Kamurus und seine Crew näherten sich jetzt schon der Basis 281 Alpha. „Oh, Mann!“, stellte Ginalla begeistert fest. „Du kannst vielleicht mit einem Raumschiff umgehen, Shimar! Wenn man dir so dabei zusieht, wird es einem nich’ nur wegen der Dreherei schwindelig!“ „Und du kannst super mit dem Schießeisen!“, sagte Shimar in der Absicht, das Kompliment zurückzugeben. Dabei hatte er auch einen Spruch aus einem der alten terranischen Western entlehnt, die ihm N’Cara in schöner Regelmäßigkeit an sein dienstliches Rufzeichen überspielte. „Kunststück.“, lächelte die Celsianerin. „Wenn man ein Schiff unter dem Hintern hat, das seine Waffen vorher so gut einstellt.“ „Danke, Ginalla.“, sagte Kamurus. „Aber noch mal eine andere Frage: Wieso magst du eigentlich den Pilz so gern, Shimar, den ich dir gegeben habe. Ich meine, im Gegensatz zu dem biologischen Piloten meiner Schwiegermutter in Spee und den Vendar bist du wirklich der Einzige, der …“ „Was machen die denn mit dem Pilz, Kumpel?“, mischte sich Ginalla in die Forschungen ihres Schiffes ein. „Meines Wissens bereiten sie aus dem Pilz einen Sud, den sie dann trinken.“, antwortete das Schiff. „Und genau das ist ihr Fehler, Kamurus.“, belehrte ihn Shimar. „Zu mir hast du gesagt, dass ich den Pilz nicht weiter bearbeiten soll. Also habe ich auch das Fruchtfleisch mitgegessen. Das war schön süß und hat den bitteren Geschmack sicher übertüncht.“ „Das sollte ich meiner Schwiegermutter vielleicht ausrichten, damit sie es ihrem Piloten weitergeben kann.“, sagte Kamurus. „Wie die Vendar an die Information kommen und ob überhaupt, ist mir einerlei.“ „Mach das.“, sagte Shimar. „Du hättest noch so ’n Ding verdrücken können, was?“, grinste ihn Ginalla an. „Eigentlich ja.“, gab der Tindaraner zu. „Aber zu viel Medizin kann die Wirkung auch leicht ins Gegenteil verkehren.“
Kamurus räusperte sich plötzlich und zeigte beiden ein Bild, das ihn wohl sehr irritieren musste. „Shimar, Ginalla, ich fürchte, wir haben ein Parkplatzproblem.“, sagte er. „Das sehe ich genau so.“, pflichtete ihm der junge Tindaraner bei und zählte die Schiffe grob durch. „Das müssen an die 60 genesianische Kampfshuttles sein.“ „Ich denk’, Betsy wird sie hergerufen haben.“, sagte Ginalla. „Aber warum? Was zur Hölle is’ hier passiert?“ „Das kann ich dir auch nicht sagen.“, sagte Shimar und gab Kamurus den Gedankenbefehl, seinen Antrieb zu deaktivieren. „Warten wir hier erst mal und sprechen mit jemandem, der vielleicht einen besseren Überblick über die Situation haben könnte. Sieh zu, ob du Zirell oder Maron erreichst, Kamurus!“ „OK, Shimar.“, sagte das Schiff und initiierte die verlangte Verbindung.
Tatsächlich wurde der Ruf bald von Maron beantwortet, der in Zirells Abwesenheit die Geschäfte auf 281 Alpha in seiner Eigenschaft als erster Offizier führte. „Kannst du mir sagen, was hier passiert ist, Maron?“, fragte Shimar seinen Vorgesetzten in leicht irritierter Stimmlage. „Das kann ich.“, erwiderte der Demetaner. „Aber wie ich sehe, warst du auch nicht untätig. Anscheinend ist es dir sogar tatsächlich gelungen, Ginalla aus den Fängen Sytanias zu befreien.“ „Nicht nur das.“, sagte Shimar. „Wir drei, Ginalla, Kamurus und ich, haben sogar einem unschuldigen Wesen das Leben gerettet, an dem sich Sytania rächen wollte, weil es Kamurus geholfen hatte.“ „Oh!“, lobte Maron. „Gleich zwei Dämpfer für Sytania! Ihr seid ja wirklich richtige Profis! Aber das kann ich ja sicher auch alles später deinem schriftlichen Bericht entnehmen. Ich sollte euch jetzt erst mal aufklären über das, was hier war, während ihr nicht da wart. Das Beste vorweg: Wir haben jetzt Meilenstein!“
Shimar entglitten die Gesichtszüge. Dann stammelte er: „Was? Du willst mich veralbern, oder? Ich meine, die Romulaner wissen ganz genau, dass wir Freunde der Föderation sind. In der gegenwärtigen politischen Lage würde der Senat nie …“
Maron ging per Schaltung dazwischen und unterbrach: „Es ist ja lobenswert, dass du so ein guter Beobachter der Politik bist, Shimar. Aber mit den Romulanern hat das beileibe nichts zu tun. Die haben keine Verdienste an der Methode, wie wir an Meilenstein gekommen sind. Das war wohl eher deine Freundin. Deine Freundin zusammen mit unserem technischen Genie, Techniker Jenna McKnight.“ „Betsy und Jenn’?“, fragte Shimar. „Wie geht das denn?