Star Trek - USS Concordia - Die Demeta-Konferenz

von aroessler2003
Zusammenfassung:

Die USS Concordia war gerade heimgekehrt, als sie von der aldanischen Raumflotte sofort wieder auf eine neue Mission geschickt wird. Niemand an Bord ahnt, dass diese Mission eine der gefährlichsten werden sollte. Besonders deutlich wird es, als jemand einen Anschlag auf den aldanischen Präsidenten verübt, der sich an Bord der Concordia befindet.....


Kategorien: Fanfiction > Star Trek Charaktere: Keine
Genres: Science Fiction
Herausforderung: Keine
Serie: Star Trek - USS Concordia
Kapitel: 5 Fertiggestellt: Ja Wörter: 28137 Aufgerufen: 23041 Veröffentlicht: 18.05.09 Aktualisiert: 19.05.09
Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

1. Besondere Gäste von aroessler2003

2. Vor der Untersuchungskommission von aroessler2003

3. Ungeklärte Fragen von aroessler2003

4. Neue Hoffnung für Demeta von aroessler2003

5. Der Anschlag von aroessler2003

Besondere Gäste

von aroessler2003

 

Lautlos glitt die USS Concordia durch die Kälte des Alls. An Bord des aldanischen Schiffes der Dōran-Klasse ging die Besatzung ihren Routine-Aufgaben nach. Die Concordia war auf dem Weg zur Sungāra-Station, wo offiziell ein historischer Erstkontakt zwischen Demetanern und Aldanern stattfinden sollte.

Auf der Brücke saß Captain Sundrak nachdenklich in seinem Kommandosessel und betrachtete entspannt den Monitor, der nur die grenzenlose Schwärze des Alls mit seinen zahlreichen Sternen zeigte, die wie Diamanten auf schwarzen Samt funkelten.

„Wird denn jemand von unserer Regierung ebenfalls an dem Treffen teilnehmen, Sir?”, fragte Counselor Dāmala Ītaku unvermittelt. „Ich denke schon, Counselor.”, antwortete Sundrak, „Für die Demetaner selbst ist dieses Treffen so wichtig, dass ihr Präsident selbst zur Sungāra-Station geflogen ist, um mit unseren offiziellen Vertretern zu sprechen.” „Die Frage ist nur, wen unsere Regierung zu diesem Treffen hinschicken wird.”, meinte Nolezoto nachdenklich, „Wenn unserer Präsident selbst hinfliegt, um daran teilzunehmen, dann zeigt er den Demetanern, wie ernst er sie und ihre Sorgen nimmt.” „Es wäre zumindest eine gute Rückmeldung für Demeta. Eigentlich müsste er sogar an dem Treffen teilnehmen.”, gab Alicia Kent zu Bedenken, „Immerhin haben die Demetaner ihren höchsten Regierungsvertreter zur Sungāra-Station entsandt.” „Wie dem auch sei.”, erwiderte Lomādo mit ernster Miene, „Hauptsache, die Šakūra macht keine Schwierigkeiten, während das Treffen stattfindet.” „Das hoffen wir alle, Mr. Nolezoto.”, erwiderte der Captain der Concordia nachdenklich, „Wir können ruhig davon ausgehen, dass für die Sicherheit aller Beteiligten schon gesorgt wird.”

„Das Flottenoberkommando ruft uns, Captain.”, meldete sich Darāna Bilaodānu, „Es ist Admiral Kononga.” „Auf den Schirm.”, befahl Sundrak mit ausdrucksloser Miene. Sofort führte die blonde Kommoffizierin den Befehl ihres Vorgesetzten aus und wenig später erschien das Gesicht der weißhaarigen Frau auf dem Schirm.

„Schön Sie zu sehen, Admiral.”, sagte Sundrak, doch die Alte unterbrach unwirsch den hünenhaften Kommandanten sofort. „Wie weit ist die Concordia von Aldania Prime entfernt, Captain Sundrak?”, wollte sie wissen. „Wir haben vor knapp zwei Stunden unser Sonnensystem erreicht, Ma’am.”, antwortete der Navigator und Steuermann mit ernster Miene an Stelle Sundraks. „Das ist gut.”, sagte Kononga mit ernster Miene, „Sobald die Concordia Aldania Prime erreicht hat, melden Sie sich umgehend bei mir, Captain.” „Was ist los, Admiral?”, fragte der hünenhafte Kommandant, „Ist etwas passiert?”

„Das kann man sehen, wie man will.”, erwiderte die weißhaarige Frau mit einer Miene, die sowohl Sorge als auch Entschlossenheit zeigte, „Präsident Donhāruš hat die Absicht, sich mit dem demetanischen Präsidenten auf der Sungāra-Station zu treffen. Leider haben wir eben gerade von einem Informanten erfahren, dass die Šakūra von dem bevorstehenden Treffen irgendwie erfahren hat und nun dabei ist, einen Anschlag auf beide Präsidenten vorzubereiten.”

„Wie zuverlässig ist denn der Informant, von dem die Warnung stammt?”, wollte Sundrak wissen. „Das ist schwer zu sagen, Captain.”, gestand Kononga mit sorgenvoller Miene, „Die Warnung hatte das Flottenoberkommando selbst von dem Informanten erhalten und die Warnung wird von allen Seiten der Sicherheit sehr ernst genommen. Auf Grund dessen wird die Reise für unsere Regierungsvertreter neu organisiert.” Sundrak ahnte bereits, worauf die Admirälin hinauswollte. „Ich nehme an, dass die Concordia unseren Präsidenten und seine Begleiter zu dem Treffen bringen soll.”, sagte der hünenhafte Kommandant. „Genauso ist es, Captain.”, gab Kononga zu, „Deshalb befehle ich Ihnen, unverzüglich nach Aldania Prime zu fliegen, um unsere Regierungsvertreter von hier aus direkt zum Treffpunkt zu fliegen. Zusätzlich wird noch eine kleine Eskorte zur Sicherheit die Concordia begleiten.” Sundrak nickte, währenddessen Nolezoto bereits die neuen Zielkoordinaten eingab.

„Zu Befehl, Admiral.”, teilte Sundrak der Alten mit, „Wir werden so schnell wie möglich nach Aldania Prime fliegen und uns sofort melden, sobald wir die Umlaufbahn erreicht haben.” Kononga nickte wortlos und schloss die Verbindung. „Ich habe schon den neuen Kurs eingegeben.”, teilte Lomādo mit. „Dann mal los, Mr. Nolezoto.”, erwiderte Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Bringen Sie uns so rasch wie möglich nach Aldania Prime.”

Kurz darauf beschleunigte die USS Concordia und verschwand nach einen grellen Lichtblitz. Kurz bevor das Raumschiff der Dōran-Klasse Aldania Prime erreichte, ging sie wieder auf Impuls. Auf Sundraks Befehl schwenkte die Concordia in eine höhere Umlaufbahn ein. Die kleineren Raumschiffe, die die Concordia als Eskorte begleiten sollten, erwarteten bereits Sundraks Schiff.

„Hatte Admiral Kononga nicht von einer kleinen Eskorte gesprochen?”, fragte die Erste Offizierin verwundert, „Das sind aber wesentlich mehr Schiffe, die da draußen sind.” Nachdenklich betrachtete der hünenhafte Kommandant die Gruppe, die bereits in Formation auf ihren Befehl zum Aufbruch wartete.

„Na ja, klein ist nun mal ein dehnbarer Begriff, Commander.”, meinte der dunkelhaarige Captain der Concordia, „Anscheinend geht das Flottenoberkommando davon aus, dass mehr Schiffe auch mehr Sicherheit für unsere Gäste bedeutet.” „Informieren Sie Admiral Kononga, dass wir uns mittlerweile in eine höhere Umlaufbahn befinden und bereit sind, unsere Gäste an Bord zu holen.”, befahl er der Blonden an der Kommunikationsstation, „Wir sind schon auf dem Weg zum Transporterraum.” Die erste Offizierin Dilāna Tārušin und Counselor Dāmala Ītaku begleiteten Captain Sundrak, der die Brücke verließ. Das Kommando übertrug er vorübergehend Nolezoto.

Ein terranischer Techniker stand an der Transporterkonsole und salutierte pflichtgemäß, als die drei Offiziere den Transporterraum betraten. Direkt neben dem blonden Mann von der Erde blieben sie stehen. Auf Sundraks Befehl hin aktivierte er den Transporter und die ersten Lichtsäulen schimmerten auf der Plattform, die rasch Gestalt annahmen.

Nachdem der Beamvorgang abgeschlossen war, ergriff der dunkelhaarige Kommandant das Wort. „Willkommen an Bord.”, sagte er mit ausdrucksloser Miene, „Ich bin Captain Sundrak und das sind meine Erste Offizierin Commander Dilāna Tārušin und Counselor Dāmala Ītaku.” Während Tarūni mit seiner Hand auf seine beiden Begleiterinnen wies.

Der aldanische Präsident trat von der Plattform und blieb vor den drei Offizieren der Concordia stehen. Einen kurzen Augenblick lang musterte er die beiden jungen aldanischen Frauen interessiert. „Ich danke Ihnen, Captain Sundrak.”, sagte der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz und sah Sundrak direkt an, „Ich freue mich, dass ich mal an Bord der USS Concordia sein kann, von der ich schon so viel gehört habe.” „Ich hoffe, Sie haben nur Gutes von der Concordia und ihrer Besatzung gehört, Sir.”, erwiderte der hünenhafte Kommandant gelassen. „Ich kann Sie beruhigen, Captain Sundrak.”, antwortete Präsident Donhāruš mit einem freundlichen Lächeln, „Es war nur Gutes, was ich von Ihnen und Ihrer Crew gehört habe.”

Mit einer eleganten Handbewegung deutete er auf einen grauhaarigen Mann, der wortlos neben dem Präsidenten stand und schweigend dem Gespräch lauschte. Die Miene des Mannes war ausdruckslos, aber in seinen Blick konnte Sundrak erkennen, dass er sich alles sehr genau anhörte und beobachtete. „Das ist mein engster Berater, Mr. Nulošim.”, sagte Donhāruš, „Er ist nicht nur mein Berater, sondern auch mein Stellvertreter, wenn es um Dinge geht, die untergeordneten Prioritäten haben. Zuverlässigkeit ist sei zweiter Vorname.” „Ich freue mich sehr, Sie endlich mal kennen zu lernen, Captain Sundrak.”, sagte der hagere Mann näselnd, „Vielleicht haben wir mal eine Gelegenheit, uns mal ausführlich zu unterhalten.” Sundrak nickte. „Ja, gern, Mr. Nulošim.”, antwortete der Kommandant im neutralem Tonfall. Der Berater des Präsidenten nickte zufrieden. Tarūni fühlte eine innere Anspannung. Es war ein Gefühl, das ihm vor diesen Mann warnte.

Sundrak wandte sich dem terranischen Ensign zu, der immer noch hinter der Transporterkonsole stand. „Bringen Sie unsere Gäste zu ihren Quartieren, Ensign Hansson.”, befahl der Captain. Sofort trat der Blonde hinter der Transporterkonsole hervor, trat direkt vor dem Präsidenten und seinem Begleiter hin. Er machte eine einladende Handbewegung in Richtung der Tür. „Wenn Sie mir bitte folgen möchten, Gentlemen.”, sagte er mit einem leichten schwedischen Akzent. Sofort folgten der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz und sein Berater dem Terraner aus dem Transporterraum, währenddessen Admiral Kononga zurückblieb. Bevor sie das Wort an Captain Sundrak richtete, warf sie einen kurzen Blick der Tür zu, die sich hinter dem Präsidenten und seinem Berater wieder geschlossen hatte. Ihre Miene war sehr ernst, als sie sofort zur Sache kam.

„Ich hatte Ihnen ja schon mitgeteilt, dass wir von einem Informanten erfahren haben, dass die Šakūra ein Attentat auf den Präsidenten und seinem demetanischen Amtskollegen vorbereitet.”, begann sie und sah die anwesenden Offiziere der USS Concordia nacheinander an, „Und unsere Aufgabe ist es, dies mit allen Mitteln zu verhindern.” „Weiß man denn schon, wo dieser Anschlag stattfinden soll, Admiral?”, wollte die Rothaarige wissen. Kononga wandte sich sofort Dilāna zu und sah sie einen Augenblick lang wortlos an. „Leider nein, Commander.”, seufzte die Alte missmutig, „Gerade das wissen wir eben nicht. Deshalb müssen wir alles aufmerksam beobachten und es muss alles sofort gemeldet werden, was einem nicht normal erscheint.”

„Haben Sie auch schon einen Plan, wie wir das umsetzen sollen, Admiral?”, erkundigte sich der hünenhafte Kommandant. „Nein, Captain.”, antwortete sie mit Nachdruck in ihrer Stimme, „Solange unser Präsident mit seinem Berater zusammen an Bord Ihres Schiffes ist, tragen Sie und Ihre Crew für seine Sicherheit die Verantwortung. Wie Sie diese Aufgabe meistern, überlasse ich Ihnen.” „Denken Sie aber daran, dass das Leben der beiden in Ihren Händen liegt, Captain Sundrak.”, schärfte sie dem dunkelhaarigen Kommandanten ein, „Wir wissen nicht, wie und wann die Šakūra zuschlagen wird. Egal, was die Sakūristen auch machen, Sie müssen mit Ihren Leuten schneller sein als sie. Wenn einem von beiden oder gar beiden etwas zustößt, ist Ihre Karriere und die Ihrer Leute in der aldanischen Raumflotte zu Ende.” Bevor weder der Captain, noch die Erste Offizierin noch die Counselor etwas sagen konnten, verließ die Admirälin mit entschlossenen Schritten den Transporterraum und ließ die drei Brückenoffiziere zurück.

Entschlossen trat der hünenhafte Kommandant an das Interkom und befahl seinen Offizieren, sich sofort im Konferenzraum einzufinden. Zusätzlich erteilte er noch den Befehl, die Schilde, Phasenschilde und die Hüllenpanzerung auf Maximum hochzufahren, solange der Präsident der Aldanischen Allianz, sein Berater und Admiral Kononga an Bord waren. Anschließend verließ er zusammen mit den beiden aldanischen Frauen den Transporterraum.

Als der Captain der Concordia zusammen mit seinen beiden Begleiterinnen den Konferenzraum betrat, saßen bereits Chefingenieur Simdu Kalvan, Navigator und Steuermann Lomādo Nolezoto, Doktor Frank Tyler, Heilerin Pambāta Tajhōri und auch Waffenoffizierin Alicia Kent, die gleichzeitig auch Sicherheitschefin des Schiffes war, am Tisch. Erwartungsvoll sahen sie ihren Vorgesetzten an, der am oberen Ende des Tisches Platz nahm. Sundrak kam sofort zur Sache und teilte als erstes den Offizieren mit, dass sich der aldanische Präsident zusammen mit seinem engsten Berater sowie Admiral Kononga am Bord der Concordia aufhielten. In dem Zusammenhang unterrichtete er sie weiter über eine Warnung, dass die Šakūra einen Anschlag sowohl auf Präsident Donhāruš als auch auf seinen demetanischen Amtskollegen Maron vorbereitet. Sofort verfinsterten sich die Mienen der Offiziere und Entschlossenheit aber auch Sorge trat an ihrer Stelle.

„Admiral Kononga hat uns freie Hand gelassen, wie wir für die Sicherheit des Präsidenten und seinem Berater sorgen wollen.”, fügte die Rothaarige hinzu und fuhr mit einem warnenden Unterton fort, „Allerdings hat sie auch deutlich gemacht, was passieren wird, wenn wir versagen. Dann ist nämlich für uns alle Schicht im Schacht.” Mit ausdruckslosem Gesicht ließ sie die Worten auf die restlichen Offiziere wirken.

„Gibt es denn schon irgendeinen Plan, wie wir dabei vorgehen wollen?”, erkundigte sich Nolezoto. „Ich schlage vor, dass wir so weiter machen wie bisher, damit die Šakūristen nicht merken, dass wir bereits gewarnt wurden.”, sagte Alicia, wobei ein wenig Sorge in ihrer Stimme mitschwang, „Solange sie hier an Bord sind, können wir die Lage etwas besser unter Kontrolle halten und für ihre Sicherheit sorgen. Schwierig wird es erst, wenn wir die Sungāra-Station erreichen, denn dort müssen wir zwangsläufig mit den Sicherheitskräften der Station zusammenarbeiten, was bestimmt nicht einfach werden wird.” Bevor sich noch jemand von den anderen Offizieren zu Wort melden konnte, betraten Admiral Kononga und Mr. Nulošim den Raum.

„Ich nehme an, dass Sie gerade mit Ihren Offizieren über mögliche Sicherheitsmaßnahmen bezüglich unseres Präsidenten reden, Captain.”, bemerkte die Alte, als sie am Tisch Platz nahm. „Das ist richtig, Admiral.”, gestand Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Es gibt viele Punkte, die wir dabei beachten müssen, damit alles reibungslos verläuft.” „Das möchte ich gern glauben, Captain.”, schaltete sich der Berater des Präsidenten ein, „Immerhin geht es hierbei nicht nur um das Leben von Präsident Donhāruš, sondern auch noch um das Leben aller anderen, die ebenfalls von der Šakūra bedroht werden.” „Und haben Sie bereits einen Plan ausgearbeitet?”, wollte Kononga wissen.

„Wir sind gerade dabei, Admiral.”, meldete sich die Sicherheitschefin der Concordia zu Wort. „Und wie sieht dieser Plan aus, Lieutenant?”, erkundigte sich Mr. Nulošim und sah die Terranerin mit seinen dunklen Augen unverwandt an. Sein stechender Blick ließ sie innerlich erschauern und die junge Terranerin bekam eine Gänsehaut. Sie fühlte sofort, dass sie diesen grauhaarigen Mann nicht mochte. „Nun…”, antwortete Sundrak und sah dabei dem Berater des Präsidenten an, „Lieutenant Kent hat vorgeschlagen, dass wir so weitermachen wie bisher, damit die Šakūristen nicht merken, dass wir bereits über ihre Pläne informiert sind.” Dieser nickte langsam und sah dabei kurz einen nach den anderen an, wobei sein Blick etwas länger bei der Ersten Offizierin hängenblieb. Mit ausdruckslosem Gesicht erwiderte die Rothaarige den Blick Nulošims, der ihr gar nicht behagte. Auch den anderen Anwesenden bemerkten diesen Blick, mit dem der Berater Dilāna besonders intensiv ansah. Commander Tārušin hatte das Gefühl, als wollte der grauhaarige Mann ihr sagen, dass er ihr Geheimnis kannte. Unwillkürlich erschauerte sie innerlich und bekam ebenfalls wie die terranische Sicherheitschefin eine Gänsehaut. „Das ist ein guter Plan, Captain Sundrak.”, erwiderte Nulošim mit einem warnenden Unterton, „Aber unterschätzen Sie niemals die Šakūra. Mitunter ändern die ihre Pläne so rasch, dass Sie und Ihre Leute sehr schnell das Nachsehen haben.” Einen Augenblick lang herrschte gespanntes Schweigen im Konferenzzimmer.

„Das klingt fast so, dass Sie es schon öfter mit der Šakūra zu tun hatten, Mr. Nulošim.”, bemerkte der hünenhafte Kommandant mit ausdrucksloser Miene, „Zumindest klingt es fast wie eine Drohung.” Doch bevor der Berater etwas auf die Bemerkung des Captains erwidern konnte, ertönte bereits er Kommunikator des hageren Mannes. Die Stimme von Donhāruš erklang aus dem kleinen Gerät, dass an der dünne Jacke des Mannes hing. Der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz bestellte seinen Berater sofort in sein Quartier.

Nachdem sich die Türen hinter Nulošim geschlossen hatten, ergriff Admiral Kononga das Wort, denn auch ihr war der Blick des Beraters dem Commander gegenüber nicht entgangen. „Was war denn das?”, fragte sie, wobei sie kurz Commander Tārušin und anschließend Captain Sundrak ansah, „Gibt es da etwas, was Sie mir besser mitteilen sollten?” Die Rothaarige sah fragend zu ihren vorgesetzten Offizier. Dieser nickte wortlos. „Nun, Admiral, ich war eine Zeit lang eine Gefangene der Šakūra.”, gestand sie mit ruhiger Stimme und sah die Alte mit ernster Miene an. „Und dann sind Sie nach wie vor im Dienst?”, fragte sie verständnislos und wandte sich Sundrak zu, „Warum haben Sie Ihren Commander nicht sofort suspendiert und die ganze Sache von einer Sonderkommission untersuchen lassen?” Ihre Stimme bekam einen schärferen Ton, als sie fortfuhr. „Und wieso wurde ich darüber nicht sofort informiert?”, fragte Kononga weiter, die das Verhalten des hünenhaften Kommandanten nicht nachvollziehen konnte, „Sie wissen doch, wie man mit ehemaligen Gefangenen der Šakūra zu verfahren hat, wenn sie wieder frei sind. Dafür gibt es die Vorschriften, Captain.” Mit eisigem Blick sah sie Sundrak an, der den Blick Konongas gelassen erwiderte. Zorn glitzerte in ihren Augen. „Die Sache ist ganz einfach zu erklären, Admiral.”, antwortete der Captain der Concordia ruhig, „Ich weiß das auch erst seitdem Commander Tārušin wieder an Bord ist.” „Und seit wann sind Sie wieder an Bord, Commander?”, fragte Kononga die Rothaarige mit denselben eisigen Blick. „Ich bin erst vor wenigen Stunden auf die Concordia zurückgekehrt, Admiral.”, antwortete die Erste Offizierin wahrheitsgemäß, „Und ich habe Captain Sundrak auch sofort darüber informiert, dass ich eine Zeitlang von der Šakūra gefangen halten und unverhofft später wieder frei gelassen wurde.” „Mit Verlaub möchte ich mich mal dazu äußern, wenn Sie gestatten, Admiral.”, sagte die Heilerin, nachdem sie kurz die Rothaarige stumm um ihre Zustimmung gebeten hatte, „Es gibt da noch etwas, was Sie in dieser Angelegenheit ebenfalls wissen sollten.” „Und was sollte ich noch wissen, Heilerin?”, fragte Kononga kühl Tajhōri, „Wussten Sie etwa auch darüber Bescheid?”

„Ja, ich wusste darüber Bescheid, Admiral.”, gestand Pambāta von dem zornigen Glitzern in den Augen der Alten unbeeindruckt. Doch bevor die Heilerin weiter berichten konnte, wurde sie von Dilāna daran gehindert. „Lassen Sie mich das klären, Heilerin.”, sagte sie und legte dabei eine Hand auf den Unterarm Pambātas, „Wenn ich das selbst erkläre, können wir mehr Ärger vermeiden.” Kononga gab ein abfälliges Schnauben von sich, als die Erste Offizierin die Alte unverwandt anblickte. „Na, da bin ich schon mal gespannt, wie Sie sich wieder aus der Affäre ziehen wollen, Commander.”, sagte die Admirälin kalt, „Denn das dürfte nun für Sie sehr schwer werden, nachdem Sie sich gerade eine Menge mehr Ärger eingehandelt haben.” Unbeeindruckt von der offensichtlichen Wut der Alten begann die Rothaarigen der Admirälin alles zu berichten, was ihr seit ihrem Verschwinden auf dem Tānas-Mond Bīlat widerfahren war. Schweigend hörten alle Anwesenden im Konferenzraum zu und die Offiziere der Concordia beobachteten aufmerksam die Admirälin, die mit versteinerter Miene am gegenüberliegenden Ende des Tisches saß.

Nachdem die Erste Offizierin mit ihrem Bericht geendet hatte, sahen alle Kononga an, aus deren Blick die Wut inzwischen gewichen war. „Dann haben Sie ja eine ganze Menge erlebt, Commander.”, sagte die Alte in einem neutraleren Tonfall, der aber immer noch sehr kühl war, „Trotzdem kann ich nicht zulassen, dass Sie weiterhin auf Ihren Posten bleiben. Betrachten Sie sich sofort als suspendiert.”

„Wieso wollen Sie Commander Tārušin vom Dienst suspendieren, Admiral?”, fragte Nolezoto, „Sie hat doch eben gerade einige Informationen über die Šakūra preisgegeben. Können wir nicht ihr Wissen in Zukunft für unsere Zwecke nutzen?” Die weißhaarige Frau sah den kleinen dunkelhaarigen Mann direkt an. „Die Frage ist doch, ob sie tatsächlich eine Gefangene der Šakūra war.”, erwiderte sie kühl, „Bewiesen hat sie mit ihrer Aussage nichts.” „Aber sie kann es beweisen, denn die gibt es.”, sagte Doktor Frank Tyler ernst, „Wenn Sie möchten, können wir sie direkt hier am Computer sogar abrufen und gemeinsam ansehen. Das heißt, wenn Commander Tārušin einverstanden ist.” Fragend sah der Terraner die Erste Offizierin an. Diese nickte nur. Im nächsten Augenblick rief der Mediziner das Untersuchungsergebnis von den Haarproben auf, die Dilāna in der Krankenstation machen ließ. Schweigend betrachteten die Anwesenden die Darstellungen auf dem großen Bildschirm und lauschten den medizinischen Erläuterungen Tylers und Tajhōris.

Nach einer Weile sah Kononga die Rothaarige an. „Was wissen Sie über den Kerl, der anscheinend tatsächlich Ihr Bruder ist?”, erkundigte sich die Alte. „Nun, er sagte, dass er mein Bruder wäre und mich schon seit sehr langer Zeit suchen würde.”, antwortete Dilāna, „Er behauptete ein Adoptivkind von Admiral Deneškim zu sein.” Kononga runzelte die Stirn. „Ich wusste gar nicht, dass Admiral Deneškim mal ein Kind adoptiert hat.”, meinte die Alte nachdenklich, „Und der Sohn soll schon seit einer sehr langen Zeit verschwunden zu sein, nachdem er sich mit ihm überworfen hat.”

„Dann stimmt also schon mal der Teil der Geschichte.”, konstatierte die Rothaarige. „Ja, sieht so aus, Commander.”, erwiderte die Weißhaarige, „Trotzdem bleibt es dabei: Auf Grund dessen dass Sie eine Gefangene der Šakūra waren, sollten Sie nach wie vor von Dienst beurlaubt werden.” „Ist das wirklich noch notwendig, Admiral?”, fragte Sundrak, dem die mögliche Suspendierung seiner Ersten Offizierin nicht gefiel, „Commander Tārušin hat seit Ihrem Verschwinden schon einiges durchmachen müssen, was Sie selbst von ihr gehört haben.” Kononga gab ein tiefes Seufzen von sich. Verständnis lag in ihren Blick, als sie dem dunkelhaarigen Kommandanten antwortete. „Eigentlich ja, Captain.”, insistierte die Admirälin, „Aber es gibt die Möglichkeit, das gesamte Verfahren abzukürzen, um Zeit zu sparen.” „Wie soll das gehen?”, erkundigte sich Doktor Tyler. „Ganz einfach, Doktor.”, antwortete Kononga mit ernster Miene, „Wenn man hier an Bord eine Sonderkommission bildet, die die ganze Geschichte schon untersuchen kann, solange wir noch zur Sungāra-Station unterwegs sind, könnte es durchaus der Fall sein, dass Commander Tārušin schon wieder im Dienst ist, wenn wir unser Ziel erreichen.”

