Lundana Marandi - Das Mädchen vom Strand

von aroessler2003
Zusammenfassung:

Tim Donovan ist ein begeisterter Science-Fiction-Fan, der davon überzeugt ist, dass es intelligentes Leben im All gibt. Niemand aus seiner Familie glaubt daran, dass es Aliens gibt und nehmen hin und wieder Tim wegen seiner Einstellung sehr gern auf den Arm. Nach einer sehr heftigen Gewitternacht finden Tim und seine drei Geschwister am Strand eine reglose Gestalt. Zu Hause stellt Tim zusammen mit seinen Eltern und Geschwistern fest, dass diese ohnmächtige Frau seltsame körperliche Merkmale aufweist…..


Kategorien: Eigene Stories Charaktere: Keine
Genres: Science Fiction
Herausforderung: Keine
Serie: Die Arimus-Missionen
Kapitel: 4 Fertiggestellt: Ja Wörter: 18422 Aufgerufen: 15664 Veröffentlicht: 02.05.09 Aktualisiert: 02.05.09
Hinweise zur Geschichte:

Anthologie zur Science-Fiction-Fantasy-Mini-Serie "Die Arimus-Missionen"

 

1. Entdeckung nach einer Gewitternacht von aroessler2003

2. Männer in Schwarz von aroessler2003

3. Lundanas Entdeckung von aroessler2003

4. Anmerkungen und Erklärungen zu "Lundana Marandi - Das Mädchen vom Strand" von aroessler2003

Entdeckung nach einer Gewitternacht

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

Wie am jeden Tag saß Tim Donovan zu Hause an seinen PC und suchte im Internet nach allen möglichen Informationen für seine Arbeit, die er innerhalb des kommenden Monats bei seiner Lehrerin in der Schule abgeben sollte. Für den Jugendlichen war das von Miss Taylor gestellte Thema über die Entwicklung der kanadischen Gesellschaft in den letzten dreißig Jahren nicht besonders interessant und deshalb hatte er nur wenig Lust dazu. Lieber hätte er etwas zum Thema Musik, Sport oder auch Astronomie gemacht, was ihm wesentlich mehr lag, aber dies hatte die Lehrerin zum Leidwesen fast aller Jungs in der Klasse kategorisch abgelehnt. Müde und mit ein wenig Rückenschmerzen lehnte er sich zurück und reckte sich dabei. Erschrocken zuckte er zusammen, als sein älterer Bruder Mike fast lautlos das Zimmer betrat…..

Er warf einen neugierigen Blick auf den Bildschirm. „Na, was machst du Schönes am Computer?”, wollte Mike wissen und betrachtete weiterhin den Monitor, „Sieht irgendwie nach Schule aus.” Tim nickte. „Stimmt, Brüderchen, das ist was für die Arbeit, die ich demnächst abgeben muss. Aber großen Bock, die Arbeit zu schreiben, habe ich nicht gerade.”, antwortete der Schwarzhaarige grinsend, „Ziemlich langweiliger Kram, wenn du mich fragst.” Der Zweiundzwanzigjährige nickte ernst. „Das glaube ich dir gern.”, antwortete er. Tims Grinsen wurde etwas breiter. „Tut mir Leid, dass du mich nicht bei etwas ganz Unanständigem erwischt hast.”, sagte er belustigt. Der Blonde lachte und klopfte mit der flachen Hand auf Tims Rücken. „Ja, das ist schade.”, erwiderte Mike, „Aber vielleicht klappt’s ja beim nächsten Mal.” „Ja, vielleicht.”, sagte Tim, „Wenn du Glück hast.” Mike beugte sich weiter zum Bildschirm hinunter. „Wenn du willst, helfe ich dir dabei und du bist den ganzen Rotz auf einen Schlag los.”, schlug der Blonde seinen neunzehnjährigen Bruder vor, „Ich hatte damals ein ähnliches Thema gehabt.” Tim nahm das Angebot seines Bruder dankbar an und wenige Momente später saßen beide am PC…..

Nachdem sie mit der gestellten Aufgabe von Miss Taylor fertig waren, gingen die zwei Brüder an den Strand, der nur wenige hundert Meter vom Elternhaus entfernt war. Der Himmel war an diesen Tag nicht mehr so klar, wie an den letzten Tagen. Auch die Wärme war etwas weniger geworden. Aber das hielt weder Tim noch Mike ab ans Wasser zu gehen. Solange sich die beiden Jugendlichen erinnern konnten, hatten sie schon immer in der Nähe des Strandes gewohnt. Sie wohnten weit genug von Vancouver entfernt. Ein kleiner Weg führte von der viel befahrenen Bundesstraße ab durch ein kleines Wäldchen zum Haus der Donovans. Hinter dem Haus lag ein weiterer Teil des Wäldchens, durch den ein schmaler Weg zum Strand hinunterführte. Am Strand angekommen machten die beiden ihren obligatorischen Wettlauf zum Wasser…..

Fast zur gleichen Zeit erreichten beide das kühle Nass. Tim musste seinen großen Bruder festhalten, damit dieser nicht hinfiel, nachdem er Mike fast umgerannt hatte. Lachend standen sie da und blickten aufs Meer hinaus. Sie sahen verschiedene Boote und Schiffe, die in weiter Entfernung durch das Wasser fuhren. Etwas außer Atem ließen sich die beiden Brüder am Strand nieder. „Gestern war es etwas kühler und windiger.”, meinte Tim, als er seinen Blick abermals übers Meer wandern ließ. „Ja, stimmt.”, antwortete Mike ein wenig nachdenklich. Der Neunzehnjährige bemerkte die Veränderung im Klang von Mikes Stimme. „He, Mann, was ist auf einmal los mit dir?”, wollte Tim wissen, „Warum ist deine Stimmung mit einem Mal im Keller?” Der Zweiundzwanzigjährige schwieg einen Augenblick lang. „Ach, Tim.”, seufzte er und legte seine beiden Arme um die angewinkelten Beine, „Ich weiß auch nicht.” „Ach, komm schon.”, meinte Tim auffordernd, „Du kannst es mir ruhig erzählen.” Der Blonde seufzte erneut. „Muss du wieder an sie denken?”, fragte der Schwarzhaarige. Mike nickte. „Ja, ich vermisse Alicia immer noch.”, gestand der Zweiundzwanzigjährige, „Obwohl das schon über ein Jahr her ist.” Tim legte seine Stirn in Falten. „Au weia!”, meinte er mitfühlend, „Du bist immer noch mächtig verknallt in sie. Hab ich Recht?” Mike nickte nur und blickte weiter auf das Meer hinaus. „Aber es war nicht deine Schuld. Sie war diejenige, die wegging. Alicia hat dich verlassen, nicht du sie. Sie wollte unbedingt nach Montreal, um dort zu studieren.”, fuhr Tim fort, „Es war ihre Entscheidung, nach Ontario zu gehen.” Mike nickte wieder. „Ja, ich weiß.”, antwortete er und stand auf, „Das sage ich mir auch immer wieder, aber es ändert nichts daran, dass ich sie nach wie vor vermisse.” Tim, der inzwischen ebenfalls aufgestanden war, klopfte sich den Sand von der Hose. „Du solltest sie so langsam mal vergessen, finde ich.”, sagte der Neunzehnjährige, „Es gibt doch andere Mädchen, oder? Du solltest mal wieder mit einem anderen Mädchen ausgehen.” Aufmunternd lächelte er seinem älteren Bruder zu. „Ja, vielleicht sollte ich das.”, antwortete Mike nachdenklich, „Zumindest ganz unverbindlich.” „Na also!”, sagte der Schwarzhaarige zufriedener, „Das hört sich schon besser an.” Mike begann zu grinsen. Auf dem Heimweg wechselte Tim das Thema und erzählte seinen Bruder von dem neuen Astronomie-Buch und dem dazugehörigen Computerprogramm, dass er sich am Vortag gekauft hatte…..

Mike schüttelte amüsiert den Kopf, als er am späten Abend das Zimmer seines Bruders betrat. „Sag bloß, du suchst immer noch das Universum nach Aliens ab.”, feixte er, „Wenn ja, dann wirst du sehr lange suchen müssen, denn die gibt es nicht. Das weißt du ja wohl, oder?” Tim wandte sich zu den Zweiundzwanzigjährigen um. „Wer sagt denn, dass es keine Aliens gibt?”, fragte der Schwarzhaarige, „Nur weil wir noch keine gesehen haben, heißt es noch lange nicht, dass es keine gibt.” Der blonde Jugendliche setzte sich auf einen Stuhl, der am Schreibtisch stand. „Nur weil Mom und Dad es sagen, bedeutet das nicht, das es stimmt.”, fuhr Tim fort, „Außerdem gibt es im Weltall noch mehr zu bestaunen. Sieh dir mal zum Beispiel diese Bilder von den ganzen Planeten aus unserem Sonnensystem an. Die sind doch echt geil, findest du nicht auch?” Mike stand auf und trat zu seinen Bruder an den Bildschirm, auf dem deutlich der Saturn mit seinen Ringen zu sehen war. Mike nickte. „Stimmt, das sieht wirklich fantastisch aus.”, erwiderte er, „Aber dort gibt es kein Leben, Brüderchen.” „Stimmt. Das weiß ich auch.”, antwortete Tim, „Aber die Menschheit hat doch gerade erst mit der Raumfahrt begonnen. Natürlich wird es noch lange dauern, bis die auf anderen Planeten Leben gefunden haben.” Inzwischen war auch Molly ins Zimmer gekommen und hatte die Unterhaltung ihrer beiden Brüder schweigend mitverfolgt. „Mike hat Recht. Es gibt keine Aliens, Tim. Du solltest mal so langsam wieder von deinem Science-Fiction-Trip herunterkommen.”, warf sie kichernd ein, „Sonst kriegst du noch so spitze Ohren wie Mr. Spock.” Der Schwarzhaarige verzog das Gesicht. „Typisch Molly.”, gab er leicht verstimmt zurück, „Du stehst ja wieder auf Mikes Seite.” Das braunhaarige Mädchen wurde wieder ernst. „Muss ich doch auch, wenn er Recht hat.”, verteidigte sie sich, „Astronomie und Raumfahrt sind eine feine Sache, aber sie bringen uns doch nichts ein. Der ganze Kram kostet doch nur für das, dass es uns im Alltag keinen Nutzen bringt.” Der Blonde wandte sich zu seiner Schwester um. „Das stimmt nun auch wieder nicht ganz.”, begann er, „Die Raumfahrt bringt uns schon was.” „Ach ja?”, schnitt ihm die Siebzehnjährige das Wort ab, „Was hat uns das denn bisher eingebracht, außer dass es bei den Flügen immer wieder Unglücke gab und dabei Menschen umkamen?” Mike kratzte sich am Hinterkopf. „Denk doch mal an die Wettervorhersage oder auch an die Umweltzerstörung.”, erklärte der Blonde, „Nur durch die Satelliten im Orbit wurde das doch erst richtig deutlich, wie weit wir Menschen bereits unsere Umwelt ruiniert haben.” Molly gab einen abfälligen Laut von sich. „Wettervorhersage! Umweltzerstörung!”, sagte sie, „Dafür brauchen wir keine Satelliten!” Die beiden Brüder sahen sich erstaunt an, während die Siebzehnjährige fortfuhr. „Was das Wetter anbelangt, braucht man doch nur die Tiere und Pflanzen zu beobachten. Dann weiß man, wie kalt der nächste Winter wird.”, erklärte sie entschieden, „Und was die zerstörte Umwelt betrifft, braucht man doch nur die verschmutzte Luft in der Stadt mit der sauberen Luft in der Natur vergleichen. Warum gibt es heutzutage so viele Allergien? Um das zu wissen, brauchen wir keine Raumfahrt.” Tim ließ laut die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Du weichst vom Thema ab, Schwesterchen.”, sagte Mike, „Wir sprechen über Aliens, von denen Tim glaubt, dass es sie gibt, nicht über Umweltschutz oder sonst etwas.” Molly setzte sich auf Tims Bett und fuhr mit ihren Händen kurz durch ihre langen Haare. „Das habe ich doch schon gesagt.”, antwortete sie mit etwas Nachdruck in ihrer Stimme, „Es gibt keine Aliens und damit basta! Wenn du unbedingt welche sehen willst, dann geh ins Kino und sieh dir irgendwelche Science-Fiction-Filme an. Dann hast du deine Aliens.” Tim und Mike begannen zu grinsen, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Schwester sahen. „Meinst du, dass du deinen Bruder jetzt bekehrt hast?”, lachte der Blonde, „Ich glaube nicht, dass du damit Erfolg hattest.” Auch Molly fing an zu lachen und ließ sich dabei rücklings auf Tims Bett fallen. „Ich bleibe dabei.”, insistierte der Schwarzhaarige, „Ob ihr das glaubt oder nicht: Wir sind nicht die einzige intelligente Lebensform im Universum.”

Nach einigen Tagen zog am frühen Abend ein schweres Gewitter auf. Die Luft war sehr schwül geworden und der Wind wurde stärker. Blitze zuckten über das Firmament und der Donner ließ die Scheiben leicht erzittern. Nachdem Paul das Garagentor heruntergezogen hatte, warf er noch mal einen prüfenden Blick auf die Garage. Der Wind spielte mit seinen wenigen Haaren. Der Familienvater war froh, dass er dieses Mal nicht solange in der Firma bleiben musste. Es begann zu regnen. Schnell schloss er noch das Gartentor bevor Paul mit der Arbeitstasche unter dem Arm ins Haus ging.

In der Küche saßen die Donovans beim Abendessen als der Vater hereinkam. „Hallo, Darling.”, begrüßte Brenda Donovan ihren Mann, „Wie war dein Tag heute? Du siehst müde aus.” Paul nahm am gedeckten Tisch Platz. Der Tisch knarrte kaum hörbar, als er sich dabei leicht mit beiden Händen ein wenig darauf abstützte. „Danke, Schatz.”, antwortete er, nachdem er auch seine Kinder begrüßt hatte, „Der Tag war anstrengend im Büro und ich bin auch ziemlich müde. Die Verhandlungen mit den Leuten von der Brixon-Company waren sehr hart. Ich hätte nicht gedacht, dass Brian Hudson so hartnäckig sein kann.” Paul rang sich ein müdes Lächeln ab. „Und waren eure Verhandlungen vom Erfolg gekrönt, Daddy?”, fragte Molly. „Das weiß ich noch nicht genau.”, antwortete der Vierundvierzigjährige, „Das wird erst Morgen geklärt werden, da Mr. Brixon Senior letztendlich sein Okay wegen der neu ausgehandelten Verträge geben muss. Aber das dürfte nur noch eine reine Formsache sein.” „Und was springt für dich dabei raus, Dad?”, wollte Mike wissen, „Wirst du dann befördert werden und mehr verdienen?” Paul sah seinen älteren Sohn kurz an. Als der Zweiundzwanzigjährige sah, wie ein verschmitztes Lächeln die Lippen seines Vaters umspielten, musste er ebenfalls grinsen. „Ist nicht wahr, Dad.”, sagte Tim, der es ebenfalls sah, „Du kriegst mehr Moneten?” „Ja, Kinder, es ist wahr!”, platzte es freudig aus Paul heraus, „Mr. Turner sagte es mir gleich, nachdem die Verhandlungen abgeschlossen und die Verträge standen. Ich werde befördert und werde dann mehr verdienen.” Brenda stand auf und ging zum Kühlschrank. Wenig später hielt sie eine Flasche Sekt in ihren Händen und holte Gläser aus dem Schrank. „Na, wenn das mal kein Grund zum Feiern ist.”, strahlte sie und sah dabei stolz den Vierundvierzigjährigen Familienvater an, „Also, machst du die Flasche auf, Paul?” Sofort nahm er den Sekt behutsam in seine Hände und ließ den Korken laut aus der Flasche springen…..

Erschrocken fuhr Tim mitten in der Nacht aus dem Schlaf. Der mächtige Donner hatte ihn geweckt. Müde schwang er sich aus seinem Bett und trat ans Fenster. Das Unwetter tobte draußen immer noch. Blitze erhellten den Himmel immer wieder, worauf der mächtige Donner fast jedes Mal die Fensterscheiben erzittern ließ. Der Neunzehnjährige wurde das Gefühl nicht los, dass da draußen irgendetwas passiert war, aber er konnte durch das Fenster nichts erkennen. „Hast du dich auch so verjagt?”, fragte Molly flüsternd, die fast lautlos ins Zimmer kam, „Das war ja ein mächtiger Rumms gewesen.” Tim wandte sich zu ihr um. „Ja, der Knall hat mich auch aus dem Schlaf geholt.”, sagte der Schwarzhaarige müde, „Das hörte sich so an, als ob da irgendwo der Blitz eingeschlagen wäre.” Dicht neben ihren Bruder blieb die Braunhaarige stehen. Tim konnte seine Schwester in der Dunkelheit nur schemenhaft erkennen. Deutlich zeichnete sich ihre Figur durch ihren Schlafanzug ab, der sich eng um ihren Körper schmiegte. Ihre langen Haare hatte sie nach hinten über ihre Schultern gelegt, damit sie sie nicht im Gesicht störten. „Habt ihr den Knall auch gehört?”, wollte Karen wissen, die nun ebenfalls in Tims Zimmer schlich, „Ich hab mich jedenfalls tierisch erschreckt. Hoffentlich ist der Blitz nicht irgendwo eingeschlagen.” Die Fünfzehnjährige trug ein dünnes Nachthemd, das leise raschelte, als sie näher kam. Molly wandte sich zu ihr um. „Schlafen die anderen noch oder sind die auch aufgewacht?”, erkundigte sich die Braunhaarige. Karen warf einen kurzen Blick zur offen stehenden Zimmertür und lauschte. „Nö, ich glaube nicht, dass die was gehört haben. Mom, Dad und Mike schlafen anscheinend.”, antwortete sie und gähnte herzhaft. Alle drei blicken durch das Fenster in die Dunkelheit, die immer wieder von Blitzen erhellt wurde. Mehrmals zuckten die beiden Mädchen zusammen, wenn einer der Blitze besonders deutlich sichtbar wurde und ihm der Donner folgte. Karen trat näher an Molly heran. Instinktiv legte die Siebzehnjährige ihren Arm um die Schultern der Fünfzehnjährigen. „Ich mag keine Gewitter.”, sagte sie müde, „Die sind, für mich, immer so unheimlich. Manchmal habe ich sogar etwas Angst.” Molly drückte sie etwas stärker an sich. „Du brauchst aber keine Angst zu haben, Kleines.”, sagte sie tröstend, „Wir sind doch alle bei dir.” „Ich weiß, dass das Mumpitz ist und ich deswegen noch keine Angst zu haben brauche.”, erwiderte sie, „Aber manchmal sind die Unwetter schon etwas heftig.” Erneut zuckte ein mächtiger Blitz über das Firmament. Tim hatte den Eindruck, dass der Blitz im Wald verschwand. Wenig später krachte es bereits und die Scheibe erzitterte wieder. „Boah, der war ja heftig!”, rief er begeistert, „Das sah ja fast so aus, als hätte der Blitz etwas im Wald getroffen.” Nach einer halben Stunde verließen die Mädchen zusammen wieder Tims Zimmer. Kurz danach war Tim wieder ins Bett gegangen und rasch eingeschlafen. Aber draußen tobte das Gewitter weiter…..

