Die Arimus-Missionen - Der Testflug

von aroessler2003
Zusammenfassung:

Major Niral Marānus kehrte nach einer Zwei-Jahres-Mission wieder nach Bellurānia Prime zurück. Statt sich zu Hause ein wenig Urlaub nehmen zu können, um seine Familie zu sehen, wird er direkt zur Raumstation B 17 geschickt, wo er bereits von einem Admiral erwartet wird. Niral ahnt nicht, das er auf eine Geheim-Mission geschickt werden soll…..


Kategorien: Eigene Stories Charaktere: Keine
Genres: Fantasy, Science Fiction
Herausforderung: Keine
Serie: Die Arimus-Missionen
Kapitel: 5 Fertiggestellt: Ja Wörter: 27493 Aufgerufen: 21133 Veröffentlicht: 02.05.09 Aktualisiert: 02.05.09
Hinweise zur Geschichte:

Teil 1 der eigentlichen Science-Fiction-Fantasy-Mini-Serie "Die Arimus-Missionen"

1. Dunkle Schatten von aroessler2003

2. Geheimnisse und Missionsvorbereitungen von aroessler2003

3. Der Verrat von aroessler2003

4. Auf der Suche nach Antworten von aroessler2003

5. Anmerkungen und Erklärungen zu "Die Arimus-Missionen - Der Testflug" von aroessler2003

Dunkle Schatten

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

Laut knisterte das brennende Holz des Lagerfeuers auf der Anhöhe zwischen den Dünen. Leise drang das Rauschen des Meeres an seine spitzen Ohren. Mit geschlossenen Augen saß der alte kräftige Belluraner entspannt am Feuer und genoss die friedliche Stille. Der salzige Geruch der Meeresluft mischte sich mit dem der brennenden Holzscheite. Geisterhaft reflektierte die kräftige Gestalt des alten Mannes den Schein des Feuers. Die Sonne war bereits vor einigen Stunden untergegangen und der schwache Wind spielte ein wenig mit den weißen Haaren des meditierenden Mannes. Die Luft hatte sich nach dem Sonnenuntergang schnell abgekühlt. Nur das Feuer gab ihm noch eine angenehme Wärme. Nif’Rīm liebte den Strand und das Meer. Für ihn war der Klang des Meeresrauschens schon immer ein Hauch von Ewigkeit, den er hier besonders intensiv wahrnehmen konnte. Am liebsten hielt er sich hier in den Abendstunden auf, wenn die Sonne am Horizont unterging und einer der drei Monde über dem Meer aufgingen. Besonders schön war es am Wasser, wenn alle drei Monde, wie an diesem Abend, am sternenklaren Nachthimmel standen. Das Glitzern des Mondlichtes auf dem Wasser drängte die Dunkelheit der Nacht noch wesentlich weiter auf das Land zurück, als es sonst der Fall war. Der bärtige alte Mann ging oft an den Strand, um nachzudenken und zu meditieren. Nif’Rīm war ein Nūnuk, ein Seher, und als solcher hatte er schon oft viele Visionen gehabt. Doch die letzten Visionen ließen den alten Seher allerdings nicht zu Ruhe kommen, denn diese Bilder zeigten ihm etwas, was ihm gar nicht gefiel. Es waren schrecklicher Bilder, die er gesehen hatte. An diesem Abend versuchte er durch Meditation etwas mehr Klarheit über die letzten Visionen zu bekommen, denn diese beunruhigten ihn sogar sehr. Dann erwachte er aus seiner meditativen Trance, nahm einen kleinen Stock und schob einen der Holzscheite weiter ins Feuer. Er seufzte schwer, schloss wieder seine Augen und dachte über die Bilder seiner Visionen weiter nach. Nif’Rīm Te-Rīmu, der Nūnuk oder auch Seher, hatte wieder seine meditative Sitzhaltung eingenommen, als sich ihm leise Schritte von hinten näherten.....

Leise ließ er das Orbitalshuttle vor dem kleinen sandfarbenen Haus aufsetzen. Marlos Nandor, der Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos, verließ den Gleiter. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass das Fahrzeug verschlossen war, ging er direkt zu der Anhöhe, wo ihn sein Mentor bereits erwartete. Das Feuer war schon bis zur Hälfte heruntergebrannt. Als er den alten muskulösen Mann vor dem Lagerfeuer erblickte, umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen, denn er freute sich schon sehr auf das Wiedersehen mit jenem Mann, mit dem ihn eine Jahre lange Freundschaft verband. Nif’Rīm Te-Rīmu war für den Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos nicht nur sein Mentor, sondern auch sein langjähriger väterlicher Freund. Als Marlos Nandor zur belluranischen Sternenflotte ging, nahm ihn der damalige Erste Offizier Te-Rīmu auf dem ersten Schiff, dem Marlos zugeteilt wurde, unter seine Fittiche und brachte ihm alles bei, was er wusste. Dabei reichte die Palette von den alltäglichen Arbeiten, die am Bord eines Schiffes der belluranischen Sternenflotte anfielen, über sämtliche Wissenschaften bis hin zur Politik und Diplomatie. Der alte Nif’Rīm brachte ihm bei, wie man die Dinge, nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht, sondern auch in den verschiedensten Blickwinkeln betrachten konnte um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er lehrte ihn Logik und Weisheit aber auch, was es hieß mit Gefühlen und Emotionen korrekt umzugehen, was für die telepathisch und telekinetisch veranlagten Belluraner sehr wichtig war. Marlos war kurz stehen geblieben und betrachtete das friedliche Panorama, das sich ihm darbot. Das leise Rauschen der Wellen drang an seine spitzen Ohren, die von seinem schwarzen Haaren verdeckt wurden. Die drei Monde erhellten die Landschaft. Deutlich konnte er alles in der näheren Umgebung erkennen. Er genoss die salzige Meeresluft. Auch das hatte er von seinem Mentor gelernt. Dann setzte er sich wieder in Bewegung und schritt leise auf seinen Freund zu, der ihn bereits erwartete.....

„Guten Abend! Du kommst spät, Marlos.”, bemerkte der alte Seher mit ausdruckslosem Gesicht, als sein Besucher neben ihn stehen geblieben war. „Guten Abend! Um einen guten Freund zu sehen ist es nie zu spät.”, antwortete der Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos lächelnd. „Das ist wahr.”, erwiderte der Alte mit einem gütigen Lächeln auf dem Gesicht, das schon sehr viele Falten hatte, „Bitte setz dich ans Feuer und leiste dem alten Nif etwas Gesellschaft.” Gern kam Marlos der Aufforderung nach und nahm am Lagerfeuer Platz. Währenddessen der uniformierte Gast zwei weitere Scheite ins Feuer schob, öffnete Nif’Rīm den großen Metallbehälter, der bereits neben ihn stand, und begann einige Šubaši herauszuholen und auf einen Metallspieß zu schieben. Als er auf jeden Spieß jeweils drei Šubaši und vier Bukuni geschoben hatte, steckte er die beiden Spieße in den Erdboden und holte aus dem Behälter noch zwei Becher und eine Flasche belluranischen Nordwein heraus. Als Nif die Flasche öffnete und einschenkte, sah der Mentor seinen damaligen Schüler an. Mit einer sehr ruhigen Hand reichte Nif seinem Freund einen Becher Wein herüber. Dann prosteten sich die beiden Männer zu und nahmen jeweils einen kräftigen Schluck. Der Wein hatte den charakteristischen etwas süßlichen Geschmack, der typisch für die Nordweine der ulanischen Halbinsel Kjöšmālu war. Beide sahen sich an. Der Wind spielte mit den schwarzen Haaren des Wissenschaftsoffiziers wie mit den weißen Haaren des Alten, der aufmerksam seinen ehemaligen Schüler ansah. Dann setzte der Seher seinen Becher vorsichtig auf den Boden ab. Marlos folgte seinem Beispiel. „Was hältst du davon, dass die Terraner in Zukunft in unsere Flotte aufgenommen werden können?”, fragte der Alte lächelnd. Marlos dachte nach, bevor er antwortete. „Ich bin mir nicht sicher, Nif.”, sagte der Wissenschaftsoffizier, „Aber das könnte nicht uninteressant werden, mit Terranern zusammen an Bord Dienst zu tun. Allerdings sind auch viele innerhalb der Flotte sehr skeptisch, dass die Zusammenarbeit trotz der großen Unterschiede zwischen den Belluranern und Terranern funktionieren wird.” „Inwiefern ist man in der Flotte skeptisch?”, fragte der Seher, „Was sind das für Bedenken, Marlos?” Der dunkelhaarige Offizier dachte erneut nach, denn er war sich nicht ganz sicher, wie er das seinem Mentor erklären sollte. „Weiß du, Nif, vielleicht liegt es daran, dass die meisten von uns Belluranern es noch nie mit Erdbewohnern zu tun hatten.”, begann Marlos vorsichtig, „Wir sind uns aneinander immer noch viel zu fremd. Sie sind uns sowohl technisch als auch physisch immer noch unterlegen. Dann kommen noch die kulturellen Unterschiede und die Verständigungsproblematik hinzu. Die Terraner gelten in der Belluranischen Allianz immer noch als eine recht aggressive Spezies.” Der Nūnuk nickte, während er aufmerksam seinem Gast zuhörte. „Viele in der Flotte sind der Ansicht, dass diese Beschlüsse viel zu früh in die Tat umgesetzt werden.”, fügte Marlos hinzu, „Ich denke, dass die meisten Belluraner Angst vor Veränderungen haben, die als Konsequenzen aus der Umsetzung dieser neuen Bestimmungen resultieren, denn bisher musste jeder innerhalb seiner eigenen Flotte Dienst tun. Schließlich hat der IVR damals aus Sicherheitsgründen es auch so beschlossen, damit es im Ernstfall keine Schwierigkeiten geben kann, wenn der Kommandant an Bord eines Schiffes den Angehörigen einer anderen Spezies in den Tod schicken muss, wenn er ihn einen Befehl erteilt, der für diesen den Tod zur Folge hat.” Nif’Rīm Te-Rīmu nickte und dachte darüber nach. „Verstehe. Darüber hab ich schon nachgedacht.”, antwortete er, „Ja, da wird es noch eine Menge Probleme geben. Aber die Zeit wird uns zeigen, ob wir alle schon dazu bereit sind, die Terraner in unsere Gesellschaft zu integrieren.” Zufrieden stellte der Seher fest, dass Marlos und er die gleichen Ansichten teilten was die Terraner betraf. Nachdenklich tranken beide jeweils eine Schluck Wein. „Wahrscheinlich wird es deswegen noch innerhalb der Flotte viele Scherereien geben.”, meinte Marlos nachdenklich. Der Seher nickte, sah den Wissenschaftsoffizier an und wechselte das Thema. „Erzähl mir von deinen Missionen, an denen du im vergangenen Halbjahr am Bord der Ĵajkos teilgenommen hast. Was gibt es also Neues da draußen im Universum?”, erkundigte sich der Nūnuk lächelnd interessiert, „Was hast du alles gesehen und gemacht?” Der Wissenschaftsoffizier erwiderte das Lächeln seines Mentors, denn es war eine Standardfrage, die der Seher ihm bei jeder ihrer Treffen stellte. Sofort begann Nandor ihm von der letzten Reise der Ĵajkos zu berichten. „Eigentlich gibt es nicht besonders viel zu erzählen, Nif.”, sagte Marlos, „Es waren alles Standardmissionen, die wir geflogen sind. Dabei haben wir verschiedene Güter, wie beispielsweise Medikamente, Lebensmittel und so weiter, zu den einzelnen Sternenbasen und Außenwelten unserer Allianz gebracht. Mittlerweile wurde eine weitere unbemannte Forschungsstation am Rande unseres Sonnensystems in Betrieb genommen und die Piraten treiben nach wie vor innerhalb der Mitgliedstaaten des interstellaren Völkerrates ihr Unwesen.” Interessiert hörte der Mentor dem Wissenschaftsoffizier zu und lächelte dabei ein wenig. Vor seinen geistigen Augen sah der Seher immer noch die zahlreichen Bilder von Planeten, Sonnen, stellare Nebeln und andere Phänomene, die er während seiner eigenen Reisen durch das All gesehen hatte. „Hast du zwischenzeitlich auch mal wieder eine der belluranischen Außenwelten besucht?”, fragte Nif’Rīm. „Ja.”, antwortete Marlos, „Ich habe sogar mehrere besucht. Unter anderem war ich auch mal wieder auf Vargas 4 gewesen. Die Blaufleckenfieber-Epidemie auf dem kleineren Kontinent in der südlichen Hemisphäre haben sie endlich wieder in den Griff bekommen.” Nif räusperte sich, bevor er sprach. „Das ist gut.”, meinte er zufrieden, „Dann ist das neu entwickelte Serum gegen das Blaufleckenfieber wirklich besser als das alte. Das wurde ja auch allmählich Zeit, dass sie das wieder unter Kontrolle kriegten.”

„Ja, das sagen alle.”, bestätigte der Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos, der ebenfalls über die neue Situation erleichtert war, „Besonders die Bewohner von Vargas 4 sind darüber froh, das die Quarantäne für die interstellare Raumfahrt wieder aufgehoben werden konnte. Inzwischen hat sich das Leben auf dem Planeten wieder etwas normalisiert.” Nif’Rīm nahm einen weiteren Schluck aus dem Becher, den er wieder in seine Hand genommen hatte. Nach dem Absetzen des Bechers kontrollierte er die Spieße. Als der Seher feststellte, dass das Essen in Kürze fertig war, brummte er zufrieden.

„Und wie ist es dir hier zu Hause ergangen, Nif?”, fragte Marlos seinen Mentor, „Was macht deine Gesundheit?” Der weißhaarige Mann machte eine abwehrende Handbewegung, bevor er lächelnd antwortete. „Macht dir nur keine Sorgen um den alten Nif, mein Sohn.”, sagte er, „Meine Beschwerden sind nach wie vor die üblichen Gebrechen, die das fortschreitende Alter eben so mit sich bringt. Solange ich noch hierher an den Strand gehen kann, um das Rauschen des Meeres zu hören und dabei die salzige Luft einatmen kann, bin ich zufrieden.” Marlos nahm einen Schluck Wein aus seinem Becher und sah dabei seinem Freund nachdenklich zu, wie er die Spieße vom Feuer nahm. Dann reichte er einen an den Wissenschaftsoffizier weiter und beide begannen zu essen. „Wann musst du wieder zum Schiff zurück?”, fragte Nif’Rīm seinen Gast. Marlos richtete sich ein wenig auf und kratzte sich kurz an seinem Kinn. Der Seher sah es bereits am Blick seines Freundes, dass dieser schon sehr bald wieder zu seinem Schiff zurückmusste. „Ich muss schon Morgen Nachmittag um siebzehn Uhr wieder an Bord sein. Mein Shuttle zur Orbitalstation Bellurānia 8 startet um sechszehn Uhr dreißig vom Shuttlezentrum in Merānos. Zwei bis drei Stunden später muss die Ĵajkos abfliegen.” Während er dies sagte, sah er dabei seinen Mentor an.

„Weißt du schon über die neuen Missionen eures Schiffes Bescheid und wohin ihr fliegen werdet?”, fragte Nif und sah dabei seinen Freund prüfend an.

„Leider nein.”, antwortete Nandor wahrheitsgemäß, „Bisher ist mir darüber noch nichts bekannt. Du kennst das ja. Die ersten Instruktionen erhalten die Kommando-Offiziere vom Captain Žadūrijas beim Offiziersmeeting an Bord kurz vor dem Start. Deshalb muss ich schon so früh zur Ĵajkos zurück.” Ein Schatten huschte über das Gesicht des alten Nūnuks und Marlos erkannte, dass Nif irgendetwas beunruhigte. Mental konnte er schwach einige Emotionen des Sehers wahrnehmen.

„Nif, was ist los?”, erkundigte sich der Wissenschaftsoffizier besorgt und ließ dabei seinen Spieß etwas sinken, ohne etwas auf seine dunkelblaue Freizeit-Uniform tropfen zu lassen, „Was macht dir Sorgen, mein alter Freund?” Deutlich konnte der Wissenschaftsoffizier mental fühlen, wie die Emotionen des alten Mannes zunahmen. Der weißhaarige Seher seufzte schwer und schüttelte mit dem Kopf. Dabei sog er die Luft tief ein und ließ sie anschließend wieder entweichen. Er richtete sich auf und sein Gesichtsausdruck wurde sehr ernst. Nandor hatte inzwischen verstanden, dass etwas seinen Mentor so sehr beschäftigte, dass dieser ihn zu sich einladen musste, um mit Marlos ungestört darüber sprechen zu können. Innerlich bereitete sich der Wissenschaftsoffizier auf das eigentliche Thema vor. Trotz allem blieb eine kleine Unsicherheit. „Marlos, weiß du, warum ich dich eigentlich zu mir eingeladen habe?”, fragte Nif den Wissenschaftsoffizier. Er war sich nicht ganz sicher und antwortete deshalb: „Bestimmt nicht nur um mich so zu sehen und mit mir über die alten Zeiten zu plaudern, sondern weil du mit mir etwas sehr Wichtiges besprechen willst. Ich vermute, dass du wieder irgendwelche Visionen hattest. In den letzten audiovisuellen Transmissionen hast du ein paar Andeutungen gemacht, dass du einige teilweise undeutliche Bilder sahst.” Der Wissenschaftsoffizier sah seinen langjährigen Freund erwartungsvoll an. Der Alte nahm einen kräftigen Schluck Wein, bevor er das Wort ergriff. „Ja.”, sagte Nif’Rīm mit ernsten Gesichtsausdruck nickend, „Ja, das habe ich und genau deshalb habe ich dich eingeladen, denn ich brauche deine Hilfe.” Te-Rīmu beugte sich mehr zu seinem Gast hinüber und sprach mit Nachdruck in seiner Stimme weiter: „Marlos, das Jahrzehnt wird nicht so enden, wie es begonnen hat!” Der Wissenschaftsoffizier hätte Mühe gehabt, ein Grinsen zu unterdrücken, wenn der Seher dies nicht mit einem warnenden Ton gesagt hätte. Prüfend schaute er Nif’Rīm Te-Rīmu an. „Aber das ist doch völlig normal.”, antwortete Nandor wahrheitsgemäß, „Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass irgendwann einmal ein Jahrzehnt so zu Ende ging, wie es mal angefangen hat.” Der Nūnuk sah seinen uniformierten Gast mit einem Gesicht an, aus dem das gütige Lächeln eines guten väterlichen Freundes vollkommen verschwunden war.

Stattdessen konnte der muskulöse Schwarzhaarige in dem Blick des Sehers nur noch große Sorgen und tiefe Trauer erkennen. Aber da war noch etwas in seinen blauen Augen zu lesen, was Marlos noch nie zuvor bei seinem Mentor wahrgenommen hatte: Grauen und sehr viel Angst! Jetzt bemerkte er, dass der alte Mann ein wenig zitterte. Auch das kannte der Offizier nicht von seinem Freund. „Nif, was hast du gesehen?”, fragte er ihn beunruhigt, „Wovor hast du Angst? Was wird passieren? Sag es mir!” Der Weißhaarige atmete zitternd mehrmals tief durch, bevor er mit bebender Stimme seinem Gast antwortete: „Es wird noch Ende dieses Jahrzehnts Krieg geben. Eine ganze Reihe von Ereignissen innerhalb und außerhalb des Interstellaren Völkerrates werden dafür der Anlass sein.” Der schwarzhaarige Offizier erschrak zutiefst über jene Worte, die er soeben vernommen hatte. „Was hast du noch gesehen, Nif?”, wollte Marlos wissen. „Obwohl uns der Feind technisch weit überlegen zu sein scheint, wird der Krieg sehr, sehr lange dauern. Es wird eine sehr harte Zerreißprobe für den Interstellaren Völkerrat werden.”, der Seher machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr, „Es werden viele sterben und viele Welten wird es nach diesem Krieg dann nicht mehr geben.” Während der weißhaarige Mann das sagte, rann ihm dabei eine Träne über die Wange. Der Wissenschaftsoffizier war erschüttert, als er diese Worte vernahm. Er blickte seinen Mentor fragend an. Der Seher verstand die stumme Frage. „Ja, es wird absolut nichts mehr so sein wie vorher, Marlos. Wir werden mit größter Wahrscheinlichkeit den Krieg verlieren, mein Freund!”, antwortete Te-Rīmu mit zitternder Stimme.....

Aufmerksam beobachtete er die Aktivitäten der Brückencrew. Es war ein ruhiger Flug und alle im Raum waren mit Routinearbeiten beschäftigt. Leise arbeiteten die Systeme in der Kommandozentrale des Schiffes. Lautlos und majestätisch glitt sie wie ein hellblauer Engel durch das kalte Vakuum des Alls in Richtung Bellurānia Prime. Die Nagūma war ein Schiff der Hornādas-Klasse. Die Schiffe dieser Klasse galten als die besten der gesamten belluranischen Flotte und wurden sowohl für die zivile als auch militärische Raumfahrt verwendet. Major Marānus versuchte sich zum wiederholten Male in eine bequemere Sitzposition zu bringen. Seit gut sieben Stunden saß er schon im Kommandosessel. Sein Rücken tat ihm mittlerweile weh und die Müdigkeit tat ein Übriges dazu. Er gähnte. Am liebsten wäre er jetzt viel lieber in seinem Quartier. Dort würde er nach einer ausgiebigen Dusche eine Kleinigkeit aus dem Replikator zu sich nehmen und anschließend schlafen gehen. Doch das musste alles warten, denn seine Schicht auf der Brücke war leider noch nicht zu Ende. „Möchten Sie ebenfalls einen Ktiša, Major Marānus?”, fragte die Erste Offizierin und hielt dem müden Mann auf dem Kommandosessel eine Tasse hin. „Das ist eine ausgezeichnete Idee, Commander Nulūra.”, antwortete Niral und nahm dankend Julāra das Gefäß mit der dampfenden Flüssigkeit ab. Der Ktiša war ein beigefarbenes Getränk, das auf der Erde einem extrem starken Tee oder Kaffee entsprach. Der Geschmack lag zwischen dem eines Vanilletees und einem Cappuccino mit Vanillearoma. Die dunklere Variante davon schmeckte mehr nach einer Mischung aus Kaffee und Kakao. Es war das beliebteste Getränk der Belluraner. Marānus nahm sofort einen Schluck aus der Tasse und ließ die heiße Flüssigkeit langsam durch seinen Hals laufen. Genießerisch zog er den Duft ein und nach einigen Schlucken wich die Müdigkeit wieder von ihm.

Etwas erholter lehnte er sich zurück. „Jetzt fühle ich mich schon viel wohler.”, brummte der Braunhaarige zufrieden. Niral hörte, wie die gesamte Brückenmannschaft über seine Bemerkung schmunzelte. „Und, Major, was werden Sie machen, wenn wir wieder zurück sind?”, fragte Nulūra, „Werden Sie sofort wieder Ihren alten Posten auf der Orbitalstation Bellurānia 8 beziehen, Sir?” Niral sah die junge schwarzhaarige Frau nachdenklich an. Sie war schlank und trug die charakteristische dunkelblaue Uniform der Kommandooffiziere. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem Zopf zusammengebunden, der bis an ihr Gesäß reichte. Wie alle Belluraner hatte auch sie ebenfalls spitze Ohren und blaue Augen. „Ich weiß es nicht, Commander Nulūra. Das müssen wir von den neuen Befehlen abhängig machen, die wir von der Admiralität erhalten.”, antwortete er ernst, „Natürlich muss ich als erstes einen ausführlichen Bericht über unsere 2-Jahres-Mission vervollständigen und ihn dann dem Flottenkommando vorlegen. Allerdings müsste die Nagūma einen neuen Captain bekommen, falls ich wieder auf meinen alten Posten auf Station B 8 zurückkehren soll.” Schweigend tranken beide ihren Ktiša und hingen ihren Gedanken nach. „Major.”, sagte Nüñkūr Jandāho, der Kommunikationsoffizier, „Ich habe eine audiovisuelle Kommverbindung zum Sternenflottenkommando. Man wünscht Sie zu sprechen, Sir.” „In den Bereitschaftsraum!”, befahl Niral und verließ die Brücke. Kaum hatte Marānus die Kommandozentrale verlassen, setzte sich die Erste Offizierin auf den Kommandosessel.

Nachdem sich der Major hinter dem Schreibtisch gesetzt hatte, schaltete er das Kommunikationsgerät auf online. Auf dem Bildschirm erschien das ernste Gesicht eines weißhaarigen Admirals.

„Guten Tag, Admiral Arūli.”, begann Niral das Gespräch, „Wie geht es Ihnen?” „Danke der Nachfrage, Major.”, antwortete dieser ernst, „Das Flottenkommando hat neue Befehle für Sie. Aber bevor wir dazu kommen werden, bitte ich Sie um einen kurzen Bericht über die letzten zwei Jahre Ihrer Mission. Was gibt es Neues aus den betroffenen Grenzregionen der Belluranischen Allianz?” Niral richtete sich kurz etwas auf und räusperte sich.

„Der Flug in die Region verlief ereignislos, Sir. Die Gerüchte über vermeintliche Piraten an den Grenzsektoren scheinen nicht zu stimmen, denn es war weit und breit keine Spur von ihnen zu finden.”, begann er mit dem Lagebericht, „Wir patrouillierten an der Grenze zu allen vier Nachbarstaaten. Die Lage zwischen den Iruniern, Assari, Usska und Ludāni hat sich inzwischen weiter verschärft. Wie Sie wissen, Admiral Arūli, erheben alle vier Republiken nach wie vor Anspruch auf die Tarul-Systeme, die zu einem Drittel von den Assari, einen weiteren Drittel von den Usska, ein Viertel von den Iruniern und der Rest von den Ludāni besetzt werden. Alle vier Staaten sind zurzeit dabei, ihre Grenzen dichtzumachen. Die Streitkräfte von allen betroffenen Völkern sind in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden, nachdem die ersten Drohungen mit Waffengewalt ausgesprochen wurden. An all ihren Grenzen haben sie ihre Patrouillenflüge verstärkt. Die ersten kleineren Gefechte hat es in den Tarul-Systemen auch schon gegeben. Einige Schiffe mit Kolonisten sind bereits aus der Region geflohen. Eines der Kolonistenschiffe wurde auf der Flucht sogar zerstört. Wer es getan hat, weiß man nicht. Allerdings beschuldigen sich die Regierungen gegenseitig, für den Tod der Kolonisten verantwortlich zu sein. Auf Grund dieser Vorfälle in der letzten Zeit gestatten die jeweiligen Regierungen auch keine weiteren Transitflüge mehr durch ihre Territorien mit der Begründung, es wäre momentan zu gefährlich, weil niemand für die Sicherheit eines Transitfluges garantieren könne. Die Informationen von den Rundfunk- und Fernsehsendungen, die wir an der Grenze aus den jeweiligen Republiken empfingen, waren zum Teil sehr widersprüchlich. Wir haben alle empfangenen Sendungen aufgezeichnet und die Aufzeichnungen dem schriftlichen Bericht für das Flottenkommando beigefügt, Admiral Arūli. Die laufenden Verhandlungen sind inzwischen schon mehrmals vertagt worden, weil sich die Parteien bisher nicht einigen konnten. Mittlerweile erzählt man sich unter vorgehaltener Hand, dass es Krieg geben wird, falls diese Verhandlungen für gescheitert erklärt werden.”

