Der bittersüße Nachgeschmack des Sieges

von Visitor
Zusammenfassung:

 

Für ihren ermüdlichen Einsatz und für ihre Tapferkeit soll Allrounder Betsy Scott den Sarek-Stern verliehen bekommen. Doch während der feierlichen Zeremonie kommt es zu einem Zwischenfall. Unerwartet taucht das junge Einhorn Benevidea auf, das auf Grund eines Missverständnisses vom Chefleibwächter der Präsidentin sofort mit einem Rosanium versetztem Lasso angegriffen udn schwerverletzt wird. Während dieses Tumultes verschwinden Commander Date und Allrounder Betsy Scott auf unerklärliche Weise, als er versucht sie zu beschützen.....


Kategorien: Fanfiction, Fanfiction > Star Trek Charaktere: Keine
Genres: Keine
Herausforderung: Keine
Serie: Keine
Kapitel: 39 Fertiggestellt: Ja Wörter: 150820 Aufgerufen: 232675 Veröffentlicht: 18.09.16 Aktualisiert: 20.02.17

Kapitel 4: „Eine schwere Geburt“

von Visitor

 

Shimar und Scotty hatten die Tür zur Shuttlerampe hinter sich gelassen. Hier standen sie nun in dem langen Gang, von dem aus die einzelnen Gänge zu den Docks abzweigten. Elektra, die hier ihren Dienst an einer Konsole versah, war von ihrem Platz aufgestanden und kam ihnen entgegen. „Hallo, Gentlemen.“, begrüßte sie die beiden. „Hallo, Technical Assistant.“, sagte Scotty. „An welchem Platz hat das tindaranische Schiff angedockt?“ „Bitte folgen Sie mir.“, sagte die Androidin nüchtern und freundlich. Dann winkte sie Scotty und Shimar und ging voran, während ihr die zwei in einem geringen Abstand folgten.

Mittels ihres rechten Zeigefingers öffnete sie die innere Luke. Hier stand ich bereits und erwartete meine beiden Männer. „Hi, ihr zwei!“, grinste ich ihnen freudig entgegen. „Wer hat euch denn gesagt, dass ich zurückgekehrt bin?“ „Das war dein Commander, Darling.“, sagte Scotty und hakte mich rechts ein, während Shimar mit meiner linken Seite vorliebnahm.

So gingen wir vom Hangardeck und stiegen in einen Turbolift. „Warum hat Kissara euch geschickt, um mich abzuholen?“, wollte ich wissen. „Was hat sie vor?“ „Sie will eine kleine Feier veranstalten.“, sagte Scotty und Shimar fügte bei: „Um dir die Annahme des Sarek-Sterns doch noch schmackhaft zu machen.“ „Ich glaube, da hat sie jetzt recht gute Chancen.“, antwortete ich. „IDUSA und ich haben die Sache durchdiskutiert und deine Simulation, Scotty, die hat mir fast den Rest gegeben. Aber lasst uns am besten darüber reden, wenn wir da sind.“ „OK.“, sagten meine zwei Männer unisono.

Wir hatten die Offiziersmesse bald betreten und mir war sofort Kissaras Schnurren aufgefallen. „Sind Sie hier, Commander?“, fragte ich, um mich ihrer tatsächlichen Anwesenheit zu versichern. „Ja, das bin ich, Allrounder.“, gab sie ruhig und fast schmeichelnd zurück und Scotty witzelte sogar: „Oh, hör mal. Sie schnurrt!“ „Mein Schnurren sollte Ihnen zeigen, dass ich gute Absichten hege.“ „Das dachte ich mir schon.“, entgegnete ich. „Scotty und Shimar haben mich bereits informiert.“ „Na fein.“, sagte Kissara und wandte sich den zwei Männern an meiner Seite zu: „Bringen Sie Betsy bitte zu dem Stuhl, der dem meinen direkt gegenübersteht, Gentlemen. Dann setzt sich einer von Ihnen rechts und einer links von ihr hin. Dadurch wird sie das Gefühl haben, dass sie mir und der Situation nicht ungeschützt ausgesetzt ist.“ „Welcher Situation, Madam?“, fragte ich, während ich von Scotty und Shimar zu dem von ihr angewiesenen Platz geleitet wurde. Scotty setzte sich rechts und Shimar links von mir hin. Kissara hatte auf meine Frage nichts erwidert, aber ich wusste, das würde früher oder später noch alles aufgeklärt werden.