Am nächsten Tag gingen Tim, Mike, Molly und Karen zusammen an den Strand. Die Sonne schien und der Himmel war wieder fast wolkenlos. Plötzlich blieb die Fünfzehnjährige stehen und ging in die Hocke. Sie begann im Sand zu wühlen. „Seht mal, was ich gefunden habe!”, rief sie den anderen zu, „Hier ist was im Sand.” Neugierig kamen die anderen Drei näher. Sofort half Mike seiner Schwester das auszugraben, was Karen im Sand entdeckt hatte. „Was ist das?”, wollte Molly wissen, „Sieht aus wie ein Rohr aus Stein oder sowas.” „Nein, das stimmt nicht ganz. Das ist ein Fulgurit, also eine Varietät von Lechatelierit.”, erklärte Tim, „Da ist letzte Nacht der Blitz eingeschlagen. Dabei wird der Sand so heiß, dass er schmilzt und wenn er wieder abkühlt, entstehen solche röhrenförmigen Gebilde aus Quarzglas, die dann die Form des Blitzes haben, der hier einschlug. Das so entstandene Quarzglas nennt man auch amorphes Siliziumdioxid. Deshalb werden die Fulgurite häufig auch Blitzröhre genannt.” „Wie heiß ist denn eigentlich so ein Blitz?”, fragte Molly, die mit ihren Geschwistern den ausgegrabenen Fulguriten staunend betrachtete. „Na ja, Blitze können bis zu dreißigtausend Grad heiß werden und das ist immerhin bis zu sechsmal heißer als die Sonnenoberfläche.”, erläuterte der Dunkelhaarige. „Und woher kommt die komische Bezeichnung dafür?”, wollte Karen von dem Neunzehnjährigen wissen. „Der Begriff Fulgurit wurde aus dem Lateinischen abgeleitet.”, erklärte Tim weiter, „Blitz heißt auf Lateinisch Fulgur. Daher kommt die Bezeichnung.” Mike klopfte seinen Bruder anerkennend auf die Schultern, nachdem er das erstarrte Röhrchen an Karen weitergegeben hatte. „Tja, Brüderchen.”, sagte er grinsend, „Und das machen keine Aliens. So etwas macht nur Mutter Natur.” Die Mädchen begannen zu lachen. „Ja, ja, macht euch nur lustig über mich.”, antwortete Tim mit ausdrucksloser Miene, „Eines Tages werdet ihr schon sehen, wer von uns Recht hat.” Molly fuhr mit ihrer flachen Hand durch die schwarzen Haare ihres Bruders, der vergeblich versuchte, die Hand seiner Schwester abzuwehren. „Ach, Brüderchen, wir machen doch nur Spaß.”, sagte sie kichernd, „Das weiß du doch.” Karen fuhr tastend mit ihrer Hand über das Gebilde. „Fühlt sich irgendwie komisch an.”, meinte sie nachdenklich, „Es ist nicht ganz glatt, aber auch nicht sehr rau.” „Vielleicht sollten wir das mitnehmen und es Mom und Dad zeigen.”, schlug Mike vor, während sie weiter am Wasser entlang gingen, „Die haben bestimmt auch noch nie einen Fulguriten gesehen. Mal sehen, was sie dazu sagen würden.” Die anderen waren sofort einverstanden. Wenig später erreichten sie einen großen Felsen, der zum Teil aus dem Wasser ragte und damit wie ein natürlicher Wellenbrecher fungierte. Sofort versuchte Molly auf den Felsen zu klettern. Oben blieb sie wie angewurzelt stehen, sah fassungslos runter und zeigte mit einem Finger auf die andere Seite des Felsens. „Da unten!”, rief sie aufgeregt, „Da liegt jemand am Wasser!” Kaum hatte sie das gesagt, kletterte sie auf der anderen Seite wieder herunter und begann auf die am Boden liegende Gestalt zuzurennen. Die anderen folgten ihr so schnell sie konnten und nach wenigen Sekunden hatten sie Molly eingeholt, die gerade in die Hocke ging, um den am Wasser liegenden Menschen genauer anzusehen…..

Mike und Molly drehten die bewusstlose Frau auf den Rücken. Ihre Kleidung, die sie trug, erinnerten die Donovan-Kinder an eine Art Militäruniform. Sofort tastete der Blonde nach dem Puls und kontrollierte den Atem der bewusstlosen Frau. Ihr Handgelenk fühlte sich sehr warm an. Mike verharrte einen Augenblick, als er erkannte, dass ihre Finger alle ein Glied mehr hatten im Gegensatz zu ihren eigenen Händen. „Was ist?”, wollte Tim wissen, der sich ebenfalls über die junge Frau gebückt hatte. Der Zweiundzwanzigjährige deutete, ohne ein Wort zu sagen, auf die Hände der Fremden. Vorsichtig nahm Molly derweil die schwarzen Haare, die im Sonnenlicht leicht bläulich schimmerten, aus dem Gesicht der Unbekannten. „Ist sie tot?”, fragte Karen unsicher. „Nein, sie lebt.”, antwortete der Zweiundzwanzigjährige beruhigend, „Jedenfalls kann ich ihren Puls deutlich fühlen und ihr Atem geht auch regelmäßig. Aber sie scheint Fieber zu haben. Zumindest fühlt sie sich sehr heiß an.” „Dann lasst sie uns sofort nach Hause oder zu einen Arzt bringen.”, schlug Molly vor, „Sie braucht jedenfalls dringend Hilfe.” Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, trugen Tim und Mike die Bewusstlose nach Hause…..

Vorsichtig wusch Brenda der bewusstlosen Unbekannten mit einem kalten Waschlappen das etwas blasse Gesicht ab, die auf dem Bett im Gästezimmer lag. Immer wieder tunkte sie den Lappen in das Wasser und wrung ihn aus, bevor sie ihn wieder auf die Stirn der Fremden legte. Wenig später hielt sie das piepsende Thermometer, das Brenda ihr unter den Arm gesteckt hatte, in ihrer Hand und las die Temperatur. Erschrocken blickte sie ihre Kinder an. Das Thermometer zeigte einundvierzig Grad an. „Was ist?”, fragen die Jugendlichen unisono. „Sie hat hohes Fieber.”, sagte sie besorgt, „Wir müssen irgendwie die Temperatur senken.” Karen ging sofort ins Bad und bereitete kalte Umschläge vor, währenddessen Brenda mit Molly zusammen die junge Frau behutsam entkleideten und ihr ein Nachthemd anzogen. Tim und Mike durchsuchten inzwischen die Hausapotheke nach einen Fieber senkenden Medikament. Wenig später waren alle wieder in dem kleinen Zimmer versammelt, wo die Mutter die fremde Frau weiterhin medizinisch versorgte. Mike reichte ihr ein Glas Wasser, in dem sich gerade eine Tablette sprudelnd auflöste, während die beiden Mädchen der Unbekannten kalte Wadenwickel anlegten. „Hoffentlich können wir das Fieber rasch senken.”, meinte Karen zu Brenda. „Das hoffe ich auch.”, antwortete sie, als alle leise das Gästezimmer verließen…..

Am nächsten Morgen setzte sich Brenda wieder zu der besinnungslosen Frau ans Bett. Eine Schüssel mit warmem Wasser stellte sie vorsichtig auf dem Nachtschrank ab. Behutsam strich die Dunkelbraunhaarige der Fremden mit einer Hand die Haare aus dem Gesicht und erschrak, als sie ihre spitz zulaufenden Ohren sah. Klatschend fiel der Sechsunddreißigjährigen der Waschlappen wieder in die Schüssel. Das gibt’s doch gar nicht!, dachte sie verdutzt, Wie sehen denn ihre Ohren aus? Sowas habe ich ja noch nie gesehen! Brenda schüttelte mit dem Kopf. Die perplexe Mutter rief nach ihrer Familie, die sofort alle an der Zimmertür erschienen. Aufgeregt zeigte sie ihnen die seltsamen Ohren…..

Staunend betraten sie alle nacheinander das Gästezimmer. „Die Lauscher sehen genauso aus wie die von Mr. Spock.”, meinte Mike. Karen schüttelte mit dem Kopf.

„Nein, find ich gar nicht.”, erwiderte sie, „Die sehen eher wie die einer Elfe aus.” „Sowas habe ich auch noch nie gesehen.”, meinte Paul und beugte sich direkt über das Gesicht der Fremden. Als er sich wieder aufrichtete, legte er seine Stirn in Falten. Er wirkte etwas nachdenklich. „Vielleicht ist sie nur ein Star-Trek-Fan und hat sich deshalb die Ohren so umoperieren lassen.”, schlug Tim vor. „Du spinnst doch.”, entgegnete Molly, „Warum sollte sie sich deswegen in solche Unkosten stürzen? So bekloppt ist sie bestimmt nicht.” Mike grinste. „Wenn ihr Vater oder sonst wer das für sie bezahlt hat, dann würde es für sie überhaupt keine Rolle spielen.”, sagte er, „Solche Typen soll’s ja auch geben.” Paul schüttelte nachdenklich mit dem Kopf. „Ich glaube nicht, dass das damit zu tun hat.”, meinte er, „Vielleicht ist sie das Produkt einer geheimen militärischen Entwicklung.”, sagte der Familienvater. „Oder vielleicht sind ihre Ohren eine Laune der Natur.”, schlug Karen vor, „Wäre ja auch möglich.” „Nein, das glaube ich nicht.”, sagte Brenda, die den Schock erstmal verdaut hatte, „Das muss andere Gründe haben.” „Aber wenn Daddy Recht hat, dann müssen wir das dem Militär melden, dass wir sie gefunden haben.”, fuhr die Mutter fort. Tim stand inzwischen direkt am Bett und betrachtete sie sich etwas genauer. Er griff nach ihrer Hand und erkannte, dass auch ihre Hände ein wenig anders aussahen. „Seht mal.”, sagte er, „Ihre Hände haben jeweils ein Fingerglied mehr als unsere und für ihre Zehen gilt das gleiche. Auch die Zehen haben jeweils ein Glied mehr.” Die anderen traten ebenfalls ans Bett. „Zeig mal her.”, sagte Molly und griff nun ebenfalls nach den Arm der Fremden. Sie runzelte die Stirn. „Sieht fast danach aus, als ob du Recht hättest.”, sagte sie und ließ die Hand wieder auf das Bett zurücksinken, „Ihre Hände sehen anders aus.” „Dann ergibt sich daraus die Frage, ob sie überhaupt ein Mensch ist.”, überlegte Paul, „Wenn nicht, was ist sie dann?” „Dann kann sie nur noch ein Produkt der gentechnischen Forschung sein.”, sagte Mike, „Das ist die einzige mögliche Erklärung für ihr merkwürdiges Aussehen.” Tim fiel es wie Schuppen von den Augen. „Und was ist, wenn sie tatsächlich ein Alien ist?”, fragte der Neunzehnjährige, „Ihr mögt es zwar nicht glauben, aber warum soll das nicht möglich sein.” Erst sahen die anderen Tim verdutzt an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus. Tim sah seine Familie ernst an. „Das ist ein guter Witz.”, sagte Paul lachend, „Ich wusste ja gar nicht, dass du soviel Humor hast, mein Sohn.” Der Schwarzhaarige fand das gar nicht lustig. „Ihr werdet schon sehen, dass ich Recht habe.”, beharrte er, der nun ein wenig pikiert war, „Und dann wird euch euer Lachen endgültig vergehen.” Im nächsten Augenblick war das Lachen der anderen plötzlich verstummt. Die Fremde erwachte aus ihrer Bewusstlosigkeit und richtete sich vorsichtig unter leichten Schmerzen im Bett auf. Als sie die Donovans erblickte, musterte sie die Familie mit einem Blick, der ihnen heftige Schauer über den Rücken jagte. Alle sechs hatten das Gefühl, von der fremden Frau mit ihren Blick bis in den tiefsten Winkeln ihrer Seelen durchdrungen zu werden…..

Als die Donovans die Stimme der Fremden zum ersten Mal hörten, bekamen sie eine weitere Gänsehaut. Doch keiner von ihnen verstand ihre Sprache. Unsicher trat Tim zu ihr ans Bett. Er lächelte ein wenig. „Hallo, kannst du deine Frage bitte noch mal auf Englisch wiederholen?”, sagte er mit einem entschuldigenden Lächeln zu der fremden Frau, „Wir verstehen deine Muttersprache leider nicht.” Die Schwarzhaarige sah erst Tim an, der ihr aufmunternd zulächelte. Danach warf sie dem Rest der Familie einen weiteren musternden Blick zu. Wieder hatten sie das Gefühl, als würde die Fremde in jeden Einzelnen von ihnen hineinsehen. Allen kam es so vor, als würde sie in ihnen lesen wie in einem offenen Buch. Erneut erschauerten sie alle unter dem Blick der Unbekannten. Tim erhob sich wieder von dem Bett, als sich die Fremde ganz aufrichtete. Wie gefesselt hing der Blick des Neunzehnjährigen an der jungen Frau, von der er sich magisch angezogen fühlte. Sein Herz schien zu rasen. Sie begann ebenfalls ein wenig zu lächeln. „Gern.”, antwortete sie im fast akzentfreien Englisch, „Ich wollte nur wissen, wo ich bin und was passiert ist. Ich kann mich zumindest an nichts erinnern.” Ihre Stimme hatte einen angenehmen Klang, der besonders Tim einen wohligen Schauer über den Rücken jagte. „Du bist in unserem Haus in der Nähe von Vancouver an der Pazifikküste.”, erklärte Brenda mit verschränkten Armen an der Tür stehend, „Wir sind die Familie Donovan. Das ist mein Mann Paul und das sind unsere Kinder Karen, Molly, Tim und Mike.” Als sie ihre Familie vorstellte zeigte die Dunkelbraunhaarige jeweils mit ihrer Hand auf die einzelnen Personen. Molly trat nun ebenfalls ans Bett. „Und wie heißt du?”, fragte sie. Die Schwarzhaarige lächelte. „Ich heiße Lundāna Marandi.”, antwortete die Fremde. „Woher kommst du eigentlich?”, wollte Mike wissen, „Wir haben dich hier noch nie gesehen.” Die Belluranerin musste erneut schmunzeln. „Das ist verständlich, denn meine Heimat ist sehr weit weg von hier.”, sagte sie amüsiert, „Deshalb habt ihr mich hier noch nie gesehen.” „Dein Name kling sehr schön, fast wie eine Melodie.”, konstatierte Karen, „Kommst du aus Russland oder so?” Lundānas Augenbrauen kletterten in die Höhe. Dieser Reaktion kam den Donovans wie eine stumme Frage vor. „Nein, ich komme nicht aus Russland.”, antwortete sie lächelnd. „Woher kommst du dann, wenn nicht aus Russland?”, wollte Molly wissen, „Dein Name klingt irgendwie russisch, spanisch oder italienisch.” „Wie ich schon sagte: Ich komme weder aus Russland noch aus Spanien oder Italien.”, erklärte sie mit ruhiger, sehr sanften Stimme, „Meine Heimat ist viel weiter weg als Russland.” Mike räusperte sich, als er sich zu Wort meldete. „Im Moment spielt es doch gar keine Rolle, woher sie stammt.”, meinte er, „Entscheidend ist es doch, dass sie wieder bei Bewusstsein ist und dass es ihr dem Anschein nach wieder besser geht, oder?” Der Rest der Familie pflichtete ihm bei. Brenda trat nun ebenfalls ans Bett und setzte sich zu ihr. „Eines möchte ich aber doch gern wissen: Wenn du nicht von hier bist, wo hast du denn so gut Englisch gelernt?” Alle sahen die Belluranerin fragend an. Lundāna dachte kurz darüber nach, was sie ihnen am Besten antworten sollte, ohne den wahren Grund ihres Aufenthaltes in Kanada preisgeben zu müssen. „Ich habe in meiner Heimat Sprachen studiert.”, erzählte sie mit sanfter Stimme. „Cool!”, platzte es begeistert aus Karen heraus, „Wie viele Sprachen kannst du denn?” „Ich habe einige gelernt.”, erklärte sie amüsiert, „Aufzählen werde ich sie jetzt alle aber nicht.” Brenda erhob sich wieder von dem Bett und sah ihre Familie mit einem leicht tadelnden Blick an. „Das ist vielleicht auch gut so, denn ich bin der Meinung, dass es besser ist, wenn sich unser Gast noch etwas erholen kann.”, sagte sie etwas strenger als beabsichtigt, „Sie braucht noch viel Ruhe.” Die Donovans verließen das Gästezimmer und wenig später war Lundāna Marandi wieder allein.....