Niral machte eine kurze Pause, um seine Worte auf den Admiral wirken zu lassen. Aufmerksam beobachtete er das ausdrucklose Gesicht seines Gesprächspartners, der nachzudenken schien. Arūli schüttelte mit dem Kopf.

„Sowas ähnliches habe ich schon geahnt.”, sagte er nachdenklich, „Das hört sich wirklich nicht gut an. Das wird diesmal nicht nur beim Säbelrasseln bleiben.” Er seufzte kurz. „Na schön.”, meinte der Admiral, „Dann werde ich die Neuigkeiten gleich an die Admiralität weiterleiten. Ich danke Ihnen für Ihren Kurzbericht, Major.”

„Warten Sie noch, Sir.”, sagte Niral schnell, bevor sein Gegenüber auf dem Bildschirm die Verbindung schloss, „Da gibt es noch etwas, was Ihnen ebenfalls nicht gefallen dürfte, Sir. Es geht dabei um die Umbari.” Arūli sah ihn fragend an. „Sprechen Sie, Major.”, bat er, „Was wollen Sie mir mitteilen?” Der braunhaarige Offizier atmete mehrmals tief durch, bevor er anfing.

„Das Umbara-Imperium steuert zurzeit auf einen Bürgerkrieg zu.”, begann er, „Die Kolonien in den Indura-Systemen fordern von der Umbari-Regierung ihre Unabhängigkeit, wie man ja weiß. Falls sie dies ablehnen sollten, so die Indura-Kolonialverwaltungen, werden sie mit den entsprechenden Mitteln reagieren. Um ihre Forderung zu unterstreichen, haben sie mehrere Anschläge in der Hauptstadt auf Umbāra Prime verübt. Unter anderem auch auf einige Regierungseinrichtungen und auf die Wissenschaftsakademie des Interstellaren Völkerrates. Glücklicherweise gab es bisher noch keine Toten, sondern nur Verletzte. Daraufhin drohte die Regierung mit der Ausrufung des Kriegsrechts.”

„Danke für die Informationen, Major.”, sagte der Admiral, „Das war gute Arbeit.” Nach diesen Worten unterbrach Arūli überraschend die Kommverbindung. Niral lehnte sich verdutzt zurück und reckte dabei seine beiden Arme in die Höhe. Hatte der Admiral nicht eben gerade gesagt, dass das Flottenkommando neue Befehle für mich hätte?, fragte sich der Major verwundert und schüttelte mit dem Kopf. Kurz darauf stand er auf und betrat die Brücke.

Wortlos stand Julāra Öjkār Nulūra vom Kommandosessel auf und bot ihn Niral mit einer stummen Geste an. „Vielen Dank!”, sagte Major Marānus und nahm auf dem Sessel Platz. „Lagebericht!”, forderte der Braunhaarige. „Wir haben bereits unser Sonnensystem erreicht und passieren gerade die Umlaufbahn von Mutarau. Mit der Geschwindigkeit sind wir runtergegangen.”, antwortete Julāra, „Wir sind bald zu Hause, Sir.” Die Erste Offizierin nahm wieder auf den Sessel des Vizekommandanten Platz. Schweigend beobachteten sie, wie die Planeten mitsamt ihren sichtbaren Monden auf den Schirm anschwollen und wieder aus der Sichtweite des Schirmes gerieten als die Nagūma an ihnen vorbeiflog. Fast alle Planeten des belluranischen Sonnensystems wurden von unbemannten Beobachtungsstationen umkreist. Deutlich waren die Lichter dieser Stationen zu erkennen. Niral dachte darüber nach, welche Befehle der Admiral ursprünglich für ihn hatte, als ihn Jandāho aus seinen Gedanken riss. „Ich habe wieder eine audiovisuelle Kommverbindung mit Admiral Arūli, Sir.”, sagte der Kommoffizier. Niral erhob sich wieder von seinem Sessel. „Legen Sie die Verbindung wieder in den Bereitschaftsraum, Mr. Jandāho.”, sagte der Major, als er die Brücke verließ. „Aye, Sir!”, bestätigte dieser und führte den Befehl aus.

Wahrscheinlich erhalte ich jetzt die neuen Befehle, von denen der Admiral vorhin gesprochen hatte!, dachte Niral und schaltete das Kommgerät auf dem Schreibtisch online, nachdem er sich gesetzt hatte. Das ernste Gesicht Arūlis erschien wieder auf dem Schirm, der ohne Umschweife sofort zur Sache kam. „Sie erhalten jetzt Ihre neuen Befehle vom Sternenflottenkommando, Major.”, begann er, „Fliegen Sie direkt zur Orbitalstation Bellurānia 17 und nicht zur Station B 8 wie ursprünglich vorgesehen. Sobald die Nagūma dort angekommen ist, werden Sie auf das Arunīda-Schiff Mohōl versetzt. Melden Sie sich deshalb auf der Station B 17 unverzüglich bei Kommodore Kundūri. Alle weiteren Instruktionen werden Sie dort von mir erhalten. Stellen Sie also keine Fragen. Ich werde Sie dort erwarten, Major.” Marānus beugte sich etwas zum Bildschirm vor.

„Und wer bekommt das Kommando über die Nagūma, Sir?”, fragte Niral. „Es ist gut, dass sie danach fragen, Captain Marānus. Das Flottenkommando hat Ihren Vorschlag, die Erste Offizierin an Bord Ihres Schiffes zum Captain zu befördern, angenommen. Sie wird von heute an die Nagūma befehligen. Sobald das Schiff an der Orbitalstation Bellurānia 17 angedockt hat, werden Sie das Kommando auf Captain Julāra Öjkār Nulūra übertragen.”, antwortete der weißhaarige Mann knapp und unterbrach die Verbindung. Niral lehnte sich zurück und dachte über die neuen Informationen nach, die er vom Flottenkommando soeben erhalten hatte. Was zum Mūruk haben die Lamettaträger schon wieder ausgebrütet?, fragte er sich. Warum sollte ich auf die Mohōl, einem Schiff der Arunīda-Klasse, versetzt werden?, fragte sich der Major irritiert. Das Schiff ist doch offiziell ausrangiert worden!, fuhr er gedanklich fort. Was denken die sich dabei?, fragte sich Niral, Wollen die mich für dumm verkaufen? Doch dann musste er an die Gerüchte denken, die schon seit einer ganzen Weile innerhalb der Flotte kursierten, dass die technische Forschungsabteilung etwas Neues entwickelt haben soll. Dabei sprach man unter vorgehaltener Hand von einem neuen Antriebssystem. Manche sprachen sogar von einem völlig neuen Raumschiff, das von der Flotte nur noch als ein reines Kriegsschiff eingesetzt werden soll. Aber auch über einige völlig neu entwickelten Waffensysteme wurde reichlich gemunkelt.....

Beide sahen sich nach diesen Worten stumm an. Nandor schüttelte mit dem Kopf. „Ich kann es nicht glauben, Nif.”, sagte er fassungslos, „Es ist einfach unglaublich.” „Doch, Marlos. Ich kann dich sehr gut verstehen. Mir würde es genauso wie dir ergehen, wenn mir ein seniler alter Mann so etwas erzählt hätte. Ich könnte es auch nicht glauben, aber die Bilder, die ich in meinen Visionen gesehen habe, waren absolut eindeutig. Ein Irrtum ist daher vollkommen ausgeschlossen. Das versichere ich dir.”, sagte der Seher und legte dabei seine Hand auf die Schulter des Wissenschaftsoffiziers.

„Nur, was machen wir denn jetzt?”, sagte Marlos nachdenklich, „Ich kann doch nicht einfach zu meinem Vorgesetzten gehen und ihm erzählen, dass wir Ende dieses Jahrzehnts, laut den Visionen eines Nūnuks, Krieg haben werden. Das Flottenkommando würde mich sofort vom Dienst suspendieren und für verrückt erklären und anschließend mich in die nächstbeste Gummizelle stecken.” Nif klopfte seinem Gast mehrfach auf die Schulter.

„Nein, Marlos, das sollst du auch nicht weiterleiten.”, antwortete der Alte mit ernstem Gesichtsausdruck, „Ich habe es dir nur erzählt, weil du weißt, wie genau meine Prophezeiungen sind. Eigentlich möchte ich dich nur darum bitten, deine Augen und Ohren für mich offen zu halten und die Entwicklung der Dinge genauestens zu beobachten und mir unverzüglich davon zu berichten. Wenn die Zeit zum Handeln gekommen ist, sage ich dir Bescheid, mein Freund.” „Das klingt fast so, als hättest du bereits einen Plan, Nif.”, konstatierte der Wissenschaftsoffizier, „Könnte das sein?” Nif’Rīm Te-Rīmu begann zu lächeln. „Ja.”, antwortete er, „Ich habe in der Tat einen Plan. Aber den werde ich dir erst später erklären, wenn die Zeit dafür gekommen ist.”

„Nein!”, erwiderte Marlos entschieden, nachdem er einen kräftigen Schluck Wein aus seinem Becher getrunken hatte, „Das kommt gar nicht in Frage. Du solltest mich bezüglich deines Planes auf keinen Fall im Unklaren lassen, wenn ich dich dabei unterstützen soll, ihn auszuführen.” Mit ausdrucklosem Gesicht beobachtete er den Seher. Nach längerem Überlegen nickte Nif’Rīm. „Also gut.”, sagte er, „Mir war von Anfang an klar, dass ich dich nur dann überzeugen kann, wenn du diese Visionen selbst gesehen hast. Also, dann werde ich sie dir jetzt zeigen und hoffe, dass du genügend Kopfschmerztabletten zur Verfügung hast. Dann entspann’ dich jetzt, mache dich frei von allen anderen Gedanken, die dich momentan sonst noch beschäftigen und überlasse alles weitere mir, mein Freund.” Der Wissenschaftsoffizier folgte wortlos den Anweisungen des Sehers. Nachdem der Mentor seinen Schüler in einem tiefen hypnotischen Trancezustand versetzt hatte und seine Finger die wichtigen Nervenpunkte an Nandors Kopf gefunden hatten, begann Nif’Rīm Te-Rīmu mit der partiellen Mentalfusion.....

Kaum schaltete die Warnleuchte von Rot auf Blau, als auch schon die drei Doppeltüren sich zischend öffneten und die Passage zur Station endlich freigaben. Kurz darauf betrat am frühen Morgen Major Marānus etwas müde die Orbitalstation Bellurānia 17. Eine gutaussehende junge Frau in der Uniform eines Fähnrichs trat ihm entgegen und salutierte. Ihre braunen Haare waren lang und zu einem Zopf gebunden, der ihr bis zum Gesäßansatz reichte. „Major Marānus?”, fragte sie. Die Stimme dieser jungen Frau erinnerte Niral an seine eigene Frau, die zurzeit auf einen Flottenstützpunkt auf Bellurānia Prime ihren Dienst verrichtete. „Ja, Fähnrich?”, antwortete Niral, „Das bin ich.” Sie lächelte ein wenig. „Willkommen an Bord, Major. Ich bin Fähnrich Vüñūra Marak und ich habe den Befehl Sie zu Kommodore Kundūri zu bringen. Folgen Sie mir bitte, Sir.”, sagte sie und setzte sich in Bewegung. Marānus schulterte sein Gepäck und folgte ihr. Auf der Brücke wurde er von einem blonden Mann namens Simdu Gorāni begrüßt. Er war ebenfalls ein sehr muskulöser Offizier. Seine Haare waren kurz geschnitten und er trug einen Oberlippenbart. Anhand seiner Rangabzeichen erkannte Niral, dass er der Erste Offizier der Station war. „Guten Morgen, Major! Willkommen an Bord.”, begrüßte er ihn salutierend und wies dabei mit einer Hand in Richtung des Bereitschaftsraumes des Kommodores. „Kommen Sie!”, sagte er lächelnd, „Sie werden bereits von Kommodore Kundūri erwartet.” Marānus nickte. „Also gut.”, erwiderte er gelassen, „Dann bringen Sie mich zu ihm.” Gorāni wandte sich an Vüñūra. „Sie haben das Kommando, Fähnrich!”, sagte er und verließ zusammen mit dem Major die Brücke.

Der Türsummer ertönte. „Treten Sie ein, meine Herren!”, sagte Marūd Kundūri als die Tür sich leise öffnete. Beide Offiziere betraten den dunklen Raum. Der Bereitschaftsraum war nur zweckmäßig möbliert. Aus dem Fenster konnte man die Sterne sehen, denn die Orbitaltstation befand sich gerade auf der Nachtseite von Bellurānia Prime. Der Kommodore und Wissenschaftsoffizier Marlos Nandor, der gerade eine weitere Tablette gegen seine Kopfschmerzen einnahm, erhoben sich von ihren Sesseln und Marūd begrüßte seinen Schwiegersohn. Kundūri hatte graumeliertes Haar und einen Vollbart. „Niral, mein Sohn!”, rief er, „Willkommen zu Haus. Weiß Axāña schon Bescheid, dass du wieder zurück bist?” „Ja.”, antwortete der Major, der gerade den Wissenschaftsoffizier der Ĵajkos begrüßte, „Ich hab’s ihr schon auf der Rückreise vor zwei Tagen mitgeteilt.”

„Gut.”, meinte der Kommodore zufrieden und wies jeden an Platz zu nehmen. Als sich alle vier gesetzt hatten, wurde Marūd sehr ernst und kam sofort zur Sache. „Meine Herren, Sie wissen hoffentlich, warum man Sie hierher beordert hat?”, erkundigte er sich. „Laut der Admiralität sollen wir von dir neue Befehle erhalten. Zumindest hat sich Admiral Arūli so ausgedrückt.”, antwortete Niral, „Zu mir hat er gesagt, dass er mich hier erwarten werde. Aber damit drückt er doch nur aus, dass die neue Mission sehr wichtig für das Flottenkommando ist.” „Und wie ist das bei Ihnen, Wissenschaftsoffizier Nandor?”, fragte der Kommodore. „Bedaure, Sir.”, antwortete Marlos, „Captain Žadūrijas von der Ĵajkos hatte mir nur mitgeteilt, dass man mich von meinem Posten abkommandiert hätte und ich mich hier einfinden sollte. Alles Weitere sollte ich dann hier von Ihnen erfahren. Mehr weiß ich nicht, Sir.” Simdu beugte sich ein wenig vor und blickte seinen Vorgesetzten an. „Könnten Sie uns vielleicht einmal darüber aufklären, was hier los ist, Kommodore?”, fragte Gorāni, „Was hat man mit uns denn vor? Wieso wurden wir einfach von unsere Posten abkommandiert und hierher geschickt?” Noch bevor Kommodore Kundūri antworten konnte, erklang eine harte Stimme aus der dunkelsten Ecke des Raumes: „Weil Sie alle vom Flottenkommando für diese gefährliche Sondermission ausgewählt wurden, zu der man uns von höchster Instanz aus zu größter Geheimhaltung verpflichtet hat, meine Herren. Und jetzt erhalten Sie von mir Ihre weiteren Instruktionen bezüglich Ihrer neuen Mission.” Alle blickten in die Richtung, aus der die harte kräftige Stimme kam, die keinen Widerspruch duldete. Während er diese Worte formulierte, trat der uniformierte Mann aus dem dunkelsten Teil des Raumes ins Licht. Es war Admiral Arūli.....

 

Abschließende Hinweise:

keine

Geheimnisse und Missionsvorbereitungen

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

Überrascht sahen alle den Admiral an, der wie ein Geist aus der Dunkelheit aufgetaucht war und sich nun an dem oberen Ende des Tisches setzte. „Guten Morgen, Admiral!”, grüßten alle Anwesenden unisono und salutierten. Dieser erwiderte den Gruß und wandte sich dann direkt an Kundūri. „Aktivieren Sie das holographische Programm, Kommodore.”, forderte der Weißhaarige ihn auf und reichte ihm einen kleinen Datenkristall. Marūd steckte ihn in die dafür vorgesehene Vorrichtung und aktivierte das Programm. Ein leises Summen erklang und direkt über dem Tisch entstand ein dreidimensionales Bild von einem Raumschiff der Arunīda-Klasse. Es war eine Aufnahme der Mohōl. Aufmerksam betrachteten die Anwesenden die Holographie. „Was Sie hier sehen, meine Herren, ist ein dreidimensionales Bild der Mohōl, nachdem man sie komplett umgebaut hat.”, begann der Admiral ohne Umschweife, „Sie ist jetzt mit modernster Technik ausgestattet worden, die unsere Wissenschaftler in der technischen Abteilung des Flottenkommandos in den letzten vier Jahren entwickelt haben. Wie Sie unschwer erkennen können, hat man unter anderem das gesamte Antriebssystem ausgetauscht. Zusätzlich wurden noch zwei weitere Baridiumreaktoren zwecks zusätzlicher Energiegewinnung eingebaut und mit dem Hauptbaridiumreaktor des Schiffes verbunden. Schließlich benötigt der neu entwickelte Inversionsantrieb wesentlich mehr Energie zum Beschleunigen als der alte. Ferner wurde das Schiff mit verbesserten Schutzschildgeneratoren und leistungsfähigeren Waffensystemen ausgestattet.” Während der kurzen Ausführungen des Admirals blinkten in der dreidimensionalen Aufnahme die Bereiche des Schiffes, an denen die zahlreichen Veränderungen vorgenommen wurden. Arūli ließ seine Worte auf die Anwesenden wirken, indem er eine kurze Pause machte und jeden einzelnen dabei kurz ansah. Marlos richtete sich kurz ein bisschen auf und fragte: „Wieso wurde dafür ein ausrangiertes Schiff verwendet, Sir? Gibt es dafür einen besonderen Grund?” Der Admiral nickte.

„Ja. In der Tat gibt es dafür einen besonderen Grund, Mr. Nandor.”, erklärte Arūli ruhig, „Weil sich niemand für ein ausrangiertes Schiff interessieren würde, wurde die Mohōl extra zu diesem Zweck aus dem Dienst gestellt. So konnte das Schiff in aller Ruhe von den Technikern umgebaut werden, ohne dass jemand davon Notiz nehmen würde. Alle sollten glauben, dass die alte Mohōl demontiert und verschrottet werden sollte. Das Flottenkommando wollte absolut sicher gehen, dass niemand darauf achten würde, wenn sie umgerüstet wird. Auch von dem ersten Testflug sollte möglichst niemand etwas erfahren, meine Herren.” Niral kratzte sich kurz hinterm Ohr. Dann rückte er mit seiner Vermutung heraus: „Ich nehme an, Admiral, dass einer von uns das Kommando für diese Mission übernehmen soll. Liege ich da richtig, Sir?” Arūli nickte. „Ganz recht, Major.”, antwortete er, „Sie sollen das Kommando auf dem Schiff übernehmen. Als Beobachter und Eskorte werden die Nagūma und die Ĵajkos Sie auf dem Testflug begleiten. Die Besatzung der Mohōl wird allerdings nur aus jenen Technikern und Wissenschaftlern bestehen, die bei der Entwicklung und Umrüstung mitgewirkt haben.” Jetzt verstand Niral die ungewöhnlich schnelle Entscheidung des Flottenkommandos über die von ihm vorgeschlagene Beförderung von Julāra Öjkār Nulūra zum Captain. „Wann soll der Testflug stattfinden, Admiral?”, erkundigte sich Marūd Kundūri. „Nachdem das Flottenkommando gestern Abend von der Nagūma einen sehr ausführlichen Bericht von der Grenze zu fünf unserer Nachbarstaaten erhalten hatte, sind jetzt alle über die Ereignisse dort sehr beunruhigt. Momentan sieht es ganz verdächtig nach einem Krieg zwischen den Iruniern, Assari, Usska und Ludāni aus und im Umbāri-Imperium droht ein Bürgerkrieg. Einzelheiten können Sie aus dem Bericht von der Nagūma entnehmen, der jetzt vor Ihnen liegt. Deshalb hat das Flottenkommando entschieden, dass der Testflug sofort nach dieser Besprechung stattfinden soll. Als Eskorte werden, wie schon gesagt, die Nagūma und die Ĵajkos die Mohōl auf ihren Testflug mit dem Ziel begleiten, um eventuelle Piratenangriffe auf das Testschiff abzuwehren, falls welche im vorgesehen Testgebiet unverhofft auftauchen sollten.” „Werden Sie an dem Testflug teilnehmen, Sir?”, fragte Simdu Gorāni. „Nein, Mr. Gorāni.”, antwortete Arūli, „Falls Sie keine Fragen mehr haben, meine Herren, dann ist diese Sitzung jetzt beendet. Sie haben jetzt Ihre neuen Befehle erhalten. Führen Sie sie unverzüglich aus.” Mit diesen Worten erhob sich der weißhaarige Mann und verließ den Raum…..

Ungeduldig warteten Axāña zusammen mit ihrem Sohn Tarūni darauf, dass der Orbitalgleiter seine endgültige Position im Shuttlehangar eingenommen hatte. Kaum hatte das Shuttle aufgesetzt, löste die ungeduldige Ingenieurin ihre Gurte und erhob sich von ihrem Sitz. Tarūni folgte seiner Mutter zur Tür. Während des gesamten Fluges war sie sehr nervös gewesen und wiederholte mehrmals den Spruch, dass irgendetwas nicht stimmen würde, nachdem sie mehrmals vergeblich versucht hatte, zu ihren Mann telepathischen Kontakt aufzunehmen. Dasselbe galt auch ihrem Vater, zu dem sie ebenfalls keinen mentalen Kontakt herstellen konnte. „Kannst du mir mal bitte verraten, warum du das so eilig hast, Mutter?”, erkundigte sich Tarūni, „Was meinst du damit, dass da etwas nicht stimmen würde?” Die Ingenieurin sah ihren Sohn kurz an. „Ich verstehe das nicht.”, sagte sie, als sie zusammen mit ihren Sohn die Passage entlang eilte, „Da ist etwas nicht in Ordnung. Ich kriege keinen mentalen Kontakt weder zu meinem Vater noch zu Niral. Was ist da schon wieder los?” Tarūni versuchte sie zu beruhigen. „Du weiß doch, dass telepathische Kontakte während irgendwelcher wichtiger Besprechungen über geheime Missionen nicht erwünscht sind.” Sie seufzte. Mittlerweile hatten sie eines der Promenadendecks erreicht. Dort waren viele Leute unterwegs, die ihren Geschäften nachgingen. „Ja.”, antwortete sie, „Ich weiß. Und beide, sowohl mein Vater als auch Niral, nehmen das sehr genau.” Plötzlich zeigte sie nach vorne und begann schneller zu gehen. „Ich glaube, ich habe gerade deinen Großvater gesehen, Tarūni.”, sagte sie, „Beeile dich ein wenig, sonst entwischt er uns noch.” Auch Tarūni hatte inzwischen den Kommodore der Station entdeckt. Der graumelierte vollbärtige Mann trug die typische Uniform der Kommandooffiziere und trug eine kleine Tasche bei sich. Dasselbe galt auch für den Ersten Offizier, der Marūd Kundūri zu begleiten schien. Die beiden Offiziere schritten geradewegs auf die dreiundzwanzigste Passage zu, die direkt zu einem Andockplatz führte. „Vater!”, rief Axāña mit glockenheller Stimme, „Warte doch mal!” Die beiden Männer gingen weiter. Tarūni rief nach seinen Großvater, nachdem ein zweiter Versuch seiner Mutter erfolglos geblieben war. Abrupt blieben die beiden stehen und wandten sich um. Marūd begann strahlend zu lächeln, als er seine Tochter und seinen Enkel erkannte. Sofort setzte er seine Tasche ab und ging den beiden entgegen.

Freudig nahm der alte Offizier seine Tochter in die Arme und begrüßte ebenso seinen Enkel. Es war schon eine lange Zeit vergangen, als sie sich das letzte Mal sahen. Forschend sah Axaña ihren Vater an. „Was ist denn schon wieder los?”, fragte sie, „Warum konnte ich weder Niral noch dich mental erreichen?” Beschwichtigend und zugleich ernst klang seine Stimme, als der Kommodore antwortete. „Wir waren in einer sehr wichtigen Besprechung, mein Kind.”, antwortete er und sah die beiden an, „Es geht um eine neue Mission, an der ich teilnehmen muss.” Überrascht fiel ihr Blick auf seine große Tasche, die ihr Vater bei sich hatte. „Was für eine neue Mission?”, wollte sie wissen. „Das darf ich nicht sagen, denn diese Mission ist streng geheim.”, erwiderte er gelassen, „Aber wenn ihr mit an Bord der Nagūma kommt, könnt ihr alles über die neue Mission erfahren.” „Und wo ist mein Vater?”, erkundigte sich Tarūni, „Warum ist nicht bei euch? Fliegt er etwa nicht mit?” Marūd lächelte seinen Enkel an. „Doch, aber der ist bereits an Bord seines neuen Schiffes.”, antwortete der graumelierte Mann, „Aber mehr könnt ihr an Bord der Nagūma erfahren, wie ich schon sagte.” Erstaunt sah Axaña den Kommodore an. „Und du fliegst auch mit?”, fragte die blonde Frau ihren Vater. „Natürlich fliege ich mit, mein Kind.”, lächelte der alte Offizier und nahm seine Tasche wieder in die Hand. Gorāni, der das Gespräch schweigend verfolgte, tat es ihm gleich und nahm seine Tasche ebenfalls in die Hand. „Aber du bist doch schon seit fast fünfzehn Jahren nicht mehr an Bord eines Schiffes mitgeflogen!”, sagte sie verwundert, „Warum denn jetzt auf einmal?” „Das erkläre ich euch später.”, antwortete Kundūri und setzte sich wieder in Bewegung, „Also, kommt, sonst beginnt die Mission ohne uns.” Sofort folgten die beiden dem Kommodore und dem Ersten Offizier der Station auf die Nagūma.….

