Star Trek - USS Concordia - Die Nangu

von aroessler2003
Zusammenfassung:

Auf dem Rückflug nach Aldania Prime empfängt die USS Concordia einen Notruf von einem Schiff der Nangu aus dem Elysianischen Imperium, das gerade angegriffen wird. Bevor die Concordia den Nangu zu Hilfe kommen kann, wird die Besatzung getötet und das Schiff vollkommen zerstört. Sofort versuchen Captain Sundrak und seine Besatzung festzustellen, wer das Nangu-Schiff angegriffen hat und warum es angegriffen wurde. Während der Untersuchung entdecken sie eine Spur, die die Concordia direkt zum Tānas-Mond Bīlat führt, der sich mitten in dem Gebiet der Aldanischen Allianz befindet…..


Kategorien: Fanfiction > Star Trek Charaktere: Keine
Genres: Science Fiction
Herausforderung: Keine
Serie: Star Trek - USS Concordia
Kapitel: 5 Fertiggestellt: Ja Wörter: 22520 Aufgerufen: 23494 Veröffentlicht: 03.05.09 Aktualisiert: 03.05.09
Hinweise zur Geschichte:

keine

1. Rätsel und Fragen von aroessler2003

2. Entscheidungen von aroessler2003

3. Eine Frage des Vertrauens von aroessler2003

4. Das Ende einer Flucht von aroessler2003

5. Anmerkungen und Erklärungen zu "Star Trek - USS Concordia - Die Nangu" von aroessler2003

Rätsel und Fragen

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

 

Sorgenvoll war sein Blick, als er aus dem Fenster hinaus in die endlose Weite des Alls sah. Die Sterne schienen nur so an ihm vorbeizuhuschen. Der Alte schüttelte mit dem Kopf und gab dabei einen tiefen Seufzer von sich. Ich bin schon so lange als Vertreter meines Volk im Amt!, dachte er bekümmert, Aber so etwas habe ich während meiner ganzen Amtzeit noch nie erlebt! Nachdenklich zupfte er an seinem langen Bart. Wie konnte das nur passieren?, fragte er sich immer wieder, Hatten wir nicht alles getan, um diese entsetzliche Katastrophe zu verhindern? Der weißhaarige Mann wandte sich wieder um und sah die Mitglieder seines Stabes an, die schweigend an einem ovalen Tisch saßen. Vor ihnen lagen mehrere Datenkristalle und Pads mit verschiedenen Berichten und beigefügten Notizen. Langsam trat er wieder zu den anderen und nahm auf seinem Sessel Platz. Er musste mehrmals räuspern, bevor er seine Stimme erhob.

„Also, es bleibt dabei.”, sagte er mit fester Stimme, „Der Bericht wird vorläufig noch nicht abgeschickt. Stattdessen wird die ganze Angelegenheit vom Anfang bis zum Ende ausführlich untersucht. Wir müssen um jeden Preis herausfinden, wie es dazu kommen konnte. Da sind wir uns alle einig.” Die Anwesenden murmelten zustimmend. „Allerdings dürfen wir uns damit auch nicht allzu lange Zeit lassen. Irgendwann müssen wir unsere Regierung über die neue Entwicklung in Kenntnis zu setzen.”, fuhr er fort, „Bestimmt wird es nicht sehr lange dauern, bis sie von dem offiziellen Kriegausbruch zwischen den Klingonen und Zadorianern erfahren werden. Deshalb ist es wohl besser, wenn der Präsident der Aldanischen Allianz alles darüber direkt von uns erfährt.”

Die Anwesenden wandten sich um, als Captain Sundrak den Konferenzraum betrat. Mehrere Offiziere folgten dem hünenhaften Kommandanten, der am anderen Ende des Tisches Platz nahm. Sundrak nickte jeden zur Begrüßung mit Kopf zu, wobei sein Gesicht absolut ausdruckslos blieb. Vor sich legte er ein Pad ab und mehrere Datenkristalle. Erste Offizierin Dilāna Tārušin, Chefingenieur Simdu Kalvan, Bordarzt Dr. Frank Tyler und Waffenoffizierin Alicia Kent, die zugleich auch Sicherheitschefin der USS Concordia war, sowie Counselor Dāmala Ītaku, die den Captain begleiteten, setzten sich ebenfalls.

„Wie ich sehe, haben auch Sie mit Ihren Offizieren zusammen bereits über die letzten Ereignisse konferiert und dementsprechende Berichte für Ihre Vorgesetzten angefertigt.”, meinte Dēlus mit fester Stimme. Der Captain nickte. „So ist es, Herr Botschafter.”, erwiderte dieser, „Aber wir haben ihn noch nicht abgeschickt.” „Anscheinend haben Sie denselben Gedanken wie wir.”, vermutete Ajtos. „Was meinen Sie, Mr. Hōnan?”, erkundigte sich Dilāna. Der blonde Diplomat begann zu lächeln. „Er wollte damit nichts anderes sagen, als dass wir unsere Berichte ebenso wenig abgeschickt haben wie Sie, Commander.”, antwortete Ibāmu, „Das ist alles.” Sundrak nickte. „Dann haben wir dem Anschein nach tatsächlich dieselben Rückschlüsse gezogen.”, konstatierte der Captain, „An der ganzen Sache ist etwas faul, um nicht zu sagen oberfaul.” „Eben.”, sagte Matna Gīlan, „Das denken wir auch.” „Ehrlich gesagt, habe ich mich schon die ganze Zeit über gefragt, warum sowohl die Klingonen als auch die Zadorianer zu einem Treffen zwecks Friedensverhandlungen kommen, wenn sie im Grunde genommen doch keinen haben wollen. Welchen Sinn hatte dann das ganze Theater?” „Das ist eine sehr gute Frage.”, meinte Arāne Adakān, „Aber vielleicht sollten wir uns mal fragen, wer eigentlich davon profitieren würde, wenn sich die beiden Völker gegenseitig bis aufs Blut bekämpfen.” „Auch das ist eine gute Frage, die wir unbedingt klären sollten.”, meinte Sibu Omolon. „Vielleicht ist es am besten, wenn wir diese Punkte mal schriftlich festhalten würden.”, schlug Kurus Tongur vor und warf einen fragenden Blick in die Runde. Dēlus und der hünenhafte Kommandant nickten. „Wenn Captain Sundrak selbst nichts dagegen hat, dann machen Sie das so.”, antwortete Ibāmu, „Immerhin sind das wichtige Punkte, die wir nicht vergessen dürfen.” Sofort begann Tongur, eifrig auf seinem Pad Notizen zu machen.

„Wir alle haben doch diese enorm starke Präsenz der Prätora wahrgenommen, als wir unsere mentalen Schilde gesenkt hatten.”, sagte Sundrak, „Während meiner Dienstzeit als Erster Offizier auf der Oldāka unter dem Kommando von Captain Menex bin ich schon mal gelegentlich Zadorianern begegnet. Aber ich habe auf mentalem Wege noch nie bei einer Zadorianerin soviel Zorn und Hass wahrgenommen wie in diesem Fall. Ich hatte irgendwie das Gefühl gehabt, dass Prätora Lugāna Tajraš nicht sie selbst war. Anscheinend steckt mehr dahinter, als wir diesbezüglich zuerst annehmen konnten.”

„Also, je mehr ich darüber nachdenke, desto beunruhigender finde ich das Ganze.”, gestand Alicia, „Irgendwie erinnert mich das alles an einer früheren Konspiration, an der damals fast der Khitomer-Vertrag zwischen der Föderation und dem Klingonischen Reich gescheitert wäre, wenn Captain Kirk und seine Leute von der Enterprise nicht gewesen wären und die ganze Verschwörung aufgedeckt hätten.” Interessiert sahen alle Anwesenden die Waffenoffizierin von der Erde an. „Was meinen Sie damit?”, wollte Sibu wissen. Dr. Tylers Gesichtsausdruck wurde etwas grimmig, als er dem Diplomaten antwortete. „Nun ja.”, begann der Arzt, „Wahrscheinlich wollte Commander Kent nur auf mögliche Parallelen hinweisen, die sie momentan bei dieser Angelegenheit sieht.” Omolon runzelte etwas nachdenklich die Stirn. Dann nickte er langsam, als er begriff, worauf die beiden Terraner mit ihren Bemerkungen hinauswollten. „Ja, jetzt verstehe ich, was Sie beide meinen.”, gab Sibu zu, „Wenn man das so betrachtet, scheint es da tatsächlich Parallelen zu geben, wenn man beide Vorfälle miteinander vergleicht.”

„Ich finde, dass das ein wenig zu weit hergeholt ist.”, meinte Matna Gīlan ernst, „Es ist doch auch im Allgemeinem bekannt, dass die Klingonen und Zadorianer noch nie gut miteinander ausgekommen sind. Die haben sich doch schon von Anfang an immer am Rande eines Krieges befunden, so lange man auf ihre gemeinsame Geschichte zurückblicken kann.” Sundrak nickte. „Da muss ich Miss Gīlan Recht geben.”, sagte der Captain, „Die Klingonen und auch die Zadorianer sind jeweils ein Kriegervolk. Für sie bedeutet der Krieg einfach alles. In ihren Augen ist Diplomatie nur etwas für Schwächlinge. Sobald sie eine Chance für einen Kampf sehen, nehmen sie diese auch wahr und lassen dann sehr gerne ihre Waffen sprechen.”

„Aber ganz ohne Diplomatie kommen zum Beispiel die Klingonen auch nicht aus.”, warf Dr. Tyler ein, „Immerhin waren es die Klingonen damals selber gewesen, die seinerseits den Frieden mit der Föderation angestrebt hatten.” „Ja, das stimmt.”, erwiderte Dilāna, „Aber die Klingonen machten dies auch nur, weil sie ernsthafte Probleme mit der Energievorsorgung in ihrem Imperium bekamen, nachdem ihnen der Mond Praxis explodiert war.” „Das war damals ein Grund gewesen, warum sich Gorkons Vision seiner Friedenspolitik durchsetzen konnte. Die Klingonen mussten aus der Not eine Tugend machen, nachdem sie feststellen mussten, dass sie so gut wie pleite waren. Immerhin verschlang der Etat für militärische Zwecke das meiste Geld. Nach der Katastrophe sah Gorkon seine Chance gekommen, seine Friedenspolitik seinem Volk näher zu bringen, ohne dabei das Gesicht zu verlieren und letzten Endes hatte er beziehungsweise seine Tochter Azetbur mit ihrer Politik Erfolg gehabt, nachdem zu Beginn der Verhandlungen Kanzler Gorkon in der Föderation von Attentätern auf seinem Schlachtkreuzer namens Chronos kaltblütig ermordet wurde.”

„Wir sollten jetzt aber wieder in die Gegenwart zurückkehren und uns um unsere aktuellen Probleme kümmern, anstatt über die Vergangenheit zu diskutieren.”, ermahnte Sundrak mit ausdrucksloser Miene die Anwesenden, „Wir haben noch eine ganze Menge Arbeit vor uns liegen.” Der Botschafter nickte. „Ja, Captain Sundrak hat Recht.”, pflichtete Dēlus dem hünenhaften Kommandanten bei, „Wir können uns noch lang genug über die Geschichte des Alpha-Quadranten unterhalten, wenn wir unsere Aufgaben gelöst haben.” Gerade als die Counselor etwas anmerken wollte, wurde sie durch das Interkom unterbrochen. Das Gesicht der braunhaarigen Aldanerin blieb ausdruckslos währenddessen grenzenloses Entsetzen in ihren Augen lag.

„Was gibt es, Mr. Nolezoto?”, fragte Sundrak, nachdem das Gesicht des Steuermannes auf dem Schirm erschien. „Wir haben gerade einen Notruf empfangen, Captain.”, antwortete Lomādo, „Es stammt von einem Nangu-Schiff, das gerade angegriffen wird.” „Wurde gesagt, von wem sie angegriffen werden?”, erkundigte sich der Captain. „Negativ, Sir.”, antwortete Nolezoto, „Die Verbindung war miserabel. Jemand störte die Kommunikation erheblich. Wir haben nur sehr wenig erfahren können. Der Kontakt ist inzwischen abgebrochen.” Sundrak stand auf. „Ich komme sofort auf die Brücke, Mr. Nolezoto.”, sagte der Captain entschlossen, „Setzen Sie rasch einen Abfangkurs.” „Aye, aye, Sir.”, erwiderte der Steuermann, bevor der Schirm des Interkom wieder dunkel wurde.

Rasch folgten die restlichen Führungsoffiziere Sundrak auf die Brücke der USS Concordia. „Lagebericht!”, forderte der hünenhafte Kommandant, als er die Brücke betrat. „Wir befinden uns jetzt auf einen Abfangkurs, Sir.”, antwortete Lomādo, „Aber ich befürchte, wir haben ein verdammt großes Problem.” Sundrak nahm in seinem Kommandosessel Platz. „Was für ein Problem ist das?”, wollte die Erste Offizierin wissen, die sich gerade in ihrem Sessel setzte. „Der Notruf der Nangu stammt direkt aus dem Imperium der Elysianer.”, berichtete Nolezoto, „Deshalb haben wir ein Problem.” Der Captain nickte langsam. „Ich verstehe.”, antwortete Sundrak, „Das meinen Sie also.” „Sollen wir diesen Kurs beibehalten, Sir?”, erkundigte sich der Steuermann und sah kurz den Captain fragend an. „Davon würde ich abraten, Captain Sundrak.”, riet Botschafter Dēlus, der ebenfalls auf der Brücke erschienen war, „Ich muss Sie eindringlich davor warnen, Captain. Wenn wir auch nur ein einziges aldanische Schiff in das Imperium der Elysianer schicken, auch wenn es sich dabei nur um eine Rettungsaktion handelt, dann werden sie uns den Krieg erklären. Die mögen das gar nicht gern, wenn jemand unerlaubt in ihr Territorium eindringt. Denken Sie daran.” „Aber wir können doch nicht tatenlos zusehen, wie jemand direkt vor unserer Nase kaltblütig umgebracht wird!”, protestierte die Erste Offizierin, „Wenn wir ihnen nicht sofort helfen, dann werden sie möglicherweise in Kürze sterben!” Alle Anwesenden blickten Sundrak erwartungsvoll an.

Der Captain der USS Concordia nickte. „Ich teile die Ansicht meiner Ersten Offizierin. Es bleibt dabei, Mr. Nolezoto.”, entschied Sundrak, „Wir bleiben auf Kurs und werden den Nangu helfen.” Ibāmu schnappte nach Luft. „Aber Captain!”, platzte es aus dem Botschafter heraus, „Ich muss entschieden dagegen protestieren. Sie riskieren bei dieser Aktion einen Krieg mit den Elysianern!” Sundrak sah den weißhaarigen Mann mit ausdrucksloser Miene an. „Ich nehme Ihren Protest zur Kenntnis, Herr Botschafter.”, antwortete der Kommandant gelassen, „Aber meine Entscheidung steht fest. Die Nangu brauchen Hilfe und wir haben ihren Notruf empfangen. Deshalb werden wir ihnen helfen.” Kalvan stieß einen kraftvollen Fluch aus. Alle drehten sich zu dem Chefingenieur um und sahen ihn fragend an.

„Was ist los, Mr. Kalvan?”, erkundigte sich Sundrak, „Warum fluchen Sie?” Simdu wandte sich zu dem Captain um. Entsetzen schwang in seiner Stimme mit, als er antwortete. „Das Schiff der Nangu wurde soeben zerstört, Sir.”, antwortete der Chefingenieur bedauernd. „Gibt es vielleicht Überlebende in Rettungskapseln?”, fragte die Erste Offizierin nach. Sowohl Simdu als auch Alicia warfen ihre Blicke auf die Displays ihrer Stationen. Die Waffenoffizierin und Sicherheitschefin schüttelte bedauernd mit dem Kopf. „Negativ, Commander. Laut meinen Anzeigen hier gibt es keine Überlebenden.”, sagte sie. „Ich kann nur die Worte von Lieutenant Kent bestätigen.”, gestand Kalvan, „Unsere Sensoren zeigen keine Lebenszeichen an.” Sundrak sah auf den Hauptschirm, auf dem nur die endlose Schwärze des Alls mit seinen zahlreichen Sternen zu sehen war.

„Was ist da passiert?”, fragte er laut, „Wer hat die Nangu angegriffen und vor allen Dingen, warum?” Nach einigen Augenblicken kam dem Captain ein Gedanke in den Sinn. „Finden Sie heraus, wohin die Nangu unterwegs waren.”, befahl Sundrak, „Sobald wir wissen, wohin sie wollten, werden wir dementsprechend unseren Kurs ändern und in die dieselbe Richtung fliegen. Vielleicht erfahren wir mehr, wenn wir wissen, wie das Ziel der Nangu lautete.” „Der Computer hat den Kurs berechnet, den die Nangu flogen, bevor ihr Schiff zerstört wurde.”, meldete Simdu. Sundrak nickte. „Das ist gut.”, sagte der Captain, „Dann übermitteln Sie die Daten an unsere Navigationseinheit. Ändern Sie sofort den Kurs, sobald Sie die Daten bekommen haben, Mr. Nolezoto.” Lomādo nickte. „Aye, aye, Sir.”, sagte dieser, während er die entsprechenden Befehle eintippte. Wenig später gab er einen Laut des Erstaunens von sich. „Gibt es Probleme, Mr. Nolezoto?”, wollte Dilāna wissen. Lomādo schüttelte mit dem Kopf. „Nein, Commander, das nicht gerade. Aber so wie ich das hier momentan sehe, wollten die Nangu anscheinend in die Aldanischen Allianz flüchten, als sie angegriffen wurden.”, antwortete der Steuermann mit etwas Verwunderung in seiner Stimme, „Ihr Ziel war der Mond Bīlat.”

„Die wollten nach Bīlat?”, fragte Ibāmu verständnislos, „Was wollten die denn da?” „Das ist eine gute Frage, Herr Botschafter.”, sagte Sundrak, „Zumal Bīlat ziemlich weit in unserem Gebiet liegt und dort nur Lebensmittel wie Getreide für die gesamte Aldanischen Allianz angebaut wird.” „Die Nangu-Republik wurde doch schon vor fast zweihundert Jahren von den Elysianern überfallen und annektiert.”, fügte Arāne hinzu und runzelte dabei die Stirn, „Seit dem sind doch schon sehr viele von ihnen vor den Elysianern in das Drakonianische Reich geflüchtet. Aber seit wann flüchten denn die Nangu neuerdings zu uns in die Aldanische Allianz?” „Eben, das verstehe ich auch nicht.”, bemerkte Matna, „Da scheint noch mehr dahinter zu stecken, fürchte ich. Ich frage mich nur, vor wem die geflüchtet sind.” „Um das herauszufinden, müssen wir direkt nach Bīlat fliegen und uns dort mal ein wenig umsehen.”, meinte Dilāna mit sehr ernster Miene, „Vielleicht finden wir dort die Antworten, die wir suchen.” Der Captain nickte. „Da bin ich mir sicher, dass wir dort einige Antworten finden werden.”, sagte Sundrak, „Die Frage ist nur, ob sie uns gefallen werden.” „Gehen Sie auf Warp, Mr. Nolezoto.”, befahl der hünenhafte Kommandant dem schwarzhaarigen Steuermann, „Und zwar mit Höchstgeschwindigkeit!” „Und wenn der Notruf der Nangu aufgezeichnet wurde.”, sagte der Captain an alle auf der Brücke gewandt, „Dann untersucht die Mitschnitte auf mögliche Hinweise, die uns weiterhelfen könnten. Vielleicht finden Sie etwas, was uns weiterhelfen kann.”

Wenig später verschwand das Schiff der Dōran-Klasse nach einem starken Lichtblitz. Die USS Concordia war auf Warp gegangen und flog nun ihrem neuen Ziel entgegen. Niemand an Bord des Schiffes wusste, was sie auf dem kleinen Mond Bīlat erwartete.

Während des Fluges zum Golādu-System, zu dem auch Bīlat gehörte, sendeten Botschafter Dēlus und auch Captain Sundrak ihre vorläufigen Berichte nach Aldania Prime ab. Es war keinen von ihnen leicht gefallen, der jeweils zuständigen Administration gegenüber durch die Berichte ihr Versagen bezüglich der gescheiterten Verhandlungen zwischen den Klingonen und Zadorianern einzugestehen. Aber sie hatten auch keine andere Wahl, als ihnen reinen Wein einzuschenken. Schließlich war es ja nur eine Frage der Zeit, bis die aldanische Regierung davon erfuhr und jemand kurz über lang irgendwelche Fragen stellte. Die Admiralität des Flottenoberkommandos wird darüber nicht begeistert sein!, dachte Sundrak ein wenig besorgt, nachdem er seiner Pflicht als Captain gegenüber seinen Vorgesetzten nachgekommen war, Wir können nur hoffen, dass wir in diesen Krieg nicht mit hineingezogen werden! Sundrak war in seinem Bereitschaftsraum aufgestanden und an das Fenster getreten. Sorgenvoll blickte er hinaus in die endlose Schwärze des Alls. Unzählige Sterne funkelten wie Diamanten auf Samt. Es war ein atemberaubender Anblick, doch dieser konnte die Sorgen des Captains der USS Concordia nicht vertreiben. Er gab einen tiefen Seufzer von sich, den die Unendlichkeit des Alls aufzusaugen schien. Sundrak hatte das Gefühl, als würde er eine enorme Last auf seinen Schultern tragen, die ihn zu erdrücken drohte.

