Das heimliche Grab

von Visitor
Zusammenfassung:

Die Nihillaner haben den Glauben an das Übernatürliche abgeschworen. Für sie gilt noch die Wissenschaft. Als Nihilla Mitglied in der Föderation werden möchte, ahnen Allrounder Betsy und ihre Freunde bereits, dass das nicht ohne Folgen bleiben wird, falls die Föderation das zuließe...


Kategorien: Fanfiction > Star Trek Charaktere: Keine
Genres: Science Fiction
Herausforderung: Keine
Serie: Star Trek 3000
Kapitel: 25 Fertiggestellt: Ja Wörter: 120571 Aufgerufen: 250296 Veröffentlicht: 02.03.11 Aktualisiert: 03.03.11

Kapitel 2: Dunkle Vorzeichen

von Visitor

 

Maron und Zirell saßen in deren Bereitschaftsraum auf der tindaranischen Basis. Die Tindaranerin hatte der IDUSA-Einheit der Station die Blockade der Tür befohlen. Außerdem sollte der Rechner das Sprechanlagenterminal auf nicht erreichbar schalten und auch lokalisieren können sollte man beide nicht. Solche Vorkehrungen traf Zirell nur dann, wenn es sich um Geheimgespräche handelte.

Sie hatte beiden ein Getränk repliziert, das sie nun abstellte. Maron griff zögernd nach seinem Glas. „Was ist.“, lächelte Zirell. „Denkst du etwa, ich wolle dich vergiften?“ Der vollschlanke Demetaner sah sie fest an. „Vergiften, Zirell, ja, das ist ein guter Ansatz. Allerdings glaube ich nicht, dass du so etwas tun würdest. Eher glaube ich, dass die baldigen Neubürger der Föderation, diese Nihillaner, unseren Verstand vergiften werden, wenn wir uns nicht vorsehen. Nugura behauptet, mit ihnen sei alles in Ordnung, aber ich glaube das nicht. Warum sollten denn so viele Leute aus einer Gesellschaft flüchten und bei uns politisches Asyl beantragen, frage ich dich, wenn in ihrer Heimat alles in Ordnung ist.“ „Die Zusammenkunft glaubt auch, dass auf Nihilla irgendetwas nicht stimmt.“, versuchte Zirell ihren ersten Offizier zu beschwichtigen. „Wir mögen zwar die Verbündeten der Föderation sein, aber wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Verbündete einen Fehler macht, dann können wir es ihr ruhig verdeutlichen. Nur, leider haben wir noch keine Beweise.“ Sie sah Maron an. „Ich habe bereits tausende von Flüchtlingen verhört, aber keiner will mit der Sprache raus.“, stöhnte Maron resignierend. „Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass die Föderation den Fehler ihres Lebens macht, wenn sie Nihilla einbürgert. Ich kann es nicht erklären, aber aus irgendeinem Grund habe ich ziemliche Angst um unsere freiheitlich demokratische Grundordnung!“

Kaum hatte er ausgesprochen, da hörten beide, wie sich jemand mit einem technischen Werkzeug an der Tür zu schaffen machte. Der Stromkreis wurde überbrückt und vor ihnen stand Shannon. Die blonde Irin spielte aufgeregt mit ihren inzwischen sehr lang gewordenen Haaren. „Sorry, Zirell!“, stieß sie hervor. „Ich habe IDUSAs Interdimensionssensoren gewartet. Sie hat beim Test einen weiteren Flüchtlingszug aus der interdimensionalen Schicht kommen sehen. Wir …“ „Schon gut, O’Riley.“, sagte der erste Offizier hektisch, bevor er ihre Hand schnappte und sie mit sich aus der Tür ziehen wollte. „Wo willst du hin?!“, fragte Zirell mit strengem Tonfall. Sie hatte ganz und gar nicht verstanden, was Maron beabsichtigte. „Ich fliege mit IDUSA den Flüchtlingen entgegen.“, antwortete Maron mit Überzeugung. Ungläubig sah sie ihn an. „Du?“, fragte Zirell erstaunt. „Ja ich!“, erwiderte Maron leicht verärgert. Er fand, dass sie eigentlich längst wissen musste, dass er und das Schiff seit dem Training durch Joran keine Probleme mehr hatten. „Wer sonst.“, fuhr Maron fort. „Shimar hat eine Freischicht und Joran ist bei Ishan wegen der Einstellung auf die neue Dosis seines Medikamentes. Wenn du es also nicht selbst machen möchtest, lass mich jetzt bitte gehen. Außerdem kann ich damit endlich beweisen, dass IDUSA und ich auch ohne einen gewissen vendarischen Fluglehrer zurechtkommen. Kommen Sie, O’Riley!“ Sie ließen eine völlig perplexe Zirell zurück.