Seufzend ließ Niral seine große Reisetasche auf den Boden sinken. Ein Techniker mit einem großen Paket unterm Arm hatte ihn an Bord der Mohōl begrüßt und sofort zum Quartier des Captains geführt. Der leichte Akzent des Mannes erschien dem Offizier zwar etwas befremdlich, weil er ihn nicht so richtig einordnen konnte, aber er maß dem keine weitere Bedeutung bei. Nachdem er den kleinen Raum betreten hatte, entließ der Offizier den Techniker, der es sehr eilig zu haben schien, sofort seinen Weg fortzusetzen. Irgendwie hatte ich die Quartiere an Bord eines Schiffes der Arunīda-Klasse viel größer in Erinnerung!, dachte der Major verdrießlich und sah sich in seinem neuen Quartier etwas genauer um. Das Zimmer war nur mit dem Standardmobiliar ausgestattet. Die Wände waren hellblau. Marānus trat in das angrenzende Bad, das ihm auch wesentlich kleiner erschien als sonst. Dann trat er hinter dem Schreibtisch und setzte sich auf den Stuhl, der dahinter stand. Der Kommandosessel an Bord der Nagūma war aber deutlich bequemer!, konstatierte er fachmännisch in Gedanken. Während er auf dem festverankerten Stuhl saß, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Irgendetwas fehlt hier!, dachte Niral und sah sich suchend in seinem Quartier um, ohne herausfinden, was er vermisste. Dann erhob sich der Braunhaarige aus dem Stuhl und begann seine Tasche auszupacken. Als der Major fertig war, setzte er sich wieder an den Schreibtisch, aktivierte den Computer und las sich die Berichte über die neuen technischen Errungenschaften, mit denen die Mohōl nun ausgerüstet worden war, aufmerksam durch.

Gerade als Niral mit dem Durchlesen der Berichte fertig war, ertönte der Summer des Kommgerätes auf dem Tisch. Marānus schaltete es online und auf dem Bildschirm erschien das lächelnde Gesicht von Captain Nulūra. „Guten Morgen, Sir.”, sagte Julāra, „Ich wollte Ihnen nur danken, dass Sie mich zum Captain befördert haben und ich hoffe, dass ich Sie niemals enttäuschen werde. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so schnell das Kommando über ein Schiff erhalten würde, Sir.” Der Braunhaarige lächelte ebenfalls. „Das weiß ich, Captain Nulūra.”, antwortete der Major, „Sie sind eine sehr fähige Offizierin und deshalb hatte ich Sie beim Flottenkommando vorgeschlagen. Daher werden Sie mich auch nicht enttäuschen. Davon bin ich überzeugt. Auf jeden Fall werde ich aus der Ferne Ihre Karriere mitverfolgen.” Das Lächeln der jungen Frau wurde etwas breiter. „Vielen Dank, Sir!”, sagte sie, „Und jetzt sind noch welche hier, die Sie unbedingt sprechen wollen. Es sind Ihre Frau und Ihr Sohn Tarūni. Beide sind hier an Bord der Nagūma.” Kaum hatte sie den letzten Satz zu Ende gesprochen, da wurde bereits Julāras Gesicht durch das von Axāña ersetzt. „Guten Morgen, Niral!”, sagte sie grinsend, „Stimmt, wir sind hier auf der Nagūma im Bereitschaftsraum des Captains.” Der Braunhaarige lächelte, als er seine Frau sah. Jetzt wurde ihm richtig bewusst, wie sehr er seine Frau und Kinder während der zweijährigen Mission vermisst hatte. „Guten Morgen, Axāña!”, sagte er lächelnd, „Du bist ja inzwischen noch viel schöner geworden als ich dich das letzte Mal sah, mein Goldstück.” Das Lächeln seiner blonden Frau wurde breiter. „Das kann ich nur erwidern, Niral.”, antwortete sie geschmeichelt, „Weißt du, es ist schon so lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben und deshalb dachten wir uns, dass du dich freuen würdest, wenn wir uns an Bord der Nagūma sehen könnten. Vater hat mir bereits vor anderthalb Tagen mitgeteilt, dass du gleich wieder auf eine neue Mission gehen wirst, sobald du auf der Station B 17 eintriffst.” Der Braunhaarige musste schmunzeln, als er sah, wie seine Frau ihr Näschen kraus zog. „Von wem kam denn die Idee?”, erkundigte sich der Major. Das Gesicht von der Chefingenieurin Axāña Marānus wurde von dem seines Sohnes, Wissenschaftsoffizier Tarūni Marānus, ersetzt. „Die Idee stammt von uns dreien, von Mutter, Großvater und von mir, Vater.”, sagte er, „Ich freue mich schon sehr darauf dich zu treffen. Es gibt so viele Dinge, über die ich mich mit dir unterhalten muss und ich habe viele Fragen, die mich seit geraumer Zeit beschäftigen, die ich gerne mit dir klären möchte.” Niral lächelte, als er seinen Sohn sah. Er war sehr stolz auf ihn. „Ich verstehe dich sehr gut, Tarūni.”, erwiderte der Major, „Mir geht es genauso wie euch. Auch ich hatte mich schon auf ein ruhiges Zusammensein mit euch, meiner Familie, gefreut. Sobald ich etwas Zeit habe, komme ich während des Fluges zu euch auf die Nagūma, okay?” Dann verabschiedete Niral sich von seiner Familie und kurz darauf erschien wieder das Gesicht von Captain Nulūra auf dem Bildschirm. In Hintergrund konnte er die Stimme seiner Frau und die seines Sohnes hören, die sich leise unterhielten. „Captain, ich habe eine große Bitte an Sie: Kümmern Sie sich gut um unsere Ehrengäste, verstanden?”, begann er, „Wenn Ihr Schiff bereit ist, informieren Sie mich bitte. Dann brechen wir sofort auf.” Julāra nickte kurz. „Sie können sich auf mich verlassen, Sir.”, antwortete Nulūra, „Ich werde mich höchstpersönlich um Ihre Familie kümmern, Major. Haben Sie sonst noch weitere Anweisungen für mich, Sir?” „Ein Replikator!”, rief Niral aus und nickte. Inzwischen war ihm eingefallen, was er in seinem Quartier vermisste. „Wie bitte, Sir?”, fragte Julāra etwas irritiert, „Einen Replikator?” Major Niral Marānus grinste breit. „Ja, einen Replikator.”, antwortete er, „Das ist das, was mir hier in meinem Quartier fehlt.” Nach einer kurzen Pause fügte er nachdenklich hinzu: „Nein, Captain, momentan habe ich keine weiteren Anweisungen für Sie. Die Sache mit dem Replikator regle ich schon selbst.” Nach diesen Worten schloss Niral die Kommverbindung verließ den Raum, der für die nächste Zeit sein zweites zu Hause sein sollte.....

Fast lautlos schloss sich hinter ihm die Tür. Sofort wurden die Arbeiten auf der Brücke, die wesentlich kleiner war als die eines Schiffes der Hornādas-Klasse, unterbrochen. Acht Augenpaare waren nun auf Niral gerichtet. Ein rothaariger Hüne in der weißen Unform der wissenschaftlich-technischen Abteilung des Flottenkommandos erhob sich aus dem Kommandosessel und trat freundlich lächelnd auf den Major zu. „Es tut mir sehr Leid, dass ich Sie nicht selbst bei Ihrer Ankunft begrüßen konnte, aber trotzdem herzlich willkommen auf der Mohōl, Sir.”, begann er, „Ich bin Dr. Römök Hödaš. Ich bin der technische Leiter dieser Mission und trage damit für alle technischen Dinge die Verantwortung.” Niral sah ihn genauer an. Römök war fast zweieinhalb Köpfe größer als er. Mann, wie soll ich dem denn Befehle erteilen?, fragte sich der Braunhaarige, Da kriegt man ja ’ne Genickstarre, wenn ich mit diesem Kerl da oben sprechen muss! Der Major nickte kurz. Langsam begann er sich an den Anblick des großen Mannes in der weißen Uniform zu gewöhnen, dem er während dieser Mission ebenfalls Befehle erteilen soll. „In Ordnung.”, antwortete Marānus trocken, „Sie haben die Leitung was die neue Technologie anbelangt, aber ich habe hier das Kommando auf dem Schiff.” Römök begann zu lächeln. „Einverstanden, Major.”, sagte er verständnisvoll, „Gemäß den Befehlen von Admiral Arūli werde ich nur der Erste Offizier und Ihr Berater sein. Darf ich Ihnen nun einiges über unsere neuen technischen Errungenschaften dieses Schiffes zeigen und erläutern, Sir?” Der Braunhaarige nickte ihm aufmuntern zu. „Nur zu, Dr. Hödaš.”, erwiderte der Major, „Informieren Sie mich.” Das ließ sich Römök nicht zweimal sagen. Aber bevor der Wissenschaftler so richtig in Fahrt kommen konnte mit seinen Erläuterungen, wurde dieser auch schon Žãukõndrõ Mũnžau an der Kommunikationskonsole unterbrochen. „Sir.”, teilte der Funkoffizier mit, „Sowohl die Ĵajkos als auch die Nagūma sind jetzt startklar. Sie warten nur noch auf Ihre Befehle.” Niral nahm auf dem Kommandosessel Platz. „Na gut.”, meinte er und gab dem Steuermann die Koordinaten, „Dann lasst uns nun keine Zeit mehr verlieren. Das Flottenkommando erwartet schließlich bald die ersten Ergebnisse von unserem Testflug. Auf geht’s in den Kalĩndra-Sektor, unserem Testgebiet.” Daraufhin lösten sich die drei Schiffe Mohōl, Ĵajkos und die Nagūma von der Orbitalstation Bellurānia 17. Wie hellblaue Engel glitten die Schiffe durch die Schwärze des Alls ihrem Ziel entgegen. Für die Besatzungen der drei Schiffe hat eine neue Mission begonnen.....

Aufmerksam beobachtete sie, wie alle anderen auf der Brücke, wie die drei Schiffe immer kleiner wurden und kurz darauf nicht mehr zu sehen waren. Was muss das für eine Mission sein, wenn sowohl Kommodore Kundūri als auch unser Erster Offizier Simdu Gorāni daran teilnehmen?, fragte sich Vüñūra, Das muss ja eine verdammt wichtige Mission sein! Niemand bemerkte den neuen Ankömmling an der Tür. Erst als dieser sie aus ihren Gedanken gerissen hatte, wandte sich die junge Frau um und erkannte den gutaussehenden jungen Mann. Er war ein Sohn des Kommodores und sah aus, als wäre er seinem Vater aus dem Gesicht geschnitten. Man könnte ihn glatt für ein wesentlich jüngeres Pendant von Marūd selbst halten, wenn seine Stimme genauso rau klingen würde, wie die seines Vaters. „Guten Morgen, Fähnrich Marak.”, sagte Botschafter Nauruñī Kundūri als er die Kommandozentrale der Station betrat, „Wie geht es Ihnen?” „Vielen Dank, gut!”, antwortete sie etwas überrascht. Lächelnd trat sie ein paar Schritte auf den neuen Gast zu. „Womit kann ich Ihnen helfen, Herr Botschafter?”, fragte sie und blickte Nauruñī an. „Ich möchte Kommodore Kundūri, meinen Vater, sprechen.”, antwortete der Neuankömmling, „Ist er in seinem Büro?” Vüñūra seufzte ein wenig. „Es tut mir Leid, Herr Botschafter.”, sagte sie, „Aber ich befürchte, dass Sie etwas zu spät gekommen sind. Ihr Vater ist gerade zu einer neuen Mission aufgebrochen.” Kundūris Sohn warf einen kurzen Blick auf den großen Bildschirm. „Wie? Was? Zu einer neuen Mission?”, fragte er ungläubig, „Ist er etwa an Bord eines der drei Raumschiffe, die ich eben da wegfliegen sah?” Der junge Fähnrich nickte etwas zerknirscht. Einige der Brückenbesatzung beobachteten den Botschafter und den Fähnrich. „Ich fürchte ja, Herr Botschafter.”, bestätigte sie. Der blonde Mann schüttelte mit dem Kopf. „Das glaub’ ich doch jetzt wohl nicht.”, gab er von sich, „Ich komm’ hier gerade erst an und mein Vater haut in diesem Moment ab. Was soll ich denn jetzt davon halten? Er wusste doch, dass ich heute herkommen wollte um mich mit ihm zu treffen!” Nachdem er einmal kräftig tief eingeatmet hatte, ließ er die Luft geräuschvoll entweichen. Dann wandte er sich an Fähnrich Marak: „Wann wird er wieder zurück sein?” „Tut mir Leid, Herr Botschafter, das weiß ich auch nicht.”, antwortete die junge Frau etwas hilflos, „Ich wünschte, ich könnt’ es Ihnen sagen.” Nauruñī wandte sich zum gehen um. „Na schön.”, sagte er verärgert und enttäuscht, „Dann lässt sich das nicht ändern.” Bevor der blonde Mann die Brücke verlassen konnte, hielt ihn Fähnrich Marak zurück.

„Haben Sie bereits ein Quartier auf der Station, Herr Botschafter?”, fragte sie, „Wenn nicht, dann werde ich mich sofort darum kümmern.” Der junge Kundūri drehte sich zu ihr um und lächelte die junge Frau an. „Danke sehr für Ihr Angebot, aber ich habe bereits ein Quartier hier auf Ihrer Station, Fähnrich.”, antwortete er ihr, „Eigentlich wollte ich noch einmal meine Eltern und Geschwister sehen, bevor ich übermorgen nach Kaldonia aufbrechen muss, um mit der dortigen Regierung um die Schürfungsrechte im Skinda-Asteroiden-Gürtel zu verhandeln. Leider weiß ich nicht, wann sich das nächste Mal wieder eine solche Gelegenheit für ein Familientreffen ergeben wird. Die Verhandlungen mit den Kaldoniern können eventuell sehr lange dauern.” Die junge Frau nickte verständnisvoll. „Tut mir Leid, dass es so gekommen ist, Herr Botschafter.”, antwortete sie, „Es ist schade, dass ich nichts für Sie tun kann, Sir.”

„Nein.”, lächelte der junge Kundūri verständnisvoll, „Sie haben alles getan, was Sie in dieser Situation für mich tun konnten, Fähnrich.” Kurz darauf schritt er zur Tür. Kurz bevor er diese erreicht hatte, wandte er sich noch einmal zu Vüñūra um.

„Jetzt ist mir noch etwas eingefallen, was Sie für mich tun können, Fähnrich Marak.”, sagte er, „Es wäre mir eine sehr große Freude, wenn Sie heute mit mir zu Abend essen würden. Ich werde Sie um neunzehn Uhr abholen. Sind Sie einverstanden?” Ein strahlendes Lächeln ließ das Gesicht der jungen Frau noch schöner erscheinen als sonst.

„Ich bin einverstanden, Herr Botschafter. Es ist eine besonders große Ehre für mich und nehme hiermit Ihre Einladung an.” Nauruñī erwiderte ihr Lächeln. „Also gut, Fähnrich. Dann bis heute Abend. Ich freue mich schon darauf.”, sagte er, „Auf Wiedersehen!” „Auf Wiedersehen!”, sagte die blonde Frau und sah, wie der Botschafter die Brücke verließ. Glücklich wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu, denn sie hatte jetzt ein Date mit einem sehr einflussreichen Botschafter der Belluranischen Allianz.....

Nach einem ausreichenden Frühstück setzte sich Nif’Rīm mit einer Tasse heißen Ktiša an seinem Schreibtisch im Wohnzimmer und schaltete den Nachrichtensender BNK 2 ein. Ruhig und absolut neutral hatte eine junge Frau namens Mũñra Žitrāl die neuen Nachrichten aus den Krisengebieten des Interstellaren Völkerrates verlesen. Aufmerksam verfolgte Te-Rīmu die Sondersendung, in der man zurzeit über die neuesten Vorkommnisse aus den Tarul-Systemen live berichtete.

„Die Lage zwischen den Iruniern, Assari, Usska und Ludāni hat sich inzwischen weiter zugespitzt. Wie im Allgemeinen bekannt ist, erheben alle vier Republiken, wegen der dortigen Ressourcen, schon seit langer Zeit Anspruch auf die Tarul-Systeme, die zu einem Drittel von den Assari, einen weiteren Drittel von den Usska, ein Viertel von den Iruniern und der Rest von den Ludāni besetzt werden. Die Streitkräfte von allen betroffenen Völkern sind in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden, nachdem die ersten kleineren Gefechte in den Tarul-Systemen bereits stattgefunden haben. Die ersten Schiffe mit Kolonisten sind bereits aus der Region geflohen. Eines der Kolonistenschiffe wurde auf der Flucht sogar zerstört. Wer es getan hat, weiß man nicht. Allerdings beschuldigen sich die Regierungen gegenseitig, für das Massaker an den Kolonisten verantwortlich zu sein. Mittlerweile gestatten die jeweiligen Regierungen der vier Staaten auch keine weiteren Transitflüge mehr durch ihre Territorien.” Während der Journalist dies erzählte, wurden dabei Bilder aus den betroffenen Gebieten eingeblendet. Die Nachrichtensprecherin nickte mehrmals. „Das hört sich nicht gut an. Weiß man denn schon, wie sich die jüngsten Ereignisse auf die laufenden Verhandlungen auswirken werden?”, fragte die junge Frau im Studio den Journalisten, „Haben Sie etwas über den jetzigen Stand der Verhandlungen in Erfahrung bringen können?” „Leider, nein. Die Informationen von den dort ansässigen Rundfunk- und Fernsehsendern, die wir erhalten haben, waren bisher zum Teil sehr widersprüchlich gewesen. Faktum aber ist, dass die laufenden Verhandlungen inzwischen schon mehrmals vertagt wurden. Mittlerweile lässt man durchblicken, dass es Krieg geben wird, falls ein weiteres Massaker dieser Art stattfindet oder diese Verhandlungen scheitern sollten.” Mit ausdrucklosem Gesicht dankte die Nachrichtensprecherin dem Journalisten für seinen Bericht. „Wie mir gerade mitgeteilt wurde, haben wir jetzt eine Leitung in den Konferenzsaal im Zentralkomplex des Regierungsgebäudes. Ükijāžu Ka’čürāni, der Präsident der Belluranischen Allianz, wird eine Stellungnahme abgeben.” Sofort verschwand das Bild der Nachrichtensprecherin.

Ein vollbärtiger, weißhaariger alter Mann erschien auf dem Bildschirm. Er trug einen zweitteiligen weißen Anzug. Auf dem Jackett war deutlich das goldene Emblem der Belluranischen Allianz zu erkennen. Der Mann strahlte eine unheimliche Vitalität und Autorität aber auch Würde aus. Mit einer angenehmen und sonoren Stimme hielt er seine Rede. Im Hintergrund war eine Karte der Belluranischen Allianz zu erkennen. „Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger!”, erklang die ruhige kräftige Stimme eines Mannes, der es gewohnt war, dass man seine Anweisungen befolgte, „Sicherlich ist Ihnen allen bekannt, wie die Lage sich zwischen den vier Republiken um die Tarul-Systeme entwickelt hat. Und jeder weiß, dass sich das belluranische Volk noch nie an einem interstellaren Krieg beteiligt hat, seit dem es die Raumfahrt kennt. Ich versichere Ihnen, meine Damen und Herren, dass wir auch nicht die Absicht haben, dies zu ändern, obwohl vielleicht bald einer direkt vor unserer Haustür toben wird. Die belluranische Regierung wird stattdessen unter meiner Führung unsere erfolgreiche Friedenspolitik, in dem wir Kriege und Konflikte vermeiden, fortsetzen. Ein Kurswechsel wird zurzeit nicht in Betracht gezogen. Natürlich werden wir unseren Freunden und Alliierten, falls es unter ihnen doch zu einem Krieg käme, den wir dann aufs Schärfste verurteilen müssten, gerne humanitäre Hilfe gewähren. Aber eine militärische Hilfe lehnen wir strikt ab, weil das aus unserer Sicht keine Lösung ist, denn der Krieg kennt keine Gewinner, sondern nur Verlierer. Daher möchte ich an dieser Stelle an die Konfliktparteien appellieren, auf Waffengewalt zu verzichten und stattdessen über einen gemeinsamen Dialog nach einer akzeptablen Lösung für alle Beteiligten suchen. In diesem Punkt sind wir gerne bereit, Sie zu unterstützen und eine belluranische Verhandlungsdelegation unseres Außenministeriums zu entsenden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit, meine Damen und Herren.” Nachdem der Präsident geendet hatte verließ er den Konferenzsaal. Das Bild Žitrāls erschien wieder auf dem Schirm. Nif’Rīm stand auf und ging zum Replikator, um sich eine weitere Tasse Ktiša zu holen. Kurz darauf kehrte er mit einer weiteren Tasse, aus dem heißer Dampf aufstieg, an seinem Schreibtisch zurück. Dort setzte er sich wieder und folgte weiter der Sondersendung, die aus den Krisenregionen der Mitgliedsstaaten des interstellaren Völkerrates berichtete. Nachdem Te-Rīmu einen Schluck aus der Tasse zu sich genommen hatte und diese wieder auf dem Schreibtisch abgestellt hatte, zuckte der Seher mehrmals zusammen. Sein Blick wurde starr. Seine Atmung wurde heftiger, sein Blutdruck stieg und sein Puls beschleunigte sich. Seine drei Herzen begannen zu rasen.....

Reges Treiben herrschte auf dem Marktplatz, der sich mitten in einer Kleinstadt befand. Die Häuser, die den Platz umsäumten, gehörten unterschiedlichen Architekturstilen an. Die ganze Stadt war festlich geschmückt. Zahlreiche Fähnchen und kleine bunte Lämpchen hingen über dem Marktplatz und an den Fassaden der Gebäude. Unzählige zufriedene Kauris in farbenfrohen Kleidern gingen ihren Geschäften nach. Die Händler boten lautstark ihre Waren an und viele Kinder spielten zwischen den Ständen, während ihre Mütter mit den Händlern um die angebotenen Waren feilschten, sie einkauften und sich dabei mit anderen Leuten, die sie kannten, unterhielten. Es war früher Vormittag und es schien ein Tag wie jeder andere auch zu sein. Der alte Nūnuk Nif’Rīm Te-Rīmu stand mitten auf diesem Platz. Er hörte die zahlreichen Stimmen der Leute, die miteinander sprachen. Laut tönte zum Teil das Schreien der spielenden Kinder. Der Duft von den Obst- und Gemüseständen verwöhnten die Nase des alten Belluraners. Er fühlte die wärmenden Strahlen der Sonne auf seiner Kleidung. Der alte Seher ließ langsam seinen Blick über den Platz wandern. Plötzlich begann der Erdboden zu erzittern. Das Beben nahm so stark zu, dass die ersten Stände bereits zusammenbrachen. Panik brach aus. Mütter riefen verzweifelt nach ihren Kindern, die wiederum ängstlich nach ihren Müttern suchten. Schreiend begannen die Kauri zum Teil in den Häusern nach Schutz zu suchen. In weiter Ferne ertönten mehrere Detonationen, die wiederum die Aufmerksamkeit der verängstigten Kauri erregten. Das Donnern schien von allen Seiten zu kommen. Der rosa Himmel begann sich unnatürlich zu verfärben. Dann entdeckte einer der Kauri ein Energieband, das auf die Kleinstadt zuraste. Bevor noch jemand etwas sagen konnte, wurde die ganze Szene in grünes Licht getaucht. Auch Nif’Rīm war vollkommen von der grünen Energie umgeben. Er sah, wie sich die zahlreichen Körper der Einwohner, während ihre Kleinstadt zerstört wurde, in wenigen Nanosekunden verflüchtigten. Der Schmerzensschrei des Belluraners mischte sich mit denen der sterbenden Kauri.....

Der Nūnuk erwachte schweißgebadet aus seinem Trancezustand. Seine Atmung, sein Puls und auch seine Herzschläge normalisierten sich wieder. Langsam merkte Nif’Rīm Te-Rīmu, dass er wieder eine Vision hatte. Er zitterte am ganzen Körper. So eine intensive Vision hatte er noch nie in seinem ganzen Leben gehabt. Sobald er seine Augen schloss, sah er sofort wieder die Bilder der sterbenden Kauri und hörte ihre Schmerzenschreie. Mehrmals schüttelte der alte Seher kräftig mit seinem Kopf. Noch nie hatte er solange gebraucht um zu realisieren, dass er wieder in die Realität zurückgekehrt war. Mit zitternden Händen griff er nach seiner Tasse auf dem Schreibtisch und nahm vorsichtig einen Schluck. Doch der Ktiša war bereits kalt geworden. Wie lange war ich in diesem Zustand gewesen?, fragte sich Te-Rīmu und blickte auf die Uhr. Die Sondersendung war bereits zu Ende gegangen und es lief wieder das normale Nachrichtenprogramm auf BNK 2. Seufzend trank er das kalt gewordene Getränk aus. Dann ergriff er seinen Stock, der in der Ecke stand, erhob sich aus dem Sessel und verließ das Haus, in dem er es momentan nicht mehr aushielt. Sein Weg führte den Weißhaarigen direkt an den Strand. Nif’Rīm Te-Rīmu musste jetzt über die neuen Bilder und ihre Bedeutung nachdenken. Vor welcher Gefahr wollen mich diese Bilder warnen?, fragte er sich, Vor einer Katastrophe oder vor einem Krieg? Inzwischen hatte der alte Mann das Meer erreicht. Tief sog er die frische Meeresluft ein. Eine frische Brise spielte mit seinen weißen Haaren. Das Rauschen des Meeres beruhigte Nif’Rīm sehr schnell wieder. Langsam begann er den Strand entlang zu gehen. Der Himmel war fast wolkenlos und die Sonne strahlte hoch am Firmament. Trotz des leichten Windes war es recht warm am Wasser. Nachdenklich ging der Seher weiter am Strand entlang. Als er eine Weide mit Kojn-Kojns erreicht hatte, blieb der alte Seher stehen. Eine lange Zeit sah er die Tiere an, die friedlich auf ihrer Weide grasten. Hin und wieder schlug eines mit seinen Flügeln, richtete seinen Kopf auf und schnaubte. Eines der pferdeähnlichen Tiere kam ein paar Schritte näher an den Zaun heran, wo der Nūnuk stand. Als sich der Belluraner und das geflügelte Einhorn am Zaun gegenüber standen, blickten sich beide an. Deutlich konnte der alte Mann, der wie alle Belluraner telepathische Fähigkeiten besitzt, die Gefühle des Kojn-Kojns wahrnehmen. Nif’Rīm trat näher an den Zaun, streckte seine Hand aus und begann das dunkelbraune Tier zu streicheln. Das Fell war sehr weich und glänzte seidig im Sonnenlicht. Deutlich konnte er die kräftigen Muskeln des Tieres fühlen. Nach einer geraumen Weile wendete sich das Kojn-Kojn ab und gesellte sich wieder zu seinen Artgenossen. Te-Rīmu wandte sich seinem Rückweg zu und ging wieder am Wasser entlang nach Hause. Unterwegs dachte er weiter über diese Vision nach. Was mag diese gewaltigen Detonationen mit der Zerstörung dieser Kleinstadt zu tun haben?, fragte sich der Nūnuk, Werden die Kauri selbst daran Schuld haben oder wird dieses Ereignis durch Fremdeinwirkung verursacht werden? Wodurch werden diese heftigen Explosionen ausgelöst?, fuhr er in Gedanken fort, Haben die Kauri etwa eine neue Energiequelle entdeckt und können sie vielleicht noch nicht richtig kontrollieren? Wenn ja, wozu soll diese Energie genutzt werden?, dachte er, Zu zivilen oder militärischen Zwecken? Auf welchen der von den Kauri bewohnten Planeten wird sich diese Katastrophe ereignen?, fragte sich Nif, Ist das eine Kolonie oder gar die Heimatwelt? Ich muss mehr über diese Kleinstadt sowie den Planeten herausfinden, wo sich diese Stadt befindet!, entschloss der Seher, Vielleicht bekomme ich dann mehr Klarheit in dieser Sache. Nif’Rīm Te-Rīmu, der Nūnuk, begann schneller zu gehen. Als er endlich zu Hause angekommen war, betrat er sofort das Wohnzimmer und setzte sich an seinem Schreibtisch, nachdem er sich eine Tasse Ktiša aus dem Replikator geholt hatte. Kurz darauf aktivierte er seinen Computer und begann im Interstellarnet der Belluranischen Allianz nach einer Kleinstadt auf einem Planeten in der Kauri-Republik zu recherchieren, die in der nächsten Zeit von einer Katastrophe heimgesucht wird und dort sämtliches Leben auslöschen wird.....