„Und von wem wird diese Sonderkommission zusammengestellt?”, erkundigte sich Alicia Kent, „Wer entscheidet darüber?” „Da gibt es mehrere Möglichkeiten, darüber zu entscheiden, Lieutenant.”, erklärte Lomādo Nolezoto, „Wenn sich diesbezüglich nichts geändert hat, kann Commander Tārušin selbst mehrere Leute vorschlagen, von denen sie in der Kommission unterstützt werden möchte. Auch Captain Sundrak kann Vorschläge machen, um ihr die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. Allerdings müsste Admiral Kononga ebenfalls mehrere Personen für die Kommission auswählen, die nicht zur Concordia-Crew gehören. Die Protokollanten und der Vorsitzende müssen allerdings neutral sein. Die Hälfte der Mitglieder dieser Kommission darf aus den Crew-Mitgliedern der Concordia-Besatzung bestehen, während der Rest mit Commander Tārušin in keinerlei Weise bekannt sein dürfte, damit keine Befangenheit der Kommission besteht.”

„Aber aus wem soll denn die Gegenseite der Kommission gebildet werden?”, fragte die Terranerin, „So viele Leute sind hier doch gar nicht an Bord.” „So viele Leute brauchen wir auch nicht.”, antwortete Kononga entschieden, „Die Kommission muss mindestens aus neun Personen bestehen.” „Das würde ja bedeuten, dass mindestens drei Personen die Gegenseite bilden müssten.”, meinte Counselor Ītaku nachdenklich, „Aber wer käme denn dafür außer Sie selbst, Admiral, noch in Betracht?”

„Nun.”, lächelte Kononga, „Da wäre zum einen Präsident Donhāruš und zum anderen noch sein Berater Mr. Nulošim.” Alle sahen überrascht die weißhaarige Admirälin an. „Ist das Ihr Ernst, Admiral?”, fragte Sundrak fassungslos, „Sie wollen allen Ernstes unseren Präsidenten und seinen Berater für die Sonderkommission vorschlagen?” Kononga blickte den hünenhaften Kommandanten mit ernster Miene an. „Wieso nicht, Captain?”, erwiderte sie, „Die beiden wären in dieser Sache bestimmt neutral.”

Stunden später saß Captain Sundrak nachdenklich im Bereitschaftsraum. Er machte sich um Tārušins Zukunft Sorgen. Tarūni wusste, dass Admiral Recht hatte, was die Vorschriften betraf, wenn es um ehemalige Gefangene der Šakūra ging. Trotzdem gefiel ihm die gesamte Situation nicht. Wie sollen wir für die Sicherheit unseres Präsidenten und seinem Berater sorgen, wenn wir gleichzeitig auch noch eine meiner besten Offiziere vom Dienst suspendieren?, fragte er sich. Seufzend nahm er einen Schluck aus der Tasse, die vor ihm auf dem Tisch stand. Der heiße Tee vermochte seine Sorgen nicht zu vertreiben. Wir müssen irgendwie eine Weg finden, um das Ganze abzukürzen!, dachte er weiter, Hoffentlich sind Präsident Donhāruš und Mr. Nulošim auch bereit, in der Untersuchungskommission mitzuarbeiten!

Sundrak blickte auf, als der Kommunikator auf seinem Schreibtisch summte. Rasch aktivierte er das Gerät und das Gesicht Konongas erschien auf dem kleinen Bildschirm. Anhand der Miene der alten Admirälin wusste der hünenhafte Kommandant bereits, dass sie inzwischen mit beiden gesprochen hatte.

Die Weißhaarige kam rasch zur Sache. „Sowohl unser Präsident als auch sein Berater sind bereit, ihren Betrag in der Sonderkommission zu leisten.”, teilte sie dem Captain der Concordia mit, „Beide haben ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass der Fall möglichst rasch aufgeklärt wird und das am besten noch vor dem Erreichen der Sungāra-Station.” Bevor Sundrak noch etwas sagen konnte, schloss die Admirälin die Verbindung wieder und der kleine Bildschirm wurde wieder schwarz.

Nachdenklich sah der hünenhafte Kommandant auf das kleine Kommunikationsgerät auf seinem Schreibtisch. Als der Türsummer ertönte, blickte Sundrak auf. „Herein!”, sagte er. Fast lautlos glitten die beiden Türhälften auseinander und Commander Dilāna Tārušin betrat den Raum. Der Captain machte eine einladende Handbewegung. Sofort nahm die Rothaarige auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Beide sahen sich an. Sundrak sah an dem Blick der Ersten Offizierin, dass ihr die Situation nicht behagte. Aber auch Entschlossenheit lag in ihrem Blick.

„Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wer mich in der Sonderkommission vertreten soll, Captain.”, begann sie mit fester Stimme. „Und für wem haben Sie sich entschieden, Commander?”, erkundigte sich Tarūni, der schon ahnte, was die Rothaarige ihn fragen wollte. Der Ersten Offizierin fiel es nicht leicht, gerade ihren vorgesetzten Offizier um Hilfe zu bitten. Obwohl sie ihre mentalen Schilde nicht im Geringsten senkte, war sie sich sicher, dass Captain Sundrak deutlich ihre Gedanken und Gefühle wahrnahm, ohne ein Wort darüber zu verlieren. Dilāna atmete tief durch, bevor sie ihr Anliegen ihrem Vorgesetzten gegenüber vortrug. „Captain, ich möchte Sie fragen, ob Sie nicht bereit wären, mich in der Sonderkommission zu unterstützen?”, fragte sie und sah ihn hoffnungsvoll an. Sundrak erhob sich aus seinem Sessel und trat an den Replikator. Mit zwei Tassen aldanischen Tee kehrte er wieder an dem Schreibtisch zurück, wobei er eine der Tassen direkt vor der Rothaarigen und die andere an seinem Platz abstellte. Fast lautlos setzte er sich wieder in seinem Sessel. Er machte etwas, was nur selten bei ihm vorkam: Captain Sundrak lächelte. Es war ein freundliches und aufmunterndes Lächeln.

„Ich fühle mich geehrt, dass Sie ausgerechnet mich für die Sonderkommission ausgewählt haben, Commander.”, gestand er, „Damit zeigen Sie mir, wie sehr Sie mir vertrauen.” Die Erste Offizierin fühlte, wie ihr die Farbe ins Gesicht schoss und etwas verlegen wurde. Die Miene des dunkelhaarigen Kommandanten war inzwischen wider ausdruckslos geworden. „Sie brauchen deswegen nicht gleich verlegen zu werden, Commander.”, sagte Sundrak, „Ich bin sehr gern bereit, Sie zu unterstützen.”

Dilāna atmete erleichtert auf. „Ich bin so froh, dass Sie mir helfen wollen, Sir.”, gestand die Rothaarige, „Wissen Sie, ich habe mir die ganze Zeit über Gedanken gemacht, wen ich am besten nehmen sollte. Wir haben so viele gute Leute, die mir bestimmt helfen und das auch in der Sonderkommission tun würden, wenn ich sie darum bitten würde, aber ich musste mich letztendlich doch für drei Personen entscheiden.” Die junge Frau atmete mehrmals tief durch, währenddessen Sundrak sie ansah. „Für wen haben Sie sich noch entschieden, Commander?”, wollte Sundrak wissen.

„Ich habe mich noch für Heilerin Pambāta Tajhōri und Counselor Dāmala Ītaku entschieden, weil ich mit beiden seit meiner Rückkehr schon etwas ausführlicher über meine Erfahrungen als Gefangene der Šakūra gesprochen habe.”, gestand die Rothaarige, „Und beide haben bereits zugesagt, dass sie mir helfen werden.” Sundrak sah sie einen kurzen Augenblick lang nachdenklich an. „Ich sehe, Sie haben eine gute Wahl getroffen.”, meinte der Captain, „Das ist eine interessante Konstellation.”

„Wie schätzen Sie meine Chancen ein, dass man meine Suspendierung wieder zurücknimmt?”, fragte die Erste Offizierin. Sundrak runzelte nachdenklich die Stirn. „Das ist schwer zu sagen.”, gestand er, „Es ist schwer, die Gegenseite korrekt einzuschätzen, Commander.” „Wissen Sie schon, wer die Gegenseite vertreten wird, Sir?”, erkundigte sich die Rothaarige. Der dunkelhaarige Kommandant bejahte und nannte ihr die drei Personen, die die Gegenseite in der Kommission bildeten. Als sie die Namen hörte, sank ihr Mut und ihre Zuversicht vollends.

„Machen Sie sich nicht so große Sorgen, Commander.”, sagte Sundrak, der deutlich ihre Sorgen und Ängste wahrnahm, nachdem die Erste Offizierin kurzfristig ihre mentalen Schilde senkte, „Bis wir die Sungāra-Station erreichen, sind es noch ein paar Tage. Bis dahin schaffen wir es, Ihre Suspendierung wieder rückgängig zu machen.” Dilāna sah ihren vorgesetzten Offizier an, der mit ihren Blick mit zuversichtlicher Miene erwiderte. Die Rothaarige stand auf und lächelte dankbar.

„Ich danke Ihnen, Sir.”, sagte sie etwas erleichtert, „Es wäre schön, wenn das alles schon vorbei wäre und ich offiziell wieder im Dienst bin, wenn wir die Station erreichen.” Sundrak lächelte erneut der Rothaarigen zu, die das Lächeln erleichtert erwiderte. Das Lächeln auf dem Gesicht des Captains verschwand sofort wieder, nachdem Tārušin den Bereitschaftsraum verlassen hatte. Sie haben zwar sehr gute Leute als Ihre Vertreter ausgewählt, Commander!, dachte er finster, Aber trotzdem wird es ein schwieriges Unterfangen werden, Sie da wieder rauszuboxen!

Als er gerade aufstehen wollte, um den Bereitschaftsraum zu verlassen, verharrte der Schwarzhaarige. Kraftvoll hielt er sich an seinem Schreibtisch fest, der fest im Boden verankert war. Ein seltsames Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Sundrak wusste nicht, woher es kam. Der hünenhafte Kommandant ließ den Tisch wieder los und sank wieder in den Sessel zurück. Er merkte, wie ihm kurz etwas schwindelig wurde. Zumindest glaubte er das, denn er hatte mit einem Mal das Gefühl, als würde der Raum um ihn herum zu kreisen beginnen. Doch einen kleinen Moment später legte sich das wieder. Er sah von seinem Schreibtisch auf und stutzte. Sein Blick war auf die verschlossene Tür gerichtet, aber sie schien plötzlich transparent zu sein, denn er konnte auf einmal die Brücke und die Offiziere sehen, die alle auf ihre Posten waren und ihrer Arbeit nachgingen. Doch das war nicht alles. Die Transparenz nahm weiter zu und er sah nicht nur die Brücke mit den diensthabenden Crewmitgliedern, sondern auch noch vereinzelte helle Sterne im Hintergrund. Unwillkürlich schloss der Captain der Concordia die Augen und öffnete sie einen kurzen Augenblick später wieder, aber das Bild blieb. Alles wurde immer deutlicher. Die Brücke, die Crewmitglieder und auch die Sterne. Die Wände und Türen schienen auf einmal gar nicht mehr da zu sein. Tarūni schloss noch einmal die Augen und schüttelte leicht mit dem Kopf. Oh Mann, was ist denn bloß los mit mir?, fragte er sich, Ich werde doch wohl nicht noch krank werden? Das wäre jetzt das allerletzte, was ich gebrauchen könnte!, ging es ihm durch den Kopf. Sundrak öffnete wieder die Augen und sah sich in dem kleinen Raum um. Alles war wieder normal. Er konnte nichts mehr durch die Wände erkennen. Erleichtert atmete der Captain der Concordia auf. Anscheinend bin ich urlaubsreif!, dachte er unvermittelt, Jetzt glaube ich schon durch Wände sehen zu können!

Vor der Untersuchungskommission

von aroessler2003

Tarūni entschloss sich, den kleinen Vorfall als unbedeutend abzuhaken und zu vergessen. Stattdessen wollte er sich lieber wieder mit den wichtigen Problemen befassen und an oberster Stelle stand nun die Frage über die Zukunft seiner ersten Offizierin. Er wusste, dass da noch vieles vorbereitet werden musste, bevor die Sonderkommission zum ersten Mal zusammentraf.


Entschlossen stand er auf und verließ den Bereitschaftsraum. Auf der Brücke forderte Sundrak Counselor Ītaku auf, ihn zur Krankenstation zu begleiten. Das Kommando übertrug er Lieutenant Kent. Auf der Krankenstation setzten sich der Captain, die Counselor und die Heilerin zusammen in ein kleines Büro. Dort arbeiteten sie zusammen eine Strategie aus, wie sie gemeinsam als Mitglieder der Sonderkommission Commander Dilāna Tārušin am besten helfen konnten.


Am Ende der Besprechung ertönte der Türsummer und alle blickten auf, als die Erste Offizierin eintrat. Der Rothaarigen war sofort klar, was Captain Sundrak, Counselor Ītaku und Heilerin Tajhōri gerade besprachen. „Kommen Sie, Commander.”, sagte die Blonde mit ernster Miene, „Nehmen Sie Platz.” Dilāna setzte sich bereitwillig zu den anderen ranghohen Offizieren. Fragend sah sie alle an. „Wir haben uns darüber unterhalten, wie wir Ihnen am besten helfen können.”, sagte der hünenhafte Kommandant. „Das wird nicht einfach werden.”, erwiderte die Rothaarige. „Nun, Commander.”, antwortete die Heilerin, „Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um Ihnen zu helfen. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, Admiral Kononga, unseren Präsidenten und vor allen Dingen seinen Berater zu unterschätzen.”


„Gerade Mr. Nulošim sollten wir auf keinen Fall unterschätzen.”, seufzte Tārušin, „So, wie der mich bei unserer Besprechung im Konferenzraum angesehen hatte, hatte ich den Eindruck, als wollte er mit seinem Blick sagen, dass er meine ganzen Geheimnisse kennt. Mir lief ein regelrechter Schauer über den Rücken.” „Der Blick war uns auch nicht entgangen.”, gestand Tarūni mit ausdrucksloser Miene, „Allerdings sollten Sie sich nicht davon beeindrucken lassen.”


„Wir haben uns bereits überlegt, wie wir das Ganze wieder in den Griff bekommen, Commander.”, sagte die Counselor. „Trotzdem fühle ich mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass eine Sonderkommission die ganze Geschichte genau untersuchen will.”, gestand die Rothaarige besorgt und fügte düster hinzu, „Wie ich eine Klingonin wäre, würde ich jetzt sagen, dass heute ein guter Tag zum Sterben wäre.” „Da gibt es allerdings einen großen Unterschied zwischen Ihnen und einer Klingonin.”, erwiderte der Captain trocken, „Für eine Klingonin wäre es ein ehrenvoller Tag um zu sterben.” Ein leichtes Lächeln umspielte die Lippen von Dāmala Ītaku und Pambāta Tajhōri. „Ich weiß.”, erwiderte die Erste Offizierin mit ernsten Gesichtsausdruck, „Ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, wie ich mich momentan fühle, Sir.” Wortlos sah die Rothaarige die anderen drei Offiziere an.


Noch am gleichen Tag trat die Sonderkommission in einem der Konferenzzimmer zum ersten Mal zusammen, um die vergangenen Ereignisse der ersten Offizierin ausgiebig zu untersuchen. Während Lomādo Nolezoto als neutrale Person den Vorsitz übernahm, waren zwei Aldanoide für die Protokollierung zuständig. Als Dilāna sich auf einen separaten Stuhl setzte und in die Gesichter der Kommissionsmitglieder sah, fühlte sie sich gar nicht wohl. Nur mit Mühe konnte sie Ihre innere Anspannung vor den Anwesenden verbergen. Als Sie zu Captain Sundrak hinüber sah, trafen sich ihre Blicke und die junge Frau entspannte sich wieder ein wenig.


Mr. Nolezoto eröffnete als Vorsitzender die Sitzung, nannte den Grund für die Gründung der Kommission und die Sitzung sowie Datum und Uhrzeit für das Protokoll. Anschließend nannte er die anwesenden Mitglieder der Sonderkommission mit Rang und Namen. Was Mr. Nolezoto auch immer gemacht hat, bevor er auf die Concordia versetzt wurde!, dachte Dilāna, als sie ihn bei seiner Tätigkeit als Vorsitzender beobachtete, Er muss sowas schon öfter gemacht haben! Nachdem Lomādo fertig war, sah er die Anwesenden mit ausdrucksloser Miene an.


Sofort wollte Mr. Nulošim das Wort ergreifen, doch Captain Sundrak unterbrach ihn. „Bevor jemand überhaupt etwas sagt, schlage ich vor, dass Commander Tārušin selbst mit ihren eigenen Wort berichtet, was ihr passiert ist, seit dem sie auf Bīlat spurlos verschwand.”, sagte der dunkelhaarige Kommandant mit ausdrucksloser Miene. Fragend sah Lomādo alle Anwesenden an. Niemand erhob Einwände. Stattdessen sahen alle die Rothaarige an. Sofort begann sie detailliert von ihren Erlebnissen zu berichten, die sie seit ihrem Verschwinden gemacht hatte. Niemand unterbrach die junge Frau. Alle hörten aufmerksam und schweigend zu. Nachdem Dilāna geendet hatte, blickte sie in die Runde.


Einige der Anwesenden sahen die Erste Offizierin mit nachdenklicher und andere mit ausdrucksloser Miene an. Die Rothaarige versuchte ebenso ausdruckslos dreinzuschauen wie der Captain der Concordia. Lomādo schlug nach einen kurzen Moment des Schweigens eine kurze Pause vor, die von allen Anwesenden dankbar angenommen wurde.


Einige gingen zum Replikator und ließen sich etwas zu trinken replizieren. Als Tarūni sich einen aldanischen Tee replizieren ließ, trat Dilāna zu ihm. Sundrak bemerkte dies und wandte sich zu ihr um. Fragend sah er die Rothaarige an. „Möchten Sie auch einen aldanischen Tee, Commander?”, fragte er sie, als er an ihren Blick sah, wie schwer es ihr fiel, ihn anzusprechen. Sie nickte wortlos. Der Captain orderte einen zweiten Tee und reichte ihr die Tasse mit dem heißen Getränk. Wortlos schritten sie gemeinsam an eines der großen Fenster und schauten hinaus. Kurzfristig sank die mentale Barriere der Rothaarigen.


„Sie sind so zahlreich und funkeln wie Diamanten.”, sagte Captain Sundrak leise, „Manchmal hat man das Gefühl, als warten sie nur darauf, dass man zu ihnen reist um sie zu sehen und zu bewundern.” Leise pflichte die Erste Offizierin dem hünenhaften Kommandanten bei.


„Es gibt nur sehr wenige von ihnen, die wir im Laufe unseres Lebens erreichen werden.”, fuhr Sundrak leise fort, der deutlich das Gefühlschaos der Rothaarigen auf telepathischem Wege wahrnahm, „Aber die wir eines Tages erreichen werden, werden wir auch erforschen.” Er nahm einen kleinen Schluck aus der Tasse. „Unsere Mission ist es, sie zu entdecken und zu erkunden.”, flüsterte er weiter, „Jeder hat dabei seine Aufgaben, die er während der ganzen Mission erledigen muss.” Die nächsten Worte sprach er nicht aus, aber Dilāna hörte sie deutlich in ihrem Kopf: Und Sie werden dabei sein, wenn wir sie besuchen und erkunden, Commander!


Lomādo saß an seinem Platz und bat die Anwesenden, sich wieder an den Tisch zu setzen. Es dauerte nicht lange, bis auch der Letzte im Raum seiner Aufforderung nachkam und sich wieder an den Tisch setzte.


„Wir haben alle Commander Tārušins Bericht vernommen.”, sagte Nolezoto mit ernster Miene, „Und jeder weiß, dass sie wegen ihrer Gefangenschaft durch der Šakūra nach ihrer Rückkehr auf die Concordia vom Dienst suspendiert wurde.” Der Berater des Präsidenten hob seine Hand. Sofort sahen alle den grauhaarigen Mann an.


„Commander Tārušin hat zwar behauptet, dass sie von der Šakūra für eine Zeit lang gefangen gehalten wurde, aber ich habe da so meine Zweifel, die ich Ihnen jetzt auch erklären werde.”, begann er näselnd und sah dabei Dilāna misstrauisch an, „Wie wir alle wissen, hat diese Organisation noch nie ihre Gefangenen wieder freigelassen. Wenn sie ihre Gefangenen wieder frei ließen, waren sie in der Regel schon tot. Daher frage ich Sie: Warum ließen sie gerade Commander Tārušin nach einigen Tagen wieder frei?” Er ließ seine Worte einen kurzen Moment lang auf die Anwesenden wirken und wartete ab, ob jemand sich äußern wollte. Doch alle schwiegen. Ein triumphierendes Lächeln umspielte seine Lippen, als er fortfuhr.


„Wie ich sehe, weiß wohl niemand die Antwort auf meine Frage.”, sagte er und blickte dann unverwandt die Rothaarige in die Augen. Mr. Nulošim stand auf und umrundete den Tisch, wobei er die Erste Offizierin nicht aus den Augen ließ. Sein Blick war kalt und lauernd. „Na gut, dann werde ich sie Ihnen beantworten.”, näselte er weiter, wobei seine Stimme einen schärfer werdenden Ton annahm, „Sie war niemals eine Gefangene der Šakūra, wie sie selbst eine Šakūristin ist. Ihr Verschwinden hatte keine andere Bedeutung, als die, dass sie sich heimlich mit ihrem Kontaktmann trafen und von ihm die Instruktionen erhielten, sowohl unseren Präsidenten als auch seinen demetanischen Amtskollegen zu ermorden.” Inzwischen hatte sich der Berater des Präsidenten vor der Rothaarigen aufgebaut und blickte auf die junge Frau herab. „Ist es nicht so, Commander?”, versetzte er kalt, „Versuchen Sie nicht zu leugnen. Wir haben einen sehr guten Informanten, der uns genauestens über den geplanten Anschlag informiert hat. Deshalb wissen wir darüber Bescheid. Ihr Plan ist gescheitert!”


Fassungslos und zum Teil auch empört über die Anschuldigung sahen einige den grauhaarigen Mann an. „Das ist eine ziemlich schwere Anschuldigung, die Sie da gerade in den Raum gestellt haben, Mr. Nulošim.”, konstatierte Präsident Donhāruš und sah seinen Berater ernst an, „Haben Sie denn Beweise für Ihre Behauptung?” Alle sahen den näselnden Mann an, der gelassen die Blicke der anderen erwiderte. „Nein, leider noch nicht genügend, um diese Person ein für alle Mal aus dem Verkehr zu ziehen.”, gestand dieser mit eisiger Stimme, wobei er der Ersten Offizierin der Concordia einen Blick voller Verachtung zuwarf, „Aber den endgültigen Beweis werde ich Ihnen noch liefern.”


„Mit anderen Worten.”, stellte Captain Sundrak fest, „Sie haben gegen meine Erste Offizierin nichts Konkretes in der Hand, womit sie Sie belasten können.” Der hünenhafte Kommandant wandte sich an alle anderen Anwesenden, als er fort fuhr. „Ich möchte hier alle daran erinnern, dass dies hier eine Untersuchungskommission und kein Kriegsgericht ist.”, sprach Sundrak weiter, „Diese Kommission hat die Aufgabe, den Fall bezüglich meiner Ersten Offizierin zu untersuchen und den wahren Sachverhalt aufzuklären, mehr aber auch nicht. Daher möchte ich an alle appellieren, vom irgendwelchen Anschuldigungen abzusehen.”


„Sie müssen aber zugeben, dass Mr. Nulošim mit seine Aussage nicht ganz Unrecht hat, Captain Sundrak.”, gab Admiral Kononga zu Bedenken, „Tatsache ist es doch, dass die Šakūristen noch nie einen ihrer Gefangenen am Leben ließen. Bis jetzt wurden sie alle getötet, sobald sie für die Organisation keinen Nutzen mehr hatten.” „Sag ich doch! Sie hat nach wie vor einen Nutzen für die Šakūra!”, entfuhr es näselnd dem Berater des aldanischen Präsidenten, „Sie ist eine Šakūristin und sie hat doch den Auftrag erhalten, unseren Präsidenten und seinen demetanischen Amtskollegen während des Treffens auf der Sungāra-Station umzubringen.” Mit einem zufriedenen Lächeln kehrte er wieder zu seinem Platz zurück setzte sich.


„Halten Sie sich zu Zukunft bitte zurück, Mr. Nulošim.”, forderte Lomādo Nolezoto den Berater im scharfen Tonfall auf, dessen zufriedenes Lächeln schlagartig aus seinem Gesicht verschwand, „Ich dulde keine unsachgemäßen Äußerungen, die die Aufklärungsarbeit dieser Kommission behindert. Betrachten Sie das als Ihre erste Verwarnung.”


„Außerdem gibt es noch einen Punkt, der dafür spricht, dass Commander Tārušin die Wahrheit sagt.”, sagte Admiral Kononga mit ausdrucksloser Miene und warf dabei einen raschen Blick Captain Sundrak zu. „Welcher Punkt spricht denn dafür, dass der Commander die Wahrheit sagte?”, erkundigte sich der kleine dunkelhaarige Navigator der Concordia. „Nun, Mr. Nolezoto, das ist ganz einfach.”, antwortete die Admirälin, „Commander Tārušin hat von einem Mann gesprochen, der sich als Adoptivsohn von Admiral Deneškim ausgab und dieser Mann hat ihr gegenüber zugegeben, sich mit seinem Adoptivvater überworfen zu haben und anschließend spurlos verschwand. Woher soll sie denn diese Information haben, wenn nicht von dem echten Adoptivsohn des Admirals?” Ein zustimmendes Gemurmel ging durch die Menge der Anwesenden.


Der Berater des Präsidenten gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Das sind doch nur Lügen und Hirngespinste.”, sagte der Grauhaarige kalt, „Diese Information kann sie sonst woher haben.” In Nulošims Augen funkelte es zornig, als er mit einen Finger auf die erste Offizierin zeigte. „Machen wir doch ein Mentalscanning.”, forderte er mit Nachdruck in seiner Stimme, „Nur eine Mentalverschmelzung kann die Wahrheit ans Licht bringen.” Herausfordern sah der Berater die Rothaarige an. Dilāna blieb äußerlich ruhig, obwohl es in ihr kochte. Doch sie wusste nur zu gut, dass sie sich selbst schaden würde, wenn sie sich von Mr. Nulošim aus der Ruhe bringen ließe. Mit ausdruckslosem Gesicht erwiderte Commander Tārušin den feindseligen Blick des Beraters.


Lomādo sah die Erste Offizierin fragend an. „Ich bin gern bereit, mich einer Mentalverschmelzung zu unterziehen.”, sagte sie mit ruhiger Stimme, „Allerdings habe ich diesbezüglich eine Bitte.” „Sprechen Sie weiter, Commander.”, sagte Donhāruš mit einem freundlichen Lächeln. „Mr. Nulošim soll selbst die Mentalverschmelzung an mir durchführen.”, sagte sie entschieden, „Und Heilerin Tajhōri und Counselor Ītaku sollen das Ganze überwachen.” Der grauhaarige Berater grinste selbstgefällig.


„Das mache ich doch liebend gerne, Commander.”, sagte er, „Dann werde ich allen beweisen, wer Sie tatsächlich sind.” „Nein.”, fiel Captain Sundrak Nulošim ins Wort, „Wir werden diese Mentalverschmelzung nur von jemanden machen lassen, der für diese Situation auch ausgebildet ist.” „Wer sollte das machen?”, fragte der Präsident den hünenhaften Kommandanten, „Ist denn jemand mit einer entsprechenden Qualifikation an Bord?” Tajhōri hob entschlossen ihre Hand.