Sundrak nahm gerade wieder an seinem Schreibtisch Platz, als der Türsummer ertönte. Der Captain sah zur Tür auf, als Counselor Ītaku den Bereitschaftsraum betrat. Entschuldigend lächelnd trat sie näher und blieb direkt vor dem Schreibtisch stehen. Sundrak bot ihr mit einer wortlosen Handbewegung auf einen Stuhl, auf dem sie sich setzen sollte. „Was kann ich für Sie tun, Counselor Ītaku?”, fragte der Captain, als er aufstand und am Replikator zwei heiße Getränke orderte. „Es gibt etwas, was ich Ihnen mitteilen muss, Sir.”, antwortete die junge Frau, während Sundrak einen Becher vor ihr auf den Tisch stellte und wieder in seinem Sessel Platz nahm, „Es geht um den Angriff auf das Schiff der Nangu.” Der Kommandant nickte. „Sprechen Sie weiter.”, forderte er sie auf. „Kurz bevor Mr. Nolezoto uns über den Notruf der Nangu informierte, spürte ich eine fremde Präsenz.” Fragend sah der Captain der Concordia Dāmala an. „Eine fremde Präsenz, Counselor?”, hakte er nach, „Was meinen Sie damit? Beschreiben Sie diese Präsenz!” Deutlich erkannte Sundrak das Unbehagen in dem Blick der jungen Aldanerin. „Es waren sehr starke Emotionen.”, antwortete sie, „Am meisten konnte ich Gefühle wie Hass und Zorn wahrnehmen. Sie waren absolut grenzenlos. Es war einfach entsetzlich.” Sie machte eine kurze Pause und atmete mehrmals tief durch, bevor sie fortfuhr. „Irgendwie wollte da jemand partout die Nangu töten und zwar um jeden Preis! Das Ganze erinnerte mich an die ganzen negativen Emotionen, die ich bei der zadorianischen Prätora Lugāna Tajraš ebenfalls gespürt habe.” Skeptisch sah der Captain Ītaku an. Sundrak ließ laut die Luft aus seinen Lungen entweichen. „Sind Sie sicher?”, erkundigte sich der Captain. Die Counselor zögerte kurz, bevor sie antwortete. „Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so genau, was ich davon halten soll, Sir.”, erwiderte sie unsicher, „Zumindest kamen mir diese Emotionen so stark und intensiv vor. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass die letzte Begegnung mit den Klingonen und Zadorianern und der damit verbundene Kriegsausbruch dazu beigetragen haben, dass ich in dieser Hinsicht momentan ein wenig empfindlich reagiere. Immerhin beunruhigt uns der Krieg alle hier an Bord der Concordia. Die meisten haben Angst davor, dass uns die Klingonen und die Zadorianer in ihren Krieg mit hineinziehen werden.” Eine Weile sahen sich die beiden wortlos an. Sundraks Miene blieb ausdruckslos, als er kurz darüber nachdachte. „Einige Crewmitglieder an Bord haben sogar ein wenig Angst vor dem, was kommen wird, Sir.”, fügte sie nach einigen Momenten hinzu. Sundrak sah die braunhaarige Counselor noch etwas nachdenklicher an. Dann nickte er. „Aber warum haben Sie mir das nicht sofort gemeldet?”, wollte der Captain wissen. „Ich war mir nicht sicher, ob ich mir das nicht nur eingebildet haben könnte.”, erklärte die Braunhaarige etwas zerknirscht, „Schließlich wollte ich niemanden zusätzlich beunruhigen, wenn das nicht nötig tut.” Wieder sahen sich beide über den Schreibtisch hinweg an, ohne ein Wort zu sagen. Ihre Blicke trafen sich und Dāmala Ītaku hielt dem prüfenden Blick des Captains stand. „Es ist gut, dass Sie mir das jetzt gesagt haben, Counselor.”, sagte der hünenhafte Kommandant, „Ich denke, im Moment dürften alle etwas sensibel auf solche Dinge reagieren.” Er trank seinen Becher leer und aktivierte das Interkom.

Die Erste Offizierin meldete sich sofort von der Brücke. Sundraks Miene blieb ausdruckslos, als er die Rothaarige auf dem Schirm sah. „Haben Sie schon etwas bezüglich des Vorfalles mit dem Angriff auf die Nangu herausgefunden, Commander?”, erkundigte sich der schwarzhaarige Offizier. Dilānas Miene nahm einen etwas besorgten Ausdruck an, als sie antwortete. Sofort wusste der Captain, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde, die Tārušin für ihn parat hatte. „Ich fürchte, ich habe keine guten Neuigkeiten, Sir.”, begann sie, „Wir konnten bis jetzt noch nicht feststellen, wer das Nangu-Schiff angegriffen und zerstört hat. Aber eines wissen wir inzwischen definitiv. Die Schiffe der Angreifer waren getarnt, als sie die Nangu angriffen und vernichteten.” Wenig später trat auch der Chefingenieur zu der Ersten Offizierin ins Bild, als er etwas hinzufügte. „Wissen Sie, Captain.”, sagte Simdu, der ebenfalls sehr besorgt zu sein schien, „Die Angreifer deaktivierten noch nicht einmal ihre Tarnvorrichtungen, als sie das Feuer auf die Nangu eröffneten. Die armen Kerle hatten überhaupt keine Chance sich zu verteidigen, geschweige denn zu entkommen.” Sundrak nickte. „Ich verstehe.”, erwiderte der Captain der Concordia, „Das bedeutet also, dass als Angreifer nur die Elysianer selbst dafür in Frage kommen.” Plötzlich runzelte Sundrak kurz die Stirn, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam, der ihn gar nicht gefiel. Fragend sahen die Erste Offizierin und der Chefingenieur den hünenhaften Kommandant an, als sie die Veränderung in Sundraks Mimik bemerkten. „Oder es waren Aldaner, die das Nangu-Schiff angegriffen und zerstört haben.”, fügte der Captain nachdenklich hinzu, „Dann wäre möglicherweise die Šakūra für diesen Angriff verantwortlich.” „Aber die Šakūra ist doch schon seit fast zwei Jahren nicht mehr in Erscheinung getreten, Sir.”, gab Dilāna zu Bedenken, „Bisher haben sie doch nur Schiffe und Einrichtungen innerhalb der Aldanischen Allianz angegriffen, wenn sie ihre Anschläge verübten.” Kalvan nickte. „Das stimmt, Sir.”, bestätigte er, „Wenn man mal davon absieht, dass sie bisher nur ein einziges Mal außerhalb des aldanischen Territoriums agierten, als sie damals versuchten, Botschafter Dēlus und seine Assistentin Arāne Adakān an der Ausführung ihres Regierungsauftrages zu hindern.” Captain Sundrak nickte. „Ja, das weiß ich. Aber inzwischen können sie ihre Vorgehensweise in dieser Hinsicht geändert haben.”, sagte der hünenhafte Kommandant, „Deshalb sollten wir diese Möglichkeit auf gar keinen Fall außer acht lassen. Die sind immer für eine unangenehme Überraschung gut. Das haben sie schon mehrmals bewiesen.”

„Aber vielleicht sollten wir die Klingonen doch mit einbeziehen.”, meinte Alicia Kent im Hintergrund, „Immerhin hatten sie damals während der neu initiierten Verhandlungen auf Khitomer die USS Enterprise mit einem Bird-of-Prey angegriffen, der getarnt feuern konnte. Befehligt wurde zu dem damaligen Zeitpunkt das Schiff von General Chang, der ebenfalls an der Verschwörung beteiligt war.” „Ja, das stimmt zwar, aber dieser Prototyp wurde gemeinsam von der Excelsior unter dem Kommando von Captain Hikaru Sulu und der Enterprise unter Captain James T. Kirks Kommando im Orbit von Khitomer zerstört, nachdem die Klingonen fast die Enterprise platt gemacht hatten.”, gab Sundrak zu Bedenken, „Die Klingonen hatten damals nur das eine Schiff gehabt, mit dem sie getarnt feuern konnten. Um mehr Schiffe mit dieser weiterentwickelten Tarnvorrichtung zu bauen beziehungsweise aufzurüsten, war damals das Klingonische Reich aus finanzieller Sicht gesehen nicht in der Lage gewesen, sonst hätten sie sich nicht auf den Khitomer-Vertrag eingelassen.” „Die Frage lautet nur, ob sie die Konstruktionspläne für die weiterentwickelte Tarnvorrichtung noch haben oder nicht.”, meinte Simdu etwas nachdenklich, „Wenn ja, dann sollten wir uns doch alle mal fragen, warum die Klingonen keine weiteren Schiffe mehr mit dieser Technologie gebaut haben, als sie finanziell wieder dazu imstande waren.” „Fall sie die Pläne überhaupt noch haben.”, fügte Dilāna hinzu. Einen Augenblick lang dachte der Captain der USS Concordia über diese Aspekte nach. Dann schüttelte er langsam mit dem Kopf. „Ich glaube nicht, dass die Klingonen noch die Konstruktionspläne haben.”, sagte Sundrak ernst, „Nachdem die ganze Konspiration von Captain Kirk und seinen Leuten vollständig aufgedeckt wurde, wurden wahrscheinlich auch die Pläne sichergestellt.” „Wer die Pläne heutzutage auch immer haben mag.”, fügte Sundrak hinzu, „Die Klingonen haben sie jedenfalls nicht. Das ist sicher. Ansonsten hätte sich das Verhältnis der Kräfte im Alpha-Quadranten in den letzten Jahrzehnten zu Gunsten der Klingonen entwickelt und das hat es nicht, wie wir alle wissen.” Die Erste Offizierin stieß frustriert einen Seufzer aus. „Das heißt also, dass wir getrost die Klingonen diesbezüglich vergessen können.”, sagte die Rothaarige. „Eben.”, antwortete Sundrak knapp, „Deshalb bleiben momentan nur die Elysianer und wir Aldaner selbst übrig, wobei ich nicht nur an die Šakūra allein denke.”

„Und wenn die Angreifer selbst Nangu waren?”, warf die Counselor ein, „Immerhin kämpfen die schon seit geraumer Zeit gegen die Elysianer um ihre Unabhängigkeit. Dasselbe gilt auch für die Drakonianer, die das gleiche Schicksal mit ihnen teilen.” „Aber weder die Drakonianer noch die Nangu verfügen über die Tarntechnologie.”, gab Sundrak zu Bedenken, „Ich denke, diese Möglichkeit können wir ruhig ausschließen.” „Und wenn sie die Technik von den Elysianern abgekauft oder gar entwendet haben?”, fuhr Dāmala ihren Gedankengang fort. Wieder schüttelte der Captain den Kopf. „Das halte ich eher für unwahrscheinlich.”, erwiderte er knapp.

Nach einigen Tagen erreichte die Concordia das Golādu-System. Den Mittelpunkt des Sonnensystems bildeten zwei Sonnen unterschiedlicher Größe, von denen eine Sonne ein weißer Zwerg war und die andere ein roter Riese, die wiederum von achtzehn Planeten mit ihren zahlreichen Monden umkreist wurden. Kurz bevor sie die Umlaufbahn des äußersten Planeten des Sonnensystems erreichten, ging das Schiff der Dōran-Klasse aus dem Warp und setzte seinen Weg mit Impuls fort. Getarnt passierte das aldanische Raumschiff die Umlaufbahnen der äußeren Planeten des Sonnensystems. In regelmäßigen Intervallen ließ Sundrak die Umgebung scannen, ohne dass die Besatzung des Schiffes etwas Ungewöhnliches feststellen konnte. Besonders gründlich scannten sie die beiden Asteroidengürtel des Sonnensystems, wo es viele Versteckmöglichkeiten für Raumschiffe und Sonden gab. Sicherheitshalber ließ der Captain der USS Concordia mehrere getarnte Sonden am Rande und innerhalb der großen Asteroidenfelder aussetzen, um mögliche Gefahren beseitigen zu können, falls dies erforderlich werden sollte. Danach setzte die Concordia ihren Weg nach Bīlat fort. Während der ganzen Reise herrschte an Bord der USS Concordia angespannte Ruhe.

Gebannt sahen die anwesenden Brückenoffiziere auf den Schirm, auf dem die einzelnen Planeten und ihre dazugehörenden Himmelskörper anschwollen und anschließend wieder außer Sichtweite des Schirms gerieten, während die Concordia ihre Umlaufbahnen passierte. Die beiden Sonnen, die das Zentrum des Golādu-Systems bildeten, waren im Hintergrund deutlich zu erkennen, als der Gasriese Tānas in Sicht kam und auf dem Monitor immer größer wurde. Mit seinen farbenprächtigen Wolkenbändern sah der Planet atemberaubend aus. Ebenfalls deutlich waren auch seine vielen kleinen Monde und die großen Ringe des Planeten zu erkennen. An der oberen linken Ecke des Schirms war Bīlat als ein kleiner blaugrüner Mond zu sehen. Lomādo tippte etwas auf seinem Touchscreen ein. Wenig später wurde die kleine Kurskorrektur auch auf dem Monitor sichtbar, denn der Mond wanderte langsam in die Mitte des Sichtfeldes.

„Wir werden in Kürze Bīlat erreichen, Sir.”, verkündete Nolezoto. Sundrak nickte. „Schwenken Sie in eine höhere Umlaufbahn ein, Mr. Nolezoto.”, befahl der Captain, der in seinem Sessel saß und wie alle anderen auf den Schirm starrte. „Bereiten Sie mehrere Sonden vor, Mr. Kalvan.”, sagte Sundrak mit ruhiger Stimme, „Und schießen Sie sie mit aktivierter Tarnvorrichtung in eine niedrigere Umlaufbahn des Mondes ab. Wenn da unten jemand sein sollte, der dort nicht hingehört, dann will ich das wissen.” Der Chefingenieur nickte nur und gab einige kurze Befehle ein. Als er fertig war, blickte er wieder auf und sah direkt zum Hauptschirm rüber. „Die Sonden sind vorbereitet, Sir.”, sagte er, „Die Tarnvorrichtungen der Sonden sind bereits aktiviert und ich habe sie so eingestellt, dass sie gezielt nach Lebenszeichen der Nangu suchen werden, sobald sie im Orbit sind.” „Dann setzen Sie sie ab, Mr. Kalvan.”, befahl Sundrak, „Je früher wir mit der Suche anfangen, um so früher sind wir damit auch fertig.” Wenig später feuerte die USS Concordia mehrere getarnte Sonden ab, die rasch die gewünschten Umlaufbahnen erreichten. Kurz darauf schwenkte das aldanische Raumschiff der Dōran-Klasse auf Sundraks Befehl in eine höhere Umlaufbahn ein.

„Stellen Sie mehrere Außenteams zusammen und lassen Sie sie an mehrere Orte herunterbeamen, damit sie ein größeres Areal untersuchen können, Commander Tārušin.”, befahl Sundrak, „Am besten ist es, wenn Sie eines der Teams begleiten. Zusätzlich sollen Counselor Ītaku und Sicherheitschefin Kent Sie begleiten.” Die rothaarige Offizierin war bereits aufgestanden und sah den Captain an. „Nehmen Sie am besten einige Aldanoide zur Sicherheit mit, Commander.”, fuhr Sundrak fort, „Wir wissen nicht, was Sie und den Außenteams dort unten erwartet. Möglicherweise halten sich auf Bīlat einige Nangu auf, die sich dort verstecken. Wenn das der Fall sein sollte, werden sie mit Sicherheit nicht sonderlich davon erbaut sein, wenn sie dort von Ihnen oder eines der anderen Teams gefunden werden. Lassen Sie die Teams mit der Standardbewaffnung der Stufe zwei ausrüsten, bevor sie runtergehen.” Dilāna nickte. „Aye, aye, Sir.”, sagte sie mit ernster Miene, „Ich werde den einzelnen Außenteams den Befehl geben, sich stündlich zu melden.” Sundrak nickte zufrieden. „Wegtreten, Commander.”, sagte er. Wenig später verließ die Rothaarige die Brücke. Die Counselor und die Sicherheitschefin folgten ihr.

Eine kurze Zeit später materialisierten bereits die ersten Außenteams der Concordia auf der Oberfläche. Die Sonnen schienen und der leicht grünlich schimmernde Himmel war wolkenlos. Aufmerksam sondierten die Mitglieder mit ihren Tricordern das umliegende Gebiet. Besonders kritisch war der Blick von Dilāna. „Los, schwärmt aus und meldet euch sofort, wenn ihr etwas entdeckt habt.”, befahl sie, „Aber seid dabei vorsichtig. Wie Captain Sundrak gesagt hat, müssen wir es in Betracht ziehen, dass die Nangu hier bewaffnet sind und nicht entdeckt werden wollen. Unternimmt nichts auf eigene Faust. Verstanden?” Die Anwesenden murmelten zustimmend und machten sich dann an die Arbeit. Hoffentlich machen die Nangu uns keinen Ärger, wenn wir hier welche von ihnen finden sollten!, dachte die Erste Offizierin ernsthaft besorgt, Ansonsten müssen wir davon ausgehen, dass dieser Angriff kein Einzelfall war, sondern dass da viel mehr dahinter steckt, was uns wiederum auch in gehörige Schwierigkeiten bringen kann! Sekundenlang sah sie den anderen Außenteams nach, bis sie außer Sichtweite waren.

Dilānas Außenteam befand sich am Rande eines kleinen Waldes. Leise konnten sie das Motorengeräusch eines Agrarnutzfahrzeuges hören. Sie ließen kurz ihre Blicke über das Feld schweifen, bis sie das rotgrüne Fahrzeug entdeckten, das gerade wendete. In derselben Richtung sahen sie auch mehrere Gebäude stehen. „Am besten sehen wir uns dort mal um.”, entschied die Rothaarige, „Vielleicht weiß dort jemand etwas über den möglichen Aufenthalt der Nangu hier auf Bīlat.” Sofort setzte sich die kleine Gruppe in Bewegung.

Als das Außenteam das erste Gebäude erreichte, blieb die Gruppe stehen. Aufmerksam sondierte Kent die Gegend mit ihrem Tricorder. Sie runzelte die Stirn, als sie etwas irritiert das Display des Gerätes betrachtete. Dann sah sie die anderen an. „Laut dem Tricorder ist niemand hier.”, sagte Alicia leicht verwundert, „Da stimmt doch was nicht.” „Was soll denn da nicht stimmen?”, fragte die Rothaarige mit ausdrucksloser Miene zurück, „Das ist doch logisch, dass der Tricorder keine Lebenszeichen anzeigen kann. Hier sind nur Aldanoide untergebracht, die sich in diesem Distrikt um die Felder kümmern. Wussten Sie das etwa nicht?” „Was meinen Sie damit, Commander?”, fragte die Terranerin ein wenig verwirrt, „Heißt das etwa, dass sich kein einziger Aldaner auf Bīlat aufhält?” Die Erste Offizierin schüttelte mit dem Kopf.

„Doch, aber es leben nur sehr wenige Aldaner hier auf Bīlat.”, antwortete Dilāna, „Auf diesen Mond werden nur die verschiedensten Sorten von Getreide, Obst und Gemüse angebaut. Und da das gesamte Jahr über angebaut und geerntet wird, arbeiten hier fast nur Aldanoide, wenn man mal von den fünfundvierzigtausend Aldanern absieht, die hier alles überwachen und in Schuss halten.” Verblüfft sah Alicia die Rothaarige an.

„Soll das etwa heißen, dass sich jeder in der Aldanischen Allianz auf diese Aldanoide hier auf diesen Mond verlassen?”, fragte sie perplex zurück, „Funktioniert das denn überhaupt?” Dilāna trat einen kleinen Schritt auf die Terranerin zu und sah ihr direkt in die Augen. „Ja, warum denn nicht? Wir verlassen uns nicht nur auf die Aldanoide hier auf Bīlat, sondern auch auf alle anderen Aldanoide, die überall in der Aldanischen Allianz zu unterschiedlichen Zwecken eingesetzt werden.”, erwiderte die Erste Offizierin der USS Concordia mit fester Stimme, „Und so viel ich weiß, verlassen sich die Offiziere der USS Enterprise ebenfalls auch auf einen Androiden. Wenn ich mich recht entsinne, heißt er Data und dient als Lieutenant Commander in der Sternenflotte.” Die Sicherheitschefin erwiderte den Blick der Rothaarigen. „Das stimmt.”, gab Alicia zu, „Aber er ist auch eine riesengroße Ausnahme in der Föderation.” Dilāna begann wissend zu lächeln. „Das ist ja auch kein Kunststück.”, antwortete sie, „Schließlich steht die Föderation erst am Anfang was die Entwicklung von Androiden betrifft. Wir Aldaner sind auf dem Gebiet der Kybernetik und Robotik wesentlich weiter entwickelt als die Föderation und bauen bereits seit einigen Jahrhunderten Aldanoide serienmäßig.” „Ich schlage vor, dass wir die Diskussion auf der Concordia fortsetzen sollten, wenn wir hier unten unsere Aufgabe erfüllt haben.”, schlug die Counselor vor, bevor Alicia Kent etwas erwidern konnte. Die Rothaarige nickte. „Ja, das denke ich auch.”, antwortete Dilāna und sah dabei die Sicherheitschefin an, „Die Diskussion können wir auch später fortsetzen, oder?” Die Terranerin nickte nur und erwiderte dabei ruhig den Blick der Ersten Offizierin.

 

Abschließende Hinweise:

keine

Entscheidungen

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

Entschlossen folgten die anderen Dilāna, die fast lautlos an der Wand eines recht großen Gebäudes entlang schlich. An der Ecke blieb die Gruppe stehen. Vorsichtig warf die Rothaarige einen kurzen Blick um die Ecke. Der dahinter liegende Platz war leer. Gegenüber standen weitere Gebäude, bei denen einige Tore geöffnet waren. Die landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge waren allesamt verschwunden. Die Rothaarige wandte sich zu ihren Begleitern um. „Wir trennen uns hier.”, sagte sie leise, „Die beiden Fähnrichs schauen sich in dem gegenüber liegendem Gebäude um, während dessen Sie beide zusammen das kleine Haus da vorne mal etwas mehr unter die Lupe nehmen.”, wies die Erste Offizierin Kent und Ītaku an, „Ich schaue mich inzwischen hier drinnen mal um. In einer halben Stunde treffen wir uns wieder hier an dieser Stelle. Verstanden?” Alle nickten. „Dann mal los!”, sagte sie und sofort machten sich alle auf den Weg, um ihre Aufgaben zu erledigen.