Inzwischen waren fast alle Offiziere und Wissenschaftler im Konferenzraum der Mohōl versammelt. Der Raum war im typischen hellblau der belluranischen Flotte gehalten und zweckdienlich eingerichtet. Allerdings waren die schwarzen Sessel sehr bequem, sodass dort auch längere Besprechungen stattfinden konnten. Ferner war der Konferenzraum auch mit allen technischen Anlagen ausgerüstet, die eventuell bei Besprechungen zum Einsatz kommen könnten. Auch der Replikator fehlte in diesem Raum nicht. Alle saßen mit ihren Getränken an dem großen Tisch und unterhielten sich leise über ihre Mission und über den bevorstehenden Test des neuen Antriebssystems. Alle Anwesenden verstummten, als sich die Tür öffnete und der technische Leiter Dr. Römök Hödaš und die goyanische Ingenieurin Dr. Gamda Menungu eintraten. Beide grüßten freundlich und nahmen ebenfalls an dem Tisch Platz. Dann ergriff Major Marānus das Wort. „Meine Damen und Herren, ich habe Sie hierher gebeten, um Sie über unsere Mission zu unterrichten.”, begann er und blickte in die Runde, „Doch vorher möchte ich Ihnen unseren technischen Leiter Dr. Römök Hödaš vorstellen. Er wird Ihnen die technischen Einzelheiten anschließend erläutern.” Niral räusperte sich mehrmals bevor er weitersprach.

„Unsere Befehle lauten folgendermaßen: Wir sollen den neuentwickelten Inversionsantrieb und auch alle anderen neue Systeme ausgiebig testen und anschließend ausführlich dem Flottenkommando Bericht erstatten. Deswegen sind wir jetzt unterwegs zu unserem Testgebiet im Kalĩndra-Sektor. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass für diese Mission strengste Geheimhaltungspflicht für alle Beteiligten an Bord der Mohōl, Ĵajkos und der Nagūma besteht. Ein Verstoß gegen die Schweigepflicht hat ein Disziplinarverfahren vor dem Kriegsgericht zu Folge. Haben Sie das verstanden?” „Ja, Sir!”, antworteten die Anwesenden unisono. Der Major nickte zufrieden. „Dann haben Sie jetzt das Wort, Dr. Hödaš.”, fuhr Niral fort, „Bitte, fangen Sie an.” Der Wissenschaftler erhob sich von seinem Sessel und schritt zum Computerterminal. Die Goyanerin folgte seinem Beispiel und erhob sich ebenfalls.

„Sehr gern, Major.”, antwortete Römök lächelnd und wies dabei mit seiner Hand auf die katzenartige Gestalt auf der anderen Seite des Terminals, „Doch bevor ich beginne, muss ich Ihnen noch Frau Dr. Gamda Menungu vorstellen. Sie ist Ingenieurin der goyanischen Flotte und eine Kapazität auf dem Gebiet der modernen Antriebstechnik. Versuchen Sie nicht ihren Geist zu scannen. Dr. Menungu ist ausgebildet worden, sich vor telepathischen Sondierungen zu schützen.” Die beigefarbene Gestalt nickte nur kurz den Anwesenden zu, während Römök fort fuhr. „Am besten beginnen wir die Sache mit einer simplen Frage, meine Damen und Herren. Haben Sie schon einmal etwas von einem Inversionsantrieb gehört?”, fragte der Wissenschaftler in die Runde und sah dabei jeden Einzelnen an. Die Anwesenden verneinten. „Also gut, Sie haben bisher davon noch nichts gehört.”, stellte Römök fest und aktivierte das Terminal, „Das macht nichts. Wie Sie hier auf der Darstellung der Mohōl erkennen können, wurde das Schiff fast komplett umgebaut, was sie unschwer an den roten Markierungen erkennen können. Das alte Antriebsystem wurde komplett ausgebaut und durch den Inversionsantrieb ersetzt. Dasselbe gilt auch für die Schutzschild- und Waffensysteme. Der Nachteil bei dieser Sache ist, dass die Schiffe der Arunīda-Klasse wesentlich kleiner sind als die der Hornādas-Klasse. Wir waren also gezwungen jede Menge Raum einzusparen, um die beiden zusätzlichen Baridiumreaktoren einbauen zu können.” „Wieso mussten denn zwei weitere Reaktoren eingebaut werden, Dr. Hödaš?”, fragte die Chefingenieurin Axāña Marānus verwundert, „Braucht denn der Inversionsantrieb soviel Energie? Warum reicht einer denn nicht aus?” Römök nickte der Goyanerin zu. „Wissen Sie, Mrs. Marānus, dieses Antriebssystem funktioniert ganz anders als die normalen Antriebssysteme der anderen Schiffe des interstellaren Völkerrates. Die herkömmlichen Antriebe basieren auf das Rückstoßprinzip, während der Inversionsantrieb den Raum falten muss, um von einem Punkt zum anderen zu gelangen.” „Aber das wurde ja schon seit vielen Jahrhunderten von den verschiedensten raumfahrenden Völkern versucht, ohne jemals irgendeinen Fortschritt erzielt zu haben.”, warf Kommodore Kundūri ein. „Ja, das stimmt, Sir.”, antwortete Römök gelassen, „Bis wir den geeigneten Energieträger fanden.” „Baridium.”, konstatierte Tarūni, „Und das wurde bisher nur auf Bellurānia Prime, Būrallus und auf weiteren Planeten innerhalb der Belluranischen Allianz gefunden.” „Ganz genau.”, schnurrte die Goyanerin zufrieden, „Sie haben es erfasst.” Simdu Gorāni grinste. „Tja, Man sollte niemals den belluranischen Intellekt unterschätzen, Dr. Menungu.”, meinte er. Die katzenartige Gestaltung gab einen undefinierbaren Laut von sich, was einem goyanischen Lächeln entsprach. „Heiliger Ming-Mang, dass sollte man wirklich nicht tun.”, antwortete die Wissenschaftlerin. Doch dann wurde sie wieder ernst. „Nachdem wir das herausgefunden hatten, begannen wir, nach zahlreichen Versuchen mit diesen Steinen im Labor, einen geeigneten Baridiumreaktor zu bauen.”, fuhr sie fort, „Der erste B-Reaktor war sehr klein gewesen, den wir innerhalb eines Jahres konstruierten.” Dann sah sie zu Römök hinüber. Der leitende Wissenschaftler nickte.

„Ich denke, Dr. Menungu, dass unsere Zuhörer jetzt bereit sind, sich unsere Dokumentation über die Forschung und Entwicklung des Inversionsantriebes anzusehen. Anschließend werden wir in den Maschinenraum gehen und uns die Sache dort einmal aus der Nähe etwas genauer ansehen.”, meinte er lächelnd und wandte sich dem Computerterminal zu. „Computer, spiele jetzt die Dokumentation über die Erforschung und Entwicklung des Inversionsantriebs von Dr. Menungu und Dr. Römök Hödaš ab.”, befahl der Wissenschaftler, nachdem er einen kleinen Datenkristall in die dafür vorgesehene Vorrichtung gesteckt hatte. Sofort erwachte der Bildschirm zum Leben und der Computer begann einen dreidimensionalen Film abzuspielen. Die beiden Wissenschaftler nahmen wieder auf ihren Sesseln Platz und tranken ihre inzwischen kalt gewordenen Ktišas aus, während die restlichen Anwesenden aufmerksam die Dokumentation ansahen.....

 

Abschließende Hinweise:

keine

Der Verrat

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

Eine dreiviertel Stunde später betraten Kommodore Kundūri von der Station B 17, Major Marānus von der Orbitalstation B 8, Chefingenieurin Marānus vom Flottenstützpunkt Nandrak, Wissenschaftsoffizier Marānus vom Flottenstützpunkt Kĩmbraš, Captain Nulūra von der Nagūma, Captain Žadūrijas von der Ĵajkos, Wissenschaftsoffizier Nandor von der Ĵajkos, der Erste Offizier Gorāni von der Orbitalstation B 17 und die beiden Wissenschaftler Dr. Hödaš und Dr. Menungu den Maschinenraum. Die anwesenden Techniker beachteten die Neuankömmlinge nicht. Sie setzten, ohne sich nach den Offizieren umzusehen, ihre momentanen Arbeiten fort. Römök trat an eine der Kontrollterminals heran, an der ein Techniker saß und einige Knöpfe betätigte. „Und, Mr. Stūnan?”, fragte der Wissenschaftler mit etwas Stolz in der Stimme, „Wie sieht es aus?” Der schwarzhaarige Dicke drehte sich zu seinem Vorgesetzten um und grinste breit. „Ausgezeichnet, Dr. Hödaš.”, antwortete er, „Die Reaktoren sind komplett hochgefahren worden und laufen jetzt absolut einwandfrei. Vorhin gab es noch ein paar energetische Fluktuationen, aber das konnten wir schnell kompensieren und jetzt können wir zu jeder Zeit mit dem Test beginnen, Sir.” Römök nickte zufrieden. „Gute Arbeit, meine Herren.”, sagte er und warf dabei einen Blick in die Runde. Dann ging die Gruppe weiter zu dem Reaktorvorraum. „Wie Sie bereits aus dem Film erfahren haben, ist dies der Reaktorvorraum.”, erklärte Dr. Menungu und öffnete eine kleine Abdeckvorrichtung, „Wenn sie jetzt möchten, können Sie nun einen kurzen Blick auf die Baridiumreaktoren werfen. Setzen Sie aber bitte diese Schutzbrillen auf.” Inzwischen hatte Römök die Schutzbrillen an die Anwesenden verteilt und einer nach dem anderen warf einen Blick in den Reaktorraum, währenddessen die anderen sich von den Technikern im Maschinenraum die verschiedenen Darstellungen auf den Kontrollterminals erklären ließen. Durch das kleine Fenster sahen die Offiziere einige Rohre, die verschieden groß waren und drei große oktogonale Säulen, in denen sehr helles rotes Licht rhythmisch pulsierte. Ferner konnte man die Wartungs- und Reparatureinheiten erkennen, die ferngesteuert werden mussten. Nachdem alle einen Blick in den Raum geworfen hatten, verließen sie wieder den Vorraum. „So, meine Damen und Herren.”, verkündete der technische Leiter stolz und rieb sich dabei seine beiden Hände, „Damit ist dieser Rundgang nun beendet. Jetzt kennen Sie die neueste Technologie der Belluranischen Allianz.” Kurz darauf verließ die zehnköpfige Gruppe beeindruckt den Maschinenraum und kehrten wieder in den Konferenzraum zurück, um zu besprechen, wie die Tests durchgeführt werden sollten, wenn die drei Schiffe den Kalĩndra-Sektor erreicht hatten. Nachdem Römök seine Testpläne gründlich erläutert hatte, zogen sich alle Offiziere auf Befehl des Majors in ihre Quartiere zurück um sich auszuruhen, denn in vierzehn Stunden würden sie den Kalĩndra-Sektor erreicht haben und mit den Testflügen beginnen.....

Major Marānus begleitete seine Familie auf die Nagūma. Dort aßen sie gemeinsam zu Abend. Nach dem Essen unterhielten sie sich beim Ktiša trinken über die vielen neuen technischen Möglichkeiten, wenn die Testflüge positiv verliefen. „Ich weiß nicht, ich weiß nicht.”, meinte Axāña nachdenklich, „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der neue Antrieb durch das Raumfaltungsprinzip funktionieren soll. Das wurde schon so oft vor uns versucht, ohne dass irgendeine Rasse jemals damit Erfolge erzielen konnte. Selbst die mächtigen Aldebaraner und Regulaner vermochten dies nicht zu bewerkstelligen und die sind uns schon technisch verdammt weit überlegen.” Marūd pflichtete seiner Tochter bei. „In der Tat, dass sind sie wirklich.”, ergänzte er, „Wenn man schon allein bedenkt, wieviel Energie dafür überhaupt notwendig ist, um eine Raumfaltung zu ermöglichen. drei Baridiumkernreaktoren reichen dafür bestimmt nicht aus, um einen derartigen Sprung quer durch unsere Galaxis zu machen und wenn, dann müssen die Reaktoren riesig sein, damit sie diese Leistung überhaupt erbringen können. Und doch ist es eine Tatsache, dass sowohl Dr. Menungu, als auch Dr. Hödaš und ihr gesamtes Team davon überzeugt sind, dass der Inversionsantrieb funktionieren wird. Dasselbe gilt auch für das Verteidigungsministerium. Die hätten sonst nie soviel Geld in ein Forschungsprojekt gesteckt, wenn da nicht etwas dran wäre! Ich würd’ doch zu gern wissen wollen, wer da ganze Überzeugungsarbeit geleistet hat.” Niral war auch etwas nachdenklich gewesen, als er antwortete. „Das möcht’ ich auch gern wissen. Natürlich ist diese Mission nicht einfach.”, erwiderte er, „Aber das hat auch niemand behauptet. Klar, beim Flottenkommando hofft man, dass wir mit den Testflügen Erfolg haben werden. Nehmen wir an, wir hätten Erfolg damit, dann wäre das eine revolutionäre Entwicklung nicht nur für unsere Raumfahrt, sondern auch für die Raumfahrt im Allgemeinen! Alle anderen Völker würden wahrscheinlich versuchen, hinter das Geheimnis zu kommen, wenn sie davon erfahren.” „Und wenn die Falschen den Antrieb in die Finger bekämen, hätten sie eine fantastische Waffe, um Kriege zu führen.”, warf Tarūni ein, „Man bräuchte doch nur einfache Raketen mit dem entsprechenden Antrieb ausrüsten und diese dann abschießen.” Alle blickten Tarūni an, nachdem er dies gesagt hatte. Der Kommodore nickte. „Ja, Tarūni, da hast du vollkommen Recht.”, pflichtete er seinem Enkel bei, „Und gerade deshalb müssen wir dafür sorgen, dass so etwas niemals geschieht. Wenn wir schon auf solche Gedanken kommen können, dann möchte ich nicht wissen, wer noch darauf kommen kann.” Axāña sah zuerst ihren Vater, anschließend ihren Mann und zu guter Letzt ihren Sohn an. Sie hatte schon seit einer ganzen Zeit ein sehr komisches Gefühl, das sie vor irgendetwas warnte. Dieses Gefühl blieb auch noch, nachdem sie alle Informationen über den Inversionsantrieb erhalten hatte. „Das wäre furchtbar, wenn wir das nicht vermeiden könnten. Das wäre das absolute Glandāku.”, sagte sie sehr ernst, „Mit der Schande müssten dann alle leben, die in dieser Sache involviert wären.” „Aber anders rum würde das auch bedeuten, dass die Reisezeiten wesentlich kürzer werden würden. Zum Beispiel medizinische Hilfe, die irgendwo ganz dringend benötigt wird, würde viel schneller da sein. Die Blaufleckenfieberepidemie hätte sich auf Vargas 4 nie so schnell ausbreiten können, wenn das Serum viel schneller dort gewesen wäre.”, gab Marūd zu bedenken, um auf den eigentlichen Gedanken dieser Mission zurückzukommen, „Vieles könnte schneller erledigt werden, wenn die Reisezeiten dadurch verkürzt werden könnten.”

„Ich schließe mich deinem Vater an, Axāña.”, antwortete Niral und trank seinen Becher aus, „Und ich bin der Meinung, dass wir uns ein wenig ausruhen sollten, denn die Testflüge werden unsere ganze Aufmerksamkeit brauchen, meine Lieben.” Der Major erhob sich von seinem Platz. „Trotzdem ich habe ich ein komisches Gefühl.”, antwortete die Chefingenieurin nachdenklich, „Mir ist bei der Sache nicht ganz wohl dabei. Ich hoffe, dass alles gut gehen wird.” Die anderen drei taten es ihm gleich und erhoben sich ebenfalls von ihren Sitzgelegenheiten. „Mach’ dir keine Sorgen, mein Goldstück.”, versuchte Niral seine Frau zu beruhigen, „Es wird schon alles gut gehen. Glaub mir das.” Gemeinsam gingen die vier zum Shuttlehangar. Vor der Eingangstür lehnte sich Axāña an ihren Mann, als dieser seinem Schwiegervater die Hand reichte. „Ich nehme an, du gehst wieder zurück auf die Mohōl, oder?”, fragte sie traurig, „Könntest du nicht doch noch etwas länger bleiben?” Der Major verneinte. „Tut mir sehr Leid, mein Goldstück, aber das geht nicht.”, erklärte er und gab dann seiner Frau einen Kuss, „Ich muss zu jeder Zeit auf die Brücke können, wenn was ist. Nach den Testflügen werden wir mehr Zeit für einander haben, das verspreche ich euch.” Enttäuscht ließ sie ihre beiden Arme sinken. „Na schön.”, meinte sie, „Dann pass’ wenigsten gut auf dich auf, solange du auf der Mohōl bist, okay?” „Werde ich machen.”, versprach Niral, der sich gerade von seinem Sohn verabschiedete, „Und du pass’ mir mal schön auf deine Mutter auf, Tarūni.” Inzwischen hatte der Major die Shuttletür geöffnet und betrat das Gefährt. „Keine Sorge, Vater.”, antwortete der Wissenschaftsoffizier, „Sie ist bei mir in sehr guten Händen. Du kannst dich wie immer auf mich verlassen.” Niral grinste. „Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet, mein Sohn.”, antwortete der Braunhaarige und betätigte den elektrischen Schließmechanismus, „Gute Nacht!” „Gute Nacht!”, antworteten die anderen drei, als sich die Tür des Shuttles fast lautlos schloss. Dann verließen sie den Hangar und beobachteten den Start vom Kontrollraum aus. Kurz darauf zog sich der Rest der Familie wieder in ihre Quartiere zurück um sich auszuruhen.....

„Lagebericht!”, forderte der Braunhaarige, als er die Brücke betrat und im Kommandosessel Platz nahm. Žãukõndrõ Mũnžau wandte sich von seiner Konsole um und sah den Offizier kurz an. „Außer, dass wir mittlerweile den Kalĩndra-Sektor erreicht haben, gab es keine besonderen Vorkommnisse, Sir.”, antwortete der Kommoffizier mit ruhiger Stimme und Römök hinzufügte: „Alle Systeme sind noch mal gründlich durchgecheckt worden und arbeiten einwandfrei. Die Kapitäne der Ĵajkos und der Nagūma haben mitgeteilt, dass sie für den Test bereit sind.” Der Major nickte zufrieden. „Ausgezeichnet. Lassen Sie die Kommverbindungen zu beiden Schiffen offen, Mr. Mũnžau. Sie sollen alles mit anhören können, was hier an Bord geschieht und gesprochen wird.”, antwortete Niral zufrieden, „Dann lasst uns beginnen. Dr. Menungu? Dr. Hödaš? Jetzt werden wir erfahren, was der neue Antrieb leisten kann.” Die beiden Wissenschaftler saßen auf ihren Plätzen und nickten kurz. Die Nerven aller Anwesenden waren bis zum Zerreißen angespannt, denn zum ersten Mal versuchte ein Schiff der belluranischen Flotte einen Raumfaltungssprung. Dann wandten sie sich wieder ihrer Arbeit zu. „Alle Akkumulatoren sind geladen und die drei Baridiumkernreaktoren sind auf hundert Prozent. Ab jetzt wird alles aufgezeichnet, was hier passiert.”, verkündete Gamda Menungu stolz, „Alle Systeme sind einsatzbereit, die Initiierung zum Raumfaltungssprung kann beginnen.” Römök blickte über seine Schulter zu Niral. „Wohin soll die Reise gehen, Major?”, erkundigte er sich. Der Major nannte dem Wissenschaftler am Kontrollpult die Koordinaten. Nachdem der Hüne sie eingegeben hatte, sah er kurz zu seiner goyanischen Kollegin. Gamda nickte fast unmerklich. Dann warteten alle gespannt auf den Startbefehl des Majors. Auf der Brücke waren alle mucksmäuschenstill. „Aktivieren Sie den Inversionsantrieb, Dr. Hödaš!”, befahl Niral, „Der Psüdan-Sektor erwartet unseren Besuch.”. Sofort führte der Wissenschaftler den Befehl aus und machte an seinem Terminal die erforderlichen Eingaben. Der Major fühlte, wie jemand auf mentaler Ebene Kontakt zu ihm aufnahm. Erst spürte er eine emotionale Wärme, dann hörte er in seinem Geist deutlich die Stimmen seiner Frau und seines Sohnes. Viel Erfolg!, riefen sie Niral mental zu, Wir verfolgen alles hier von der Brücke der Nagūma aus mit. Kurz darauf war der telepathische Kontakt wieder verschwunden und der Major gab den endgültigen Startbefehl: „Energie!” Die Mohōl begann zu beschleunigen.....

Auf dem Schirm beobachteten der Major und die Wissenschaftler, wie die Objekte aus der Sicht des Schirmes gerieten. Der Druck auf die Anwesenden, der beim Beschleunigen des Schiffes entstand, wurde ruckartig stärker und alle wurden in ihre Sitze gepresst. Niral hatte das Gefühl, als ob eine ganze Herde Kojn-Kojns auf ihn gelandet wären und es sich auf dem Körper des Majors nun ausruhen wollten. Noch nie hatte der Offizier eine so starke Beschleunigung bei einem Raumschiff erlebt. Der Inversionsantrieb schien zu funktionieren. Dann flackerten kurz sämtliche Lampen und die Darstellungen auf den Monitoren auf. Kurz darauf schien jemand das Bild des Kalĩndra-Sektors auf dem Schirm durch eines aus dem Psüdan-Sektors zu ersetzen. Fast im gleichen Moment verschwand auch der Beschleunigungsdruck von seinem Körper und der Major fühlte wieder den normalen Druck der Sicherheitsgurte des Kommandosessels auf seinem muskulösen Oberkörper. Marānus glaubte das Schlagen der Flügel und die Schreie der sich wieder erhebenden Kojn-Kojns zu hören. Erleichtert atmete er auf und richtete sich auf dem Kommandosessel auf. „Lagebericht!”, forderte er mit ruhiger Stimme, „Wo sind wir jetzt?” Die Wissenschaftler hatten sofort angefangen, die Daten zu prüfen, die sie auf ihren Bildschirmen sahen. Römök und Gamda sprachen leise miteinander und warfen sich dabei immer wieder kurze Blicke zu. Sie verglichen ihre Daten, die sie auf ihren Terminals sahen. Auch die anderen Techniker auf der Brücke überprüften die Systeme und jene Darstellungen, die auf ihren Monitoren angezeigt wurden. Niral glaubte mehrfach den Ausspruch „Es scheint funktioniert zu haben!” gehört zu haben und wartete geduldig bis Römök sich zum Major umwandte und ihm das Ergebnis mitteilte. Er grinste breit, erhob sich von seinem Platz und wies mit seiner Hand auf dem Bildschirm. „Wir haben es geschafft, Major.”, verkündigte er voller Stolz, „Wir sind jetzt im Psüdan-Sektor. Das bestätigen auch die Sensoren unseres Schiffes. Damit haben die Belluraner den ersten Inversionsantrieb gebaut, der einwandfrei funktioniert.” Die Goyanerin nickte. Alle restlichen Anwesenden erhoben sich ebenfalls von ihren Plätzen und begannen lauthals zu jubeln. Gamda schnurrte zufrieden und ihre Schnurrhaare richteten sich auf. „Heiliger Ming-Mang!”, rief sie begeistert, „Die jahrzehntelange Forschungsarbeit hat sich jetzt endlich ausgezahlt.” Wortlos beobachtete Niral die Aufregung auf der Brücke. „Überprüfen Sie alle Systeme.”, befahl der Major, nachdem sich die Anwesenden wieder beruhigt hatten, „Wir müssen zurückfliegen in den Kalĩndra-Sektor und dann wartet noch ein weiterer Testflug auf uns.” „Aye aye, Sir!”, antworteten Gamda und Römök gleichzeitig, „Wir sind schon dabei.” Der Braunhaarige setzte sich wieder in den Kommandosessel und blickte Römök an.