“ „Du weißt ja, dass Betsy nur mit einem Strohhalm trinken konnte, seit sie aus dem Reich der Toten zurück war. Aber das ist jetzt vorbei. Nachdem Jenna davon zu dem entscheidenden Detail inspiriert worden ist, das es möglich machte, Meilenstein zu bauen, war das auch wieder gelöst. Medizinische Untersuchungen, denen sich deine Freundin dann unterzogen hat, haben ergeben, dass das Muster, das für die Nervenblockade verantwortlich war, jetzt auch wieder verschwunden ist. Zusammen mit ihrer Aussage über ihre Begegnung mit Professor Kimara Toreth macht das alles einen Sinn. Die Genesianerinnen hat sie hergeholt, weil wir meinen, dass sie bei der Befreiung von Romulus von Sytania sehr hilfreich sein können. Von uns würden die Romulaner keine Hilfe wollen und schon erst recht nicht von der Föderation. Aber mit dem Clan der Ginalla, oder mit den Genesianern überhaupt, haben sie meines Wissens keine Probleme. Die dürfen Sytania von romulanischem Grund und Boden vertreiben und sie in ihre Dimension zurückschicken, wo sie meiner Meinung nach auch schleunigst wieder hingehört! Jenna prüft gerade, ob sich unsere Version von Meilenstein in ein genesianisches Shuttle bauen lässt.“ „Na, das erklärt ja einiges.“, sagte Shimar. „Ist für Kamurus noch ’ne Schleuse frei? Ich denke, nach der Art, wie wir ihn beanspruchen mussten, hat er sich eine Wartung rätlich verdient.“ „Das musst du, oder besser Ginalla, die Genesianerinnen fragen.“, sagte Maron. „Aber ich bin sicher, für das Schiff ihrer Prätora wird eine der Kriegerinnen sicher gern ihren Platz räumen. Betsy kann euch im Moment nicht wirklich helfen, weil sie wohl gerade auf der Granger ist.“ Die Verbindung wurde jäh beendet.
Ginalla nahm eine selbstbewusste Haltung ein und befahl ihrem Schiff: „Gib mir Salmonella!“ „Du meinst Salmonea, nicht wahr?“, vergewisserte sich Kamurus. „Von mir aus auch die.“, sagte Ginalla gewohnt flapsig. „Jedenfalls die, die von Shashanas Gnaden die Geschäfte beim Clan der Ginalla führt, wenn Betsy oder ich nich’ da sind.“ „Das ist Salmonea.“, sagte Kamurus. „Na, dann gib sie her.“, sagte Ginalla. „Nenn sie bloß nicht Salmonella!“, zischte ihr Shimar zu. „Wenn dir so ’n Lapsus passiert, während du mit ihr redest, kann das ganz schön schiefgehen. Ich kann mir keine Entschuldigung überlegen, wenn du so was machst und sei es auch nur aus Humor. Mich werden sie nicht anhören, oder gar ernst nehmen. Ich bin bloß ein Mann. Und Kamurus gilt in ihren Augen als Gegenstand. Betsy ist auch nicht da, um dich rauszuhauen. Also überlege dir, was du sagst.“ „Ich bin doch nich’ blöd!“, flapste Ginalla und holte tief Luft, um dann in Richtung des Bordmikrofons, über das auch der SITCH funktionierte, deutlich zu sagen: „Ich grüße dich, Salmonea! Wie du siehst, bin ich wieder da. So und nun mach mal ’n Platz für das Schiff deiner Prätora frei und dann erzähl mir, was hier inzwischen passiert is’!“ „Es ist ihm also tatsächlich gelungen, Euch zu befreien, Prätora!“, erwiderte die Genesianerin überglücklich. „Er hat Euch tatsächlich befreit. Wie geht es Euch?!“ „Es geht schon.“, sagte Ginalla. „Ich denke, eine weitere Runde mit Sytania stehe ich schon durch. Zumal wir jetzt ja auch Meilenstein haben. Aber was is’ jetzt mit dem Parkplatz. Hast du nich’ gehört, was dir deine Prätora soeben befohlen hat?“ „Mach nicht immer so einen auf dicke Hose!“, zischte Shimar ihr zu. „Die wissen schon, wer du bist. So was hat meines Wissens eine genesianische Prätora nicht nötig.“ „Natürlich sollt Ihr einen Platz an der Station für Euer Schiff erhalten.“, sagte Salmonea und löste sich selbst aus dem Ring von Schiffen, die an der Station angedockt hatten. „Ich werde Euch meinen abtreten.“ Sie ließ ihr Schiff mit den Positionslichtern den Code für bitte folgen in den Weltraum leuchten. „Dann folgen wir mal, Kamurus.“, sagte Shimar. „Na komm!“ Er lenkte das Schiff zu der von Salmonea freigegebenen Schleuse.
Der Grund, aus dem Maron die Verbindung so schnell beenden musste, wurde von der Sprechanlage geliefert. Am anderen Ende der Verbindung war Jenna, die, was der erste Offizier gut im Display sehen konnte, ein sehr niedergeschlagenes Gesicht machte. „Was gibt es denn so Schlimmes, McKnight?“, fragte Maron. „Das würde ich Ihnen gern sagen, wenn ich bei Ihnen bin, Sir.“, sagte Jenna mit leicht traurigem Unterton. „Na, dann kommen Sie am besten rein, Jenna.“, sagte der Agent und befahl dem Rechner, die Tür zu entriegeln.
Die hoch intelligente Halbschottin betrat die Kommandozentrale und stellte sich neben den Stuhl ihres Vorgesetzten, der sie gleich zu einem weiteren Platz wies: „Setzen Sie sich doch, Techniker.“ Jenna kam dieser Aufforderung nach. An ihrer Haltung und den demonstrativ in den Schoß gelegten Händen aber konnte Maron sehen, dass das Problem, über das sie ihn informieren wollte, wohl sehr groß sein musste. So groß, dass es sogar sie überforderte.