Im Raum-Zeit-Kontinuum betrat ein junger etwa 40-jähriger Vendar einen Palast. Tolea hatte ihre Wohnstätte für ihn jedes Mal so aussehen lassen, wenn sie ihren Vertrauten, Diran, empfing. Sie wusste, dass Diran dies kannte. Die Vendar-Wächter am Eingang des Thronsaales ließen Diran passieren. Er war ihr Anführer, was sich automatisch durch seine Stellung als Vertrauter ihrer Gebieterin ergab. Wenn Diran zu Tolea gerufen wurde, wer waren sie dann, dies in Frage zu stellen, oder ihn sogar aufzuhalten?

Zwei Wächter öffneten auf Toleas telepathisches Geheiß die Tür, durch die Diran jetzt mit feierlichem Schritt ging. Ehrfürchtig trat er auf die Mächtige zu, die an einem kleinen Tisch in der Ecke des großen reich geschmückten Raumes auf einer Bank Platz genommen hatte. „Setz dich zu mir, Diran!“, befahl Tolea. Als Toleas Vertrauter hatte nur Diran von allen Vendar das Recht, mit ihr auf einer Ebene zu sitzen.

Es ist übrigens nicht notwendig, dass weibliche Mächtige weibliche Vertraute und männliche Mächtige männliche Vertraute unter den Vendar erwählen. Das geschlechtliche Verhältnis kann auch, wie im Fall von Tolea und Diran, gemischt sein.

Eben so ehrfürchtig, wie er den Saal betreten hatte, näherte sich der Vendar jetzt dem Platz, den ihm seine Gebieterin zugewiesen hatte. Langsam setzte er sich zu ihrer Linken. „Nein.“, korrigierte Tolea. „Komm an meine rechte Seite!“ Dieser Platz gebührte normalerweise nur einem anderen Mächtigen, oder zumindest jemandem, der das Gleiche Wissen haben durfte, wie Tolea, oder ohnehin ein Mächtiger selbst. Deshalb wusste Diran nicht, ob er sich geschmeichelt fühlen sollte, oder, ob er angesichts dessen, was sie ihm erklären würde, lieber Angst haben sollte. Dennoch wechselte er befehlsgemäß den Platz.

Tolea berührte ihn kurz. „Du trägst ein Energiefeld.“, stellte sie fest. „Das Experiment der Sternenflotte war also erfolgreich.“ „In der Tat, Gebieterin!“, freute sich Diran. Er war froh darüber, dass er mit der Teilnahme an diesem Experiment eventuell Vendar helfen konnte, die ihre Freiheit wollten, aber allergisch auf das Medikament der Tindaraner reagierten, welches verhinderte, dass die Vendar zu einer Gefahr für Telepathen werden würden. „Es ist ein künstliches Feld, nicht wahr?“, fragte die Mächtige freundlich. Selbstverständlich wusste sie dies genau, wollte ihn aber in seinen Handlungen bestärken und nutzte dies als psychologischen Trick. Diran nickte freudig. Dann sagte er: „Als sie es in meine Sifa gebeamt hatten, fühlte es sich sehr echt an. Ich muss sogar jeden Tag das Fütterungsritual durchführen. Mein Körper verhält sich, als trüge ich ein echtes Feld. Scientist Ketna von Zeon, die das Experiment leitet, sagt, dass ich jeden Morgen mit ihr SITCHen muss, um ihr über meinen Gesundheitszustand zu berichten. Sie hat gesagt, ich soll ansonsten meinem normalen Alltag nachgehen. Die Ärzte der Föderation sagen, das Feld wurde auf Nihilla entwickelt.“