„Wenden Sie das Schiff um genau hundertachtzig Grad und initiieren Sie den nächsten Raumfaltungssprung, Dr. Hödaš.”, befahl Niral, „Wenn Sie die Zielkoordinaten eingegeben haben, sagen Sie es.” Der Rothaarige nickte. „Wir sind soweit, Major.”, antwortete er einen kurzen Augenblick später, „Wir können wieder zurückfliegen, Sir. Schnallen Sie sich bitte wieder alle an.” Niral warf noch einmal einen kontrollierenden Blick über die Brücke. Dann gab er erneut den Startbefehl: „Energie!” Wieder begann die Mohōl zu beschleunigen und der Druck erhöhte sich wieder ruckartig auf die Anwesenden an Bord des Schiffes. Auch bei diesem Flug hatte Niral das Gefühl, als würden erneut eine Herde Kojn-Kojns oder auch tonnenschwere Felsen auf ihn lasten. Der Blick der Brückenbesatzung war wieder auf den Hauptschirm gerichtet. Auch diesmal traten wieder diese energetischen Fluktuationen bei der Beleuchtung und an den Bildschirmen der Terminals wie beim Start in den Psüdan-Sektor auf. Dann schien wieder jemand das bisherige Bild, nämlich den des Psüdan-Sektors, durch das des Kalĩndra-Sektors zu ersetzen. Nur wenige Nanosekunden später verschwand der Beschleunigungsdruck wieder von Besatzungsmitgliedern des Schiffes und Marānus hatte erneut das Gefühl, als würden sich die Kojn-Kojns wieder von ihm erheben und mit lauten Schreien davonfliegen. Niral fühlte wieder den normalen Druck der Gurte auf seinem kräftigen Körper. „Lagebericht!”, forderte der Offizier von den Leuten auf der Brücke, „Wie ist dieser Testflug verlaufen, Dr. Hödaš?” Aufmerksam beobachtete er die Wissenschaftler und Techniker an den Kontrollpulten, die sich vor dem Kommandosessel befanden. Römök hatte sich bereits von seinem Platz erhoben und warf auf jeden Monitor einen kurzen Blick um sich zu vergewissern, dass auch der Rückflug normal verlaufen war. Dr. Menungu folgte ihm und die beiden Wissenschaftler sprachen mit den Technikern über die Darstellungen auf den Bildschirmen. Auch Niral hatte inzwischen die Gurte gelöst, erhob sich und gesellte sich nun zu den beiden Wissenschaftlern. Aufmerksam lauschte er ihren Diskussionen, ohne auch nur ein Wort dessen zu verstehen, worüber sie sprachen. „Nun?”, hakte Niral nach, „Wie sehen jetzt die Ergebnisse aus?” Gamda wandte sich zu dem Major um und antwortete ernst: „Das wissen wir noch nicht. Momentan versuchen wir zu klären, woher diese energetischen Fluktuationen kommen, Sir.” „Im Augenblick sieht es so aus, Major, dass der Inversionsantrieb mehr Energie braucht, als die drei Baridiumkernreaktoren zur Verfügung stellen können. Zumindest saugt er aus allen anderen Systemen zusätzliche Energie ab.”, erläuterte Römök nachdenklich, ohne seinen Blick von der Darstellung auf einen der Schirme zu lösen, „Nur, warum macht er das? Reicht die Energie aus den Akkumulatoren für den Antrieb nicht vollständig aus? Ich verstehe das nicht. Laut Mr. Stūnans Aussage im Maschinenraum war das Problem doch längst behoben worden.” Gamdas Schnurrhaare sanken nach unten. „Ich begreife das auch nicht, Römök. Scheinbar wurde das Problem doch nicht gelöst.”, sagte sie, „Aber wir müssen den Fehler finden, sonst können wir den nächsten Testflug nicht machen. Das wäre sonst viel zu gefährlich.” Römök und auch die anderen Techniker stimmten ihr leise murmelnd zu. Niral warf einen kurzen Blick auf den Hauptschirm und sah die beiden Schiffe der Hornādas-Klasse. Er wandte sich an den Kommoffizier. Mũnžau beantwortete den fragenden Blick des Majors: „Die Kommkanäle zu den beiden anderen Schiffen sind offen, Sir. Sie können direkt mit ihnen sprechen.” Niral kehrte zu seinen Kommandosessel zurück und nahm wieder Platz. „Ĵajkos! Nagūma! Können Sie uns hören?” „Klar und deutlich, Major!”, tönte Captain Nulūras Stimme aus den Lautsprechern auf der Brücke, „Schön, dass Sie wieder zurückgekehrt sind, Sir!” „Auch wir sind froh, Sie wiederzusehen, Mohōl!”, fügte Captain Žadūrijas hinzu, „Wie war der Flug? Alles glatt gegangen?” Niral spürte wieder den telepathischen Kontakt zu seiner Frau Axāña, zu seinem Sohn Tarūni und auch zu seinem Schwiegervater Marūd Kundūri. Die emotionale Wärme durchströmte wieder seinen Geist. Deutlich konnte er ihre Freude und auch ihre Erleichterung fühlen, dass er und auch sein Schiff wieder wohlbehalten zurückgekehrt waren. Fragend blickte er zu Dr. Hödaš. Dieser nickte. „Das Team will erst die Aufzeichnungen von dem ersten Flug analysieren, bevor wir den nächsten Flug beginnen.”, informierte Major Marānus die beiden anderen Schiffe, „Wenn der zweite Versuch unternommen wird, werden Sie von uns informiert werden. Mohōl, Ende.” Während das Team von Dr. Menungu und Dr. Hödaš fieberhaft nach der Fehlerquelle suchten, zog sich Niral in den Bereitschaftsraum zurück, um einen vorläufigen Bericht für das Flottenkommando anzufertigen. Der Major wusste nicht wie lange es dauern würde, bis sie den zweiten Testflug machen konnten. Aber Niral war sich sicher, dass das wissenschaftliche Team um Gamda und Römök herum keine Minute ruhen würde, bis sie das Problem endlich gefunden und dann beseitigt hatten.....

Stunden später informierte Römök den Major im Bereitschaftsraum, dass der Fehler gefunden und behoben wurde. Kurz darauf betrat Niral die Brücke. Alle saßen wieder auf ihren Plätzen und warteten auf die neuen Befehle von dem Offizier. Keiner sagte ein Wort, während der Braunhaarige seinen aufmerksamen Blick über die Brücke schweifen ließ. Sein Blick blieb auf den Hauptschirm haften, auf dem er die beiden anderen Schiffe sah. „Sind Sie bereit für einen weiteren Testflug?”, fragte er in die Runde, „Sind die Kommverbindungen zu der Ĵajkos und der Nagūma offen?” Sowohl Römök als auch der Kommoffizier bejahten. Niral nickte. „Gut, dann geben Sie jetzt folgenden Koordinaten ein und starten Sie die Initiierung des Inversionsantriebs, Dr. Hödaš.”, wies er den Wissenschaftler an und gab ihn das angestrebte Ziel. Sofort machte sich Römök ans Werk. „Ĵajkos und Nagūma! Können Sie uns hören?”, vergewisserte er sich. „Ja.”, tönten die Stimmen der beiden Kapitäne aus den Lautsprechern, „Wir können Sie klar und deutlich hören.” „Gut.”, erwiderte Niral, „Dann machen Sie sich alle bereit für den zweiten Test und ich hoffe, dass diesmal alles einwandfrei funktionieren wird.”

„Ab jetzt wird wieder alles aufgezeichnet.”, verkündete Gamda erneut und betätigte dabei einige Tasten an ihrem Terminal. Als der Major gerade den Startbefehl erteilen wollte, meldete sich der Techniker Kwōdan am Navigationspult. „Unsere Sensoren haben ein fremdes Schiff geortet, dass sehr schnell näher kommt, Major.”, teilte er mit, „Es hält genau auf uns zu, Schilde und Waffen sind aktiviert.” Niral wandte sich zu dem Techniker um. Unruhe entstand auf der Brücke. „Was für ein Schiff?”, fragte Niral besorgt, „Sind Sie sicher, dass die Schilde und die Waffensysteme aktiviert sind?” Der kleine Mann am Navigationskontrollpult sah noch einmal auf die Darstellung: „Es ist ein unbekanntes Schiff und dessen Schilde sowie Waffensysteme sind nach wie vor aktiviert!” Alle auf der Brücke sahen nun den Major an. „Rufen Sie sie, Mr. Mũnžau.”, befahl Niral. Der Kommoffizier gehorchte und nickte. „Kommverbindung steht, Sir.”, sagte er kurz darauf. „Jetzt ist es direkt über uns, Sir!”, meldete Noñrok Kwōdan etwas nervös, „Mittlerweile kommen noch mehr und zwar aus fast allen Richtungen.” Niral seufzte. „Wie viele?”, fragte der Braunhaarige. „Es sind zwölf Schiffe, Major.”, teilte Nulūra über die offene Kommverbindung von der Nagūma aus mit, „Alle haben ihre Waffensysteme aktiviert. Wir haben sie auch eben erst entdeckt.” „Auch wir haben sie gerade erst gesehen, Major.”, bestätigte Žadūrijas von der Ĵajkos ebenfalls über dem offenen Kommkanal. Inzwischen war das fremde Schiff von oben her auf dem Hauptschirm in Sicht gekommen. Alle auf der Brücke beobachteten wie es langsam wendete und wie ein großer Raubvogel wieder auf sie zukam. Es war größer als ein Schiff der Hornādas-Klasse. Es war ein weißes Schiff mit den typischen schwarzen Ehrenflecken, die die Piratenschiffe kennzeichneten. Hoheitskennzeichen waren nicht zu sehen. Man erzählte sich im interstellaren Völkerrat, dass diese Flecken umso größer und zahlreicher waren, je mehr Schiffe sie angegriffen und geentert bzw. zerstört hatten. Das Schiff, das die belluranischen Schiffe bedrohte, hatte besonders viele und zum Teil auch recht große Flecken. Ohne Vorwarnung feuerte es mehrmals auf die wesentlich kleinere Mohōl.....

Das Schiff erzitterte unter den Treffern. „Es werden keine Schäden gemeldet, Sir!”, teilte Römök nach einer kurzen Zeit mit, „Demzufolge waren es nur Warnschüsse, Major.” Niral nickte dem Wissenschaftler kurz zu um dem Hünen zu zeigen, dass er ihn gehört hatte. „Wer sind Sie und was wollen Sie von uns?”, fragte Niral verärgert, „Warum haben Sie ohne Grund auf uns gefeuert?” Statisches Knistern tönte aus den Lautsprechern. „Übergeben Sie uns die Mohōl mitsamt den beiden Wissenschaftlern Dr. Gamda Menungu und Dr. Römök Hödaš sowie ihr gesamtes Team, das an der Entwicklung des Inversionsantriebs mitgewirkt haben, Major Niral Marānus.”, forderte eine fremde Stimme kalt den Braunhaarigen auf, „Wir sind nur an der neuen Technologie interessiert. Sie selbst können Ihr Schiff verlassen und wieder auf Ihre Orbitalstation Bellurānia 8 zurückkehren, Major. Wenn Sie unserer Forderung nicht nachkommen, dann werden wir euch alle töten!” Erschrocken vernahm man an Bord der drei belluranischen Schiffe die Worte der Piraten. Verdammt!, dachte Niral entsetzt, Woher zum Mūruk wussten sie von unserer neuen Technologie? Irgendwo haben wir einen Verräter in unseren Reihen!, fuhr er in Gedanken fort. „Nein, das kommt gar nicht in Frage!”, entschied Niral, „Sie werden von uns das Schiff nicht bekommen. Haben Sie verstanden?” „Dr. Hödaš, Dr. Menungu!”, flüsterte einer der Techniker, „Diese energetischen Fluktuationen sind wieder da. Sehen Sie?” Gamda und Römök warfen beide einen kurzen Blick zu der Darstellung über dem Kontrollpult des Technikers. „Oh nein! Muss das denn sein?”, stöhnte er, „Bitte nicht jetzt!” „Das hat uns gerade noch gefehlt!”, flüsterte Dr. Menungu nervös, „Ausgerechnet jetzt, wo wir die Initiierung des Antriebs nicht mehr stoppen können!” Römök wandte sich an Niral. „Wir haben ein Problem, Major.”, sagte er, „Es gibt schon wieder technische Probleme, die wahrscheinlich durch die Treffer von dem Piratenschiff entstanden sind. Und das Allerschlimmste ist, dass wir die von Ihnen befohlene Initiierung des Inversionsantriebs nicht mehr stoppen können.” „Alle Reaktoren sind jetzt auf hundert Prozent!”, verkündete ein Techniker nervös. „Was passiert, wenn wir den Sprung machen, Dr. Hödaš?”, fragte Niral den Wissenschaftler, während das Schiff unter den zahlreichen Treffern erzitterte. Die Piraten hatten ohne eine Antwort zu geben das Feuer eröffnet. „Unter diesen Bedingungen kann ich Ihnen das nicht genau sagen, Major.”, antwortete Römök unsicher, fast düster, „Wenn wir Glück haben, kommen wir relativ unbeschadet an unserem Ziel an. Falls nicht, dann sehen wir uns alle bei Mūruk im Glandāku wieder.” Erneut wurde die Mohōl von mehreren Treffern kräftig durchgeschüttelt. Aus einigen Kontrollpulten sprühten Funken und es roch nach verschmorten Komponenten. Die Beleuchtung flackerte mehrmals auf. Niral war froh, dass sie alle auf der Brücke auf ihren Sitzen angeschnallt waren. Auf dem Hauptschirm sahen die Anwesenden, wie die Nagūma und auch die Ĵajkos die Mohōl verteidigten. Rote und blaue Blitze zuckten durch die Kälte des Alls. Ein weiteres Schiff der Piraten verschwand in einem Feuerball. Trümmer schossen auf das kleine Schiff der Arunīda-Klasse zu. „Danke für die Informationen, aber ich glaube, so genau wollte ich das gar nicht wissen. Versuchen wir’s, Dr. Hödaš.”, rief Niral, „Energie!” Die Mohōl beschleunigte. Mehrere kleinere Detonationen erschütterten das Schiff. Auf der Brücke fiel die Energie nach zahlreichen Kurzschlüssen aus. Das Bild auf dem Hauptschirm brach in sich zusammen. Zwei der Kontrollpulte explodierten in kurzen Abständen nacheinander und rissen die beiden davor sitzenden Technikern aus ihren Sitzen. Schreie ertönten auf der Brücke. Feuer brach aus. Sofort nahm der Qualm jede Sicht in dem Raum. Instinktiv suchte Niral den mentalen Kontakt zu seiner Frau und zu Tarūni. Wohlige Wärme durchströmte seinen Geist. Der Major glaubte Axāñas Stimme zu hören. Niral!, rief sie angsterfüllt, Was ist los bei euch? Deutlich fühlte er, wie sie Angst um ihn hatte und sie auch die seinige wahrnahm. Eine weitere Explosion folgte und etwas knallte gegen den braunhaarigen Mann. Schmerz breitete sich schlagartig in seinem Körper aus. Vater!, hörte er seinen Sohn rufen, Mehrere Einheiten des Enterkommandos nähern sich eurem Schiff und ihr habt keine Schilde mehr! Dann entstand ein extrem starker Druck, der die beschädigen Gurte reißen ließ und ihn aus den Sitz schleuderte. Ein gellender Schmerzenschrei ertönte durch den Raum. Niral hörte, wie jemand erst gegen ihn und danach gegen die hintere Wand geschmettert wurde. Deutlich konnte er die brechenden Knochen hören. Blut spritzte. Jemand stöhnte schmerzerfüllt. Der mentale Kontakt zu seiner Frau brach als erster ab, dann der zu Tarūni. Mental rief er die Zielkoordinaten seinem Sohn zu, doch in kürzester Zeit blieben nur noch zerfaserte Emanationen zurück. Eine unbeschreibliche Kälte kehrte in seinem Geist ein, die sofort durch die mentalen Hilfe- und Schmerzensschreie seiner Crewmitglieder abgelöst wurde. Ein Gegenstand pfiff durch die Luft ganz dicht an dem Major vorbei, knallte dumpf gegen einen Körper. Erneut spritzte Blut. Instinktiv versuchten die Besatzungsmitglieder mentalen Kontakt zu jemanden herzustellen. Eine Flut von grenzenlosem Schmerz erfüllte erbarmungslos Nirals Geist. Es roch nach verbranntem Fleisch. Deutlich musste Marānus mental den Feuertod einiger Besatzungsmitglieder an Bord des Schiffes hilflos miterleben. Auf der Brücke verbrannten zwei Techniker lebend. Verzweifelt versuchte Niral sich gegen die mentalen Bilder und die Schmerzen, die er ebenfalls fühlte, zu wehren, die auf ihn hereinstürzten, aber er hatte keine Kraft mehr etwas dagegen zu unternehmen. Der Offizier war selbst schwer verletzt worden und irgendetwas knallte nach einer weiteren Explosion gegen seinen Körper. Bevor Niral das Bewusstsein verlor, konnte er gerade noch erkennen, das es aus Metall war und glühend heiß noch dazu. Seine letzten Gedanken galten seiner Familie, die er mental anflehte, ihm zu vergeben, für all die Zeit, die er nicht bei ihnen gewesen war. Die Brücke stand in Flammen und der Raumfaltungssprung hatte begonnen.....

Entsetzt mussten sowohl Axāña Marānus als auch ihr Sohn Tarūni mental miterleben, was auf der Brücke der Mohōl geschah. Niral versuchte telepathischen Kontakt zu seiner Familie herzustellen. Emotionale Wärme durchströmte sowohl Axāñas als auch Tarūnis Geist. Niral versuchte beiden etwas mitzuteilen, aber fremde Emotionen begannen die des Majors zu überlagern, die durch Nirals starken mentalen Kontakt zu seiner Familie kanalisiert und zu ihnen weitergeleitet wurden. Beide hörten mental die Schreie der Crewmitglieder, die sich zu diesem Zeitpunkt bei dem Major auf der Brücke aufhielten. Hilflos mussten die beiden miterleben, wie die mentalen Kräfte des verletzten Majors versagten und der Kontakt zu seiner Familie schnell schwächer wurde. Verzweifelt versuchte Tarūni seinen Vater auf die sich nähernden feindlichen Enterkommandos und die ausgefallenen Schilde hinzuweisen, ob er in diesem Chaos noch was tun konnte, wusste der junge Wissenschaftsoffizier nicht. Aber er fühlte wie seine Mutter einen unbeschreiblichen Schmerz und in diesem Moment wurde ihnen klar, dass der Braunhaarige selbst schwer verletzt war und einige auf der Brücke gerade starben. Plötzlich riss der mentale Kontakt zuerst bei der Chefingenieurin, dann der zu Tarūni ab. „Niral!”, schrie die Chefingenieurin entsetzt, „Nein!” „Vater!”, brüllte Tarūni ebenfalls entsetzt, „Vater, nicht!” Laut hallten die Stimmen der beiden auf der Brücke und einige der Anwesenden warfen Mutter und Sohn kurze Blicke zu. Allen war bereits klar, dass sich an Bord des kleinen Schiffes etwas Schlimmes abspielte. Die geistige Stimme seines Vaters hallte in dem Geist des Wissenschaftsoffiziers noch sehr lange nach. Er glaubte, eine Zahlenkombination verstanden zu haben, aber er war sich nicht sicher, weil Niral auch die mentalen Kontakte seiner Brückencrew unkontrolliert an seine Familie weitergeleitet hatte. Geschockt saßen beide auf ihren Sitzen auf der Brücke der Nagūma. Axāña begann hemmungslos zu weinen. Marūd reagierte augenblicklich und nahm seine Tochter sofort in seine Arme. Auch er hatte Tränen in den Augen, denn der Kommodore hatte ebenfalls für einen sehr kurzen Augenblick einen mentalen Kontakt zu seinem Schwiegersohn gehabt. „Axāña! Kind!”, sagte er mit leiser Stimme und drückte sie fester an sich, „Reiß dich doch zusammen!” Ohne auf das Geschehen auf der Brücke zu achten, weinte die Chefingenieurin weiter. „Es tut mir Leid, Vater.”, sagte sie mit tränenerstickter Stimme kaum hörbar, „Ich habe seinen Tod gefühlt.” „Ich habe gefühlt, wie seine Seele gnadenlos aus seinem Körper gerissen wurde und dazu noch der ganze unendliche Schmerz.”, die blonde Frau schüttelte mit ihrem Kopf und ihr Körper erzitterte wieder, als sie erneut von Weinkrämpfen geschüttelt wurde, „Wie Niral verzweifelt versucht hatte, sich an seinem Leben festzuhalten, aber es glitt ihm einfach aus seinen Händen. Er wurde einfach vom mir fortgerissen, ich konnte ihn nicht festhalten!” Sie vergrub wieder ihr Gesicht in den Armen ihres Vaters und weinte weiter. Tarūni ging es nicht anders, aber er versuchte seine Emotionen so schnell wie möglich wieder unter Kontrolle zu bringen. Der Schock über die letzten Ereignisse saß tief und Tarūni hatte ein merkwürdiges Gefühl, das er in diesem Augenblick nicht richtig einordnen konnte. Wie paralysiert saß er auf seinem Platz am wissenschaftlichen Terminal und konnte seinen Blick nicht vom Hauptschirm abwenden.

Julāra ignorierte die trauernde Chefingenieurin und bellte wütend einige Befehle. Sie wollte es den Piraten mit gleicher Münze heimzahlen. Wut war das einzige, was der Captain der Nagūma momentan fühlte. Auf dem Hauptschirm sahen sie, wie sich die Mohōl unter zahlreichen Treffern und Explosionen wand. Die Einheiten der Piraten, die das Schiff entern sollten, zogen sich wieder zurück, nachdem sie erkannten, dass die Mohōl dem Untergang geweiht war. Trümmer lösten sich von dem Schiff der Arunīda-Klasse und trieben durch das kalte Vakuum davon. Kurz darauf schien das Schiff sich auszudehnen als wäre es aus Gummi. Eine feindliche Rakete schlug ins Heck des hilflosen Schiffes ein. Sie zerstörte einen Teil des Antriebssystems und das Schiff, das bereits beschleunigte, wurde scheinbar dabei immer länger. Die schwer beschädigte Mohōl schien sich zu verbiegen und dehnte sich immer weiter aus. Der Feuerball, der von der Rakete der Piraten verursacht worden war, dehnte sich ebenfalls in die gleiche Richtung aus und schien der Mohōl folgen zu wollen, um ihr tödliches Werk zu vollenden. Trümmer lösten sich nach weiteren kleineren Detonationen vom Schiff. Kurz darauf schoss es mit einem gigantischen Feuerschweif davon und es blieb eine lange feurige Spur zurück, die sich nur langsam auflöste. Die Besatzungen auf der Nagūma und der Ĵajkos erkannten, dass der Raumfaltungssprung bereits initiiert war und nicht mehr gestoppt werden konnte. Die Mohōl war verloren und mit ihr alle Personen, die sich an Bord des Schiffes befanden. Sie verschwand vor ihren Augen.....

Weiterhin zuckten gnadenlos rote und blaue Blitze durch die Schwärze des Alls. Der Kampf ging weiter. Julāra Öjkār Nulūra saß auf ihrem Kommandosessel und hatte, wie alle anderen auch, ebenfalls hilflos mit ansehen müssen, was mit der Mohōl geschah. Daraufhin packte sie eine unbändige Wut auf die Angreifer. Die junge Frau merkte nicht, wie sehr sich ihr Körper dabei verkrampfte, während sie ihre Befehle erteilte. Sie wollte die Feinde für den sinnlosen Tod ihres Gönners, dem Julāra ihr erstes Kommando verdankte, bestrafen. Jedes Piratenschiff, das von der Nagūma zerstört wurde, erfüllte sie mit Genugtuung. Jedes Schiff von euch Slokks, das wir jetzt zerstören werden, soll eine Strafe für jede Person sein, die an Bord der Mohōl euretwegen sterben musste!, dachte sie wütend. Tarūni hatte sich als erster wieder beruhigt und versuchte Julāra als Wissenschaftsoffizier auf der Nagūma zu unterstützen. Auch er war sehr zornig über die Piraten, die sie bedroht und angegriffen hatten. Mehrere Treffer ließen das Schiff erzittern, doch die Schilde hielten. Captain Nulūra zeigte durch ihre Kampfstrategien, dass sie eine sehr fähige Offizierin war.

Tarūni wusste nicht genau, wie lange er paralysiert dagesessen hatte. Er musste einige mentale Kraft aufbringen um sich aus dem Schockzustand zu befreien und die Paralyse wieder abzuschütteln. Der Wissenschaftsoffizier wandte seinen Blick wieder seinem Terminal zu und begann darüber nachzudenken, was er jetzt am besten machen konnte. Mühselig verdrängte der Braunhaarige die grauenhaften Bilder, die er mental von seinem Vater empfangen hatte. Der junge Marānus dachte wieder an seine Pflichten als Offizier der belluranischen Sternenflotte und konzentrierte sich auf seine momentanen Aufgaben, die er während des ersten Testfluges der Mohōl am wissenschaftlichen Terminal wahrgenommen hatte. Er hatte zwar dienstfrei, doch er war der Meinung, dass er seinem Vater auf diese Weise besser helfen konnte, als sich in sein Quartier zurückzuziehen. Um zu was? Um seinem Vater zu trauern? Trauer empfand er unerklärlicherweise keine. Irgendetwas sagte ihm, dass sein Vater nicht tot war. Woher diese Erkenntnis kam, wusste Tarūni nicht genau. Aber er war sich seltsamerweise sicher, dass sein Vater noch lebte. Tarūni konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, woher er das wusste, aber es war ein Gefühl da, das ihm sagte, dass er seinen Vater nicht aufgeben sollte. Irgendetwas war geschehen, nur der Wissenschaftsoffizier konnte nicht sagen, was es war. Für den Enkel des Kommodore stand nur eines fest: Sein Vater lebte noch. Irgendwo da draußen zwischen den funkelnden Sternen.....

Niemand achtete darauf, dass Kommodore Kundūri auf die Brücke zurückkehrte, nachdem er seine Tochter in ihr Quartier begleitet hatte. Auf dem Hauptschirm konnte er drei Piratenschiffe erkennen, die sich umdrehten und davonflogen.

„Sie ziehen sich zurück, Ma’am!”, sagte Tarūni und wandte sich zu Julāra um, „Von den feindlichen Schiffen sind nur noch fünf übrig geblieben, von denen einer mittelschwer und zwei weitere leicht beschädigt sind.” Mit geballten Fäusten stand die junge Frau auf der Brücke der Nagūma, ihr Blick auf den Hauptschirm gerichtet und ihre Worte waren wie Peitschhiebe, als sie weitere Befehle erteilte. „Verfolgt und vernichtet sie!”, rief sie zornig, „Die sollen für den Mord an unseren Leuten büßen; ihr Blut für unseres!” Entsetzt beschloss Marūd einzugreifen, nachdem er den letzten Befehl des Captains vernommen hatte. „Halt, Captain Nulūra! Das reicht jetzt!”, donnerte die Stimme des Kommodore auf der Brücke, „Der Befehl ist hiermit widerrufen.” Julāra drehte sich blitzschnell zu dem graumelierten Mann um. „Sir!”, protestierte sie, „Sie haben unsere Leute auf dem Gewissen. Wir müssen sie verfolgen und bestrafen.” „Wir müssen gar nichts. Das ist die Aufgabe unserer Justiz.”, schnitt der Kommodore der jungen Frau das Wort ab und schritt auf sie zu, „Rache ziemt sich nicht für uns, Captain Nulūra.” Julāra schnappte nach Luft. „Aber Sir!”, rief sie verärgert, „Wenn wir sie jetzt nicht verfolgen, dann werden sie uns entkommen!” Die Schwarzhaarige sah den ranghöheren Offizier wütend an. Ausdruckslos erwiderte er ihren Blick. „In den Bereitschaftsraum, Captain Nulūra!”, befahl Kommodore Kundūri kühl, „Sofort!” Ohne ein weiteres Wort zu verlieren folgte sie dem graumelierten Mann in den Bereitschaftsraum.