Es vergingen weitere Minuten, bevor Maron das Gespräch begann. „Worum geht es denn nun, Jenna?“, wollte er wissen. „Es geht um Meilenstein, Sir.“, sagte die Ingenieurin. Er wartete erneut ab, um ihr Gelegenheit zu geben, das Problem weiter auszuführen, aber nichts geschah. „Was genau ist denn das Problem, Jenna?“, fragte der Demetaner verständig. „So kenne ich Sie ja gar nicht. Sie lassen sich doch sonst nicht alles aus der Nase ziehen. Was ist mit Meilenstein?“ „Sie waren doch dabei, Agent.“, sagte Jenna schließlich. „Als mir Zirell befohlen hat, zu überprüfen, ob es sich in ein Shuttle einbauen lässt.“ „Sicher war ich das.“, sagte Maron. „Wir alle waren dabei, Jenna. Aber was ist denn nun eigentlich das Problem?“ „Das Problem ist, Sir.“, führte Jenna aus. „Dass alle meine Tests ergeben haben, dass es nicht möglich ist, unsere Version von Meilenstein in ein genesianisches Kampfshuttle zu bauen. Die Systeme sind einfach nicht kompatibel.“ „Was ist mit den IDUSAs, McKnight?“, fragte Maron. „Meilenstein hat einen viel zu hohen Energiebedarf für die Shuttles, Sir.“, sagte Jenna. „Sobald es aktiv wäre, würde es dem Rechner sämtlichen Saft nehmen. Das würde zu dessen Absturz führen und dann …“ „Den Rest kann ich mir denken, Jenna.“, sagte Maron. „Wie hoch wäre denn der Bedarf und was für ein System könnte ihn decken? Bitte keine Zahlen, Techniker. Mir ist schon schwindelig.“ „Keine Angst, Agent.“, tröstete McKnight. „Ich werde es Ihnen schon so verdeutlichen, dass es für Sie auch plastisch ist. Also: Meilenstein benötigt, um stabil funktionieren zu können und um zu gewährleisten, dass auch die anderen Systeme stabil bleiben, den Energiebedarf einer kleinen Raumstation oder eines großen Raumschiffes. Das einzig kompatible Schiff in unserer Nähe ist die Granger. Zumindest laut meinen Simulationen.“ „Die Granger.“, überlegte der erste Offizier. „Hm, das wird nicht so einfach gehen. Sie ist ein Sternenflottenschiff und gehört somit der Föderation. Ich halte für möglich, dass Commander Kissara zwar unter den momentanen Voraussetzungen damit einverstanden sein könnte, ihr Transpondersignal temporär umzuschreiben und auch einige andere Umbauten vornehmen zu lassen und die Konsequenzen zu tragen, falls das Oberkommando ihr später daraus einen Strick drehen sollte, aber es gibt noch ein Problem bei der Granger, das sicher nicht so leicht zu lösen ist. Sie wissen, dass auf dem Schiff auch Männer dienen, eine Tatsache, die den Genesianerinnen nicht gefallen wird.“ „Sie sehen also auch die gleichen Probleme wie ich, Agent.“, stellte Jenna erleichtert fest, die ihrem Vorgesetzten diese geistige Leistung wohl insgeheim nicht zugetraut hatte. „Oh ja, McKnight.“, sagte er. „Die Probleme sehe ich auch. Es ist sogar so, dass wir, wenn wir den Gerüchten von den geheimdienstlichen Horchposten in der Nähe von Romulus Glauben schenken können, nur sehr wenig Zeit haben, das Problem Sytania für die Romulaner zu lösen.“
Er setzte seinen Neurokoppler auf und gab IDUSA einige Gedankenbefehle. Dann bedeutete er auch Jenna, ihren Koppler zu benutzen. Vor den geistigen Augen der Beiden stellte sich jetzt eine Grafik dar, die Truppenbewegungen anzeigte. „Ist der schwarze Kreis auf der Sternenkarte Romulus?“, fragte Jenna, die aus ebendiesem immer mehr kleine schwarze Punkte kommen sah, die sich gefährlich nah in Richtung Föderationsgebiet bewegten. Ein Punkt, der allen immer voranschritt, war um einiges größer. „Warum stellt IDUSA den Führer der Truppen so dar, Sir?“, fragte Jenna, die gesehen hatte, dass Maron ihre erste Frage bereits abgenickt hatte. „Weil dies jenes bedauernswerte Kind ist, in dass Sytania ihr Monster gepflanzt hat.“, sagte der Demetaner. „Die Vermutung hatte ich schon, Agent.“, sagte Jenna. „Aber ich wollte es nicht so laut aussprechen.“ „Es ist ja auch zu ungeheuerlich, was da passiert ist, Techniker.“, sagte Maron. „Also haben wir keine Zeit, noch eventuell tindaranische Soldatinnen zu holen und sie gegebenenfalls auf den Plätzen der Männer auf der Granger zu schulen.“, sagte Jenna. „Sehr gut erkannt, McKnight.“, sagte Maron. „Die Zeit gibt uns die strategische Situation leider nicht.“
