unsere Kontrolle akzeptieren und es ja nicht um irgendwelche Machtverhältnisse geht.“ „Diese Bemerkung ist müßig!“, sagte D/4. „Das finde ich nicht!“, rechtfertigte ich mich. „Ich kann mir denken, dass sie einigen von Ihnen gerade durch den Kopf gegangen ist.“ „Das stimmt.“, sagte Cupernica. „Ich wollte Sie gerade danach fragen.“ „So und nun kommen Sie. Warum, meinen Sie, habe ich wohl auch den Werkzeugkasten dort hingetan?“, sagte ich.

Data überlegte und zwar ziemlich lange. So lange, dass Novus Zeit hatte einzuhaken: „Weil er dich mit Scotty verbindet, Tante Betsy! Du bastelst gern und du interessierst dich für technische Zusammenhänge. Du dürftest also auch das Schrauben gemeinsam mit Scotty als romantisch empfinden, weil du dann mit ihm zusammen bist.“ „Richtig, Novus!“, lobte ich lächelnd.

„Im Allgemeinen.“, sagte Cupernica. „Hat Allrounder Scott all unsere Theorien bestätigt. Sie hat die Dinge, von denen wir dachten, dass sie als gefährlich für sie gelten, tatsächlich auf der nicht romantischen Seite abgelegt. Sogar das Weinglas, das für ein Überraschungsdinner stehen sollte. Aber das ist, wenn man ihre Vergangenheit betrachtet, auch nicht weiter verwunderlich. Gleiches gilt sicher auch für die Kerze und für die Rose, da es zur Pflanzenpflege zweifelsfrei gesunder Augen bedarf und sie sich an den Dornen unter Umständen verletzen könnte. Da fällt der Duftfaktor nicht mehr wirklich ins Gewicht.“ „Genau.“, nickte ich.

D/4 hatte die gesamte Zeit über wie eine Statistin neben uns gesessen. Immer noch hatte sie die Tafel im Blick. Ich beschloss, sie jetzt doch auf meinen Verdacht anzusprechen. „Sind Sie Online?“, fragte ich. „Hören Ihre Leute uns jetzt zu?“ „Ihre Annahme ist korrekt.“, gestand die Xylianerin. „Ich war auch die treibende Kraft für diese Aktion. Für A/1 Sind Sie ein Faszinosum. Sie weichen oft von der Norm anderer Terraner ab und er fragt sich deshalb, wie Sie wohl was definieren. Sie sind ein höchst faszinierendes Forschungsobjekt.“ „Aus Ihrem Mund ist das sicher ein Kompliment.“, sagte ich diplomatisch. „Ich bin froh, dass ich helfen konnte.“ „Sie nehmen unser Vorgehen also nicht übel?“, vergewisserte sich Cupernica. „Aber nein.“, lächelte ich. „Ihr Verhalten ist völlig normal für das künstlicher Lebensformen.“ „Vielen Dank.“, sagte sie und gab mir zum Abschied die Hand. Alle anderen taten es ihr gleich. Sie packte auch die Tafel und die Symbole wieder ein. Dann gingen die vier und ließen mich verwundert zurück. Ich fand es nämlich sehr erstaunlich, dass es vier künstlicher Lebensformen bedurft hatte, um mir mein eigenes Verständnis von Romantik klarzumachen.

 

ENDE

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