Marūd setze sich hinter dem Schreibtisch und sah die junge Frau forsch an, die sich wütend direkt vor dem Schreibtisch aufgebaut hatte. „Setzen Sie sich, Captain.”, sagte Marūd und wies mit einer Hand auf dem gegenüber stehenden Stuhl. „Nein.”, antwortete die Frau trotzig, „Ich stehe lieber, Sir.” Langsam wurde der Kommodore selbst ärgerlich. „Setzen, habe ich gesagt!”, donnerte seine Stimme, „Das ist ein Befehl, Captain!” Erschrocken zuckte die Schwarzhaarige zusammen und nahm widerwillig auf dem Stuhl Platz. Dann sahen sich beide eine Weile wortlos über den Schreibtisch hinweg an. Nach einer Weile ließ Julāra ihren Blick sinken. Der Kommodore erhob sich wieder von seinem Platz und ging zum Replikator, wo er sich zwei Ktišas orderte. Er stellte einen direkt vor der jungen Frau ab, den anderen an seinem Platz und setzte sich wieder hinter dem Schreibtisch. Nachdem er einen kräftigen Schluck von dem heißen Getränk genommen hatte, stellte er die Tasse ab und räusperte sich kräftig, bevor er das Gespräch mit der jungen Offizierin begann. „Sagen Sie mal, Captain Nulūra, wie lange haben Sie bereits das Kommando auf der Nagūma?”, fragte der graumelierte Offizier und aktivierte dabei den Schreibtischcomputer, „Welche Schiffe haben Sie schon vor diesem kommandiert?” Julāra sah den Kommodore an. „Ich hatte bisher noch keine anderen Schiffe unserer Flotte außer der Nagūma befehligt. Dies ist mein erstes Kommando, Sir.”, antwortete sie leise. „Von wem kam die Empfehlung, Sie zum Captain zu befördern?”, hakte Kundūri nach. „Die Empfehlung kam von Major Marānus, Sir.”, antwortete sie fast genauso leise wie bei ihrer ersten Antwort. Plötzlich merkte Julāra, wie sie Angst bekam, das Kommando wieder zu verlieren und degradiert zu werden. Die junge Frau begann leicht zu zittern. Könnte das sein?, fragte sie sich, Wird er mich des Kommandos entheben? Sofort versuchte sie diese Gedanken wieder zu verscheuchen. Dann sah Julāra den bärtigen Mann an und ihre Blicke trafen sich. „Seit dem ich an Bord dieses Schiffes bin, habe ich Sie beobachtet, Miss Nulūra, und ich musste feststellen, dass Sie genau so sind, wie Major Marānus Sie beschrieben hat.” Julāra blickte ihn erschrocken an. Hat er gerade Miss Nulūra gesagt?, schoss es ihr durch den Kopf. Der Kommodore griff nach seiner Tasse und nahm einen Schluck. „Sie sind jung, ehrgeizig, entschlossen, mutig, gerecht, verantwortungsbewusst und sehr temperamentvoll. Und gerade wegen Ihres Temperaments haben Sie vorhin reichlich über die Stränge geschlagen, Miss Nulūra. Dabei haben Sie nicht nur sich selbst, sondern auch das Schiff und die gesamte Besatzung inklusive der Gäste hier an Bord unnötig in Gefahr gebracht. Das kann ich selbstverständlich nicht auf sich beruhen lassen, verstehen Sie, Miss Nulūra. Sie sind eindeutig zu weit gegangen. Stellen Sie sich mal vor, dass würde jeder Captain in unserer Flotte so machen. Das wäre mit Sicherheit ein einziges Chaos, das versichere ich Ihnen, Mädchen. Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?” Ernst sah er die junge Frau gegenüber an. Mit einer Hand wies er auf die vor ihr stehende Tasse. „Trinken Sie Ihren Ktiša, bevor er kalt ist.”, forderte Marūd sie auf, „Dann geht es Ihnen gleich etwas besser, Miss Nulūra.” Zögernd kam sie seiner Aufforderung nach und trank einen kleinen Schluck. Nachdem die junge Frau inzwischen mutlos den ersten Schluck getrunken hatte, fühlte sie sich tatsächlich etwas besser. Sie merkte, wie das Getränk sie beruhigte. „Ich muss schon sagen: Ihr Handeln war eben nicht sonderlich verantwortungsbewusst gewesen, oder wie sehen Sie das, Miss Nulūra?”, fragte Kundūri ernst, „Wollten Sie Ihr Kommando, das Sie erst vor kurzem erhalten haben, so schnell wieder abgeben? Die Piraten waren uns vier zu eins überlegen und hätten uns durchaus alle töten können!” Julāra nahm ihren ganzen Mut zusammen, nachdem sie einen kurzen Moment darüber nachgedacht hatte, was ihr der Kommodore klarmachen wollte. „Darf ich offen sprechen, Sir?”, fragte sie den ranghöheren Offizier. Dieser nickte. „Sie dürfen, junge Frau.”, antwortete der Kommodore und blickte sie an. Sie räusperte sich, bevor sie mit ihrer Erklärung begann. Um ihre Nervosität besser verbergen zu können, klemmte Julāra ihre beiden Hände zusammengefaltet zwischen ihren Knien fest. „Ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe.”, sagte sie und versuchte dabei, ihre Stimme einen festen Klang zu geben, „Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben sollen, aber diese Slokks haben anscheinend alles über dieses Forschungsprojekt gewusst, woher auch immer! Sie haben das Schiff mit der gesamten neuen Technologie vernichtet und ermordeten noch obendrein dabei das komplette Forschungsteam und den Major, dem ich mein Kommando auf der Nagūma zu verdanken habe. Sollte ich sie mit diesem Wissen entkommen lassen? Sollte ich tatenlos zusehen, wie die Piraten ihre Verbrechen direkt vor unseren Augen verüben, Kommodore? Ich hatte keine andere Wahl, ich musste einfach handeln, bevor sie entkommen konnten, verstehen Sie, Sir?” Julāra blickte den graumelierten Mann direkt an. Nachdenklich erwiderte er ihren Blick und nahm einen weiteren Schluck aus der Tasse. Dann nickte er und setzte die Tasse wieder ab. „Trotzdem bleibt mir keine andere Wahl. Die Vorschriften sind eindeutig.”, begann er ernst, „So edel die Motive Ihres Handelns auch waren, aber Sie sind trotzdem Ihres Kommandos enthoben und ab sofort wieder Erster Offizier an Bord des Schiffes. Ich werde diesen Vorfall dem Flottenkommando melden müssen und so Leid es mir tut: Um eine Anhörung beziehungsweise um ein Disziplinarverfahren werden Sie leider nicht herumkommen, Miss Nulūra. Bis wir wieder zurückgekehrt sind, werde ich das Kommando an Bord der Nagūma übernehmen. Wegtreten!” „Ja, Sir.”, antwortete die junge Frau niedergeschlagen und verließ sofort den Bereitschaftsraum.

Kurz darauf hatte der Kommodore die Brücke betreten und nahm auf den Kommandosessel Platz. Fragend blickte er zu Mr. Jandāho herüber. Dieser nickte. Die Komverbindung stand immer noch. „Captain Žadūrijas!”, begann Marūd, „Hören Sie mich?” Alle warteten auf die Antwort von der Ĵajkos. Leises Rauschen drang aus den Lautsprechern als jemand antwortete. „Klar und deutlich, Sir.”, sagte er. „Gut.”, sagte der Kommodore ernst, „Dann hören Sie mir jetzt alle genau zu. Ich habe Captain Nulūra wegen ihres rachsüchtigen Fehlverhaltens des Kommandos enthoben.” Deutlich konnte man auf der Brücke hören, wie einige Anwesende nach Luft schnappten.

„Als dienstältester Offizier habe ich jetzt das Kommando über die Nagūma übernommen. Da die Piraten sich zurückgezogen haben und wir hier nichts mehr ausrichten können, werden wir jetzt gemeinsam zur Orbitalstation Bellurānia 17 zurückkehren. Fertigen Sie alle sofort einen ausführlichen Bericht über die letzten Vorfälle an und übergeben Sie mir Ihre Berichte umgehend. Sobald ich alle Berichte erhalten habe, werde ich Admiral Arūli über diese letzten Geschehnisse so schnell wie möglich informieren müssen. Es tut mir Leid, aber stellen Sie sich schon mal auf eine umfangreiche Untersuchung von Seiten des Flottenkommandos über den Piratenangriff und die Zerstörung der Mohōl ein.” Während er dies verkündete, setzte er sich auf den Kommandosessel. Dann gab er dem Steuermann die Zielkoordinaten und die beiden Schiffe der Hornādas-Klasse flogen wieder in Richtung Heimat. Kurz darauf übergab Marūd das Kommando an die Schwarzhaarige und zog sich wieder in den Bereitschaftsraum zurück, um einen ausführlichen Bericht für das Flottenkommando zu schreiben.

 

Abschließende Hinweise:

keine

Auf der Suche nach Antworten

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

Julāra nahm schweigsam auf den Sessel des Ersten Offiziers Platz. Es fiel ihr wahnsinnig schwer, ihre Wut und Trauer zurückzuhalten. Aber sie musste es tun, damit sie sich keinen weiteren Ärger einhandelte. Am liebsten hätte sie ihren Frust hinausgeschrieen. Mein erstes Kommando!, dachte sie verbittert, Wie schnell hatte ich es wieder verloren? Wären diese Slokks von Piraten nicht aufgetaucht, dann wäre ich jetzt noch Captain auf der Nagūma!, fuhr Julāra in ihren Gedanken fort, Und ich hatte noch Major Marānus versprochen, ihn niemals zu enttäuschen! Wenn ich das alles bloß rückgängig machen könnte!, dachte sie weiter, Dann könnte ich es verhindern!

Aufmerksam sah sich Tarūni die Aufzeichnungen durch, die während des ersten Testfluges und beim Auftauchen der Piraten automatisch angefertigt wurden. Der Wissenschaftsoffizier hoffte auf diesem Wege einen Hinweis zu finden, warum sie die Piraten nicht früher entdeckt hatten. Nirals Sohn war sich sicher, wenn man die Feinde wesentlich früher registriert hätte, dann wäre der Mohōl nichts passiert und der zweite Testflug hätte ungehindert durchgeführt werden können. Zusätzlich suchte er auch nach Hinweisen auf einen möglichen Verräter an Bord eines der drei belluranischen Schiffe. Woher hatten die Slokks die ganzen Informationen über das Projekt gehabt?, fragte sich der Braunhaarige, Die wussten ja fast alles. Immer und immer wieder sah er sich die Bilder an und lauschte nebenbei auch noch den aufgenommen Dialogen von der Brückenbesatzung der Mohōl, die man über die offene Kommverbindung empfangen hatte. Mühselig verglich er die visuellen Daten mit den Audiodaten. Wenn er das verschwindende Schiff der Arunīda-Klasse sah, hatte er sofort wieder das Gefühl, dass sein Vater noch lebte. Seit dem das kleine Schiff verschwand, versuchte Tarūni immer wieder einen telepathischen Kontakt zu seinem Vater herzustellen, aber nichts geschah. Er konnte Niral auf mentalem Wege nicht wahrnehmen, was für ihn bedeutete, dass er sehr weit weg sein musste. Wohin führte der Raumfaltungssprung die Überlebenden?, fragte sich der Wissenschaftsoffizier, Die müssen doch irgendwo angekommen sein! Nach einer geraumen Weile nahm er frustriert die Kopfhörer ab und atmete mehrmals tief durch. Plötzlich fühlte er jemanden direkt hinter sich stehen. Deutlich konnte er dessen Körperwärme wahrnehmen und ein leichter Parfumduft kitzelte seine Nase. Sofort wusste der Enkel des Kommodore, dass hinter ihm eine junge Frau stand, die sich nun zu ihm hinunterbeugte. Tarūni wollte sich gerade umdrehen, als er auf mentalen Wege angesprochen wurde. Was haben Sie herausgefunden?, fragte ihn die geistige Stimme von Julāra Öjkār Nulūra, Versuchen Sie etwas über die Piraten herauszubekommen? Ja!, antwortete er, Unter anderem versuche ich rauszukriegen, wer uns verraten hat. Aber das ist gar nicht so einfach!, fuhr er fort, Bis jetzt konnte ich noch keine Hinweise finden, die darauf schließen lassen, dass irgendeiner von uns an Bord der drei Schiffe etwas damit zu tun haben könnte! Hatten Sie das etwa erwartet?, fragte Julāra. Nein!, antwortete Tarūni, Offen gestanden hatte ich das auch nicht erwartet. Er seufzte ein wenig und ließ die Schultern sinken. Der junge Wissenschaftsoffizier reckte sich ein wenig um seine verspannte Rückenmuskulatur zu lockern. Die Schultern und der Nacken taten ihm weh. Sie sitzen schon bereits seit über sieben Stunden am wissenschaftlichem Terminal und sichten immer wieder das Material!, sagte Julāra, Machen Sie mal eine Pause oder trinken Sie zumindest mal einen Ktiša um wieder auf die Beine zu kommen!

Nirals Sohn nickte und erhob sich von seinem Platz. Währenddessen sich Tarūni noch seine übermüdeten Augen rieb, betrat Kommodore Kundūri die Brücke. Alle blickten sich zu ihm um und sahen ihn erwartungsvoll an.

„Mr. Jandāho, öffnen Sie sofort eine Kommkanal zur Ĵajkos und teilen Sie Captain Žadūrijas mit, dass er sofort mit Mr. Nandor und Mr. Gorāni auf die Nagūma kommen soll.”, befahl der graumelierte Mann, „Ich erwarte sie umgehend im Konferenzraum.” „Ja, Sir!”, antwortete der Kommoffizier und betätigte ein paar Tasten an seiner Konsole. „Miss Nulūra und Mr. Marānus, folgen Sie mir! Sie haben das Kommando, Mr. Jandāho.”, fügte der Kommodore hinzu und verließ die Brücke. Die beiden Offiziere folgten dem Alten in den Konferenzraum.

Etwas später nahmen Julāra, Tarūni und auch der Kommodore im Konferenzraum Platz. Kurz darauf erschienen Simdu und Marlos und setzten sich ebenfalls. Fragend blickte der Kommodore die beiden an. „Captain Žadūrijas lässt sich entschuldigen.”, antwortete Nandor, „Er hält sich zurzeit auf der Krankenstation auf, Sir.”

„Hat es während des Kampfes mit den Piraten irgendwelche Verletzte gegeben?”, erkundigte sich der Alte. „Nein, Sir.”, antwortete Gorāni, „Es ist nur eine Routineuntersuchung, zu der auch der Captain hinmuss.” Marūd nickte verständnisvoll. „Verstehe. Nun, also gut, dann lasst uns mal anfangen.”, sagte der Kommodore, „Wie wir alle es erlebt haben ist die Mission, die Mohōl mit der neuen Technologie zu schützen, eindeutig gescheitert. Wer von Ihnen hat bereits seinen Bericht fertig?” Streng sah der ranghöchste Offiziere in die Runde. Der Erste Offizier der Orbitalstation Bellurānia 17 räusperte sich, bevor er sich zu meldete. „Ich denke, dass ich wohl am besten anfangen sollte, zumal mein Bericht bereits fertig ist.”, sagte er und reichte Kundūri einen kleinen Datenkristall, „Hier, Sir!” Marūd nickte ihm dankend zu, als er den Datenträger in Empfang nahm. „Sonst noch jemand, der seinen Bericht abgeben kann?”, fragte er wartend. „Ja, Sir! Mein Bericht ist ebenfalls fertig.”, teilte Marlos mit und legte seinen Datenkristall auf den Tisch, „Allerdings möchte ich noch etwas anmerken, bevor ich ihn abgeben möchte.” Kundūri sah ihn wie alle anderen fragend an. „Sprechen Sie, Mr. Nandor.”, forderte er den Wissenschaftsoffizier auf, „Ich bin ganz Ohr.” Der schwarzhaarige Mann richtete sich auf, bevor er anfing.

„Während ich meinen Bericht verfasste, kamen mir mehrere Fragen in den Sinn.”, begann er, „Erstens: Woher hatten die Piraten alle Information bezüglich unserer Mission gehabt. Zweitens: Warum haben sie das Schiff mitsamt der neuen Technologie zerstört? Drittens: Für wen arbeiten diese Bastarde wirklich? Viertens: Wer hat was davon, dass diese Mission scheiterte?” Die folgende Stille im Konferenzraum schien nahezu körperlich zu werden. Alle Anwesenden warteten darauf, dass Marlos fortfuhr, was dieser auch tat. Dabei klang seine Stimme kühl und sachlich.

„Wenn Sie möchten, Sir, werde ich fortfahren.”, sagte der Wissenschaftsoffizier von der Ĵajkos. Marūd nickte ihm aufmunternd zu. „Ich bitte sogar darum.”, sagte er und blickte ihn wie die anderen weiterhin erwartungsvoll an. „In den letzten Stunden habe ich sämtliche audiovisuellen Aufzeichnungen immer wieder angesehen in der Hoffnung, dass ich vielleicht einen Hinweis finden würde, was da wirklich passiert ist.”, fuhr der Schwarzhaarige fort, „Wie wir alle wissen, wurden wir erst nach dem ersten Testflug angegriffen. Demzufolge wollte jemand das Schiff mitsamt der neuentwickelten Technologie stehlen und nicht zerstören. Die Zerstörung der Mohōl lag mit Sicherheit nicht im Interesse der Auftraggeber der Piraten, ist aber passiert, was wiederum seinen Handlangern eine Menge Ärger einbringen dürfte. Aber das ist nicht der Punkt, worauf ich hinaus will. Die Angreifer hatten sich zwar alle Mühe gegeben, uns zu bedrohen, aber sie waren während des Kampfes auch stets darauf bedacht gewesen, die Mohōl keinesfalls zu beschädigen oder sogar zu zerstören. Wieso hätten sie sonst Enterkommandos losgeschickt, um sich der neuen Technologie zu bemächtigen? Weil sie den Auftrag hatten, die neue Technik für ihren Auftraggeber zu stehlen, wenn der Testflug erfolgreich verläuft!” Marlos Nandor machte eine kurze Pause und ließ seine Worte auf die Anwesenden wirken. Bevor er fortfuhr, betrat der Captain der Ĵajkos den Raum und nahm Platz.

„Aus den Aufzeichnungen geht deutlich hervor, dass es schon vor den Angriff der Piraten bereits technische Probleme gegeben hat. Schließlich wurde die zweite Initiierung des Raumfaltungsprunges vom Major Marānus erst dann befohlen, nachdem die Techniker die Fehler behoben und sowohl Dr. Hödaš als auch Dr. Menungu blaues Licht dafür gegeben hatten. Anscheinend konnten die Techniker aus dem Forschungsteam entweder nicht alle Fehlerquellen finden und beseitigen, oder an Bord der Mohōl wurde etwas manipuliert, damit die Piraten die Gelegenheit bekommen, das Schiff zu entern. Wenn das so ist, dann haben sie einen Saboteur an Bord der Mohōl, der auch weiterhin alles daran setzen wird, seinen Auftrag zu erfüllen. Falls sie aber keinen Saboteur an Bord haben sollten, dann gibt es nur noch eine logische Erklärung für die technischen Probleme an Bord der Mohōl. Die Technologie war noch nicht ganz ausgereift und der Beschuss durch die Piraten überlasteten die Systeme und zerstörten somit das Schiff. Deshalb schlage ich vor, Kommodore, dass wir uns noch mal am Ort des Geschehens umsehen und jedes Trümmerstück, egal wie klein es auch sei, einsammeln, um sie dann gründlich zu untersuchen. Vielleicht finden wir dann etwas heraus.”, erläuterte Marlos seine Überlegungen.

Marūd lehnte sich in seinem Sessel zurück und schaute fragend in die Runde der Anwesenden. Tarūni richtete sich auf und legte seinen Datenkristall auf den Tisch.

„Interessanterweise habe ich das ähnlich gehandhabt wie Mr. Nandor.”, begann der Enkel des Kommodore, „Denn meine Vorgehensweise war fast die gleiche wie seine. Auch ich habe mir während des Rückfluges die audiovisuellen Aufnahmen immer wieder angesehen um herauszufinden, was da wirklich passiert ist. Allerdings muss ich hinzufügen, dass mein Hauptinteresse dabei galt zu erfahren, ob die Mohōl wirklich zerstört wurde oder nicht.” Der graumelierte Offizier beugte sich ein wenig vor. „Und, Mr. Marānus?”, fragte er, „Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen? Wurde das Schiff zerstört oder nicht?” Alle Blicke waren auf den jungen Wissenschaftsoffizier vom Flottenstützpunkt Kĩmbraš gerichtet. Tarūni atmete tief durch, bevor er antwortete. Der Gedanke, dass er seinen Vater quasi für Tod erklären sollte, behagte ihm nicht. Innerlich sträubte er sich und er hatte das Gefühl, wie eine eiskalte Faust seine drei Herzen zusammendrückte und ihm die Luft zum Atmen raubte. „Ich glaube nicht, dass die Mohōl zerstört wurde, denn dafür gibt es keine eindeutigen Beweise, Sir.”, antwortete Nirals Sohn ruhig und sachlich, „Ich bin der Ansicht, wenn das Schiff vollkommen zerstört worden wäre, hätte es keinen Raumfaltungssprung mehr machen können. Der Sprung hat aber stattgefunden, denn das Schiff flog ja vor unseren Augen weiter und verschwand. Allerdings wäre es möglich, dass die Mohōl erst an den Zielkoordinaten explodierte.” Wieder trat Stille in den Raum, die wie eine tonnenschwere Last auf den Anwesenden ruhte. Daraufhin ergriff Captain Žadūrijas das Wort.

„Mit Verlaub, Kommodore, möchte ich noch einiges dazu sagen, was für uns alle hier sehr interessant sein dürfte.”, begann er, „Ich habe mir inzwischen sämtlich Daten über die Mitarbeiter des Forschungsteam besorgt, die ich finden konnte und ich muss sagen, dass die Dossiers alle sehr interessant sind.” Nach einer kurzen Pause fuhr er fort mit seinem Bericht und legte dabei einen weiteren Datenkristall auf den Tisch. „Sämtliche Informationen und damit auch die Dossiers sind auf diesen Kristall gespeichert, denn ich bin der Ansicht, dass wir vielleicht die eine oder auch andere Antwort bezüglich einer möglichen Sabotage finden werden. Deshalb denke ich, dass wir auf diesem Wege vielleicht erfahren können, ob einer von ihnen möglicherweise mit den Auftraggebern der Piraten in Kontakt stand.” Marūd Kundūri sah ihn ernst an. „Haben Sie etwas eine Vermutung, wer in dieser Sache involviert sein könnte?”, wollte Kundūri wissen.

„Nein, Sir. Eine Vermutung habe ich nicht, aber ich wollte die Möglichkeit offen lassen, dass hier Sabotage am Werk ist. Bezüglich der Dossiers gibt es tatsächlich einen gemeinsamen Verbindungspunkt, den wir uns mal genauer ansehen sollten.”, antwortete der Captain der Ĵajkos, „Was das Dossier von Dr. Menungu angeht, möchte ich noch darauf hinweisen, dass sämtliche Aufzeichnungen über sie nur auf Goyanisch zu haben sind, wenn man mal von den Aufzeichnungen absieht, die in der Belluranischen Allianz angefertigt wurden, seitdem sie für die Forschungsabteilung in unserer Sternenflotte tätigt ist. Alle weiteren Informationen über Dr. Menungu, während sie noch auf ihrer Heimatwelt Goya in der Forschung tätig war, sind nur auf Goyanisch zu bekommen. Kommodore, diese Frau ist genauso wie Dr. Hödaš eine einzige wissenschaftliche Denkmaschine! Sie hat alles auf ihrer Welt aufgegeben, nachdem die goyanische Regierung ihr die Gelder gestrichen hatte, die sie für die Entwicklung eines Inversionsantriebes so dringend brauchte, nachdem die ersten beiden Versuche kläglich scheiterten. Kurz darauf verließ sie die goyanische Flotte und kam danach direkt zu uns in die Forschungsabteilung zu Dr. Römök Hödaš auf Bellurānia Prime. Und warum? Weil sie die ganzen Jahre hindurch mit einem hochrangigen Offizier der Belluranischen Allianz in Verbindung stand, der die ganze Zeit über versucht hatte, sie in die Forschungsabteilung unserer Flotte zu holen. Sie sollten wissen, dass auch Dr. Römök Hödaš ebenfalls eine reine wissenschaftliche Denkmaschine ist wie die goyanische Wissenschaftlerin, denn auch er arbeitete all die Jahre hindurch an der Entwicklung des Inversionsantriebes und auch er stand die ganze Zeit über mit ein und denselben hochrangigen Offizier in Verbindung wie Dr. Gamda Menungu. Seitdem die beiden Wissenschaftler erst zusammenarbeiteten ging die Forschung und Entwicklung des Inversionsantriebes schneller voran, denn beide hatten unabhängig voneinander dieselbe Theorie bezüglich des Raumfaltungsprunges vertreten und auch publiziert.” Kabrūn lehnte sich ein wenig zurück und machte eine kurze Pause, um seine Worte auf die Anwesenden wirken zu lassen. Simdu räusperte sich und richtete sich auf seinen Stuhl auf. „Und mit wem standen die beiden Wissenschaftler all die Jahre hindurch in Kontakt?”, wollte Gorāni wissen. Der Captain nickte kurz, als er antwortete. „Er hat sich ebenfalls in all den Jahren mit den Theorien über den Raumfaltungssprung beschäftigt.”, sagte er, „Sie werden es wahrscheinlich nicht glauben, aber dieser Offizier ist niemand anderes als Admiral Arūli.”