Mein Commander war von ihrem Platz aufgestanden und hatte aus einem neben dem Replikator stehenden Sektkühler eine Flasche geholt. Aus dieser goss sie uns nun allen nach der Reihe ein. „Zuerst der Ehrengast.“, schmeichelte sie, als sie an meinen Stuhl herantrat. „Haben Sie keine Angst, Allrounder. Der Sekt ist alkoholfrei. Schließlich haben wir alle hier noch zu arbeiten und wollen ja auch nicht sternhagelvoll vor Nugura und ihren Delegierten erscheinen, oder?“ Ich gab nur einen zustimmenden Laut von mir, denn die Situation hatte mich immer noch sehr stark irritiert. Warum tat sie das alles? Warum bewirtete sie mich sogar? In der Vergangenheit war mir nur ein Captain eingefallen, die so etwas einmal für eine Untergebene getan hatte, die quasi von den Toten auferstanden war. Gut, das war mir auch einmal passiert. Aber das war ja nun bei mir schon viel zu lange her. Welchen Grund mochte es also geben, dass sie mich jetzt so ehrte?

Ich kam gar nicht zum Nachdenken, denn mein Mann hatte etwas vor mir abgestellt. „Fühl mal, Darling!“, hatte er stolz gesagt wie ein Jäger, der mir gerade eine eigens extra für mich frisch erlegte Beute präsentierte. Wahrscheinlich machte es ihn sehr stolz, dass er das, was er mir jetzt zeigen wollte, als erster gesehen hatte. „Hier steht ’ne gigantische Schüssel Zaziki mit deinem Namen drauf!“ Während er das sagte, grinste er hörbar. Ich betastete die Schüssel genauer. Dann scherzte ich zurück: „So? Den finde ich aber nicht!“ „Oh na das werden wir gleich mal ändern!“, mischte sich Shimar ein.

Ein weißer Blitz zuckte durch den Raum. Dann sagte mein tindaranischer Freund grinsend: „Überprüf das noch mal, Kleines!“ „OK.“, sagte ich und betastete die Schüssel erneut. In jenem Augenblick, in dem meine Hände über ihre Wände fuhren, musste ich plötzlich staunen, denn darin waren tatsächlich tastbare Erhebungen, die den Punkten der Brailleschrift bis aufs Haar glichen. Ihre Anordnung war sogar korrekt, so dass ich meinen vollständigen Rang und Namen lesen konnte. „Aber Shimar!“, staunte ich und lächelte. „Seit wann kannst du denn …?“ „Oh er muss gar keine Punktschrift können.“, mutmaßte Scotty und fiel mir ins Wort. „Er muss doch nur denken: Ich will, dass auf der Schüssel Betsys voller Rang und Name steht, sich darauf fest zu konzentrieren und es passiert, nich’ wahr? Bei Wesen, die solche Kräfte haben, is’ doch das Ziel das Ziel und nich’ der Weg, he?“ „Hey klasse, Scotty!“, lobte Shimar. „Genauso habe ich es gemacht!“ „Und ich dachte schon, du warst in meinem Kopf und hast dir die Information von da geholt.“, sagte ich mit etwas Enttäuschung in der Stimme. „Das hätte ich doch nie ohne dein Einverständnis getan, Kleines.“, sagte mein Freund. „Und dann hätte ich dir außerdem vorher unser Zeichen gegeben. Du hättest die Wolldecke gespürt.“ „Sicher.“, sagte ich. „Aber ich habe mir da was überlegt. Lass die Wolldecke doch demnächst einfach mal weg.“ „Warum?“, fragte Shimar verunsichert. „Magst du unser Zeichen etwa nicht mehr?“ „Doch!“, tröstete ich. „Ich mag es sogar sehr! Aber ich denke, ich kann dir so weit vertrauen, dass ich weiß, dass du mir nichts tust, wenn du in meinem Kopf bist.“ „Oh wie mutig!“, rief Shimar aus und drückte mich fest an sich. „Commander Kissara, Scotty, habt ihr das gesehen?! Habt ihr das gesehen?!“ Dann küsste er mich so stark, dass Kissara wohl Angst bekommen hatte, ich würde ersticken. Also sagte sie energisch: „Lass sie am Leben! Schließlich brauchen wir sie alle noch!“

