„Was ist los, Hamarud?”, fragte er besorgt, „Du machst ja ein Gesicht, als würde in jedem Augenblick der Himmel über unseren Köpfen einstürzen.” Der Manda mit den lockigen Haaren rang nach Atem. „Ich muss unbedingt mit deiner Familie sprechen, Beleš.”, antwortete Hamarud, „Seit dem wir hier alle zusammengetroffen sind, suche ich nach meiner Mutter und meiner Schwester. Ich kann sie einfach nicht finden.” Der Dorfschmied legte seinen starken Arm um die Schulter von Hamarud. „Komm und setzt dich zu uns.”, sagte er beruhigend, „Ich bin mir sicher, dass sich das schnell klären lässt, wenn wir Talāna fragen.” Dōlads Frau stand auf und trat auf Hamarud Tingal zu, den sie nach einigen Momenten wiedererkannte. Talānas Gesicht verfinsterte sich, als sie seine sorgenvolle Miene sah. „Ich nehme an, dass du nach deiner Mutter und Schwester suchst.”, sagte sie düster, nachdem sie Hamarud begrüßt hatte. Naruls Sohn bejahte. Mitfühlend sah sie ihn an. „Ich fürchte, dass ich dir keine gute Nachricht bringen kann.”, sagte sie unheilvoll, „Deine Mutter war eine sehr tapfere Kriegerin, Hamarud. Dilana hat gegen die Kando gekämpft bis zu ihren letzten Atemzug, als sie mit den anderen Frauen zusammen unser Dorf verteidigte. Auch die Unterstützung der Xendavu konnte nicht verhindern, dass die meisten der restlichen Einwohner aus Mandušolva bei dem Überfall der Kando fielen. Sie starb durch das Schwert von Pasinko Tushambruk, der die Kando bei dem Überfall anführte.” Talāna machte eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr. „Bevor Dilana starb, bat sie mich um einen Gefallen, den ich für sie tun sollte.”, fuhr Dōlads Frau fort, „Solange du noch nicht aus der Schlacht zurück bist, sollte ich mich um deine kleine Schwester Damala kümmern und, wenn du wieder da bist, sie dann zu dir bringen, damit du dich weiter um Damala kümmern kannst.” „Und wo ist meine Schwester jetzt?”, erkundigte sich Hamarud, „Ich habe sie ebenfalls im gesamten Lager nicht finden können.” Talāna seufzte schwer. „Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.”, antwortete sie niedergeschlagen, „Leider habe ich sie aus den Augen verloren. Als die Kando unser Dorf überfielen, verschwand sie eine kurze Zeit später. Niemand weiß, wo sie abgeblieben ist. Auch deine Mutter konnte sie nicht finden, nachdem sie ihr Verschwinden bemerkt hatte. Das letzte Mal sah ich sie, als Pasinko deine Mutter vor ihren Augen tötete. Damala rannte weinend davon. Nachdem sich die Kando wieder aus dem brennenden Dorf zurückgezogen hatten, suchte ich sie. Aber ich konnte Damala nirgends finden. Später berichtete mir jemand, dass man gesehen hätte, wie ein kleines blondes Mädchen in ihrem Alter in ein brennendes Haus flüchtete, das kurz darauf einstürzte. Mehr weiß ich auch nicht.” Als Talāna mit ihrem Bericht fertig war, sah sie Hamarud an. „Es tut mir so Leid.”, fügte sie noch hinzu, als der Sohn von Narul und Dilana sich kurz darauf umdrehte und in der Dunkelheit verschwand. Talāna wollte hinter ihn herlaufen, doch der hünenhafte Dorfschmied hielt seine Frau zurück. „Wo will er denn hin?”, wollte sie wissen und sah Beleš fragend an. „So, wie ich Hamarud kenne, wird er sich sofort auf dem Weg nach Mandušolva machen, um nach seiner Schwester zu suchen. Wahrscheinlich kann er sich nicht vorstellen, dass sie ebenfalls tot ist.”, antwortete der Schmied ernst und griff nach seinen Waffen, die er sich sorgfältig anlegte, „Und ich werde ihn begleiten.” Wortlos sah Talāna ihrem Mann in der Dunkelheit verschwinden.....