Tolea zuckte zusammen, als habe sie gerade der Schlag getroffen. Eine Sorgenfalte machte sich auf Dirans Gesicht breit. „Was ist Euch, Gebieterin!“, fragte der Vendar irritiert. In seinem Blick, den er verschämt von ihr gewand hatte, schwang jetzt ein deutliches Flehen um Verzeihung mit. Er hatte sie nicht schrecken wollen und hoffte nun, dass sie ihn am Leben lassen würde.

Vorsichtig strich Tolea über sein geflecktes Fell. „Nur ruhig, Diran.“, tröstete sie. „Du kannst es ja nicht wissen. Ach, du kannst es ja nicht wissen.“ „Was kann ich nicht wissen, Gebieterin?“, fragte Diran nach. Eine Weile überlegte Tolea, ob sie ihm bereits jetzt die Wahrheit sagen sollte. Entschied sich aber dies doch noch nicht zu tun. Statt dessen sagte sie: „Wir werden ins Dunkle Imperium fliegen. Dort veranstaltet mein Gevatter Logar eine Konferenz, auf der wir klären wollen, wie wir der Föderation einen Fingerzeig geben können, damit sie keinen Fehler macht.“ Diran schaute unsicher. Dann sagte er: „Vergebt mir, Gebieterin, aber ist es nicht eher anzuraten, sich nicht in die Entwicklung der Föderation einzumischen? Ich meine, wer bin ich, so eine Frage überhaupt zu stellen, nur …“ Die Mächtige legte den Finger an die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Dann entgegnete sie: „Wer du bist? Du bist mein Vertrauter. Deshalb wirst du mich auch auf diese Konferenz begleiten. Und, natürlich darfst du das fragen. Im Prinzip hast du ja auch Recht, aber in diesem Fall ist es besser, wir warnen die Föderation. Glaub mir.“

Diran stellte sich neben sie, bereit, mit ihr gemeinsam an ihr Ziel zu teleportieren. Tolea aber lächelte nur und sagte: „Nein, das machen wir anders. Überprüfe dein Veshel!“

Was Tolea ihrem Vertrauten gerade befohlen hatte, tat im Tembraâsh gerade ein uns allen wohl bekannter alter graupelziger Vendar. Tabran hatte die Blumenwiese vor seinem und Shiranachs Haus kurzerhand zum Parkplatz seines Schiffes erklärt. Den Anderen machte der Umstand nichts aus, dass Tabran und Shiranach dieses Schiff hatten. Sie wussten, dass sie gerüchteweise die Vertrauten der Wächterin persönlich waren und wer waren sie, ihre Privilegien in Frage zu stellen. Immer noch herrschte bei der Mehrzahl der alten Vendar diese Denkweise vor, denn sie hatten ja schließlich einmal den Mächtigen gedient, die diese Praxis durchführten.

Tabran stand vor seinem Schiff und hatte eine Abdeckung entfernt. Darunter fand sich ein schier endloses Chaos an Modulen, Linsen und Halterungen, durch das der alte Vendar aber mit geübtem Blick gezielt eine der Linsen finden konnte. „Gleich kannst du deine Außenwelt wieder besser sehen.“, flüsterte er lächelnd in Richtung des Schiffes. Dann zog er eine frisch replizierte Linse aus seiner Tasche und setzte sie an den Platz derer, die er gerade entfernt hatte. Er befestigte die Abdeckung wieder und wollte sich gerade in Richtung Cockpit drehen, als er Shiranach im Eingang des Hauses erspähte. „Bitte komm ins Haus, Telshan.“, bat die Alte. Tabran verneinte aber und sagte dann: „Ich komme essen, sobald ich hier fertig bin, Telshanach. Aber du könntest mir kurz helfen. Ich brauche ein zweites Paar Augen. Komm her, setz dich ins Cockpit und sage mir, was du siehst.“