Er ließ IDUSA den Bildschirm wieder löschen. Dann lehnte er sich seufzend in seinem Stuhl zurück und sah sie flehend an. „Und es gibt von Ihrer Seite her wirklich keine Lösung technischer Art, Jenna?“, fragte er. „Ich meine, sonst sind Sie doch um so etwas auch nicht verlegen. Was ist mit irgendwelchen Zwischenschaltungen, Puffersystemen oder …“ „Bei allem Respekt.“, sagte Jenna. „Darüber zu reden ist müßig, Agent. Ich habe all diese Dinge bereits in meine Experimente einfließen lassen. Leider ohne Erfolg. Die Anlage ist und bleibt nun einmal sehr energieintensiv.“ „Wie haben die Romulaner das denn vorher bei ihrer Version von Meilenstein gelöst?“, fragte Maron. „Ich glaube, das stand außer Frage.“, sagte Jenna. „Das Problem ist sicher deshalb nie aufgetaucht, weil ihr Meilenstein von Anfang an als Großanlage geplant war, die auch von einer Großanlage mit Energie versorgt werden sollte. Die Romulaner konnten ja nichts von unserer momentanen politischen Situation ahnen.“ „Natürlich nicht.“, sagte Maron und klang dabei leicht verärgert. „Tja, dann wird es wohl keine Lösung geben, McKnight.“, sagte er. „Wenn noch nicht mal Sie eine finden können. Aber wie kommt denn das? Ich hatte immer gedacht, die Physik sei ein Instrument, auf dem Sie meisterhaft spielen können, Techniker.“ „Welch’ blumige Worte.“, seufzte Jenna. „Aber auch mein Genie muss sich irgendwann der Physik beugen, Agent.“ „Das bedeutet, Sie geben auf.“, verdeutlichte Maron. „Das bedeutet es wohl.“, sagte Jenna. „Das kenne ich von Ihnen gar nicht.“, sagte Maron. „Aber wenn selbst Sie das tun, dann wird es wohl keine Lösung geben und alles war umsonst.“ Sie nickte niedergeschlagen.
IDUSA zeigte sich beiden über die Neurokoppler. „Agent, Techniker.“, meldete sie. „Shimar, Ginalla und Kamurus sind zurück. Shimar und Ginalla bitten um eine Wartung des Schiffes. Sie sagen, sie hätten den armen Kamurus ziemlich beanspruchen müssen. Außerdem bittet Shimar darum, dass eine Konferenz einberufen wird, auf der das weitere Vorgehen besprochen werden kann.“ „Sag ihnen, die Wartung können sie haben, IDUSA.“, sagte Maron. „Mit der Konferenz sieht es wohl schlecht aus. Jenna hat keine Lösung für die Probleme, die bei Meilenstein auftreten und …“ „Shimar und Ginalla bitten mich.“, unterbrach ihn IDUSA. „Sie sofort mit Ihnen zu verbinden, Agent. Es ist sehr dringend.“ „Dann tu das.“, sagte Maron. „Aber ich werde den Beiden auch nichts anderes sagen.“ „Das werden Sie sicher.“, sagte der Avatar und dann wich ihr Bild denen von Shimar und Ginalla auf dem virtuellen Schirm. „Shimar, Jenna wird sich um Ginallas Schiff kümmern.“, sagte Maron. „Bitte sag ihr das. Aber wenn das passiert ist, wird sie ihrer Wege fliegen müssen. Es gibt massive Energieprobleme bei Meilenstein, die Jenna nicht lösen kann und wenn sie diese Probleme nicht in den Griff kriegt, wer dann?“ „Ich sitz’ genau neben ihm.“, flapste Ginalla. „Und ich geb’ nich’ so schnell auf! Ich finde, wir sollten da zunächst alle mal drüber reden. Die Genesianerinnen finden es sicher auch nich’ OK, den langen Weg in die tindaranische Dimension ganz umsonst gemacht zu haben!“ „Das spielt keine Rolle!“, entschied Maron. „Meine Entscheidung steht! Sobald Kamurus gewartet ist, fliegt jeder wieder seiner Wege!“
„Das kann doch nich’!“, regte sich Ginalla auf. „Der kann doch nich’ so einfach … Also, am liebsten würde ich den …!“ „Lass mich mal.“, flüsterte ihr Shimar zu und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. Der smarte Pilot hatte nämlich durchaus noch ein Hintertürchen gesehen, durch das sie schlüpfen konnten. Er räusperte sich, drückte das Kreuz durch und stemmte die Hände in die Hüften, bevor er sagte: „Deine Entscheidung vielleicht! Aber ich darf dich erinnern, dass Zirell ja noch immer anwesend ist. Sie ist immer noch auf der Station und sie hat bei Kommandostreitigkeiten immer noch das letzte Wort, wenn du dich an die Statuten des tindaranischen Militärs erinnern würdest! Kamurus wird diese Verbindung jetzt abbrechen und dann wird er IDUSA sagen, dass sie uns direkt mit ihr verbinden soll, wo immer sie auch ist. Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber ich bin nicht bereit, Sytania auch nur einen Parsec des Universums der Föderation oder auch anderer Bewohner derselben Dimension zu überlassen. Deshalb fechte ich hiermit deinen Befehl an. Kamurus, tu, was ich gerade gesagt habe!“