Die gesamte Familie ging ins Wohnzimmer, wo sie sich an den großen Tisch setzten. Paul ließ sich von seinen Kindern detailliert schildern, wie und wo sie Lundāna bewusstlos am Strand gefunden hatten. Nachdem sie geendet hatten, lehnte er sich in seinem Sessel zurück und schien nachzudenken. Erwartungsvoll blickte ihn die gesamte Familie an. Brenda räusperte sich, als ihr die Stille in der Stube zuviel wurde. „Ist euch mal etwas an ihr aufgefallen?”, fragte sie vorsichtig. Alle vier Jugendlichen nickten unisono. „Oh ja, uns ist einiges an ihr aufgefallen.”, antwortete Mike entschieden. „Da wäre zum einen mal die Kleidung, die sie anhatte.”, erzählte Molly, „Für mich sah das irgendwie nach einer Militäruniform oder so was ähnlichen aus. Findet ihr nicht?” Die anderen pflichteten ihr bei. „Dann sind da noch die seltsamen Ohren, die sie hat.”, ergänzte Brenda nachdenklich, „So etwas habe ich noch nie gesehen.” „Und nicht zu vergessen: Ihre Hände und Füße sehen auch irgendwie anders aus als unsere.”, berichtete Mike, „Ich bin zwar kein Mediziner, aber ich hatte den Eindruck, als ich nach ihren Puls suchte, dass ihre Finger alle jeweils ein Fingerglied mehr hätten.” „Und ihre Haare schimmerten leicht bläulich, als wir sie am Strand fanden.”, fügte Karen hinzu, „Man könnte fast meinen, sie wäre ein Alien.” „Auch die Zehen an ihren Füßen hatten alle ein Glied mehr als unsere.”, sagte Molly, „Das fiel mir auf, als Mom und ich sie entkleidet und ein frisches Nachthemd angezogen hatten. Und sie hatte, außer den Augenbraunen und der Haare auf dem Kopf, keine weitere Behaarung, weder unter den Achseln noch sonst irgendwo am Körper.” Tim begann mit dem Kopf zu nicken. „Ja, das hört sich schon ganz danach an, dass ich Recht habe.”, begann er, „Sie ist ein Alien.” Alle schauten ihn ungläubig an. „Ist das dein Ernst, Tim?”, fragte Paul, „Glaubst du das wirklich?” Alle blickten den Neunzehnjährigen erwartungsvoll an. „Ja, Dad, das Mädchen stammt aus einer anderen Welt.”, bekräftigte er noch mal seine Ansicht, „Ansonsten wüsste ich nicht, wie man sonst die ganzen anatomischen Besonderheiten bei ihr erklären sollte. Es gibt nur noch diese eine Möglichkeit. Alles andere ist ausgeschlossen.” Paul ließ laut die Luft aus seinen Lungen entweichen und nickte. „Ja, vielleicht hast du Recht, mein Sohn.”, sagte er, „Ich hätte niemals gedacht, dass du mit deiner Meinung in Punkto Außerirdische Recht haben könntest. Aber diesmal sieht es ganz danach aus, dass ich dir zustimmen muss. Wir haben, so wie das momentan aussieht, ein Alien im Haus.” Dann blickten alle in die Richtung des Gästezimmers, wo Lundāna Marandi im Bett lag. Erneut lief allen wieder eine Gänsehaut über den ganzen Körper…..

Währenddessen lag die erschöpfte Belluranerin im Bett des Gästezimmers. Mit geschlossenen Augen lauschte sie telepathisch den Gesprächen der kanadischen Familie, die im Wohnzimmer miteinander über sie sprachen. Deutlich konnte sie die Gedanken der sechs Menschen lesen, ohne sich sonderlich anstrengen zu müssen. Sofort registrierte sie die Emotionen der Menschen, die sich nebenan aufhielten. Sie tat es nicht gern, denn bei ihrem Volk war das ein Verstoß gegen die Etikette, andere ohne ihr Wissen telepathisch zu scannen. Nur wenn sich Belluraner auf anderen bewohnten Planeten aufhielten war es gestattet, um ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten. Starke Unsicherheit und auch ein wenig Angst waren ein Teil der Gefühle, die sie bei ihnen besonders intensiv wahrnehmen konnte. Ferner war da noch eine Menge Neugier bei der Familie. Nur bei dem schwarzhaarigen jungen Mann sah das anders aus. Er hatte keine Angst vor ihr. Stattdessen las sie bei ihm eine Genugtuung und Zufriedenheit. Seine Gedanken waren geordneter und klarer strukturiert als die seiner Verwandten. Aber die unterschwellige Unsicherheit bei ihm, blieb der Belluranerin ebenfalls nicht verborgen. Zu guter Letzt musste Lundāna ein wenig schmunzeln, als sie erkannte, wie sehr sich der Neunzehnjährige zu ihr hingezogen fühlte. Dagegen schien besonders Brenda vor der fremden Frau Angst zu haben. Etwas unsicher war auch Paul, im Gegensatz zu seiner Frau, denn er dachte eher, dass zwar sein jüngster Sohn Tim bezüglich der Außerirdischen Recht hatte, aber einige Zweifel blieben ihm dennoch. Bei Mike, Molly und Karen konnte sie nur gemischte Emotionen erkennen, wobei Unsicherheit und Neugierde am stärksten bei ihnen vertreten waren. Nachdem Lundāna die Donovans telepathisch überprüft hatte, konnte sie sich etwas entspannen, denn ernste Gefahr von Seiten dieser sechs Menschen drohte ihr, nach ihrer Feststellung, momentan nicht. Bald war sie wieder eingeschlafen…..

 

Abschließende Hinweise:

keine

Männer in Schwarz

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

Nach wenigen Tagen hatte sich die Belluranerin vollständig erholt. Interessiert beobachtete sie die Donovans, die sie fürs Erste bei sich aufgenommen hatten. Besonders viel Zeit verbrachte Lundāna mit den Kindern der Familie. Wenn sie allein sein wollte, ging sie oft an den Strand. Dort machte Lundāna ausgedehnte Spaziergänge, damit sie in Ruhe über die Menschen, die sie studierte, nachdenken konnte. Sie wusste nicht, wie lange sie bei den Donovans bleiben musste, bis sie wieder Kontakt zu anderen Belluranern aufnehmen konnte. Sie konnte sich zurzeit nicht mehr genau daran erinnern, was ihr eigentlich passiert war und wie sie hierher an den Strand gekommen war. Sie wusste nur, dass diese Menschenfamilie sie gefunden und medizinisch versorgt hatte. Lundāna empfand eine Menge Dankbarkeit, wenn sie an die Donovans dachte. Sie hatten ihr das Leben gerettet. Trotzdem durfte sie ihnen nicht zu viel über sich selbst verraten, um ihre Mission nicht zu gefährden. Während sie direkt am Wasser stand, dachte sie darüber nach, wie sie nun ihre Aufgabe fortsetzen konnte…..

Der Wind spielte mit ihren schwarzen Haaren, die im Sonnenlicht leicht bläulich schimmerten. Tim blieb stehen und betrachtete die Silhouette der Belluranerin, die mittlerweile im warmen Sand saß und aufs Meer hinausblickte. Sie trug ein weites Sommerkleid, dass Molly gehörte. Der Neunzehnjährige wurde bei ihrem Anblick unsicher, ob er sie stören durfte. Komm und setz dich zu mir, Tim!, hörte er Lundānas mentale Stimme in seinem Kopf, Du störst mich nicht! Der Schwarzhaarige drehte sich nach allen Seiten um, um zu sehen, wer da gerade zu ihm gesprochen hatte. Dann begriff er, dass sie Telepathin war und die Gedanken und Emotionen der Menschen mühelos lesen konnte. Bei dieser Erkenntnis bekam der Neunzehnjährige eine Gänsehaut. Als er wieder zu der Belluranerin blickte, erkannte er, dass sie sich nicht bewegt hatte. Die junge Frau saß immer noch regungslos da und schien weiterhin auf das Meer hinauszuschauen. Zögernd trat Tim zu ihr und setzte sich neben ihr. Der Jugendliche warf ihr einen kurzen Blick zu und sah, dass die Belluranerin ihren Augen geschlossen hielt. Beide schwiegen eine Weile und lauschten dem Meeresrauschen. Der leichte Wind spielte mit ihren schwarzen Haaren.

„Es ist schön hier, nicht?”, fragte Tim nach einer Weile. Die Belluranerin schwieg weiterhin. Sie öffnete ihre blaue Augen und sah über das Meer hinaus in die Ferne. Erst jetzt begriff der junge Kanadier, dass Lundāna meditierte. Erschrocken hielt er sich die Hand vor dem Mund. Er wollte sich gerade bei ihr entschuldigen, als er wieder ihre mentale Stimme in seinem Kopf hörte. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen!, sagte sie verständnisvoll auf telepathischem Wege zu ihm, Woher solltest du denn auch wissen, dass ich hier gerade jetzt meditiere? Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen. Tim schoss die Röte ins Gesicht und er kam sich vor wie ein Trottel.

Nach einer Weile brach er erneut das Schweigen. „Erzähl mir von dir und deiner Heimat.”, bat er sie, „Du hast mich sehr neugierig gemacht, was dich und deiner Herkunft betrifft, als du uns nach deinem Erwachen in unserem Gästezimmer gesagt hattest, dass deine Heimat viel weiter weg wäre als Russland.” Lundānas Blick blieb weiterhin aufs Meer gerichtet, als sie nach einer kurzen Zeit zu einer Antwort ansetzte.

„Das weiß ich bereits. Du hast sehr viele Fragen, die du mir gern stellen würdest, Tim.”, sagte sie, „Aber die Zeit ist noch nicht reif, um sie dir zu beantworten. Daher möchte ich dich um Geduld bitten. Wenn es so weit ist, werde ich sie dir beantworten, wenn ich kann.” Tim sah sie erstaunt an. Geräuschvoll sog er die Luft ein, die er anschließend wieder laut aus seinen Lungen entweichen ließ. „Hab Geduld.”, fügte sie hinzu, „Ich kann dir noch nicht die Antworten geben, die du suchst.” „Der Kluge weiß, wann er seine Fragen stellen muss.”, erklärte sie ihm sanft, „Das ist ein Sprichwort aus unserer Heimat.” Tim sah sie fragend an. „Es stammt von Tūluk Marānus. Er war der erste König unseres Volkes, nachdem er unserer Heimatwelt den Frieden brachte.”, ergänzte die Belluranerin lächelnd. Der junge Terraner nickte mit dem Kopf. Ärger über sich selbst stieg in ihm hoch. Erst jetzt hatte er endgültig begriffen, dass Lundāna eine Telepathin war. Sie hat in mir gelesen wie in einem offenen Buch!, dachte er, Wieso habe ich das nicht gleich bemerkt? Er stand auf, klopfte sich sorgfältig den Sand aus seiner Jeans und verließ den Strand in Richtung des Elternhauses, ohne sich noch mal nach der jungen Frau umzusehen. Die Belluranerin hing weiterhin ihren Gedanken nach und blieb allein zurück.....

Wütend ließ der Neunzehnjährige seine Zimmertür ins Schloss fallen. Es war nur sehr selten, dass Tim in solcher Rage über sich selbst geriet. Du Narr! Diese Frau ist Telepathin und liest in dir wie in einem offenen Buch!, dachte er wieder verärgert über sich selbst, Sie weiß, was du für sie empfindest, sie weiß absolut alles über dich! Du hast dich aufgeführt wie ein Vollidiot! Vielleicht solltest du dich irgendwo mal als Fettnäpfchensuchgerät bewerben, Tim Donovan! Am liebsten hätte der Schwarzhaarige seine Wut hinausgeschrien, aber er wusste, wenn er das täte, dann wüssten alle im Hause Bescheid, was mit ihm los war. Wie konntest du dich nur in eine Frau aus einer anderen Welt verlieben!, schalt er sich, Auf der ganzen Erde gibt es so tolle Mädchen, von denen einige sogar an dir interessiert sind, aber du, Tim Donovan, musst du dich ausgerechnet in diese Frau verlieben? Na klasse, das hast du ja wieder fein hingekriegt! Aufgebracht lief er in seinem Zimmer auf und ab, aber es half nichts, denn die Wut blieb. Wenig später machte er sich laute Musik an und setzte sich an den PC. Wütend ballerte er in seinem Lieblings-Kriegsspiel virtuelle Gegner ab.....

Nach einigen Stunden kehrte auch Lundāna Marandi wieder in das Haus der Familie Donovan zurück. Die Belluranerin hatte noch eine sehr lange Zeit darüber nachgedacht, wie sie sich am Besten in ihrer momentanen Situation verhalten sollte. Seitdem sie wieder bei Bewusstsein war, versuchte sie in regelmäßigen Abständen auf telepathischem Wege Kontakt zu anderen Belluranern aufzunehmen, die sich möglicherweise gerade in der Nähe von Vancouver aufhielten. Ihre Versuche blieben jedes Mal ohne Erfolg. Enttäuscht ließ sie dann ihre Schultern sinken. Die junge Belluranerin wusste, dass sie nicht zu lange hier bleiben konnte, ohne Gefahr zu laufen, von den kanadischen Behörden entdeckt zu werden. Das war auch der Grund, warum die belluranischen Forscher und Wissenschaftler immer als Nomaden getarnt ihren Forschungsaufgaben auf der Erde nachgingen. Ändern sollte sich das erst, wenn der Kontakt zu den Terranern offiziell hergestellt wurde. Die Menschen waren für Lundāna eine rätselhafte Spezies, die sie einerseits sehr beeindruckten, aber auch andersrum etwas beunruhigten, denn die Taten der Menschen beruhten auf direkte oder zumindest auf subtile Aggressionen, was nach belluranischen Maßstäben viel zu häufig vorkam. Wie sollte das werden, wenn unsere Regierung beschließt offiziellen Kontakt zur Erde herzustellen?, fragte sie sich, Würde es irgendwann unweigerlich zu Kriegen zwischen ihnen und uns kommen? Eine Antwort wusste sie nicht. Lundāna war nur eine Sache klar, sie durfte nicht in die Hände der kanadischen Behörden fallen. Der Gedanke an einer möglichen Gefangenschaft mit ihren zahlreichen Untersuchungen und Tests durch die hiesigen Administrationen, wie sie die in den terranischen Filmen gesehen hatte, bereiteten ihr den reinsten Horror. Angst beschlich die Belluranerin, wenn sie nur daran dachte. Um sich wieder abzulenken begann Lundāna wieder zu meditieren.....

Im Laufe der nächsten Wochen lernte sie die Donovans immer besser kennen. Sie war zeitweilig sehr verwundert, wie diese Familie bedenkenlos mit ihr umgingen, obwohl sie davon ausgingen, was ja auch der Wahrheit entsprach, dass Lundāna Marandi aus einer anderen Welt stammte. Es war ein Verhalten, was sie teilweise immer wieder erstaunen ließ, was aber andererseits auch immer wieder dazu führte, dass die Donovans ihr Fragen über ihre Heimat, ihre Kultur und nach dem Grund ihres Aufenthaltes auf der Erde stellten. Eines stand für Lundāna definitiv fest: Die Donovans waren eine sehr verschwiegene Familie, die das Geheimnis über der Herkunft der Belluranerin bewahrten, was sie vor einer möglichen Gefangennahme schützte. Darüber war sie sehr erleichtert und sehr dankbar. So konnte sie zumindest weiterhin ihrer Mission gerecht werden und die Menschen weiter erforschen. Doch eines Tages würde sie gehen müssen, wenn sie kurz über lang diese Familie nicht in Schwierigkeiten bringen wollte.....