Shiranach kam langsam näher und tat, was Tabran ihr gesagt hatte. Er stellte sich genau vor den Sensor und rief ihr zu: „Beschreibe mir bitte, wie gut du mich erkennen kannst!“ Die alte Vendar, die jetzt vor dem Bildschirm des Flugpultes saß, ließ ihren Blick über eben diesen schweifen und meinte dann: „Ich sehe dich nur verzerrt. Du siehst aus, wie ein Schneemann.“ Dann war diese es also nicht., dachte Tabran. Er holte die Linse, die er entfernt hatte, wieder aus seiner Tasche, blies ein paar mal über sie, damit sie sauber wurde, denn er hatte befürchtet, dass sein Gewand vielleicht fusseln könnte und setzte sie wieder ein, allerdings nur, um eine andere durch die neue Linse zu ersetzen. „Wie ist es jetzt, Telshanach?“, rief er seiner Frau zu. „Unverändert!“, gab diese nüchtern zurück.

Tabran setzte sich ins Gras und dachte nach. Dies war die letzte Möglichkeit gewesen. Was sonst, außer einer trüben Linse, konnte einen zentralen Linsenfehler im Flughauptsensor auslösen, den ihm der Mishar, also der Schiffsrechner, gemeldet hatte. Ich wünschte, Jenna Mc’Knight El Taria wäre hier., dachte er. Sie kann so eine Meldung sicher besser interpretieren. Er begann langsam zu verzagen.

Die Silbe: „EL“ bedeutet im Vendarischen so viel wie: „Kommt aus“ oder: „Kommt von“, je nach dem , ob man über die Herkunft einer Person von einem Planeten oder aus einem Land, einer Stadt, einem Dorf, oder einer Provinz spricht.

Tabran starrte in die große Weite der ihn, das Schiff und Shiranach umgebenden Landschaft. Plötzlich sah er aus dem Augenwinkel, wie Shiranach sich etwas aus dem rechten Auge wischte. „Nein, diese Fliegen.“, murmelte die alte Vendar. „Überall kriechen sie einem hin und manchmal muss man blinzeln, wenn sie einem ins Auge fliegen. Danach gibt es erst mal einen Schleier und man guckt nicht richtig.“

Tabran sprang auf. Was hatte sie gerade gesagt? Eine Fliege? Vielleicht war dem Schiff ja auch gestern so etwas wie eine Fliege ins Auge geflogen. Er hatte am Vortag damit einen Meteoritenschauer durchquert. Dabei musste ein Meteorit die Sensorabdeckung durchschlagen haben. Jetzt lag das Teilchen vielleicht irgendwo zwischen den Linsen und glänzte so, dass der Sensor geblendet wurde.

Tabran lief ins Haus, holte ein Blasrohr, das von den Vendar auch oft noch zur traditionellen Jagd genutzt wird, richtete es auf den Sensor und pustete - teils vorsichtig, teils energisch - hinein. Danach setzte er die neue Sensorenabdeckung, die er ebenfalls im Haus repliziert hatte, ein.

Er wollte sich gerade umdrehen, als er einen nassen zahnlosen Kuss in seinem Nacken spürte, genau wie zwei knochige Arme, die ihn umschlangen. „Du hast es geschafft!!“, rief ihm eine wohl bekannte Stimme zu. „Ich habe dich gerade als meinen strahlenden Prinzen gesehen, der du immer für mich sein wirst!“ Tabran wusste, dass sie reichlich übertrieb. Aber das war unter den Vendar in romantischen Dingen ja normal. Zufrieden mit sich und der Welt, aber nicht, ohne sich bei ihr zu bedanken, folgte er ihr ins Haus an den Tisch, den sie liebevoll gedeckt hatte. „Danke nicht mir.“, sagte Shiranach in der ihr so eigenen Bescheidenheit. „Wäre die Fliege nicht gewesen …“ „Schon gut, Telshanach.“, unterbrach Tabran sie. „Ich schwöre dir: Ab heute werde ich nie mehr eine Fliege töten. Die Götter mögen meine Zeugen sein!“

Ich ging aus meiner Tür und zum Nachbarhaus, wo Data und Cupernica lebten. Die Hilfe der Androiden, oder besser die eines ihrer Haustiere, würde ich in Anspruch nehmen müssen.