Geplättet sah Maron zu, wie die Verbindung beendet wurde. Er musste das, was gerade passiert war, erst mal sacken lassen. Gerade von Shimar hatte er so etwas nicht erwartet. Aber er war nicht der Einzige gewesen, der überrascht war. Ginalla war es auch, allerdings sehr positiv. „Oh, Mann!“, sagte die Celsianerin erfreut und umarmte ihn fest. „Wenn ich nich’ genau wüsste, dass deine Sternenflottenschönheit mir dafür bei nächster Gelegenheit den Schädel einschlagen würde, dann würde ich dich jetzt knutschen! Du musst unbedingt versuchen, diese Konferenz zu kriegen. Ich habe nämlich ’ne Idee! Aber über die muss ich auch noch mal mit Betsy reden. Die weiß nämlich viel besser über genesianische Gesetze Bescheid. Ohne sie wäre ich aufgeschmissen.“ „Ich tue, was ich kann, Ginalla.“, sagte Shimar. „Oh, ja.“, sagte die junge Celsianerin. „Das glaube ich dir ungesehen.“
Kamurus zeigte sich ihnen wieder über die Neurokoppler. „Eure Verbindung mit Zirell.“, sagte er. „Aber seid bitte gewarnt. Sie ist auf der Krankenstation.“ „Danke, Kamurus.“, sagte Shimar. „Ich werde das Ganze mit ihr auf Tindaranisch besprechen.“, flüsterte er Ginalla zu. „Macht nichts.“, sagte sie. „Du kriegst das schon hin. Ich vertraue dir.“
Zirell schien bei bester Gesundheit zu sein, als ihr IDUSA Shimars Ruf durchstellte. Vergnügt mit den Beinen wippend saß sie auf dem Biobett und hörte sich an, was ihr Untergebener ihr zu sagen hatte. Dann aber stand sie plötzlich auf und wandte sich an den androiden Arzt: „Lass mich hier sofort raus, bevor mein erster Offizier die ganze Sache gegen die Wand fährt!“ Ishan ließ seinen Blick kurz über sie schweifen und sagte dann: „Wie du willst. Ich kann und muss hier sowieso nichts mehr für dich tun. Von meiner Warte aus bist du gesundgeschrieben.“ „Vielen Dank.“, sagte die tindaranische Kommandantin erleichtert. Dann nahm sie das Gespräch, das sie vorher durch IDUSA in die Warteschleife legen lassen hatte, wieder auf und sagte in ihrer Muttersprache zu Shimar: „OK. Du bekommst deine Konferenz. Jenna ist schließlich nicht die Einzige, die gute Ideen hat. Ginalla mag zwar nur eine Zivilistin sein und bei vielen von uns eher den Schutzinstinkt wecken, aber ich traue ihr durchaus gute Vorschläge zu. Vor allem dann, wenn sie sich noch mit Betsy abspricht. Das hat bestimmt was mit den Genesianerinnen zu tun.“ „Davon gehe ich auch aus.“, gab Shimar ebenfalls auf Tindaranisch zurück. „Aber was machst du mit Maron?“ „Dem werde ich jetzt gleich erst mal gehörig die Ohren lang ziehen und ihn dann daran aufhängen!“, antwortete Zirell und beendete die Verbindung.
Shimar drehte sich zufrieden grinsend Ginalla zu. „Was is’ nun?“, flapste die Celsianerin. „Ich habe es geschafft!“, sagte Shimar. „Wir kriegen unsere Konferenz und dann kannst du deine Idee sicher vortragen. Zirell ist über Marons frühe Aufgabe echt geladen. Sie hat sich zwar nichts anmerken lassen, aber ich kenne sie mittlerweile sehr gut.“ „Kein Wunder.“, sagte Ginalla. „Du arbeitest ja schon lange unter ihrem Kommando.“
Kamurus zeigte sich beiden erneut über die Neurokoppler. „Soweit ich mich erinnere.“, sagte er. „Wolltest du doch mit Betsy reden, Ginalla.“ „Das stimmt.“, sagte die Angesprochene. „Sie befindet sich auf der Granger in ihrem Quartier. Zumindest habe ich ihre Biozeichen dort lokalisiert. Aber sie ist nicht allein. Salmonea ist bei ihr.“, sagte Kamurus. „Kannst du mich bitte bei deiner Freundin telepathisch ankündigen?“, bat Ginalla Shimar. „Sicher kann ich das.“, sagte dieser und konzentrierte sich auf mein Gesicht vor seinem geistigen Auge. Dann dachte er: Kleines, Ginalla möchte dringend mit dir reden. Es kann sein, dass Kamurus sie gleich direkt in dein Quartier beamt. Also erschreck’ dich bitte nicht. Keine Sorge, Srinadar., dachte ich, denn ich wusste, er würde die Verbindung noch eine Weile aufrecht erhalten, um mir eine Gelegenheit zum Antworten zu geben. Ich werde auf sie warten. „Sie wartet auf dich.“, sagte Shimar zu Ginalla, die ihn fragend angesehen hatte. „OK.“, sagte Ginalla. „Dann beam’ mich mal hin, Kamurus.“ „Hältst du es wirklich für so eine gute Idee, da einfach so reinzuplatzen, Ginalla?“, fragte das immer höfliche und vorsichtige Schiff. „Du hast Recht.“, überlegte Ginalla. „Das wäre vielleicht nicht die ganz so feine englische Art. Dann setz’ mich vor der Tür ab. Alles andere mache ich dann per Sprechanlage.“ „Das klingt schon besser.“, sagte Kamurus und erfasste sie mit dem Transporter, um sie dann wenig später genau vor meiner Tür abzusetzen.