Nach einigen Tagen rollte eine schwarze Limousine vor dem Haus aus und zwei Männer in schwarzen Anzügen stiegen aus dem Wagen. Brenda runzelte die Stirn, als sie die beiden Gestalten auf den Hof kommen sah. Von einem unguten Gefühl beschlichen ging sie zur Tür. „Guten Tag, Misses Donovan, Verzeihen Sie die Störung.”, sagte der kleinere von beiden und nahm seinen Hut ab, „Könnten wir mal kurz mit Ihnen und ihrer Familie sprechen?” „Wer sind Sie?”, fragte Brenda beunruhigt. „Ich bin Special Agent Stone und das ist mein Kollege Special Agent Thompson. Wir sind von der Bundespolizei.”, erklärte der kleinere und sein dunkler Anzug raschelte ein wenig, als er seinen Dienstausweis hervorholte, „Wir hätten da nur ein paar Fragen.” Die Dunkelbraunhaarige sah kurz auf die Ausweise der beiden Herren. Unsicher bat sie die beiden Männer ins Haus. Im Wohnzimmer nahmen sie Platz. „Kann ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten?”, fragte sie, um ihre eigene Unsicherheit zu verbergen, über die sie sich reichlich ärgerte. „Nein, danke, Ma’am.”, antwortete Thompson mit kehliger Stimme, „Wir sind auch gleich wieder verschwunden.” Brenda ließ sich in einen der Sessel nieder und sah die beiden fragend an. Dann erhob der Kleinere wieder seine Stimme, die ein wenig guttural und etwas heiser klang. „Bestimmt erinnern Sie sich doch noch an das Gewitter, das hier vor ein paar Monaten nachts getobt hatte.”, begann er, „Haben Sie in jener Nacht vielleicht etwas Ungewöhnliches gehört oder gar gesehen?” Brenda verneinte wahrheitsgemäß. „Nein, wir hatten tief und fest geschlafen.”, sagte sie mit fester Stimme, „Wieso wollen Sie das wissen?” Special Agent Stone erhob sich wieder vom Sofa und trat an den großen Wohnzimmerschrank, wo er die Familienbilder betrachtete. Aufmerksam folgte Brendas Blick den kleinen Agenten. „Ihre Familie?”, fragte er und hielt dabei eines der Bilder hoch. Die Dunkelbraunhaarige bejahte. „Hübsche Kinder haben Sie, Misses Donovan.”, sagte er, wobei seine Stimme etwas bedrohlicher klang als vorher, „Sie lieben Ihre Familie doch sehr, nicht wahr, Ma’am? Es wäre doch sehr schade, wenn ihr doch etwas zustieße, finden Sie nicht auch?” Eine unbeschreibliche Wut kroch in Brenda hoch, als sie sich wieder aus dem Sessel erhob. „Was wollen Sie damit sagen?”, fragte sie mit bebender Stimme, „Soll das etwa eine Drohung sein?” Stone hob beschwichtigend seine Hände. „Aber nicht doch, Misses Donovan.”, versicherte er ihr und lächelte kurz, „Warum sollten wir Ihnen drohen? Wir haben nur ein paar Fragen, mehr nicht.” Auch Thompson erhob sich wieder und trat ans Fenster. Sein Blick fixierte etwas in der Ferne. Vielleicht sieht er ein kleines Tier oder ähnliches!, dachte Brenda unsicher. „Sehen Sie, Misses Donovan, um der Wahrheit die Ehre zu geben, in jener Nacht war eine merkwürdige Erscheinung am Himmel zu sehen gewesen, die darauf schließen ließ, dass hier möglicherweise ein Flugzeug oder gar ein Satellit abgestürzt sein könnte.”, begann der Große und blickte die junge Frau unverwandt in die Augen, „Wenn Sie selbst nichts gesehen haben, dann vielleicht Ihre Kinder.” Brenda dachte kurz nach, bis ihr plötzlich eine Idee kam. Sie entschuldigte sich kurz und verließ das Wohnzimmer.....

Wenig später kehrte die junge Familienmutter wieder ins Wohnzimmer zurück. In ihren Händen hielt sie jenes Blitzröhrchen, das Karen vom Strand mitgebracht hatte.

„Was ist denn das?”, fragte Stone erstaunt, während Thompson das Röhrchen in seinen kräftigen Händen hielt und ebenfalls betrachtete. Brenda erzählte den beiden Agenten, wie ihre Kinder es gefunden hatten. Die beiden Männer blickten sich gegenseitig kurz an, dann nickte Stone. „Tut mir Leid, Misses Donovan, das ich das sagen muss.”, begann er ernst und setzte sich dabei wieder seinen Hut auf, „Aber das hier werden wir wohl mitnehmen müssen. Das verstehen Sie doch, oder?” Ohne ihnen ihre Erleichterung anmerken zu lassen, nickte die Sechsunddreißigjährige. Zufrieden nahmen die beiden Agenten das Röhrchen mit, verabschiedeten sich und verließen gemeinsam das Haus der Donovans. Brenda atmete erleichtert auf.....

Abends berichtete Brenda detailliert ihrer Familie von dem Besuch der beiden Special Agents. Erschrocken hörten ihr alle zu. Als sie geendet hatte, stand Lundāna auf.

„Dann ist es jetzt soweit.”, sagte sie und blickte entschlossen die anwesenden Menschen an, „Ich kann nicht mehr länger bei euch bleiben. Sie dürfen mich nicht finden. Es wird nicht lange dauern bis sie wiederkommen. Bis dahin muss ich verschwunden sein.” Die Donovans sahen sie wie vom Donner gerührt an. „Aber wohin willst du denn verschwinden?”, fragte Molly, „Und vor allen Dingen, wie?” Die Belluranerin sog geräuschvoll die Luft ein. „Das weiß ich nicht.”, antwortete sie, „Faktum ist, dass ich irgendwie wegmuss, wenn ich euch nicht weiter in Gefahr bringen soll.” Tim erhob sich ebenfalls. In seinen Augen konnte man nur tiefste Entschlossenheit erkennen. „Wir helfen dir, Lundāna.”, sagte er und blickte die anderen an, „Auf keinen Fall lassen wir dich im Stich.” Die Belluranerin lächelte kurz. „Danke sehr.”, sagte sie, „Ich weiß eure Hilfe sehr zu schätzen. Aber ihr solltest besser hier bleiben, damit niemand von euch Schwierigkeiten bekommt.” Paul schüttelte mit dem Kopf. „Nun mal langsam mit den jungen Pferden, Leute.”, versuchte er seine Familie zu beruhigen, „So schnell werden die nicht wiederkommen. Die haben erst mal den Fulguriten, den ihr vom Strand mitgebracht habt, mitgenommen und den werden sie erst einmal gründlich untersuchen und wenn sie festgestellt haben, dass der natürlichen Ursprungs ist, werden sie uns mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in Ruhe lassen. Wir haben also noch etwas Zeit und können uns daher genau überlegen, wie wir das Problem in aller Ruhe lösen können ohne viel Aufsehen zu erregen.” Etwas beruhigter setzten sich alle wieder. Dann hatte Lundāna eine Idee. „Euer Vater hat Recht.”, sagte sie mit ihrer typisch ruhigen und sanften Stimme, „Momentan haben wir nichts zu befürchten.” Die Familienmitglieder sahen sie verwundert an, als sie ihnen erklärte, warum sie Pauls Ansicht teilte. Anschließend äußerte Lundāna eine Bitte, die die Donovans verblüffte.....

Wenig später hatten sie die Sessel und den Wohnzimmertisch an die Wand gestellt und saßen nun zusammen mit Lundāna in einem Halbkreis auf dem Fußboden.

„Ich möchte euch nun etwas zeigen.”, begann sie und blicken jeden nacheinander an, „Ich weiß, dass ihr alle viele Fragen habt. Auf einige dieser Fragen werde ich euch heute Abend ein paar Antworten geben.” Sie wartete und ließ ihre Worte auf die Donovans einwirken. „Aber bevor ich damit anfangen kann, muss ich euch noch etwas gestehen, was ihr letztendlich bereits geahnt habt.”, fuhr sie fort, „Ich bin Telepathin. Deshalb wusste ich immer Bescheid, was ihr dachtet und tat.” Die Donovans schwiegen weiterhin und sahen die Belluranerin an. Nur ein kleines triumphierendes Lächeln umspielte Tims Lippen. „Heute Abend werde ich euch auf telepathischem Wege von mir und meiner Heimat erzählen.”, fuhr sie fort, „Schließt jetzt bitte eure Augen und entspannt euch. Ihr braucht keine Angst zu haben. Euch wird nichts passieren.” Nach kurzer Zeit kamen die Donovans der Aufforderung der Belluranerin nach. „Vertraut ihr mir?”, fragte Lundāna und sah die sechs Menschen an, die alle stumm nickten. Ihre sanfte Stimme wirkte sehr beruhigend auf die kanadische Familie, die sie bei sich so freundlich aufgenommen hatten. „Gut.”, flüsterte die Belluranerin kaum hörbar, „Dann geht’s jetzt los.” Mühelos versetzte Lundāna Marandi die Donovans in Trance.....

Erschrocken mussten die Donovans feststellen, dass plötzlich jeder die Gefühle und Gedanken des anderen wahrnehmen konnte. Lundāna, was passiert hier?, fragte Molly verunsichert, Wer quatscht denn hier die ganze Zeit? Im nächsten Augenblick fühlten sie sich von einer starken emotionalen Wärme umgeben, welche die terranische Familie anscheinend mitriss. Sie hatten das Gefühl zu schweben und fühlten sich dabei geborgen. Nach einem kurzen Augenblick begriffen die sechs Kanadier, woher diese emotionale Wärme stammte. Es war jene tiefe Zuneigung, die Lundāna für die sechs Menschen empfand. Habt keine Angst!, dachte sie beruhigend, Ihr hört nur eure eigenen Gedanken, Molly! Das ist völlig normal, wenn man telepathischen Kontakt untereinander hat! Es dauerte eine kurze Weile, bis sich die sechs Menschen daran gewöhnten. Lundānas mentale Stimme wirkte sehr beruhigend auf die Donovans. Amüsiert beobachtete die Belluranerin wie die sechs Familienmitglieder aneinander sondierten. Tim!, riefen die anderen überrascht aus, nachdem sie erkannten, dass der Neunzehnjährige total in Lundāna Marandi verliebt war. Der Schwarzhaarige schwieg beschämt. Das ist doch wohl nicht wahr, Molly!, rief Paul fassungslos, Du bist im Sommer letzten Jahres trotz des Hausarrestes heimlich mit Peter Kelley ausgegangen? Tschuldigung, Mom und Dad!, versicherte eine peinlich berührte Molly, Wird nicht wieder vorkommen! Kunststück!, rief die jüngste Tochter, Mit dem bist du ja auch nicht mehr zusammen! Karen, wie konntest du uns nur so etwas antun?, fragte Brenda entsetzt, Du hast mehrmals die Schule geschwänzt, nur weil du den Aushilfslehrer nicht leiden konntest? Auch Karen schwieg beschämt wie ihr jüngster Bruder und ihre ältere Schwester. Mike, du hast mit vierzehn Jahren zweimal meinen Wagen im besoffenen Zustand heimlich kurzgeschlossen und ein paar Runden mit deinen Kumpels gedreht?, rief Paul entsetzt, Und ich dachte immer, eure Mutter hätte die Beulen ins Auto gefahren! PAUL!, rief Brenda entrüstet und zutiefst gekränkt, Du hattest mich die ganze Zeit über wegen der Beulen und Lackschäden verdächtigt? Mamma!, riefen die Kinder entsetzt, Du liest heimlich Mollys und meine Tagebücher und kontrollierst auch noch heimlich Tims und mein Zimmer, weil du denkst, wir könnten heimlich rauchen oder andere Dummheiten machen? Zu Recht, wie ich gerade sehe!, lächelte sie.

Lundāna beobachtete die mentalen Gespräche der Donovans belustigt. Doch dann veränderte sich schlagartig die Umgebung und alle fanden sich auf einer unbekannten Straße wieder. In der Ferne konnten sie eine kleine Stadt erkennen. Kommt mit!, forderte die Belluranerin die kanadische Familie auf, Ich zeige euch nun meine Heimat! Innerhalb kürzester Zeit begriffen die Donovans, dass ihnen Lundāna Bilder von ihrer Heimatwelt zeigte, von Bellurānia Prime.....

Nach einigen Stunden erwachten sie wieder aus der Trance. Ohne etwas zu sagen blieben sie alle auf dem Fußboden sitzen. „Ich hätte nie gedacht, dass du tatsächlich aus einer anderen Welt stammst.”, sagte Mike beeindruckt, „Warum hast du das gemacht? Warum hast du uns das alles gezeigt?” „Weil ich wollte, dass ihr endlich die Wahrheit kennt.”, erklärte sie lächelnd, „Tim konnte euch nicht davon überzeugen.” Paul beugte sich ein wenig vor. „Nur deshalb, Lundāna?”, wollte er wissen, „Oder hatte es auch noch andere Gründe?”

Marandi nickte. „Ja, ich hatte auch noch andere Gründe.”, erwiderte sie schmunzelnd, „Es sollte ein Geschenk von mir an euch allen sein.” „Ein Geschenk?”, fragten die Donovans unisono. „Ja.”, antwortete die Belluranerin mit sanfter Stimme, „Wenn es soweit ist, werdet ihr es verstehen. Das versichere ich euch.” Molly und Karen gähnten herzhaft. „Meint ihr nicht, dass wir schlafen gehen sollten.”, fragte Brenda, die gerade auf ihre Uhr schaute, „Es ist schon sehr spät.” „Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt schlafen könnte nach dieser ungewöhnlichen Reise.”, meinte Tim gähnend, „Aber trotzdem wünsche ich euch allen eine gute Nacht.” Es dauerte nicht lange, bis sich die komplette Familie zum Schlafen zurückgezogen hatte.....

Tim konnte nicht einschlafen und dachte darüber nach, was Lundāna ihm und seiner gesamten Familie alles gezeigt hatte. Sie hatte den Donovans ihre Heimatwelt gezeigt! Der Schwarzhaarige war zutiefst beeindruckt, von dem, was er alles zu sehen bekommen hatte. Nie zuvor war er jemals mit einer so komplexen Kultur in Berührung gekommen wie in diesem Fall. Auch die Flora und Fauna war ihm ganz fremd gewesen. Dasselbe galt auch für die Städte und Dörfer mit ihrer scheinbar zweckgebundenen Architektur. Die Schrift an den Schildern konnte er überhaupt nicht entziffern. Ähnliches galt auch für die Aufschriften der belluranischen Fahrzeuge und Shuttles. Viele dieser Fahrzeuge hatten eine aerodynamische Form. Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte, je mehr er darüber nachdachte. Ein seltsames Gefühl überkam dem Neunzehnjährigen plötzlich, das ihn nicht mehr loslassen wollte. Irgendwas stimmt da nicht!, dachte er müde. Irgendetwas, was Lundāna Marandi gesagt hatte, gefiel ihm nicht. Tim gähnte herzhaft. Irgendwas war nicht in Ordnung!, sagte er sich schläfrig. Aber als er es endlich begriff, was er im ersten Moment nicht verstanden hatte, fielen dem Neunzehnjährigen bereits die Augen zu. Doch, bevor er noch reagieren konnte, war Tim schon eingeschlafen.....

Inzwischen hatte sich Lundāna Marandi ihre Uniform angezogen und kontrollierte gerade ihre Waffen, die sie immer bei sich trug. Sorgfältig befestigte sie ihren Gubung, ihren multifunktionalen Kampfstock, an ihren Gürtel, an dem bereits die anderen Waffen befestigt waren, die als solche nicht erkennbar waren. Zum Schluss legte sie ihre beiden Armbänder an, in denen jeweils ein Kommunikationsgerät und ein kleiner, aber sehr leistungsfähiger Computer integriert war. Sie warf einen Blick auf ihren Chronometer, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie nichts vergaß, was möglicherweise jemanden verraten könnte, dass sie eine Zeit lang hier bei den Donovans gelebt hatte. Nachdem sie zufrieden feststellte, dass alles soweit in Ordnung war, verließ sie das Haus und verschwand lautlos in der Dunkelheit.....

Am nächsten Morgen erschien der Neunzehnjährige müde in der Küche, wo der Rest der Donovans beim Frühstück saß. Es duftete nach Rührei mit Schinken sowie nach frisch gekochtem Kaffee. Paul schien ebenfalls sehr schlecht geschlafen zu haben, denn diesmal ignorierte er seine tägliche Zeitung, die zusammengefaltet neben ihm auf einen leeren Stuhl lag. Keiner mochte den anderen richtig ansehen, geschweige denn, ansprechen. Beschämt sahen sie alle nur auf ihr Essen. Irgendwie war das wohl keine so gute Idee gewesen, was da Lundāna mit uns angestellt hatte!, dachte er, Zumindest sehen sie alle ziemlich fertig aus! Tim musste bei dem Anblick seiner Eltern und Geschwister schmunzeln, denn so still hatte er sie noch nie an einem Morgen erlebt.

„Wo ist denn Lundāna?”, fragte Brenda, als sie aus dem Gästezimmer kam. „Keine Ahnung.”, witzelte Mike, „Vielleicht liegt sie noch in Tims Bett. Muss wohl eine ziemlich heiße Nacht gewesen sein.” Die Sechsunddreißigjährige warf ihrem älteren Sohn einen finsteren Blick zu. Dieser schluckte. „Ich meinte das ernst!”, fauchte sie böse, „Wo ist sie?” „Ich weiß es auch nicht.”, antwortete Molly, als sie einen Blick ins Gästezimmer warf. „Vielleicht ist sie wieder am Strand und meditiert.”, schlug Karen vor und ging ins Gästezimmer, „Hier ist sie jedenfalls nicht.” Im nächsten Augenblick knarrten die Schranktüren. Karen warf einen kurzen Blick in jedes Fach. Das Fach, indem die Uniform und der Gürtel mit dem gesamten Equipment gelegen hatte, war komplett verschwunden. In diesem Moment begriff sie, was passiert war. Die Belluranerin war fort. Das Mädchen rief nach dem Rest der Familie, die sich sofort alle vor dem offenen Schrank versammelten. Tim fluchte hingebungsvoll. „Wir müssen sie sofort suchen, bevor die Bundespolizei Lundāna findet.”, sagte er, „Lasst uns sofort anfangen mit der Suche! Wir müssen sie vor den anderen finden!” Wenig später saß die gesamte Familie im Wagen und suchte nach der verschwundenen Belluranerin.....