Einige Momente lang sah die Rothaarige den anderen ihres Außenteams nach, bis sie alle außer Sichtweite waren. Dann ging sie zu einer Tür, die halb offen stand. Deutlich konnte sie drinnen Geräusche hören. Jemand schien in dem Raum zu arbeiten. Lautlos betrat die Erste Offizierin der USS Concordia das Gebäude. An einer Werkbank stand eine hagere Gestalt, der einen orangefarbenen Overall trug. Der Fremde stand mit dem Rücken zu ihr. Sein schwarzes Haar war schulterlang und hatte einen seidigen Glanz. Sekundenlang betrachtete sie den Arbeitenden, der gerade etwas hoch nahm und es genau betrachtete. Tārušin erkannte, dass er einen Teil eines Elektromotors hoch hielt, bei dem etwas fehlte. Weitere Teile lagen vor ihm auf der Werkbank. Was es genau war, dass der Fremde zu reparieren versuchte, wusste sie nicht. Als Dilāna näher trat, drehte sich die Gestalt zu ihr um und musterte sie eingehend. Sein Blick blieb an der Waffe in ihrem Gürtel haften. Dann sah er ihr ins Gesicht. Die Miene des Fremden war ausdruckslos, als er das Wort an sie richtete. „Das Tragen von Waffen ist hier auf Bīlat nicht gestattet.”, sagte er mit sonorer Stimme und deutete mit einer Hand, in der er eine Art Schraubendreher hielt, auf ihren Phaser, „Es sei denn, Sie haben dafür eine Sondergenehmigung.” Eine Weile lang sah sie den Unbekannten an. Vorsichtig senkte sie ihren mentalen Schirm und versuchte seine Gedanken und Gefühle zu lesen, doch sie konnte nichts dergleichen bei ihm entdecken. In diesem Augenblick begriff Dilāna, dass sie einen Aldanoiden vor sich hatte.

„Wer sind Sie?”, wollte die Erste Offizierin von ihrem Gegenüber wissen. „Ich habe keinen Namen.”, antwortete dieser in einem sachlichen Tonfall, „Ich bin ein Aldanoid. Namen sind wir uns Aldanoide auf Bīlat nicht üblich.” Die Rothaarige sah den Fremden nachdenklich an. Dann nickte sie. „Und was machen Sie hier?”, fragte Dilāna weiter. „Meine Aufgabe ist es die landwirtschaftlichen Maschinen in diesem Distrikt zu warten und gegebenenfalls zu reparieren, falls es notwendig ist.”, erwiderte der Aldanoid. Nachdenklich blickte sie die Gestalt in dem orangefarbenen Overall an. Tārušin war sich nicht sicher, ob sie ihn nach möglichen Vorkommnissen fragen sollte. Ich muss ihn nach den Nangu fragen!, dachte sie, Vielleicht hat er ja welche von ihnen gesehen! Sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Entschlossen richtete sie die nächste Frage an den Aldanoiden. „Haben Sie in der letzten Zeit hier irgendwas Ungewöhnliches in der Gegend gehört oder gesehen?”, wollte sie von ihm wissen und sah den Aldanoiden ernst an. Dieser verneinte. Dilāna gab einen leisen Seufzer von sich. „Sind Sie sicher?”, hakte sie nach. „Ihre Frage ist unlogisch, Commander. Ich bin ein Aldanoid.”, erwiderte er emotionslos, „Aldanoide irren sich nicht.” Die Rothaarige sah kurz nach oben. Ich hasse diese Dinger!, dachte sie frustriert, Als ob Maschinen noch nie versagt hätten! „Suchen Sie nach etwas oder jemanden Bestimmten?”, erkundigte sich der Aldanoid. Die junge Aldanerin sah die Gestalt mit ernster Miene an. „Ja, ich suche nach Personen, die sich hier illegal auf Bīlat aufhalten und verstecken.”, antwortete die Erste Offizierin, „Ich suche nach flüchtigen Nangu. Also haben Sie hier welche gesehen?” „Negativ, Commander.”, antwortete der Aldanoid, „Hier wurden bisher noch keine Nangu gesehen. Aber vor einiger Zeit verschwanden im Nachbardistrikt einige Gerätschaften.” Dilāna begann triumphierend zu lächeln. Na das ist ja schon mal ein möglicher Anfang!, dachte sie etwas zufriedener, Vielleicht weiß er auch noch, was verschwunden ist! „Um was für Gerätschaften handelt es sich, die im Nachbardistrikt abhanden gekommen sind?”, wollte sie wissen. „Verschiedene Werkzeuge sind verschwunden.”, antwortete der Aldanoid, „Weiter sind einige Behälter mit Obst und Gemüse verschwunden.” „Was für Werkzeuge sind verschwunden und seit wann?”, wollte Dilāna wissen. Einen Augenblick lang sah der Aldanoid die Erste Offizierin an, als würde er über eine passende Antwort nachdenken. Kurz darauf begann er die verschwundenen Geräte aufzuzählen.

„Es kommt gerade eine Nachricht vom Flottenoberkommando herein.”, meldete Kommoffizierin Darāna Bilaodānu und warf dabei einen viel sagenden Blick dem Captain zu, „Es ist Admiral Kononga auf einem abhörsicheren Kanal.” Sundrak erhob sich aus seinem Kommandosessel. „Leiten Sie die Verbindung in meinen Bereitschaftsraum.”, befahl der Captain der Blonden, „Sie haben das Kommando, Mr. Nolezoto.” „Aye, aye, Sir.”, bestätigte der Steuermann und Navigator, während Sundrak bereits die Brücke verließ.

Der hünenhafte Kommandant hatte gerade hinter seinem Schreibtisch Platz genommen, als bereits das ausdruckslose Gesicht von Admiral Kononga erschien. Die weißhaarige alte Frau sah den Captain mit einem sehr kühlen Blick an. In ihren Augen glitzerte Zorn und Enttäuschung. Sundrak fluchte innerlich. „Ich habe keine gute Nachrichten, Captain.”, begann sie ohne Umschweife mit einem schneidenden Ton, „Das Flottenoberkommando, das Verteidigungsministerium und auch der Präsident höchstpersönlich haben Ihren Bericht bezüglich der gescheiterten Verhandlungen zwischen den Klingonen und Zadorianern erhalten und zur Kenntnis genommen.” Bevor Sundrak etwas antworten konnte, fuhr Kononga mit eisiger Stimme fort. „Der Präsident war nicht besonders amüsiert darüber, wie Sie sich das bestimmt vorstellen können.”, sagte die Weißhaarige, „Die gesamte Regierung ist darüber äußerst entsetzt und zusätzlich ebenso beunruhigt, Captain Sundrak. Ich weiß nicht, wie Sie und Botschafter Dēlus mit seinem Stab zusammen das hingekriegt haben, auf der ganzen Linie so zu versagen! Dank Ihnen haben wir jetzt ein ganz massives Problem am Hals. Wie Sie sicherlich wissen, ist es nur eine Frage der Zeit, wann uns die Klingonen und Zadorianer in ihren verdammten Krieg mit hineinziehen werden. Präsident Donhāruš hat daraus bereits Konsequenzen gezogen und die aldanische Staatsflotte in erhöhter Alarmbereitschaft versetzen lassen. Die Föderation wurde ebenfalls über die neue Situation informiert und die Sternenflotte hat bereits Admiral Dexter zur Erde zurückbeordert.” Admiral Kononga machte eine kurze Pause, um ihre Worte auf den Captain der Concordia wirken zu lassen. „Wenn es soweit kommen sollte und wir werden in diesen Krieg mit hineingezogen, dann schließt Präsident Donhāruš den Einsatz unserer neu entwickelten Kārum-Skald-Waffen nicht aus!”, sagte sie mit Nachdruck in ihrer Stimme, „Und was das heißt, muss ich Ihnen wohl nicht erklären, Captain. Ursprünglich wurden die Kārum-Skald-Waffen zur reinen Verteidigung im Falle eines Angriffs von Seiten der Elysianern konzipiert. Sie waren nie für den Einsatz gegen die Klingonen oder Zadorianer bestimmt. Der Einsatz von Kārum-Skald-Bomben oder Raketen mit entsprechenden Sprengköpfen wären absolut verheerend.” Sundrak nickte. „Ich verstehe, Admiral. Das bedeutet, dass inzwischen nicht nur die Concordia mit diesen neuen Waffen ausgerüstet wurde, sondern auch weitere Schiffe der aldanischen Staatsflotte.”, konstatierte der Captain. „So ist es.”, erwiderte Kononga kalt, „Mittlerweile wurde fast alle Schiffe unserer Flotte mit den neuen Waffen ausgerüstet. Beten Sie zu allen Göttern, damit diese Waffen niemals zum Einsatz kommen. Ansonsten wird nichts mehr so sein wie vorher.”

„Haben Sie den Bericht ebenfalls gelesen, Admiral?”, erkundigte sich Sundrak mit einem ruhigen Tonfall. „Nein, ich habe ihn noch nicht gelesen.”, gestand Kononga ernst, „Aber dass werde ich noch nachholen. Allerdings hat unter anderen Admiral Belbi ihn gelesen. Aber warum fragen Sie, Captain?” „Bei dem, was Sie mir gerade sagten, habe ich den Eindruck bekommen, dass Sie den Inhalt des Berichtes nicht oder nur unvollständig kennen, Admiral.”, bekannte Sundrak ruhig. „Sie sind sehr scharfsinnig, Captain.”, bemerkte Kononga eisig, „Es wäre sehr schön gewesen, wenn Sie Ihren Scharfsinn auch bei den Verhandlungen mit den Klingonen und Zadorianern eingesetzt hätten. Dann säßen wir jetzt nicht in so einem Schlamassel.” Die Weißhaarige schien Sundrak durch die Verbindung direkt eisig anzusehen. Gelassen erwiderte der hünenhafte Kommandant den Blick Konongas.

„Ich kann Ihnen versichern, dass wir absolut keine Chance hatten, diesen elenden Krieg zu verhindern.”, erwiderte der Captain mit fester Stimme, „Es kam noch nicht einmal zu einer regulären Verhandlung zwischen den zerstrittenen Parteien. Weder die Klingonen noch die Zadorianer wollten den Frieden. Das haben alle aldanische Crewmitglieder an Bord der Concordia auf mentalem Wege wahrgenommen. Botschafter Dēlus und sein Stab können das mit Sicherheit bestätigen, Admiral.” „Es ändert nichts daran, dass es eine ausführliche Untersuchung geben wird.”, antwortete Kononga mit Nachdruck in ihrer Stimme, „Darauf können Sie sich verlassen, Captain. Ich kann nur hoffen, dass Sie die Wahrheit gesagt haben und man Ihnen bei der Anhörung glauben wird.” „Ich habe die Wahrheit gesagt, Admiral.”, insistierte Sundrak ernst, „Jeder, der dabei war, wird dasselbe berichten.” „Wie dem auch sei.”, gab die weißhaarige Alte zurück, „Trotzdem erteile ich Ihnen den Befehl, sofort nach Aldania Prime zurückzukehren und zwar mit Höchstgeschwindigkeit.”

„Ich glaube nicht, dass das im Moment gehen wird, Admiral.”, sagte Sundrak. Der Blick der Weißhaarigen verfinsterte sich weiter. „Höre ich da aus Ihren Worten Insubordination heraus, Captain?”, fragte Kononga etwas schärfer, „Das wäre Befehlsverweigerung. Dafür könnte ich Sie sofort vor das Kriegsgericht stellen lassen. Also wieso können Sie momentan nicht nach Aldania Prime zurückkehren, Captain Sundrak? Erklären Sie mir das.” „Ich glaube nicht, dass Ihnen meine Erklärung gefallen wird.”, gab Sundrak zu Bedenken. „Ob mir Ihre Antwort gefällt oder nicht ist irrelevant.”, erwiderte die Alte ernst, „Ich will die Wahrheit hören. Also sprechen Sie, Captain.” Mit fester Stimme berichtete der hünenhafte Kommandant detailliert seiner Vorgesetzten über die jüngsten Ereignisse bezüglich der Nangu, von denen die Concordia einen Notruf auffing, bevor ihr Schiff zerstört wurde. Admiral Kononga hörte wortlos, aber sehr aufmerksam zu und unterbrach Sundrak nicht ein einziges Mal. Als der Captain der Weißhaarigen erzählte, dass sich die Concordia auf Grund dessen zurzeit im Orbit des Tānas-Mondes Bīlat aufhielt und er mehrere Außenteams auf die Oberfläche beamen ließ, nickte sie nur. „Ich verstehe.”, antwortete sie nachdenklich, „Unter diesen Bedingungen ist es selbstverständlich, dass Sie erst einmal dort bleiben und die Sache klären, Captain. Das allerletzte, was wir noch gebrauchen könnten, wäre eine weitere militärische Auseinandersetzung mit Elysianern. Halten Sie mich auf dem Laufenden.” Dann unterbrach Kononga abrupt die Verbindung und der kleine Schirm auf dem Schreibtisch im Bereitschaftsraum wurde wieder dunkel. Eine Weile lang betrachtete Sundrak nachdenklich den dunklen Bildschirm. Seufzend erhob er sich aus seinem Sessel und holte sich ein kaltes Getränk aus dem Replikator. Das Glas mit Mineralwasser stellte Sundrak auf seinem Schreibtisch ab und begann einen vorläufigen Bericht anzufertigen.

Die Sonne schien hell am wolkenlosen Himmel, als die Erste Offizierin das Gebäude verließ, wo sie auf einen Aldanoiden traf, der gerade einen Teil eines Elektromotors reparierte. Von der künstlichen aldanischen Lebensform hatte Commander Tārušin erfahren, dass im Nachbardistrikt einige Werkzeuge und auch Kisten mit frischen Obst und Gemüse verschwunden waren. Aus dem schräg gegenüber liegendem Haus kam gerade ein junger Fähnrich heraus, der zu ihren Außenteam gehörte. Der junge Aldaner überquerte mit raschen Schritten den Innenhof der Anlage. Dicht vor der ranghöheren Offizierin blieb er stehen, salutierte und berichtete ihr mit knappen Worten, dass Counselor Ītaku, Sicherheitschefin Kent und er in dem Gebäude das kleine Kontrollzentrum der Anlage gefunden hatten. Sofort ließ sich Dilāna von dem jungen blonden Aldaner in das Gebäude zu den anderen führen.

„Wie sieht es aus?”, fragte die Rothaarige, als sie mit dem Fähnrich zusammen das Zimmer betrat. Ītaku und Kent drehten sich zu ihr um. Demonstrativ hielt Alicia ihren Tricorder in die Höhe und lächelte zufrieden. „Mit Hilfe dieses Computerterminals hier konnten wir erfahren, dass im Nachbardistrikt ein paar Sachen verschwunden sind, Commander.”, antwortete die Terranerin. „Das ist mir schon bekannt.”, erwiderte die Erste Offizierin knapp, „Ich weiß, was dort weggekommen ist und seit wann.” Überrascht sahen sich Dāmala und Alicia an. „Woher wissen Sie das?”, fragte die Terranerin verdutzt. „Von einem Aldanoiden, der im gegenüber liegendem Gebäude gerade einen Elektromotor repariert.”, antwortete die Rothaarige, „Weil hier niemand über die Nangu Bescheid weiß, werden wir unsere Suche im Nachbardistrikt fortsetzen.” Nachdem Dilānas Außenteam wieder komplett war, machte sich die Gruppe auf den Weg in den Nachbardistrikt. Die anderen Außenteams ließ die Erste Offizierin direkt dorthin beamen.

„Treten Sie ein!”, sagte Sundrak, als der Türsummer ertönte. Sofort öffnete sich die Tür und Botschafter Ibāmu Dēlus betrat mit sorgenvoller Miene den Bereitschaftsraum. Als der Captain den Gesichtsausdruck des silberweißhaarigen Mannes sah, ahnte er schon, was los war. „Ihrem Blick nach zu urteilen, haben Sie ein äußerst unerfreuliches Gespräch mit unserem Präsidenten gehabt, Herr Botschafter.”, bemerkte Sundrak ernst, als er dem Diplomaten einen leeren Sessel anbot. „Das kann man wohl sagen, Captain.”, antwortete Dēlus düster, als er Platz nahm, „Ich fürchte nur, dass der Ärger für uns erst jetzt so richtig anfängt.” Fragend sah Sundrak den Diplomaten an. „Inwiefern?”, erkundigte sich der hünenhafte Kommandant, „Von was für Schwierigkeiten sprechen Sie, Herr Botschafter?” „Ich habe ja schon einiges an Krisen und Ausnahmesituationen während meiner Dienstzeit als Botschafter miterlebt, aber so etwas wie heute, ist auch für mich das erste Mal, Captain Sundrak.”, meinte der alte Aldaner frustriert, „Unser werter Herr Präsident hat mir gegenüber klar durchblicken lassen, dass er den Einsatz der Kārum-Skald-Waffen befehlen wird, falls wir in den klingonisch-zadorianischen Krieg hineingezogen werden. Noch nie in meinem ganzen Leben war ich so über eine Entscheidung unserer Regierung entsetzt gewesen wie dieses Mal.” „Glauben Sie, dass Präsident Donhāruš das ernst meint, Herr Botschafter?”, wollte Sundrak wissen, der bereits keine gute Antwort erwartete. „Leider ja, Captain.”, antwortete der Diplomat besorgt, „Er hat daran keine Zweifel gelassen, dass er das ernst meint. Unsere Regierung, vor allen der Präsident selbst, befürchtet nämlich, dass die Šakūra erst richtig aktiv werden wird, wenn wir in diesen Krieg hineingezogen werden.” Ibāmu machte eine kurze Pause, um seine Worte auf den Captain der USS Concordia wirken zu lassen. Beide sahen sich eine Weile nachdenklich über den Schreibtisch hinweg an. „Captain, wir müssen etwas dagegen tun, sonst erleben wir eine Katastrophe, die wir selbst in unseren schlimmsten Träumen nicht vorstellen können!”, platzte es besorgt aus Dēlus heraus. Sundrak nickte bedächtig und sah dabei dem Diplomaten unverwandt an. Deutlich konnte Sundrak tiefste Besorgnis in den Augen des Botschafters erkennen. „Ja, das müssen wir wohl, Herr Botschafter.”, antwortete der hünenhafte Kommandant, „Die Frage ist nur, was wollen wir unternehmen?” Ibāmu lehnte sich wieder nachdenklich in seinen Sessel zurück und seufzte. „Wenn ich das mal wüsste!”, sagte er und zupfte dabei an seinem silberweißen Vollbart, „Irgendwas müssen wir uns einfallen lassen, Captain.” Sundrak stand nach wenigen Augenblicken auf und begann in dem Bereitschaftsraum auf und ab zu gehen wie ein gefährliches Raubtier in seinem Käfig. „Wir dürfen es auf gar keinen Fall soweit kommen lassen.”, insistierte der aldanische Botschafter energisch, „Wenn Präsident Donhāruš den Befehl für den Einsatz dieser entsetzlichen Waffen befielt, dann wird anschließend nichts mehr so sein wie vorher.” Abrupt blieb der hünenhafte Kommandant stehen und sah Dēlus unverwandt an. Deutlich konnte der Captain die tiefe Besorgnis in den Augen des Botschafters erkennen. „Ich verstehe Ihre Besorgnis und teile sie auch mit Ihnen, Herr Botschafter. Aber offen gestanden, sehe ich momentan keine Möglichkeit, irgendetwas tun zu können.”, gestand Sundrak mit ausdrucksloser Miene, „Vielleicht sollten wir erst einmal unsere Aufgabe hier im Golādu-System abschließen und unseren Weg nach Aldania Prime fortsetzen, sobald wir den Vorfall mit den Nangu vollständig untersucht und geklärt haben. Anschließend können wir uns den neuen Problemen zuwenden, während wir weitern heimwärts fliegen.” Ibāmu blickte den Kommandanten fragend an. „Könnte es sein, dass Sie ein höchst unerfreuliches Gespräch mit einen der Admiräle vom aldanischen Oberflottenkommando hatten, Captain?”, erkundigte sich der Weißhaarige. Der hünenhafte Kommandant nickte. „Leider ja, Herr Botschafter.”, gestand der Captain, „Ich erhielt sogar den Befehl sofort nach Aldania Prime zurückzukehren, sobald unsere Untersuchungen bezüglich der Nangu abgeschlossen sind. Sowohl unsere Regierung als auch das aldanische Oberflottenkommando erwarten uns bereits.”