„Hier an Bord der Concordia sind mehrere Personen für diese Aufgabe qualifiziert.”, sagte die blonde Heilerin mit fester Stimme, „Counselor Ītaku, Captain Sundrak, Mr. Nolezoto und ich könnten das machen.” Die Braunhaarige nickte wortlos. Captain Sundrak und Mr. Nolezoto ebenfalls. „Gibt es noch jemanden, der dafür in Frage käme?”, wollte Donhāruš wissen. „Ich käme noch dafür in Frage, Sir.”, gestand Admiral Kononga, „Aber die letzte Mentalverschmelzung habe ich vor etlichen Jahren durchgeführt. Ansonsten könnten wir auch jemand von einen der Begleitschiffe rüberholen, der die Aufgabe übernehmen kann. Da ist mit Sicherheit jemand dabei, der bereit wäre, es zu tun.”


„Die Frage ist jetzt, wer das machen soll.”, meinte Dāmala nachdenklich, „Ich wäre sehr gern bereit, sie durchzuführen.” Fragend sah sie in die Runde. „Wer ist sonst noch dazu bereit?”, fragte Lomādo mit ernster Miene. Sofort schoss wieder Nulošims zartgliedrige Hand in die Höhe. „Ich!”, sagte er in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete, „Ich mache es. Und wenn Sie wollen, mache ich das sofort hier auf der Stelle.”


„Das halte ich für keine gute Idee.”, entgegnete Donhāruš mit ernstem Gesichtsausdruck. Sofort ließ der Berater seine Hand wieder sinken. Verblüfft sah Mr. Nulošim den mächtigsten Mann der Aldanischen Allianz an. „Wieso nicht?”, fragte dieser näselnd, „Ich bin diesbezüglich genauso gut geschult wie alle anderen hier auch.” „Das mag sein, Mr. Nulošim.”, antwortete Nolezoto ernst, „Das Problem ist es im Moment, dass Sie unbedingt Commander Tārušin als Šakūristin mit Mordabsichten darstellen wollen und das Ganze auch noch ohne handfeste Beweise. Sie müssen schon zugeben, dass Ihr jetziges Verhalten Sie nicht gerade im besten Licht erscheinen lässt.” Alle sahen den Berater des Präsidenten wortlos an.


„Letztendlich muss ich das doch entscheiden, mit wem ich zusammen eine Mentalverschmelzung durchführen will.”, gab Dilāna zu Bedenken, „Das ist eine Frage des Vertrauens.” Überrascht sahen alle Anwesenden die Rothaarige an. Besonders verblüfft schaute Mr. Nulošim drein. „Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie mir vertrauen, Commander?”, fragte der Mann näselnd und sah die Rothaarige an. Die junge Offizierin erwiderte unbeeindruckt seinen Blick. „Nein, ich vertraue Ihnen absolut nicht.”, gab sie zu, „Aber ich bin der Meinung, dass Sie jeden anderen anzweifeln werden, der mit mir zusammen die Mentalverschmelzung durchführt. Sie würden erst dann Ruhe geben, wenn sie das selbst machen dürften.” Einen Moment lang herrschte Schweigen im Konferenzraum. Kurz darauf nickte Lomādo Nolezoto und erhob als Vorsitzender seine Stimme.


„Also gut, Commander.”, sagte er, „Wenn Sie wirklich bereit sind eine Mentalverschmelzung mit Mr. Nulošim durchzuführen, dann können Sie das gerne tun. Allerdings muss das hier in diesem Raum und in der Gegenwart aller Kommissionsmitglieder geschehen, damit jemand von uns zu jeder Zeit eingreifen kann, wenn der Verdacht aufkommen sollte, dass da etwas nicht stimmt. Heilerin Pambāta Tajhōri, Captain Sundrak, Admiral Kononga und Counselor Dāmala Ītaku übernehmen die Aufsicht. Sobald der Verdacht besteht, dass einer den anderen manipuliert, wird das Ganze abgebrochen. Sonst noch Fragen oder Einwände?” Der dunkelhaarige Navigator und Steuermann der Concordia sah in die Runde. Niemand sagte was.


Er nickte zufrieden. „Okay, Commander.”, sagte Lomādo, „Da es anscheinend keine Einwände gibt, schlage ich vor, dass Sie sich auf die Mentalverschmelzung vorbereiten, Commander. Dasselbe gilt auch für Sie, Mr. Nulošim. Für die Vorbereitung haben Sie eine Stunde Zeit. Dann treffen wir uns alle wieder hier im Konferenzraum.”


Eine Stunde kehrten sie wieder in den Konferenzraum zurück. Besonders Commander Dilāna Tārušin wirkte sehr entspannt, währenddessen Mr. Nulošim genau das Gegenteil war. Er war total angespannt, obwohl er sich bemühte, es niemanden merken zu lassen.


Mit ausdrucksloser Miene stellte Captain Sundrak zwei Stühle in die Mitte des Raumes. Beide Sitzgelegenheiten waren aneinander zugewandt. Sofort nahmen die Erste Offizierin und der Berater des Präsidenten auf ihnen Platz und sahen sich gegenseitig an.


„Sind Sie bereit?”, fragte Mr. Nolezoto mit ernster Miene, währenddessen alle anderen um die beiden Sitzenden herumstanden und die Rothaarige genau aufmerksam beobachteten wie die Grauhaarigen. Beide nickten fast gleichzeitig. „Die Mentalverschmelzung wird sofort abgebrochen, sobald es Schwierigkeiten gibt.”, sagte der Vorsitzende mit ruhiger Stimme. Mit ausdruckslosen Gesichtern beobachteten die Anwesenden, wie die erste Offizierin und der Berater sich in Trance versetzten.


Die Atmung der beiden wurde immer ruhiger und gleichmäßiger. Sowohl die Rothaarige als auch der Grauhaarige entspannten sich. Beide ließen ihre mentalen Schilde sinken und begannen sich langsam mental zu berühren. Schicht für Schicht drang Mr. Nulošim in den Geist der jungen Frau ein. Dilāna zeigte ihm ihre gesamten Erinnerungen aus der Zeit, seitdem sie damals auf Bīlat spurlos verschwand. Sie fühlte deutlich, wie erschrocken der Berater des Präsidenten war, als er feststellte, wie sehr er sich in der Rothaarigen geirrt hatte. Deutlich hörte sie seine Worte der Entschuldigung in ihrem Geist. Es tut mir entsetzlich Leid, Commander!, sagte er, Ich habe mich total in Ihnen geirrt und ich hoffe, dass Sie mir verzeihen können! Doch bevor er sich aus ihrem Geist zurückziehen konnte, drang sie in seinen ein. Entsetzen packte sie, als sie seine Erinnerungen fand, die sein feindseliges Verhalten ihr gegenüber erklärten. Wenig später zogen sich beide aus dem Geist des anderen wieder zurück.


Nachdem beide aus ihrer Trance wieder erwachten, sahen sie sich gegenseitig an. Mr. Nulošim erhob seine Stimme. „Wir können die Farce hier sofort beenden.”, sagte er mit fester Stimme, „Commander Tārušin ist so unschuldig wie ein neugeborenes Tarkat-Baby. Sie hat mit ihren ausführlichen Schilderungen die Wahrheit gesagt. Es tut mir sehr Leid, dass ich Sie einer Sache bezichtigte, die überhaupt nicht zutraf. Ich hoffe, Sie nehmen meine Entschuldigung an und können einem alten Mann wie mir verzeihen.” Mit einem entschuldigenden Lächeln sah er die Rothaarige an.


Langsam stand Dilāna auf und sah in die Runde. „Möchte noch jemand eine Mentalverschmelzung mit mir durchführen?”, erkundigte sie sich mit ausdrucksloser Miene. „Ich glaube nicht, dass eine weitere Mentalverschmelzung Sinn macht.”, antwortete Präsident Donhāruš, „Wenn mein Berater sagt, dass er sich gewaltig in ihnen getäuscht hat, glaube ich ihm.” Lomādo Nolezoto blickte fragend in die Runde. Alle verneinten.


„Also gut.”, sagte er, „Hiermit stelle ich fest, dass es keinen Grund mehr gibt, die Suspendierung von Commander Tārušin aufrecht zu erhalten.” Der Navigator und Steuermann sah die Rothaarige in der Funktion als Vorsitzender der Sonderkommission an. In seinen Augen erkannte sie Freude und Erleichterung. „Damit sind Sie ab sofort wieder im Dienst, Commander.”, verkündete er zufrieden, „Und die Arbeit dieser Kommission ist hiermit beendet.” Zufrieden und erleichtert gratulierten ihr die Anwesenden.


Als Captain Sundrak zusammen mit seinen Offizieren auf die Brücke der Concordia zurückkehrte, forderte er sofort einen Statusbericht. „Wir werden in knapp vier Stunden die Sungāra-Station erreichen, Sir.”, meldete Lieutenant Kent, währenddessen Captain Sundrak, Commander Tārušin, Counselor Ītaku und Mr. Nolezoto ihre jeweiligen Posten wieder einnahmen. Die Rothaarige war sehr erleichtert, als sie sich wieder in ihren Sessel setzte und auf den großen Bildschirm der Brücke sehen konnte. „Informieren Sie unsere Gäste, Lieutenant Bilaodānu.”, befahl der Kommandant. Rasch führte sie den Befehl des Captains aus.


Dann stutzte die Blonde an der Kommunikationskonsole. Sie runzelte die Stirn und ihr Gesicht nahm sorgenvolle Züge an. „Captain!”, rief sie besorgt, „Irgendwas geschieht gerade im Quartier des Präsidenten. Ich höre Stimmen und es poltert dort so, als fände dort eine Schlägerei statt.” Sofort schoss Sundrak vom Kommandosessel hoch und eilte bereits zum Turbolift, als er seine Befehle erteilte. Er dachte an die Warnung von Admiral Kononga. „Roter Alarm!”, rief er, „Unser Präsident wird gerade in seinem Quartier angegriffen. Sie haben die Brücke, Mr. Nolezoto.” Blitzschnell hatte Alicia den Captain eingeholt betrat ebenso den Lift. Kurz darauf schlossen sich die beiden Türhälften und der Turbolift setzte sich in Bewegung. Auf dem Deck mit dem Gästequartieren spuckte der Lift die beiden Offiziere aus. Mehrere Sicherheitskräfte hatten sich bereits vor der Tür zum Präsidentenquartier versammelt.


„Lagebericht!”, forderte Sundrak von den Sicherheitskräften. Ein schwarzhaariger Terraner trat mit finsterer Miene vor. „Wir haben versucht mit Präsident Donhāruš in Kontakt zu treten, doch er meldet sich nicht.”, meldete der kräftig gebaute Mann. Ohne etwas zu sagen, trat der Captain an die Tür und betätigte den Summer, doch nichts geschah. Der mächtigste Mann der Aldanische Allianz reagierte nicht. stattdessen hörten sie Phaserschüsse und es schlug etwas dumpf auf den Boden des Zimmers auf. Sundrak reagierte sofort und öffnete mit einem kurzen Audiobefehl die Türverriegelung.


Blitzschnell stürmten die Sicherheitsleute das Quartier und blieben mit gezogenen Waffen im Eingangsbereich stehen. Lieutenant Kent und Captain Sundrak blieben zwischen den Bewaffneten stehen. Das Zimmer des Präsidenten war total verwüstet worden. Donhāruš und Nulošim standen mit gezogenen Waffen, die sie auf eine leblos am Boden liegende Gestalt richteten. „Was ist hier passiert?”, fragte Sundrak mit ernster und zugleich besorgter Miene. Beide wandten sich dem Captain zu.


Donhāruš hatte eine kleine Platzwunde am Kopf, die schwach blutete und rang nach Atem. Der alte Berater sah auch nicht besser aus. Seine Kleidung war zerrissenen und er hatte eine Schusswunde am Oberarm, aus der ebenfalls Blut quoll. Der Ärmel wies ein Einschussloch auf, deren Rand geschwärzt war. Sofort war allen klar, dass jemand auf ihn geschossen hatte. Mit zitternden Händen hielt er seine Waffe immer noch auf die unbekannte Gestalt am Boden.


Rasch eilte Alicia an ihren vorgesetzten Offizier vorbei und ging vor der leblosen Gestalt in die Hocke. Geschickt drehte sie den Unbekannten auf den Rücken und tastete anschließend nach dem Puls des schwarzhaarigen Aldaners. Sie fand keinen. Zuerst sah die junge Terranerin den Präsidenten, dann den Berater und zum Schluss Sundrak an. „Er ist tot, Sir.”, sagte sie. Alle betrachteten den Toten, der einen gestutzten Vollbart trug, etwas genauer. Die Uniform wies den Rang eines Commanders auf.


„Wer ist das?”, fragte der schwarzhaarige Mann von der Erde mit einem starken italienischen Akzent, „Den habe ich hier an Bord noch nie gesehen.” „Also, was ist hier passiert?”, fragte der Captain noch mal. Mr. Nulošim ließ die Waffe sinken, nachdem er sie gesichert hatte. „Er hat versucht, unseren Präsidenten zu töten.”, erklärte er die Anwesenden auf, „Wir haben ihn gemeinsam dran gehindert.”


„Könnte das einer von der Šakūra sein?”, fragte der Grauhaarige näselnd. „Wäre schon möglich. Der Kleidung nach zu urteilen gehört er definitiv nicht zu meiner Crew.”, antwortete Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Dann wäre ich ihn bestimmt schon des Öfteren an Bord meines Schiffes begegnet und könnte mich gut an das Gesicht erinnern.”


„Soviel mal zum Thema Sicherheit an Bord der Concordia, Captain.”, gab der Berater bissig zurück und blickte zuerst Sundrak und anschließend den Präsidenten an, der immer noch schwer atmete. Zorn und Ablehnung glitzerte in seinen Augen. „Ich sagte doch von Anfang an, dass es ein Fehler wäre, zu diesen Treffen mit den Demetanern zu fliegen.”, näselte er weiter, „Aber Admiral Kononga meinte ja, wir wären an Bord der Concordia sicher.”


„Sie tun Captain Sundrak und seiner Crew Unrecht.”, erklang eine sehr hohe, aber leicht brüchige Stimme an der Tür. Alle wandten sich zu ihr um und erblickten Admiral Kononga, die gerade das Quartier betrat, „Ich habe nie gesagt, dass Präsident Donhāruš auf der Concordia absolut sicher wäre. Ich habe gesagt, dass die Concordia die besten Leute diesbezüglich hat, um ihn zu beschützen. Eine absolute Sicherheit gibt es nicht, Mr. Nulošim.” Dicht vor ihm blieb die Alte stehen und beide sahen sich fast feindselig an.


„Ich wusste schon, warum ich von dieser Reise abriet.”, insistierte er näselnd und sah von Kononga zum aldanischen Präsidenten, „Aber niemand wollte auf mich hören und jetzt haben wir den Salat.” Der Klang der Stimme des Mannes wurde von Wort zu Wort schärfer. „Vielleicht hätte ich doch besser eine Tarkatmutter aufklären sollen, wie sie am besten ihre Jungen aufzieht.”, knurrte Nulošim weiter, „Da hätte ich wahrscheinlich mehr Erfolg gehabt.”


„Sie werden unsachlich, mein Freund.”, sagte Donhāruš mahnend. Sofort wandte sich der Berater dem mächtigsten Mann der Aldanischen Allianz zu und sah ihn an. „Admiral Kononga hat mit ihrer Empfehlung nichts falsch gemacht.”, fuhrt dieser fort, „Sie hat nur zum Ausdruck gebracht, dass es keine absolute Sicherheit gibt und deshalb habe ich ihren Vorschlag, mit der Concordia zur Sungāra-Station zu reisen, zugestimmt, Mr. Nulošim.”


„Ja, und was wir davon haben, sehen wir jetzt.”, erwiderte der Grauhaarige trotzig, „Man hat versucht, Sie umzubringen.” „Das hätte aber auch anderswo passieren können.”, gab Sundrak zu Bedenken, „Wenn dieser Kerl Präsident Donhāruš nicht auf der Concordia angegriffen hätte, hätte er das an einen anderen Ort getan.”


„Zumal das auch nicht gerade für seine Weitsicht spricht.”, ergänzte Kononga, „Hier auf der Concordia hätte er nicht so ohne Weiteres entkommen können.” „Wie kam der denn überhaupt in Ihr Quartier?”, erkundigte sich Lieutenant Kent. „Er hat sich direkt ins Zimmer gebeamt und sofort angegriffen.”, antworteten der Präsident und sein Berater unisono.


„Er hat sich direkt in Ihr Quartier gebeamt, Mr. President?”, echote Lieutenant Kent fassungslos, „Das ist unmöglich.” „Wieso soll das unmöglich sein, Lieutenant?”, fragte Kononga, die inzwischen nähergetreten war, „Wenn er, wie Captain Sundrak sagt, nicht zur Crew gehört, dann hat ihn jemand von einem anderen Schiff aus hergebeamt, um Präsident Donhāruš anzugreifen.” „Dann muss er aber von hier aus von der Concordia aus Hilfe bekommen haben, denn unsere Schilde, Phasenschilde und auch die Hüllenpanzerung sind auf meinen Befehl komplett auf Maximum.”, warf Sundrak ein, „Das würde bedeuten, dass irgendjemand an Bord ist, der kurzfristig die Schilde gesenkt hat, damit dieser Mann rüberbeamen konnte.” Der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz trat einen kleine Schritt auf den Kommandanten zu und sah dem Dunkelhaarigen fest in die Augen, als er mit sehr ernster Miene antwortete: „Ich fürchte, Sie haben einen Verräter an Bord, Captain Sundrak.”


Die Worte des mächtigen Mannes trafen Tarūni wie ein extrem harter Fausthieb. Doch Captain Sundrak ließ sich nichts anmerken. Sein mentales Schild war für alle anderen Aldaner immer noch undurchdringlich. Niemand nahm das Entsetzen in ihm wahr, das er empfand, als ihm klar wurde, was die Worte des Präsidenten bedeuteten. Doch wer konnte dieser Verräter sein?, fragte er sich, Wer an Bord der Concordia hätte etwas davon, wenn unser Präsident umgebracht wird?


Captain Sundrak beschloss, die Sache so schnell wie möglich aufzuklären. Er wusste, dass der andere unbedingt noch vorher gefasst werden musste, bevor die Concordia die Sungāra-Station erreichte, denn, sobald die Concordia die Station erreichte, ergaben sich für den unbekannten Helfer jede Menge neue Fluchtmöglichkeiten. Nach kurzem Überlegen hatte Captain Sundrak bereits eine Idee. Entschlossen aktivierte er seinen Kommunikator und sagte streng: „Hier spricht der Captain. Alle Besatzungsmitglieder haben sich sofort im Hangar 2 zum Rapport einzufinden.”


Kurz darauf betrat Captain Sundrak in Begleitung seiner drei Gäste sowie Lieutenant Alicia Kent Hangar 2, wo die gesamte Crew schon vollständig angetreten war. Alle hatten Haltung angenommen und standen regungslos in Reih und Glied. Ihre Blicke waren geradeaus gerichtet. Niemand gab einen Ton von sich.


Wortlos baute sich der hünenhafte Kommandant vor seine Untergebenen auf. Mit ausdrucksloser Miene sah er alle an. Niemand wich seinem strengen Blick aus. Die Luft knisterte vor Spannung. Entschlossen erhob Tarūni seine Stimme. Dabei sprach er so laut und deutlich, dass ihn jeder mühelos verstehen konnte.


„Hier auf der Concordia wurde ein Mordanschlag auf Präsident Donhāruš in seinem Quartier verübt, den er dank der schnellen Reaktion seines Beraters und seiner eigenen fast unbeschadet überstand.”, sagte Sundrak mit strenger Miene, „Der Mann, der ihn versuchte umzubringen, wurde selbst im Kampf getötet. Er war kein Mitglied der unserer Crew und er war hier auch kein offizieller Gast. Er hatte sich in das Quartier gebeamt und unseren Präsidenten sofort angegriffen.” Der dunkelhaarige Kommandant machte eine kurze Pause, um seine Worte auf die Anwesenden wirken zu lassen. Alle schwiegen und warteten, bis der Captain der Concordia weitersprach, dessen Stimme einen immer strengeren Tonfall annahm.


„Wie jeder weiß, habe ich den Befehl gegeben, alle Schilde, Phasenschilde und auch die Hüllenpanzerung der Concordia auf Maximum hochzufahren bis wir die Sungāra-Station erreichen.”, fuhr Sundrak mit strenger Miene fort, „Niemand hätte auf Grund dessen auf die Concordia gebeamt werden können. Demzufolge erhielt dieser Mann von jemandem hier an Bord Hilfe, in dem er die Schilde der Concordia gegen meinen ausdrücklichen Befehl für eine ganz kurze Zeit senkte, um ihn an Bord kommen zu lassen.”


Der Captain machte eine erneute Pause, um seine Worte auf die Anwesenden wirken zu lassen. Niemand sagte etwas. Alle standen still und sahen nach vorne. „Also.”, fuhr Sundrak fort, „Wenn sich derjenige freiwillig stellt, wird es für ihn mit Sicherheit eine erhebliche Strafminderung geben.” Alle schwiegen weiterhin. „Wenn nicht, dann sehe ich mich dazu veranlasst, jeden einzelnen von Ihnen einer Mentalverschmelzung zu unterziehen.” Dann erhob Lomādo seine Stimme.


„Was ist, wenn derjenige kein Aldaner oder Mensch war, sondern eine Maschine wie unsere Aldanoiden?”, fragte Nolezoto mit ernster Miene. Sundrak nickte. „Das ist eine gute Frage.”, sagte er, „Auch die werden alle geprüft werden, wenn sich herausstellen sollte, dass der Verdächtige nicht unter uns ist.” „Wir haben aber das Problem, dass wir innerhalb der nächsten vier Stunden die Sungāra-Station erreichen werden.”, fuhr der Kommandant fort, „Bis dahin müssen wir ihn bedingt erwischt haben, sonst entkommt er uns. Deshalb wir die Concordia außerhalb der Transporterreichweite vor der Station anhalten.”


„Wir könnten ein entsprechendes Programm auf alle Aldanoide überspielen. In kürze würden erfahren, ob einer von ihnen dem Täter geholfen hat, obwohl es seine Programmierung dies nicht erlaubt.”, schlugen Tigu Nazaloth und Tērul Nothalon vor.


„Das stimmt schon.”, erwiderte Chefingenieur Simdu Kalvan, „Aber, damit ein Aldanoide einem Täter bei der Ausführung seines Planes hilft, muss er ihm die entsprechenden Bitten oder Befehle sagen. Solange es keine eindeutigen Anweisung für den Aldanoiden existiert, einen Auftrag nicht auszuführen, macht er seinen neuen Job.” „Oder das entsprechende Programm muss bei dem Aldanoiden deaktiviert worden sein.”, gab Nazaloth zurück. „Eine andere Möglichkeit ist es, dass, falls der Helfer tatsächlich ein Aldanoide sein sollte, er nicht zur Einheit der Concordia-Aldanoiden gehört.”, fügte Nothalon hinzu, „Denn die Aldanoiden auf der Concordia unterstehen nur den Befehlen der Concordia-Crew.”, entgegnete Kalvan, „Und die haben alle ein Verzeichnis über die einzelnen Crewmitglieder.” „Es hat noch keinen Sinn, darüber zu spekulieren, ob es ein Aldanoide war und wieso er dem Täter geholfen hat.”, mahnte Sundrak mit ernster Miene, „Wir müssen denjenigen finden, der dem Angreifer geholfen hat. Unabhängig davon, ob er ein Angehöriger der aldanischen Raumflotte, der Sternenflotte oder einer anderen Gruppierung ist.”


„Wer ist bereit, sich als erster mit mir eine Mentalverschmelzung durchzuführen?”, fragte der dunkelhaarige Kommandant, „Die Mentalverschmelzung ist absolut freiwillig. Jeder, der sich bei dem Gedanken nicht wohl fühlt, kann ablehnen. Jeder, der dazu bereit ist, hebt seine Hand. Also, wer ist dazu bereit?” Alle Anwesenden hoben wortlos ihre Hand. Captain Sundrak sah zu Admiral Kononga, Präsident Donhāruš und Mr. Nulošim, die ebenfalls alle ihre Hand hochhielten. Sundraks Gesicht blieb ausdruckslos.

Ungeklärte Fragen

von aroessler2003

Der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz begann zu lächeln, als er das Ergebnis sah. „Ich fürchte, die Sache mit der Mentalverschmelzung hat sich erledigt, Captain Sundrak.”, sagte er. „Sieht so aus, Mr. President.”, erwiderte der Kommandant mit ausdrucksloser Miene. „Die Frage ist nun, wie Sie jetzt herausfinden wollen, wer dem Attentäter Unterstützung gewährt hat.”, meinte der Präsident, „Die Mentalverschmelzung ist eine Maßnahme, bei der niemand etwas verbergen kann, wie sie bei jemandem durchgeführt wird.” „Damit bleiben nur noch die Aldanoiden übrig.”, konstatierte Kalvan ernst, „einer von ihnen muss demzufolge der Mann im Hintergrund sein.”

 

„Darf ich offen sprechen, Sir?”, fragte Lomādo mit fester Stimme. „Sprechen Sie, Mr. Nolezoto.”, sagte Sundrak. „Es gibt etwas, was ich an dieser Stelle erwähnen muss, weil es noch keiner in Betracht gezogen hat.”, sagte der Navigator und Steuermann der Concordia. Der hünenhafte Kommandant sah Nolezoto fragend an, der deshalb sofort weitersprach. „Ich habe vor ein paar Tagen im Kasino auf dem Freizeitdeck gehört, wie sich ein paar Techniker über eine neu entwickelte Transportertechnologie gesprochen haben.”, sagte Lomādo, „Das besondere an dieser neuen Technologie ist es, das der Transporter direkt unter die Haut gepflanzt wird und mit Hilfe der eigenen Gedanken gesteuert wird. Er soll extrem klein sein auf Nanotechnologie basieren.” Bevor Nolezoto weitersprechen konnte, wurde er bereits von einem terranischen Ensign unterbrochen.

 

„Sir.”, sagte Hansson mit fester Stimme, „Ich denke, ich weiß, was Mr. Nolezoto meint. Er hat ein Gespräch zwischen mir und mehreren Technikern mitbekommen. Wir unterhielten uns vor ein paar Tagen über eine neue Transportertechnik, die sich noch in der Entwicklung befindet.”

 

„Ich habe auch schon davon gehört.”, gestand Simdu Kalvan unvermittelt, „Soviel ich aber weiß, soll die Entwicklung noch ganz am Anfang sein.” „Da liegen Sie im Irrtum, Chief Kalvan.”, erwiderte Tigu Nazaloth, „Die Entwicklungsphase ist bereits abgeschlossen. Zurzeit läuft die Testphase.” „Woher wissen Sie das, Lieutenant Nazaloth?”, wollte Admiral Kononga wissen. „Ich weiß es von einem Techniker, der einer meiner Kommilitonen auf der Akademie war.”, antwortete der Ingenieur, „Sein Name lautet Zondaron Mēlus und er verrichtet zurzeit seinen Dienst auf der Sungāra-Station. Er bekleidet momentan den Rang eines Commanders.”