Unentschlossen war sie an einer großen Kreuzung stehen geblieben und sah von dort aus in alle Richtungen. Sie war noch nie in Vancouver gewesen und kannte sich daher nicht in dieser großen Stadt aus. Auf telepathischem Wege hielt sie nach anderen Belluranern Ausschau, die sich möglicherweise in der Stadt aufhalten könnten. Enttäuscht musste sie feststellen, dass sie weiterhin auf sich allein gestellt war. Vielleicht war es doch ein Fehler gewesen die Donovans zu verlassen!, dachte sie frustriert, Dort brauchte ich mir zumindest keine Gedanken über ein Nachtlager machen! Aber es änderte sich nichts an ihrer Situation. Sie konnte nicht zu ihren neuen terranischen Freunden zurückkehren, wenn sie sie nicht in Schwierigkeiten bringen wollte. Im Laufe des Tages erreichte Lundāna eine kleine Nebenstraße mit zahlreichen leerstehenden Fabrikgebäuden. Eine große alte Halle sah sie sich genauer an. Mit Leichtigkeit überwand sie den hohen Zaun und ging mit schnellen Schritten auf den Halleneingang zu. Erstaunt stellte sie fest, dass die Halle nicht abgeschlossen war. Wenig später betrat sie das leere Gebäude.....

Systematisch kontrollierte sie die einzelnen Räume in der Halle. In allen Räumen war die Luft abgestanden und es roch teilweise ein wenig muffig. In den ehemaligen Büroräumen prüfte Lundāna Marandi die Beleuchtungen und Heizungen. Zufrieden stellte die Belluranerin fest, dass in einen der kleineren Büros sowohl die Heizung als auch die Beleuchtung noch funktionierte. Daraufhin entschloss sie sich, die kommende Nacht hier zu verbringen.....

Enttäuscht und frustriert kehrten auch die Donovans wieder heim. Ihre gemeinsame Suche nach der Belluranerin war erfolglos geblieben, was besonders Tim ärgerte. Als Paul seinen Wagen auf den Hof ausrollen ließ, sahen die Familie eine schwarze Limousine stehen, aus dem zwei Männer in dunklen Anzügen ausstiegen. Doch dieses Mal waren die beiden nicht alleine. Aus einem weiteren Wagen stiegen drei uniformierte Personen aus. Zielstrebig gingen die fünf Männer auf den Wagen zu, in dem die Donovans saßen. Der Vierundvierzigjährige stellte den Motor ab und deutete an, dass alle aussteigen sollten. „Das sind die beiden Special Agents, von denen ich euch erzählt habe.”, sagte Brenda leise beim Verlassen des Autos und deutete mit ihrem Kopf in die Richtung von Thompson und Stone. Paul nickte nur. Die beiden Agenten zückten wieder ihre Ausweise und hielten sie den Donovans unter die Nasen. Mit eisiger Stimme ließ Stone die gesamte Familie verhaften.....

„Aber warum wollen Sie uns denn alle verhaften?”, wollte Mike wissen, „Wir haben doch gar nichts getan.” Stone sah ihn finster an. „Sparen Sie sich das für den Richter.”, antwortete er kalt, „Sie haben alle gemeinsam einer offiziell gesuchten kriminellen Person Unterschlupf gewährt, statt den zuständigen Behörden ihren Aufenthaltsort mitzuteilen.” Verdutzt sahen sich die Donovans gegenseitig an, als ihnen die Handschellen angelegt wurden. Ohne weitere Erklärungen ließen Stone und Thompson die Familie abführen.....

Unsanft zwang man die Donovans in einem großen Verhörraum auf sechs harten unbequemen Stühlen Platz zu nehmen. Kurz darauf kamen Stone und Thompson in den Raum und nahmen an der gegenüberliegenden Seite des Tisches Platz. „So.”, begann Stone eisig, „Dann wollen wir mal sehen, ob Sie nun kooperativ sind, Herrschaften.” Die Familienmitglieder starrten die beiden Männer wortlos an. Dann öffnete Thompson eine kleine Tasche und holte jenen Fulgurit heraus, den sie von den Donovans mitgenommen hatten. Alle erkannten das Blitzröhrchen sofort wieder. Stone grinste spöttisch. „Sie haben wohl gedacht, dass Sie uns damit aufs Glatteis führen könnten, oder, Misses Donovan?”, fragte Thompson schroff, „Aber wir lassen uns nun mal nicht gern für dumm verkaufen.” Er stand wieder auf und kam hinter den Tisch hervor auf die Sechsunddreißigjährige zu. „Aber es war die Wahrheit, die ich Ihnen darüber erzählt hatte!”, verteidigte sich Brenda empört. Dicht neben ihr blieb der Hüne stehen und blickte auf sie herab. „Lügen Sie uns gefälligst nicht mehr an! Dieses Röhrchen ist nicht durch einen Blitzschlag in den Boden entstanden, sondern durch den Schuss aus einer unbekannten Energiewaffe!”, donnerte Thompson und schlug Brenda mit der flachen Hand kraftvoll ins Gesicht. Die Donovans zuckten erschrocken zusammen. Die silberne Haarspange, die die Dunkelbraunhaarige trug, fiel laut klappernd auf den Boden und blieb dort liegen. „Sagen Sie mal!”, empörte sich Paul, „Sind Sie wahnsinnig geworden? Wie können Sie eigentlich meine Frau schlagen?” Noch bevor der Vierundvierzigjährige etwas Weiteres sagen konnte, war der Special Agent bei ihm und schlug ihm ebenfalls ins Gesicht. Der Schlag war so kraftvoll gewesen, dass Pauls Oberlippe aufplatzte und stark blutete. Der Hüne beugte sich zu dem Familienvater hinunter und sah ihm wutverzerrt ins Gesicht. „Du antwortest nur, wenn du gefragt wirst, ist das klar?”, zischte Thompson, „Sonst mache ich dich kalt.” Paul nickte nur. Molly wollte zu ihren Vater gerade etwas sagen, als sie Mike mit den Kopf schütteln sah. Thompson richtete sich wieder auf und warf den anderen einen eisigen Blick zu. Wütend erwiderten sie den Blick des großen Mannes. „So, und jetzt zurück zum Anfang.”, sagte Stone mit einem kühlen Lächeln, „Jetzt erzählt ihr uns noch mal von Anfang an, wo ihr das hier herab. Und die Blitzgeschichte könnt ihr getrost beiseite lassen.” Molly zog geräuschvoll die Luft ein, als sie zu einer Antwort ansetzte. Detailliert berichtete sie den beiden Agenten von der Nacht mit dem Gewitter und wie sie am nächsten Tag das Blitzröhrchen am Strand gefunden hatten. Stone verzog das Gesicht. „Oh nein, nicht schon wieder!” ,stöhnte er genervt, „Ich sagte doch, dass ihr die Blitzstory weglassen solltet. Das Röhrchen haben wir im Labor ausgiebig untersucht und wir wissen jetzt deshalb, dass die Geschichte nicht stimmt.” Mike drehte sich zu Tim um. „Tim, erklär du doch mal den beiden Heinis, wie das mit dem Blitzeinschlag in den Erdboden funktioniert.”, forderte er seinen jüngeren Bruder auf. Der Neunzehnjährige nickte und begann den beiden Agenten zu erklären, wie solche Fulguriten bei Blitzeinschlägen in den Boden entstehen. Als er geendet hatte, sah er die beiden Männer an. Stone ließ laut die Luft aus seinen Lungen entweichen und nickte resigniert. „Ich sehe schon.”, sagte er frustriert, „So kommen wir nicht weiter. Also werden wir jetzt andere Seiten aufziehen müssen, um euch beizukommen.” Der kleine Special Agent erhob sich wieder von seinem Platz und nickte seinem Kollegen zu. „Sperrt sie ein!”, befahl er, „Und zwar jeden in eine Einzelzelle!” Empört schnappten die Donovans nach Luft, als die Uniformierten sie abführten um ihren Befehl auszuführen.....

Tim hatte das Gefühl einen Alptraum zu erleben, als er hilflos mit ansehen musste, wie die Männer seine Eltern und Geschwister in verschiedene Zellen steckten. Laut klapperten die Schlüssel an dem Bund, als ein grimmig dreinschauender Wärter seine Zelle öffnete und den Neunzehnjährigen da hineinstieß. Wortlos löste er bei ihm die Handschellen und ging wieder hinaus. Laut krachend fiel die schwere Stahltür ins Schloss. Seine Handgelenke reibend sah er sich in dem kärglichen Raum um, in dem er nur ein schmales Bett, ein Waschbecken und eine kleine Toilette sah. Der Schwarzhaarige trat ans vergitterte Fenster und warf einen kurzen Blick nach draußen. Der Hof war leer und es war auch kein Geräusch zu hören. Frustriert ließ er sich aufs Bett fallen und begann nachzudenken.....

Auch Paul saß inzwischen in seiner Zelle auf einem schmalen Bett. Fassungslos schüttelte er mit dem Kopf. Das gibt es nicht!, dachte er und hielt sich dabei ein blutverschmiertes Taschentuch an seine Oberlippe, Nicht mal einen Anwalt durften wir anrufen! Wieder schüttelte er ungläubig den Kopf. Sowas hatte er noch nie erlebt.....

Stöhnend hielt sich Brenda ihren Kopf. Die Schmerzen waren fast unerträglich. Mit zitternden Händen tastete sie vor einem kleinen Spiegel ihr Gesicht ab. Ihre langen Haare waren zerzaust und die Stelle, wo sie der Schlag des Special Agents getroffen hatte, schwoll bereits an. Ihr Schädel brummte, als sie sich vorsichtig aufs Bett niederließ. Sorgen und Angst überkamen der Sechsunddreißigjährigen, als sie an ihre Familie dachte, die in den anderen Zellen eingepfercht waren wie wilde Tiere.

Mike lief aufgebracht in seiner Zelle auf und ab. Er konnte nicht glauben, was mit ihm und seiner gesamten Familie geschehen war. Das gibt es nicht!, dachte er wütend, Das können die doch nicht mit uns machen! Mit geballten Fäusten stand er mitten in der Zelle und stieß einen markerschütternden Wutschrei aus.....

Wütend hämmerte Karen mit ihren kleinen Fäusten gegen die Zellentür. Als das nichts brachte, trat sie mehrmals gegen die Wand. Eine nicht enden wollende Schimpfkanonade stieß sie dabei aus. Nach dem ihre Kräfte nachließen, ließ sie sich erschöpft aufs Bett fallen und begann vor Angst hemmungslos zu weinen.....

Nachdenklich saß Molly auf dem schmalen Bett. Die haben uns einfach eingesperrt!, dachte sie bestürzt und schüttelte dabei ungläubig den Kopf, Und das nur, weil wir jemanden geholfen haben, der in Schwierigkeiten war! Wütend krallten sich ihre Finger in die Bettdecke, was sie aber nicht bemerkte. Es muss doch eine Möglichkeit geben, hier wieder rauszukommen!, überlegte sie fieberhaft, Wenn wir doch jemanden hätten, der uns hier rausholen könnte! Sie ließ sich rücklings aufs Bett fallen und ließ ebenfalls ihren Tränen freien Lauf. Sie hatte begriffen, dass es für sie und ihrer Familie keine Hoffnung mehr gab.....

Erschrocken blickte Molly Stunden später zur Tür auf, als diese laut klirrend geöffnet wurde. Ein hagerer Mann mit einer kleinen Tasche betrat die Zelle in Begleitung von Stone und Thompson. Kaum waren die drei drinnen, schloss der Wärter die Tür von innen ab und stellte die Tasche auf den Tisch. Ohne ein Wort zusagen, starrten die drei Männer die Siebzehnjährige an. Misstrauisch sah sie den großen Special Agent an, als sich dieser zu ihr aufs Bett setzte. Ein süffisantes Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. Molly bekam eine Gänsehaut. „So, jetzt wird noch mal Tacheles geredet, junges Fräulein!”, sagte Stone kühl, „Und falls du irgendwelche Mätzchen machst, dann sehen wir uns dazu gezwungen, auf andere Mittel zwecks Wahrheitsfindung zurückzugreifen, hast du verstanden?” Entgeistert starrte das Mädchen die drei Männer an. Dann nickte sie stumm. „So ist es gut, Kind.”, lächelte Stone, „Dann können wir jetzt ja anfangen.” „Und solange du brav bist, wird es auch nicht weh tun.”, fügte Thompson diabolisch grinsend hinzu. Molly bekam Angst, als sie die finsteren und entschlossenen Blicke der beiden Agenten sah. Der hagere Wärter dagegen wirkte eher gelangweilt und irgendwie teilnahmslos. „Bist du, wie dein Bruder, auch der Ansicht, dass jenes Röhrchen, das wir von euch mitgenommen haben, durch einen Blitzschlag in den Boden entstanden ist?”, fragte Stone. „Ja.”, sagte sie, „Zumindest hat es Tim uns so erklärt.” Thompson und Stone nickten dem Wärter zu, der nun teilnahmslos die Tasche auf dem Tisch öffnete und ihren Inhalt rausholte. Mollys Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie die Geräte erkannte, die der Wärter mit ausdruckslosem Gesicht auf den Tisch stellte. Von Panik erfasst begann sie verzweifelt laut um Hilfe zu rufen.....

Erschrocken zuckten die restlichen Donovans in ihren jeweiligen Zellen zusammen, als sie Mollys markerschütternde Schmerzenschreie hörten. Wild begannen sie alle gegen ihre jeweiligen Zellentüren zu hämmern. Kurze Zeit später waren die Schreie der Siebzehnjährigen verstummt......

Wir müssen hier raus!, dachte Tim und trat wütend gegen die Stahltür, Und zwar sofort! Arme Molly!, dachte er frustriert, Was haben die Schweine dir angetan? Der Neunzehnjährige nahm wieder auf seinem Bett Platz und versuchte erneut nachzudenken. Dann kam ihm ein Gedanke. Hatte Lundāna nicht irgendwas davon gesagt, dass sie uns etwas geschenkt hätte und das wir das erst verstehen würden, wenn es soweit ist?, überlegte er fieberhaft, Und das hatte irgendwas mit der Telepathie zu tun! Denk nach, Junge!, versuchte er sich anzufeuern, Denk nach! Endlose Minuten vergingen, ohne dass ihm die richtige Lösung in den Sinn kam. Ha, ich hab’s! Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?, triumphierte er nach ein paar weiteren Minuten, Es ist die Telepathie! Lundāna ist Telepathin! Um sich wieder ein wenig zu beruhigen lief Tim ein paar Mal in seiner Zelle auf und ab. Inzwischen waren die beiden Agenten dabei, seinen Vater zu verhören, den er deutlich vor Schmerzen schreien hörte. Tim versuchte es zu ignorieren. Nachdem er etwas ruhiger geworden war, setzte er sich wieder auf das Bett und begann sich zu konzentrieren. Der Neunzehnjährige war sich nicht sicher, ob er mentalen Kontakt zu der Belluranerin aufnehmen konnte, aber er wollte es auch nicht unversucht lassen. Langsam entspannte er sich. Seine Atmung wurde ruhiger. Als er endlich in Trance war, begann er auf mentalem Wege nach der Belluranerin zu rufen.....

Erschrocken fuhr Marandi aus dem Schlaf. Desorientiert blickte sie sich in dem kahlen Raum um. Lundāna hatte das Gefühl, als hätte sie jemand verzweifelt gerufen. Sie setzte sich bequem hin und begann sich zu konzentrieren. Dann hörte sie erneut, dass jemand auf mentalem Wege ihren Namen rief. Kurz darauf erkannte sie Tims mentale Stimme und er klang sehr verzweifelt.....

Tim, was ist passiert und wo bist du?, fragte Lundāna besorgt, die sich nicht besonders stark konzentrieren musste, um den jungen Terraner auf mentalen Wege wahrnehmen zu können, Ich fühle das du wütend bist und auch Angst hast um dich und deiner Familie! Der Neunzehnjährige berichtete ihr detailliert, was mit ihm und seiner Familie geschehen war. Besonders entsetzt war die Belluranerin, als sie erfuhr, dass die Donovans gerade von zwei Special Agents verhört wurden. Die Belluranerin verstärkte ihre Konzentration, um Tim besser beruhigen und seinen momentanen Aufenthaltsort bestimmen zu können. Okay, Tim, ich komme und werde euch helfen!, sagte sie entschlossen, Haltet durch! Ich werde bald bei euch sein! Ruh dich jetzt etwas aus!, sagte sie sanft, Du wirst nachher für dich und deiner Familie noch eine Menge Kraft brauchen! Aber wie willst du uns finden?, wollte der Neunzehnjährige wissen, Weil die uns in einem abgedunkelten Wagen wegbrachten, kann ich dir nicht mehr sagen, weder wo sie uns hingebracht haben noch wo wir in diesem Gebäude stecken! Mach dir darüber mal keine Sorgen!, antwortete Lundāna entschlossen, Ich werde euch schon finden und wenn ich dabei das gesamte Gebäude systematisch auf den Kopf stellen muss! Ohne den mentalen Kontakt zu Tim Donovan abreißen zu lassen, erhob sich die Belluranerin und machte sich auf den Weg, den Donovans beizustehen......

 

Abschließende Hinweise:

keine

Lundanas Entdeckung

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

An der Hauptstraße versuchte Marandi ein Taxi anzuhalten, was ihr nicht sofort gelingen wollte. Erst das vierte Taxi hielt an. Fragend blickte sie der Fahrer an. „Wo sollst denn hingehen, Ma’am?”, erkundigte er sich. Lundāna setzte sich auf die Rückbank und lächelte. „Fahren Sie einfach los, Sir.”, antwortete sie mit ihrer sanften Stimme und zeigte dabei mit ihrer Hand in Fahrtrichtung, „Jedenfalls müssen wir in diese Richtung.” Der Fahrer nickte und schaltete das Taxameter ein. Dann fuhr er los.....