Er hatte mich losgelassen und ich war wieder zu Atem gekommen. Dann versicherte ich: „Machen Sie sich keine Sorgen, Commander. Er hätte ja selbst ein Problem, wenn ich nicht mehr wäre. Schließlich lieben wir uns.“ „Dann ist ja gut.“, sagte Kissara und legte mir eine mit Fisch gefüllte Teigtasche auf meinen Teller. Daneben kam ein großer Haufen Zaziki. „Ich nehme an, Sie helfen sich selbst, Gentlemen.“, wandte sie sich dann Shimar und Scotty zu. Beide nickten und Scotty nahm einen großen Teller mit Eiern und Speck in Angriff, den er auch Shimar hinhielt und ihn fragend ansah. Der junge Tindaraner aber schüttelte nur mit dem Kopf. „Nein, danke.“, sagte er. „Meine letzten Erfahrungen damit waren nicht sehr berauschend. Da kannst du dich bei Shannon bedanken.“ Er gab einen Laut von sich, der auf Schmerz oder Übelkeit hindeutete. „Armes Miez-Miez.“, tröstete ich und strich über den Bereich seines Körpers, an dem sein Magen saß. „Das tut gut, Kleines.“, sagte Shimar sehr liebevoll. „Oh sorry.“, entschuldigte sich Scotty lapidar. Dann scherzte er: „Na umso besser. Dann bleibt mehr für mich.“ und schaufelte sich den Teller voll. Shimar nahm sich ein Stück Hühnerbrust und etwas Reis aus einer weiteren Schüssel, während Kissara sich Fischsuppe, ihre Leibspeise neben Thunfisch, auftat.

Während des Essens musste ich ständig über den Grund nachdenken, aus dem Kissara das alles hier vorbereitet haben konnte. Eine Vermutung hatte ich, wollte sie aber zunächst verifizieren. Also fragte ich: „Commander, warum haben Sie das hier alles arrangiert? Ist es tatsächlich nur, um mich doch noch von der Annahme des Sarek-Sterns zu überzeugen?“ „In gewisser Hinsicht ja.“, gab Kissara zu. „Sie sollten es aber nicht als Bestechung sehen. Schließlich sind wir hier nicht auf einem Schiff der Ferengi. Sie sollten es eher als Wertschätzung sehen. Als Wertschätzung Ihres Mutes und als dessen Feier. Sie haben das Richtige getan, Betsy! Das Richtige und ich will an dem Tag verdammt sein, wenn Sytania es schafft, die Föderation zu erobern, nur weil uns unsere eigenen Gesetze nicht erlauben, uns zu verteidigen!“

Sie erhob ihr Glas: „Auf die mutigen Frauen und Männer, die es auch einmal wagen, im richtigen Moment das Richtige zu tun und die immer noch ein Herz statt eines Gesetzbuches im Leib haben! Mr. Scott, Sie können gern ihren alten Captain in ihre Gedanken mit einschließen. James T. Kirk hatte ja auch ein Händchen dafür!“ Dann prosteten wir uns alle zu.