Vorn herum gelangte ich auf das Grundstück und benutzte die Haussprechanlage. Leider antwortete niemand. Nur Fredy kam mir entgegengewuselt. „Na.“, sagte ich mit schmeichelnder Stimme. „Wo hast du denn deine Familie gelassen?“ Als wollte Fredy mir etwas zeigen, begann er, laut zu schnurren und wuselte los. Ich folgte ihm. Tribbles galten zwar, vor allem nach der Meinung der Demetaner, als sehr intelligent, aber ich dachte nicht, dass Fredy so eine Frage verstehen würde und sie auch noch so beantworten könnte, dass es für mich verständlich sei. Jedenfalls führte er mich jetzt ums Haus und in Richtung der Terrasse, wo ich bald auf einen der Gesuchten traf. „Guten Tag, Allrounder.“, begrüßte mich Data freundlich und gewohnt förmlich. „Hi.“, flapste ich zurück.

Data nahm Fredy auf, setzte ihn auf seinen Schoß und führte mich dann auf einen Stuhl zu. „Setzen Sie sich doch.“, lud er mich ein. Ich leistete seiner Bitte Folge und überlegte nebenbei, wie ich ihm mein Anliegen erklären sollte. Data würde es sicherlich extrem verwirrend finden, wenn ich ihm meinen Plan unterbreiten würde. „Wissen Sie, Sir.“, begann ich dann doch. „Ich benötige die Hilfe von Caruso, Ihrer Frau und Ihnen.“ Ich schwieg, um seine Reaktion abzuwarten. „Interessant.“, lautete seine nüchterne Antwort. „Auch die Auswahl Ihrer Helfer finde ich sehr faszinierend. Ich kann im Augenblick keinen gemeinsamen Nenner zwischen meiner Frau, Caruso, mir und Ihnen erkennen, außer der Tatsache, dass wir gute Nachbarn und Freunde sind und Caruso mein Haustier und auch Ihr Freund ist.“ Ich begann wieder zu denken. „Wie sollte ich einem Androiden erklären, dass es in seiner Heimatstadt eine abergläubische Familie gab, deren älteste Tochter damit ein Problem hatte und jetzt lernen wollte, dass eine schwarze Katze nicht immer Unglück bedeuten musste. Den Rest meines Plans wollte ich erst im Beisein Cupernicas erläutern, denn ich würde auf ihre psychologische Expertise angewiesen sein.

„Was ist denn jetzt der Grund, aus dem Sie meine Hilfe benötigen?“, bohrte Data. „Nun.“, begann ich zögerlich. „Sie kennen die Freemans?“ „Positiv.“, bestätigte Data. „Melissa Freeman ist eine Patientin meiner Frau. Ihre Eltern haben seltsamerweise einen anderen Hausarzt. Melissa hat Cupernica gegenüber gesagt, sie fühle sich bei ihr wohler.“ „Also.“, erklärte ich weiter. „Melissa ist abergläubisch erzogen.“ „Neulich hat sie fast einen Verkehrsunfall gehabt, weil sie einer schwarzen Katze ausgewichen ist. Ich möchte nun, dass wir ganz unvermittelt Caruso begegnen. Das ganze soll an einem Freitag dem 13. auf dem Weg zum Friedhof passieren.“ „Ich nehme an, um Mitternacht.“, unterbrach mich Data. Ich nickte. „Sie wollen Melissa wohl zeigen, dass dann nicht unbedingt etwas Schlimmes passieren muss.“ Ich nickte erneut. „Sie haben mit einem allerdings Recht.“, fuhr Data fort. „Wir sollten wirklich meine Frau dazu holen, denn sie sollte beurteilen, ob so viele Dinge auf einmal Melissa nicht vielleicht überfordern.“

Er begann, Cupernica etwas in F-14-Code, der im Volksmund auch als Androidentelepathie bezeichnet wird, zu übermitteln. Bitte komm auf die Terrasse. Allrounder Betsy ist hier und benötigt unsere Hilfe. Wenn du Caruso finden kannst, bring ihn bitte mit.