Zirell hatte wutentbrannt die Kommandozentrale betreten und war auf einen völlig ahnungslosen Maron getroffen, der so etwas von ihr nicht erwartet hatte. „Wie kommst du dazu, so einfach vor Sytania einzuknicken!“, schrie sie ihn an. „Das bin ich doch gar nicht, Zirell.“, entgegnete Maron noch immer sehr ruhig, aber jetzt schon langsam mit einer leichten Ahnung, was auf ihn zukommen könnte. „Das bist du nicht?!“, fragte Zirell mit sehr viel Empörung in der Stimme. „Das bist du nicht?! Da hat sich das, was ich gerade von Shimar hören musste, aber ganz anders angehört! Er sagt, du hättest alle Lösungen, die es noch geben könnte, in den Wind geschlagen, ohne sie dir überhaupt erst anzuhören!“ „Zirell.“, versuchte der Demetaner zu argumentieren. „Ich denke nicht, dass es noch eine Lösung für uns gibt. Jenna sagt, es gibt keine und wenn …“ „Jenna?!“, sagte Zirell. „Ist denn Jenna etwa das einzige Mitglied unserer Crew, he?!“ „Nein, das ist sie nicht.“, sagte Maron im verzweifelten Versuch, sich zu rechtfertigen. „Aber sie ist das Genialste und wenn sie …“ „Trotzdem muss sich ein guter Kommandant alle Vorschläge anhören, wenn er selbst keine Idee hat!“, sagte Zirell. „Schon allein, um sich nicht später nachsagen lassen zu müssen, er hätte etwas übersehen! Die Terraner haben ein Sprichwort. Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn und das beziehe ich dieses Mal nicht auf Agent Mikel oder Allrounder Betsy! Ginalla hat irgendeinen Plan, der wohl was mit den Genesianerinnen zu tun hat. Genaues weiß ich nicht, aber vielleicht ist es ja die Lösung, nach der wir alle verzweifelt suchen. Wir sollten ihr auf jeden Fall eine Chance geben, auch wenn sie eine ehemalige Kriminelle und nur eine Zivilistin ist. Aber vielleicht sagt sie uns ja gerade das, mit dem niemand rechnet! Möchtest du dir etwa nachsagen lassen, eventuell dafür verantwortlich zu sein, dass Sytania ihre Pläne weiterverfolgen und uns alle versklaven konnte, nur weil sich mein erster Offizier zu fein war, den Vorschlag einer Zivilistin wenigstens anzuhören?! Soll das etwa über dich später in den Geschichtsbüchern stehen?! Aber wir haben ja zumindest das Glück, dass ich wieder gesund bin und deinen Fehler wieder ausbügeln kann! IDUSA, schicke eine SITCH-Mail an die Granger, die Genesianer und an Ginallas Schiff. Ich lade alle Besatzungen zu einer Konferenz ein!“ „Sofort, Commander.“, gab der Rechner zurück und führte ihren Befehl aus.
Maron war angesichts ihrer Standpauke sehr kleinlaut geworden. Er wusste genau, dass sie mit allem Recht hatte, was sie gesagt hatte. Damit, nur Jenna anzuhören, hatte er alle anderen gehörig vor den Kopf gestoßen und das war eine Haltung, die Sytania in die Karten spielte. Auch seine Ressentiments gegenüber Ginalla hätte er beiseite schieben müssen, wenn er ein ernsthaftes Interesse an einer Lösung gehabt hätte. Dass es für sie jetzt so aussah, als habe er alles und jedes Sytania auf dem Silbertablett serviert, war also kein Wunder.
„Zirell, ich habe einen Fehler gemacht.“, gab Maron schließlich wenig später kleinlaut zu. „Einen sehr schlimmen Fehler sogar. Aber du weißt ja auch, wie ungeschickt ich manchmal in bestimmten Situationen bin und deshalb bin ich froh, nicht der Kommandant, sondern nur der erste Offizier hier zu sein.“ „Na, Einsicht ist bekanntlich der erste Weg zur Besserung.“, sagte Zirell und beruhigte sich langsam wieder. Dann befahl sie IDUSA, sie in wichtigen Situationen über ihr Sprechgerät zu rufen, nahm Maron bei der Hand und ging schon mal mit ihm in Richtung Konferenzraum vor.
Vor mir auf dem Tisch in meinem Quartier stand eine große Schüssel mit Veddach. Mir gegenüber saß Salmonea, die mich über etwas informieren musste, wie sie mir selbst am SITCH gesagt hatte. Daraufhin hatte ich sie eingeladen. „Worum geht es denn jetzt, Salmonea?“, fragte ich verständig. „Ich muss Euch über die neuesten politischen Entwicklungen im genesianischen Reich informieren, Erbprätora.“, sagte die genesianische Kriegerin. „Shashana will unseren Glauben grundlegend reformieren, was den Umgang mit Männern angeht. Ihre Interpretation der genesianischen Schöpfungsgeschichte besagt natürlich weiterhin, dass sie ein Fehler der Schöpfung waren, aber sie können ja schließlich nichts dafür, dass sie sind, wie sie sind. Sie für den Fehler ihrer Schöpferin zu bestrafen, sei, laut Shashana, grundfalsch. Sie sagt, wir Frauen müssen sie vielmehr anleiten und an die Hand nehmen, statt sie zu züchtigen und klein zu halten.“ „Interessanter Ansatz.“, sagte ich und nahm einen Schluck Veddach aus meinem Trinkgefäß. „Und was glaubst du, Salmonea?“, fragte ich dann. „Ich glaube das Gleiche.“, sagte sie. „Ich bin auch eine Anhängerin des neuen Glaubens. Wir alle sind Shashanistinnen.“ „Interessante Information.“, sagte ich. „Unter Umständen kann das noch sehr hilfreich sein.“ „Davon gehe ich auch aus, Erbprätora.“, sagte sie. „Anscheinend habt Ihr das gleiche Bauchgefühl wie ich. Aber ich muss Euch über noch eine Tatsache informieren. Wir haben eine Spionin in Sytanias Gefängnis. Sie wiederum hat eine Helferin unter den Gefangenen, die etwas Vendarisch versteht. Sie beide sind in der Lage, uns genauestens über Sytanias Pläne zu informieren, ohne dass Logar sich einmischen muss. Unsere Helferin ist zwar seine Schöpfung, aber das macht nichts. Shashana steht mit ihr in Kontakt über einen Kontaktkelch, den sie von Logar hat.“
Die Sprechanlage beendete unsere Unterhaltung. „Hier ist Betsy.“, antwortete ich. „Hi, Betsy, hier is’ Ginalla.“, flapste es mir entgegen. „Ich muss ganz dringend mal mit dir quatschen. Geht das?“ „Sicher.“, sagte ich. „Komm rein.“ „Ich werde dann gehen, Erbprätora.“, sagte Salmonea. „Es steht mir schließlich nicht zu, die Gespräche der Prätora mit der Erbprätora zu belauschen.“ „Tu das.“, sagte ich und zeigte in Richtung der Tür, die sich langsam öffnete. Salmonea nickte und verließ mein Quartier, welches von Ginalla im gleichen Augenblick in Gegenrichtung betreten wurde.