Wie ihr Trinkspruch gemeint war, wusste ich seltsamerweise genau und ich war auch damit einverstanden. Sie hatte ja deutlich genug gemacht, dass es ihr nicht etwa darum ging, uns alle zu Verbrechen aufzurufen, sondern es ging ihr nur darum, dass wir Situationen, in denen unsere Gesetze einem Feind eine Lücke bieten, als solche erkennen und sie schließen, damit dieser Feind durch die Lücke nicht mehr eindringen konnte. Sicherlich konnten wir nur temporär einen Korken ins Loch stecken. Die eigentliche Arbeit mussten die Politiker erledigen. Aber das würde ja hoffentlich jetzt auch passieren. Zumindest erhoffte ich mir das. Also sagte ich: Commander, ich habe mich entschieden! Ich werde den Sarek-Stern doch annehmen!“ „Na also.“, erwiderte Kissara erleichtert und Scotty fügte hinzu: „Na, das war aber eine schwere Geburt!“

Ich hatte mein Glas wieder abgesetzt. Dann fragte ich in Kissaras Richtung: „Was muss ich wissen?“ „Der Computer kann Ihnen die Daten über die Zeremonie geben.“, sagte sie. „Oh, nein.“, sagte ich und machte ein bedientes Gesicht. „Ich mag es nicht, Dinge so trocken auswendig zu lernen.“ „Dann sollten wir drei Süßen mal in die Simulationskammer gehen.“, schlug Scotty vor. Da lernt es sich doch gleich viel praktischer, oder?“ „OK.“, erklärte ich mich einverstanden. Dann lösten wir unsere kleine Versammlung auf.

Eine schier endlose Schlange von Fahrzeugen wälzte sich zur gleichen Zeit auf der Erde den Freeway zwischen Little Federation und Washington entlang. Mitten in dieser Schlange war auch ein silbergrauer Jeep zu finden, der mit einer Familie aus Androiden besetzt war. Der Mann, welcher das Fahrzeug steuerte, trug eine Galauniform. Auf seiner rechten Schulter befand sich das im 30. Jahrhundert gültige Rangabzeichen für einen Commander der Sternenflotte, eine Kapitänsmütze. Die Frau auf dem Beifahrersitz neben ihm trug ebenfalls Galauniform. Nur hatte sie das Zeichen eines Medical Scientist, den Äskulapstab, auf ihrer rechten Schulter. Der Junge auf der Rückbank trug zivil, was ja auch seinem Alter von inzwischen acht Jahren durchaus angemessen war. Er hatte einen eleganten schwarzen Anzug an, zu dem er rote Schuhe trug.