Der aldanische Diplomat nickte. „Ich verstehe, Captain.”, sagte er und erhob sich aus dem Sessel, „Dann setzen wir im Grunde genommen im gleichen Boot. Ob so oder so. Wir werden beide gehörigen Ärger bekommen, wenn wir Aldania Prime erreichen.” Sundrak nickte. Der Captain der Concordia kratzte sich nachdenklich am Kopf. Abrupt hielt er inne, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. Zu Dēlus gewandt sagte er mit fester Stimme: „Meines Erachtens gibt es momentan nur zwei Möglichkeiten, das Problem zu lösen.” Fragend sah der Botschafter Sundrak an. „Entweder müssen wir die Šakūra zerschlagen, indem wir ihren Anführer zu fassen bekämen und ihn direkt vor den Augen der Mitglieder der Organisation liquidieren oder wir müssten für eine bestimmte Zeit lang Präsident Donhāruš kalt stellen, damit er nicht den Einsatz der Kārum-Skald-Waffen befehlen kann, wenn wir in den Krieg hineingezogen werden. Die Frage wäre nur, welche Alternative ist die bessere von beiden?” Fassungslos starrte Ibāmu Dēlus den Offizier an. „Sagen Sie mal, Captain, sind Sie wahnsinnig geworden?”, platzte es entrüstet aus dem aldanischen Botschafter heraus, „Wie können Sie die zweite Möglichkeit allen Ernstes auch nur in Betracht ziehen!” Die Augenbrauen des hünenhaften Kommandanten kletterten fragend in die Höhe. „Wieso nicht, Herr Botschafter?”, erwiderte er mit ausdrucksloser Miene gelassen, „Oder haben Sie eine bessere Idee?” Perplex ließ sich Ibāmu wieder in den Sessel zurücksinken, aus dem er noch vor kurzem aufgestanden war. Der Diplomat schüttelte mit dem Kopf. Dann sah er den Captain der Concordia ernst an. Der hünenhafte Kommandant erwiderte gelassen den Blick des fassungslosen Botschafters, wobei ein schwaches Lächeln seine Lippen umspielten. Als Ibāmu dieses Lächeln sah, wich seine Entrüstung der Erleichterung und Verblüffung. Dem Botschafter war klar geworden, dass die zweite Möglichkeit von Sundrak rein hypothetisch gemeint war. „Ich muss schon sagen, Captain.”, meinte er immer noch über Sundraks Gedankengang verblüfft, „Sie überraschen mich immer wieder aufs Neue.” „Ich hätte nie gedacht, dass Sie so etwas jemals sagen würden, Tamušak Sundrak.”, gestand Dēlus, „Im ersten Moment konnte ich kaum glauben, was ich da von Ihnen hören musste. Aber ich denke, ich kenne Sie inzwischen schon gut genug, um Sie richtig einschätzen zu können, Captain. Sie sind mit Sicherheit nicht der Mann, der seinen Präsidenten oder auch nur ein anderes Mitglied der aldanischen Regierung in irgendeiner Art und Weise in Misskredit bringen würde, auch wenn Sie damit das Richtige tun würden. Oh nein. Sie würden mit Sicherheit einen anderen Weg wählen, um das Richtige zu tun, ohne dabei die Grenze der Legalität zu überschreiten. Deshalb gehe ich mal davon aus, dass Sie wohl von Anfang an eher die erste Möglichkeit in Betracht ziehen. Oder, Captain?” einen kurzen Augenblick sahen sich die beiden Männer wortlos über den Schreibtisch hinweg an. Nach wenigen Momenten begann Sundrak zu lächeln. „In der Tat. Sie sind sehr clever, Herr Botschafter.”, antwortete der hünenhafte Kommandant ein wenig schmunzelnd, „Sie sind sogar sehr scharfsinnig. Anscheinend kann ich Ihnen nichts vormachen.” Der aldanische Botschafter mit den silberweißen Haaren begann freundschaftlich zu lächeln. „Dann haben Sie also auch schon eine Idee, wie wir das eventuell bewerkstelligen können.”, konstatierte Ibāmu und bat sofort den Captain der Concordia, ihn seinen Plan zu erläutern.

Es dauerte nicht lange, bis Dilāna mit ihrem Außenteam den Nachbardistrikt erreichte. Direkt an einem Feldweg blieb die Gruppe stehen. Die Erste Offizierin nahm ihren Tricorder in die Hand und scannte die Umgebung. Alicia und auch die beiden Fähnrichs taten es Tārušin gleich. Ein seltsames Gefühl beschlich die Rothaarige. Dāmala Ītaku trat näher zu Dilāna, die nachdenklich ihre Stirn in Falten zog. „Stimmt etwas nicht, Commander?”, erkundigte sich die Counselor und blickte die Rothaarige fragend an. „Ich bin mir nicht sicher.”, gestand sie, „Ich habe ein seltsames Gefühl, seit dem wir in diesen Distrikt sind.” Sofort zogen die beiden Fähnriche ihre Waffen aus den Halftern und blickten sich langsam um. Die Terranerin zog ebenfalls ihre Waffe und justierte sie ebenfalls auf Betäubung. Langsam setzte sich die kleine Gruppe wieder in Bewegung, bis sie ein paar kleine Gebäude erreichten. Einige Momente lang blieben sie stehen und beobachteten die Umgebung. Es war kein einziges Geräusch zu hören und es waren auch keine Aldanoide zu sehen. Erst als sie alle sicher waren, dass niemand in der Nähe war, setzte die Gruppe ihren Weg fort und betrat rasch das unverschlossene Haus. Nach kurzer Zeit verließ das Außenteam das Gebäude wieder, ohne etwas entdeckt zu haben.

Die Rothaarige seufzte frustriert, als sie in die Richtung des Waldes blickte. Am Waldrand stand eine humanoide Gestalt, die sie aus der Entfernung nicht eindeutig identifizieren konnte. Abrupt unterbrach sie die leisen Gespräche der anderen ihres Teams. „Warten Sie mal.”, sagte sie und deutete mit ihrem Kopf schwach in die Richtung des Waldrandes, wo die Gestalt immer noch stand. Dilāna hatte das Gefühl, als würde dieses Geschöpf das Außenteam beobachten. „Schauen Sie alle doch mal ganz vorsichtig in die Richtung des Waldrands.”, wies die Erste Offizierin ihre Begleiter an, „Und sagen Sie mir, ob Sie die Gestalt ebenso sehen wie ich.” Die anderen taten, worum Dilāna sie gebeten hatte. Sofort nickte einer der beiden Fähnriche. „Ich sehe ihn, Commander.”, sagte der Terraner mit starken spanischen Akzent. „Ich sehe ihn auch.”, sagte Alicia ebenfalls. Die Erste Offizierin nickte und setzte sich sofort in Bewegung. „Dann lasst uns mal sehen, wer das ist.”, sagte sie entschieden. Die Gestalt am Waldrand wandte sich rasch um, nachdem Dilāna ihren Gang etwas beschleunigte und direkt auf ihn zuhielt. Die Mitglieder des Außenteams folgten der Rothaarigen. „Der versucht abzuhauen.”, stellte die Counselor fest. Commander Tārušin nahm endgültig die Verfolgung auf und erreichte als erste den Wald. Schnell war die Gestalt der rothaarigen Aldanerin zwischen den Bäumen und Büschen verschwunden. Als das restliche Team den Waldrand erreichte, konnten sie nur noch das Rascheln der Blätter und Knacken von Zweigen hören. Ohne zu zögern folgten sie der ranghöchsten Offizierin in den Wald, die bereits einen sehr großen Vorsprung hatte.

„Da lang!”, rief Waffenoffizierin Kent und wies mit ihrer Hand in die entsprechende Richtung. Entschlossen folgten ihr die anderen. Nach einigen Minuten blieben sie abrupt stehen und lauschten. Nichts war zu hören. „Das gibt’s doch nicht.”, sagte Alicia etwas irritiert, „Wohin ist denn jetzt Commander Tārušin verschwunden?” Dāmala senkte ihre mentalen Schilde, als die Sicherheitschefin sie fragend ansah. Aufmerksam beobachteten die anderen die Umgebung, doch es war weder etwas zu hören oder zu sehen. „Da stimmt doch was nicht.”, meinte die Terranerin und zog entschlossen ihren Phaser, „Der Commander kann sich doch nicht so einfach in Luft aufgelöst haben.” Sofort begannen sie nach Dilāna zu rufen, ohne jedoch eine Antwort von ihr zu erhalten.

Atemlos war die Rothaarige stehen geblieben. Die Gestalt, die sie verfolgt hatte, war auf der anderen Seite eines kleinen Baches stehen geblieben und drehte sich nun zu ihr um. Die Rufe ihres Außenteams hörte sie zwar, aber sie beachtete sie nicht. Sie wollte die Gestalt unbedingt fassen und mit ihr reden. Dilāna war eine sehr schnelle und besonders gute Läuferin mit einer fabelhaften Kondition. Sie hatte nicht bemerkt, wie schnell sie den Rest ihres Außenteams hinter sich gelassen hatte. Die Gestalt wandte sich wieder um und verschwand erneut zwischen den Büschen. Entschlossen setzte die Erste Offizierin ihr nach und ließ den Bach mit ein paar großen Schritten ebenfalls hinter sich. Immer wieder konnte sie das fremde Wesen sehen, bevor es wieder zwischen den Bäumen und Büschen verschwinden konnte. Sie war erstaunt, wie schnell sich dieses Wesen fortbewegen konnte. An einer Stelle, wo sich die Bäume etwas lichteten, blieb die Rothaarige keuchend stehen, um wieder etwas zu Atem zu kommen. Deutlich hörte sie das Rascheln im Buschwerk, doch die Gestalt blieb verschwunden. Du entkommst mir nicht!, dachte die junge Aldanerin verbissen und nahm wieder die Verfolgung auf, Dich kriege ich schon! Nach mehreren hundert Metern blieb Tārušin erneut stehen. Aufmerksam sah sie sich um, ohne das fremde Wesen entdecken zu können. Sie lauschte, aber es blieb still. Nur die Rufe der anderen konnte sie leise hören. Sie fluchte innerlich. Dann entdeckte sie die Spuren, die das fremde Geschöpf zurückgelassen hatte. Entschlossen folgte Dilāna dieser Fährte, bis plötzlich der Boden unter ihr nachgab und sie mit einen entsetzten Schrei in die Tiefe stürzte.

Direkt an dem kleinen Bach blieben die anderen stehen und schauten sich nach allen Seiten um, ohne ihre Vorgesetzte entdecken zu können. Alicia stieß einen herzhaften Fluch aus. Dāmala Ītaku verzog entsetzt das Gesicht und stieß dabei einen lauten Schrei des Entsetzens aus. Alle wandten sich zu ihr um und sahen sie an. „Was ist los, Counselor?”, fragte Kent beunruhigt und trat einen kleinen Schritt auf die junge Aldanerin zu. „Commander Tārušin ist etwas Furchtbares zugestoßen.”, sagte Dāmala mit schmerzverzerrter Miene und zittriger Stimme, „Sie ist irgendwo in die Tiefe gestürzt.” „Wo?”, wollte die Sicherheitschefin sofort wissen und sah dabei besorgt die Counselor an, „Wo steckt sie jetzt?” Diese schüttelte langsam mit dem Kopf. Ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet, als sie antwortete. „Ich weiß es nicht, Lieutenant Kent.”, gestand sie, „Sie ist sehr tief gefallen und verlor das Bewusstsein, als sie aufschlug. Seit dem ist der mentale Kontakt zu ihr abgebrochen.” Alicia stieß einen leisen Fluch aus. „Das hat uns gerade noch gefehlt.”, sagte die Terranerin und sah zu den beiden Fähnrichen hinüber, die in diesem Moment am Bach standen und nach einer Fährte suchten, die Commander Tārušin und das fremde Geschöpf zurückgelassen hatten.

Schwaches Tageslicht fiel auf den leblosen Körper, der halb auf der Seite lag. Ihre langen roten Haare bildeten einen breiten Fächer um ihren Kopf herum. In dem dunklen Teil der Höhle begann nach kurzer Zeit Sand zu knirschen und es erklangen aus der Dunkelheit heraus Schritte, die sich der Bewusstlosen näherten. Dicht vor der Ersten Offizierin der Concordia blieb der Fremde stehen. Wenig später legte die Gestalt ein kleines Gerät direkt auf dem Oberarm der Bewusstlosen, an dem mehrere Dioden in verschiedenen Farben blinkten. Nach dem der Fremde vor Dilāna in die Hocke ging, aktivierte er das kleine Gerät. Kurz darauf verschwand er mit der verunglückten Aldanerin in einem bläulich schimmernden Transporterstrahl.

Inzwischen hatten die Anderen die Fährte von Dilāna und den Fremden auf der anderen Seite des Baches wieder gefunden. Entschlossen folgte die kleine Gruppe dieser Spur aus Aldanern und Terranern, bis Alicia reflexartig ihren rechten Arm hochriss und mit dieser Geste ihre Begleiter aufforderte anzuhalten. Sofort blieben alle stehen und schauten sich aufmerksam um. Dicht vor ihnen war ein größeres Loch im Boden, aus dem deutlich seltsame Geräusche zu hören waren. Entschlossen richtete die Waffenoffizierin und Sicherheitschefin ihren Phaser auf die Öffnung im Boden. Auch die beiden Fähnriche zielten mit ihren Waffen in die gleiche Richtung. Zwei stark behaarte Beine tauchten aus dem Boden auf, wobei sie einen kleinen Ast beiseite schoben. Das Laub auf dem Boden raschelte, während die Vier gebannt auf die Öffnung im Boden starrten. Kurz darauf kamen zwei Taster und ein weiteres Beinpaar zum Vorschein, die ebenfalls sehr stark behaart waren. Alicias Augen weiteten sich vor Entsetzen, als sie erkannte, was da aus dem Erdboden gekrochen kam. Die Augenpaare des arachnoiden Tieres waren schwarz wie Obsidian und glänzten. An den Gelenken waren die Haare des Tieres leuchtend gelb und auf dem Rücken konnten die Mitglieder des Außenteams deutlich ein leuchtend rotes Muster erkennen. Die Terranerin bekam eine Gänsehaut am ganzen Körper, als sie das Tier als eine Art Spinne erkannte, die ihr bis zur Hüfte reichte. Allerdings hatte das Geschöpf statt acht zehn Beine, an denen jeweils an den unteren Gliedern jeweils mehrere Widerhaken waren. Noch nie hatte sie in ihrem ganzen Leben ein so großes mehrbeiniges arachnoides Tier gesehen. Die Zeit kam den Mitgliedern des Außenteams wie eine Ewigkeit vor, als das große Tier sie kalt ansah. Alicia und auch Dāmala schluckten jeweils, als die ungewöhnliche Kreatur ihren haarigen Oberkörper und damit seine ersten beiden vorderen Beinpaare hochreckte. Neugierig richtete es seine beiden Taster in die Richtung der Gruppe. Wie paralysiert blieb das Außenteam weiterhin regungslos stehen. Keiner von ihnen war zu irgendeiner Reaktion in der Lage. Überraschend setzte es seine beiden vorderen Beinpaare wieder auf. Der schwarze Pelz des Tieres glänzte seidig im Sonnenlicht, als es sich umdrehte und davon schritt. Als die Kreatur außer Sichtweite und von ihr auch kein Geräusch mehr zu hören war, atmeten die vier Leute von der USS Concordia erleichtert auf.

Nachdem die Vier sich von der Begegnung mit dem arachnoiden Tier erholt hatten, setzten sie ihre Suche nach Commander Tārušin fort. Inständig hofften sie, dass die Erste Offizierin der Concordia nicht auf dem Speiseplan dieser großen Kreatur gestanden hatte. Dāmala Ītaku hielt ihre mentalen Schilde gesenkt und suchte weiterhin auf telepathischem Weg nach Kontakt zu Dilāna, von der weit und breit nichts zu hören und zu sehen war. „Wie sieht es inzwischen aus, Counselor?”, erkundigte sich die Sicherheitschefin nach einer Weile bei der Aldanerin, „Haben Sie wieder mentalen Kontakt zu Commander Tārušin?” Die Braunhaarige schüttelte entschieden mit dem Kopf. „Tut mir Leid, Lieutenant Kent.”, antwortete sie frustriert, „Ich kann keinen Kontakt zu ihr herstellen. Es ist so, als wäre sie überhaupt nicht da.” „Das gibt’s doch gar nicht.”, erwiderte die Terranerin verständnislos, „Das verstehe ich nicht. Sie muss doch hier irgendwo sein. Die kann sich doch nicht so einfach in Luft auflösen.” Die beiden Fähnriche traten vorsichtig an das Loch im Erdboden heran und umrundeten es langsam. Direkt auf der anderen Seite fanden sie die weiterführende Fährte der Ersten Offizierin und des Fremden, den Dilāna verfolgt hatte. Sofort machten sie Alicia und Dāmala darauf aufmerksam. „Dann muss Commander Tārušin den Fremden in diese Richtung weiter verfolgt haben.”, konstatierte die terranische Sicherheitschefin und setzte sich wieder mit dem schussbereiten Phaser in der Hand in Bewegung. Wortlos folgten ihr die anderen, doch sie kamen nicht mehr weit. Als die kleine Gruppe dichteres Buschwerk erreichte, begann es von allen Seiten her im Gebüsch zu rascheln. Mehrere Gestalten traten zwischen den Büschen hervor und sahen die Terraner und Aldaner des Außenteams misstrauisch an.

Neugierig sahen Alicia und ihre Begleiter die unbekannten Geschöpfe an, deren Anblick die Terranerin ein wenig an irdische Wölfe erinnerte. Das müssen die Nangu sein, die wir die ganze Zeit über hier auf diesen Planeten gesucht haben!, dachte sie, Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte ich glatt schwören, dass wären echte Werwölfe! Langsam trat der Größte von ihnen heran und blieb dicht vor den beiden Frauen stehen. Erst sah er die Counselor mit seinen hellblauen Augen an, dann die Sicherheitschefin der Concordia. Als er dicht vor ihr hintrat, legte er seinen Kopf etwas schief und sah sie durchdringend an. Alicia zuckte zutiefst erschrocken zusammen und schluckte, als sie seine Frage hörte, die er mit wohlklingender Stimme an die Terranerin richtete: „Was sind denn Werwölfe?”

Der Botschafter nickte zufrieden und sah Sundrak ernst an. „Ich finde, Captain, das ist eine sehr gute Idee.”, meinte er und stand auf, „Am besten fangen wir sofort damit an, Ihren Plan umzusetzen.” Der Kommandant nickte. „Eben.”, pflichtete er Ibāmu bei, „Das denke ich auch. Aber bevor wir mit der Arbeit beginnen können, müssen wir mit Präsident Donhāruš und Admiral Kononga sprechen.” Sundrak blickte Ibāmu ernst an.

„Schließlich müssen wir sie über unseren Plan informieren.”, sagte der Captain, „Und ich hoffe, dass er sowohl bei unseren Präsidenten als auch beim Admiral Zustimmung findet und uns somit für die Umsetzung ein entsprechendes Raumschiff zur Verfügung stellen.” Dēlus nickte. „Das hoffe ich auch.”, pflichtete er dem Captain bei, „Schließlich hängt davon eine ganze Menge ab.” Entschlossen aktivierte Sundrak das Interkom und befahl Lieutenant Bilaodānu, sofort eine abhörsichere Verbindung zum Präsidenten und Admiral Kononga herzustellen. Nachdem der Captain das Interkom wieder deaktivierte, gab der Botschafter einen kleinen Seufzer von sich. „Und jetzt heißt es warten.”, meinte der Diplomat verdrießlich, „Ich bin schon gespannt, was der Präsident sagen wird.” Sundrak nickte. „Das ist eine gute Frage, Herr Botschafter.”, antwortete der hünenhafte Kommandant, „Und ich bin schon darauf gespannt, wie Admiral Kononga darauf reagieren wird.”

Es dauerte nicht lange, bis sich die Kommoffizierin wieder über das Interkom meldete. „Captain.”, tönte die sanfte Stimme aus den Lautsprechern, nachdem Sundrak das Gerät aktiviert hatte, „Ich habe eine abhörsichere Verbindung sowohl mit dem Präsidenten als auch mit Admiral Kononga.” Der hünenhafte Kommandant nickte. „Stellen Sie die Verbindungen in den Bereitschaftsraum, Lieutenant.”, befahl Sundrak. Kurz darauf wurde das Antlitz der jungen Aldanerin auf dem Schirm durch die Gesichter von Präsident Donhāruš und Admiral Kononga ersetzt. Beide hatten eine ausdruckslose Miene aufgesetzt.

Sundrak atmete mehrmals tief durch, bevor er seine Stimme erhob. „Herr Präsident! Admiral!”, sagte er und warf dabei einen kurzen Blick dem Diplomaten zu, der gespannt auf den Schirm sah, „Botschafter Dēlus und ich haben einige Zeit miteinander über unsere gescheiterte Mission und die daraus resultierenden Konsequenzen diskutiert. Nachdem Sie durchblicken ließen, dass Sie den Einsatz der Kārum-Skald-Waffen befehlen werden, Herr Präsident, falls uns die Klingonen und Zadorianer in ihren Krieg mit hineinziehen sollten und die Šakūra auf Grund dessen ihre Chance nutzt, um ihre Interessen durchzusetzen, sind wir zu dem Schluss gelangt, dass wir uns diesbezüglich etwas einfallen lassen mussten. Um dem entgegenzuwirken, haben wir einen Plan ausgearbeitet, der allerdings Ihre Zustimmung bedarf.” Fragend sahen die beiden Sundrak und Dēlus an. „Erzählen Sie uns von Ihrem Plan, Captain.”, bat der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz. Gemeinsam kamen der Botschafter und der Captain der Bitte von Präsident Donhāruš nach.