 

Captain Sundrak, Lieutenant Alicia Kent, der Präsident, sein Berater und Admiral Kononga sahen sich kurz gegenseitig an. „Der Tote wies doch den Rang eines Commanders auf.”, sagte die junge Terranerin und blickte dann Nazaloth an. Tigu ahnte nichts Gutes, stellte aber dennoch seine Frage. „Wie sieht der Mann aus, der Präsident Donhāruš angegriffen hat?”, fragte Nazaloth, obwohl er bereits die Antwort ahnte. Detailliert beschrieb Captain Sundrak den Toten. Der Ingenieur erbleichte. „Ich befürchte, dass die Suche nach einem Helfer des Attentäters eingestellt werden kann, Sir.”, sagte Nazaloth erschüttert, „Die Beschreibung passt genau auf Commander Zondaron Mēlus.” Einem längeren Moment herrschte unangenehmes Schweigen im Hangar 2.

 

Captain Sundrak befahl die Anwesenden wieder auf ihre Posten zurückzukehren. Tigu bat den dunkelhaarigen Kommandanten, seinen toten Freund noch einmal sehen zu dürfen. Captain Sundrak gewährte ihm die Bitte und kehrte mit seinen Offizieren auf die Brücke zurück, nachdem er veranlasst hatte, dass Präsident ein neues Quartier bekam.

 

Der Leichnam von Zondaron Mēlus wurde in eine Kryostasiskammer untergebracht, nachdem Doktor Frank Tyler und die aldanische Heilerin Pambāta Tajhōri ihn in der Krankenstation untersucht und den Tod des Mannes bestätigten. Ingenieur Tigu Nazaloth sah an diesen Tag seinen Freund zum letzten Mal.

 

Inzwischen hatte sich Captain Sundrak in dem Bereitschaftsraum zurückgezogen und fragte sich, wie Zondaron Mēlus es trotz der hochgefahrenen Schilde schaffte, an Bord der Concordia zu gelangen. Mit einer Tasse heißen aldanischen Tee stand er am Fenster und blickte hinaus. Warum hat ihn niemand an Bord bemerkt?, fragte sich Tarūni, Sind wir inzwischen mit der Sicherheit an Bord so nachlässig geworden? Der Kommandant konnte sich das einfach nicht vorstellen. Der Tischkommunikator summte und riss somit Sundrak aus seine sorgenvollen Gedanken. Seufzend trat er an den Schreibtisch und aktivierte das Gerät.

 

Auf dem Schirm erschien das Gesicht des Chefingenieurs. „Mr. Nothalon, Mr. Nazaloth und ich haben die Protokolle aller Transportersysteme an Bord und auch in den Shuttles kontrolliert.”, teile er seinem vorgesetzten Offizier mit. „Es wurden keine illegalen Transporte durchgeführt. Wie der Mann es auch immer geschafft hat, sich in das Quartier des Präsidenten zu beamen. Er hat jedenfalls keinen Transporter verwendet, der zum Schiff gehört. Das steht definitiv fest. Er musste entweder schon eine längere Zeit an Bord sein oder der neue Nano-Transporter ist bereits so weit entwickelt, dass er bereits im Einsatz ist. Fall die Entwicklung des Nano-Transporters tatsächlich noch ganz am Anfang ist, muss er irgendwie auf einen anderen Weg unbemerkt an Bord gekommen sein. Daraus ergeben sich die Fragen, wie und wann er an Bord kam.”

 

„Ich befürchte, ich weiß schon, wann er an Bord kam.”, erwiderte Sundrak nachdenklich, dem gerade ein Gedanke in den Sinn kam. „Sir?”, fragte Kalvan. „Er muss zu dem Zeitpunkt an Bord gekommen sein, als Admiral Kononga, unser Präsident und sein Berater an Bord kamen.” Simdu machte ein nachdenkliches Gesicht. „Stimmt.”, sagte er, „Zu dem Zeitpunkt waren alle Schutzschilde deaktiviert. Ein idealer Moment, um sich an Bord zu schleichen, Sir.”

 

„Wir werden langsam in Punkto Sicherheit zu nachlässig.”, überlegte der Captain der Concordia laut, „Wir müssen in Zukunft sorgfältiger sein.” „Ich glaube nicht, dass wir zu nachlässig wurden, Captain.”, widersprach der Chefingenieur ernst, „Wenn das der Fall wäre, hätte Admiral Kononga dem Präsidenten niemals vorgeschlagen mit der Concordia zur Sungāra-Station zu fliegen.” Sundrak nickte nachdenklich.

 

„Ja, da haben Sie vollkommen Recht, Chief.”, antwortete er, „Ich danke Ihnen für die Information.” Der Ingenieur nickte und Sundrak schloss die Verbindung. Nachdenklich trat er wieder ans Fenster und sah erneut in die endlose Schwärze des Alls hinaus. Unzählige Sterne funkelten wie Diamanten in der Ferne. Er wusste, dass Simdu Kalvan Recht hatte. Nachdenklich trank er seinen Tee aus. Der Kommunikator auf dem Schreibtisch summte erneut.

 

Der schwarzhaarige Kommandant kehrte wieder an dem Schreibtisch zurück und aktivierte das Gerät. Sofort erschien auf dem kleinen Bildschirm das Gesicht einer jungen blonden Aldanerin. Es war Pambāta Tajhōri. „Captain.”, sagte sie mit sorgenvoller Miene, „Wir haben den Verstorbenen noch einmal eingehender untersucht und etwas Interessantes und zugleich auch Beunruhigendes feststellt. Sie sollten vielleicht besser in die Krankenstation kommen, damit wir Ihnen die Details zeigen und Ihnen erklären können.” „Ich bin schon auf dem weg, Heilerin.”, sagte Tarūni knapp und schloss die Verbindung. Mit schnellen Schritten erließ er den Bereitschaftsraum.

 

Wenig später betrat Sundrak die Krankenstation, wo er bereits von der Heilerin und dem terranischen Arzt erwartet wurde. Tigu Nazaloth war ebenfalls anwesend. Alle Drei machten ein ernstes Gesicht. Der Mediziner und die Medizinerin standen an einer Nekrokryostasiskammer, in dem der Leichnam von Zondaron Mēlus lag. Fragend sah der hünenhafte Kommandant die Drei an.

 

„Kennen Sie das Nakūni-Organ, Sir?”, fragte die Blonde mit ernster Miene. „Ja natürlich, Heilerin.”, sagte Sundrak mit ausdruckslosem Gesicht, „Jeder weiß aus dem Anatomie-Unterricht, wo es sich bei uns Aldanern im Körper befindet, aber niemand genau weiß, welche Aufgaben es hat, weil man es nur als ein inaktives Organ kennt. Es wurde nach Diron Nakūni benannt, der es als erstes entdeckte und ausführlich untersuchte. Seine Abhandlungen darüber sind überall anerkannt und Teil des Anatomie-Unterrichtes in der Schule und Ausbildung.” Die Blonde nickte anerkennend.

 

„Das stimmt, Sir.”, erwiderte die Heilerin zufrieden, „Ich muss zugeben, dass ich so etwas noch nie gesehen habe, aber bei Zondaron Mēlus war es zu seinen Lebzeiten nicht inaktiv. Es weist bei ihm immer noch sehr hohe Energie-Werte und auch noch einen sehr hohen Wert an Chronoton-Partikel auf.” „Und was bedeutet das?”, erkundigte sich der Captain der Concordia.

 

„Das wissen wir noch nicht genau.”, gestand Doktor Tyler, „Aber wir gehen davon aus, dass bei ihm dieses Organ schon seit sehr langer Zeit arbeitete.” „Was es aber bei Mr. Mēlus bewirkte, wissen wir nicht.”, fügte Pambāta hinzu, „Deshalb baten wir Mr. Nazaloth in die Krankenstation, damit er uns vielleicht berichten kann, was er bei seinem Freund während ihrer gemeinsamen Akademiezeit beobachtet hat.”

 

„Leider kann ich unserer Heilerin und Doktor Tyler nicht viel weiterhelfen, fürchte ich.”, gestand der Ingenieur zweifelnd, „Ich habe bei ihm öfters beobachtet, dass er gelegentlich Schmerzen in dem Bereich hatte, wo dieses Organ sitzt und er auf Grund dessen Fieber zu haben schien, ohne dass er sich krank fühlte. An manchen Tagen fühlte sich die Stelle etwas wärmer, zum Teil schon erheblich wärmer an als anderen Tagen. Eine Erklärung dafür hatte niemand und wir fanden das alle sehr merkwürdig.” Tigu unterbrach sich selbst und runzelte nachdenklich die Stirn, als ihm noch etwas einfiel.

 

„Da gibt es noch etwas, was ich Ihnen vielleicht noch erzählen sollte.”, sagte Nazaloth mit grübelnder Miene, „Als wir damals zusammen an unserer ersten Übungsmission teilnahmen, passiert etwas Seltsames und es kam uns damals wie ein Wunder vorgekommen.” „Sprechen Sie weiter, Mr. Nazaloth.”, forderte Sundrak den Freund des Verstorbenen auf. Ohne zu zögernd kam dieser der Aufforderung des Captains nach.

 

„Als wir unser Ziel erreichten und uns auf einen Planeten hinunterbeamen sollten, geschah das Merkwürdige, dieser Transporterunfall.”, fuhr Tigu fort, „Die ersten beiden Transporte verliefen reibungslos. Doch beim dritten Beamvorgang passierte es. Mr. Mēlus stellte sich auf die Plattform und der Beamvorgang wurde vorschriftsmäßig eingeleitet. Er war noch deutlich als Silhouette auf der Plattform zusehen, als eine Fehlermeldung kam. Sofort versuchten die Techniker und unser Ausbilder gemeinsam den Beamvorgang abzubrechen und ihn zurückzuholen, aber da war es schon zu spät und es sprühten bereits jede Menge Funken aus der Vorrichtung. Dann brannte das ganze Teil durch. Das Komische daran war es aber, dass der Beamvorgang, obwohl sein Muster sich immer noch vollständig im Puffer befand, abgeschlossen wurde und Mr. Mēlus an den gewünschten Zielkoordinaten rematerialisierte. Er war gesund und munter, obwohl er hätte tot sein müssen, weil das Energiemuster von ihm vor dem Abschluss des Vorgangs bereits komplett aus dem Puffer verschwand, als das durchbrannte. Der wichtigste Teil des Puffers brannte ja schon während des Beamens durch und war seit dem nicht mehr einsatzfähig. Eigentlich hätte er sich gar nicht auf den Planeten rematerialisieren können.” „Und trotzdem kam er wohlbehalten auf der Planetenoberfläche an.”, schlussfolgerte Sundrak. Nazaloth bejahte. „Weil es noch gut gegangen ist, haben wir uns darüber keine Gedanken mehr gemacht und die Sache auf sich beruhen lassen.”, fügte Tigu hinzu, „Wir alle waren damals sehr froh, dass er überhaupt irgendwo heil ankam. Bis heute weiß niemand so genau, wie das möglich war, dass Zondaron Mēlus den Transporterunfall unbeschadet überlebte. Wenn man ihn danach fragte, konnte er uns auch nicht sagen, was passiert war.” Einen Augenblick blickte der Ingenieur von einem zum anderen.

 

„Wir werden noch mal die gesamte medizinische Datenbank durchforsten und das Nakūni-Organ von Mr. Mēlus noch mal untersuchen.”, entschied die blonde Aldanerin, „Vielleicht finden wir eine mögliche Erklärung für die ganze Geschichte. Aber bevor wir noch weitere Nachforschungen anstellen, möchten wir Ihnen noch etwas zeigen, Sir.” Gemeinsam traten sie an ein medizinisches Terminal. Auf dem Bildschirm waren zwei Darstellungen des aldanischen Nakūni-Organs zu sehen. Sie zeigten visuell keine Unterschiede, im Gegensatz zu den zahlreichen Datenkolonnen, die am unteren Bildschirmrand zu sehen waren. Auf Sundraks Frage hin erklärte die Heilerin ihrem Vorgesetzten Offizier, was die Daten bedeuteten. Aufmerksam hörten sowohl Tigu Nazaloth und Tarūni Sundrak zu. „Leider sind uns die Zusammenhänge noch nicht ganz klar, aber wir werden die ganze Geschichte noch mal gründlich untersuchen.”, fügte sie am Schluss ihrer Erklärungen hinzu, „Doktor Tyler und ich haben zwar schon mehrere Hypothesen, die wir noch überprüfen müssen.” Pambāta warf Frank einen kurzen Blick zu und der Terraner setzte sich sofort an ein Terminal, um umgehend mit der Recherche zu beginnen. „Tun Sie das.”, sagte Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Und unterrichten Sie mich sofort, sobald Sie etwas Neues herausgefunden haben.” „Und ich werde wieder in den Maschinenraum zurückkehren, wenn ich hier nicht mehr gebraucht werde.”, fügte Nazaloth hinzu und verließ gemeinsam mit dem Captain die Krankenstation.

 

„Lagebericht!”, forderte Sundrak, als er die Brücke betrat. „Wir werden innerhalb einer Stunde in Transporterreichweite zur Sungāra-Station sein.”, informierte Lomādo den Captain, der gerade in seinem Kommandosessel Platz nahm. „Auf der Station herrscht erhöhte Alarmbereitschaft, weil sowohl unser Präsident mit seinen Leuten sowie der demetanische Amtskollege mit seinen Beratern auf die Station kommen werden.”, fügte Lieutenant Bilaodānu hinzu.

 

„Ist Präsident Maron schon auf der Station?”, erkundigte sich Sundrak. „Nein, Sir.”, antwortete die blonde Kommoffizierin, „Er und seine Begleiter zusammen befinden sich immer noch an Bord ihres Schiffes, das sich vor der Station in einer Warteposition befindet. Es ist aber in Transporterreichweite. Er wurde von Captain Mizūmi über die Warnung bezüglich eines geplanten Anschlages seitens der Šakūra unterrichtet und sie hat ihm und seinen Leuten empfohlen, solange an Bord ihres Schiffes zu bleiben, bis die Sache geklärt und Präsident Donhāruš mit seinen Leuten hier ist.” Der schwarzhaarige Kommandant sah die blonde Frau an der Kommunikationseinheit an. „Und wie hat er die Warnung aufgenommen?”, wollte der Captain der Concordia wissen. „Nun, Sir.”, sagte Sie mit ernstem Gesichtsausdruck, „Er hat es mit Humor aufgenommen. Laut Captain Mizūmi soll er gesagt haben, dass er endlich mal einen Anschlag höchstpersönlich miterleben darf. Zusätzlich soll er noch gesagt haben, dass dadurch das Treffen noch interessanter werden wird. Schließlich kennt man sowas auf Demeta nicht.” Alle Anwesenden auf der Brücke sahen gespannt Captain Sundrak an, doch dessen Miene blieb ausdruckslos.

 

„Hauptsache, er nimmt das nicht auf die leichte Schulter, Sir.”, meinte die erste Offizierin ein wenig besorgt. „Ich glaube nicht, dass wir uns darüber Sorgen machen müssen, Commander.”, erwiderte Sundrak, „Präsident Maron nimmt die Warnung schon sehr ernst und hält sich an die Empfehlung von Captain Mizūmi. Schließlich wartet er jetzt lieber mit seinen Leuten zusammen auf seinem Schiff, bis die Situation geklärt ist.”

 

„Hoffentlich läuft alles glatt mit dem Treffen.”, sagte Counselor Ītaku ernst. „Es wird schon alles gut gehen, Counselor.”, antwortete die Rothaarige überzeugt, „Auf der Station haben die Sicherheitskräfte bestimmt alles fest im Griff. Da kann mit Sicherheit nichts passieren.” „Wir nähern uns der Station, Captain.”, meldete Lomādo mit konzentrierter Miene und begann etwas auf dem Touchscreen einzutippen. „Geschwindigkeit verringern und Andockmanöver vorbereiten, Mr. Nolezoto.”, befahl Sundrak. „Aye, aye, Sir.”, erwiderte der Steuermann und Navigator, „Geschwindigkeit wird verringert und Andockmanöver wird vorbereitet.” „Rufen Sie die Station, Lieutenant Bilaodānu.”, wies der hünenhafte Kommandant die blonde Aldanerin an der Kommeinheit an, die sofort den Befehl ihres Vorgesetzten ausführte. Kurz darauf erschien auf dem Schirm das Gesicht einer jungen braunhaarigen Aldanerin. „Ich bin Captain Tanara Mizūmi von der Sungāra-Station.”, sagte sie mit ausdrucksloser Miene, „Wir haben Sie bereits erwartet, Concordia.”

 

Langsam näherte sich das Raumschiff der Dōran-Klasse der Sungāra-Station und dockte nach einiger Zeit an einer der zahlreichen Pylonen an. Behutsam wurde das Andockmanöver von Mr. Nolezoto ausgeführt. In der Zwischenzeit dockte das demetanische Raumschiff an der Nachbarpylone an. Es dauerte nicht lange, bis Präsident Donhāruš bereit war, mit seinen Berater zusammen die Concordia zu verlassen. Admiral Kononga begleitete den mächtigsten Mann der Aldanischen Allianz auf die Station. Captain Sundrak folgte dem aldanischen Präsidenten. Begleitet wurde der schwarzhaarige Kommandant von Commander Dilāna Tārušin, Lieutenant Alicia Kent, Counselor Dāmala Ītaku und Mr. Lomādo Nolezoto.

 

Captain Tanara Mizūmi ließ es sich nicht nehmen und begrüßte Präsident Donhāruš und seinen Berater Mr. Nulošim sowie Admiral Kononga höchstpersönlich. Sie wurde von einigen ihrer Offiziere und etlichen Sicherheitskräften begleitet, die von ihr den Befehl erhielten, für die Sicherheit des Präsidenten und seines Beraters zu sorgen. Obwohl sie sehr freundlich war und sie immer ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen hatte, war ihr Blick äußerst wachsam, was auch für ihre Offiziere galt. Deutlich konnte Captains Sundrak die Sorge um die Sicherheit der Gäste erkennen, die sich die junge Braunhaarige sich machte.

 

„Wir befinden uns auf einem Zwischendeck.”, teilte Captain Tanara Mizūmi den Neuankömmlingen mit, „Wir können von hier aus direkt in den abgesperrten Diplomatenbereich gehen, wo die ganzen Konferenzräume und Diplomatenquartiere sind. Botschafter Dēlus und seine Leute sind schon seit Tagen dort mit den Vorbereitungen für einen neuen Vermittlungsversuch zwischen den Klingonen und den Zadorianern beschäftigend. Dort sind auch die Quartiere für alle anderen Diplomaten vorbereitet. Nur meine Offiziere und die Diplomaten selbst dürfen den Bereich betreten. Andere dürfen nur mit meiner ausdrücklichen Genehmigung dorthin. Zweck des Ganzen ist es, dass Sie gut von allen abgeschirmt sind und fürs Erste Ruhe vor den Journalisten haben. Leider konnten wir sie nicht davon abhalten, die Promenadendecks zu überfluten. Sie sollen selbst entscheiden, ob Sie sich jetzt schon mit den Journalisten reden wollen oder nicht.” Sie lächelte entschuldigend. „Interessant ist es allerdings, dass es überwiegend demetanische Journalisten sind. Von der aldanischen Presse sind wesentlich weniger Leute hier. Die aber, die wegen des historischen Treffens hier sind, sind aber dafür umso hochkarätiger.” „Sind auch Journalisten aus der Föderation anwesend?”, erkundigte sich Alicia Kent. „Ja, aus der Föderation sind auch welche hier. Immerhin wird hier in den nächsten Tagen Geschichte geschrieben, wenn man bedenkt, dass sich an Bord dieser Station zum ersten Mal Präsident Donhāruš und von der Aldanischen Allianz und Präsident Maron von Demeta treffen werden und gleichzeitig ein weiteres Treffen zwischen den Vertretern des Klingonischen Imperiums und des Zadorianischen Reiches vorbereitet wird. Egal, was hier geschehen wird: Es wird auch Einfluss auf die Föderation haben.” „Sie sind sehr scharfsinnig.”, antwortete Donhāruš zufrieden, „Mr. Nulošim wird sich um die Pressetermine kümmern, Captain Mizūmi.”

 

„Kommen Sie.”, sagte Tanara und führte die Anwesenden an ein großes Panorama-Fenster, „Ich werden Ihnen mal was zeigen.” Alle blickten interessiert aus dem Fenster hinaus und konnten einen recht großen Teil eines der Promenadendecks der Station sehen. Deutlich konnten sie die geöffneten Geschäfte und Restaurants sehen. Der breite Korridor war sehr gut ausgeleuchtet und übersichtlich. Unzählige Leute liefen geschäftig umher. Die Meisten von ihnen waren Aldaner, andere waren Außenweltler. Einige von ihnen stammten aus der Föderation. Captain Sundrak und seine Offiziere erkannten einige Vulkanier, Bolianer und auch etliche Terraner. Vereinzelt waren auch Tellariten und Andorianer zu sehen. Ein Teil der Außenweltler hatte eine entenschnabelartige Nase und die Offiziere von der Concordia erkannten sie als Demetaner. Die meisten von ihnen trugen ihre Journalistenausrüstung bei sich. Direkt neben dem Eingang zu einem der größeren aldanischen Restaurants standen einige Denobulaner, die sich angeregt unterhielten. Auf der gegenüberliegenden Seite verließen gerade mehrere Ferengi ein aldanisches Geschäft. Sie schienen sehr zufrieden zu sein. Später folgten ihnen zwei ältere Aldaner aus dem Laden und sahen ihnen nachdenklich nach. Ein bajoranisches Pärchen verließ das Restaurant gegenüber und schlenderte eng umschlungen die Promenade entlang, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Sie schienen ihre Umwelt nicht wahrzunehmen. Wenig später kamen mehrere Cardassianer aus dem gleichen Restaurant heraus und gingen in die gleiche Richtung davon, in der auch das bajoranische Pärchen davon geschlendert war.

 

Schweigend betrachteten Captain Sundrak und seine Offiziere das friedliche Bild. „Das sieht so friedlich aus.”, meinte Lieutenant Kent, „So müsste es überall sein.” „Ja, da stimme ich Ihnen voll und ganz zu, meine Liebe.”, sagte der aldanische Präsident, „Es wäre wirklich schön, wenn wir es schaffen würden, in friedlicher Koexistenz zu leben.” „Vielleicht wird es eines Tages soweit sein.”, meinte Sundrak nachdenklich, „Aber bis dahin müssen wir noch sehr viel lernen, um das zu erreichen.” Donhāruš trat zu dem schwarzhaarigen Kommandanten und beobachtete mit ihm zusammen das eindrucksvoller Bild, die sich ihnen alle darbot. „Eines Tages wird es soweit sein, Captain Sundrak.”, erwiderte er überzeugt, „Wir sind hier um weitere Schritte in diese Richtung zu machen.”

 

„Seit dem der Partnerschaftsvertrag zwischen der Aldanischen Allianz und der Föderation abgeschlossen wurde, ist es hier sehr lebhaft geworden.”, teilte Mizūmi den anderen mit, „Jede Menge Forscher, Wissenschaftler und auch einfache Geschäftsleute kommen aus allen möglichen Richtungen her, um hier Geschäfte zu machen. Viele Händler und auch ein Großteil der Gastronomen haben mir schon gesagt, dass ihre Umsätze um das Vielfache angestiegen seien.”

 

„Und wenn man mal bedenkt, dass auf der Sungāra-Station noch jede Menge Decks vollkommen leer sind.”, fuhr Tanara fort, „Kann man wohl davon ausgehen, die das hier noch ein sehr großer Umschlagplatz werden wird, weil die wichtigsten Welten, die wertvolle Rohstoffe liefern nicht sehr weit weg sind von hier.” Währenddessen Captain Mizūmi fortfuhr, beobachtete Commander Dilāna Tārušin einen aldanischen Mann, der aus dem Restaurant auf einen Turbolift zuschritt. In seiner Hand hielt er ein Pad, auf dem er etwas im Gehen notierte. Als sich die Türen des Lifts öffneten, betrat er mit raschen Schritten den Turbolift. Die Silhouette kam ihr die ganze Zeit über etwas vertraut vor, was auch sein Gang betraf. Bevor sich die Türen wieder schlossen, drehte er sich um. Als die Rothaarige das Gesicht des Mannes sah, zuckte sie erschrocken zusammen. Der Aldaner, der in den Turbolift getreten war, kannte sie. Es war Rokim!

 

Fassungslos starrte sie auf die inzwischen wieder geschlossenen Türen des Liftes. Sie merkte nicht einmal, dass sie von jemandem angesprochen wurde. Erschrocken fuhr sie zu Captain Sundrak und den anderen herum. „Wie bitte?”, fragte sie etwas verlegen, „Es tut mir Leid. Ich war mit den Gedanken woanders.” „Ich fragte, ob es Ihnen nicht gut geht, Commander.”, erwiderte der Captain der Concordia mit ruhiger Stimme, die weder Unmut noch Verständnislosigkeit erkennen ließ, „Sie sind so blass geworden. Man könnte glatt meinen, Sie hätten ein Gespenst gesehen.” Alle sahen die Rothaarige an, die etwas verlegen dreinschaute.

 

„Nein, es geht mir gut, Sir.”, erwiderte die Erste Offizierin, „Ich glaubte zwar, jemand da unten gesehen zu haben, aber ich denke, dass ich mich getäuscht habe.” Captain Mizūmi warf einen kurzen Blick durch das Panorama-Fenster, wandte sich aber gleich wieder der Rothaarigen zu. „Wenn Sie aber etwas gesehen haben, was Ihnen nicht koscher erscheint, sollten Sie es besser sofort melden.”, fügte Mr. Nulošim mit sorgenvoller Miene hinzu, „Manchmal ist es besser, einmal zu viel etwas zu sagen als zu wenig.” Die Rothaarige lächelte entschuldigend und die Gruppe setzte ihren gemeinsamen Weg fort.

 

Nach einigen Augenblicken erreichten sie den abgesperrten Bereich, der nur für die Diplomaten und den Sicherheitskräften der Station bestimmt war. Unvermittelt piepste Tanaras Kommunikator. Mit einer raschen, aber auch sehr eleganten Handbewegung aktivierte sie das kleine Gerät an ihrer Uniform. Aus dem Gerät erklang die sonore Stimme des Ersten Offiziers der Station.

 

„Was gibt es, Commander?” fragte die Braunhaarige mit ernster Miene. „Captain.”, sagte Loy Gudoni, „Die Demetaner fragen, ob alles geklärt sei und sie nun endlich an Bord kommen können.” „Sagen Sie ihnen, dass ich Präsident Maron höchstpersönlich begrüßen möchte, Commander.”, antwortete Captain Mizūmi, „Teilen Sie ihnen mit, dass ich mit meinen Offizieren schon unterwegs bin, Commander.” Tanara blickte kurz die Anwesenden an und lächelte entschuldigend.

 

„Mit Ihrer Erlaubnis.”, sagte sie an Donhāruš und Admiral Kononga gewandt, „Wir müssen die Delegation von Demeta begrüßen.” Der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz lächelte verständnisvoll zurück. „Gehen Sie ruhig, Captain.”, sagte er freundlich, währenddessen Kononga stumm mit dem Kopf nickte, „Empfangen Sie meinen Amtskollegen mit denselben Ehren und Respekt, wie Sie das mit uns hier machten.” Tanara warf ihren Offizieren einen raschen Blick zu, die sofort stramm standen. Mit raschen Schritten gingen Captain Mizūmi und ihre Offiziere davon.