Dann ließ sich Data kurz entschuldigen, nur, um wenig später mit einer Kanne heißer Schokolade, einer Schale mit Schlagsahne und zwei großen Stücken Apfelkuchen zurückzukommen. Er stellte alles vor mir ab. „Wollen Sie mich mästen?“, fragte ich lächelnd. „Aber nein.“, antwortete er beruhigend. „Ich möchte nur ein guter Gastgeber sein.“

Im selben Augenblick erschien Cupernica mit dem laut schnurrenden Caruso in der Tür. Sie legte ihn mit den Worten: „Nicht erschrecken.“ auf meinem Schoß ab, wo er sich sofort zusammenrollte. Dann gab sie mir die Hand. „Nett, dass Sie uns mit Ihrer Anwesenheit beehren.“, sagte sie, bevor sie sich einen Stuhl heranholte, um sich zu uns zu setzen.

„Alter Kampfkuschler.“, lächelte ich Caruso zu, dem es auf meinem Schoß sichtlich und vor allem hörbar gefiel. „Ich wusste nicht, dass Kuscheln eine Kampfsportart ist.“, kokettierte Data mit dem allgemein üblichen Androidenverhalten. Ich grinste.

„Warum habt ihr mich denn jetzt geholt?“, wollte Cupernica wissen. Ich sah Data an. „Es ist Ihr Plan.“, schob dieser den Ball im übertragenen Sinn wieder von sich. „OK, Cupernica.“, begann ich. „Sie kennen doch Melissa Freeman. Ich möchte versuchen, ihr zu helfen, damit sie ihren Aberglauben los wird. Sie hat mir gesagt, es nerve sie ziemlich, dass ihre Eltern so komische Ansichten hätten. Neulich ist sogar fast etwas passiert.“ „Das kommt mir sehr entgegen.“, entgegnete die Androidin. „Ich bearbeite das Thema gerade auch mit ihr. Wie Sie sicher wissen, Allrounder, habe ich als ehemalige Sternenflottenärztin auch eine psychologische Ausbildung. Wenn Sie möchten, würde ich gern bei Ihrem Experiment dabei sein. Dann kann ich auch besser beurteilen, wie es Melissa damit geht und wir helfen uns gegenseitig. Sie helfen mir bei Melissas Therapie und ich Ihnen bei der medizinischen Beurteilung.“ „Hand drauf.“, sagte ich, klatschte in ihre Hand, nachdem ich einen großen Schluck aus meiner Tasse genommen hatte und erklärte weiter: „Eigentlich wollte ich, dass Sie, Cupernica, Caruso auf einer Seite des Weges zum Friedhof kurz festhalten und Sie, Data, auf der anderen Seite mit ein Bisschen Futter warten. Auf mein Zeichen sollten Sie Caruso dann zu sich rufen. Melissa, ihr Freund und ich würden dann Carusos Weg kreuzen.“ „Das können wir ja trotzdem tun.“, antwortete Cupernica. „Ich kann ja danach zu Ihnen stoßen.“

Maron und Shannon hatten die technische Kapsel, O’Rileys und Jennas gemeinsamen Arbeitsplatz, betreten. Von hier aus kam man direkt zur Shuttlerampe. Die hoch gewachsene brünette Amerikanerin mit schottischen Wurzeln staunte nicht schlecht, als sie der Begleitung ihrer Assistentin ansichtig wurde. „Sie, Agent?“, fragte sie mit ungläubigem Blick. „Ja, Mc’Knight!“, antwortete der Demetaner genervt. „Und, kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass IDUSA und ich Schwierigkeiten hätten. Das Problem hat ihr Freund ja, Mutter Schicksal sei Dank, gelöst! Aber IDUSA kann Ihnen ja alles zeigen, wenn es Sie beruhigt.“

Damit stiefelte er an ihr vorbei in Richtung der Schleuse, an welcher das selbstständig denkende Raumschiff lag. Jenna bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. „Oh, Mann, Jenn’.“, lästerte Shannon. „Ob Major Carter auch so gekuckt hätte, wenn der Vertreter von …“ „Das glaube ich kaum.“, unterbrach Jenna sie, nachdem sie ihre Kiefer, zumindest empfand es Shannon so, wieder eingerenkt hatte.