„Die Sache ist eigentlich ganz einfach, Herr Präsident.”, erhob Ibāmu nun das Wort, „Captain Sundrak hat vor, die Šakūra mit einem einzigen Schlag handlungsunfähig zu machen, indem er mit der Concordia den Anführern der Organisation eine Falle stellt und sie dann ausschaltet, indem er sie gefangen nehmen lässt.” Zweifelnd zog Donhāruš die Stirn in Falten. „Aber wie wollen Sie an die erforderlichen Informationen kommen, um Ihren Plan durchführen zu können?”, wollte Kononga wissen, „Die gefangenen Šakūristen befinden sich doch in kryostatischer Haft. Sie sind die einzigen, von denen man überhaupt Informationen über das Netzwerk der Šakūra bekommen kann und die werden uns bestimmt nicht freiwillig ihre Geheimnisse mitteilen. Darauf können Sie wetten.” „Eben.”, warf der Präsident ein, „Nur unter ganz speziellen Voraussetzungen kann ich jemanden die Genehmigung erteilen, sie während ihrer Verbüßung ihrer Haftstrafe noch einmal zu verhören. Ich brauche schon mehr Gründe, damit ich einer weiteren Anhörung inhaftierter Personen zustimmen kann, denn auch ich bin an die Gesetze unseres Staates gebunden.” „Das verstehen wir, Herr Präsident. Aber das ist nicht das einzige, was für die Durchführung unseres Planes erforderlich ist.”, gestand Sundrak ernst, „Wir brauchen noch ein weiteres Raumschiff mit entsprechender Besatzung, um die Falle stellen zu können.” „Ein weiteres Raumschiff?”, vergewisserte sich Admiral Kononga, „Was haben Sie denn damit vor, Captain?” Der hünenhafte Kommandant begann listig zu lächeln, als er antwortete. „Das benötigte Raumschiff sollte eigentlich der Lockvogel für unsere Šakūristen-Freunde sein, Admiral.”, sagte der Captain der Concordia mit ausdrucksloser Miene, „Und um das Risiko für die Besatzung zu minimieren, haben wir vor, das Schiff mit einer reinen Aldanoidencrew zu besetzen. Der einzige lebende Aldaner an Bord des besagten Schiffes wäre ich selbst. Fall es zu einem Kampf gegen die Šakūra-Schiffe käme, bliebe der Schaden relativ gering, weil ja bei diesem Unterfangen kaum Leben riskiert werden.” „Mit anderen Worten.”, erwiderte der Präsident nachdenklich, „Sie gehen davon aus, das es zu einen Kampf kommen wird und das Schiff, das Sie als Lockvogel einsetzen wollen beschädigt oder gar zerstört wird.” Sundrak nickte. „Wir müssen sogar davon ausgehen, dass die Šakūra mit Waffengewalt reagieren wird, sobald sie merken, dass wir ihnen eine Falle gestellt haben.”, gab der Captain der Concordia mit sehr ernster Miene zu Bedenken, „Wir dürfen sie nicht unterschätzen. Das wäre fatal für alle Beteiligten. Die werden sich nicht widerstandslos ergeben. Wie radikal sie gegen jemanden vorgehen, haben wir ja alle schon oft genug miterleben müssen.” „Inzwischen gehen die Šakūristen ja schon soweit, wenn sie jemand nicht gefangen nehmen können, dann sind sie sogar bereit, die betreffende Person mit allen anderen, die sie beschützen, umzubringen.”, fügte Dēlus hinzu, „Der Zwischenfall damals, als ich mit meiner Assistentin zusammen auf den Weg zur Erde war, um die Verträge zu erneuern, hat gezeigt, wie sehr sie ihre Einstellung über die Durchsetzung ihrer Ziele geändert haben. Noch nie in der Geschichte des aldanischen Volkes war die Šakūra so unberechenbar und so gefährlich wie heutzutage. Wir dürfen uns leider keine Fehler mehr erlauben, wenn es um die Šakūra geht, Herr Präsident.”

 

Abschließende Hinweise:

keine

Eine Frage des Vertrauens

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

Das Gesicht von Donhāruš war nach wie vor ausdruckslos, als er antwortete. „Mir ist die prekäre Lage, in der Sie und Captain Sundrak uns gebracht haben durchaus bekannt, Herr Botschafter.”, sagte der Präsident kühl, „Es ändert nichts daran, dass ich einer weiteren Anhörung Inhaftierter, unabhängig davon ob verbal oder mental, nur dann zustimmen kann, wenn ich genügend Gründe von Ihnen gehört habe.” Sundrak seufzte. „Na gut.”, sagte er, wobei seine Stimme einen warnenden Ton annahm, „Dann werde ich wohl die nächste Bombe platzen lassen müssen, Herr Präsident.” Donhāruš zog fragend seine Augenbrauen die Höhe. „Sprechen Sie, Captain.”, sagte der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz nichts Gutes ahnend.

„Wahrscheinlich bekommen wir noch mehr Probleme, als wir schon haben.”, gestand der Captain der Concordia. „Was soll das heißen, Captain?”, erkundigte sich Donhāruš, „Reden Sie endlich!” Rasch berichteten Botschafter Dēlus und Captain Sundrak gemeinsam von dem Notruf der Nangu und das ihr Schiff noch innerhalb des elysianischen Territoriums von getarnten Raumschiffen zerstört wurde, bevor die Concordia ihnen helfen konnte. „Es liegt die Vermutung nahe, dass die Elysianer etwas in Schilde führen, denn neuerdings flüchten die Nangu in die Aldanische Allianz anstatt in das Drakonianische Reich, wie sie es sonst immer machten.” Das Gesicht des Präsidenten verfinsterte sich, als er über die Worte des Botschafters und des Captains nachdachte. „Und was haben wir letztendlich damit zu tun?”, fragte Donhāruš etwas verständnislos, „Was die Elysianer innerhalb ihres Imperiums machen geht uns nichts an, Captain. Das ist eine interne Angelegenheit, in der wir uns nicht einzumischen haben. Es sei denn, sie täten etwas, was unsere eigene Sicherheit ernsthaft gefährden würde.” „Oder sie bereiten einen Krieg vor.”, warf Ibāmu ein, „Dann wäre das schon eine Sache, die uns etwas anginge, Herr Präsident. Schließlich sind die Elysianer uns gegenüber immer noch sehr feindselig eingestellt. Anscheinend flüchten die Nangu zu uns in die Aldanische Allianz, weil sie selbst, vor wem auch immer, weder in ihrer Heimat noch im Drakonianischen Reich nicht mehr sicher sind. Bedenken Sie bitte, Herr Präsident, dass Captain Sundrak eben gerade von Raumschiffen sprach, die getarnt das Nangu-Schiff angriffen und es letztendlich sogar zerstörten. Keiner von den armen Kerlen hat das Massaker überlebt.” Einen kurzen Augenblick lang herrschte Schweigen. „Es gibt nicht viele Völker, die über Raumschiffe verfügen, die getarnt auf andere schießen können.”, gab Admiral Kononga zu Bedenken, „Zurzeit haben nur die Elysianer und wir Aldaner den technologischen Entwicklungsstand erreicht, um solche Raumschiffe zu bauen und einzusetzen.” Gebannt sahen Ibāmu und der hünenhafte Kommandant auf den Schirm. Auch die Weißhaarige blieb still, während Donhāruš erneut nachdenklich seine Stirn in Falten zog. Dann nickte er. „Also gut.”, sagte er mit einer Stimme, die seine innere Anspannung verriet, „In Anbetracht der neuen Situation habe ich wohl keine andere Wahl mehr. Sie haben mich überzeugt, Captain Sundrak. Ich werde Ihnen die Genehmigung für eine außergerichtliche Anhörung der Šakūra-Gefangenen erteilen. Anscheinend liegt doch mehr in der Luft, als man zuerst annehmen konnte. Wenn Sie bezüglich der Elysianer Recht haben, Captain Sundrak, dann müssen wir alles tun, um das zu verhindern.” Der Präsident machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. Er atmete mehrmals tief durch. Dann schüttelte er mit dem Kopf. Deutlich konnte man in seinen Augen die Fassungslosigkeit erkennen, die der mächtigste Mann der Aldanischen Allianz empfand. „Ich hätte nie gedacht, dass die Elysianer nach so langer Zeit wieder einen neuen Krieg planen würden.”, meinte er fassungslos, „Ich kann nur hoffen, dass Sie sich geirrt haben, Captain. Ansonsten fängt der Ärger dann erst richtig an. Ausgerechnet einen Krieg gegen die Elysianer. Das hat uns gerade noch gefehlt!”

Müde ließ sich die Sicherheitschefin und Waffenoffizierin auf den Boden fallen. Ihre Beine waren schwer wie Blei und ihre Füße schmerzten. Prüfend sah sie zu den anderen Mitgliedern des Außenteams hinüber, denen es nicht besser erging und ebenfalls inzwischen total erschöpft auf den Boden saßen. Auch sie waren von dem langen Marsch ausgelaugt, den sie den restlichen Tag in der Gefangenschaft der Nangu zurückgelegt hatten. Ohne Rast zu machen hatten sie in kürzester Zeit eine sehr weite Strecke zurückgelegt. Noch nie zuvor mussten sie einen derartigen Gewaltmarsch hinlegen wie an diesen Tag. Bis auf die Nangu selbst waren alle aus der Puste. Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann noch mal so etwas mitmachen muss!, dachte die Terranerin und musterte dabei einen der Nangu, der gerade in ihrer Nähe stand, Die haben ja eine Bombenkondition! Es würde mich nicht wundern, wenn ihre Vorfahren einmal echte Hetzjäger waren!, fuhr sie in Gedanken fort, Diesbezüglich ähneln sie doch unseren Wölfen auf der Erde schon ein wenig! Alicia zuckte etwas zusammen, als einer der Nangu sich zu ihr umdrehte und sie interessiert ansah. Alicia hatte das Gefühl, dass dieses fremde Geschöpf ihre Gedanken las, was ihr nicht sonderlich behagte. Als er sein Maul aufriss und damit den Blick auf sein gefährliches Raubtiergebiss freigab, bekam die Terranerin eine Gänsehaut am ganzen Körper. Sie schüttelte sich, als ihr ein kalter Schauer den Rücken herunter lief. Dann riss die Counselor die Waffenoffizierin aus ihre Gedanken.

„Ich habe während des ganzen Gewaltmarsches über immer wieder versucht, mentalen Kontakt zu Commander Tārušin herzustellen, um ihr zu sagen, dass wir höchstwahrscheinlich die Nangu gefunden haben.”, flüsterte sie so leise, dass Alicia sehr viel Mühe hatte, die Counselor zu verstehen, „Aber ich kann sie immer noch nicht kontaktieren.” Die Terranerin seufzte. „Das ist nicht gut.”, meinte sie nachdenklich, „Wer weiß, was mit ihr passiert ist und wo sie jetzt überhaupt steckt.” „Wenn die uns nicht alles abgenommen hätten, dann könnten wir zumindest die Concordia kontaktieren und Captain Sundrak über die neuesten Entwicklungen hier auf Bīlat informieren.”, sagte der aldanische Fähnrich, der sich etwas zu den beiden Frauen hinüberbeugte, „Wir können nur hoffen, dass wir einen anderen Weg finden, um das nachzuholen.” „Vielleicht können wir einen unserer Kommunikatoren später zurückholen, wenn die Nangu mal ein wenig unachtsam sind.”, schlug der terranische Fähnrich vor, „Aber, wenn ich mir so ihre großen Ohren so ansehe, befürchte ich, dass sie alles hören, was wir tun.” „Und ich befürchte, dass sie Telepathen sind, denn ich habe die ganze Zeit über das Gefühl, dass sie alles wissen, was wir denken.”, gestand die Waffenoffizierin, „Woher sollte der eine Nangu von denen sonst von meinen Gedanken mit den Werwölfen auf der Erde gewusst und mich danach gefragt haben?” Die vier übriggebliebenen Mitglieder von Dilānas Außenteam wandten sich zu den versammelten Nangu um, als sich mehrere von ihnen mit schnellen Schritten näherten.

„Wer von euch hat das Kommando?”, fragte jener Nangu, der vorher schon die Sicherheitschefin nach den Werwölfen gefragt hatte. „Ich habe das Kommando.”, antwortete die Terranerin mit ausdrucksloser Miene. Drohend hielt er einen längeren Stock auf Alicia gerichtet und trat näher an die Terranerin heran. Deutlich konnte sie seine hellblauen Augen erkennen, mit der das fremde Geschöpf die Frau musterte. „Wie ist dein Name?”, fragte er in einem Ton, der die Sicherheitschefin Kent innerlich zusammenzucken ließ, doch sie ließ sich äußerlich nichts anmerken. Sie stellte sich mit offiziellen Rang und Namen vor. Der dunkle Nangu warf einen kurzen Blick seinen Gefährten zu. „Woher kommt ihr?”, fragte er weiter. „Wir sind von der USS Concordia.”, antwortete Kent ruhig, „Es befindet sich in der Umlaufbahn dieses Planeten.” Der Nangu stieß einen Laut aus, der die Aldaner und Terraner an einen Fluch erinnerte. „Ich habe es geahnt.”, sagte er beunruhigt zu den anderen, „Irgendwann musste man uns hier entdecken. Wir müssen ihn sofort warnen.”

„Wovor willst du mich warnen, Lundus?”, wollte eine Gestalt wissen, die hinter den großen Nangu getreten war, „Und vor allen Dingen was sind das für Leute, die ihr hier angeschleppt habt?” Erschrocken wandte sich der Angesprochene um und sank direkt vor der fremden Gestalt auf die Knie und beugte seinen muskulösen Oberkörper soweit nach vorne, bis seine Schnauze den Boden berührte. „Man hat uns entdeckt.”, antwortete Lundus besorgt, „Es befindet sich ein Raumschiff im Orbit.” Der Fremde trat einen Schritt näher. Seine Kapuze verdeckte sein Gesicht. Keiner des Außenteams war in der Lage, das Antlitz des Fremden erkennen zu können. „Das ist mit Sicherheit ein aldanisches Raumschiff.”, erwiderte er gelassen, „Warum bist du denn darüber so beunruhigt, Lundus? Du wusstest es genauso wie ich, dass die Aldaner uns hier irgendwann entdecken und deshalb jemanden hier herunter schicken würden. Immerhin befinden wir uns hier auf einem Planeten, der zur Aldanischen Allianz gehört.” Lundus gab einen undefinierbaren Laut von sich. „Aber wir wissen nicht, was sie tun werden, nachdem sie uns entdeckt haben.”, antwortete der Nangu, ohne aufzublicken. „Nein, das wissen wir nicht, mein Freund.”, erwiderte die Gestalt ruhig, „Aber ich denke, das werden wir wohl in Kürze erfahren. Also lass das mal meine Sorge sein.” „Ihr seid über unsere Entdeckung nicht beunruhigt, Herr?”, fragte Lundus etwas verwirrt. „Nein, keineswegs.”, erwiderte die Gestalt, „Ganz im Gegenteil. Ich habe schon auf die Aldaner gewartet. Immerhin halten wir uns schon eine geraume Zeit lang auf diesen Mond auf, ohne von ihnen entdeckt worden zu sein. Unsere Entdeckung war nur eine Frage der Zeit.” Verblüfft sahen sich die Mitglieder des Außenteams von der Concordia an, nachdem sie die Worte des Fremden vernommen hatten. Sanft legte der Fremde seine Hand auf die Schulter des Nangu.

„Erhebe dich wieder, Lundus.”, sagte er, „Es wird Zeit, dass wir an unsere Mission denken.” Wie seine Gefährten erhob sich der große Nangu fast lautlos wieder. Der Fremde trat auf die Gefangenen zu und sah jeden einzelnen von ihnen nacheinander prüfend an. „Gibt ihnen ihre Ausrüstung zurück.”, befahl der Fremde, „Schließlich befinden wir uns auf ihrem Territorium und nicht auf unseren.” Ruckartig wandte Lundus seinen Kopf nach der fremden Gestalt um, die der Anführer der Nangu zu sein schien. „Sollen sie auch ihre Waffen zurückerhalten?”, wollte Lundus wissen. Der Fremde nickte fast unmerklich. „Ja, auch die Waffen, mein Freund.”, sagte er, „Schließlich sind wir hier Gäste und wenn wir als solche behandelt werden wollen, dann müssen wir ihnen auch diese zurückgeben.” Nachdem die Vier ihre gesamte Ausrüstung zurückbekommen hatten, wandte sich der Fremde direkt an das restliche Außenteam.

„Ich bitte vielmals um Entschuldigung für meine Freunde.”, sagte er freundlich, „Aber zurzeit sind sie sehr um meine Sicherheit besorgt. Das müssen Sie verstehen.” Die Sicherheitschefin sah den Fremden prüfend an. „Wer sind Sie?”, fragte die Terranerin unberührt, „Und vor allen Dingen, was machen Sie mit ihren Begleitern zusammen hier auf diesen Planeten mitten in der Aldanischen Allianz?” „Mein Name ist Tolim Nuy.”, antwortete die Gestalt und nahm dabei seine Kapuze ab, „Ich bin Wissenschaftler.” Sowohl der aldanische Fähnrich als auch die Counselor schnappten reflexartig nach Luft, als sie das Gesicht des Fremden sahen, das ihn eindeutig als einen Elysianer identifizierte. Der Anblick ließ die Terranerin innerlich frösteln. Die Augen waren tiefschwarz und glänzend. Deutlich waren seine dolchartigen Zähne zu erkennen. Insgesamt erinnerte Alicia das Gesicht des Elysianers an das eines irdischen Insektes, wobei es ihrem Empfinden nach, dem Antlitz einer Hornisse am nächsten kam. Eingerahmt wurde das Gesicht des Fremden durch pechschwarze dreadlockartige Haare, zumindest hielt die Sicherheitschefin dies für Haare, die ab der Mitte des Kopfes herabhingen. Auf der vorderen Stirn befanden sich mehrere kleine Dornen, die leicht nach hinten gebogen waren. Sofort zog der aldanische Fähnrich seinen Phaser und richtete die feuerbereite Waffe auf den Fremden. Die einzelnen Bereiche waren in Segmente unterteilt, die überwiegend weiß waren. Die einzelnen Segmentabschnitte hatten einen schwarzen Rand. Anscheinend haben die Elysianer ein Exoskelett wie die Insekten auf der Erde!, dachte die Terranerin und erschauerte innerlich bei diesen Gedanken, als sie den Fremden wortlos betrachtete, Vermutlich stammen sie ursprünglich von einer solchen Spezies ab! Trotz seiner humanoiden Gestalt konnte das äußere Erscheinungsbild des Elysianers über seinen wahren Ursprung nicht hinwegtäuschen, denn der gesamte Körper war ähnlich in diesen weißen Segmenten mit schwarzen Rändern unterteilt. „Rufen Sie Ihr Schiff.”, forderte der Fremde Alicia unbeirrt auf, wobei er den Fähnrich mit seiner schussbereiten Waffe ignorierte, „Und sagen Sie Ihren Captain, dass wir dringend Ihre Hilfe brauchen.” Der Elysianer machte eine Handbewegung, worauf die Nangu gleichzeitig ihre Waffen ablegten. Lundus zögerte jedoch, als er eine seiner Waffen in seinen Klauen hielt.

„Gibt ihnen alle Waffen, die du hast.”, befahl Tolim dem großen Nangu, der dieser Aufforderung nur widerstrebend nachkam, „Schließlich müssen wir ihnen zeigen, dass wir für sie keine Bedrohung sind und das ich es ernst meinte, als ich sagte, dass ich die Aldaner schon längst erwartet habe und wir ihre Hilfe brauchen.” Schnaubend legte Lundus auch seine letzte Waffe ab. Es war ein großer Stock, der genauso groß war wie er selbst. Dumpf fiel die Waffe aus einer Metalllegierung auf den Waldboden. „Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr tut, Herr.”, sagte der Nangu missgestimmt, „Mir gefällt es nicht, unsere Waffen abzugeben. Ohne die können wir nicht mehr eure Sicherheit gewährleisten.” Nuy trat einen kleinen Schritt auf den großen Nangu zu und legte ihm beschwichtigend seine Hand auf die behaarte Schulter. „Ich weiß, mein Freund.”, sagte er, „Vertrau mir. Ich weiß, was ich tue.” Dann blickte er die Sicherheitschefin an und nickte. „So, wir sind bereit.”, sagte er, „Sie können nun Ihr Schiff rufen.” Ohne zu zögern aktivierte die Terranerin ihren Kommunikator, während dessen die beiden Fähnriche weiterhin ihre schussbereiten Phaser auf den Elysianer und seine Begleiter hielten.

Erleichtert atmeten Ibāmu und der Captain der Concordia auf, nachdem die Verbindungen zum Präsidenten und Admiral Kononga geschlossen waren. „Ich bin erleichtert, dass beide unseren Plan zugestimmt haben.”, gestand der Botschafter, „Das habe ich nicht für möglich gehalten, dass sowohl Donhāruš als auch Kononga noch auf uns hören würden, nachdem beide uns gegenüber durchblicken lassen haben, dass wir wegen der gescheiterten Verhandlung zwischen den Klingonen und Zadorianern eine Menge Ärger bekommen werden, sobald wir Aldania Prime erreichen.” Sundrak stand hinter seinem Schreibtisch auf und trat an den Replikator. Der hünenhafte Kommandant bestellte für den Diplomaten und für sich jeweils einen aldanischen Kaffee. Dankbar nahm Dēlus das Gefäß mit dem heißen Getränk an und nahm sofort einen kleinen Schluck davon. Entspannt lehnte sich der weißhaarige Mann in seinem Stuhl zurück. Zufrieden lächelte er ein wenig. „Den können wir momentan ganz gut gebrauchen.”, meinte der Captain mit einem kleinen Lächeln auf seinen Lippen, als er sich wieder hinter seinem Schreibtisch setzte, „Immerhin wartet jetzt erst recht eine ganze Menge Arbeit auf uns, Herr Botschafter.” Dieser nickte und nahm gleich einen weiteren Schluck. Der Botschafter setzte gerade zu einer Erwiderung an, als in diesem Augenblick das Interkom ertönte. Sofort stellte Sundrak die Tasse mit dem heißen Kaffee ab und aktivierte das Gerät. Als Alicias Gesicht auf dem Bildschirm erschien, ahnten er und Dēlus bereits nichts Gutes.

Mit ausdrucksloser Miene lauschte er dem Bericht der Sicherheitschefin, ohne sie zu unterbrechen. Botschafter Dēlus stand wortlos von seinem Stuhl auf und trat an den Schreibtisch des Kommandanten heran. Auch er hörte aufmerksam zu, ohne sich dabei anmerken zu lassen, was ihm durch den Kopf ging. Als Alicia berichtete, dass die Erste Offizierin verschwunden war und sie die Nangu mittlerweile gefunden hatten, bei denen noch obendrein ein Elysianer war, stand Sundrak sofort auf, warf dem Botschafter einen sorgenvollen Blick zu. Ibāmu erwiderte den Blick des Captain, ohne etwas zu sagen. Beide wussten, was sie nun zu tun hatten, denn sie sahen bereits ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

„Bleiben Sie, wo Sie sind, Lieutenant Kent.”, sagte Sundrak, nachdem Alicia geendet hatte, „Ich komme runter auf die Oberfläche.” Nachdem er das Interkom deaktivierte, sah er den Botschafter an. Dieser verstand den Blick des Kommandanten sofort und reagierte dementsprechend. „Wenn Sie keine Einwände haben, Captain, dann werde ich Sie begleiten.”, sagte er mit ernster Miene, als sie bereits zur Tür des Bereitschaftsraumes schritten, „Da anscheinend die Elysianer die Finger mit im Spiel haben, ist es wohl besser, wenn ein offizieller Vertreter unserer Regierung anwesend ist, wenn Sie mit dem Elysianer sprechen.” Als sie gemeinsam die Brücke betraten, forderte der Captain Lomādo Nolezoto auf, sie zu begleiten. Unterwegs zum Transporterraum forderte Dēlus auf mentalem Wege seine Assistentin auf, sich so schnell wie möglich in dem Transporterraum einzufinden.