 

Als Tanara mit ihren Offizieren zusammen außer Hör- und Sichtweite waren, trat ein blonder Lieutenant auf den Präsidenten zu und ergriff das Wort. „Ich bin Lieutenant Pugoni Tamas.”, teilte er den Anwesenden mit, „Captain Mizūmi hat mich instruiert, Ihnen in jeder Hinsicht behilflich zu sein, wenn Sie Fragen haben.” Donhāruš erwiderte den Blick des jungen Aldaners.

 

„Wie wäre es, wenn Sie uns mal unsere Quartiere zeigen würden und anschließend uns diesen Abschnitt zeigen, damit wir wissen, damit wir uns nicht irgendwann einmal hier verirren.”, bat der aldanische Präsident. Sofort setzte sich Pugoni in Bewegung und alle anderen folgten ihm. Mit raschen Schritten führte er die kleine Gruppe zu den Quartieren, die für den Präsidenten und seine Berater vorgesehen waren. Vor einer der zahlreichen Türen blieb er stehen und wandte sich zu Donhāruš um. Er lächelte freundlich, als er auf die geschlossene Tür wies.

 

„Wenn Sie damit einverstanden sind, wird das für die nächste Zeit Ihr Quartier auf der Station sein, Mr. President.”, sagte er und zeigte genau auf jene Tür, die sich in diesem Moment öffnete. Langsam trat Donhāruš in das große Zimmer, das sich als eine Art Präsidenten-Suite entpuppte. Langsam folgte die restliche Gruppe, währenddessen der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz behutsam seine Tasche auf einen der großen Sessel abstellte. „Oh Mann!”, entfuhr es Alicia Kent vor Staunen, die noch nie zuvor auf einer Raumstation ein so großes Zimmer gesehen hatte, „Das ist ja Luxus pur.” Der blonde Lieutenant und der aldanische Präsident sowie sein Berater lächelten unwillkürlich.

 

Aufmerksam sahen sich Donhāruš und Nulošim in dem Raum um, der sehr komfortabel wirkte und sehr geschmackvoll eingerichtet war. Der Blonde reichte dem Präsidenten eine Chipkarte. Als Donhāruš das kleine Stück Kunststoff in die Hand nahm, begann es zu kurz zu Summen und einige Leuchtdioden leuchteten für einen kurzen Augenblick.

 

Eine Zweite hielt er in seiner Hand, die er an Mr. Nulošim weiterreichte. „Ihr Quartier befindet sich links gleich nebenan, Sir.”, teilte er dem Berater mit, „Es ist ebenso komfortabel eingerichtet wie dieses und auch gleich groß.” Sofort nahm der Alte die Chipkarte in die Hand und betrachtete sie eingehender. Auch diese summte kurz und die Dioden leuchteten ebenfalls kurz auf. Mit ausdrucksloser Miene steckte er sich die Karte ein, wie es Donhāruš kurz zuvor mit seiner tat.

 

„So, damit sind die Karten auf Ihre DNA eingestellt.”, sagte Tamas mit ernster Miene, „Niemand kann mehr diese beiden Quartiere betreten. Wer es mit Ihren Chipkarten versuchen sollte, löst sofort Alarm auf der gesamten Station aus und die Karte schaltet sich bei Missbrauch sofort ab. In Notfällen dürfen die Offiziere der Sungāra-Station und Sicherheitskräfte der Station hier eindringen, wenn Ihnen beide etwas zugestoßen sein sollte.”

 

„Wo werden denn die demetanischen Delegierten untergebracht?”, wollte Admiral Kononga wissen, als sie gemeinsam die Präsidenten-Suite verließen. Tamas wandte sich der Alten zu und sah sie mit ernster Miene an. „Die werden im Nachbarkorridor untergebracht.”, antwortete er, „Sie bekommen die gleichen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt wie Präsident Donhāruš und Mr. Nulošim. Schließlich sollen sie sich hier an Bord genauso wohlfühlen wie alle Anderen auch.”

 

„Ich verstehe, Lieutenant Tamas.”, erwiderte sie ebenso sachlich wie der blonde Aldaner, „Das ist doch schon mal eine gute Voraussetzung für ein erstes offizielles Treffen der beiden Präsidenten in der Aldanischen Allianz.” Der Lieutenant runzelte kurz die Stirn. „Ja, Ma’am, so ist es.”, entgegnete Pugoni etwas nachdenklicher gestimmt, „Captain Mizūmi nimmt die Warnung sehr ernst und macht sich deswegen große Sorgen um die Sicherheit aller Delegierten auf der Station. Sie lässt keine Sicherheitslücke offen, wenn sie eine findet und wenn sie von einer erfährt, gibt es für alle auf der Station ziemlich viel Ärger, Admiral.”

 

„Sie ist sehr streng, nicht wahr, Lieutenant?”, erkundigte sich die Alte bei dem jungen blonden Aldaner. „Nein, Admiral.”, erwiderte er mit ausdrucksloser Miene, „Captain Mizūmi nimmt ihren Job sehr ernst, aber streng ist sie nicht. Wenn es aber sein muss, greift sie hart durch, sobald sie feststellt, dass etwas nicht in Ordnung ist.” Kononga nickte, sagte aber nichts.

 

Inzwischen glitten die beiden großen Türhälften fast lautlos auseinander und mehrere Gestalten betraten die Station. Unwillkürlich nahmen die Offiziere neben Captain Tanara Mizūmi Haltung an. Vor den Offizieren blieben die Mitglieder der demetanischen Station stehen und die braunhaarige Aldanerin ergriff das Wort.

 

„Herzlich willkommen auf der Sungāra-Station in der Aldanischen Allianz, Mr. President.”, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln, „Ich bin Captain Tanara Mizūmi.” Anschließend stellte sie den Demetanern die anwesenden Offiziere vor. Der hochdekorierte Demetaner trat einen kleinen Schritt näher und begann charmant zu lächeln.

 

„Das ist doch mal einen angenehme Begrüßung und dann auch noch von so einer reizenden hübschen jungen Frau.”, sagte er und winkte die anderen Delegierten zu sich heran. Er blickte der hochgewachsenen Braunhaarigen, der einen halben Kopf größer war als Maron selbst, direkt in die Augen. „Ich danke Ihnen, meine Liebe, ich habe mich schon sehr lange darauf gefreut, endlich an Bord kommen zu dürfen.” Mit einer Hand wies der mächtigste Mann von Demeta auf seine Begleiter.

 

„Ich bin Präsident Maron von Demeta.”, sagte er freundlich lächelnd und stellte anschließend die anderen Delegierten vor, die ihn begleiteten. „Ist denn schon mein Amtskollege, Präsident Donhāruš, auf Ihrer Station angekommen?”, erkundigte er sich. „Ja, er ist auch schon hier, aber noch nicht lange.”, antwortete Tanara mit ausdrucksloser Miene, „Präsident Donhāruš dürfte mit seinen Beratern schon dabei sein, die letzten Vorbereitungen für das Treffen mit Ihnen und Ihrem Team abzuschließen.”

 

„Also gut, schöne Kommandantenmaus.”, erwiderte der Demetaner und setzte sich in Bewegung, „Dann lasst uns mal keine Zeit mehr verlieren.” Bevor die Braunhaarige noch etwas sagen konnte, war Maron an ihr vorbeigeschritten. Die anderen Demetaner folgten geschlossen ihrem Präsidenten und waren kurz darauf in einen Nebengang verschwunden. Deutlich waren die Schritte der Demetaner zu hören. Tanara und ihre Offiziere sahen sich kurz fassungslos einander an. Sie sagen Sie mir bitte, Gentlemen, ob ich mich nicht doch gerade verhört habe!, meinte sie auf telepathischem Wege zu ihren Offizieren, Hat Präsident Maron mich nicht gerade mit ‚schöne Kommandantenmaus angesprochen? Nein, Captain, Sie haben sich nicht verhört!, antwortete einer der Offiziere ebenfalls auf telepathischem Wege, Und ja, er hat Sie tatsächlich gerade so angesprochen, Maam! Tanara runzelte irritiert die Stirn, während die Mienen ihrer Begleiter alle ausdruckslos blieben. Wenn die Gesamtsituation nicht so verflixt ernst wäre, könnte man ja darüber lachen!, teilte sie den Anderen mit, Aber zum Lachen ist mir momentan gar nicht zumute, wenn man bedenkt, wie ernst die Lage zurzeit ist! Inzwischen waren die Schritte der demetanischen Delegation verstummt. Die Offiziere der Station wussten, dass sie in dem Nebengang stehengeblieben waren. „Ach übrigens, wie kommen wir von hier aus eigentlich zu den Konferenzräumen und den Quartieren, die für uns vorgesehen sind, Captain Mizūmi?”, hörten die aldanischen Offiziere die Stimme des Demetaners aus dem Nebengang.

 

Wortlos folgten Tanara und ihre Offiziere der demetanischen Delegation und blieben direkt am Nebengang stehen. Die Demetaner standen dort wenige Meter entfernt und sahen die Braunhaarige fragend an. Unwillkürlich musste sie grinsen. „Sie sind exakt in die entgegengesetzte Richtung abgebogen, Mr. President.”, antwortete sie schmunzelnd, „Sie müssen hier entlang. Am besten folgen Sie mir und meinen Offizieren, damit Sie sich nicht noch einmal verlaufen. Sie sollten wissen, dass diese Station sehr groß ist und jede Menge Möglichkeiten bietet, um sich hier zu verirren. Selbst einigen meiner Crewmitgliedern ist das schon passiert, obwohl die zum Teil schon seit einigen Jahren hier sind.”

 

„Oh!”, entfuhr es Maron überrascht, „Da war ich wohl etwas zu voreilig.” Der mächtigste Mann von Demeta lächelte entschuldigend, als er mit seinen Leuten zu der aldanischen Gruppe zurückkam. Captain Mizūmi und die restlichen Offiziere der Sungāra-Station bogen sofort in den anderen Nebengang ein und kurz darauf folgten die Demetaner bereitwillig den aldanischen Offizieren, die sie direkt zu dem abgesperrten Diplomatenbereich führten.

 

Inzwischen saßen Captain Sundrak, Commander Dilāna Tārušin, Lieutenant Alicia Kent, Counselor Dāmala Ītaku und Mr. Lomādo Nolezoto in einen kleinen Besprechungsraum auf der Sungāra-Station. Aufmerksam hörten sie der Rothaarigen zu, die den anderen Concordia-Offizieren von ihrer Beobachtung bezüglich Rokims berichtet.

 

„Sind Sie sicher, dass Sie da niemanden miteinander verwechselt haben, Commander?”, erkundigte sich der hünenhafte Kommandant, nachdem sie geendet hatte, „Es gibt ja genügend Leute, die sich vom Aussehen her sehr ähneln, obwohl sie überhaupt nicht miteinander verwandt sind.” „Ja, ich bin mir sicher, dass ich den Mann wiedererkannt habe.”, gestand Dilāna mit ernster Miene, „Ich war vollkommen fassungslos, als ich ihn da unten zum Turbolift gehen sah.”

 

„Es hat aber keinen Sinn, nach ihm suchen zu lassen, solange niemand weiß, wie sein Name lautet.”, meinte Nolezoto nachdenklich, „Ich glaube nicht, dass der Name, den er Ihnen gegenüber während Ihrer Gefangenschaft verwendet hat, sein richtiger Name ist.” „Einerseits ist das richtig, Mr. Nolezoto, aber andererseits hat er ja auch die Wahrheit gesagt, als er sich Commander Tārušin gegenüber als ihren Bruder ausgab.”, gab Counselor Ītaku zu Bedenken, „Das würde ich schon sagen, dass es Sinn macht, diesen Mann auch unter den Namen auf der Station zu suchen, mit dem er sich ihr vorgestellt hat.” „Im Moment hat es keinen Sinn, sich darüber weiter Gedanken zu machen.”, meinte Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Wir sollten uns lieber auf das Treffen der beiden Präsidenten vorbereiten. Die Pressekonferenz findet in einer knappen Stunde statt. Präsident Donhāruš braucht unsere Unterstützung, weil wir schon einen inoffiziellen Erstkontakt mit den Demetanern hatten. Deshalb sollten wir uns bald mit ihm treffen und ihn alles berichten, wie es zu diesem Erstkontakt kam und was wir seitdem über die Demetaner erfahren haben.” Der Captain wollte gerade fortfahren, als sein Kommunikator ihn unterbrach.

 

Sofort aktivierte er ihn und meldete sich. Aus dem kleinen Gerät erklang die Stimme von Mr. Nulošim. „Präsident Donhāruš wünscht Sie und Ihre Offiziere, die bei Ihnen sind, sofort in seinem Quartier zu sprechen.”, teilte er stärker als sonst näselnd dem schwarzhaarigen Kommandanten knapp mit, „Er möchte von Ihnen und Ihren Offizieren alles über die Demetaner wissen, mit denen Sie und Ihre Crew Kontakt hatten. Kommen Sie sofort, denn er erwartet Sie und Ihre Leute bereits in seinem Quartier.” Bevor Sundrak noch etwas antworten konnte, schloss der Berater wieder die Kommverbindung. Der Captain der Concordia und seine Offiziere machten sich sofort auf den Weg zum Quartier des Präsidenten.

Neue Hoffnung für Demeta

von aroessler2003

Der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz saß mit Mr. Nulošim, Botschafter Dēlus und weiteren Beratern zusammen an einen kleinen ovalen Tisch, als ein Lieutenant der Sicherheitskräfte der Station Captain Sundrak und seine vier Begleiter das Quartier betreten ließ. Niemand von ihnen nahm Notiz von den fünf Concordia-Offizieren, die in der Mitte des Raumes stehen blieben und aufmerksam der Diskussion zuhörten. Vor ihnen lagen mehrere Datenpads auf dem Tisch. Direkt an der gegenüber liegenden Wand zeigte der Computer eine dreidimensionale Karte der Aldanischen Allianz. Verschiedene Bereiche in der Karte sind mit unterschiedlichen Farben markiert worden. Als Sundrak die seltsame Karte sah, runzelte er kurz die Stirn, sagte aber nichts.

 

„Das wird sehr schwierig werden.”, meinte Donhāruš gerade zu dem Alten, der gleich näselnd antwortete. „Ich befürchte, dass das noch eine ganze Menge Ärger geben wird, wenn die Demetaner von uns verlangen, dass wir einen großen Teil unserer Raumflotte zu ihren Schutz abkommandieren sollen.”

 

„Das ist eben das Problem.”, erwiderte der aldanische Präsident mit ernster Miene, „Das Sonnensystem, zu dem Demeta gehört, liegt weit außerhalb unseres Territoriums. Wir haben dort keine Machtbefugnisse.” „Es sei denn, Mr. President, wir würden unseren aktuellen Grenzverlauf in diese Ecke hinausdehnen und das Sonnensystem mit Demeta in die Aldanische Allianz einbinden.”, schlug Nulošim vor, „Dann gäbe es keine Fragen mehr bezüglich unserer Machtbefugnisse in dieser Region.” Donhāruš blickte voller Entsetzen seinen Berater an. „Sie meinen, wir sollten das gesamte Gebiet erobern und es in unserer Allianz eingliedern?”, entfuhr es ihm ungläubig.

 

„Nein, Mr. President.”, widersprach Nulošim mit ausdrucksloser Miene gelassen, „Ich meinte nicht erobern, sondern eingliedern. Erobern wäre nicht der richtige Weg, um Frieden zu schaffen. Da gibt es viel bessere Möglichkeiten.” Fassungslos sah Donhāruš den Alten an, der ein wenig grimmig dreinschaute.

 

„Aber wir können doch nicht einfach fremdes Gebiet annektieren.”, protestierte der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz, „Wir wissen noch nicht einmal, ob es dort Welten gibt, die von intelligenten Lebensformen bewohnt sind und falls ja, wären die mit Sicherheit nicht davon begeistert, einfach in einen fremden Staat eingegliedert zu werden. Außerdem würden die Zadorianer und die Klingonen diesbezüglich mit Sicherheit ein Wörtchen mitreden wollen, wenn wir das täten.”

 

„Ich glaube nicht, dass sie das tun würden.”, meldete sich Admiral Kononga zu Wort, „Das liegt daran, dass dieses Gebiet sowohl aus wirtschaftlich-politischer als auch aus strategischer Sicht vollkommen uninteressant für sie ist. Dort gäbe es weder für die Klingonen noch für die Zadorianer etwas zu holen.”

 

„Entschuldigen Sie, dass ich mich in dieser Sache mal zu Wort melde.”, sagte Sundrak mit fester Stimme, „Das würde sich aber rasch ändern, wenn man das gesamte Gebiet von uns oder jemand anderes erforscht wird, denn es ist bis jetzt ein weißer Fleck auf allen interstellaren Karten. Bisher gibt es nur ein einziges Schiff, das sich mal in der Region für eine längere Zeit aufhielt und das war die Oldāka unter dem Kommando von Kommodore Menex.” Alle Anwesenden wandten sich zu Sundrak um und seinen Offizieren um, der mit ausdrucksloser Miene dastand. Sofort wurden die Mienen der Anwesenden wieder heller, als sie den hünenhaften Kommandanten und seine Offiziere von oder Concordia erkannten.

 

„Woher wissen Sie das, Captain Sundrak?”, erkundigte sich Mr. Nulošim überrascht. „Als die Oldāka in diese Region flog, war ich damals Erster Offizier am Bord.”, erklärte der Captain der Concordia mit ausdrucksloser Miene, „Damals gab es dort eine Raum-Zeit-Anomalie, die wir beobachteten und erforschten. Sie war das Produkt eines Wurmloches, das sehr schnell entstand und genauso schnell wieder kollabierte. Kommodore Menex, Wissenschaftsoffizierin Alzūri und ich stellten auf Grund unserer Erkenntnisse gemeinsam die Hypothese auf, dass dieses Wurmloch nur künstlich von jemandem erzeugt wurde. Wir konnten damals nicht klären, welche Technologie dafür verwendet wurde und auch nicht, wer dafür verantwortlich war. Fest steht nur, dass die Mess-Werte in keinerlei Weise mit denen anderer Wurmlöcher vergleichbar sind, die wir damals sammelten.”

 

Präsident Donhāruš machte einer freien Hand eine einladende Handbewegung und wies dabei auf die freien Stühle, die direkt am ovalen Tisch standen. „Bitte, Captain, wir haben schon auf Sie und Ihre Offiziere gewartet. Nehmen Sie doch bitte am Tisch Platz.”, bat er den Schwarzhaarigen und seine Begleiter, „Schließlich habe ich Sie mit Ihren Leuten zusammen hergebeten, damit Sie uns etwas über die Demetaner berichten können, mit denen Sie schon inoffiziell Kontakt hatten.” Mit raschen Schritten traten die Concordia-Offiziere an den Tisch und setzten sich. Als alle Anwesenden die Concordia-Offiziere ansahen, begann Captain Sundrak von dem inoffiziellen Erstkontakt mit den Demetanern zu berichten.

 

Maron stand an einem virtuellen Fenster und ging noch mal in Gedanken seine kurze Rede durch. Zufrieden nickte er, als er feststellte, dass er für die historische Begegnung mit seinem aldanischen Amtskollegen, Präsident Donhāruš, gut vorbereitet war.

 

„Seron.”, sagte Zarin, seine Sekretärin, die einige SITCH-Mails in ihren zarten Händen hielt, die in ihren Augen besonders besorgniserregend waren, „Die Pressekonferenz beginnt in wenigen Minuten. Wir werden gleich von Lieutenant Tamas abgeholt.” Maron richtete sich zu seiner vollen Größe auf und sah sie nachdenklich an. Obwohl sein Blick Zarin verriet, wie sehr er sich darüber Gedanken machte, wie dieses Treffen mit dem mächtigsten Mann der Aldanischen Allianz ausgehen könnte, ließ er sich nichts anmerken. Aber er wusste auch, dass seiner Sekretärin dieselben Sorgen und Gedanken durch den Kopf gingen. Für die Demetaner stand sehr viel auf den Spiel. Die Demetanerin trat auf Maron zu und reichte ihm ein Pad, mit den wichtigsten Notizen, die er auf der Pressekonferenz brauchte. „Ich danke dir.”, sagte er, als er es entgegen nahm, „Was wäre ich ohne dich, du fleißiges Bienchen.” Zarin lächelte. Bevor sie noch etwas sagen konnte, ertönte der Türsummer. Rasch ging sie zur Tür und öffnete sie. Vor ihr stand ein junger blonder Aldaner, der die Uniform der aldanischen Raumflotte mit den Rangabzeichen eines Lieutenants trug. Pugoni Tamas war mit einigen Sicherheitskräften der Station gekommen, um Zarin und Maron zur Pressekonferenz abzuholen. Zur selben Zeit wurden auch Präsident Donhāruš und seine Diplomaten von einigen Sicherheitskräften der Station abgeholt.

 

Leises Gemurmel füllte den riesigen Raum. Unzählige Kameras und Aufzeichnungsgeräte wurden justiert. Überall klickte und summte es. Deutlich konnte man Demetanisch, Aldanisch und auch Föderationsstandard hören. Dicht aneinander gedrängt standen die Journalisten an einer Absperrung, die sie von einem breiten roten Teppich trennten. Auf der anderen Seite standen hochrangige Offiziere in ihren Galauniformen. Ihre Gesichter waren ausdruckslos und ihre Blicke ebenso. Nach einiger Zeit wurde es still und eine junge Frau in Uniform der aldanischen Raumflotte schritt fast lautlos auf der Bühne zum Podium. Die Rangabzeichen wiesen sie als Lieutenant aus. Sofort wurde es in der Menge der Journalisten unruhig und die ersten Blitzlichter flammten auf. Sie war aber nicht allein auf die Bühne gekommen. Sie hielt eine eingeschalteten Tricorder in der Hand, der leise summte. Mehrere Ensigns von der Sicherheitsabteilung der Station begleiteten sie. Gemeinsam inspizierten sie noch einmal die Bühne und auch die beiden Podien mit ihren Tricordern. Wenige Augenblicke später verließen sie wieder die Bühne. Kaum hatten die Sicherheitskräfte die Bühne wieder verlassen, wurde der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz angekündigt.

 

Sofort betrat Präsident Donhāruš in Begleitung einiger Leibwächter die Bühne. Fast im selben Augenblick brach das Blitzlichtgewitter los und unzählige Anwesende applaudierten, währenddessen er zum Podium schritt. Lächelnd winkte der aldanische Präsident den Leuten zu. Der Applaus ebbte sofort wieder ab, als Donhāruš aufs Podium ans Mikrophon trat. Vereinzelte Kameras klickten und immer flammte das eine und andere Blitzlicht auf. Die Leibwächter, die sich sonst immer geschickt im Hintergrund hielten, blieben dieses Mal ganz dicht m Podium stehen. Mit scharfen Blicken hielten sie nach möglichen Gefahren für den mächtigen Politiker Ausschau. Ihren Augen schien nichts zu entgegen, als sie äußerst wachsam mit ihren Augen in alle Richtungen sahen. Das Lächeln verschwand aus dem Gesicht des aldanischen Präsidenten, als er seine Stimme erhob.

 

„Meine sehr verehrten Damen und Herren.”, begann er mit fester Stimme, „Ich bin Präsident Donhāruš. Heute ist für uns alle ein besonderer Tag, denn wir werden heute alle Zeuge eines historischen Ereignisses. Jeder weiß, dass sich die Klingonen und Zadorianer seit einiger Zeit im Kriegszustand befinden. Jeder von uns weiß, welche Folgen das bereits für die Aldanische Allianz hat, denn es gab mittlerweile schon reichlich Kollateralschäden, zum teil mit Verletzten und Toten, innerhalb unseres Territoriums. Ein Vermittlungsversuch, der kurz nach Kriegsbeginn von unserer Seite aus initiiert wurde, scheiterte bedauerlicherweise damals nach sehr kurzer Zeit. Seitdem tobt dieser Krieg direkt vor unserer Haustür. Doch wir sind nicht die einzigen, die darunter zu leiden und mit Kollateralschäden zu kämpfen haben. Eines dieser Völker hat deshalb zu uns Kontakt aufgenommen und ihr Präsident hat so rasch wie möglich um ein Treffen gebeten, damit wir gemeinsam eine Lösung für das Problem finden. Wie wichtig dieses Treffen für das Volk von Demeta ist, zeigt sich daran, dass ihr mächtigster Volksvertreter, Präsident Maron, selbst zu uns in die Aldanische Allianz gereist ist, um mit uns zu sprechen. Ich bitte Sie nun, unsere Gäste willkommen zu heißen.”

 

Entschieden trat der aldanische Präsident vom dem Mikrophon zurück und verließ das Podium. Dann verließ er mit schnellen Schritten die Bühne. In der Menge wuchs das Flüstern zu einem leisen Murmeln an, was so fort wieder verstummte, als sich die Tür öffnete. Eine aldanische Militärkapelle machte sich bereit, sofort die Hymnen beider Völker zu spielen, als Präsident Maron den riesigen Saal betrat. Direkt hinter ihm folgte eine elegant gekleidete Demetanerin. In einer ihrer zarten Hände hielt sie ein kleines Pad für Notizen.

 

„Herzlich willkommen in der Aldanischen Allianz, Präsident Maron.”, sagte der hochgewachsene Aldaner, der gut einen Kopf größer war als der Demetaner, „Ich bin Präsident Donhāruš.” Eine junge blonde Aldanerin löste sich aus der Menge und blieb direkt vor Marons Sekretärin stehen. Mit einer eleganten Bewegung überreichte sie Zarin einen kleinen Strauß farbenprächtiger Blumen, den die Sekretärin dankend und lächelnd entgegen nahm. Mit einem freundlichen Lächeln zog sich die junge Frau, die ebenfalls eine Galauniform trug, wieder zurück. „Ich freue mich sehr, dass Sie meine Delegation und mich hier empfangen, Mr. President.”, erwiderte Maron mit wohlklingender Stimme, wobei sein gerolltes R die Terraner eher an das Schnurren einer terranischen Hauskatze erinnerte, „Dieser Staatsbesuch ist für uns Demetaner extrem wichtig.” „Zusätzlich ist das auch ein historisches Ereignis für beide Völker. Immerhin handelt es sich hierbei um die offizielle Aufnahme diplomatischer Beziehungen unserer Staaten.” Auf ein Zeichen von Mr. Nulošim begann die Militärkapelle zu spielen und die beiden Präsidenten liefen den roten Teppich entlang an den stramm stehenden Offizieren vorbei, die alle dem Protokoll entsprechend salutierten. Gleichzeitig verstärkte sich das Blitzlichtgewitter und etliche Journalisten hielten Mikrophone in ihren Händen und berichteten life von dem Treffen der beiden höchsten Politiker.

 

Es dauerte nicht lange, bis die beiden Männer die Bühne erreichten. Maron baute sich direkt vor einem Mikrophon auf, dass auf einem Podium stand. Zarin betrat ebenfalls das Podium, blieb aber direkt hinter Maron stehen. Ihr Pad mit den Notizen hielt sie einsatzbereit. Donhāruš betrat inzwischen das zweite Podium und blieb dort vor dem anderen Mikrophon stehen. Im Saal wurde es schnell wieder ruhig. Nur das Klicken und Summen der Kameras und Aufnahmegeräte der Journalisten war zu hören.