IDUSA und Maron hatten abgedockt. Dem Schiff war nicht entgangen, dass ihr Pilot jede freie Sekunde genoss, in der nicht ein gewisser Vendar zur Stelle war, um ihm bei der kleinsten falschen Äußerung in IDUSAs Richtung verbal derart auf die Finger zu klopfen, dass er sich so schnell nicht mehr davon erholte.

„Wie sind Ihre Verhöre mit den nihillanischen Flüchtlingen bisher gelaufen?“, erkundigte sich das Schiff, um ein Gespräch in der bisweilen angespannten Atmosphäre zu beginnen. „Hat deine Kollegin, die Einheit der Station, dich nicht informiert?“, scherzte Maron zurück. IDUSA, die ebenfalls versuchte, das Konzept des Humors zu erlernen, ähnlich, wie es Data versuchte, gab zurück: „Wir reden im Augenblick nicht viel.“ Maron grinste. Er wusste genau, dass das Schiff und der Stationscomputer im ständigen Dialog standen, um wichtige Daten über technische Gegebenheiten auszutauschen. „Sie behauptet, ich hätte was mit Jennas Erfasser.“, erklärte IDUSA weiter, allerdings war auch dies nicht ernst gemeint. „Dabei ist sie mit ihm zusammen, nicht wahr?“, grinste der demetanische Ermittler. Er gab sich große Mühe, sein Grinsen auch in das Frequenzschema seiner Stimme zu legen. „Korrekt.“, scherzte IDUSA zurück.

Sie hatten bald jene Stelle erreicht, an der IDUSA die Flüchtlinge gesehen hatte. Hier schlichen diese, zumindest IDUSAs Meinung nach, mit Warp eins vor sich hin. „Meinen Scanns zufolge.“, begann das Schiff. „Haben ihre Schiffe zwar einen Interdimensionsantrieb, können aber im normalen Modus nicht schneller als Warp eins fliegen. Ich finde das höchst bedenklich, wenn sie vor einer Gefahr fliehen müssen. Es handelt sich um reine Zivilschiffe ohne Bewaffnung.“ „Warte mal.“, vergewisserte sich der Kriminalist. „Soll das heißen, die können weder kämpfen, noch flüchten?“ Er nahm eine sehr angespannte Körperhaltung ein. „Korrekt.“, antwortete das Schiff sachlich. „Ich frage mich, wie die Regierung der Föderation jemanden einbürgern kann, der eher ihres Schutzes bedarf, als sich selbst ausreichend schützen zu können. Denken Sie nur mal an die Gefahr durch die Genesianer. Dem technischen Standard nach, den diese Schiffe haben, denke ich, dass auch das Militär nicht besser ausgerüstet sein muss.“ Maron machte ein zynisches Gesicht, bevor er sagte: „Ob nun Warp eins oder Warp 10. Hauptsache Warp. Mehr interessiert die gegenwärtige Regierung nicht. Am Wenigsten aber interessiert sie wohl die moralische … IDUSA, was war das?“ Maron hatte etwas gesehen, das ihm wie eine Art von synchroner Explosion einiger Schiffe vorkommen musste. „Es sieht aus, als hätten einige Zivilschiffe ihre Hüllen gesprengt.“, erklärte das ebenfalls verwunderte Schiff. Tatsächlich sahen Maron und IDUSA bald Teile von Schiffshüllen, die sich aber zusammenzufalten schienen, um im nächsten Augenblick durch eine Art Klappe im Bauch des Schiffes, zu dem sie gehörten, zu verschwinden. Aus jeder dieser Hüllen war nun ein schnittiges schnelles Kriegsschiff hervorgetreten. Geistesgegenwärtig befahl Maron: „Zeichne auf, IDUSA. Zeichne dieses verdammte Geschehen auf. Trojanische Pferde sind in der Föderation geächtete Waffen. Dass der nihillanische Staat sich nicht schämt. Wenn ich das schon sehe, möchte ich nicht wissen, welche Drangsal die Bürger dort auszuhalten haben. Kein Wunder, dass keiner redet, wenn man hinter jeder Ecke Soldaten vermutet. Mach schon!!!“ „Ich kann nichts aufzeichnen.“, bedauerte das Schiff. „Ich kann gewissermaßen nichts sehen. Von den Schiffen muss eine Strahlung ausgehen, die meine Sensoren blind macht. Außerdem würde ich damit nur die Anwesenheit von Kriegsschiffen aufzeichnen. Das ist zwar in einem Zug von zivilen Flüchtlingen schlimm genug, aber es beweist leider nicht die trojanischen Pferde. Ich benötige Ihre Hilfe. Sie können, wenn Sie aus dem Fenster sehen, mir zumindest sagen, ob ich gleich gegen irgendwas krache.“ „Ja doch! Verflucht!“, entgegnete Maron und konzentrierte sich stark auf jedes Bild, das er außerhalb der Kapsel sehen konnte. Es ärgerte ihn, dass ihm jeder Beweis für die Doppelmoral der Nihillaner im letzten Moment aus den Fingern zu gleiten schien. Die sind mir immer einen Schritt voraus., dachte der Ermittler.