Julāra kratzte sich kurz am Hinterkopf, als sie das Wort ergriff. „Das klingt ja fast so, als stecke noch mehr dahinter.”, sagte sie mit ihrer sanften Stimme, „Wahrscheinlich handelt sich das hier um ein Forschungsprojekt, das direkt dem Verteidigungsministerium untersteht. Aber was haben die vor, wenn das Projekt erfolgreich abgeschlossen ist?” Marūd Kundūri atmete tief durch, erhob sich von seinem Platz und ging zum Replikator um sich einen Ktiša zu ordern. Die restlichen Anwesenden folgten seinem Beispiel und holten sich ebenfalls etwas zu trinken.

„Das ist eine sehr gute Frage, Miss Nulūra.”, antwortete der graumelierte Offizier und nahm dabei wieder Platz, „Ich befürchte nur, dass wir die Antwort so schnell nicht bekommen werden.” Julāra nahm einen kräftigen Schluck aus dem Becher.

„Aber Sir!”, erwiderte die junge Frau, „Wir können doch nicht einfach so die Fakten ignorieren, die wir bis jetzt herausgefunden haben. Wir sollten das Ganze so schnell wie möglich klären, bevor es noch Ärger geben wird.” Marūd nahm ebenfalls einen Schluck aus seinem Becher. „Das werden wir auch klären.”, antwortete der Kommodore gelassen, „Verlassen Sie sich drauf, Miss Nulūra.”

„Vielleicht sollten wir auf den Vorschlag von Mr. Nandor eingehen und an den Ort zurückkehren, wo der Angriff stattgefunden hat, Sir.”, sagte Gorani, „Zumindest sollten wir dort die Trümmer zwecks Analyse einsammeln. Schon während des Heimfluges können wir die ersten Untersuchungen durchführen und vielleicht haben wir schon ein paar mögliche Antworten parat, wenn wir B 17 erreichen.” Der Kommodore nickte „Das ist vielleicht gar nicht so verkehrt, Mr. Gorani.”, meinte Kundūri nachdenklich, „Aber um die Trümmer einzusammeln reicht ein Schiff vollkommen aus.” „Wenn Sie einverstanden sind, Sir, kann die Ĵajkos das übernehmen, während die Nagūma weiter heimwärts fliegt.”, schlug Captain Žadūrijas vor und erhob sich dabei von seinem Platz. Erwartungsvoll sah er den Kommodore an. Der Alte nickte. „Also gut.”, sagte er, „Dann machen Sie es so, Captain.”

„Aber vorher bekommt jeder die Aufzeichnungen für die Ermittlungen.”, fügte der Graumelierte hinzu und holte einen Satz größerer Datenkristalle heraus. Nachdem der Kommodore sämtliche Aufzeichnungen auf einen der Kristalle überspielt hatte, überreichte er ihn dem Captain. Anschließend erhielten allen anderen ebenfalls einen. Dann wandte sich Marūd an Marlos. „Und Sie, Mr. Nandor, gehen noch mal zusammen mit Mr. Marānus sämtliche Aufzeichnungen durch und versuchen herauszubekommen, wer unsere Angreifer sein könnten.”, befahl er, „Wegtreten!”

Wenig später wendete die Ĵajkos und flog wieder an die Stelle zurück, wo noch vor kurzem der Angriff stattgefunden hatte. „Übernehmen Sie die Aufgaben von Mr. Nandor, solange er auf der Nagūma ist, Mr. Tingal.”, befahl der Captain und reichte dem blonden Mann einen Datenkristall, „Auf den Kristall sind alle Aufzeichnungen des Angriffs drauf. Analysieren Sie sie. Vielleicht finden Sie etwas.” Sofort setzte sich der Erste Offizier an die wissenschaftliche Station des Schiffes und machte sich an die Arbeit. Mit Kopfschmerzen lehnte sich Kabrūn in seinem Kommandosessel auf der Brücke zurück und seufzte. Wieso haben wir die Trümmer nicht gleich eingesammelt nachdem sich die Angreifer zurückgezogen haben?, fragte er sich, Das wäre jedenfalls besser gewesen. Dann hätten wir bereits die Trümmer untersuchen können und müssten jetzt nicht noch mal zum Kampfplatz zurückkehren. Ist doch jetzt alles doppelte Arbeit!, dachte der Offizier unzufrieden, Die ganze Mission ist bereits zum Mūruk! Wenn die Admiralität davon Wind bekommt, sind wir alle geliefert!, fuhr er in Gedanken fort, Admiral Arūli wird toben vor Wut, dass ist sicher. Mit seiner linken Hand massierte er sich eine Zeit lang leicht die Schläfe. Aber die Kopfschmerzen blieben. Je mehr er über die ganze Situation nachdachte, umso stärker schmerzte ihm der Kopf. Vielleicht bin ich schon zu alt für so einen Firlefanz!, dachte Captain Žadūrijas frustriert. „Ich bin im Bereitschaftsraum.”, sagte er, „Sie haben das Kommando, Mr. Tingal.” Dann erhob er sich von seinem Sessel und verließ die Brücke.

Währenddessen nahm Marlos eine weitere Tablette gegen seine Kopfschmerzen ein. „Geht es Ihnen nicht gut, Mr. Nandor?”, erkundigte sich Tarūni und blickte den Wissenschaftsoffizier von der Ĵajkos an. Dieser lächelte ein wenig, als er antwortete. „Doch, abgesehen von meinen Kopfschmerzen geht es mir gut, Mr. Marānus.”, sagte er, „Ich denke, dass ich die bald wieder los sein werde, nachdem ich eine weitere Tablette eingenommen habe.” Nachdem er das Medikament eingenommen hatte, widmete er sich wieder ihrer gemeinsamen Arbeit.

Erneut hielt sich Marlos mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen Kopf. Tarūni sah ihn an. „Bei den Ringen von Kelos.”, sagte er, „Sie müssen schon ganz schön heftige Kopfschmerzen haben, Mr. Nandor. Woher haben Sie sie?” Der Schwarzhaarige lächelte gequält. „Die habe ich durch eine partielle Mentalfusion von meinem besten Freund erhalten.”, antwortete er, „Er hat mich nicht umsonst davor gewarnt. Hätte ich bloß auf ihn gehört.” Der Braunhaarige blickte ihn fragend an. „Was meinen Sie?”, wollte Tarūni wissen, „Warum hat er Sie davor gewarnt?” „Das ist eine ziemlich lange Geschichte, die ich Ihnen am besten ein anderes Mal erzählen werde.”, erklärte er. Der Braunhaarige nickte. „Ja, am besten bei einer heißen Tasse Ktiša.”, erwiderte Tarūni und betrachtete dabei aufmerksam die Bilder, die über den Monitor flimmerten. Der Wissenschaftsoffizier von der Ĵajkos grinste. „Das ist gar keine schlechte Idee.”, sagte er, „Übrigens ich heiße Marlos.”, sagte der Schwarzhaarige. „Und ich heiße Tarūni.”, antwortete Nirals Sohn. Marlos nickte. „Gut, dann haben wir jetzt die Formalitäten hinter uns.”, meinte Nandor grinsend, „Und nun können wir uns wieder unserer Aufgabe widmen.”

Nach einiger Zeit öffnete der verletzte Major wieder die Augen. Auf der Brücke des beschädigten Schiffes brannte es weiterhin lichterloh. Die Geräusche klangen, als kämen sie aus weiter Entfernung zu ihm. Die gesamte Szenerie schien dem Offizier irgendwie als unwirklich, als wäre das Ganze nur ein entsetzlicher Alptraum, den er durchleben würde. Niral blickte sich um und sah, wie sich einer der Techniker wieder erhob. Er schien unverletzt zu sein. Plötzlich wurde die Brücke in ein grelles Licht getaucht. Es war so grell, dass der Major die Augen schließen musste um nicht zu erblinden. Kurz darauf war das Licht wieder etwas schwächer geworden und aus der Lichtquelle heraus betrat jemand die Brücke, dem weitere Gestalten folgten. Mit ihnen folgte ein fremder Geruch, der stark an Schwefel erinnerte. Die Haut war grau bis schwarz, die von orangeleuchtenden Adern durchzogen war. Das feurige Leuchten in den Adern der Kreatur pulsierte in regelmäßigen Abständen. Dabei wechselten die Farbtöne zwischen tiefroten und hellorangen Leuchten, was Niral ein wenig an Feuer erinnerte. Das sieht aus, als würde eine brennende Flüssigkeit durch seine Adern fließen!, dachte Marānus voller Grauen, Sie sehen aus wie die Lavastöme eines Vulkans, der gerade ausbricht! An den Unterarmen konnte der Braunhaarige deutlich zahlreiche Dornen erkennen, die wie Widerhaken aussahen. Zwischen den Falten schimmerte es rötlich und dünner Rauch stieg daraus empor. Aufmerksam sah sich die Kreatur auf der Brücke um. Seine mächtigen fledermausartigen Flügel lagen eng an. Anstatt Haare hatte es zwei mächtige Hörner auf dem Kopf, die wie gefährliche Dolche aussahen. Sie waren leicht nach hinten geschwungen. Mit seinen feurigroten Augen betrachtete er die Anwesenden und gab einen zufriedenen Grunzlaut von sich. Mit seiner krallenbewehrten Klaue wies er auf jenen Techniker, der sich gerade wieder erhoben hatte. Beide sahen sich an. Sofort griff der Techniker nach seiner Waffe, doch der Fremde packte blitzschnell seine Hand und hielt sie fest. Der Griff des Fremden war so fest, dass der Belluraner die fast gezogene Waffe wieder in den Halfter zurückfallen ließ. „Die brauchst du nun nicht mehr, denn ich bin keine Gefahr für euch.”, sagte die dunkle Gestalt. Der Major glaubte zum ersten Mal einen der legendären Piraten zu sehen. „Wer bist du?”, fragte Niral, der momentan das Gefühl hatte zu schweben und in diesem Augenblick keine Schmerzen empfand. „Ich bin Moluk, der ewige Wächter zwischen den Welten der Lebenden und Toten.”, antwortete das Wesen mit einer rauen und kehligen Stimme, „Fürchtet euch also nicht vor mir.” Niral versuchte aufzustehen, aber er konnte nicht. Moluk wies eine weitere Gestalt an, den Techniker mitzunehmen. Der dunkle Umhang des Begleiters flatterte lautlos und die Kreatur schwebte auf den Techniker zu, der entsetzt zurückwich. „Wohin?”, fragte dieser mit einer tiefen kehligen Stimme und packte erbarmungslos den wissenschaftlichen Assistenten. Seine skelettartigen Klauen hielten den Mann gnadenlos fest, der sich verzweifelt gegen die fremde Kreatur wehrte. „Glandāku!”, antwortete Moluk kalt, „Mūruk erwartet ihn bereits!” Panisch schrie der blasse Techniker auf. „Nein, ich will nicht ins Glandāku!”, schrie er angsterfüllt, „Ich will nicht zu Mūruk. Habt Gnade mit mir! Ich will nicht! Gnade!” „Schweig!”, donnerte die Stimme des Wächters, „Du hattest deine Chance gehabt!” Verzweifelt warf der Techniker Niral einen Blick zu, aber dieser konnte ihm nicht helfen. „Sieh ihn nicht so an.”, zischte Moluk eisig, „Er kann dir auch nicht helfen!” In der Zwischenzeit waren noch weitere skelettartige Gestalten in dunklen Gewändern auf der Brücke erschienen, um die anderen Toten abzuholen. Niral musste hilflos mit ansehen, wie Moluk jeder Gestalt sagte, wohin er die Toten bringen sollte. Verzweifelt versuchte der Techniker sich an einer zerstörten Konsole festzuklammern, um nicht von Moluks Dienern ins Glandāku mitgenommen zu werden. Doch Moluk fackelte nicht lange. Fauchend trat er auf den blassen Mann zu und spie eine helle Feuerlohe aus. Reflexartig ließ der Techniker los und wurde in das Licht gezerrt, das bereits ein feuriges Rot angenommen hatte. Deutlich konnte Niral das dröhnende kalte Lachen Mūruks hören, als der Mann in dem feuerroten Licht verschwand. Zum letzten Mal hörte der Major den wissenschaftlichen Assistenten um Gnade schreien als eine riesige Feuerbrunst aus der Lichtquelle auf die Brücke strömte, ohne weiteren Schaden anzurichten. Der Schrei erstarb augenblicklich. Diese Szene wiederholte sich mehrere Male, bis Moluk alle ins Glandāku geschickt hatte, die dort hinsollten. Dann verstummten die Angstschreie jener toten Belluraner, die Moluk ins Glandāku geschickt hatte.

Anschließend nahm die Lichtquelle ein weißes Licht an und Moluk führte selbst die restlichen Toten in das Licht. Niral hatte noch niemals zuvor so glückliche Belluraner gesehen, die der Wächter in das Licht und damit ins Najangu zum allmächtigen Zātul begleitete. Leise Musik ertönte auf der Brücke und der Braunhaarige war davon überzeugt, dass diese Klänge direkt aus der Lichtquelle kamen. Bevor Moluk die Brücke verließ, rief Niral nach ihm. Lautlos bewegte sich der Wächter auf den verletzten Major zu und sah ihn fragend an. Deutlich konnte er die mächtigen Reißzähne erkennen, die wie kleine Dolche aussahen. Dann legte er sanft seine Klaue auf Nirals Schulter. „Deine Zeit ist noch nicht gekommen, Niral Marānus.”, sagte er, „Du musst noch bleiben, bis es soweit ist. Dein Leben ist noch nicht zu Ende. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dich holen.” Mit diesen Worten verschwand Moluk von der Brücke und das grelle Licht ebenfalls. Erschöpft ließ Niral seinen Kopf wieder zurücksinken. Das Bild vor seinen Augen wurde dunkler und verschwand. Auch die die harmonische Musik war verklungen.....

Niral erwachte aus seiner Ohnmacht. Die Luft war voller Qualm und auf der Brücke brannte es lichterloh. Ein schwerer glühendheißer Stahlträger lag auf seinem Oberkörper. Der Braunhaarige hustete stark. Es roch nach verbranntem Fleisch und Kunststoffen. Zahlreiche Trümmerstücke unterschiedlicher Größe schwebten im Raum, von denen einige um sich selbst rotierten. Die Hitze raubte ihm fast den Atem. Als sich das Schiff zur Seite neigte, konnte der verletzte Offizier seine letzten Kraftreserven mobilisieren und unter den schweren Träger hervorkommen. Unbeschreibliche Schmerzen durchströmten seinen Körper und auf der Brücke war es sehr heiß. Mühselig bewegte er sich auf die hintere Wand zu. Kurz darauf berührte er etwas Hartes, dann etwas Weiches. Als er die Gestalt vor ihm ertastete, fühlte er ihren dichten Haarpelz und der Offizier wusste, wen er vor sich hatte. Niral versuchte etwas zu erkennen, doch der Qualm war zu dicht geworden. Dann erklang ein schwaches Stöhnen. Niral tastete sich weiter nach vorn und erkannte die goyanische Wissenschaftlerin Dr. Gamda Menungu, deren Körper von einem Trümmerstück durchbohrt worden war und dadurch an der Rückwand hing, als hätte man sie dort aufgespießt. Sie war ebenfalls sehr schwer verletzt. Gamda hatte sehr viel Blut verloren und sie atmete nur noch sehr flach. Der Major war selbst sehr erstaunt, dass sie noch lebte. „Dr. Menungu.”, sagte er zu ihr, „Halten Sie durch, die Ärzte sind gleich auf der Brücke.” Der Major hatte sehr viel Mühe sie zu verstehen, als sie antwortete. „Es hat keinen Sinn mehr, Major.”, sagte sie kaum hörbar, „Mein Leben ist nun vorbei. Von jetzt an müssen andere unsere Arbeit fortsetzen und weiterentwickeln. Heiliger Ming-Mang, war das ein Flug!” Ihr Körper erschlaffte und Niral wusste, dass sie nun tot war.

Der Offizier tastete sich zu dem separaten Löschsystem vor um es zu aktivieren. Auf dem Weg dorthin musste Niral einigen Trümmerteilen ausweichen. Als er endlich die Vorrichtung fand, öffnete der Major die Klappe und betätigte einen der vier Hebel. Es war ihm egal, welches System er aktivierte, er wollte nur, dass das Feuer so schnell wie möglich gelöscht wurde. Er entschied sich für den obersten Hebel und klappte ihn mit ganzer Kraft um. Aus den zahlreichen Düsen schoss heißer Wasserdampf in den Raum. Niral schrie auf. Eine der Düsen befand sich direkt über ihn, die nun ihren kochendheißen Inhalt auf seinen Kopf schoss. Reflexartig stellte er den Hebel wieder zurück und das laute Zischen erstarb wieder. Er fluchte hingebungsvoll. Sofort packte der Braunhaarige den zweiten Hebel und stellte diesen um, aber nichts geschah. Jene Chemikalie, die den Brand ersticken sollte, kam nicht aus den dafür vorgesehenen Düsen. Schimpfend und fluchend griff er nach dem nächsten Hebel und stellte diesen um. Sofort entstand ein starker Sog, der den Offizier von den Beinen riss. Sofort war Niral klar, dass er einen tödlichen Fehler gemacht hatte, den er nun sofort korrigieren musste, wenn er nicht ersticken wollte. Innerhalb weniger Nanosekunden hatte das System die Luft von der Brücke abgesaugt. Niral sprang in die Richtung, aus der ihn das Löschsystem weggesogen hatte. Von Panik ergriffen, packte er den nächst besten Hebel, drehte ihn um hundertachtzig Grad und klappte ihn dann um. Erleichtert vernahm er das Zischen, das ihm signalisierte, dass das System wieder Luft auf die Brücke pumpte.

Nachdem das Feuer gelöscht war, versuchte sich Niral auf der Brücke umzusehen. Aber es war stockdunkel. „Computer, Licht!”, forderte der Offizier, aber nichts geschah. Der Major wiederholte seinen Befehl, aber ohne Erfolg. Resigniert ließ er die Schultern hängen. Plötzlich ertönte ein kaum hörbares Summen und eine Gestalt erschien hinter dem Braunhaarigen. Niral zuckte zusammen, als er Römöks Stimme vernahm. „Anscheinend sind sämtliche Systeme ausgefallen, Major.”, sagte die Gestalt zu Niral und sah sich dabei auf der zerstörten Brücke um. Der Offizier drehte sich um und sah ihn an. „Können Sie einige der Systeme wieder in Gang kriegen, Dr. Hödaš?”, fragte Niral, „Sind Sie verletzt?” Es dauerte einige Nanosekunden, bevor er eine Antwort erhielt. Die schimmernde Gestalt bückte sich über ein am Boden liegendes Mitglied der Brückencrew. „Ich fürchte, ich bin tot, Sir!”, antwortete das Hologramm emotionslos und deutete auf den verbrannten Körper, der vor ihm lag, „Wenn ich mir das so ansehe, muss ich einen ziemlich heißen Abgang gemacht haben und dabei mag ich doch medium viel lieber als gut durch.” Niral näherte sich vorsichtig dem Hologramm. „Das kann nicht sein.”, erwiderte der Braunhaarige irritiert, „Sie sind doch hier und ich rede mit Ihnen!” Dann sah er auf den Toten, der vor ihm lag. Niral, der sich über dem verbrannten Körper gebeugt hatte, richtete sich wieder auf und blickte die Lichtgestalt aus Photonen an. Das Hologramm zog seine Augenbrauen fragend in die Höhe und erwiderte so den Blick des Majors. „Hm.”, meinte dieser, „Sieht ganz danach aus, als hätten Sie Recht. Sie sehen ziemlich tot aus.” „Sag ich doch!”, erwiderte die Gestalt aus Photonen gefühllos, „Ich bin nur ein Hologramm, Sir.” „Sind Sie ein Teil des Programms, mit dem alles über unsere Testflüge für die Forschungseinheit der Sternenflotte dokumentiert wird?” „Ja, in der Tat.”, antwortete das Hologramm, „Ich bin ein Teil des Programms GM/RH-888 und dieses Programm, also ich, habe die Aufgabe alles zu dokumentieren, was hier an Bord während der Raumfaltungssprünge passiert.” „Interessant.”, sagte der Major nachdenklich, „Ich wusste gar nicht, dass Sie hier auf dem Hauptrechner des Schiffes installiert sind.” „Bin ich auch nicht, Sir.”, erklärte die Gestalt, „Mein Programm steckt in einer tragbaren Sondereinheit, die später wieder entfernt werden sollte, wenn die Testflüge abgeschlossen sind, damit in der Forschungsabteilung der Sternenflotte die Ergebnisse ausgewertet werden können.” „Wo befindet sich Ihre Einheit?”, fragte der Braunhaarige und blickte sich auf der Brücke um, „Ich habe hier auf der Brücke nichts von Ihrer Einheit gesehen.” „Das war auch beabsichtigt, Sir.”, fuhr das Hologramm mit seinen Erläuterungen weiter fort, „Meine Einheit befindet sich direkt hinter der Wandverkleidung an der wissenschaftlichen Station. Nehmen Sie einfach die Schutzklappe ab und sie können das Gerät nicht übersehen, Sir.” Niral ging auf die zerstörte Station zu und beugte sich zu der Verkleidung hinunter und versuchte diese zu öffnen. Die Platte ließ sich mühelos entfernen und ein gelber mittelgroßer Kasten kam zum Vorschein, an dem einige kleine Kontrolllampen in verschiedenen Farben entweder blinkten oder leuchteten. „Seien Sie vorsichtig, Major.”, warnte das Hologramm, „Ich bin auch mit dem Hauptrechner des Schiffes verbunden, das heißt, was davon noch übrig ist.” „Was heißt das im Klartext?”, fragte der Offizier, „Kann ich Ihre Einheit nicht vom Zentralrechner der Mohōl trennen?” „Doch, Sie können mich vom ihm trennen, aber dann verliere ich auch die Kontrolle über die restlichen noch funktionsfähigen Systeme des Schiffes.”, erklärte die Erscheinung, „Solange ich noch am Zentralcomputer angeschlossen bin, kann ich noch alle verfügbaren Daten herunterladen, an die ich noch herankomme. Ferner habe ich auch die Steuerung der Lebenserhaltungssysteme auf der Brücke übernommen.” „Was machen Sie momentan genau?”, wollte Niral wissen, „Sind Sie noch dabei, Daten herunterzuladen und welche Systeme kontrollieren Sie zurzeit?”

Kabrūn Žadūrijas nahm mit einer Tasse heißen Ktiša gerade wieder hinter seinem Schreibtisch Platz, als das IKS piepste. Mürrisch setzte er das Gefäß mit dem Getränk ab und betätigte eine Taste. Auf dem Schirm erschien das Gesicht des Ersten Offiziers. „Was gibt’s, Mr. Tingal?”, erkundigte sich der Captain. „Wir haben den Kampfplatz erreicht, Captain.”, antwortete der blonde Mann, der angespannt zu sein schien, „Aber das sollten Sie sich lieber selbst ansehen. Das könnte Sie sehr interessieren, Sir.” „Was ist denn los, Mr. Tingal?”, wollte der Captain wissen und blickte den Offizier ernst an. Seine Stimme klang etwas gereizt. „Sir.”, begann dieser unsicher, „Die Trümmer sind verschwunden!” Žadūrijas’ Augen verengten sich. „Was soll das heißen?”, fragte er etwas schärfer als beabsichtigt. „Das, was ich eben sagte, Sir.”, erwiderte Tingal, „Die Trümmer der zerstörten Schiffe sind einfach spurlos verschwunden. Es ist nichts mehr da, was man noch zwecks Analyse einsammeln könnte.” „So ein Unsinn!”, sagte der Braunhaarige, „Trümmer und Wrackteile können doch nicht einfach verschwinden. Dann scannt die Gegend noch einmal.” „Das haben wir bereits mehrfach getan.”, antwortete Kurus, „Insgesamt viermal und jedes Mal hatten wir dasselbe Ergebnis, Sir.” Kabrūn nickte mit dem Kopf und erhob sich. „Alle Maschinen stopp!”, befahl er, „Ich komme auf die Brücke. Das sehe ich mir doch selber mal an.” Dann verließ er den Raum.

Auf der Brücke nahm der Captain auf dem Kommandosessel Platz. Sein Blick war auf den Schirm gerichtet. „Lagebericht!”, forderte er. Der Erste Offizier informierte seinen Vorgesetzten detailliert über die bisherigen Erkenntnisse. Dabei veranlasste Kurus, dass eine Karte des betroffenen Gebietes auf dem Schirm angezeigt wurde. Kabrūn blickte auf die unterste Zeile und las die Koordinaten. Es war tatsächlich das Gebiet, wo der Überfall stattgefunden hatte. Dann ließ sich Žadūrijas alle weitere Daten zeigen und erläutern. Nachdenklich kratzte er sich dabei am Hinterkopf. „Seltsam.”, sagte er, „Wohin könnten die Trümmer verschwunden sein? Wer könnte das getan haben und vor allen Dingen warum?” Der Erste Offizier nahm auf dem Sessel neben seinen Vorgesetzten Platz. „Das haben wir uns auch schon gefragt.”, sagte er, „Aber eine mögliche Erklärung haben wir bisher nicht, Sir.” Vielleicht sollten wir wieder zurückfliegen und einen entsprechenden Bericht abgeben!, überlegte der Captain der Ĵajkos frustriert, Aber Kundūri und Arūli wollen Antworten und keine weiteren Rätsel! Er schüttelte mit dem Kopf und stieß einen Seufzer aus. Es ist zum Verrückwerden!, dachte er. Erwartungsvoll blickten alle den Captain an und warteten auf weitere Befehle. „Mr. Tingal!”, sagte der braunhaarige Offizier, „Wir fliegen heim!” Kurus nickte. „Aye, aye, Sir!”, antwortete dieser. „Schirm positiv!”, befahl Žadūrijas. Sofort führte der Offizier an der taktischen Konsole den Befehl aus und betätigte ein paar Felder auf dem Touchscreen. Nanosekunden später war der Schirm gänzlich schwarz. „Der Captain befahl ’Schirm positiv’, Mr. Tazan-Skur.”, sagte Kurus über die Schulter. Der Waffenoffizier wiederholte seine Eingabe mit demselben Ergebnis. „Was ist los, Mr. Tazan-Skur?”, fragte Kabrūn ruhig. „Ich weiß nicht, Sir.”, erwiderte der Mann mit der tiefen Bassstimme, „Ich habe den korrekten Befehl eingegeben.” Tingal erhob sich von seinem Sitz und trat an die Konsole des Waffenoffiziers. Auch er versuchte es und hatte dasselbe Ergebnis. Der Schirm blieb auch weiterhin schwarz. Der Captain richtete sich auf dem Kommandosessel auf. Wie alle anderen Anwesenden auf der Brücke betrachtete er den dunklen Schirm. „Wo sind die Sterne?”, fragte der Dienst habende Kommoffizier. „Schirm achtern!”, befahl Žadūrijas, „Wollen wir doch mal sehen, ob wir achtern das gleiche Bild haben.” Sekunden später war der Befehl vom anwesenden Chefingenieur ausgeführt worden. Aber der Schirm blieb weiterhin schwarz. Die Sterne blieben verschwunden.