Wenig später materialisierten vier Personen auf der kleinen Waldlichtung auf Bīlats Oberfläche. Arāne Adakān hielt einen Tricorder in ihren zarten Händen, während der Navigator und Steuermann seinen Phaser aus dem Halfter zog und die Waffe auf höchster Betäubungsstufe einstellte. Als die junge Aldanerin das Außenteam auf dem Display angezeigt bekam, zeigte sie sofort in die Richtung. „Sie sind dort.”, sagte sie. Entschlossen setzte sich die Gruppe in Bewegung. Nach wenigen Momenten erreichten sie das Außenteam von Dilāna Tārušin, die immer noch spurlos verschwunden war.

„Captain!”, sagte sie, als sie den hünenhaften Kommandanten mit seinen Begleitern sah, „Die Nangu und der elysianische Wissenschaftler namens Tolim Nuy haben uns bereits ihre Waffen ausgehändigt und sind bereit, uns auf die Concordia zu folgen.” Sundrak blieb direkt vor den Elysianer stehen und musterte ihn wortlos. Anschließend warf er den Nangu einen musternden Blick zu, ohne ein Wort zu sagen. Besonders gelassen erwiderte der Elysianer den Blick des Captains. Auch die Nangu verhielten sich ruhig. Niemand sagte ein Wort. Lundus gab ein leises Schnauben von sich. Ihm behagte die Situation gar nicht. Er hatte das Gefühl, ohne seine Waffen völlig hilflos und ausgeliefert zu sein. Vorsichtig trat der große Nangu nichtsdestotrotz einen halben Schritt auf den aldanischen Kommandanten zu, als dieser gerade seine Stimme erhob.

„Warum sind Sie ausgerechnet in die Aldanische Allianz geflüchtet und wie lange sind Sie schon mit Ihren Begleitern zusammen auf Bīlat?”, wollte er wissen und sah dabei Nuy scharf an. Knurrend trat Lundus einen großen Schritt vor. Mit seinem muskulösen Körper stellte er sich schützend vor den Elysianer, der regungslos vor Sundrak stand und den aldanischen Captain aus seinen obsidianschwarzen Augen ansah. Sofort trat Lomādo Nolezoto mit einem feuerbereiten Phaser vor den Captain. „Nur zu.”, sagte der kleine drahtige Mann mit den schwarzen Haaren kampfbereit und deutete dabei auf seine gezogene Waffe, „Tu, was du vorhast. Weit wirst du damit auf keinen Fall kommen. Bevor du jemanden berühren kannst, habe ich dich bereits eliminiert.” Blitzschnell hob Tolim Nuy seine Hand und legte sie dem großen Nangu auf die Schulter. „Tu das nicht, mein Freund.”, sagte er ruhig, „Der aldanische Captain hat guten Grund uns zu fragen, warum wir hier sind. Wir sind hier die Eindringlinge, nicht sie. Sie haben allen Grund, so misstrauisch zu sein.” Der Nangu verharrte in seiner Bewegung und starrte den Aldaner aus seinen hellblauen Augen an. Jeder konnte die angespannten Muskeln des wachsamen Nangu sehen. Dann entspannte sich Lundus wieder, ohne sich zu den anderen zurückzuziehen. „Nun?”, hakte Sundrak nach, „Wer sind Sie und was haben Sie mit Ihren Begleitern hier zu suchen?” „Mein Name lautet Tolim Nuy. Ich bin Wissenschaftler.”, antwortete der Elysianer knapp, „Wir mussten fliehen, weil wir im Elysianischen Imperium nicht mehr sicher waren.” Der Captain der Concordia und seine Begleiter sahen sich gegenseitig an. „Vor wem seid ihr nicht mehr sicher?”, wollte Sundrak wissen, „Eigentlich müssten Sie doch wissen, dass Sie auch hier in der Aldanischen Allianz nicht sicher sind. Es gibt nach wie vor keinen Friedensvertrag zwischen dem Elysianischen Imperium und der Aldanischen Allianz. Sie müssten doch eigentlich wissen, dass man Sie mitsamt Ihren Begleitern hier gefangen nehmen wird, sobald man Sie hier findet.” „Ich weiß.”, erwiderte der Elysianer ungerührt, „Das Risiko mussten wir eingehen, wenn wir überleben wollen. Im Imperium drohte uns der Tod, während dessen uns hier schlimmstenfalls nur das aldanische Gefängnis droht.” „Wer und warum trachtet man euch im Elysianischen Imperium nach dem Leben?”, erkundigte sich der aldanische Botschafter und sah dabei Tolim Nuy prüfend an, „Ihr seid ein enormes Risiko eingegangen, um euch hier in Sicherheit zu bringen.” „Manchmal ist es besser, sich bei seinen Feinden in der Fremde zu verstecken, als bei seinen Gegnern in der Heimat.”, erwiderte Tolim sachlich, „Wir hatten keine andere Wahl, als in die Aldanische Allianz zu flüchten, nicht nach allem, was im Imperium vorgefallen ist.” Fragend zog Sundrak seine Augenbrauen in die Höhe. „Langsam wird es Zeit, die Fragen von Botschafter Dēlus und Captain Sundrak konkret zu beantworten.”, sagte Nolezoto kühl und wies dabei demonstrativ auf seinen schussbereiten Phaser, „Sonst müssen wir andere Maßnahmen ergreifen, damit Sie reden.” Der Elysianer nickte. „Also gut.”, sagte er ungerührt, „Dann reden wir Tacheles.”

Schmerzen breiteten sich explosionsartig in ihrem Körper aus, als sie wieder zu sich kam. Vorsichtig versuchte Dilāna ihre Augen zu öffnen. Erschrocken musste die Rothaarige feststellen, dass es um sie herum völlig dunkel war. Unsicher versuchte sie mit ihren Händen den Boden zu ertasten, worauf sie lag. Verwundert stellte sie fest, dass sie auf einer kleinen Pritsche lag. Langsam versuchte Tārušin aufzustehen. Sie stöhnte und hielt sich mit beiden Händen den Kopf, der in jedem Augenblick zerplatzen könnte. Nur vorsichtig versuchte die aldanische Offizierin sich aufzurichten. Als sie endlich auf der Bettkante saß, überkam ihr Übelkeit. Reflexartig hielt Dilāna ihre Hand auf dem Bauch, der sich noch kurzer Zeit wieder etwas beruhigte. Was ist passiert?, fragte sie sich, Wo bin ich? Krampfhaft versuchte sich die Rothaarige daran zu erinnern, was geschehen war, bevor sie ohnmächtig wurde. „Computer, Licht!”, befahl sie, doch nichts geschah. Es blieb dunkel. Sie gab einen tiefen Seufzer von sich. Wo bin ich hier?, fragte sie sich, Wieso kriege ich hier kein Licht? „Hallo?”, rief Dilāna und zuckte zusammen, als sie merkte, wie rau sich ihre Stimme anhörte, „Ist da jemand?” Doch die Rothaarige erhielt keine Antwort. Auch die Dunkelheit blieb. Frustriert ließ sie die Schultern sinken. Stattdessen ertönte ein leises Summen an der gegenüber liegenden Wand. Dilāna sah in jene Richtung, aus der sie das Geräusch hörte und erblickte dort einen schwachen Lichtschein, der langsam heller wurde. Vorsichtig stand sie auf und trat auf die Lichtquelle zu. Erst jetzt erkannte sie einen Replikator. Im Ausgabefach sah die Rothaarige ein kleines Tablett stehen, auf dem neben einer kompletten Mahlzeit auch noch ein Hypospray lag. Behutsam nahm sie das Tablett aus dem Fach des Replikators und drehte sich damit vorsichtig in die Richtung ihrer Pritsche um. Inzwischen war das Licht angegangen, das nur langsam heller wurde. Die junge Aldanerin sah sich in dem kleinen Raum um. Als sie einen kleinen Tisch erblickte, schritt sie darauf zu und stellte das Tablett ab. Als sie auf einen der beiden Stühle Platz nahm, stöhnte sie erneut. Mit beiden Händen hielt sie sich erneut ihren schmerzenden Kopf und begann mit ihren Fingern vorsichtig ihre Schläfen zu massieren. Erschrocken zuckte die Erste Offizierin der Concordia zusammen, als sie eine unbekannte Männerstimme hörte.

„Nehmen Sie das Hypospray, Commander.”, sagte der Fremde, der unbemerkt den Raum betreten hatte, „Dann wird es Ihnen besser gehen.” Dilāna schaute in jene Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hatte. Im Halbschatten konnte sie schemenhaft eine humanoide Gestalt erkennen. „Wer sind Sie?”, wollte die Rothaarige wissen und musterte den Fremden, von dem sie nur eine Silhouette sehen konnte. „Nehmen Sie erst einmal das Hypospray.”, sagte der Unbekannte erneut, „Und danach sollten Sie sich stärken, bevor wir uns unterhalten werden.” Tārušin wollte etwas sagen, doch der Fremde kam ihr zuvor. „Ich weiß, was Sie fragen wollen.”, sagte er mit einer sehr ruhigen Stimme, „Sie haben einige Fragen, die Ihnen auf der Seele liegen. Wenn ich kann, werde ich sie nachher beantworten, sobald Sie gegessen haben. Aber vor dem Essen sollten Sie besser Ihr Hypospray nehmen, damit Sie so schnell wie möglich Ihre Schmerzen loswerden.” Zögernd nahm Dilāna das Medikament in die Hand und hielt es sich an ihren Oberarm. Kurz darauf hörte sie, wie sich das Hypospray zischend in ihren Arm entleerte. Als sie die leere Hypospraypistole auf den Tisch legte, merkte sie bereits, wie der Schmerz in ihrem gesamten Körper schnell nachließ.

„Und jetzt essen Sie endlich, bevor es kalt ist, Commander.”, ließ sich der Fremde vernehmen, der die Rothaarige aufmerksam beobachtete, „Essen Sie ruhig. Als Vegetarierin können Sie das. Da ist kein Fleisch drin. Das kann ich Ihnen versichern. Es ist Tuxāluš, Ihr Lieblingsessen, und wird Ihnen bestimmt munden.” Vorsichtig nahm sie den Deckel vom Teller. Die von dem Unbekannten genannte Speise kam zum Vorschein. Sofort kam ihr der Duft des Essens entgegen und Dilāna merkte in diesem Augenblick, wie hungrig sie eigentlich war. Tārušin warf der humanoiden Gestalt einen überraschten Blick zu. „Woher wussten Sie, dass ich Vegetarierin bin und dass das hier mein Lieblingsessen ist?”, fragte die Rothaarige, als sie mit der Gabel das erste Gemüsestück aufnahm. Als der Fremde ins Licht trat, ertönte ein leises Summen. Sofort wusste Dilāna, dass ein Kraftfeld sie von dem gutaussehenden Fremden mit der sonoren Stimme trennte. Wenige Schritte von ihr entfernt blieb der Unbekannte stehen. Deutlich konnte sie den Mann erkennen, der Aldaner war. Er trug etwas, dass sie an einen Overall erinnerte. Rangabzeichen konnte sie an seiner Kleidung nicht entdecken. Er hatte schwarze Haare und einen Oberlippenbart. Die Erste Offizierin sah den unbekannten Aldaner an, der ihrer Schätzung nach, ungefähr in ihren Alter sein könnte. Er lächelte freundlich, als er sich auf die Pritsche setzte. „Oh, wir wissen mehr über Sie, als Sie ahnen, Commander.”, gestand der Fremde schmunzelnd, „Schließlich muss ich zumindest alles über meine kleine Schwester wissen, wenn ich schon nicht mit ihr zusammen aufwachsen durfte.” Verblüfft über die Antwort des Fremden, ließ Dilāna ihr Besteck fallen und sah ihn mit tellergroßen Augen an. Der Aldaner begann zu lachen.

Rasch verdaute sie die Worte des fremden Aldaners, der sie freundlich ansah. Während sie weiteraß, schaute sie ihn interessiert an. Nach zwei weiteren Bissen ließ die Rothaarige die Hand mit der Gabel sinken. Ihr Gesicht war wieder ernst geworden, nachdem sie die Verblüffung über die Aussage des Fremden verdaut hatte. „Ich habe gar keinen Bruder.”, bekannte sie mit fester Stimme, „Ich bin als Einzelkind aufgewachsen. Laut den Aussagen meiner Eltern, starb mein Bruder kurz nach seiner Geburt.” Der Unbekannte nickte. Das Lächelnd auf seinen Lippen erstarb bereits und verschwand nach der Antwort der Ersten Offizierin vollständig. Dann nickte er. „Ich verstehe.”, sagte er seufzend, „Dann wissen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mal Ihre Eltern, dass ich noch lebe und man sie damals in der Klinik belogen hatte.” Beide musterten sich gegenseitig, ohne ein Wort zu sagen. Nach wenigen Augenblicken brach er die Stille. „Wissen Sie, Commander, ist nicht leicht in verschiedenen staatlichen Einrichtungen aufzuwachsen, ohne zu wissen, wer man ist und man seine eigene Wurzeln nicht kennt.”, sagte er, wobei seine Stimme einen bitteren Klang erhielt, „Ein Offizier hat mich damals unter seine Fittiche genommen, nach dem ich immer wieder aus verschiedenen Gründen von einem Schiff auf das andere Schiff versetzt wurde. Egal, auf welchem Schiff ich auch diente, ich gehörte niemals zur Crew. Immer gab es zwischen mir und den anderen Differenzen, die nicht beigelegt werden konnten.” Während er Dilāna das erzählte, hörte sie ihm schweigend zu. „Es muss sehr schwer sein, wenn man keine Heimat hat.”, sagte sie. Der Fremde nickte. „Trotzdem frage ich mich, wie Sie darauf kommen, dass ich Ihre Schwester wäre. Sowas saugt man sich doch nicht so einfach aus den Fingern.”, meinte Dilāna ernst, „Außerdem müssten Sie mir das beweisen, dass Sie mein Bruder sind.” Als sie sich gegenseitig ansahen, konnte der Fremde deutlich die Zweifel in Dilānas Augen sehen. „Ich verstehe Ihre Skepsis voll und ganz, Commander.”, gestand der Schwarzhaarige, der Anhand ihres Blickes sah, dass sie ihm kein Wort glaubte, „Und die Beweise kann ich Ihnen gerne zu jeder Zeit liefern, wenn Sie das wollen.” Er stand auf und nahm einen kleinen medizinischen Tricorder aus dem Regal, das direkt neben der Tür angebracht war. Vor Tārušins Augen stach er sich mit einer kleinen Nadel in den Finger. Dann schob er das Plättchen mit einem Bluttropfen darauf in den Schlitz des Gerätes, das sofort piepste. Sobald er damit fertig war, legte er das Gerät wieder ins Regal zurück und sah die Rothaarige auffordernd an. „Wenn Sie einen Beweis für unsere genetische Verwandtschaft haben wollen, Commander, dann haben Sie ihn jetzt von mir.”, sagte er, „Es ist ein ganz normaler medizinischer Tricorder, den Sie in jeder Krankenstation finden. Wenn Sie von sich eine Blutsprobe nehmen, werden Sie feststellen, dass ich Ihnen die Wahrheit gesagt habe.” Wieder sah er die Rothaarige an, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Die Erste Offizierin erwiderte den Blick des unbekannten Mannes, der sich ihr gegenüber als ihr Bruder ausgegeben hatte. Dann wandte sich dieser um und verließ den Raum. Das Summen des aktiven Kraftfeldes erstarb, nachdem sich die Tür hinter dem Aldaner geschlossen hatte. Tārušin blieb allein zurück. Seufzend ließ sie erneut ihre Hände mit dem Besteck sinken und starrte auf den medizinischen Tricorder, den der Fremde zurückgelassen hatte.

Der hünenhafte Kommandant sah den Elysianer ernst an. Dieser erwiderte ungerührt den prüfenden Blick Sundraks. Dann ergriff der Captain das Wort. „Also, was Sie uns gerade über die Gründe bezüglich ihrer Flucht aus dem elysianischen Imperium berichtet haben, kann ich weder die Nangu noch Sie hier auf Bīlat zurücklassen.”, sagte er entschlossen, „Wir werden Sie und die Nangu auf der Concordia mitnehmen. Da Sie und die Nangu sich freiwillig gestellt und uns Ihre Waffen ausgehändigt haben, werden Sie an Bord der Concordia Gäste sein. Allerdings wird Ihre Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sein.” Ein leises Murmeln ging durch die Menge der Anwesenden. Der Elysianer nickte. „Ich verstehe.”, sagte er, „Also werden wir demnach Ihre Gefangenen sein, Captain.” Sundrak und der Botschafter tauschten untereinander kurze Blicke aus. „Im gewissen Sinne sind zumindest Sie unser Gefangener.”, entschied Sundrak, „Sie selbst sind Elysianer, Mr. Nuy. Und weil es immer noch keinen offiziellen Friedenvertrag zwischen unseren beiden Nationen existiert, muss ich Sie eigentlich als Gefangenen ansehen und Sie dementsprechend behandeln. Aber ich sagte ja bereits, dass Sie an Bord der Concordia ebenfalls unser Gast sein werden. Was die Nangu selbst angeht, ist es das selbstverständlich, denn sie sind nicht unsere Feinde.” Lundus trat energisch einen Schritt vor. Er gab ein wütendes Schnauben von sich als er seine Stimme erhob. „Wie können Sie Mr. Nuy gefangen nehmen, wo er schon alles in seiner Heimat aufgeben musste, nur um die Aldanische Allianz vor einer möglichen Gefahr zu warnen?”, fauchte er aufgebracht, „Im Imperium gilt er als Verräter, seit er mit unserer Hilfe in die Aldanische Allianz geflohen ist.” Sundrak musterte den großen Nangu ernst.

„Halt dich zurück, Lundus.”, forderte Tolim den großen Nangu auf, „Ich finde es zwar schön, wie ernst du deine Pflichten nimmst, mich vor Unheil zu bewahren, aber diesmal brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Der Captain wird schon wissen, was er tut. Schließlich ist das seine Pflicht, denn an seiner Stelle würde ich ebenso handeln.” Lundus sah den Elysianer wortlos an. Dann nickte er. „Also gut, Herr.”, antwortete der Nangu, „Wenn Ihr dem aldanischen Captain vertraut und ihm auf sein Schiff folgen wollt, dann werden wir euch begleiten, um euch weiterhin zu beschützen.” Der Elysianer gab einen Laut der Zufriedenheit von sich. „Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet, mein Freund.”, erwiderte Tolim ruhig, „Ich weiß, dass ich mich auf dich und deine Mannen verlassen kann.” Während er dies sagte, legte er Lundus seine Hand auf die Schulter, der sich sofort ein wenig entspannte. Dann sah er Sundrak und seine Begleiter an. „Ich denke, Captain.”, sagte er, „Wir können nun auf Ihr Schiff gebeamt werden. Damit liegt nun unser Schicksal in Ihren Händen.”

Einige Zeit später trat Sundrak in Begleitung des Botschafters, seiner Assistentin und des Navigators die Transporterplattform. Sofort wies er Lomādo an, sich um die Unterbringung der Nangu und des Elysianers zu kümmern. „Ich möchte, dass der Bereich, wo die Quartiere unserer Gäste sind, unter ständiger Bewachung steht.”, befahl der Captain mit fester Stimme, „Und sorgen Sie dafür, dass sie sich nur in dem Bereich frei bewegen können, wo ihre Quartiere sind, Mr. Nolezoto. Sie dürfen auf gar keinen Fall andere Sektionen betreten mit Ausnahme der Freizeitbereiche. Die restlichen Sektionen müssen, solange die Nangu und Mr. Nuy an Bord sind, durch Kraftfelder abgeschirmt werden. Offiziell sind die Nangu zwar nicht unsere Feinde, aber bei Lundus und seinen Leuten bin ich mir nicht sicher, wie sie sich uns gegenüber verhalten werden, wenn Mr. Nuy aus ihrer Sicht durch uns in Bedrängnis gerät.” Lomādo nickte und salutierte. „Ja, Sir!”, sagte er und sah dem Captain nach, der zusammen mit Ibāmu Dēlus und Arāne Adakān mit raschen Schritten den Transporterraum verließ. Kurz darauf nickte Nolezoto dem Techniker an der Kontrolleinheit zu, der sofort begann, die ersten Nangu raufzubeamen.

Mit sorgenvollem Blick sah sie Sundrak an. „Was unternehmen wir wegen des Verschwindens von Commander Tārušin?”, wollte sie wissen, als sie zusammen die Brücke betraten, „Soll jemand wieder auf die Oberfläche von Bīlat zurückkehren und dort eine Suche nach ihr durchführen, Sir?” Der Captain schüttelte entschieden mit dem Kopf. „Nein, Lieutenant Kent.”, antwortete Sundrak, „Wir werden sie von hier aus suchen, indem wir unseren Sonden in der Umlaufbahn Commander Tārušins Biosignale übermitteln und sie die gesamte Oberfläche nach ihr scannen lassen. Das geht schneller und ist auch effektiver.” Alicia nickte. „Ich verstehe.”, sagte sie, „Dann werde ich alles veranlassen, damit die Suche so schnell wie möglich beginnen kann.” Der hünenhafte Kommandant nickte. „Tun Sie das. Am besten machen Sie das zusammen mit Chefingenieur Kalvan.”, erwiderte Sundrak, „Stündlich möchte ich von Ihnen eine Meldung über den Stand der Suche haben, Lieutenant Kent.” Die Terranerin salutierte und trat schnellen Schrittes zur technischen Station, von Simdu Kalvan bereits auf Alicia wartete. Gemeinsam machten sie sich sofort an die Arbeit.