Der Kleine hatte sich kurz umgesehen und sich dann an seine Eltern gewandt: „Mutter, Vater, wir scheinen bei weitem nicht die einzigen Bekannten von Allrounder Scott zu sein, die mit der Absicht, sie zu überraschen, nach Washington gekommen sind.“ Seine Mutter drehte sich zu ihm um: „Definiere, mein Sohn.“ „Ich konnte exakt zehn Fahrzeuge hinter uns den Jeep der Huxleys ausmachen. Auch die Kennzeichen diverser anderer Fahrzeuge sind mir bekannt.“ Jetzt warf auch Cupernica einen Blick nach hinten. Dann sagte sie: „bestätigt.“ „Viele unserer Freunde und Bekannten scheinen die gleiche Idee wie wir gehabt zu haben. Ich hoffe nur, dass wir dann alle einen Parkplatz finden werden.“ „Dies ist auch meine Hoffnung.“, sagte Data. „Außerdem hoffe ich, dass der Allrounder unsere Anwesenheit als erfreulich empfinden wird und sie dadurch nicht zu nervös gemacht wird. Die Wahrscheinlichkeit dürfte sehr hoch sein, dass sie mit der Situation um sich und den Sarek-Stern bereits leicht überfordert ist, da sie ihn, wie ich sie einschätze, wohl nur sehr widerwillig annehmen wird, wenn sie es überhaupt tut. Sie hat uns gegenüber immer wieder berichtet, dass die Zusammenarbeit zwischen Sytanias Vendar, ihrem Ehemann und ihr und Shimar von den tindaranischen Streitkräften nicht ihr Verdienst gewesen sei, sondern der Cirnachs, Telzans Ehefrau. Scott ist nun einmal sehr ehrlich.“ „Aber Cirnach ist nicht hier.“, sagte Cupernica. „Außerdem ist sie keine Angehörige der Sternenflotte. Nugura kann ihr also logischerweise keinen Orden verleihen.“ „Das ist korrekt.“, sagte Data. „Ich werde jedenfalls so früh wie möglich die Nähe des Allrounders suchen, um ihr zu verdeutlichen, dass ich sie auf keinen Fall mit dem Problem alleinlassen werde. Sicherlich werden auch ihr Mann und ihr Freund anwesend sein, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie sich oft in meiner Anwesenheit sehr wohlgefühlt hat.“ „Damit weicht sie vom Verhalten anderer biologischer Lebensformen ab.“, stellte Novus von hinten fest. „Normalerweise dürfte sie sich doch in der Nähe anderer Organischer viel eher wohlfühlen.“ „Nun.“, sagte Cupernica. „Wenn man ihre Vergangenheit betrachtet, dann ist ihr Verhalten keineswegs unlogisch. Sie musste leider die Erfahrung machen, dass Organische oft Dinge von ihr erwartet haben, denen sie nicht gerecht werden konnte. Die Enttäuschung hat man Scott dann oft ungefiltert spüren lassen. Sie weiß, dass wir keine echten Gefühle empfinden können, auch wenn unsere Emotionsprogramme dies anderen suggerieren. Aber die Verhaltensweisen, die uns hier eingegeben sind, könnten theoretisch jederzeit geändert werden.“ „Das ist korrekt.“, sagte Novus. „Und sie weiß das. Sie wird niemals auf die Illusion hereinfallen, dass wir Gefühle haben. Dazu ist sie zu intelligent. Jetzt verstehe ich aber auch, warum sie sich bei uns so wohlfühlt. Wir verurteilen sie nicht für ihre Gefühle, was ein Vulkanier, der ja auch die seinen unterdrückt, wahrscheinlich tun würde. Davor dürfte sie Angst haben. Angst, die sie bei uns aber nicht haben muss.“ Seine Eltern nickten beide synchron.

Die Schlange aus Fahrzeugen hatte sich die Abfahrt nach Washington heruntergequält und war jetzt bereits vor der Auffahrt zum Kapitol. Hier hielt Data den Jeep vorschriftsmäßig vor der Schranke an und alle drei zeigten ihre Ausweise vor. Der Mann, dem sie diese zeigten, war ein großer muskulöser Terraner von ca. 190 cm Größe. Er trug eine graue Lederjacke und darunter eine schusssichere Weste, die jede Art von Energie ableiten und so dafür sorgen konnte, dass sein Körper darunter unversehrt blieb. Außerdem trug er eine blaue Jeans und rote Stiefel. Er hatte kurze rötliche Haare und war glattrasiert. Es handelte sich um Laurence Barnaby, den Chefleibwächter Nuguras. Aufgrund der sich doch jetzt sehr veränderten Situation hatte er sich spontan bereiterklärt, beim Einweisen der vielen Fahrzeuge zu helfen. Sie waren zwar alle offiziell angemeldet, aber es war doch eine ganz schöne Menge, mit der keiner gerechnet hatte, die jetzt untergebracht werden musste. Nugura und ihr Amtskollege George Jones hatten die Situation vom Fenster des Hauptbüros aus beobachtet und Nugura hatte entschieden, Jones einen Teil ihres Personals sozusagen zu leihen, um dieses Problem zu lösen. Von ihr persönlich war Barnaby also noch in seiner Freiwilligkeit bestätigt worden. Sie fühlte sich wohl so sicher, dass sie seines Schutzes ihrer eigenen Meinung nach im Moment nicht bedurfte.