 

Schweigend beobachteten die fünf Concordia-Offiziere die Pressekonferenz auf den großen Bildschirm in einem der Konferenzräume, in dem sie zusammen an einem großen Tisch saßen. Captain Sundrak nutzte die Gelegenheit, um kurz mit seinem Schiff Kontakt aufzunehmen und ließ sich von Lieutenant Alicia Kent einen neuen Statusbericht übermitteln. Lieutenant Alicia Kent informierte den hünenhaften Kommandanten über die neuesten Vorkommnisse. Der kurze Bericht der jungen Waffenoffizierin von der Erde enthielt nichts Neues. Alle Änderungen hatten mit den Routineaufgaben der Mannschaft der Concordia zu tun. Zum Schluss erteilte Sundrak der Terranerin noch den Befehl, dass alle an Bord sehr aufmerksam die gesamte Umgebung beobachten sollten und sich bei ihm melden, sobald sich etwas tat, was auf eine mögliche Aktivität seitens der Šakūra hinwies.

 

Captain Sundrak hatte gerade die Kommverbindung wieder geschlossen, als die beiden Türhälften auseinander glitten und Botschafter Dēlus mit seinen Begleitern den Raum betrat. Er begann unwillkürlich zu lächeln, als er die fünf Concordia-Offiziere sah und setzte sich zu ihnen. „Captain Sundrak.”, sagte der hochgewachsene Diplomat mit den silberweißen schulterlangen Haaren, „Wir haben ja noch nicht viel Zeit gehabt, uns zu begrüßen. Mein Stab und ich freuen uns sehr, Sie und zumindest einen Teil Ihrer Offiziere wiederzusehen.” „Die Freude ist auch ganz unsererseits.”, entgegnete der hünenhafte Kommandant, währenddessen die beiden Begleiterinnen des Botschafters sich ebenfalls an den Tisch setzten, „Es ist ja auch schon einige Zeit vergangen, seit dem wir uns das letzte Mal sahen.” „In der Tat.”, schaltete sich Arāne Adakān, die Assistentin des Botschafters, mit einem leichten Lächeln in das Gespräch ein, „Wie wir hörten, hat die Concordia inzwischen schon so manches Abenteuer überstanden.”

 

„Ja, das könnte man so ausdrücken.”, gab der schwarzhaarige Kommandant zu, „Mit dem Ergebnis eines Abenteuers seitens Commander Tārušins dürften Sie und ihre Berater mittlerweile Bekanntschaft gemacht haben.” „Stimmt.”, gestand der hochgewachsene Diplomat, „Teruk und seine Leute wurden zu uns gebracht und sie haben einen Asylantrag gestellt.” „Und wo halten sich die Nangu mittlerweile auf?”, erkundigte sich Dilāna. „Sie sind immer noch auf der Station, weil es noch einige Fragen gibt, die geklärt werden müssen.”, antwortete Arāne mit ernster Miene, „Solange der letzte Punkt nicht geklärt ist, müssen sie hier auf der Station bleiben.”

 

„Aha, verstehe.”, sagte die Rothaarige, „Und wo werden sie hingebracht werden, solange ihre Anträge bearbeitet werde oder sie schon durch sind?” Der Botschafter und seine Assistentin sahen kurz an. Der Alte mit den schulternlangen silberweißen Haaren sah die Erste Offizierin von der Concordia an. „Sie werden auf jenen Planeten gebracht werden, auf dem sich auch Kushuk Nuy und seine Nangu aufhalten.”, teilte er den Concordia-Offizieren mit, „Dann wissen alle, wo sich alle Nangu innerhalb der Aldanischen Allianz aufhalten und sowohl unsere Administration als auch unsere Raumflotte zu jederzeit eingreifen kann, falls das erforderlich ist.” „Was sind das denn für Fragen, die noch geklärt werden müssen?”, erkundigte sich Mr. Nolezoto. „Im Grunde genommen sind es reine Routinefragen, die wohl schon Morgen, spätestens Übermorgen bereits geklärt sein dürften.”, sagte Arāne Adakān mit ernster Miene, „Sobald alles geregelt ist, werden Teruk und seine Leute zu den anderen Nangu gebracht werden. Einzelheiten dürfen wir wegen der Schweigepflicht leider nicht sagen.” Sie lächelte entschuldigend.

 

„Und wie weit sind Sie mit den Vorbereitungen für die Verhandlungen mit den Klingonen und Zadorianern?”, wollte Sundrak wissen. „Nun, ich kam erst vor zwei Tagen aus dem Zadorianischen Imperium zurück, wo ich mehrere Male sowohl mit Prätora Shanara und auch mit Prätora Lugana Tajraš gesprochen habe.”, antwortete Matna Gīlan, „Obwohl ich mit beiden sprechen konnte, hat Prätora Tajraš weniger Verhandlungsbereitschaft signalisiert als Prätora Shanara. Wir können nur hoffen, dass die Zadorianer ihre Meinung noch ändern und doch noch eine Delegation zu den Verhandlungen hierher entsenden. Je früher der Krieg vorbei ist, umso besser ist das für alle Betroffenen.” Sundrak und seine Offiziere nickten zustimmend.

 

„Und wie sieht es mit den Klingonen aus?”, erkundigte sich Lomādo, „Sie die denn gesprächsbereit?” Der Botschafter gab einen tiefen Seufzer von sich. „Das wissen wir leider noch nicht.”, gestand er mit besorgter Miene, „Mr. Omolon und Mr. Tongur hätten eigentlich heute von ihrer Mission zurückkehren sollen, aber sie sind noch nicht wieder eingetroffen.” „Haben Sie denn schon eine Nachricht von ihnen erhalten, Herr Botschafter?”, fragte der schwarzhaarige Kommandant. „Bis jetzt noch nicht.”, gestand der alte Diplomat, „Das letzte, was wir von ihnen hörten ist, dass Kanzler Martok höchstpersönlich mit beiden sprechen wollte. Ob es zu diesen Treffen kam oder nicht, ist uns bis jetzt unbekannt.”

 

„Die Verhandlungen werden dieses Mal wesentlich härter werden als die letzten, die damals schon im Vorfeld scheiterten, bevor sie eigentlich begannen.”, meinte die Assistentin mit ernster Miene, „Wir werden dieses Mal alles in die Waagschale werfen müssen, wenn wir gemeinsam den Krieg zwischen den beiden Parteien beenden wollen.”

 

„Das stimmt.”, pflichtete ihr die Counselor der Concordia bei, „Das Problem ist nur, niemand weiß bis heute, wieso damals keiner eine ernsthafte Lösung anstrebte und die Verhandlungen schon vorher beendet wurden.” „Die übermächtige Präsenz war zwar Prätora Tajraš einerseits, aber andrerseits fällt es mir immer noch schwer zu glauben, dass sie das tatsächlich selbst war.”, gestand Ibāmu Dēlus nachdenklich, „Mir kam es damals so vor, als wäre sie nicht sie selbst gewesen.” „Ehrlich gesagt bin ich derselben Ansicht wie Sie, Herr Botschafter.”, gab der hünenhafte Kommandant zu, „Auch mir kam diese Sache ein wenig suspekt vor. Im Nachhinein habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, warum die Zadorianer eigentlich zu diesem Treffen kamen, wenn sie doch kein Interesse an den Friedensverhandlungen hatten.” „Dasselbe gilt doch auch für die Klingonen.”, warf Dilāna ein, „Die haben sogar das Schiff angegriffen, auf dem sich die Prätora befand.”

 

„Momentan hat es keinen Sinn, darüber nachzudenken.”, meinte der Diplomat mit ernster Miene, „Wir dürfen das dieses Mal nicht soweit kommen lassen, dass die Verhandlungen dieses Mal wieder scheitern. Präsident Donhāruš hat in einem Gespräch mir gegenüber schon durchblicken lassen, dass er dann entsprechende Maßnahmen in die Wege leiten lässt, um die Sicherheit des aldanischen Volkes zu gewährleisten.” „Solange er damit keinen Krieg mit den beiden Nationen meint, geht es ja noch.”, meinte Nolezoto nachdenklich, „Schwierig wird es erst, wenn er die Flotte ausschickt, um die Klingonen und Zadorianer vom der aldanischen Grenze fernzuhalten.”

 

Die Türhälften glitten erneut auseinander und Captain Tanara Mizūmi betrat in Begleitung mehreren Offizieren den Raum. Kaum hatten sie sich an den großen Tisch gesetzt, öffnete sich erneut die Tür und zwei weitere Aldaner betraten den Raum. Botschafter Dēlus, seine Assistentin Miss Adakān und Miss Gīlan atmeten erleichtert aus, als Sibu Omolon und Kurus Tongur sich mit raschen Schritten zu ihnen an den Tisch setzten. Als die Tür sich erneut öffnete, kam Ajtos Hōnan in den Raum geeilt. In seinen Händen hielt er mehrere Pads.

 

„Wie sind die Gespräche mit den Klingonen verlaufen?”, erkundigte sich der Diplomat mit ernster Miene. „Ich fürchte, wir bringen keine guten Nachrichten, Herr Botschafter.”, antwortete Omolon finster, „Von den Klingonen können wir nichts erwarten. Sie sagen, die Zadorianer wollten schon lange den Krieg und den haben sie jetzt.” „Und was soll das konkret heißen?”, wollte die Assistentin wissen. „Nun, die Klingonen werden den Krieg solange gegen die Zadorianer führen, bis sie entweder besiegt wurden oder kapitulieren.”, fügte Tongur düster hinzu, „Und da die Zadorianer selbst auch ein Kriegervolk sind, wird es keinen Frieden geben, solange eine Seite die andere nicht besiegt hat.”

 

„Das hört sich gar nicht gut an.”, meinte der Botschafter nachdenklich, „War das Martoks Entscheidung?” „Nein, die Entscheidung wurde von dem neuen Kanzler gefällt, nachdem Martok von Hohen Rat abgesetzt wurde.”, teilte Sibu mit finsterer Miene mit „Exkanzler Martok sitzt momentan hinter Gitter und wartet auf seinen Prozess. Uns beiden wurde nur mitgeteilt, dass der neue Kanzler ausrichten lässt, dass das Klingonische Reich kein Interesse an Friedensverhandlungen mit den Zadorianern hat. Der Krieg wird erst dann vorbei sein, wenn die Zadorianer vernichtet wurden. In diesem Wortlaut wurde uns das mitgeteilt.”

 

„Aber das ist noch nicht alles.”, fügte Kurus düster hinzu, „Die Klingonen bereiten einen Angriff auf Demeta vor, weil die es gewagt haben, sich in klingonische Angelegenheiten einzumischen. Sie haben die Absicht, den Planeten zu erobern und die Demetaner zu unterwerfen.” „Sowas in der Art hat auch Prätora Tajraš mir gegenüber verlauten lassen.”, gestand Matna mit sorgenvoller Miene, „Auch die Zadorianer sind dabei, einen entsprechenden Angriff vorzubereiten. Die Gründe decken sich mit denen der Klingonen.”

 

„Das klingt nicht gut.”, sagte Tanara, „Wenn die Streitkräfte der beiden Völker Demeta erreichten, haben die Demetaner nichts mehr zu lachen.” „Das ist ja auch der Grund, warum Präsident Maron hier ist.”, gab Sundrak zu Bedenken, „Die Demetaner wissen ganz genau, dass sie diesbezüglich einen fatalen Fehler gemacht haben und anscheinend erhoffen sie sich nun rasche Hilfe von der Aldanische Allianz. Sobald die Klingonen und Zadorianer Demeta ausfindig gemacht haben, werden sie angreifen und wenn das passiert, wird das zusätzlich den Krieg zwischen den beiden verfeindeten Staaten anheizen, weil jeder von ihnen den Planeten für sich beanspruchen wird. Statt ein rasches Ende des Krieges herbeizuführen, haben die Demetaner noch zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Die Schlacht um Demeta zwischen den Klingonen und Zadorianer wird sehr heftig werden, weil diese Schlacht den weiteren Verlauf des Krieges beeinflussen wird.” Bevor noch jemand etwas sagen konnte, glitten die Türhälften erneut auseinander und Admiral Kononga betrat den Raum. Sie machte ein sehr finsteres und sorgenvolles Gesicht. Rasch nahm sie am Tisch Platz und sah die anwesenden Offiziere an. Im nächsten Augenblick öffneten sich die Türen erneut und etliche Sicherheitskräfte der Station betraten den Konferenzraum. Ihnen folgten Präsident Donhāruš mitsamt seinen Beratern und die demetanische Delegation mit Präsident Maron. Es herrschte gespannte Ruhe, währenddessen die Neuankömmlinge am Tisch Platz nahmen.

 

„Ich denke, es ist soweit, um nun über die Dinge zu reden, weswegen wir uns auf den Weg hierher gemacht haben.”, begann Maron ohne Umschweife, „Wir wissen alle, dass sich die Klingonen und Zadorianer seit einiger Zeit erbitterten Krieg gegeneinander führen und ein rasches Ende ist leider nicht in Sicht. Das Problem für alle ist es, dass auch diejenigen darunter zu leiden haben, die mit dem Krieg der beiden Kriegerrassen eigentlich nichts zu tun haben und trotzdem auch bluten müssen.” Maron sah mit ernster Miene in die Runde. „Sie wissen alle, was ich meine.”, fuhr er fort, „Ich meine die Kollateralschäden, die überall dort entstehen, wie die Klingonen und Zadorianer aufeinandertreffen und die Klinge miteinander kreuzen.” Der demetanische Präsident hob sofort eine Hand, um mögliche Einwände zu unterbinden.

 

„Ich weiß, dass die Aldanische Allianz mit denselben Problemen zu kämpfen hat wie Demeta.”, gestand er mit fester Stimme, „Das weiß ich aus dem Bericht von Sea Merin Inaris. Gut, die Aldanische Allianz hat inzwischen eine Lösung für das Problem gefunden, aber für Demeta besteht es immer noch und es vergeht kein Tag und keine Nacht, in der nicht weitere Schäden auf unserer Welt und an unseren Raumstationen im Orbit durch den Krieg verursacht werden.” Maron ließ kurz seine Worte auf die Anwesenden wirken, bevor er weitersprach.

 

„Wir wissen auch, dass die Aldanische Allianz versucht hat, zwischen den Klingonen und Zadorianer zu vermitteln, was aber leider nicht gelangt und der Krieg endgültig ausbrach.”, sagte der demetanische Präsident mit leicht bebender Stimme, „Wir wissen nicht, weshalb die Verhandlungen scheiterten. Wir wollen auch niemanden dafür verantwortlich machen, aber die Lage Demetas wurde seitdem immer schwieriger, seitdem auf unserer Heimatwelt immer mehr Kollateralschäden entstanden. Sicherlich werden Sie verstehen, dass wir uns etwas einfallen lassen mussten, um eine Lösung für dieses Problem zu finden. Es fiel uns nicht leicht, unser bestes Schiff auszusenden, um jemanden auf unsere Sorgen und Probleme aufmerksam zu machen. Es lag bei weitem nicht in unserer Absicht, gegen irgendwelche Gesetze zu verstoßen, aber unsere Not zwang uns dazu. Als unserer Flaggschiff, die Demetana, schließlich Kontakt mit der Concordia aufnehmen konnte und der Captain des Schiffes, ich glaube er hieß Sundrak, sehr viel Verständnis für unsere Lage zeigte, gab er wieder mehr Hoffnung auf eine baldige Lösung für unsere Sorgen und Probleme, obwohl Captain Sundrak unserer werten Sea Merin Inaris nichts versprach und ihr nur ein paar sehr wichtige Empfehlungen gab. Aufgrund seiner Weitsicht ermöglichte uns die Concordia, den offiziellen Weg zu gehen in der Hoffnung, dass wir gemeinsam eine Lösung bezüglich der Kriegsschäden auf Demeta und unseren Stationen im Orbit finden werden. Captain Sundrak hat unser Handeln seinerzeit als eine Verzweiflungstat betrachtet und wir hoffen, dass Sie, Präsident Donhāruš, das ebenso sehen.” Erneut legte Maron eine kurze Pause ein, um seine Worte wieder auf die Anwesenden wirken zu lassen.

 

Rasch reichte Zarin ihrem Chef ein paar Pads, die verschiedene Mails enthielten, die zahlreiche besorgte Demetaner an ihrer Regierung schrieben. Eines dieser Pads hielt er kurz hoch, als er seine Stimme von Neuem erhob.

 

„Diese Pads, die mir eben meine Sekretärin gab, enthalten jede Menge Mails, die mir zahlreiche Bürgerinnen und Bürger Demetas schrieben und mich verzweifelt um Hilfe baten.”, sagte Maron mit ernster Miene, „Ich werde sie Ihnen auch nicht vorlesen, weil es doch schon sehr viele sind und den Rahmen sprengen würden, die aber sehr deutlich machen, wie sehr ein rasches Handeln erforderlich ist, um dem Ganzen endgültig ein Ende zu setzen. Wer diese Mails gern mal lesen möchte, kann sie von uns sofort bekommen.”

 

„Wie soll denn Ihrer Ansicht nach, diese rasche Lösung aussehen, Mr. President?”, erkundigte sich Mr. Nulošim mit ernster Miene. „Nun, das ist eine gute Frage.”, antwortete Maron ernst, „Unsere Technologie ist zwar schon sehr weit entwickelt, aber, leider sind wir noch nicht dazu in der Lage, unsere Heimatwelt vor derartigen Schäden zu bewahren, die die Zadorianer und Klingonen mit ihrem Krieg bei uns verursachen. Heute stürzte uns zum Beispiel nur ein klitzekleines Trümmerstück auf eine kleine Hütte, in der eine Familie ihr Tribble untergebracht hat. Morgen stürzt schon ein ganzes klingonisches oder zadorianisches Kriegsschiff auf Demeta ab und zerstört dabei möglicherweise eine gesamte Stadt.”

 

„Wir haben unser Flaggschiff mit dem Auftrag in das Kriegsgebiet entsandt, die Klingonen und Zadorianer dazu zu bewegen, ihren Krieg einzustellen.”, fuhr Maron fort, „Leider gelang es uns nicht. Stattdessen müssen wir nun damit rechnen, dass die Klingonen und Zadorianer in Kürze Demeta angreifen werden, sobald sie wissen, wo sich unsere Heimatwelt befindet, nur weil wir es gewagt haben, uns in ihre Angelegenheiten einzumischen. Sie wissen mit Sicherheit, was das für Demeta bedeutet. Es wird ein fürchterliches Blutbad geben und unsere Flotte ist nicht stark genug, um allein gegen diese Übermacht von zwei Seiten bestehen zu können.”

 

„Wenn ich Sie richtig verstanden habe, bitten Sie im Namen ihres Volkes die Aldanische Allianz um militärische Hilfe, um die bevorstehende Katastrophe abzuwenden, die Demeta bedroht.”, stellte Donhāruš fest. Zarin, die neben ihrem Chef saß, nickte wortlos. „Ja, so ist es, Herr Kollege.”, gab Maron zu, „Die Aldanische Allianz ist unsere letzte Rettung, denn die Föderation ist noch vom Dominionkrieg zu sehr geschwächt, als dass man von ihr irgendwelche Hilfe erwarten kann. Die aldanische Technologie ist in diesem Quadranten am weitesten entwickelt. Es gibt nach unseren jetzigen Erkenntnissen keine andere Nation, die Ihnen ebenbürtig ist und es mit der aldanischen Raumflotte aufnehmen könnte.”

 

„Verzeihen Sie, Mr. President, dass ich Ihnen widersprechen muss.”, meldete sich Sundrak zu Wort, „Aber da irren Sie sich ganz gewaltig. Die Elysianer sind uns aus technologischer Sicht gesehen ebenbürtig.” Maron sah den hünenhaften Aldaner an.

 

„Wer sind Sie?”, erkundigte sich der mächtigste Mann Demetas. Sundrak stand von seinem Stuhl auf und salutierte pflichtgemäß. „Mein Name ist Sundrak.”, antwortete er mit fester Stimme, „Captain der USS Concordia.

 

Überrascht blickte Maron den schwarzhaarigen muskulösen Aldaner an. „Sie sind Captain Sundrak?”, platzte es aus ihm heraus, „Sie sind derjenige, der unser Handeln als eine Verzweiflungstat erkannte und Sea Merin Inaris mit der Demetana wieder nach Hause schickte, damit wir offiziellen Kontakt mit Ihrer Regierung aufnehmen konnten?”

 

„Das ist korrekt, Mr. President.”, gestand Sundrak mit ausdrucksloser Miene. Einen kurzen Moment lang sahen sich die beiden Männer an. Maron stand von Tisch auf und näherte sich mit raschen Schritten dem Captain der Concordia, der sich ebenfalls erhob. Zarin folgte rasch ihrem Chef. Direkt vor Sundrak blieb der demetanische Präsident stehen. Er musste seinen Kopf sehr weit in den Nacken legen, um den Captain der Concordia direkt ansehen zu können. Ihre Blicke trafen sich. „Sie sind also der Mann, der Sea Merin Inaris so sehr beeindruckt hat.”, sagte Maron in einem Tonfall, der fast ehrfürchtig klang, „Wissen Sie, Captain Sundrak, seit der Begegnung mit Ihnen spricht sie nur noch von der Concordia und ihrer hervorragenden Crew.”

 

„Besonders von Ihnen spricht Sea Merin Inaris sehr viel.”, fügte Zarin hinzu, „Präsident Maron und ich haben uns schon oft nach dem Grund gefragt und jetzt, dass Sie direkt vor uns stehen, verstehen wir, warum sie von Ihnen so beeindruckt ist.” Maron reichte Sundrak die Hand.

 

„Wenn ich schon mal den Mann begegne, der uns die Tür aufgemacht hat, für eine neue gemeinsame Zukunft, dann möchte ich ihm selbst die Hand reichen und Ihnen im Namen meines Volkes danken.”, sagte Maron mit leicht zitternder Stimme, „Sie wissen wahrscheinlich nicht, wie viel Hoffnung und Zuversicht Sie unserem Volke gegeben haben mit Ihrem Handeln.” Vorsichtig umschloss die Hand des Captains die des demetanischen Präsidenten, die in Sundraks Hand fast zu verschwinden drohte. „Es gibt keinen Grund, mich so zu bewundern, denn ich habe nichts Besonderes getan, Mr. President.”, erwiderte der schwarzhaarige Kommandant bescheiden, „Die Situation war doch eindeutig und ließ aus meiner Sicht, keine anderen Möglichkeiten zu.”

 

„Trotzdem müssen wir uns darüber Gedanken machen, wie wir Demeta helfen können.”, bemerkte der aldanische Präsident mit nachdenklicher Miene, währenddessen Maron und Zarin zu ihren Sitzen zurückkehrten und wieder Platz nahmen, „Und wir müssen einen Weg finden, damit wir eine rasche Lösung herbeiführen können.” „Das dürfte nicht einfach werden.”, meinte Mr. Nulošim, „Egal, welchen Weg wir auch wählen, eine rasche Lösung ist nicht in Sicht.”

 

„Wieso nicht, Mr. Nulošim?”, fragte Botschafter Dēlus, „Ich wüsste da schon eine Lösung, die wir vielleicht in Betracht ziehen sollten.” „An was für eine Lösung denken Sie, Herr Botschafter?”, wollte Maron wissen, „Jede Lösung, auch wenn sie nur vorübergehend wäre, könnte uns schon helfen, unser Dilemma zu beenden.” „Wir müssten einen Vertrag aushandeln, der den, den wir mit der Föderation ausgearbeitet haben, sehr ähnlich wäre.”, erklärte Dēlus mit ernster Miene, „Aber den müssten wir von Anfang richtig aufsetzen, damit es später keine Probleme bezüglich der Rechte und Pflichten beider Staaten gibt.”

 

„Wie lange würde das dauern mit allem drum und dran?”, wollte Admiral Kononga wissen. „Nun, mit der Föderation haben wir einen ganzes Jahr verhandelt, bis der Vertrag endgültig von beiden ratifiziert werden konnte.”, gestand Ibāmu mit ernster Miene, „Es gibt dabei unheimlich viel zu beachten, wenn wir einen vernünftigen Vertrag für beiden Seiten vereinbaren wollen.” „Soll das etwas bedeuten, dass es mindesten ein Jahr lang würde, bevor Demeta endlich Hilfe von der Aldanischen Allianz bekommen könnte?”, fragte Maron nach, dem diese Aussicht gar nicht gefiel, „Aber solange können wir nicht warten. Bis dahin haben die Klingonen und Zadorianer Demeta bereits erobert und vermutlich die meisten Demetaner getötet. Das kommt überhaupt nicht in Frage, Gentlemen.” Eine Weile lang herrschte angespanntes Schweigen im Konferenzraum. Doch dann kam Captain Sundrak eine Idee und erhob entschlossen seine Stimme.

 

„Ich bitte frei sprechen zu dürfen, Mr. President.”, sagte der hünenhafte Kommandant mit ausdrucksloser Miene, „Ich hätte da vielleicht einen Vorschlag.” Alle Anwesenden sahen gespannt den Captain der Concordia an. „Sprechen Sie, Captain Sundrak.”, antwortete Donhāruš, „Jeder Vorschlag könnte die Lösung für Demeta darstellen.” „Es gibt da noch eine Möglichkeit, die wir in Betracht ziehen könnten.”, begann er mit ausdrucksloser Miene, „Sie hätte den Vorteil, dass die aldanische Raumflotte Demeta sofort zu Hilfe kommen konnte, ohne gegen irgendwelche bestehenden Gesetze zu verstoßen. Der Vorschlag klingt zwar ziemlich drastisch, aber ich meine es rein pro forma, das möchte ich an dieser Stelle betonen, damit es keine Missverständnisse gibt. Aber ich habe große Zweifel, dass Sie, Präsident Maron, bereit wären, darauf einzugehen, denn die Sache hätte auch einen ziemlich großen Haken. Diesbezüglich wäre es nämlich eine Frage des Vertrauens, wenn man meinen Vorschlag umsetzen würde. Das Zauberwort in diesem Falle hieße dann Protektorat.”

Der Anschlag

von aroessler2003

„Protektorat?”, erkundigte sich Maron nachdenklich, „Was meinen Sie damit, Captain?” Mit größter Sorgfalt wählte der schwarzhaarige Kommandant seine Worte aus, als er der demetanischen Delegation seinen Vorschlag detailliert erklärte. Alle hörten aufmerksam zu und keiner wagte es, den Captain der Concordia zu unterbrechen. Nachdem Sundrak mit seinen Erläuterungen fertig war, herrschte gespanntes Schweigen im Konferenzraum und alle sahen die Demetaner an.

 

„Sie haben Recht, Captain.”, konstatierte Maron nachdenklich, „Das klingt schon sehr drastisch.” „Nein, nein, nein und nochmals nein.”, entschied Präsident Donhāruš, „Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ich muss den Vorschlag ablehnen.” Der demetanische Präsident sah seinen aldanischen Amtskollegen mit ernster Miene an.

 

„Und was machen wir, wenn uns die Zeit davon läuft, weil die klingonischen und zadorianischen Flottenverbände schon auf dem Weg nach Demeta sind?”, gab Maron zu Bedenken, „Der Vorschlag ist wirklich sehr drastisch, aber ich glaube, Captain Sundrak meinte damit nur, dass wir so mehr Zeit für die eigentlichen Vertragsverhandlungen gewinnen würden, wenn man Demeta pro forma zum aldanischen Protektorat macht. Unsere Heimatwelt würde den militärischen Schutz durch die aldanische Raumflotte genießen und falls die Klingonen oder Zadorianer Demeta angreifen sollten, würden sie unweigerlich einen Krieg gegen die Aldanische Allianz beginnen. So gesehen, spräche schon einige Punkte bereits dafür.”