Sie kam auf mich zu und setzte sich auf den gleichen Platz, den vorher Salmonea inne gehabt hatte. „Was ist los, Ginalla.“, fragte ich, nachdem die Tür ins Schloss gefallen war. „Wir haben ein Problem.“, sagte die Celsianerin. „Meilenstein ist wohl nicht kompatibel mit den Systemen der Shuttles. Das einzige Schiff, das in der Lage wäre, es richtig mit Energie zu versorgen, wäre die Granger. Aber die is’ ’n Sternenflottenschiff und auf ihr sind auch Männer. Transpondersignale können umgeschrieben und Schiffe umgebaut werden. Das weiß ich. Aber das Männerproblem …“ „Ich glaube, da habe ich gerade die richtige Information zur richtigen Zeit bekommen.“, sagte ich. „Im Moment finden im genesianischen Glauben wohl massive Umwälzungen statt, soweit mir Salmonea erklärt hat. Shashana will den Glauben, was den Umgang mit Männern angeht, grundlegend reformieren. Sie sagt, dass die Männer ja nichts dafür könnten, dass sie ein Fehler der Schöpfung und deshalb minder intelligent wären. Deshalb benötigten sie Anleitung statt Strafe.“ „Und was bringt uns das?!“, fragte Ginalla etwas empört. „Ich bin nich’ so gut in Politik, Miss Sternenflotte! Du musst mir wohl noch ein bisschen mehr helfen.“ „Das bedeutet.“, sagte ich. „Dass die Genesianerinnen, die an Shashanas neue Interpretation glauben, ihr Denken im Hinblick auf Männer sehr gelockert haben. Es könnte sein, dass sie, wenn genug Frauen in der Nähe sind, die sie anleiten können, vielleicht sogar das Risiko eingehen, sie neben sich arbeiten zu lassen.“ „Wie stehen unsere Kriegerinnen dazu?“, fragte Ginalla. „Laut Salmonea sind das allesamt Shashanistinnen.“, sagte ich. „Dann könnte mein Plan ja sogar klappen.“, sagte Ginalla. „Kamurus hat mich über eine Mail informiert, laut der wir alle von Zirell zu einer Konferenz eingeladen seien. Da kann ich ja gleich mal sagen, was ich mir überlegt habe.“ „Oh ja.“, sagte ich. „Ich denke, Zirell bittet sogar inständig darum.“ „Dann sollten wir keine Zeit verlieren.“, sagte Ginalla und nahm mich bei der Hand. „Komm mit, Erbprätora. Jetzt wirst du gleich Zeugin von meinem Talent, eckige Stifte in runde Löcher zu stecken.“ „Darauf bin ich gespannt.“, sagte ich und folgte ihr grinsend, obwohl ich ein reichlich zwiespältiges Verhältnis zu ihren diplomatischen Fähigkeiten hatte, was ich mir aber gegenüber ihr nicht anmerken lassen wollte.
Der Konferenzraum der Basis 281 Alpha war brechendvoll, als wir ihn betraten, denn auch unsere Kriegerinnen waren alle anwesend. Sofort bildeten sie eine Gasse und ließen Ginalla und mich passieren. Nun standen wir fast ganz vorn neben Zirell, die gerade alle auf den neuesten Stand der Dinge brachte. Dabei informierte sie uns auch über den fehlgeschlagenen Versuch, Radcliffe zu heilen und dann gab sie das Wort weiter an Jenna, die alle über das Problem mit Meilenstein informierte. „Na, das sind ja keine sehr schönen Aussichten.“, sagte Mikel. „Da haben Sie wohl Recht, Agent.“, äußerte Jannings. „Ne, ne.“, sagte Ginalla flapsig. „So schlecht sind die nun auch wieder nich’. Lasst mich mal.“
Sie schnappte meinen Arm und zog mich einen Schritt nach vorn. „Was genau hast du vor?!“, flüsterte ich ihr zu, die ich genau wusste, dass die Sache mangels diplomatischer Kenntnisse auf ihrer Seite auch leicht hätte in die Hose gehen können. „Warte ab.“, sagte sie. „Jetzt kommt ein kleiner politischer Zaubertrick.“ Ich erstarrte. Ich wollte am liebsten jetzt schon im Boden versinken, denn einen politischen Zaubertrick hatte ich gerade von ihr, zu der nach eigenen Angaben Politik ja nun so gar nicht passen wollte, am wenigsten erwartet. Dann aber tat sie etwas, das uns alle überraschte. Sie stellte sich aufrecht hin, holte tief Luft und sagte laut und deutlich und gar nicht so flapsig, wie wir es von ihr gewohnt waren: „Kriegerinnen des Clans der Ginalla, hört her! Da es einer der beiden Gefährten unserer Erbprätora war, dem es gelang, mich aus Sytanias Händen zu befreien, verfüge ich, Ginalla, als Prätora des Clans der Ginalla, dass Mann und Frau in meinem Clan ab heute zukünftig gleiche Rechte und Pflichten haben werden. Des Weiteren wird das Schiff, auf dem meine Erbprätora und die Ihren dienen, ohne Vorbehalte in den Clan der Ginalla integriert und seine Besatzung, ob Frau oder Mann, willkommengeheißen, wenn sie einverstanden ist!“ Ich nickte ihre Rede ab.