Der Leibwächter warf Data einen fragenden Blick zu. „Commander Data und Scientist Cupernica mit Sohn Novus.”, identifizierte er seine Familie. Laurence warf einen Blick auf eine Liste, die sich in einem Pad befand. Dann murmelte er: „Ach Sie sind das.“, um dann laut und deutlich zu sagen: „Passieren Sie! Ihr Parkplatz befindet sich in Reihe C Platz 44!“ „Danke.“, sagte Data und setzte das Fahrzeug wieder in Bewegung. Es würde ihm nicht schwerfallen, den angewiesenen Platz zu finden, denn die Parkplätze auf einer Wiese waren gut ausgeschildert und durch Leuchtbojen markiert, die ins Gras gesteckt waren.

Novus hatte seinen internen Transceiver auf die Frequenz seiner Mutter eingestellt und ihr in F-14-Code gesendet: Mutter, der Mann hat ein Lasso in der Tasche, in das Fäden eingearbeitet sind, die offensichtlich vorher mit Rosannium getränkt wurden. Das finde ich sehr ungewöhnlich. Warum sollte er so etwas tun?

Cupernica drehte sich mit ernstem Gesicht zu ihrem Sohn um und sagte langsam und deutlich, so dass es alle im Fahrzeug hören konnten: „Ich habe dir schon oft gesagt, Novus, dass du keinen Organischen ohne dessen Einverständnis scannen darfst! Außer in einer für ihn oder andere gefährlichen Situation, wenn es also dazu dient, Hilfe zu leisten. Sonst fühlen sie sich in ihrer Intimsphäre verletzt! Das ist ein Umstand, auf den wir Rücksicht nehmen müssen, wenn wir weiterhin in ihrer Gesellschaft leben wollen!“ „Aber die Menge an Rosannium könnte selbst für Logar oder Dill eine tödliche Dosis darstellen.“, erwiderte Novus jetzt auch laut. „Das ist doch wohl eine Gefahrensituation.“ „Mag sein.“, sagte Cupernica. „Aber es muss ja nicht bedeuten, dass er es auch einsetzt. Dass er so etwas bei sich hat, ist außerdem nicht so ungewöhnlich. Schließlich ist er der Chefleibwächter der Präsidentin der Föderation und muss sie, wenn es darauf ankommt, auch vor einem eventuellen Anschlag von Sytania schützen können. Ich gebe zu, das Aussehen der Waffe ist ungewöhnlich, aber ich denke, auch dafür wird es eine Erklärung geben!“ Novus erwiderte darauf zunächst nichts weiter. Er wusste, dass es eventuell notwendig werden konnte, sich bei Mr. Barnaby zu entschuldigen. Falls er ihn sehen würde, würde er dies auch tun. Er ahnte ja noch nicht, wie wichtig diese Informationen noch werden würden. Data und Cupernica ahnten dies aber auch noch nicht. Sie hatten nicht den blassesten Schimmer davon, dass die Information, die sie soeben von ihrem Sohn bekommen hatten, noch einmal über Leben und Tot entscheiden würde.

Ich hatte mich mit der Zeremonie vertraut gemacht, danach in meinem Quartier meine Galauniform angelegt, genau wie Shimar die seine, die wir allerdings in Ermangelung des Originals replizieren mussten und dann waren Scotty, Shimar und ich zum Transporterraum gegangen, nachdem mich Kissara auf meinem Handsprechgerät verständigt hatte, um mir zu sagen, dass auch wir die Erde erreicht hatten. Neben uns in der Umlaufbahn lag aber außer der Raumjacht der Präsidentin auch noch die Electronica, was an sich nichts Ungewöhnliches war, da das Flaggschiff der Sternenflotte bei solchen Anlässen immer anwesend war. Auch das hatte mir mein Commander mitgeteilt. Ich freute mich auch schon darauf, Commander Time und seine Crew wiederzusehen. Schließlich hatten wir auch schon so einiges zusammen erlebt.