 

„Das ist schon richtig.”, meinte Botschafter Dēlus, „Die Kehrseite der Medaille wäre es unter anderem, dass Demeta seine Unabhängigkeit und Souveränität verlieren würde, wenn ein Protektoratsvertrag geschlossen wird. Außerdem sind im nächsten Jahr wieder Präsidentschaftswahlen. Was ist, wenn das aldanische Volk eine komplette neue Regierung wählt und der Nachfolger von Präsident Donhāruš sagt, dass Demeta endgültig ein aldanisches Protektorat ist. Dann haben wir das Dilemma. Wir hätten eine Welt annektiert, was die Aldanische Allianz noch nie zuvor gemacht hat. Außerdem sind die Protektoratsverträge ganz anders aufgebaut als die interstellaren Freundschafts- oder Partnerschaftsverträge, wie der, den wir mit der Föderation geschlossen haben. Also, der Schritt sollte schon wegen der enormen Risiken sehr gut überlegt sein.”

 

„Botschafter Dēlus hat Recht.”, pflichtete Donhāruš dem Diplomaten bei, „ Und auch ich habe diesbezüglich nach wie vor Bedenken, weil ich das immer noch für sehr riskant halte. Bevor wir weiter über einen Protektoratsvertrag nachdenken, möchte ich Ihnen, Präsident Maron, vorschlagen, dass Sie sich mit Ihren Delegierten zusammen beraten, ob Sie wirklich bereits sind, sich darauf einzulassen, auch wenn das Ganze rein pro forma wäre und nur eine vorübergehende Lösung darstellten würde.” Zustimmendes Gemurmel erfüllte in dem Raum und die Anwesenden blickten erwartungsvoll Maron an. Der mächtigste Mann Demetas nahm den Vorschlag des aldanischen Präsidenten an und alle einigten sich, dass die Konferenz am nächsten Tag fortgesetzt werden sollte.

 

Konongas Gesicht verhärtete sich sofort, nachdem der letzte Delegierte den Raum verlassen hatte. Ihre Stimme war eisig, als sie das Wort an Sundrak richtete. „Sagen Sie mal, Captain, sind Sie von allen guten Geistern verlassen worden?”, fragte Admiral Kononga den schwarzhaarigen Kommandant in einem sehr scharfen Tonfall, nachdem Sundrak mit seinen Offizieren und der Alten allein im großen Konferenzraum zurückgeblieben waren, „Wie können Sie es wagen, einen solchen absurden Vorschlag den demetanischen Delegierten zu unterbreiten? Was sollen die jetzt von uns und unserer Regierung denken?” Finster sah die Admirälin Sundrak an, der gelassen ihren Blick erwiderte. Zorn glänzte in ihren Augen. „Wissen Sie, Admiral.”, antwortete der Captain der Concordia bedächtig, der deutlich ihre Stimmung wahrnahm, über die Kononga keinen Hehl machte, „Manchmal müssen rasche Entscheidungen gefällt werden. Dass wissen Sie genauso gut wie ich. Ich bin nur meiner Pflicht als Captain der aldanischen Raumflotte und Bürger der Aldanischen Allianz nachgekommen.” Kononga gab einen abfälligen Laut von sich. Verständnislosigkeit lag in ihrem Blick. „Ach kommen Sie, Captain.”, erwiderte sie unwirsch, wobei ihr Ton immer schärfer wurde, „Ihre Pflicht wäre es gewesen, wenn Sie darüber zuerst mit mir oder mit einen der anderen Admiräle gesprochen hätten, bevor Sie unserer Regierung in die Bredouille bringen. Außerdem haben Sie gar kein Recht, sich in die Verhandlungen einzumischen. Schließlich sind Sie kein Diplomat und noch weniger ein Mitglied unserer Regierung. Nur weil Präsident Maron und seine Delegierten Sie bewundern, heißt es noch lange nicht, dass Sie sich jetzt in unserer Politik einmischen dürfen. Sie sind nach wie vor Captain in der aldanischen Raumflotte, nicht mehr nicht weniger. Haben Sie verstanden, Captain?” „Ja, Admiral.”, entgegnete der schwarzhaarige Kommandant mit ausdrucksloser Miene, „Ich habe verstanden.” Finster sah die Weißhaarige Sundrak an. Der schwarzhaarige Kommandant blieb gelassen, obwohl ihm noch weitere Argumente bereits auf der Zunge lagen, beherrschte er sich und schwieg stattdessen. „Gut.”, sagte sie in einem Tonfall, der deutlich machte, dass für sie das Thema beendet war und sie keinen weiteren Ton mehr diesbezüglich hören wollte, „Dann können Sie und Ihre Offiziere wegtreten.” Schweigend verließen die Offiziere der Concordia den Konferenzraum, während Kononga ihnen wortlos nachsah, bis sich die Türen hinter ihnen wieder schlossen.

 

Wenig später saß Captain Sundrak mit seinen Begleitern zusammen in einem kleinen Besprechungsraum. Gemeinsam überlegten sie nun, was sie noch tun konnten, um ihre Mission erfolgreich zu Ende zu führen. Sie hatten den aldanischen Präsidenten mit seinem engsten Berater zusammen zur Sungāra-Station gebracht. Admiral Kononga hatte ihnen die Verantwortung für die Sicherheit der beiden hochkarätigen Gäste übertragen. Zu guter Letzt entschieden sich Captain Sundrak und seine vier Offiziere, sich mal ein wenig auf der Station umzusehen.

 

Auf dem Promenadendeck war immer noch sehr viel los. Überall herrschte geschäftiges Treiben und zahlreiche Leute waren unterwegs. Die fünf Offiziere von der USS Concordia hatten sich unter ihnen gemischt und sahen auf dem Promenadendeck um. Captain Sundrak überließ die Entscheidung seinen vier Begleitern, ob sie lieber zusammen oder allein sich auf dem Promenadendeck umsehen wollten. Die drei Damen entschlossen sich, gemeinsam durch die Geschäfte zu schlendern, währenddessen Mr. Nolezoto den Captain der Concordia begleitete.

 

Währenddessen der schwarzhaarige Kommandant zusammen mit dem Navigator und Steuermann der Concordia auf de Promenadendeck entlanggingen, fiel ihnen ein dunkelhaariger Mann auf, der einen gestutzten Vollbart trug. Die Uniform, die er trug, wies ihn als Lieutenant aus. „Das ist doch seltsam.”, meinte Lomādo nachdenklich, währenddessen sein Blick weiterhin an den Unbekannten hing, der einen kleinen silbrig glänzenden Gegenstand unter seinem Arm geklemmt hatte und sich langsam einen der Turbolifte näher, „Irgendwie kommt mir der Kerl bekannt vor.” „Wer immer das auch sein mag.”, erwiderte Sundrak, „Ich meine auch, den irgendwo schon mal gesehen zu haben.” Inzwischen stand der Fremde vor den Turboliften und sprach mit einem Ensign, der sich sofort etwas auf seinem Pad notierte. Weder Mr. Nolezoto noch Captain Sundrak konnten in dem Stimmengewirr hören, geschweige denn verstehen, worüber die beiden miteinander sprachen. Als sich einer der Turbolifts öffnete, betraten sie gemeinsam die Kapsel. Wenig später hatten sich die Türen wieder geschlossen und die beiden Männer waren verschwunden. Tarūni war sich nicht sicher, ob er der Sache mit diesem Unbekannten noch länger Beachtung schenken sollte oder nicht. Der Captain der Concordia beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen.

 

Gemeinsam gingen die beiden Offiziere weiter, bis sie auf Captain Mizūmi trafen, die gerade auf dem Weg zu einem der kleinen aldanischen Restaurants war. Als sie die beiden Männer von der Concordia erblickte, blieb sie stehen und sah die beiden an.

 

„Captain Sundrak und Mr. Nolezoto!”, sagte sie, „Es ist schön Sie zu sehen. Wie gefällt es Ihnen auf unserer Station?” „Sie gefällt uns gut, Captain.”, erwiderte der hünenhafte Kommandant mit ausdrucksloser Miene, „Sie ist sehr groß.” „Und gut besucht.”, fügte Nolezoto hinzu, „Seit dem wir hier sind, herrscht hier sehr reger Betrieb. Das fiel mir sofort auf, als ich bei unserer Ankunft von dort oben aus dem Panoramafenster sah.” „Ja, das hängt mit den beiden Präsidenten zusammen, die mit ihren Beratern hier ihr erstes interstellares Gipfeltreffen abhalten.”, gestand Tanara, „Seit dem die beiden Delegationen auf der Station sind, ist hier viel mehr los als sonst. Alle versuchen etwas vom Kuchen abzubekommen.” „Das kann ich mir vorstellen.”, erwiderte Sundrak trocken, „Sowas geschieht auch nicht alle Tage.” „Stimmt.”, antwortete Mizūmi mit etwas Stolz in ihrer Stimme, „So ein historisches Ereignis erlebt man nicht jeden Tag. Eigentlich finden solche Treffen doch eher in den Hauptstädten oder zumindest auf den Stationen statt, die sich im Orbit einer der entsprechenden Heimatwelten befinden.” Lomādo wies auf ein paar Uniformierte, die gerade an ihnen entgegen kamen und dabei kurz pflichtgemäß salutierten. „Und Sie haben Ihre Sicherheitskräfte verdreifacht, wenn ich das richtig sehe.”, konstatierte der schwarzhaarige kleine Aldaner mit ernster Miene, „Ich sehe sie hier überall und die sind alle bis an die Zähne bewaffnet.” „Ja, das muss sein wegen der Warnung vor einem möglichen Anschlag seitens der Šakūra, die wir vom Hauptquartier der Raumflotte bekommen haben.”, gestand die junge Frau mit ernster Miene, „Ich hoffe, dass in den nächsten beiden Tagen nichts passieren wird, denn solange werden die beiden Delegationen noch an Bord bleiben.”

 

„Was werden Sie machen, wenn die Demetaner mal durch die Geschäftsviertel auf dem Promenadendeck gehen wollen?”, erkundigte sich Sundrak, „Werden Sie die entsprechenden Decks von anderen vorher räumen lassen, um das Risiko eines Anschlages zu minimieren?” Tanara machte ein nachdenkliches Gesicht. „Ehrlich gesagt, habe ich es in Erwägung gezogen, aber nachdem ich das Präsident Maron mitgeteilt habe, bestand er darauf, dass ich davon Abstand nehmen sollte.”, erklärte sie, „Er begründete es damit, dass die Sache viel authentischer wäre, wenn alles so ist, wie es tagtäglich hier zugeht. Risiken gäbe es immer, egal wo man hingeht und er sagte mir, dass er nicht daran glaubt, dass ihm oder seinen Begleitern hier auf der Station irgendwelche Gefahr droht. Ferner versicherte er mir, dass er vollstes Vertrauen in die aldanische Sicherheitspolitik habe.”

 

„Ein mutiger Mann.”, fand Nolezoto mit nachdenklicher Miene, „Er scheint diesbezüglich noch nicht so viel als Politiker erlebt zu haben und Anschläge auf ihn hat es wohl noch niemals gegeben. Ansonsten würde er vermutlich anders darüber denken.” „Das mag sein.”, erwiderte Tanara mit ernster Miene, „Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Demetaner ganz anders entwickelt haben als wir und deshalb auch eine ganze andere Mentalität haben. Wir Aldaner sind mit der Šakūra mehr oder weniger aufgewachsen und kennen das nicht anders. Wir wissen, was es bedeutet, wenn die Šakūristen aktiv werden und mit ihren Aktionen Unheil anrichten. Auf Demeta scheint es solche Gruppierungen nicht zu geben und wenn ja, dann scheinen die nicht ganz so militant eingestellt zu sein.” „Wie dem auch sei.”, sagte Sundrak, „Es muss jedenfalls eine Lösung gefunden werden, mit der sich Demeta genauso gut anfreunden kann wie die Aldanische Allianz. Wir sind wesentlich weiterentwickelt und tragen deshalb auch ein gewisses Maß an Verantwortung anderen Spezies gegenüber, die sich noch nicht so weit entwickelt haben.”

 

„Ihre Worte gefallen mir außerordentlich, Captain Sundrak.”, sagte Präsident Maron mit einem freundlichen Lächeln, „Sie sind genauso, wie Sea Merin Inaris Sie uns in ihrem Bericht beschrieben hat. Wenn alle Aldaner genauso denken wie Sie, dann habe ich sehr große Hoffnung, dass wir bei dieser Gipfelkonferenz eine gute Lösung finden werden, um Demetas Sicherheit zu gewährleisten.”

 

Mit gemächlichen Schritten hatte sich der Demetaner den drei Offizieren genähert. Zarin, seine Sekretärin, und einige seiner Berater begleiteten ihn. „Was halten Sie davon, wenn wir uns zusammen in eines der kleinen Cafés setzen und uns mal ein wenig unterhalten, damit wir uns alle etwas besser kennen lernen?”, schlug Maron vor. „Sehr gern, Mr. President.”, antwortete Sundrak, „Wenn Sie genügend Zeit dafür haben.” Der demetanische Präsident sah Mizūmi an. „Können Sie uns ein schönes gemütliches Café empfehlen, in das wir uns alle setzen könnten, Captain?”, erkundigte er sich bei der jungen aldanischen Offizierin. „Wenn wir so ungefähr einhundertfünfzig Meter weitergehen, erreichen wir einen Abschnitt des Promenadendecks, den wir als Lounge bezeichnen.”, erklärte Tanara und deutete dabei mit ihrer kleinen zierlichen Hand in die entsprechende Richtung, „Dort befinden sich alle Cafés und Restaurants, wo die Geschäftsleute immer ihre Meetings und Geschäftsessen abhalten. Da könnten wir uns ungestört unterhalten, ohne dass jemand von uns Notiz nehmen wird.” Maron sah seine Berater kurz fragend an. Einige von ihnen nickten wortlos. „Das ist gut.”, meinte er entschieden, „Dann lasst uns sofort hingehen und uns dort in eines dieser Cafés setzen.” Sofort setzte sich die Gruppe in Bewegung.

 

„Also, wie werden Sie nun vorgehen, Mr. President?”, wollte Mr. Nulošim wissen, währenddessen sie ebenfalls gemeinsam die Lounge auf dem Promenadendeck entlang gingen. Donhāruš warf seinen Berater einen nachdenklichen Seitenblick zu. „Ich habe mich noch nicht entschieden.”, erwiderte er, „Captain Sundraks Vorschlag hat schon etwas für sich, wenn man berücksichtigt, dass schnell etwas passieren muss, wenn wir Demeta nicht in Stich lassen wollen.” „Trotzdem haben Sie Bedenken.”, konstatierte Miss Arāne Adakān. „Ja, die habe ich auch.”, räumte Donhāruš mit ernster Miene ein, „Das Problem für eine gute Entscheidung ist der Zeitfaktor. Niemand weiß, wann die Klingonen oder Zadorianer Demeta finden und angreifen werden.”

 

„Ich weiß, dass es ziemlich drastisch klingt, aber vielleicht wäre es besser, wenn die Klingonen oder Zadorianer bereits auf den Weg nach Demeta wären.”, meinte Nulošim mit ausdruckslosem Gesicht, „Dann bräuchten wir uns nicht mehr überlegen, wie wir weiter in dieser Angelegenheit vorgehen wollen. Stattdessen müssten wir dann sofort handeln und eine entsprechende Flotte nach Demeta aussenden, die Marons Welt verteidigt.” „Aber das würde ja darauf hinlaufen, dass wir uns dann unweigerlich in einem Krieg befänden!”, platzte es entsetzt aus Botschafter Ibāmu Dēlus heraus, der direkt an der linken Seite des Präsidenten ging, „Das würde ja unserer interstellaren Friedenspolitik widersprechen.” „Das stimmt, Herr Botschafter.”, gab der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz zu, „Und deshalb ist es besser, wenn wir vorher einen Vertrag mit Demeta abschlössen.”

 

„Aber dafür ist doch die Zeit viel zu knapp.”, widersprach Nulošim ernst, „Die Demetaner sind bestimmt nicht hierher gereist, um sich dann von uns vertrösten zu lassen.” „Wer hat denn hier gesagt, dass Präsident Maron und seine Leute vertröstet werden sollen?”, erkundigte sich Kononga ein wenig irritiert, „Davon war, so viel ich weiß, überhaupt keine Rede.” „Stimmt.”, pflichtete ihr Donhāruš mit ausdrucksloser Miene bei, als sie ein großes aldanisches Restaurant erreichten, „Ich habe davon nichts verlauten lassen.” Er warf seinem engsten Berater einen strengen tadelnden Blick zu, den dieser wortlos ertrug. Gemeinsam betraten sie das Restaurant, in dem sich zahlreiche weitere Gäste aufhielten. Nachdem sie an einem großen Tisch in einem abgetrennten Teil des Restaurant Platz genommen hatten, nahm der aldanische Präsident den Gesprächsfaden wieder auf.

 

„Ich habe mir Folgendes überlegt.”, begann er mit ernster Miene, „Wir, das heißt, Sie, Herr Botschafter, werden die Verhandlungen mit den Demetanern führen. Um Zeit zu gewinnen und gleichzeitig Demeta die Hilfe gewähren zu können, wie sie sie von uns wünschen, werden wir einen vorläufigen Protektoratsvertrag aufsetzen, der sofort in einen dauerhaften Friedensvertrag umgewandelt wird, sobald die Krise überwunden wurde. Können Sie das schaffen?” Dēlus blickte kurz seine Berater an, dann nickte er zuversichtlich. „Ich denke schon, dass wir das schaffen werden.”, meinte er mit nachdenklicher Miene, „Entscheidend hierfür ist aber, dass die Demetaner nicht zu viele Einzelheiten erörtern wollen, bevor sie den Vertrag unterschreiben und ratifizieren.” „Selbst wenn das der Fall sein sollte, dann gehen Sie ruhig auf ihre Bedürfnisse ein.”, wies Donhāruš den Diplomaten an, „Die Sache mit dem Protektoratsvertrag ist für die Demetaner eine Vertrauensfrage und deshalb sollten wir ihnen auch diese Bedenkzeit zugestehen. Schließlich wollen wir doch nicht ihr Vertrauen, dass sie gerade angefangen haben, in uns zu setzen, zerstören, in dem wir etwas machen, was keiner gutheißen kann. Außerdem würde dass nur unsere interstellare Politik, die wir schon seit sehr langer Zeit betreiben, eindeutig widersprechen und das dürfen wir auf keinen Fall zu lassen. Ferner müssen wir auch daran denken, dass im kommenden Jahr bereits wieder Präsidentschaftswahlen sind und wir wissen alle nicht, ob ich wiedergewählt werde.” Mit strengem Blick sah der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz in die Runde.

 

„Es gibt aber noch eine Möglichkeit, die wir in Erwägung ziehen könnten, Mr. President.”, sagte Admiral Kononga mit leicht gerunzelter Stirn, „Ich erinnere mich gerade an einem Projekt, bei dem es darum geht, Schutzschilde für komplette Sonnensystem mit ihren Planeten zu entwickeln.” Donhāruš und sein engster Berater sahen die Alte fragend an. „Das klingt sehr interessant.”, gestand er nachdenklich, „Erzählen Sie uns davon, Admiral.” Sofort kam die Alte der Bitte des Präsidenten nach und begann ihnen über das Projekt detailliert zu berichten.

 

Mittlerweile hat auch die demetanische Delegation zusammen mit den fünf Concordia-Offizieren ein kleines Café in der Lounge auf dem Promenadendeck aufgesucht und an einem größeren Tisch Platz genommen. Nachdem eine aldanische Kellnerin ihnen ihre bestellten Getränke versiert hatte, ergriff der demetanische Präsident wieder das Wort.„Nun, Captain Sundrak.”, begann Maron und sah dabei den hünenhaften Kommandanten an, „Was denken Sie, wie sich Ihre Regierung entscheiden wird, um Demeta zu helfen?” Der Captain der Concordia nahm einen kleinen Schluck Tee aus der Tasse, bevor er antwortete. „Das ist eine Frage, die ich Ihnen nicht so einfach beantworten kann, weil dabei viele Faktoren eine Rolle spielen, Mr. President.”, erwiderte Tarūni bedächtig. „Sprechen Sie einfach aus, was Sie glauben, was in Ihren Ihre Regierung zu tun gedenkt, Captain.”, bat Maron lächelnd, „Spekulieren Sie einfach.” „Sie sind gut, Mr. President.”, seufzte der aldanische Offizier, während der mächtigste Mann Demetas ebenfalls an einen aldanischen Tee nippte, „Spekulieren ist eigentlich überhaupt nicht meine Art.” „Tun Sie es trotzdem.”, forderte der Demetaner den Captain der Concordia auf, „Sie verlieren doch nichts dabei.” „Sie brauchen sich deswegen keine Sorgen zu machen.”, versicherte Zarin mit einem freundlichem Lächeln und stellte dabei ihre Tasse wieder ab, „Was Sie auch immer uns sagen werden, Captain. Niemand wird davon erfahren.”

 

„Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, Mr. President.”, entgegnete Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Aber es gibt zu viele Punkte, die man in dieser Sache berücksichtigen muss und deshalb bringen Spekulationen nichts.” Mr. Nolezoto leerte seinen aldanischen Kaffee fast auf einen Zug, wobei ihn einige der demetanischen Delegation beobachteten. Der immer noch dampfende Kaffee erschien für ein so rasches Trinken viel zu heiß und erwarteten bereits eine entsprechende Reaktion seitens des Steuermanns und Navigators der Concordia. Doch weil nichts dergleichen geschah, sahen ihn den Demetaner verblüfft an, sagten aber nichts. Noch nie zuvor hatten sie jemand gesehen, der ein so heißes Getränk mühelos trinken konnte. „Ich verstehe, Captain.”, gestand Maron währenddessen, ohne auf den Untergebenen Sundraks zu achten,„Sie wollen nichts Falsches sagen. Vielleicht ist das auch besser so. Ich möchte Sie auch nicht in Schwierigkeiten bringen.”

 

„Ich habe da aber eine Frage.”, meinte einer der Delegierten zu Sundrak, nachdem er seine Tasse bis zur Hälfte geleert hatte, „Gibt es denn keine Alternative als dieser Protektoratsvertrag?” Der Captain der Concordia machte ein nachdenkliches Gesicht. „Doch es gibt da noch eine andere Möglichkeit, die vielleicht noch in Betracht kommen könnte.”, gestand der schwarzhaarige Hüne, „Es gibt da doch noch ein Forschungsprojekt, bei dem man versucht, Schutzschilde für ganze Sonnensysteme zu entwickeln. Aber ich weiß nicht, wie weit diese Schutzschilde schon entwickelt wurden.” „Mhm.”, meinte Maron nachdenklich, „Das klingt sehr interessant. Gibt es da eine Möglichkeit, etwas mehr darüber zu erfahren?” „Bestimmt.”, antwortete Sundrak vorsichtig, „Wer aber darüber Auskunft geben könnte, wären die zuständigen Stellen, die dafür verantwortlich sind.” „Dann werde ich heute Nachmittag wohl Ihrem Präsidenten direkt auf dieses Projekt ansprechen müssen.”, überlegte Maron, „Vielleicht kann er uns mehr darüber sagen.”

 

„Werden wir denn einen Vertrag, der dem, den die Aldanische Allianz mit der Föderation geschlossen hat, ähnlich ist, abschließen?”, wollte Zarin von ihrem Chef wissen, die gerade an ihrer Tasse nippte. Maron warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Ich denke darüber nach.”, gestand er, „Alles, was ich bisher darüber gehört habe, klingt der doch schon sehr gut.” „Zumindest wäre das ein guter Anfang.”, warf einer der demetanischen Delegierten ein, „Dieser Vertrag scheint doch schon sehr umfangreich zu sein.” „Genau deshalb werden wir die Verhandlungen mit der aldanischen Delegation beginnen müssen, um so schnell wie möglich zu einem Ergebnis zu kommen.”, entschied Maron, „Anfangs darf es auch ein vorläufiger Vertrag sein, der später weiter ausgearbeitet werden muss, damit es später zu keine Schwierigkeiten gibt.”

 

„Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Ihre Delegation diesen Vertrag mit Botschafter Dēlus und seinen Stab ausarbeiten.”, teilte Captain Sundrak den Demetanern mit ausdrucksloser Miene mit, „Bei ihm sind Sie und Ihre Delegation diesbezüglich in sehr guten Händen, denn weder er noch seine Mitarbeiter überlassen etwas dem Zufall.” „Das hört sich so an, als würden Sie den Botschafter und sein Stab recht gut kennen, Captain.”, konstatierte Maron. „Das ist bis zu einem bestimmten Punkt korrekt, Mr. President.”, antwortete der schwarzhaarige Hüne, „Die Concordia brachte ihn und seine Mitarbeiter damals zwecks Verhandlungen in die Föderation. Die gesamte Delegation blieb über ein Jahr auf der Erde. So lange dauerten die Verhandlungen mit der Föderation.” Das Gesicht des Captains blieb unbewegt, währenddessen er seine Worte auf die Demetaner wirken ließ. Diese sahen ihn fassungslos an.

 

„Botschafter Dēlus muss ein Perfektionist sein, wenn die Verhandlungen mit der Föderation so lange gedauert haben.”, meinte Mizūmi nachdenklich, „Was haben Sie und Ihre Crew die Zeit über in der Föderation gemacht, während die Verhandlungen liefen?” Sowohl Mr. Nolezoto als auch Captain Sundrak sahen die braunhaarige Kommandantin an. „Wir sind gar nicht so lange in der Föderation geblieben.”, antwortete Lomādo auf Sundraks stummes Kopfnicken hin, „Wir sind, nachdem wir unsere Delegation zur Erde gebracht haben, unverzüglich wieder in die Aldanische Allianz zurückgekehrt.”

 

„Warum hat man die Concordia zurück beordert?”, erkundigte sich Tanara, „Das verstehe ich nicht. Dort hatten Sie doch eine hervorragende Möglichkeit gehabt, die Föderation besser kennen zu lernen.” Der hünenhafte Kommandant sah die junge Frau mit ernster Miene an. „Nun, Captain Mizūmi, wir wären noch sehr gern dort geblieben, aber das war leider nicht möglich.”, gab er zu, „Auf uns warteten bereits weitere Missionen, nachdem wir unsere Delegation in die Föderation gebracht haben und der Zeitplan für die Rückkehr war sehr eng gesteckt. Wenn wir gekonnt hätten, hätten wir die Gelegenheit auch genutzt, einige der Welten der Föderation kennen zu lernen. Aber das wird noch kommen. Dank der jetzigen Verträge werden wir wohl noch öfters in die Föderation reisen und auch Spezies aus der Föderation werden öfter Mal in die Aldanische Allianz kommen, um hier ihren Geschäften nachzugehen. Ihre Station ist doch der beste Beweis, dass es inzwischen schon so ist.”

 

„So, ich muss wieder zurück auf die Brücke.”, sagte Tanara leicht lächelnd und stand auf, nachdem sie ihre leere Tasse abgestellt hatte, „Wenn Sie etwas brauchen, dann lassen Sie mich es sofort wissen, damit ich alles nötige veranlassen kann, Mr. President.” Maron erhob sich ebenfalls und erwiderte dabei ihr Lächeln. „Sehr gern, Captain Mizūmi.”, versprach der Demetaner mit einer galanten Verbeugung, „Wenn es sein sollte, wird sich Zarin umgehend mit Ihnen in Verbindung setzen.” Die Braunhaarige sah den Demetaner kurz an. Danach blickte sie kurz Zarin an, deren Blick das bestätigte, was Maron eben gesagt hatte. Nachdem die junge Kommandantin an der Kasse bezahlt hatte, verließ sie das Café. Wenig später machte sich auch die demetanische Delegation wieder auf den Weg zu den Besprechungsräumen, um das nächste Treffen mit der aldanischen Delegation vorzubereiten. Mr. Nolezoto und Captain Sundrak verließen als letzte das Café und folgten den Demetanern. Sie kamen nicht mehr weit, als das Chaos ausbrach.