Inzwischen begannen die Agenten Mike zu verhören. Als er massiven Widerstand leistete, fesselten Stone und Thompson den Blonden. Mehrmals schlug der Hüne Mike ins Gesicht. Blut tropfte von seinen aufgeplatzten Lippen und der Zweiundzwanzigjährige spuckte einen abgebrochenen Zahn aus. Daraufhin trat er Thompson zwischen die Beine, der sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden ging. Der große Special Agent blieb stöhnend am Boden liegen, währenddessen sein kleinerer Kollege eine Waffe zog und sie auf Mike richtete. Mit hassverzerrtem Gesicht entsicherte Stone die Waffe. „So, Freundchen!”, knurrte er wütend, „Mach das noch einmal.” Langsam stand Thompson unter Schmerzen wieder auf und setzte sich auf einen kleinen Stuhl. „Geht’s wieder?”, fragte Stone besorgt. Der Hüne nickte nur. Auch er holte nun seine Waffe hervor und zielte damit auf den ältesten Sohn von Brenda und Paul. „Das hast du nicht umsonst getan.”, zischte er wütend, „Dafür werde ich dich töten.” Deutlich las Mike an Thompsons Blick, dass dies keine leere Drohung war. Dieser Mann würde ihn bei der nächstbesten Gelegenheit umbringen.....

Lundāna war sich nicht sicher, wohin sie am Besten fahren sollte. Sie orientierte sich an der telepathischen Verbindung, die sie zu Tim hatte. Zufrieden stellte sie fest, dass sie den momentanen Aufenthaltsort des Neunzehnjährigen rasch näher kam.

„Halt!”, rief sie plötzlich, „Das muss hier irgendwo in der Nähe sein.” Der schwarze Fahrer hielt das Fahrzeug an. „Möchten Sie hier aussteigen, Ma’am?”, wollte er wissen. Die Belluranerin bejahte und fragte nach dem Preis. Der Fahrer warf einen kurzen Blick aufs Taxameter und nannte ihr den Fahrpreis. Erstaunt sah er sie an, als Lundāna ihm ein sehr hohes Trinkgeld gab. „Kaufen Sie endlich für ihren schwerkranken Sohn Jake das teure Medikament gegen seine Schmerzen.”, sagte sie lächelnd und stieg aus. „Aber...?”, begann er verdattert. „Fragen Sie nicht, tun Sie’s einfach. Ich muss mich beeilen.”, sagte Lundāna und schloss die Tür. Verblüfft blickte er der Belluranerin eine Zeit lang nach, bis sie in einen kleinen Park zwischen Bäumen und Büschen verschwand. Kopfschüttelnd legte der Fahrer wieder den Gang ein und fuhr los.....

Zielstrebig durchquerte die Belluranerin den kleinen Park. Als sie die andere Seite des Parks erreicht hatte, sah sie ein großes Gebäude, das sehr verlassen wirkte. Lundāna zögerte kurz. Ein ungutes Gefühl beschlich sie, ohne selbst genau sagen zu können, was ihr an der ganzen Sache missfiel. Rasch blickte sie um sich, aber es war kein Mensch weit und breit zu hören und zu sehen. Sie war allein. Sicherheitshalber prüfte sie nochmals ihre Waffen, die alle an ihrem Gürtel befestigt waren. Sollte ich lieber meinen Gubung gebrauchen oder doch meinen Dalus?, fragte sie sich. Unsicher legte sie ihre Hände auf die beiden gefährlichen Waffen, mit denen sie sehr gut umgehen konnte. Am effektivsten waren diese Waffen jedoch, wenn man sie in Kombination mit der belluranischen Kampfsportart Hamdo-Tujzada benutzte. Dann entschied sie sich dafür, ihre Waffen der Situation entsprechend einzusetzen. Kurz darauf schlich sich Lundāna Marandi an das Gebäude heran und umrundete es langsam. Beruhigt stellte sie fest, dass draußen keine Wächter postiert waren, was ihr die Sache etwas einfacher machte in das Haus zu gelangen, ohne entdeckt zu werden. Lautlos öffnete sie eine der Türen und betrat das Gebäude.....

Die Luft roch muffig und abgestanden. Die kahlen Wände deuteten darauf hin, dass das Gebäude schon lange leer stand. Die Lampe an der Decke gab nur wenig Licht. Die hinteren Ecken des Raumes blieben völlig im Dunkeln. Direkt an der Eingangstür verharrte die junge Belluranerin. Sie hatte Geräusche und ein paar Stimmen gehört. Sie erklangen dumpf hinter einer der beiden gegenüber liegenden Türen. Wenig später waren die Gespräche wieder verstummt und Lundāna hörte, wie sich die Schritte einer Person von ihr entfernten. Irgendwo hörte sie die Geräusche eines Fahrstuhls. Lautlos schlich sie sich zu der linken Tür. Bevor sie diese öffnete, atmete die Belluranerin mehrmals tief durch. Leise drückte sie die Klinke hinunter und wenig später warf sie einen kurzen Blick in den nächsten Raum, der sich hell erleuchtet vor ihr erstreckte. Es war ein Flur, der in regelmäßigen Abständen von den Neonröhren an der Decke ausgeleuchtet wurde. Deutlich konnte sie mehrere Türen erkennen. Entschlossen schlich sie den Flur entlang, bis sie die erste Tür erreichte…..

Das Namensschild an der Tür war leer. Vorsichtig versuchte Marandi sie zu öffnen, doch nichts geschah. Abgeschlossen!, dachte sie, Dann nehmen wir uns die Nächste vor! Wenig später erreichte sie die zweite Tür. Verwundert stellte sie fest, dass diese nur angelehnt war. Vorsichtig spähte sie durch den Türspalt. Als sie erkannte, dass der Raum völlig im Dunkeln lag, betrat sie ihn. Erschrocken zuckte sie an der Tür zusammen, als sie mit ihren Fuß gegen etwas Metallisches stieß. Sie fluchte leise, als sie versuchte, nach jenen Gegenstand zu greifen, der ihr laut scheppernd davon rollte. Lautlos zog sie ihre Taschenlampe aus dem Gürtel und schaltete sie ein…..

Es war ein sehr kleiner Raum mit sehr vielen leeren Regalen. Gegenüber konnte sie ein Poster erkennen, dass schon an mehreren Stellen eingerissen war. Jetzt erkannte sie auch, wogegen sie getreten war. Es war ein einfacher Papiereimer aus Messing, der an die gegenüberliegende Wand gerollt war. Das Metall glänzte im Schein der Taschenlampe. Auf einen der Regale lagen ein paar alte Zeitungen. Auf der Titelseite der oberen Zeitung war das Bild eines lächelnden Wirtschaftsmagnaten zu erkennen, der schon seit einiger Zeit in British Columbia für Furore sorgte. Deutlich prangten die großen dunklen Lettern der Schlagzeile darüber, die verkündeten, dass nach einer weiteren Fusion in der High-Tech-Branche weitere Mitarbeiter entlassen werden. Direkt am Fenster entdeckte sie einen kleinen Schreibtisch. Lundāna überlegte, ob sie ihn inspizieren sollte, entschied sich aber dagegen. Kurz darauf verließ sie wieder den Raum und schlich sich zur nächsten Tür…..

Erleichtert konstatierte die Belluranerin nach einer Weile, dass sämtliche Büroräume in diesem Flur leer standen. Lautlos schlich die Schwarzhaarige wieder zum Eingang zurück. Vorsichtig öffnete sie die rechte Tür. Auch hier erstreckte sich wieder vor ihr ein Flur mit zahlreichen Türen. Der Flur endete an einer Fahrstuhltür. Der Lift setzte sich gerade in Bewegung…..

In Sekundenschnelle sprintete sie zur nächst besten Tür und verschwand. Kaum hatte Lundāna die Tür wieder geschlossen, lauschte sie an dieser. Erleichtert stellte sie fest, dass auf dem Flur nichts zu hören war. Laut ließ sie die Luft aus ihren Lungen entweichen. Das ist gerade noch mal gut gegangen!, dachte sie und griff erneut zu ihrer Taschenlampe am Gürtel. Nanosekunden später ließ die Schwarzhaarige den Lichtkegel durch den Raum gleiten. Auch dieser Raum war nicht besonders groß. An einer Wand standen ein paar einfache Bürotische übereinander gestapelt. Davor standen mehrere Bürostühle, wovon einer auf der Seite lag. Zwei abgebrochene Räder lagen auf der Fensterbank. Ein Aktenschrank stand offen. Lundāna warf einen Blick hinein. Aber der war leer. Wenig später verließ sie wieder den Büroraum…..

Jedes Zimmer bot denselben Anblick. Die Luft roch muffig und abgestanden. Vereinzelte Möbel standen unbenutzt in den leeren Büros und es war alles stark eingestaubt. Nachdem Marandi auch das letzte Zimmer inspiziert hatte, wandte sie sich dem Lift zu…..

Geräuschvoll öffneten sich die Lifttüren. Lundāna stieg in die Kabine und drückte einen der oberen Knöpfe. Zischend schlossen sich wieder die Kabinentüren und der Fahrstuhl setzte sich in Bewegung…..

Inzwischen war der Schwarzhaarige auf dem Bett erschöpft zusammen gesunken. Er hatte keine Kraft mehr gehabt, den mentalen Kontakt zu der Belluranerin weiterhin aufrecht zu erhalten. Nachdenklich blieb er rücklings auf dem Bett liegen. Okay, Tim, ich komme und werde euch helfen!, hörte er immer wieder Lundānas Stimme in seinem Kopf, Haltet durch! Ich werde bald bei euch sein! Schade, dass ich den anderen nicht sagen kann, dass ich telepathischen Kontakt zu Lundāna aufgenommen habe!, dachte Tim. Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Rest seiner Familie auf denselben Einfall gekommen sein könnte. Tim fühlte, wie er immer ruhiger wurde und die Angst weiter zurückdrängte. Er begann sich ein wenig zu entspannen. Dann kam ihm eine Idee und er begann zu grinsen…..

„Also, so kann das nicht weitergehen.”, stellte Stone fest und sah dabei Mike finster an. Thompson grunzte zustimmend. „Was machen wir denn jetzt?”, wollte dieser wissen, „Die bleiben bei ihrer Story.” Der kleine Special Agent nickte. „Ja.”, erwiderte er und begann diabolisch zu grinsen, „Aber nicht mehr lange.” „Wir wollen doch mal sehen, wie sie das finden, wenn sie dabei zusehen müssen, wenn wir einen von ihnen leiden lassen und deshalb werden wir sie jetzt alle zusammen in unseren großen Verhörraum der besonderen Art bringen lassen.”, fuhr Stone fort. „Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass jemand dabei gesprächiger wird, wenn ein anderer vor dessen Augen kräftig vor Schmerzen brüllt.” Sofort ließen die beiden Special Agents ihre Gefangenen in den Keller bringen…..

Währenddessen die gefangenen Donovans in den Spezial-Verhörraum in den Keller gebracht werden, suchte Lundāna systematisch jede Etage nach ihren terranischen Freunden ab. Eine halbe Stunde später setzte sich die Belluranerin auf einen Stuhl, der leicht quietschte und dachte nach. Sie fand es seltsam, dass sich in diesem Gebäude nur sehr wenige Mitarbeiter aufhielten. Sie atmete noch mal mehrmals tief durch. Verdammt!, dachte Lundāna leicht verzweifelt, Die müssen hier doch irgendwo sein! Ich muss weiter suchen, ich darf nicht aufgeben! Entschlossen stand sie auf und setzte ihre Suche nach der kanadischen Familie fort…..

Dumpf schlug der zierliche Mädchenkörper auf den harten Fußboden auf. Wütend zog Mike wie ein Berserker an seinen Fesseln, als er sah, wie zugerichtet Molly aussah. Ihre Kleidung war zerrissen und sie hatte viele Blutergüsse. „Ihr Schweine!”, brüllte er außer sich, „Was habt ihr meiner Schwester angetan! Ich bring euch alle um! Das schwöre ich euch!” Thompson trat zu ihm und blickte voller Verachtung auf den ältesten Sohn der Donovans herab. Mit dem Kolben seiner MP schlug er den tobenden Mike an die Schläfe. Bewusstlos sackte der Zweiundzwanzigjährige in sich zusammen. Paul schnappte nach Luft und sah die Männer wütend an. „Das werdet ihr mir und meiner Familie büßen, sobald wir hier raus sind!”, zischte er, „Dann kommt ihr in den Knast und zwar für immer!” Thompson wandte sich dem Familienvater zu und blickte ihn hasserfüllt an. „So, meinst du allen Ernstes, dass wir euch wieder gehen lassen?”, fragte er mit einem teuflischen Grinsen. Wortlos starrte Paul den Special Agent an, der nun seine Waffe auf ihn richtete. Der Vierundvierzigjährige schluckte, als er die Mündung der Waffe deutlich vor sich sah. „Ach nee, hast du etwa Angst?”, fragte Thompson amüsiert, „Brauchst du aber nicht, denn die beste Vorstellung kommt ja noch auf euch zu.” Dann lachten beide Special Agents diabolisch, während drei weitere Männer ein paar Geräte auf den umstehenden Tischen aufbauten und anschlossen…..

Zischend glitten die Kabinentüren des Fahrstuhls auseinander. Die Belluranerin war erleichtert, als sie den menschenleeren Flur sah. Lautlos schlich sie von Tür zur Tür. Nachdem sie auch das letzte Zimmer in dieser Etage abgesucht hatte, stand sie wieder vor dem offenen Fahrstuhl. Verärgert betrat sie ihn und betätigte den nächsten Knopf, woraufhin die Türen wieder aufeinander zu glitten und der Lift sich wieder in Bewegung setzte. Bevor sie die nächste Etage erreichte, stoppte sie den Fahrstuhl. Lundāna begann sich etwas stärker zu konzentrieren. Mental konnte sie einige Personen wahrnehmen, die zu allem entschlossen waren und mit den beiden Special Agents zusammen arbeiteten. Wild entschlossen drückte sie den Knopf für die folgende Etage…..

Das ist die vorletzte Etage!, wenn hier niemand ist, dann sind alle unten!, dachte Marandi, als die beiden Kabinentüren wieder auseinander glitten. Vor ihr erstreckte sich wieder ein langer menschenleerer Flur. Wenig später stand sie vor der ersten Tür und versuchte sie vergeblich zu öffnen. Auch zu!, dachte sie, Dann wird dieser Raum auf jeden Fall genutzt, sonst wäre er nicht abgeschlossen! Sie ging zur nächsten Tür, die ebenfalls abgeschlossen war. Aha, jetzt kommen wir der Wahrheit schon näher!, dachte sie und trat zur folgenden Tür. Lautlos drückte sie die Klinke nach unten und verschwand kurz darauf in dem Zimmer. Erstaunt blieb sie an der Tür stehen. Vor ihr lag ein Mann auf dem Fußboden und schlief…..

Leise trat sie an den Schlafenden heran. Neben dem Mann lag seine Dienstwaffe, die sie an sich nahm. In dem Aschenbecher lagen einige Zigarettenkippen. Sie waren alle von derselben Marke. Daneben lag ein leerer Flachmann. In der Luft lag ein leichter Alkoholgeruch. Der Agent schnarchte laut. Plötzlich klingelte sein Handy…..

Der Mann schoss aus dem Schlaf hoch. Blitzschnell griff er nach seiner Brille und erstarrte, als er Lundāna mit seiner gezogenen Dienstwaffe vor sich sah…..

Die Belluranerin grinste, als sie das verdutzte Gesicht sah. „Na, Schlafmütze, aufgewacht?”, fragte sie amüsiert. „Sie sollten rangehen ans Telefon. Das wäre doch unhöflich, wenn Sie’s nicht täten, oder?” Entgeistert sah er die Fremde immer noch an. Der bärtige Agent hatte ein sehr mulmiges Gefühl, als sie ihn durchdringend ansah. Er bekam eine Gänsehaut und fühlte sich vor dieser fremden Frau irgendwie entblößt. Das Handy klingelte immer noch. Das Geräusch ließ ihn aus der Erstarrung wieder erwachen. Der Mann griff danach, aber Lundāna war schneller. Sie lächelte kühl. Einen kurzen Augenblick lang hielt sie es in ihrer Hand und warf einen kurzen Blick auf das Display. „Hier, gehen Sie ran. Das ist bestimmt Ihr Vorgesetzter.”, forderte sie den sprachlosen Agent auf und warf ihm dabei das Handy zu, „Aber kein Wort über meine Anwesenheit, wenn Sie den heutigen Abend noch erleben wollen.” Ohne ein Wort zu erwidern klappte er das Gerät auf…..

Ungeduldig lief Thompson wie ein Löwe im Löwenkäfig in dem großen Verhörraum auf und ab. Stone sah schweigend seinen Männern bei den Vorbereitungen zu. Er schien die Ruhe selbst zu sein. „Seid ihr bald fertig mit dem Gedöns?”, fragte der Hüne barsch. „Ja, ja, wir beeilen uns ja schon.”, antwortete einer von ihnen, „Immer mit der Ruhe!” Stone schüttelte mit dem Kopf. „Du solltest dich mehr in Geduld üben.”, sagte er tadelnd zu Thompson, „Das würde dir bestimmt nicht schlecht stehen, wäre auch besser für deinen Magen.” Der Hüne gab ein verachtendes Schnauben von sich. „Wir sind fertig!”, verkündete einer der Männer am Tisch zufrieden. Stone trat zu den Donovans und lächelte eisig. „Das ist gut.”, sagte er grinsend, „Dann kann die Show jetzt ja beginnen. Die Frage ist nur, mit wem wir anfangen.” Er blieb direkt vor Karen stehen und sah sie mit seinen stahlblauen Augen an. Die Fünfzehnjährige begann zu weinen…..