Auf dem Korridor vor dem Transporterraum begegneten wir tatsächlich Kissara, die offensichtlich auch noch nicht zur Erde gebeamt war. „Was tun Sie denn noch hier, Commander?“, fragte ich erstaunt. „Ich wollte es mir nicht nehmen lassen, Sie persönlich zu begleiten, Betsy.“, sagte Kissara.

Wir betraten gemeinsam den Raum. Hier saß Jannings an der Konsole und sah uns fragend an, während wir die Plattform betraten. „Da unten ist ziemlich was los, Commander.“, wandte er sich Kissara zu. „Ich sehe eine Menge Fahrzeuge und eine Menge Leute. Könnte voll werden.“ „Das macht nichts, Mr. Jannings.“, gab Kissara zurück. Wir werden schon ein Plätzchen finden. Schließlich haben wir den Ehrengast dabei.“ „Genau, Kollege!“, pflichtete ihr Scotty schmissig bei. „Da mach dir mal keine Sorgen. Is’ ja nich’ so, dass wir für die Granger, das dicke Mädchen, auch noch ’n Parkplatz finden müssten. Die kann ja Gott sei Dank hübsch hier oben bleiben!“

Ich fasste Shimars Arm, an dem ich ging, fester. „Wovor hast du Angst, Kleines?“, flüsterte er mir beruhigend zu. „Scotty und Jannings werden sich gleich schlagen!“, sagte ich mit angsterfüllter Stimme, denn ich hatte mich gerade an eine Situation erinnert, die wir im Geschichtsunterricht durchgenommen hatten. Zwei Klingonen hatten in einer Bar auf einer Raumstation ordentlich über Captain Kirk hergezogen. Scotty hatte ein anderes Besatzungsmitglied ermahnt, die Ruhe zu bewahren. Erst als die Klingonen die Enterprise selbst als Schrotthaufen und Müll bezeichneten, war er selbst tätlich gegenüber ihnen geworden, denn sie hatten ihn wohl in seiner Ehre als Ingenieur getroffen.

Der Telepath an meiner Seite hatte beschlossen, jetzt doch etwas zu tun, das er eigentlich nicht durfte. Kurz scannte er Scotty und Jannings, um dann festzustellen: „Aber nein. Guck mal. Sie sind beide ganz ruhig.“ „Uff!“, machte ich erleichtert. „Und ich dachte schon!“

Scotty war aufmerksam geworden. „Was hat sie denn, Shimar?“, wandte er sich seinem Kumpel zu. „Sie hatte Angst, dass sich Jannings und du gleich prügeln.“, sagte mein Freund. „Sie meinte wohl, wegen der Sache mit dem dicken Mädchen könnte er dich …“ „Ach was.“, lachte Scotty und wandte sich mir zu: „Pass mal auf, Darling. George Jannings ist Engländer. Die sind viel zurückhaltender als wir temperamentvollen Schotten. Er würde sich nie in Gegenwart von Damen wegen so etwas schlagen, allein um zu zeigen, wie zivilisiert er is’. Bei mir und den Klingonen damals war die Situation ganz anders. Siehst du? Es passiert nichts.“

Tatsächlich hatte Jannings kühl dagesessen und Scottys Spruch anscheinend ignoriert. Er wandte sich nur an Kissara: „Kann es losgehen, Commander?“ Diese ließ ihren Blick schweifen und stellte fest, dass alle anwesend waren. Dann befahl sie in seine Richtung: „Aktivieren, Techniker!“

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