 

Ein greller Blitz tauchte das gesamte Promenadendeck in weißes Licht. Gleichzeitig wurde die Station von mehreren Explosionen erschüttert. Instinktiv schmissen sich die beiden Concordia-Offiziere auf den Boden hielten sich ihre Hände über ihre Köpfe. Unzählige Scheiben barsten, Trümmer flogen durch den endlos scheinenden Gang und Staub rieselte herab. Die gesamte Beleuchtung auf dem Promenadendeck fiel aus. Sofort heulten die Sirenen und die Notbeleuchtung tauchte die Szenerie in diffuses Licht. Tarūni und Lomādo hörten wie einige vor Schmerzen stöhnten und schrien. Beide blickten sich gegenseitig kurz an, als sie aufstanden. Captain Sundrak und Mr. Nolezoto waren unverletzt. Sie wussten genau, was sie jetzt zu tun hatten und setzten sich entschlossen in Bewegung.

 

Überall wimmelte es von Sicherheits- und Rettungskräften. Inzwischen begann das Lebenserhaltungssystem den Rauch abzuziehen. Deutlich hörten die beiden Offiziere jemanden husten. An einigen Stellen knisterte und knackte es. Schwaches Licht flackerte immer wieder kurz auf. Sundrak und Nolezoto wussten, dass mehrere Bedienelemente schwer beschädigt waren. Vor ihnen tauchte eine Gestalt auf, die gerade dabei war, etwas Schweres anzuheben. Entschlossen eilten sie der gebeugten Gestalt zur Hilfe, die sie überrascht als Präsident Donhāruš erkannten.

 

„Warten Sie, Mr. President, wir helfen Ihnen.”, sagte der schwarzhaarige Hüne. „Das ist gut, Captain.”, entgegnete dieser leicht hustend, „Momentan kann ich jede Hilfe gebrauchen, die ich kriegen kann. Unter diesem Trümmerstück liegt nämlich jemand, den wir sofort von der Last befreien müssen.” Beherzt griffen beide Offiziere zu und versuchten mit aller Kraft die schwere Platte anzuheben. Deutlich hörten sie das schmerzvolle Stöhnen einer jungen Frau. Nur mühsam schafften es die drei Männer, die schwere Metallplatte etwas beiseite zu schieben. Überrascht stellten Captain Sundrak und Mr. Nolezoto fest, dass unter dieser Platte sogar zwei Personen lagen. Blut war überall zu sehen. Beide waren Aldanerinnen und trugen die Uniform der aldanischen Raumflotte. Deutlich waren ihre Rangabzeichen zu sehen. Es waren Commander Dilāna Tārušin und Counselor Dāmala Ītaku.

 

Mit schmerzverzerrtem Gesicht deutete die Rothaarige in jene Richtung, in der sie die schwere Metallplatte geschoben hatten. Ihre Lippen formten Worte, die Captain Sundrak kaum verstehen konnte. Er ging neben ihr in die Hocke, um sie besser zu verstehen.

 

„Captain, unser Präsident…!”, sagte sie und begann zu husten, wobei ein Blutklümpchen aus ihrem Mund kam, „Da war etwas… es explodierte…Wir konnten nicht… Er…” Sie schluckte. Tarūni nahm ihre blutende Hand und legte sie in seine. Der schwarzhaarige Hüne senkte für einen kurzen Augenblick sogar seine mentalen Schilde, um sie auf telepathischem Wege zu beruhigen, ohne in ihren Geist einzudringen. „Machen Sie sich keine Sorgen.”, sagte er der Ersten Offizierin, „Präsident Donhāruš geht es gut.” „Wir versuchten ihn…”, versuchte sie fortzufahren, „Wir wollten ihn….be…schützen…” Sie schaffte es nicht mehr, den Satz noch zu beenden und verlor das Bewusstsein. Sundrak sah zu Lomādo hinüber, der gerade neben der braunhaarigen Offizierin kniete. Auch er hatte für einen kurzen Augenblick seine mentalen Schilde gesenkt und Sundrak über den Zustand, so weit er es als Laie beurteilen konnte, mitgeteilt.

 

Im nächsten Augenblick huschten mehrere Gestalten an Sundrak und Nolezoto vorbei und gingen vor den beiden schwerverletzten Aldanerinnen in die Hocke. Leise summten die medizinischen Tricorder und einer der Gestalt legte der Counselor etwas auf die blutende Stirn. Deutlich sah Lomādo die blinkenden Leuchtdioden. Rasch erhoben sich die beiden Gestalten, die die Uniformen der medizinischen Abteilung trugen. Bevor der schwarzhaarige kleine Mann etwas sagen konnte, verschwand die Braunhaarige in einem schimmernden Transporterstrahl.

 

Auch Captain Sundrak wurde etwas unsanft beiseite gedrängelt, als die Mediziner an ihn vorbeigingen, um sich um die schwerverletzte Erste Offizierin der Concordia zu kümmern. Auch sie legten ihr ein kleines Gerät auf die Stirn, deren Leuchtdioden sofort zu blinken begannen. Wenig später verschwand auch die Rothaarige in einem schimmernden Transporterstrahl.

 

„Geht es Ihnen gut?”, erkundigte sich einer der Rettungskräfte bei den beiden Offizieren und dem Präsidenten, „Keiner von Ihnen verletzt?” „Nein, dank der beiden Damen geht es mir gut.”, antwortete Donhāruš mit leicht zitternder Stimme, „Sie haben mir das Leben gerettet.” Fragend sahen die beiden Sanitäter die beiden Offiziere von der Concordia an, doch Captain Sundrak und Mr. Nolezoto verneinten unisono. Bevor sie beiden weitergehen konnten, erkundigte sich der hünenhafte Kommandant, wohin die Sanitäter die beiden Frauen beamen ließen.

 

„Sie sind jetzt auf der Intensivstation der Krankenstation, die sich im Zentrum der Station befindet.”, erklärte der braunhaarige Mann knapp, „Dort werden alle Schwerverletzten medizinisch versorgt.” Bevor noch jemand weitere Fragen stellen konnte, lächelte er entschuldigend und kehrte rasch wieder zu seiner Arbeit zurück. Alle drei sahen kurz den beiden Sanitätern nach, die sich schon um den nächsten Verletzten kümmerten.

 

„Was ist mit den Demetanern?”, fragte der aldanische Präsident unvermittelt, „Haben Sie sie gesehen?” „Nein, das letzte Mal, als wir die demetanische Delegation sahen, war noch in einem der kleinen Cafés in der Lounge.”, gestand Lomādo ernst, „Sie haben das Café kurz vor uns verlassen. Als wir raus kamen waren Präsident Maron und seine Begleiter bereits außer Hör- und Sichtweite.” Captain Sundrak setzte sich sofort in Bewegung. Die Richtung, die er eingeschlagen hatte, war jene, in der auch die Demetaner gingen, bevor das Chaos ausbrach. Nolezoto und Donhāruš schlossen rasch zu dem schwarzhaarigen Hünen auf, der geschickt an den Rettungskräften vorbeiging, ohne diese an ihrer Arbeit zu hindern. Es dauerte nicht lange, bis ihnen bereits Zarin entgegen eilte. Große Sorgen und blankes Entsetzen lag in ihrem Blick und Tränen rollten ihr die Wangen herab. Ihre Lippen zitterten und sie zeigte mit ihrer Hand in jene Richtung, aus der sie gerade kam.

 

„Bitte helfen Sie unserem Präsidenten!”, flehte sie, als sie die drei Aldaner auf sich zu kommen sah, „Präsident Maron liegt unter Trümmern begraben und ich kann ihn alleine nicht befreien.” „Wo ist er?”, wollte Sundrak wissen, als er die Demetanerin erreichte. Sie begann zu schluchzen und deutete in die Richtung, aus der sie selbst gekommen war. „Er liegt da vorne unter einer schweren Metallplatte, die nur von einem Aldaner gestützt wird.”, brach es aus ihr heraus, „Ich führe Sie hin.” Mit raschen Schritten folgten sie Marons Sekretärin, die in ein Taschentuch schniefend vorausging. Direkt vor einem kleinen Berg aus Schutt und Trümmern blieben sie stehen und die drei Aldaner begannen sofort die ersten Trümmer beiseite zu räumen.

 

Es dauerte nicht lange, bis der Kopf des mächtigsten Demetaners zum Vorschein kam. Er war bewusstlos. Eine sehr schwere Metallplatte wurde nur von einem schwer beschädigten Aldanoiden gehalten, der die Platte mit seinen beiden Händen abstützte. Die Wucht der Platte musste enorm gewesen sein, denn der hochentwickelte Aldanoide, der sie vor Maron abfing, war zum großen Teil zerstört worden, was Captain Sundrak und Mr. Nolezoto daran erkannten, der der Aldanoide in einer öligen Kühlflüssigkeitslache lag. Trotz der schweren Schäden reagierte der Aldanoide auf die Anweisungen der beiden Offiziere, die gemeinsam versuchten, die Platte anzuheben. Sofern der Aldanoide es konnte, unterstützte er die Aldaner so gut es ging. An mehreren Stellen knirschte und knackte es, als die beiden Concordia-Offiziere mit Hilfe des Aldanoiden die Metallplatte anhoben, konnten Zarin und Präsident Donhāruš zusammen Maron unter der Platte hervorziehen.

 

Der demetanische Politiker kam langsam wieder zu sich und gab dabei ein schmerzvolles Stöhnen von sich. Seine Kleidung war ein einigen Stellen zerrissen und Maron hatte mehrere kleine Schürfwunden, die sofort von einer jungen aldanischen Sanitäterin medizinisch versorgt wurden. „Sie haben unheimlich viel Glück gehabt, dass Ihnen nicht mehr passiert ist.”, sagte sie mit einem freundlichen Lächeln, „Sie haben nur leicht Hautabschürfungen davongetragen.” „Das können Sie laut sagen, junge Dame.”, erwiderte er und hielt sich den Kopf, der ihm mächtig wehtat, „Haben Sie etwas gegen meine Kopfschmerzen?” Sofort griff die Blonde nach einem Hypospray und hielt ihn an seinen Hals. Ein kurzes leises Zischen erklang, als das Gerät das Schmerzmittel in den Hals injizierte.

 

„Gleich wird es Ihnen besser gehen, Sir.”, versprach sie und sah Maron abwartend an. Im nächsten Moment ließen die Schmerzen rasch nach und der demetanische Präsident atmete erleichtert auf. „Das tut gut.”, brummte er etwas zufriedener, „Endlich lässt der verdammte Schmerz nach.” Die blonde Sanitäterin verstaute geschickt ihre medizinische Ausrüstung wieder in ihre Umhängetasche. „Sie sollten sich sicherheitshalber trotzdem auf der Krankenstation durchchecken lassen.”, empfahl sie, bevor sie zu dem nächsten Verletzten ging.

 

„Wo sind denn meine ganzen Berater geblieben?”, erkundigte sich Maron besorgt und sah die Anwesenden fragend an. „Einige von ihnen sind in der Krankenstation und werden dort medizinisch versorgt.”, berichtete Zarin, in deren Stimme ebenfalls Sorge mitschwang, „Diejenigen von uns, die unverletzt sind, versuchen die aldanischen Rettungsteams zu unterstützen.” Sundrak, Nolezoto und Donhāruš halfen Maron aufzustehen.

 

Fassungslos blickte sich der Demetaner um. „Oh Mann!”, sagte er, „Wenn dieser Kerl nicht gewesen wäre, hätte es mich schlimm erwischt. Wo ist er eigentlich?” „Dieser Kerl war ein Aldanoide.”, antwortete Captain Sundrak mit ernster Miene und deutete mit seiner Hand auf den traurigen Rest des hochentwickelten Roboters, „Er selbst wurde bei der Aktion zerstört.” Präsident Maron trat an jene Stelle, wo der Aldanoide immer noch in seiner Lache aus Kühlflüssigkeit lag, die im Licht der Notbeleuchtung farbenfroh schimmerte. Die seelenlosen Augen des Roboters waren inzwischen geschlossen und der Tricorder, den Mr. Nolezoto in seiner Hand hielt, zeigte keine Energiewerte mehr an. „Der ist jetzt endgültig hin.”, sagte Lomādo und deaktivierte wieder seinen Tricorder.

 

„Ich hätte nie gedacht, dass mein erster offizieller Staatsbesuch in der Aldanischen Allianz gleich zu einem lebensgefährlichen Abenteuer wird.”, gestand Maron nachdenklich, „Weiß denn schon jemand, was hier eigentlich passiert ist?” „Nein.”, erwiderte Sundrak mit ernster Miene, „Aber wir sollten mal zur Brücke der Station gehen und Captain Mizūmi danach fragen.” Der schwarzhaarige Hüne sah die beiden Präsidenten fragend an. Keiner erhob Einwände. Sofort ließen sie sich auf das Kommandodeck beamen. Entschlossen betraten sie gemeinsam die Brücke der Sungāra-Station, in der rege Betriebsamkeit herrschte.

 

Tanara warf den Neuankömmlingen einen kurzen entschuldigenden Blick zu, währenddessen sie weitere Befehle erteilte. Auf den Bildschirmen in der großen Kommandozentrale wurden verschiedene Bereiche der Station gezeigt. Einige der Bildschirme waren dunkel und das Bild zeigte nur Schnee. Fast auf jedem Bild war ein heilloses Durcheinander und grenzenloses Chaos zu sehen. Trümmer und Verletzte, Sicherheitskräfte und medizinisches Personal waren auf allen Decks unterwegs und leisteten überall dort Hilfe, wo sie gebraucht wurde.

 

„Wissen Sie schon, was hier eigentlich passiert ist, Captain Mizūmi?”, fragte Präsident Donhāruš die braunhaarige Offizierin. „Nein, Mr. President.”, erwiderte sie mit ernster Miene, „Die Ermittlungen sind gerade erst angelaufen und es gibt noch keine eindeutigen Hinweise, ob es sich hier um einen Anschlag von der Šakūra oder nur ein Unfall war.” Bevor noch jemand etwas sagen konnte, erhielt Tanara von einem jungen Lieutenant aus der Sicherheitsabteilung einen weiteren Statusbericht. Aufmerksam hörte die Braunhaarige zu. Um die Offiziere auf der Brücke der Station nicht länger zu stören, verließen Captain Sundrak, Mr. Nolezoto, Zarin und die beiden Präsidenten die Kommandozentrale wieder und kehrten nachdenklich in einen der kleineren Konferenzräume zurück.

 

Einen Moment lang saßen sie schweigend am Tisch. Maron gab ein tiefes Seufzen von sich. „Als ich hierher flog, hätte ich nie im Leben daran gedacht, mal so etwas wie das hier zu erleben.”, meinte er fassungslos, „Ein Teil meiner Berater befindet sich auf der Krankenstation und der Rest ist dabei, die Rettungskräfte zu unterstützen.” Der Demetaner schüttelte mit dem Kopf. „Eigentlich sollte in diesen Tagen entschieden werden, was wir gemeinsam tun können, um Demeta vor den Klingonen und Zadorianern zu schützen.”, fuhr er fort, „Stattdessen fliegt uns hier mittlerweile die Station um die Ohren und im Moment glaube ich nicht mehr, dass wir jetzt noch zu einem Ergebnis kommen werden.” Alle Anwesenden blickten Maron zum Teil ein wenig verwundert an.

 

„Warum nicht?”, wollte Donhāruš wissen, „Egal, was hier passiert ist. Ich sehe keinen Grund, die Verhandlungen an dieser Stelle abzubrechen. Wir werden an dem festhalten, weswegen wir hergekommen sind. Wir werden einen vorläufigen Vertrag ausarbeiten und abschließen. Es kann zwar sein, dass es jetzt etwas länger dauert, aber dass sollte im Moment das kleinere Übel sein.” Zuversichtlich sah er Zarin und Maron an. Der Demetaner wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als aus dem Interkom die Stimme Tanaras erklang. Präsident Donhāruš aktivierte das Gerät und Mizūmis ernstes und sorgenvolles Gesicht erschien auf den Bildschirm. Sofort war allen klar, dass sie keine guten Nachrichten hatte und machten sich auf das Schlimmste gefasst.

 

„Wir haben eben eine Mitteilung der höchsten Priorität aus dem Hauptquartier der aldanischen Raumflotte erhalten.”, begann sie, „Es geht um Demeta.” „Was ist mit Demeta, Captain?”, fragte der aldanische Präsident besorgt und bereits etwas ahnte. „Alle unsere Raumbasen an der Neutralen Zone entlang zum Klingonischen Reich und Zadorianischen Imperium melden, dass sich ihre jeweiligen Streitkräfte neu formiert haben und fliegen nun in Angriffsformation aus verschiedenen Richtung nach Demeta.” „Dann haben sie inzwischen unsere Heimatwelt gefunden.”, stellte Maron zutiefst besorgt fest, „Und in Kürze werden sie angreifen, wenn nicht bald ein Wunder geschieht.” Der Demetaner blickte Donhāruš an und fasste einen Entschluss.

 

„Herr Kollege, ich habe mich entschieden und ich hoffe, dass mir mein Volk meine Entscheidung verzeihen wird.”, sagte Maron ernst, „Um Zeit zu gewinnen, ist es für mein Volk das Beste, wenn wir einen vorläufigen Protektoratsvertrag zwischen Demeta und der Aldanischen Allianz vereinbaren. Somit bliebe genug Zeit für die eigentlichen Verhandlungen. Allerdings müsste in dem Vertrag eine Klausel stehen, die besagt, dass Demeta weiterhin eine souveräne und unabhängige Welt ist und das es nur ein vorläufiger Vertrag ist, der von dem regulären Vertrag abgelöst werden soll.” Alle Anwesenden blickten Donhāruš erwartungsvoll an.

 

„Gut, das ließe sich einrichten.”, erwiderte der mächtigste Mann der Aldanische Allianz, „Aber besser wäre es, wenn wir sofort einen Vertrag schließen würden, der nur noch den Verhandlungen gemäß erweitert und ergänzt werden muss.” Zarin blickte kurz ihren Chef an, der nachdenklich die Stirn runzelte. Doch dann nickte er. „Das klingt ja noch besser.”, meinte er zufrieden, „Ich denke, so können wir verbleiben und damit Demeta die erforderliche Hilfe zukommen lassen, auf die wir schon so lange gewartet haben.”

 

„Nur, was unternehmen wir jetzt wegen der klingonischen und zadorianischen Flottenverbände, die nun zu unserer Heimatwelt unterwegs sind?”, wollte Zarin wissen und sah dabei fragend in die Runde.

 

„Ich brauche sofort einen abhörsicheren Kanal ins Hauptquartier unserer Raumflotte, Captain Mizūmi.”, sagte Donhāruš mit ernster Miene. Die Kommandantin der Sungāra-Station nickte wortlos und erteilt rasch eine kurze Anweisung an den diensthabenden Kommunikationsoffizier. Wenig später bestand eine sichere Kommverbindung mit der Admiralität und das Emblem der aldanischen Raumflotte erschien auf dem Schirm. Dann erschien das Gesicht eines graumelierten Mannes auf dem Schirm. Die Rangabzeichen auf seiner makellosen Uniform wiesen ihn als Admiral aus.

 

„Ich bin Admiral Belbi, Mr. President.”, sagte der Uniformierte mit einer sonoren Stimme, „Laut den Aussagen von Captain Mizūmi soll sich eine Katastrophe auf der Sungāra-Station ereignet haben. Es ist schön, Sie unversehrt wiederzusehen, Sir.” „Allerdings.”, erwiderte Donhāruš mit ernster Miene, „Aber das ist nicht der Grund, warum ich eine sichere Kommverbindung zum Hauptquartier unserer Raumflotte brauche.” „Vermutlich haben Sie neue Befehle für die Raumflotte wegen der neuen Aktivitäten seitens der Klingonen und Zadorianer.”, meinte Belbi ernst, „Wir erhalten ständig neue Berichte aus den Grenzregionen zu den beiden Imperien und jeder von ihnen ist beunruhigender als der vorherige. Im Moment sieht es so aus, es wären sie dabei, einen Großangriff vorzubereiten. Wir können nur hoffen, dass sie nicht vorhaben, uns anzugreifen.”

 

„Im gewissen Sinne schon, Admiral.”, widersprach der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz, „Sie werden nicht uns direkt angreifen, aber sie haben vor, in Kürze Demeta anzugreifen.” „Wieso wollen sie Demeta angreifen, Sir?”, fragte Belbi, „Die haben doch nichts mit ihrem Krieg zu tun.”

 

„Inzwischen schon.”, sagte Donhāruš, „Sie haben sich in den Krieg eingemischt., weil sie ihre eigene Heimatwelt vor weiteren Kollateralschäden bewahren wollten. Um das zu erreichen, haben die Demetaner ihr Flaggschiff ausgesandt, die dann zwei kleine Flotteneinheiten, eine klingonische und eine zadorianische, aufbrachten und sie dazu zwangen, sich gegenseitig solange zu bekämpfen, bis sie sich nach einiger Zeit ergaben und den Demetanern versprachen, ihren Krieg in Zukunft nicht mehr in der Nähe von Demeta zu führen.” Verständnis blitzte in den Augen des Graumelierten auf. „Und statt den Krieg in Zukunft nicht mehr in der Nähe Demetas zu führen, haben die Klingonen und auch die Zadorianer unabhängig voneinander entschlossen, den Demetanern eine gehörige Lektion zu erteilen, weil sie die beiden Flottillen zu einen äußerst unehrenhaften Kampf gezwungen haben.”, konstatierte Belbi mit ausdruckslosem Gesicht fest, „Statt nichts mehr mit dem Krieg zu tun zu haben, haben sie ihn direkt zu sich nach Hause geholt.” „So ist es.”, bestätigte der aldanische Präsident. „Und weil die Demetaner gegen diese Übermacht keine Chance haben, hat sich Präsident Maron mit seinen Berater auf den Weg hierher gemacht, um mit uns zu verhandeln und uns um Unterstützung gebeten.”

 

„Damit haben Sie die Situation Demetas gut beschrieben, Admiral.”, sagte Donhāruš, „Im Moment gibt es zwar nur einen vorläufigen Vertrag zwischen Demeta und der Aldanischen Allianz, weil die Verhandlungen bei weitem noch nicht abgeschlossen sind. Aber wir können inzwischen etwas für unsere neuen Freunde tun.” „Haben Sie einen Plan, Sir?”, erkundigte sich Belbi. Donhāruš bejahte und erklärte dem Graumelierten seinen Plan.

 

Nachdem die Verbindung zum Hauptquartier der aldanischen Raumflotte wieder geschlossen war, wandte sich Donhāruš an Maron und seine Sekretärin. „Ich schlage Ihnen vor, dass Sie wieder heimwärts fliegen, währenddessen Ihre verletzten Leute weiterhin in der Krankenstation hier auf der Sungāra-Station behandelt werden. Ihre Heimat braucht jetzt ihren Präsidenten mehr denn je. Sie müssen noch vor den Eintreffen der klingonischen und zadorianischen Streitkräfte wieder zu Hause sein, um Ihrem Volk so viel Kraft wie nur möglich zu geben. Die Concordia wird Ihr Schiff nach Demeta eskortieren und Sie unterstützen, wenn die Klingonen oder Zadorianer eintreffen.”

 

Wenig später materialisierten Captain Sundrak und Mr. Nolezoto auf der Brücke der Concordia. Sofort sah Lieutenant Ronaldo Mancuso von seinen Anzeigen an der taktischen Station auf. Auf dem Weg zu seinem Kommandosessel erteilte Tarūni die ersten Befehle, während dessen Lomādo bereits die Zielkoordinaten Demetas eingab.

 

„Rufen Sie das demetanische Schiff und teilen Sie Präsident Maron mit, dass wir sofort aufbrechen können, wenn sie bereit sind, Lieutenant Bilaodānu.”, sagte Sundrak mit ausdrucksloser Miene. „Kurs nach Demeta ist schon programmiert.”, informierte Nolezoto den schwarzhaarigen Hünen, „Wir sind für den Warpflug bereit, Sir.” „Die Demetaner sind bereit für die Heimreise, Captain.”, teilte die blonde Kommoffizierin mit. „Dann mal los, Mr. Nolezoto.”, befahl Sundrak ernst, „Bringen Sie uns so schnell wie möglichst nach Demeta.”

 

„Soll die Tarnvorrichtung aktiviert werden, Sir?”, erkundigte sich Ronaldo Mancuso. „Nein, noch nicht.”, antwortete der Captain der Concordia, „Wir werden uns erst tarnen, wenn wir kurz davor sind, das Territorium der Aldanischen Allianz zu verlassen.”

 

„Und was ist mit den Demetanern?”, wollte der schwarzhaarige Terraner wissen, „Wenn wir getarnt sind, sehen sie doch gar nicht mehr, ob wir noch bei ihnen sind oder nicht.” „Das ist zwar richtig, Lieutenant.”, erwiderte Sundrak gelassen, „Aber das ist auch so beabsichtigt. Jeder soll ruhig sehen, dass Präsident Maron auf den Heimweg ist. Uns soll man nur sehen, wenn wir eingreifen müssen.”

 

Wenig später lösten sich beide Schiffe von den Andockpylonen der Sungāra-Station und glitten nebeneinander durch die endlose Schwärze des Alls. Als erstes ging das demetanische Schiff auf Warp, wenig später verschwand auch die Concordia in einem grellen Lichtblitz. Im nächsten Augenblick befahl Captain Sundrak die Tarnvorrichtung zu aktivieren und die Concordia an der Seite des demetanischen Schiffes verschwand wie von Geisterhand.

 

Anschließend informierte Captain Sundrak seine Crew, dass Commander Dilāna Tārušin, Counselor Dāmala Ītaku und Lieutenant Alicia Kent durch mehrere Explosionen auf dem Promenadendeck der Sungāra-Station schwer verletzt wurden und nun deswegen auf der Intensivstation medizinisch versorgt werden, nachdem sie das Leben des aldanischen Präsidenten gerettet hatten.

 

Wenig später übertrug Captain Sundrak Mr. Nolezoto das Kommando und zog sich in den Bereitschaftsraum zurück, um seinen Bericht zu schreiben. Nachdenklich ließ er sich einen aldanischen Tee replizieren und nahm hinter dem Schreibtisch Platz. Nachdem er den Bericht fertig hatte, machte er noch einen Logbuch-Eintrag. Dann stand er wieder auf und trat mit der Tasse in der Hand ans große Fenster. Nachdenklich nahm er einen kleinen Schluck und blickte in die Schwärze des Alls hinaus. Unzählige Gedanken gingen ihm durch die Kopf und seine Sorgen betrafen seine verletzten Offiziere genauso wie jenem Planeten, zu dem sie gerade unterwegs waren. Er hoffte sehr, dass die Concordia mit den anderen Schiffen der aldanischen Flotte Demeta noch vor den Streitkräften der Klingonen und Zadorianer erreichte…..

 

ENDE

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