Wenig später ging ein Raunen durch die Menge und Zirell, Maron und auch der Rest der Besatzung der Basis 281 Alpha schaute Ginalla ungläubig an. Auch einige von uns konnten nicht glauben, was wir da gehört hatten. Zirell suchte sogar Kissara auf, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Hättest du das gedacht? Hättest du ihr das zugetraut?“ „Das hätte ich sicher nicht.“, flüsterte Kissara zurück und ihre Schnurrhaare kitzelten Zirell am rechten Ohr. „Aber anscheinend ist sie wirklich nicht so dumm, wie wir alle es von ihr immer geglaubt haben.“
Ginalla richtete sich erneut vor allen auf und erhob ihre Stimme: „Was glotzt ihr mich alle an wie ’ne Herde Kühe, wenn’s donnert?!“, fragte sie. „Damit, Geschichten zu erzählen, um meine Situation passend zu machen, habe ich früher meinen Lebensunterhalt verdient! Der Unterschied zu früher is’ nur, dass ich heute die Wahrheit sage!“ „Das mag wohl hinkommen, Ginalla.“, sagte Maron. „Trotzdem hätten dir wohl einige das nicht zugetraut.“ „Das Problem wäre also gelöst.“, sagte Kissara. „Mr. Jannings, schreiben Sie das Transpondersignal der Granger um und helfen Sie Techniker McKnight dann, Meilenstein einzubauen. Gemeinsam mit dem Clan der Ginalla werden wir Sytania gehörig einheizen und Professor Radcliffes Sohn befreien! Aber machen Sie es so, dass man durch einen einfachen Befehl unser Signal leicht wieder hervorzaubern kann. Die Romulaner sind verzweifelt, denke ich. Sie sind ein stolzes Volk und unter Sytanias Knute zu stehen, wird ihnen gar nicht gefallen. Daher möchte ich, dass sie, falls es die diplomatische Situation zulässt, früher oder später Gelegenheit bekommen, zu erfahren, wer ihnen wirklich geholfen hat. Jetzt, wo sie selbst das Gefühl der Verzweiflung kennen, wird es ihnen vielleicht leichter fallen, Siskos Tun damals nachzuvollziehen. Ich erwarte keine Verzeihung. Aber vielleicht etwas Verständnis. Deshalb möchte ich sie, sollten die Signale für uns günstig stehen, auch nicht mehr belügen.“ Alle erklärten sich einverstanden und die Ingenieure verabschiedeten sich, um gemeinsam an die Arbeit zu gehen. Auch Scotty half seinen Kollegen.
Shimar hatte sich durch die Menge nach vorn geschlichen. Dann hob er die Hand. „Was gibt es, Shimar?“, fragte Zirell. „Ich glaube, ich könnte helfen, was Radcliffe angeht.“, sagte mein Freund. „Aber wir müssten etwas finden, das Sytanias Energie enthält. Darin, sie für mich umzumünzen und sie zu meinem Vorteil zu nutzen, habe ich nämlich gerade so schön Übung.“ „Wovon redest du?“, fragte Zirell. „Ich glaube, ich weiß, wovon er spricht.“, sagte Kissara. „Agent Maron, befindet sich der Kegel noch in der Asservatenkammer der Station?“ „Natürlich, Commander.“, sagte Maron. „Dann bringen Sie ihn bitte auf die Krankenstation. Dort werden dann Shimar und Radcliffe ihre Hände während der Behandlung auf ihn legen. Dann wird ihnen bewusst sein, dass er da ist und vielleicht kann Shimar seine Energie wie einen Schild vor Sytanias Flammenwand benutzen. Ich meine, wenn Sytanias Feuer glaubt, es sei sie, die hindurch will, dann müsste es ja eigentlich zurückweichen.“ „Aber bedenke bitte, was das erste Mal passiert ist, als Radcliffe den Kegel berührt hat.“, sagte Zirell. „Er ist ja dieses Mal nicht allein.“, tröstete Kissara. „Nein, das ist er nicht!“, pflichtete ihr Shimar fest bei. „Ich denke, ich kriege das schon unter Kontrolle. Es wäre ja für uns beide nicht überraschend.“ „Außerdem.“, mischte sich Ishan ein. „Bin ich auch noch da und kann im Notfall, genau wie bei dir, Zirell, mit Medikamenten eingreifen.“ „Also gut.“, erklärte sich Zirell schließlich doch einverstanden. Dann löste sie die Konferenz auf.
„Ich gehe dann mal den Kegel holen.“, sagte Maron. „Und Shimar und ich gehen auf die Krankenstation zu unserem Patienten.“, sagte Ishan und winkte dem jungen Tindaraner, der ihm bereitwillig folgte.