Inzwischen saß Dilāna an ihrem Tisch und betrachtete nachdenklich den medizinischen Tricorder, der mittlerweile vor ihr auf dem Tisch lag. Sie fühlte, wie sich ihre Gedanken nur noch um die Frage kreisten, ob der unbekannte Aldaner die Wahrheit gesagt hatte oder nicht. Die Rothaarige nahm das Gerät in die Hand und aktivierte es. Sofort begannen die Dioden in verschiedenen Farben aufzuleuchten und zu blinken. Das ist verrückt!, dachte sie verwirrt, Wieso bringt mich die Aussage eines Fremden, den ich nicht einmal kenne und behauptet, mein Bruder zu sein, so aus der Fassung? Die Erste Offizierin der Concordia runzelte die Stirn und schaltete das Gerät wieder aus. Was hat dieser Kerl eigentlich damit bezweckt?, fragte sie sich und legte dabei den Tricorder wieder auf den Tisch, Was hat er davon, mir gegenüber so etwas zu behaupten? Verständnislos über sich selbst schüttelte sie mit dem Kopf und seufzte. Wenig später stand sie auf und begann in dem kleinen Raum, wie ein Löwe in seinem Käfig, auf und ab zu laufen. Nach einigen Momenten blieb sie wieder stehen und sah zu dem Tisch hinüber, auf dem immer noch der Tricorder lag. Langsam trat sie näher. Dilāna hatte ein eigenartiges Gefühl und runzelte erneut nachdenklich die Stirn. Die Wahrheit kann ich nur dann erfahren, wenn ich mit dem medizinischen Tricorder die Gegenprobe mache!, dachte die Rothaarige. Zögernd nahm sie das Gerät wieder in die Hand und schaltete es erneut ein. Als sie die blinkenden Leuchtdioden sah, wusste sie, was sie nun zu tun hatte.

 

Das Ende einer Flucht

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

keine

„Haben Sie inzwischen etwas herausgefunden?”, erkundigte sich Sundrak, der fast lautlos zu der Sicherheitschefin und dem Chefingenieur an der technischen Station getreten war. Alicia wandte sich um und sah den hünenhaften Kommandanten an. „Nein, Captain.”, antwortete sie, „Bis jetzt haben wir von Commander Tārušin noch kein Lebenszeichen gefunden. Aber es dauert nicht mehr lange, bis die Sonden die gesamte Oberfläche des Mondes vollständig abgetastet haben. Dann wissen wir mehr.” Wenig später gab Kalvan einen Laut des Erstaunens von sich. „Das ist ja merkwürdig.”, sagte der Chefingenieur fassungslos, „Die Sonden haben ihre Aufgabe soeben abgeschlossen. Laut den Daten von den Sonden befindet sich Commander Tārušin nicht auf Bīlat.” Der dunkelhaarige Kommandant trat einen kleinen Schritt näher und sah die beiden ernst an. „Dann lassen Sie die Sonden noch mal die Planetenoberfläche scannen.”, befahl er, „Und wenn das Ergebnis wieder dasselbe ist, dann starten Sie ein Diagnoseprogramm in den Sonden, Mr. Kalvan. Sobald Sie damit fertig, starten Sie die Suche nach Commander Tārušin erneut.” Der Chefingenieur salutierte. „Aye, aye, Sir!”, sagte Simdu und wandte sich wieder der technischen Station zu.

Wenig später saß Sundrak im Bereitschaftsraum hinter seinem Schreibtisch. Er seufzte, als das Interkom summte. Sofort aktivierte er das Gerät und Nolezotos Gesicht erschien auf dem Schirm. „Soeben wurden die letzten Nangu an Bord gebeamt und in ihre Quartiere gebracht, Sir.”, verkündete Lomādo, „Die Kraftfelder sind auch schon aktiviert, damit sie die Sektion des Decks mit ihren Quartieren nicht verlassen können.” „Gut.”, antwortete der hünenhafte Kommandant, „Dann bringen Sie doch bitte den Elysianer und diesen großen Nangu, wenn ich das richtig verstanden habe, heißt er Lundus, in den Konferenzraum.” Der Navigator und Steuermann nickte. „Aye, aye, Captain.”, sagte er, „Wird sofort erledigt.” Dann verschwand das Gesicht Nolezotos auf dem Schirm.

Entschlossen stand Sundrak hinter seinem Schreibtisch auf und verließ den Raum. Unterwegs zum Konferenzraum bat er auf mentalem Wege Botschafter Ibāmu Dēlus, sich zusammen mit den anderen Delegierten der Aldanischen Allianz, ebenfalls in den Konferenzraum zu kommen, um zusammen mit dem Elysianer Tolim Nuy und dem Nangu Lundus zu sprechen. Der Captain der Concordia betrat den Konferenzraum als erster. Als Sundrak gerade in einen der Sessel Platz nahm, betraten die Delegierten den Raum. Nachdem alle saßen, erhob Sundrak seine Stimme.

„Ich habe Sie hergebeten, weil ich mir so schnell wie möglich Antworten von Mr. Nuy und Mr. Lundus erhoffe.”, begann der dunkelhaarige Kommandant mit fester Stimme, „Bis jetzt wissen wir nicht wirklich, warum die Nangu und vor allen Dingen auch noch ein Elysianer, auch wenn dieser momentan allein zu sein scheint, sich auf dem Mond Bīlat aufhielten.” Sundrak sah die Delegierten ernst an, als er fortfuhr. „Im Moment sehe ich das so, dass wir nichts ausschließen können, was die Sicherheit unseres Volkes gefährden könnte.”, sagte er, „Mit Mr. Tolim Nuy ist zum ersten Mal nach sehr langer Zeit wieder einmal ein Elysianer in das Hoheitsgebiet der Aldanischen Allianz eingedrungen. Ich habe ihnen gegenüber zwar gesagt, dass sie an Bord der Concordia unsere Gäste sind, aber wir dürfen nichtsdestotrotz keine Risiken eingehen. Deshalb schlage ich Ihnen vor, mit den beiden so schnell wie möglich ein ausführliches Gespräch zu führen. Allerdings möchte ich an dieser Stelle betonen, dass dies keine Anhörung sein soll. Aber wir müssen klären, warum sie wirklich hier sind.” Erwartungsvoll sah Sundrak Dēlus und die Mitglieder seines Diplomatenteams nacheinander an. Dieser nickte. „Ich teile Ihre Ansicht, Captain.”, gestand Ibāmu, „Auch ich bin der Meinung, dass wir am besten sofort mit Mr. Nuy und Mr. Lundus sprechen sollten und ich hoffe, dass sie so aufrichtig sind, uns die Wahrheit zu sagen.” Das zustimmende Murmeln der Anwesenden erstarb, als Mr. Nuy und Lundus in Begleitung von mehreren Aldanoiden den Raum betraten.

Nachdem der Elysianer und der Nangu sich ebenfalls an den Tisch gesetzt hatten, ergriff Captain Sundrak mit ausdrucksloser Miene das Wort. „Ich komme direkt zur Sache, Mr. Nuy.”, begann Sundrak im neutralen Tonfall, „Weshalb sind Sie zusammen mit den Nangu in die Aldanische Allianz geflüchtet und haben sich mit ihnen auf den Mond Bīlat versteckt?” Alle sahen erwartungsvoll den Elysianer an, der regungslos in seinem Sessel saß. „Damit ich Ihre Frage beantworten kann, muss ich etwas weiter ausholen.”, erwiderte Tolim ruhig, während Lundus leise einen undefinierbaren Laut von sich gab, „Und am besten beantworte ich sie mit einer Gegenfrage, Captain. Haben Sie jemals von einem Pytronstrahler gehört?” Der Elysianer vergewisserte sich, ob ihm auch alle Anwesenden in dem Raum zuhörten und sah deshalb jeden nacheinander an. Sundrak verneinte. „Also gut.”, antwortete Nuy, „Dann werde ich Ihnen allen hier mal erklären, was das ist.”

„Also der Pytronstrahler ist eine Art Kanone, mit der man in kürzester Zeit richtige Gänge in den Erdboden treiben kann. Ihr hochenergischer Strahl vaporisiert alles, auf was er trifft. Man könnte das Gerät sogar für eine Art Superwaffe halten, aber dafür ist sie wegen des sehr hohen Energieverbrauchs nicht geeignet.”, erklärte der Wissenschaftler sachlich, „Der Pytronstrahler kann zum Beispiel im Bergbau oder zum Ausheben von Tunneln verwendet werden. Man würde sehr viel Zeit und vor allen Dingen auch sehr viel Geld sparen, wenn man in kürzester Zeit möglichst weite und tiefe Schächte ausheben kann, um an die tief in der Erdkruste befindlichen Ressourcen heranzukommen, die man so sonst niemals erreichen kann.”

„Das ist zwar alles schön und gut, Mr. Nuy.”, unterbrach der Botschafter den Elysianer, „Aber damit haben Sie uns immer noch nicht erklärt, warum Sie sich zusammen mit ihren Begleitern eigentlich auf Bīlat versteckt haben.” „Wissen Sie, die elysianische Gesellschaft ist in Kasten eingeteilt. Um ganz genau zu sein, sind es drei Kasten, die man bei uns unterscheidet. Da gibt es zu einem die Arbeiterkaste, die Militärkaste, oder auch Kriegerkaste genannt, und die Religionskaste.”, fuhr Tolim fort, „Ich bin Wissenschaftler und gehöre deshalb zur Arbeiterkaste.” „Und was hat das mit Ihrer Flucht nach Bīlat zu tun?”, wollte Matna Gīlan wissen. Der Elysianer atmete tief durch, bevor er der jungen Aldanerin antwortete. „Das ist ganz einfach, meine Liebe.”, erwiderte Tolim, „Der Pytronstrahler ist eine Erfindung von meinem Partner und mir. Es hat über acht Jahre gedauert, bis wir den ersten Prototypen bauen konnten. Irgendwann hat jemand von der Kriegerkaste von unserer Erfindung Wind bekommen und seit dem versucht das Militär an die Pläne und den Prototypen zu kommen. Zuerst zogen mein Partner und ich uns mitsamt dem vollständigen Labor auf einen anderen Planeten um, wo wir hofften, in Zukunft ungestört weiterarbeiten zu können. Aber leider hielt diese Ruhe nicht sehr lange, bis wieder jemand von der Kriegerkaste in unserer Nähe auftauchte.” „Ich hatte den Krieger als erster entdeckt und warnte daher sofort Mr. Nuy und sein Team.”, warf Lundus ein, „Und schlug ihnen auch vor, ihre Arbeit auf der Heimatwelt der Nangu fortzusetzen, wo sie meiner Auffassung nach sicher wären, was Kushuk Nuy und sein Partner sofort dankbar annahmen.” „Und so zogen Sie mit dem gesamten Equipment auf die Heimatwelt der Nangu um.”, schlussfolgerte Sundrak. Tolim und Lundus bejahten unisono. „Bestimmt hatte es nicht sehr lange gedauert, bis man Sie bei den Nangu aufspürte.”, meinte Dēlus ernst, „Und Sie entschlossen sich kurzerhand nach Bīlat in die Aldanische Allianz zu flüchten, um endgültig vor dem Zugriff des elysianischen Militärs sicher zu sein.” Wieder bejahten der Elysianer und der große Nangu. „Ich verstehe.”, sagte Sundrak, „Und wo befindet sich das Labor mit Ihrer Erfindung jetzt?” „Zurzeit befinden sich sowohl die Konstruktionspläne als auch der Prototyp auf der Heimatwelt der Nangu.”, gab Nuy zu, „Mein Partner wollte mitsamt der Pläne und dem Prototypen nachkommen, sobald er ihn demontiert hat.” „Aber er ist bis heute nicht aufgetaucht.”, schlussfolgerte der Captain. „Nein.”, gab der Elysianer zu, „Eigentlich hätte er heute mit einigen weiteren Nangu hier längst eintreffen müssen, denn er ist mit den anderen bereits seit mehreren Stunden überfällig, dass heißt, wenn wir uns überhaupt noch im Orbit von Bīlat befinden.” Sundrak nickte.

„Wir befinden uns nach wie vor in einer höheren Umlaufbahn von Bīlat.”, erwiderte der hünenhafte Kommandant ruhig. „Dann muss etwas passiert sein.”, konstatierte Tolim besorgt, „Mein Partner war immer zuverlässig, wenn es um solche Dinge ging. Unpünktlichkeit oder jemanden versetzen ist absolut nicht seine Art, obwohl er mitunter ziemlich zerstreut ist.” Der Captain sah den Elysianer direkt in die Augen, als er antwortete. „Ich befürchte, Mr. Nuy, ich habe eine sehr schlechte Nachricht für Sie.”, begann er, als er auch schon abrupt mit einer ungeduldigen Frage von Tolim unterbrochen wurde. „Was ist passiert?”, wollte der elysianische Wissenschaftler wissen, der nichts Gutes ahnte, „Sagen Sie es mir, Captain. Ich kann die Wahrheit verkraften!” Sundrak richtete sich in seinem Sessel auf.

„Ich befürchte, Ihr Partner und seine Begleiter sind bereits tot, Mr. Nuy.”, berichtete der dunkelhaarige Captain und sah Tolim und Lundus ernst an. „Woher wissen Sie das?”, erkundigte sich der große Nangu. Botschafter Dēlus ergriff das Wort, als die beiden Sundrak finster ansahen. „Wir haben vor kurzem einen Notruf von einen Nangu-Schiff erhalten, das angegriffen wurde.”, sagte der Diplomat, „Sie waren gerade unterwegs zur elysianisch-aldanischen Grenze, als ihr Schiff zerstört wurde. Wer das getan hat, wissen wir nicht. Fest steht nur, dass es leider keine Überlebenden gibt. Es tut mir Leid.” „Captain Sundrak wollte sogar mit der Concordia in das Elysianische Imperium fliegen, um ihnen zu helfen, aber es war bereits zu spät.”, fuhr Ibāmu fort, „Das Schiff wurde zerstört, bevor die Concordia die Grenze erreichen konnte. Wir hatten keine Chance, ihnen irgendwie zu helfen.” Sekundenlang herrschte absolute Stille im Konferenzraum. Alle sahen Tolim und Lundus an. Der große Nangu stieß einen Fluch aus. Nach einigen Momenten erhob sich der Elysianer aus dem Sessel und trat ans Fenster. Er gab einen tiefen Seufzer von sich. Lundus stand ebenfalls auf und trat zu ihm. Behutsam legte der treue Gefährte seine Klaue auf die Schulter des Elysianers, der sich aber nicht rührte. Langsam schüttelte er mit dem Kopf und wandte sich wieder den Aldanern zu, die ihn wortlos beobachteten. „Dann bedeutet das jetzt, dass unser Militär nun unseren Prototypen und auch die Konstruktionspläne hat, um weitere Pytronstrahler zu bauen.”, sagte er so leise, dass ihn die Anwesenden kaum verstehen konnten, „Damit haben sie jetzt gewonnen und können ab heute ihre Superwaffe bauen. Sie haben jetzt alles, was sie dafür brauchen. Ich kann’s kaum glauben.” „Wenn euer Partner wirklich an Bord des Schiffes war, das innerhalb des elysianischen Imperiums zerstört wurde, dann wird das elysianische Militär nun nach Ihnen suchen, Mr. Nuy.”, gab Sundrak ernst zu Bedenken, „Sie sind nach wie vor in Gefahr, denn die brauchen mit Sicherheit jemanden, der weiß, wie man dieses Gerät bauen kann und seine ganzen Funktionen kennt.” Tolim nickte. „Ja, da haben Sie Recht.”, antwortete der Elysianer, dem bereits eine Idee in den Sinn kam, „Aber die werden mich nicht bekommen, wenn ich weiß, wo ich hinflüchten kann. Dann kann ich meine Arbeit fortsetzen, ohne Angst haben zu müssen, dass die Schergen unseres Militärs immer noch hinter mir her sind. Sie dürfen mich auf gar keinen Fall zu fassen kriegen, sonst ist alles verloren.” Tolim wandte sich nun direkt an den Botschafter, der den Blick gelassen erwiderte. „Herr Botschafter, Captain Sundrak.”, begann er und warf dabei einen kurzen Blick Lundus zu, der sich nun zu Nuy gesellte, „Ich beantrage hiermit für die Nangu, die hier an Bord sind, und für mich Asyl!”

Kalvan stieß einen leisen Fluch aus, als er das Ergebnis der Systemanalyse auf dem Bildschirm sah. Fassungslos schüttelte mit dem Kopf. „Was ist los?”, wollte Alicia wissen, die hinter dem Chefingenieur stand, „Hat das Programm schon wieder dasselbe Ergebnis geliefert?” Simdu wandte sich zu der Terranerin um und sah sie an. „Ja, leider.”, antwortete er frustriert, „So finden wir Commander Tārušin bestimmt nicht. Anscheinend sind die Sonden alle durch die Banken durch vollkommen intakt. Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als die Tatsache zu akzeptieren, dass der Commander sich nicht mehr auf Bīlat aufhält.” „Aber wo soll sie denn hin verschwunden sein?”, meinte Simdu gefrustet, „Die kann sich doch nicht so einfach in Luft auflösen. Das gibt’s doch gar nicht!” Alicia trat einen kleinen Schritt zurück, ohne dabei den Blick vom Schirm zu lassen. „Wir werden wohl keine andere Wahl haben, als den Captain über die neuen Fakten informieren zu müssen.”, sagte sie, „So, wie die Dinge jetzt stehen, befindet sich Commander Tārušin definitiv nicht mehr auf Bīlat.”

Im Bereitschaftsraum lehnte sich Sundrak seufzend hinter dem Schreibtisch in seinem Sessel zurück. Inzwischen waren bereits mehrere Stunden vergangen und vor ihm lagen mittlerweile mehrere Pads sowie Datenkristalle auf dem Tisch, die Statusberichte von allen Decks enthielten. Müde nahm er einen weiteren Schluck Tee, der bereits kalt geworden war. Das hat uns gerade noch gefehlt!, dachte er frustriert und stellte dabei die Tasse wieder ab, Erst die gescheiterte Verhandlung zwischen den Klingonen und Zadorianern, aus dem ein ausgewachsener Krieg zwischen den beiden verfeindeten Völkern resultiert, dann verschwindet Commander Dilāna Tārušin einfach spurlos auf Bīlat und obendrein haben wir jetzt auch noch einen Elysianer an Bord, der bei Botschafter Dēlus für sich und seine Leute Asyl beantragt hat! Der dunkelhaarige Kommandant stand auf und trat ans Fenster. Zahlreiche Sterne sah er in der unendlichen Ferne des Alls glitzern. Doch auch dieser Anblick konnte den Captain der Concordia nicht wieder aufmuntern. Sundrak hatte das Gefühl, als würde alles, seitdem er das Kommando über die USS Concordia bekommen hatte, zum Scheitern verurteilt sein. Ich kann nur froh sein, dass ich nicht die Entscheidung bezüglich Nuys Antrag auf Asyl treffen muss!, dachte er und kehrte wieder an seinen Schreibtisch zurück, Botschafter Dēlus hat ihm zwar versichert, dass er seinen Antrag wohlwollend prüfen wird, aber letztendlich wird er nicht derjenige sein, der das endgültig zu entscheiden hat!

Dann nahm er zum wiederholten Male jenes Pad in die Hand, der den detaillierten Bericht über das mysteriöse Verschwinden der Ersten Offizierin enthielt. Sundrak wusste nicht mehr, wie oft er ihn schon durchgelesen hatte, aber für ihn stand eines definitiv fest: Die Rothaarige wäre niemals allein irgendwohin gegangen, ohne jemanden darüber zu informieren. Da war Sundrak sich sicher. Es muss also einen anderen Grund für ihr Verschwinden geben!, dachte der Captain der Concordia, Nur welchen? Der hünenhafte Kommandant wusste es nicht. Sind vielleicht die Nangu dafür verantwortlich?, sinnierte er weiter, Zumindest könnten sie etwas darüber wissen! Sundrak nahm einen weiteren Schluck Tee, als ihm ein Gedanke in den Sinn kam. Es war nur ein klitzekleiner Gedanke, der ihm durch den Kopf ging. Wie ein Ertrinkender griff er geistig danach. In diesem Augenblick wurde ihm klar, was er zu tun hatte und stand entschlossen auf. Mit raschen Schritten verließ er den Bereitschaftsraum.

Die uniformierten Aldanoiden blickten sofort auf und salutierten pflichtgemäß, als Sundrak die abgeschirmte Sektion des Schiffes betrat, auf dem die Nangu und der Elysianer untergebracht waren. „Ich muss unbedingt zu Mr. Nuy.”, sagte der Captain, „Folgen Sie mir.” Sofort folgten ihm die die Gestalten, ohne etwas zu sagen. Vor dem Quartier, in dem der Elysianer untergebracht war, blieben sie stehen und der dunkelhaarige Kommandant betätigte den Summer.