Mit einem leisen Klicken schnappte das Handy wieder zu. Lundāna grinste zufrieden. „Das hast du fein gemacht.”, sagte sie leicht sarkastisch mit ihrer sanft klingenden Stimme, „Und jetzt gibst du es mir einfach, okay?” Der Mann zögerte. Deutlich konnte die Belluranerin seine Unsicherheit und Nervosität fühlen, die sich auch mit ein wenig Angst mischten. „Na, wird’s bald?”, drängte sie und hob dabei drohend die Waffe, „Ich hab nicht ewig Zeit.” Widerwillig gab er ihr das Handy, das Lundāna sofort bei sich auf einen Tisch legte. „Guter Junge.”, sagte sie mit einem leichten Lächeln um ihre Lippen, „Und jetzt werden wir uns mal ein wenig unterhalten.” Der bärtige Mann sah sie immer noch an. „Wer sind Sie?”, fragte er, „Und was wollen Sie von mir?” „Wer ich bin, spielt für Sie keine Rolle.”, antwortete Lundāna, „Ich möchte nur eines Wissen: Wo halten Sie und Ihre Leute die Donovans gefangen?” Der Mann starrte sie an. „Welche Donovans?”, fragte er nervös, „Ich kenne keine Donovans.” Die Belluranerin beugte sich ein wenig zu ihm vor. Ihre Augen funkelten böse. „Lügen Sie mich nicht an!”, donnerte sie, „Sowas kann ich überhaupt nicht leiden, verstehen Sie?” Der Mann zuckte zusammen, als er deutlich die Schärfe in ihrer Stimme vernahm. „Ich lüge Sie nicht an.”, versicherte ihr der Bärtige mit zittriger Stimme, „Ich kenne wirklich keine Donovans, Miss.” „Oh doch, Sie wissen ganz genau, wen ich meine und wo sie sind.”, knurrte Marandi verärgert, „Also, machen Sie den Mund auf, sonst werde ich Sie mit blauen Bohnen füttern, verstanden?” „Also, ich…..”, begann er erneut. „Keine Lügen, Sir.”, fiel die Schwarzhaarige ihm ins Wort, „Oder muss ich deutlicher werden. Das können Sie haben.” Der Mann hob abwehrend die Hände. „Schon gut, schon gut.”, lenkte dieser ein, „Ich werd’s Ihnen sagen, Miss.” Die Belluranerin nickte zufrieden. „Das ist schon besser.”, sagte sie wieder mit etwas sanfterer Stimme, „Und wo sind sie?” Der Agent schluckte, als er sprach. „Sie sind alle hier in diesem Gebäude, unten im großen Spezial-Verhörraum, Ma’am.”, antwortete er und ließ daraufhin den Kopf sinken. „Und wie viele Agenten sind bei ihnen?”, wollte Lundāna wissen. „Insgesamt sind wir zwei Einheiten.”, antwortete er, „Mit mir sind es zwanzig Leute, die bis an die Zähne bewaffnet sind.” Die Belluranerin nickte zufrieden. „Gut, danke für die Warnung.”, sagte sie mit einem kühlen Lächeln, „Dann wissen wir jetzt ja Bescheid.” „Und was soll ich jetzt machen, Miss?”, fragte der Bärtige. Lundāna grinste. „Am besten machen Sie das, was Sie am besten können, Sir.”, antwortete die Belluranerin belustigt. „Und das wäre?”, fragte der Agent. „Schlafen!”, antwortete Lundāna und schlug ihn blitzschnell nieder, „Was denn sonst?” Sicherheitshalber sondierte Marandi den Mann telepathisch noch einmal und steckte sich dabei die Dienstwaffe des Agenten ein. Dann verließ sie das Zimmer und ging direkt zum Fahrstuhl, der immer noch offen stand. Nachdem sie ihn betreten hatte, drückte sie den untersten Knopf und der Lift setzte sich wieder in Bewegung…..

Jetzt können die Donovans nicht mehr weit sein!, dachte die Belluranerin, als der Lift anhielt. Bevor sich die Lifttüren öffneten, atmete die junge Frau durch. Sie wusste, dass sie keinen Kampf mehr vermeiden konnte. Entschlossen griff sie nach ihren Dalus und befestigte ihn an ihrem Handgelenk. Das kühle Metall beruhigte sie ein wenig, aber sie fühlte sich dabei dennoch unwohl. Die Türen glitten auseinander…..

Vor ihr erstreckte sich ein breiter gut ausgeleuchteter Korridor. Rasch schlich sie sich an die erste Tür, die nur angelehnt war. Vorsichtig spähte Marandi durch den Spalt. Es war nichts zu sehen. Der Raum lag in völliger Dunkelheit. Kurzerhand betrat sie ihn und erstarrte, als sie das Licht einschaltete. Der Zimmer war nur sehr spärlich eingerichtet. An der gegenüberliegenden Wand standen sechs Stühle, die alle leer waren. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch. Auf dem Tisch stand ein halbvoller Aschenbecher. Daneben erblickte sie eine halb zerknüllte Zigarettenschachtel. In der Mitte des Tisches lag jener Fulgurit, dass Karen vom Strand mitgebracht hatte. In der Nähe des Tisches auf dem Fußboden sah Lundāna etwas Glitzerndes liegen. Sie hob den silbernen Gegenstand auf und erkannte Brendas Haarspange. Sie war leicht verbogen und es fehlten zwei kleine Steine. Die hat sie nicht freiwillig abgelegt!, dachte Lundāna, Die muss ihr bei einem der Verhöre heruntergerissen worden sein, als man sie schlug! Dann sah sie zu den leeren Stühlen hinüber. Zwischen den Stühlen, auf denen Paul und Brenda gesessen hatten, erkannte sie Blutflecken. Die Belluranerin fühlte, wie die Wut in ihr aufstieg. Na wartet, Freunde!, dachte die Belluranerin zornig, Dafür werdet ihr bezahlen! Ihr Griff um den Dalus wurde wesentlich fester. Sie fühlte, wie das kühle Metall der Schlagwaffe in ihrer Hand wärmer wurde. Wütend steckte sie die Haarspange ein und verließ den kleinen Verhörraum. Rasch erreichte die Belluranerin die große angelehnte Tür am Ende des Ganges und begann zu lauschen. Deutlich konnte sie die Stimme der beiden Special Agents hören, die weiterhin ihre sechs Gefangenen verhörten…..

Inzwischen waren fast alle Agenten in dem großen Spezial-Verhörraum versammelt. Stone und Thompson saßen mit ausdrucklosen Gesichtern am Tisch und wiederholten immer wieder ihre Fragen an die Gefangenen. „Also, jetzt noch mal von vorn!”, begann Stone erneut, „Wo ist die Energiewaffe geblieben, mit der ihr dieses Röhrchen gemacht habt?” Frustriert ließ Tim die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Wie oft sollen wir Ihnen das noch sagen: Wir haben keine Energiewaffe, mit der man sowas machen könnte!”, fauchte der Neunzehnjährige wütend, „Es gibt keine Energiewaffe und es wird auch nie eine geben, weil wir keine haben!” Die beiden Special Agents schnaubten abfällig. „Nein, natürlich habt ihr keine Energiewaffe, sondern das Alien, das ihr bei euch beherbergt habt!”, polterte Stone höhnisch. Seine Augen funkelten wütend. „Also, noch mal!”, begann Stone erneut, „Was habt ihr damals gesehen, als in jener Nacht das Unwetter tobte? Habt ihr Schiffe oder Flugzeuge gesehen? Vielleicht habt ihr damals irgendwelche Menschen oder sonst etwas gesehen.” „Vielleicht habt ihr auch nur ein paar Aliens gesehen, die mit ihrem UFO abgestürzt sind.”, bemerkte Thompson sarkastisch, „Man weiß ja nie, vielleicht so kleine grüne Männchen!” Einige der anwesenden Männer kicherten. Sie verstummten rasch wieder, als Stone sie alle finster ansah…..

Völlig entnervt verzog Tim das Gesicht. „Wir haben nur das gesehen, was wir Ihnen doch schon längst erzählt haben.”, antwortete der Neunzehnjährige fast tonlos, „Wir haben nur beobachtet, wie der Blitz in der Nähe unseres Hauses einschlug.” Thompson stand wieder auf und trat an den Schwarzhaarigen heran. Voller Verachtung starrte er auf Tim herab. Seine Miene verfinsterte sich weiter. „Du meintest wohl den Blitz aus einer Strahlenwaffe.”, meinte er mit einem bedrohlichen Unterton in der Stimme, „Wir wollen doch besser bei der Wahrheit bleiben, oder?” Frustriert ließ der Neunzehnjährige seine Schultern sinken. „Wissen Sie was?”, erwiderte Pauls jüngster Sohn resigniert, „Glauben Sie doch, was Sie wollen.” Ein triumphierendes Lächeln huschte über die Gesichter der beiden Special Agents. „Mit anderen Worten: Die Geschichte mit der Entstehung des Röhrchens durch einen Blitzeinschlag war erstunken und erlogen, nicht wahr, mein Junge?”, hakte Stone nach, „Es war also doch eine Strahlenwaffe. Jetzt müsst ihr uns nur noch sagen, von wem ihr sie habt und wo ihr diese Energiewaffe versteckt habt.” Zornesröte stieg Mike ins Gesicht, als er das Wort ergriff. „Zum Donnerwetter noch mal!”, brüllte er wütend, „Wir haben es Ihnen jetzt x-mal erklärt, dass keine Strahlenwaffe existiert. Warum wollen Sie das nicht endlich begreifen?” Stone blickte den Zweiundzwanzigjährigen kühl an. „Ganz einfach!”, antwortete der kleine Special Agent mit schneidender Stimme, „Weil ihr damit irgendetwas im Schilde führt.” Er stand auf und trat zu Mike. „Und wir werden es schon aus euch rauskriegen.”, fügte er eisig hinzu. „Und woher sollen wir diese angebliche Energiewaffe haben?”, fragte Brenda, „Keiner von uns ist dazu in der Lage, eine derartige Waffe zu entwickeln und herzustellen.” Stone nickte. „Das ist eine gute Frage.”, meinte er höhnisch, „Um Ihre Frage korrekt zu beantworten denke ich, dass ihr die Waffe von einem Alien habt. Wobei wir schon beim nächsten Thema wären: Sagt uns doch, wo ihr euren Alien versteckt habt.” Molly begann hämisch zu kichern.

„Glauben Sie nachdem, was Sie uns bereits alles angetan haben, würden wir Ihnen noch sagen, wo wir eventuell ein Alien verstecken würden, wenn es eines gäbe?”, fragte Karen und schüttelte mit dem Kopf. „Das würden wir ganz bestimmt nicht tun.”, fügte Tim hinzu, „Wer weiß, was Sie noch mit dem armen Wesen so alles anstellen würden, nur um an diese vermeintliche Energiewaffe zu kommen.” Thompson und Stone sahen sich kurz an. „Also, gibt es eines.”, schlussfolgerte er zufrieden, „Jetzt haben wir die Bestätigung, nach der wir schon die ganze Zeit gesucht haben.” Für die beiden Special Agents stand fest, was sie nun zu tun hatten. Entschlossen setzten sich alle anwesenden Männer an den Tisch und begannen einen Plan auszuarbeiten, um das fremde Wesen zu finden und zu fangen…..

Für Lundāna war die Zeit gekommen, in das Geschehen einzugreifen. Mit einem kräftigen Stoß öffnete sie die Tür, die laut krachend gegen einen kleinen Tisch stieß. Erschrocken blickten sich alle Anwesenden zu ihr um. Die Belluranerin grinste frech. „Sucht ihr vielleicht mich?”, fragte sie mit kühlem Blick, „Ich bin hier.” Die Männer waren ruckzuck von ihren Stühlen aufgesprungen und zogen zum Teil ihre Waffen. Stone hielt sie mit einer Handbewegung zurück. Die Augen des kleinen Special Agents verfinsterten sich. „Wer sind Sie?”, wollte er wissen, „Und was haben Sie hier zu suchen?” Marandi trat einen Schritt weiter in den großen Raum. „Ich bin die, die Sie suchen.”, antwortete die Belluranerin mit eisigem Blick, „Und ich bin hier um meine Freunde, die Familie Donovan, abzuholen. Sonst noch Fragen?” Verblüfft starrten die Männer sie an. Sorgfältig sondierte Lundāna auf telepathischem Wege die anwesenden Agenten. Ihnen fröstelte, als die Belluranerin sie alle nacheinander durchdringend ansah. Sie hatten alle das Gefühl, als würde die Fremde in ihr tiefstes Innerstes sehen. Stone und Thompson waren die ersten, die sich von dem kleinen Schreck wieder erholt hatten. „Schnappt sie euch!”, brüllte er zornig, „Schnell!” Noch bevor die Männer sich in Bewegung setzen konnten, griff Marandi sie mit ihrem Dalus an. Die Metallkette klirrte, als Lundāna die Männer damit in Sekundenschnelle entwaffnete. Thompson sprang laut brüllend auf sie zu, doch die belluranische Frau machte nur eine kurze Drehung und der Dalus wickelte sich blitzschnell um die Beine des Hünen. Thompson stürzte zu Boden. Seine Pistole glitt über den Fußboden zu den gefesselten Donovans hinüber. Dann war Marandi bereits bei ihm und schlug ihn bewusstlos. Stone fluchte, als er sah, wie schnell die fremde Frau war. Entschlossen zog er seine Waffe und richtete sie auf Lundāna. „So, jetzt ist Schluss mit lustig.”, knurrte er. Langsam erhob sich die Belluranerin wieder von ihren Knien und sah den kleinen Mann an. Sie fühlte, wie sehr dieser Mann vor Wut kochte. Deutlich konnte jeder hören, wie Stone seine Waffe entsicherte. Lundāna steckte blitzschnell ihren Dalus wieder an ihren Gürtel und griff stattdessen zu ihren Gubung. Dabei betätigte sie einen der kleinen Knöpfe und die Waffe war einsatzbereit. Dann machte sie eine kleine Rolle vorwärts und schlug dem Special Agent die Waffe mit ihren ausgefahrenen Kampfstock aus der Hand. Die Waffe flog in einem hohen Bogen an die gegenüberliegende Wand. Als die Pistole auf den Boden fiel, löste sich ein Schuss. Jemand schrie. Der kleine Special Agent fluchte erneut. „Auf sie!”, rief ein anderer und griff die Fremde mit zwei weiteren Männern beherzt an. Bevor sie begriffen, wie ihnen geschah, lagen sie bereits ohnmächtig am Boden. Verdutzt blickten Stone und ein weiterer Agent die junge Frau an. Auch die weiteren Männer, die die beiden Special Agents unterstützt hatten, blieben regungslos stehen und starrten Lundāna finster an. Plötzlich legten sich von hinten zwei Arme um sie und drückten fest zu. Marandi wurde wütend und stieß dem Angreifer einen ihrer Ellenbogen in die Rippen. Der Griff des Mannes löste sich sofort. Er keuchte. Lundāna wandte sich blitzschnell zu dem Angreifer um und packte ihn mit ihrer freien Hand an seinem Schlafittchen. An der Wand gedrückt blieb dem Agenten die Luft weg. Mühelos hob sie den Mann mit einem Arm nach oben. Seine Füße hingen einen guten halben Meter über den Boden. Alle starrten verblüfft die große und enorm kräftige Belluranerin an, die den hilflos in der Luft zappelnden Mann weiterhin zornig ansah. Der Mann rang immer noch nach Luft. Sie fletschte ihre Zähne, die einen metallischen Glanz hatten. Deutlich konnte der Agent ihre großen dolchartigen Reißzähne erkennen, die ihn an das Gebiss eines Vampirs erinnerten und erschauerte zutiefst. „Wage es nie wieder, mich noch mal anzufassen, kapiert?”, zischte sie aufgebracht, „Denn das kann ich überhaupt nicht leiden!” Dann ließ sie ihn los, machte eine Drehung von ihm weg und schlug den Mann mit ihrem Gubung bewusstlos. Wortlos sahen die Agenten und auch die gefangenen Donovans die Belluranerin an. „Na, was is’?”, fragte sie spöttisch, „Keine Lust mehr zum Raufen?” Fragend blickte sie jeden Anwesenden an, doch keiner der Männer machte mehr Anstalten sie erneut anzugreifen. Ein paar von ihnen schüttelten sogar entmutigt mit dem Kopf…..

Lundāna warf einen kurzen Blick zu den Donovans. Dann sah sie zu Stone hinüber. „Lasst sie frei und zwar sofort!”, forderte die junge Belluranerin ihn auf, „Sonst gibt’s noch mehr Dresche!” Der kleine Special Agent zögerte. „Na, keine Lust sie freizulassen?”, hakte sie nach, als Stone sich immer noch nicht rührte, „Na schön, dann mache ich das selbst.” Blitzschnell schlug sie den kleinen Mann nieder. Bewusstlos sank er zu Boden. Die Belluranerin beugte sich über ihn und suchte seine Taschen nach den Schlüsseln ab, aber sie fand sie nicht. Langsam richtete sie sich wieder auf und starrte die restlichen Agenten wütend an. „Wo sind die Schlüssel für die Handschellen?”, fragte sie eisig, „Wer von euch hat sie?” Einer der jüngeren Männer schluckte und nickte. Mit zittriger Hand holte er sie langsam aus seiner Hosentasche und hielt sie ihr hin. „Hier…!”, sagte er ängstlich und mit zittriger Stimme, „Hier sind sie! Ich habe sie!” Lundāna trat auf ihn zu und nahm sie dem zitternden Mann ab. Lundāna lächelte kalt. „Guter Junge.”, antwortete sie spöttisch, „Dann her damit!” Wenig später befreite sie die Donovans, während die restlichen Agenten dabei tatenlos zusahen…..