„Mr. Dülgan?”, fragte Kabrūn und blickte zur technischen Station rüber. Der Angesprochene nickte. „Die Systeme laufen einwandfrei, Sir.”, erklärte er, „Ich habe eben ein Diagnoseprogramm durchlaufen lassen.” „Also sind die Sterne tatsächlich verschwunden.”, konstatierte der Braunhaarige und warf einen weiteren Blick auf den Schirm. „Aber warum?”, fragte Tingal und gesellte sich zu Žadūrijas an der wissenschaftlichen Station. „Das ist eine gute Frage.”, bemerkte der Captain, „Das müssen wir herausfinden.” „Captain!”, rief der Kommoffizier und zeigte auf den Schirm, „Da ist was auf dem Schirm!” Alle blickten nun auf den Schirm. Deutlich konnten sie einen grünlich schimmernden Punkt erkennen, der in sekundenschnelle anschwoll und dabei immer breiter wurde. „In Zātuls Namen! Was zum Mūruk ist das?”, fragte Dülgan und trat einen Schritt vor. Auf der Brücke war neben den üblichen Summen der Geräte nur ein leises Flüstern der Brückencrew zu hören. „Vielleicht ein Raumschiff.”, meinte Tingal. „Wäre möglich.”, antwortete Kabrūn weiter auf den Schirm schauend, „Aber dann ist es wahnsinnig schnell.” Dann wandte er sich zur Kommstation um. „Öffnen sie alle Kommkanäle, Mr. Talan.”, wies er den Kommoffizier an. Talan führte den Befehl aus und stutzte einen Augenblick später. Er wandte sich mit einem irritierten Gesichtausdruck zum Captain um. „Sämtliche Kanäle sind tot, Sir!”, verkündete er und schaltete auf die Lautsprecher um, „Hören Sie, Sir.” Aus den Lautsprechern kam kein einziges Geräusch. Inzwischen wurde aus dem grünen Punkt ein waagerechtes Band, das rasch näher kam. Das Licht wurde immer intensiver und plötzlich begriff Žadūrijas, was es für eine Erscheinung war. Verdammt, wir werden angegriffen!, dachte der Captain der Ĵajkos fassungslos. Blitzschnell drehte er sich um und setzte sich auf seinen Kommandosessel. „Alarmstufe Rot!”, brüllte er, „Schilde hoch! Alle Waffensysteme aktivieren!” Sofort reagierte die gesamte Brückencrew, aber es war bereits zu spät. Das Energieband hatte die Ĵajkos erreicht und eingehüllt. Die Brücke war in grünes Licht getaucht. Captain Kabrūn Žadūrijas versuchte, wie einige andere auf der Brücke auch, seine Augen vor dem grellen Licht zu schützen und hob seine Arme hoch. Er fühlte unbeschreibliche Schmerzen. Deutlich sah der braunhaarige Offizier, wie das Fleisch an seinen oberen Extremitäten in Nanosekunden verbrannte und die nackten Knochen zum Vorschein kamen. Niemand an Bord des Schiffes konnte noch seine mentale Barriere aufrechterhalten. Jeder fühlte die Schmerzen des anderen. Eine Sekunde später verschwand die Ĵajkos in einen riesigen Feuerball…..

Detailliert berichtete das Hologramm an Bord der Mohōl von seinen derzeitigen Aktivitäten und Erkenntnissen. Je mehr der Major hörte, wie stark die Schäden auf dem Schiff waren, desto mehr sah er seine Hoffnungen schwinden, wieder heil nach Hause zu kommen. Als die Lichtgestalt geendet hatte, ließ Niral endgültig seine Schultern sinken. „Mit anderen Worten.”, konstatierte er, „Das Schiff ist irreparabel beschädigt und kann nicht mehr wieder instand gesetzt werden.” Das Hologramm nickte ernst. „Genau das wollte ich damit sagen, Sir.”, erwiderte Römöks Nachbildung, „Da ist nichts mehr zu retten. Die Mohōl ist nicht mehr flugfähig.” Niral stieß einen Seufzer aus. „Das heißt also auch, dass Sie auch keine Kontrolle mehr über die Steuerung des Schiffes haben, oder?”, wollte der Belluraner wissen. Das Gesicht der Erscheinung wurde ernster, als er antwortete. „Leider nein, Sir.”, sagte das Hologramm, „Die letzten beiden Schaltkreise sind eben vor wenigen Nanosekunden durchgebrannt. Ich fürchte, da die Außensensoren allesamt zerstört sind, kann ich noch nicht einmal feststellen, wo wir gerade sind oder wo wir gerade hinfliegen.” Marānus atmete tief durch bevor er antwortete. „Wir fliegen also blind.”, stellte er fest, „Und wenn wir nichts sehen, dann können wir auch nicht reagieren, wenn wir irgendwo mit etwas kollidieren oder gar auf einen Planeten abstürzen.” „Oder in eine Sonne.”, fügte das Hologramm hinzu. „Nein, danke.”, antwortete der Belluraner trocken, „Ist mir zu heiß.” Niral fluchte hingebungsvoll. Entmutigt glitt der Major an der Wand zu Boden und blieb dort sitzen.

Marānus wusste nicht, wie lange er dort gesessen und nachgedacht hatte, als das Hologramm ihn aus seine Gedanken riss. Fragend blickte der Major die schimmernde Gestalt aus Photonen an. „Sir, wir haben ein Problem.”, begann Römöks Nachbildung vorsichtig, „Ich glaube, wir bekommen Schwierigkeiten.” „Wie? Noch mehr Schwierigkeiten und Probleme?”, fragte Niral sarkastisch, „Haben wir nicht schon genug davon?” Das Hologramm wies mit seiner Hand auf die schwebenden Trümmerteile auf der zerstörten Brücke.

„Die Trümmer…!”, begann er, „Sie bewegen sich.” Der Major stand auf. „Was soll das heißen?”, fragte er unwirsch betrachtete eines der Trümmerstücke, das gerade vor ihm schwebte, „Die Trümmer bewegen sich. Natürlich bewegen sie sich!” Das Hologramm schien einmal kräftig durchzuatmen, bevor es weiter sprach. „Sie driften alle nach rechts unten.”, verkündete er, „Anscheinend sind wir in ein Gravitationsfeld geraten, deren Anziehungskraft immer weiter zunimmt.” Nachdem der Major das Abdriften und Absinken der Teile selbst wahrgenommen hatte, fluchte er erneut. „Wie lange noch?”, erkundigte er sich. Sein Puls raste, als Niral die Antwort des Hologramms vernahm. „Nach meinen Berechnungen in weniger als fünf Minuten.”, antwortete die Erscheinung. Der Major ging auf die Backbordseite der Brücke und suchte dort eine Möglichkeit, sich an irgendetwas festhalten zu können. Wenig später saß er angeschnallt auf einen der Technikerplätze, nachdem er den Toten aus dem Sitz bugsiert hatte. Der stark entstellte Körper mit zahlreichen Verbrennungen war bereits erkaltet und die Berührung verursachte bei dem Major ein Gefühl des Unbehagens und er bekam dabei eine Gänsehaut.

Von Sekunde zu Sekunde wurde die Schwerkraft stärker. Schnell entfernte der Major noch einige Trümmerteile, die noch über der zerstörten Konsole schwebten und dabei immer schneller an Höhe verloren. Ohne darauf zu achten, wohin die Teile kamen, schmiss Niral alle, die er kriegen konnte, einfach hinter sich. Inzwischen waren nur noch sehr wenige Stücke in der Luft. Plötzlich wurde das Schiff stark erschüttert. Reflexartig krallte sich Marānus an seinen Sitz fest. „Lagebericht!”, rief er dem Hologramm zu. Dieses flackerte kurz auf und verschwand erstmal. Doch dann stabilisierte sich die Erscheinung wieder. Niral wiederholte seinen Befehl. Die Erschütterungen nahmen zu. Es knackte und knirschte auf der Brücke an einigen Stellen bedenklich. Irgendwo hörte der Belluraner etwas herunterfallen, konnte es aber nicht sehen. Dann knallte es laut und die Lichtgestalt war nach einem kurzen Flackern verschwunden. Na toll!, dachte Niral frustriert, Jetzt ist der Zusatzrechner auch noch ausgefallen! Metall quietschte protestierend und wenig später hörte der Major ein lautes Scheppern, das an der Außenwand entlang glitt. Erschrocken zuckte der Belluraner zusammen und hielt sich die Ohren zu. Die Temperatur nahm im gesamten Schiff rapide zu. Verärgert wischte sich der Major mit einen seiner Ärmel den Schweiß aus seinem Gesicht. Er versuchte sich von seinen Sitz aus auf der Brücke umzusehen, aber es war dafür viel zu dunkel. An einigen Stellen begann es rötlich zu glühen. Entsetzt sah der Major, wie das Glühen intensiver wurde. War’s das?, fragte er sich, Sind das jetzt die letzten Augenblicke, die ich noch erleben darf? Die ersten Flammen schlugen aus den Trümmern. Gierig griffen sie nach allem, was sie kriegen konnten. Die Hitze war kaum noch auszuhalten und der Qualm nahm dem Belluraner die Luft zum Atmen. Er hustete. Dann dachte Niral an seine Familie und er war sicher, dass er sie niemals mehr wieder sehen würde. Er sah seine Frau Axāña, hörte ihre Stimme und wie sie ihm sagte, wie sehr sie ihn liebte. Ferner hörte er ihr melodisches Lachen, wenn sie über etwas lachte. Dann sah er seinen Sohn. Zuerst wie er noch ein Säugling war, später als einen jungen Mann, der seine Ausbildungszeit in der Staatsakademie hinter sich hatte. Lachend hielt er die Dokumente hoch, die ihm bescheinigten, dass er seine Prüfungen mit Auszeichnungen bestanden hatte. Er hörte die Stimme von Tarūni, sah sein Gesicht. Weitere Bilder aus seinem Leben wechselten in einer immer rascheren Reihenfolge ab. Verzweifelt hielt sich Niral ein Tuch vor dem Mund, doch es half nicht sehr viel. Immer wieder hustete er. Mittlerweile ließen die Erschütterungen auf dem ganzen Schiff nach. Bevor der Major das Bewusstsein verlor, hörte er ein lautes Krachen und das Schiff wurde zum letzten Mal kräftig durchgeschüttelt. Metall kreischte und es klang so, als ob jemand bei vollem Bewusstsein auseinander gerissen wurde. Das Tuch glitt aus seiner Hand und fiel zu Boden. Seine schweißnassen Arme hingen leblos über den Armlehnen herunter. Sein Kopf lehnte an der Kopfstütze des Sitzes. Niral hatte das Bewusstsein verloren.

Tarūni rieb sich nachdenklich das Kinn, während er zusammen mit Marlos die Aufnahmen von dem Angriff der Piraten zum wiederholtem Mal ansah. Als sie das Ende der Aufzeichnung erreicht hatten, unterbrachen die beiden Männer ihre Arbeit.  

„Was machen wir denn jetzt?”, fragte Tarūni und sah dabei Marlos an, „Auf der ganzen verdammten Aufzeichnung ist nichts zu finden. Wir haben keinen einzigen Anhaltspunkt finden können, um Kommodore Kundūri eine zufriedenstellende Antwort geben zu können.” „Im Moment fällt mir auch keine weitere Möglichkeit mehr ein, um diese Aufzeichnungen noch mal mit anderen Einstellungen anzusehen.”, erwiderte Nandor mit nachdenklicher Miene, „Vielleicht sollten wir den Kommodore darüber unterrichten, dass wir nichts finden konnten. Es hat ja keinen Sinn, wenn wir die ganze Zeit über immer wieder dasselbe ansehen wenn da nichts zu finden ist.” Tarūni nickte. „Jetzt können wir nur noch hoffen, dass die Jungs an Bord der Ĵajkos etwas finden.”, meinte Tarūni, „Wenn wir Glück haben, geben uns die Trümmer Aufschluss.”

Wenig später betraten Marlos und Tarūni zusammen den Bereitschaftsraum. Der Kommodore blickte auf, als die beiden jungen Männer an seinen Schreibtisch traten. 

„Haben Sie irgendetwas herausfinden können, meine Herren?”, fragte er. Beide verneinten. Kundūri gab ein tiefes Seufzen von sich. Er hatte auch nichts anderes erwartet. Dann nickte. „Na schön.”, sagte er, „Dann bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als auf die Ĵajkos zu warten. Vielleicht finden die ein paar Antworten.” Marūd stand hinter seinem Schreibtisch auf und kehrte mit den beiden jungen Wissenschaftsoffizieren gemeinsam wieder auf die Brücke zurück. Nachdem der Kommodre auf dem Kommandosessel Platz genommen hatte, gab er den Befehl, wieder zur Station B 17 zurückzukehren. Wenig später beschleunigte die Nagūma und verschwand in einem Lichtblitz.

ENDE

von Andreas Rößler, 2002 - Dezember 2008

 

Abschließende Hinweise:

keine

Anmerkungen und Erklärungen zu "Die Arimus-Missionen - Der Testflug"

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

In diesem Kapitel werden die Begriffe aus der Geschichte "Die Arimus-Missionen - Der Testflug" erklärt.

 

 

ANMERKUNGEN

Die Ausprache des Belluranischen

 

Āā = Langes A wie in NASE

Ãã = Nasales A wie im frz. CHANCE

Cc = Wie Z in ZANGE

Čč = Wie TSCH in MATSCH

Chch = Wie CH in ICH.

Þþ = Wie engl. TH in THING

Ðð = Wie engl. TH in FATHER

Ēē = Langes E wie in SEE

Ėė = Kurzes unbetontes E wie in GABE

Hh = Wie H in HUT

Ĥĥ = Wie CH in BACH

Īī = Langes I wie in IGEL

Ĩĩ = Nasales I wie in portug. CINCO

İı = Wie I in TISCH

Jj = Wie J in JAGD

Ĵĵ = Wie DSCH in DSCHUNGEL

Ññ = Wie NJ wie in ANJA, wenn ein Vokal oder Umlaut folgt

Ññ = Sonst nasales N wie in dt. BANK

Ōō = Langes O wie in Ofen

Õõ = Nasales O wie in frz. MONDE

Qq = Tiefes gutturales K wie im arab. Al QAHIRA

Rr = Gerolltes Zungenspitzen-R wie im Russischen oder Italienischen

Řř = Gerolltes R + stimmhaftes/stimmloses SCH wie im tschech. DVOŘAK

Ss = Stimmloses S wie in ESSEN

Šš = SCH in SCHULE

Ūū = Langes U wie in UNION

Ũũ = Nasales U

Vv = Wie W in WASSER

Ww = Wie engl. W in WHY

Xx = Wie X in HEXE

zZ = Stimmhaftes S wie in ROSE

Žž = Wie J in frz. JOURNAL

Die Diphthonge im Belluranischen:

aj = Wie AI in MAI

ej = Wie engl. A in SAFE

oj = Wie OI in AHOI

öj = Wie türk. ÖY in KÖY

uj = Wie UI in PFUI

üj = Wie frz. UY in LE PUY

au = Wie AU in HAUS

ou = Wie engl. O in JONES

uo = Wie U + offenes O

Vokabular - Belluranisch

 

Belluranische geografische Eigennamen:

 

Merānos = Belluranische Hauptstadt

Kjöšmālu = Nördliche Halbinsel des Kontinentes Ulānia auf Bellurānia Prime

Hamrajd = schneebedeckte Bergregion, schneebedeckte Bergkette

Hamrud = Höchster Berg auf Bellurānia Prime

Golod = Berg, der aus dem Wasser des Ozeans ragt

Gonrajd = Inselkette

Gumra = aktiver Vulkan

Gumrajd = Bergkette, fast nur aus aktiven Vulkanen bestehend

Damra = erloschener Vulkan

Damrajd = Bergkette, fast nur aus erloschenen Vulkanen bestehend

Mandušolva = Mandadorf, Dorf der Manda

-šari = -fluss

-šolva = -dorf

-zaruš = besiedeltes bzw. bewohntes Land, besiedelte bzw. bewohnte Heimat

-nos = -feld

-dos = -stadt, in der mehr als eine Millionen Leute leben

-do = -stadt, in der weniger als eine Millionen Leute leben

 

Belluranische Völker:

 

Manda = ausgestorbener Dialekt, aus dem sich das moderne Belluranisch

entwickelte; ursprünglicher Name der Belluraner

Kando = humanoide intelligente Lebensform, die sich aus den Ustāri

entwickelte; haben ein dichtes Fell. Werden bis zu 2 Meter groß,

haben ein enorm kräftiges Gebiss mit sehr großen Reißzähnen

(ähnelt dem Gebiss eines Wolfes); Die Farbe ihres Blutes ist türkis;

Xendavu = humanoide intelligente Lebensform, die sich aus den Ustāri

entwickelte; haben ein dichtes Fell. Werden bis zu 2 Meter groß,

haben ein enorm kräftiges Gebiss mit sehr großen Reißzähnen

(ähnelt dem Gebiss eines Wolfes); Die Farbe ihres Blutes ist türkis;

sehr friedliebend und leben sehr zurückgezogen

Ustāri = Erste humanoide intelligente Lebensform, haben ein dichtes Fell;

werden bis zu 3 Meter groß, haben ein enorm kräftiges Gebiss mit

sehr großen Reißzähnen (ähnelt dem Gebiss eines Wolfes); Die

Farbe ihres Blutes ist blau; sehr friedliebend und leben sehr

zurückgezogen

 

Belluranische Tiere:

 

Kuš-Kuš = Reit- und Lastentier, hat Hörner, ähnelt dem Rind auf der Erde

Wūlunžidi = eine Art Schlachttier wie das Schwein (Bezeichnung wird auch als

Schimpfwort verwendet)

Kojn-Kojn = Reit- und Lastentier (Mischung aus einem Pegasus und einem

Einhorn)

Mivuku = hundeartiges Raubtier (kann seine Krallen ein- und ausfahren, guter

Kletterer)

Lūmus = Geflügeltes wolfsartiges Raubtier; die Mivukus sind die nächsten

Verwandten der Lūmus; treten sowohl in Rudeln als auch als

Einzelgänger auf; sind sehr aggressiv und deshalb sehr gefährlich;

Muvango = marder-katzenartiges Raubtier (haben ein scharfes Gebiss und

scharfe Krallen, können bis zu 1 Meter Schulterhöhe erreichen)

Bontos = Fische, deren Schuppen in verschiedenen Farben fluoreszieren

(ähnlich wie bei den Roten Neon auf der Erde)

Kundos = Belluranisches Nagetier (terranischen Hasen oder Kaninchen ähnlich,

werden oft als Haustiere gehalten, sehr wachsam)

Mulano = Trompeterich (Art belluranisches Mammut, Herdentier, Ohrengröße

entspricht die des afrikanischen Elefanten)

Kaluno = Mehrhorn (Herdentier, sieht aus wie ein Triceratops mit zusätzlichen

Hörnern am Rande des Nackenpanzers)

Xulari = Raubechsen (ähneln den Veloceraptoren auf der Erde, können bis zu

2 Meter groß werden)

Ko’ano = Art belluranische Riesenschildkröte mit einen langen Hals und einen

relativ langen Steert, lebt nur im Meer

Levellus = katzenartiges Raubtier

Lesellus = bärenartiges Raubtier

Tahuk = Pilzähnliches Wesen mit telepathischen Fähigkeiten, wenn man

dieses Wesen berührt; wird gern zur Wahrheitsfindung und bei

medizinischen Diagnosen verwendet; kann bis zu einen duk (Meter)

groß werden

Pemkos = Flammen- bzw. Feuerechsen; 1 – 1,5 duk (Meter) lang; nachtaktiv,

Fleischfresser, leben von Kleintieren, schuppenartige Haut, die

rötlichgelb bis orange gefärbt ist

Mungāwa = Flugfähiges Raubtier; Der Kopf ähnelt dem eines irdischen Wolfes, Die Reißzähne sind sehr lang und alle Zähne sind sehr spitz und rasierklingenscharf; an den Füßen hat es einziehbare Krallen, die ebenfalls sehr scharf sind, erreicht eine Schulterhöhe von anderthalb Metern; das Fell ist sehr dicht und weich, wobei die Farben schwarz, weiß, braun, grau, beige und auch fuchsrot sein, auch gestreift, gescheckt und punktiert bzw auch gefleckt möglich, die Flügel sind mit zahlreichen Federn ausgestattet, Augenfarbe variiert vom hellem grün über gelb bis tiefrot, äußerst aggressiv und sehr gefährlich; kann Feuer speien

Lumāta = Farbenprächtige Blume mit sehr großen Blütenblättern, die einen

süßlichen Geruch absondert; für die Belluranerinnen ist sie das

Sinnbild der Liebe und hat auf Grund dessen denselben Stellenwert

wie die rote Rose auf Erde

Lumāga = Vogelart, ähnlich dem Fasan auf der Erde, hat ein farbenprächtiges

Gefieder

Palunos = Belluranische Frucht, deren Geschmack an der Farbe der Frucht zu

erkennen ist, enthält viele Vitamine, Mineralien und Spurenelemente

Latunos = Belluranische Papageienart, die Sprachen und Geräusche original

nachmachen kann, hat ebenfalls ein farbenprächtiges Gefieder,

anderthalb mal so groß wie eine irdische Gans

 

Belluranische Speisen + Getränke:

 

Ktiša = Art extrem starker Kaffee

Karau = teeähnliches Getränk, das sowohl heiß als auch kalt getrunken wird,

hat einen sehr hohen Sättigungsgehalt

Vukuva = Frucht, ähnelt dem terranischen Apfel, hat eher den Geschmack

zwischen Birne, Apfel und Banane

Bavuš = Belluranisches Gericht aus gebratenen Hackfleisch, verschiedenen

Gemüse mit einer süßsauren Soße

Šubaši = Belluranische Delikatesse mit verschiedene Gemüsesorten und

Hackfleisch gefüllte Teigtaschen

Bukuni = Belluranischer Pilz, der einen irdischen und einen unterirdischen

Fruchtkörper, wie die Kartoffel, hat; oberer Fruchtkörper wird hauptsächlich als Gemüsebeilage und der unterirdische Fruchtkörper eher als Kartoffelersatz verwendet

Tbuki = Art würziges Vollkornbrot, wird häufig zum Ktiša und Karau gegessen

Talukzatu = Wurzelart, die leicht salzig schmeckt, gilt als Delikatesse, enthält viele

Vitamine und Spurenelemente

Larunos = Frucht, ähnelt der terranischen Wassermelone, hat eher den

Geschmack zwischen Erdbeeren und Himbeeren, die Blätter des

Baumes haben Waldmeistergeschmack, solange die Blätter noch

hellblau bis türkis gefärbt sind, Der Baum speichert Wasser in seinem

Stamm

Larünkos = Ist mit dem Larunos eng verwandt; kann ebenfalls viel Wasser in

seinem Stamm speichern; Frucht, ähnelt dem terranischen

Zitrusfrüchten, hat aber mehr den Geschmack der terranischen

Banane

Tekkos = Belluranische Frucht, die dem terranischen Apfel ähnelt; der

Geschmack liegt zwischen Birne und Banane; sehr vitaminreich

Lankos = Belluranische Frucht, ähnelt dem terranischen Apfel; der Geschmack

liegt zwischen Erdbeere und Himbeere; ebenfalls reich an Vitaminen

Nojsa = Belluranische Nuss, ähnelt der terranischen Kastanie; der

Geschmack liegt zwischen dem der Erd- und Haselnuss; je dunkler

der braune Farbton ist, desto süßer schmeckt sie. Gut geeignet mit

anderen Obst und Gemüsesorten zusammen zu lagern, da sie das

Verschimmeln des Obstes und Gemüses stark verlangsamt; Wird

häufig auch als Gewürz verwendet;

 

Waffentechnik und Kampfkunst

 

Būras = das 2. Gehirn im belluranischen Körper, primär für die

mentalen Aufgaben zuständig

Hamdo-Tujzada = von König Tūluk Marānus entwickelte waffenlose belluranische

Kampfsportart, muss jeder Belluraner bereits in der Schule

lernen, durch das Training dieser Sportart werden sowohl die

Muskulatur, die Kondition als auch die mentale Disziplin

ausgebildet

Bamate! = Belluranischer Kampfruf (aus dem Manda †)

Bumate! = Belluranischer Kampfruf (aus dem Xendavu †)

Gubung = Multifunktionaler Kampfstock mit verschiedenen ausfahrbaren

Klingen

Dalus = Schlagkette aus Metall, die am Handgelenkt befestigt wird

Bumato = Belluranische Schlagwaffe (ähnlich wie das Tschakko von der

Erde)

 

Belluranische Religion:

 

Köšmālak = Heilige Schrift Bellurānias, Mischung zwischen Geschichtsbuch und

einer Art Bibel; selbst das Leben eines Belluraners reicht nicht aus,

um den gesamten Köšmālak durchzulesen

Kjušmālak = Chronik, Heilige Schrift Bellurānias, Mischung zwischen

Geschichtsbuch und einer Art Bibel; selbst das Leben eines

Belluraners reicht nicht aus, um den gesamten Kjušmālak

durchzulesen

Nūnuk = Seher

Mūruk = Schöpfer des Glandāku und Herrscher des Bösen, entspricht auf der

Erde dem Teufel

Glandāku = Schlimmer Ort, wo alle verstorbenen Belluraner hinkommen, die sich

zu Lebzeiten der Karāmu schuldig gemacht haben; belluranisches

Äquivalent für die biblische Hölle

Karāmu = Sünde

Kunžuk = Schande

Slokk = Ehrloser, Unehrenhafter ( schlimmes Schimpfwort aus der Heiligen

Schrift Bellurānias)

Najangu = Schöner Ort, wo alle verstorbenen Belluraner hinkommen, die sich

nicht zu Lebzeiten der Karāmu schuldig gemacht haben;

belluranisches Äquivalent für das Paradies

Zātul = Oberster belluranischer Gott, Schöpfer des Najangu

Falāna = Zātuls Gemahlin, Göttin der Weisheit

Fazira = Göttin der Liebe und des Glückes

Farul = Gott des Feuers und der Schmiedekunst

Fazul = Gott der Rache

Fazilāna = Göttin der Jagd, des Mutes und der Tapferkeit

 

Berufe:

 

Taguš = Fremdenführer

Tegoš = Scout, Fährtensucher

 

Belluranische Gewichts- und Maßeinheiten:

 

 

Abschließende Hinweise:

keine

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