Tolim stand sofort auf, als Captain Sundrak in Begleitung der Aldanoiden den Raum betrat. „Captain.”, sagte der Elysianer, als Sundrak mit seinem Gefolge den Raum betrat, „Es freut mich, dass Sie mich in meiner bescheidenen Zelle auch mal besuchen kommen. Ich hätte nie gedacht, dass die aldanischen Gefängniszellen an Bord eines Raumschiffes so komfortabel sind.” Sundrak war in der Mitte des Raumes stehen geblieben und sah Nuy wortlos aber ernst an. Dieser erwiderte den Blick. „Das sollte ein Scherz meinerseits sein, Captain.”, versicherte er Sundrak, als dieser ihn immer noch schweigend musterte. „Es wundert mich ein wenig, dass Sie immer noch Humor haben, wenn man bedenkt, in welchen Schwierigkeiten Sie stecken, Mr. Nuy.”, antwortete der Captain trocken, „Ich weiß nicht, ob ich ihn in Anbetracht der Situation an Ihrer Stelle noch hätte.” Der Elysianer deutete mit einer Hand auf das leere Sofa und bat Sundrak, Platz zu nehmen. „Wissen Sie, Captain.”, erwiderte der elysianische Wissenschaftler, „Ich denke, dass Sie mich hier an Bord Ihres Schiffes nicht in einer Gefängniszelle nach Aldania Prime oder sonst wohin bringen, wo Ihr Volk auch immer seine Gefangenen unterzubringen pflegt, kann ich mich doch noch recht glücklich schätzen, dass es mir hier ganz gut geht. Aber ich denke, Captain, Sie sind zu mir gekommen, weil Sie mit mir über etwas Wichtiges reden wollen.” Der Kommandant setzte sich. „In der Tat.”, gestand dieser, ohne den Elysianer aus den Augen zu lassen, „Es gibt etwas, worüber ich mit Ihnen sprechen muss.” Tolim nahm gegenüber dem Captain der Concordia Platz.

„Ich nehme an, es geht dabei um Ihr verschollenes Crewmitglied.”, meinte Nuy, „Denn Sie vermuten, dass entweder die Nangu oder ich selber etwas damit zu tun haben könnten.” „Ist das denn der Fall, Mr. Nuy?”, wollte Sundrak wissen. Der Elysianer gab ein schwer zu definierendes Geräusch von sich, was den Captain an ein Lachen erinnerte. „Aber nicht doch, Captain.”, antwortete Tolim mit gespielter Empörung, „Sie beleidigen mich und meine Leute nahezu. Warum sollten wir das tun? Was hätten wir denn davon? Schließlich habe ich schon recht lange darauf gewartet, dass endlich mal ein aldanisches Schiff kommt, dass uns mitnehmen kann. Oder haben Sie schon vergessen, dass ich nach wie vor auf der Flucht vor den Schergen unseres Militärs bin und deshalb bei Ihnen und Botschafter Dēlus für meine Leute und für mich Asyl beantragt habe?” „Nein, das habe ich nicht.”, antwortete Sundrak mit fester Stimme, „Aber Sie müssen auch mich verstehen, Mr. Nuy. Immerhin ist seit einiger Zeit meine Erste Offizierin verschwunden, und die Nangu waren höchstwahrscheinlich die letzten, die sie noch gesehen haben könnten. Ich muss also jede Möglichkeit in Erwägung ziehen, um das aufzuklären.” „Ich verstehe Ihre Sorge um die junge Dame und ich kann Ihnen deshalb ruhig versichern, Captain, dass weder die Nangu noch ich damit etwas zu tun haben.”, gestand der Elysianer mit fester Stimme, „Liebend gerne würde ich Ihnen darauf mein Wort gegen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass Ihnen das Wort eines Elysianers nicht die gleiche Bedeutung hat wie das eines Aldaners. Immerhin sind wir offiziell Feinde und wie soll man denn schon einen Feind vertrauen, der sein Wort gibt? Ich kann Ihnen nur eines versichern, wir haben mit der ganzen Sache nichts zu tun. Das schwöre ich, Captain.” Einen Augenblick lang sah Sundrak den gegenüber sitzenden Elysianer prüfend an, der sofort spürte, dass der aldanische Captain immer noch an seinen Worten zweifelte. „Es ist schwer, jemand etwas zu beweisen, wenn man es nicht kann.”, fuhr Tolim fort, „Aber ich kann Ihnen etwas geben, um Ihnen zu beweisen, dass ich durch und durch ein ehrenhafter Elysianer bin, der nur an seiner wissenschaftlichen Arbeit interessiert ist. Ich bin Kushuk Tolim Nuy, ein Wissenschaftler. Für mich sind Fakten das oberste Gebot und dazu gehört auch die Wahrheit, die an und für sich ebenfalls ein Faktum ist.” Der Elysianer holte mehrere kleine Datenkristalle aus seiner Gürteltasche und reichte sie dem Captain. Sundrak sah den Elysianer an. „Was ist das?”, fragte er, als er die kleinen Datenkristalle in seiner Hand betrachtete. „Das sind die Konstruktionspläne für den Pytronstrahler mit allen Forschungsergebnissen, die bisher vorliegen.”, antwortete der Elysianer mit Stolz in seiner Stimme, „Auch wenn mein Partner tot ist und die Originalpläne mitsamt dem Prototypen weg sind, kann ich unsere gemeinsame Forschungsarbeit fortsetzen. Ich habe die angefertigt, als wir das erste Mal vor dem Militär fliehen mussten. Ich gebe Ihnen die Kristalle, Captain Sundrak, weil ich Ihnen zeigen will, dass Sie mir vertrauen können. Weder die Nangu noch ich haben etwas mit dem Verschwinden Ihrer Ersten Offizierin zu tun. Sie können gerne zu jeder Zeit die Daten durchsehen, die sich auf den Kristallen befinden. Vielleicht fällt es Ihnen anschließend leichter, meinen Worten Glauben zu schenken. Außer meine Glaubwürdigkeit habe ich von jetzt an nichts mehr zu verlieren, denn das letzte, was ich noch habe, befindet sich auf den Kristallen in Ihrer Hand.” Sundrak sah den Elysianer nachdenklich an. Dann fasste er einen Entschluss. „Ihr Freund Lundus nannte Sie ‚Kushuk’.”, sagte er, „Was bedeutet das?” Tolim nickte. „‚Kushuk’ ist ein elysianisches Wort. Als Titel müsste man es mit ‚Doktor Professor’ in Ihre Sprache übersetzen, weil es mehr beinhaltet als nur ‚Professor’ und noch viel mehr als nur ‚Doktor’.”

Etwas später betrat Sundrak mit seinen aldanoiden Begleitern jenes Quartier, in dem der große Nangu Lundus untergebracht war. Die Reaktion auf Sundraks Auftauchen nahm der Nangu gelassen hin, denn er hatte schon die ganze Zeit über mit dem Erscheinen des Captains gerechnet. „Ich habe Sie schon erwartet, Captain.”, gestand Lundus, als Sundrak mit den Aldanoiden ins Zimmer trat. Der dunkelhaarige Aldaner sah den Nangu ernst an. „So?”, meinte Sundrak und zeigte ihm die Datenkristalle, die er in seiner Hand hielt, „Dann werden Sie sich auch bestimmt denken können, warum ich zu Ihnen komme.” Lundus sah sie und erkannte sie sofort. „Mein Herr hat Ihnen bereits alles anvertraut, was er noch hat und was er weiß.”, konstatierte der Nangu, „Diese Kristalle würde er niemals jemanden geben, dem er nicht vertraut. Deshalb werde ich Ihnen ebenso vertrauen, wie das mein Herr und Meister es getan hat. Sie werden von mir alles erfahren, was Sie wissen möchten, Captain.” „Sie sind Kushuk Nuy treu ergeben.”, konstatierte Sundrak. Lundus bejahte sofort. „Er war mit seinem Partner zusammen die einzigen Elysianer, die weder die Drakonianer noch die Nangu herablassend behandelten. Die beiden waren von Anfang an gegen die Politik, die die elysianische Regierung gegenüber den Nicht-Elysianern praktiziert, womit sie schon sehr von der elysianischen Gesellschaft geächtet wurden. Deshalb haben wir ihnen auch Zuflucht bei uns gewährt, solange wir das konnten.” „Hat sich denn das Verhältnis zwischen den Nangu und den Elysianern so dermaßen verschlechtert, seit dem sie die Nangu-Republik überfallen und annektiert haben?” Der Blick des großen dunklen Nangu verfinsterte sich und er gab ein wütendes Schnauben und Knurren von sich. „Wenn Sie wüssten, wie die Elysianer mit allen anderen umgehen, die keine Elysianer sind, würden Sie mir bestimmt nicht diese Frage stellen, Captain.”, erwiderte Lundus zornig und sah dabei Sundrak direkt an, „Alle Nicht-Elysianer haben sie im Laufe der letzten Jahrzehnte systematisch die Rechte beschnitten und zwar ganz massiv!” Die hellblauen Augen des Nangu glitzerten zornig. „Jeder Nangu, jeder Drakonianer, der es wagt, sich gegen einen Elysianer zu stellen, unabhängig davon, ob das mit Worten oder durch Taten geschieht, wird dafür hart bestraft und im Wiederholungsfall sogar mit dem Tod. Nicht selten werden sie auch dafür gefoltert, bevor die Elysianer ihre Opfer hinrichten.”

„Warum wehren sich die Nangu und die Drakonianer dann nicht dagegen?”, wollte Sundrak wissen, „Wäre es für die Drakonianer und den Nangu nicht logisch, sich miteinander zu verbünden, um gemeinsam gegen die Elysianer vorzugehen? Mit vereinten Kräften könnten beide Nationen ihr gemeinsames Joch der Unterdrückung und Tyrannei abstreifen. Schließlich haben die Elysianer euch und die Drakonianer überfallen und versklavt, wenn ich Ihre Aussage richtig verstehe.” Der Nangu schnaubte abermals zornig. „Das hätten wir bereits getan, wenn das möglich wäre. Aber dem ist leider nicht so. Die Elysianer haben unsere beide Reiche total entmilitarisiert.”, erklärte Lundus, „Kein Nangu und auch kein Drakonianer darf im Elysianischen Imperium Waffen besitzen oder gar tragen. Auch das Verkaufen von Waffen an Drakonianer und Nangu ist nicht erlaubt. Jeder, der gegen diese Vorschriften verstößt, wird dafür sofort mit dem Tode bestraft. Aber vorher dürfen die Todgeweihten dabei zusehen, wie die eigene Familie für das Vergehen ebenfalls hingerichtet wird. Allerdings wird der zum Tode Verurteilte dazu gezwungen, sie selbst umzubringen. Meistens werden die Angehörigen in solchen Fällen vorher ausgiebig gefoltert, bevor sie den Flammentod, oder auch einen anderen grausamen Tod, sterben dürfen.” Sundrak nickte.

„Ich verstehe.”, sagte der Captain der Concordia, „Deshalb flohen die ersten Nangu in die Aldanische Allianz.” „Ja, Captain.”, gestand Lundus, „Das ist der Grund. Wenn es möglich wäre, würden wahrscheinlich alle Drakonianer und Nangu vor der grausamen Tyrannei der Elysianer in die Aldanische Allianz flüchten, wenn sie könnten. Doch leider trauen sich das nur sehr wenige, weil darauf ebenfalls die Todesstrafe steht.” „Aber warum gerade zu uns?”, wollte Sundrak wissen, „Es gibt doch auch noch andere Staaten, wohin sie flüchten könnten.” „Nein, Captain.”, erwiderte Lundus, „Da irren Sie sich. Nur die Aldanische Allianz bietet uns ausreichend Schutz vor ihnen, weil Ihr Volk den Elysianern technisch ebenbürtig ist. Die Elysianer werden sich davor hüten, die Aldanische Allianz ohne weiteres anzugreifen. Dafür haben sie viel zu viel Angst. Immerhin haben sie die letzten vier Kriege gegen die Aldaner immer verloren.” Sundraks Miene blieb ausdruckslos.

Wenig später saß Sundrak wieder in seinem Bereitschaftsraum. Als er eine Tasse mit aldanischen Tee replizieren ließ, ertönte der Türsummer und kurz darauf betrat Botschafter Dēlus in Begleitung seiner Assistentin den Raum. Der Captain machte eine einladende Handbewegung und beide nahmen auf einem kleinen Sofa Platz. „Sie wollten uns sprechen, Captain?”, fragte Ibāmu, als Sundrak sich hinter seinem Schreibtisch setzte. „Ja, Herr Botschafter.”, antwortete er mit ernster Miene, „Ich habe eben gerade mit Kushuk Nuy und mit Lundus gesprochen und möchte Sie über den Inhalt der Gespräche informieren, bevor ich mit Admiral Kononga darüber unterrichten werde.” Ibāmu und Arāne sahen sich gegenseitig an. Ihnen war sofort klar, dass in diesem Moment wichtige Entscheidungen getroffen wurden.

Nach dem Gespräch mit Dēlus und Adakān, ließ Sundrak eine abhörsichere Kommverbindung mit Admiral Kononga herstellen. Es dauerte nicht lange, bis das Gesicht der Weißhaarigen auf dem Schirm erschien. Sundrak wählte die Worte mit großer Sorgfalt aus, als er zusammen mit dem Botschafter und seiner Assistentin, Kononga über die neuesten Entwicklungen informierte, die den dreien aufmerksam zuhörte. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos, als der Captain ihr auch berichtete, dass sich in diesem Augenblick ein Elysianer an Bord der USS Concordia befand. Als Sundrak geendet hatte, fügte der Botschafter nur noch hinzu, dass Tolim Nuy für sich und seine Gefährten bei Captain Sundrak und ihn Asyl beantragt hatte. Einige Momente lang blieb es still. Nachdenklich zog Kononga ihre Stirn in Falten. Dann nickte sie. „Bringen Sie die Nangu und den Elysianer sofort nach Aldania Prime, Captain Sundrak.”, entschied sie, „Das hat jetzt oberste Priorität. Sie dürfen auf gar keinen Fall dem elysianischen Militär in die Hände fallen. Ich will selbst mit ihnen sprechen, um mir ein besseres Bild von der Lage im Elysianischen Imperium zu machen. Sobald Sie Kushuk Nuy und die Nangu hergebracht haben, können Sie zusammen mit dem Schiff, das Sie für Ihren Plan brauchen, aufbrechen und sich um die Šakūra kümmern.” Ohne ein weiteres Wort unterbrach die Weißhaarige die Verbindung. Nachdenklich blieben Arāne Adakān, Ibāmu Dēlus und Captain Sundrak in ihren Sesseln im Bereitschaftsraum sitzen.

Es vergangen mehrere Tage, bis die Concordia Aldania Prime erreichte und in eine höhere Umlaufbahn einschwenkte. Auf Sundraks Befehl hatte das aldanische Schiff der Dōran-Klasse die Strecke mit Höchstgeschwindigkeit zurückgelegt. Nur widerstrebend hatte er den Befehl für eine sofortige Rückkehr nach Aldania Prime erteilt. Viel lieber hätte er noch weiter nach der Ersten Offizierin Dilāna Tārušin auf Bīlat suchen lassen, die immer noch spurlos verschwunden war. Während des Fluges fertigte Sundrak einen ausführlichen Bericht über die vergangenen Ereignisse für das Raumflottenoberkommando an. Ferner nutzte Sundrak mehrmals die Gelegenheit, um mit Tolim Nuy und den Nangu zu sprechen. Es waren recht freundliche Gespräche zustande gekommen, die der Captain ebenfalls in seinem Bericht detailliert erwähnte. Bei einer dieser Gelegenheiten gab Sundrak auch die Datenkristalle dem Elysianer zurück.

Fast lautlos glitten die Türen zum Transporterraum auf. Sundrak betrat zusammen mit dem Botschafter sowie seinen Delegierten den Raum. Die Techniker an den Kontrollen sahen kurz auf und salutierten pflichtgemäß. Von mehreren Aldanoiden flankiert folgten ihnen die Nangu und der Elysianer, die direkt neben der Tür stehen blieben. Nuy trat als erster zu Captain Sundrak. Mit seinen obsidianschwarzen Augen sah der Elysianer den dunkelhaarigen Kommandanten an. „Tja, Captain, ich möchte mich sowohl im Namen der Nangu als auch in meinem eigenen für Ihre Gastfreundschaft bedanken.”, sagte er, „Jetzt ist es wohl soweit, Abschied zu nehmen. Ehrlich gesagt, hätte ich nie gedacht, dass ich mich mal auf einem aldanischen Raumschiff richtig wohlfühlen könnte und ich hoffe, das bald Zeiten anbrechen, in denen es normal ist, wenn sich Elysianer und Aldaner begegnen und dabei die Waffen grundsätzlich schweigen.” Der hünenhafte Kommandant nickte. „Ich bin mir sicher, dass diese Zeiten irgendwann einmal kommen werden, Kushuk Nuy.”, antwortete Sundrak und schritt mit ihm zusammen in Richtung der Plattformen, wo die beiden stehen blieben, „Botschafter Dēlus und seine Leute werden Sie und die Nangu begleiten, bis die Leute von Admiral Kononga Sie in Empfang nehmen. Aber erschrecken Sie nicht, weil die Herrschaften bewaffnet sind. Sie tun auch nur ihre Pflicht.”

Tolim trat als erster auf die Plattform. Lundus folgte dem Elysianer und stellte sich neben ihn. Weitere Nangu gesellten sich zu den beiden. Als letzte gesellte sich Matna Gīlan zu ihnen auf die Plattform. Kurz darauf wurden sie von dem Transporterstrahl erfasst und entmaterialisierten sich.

Nachdem Botschafter Ibāmu Dēlus und seine Assistentin Arāne Adakān als letzte die Plattform betraten, ergriff der Diplomat noch mal das Wort und sah dabei Sundrak unverwandt an. „Ehrlich gesagt, Tamušak Sundrak, hätte ich es nie für möglich gehalten, dass irgendwann einmal ein Elysianer in der Aldanischen Allianz Asyl beantragen würde.”, meinte er etwas nachdenklich, „Wir konnten zwar den Krieg zwischen den Klingonen und Zadorianern nicht verhindern, aber einen Elysianer, der mit seinen Leuten bei uns Asyl ersucht, ist doch auch schon was, oder?” Der Captain begann zu lächeln, was er in der letzten Zeit relativ selten getan hatte. „Wer weiß.”, sinnierte der Diplomat weiter, „Vielleicht wird es eines Tages zwischen Elysianern und Aldanern auch einen Friedensvertrag geben. Zu Wünschen wäre das jedenfalls. Kushuk Tolim Nuy ist das beste Beispiel dafür, dass es geht.” Sundrak nickte. „Ja, Herr Botschafter.”, pflichtete der Captain ihn lächelnd bei, „Da bin ich Ihrer Ansicht. Es müssten noch eine ganze Menge an Kushuk Tolim Nuys in der Galaxis geben. Dann wäre alles ein wenig einfacher und friedlicher.” „Ach, Captain.”, fügte Arāne noch schmunzelnd hinzu, „Sie sollten viel häufiger mal lächeln, anstatt immer so ernst zu schauen.” Sundrak nickte. „Wenn die Umstände es erlauben, dann gerne, Miss Adakān.”, erwiderte er. Wenig später waren die beiden Delegierten ebenfalls von dem Transporterstrahl erfasst worden und verschwanden in schimmernden Säulen.

Entschlossen trat Captain Sundrak ans Interkom und befahl Dr. Frank Tyler, die aldanische Heilerin Pambāta Tajhōri und Counselor Dāmala Ītaku, sofort im Transporterraum acht zu erscheinen. Es dauert nicht lange, bis die drei Crewmitglieder den Raum betraten und vor Sundrak stehen blieben. Fragend sahen sie ihn an. „Sie werden mit mir gemeinsam hinunter auf Aldania heruntergebeamt werden und mich in die Justizvollzugsanlage begleiten, wo wir gemeinsam die inhaftierten Šakūristen auf mentalem Wege verhören werden. Admiral Kononga wird ebenfalls zugegen sein und wartet deshalb schon auf uns.” Sofort traten die vier auf die Transporterplattform und verschwanden in bläulich schimmernden Lichtsäulen.

Erst nach mehreren Tagen kehrten sie wieder auf die USS Concordia zurück. Inzwischen stand auch schon das kleine Raumschiff mit einer reinen Aldanoidenbesatzung bereit, dass Sundrak für die Umsetzung seines Planes angefordert hatte. Nachdem der dunkelhaarige Kommandant einen ausgiebigen Kontrollgang auf dem kleinen Schiff gemacht hatte, kehrte er wieder auf die Concordia zurück. Sofort erteilte Sundrak dem Steuermann und Navigator Lomādo Nolezoto den Befehl für den Aufbruch, als er die Brücke betreten und in seinem Kommandosessel Platz genommen hatte. „Aye, aye, Sir.”, antwortete dieser mit ausdrucksloser Miene und tippte dabei die Zielkoordinaten ein. „Dann mal los, Mr. Nolezoto.”, meinte Sundrak, „Dann bringen Sie uns auf Kurs.”

Kurz darauf verließ das Schiff der Dōran-Klasse zusammen mit dem kleinen Raumschiff als Begleitung den Orbit von Aldania Prime. Als die Concordia das Sonnensystem verließ, ging sie auf Warp und verschwand nach einem Lichtblitz. Das Schiff war verschwunden. Kurz darauf ging auch das kleine Raumschiff auf Warp und verschwand in einem Lichtblitz. Zurück blieben die zahlreichen Sterne in der schwarzen Kälte des Alls, die wie unzählige Diamanten funkelten…

E N D E

von Andreas Rößler, Mai - Juli 2007

 

Abschließende Hinweise:

keine

Anmerkungen und Erklärungen zu "Star Trek - USS Concordia - Die Nangu"

von aroessler2003
Hinweise des Autors:

In diesem Kapitel werden die aldanischen und elysianischen Begriffe erklärt.

 

ANMERKUNGEN

Vokabular - Aldanisch:

Dōran           = Galaxis

Tamušak       = Aldan. Ehrentitel

Šakūra          = absolute Unabhängigkeit bzw. Freiheit

Oldāka          = Aldan. Eigenname         

Nagūma        = Eintracht

Tajlak           = Aldan. Eigenname

Tēžu-batū     = freie Hand - ald. Kampfsportart

Tuxāluš        = Art ald. Gemüse-Pfanne

Katunga       = Name des höchsten Berges auf Aldania Prime; in der Antike von

                       den Aldanern auch als Sitz der Götter verehrt

 

Vokabular - Elysianisch:

 Kushuk       = elysianischer Akademikertitel, der am besten mit "Professor Doktor" 

                      übersetzt wird.

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