Dankbar blickten sie die Belluranerin an. Tim lächelte, als er spürte, wie bei ihm als erster die Handschellen von Marandi aufgeschlossen und entfernt wurden. Die Handgelenke reibend stand er auf. Lundāna reichte ihm die Handschellen und die Schlüssel. „Hier, befreie jetzt deine Familie.”, sagte sie sanft, „Und danach fesseln wir die Herrschaften hier.” Innerhalb ein paar Minuten hatte Tim seine Familie befreit. „Endlich wieder frei!”, sagte Paul erleichtert. Brenda hatte zu Weinen begonnen und auch Karen liefen die Tränen über die Wangen. Behutsam und erleichtert nahm der Familienvater seine Frau und auch seine Kinder in die Arme. Währendessen wandte sich Lundāna an die restlichen Agenten…..

„Setzt euch direkt hier an dem Heizkörper auf dem Fußboden!”, forderte sie die Männer auf. Sofort setzten sie sich in Bewegung und taten, was die Belluranerin von ihnen verlangte. Dann wurden sie alle an einen großen Heizkörper gefesselt. „Aber….!”, begann einer von ihnen hilflos, „Sie können uns doch nicht hier so zurücklassen!” Lundāna sah ihn eisig an, während sie ihren Gubung wieder an ihrem Gürtel befestigte. „Warum nicht?”, antwortete sie, „Das ist sogar noch sehr milde für das, dass ihr die Donovans eigentlich umbringen wolltet.” Der Mann schnappte protestierend nach Luft, während die Belluranerin die Pistole des Agenten, den sie im Schlaf überrascht und überwältigt hatte, auf den Tisch legte. „Aber das ist doch gar nicht wahr!”, platzte es aus ihm heraus. Die Belluranerin trat einen Schritt auf den Gefangenen zu und sah ihn durchdringend an. Der Mann zuckte ängstlich zusammen, als sie sich zu ihm runterbeugte. „Ach nein?”, erwiderte sie kühl, „Dann frag doch mal Stone und Thompson, wenn die wieder zu sich gekommen sind. Die werden Ihnen was anderes erzählen können.” Der zitternde Agent erwiderte nichts. Zufrieden richtete sich Lundāna wieder zu ihrer vollen Größe auf. Sorgfältig sondierte sie auf telepathischen Weg noch einmal alle anwesenden Agenten. Dann wandte sich Marandi von den Gefangenen ab. Tim blickte sie fragend an. „Was machen wir denn jetzt mit ihnen?”, wollte er wissen, „Wenn die wieder frei sind, dann werden sie uns bestimmt einen weiteren Besuch abstatten.” Lundāna schüttelte entschlossen mit dem Kopf, nachdem ihr eine Idee gekommen war. „Ich glaube nicht, dass die euch noch mal belästigen werden.”, erklärte sie, „Dafür werde ich schon sorgen. Die kriegen schon ihre gerechte Strafe.” Fragend blickten die Donovans die Belluranerin an. „Ich kümmere mich darum, dass sie sich an nichts mehr erinnern werden.”, fügte sie lächelnd hinzu, „Es tut nicht weh. Macht euch also keine Sorgen. Denn Rest erkläre ich euch später. Geht schon mal vor zum Fahrstuhl. Ich komme gleich nach.” Zögernd verließen die Donovans dankbar den Raum und gingen zum Lift, währenddessen Lundāna den gefangenen Agenten auf telepathischem Wege für immer alle Erinnerungen löschte, die mit ihren Beruf im Zusammenhang standen. Als sie Stones und Thompsons tiefer liegende Erinnerungen las, überkam sie das kalte Grauen. Als sie dabei die wahren Beweggründe der beiden Special Agents für ihre Taten erfuhr, war sie entsetzt.....

Am Fahrstuhl angekommen, begann die Familie auf die Belluranerin zu warten. Nach wenigen Minuten eilte Lundāna zu ihnen. „Hier.”, sagte Marandi und reichte Karen den Fulguriten, „Den hättet ihr fast vergessen mitzunehmen.” Fluchend blieb sie vor dem geschlossenen Lift stehen. „Was ist los?”, fragte Molly besorgt. „Der Agent, den ich vorhin eine Etage über uns außer Gefecht gesetzt hatte, ist wieder aus seiner Ohnmacht erwacht.”, antwortete sie und sah nachdenklich die Donovans an, „Und der dürfte jetzt auf dem Weg hierher sein, um die anderen zu warnen. Aber der ist zumindest unbewaffnet, weil ich ihm vorhin seine Waffe abgenommen habe. Am besten ist es, wenn ihr mal vorsichtshalber beiseite tretet, damit euch nichts passiert.” Die Donovans befolgten sofort Lundānas Aufforderung. Als sich die Lifttüren öffneten griff Marandi den völlig perplexen Agenten an…..

Sekunden später sackte der bärtige Mann vor den Augen der Donovans bewusstlos zusammen. Lundāna schulterte ihn mühelos und brachte ihn zu den restlichen Agenten, um ihn dort ebenfalls zu fesseln. Anschließend nahm sie auch ihm sämtliche Erinnerungen, die mit seinem Beruf im Zusammenhang standen. Anschließend verließ die Belluranerin mit den Donovans gemeinsam das Gebäude…..

Vor dem Gebäude blieben sie stehen. Mike ergriff als erster das Wort. „Und wie kommen wir hier jetzt weg?”, wollte er wissen. „Wie wär’s mit ’nem Taxi?”, schlug Molly vor. „Gute Idee, wenn wir mal ein Handy hätten.”, sagte Paul. Marandi begann zu schmunzeln. „Wir brauchen kein Handy.”, lächelte sie und aktivierte ihren Minicomputer, der auch als ein Kommunikator eingesetzt werden konnte, „Das Problem können wir auch anders lösen.” Als die Verbindung zu einer Taxizentrale stand, bestellte sie einen Wagen, der sie abholen sollte…..

Erleichtert stiegen sie aus dem Taxi, als es vor ihrem Haus angehalten hatte. Lundāna bezahlte den Fahrer und verließ den Wagen als letzte. Wenig später fuhr das Taxi wieder davon und die Belluranerin folgte zufrieden den Donovans ins Haus…..

Die Donovans saßen zusammen im Wohnzimmer, als Lundāna eintrat. „Was machen wir denn jetzt?”, fragte Molly gerade, „Wir können die Schurken doch nicht so einfach davonkommen lassen.” Die Belluranerin setzte sich zu Tim auf das Sofa. Sie blickte die Siebzehnjährige ernst an. „Das werden sie auch nicht.”, antwortete Marandi entschieden. Fragend sahen die Donovans die Belluranerin an. „Ich habe ihnen sämtliche Erinnerungen genommen, die mit ihrer beruflichen Tätigkeit zusammenhängen.”, erklärte die junge Frau, „Die werden nie wieder Schaden anrichten.” „Trotzdem möchte ich gerne wissen, woher du von unserer Verhaftung wusstest und wo die uns hingebracht haben.”, wollte Brenda wissen. Lundāna nickte Tim zu, der sich räusperte. „Soll ich es ihnen sagen?”, fragte er die Belluranerin. Sie bejahte und lächelte ihn aufmuntern an. Dann erklärte der Neunzehnjährige, wie er auf mentalem Wege Kontakt zu der Belluranerin aufgenommen hatte und sie um Hilfe bat. Staunend sah der Rest der Familie den Schwarzhaarigen an. „Ist das wahr, Lundāna?”, wollte Molly wissen, nachdem Tim geendet hatte und blickte dabei Marandi fragend an. Die Belluranerin nickte. „Ja, es ist wahr.”, antwortete sie, „Jeder von euch hätte mich auf diesem Wege rufen können.” Mike schluckte. „Ich bin nur froh, dass wir alle wieder frei sind und das haben wir nur dir zu verdanken, Lundāna.”, sagte Paul etwas nachdenklich, „Aber trotzdem bin ich der Ansicht, dass wir uns über die beiden Special Agents bei der Bundespolizei beschweren sollten.” Die Belluranerin schüttelte mit dem Kopf.

„Das hat keinen Sinn.”, antwortete Marandi dem verdutzten Paul. „Warum nicht?”, wollte Brenda wissen, die ebenso überrascht war. „Ganz einfach.”, erklärte Lundāna den Donovans, „Weder Stone noch Thompson waren jemals Special Agents bei der Bundespolizei. Auch die restlichen Agenten nicht. Sie gehörten alle zu einer privaten Sicherheitsfirma, die Stone selbst gehörte.” Fassungslos starrten die Familie die Belluranerin an, als diese mit ihrer Erklärung fortfuhr. „Special Agent Stone ist in Wirklichkeit der einzigste Neffe von dem Wirtschaftsmagnaten Geoffrey Lang aus der High-Tech-Branche, der hier seit einiger Zeit durch eure Medien geistert und mit seiner Firmenpolitik für Schlagzeilen sorgte.”, erklärte sie weiter, „Als Stone zehn Jahre alt war, musste er aus einem Versteck heraus hilflos mit ansehen, wie seine Eltern entführt und Wochen später ermordet wurden. Da es bereits schon sehr dunkel war, konnte er niemanden von den Tätern erkennen. Er sah nur, wie die Fremden mit Energiewaffen auf seine Eltern schossen und sie dann mitnahmen. Die einzigsten Details, worauf er die Polizei hinweisen konnte, als sie ihn befragten, war, wie seine Eltern mit unbekannten Waffen niedergeschossen wurden und das er hörte, wie die Täter bei der Entführung miteinander in einer anderen Sprache redeten, die er nicht kannte. Die Täter hatten auch Stone selbst gesucht, konnten ihn aber nicht finden. Erst nach einigen Stunden, nachdem die Täter wieder verschwunden waren, hatte er sein Versteck wieder verlassen und den Vorfall der Polizei gemeldet, die am Anfang seinen Anruf erst für einen Lausbubenstreich hielt. Erst, als einer der Nachbarn zwei Tage später etwas zu seinen Eltern zurückbringen wollte, wurden Stones Eltern von dem Nachbarn bei der Polizei als vermisst gemeldet. Knapp zwei Monate später wurden die Leichen von Stones Eltern von einem Farmer auf einem abgelegenen Feld gefunden. Bei der Autopsie stellten die Gerichtsmediziner fest, dass jemand verschiedene Experimente mit ihnen gemacht hatte. In ihren Körpern steckten noch ein paar Überreste von Implantaten, die den Pathologen vollkommen unbekannt waren. Die Polizei hat die Täter nie gefunden und der Fall wurde zu den Akten gelegt.” „Und das alles hast du herausgefunden, als du Stones Erinnerungen gelöscht hast?”, fragte Mike staunend. Lundāna bejahte. „Hast du denn die Sprache der Täter erkennen können?”, fragte Brenda. Das Gesicht der Belluranerin verfinsterte sich. „Ja, das habe ich.”, antwortete sie düster, „Die Täter verständigten sich in einer toten Sprache, die nicht von der Erde stammte, sondern von meiner Heimatwelt. Es ist die Sprache, in der auch das Köšmālak sowie das Kjušmālak, die heilige Schrift und die Chroniken von Bellurānia Prime, verfasst wurden und heißt Manda.”

Tim kratzte sich kurz am Hinterkopf. „Dann ist es kein Wunder, dass die Polizei den Fall nie aufklären konnte.”, meinte der Neunzehnjährige nachdenklich. Lundāna erhob sich von der Couch. Alle blickten sie fragend an. „Willst du gehen?”, erkundigte sich Molly. Marandi schüttelte mit dem Kopf. „Nein, aber ich muss Kontakt mit unserer Flotte oder einer der nächsten Raumstationen aufnehmen, um den Vorfall zu melden.”, erklärte die Belluranerin mit ruhiger Stimme, „Anscheinend haben wohl einige Angehörige unseres Volkes hier auf der Erde einige Verbrechen begangen und ich bin dazu verpflichtet, solche Entdeckungen unserer Administration umgehend zu melden. Die werden sich dann darum kümmern und die Mörder von Stones Eltern finden.” „Kannst du das denn von hier aus machen?”, fragte Tim. Lundāna lächelte wieder. „Ja, deshalb habe ich unter anderem die beiden High-Tech-Armbänder hier, in denen jeweils ein Kommunikator und ein sehr leistungsfähiger Minicomputer integriert ist.”, antwortete sie, „Damit kann ich auch zu jeder Zeit Informationen aufzeichnen, senden und empfangen. Ich brauche nur eine kurze Mitteilung an die nächste Raumstation zu senden. Den Rest macht dann unsere Flotte.” Lundāna reichte den Donovans eines ihrer Armbänder, dass die sechs Familienmitglieder neugierig betrachteten und der Belluranerin wieder zurückgaben. Interessiert beobachteten die Donovans danach, wie Marandi eine kurze audiovisuelle Mitteilung über ihre Entdeckung in ihrer Muttersprache vorbereitete und sie sendete…..

Einige Tage später ging Lundāna wieder an den Strand, wo sie meditieren wollte. Als sie Tim nachdenklich am Wasser sitzen sah, begann sie zu lächeln. Für Lundāna Marandi stand jetzt fest, dass nun die richtige Zeit gekommen war, sich mit Tim Donovan ausführlich zu unterhalten und ihm dabei einige Fragen zu beantworten, die dem Neunzehnjährigen schon seit geraumer Zeit beschäftigten…..

E N D E

von Andreas Rößler, 2005 - 2006

 

Abschließende Hinweise:

keine

Anmerkungen und Erklärungen zu "Lundana Marandi - Das Mädchen vom Strand"

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

In diesem Kapitel werden die Begriffe aus der Antologie "Lundana Marandi - Das Mädchen vom Strand"

 

 

ANMERKUNGEN

Die Ausprache des Belluranischen

 

Āā = Langes A wie in NASE

Ãã = Nasales A wie im frz. CHANCE

Cc = Wie Z in ZANGE

Čč = Wie TSCH in MATSCH

Chch = Wie CH in ICH.

Þþ = Wie engl. TH in THING

Ðð = Wie engl. TH in FATHER

Ēē = Langes E wie in SEE

Ėė = Kurzes unbetontes E wie in GABE

Hh = Wie H in HUT

Ĥĥ = Wie CH in BACH

Īī = Langes I wie in IGEL

Ĩĩ = Nasales I wie in portug. CINCO

İı = Wie I in TISCH

Jj = Wie J in JAGD

Ĵĵ = Wie DSCH in DSCHUNGEL

Ññ = Wie NJ wie in ANJA, wenn ein Vokal oder Umlaut folgt

Ññ = Sonst nasales N wie in dt. BANK

Ōō = Langes O wie in Ofen

Õõ = Nasales O wie in frz. MONDE

Qq = Tiefes gutturales K wie im arab. Al QAHIRA

Rr = Gerolltes Zungenspitzen-R wie im Russischen oder Italienischen

Řř = Gerolltes R + stimmhaftes/stimmloses SCH wie im tschech. DVOŘAK

Ss = Stimmloses S wie in ESSEN

Šš = SCH in SCHULE

Ūū = Langes U wie in UNION

Ũũ = Nasales U

Vv = Wie W in WASSER

Ww = Wie engl. W in WHY

Xx = Wie X in HEXE

zZ = Stimmhaftes S wie in ROSE

Žž = Wie J in frz. JOURNAL

Die Diphthonge im Belluranischen:

aj = Wie AI in MAI

ej = Wie engl. A in SAFE

oj = Wie OI in AHOI

öj = Wie türk. ÖY in KÖY

uj = Wie UI in PFUI

üj = Wie frz. UY in LE PUY

au = Wie AU in HAUS

ou = Wie engl. O in JONES

uo = Wie U + offenes O

 

 

Vokabular - Belluranisch

 

Hamdo-Tujzada = von König Tūluk Marānus entwickelte waffenlose belluranische

Kampfsportart, muss jeder Belluraner bereits in der Schule

lernen, durch das Training dieser Sportart werden sowohl die

Muskulatur, die Kondition als auch die mentale Disziplin

ausgebildet

Gubung = Multifunktionaler Kampfstock mit verschiedenen ausfahrbaren

Klingen

Dalus = Schlagkette aus Metall, die am Handgelenkt befestigt wird

Köšmālak = Heilige Schrift Bellurānias, Mischung zwischen Geschichtsbuch

und einer Art Bibel; selbst das Leben eines Belluraners reicht

nicht aus, um den gesamten Köšmālak durchzulesen

Kjušmālak = Chronik, Heilige Schrift Bellurānias, Mischung zwischen

Geschichtsbuch und einer Art Bibel; selbst das Leben eines

Belluraners reicht nicht aus, um den gesamten Kjušmālak

durchzulesen

Manda = ausgestorbener Dialekt, aus dem sich das moderne

Belluranisch entwickelte; ursprünglicher Name der Belluraner

Tūluk Marānus = brachte den Belluranern den Frieden und die Einheit des

Volkes, war der erste König des gesamten belluranischen

Volkes, war auch ein hervorragender Philosoph; des Weiteren

war er auch ein brillanter Linguist, der die moderne

Sprachwissenschaft auf Bellurānia Prime begründete; seine gesamten Werke seiner zahlreichen Sprachstudien auf seinem langjährigen Sprachreisen sind auch heutzutage Pflichtlektüren um Belluranistik zu studieren

Lundāna = beliebter belluranischer Mädchenname

Marandi = Belluranischer Familienname, aldoranische Variante des

Familiennamens Marānus

Abschließende Hinweise:

keine

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