Maron musste nach einer Weile aufgeben. Zwar hatte er IDUSA befohlen, die Schilde zu heben und die zivilen Schiffe mit ihren Waffen zu verteidigen, da das Schiff aber dabei auf die Informationen angewiesen war, die sie von ihm über den Neurokoppler empfing, konnte er dies nicht lange durchhalten. Nach einer Weile sah Maron nur noch ein undurchsichtiges Gewirr von Schiffsrümpfen, Photonentorpedos, Phaserfeuer und Trümmern. „Ich schaff’ das nicht.“, gab Maron zu. „Ich bin ja leider nicht multi-tasking-fähig wie du. Ich kann dich unmöglich gleichzeitig fliegen und dir die Befehle für die Waffen geben. Zumal auch ich mittlerweile hier nicht mehr durchsehe.“

IDUSA wendete plötzlich scharf, so dass Maron mit dem Kopf gegen die Wand fiel. „Was sollte das?!“, fragte der erste Offizier aufgebracht. „Ich habe ein SITCH-Signal von einem der zivilen Schiffe empfangen.“, erklärte IDUSA. „Die Transceaver der Schiffe waren zwar das Erste, was die Militärs zerstört haben, aber einer der zivilen Piloten scheint ein Handsprechgerät zu besitzen. Damit sendet er oder sie eine Dauerträgerwelle, die es mir ermöglichen sollte, die Position zu ermitteln. Leider kann ich die Person nicht beamen, wegen der Strahlung, die den Aufbau eines Transitfeldes unmöglich macht.“ „Macht nichts.“, sagte Maron. „Wenn die von Kriegskonventionen abweichen können, können wir das auch. Beschütze die Signalquelle!“, IDUSA ließ ihren Avatar zusammenzucken. „Sie wissen, was dieser Befehl für ein tindaranisches Schiff bedeutet.“, belehrte sie Maron. „Natürlich weiß ich das.“, erwiderte dieser. „Es heißt, dass du alles tun darfst, um die Signalquelle zu verteidigen. Auch, wenn du dabei von den Konventionen von Khitomer oder auch tindaranischen Konventionen abweichst. Der Schutzbefehl hat stärkere Konsequenzen als der reine Verteidigungsbefehl. Du weißt auch, dass, wenn dein Pilot dir diesen Befehl erteilt, er alle Verantwortung dafür übernimmt. Du hast also nichts zu befürchten.“ „Na gut.“, erklärte sich IDUSA einverstanden, schob sich zwischen die Signalquelle und die schießenden Schiffe und schoss aus allen Rohren, was ihre Waffen hergaben. Dass sie dabei diverse Warpkernbrüche und Explosionen verursachte, bei denen fremde Soldaten zu Tode kamen, störte sie nicht. Maron würde vor einem tindaranischen Kriegsgericht für alles die Verantwortung übernehmen, sollte es je dazu kommen.

Einige Minuten waren so schon vergangen, als IDUSA plötzlich einen Ruf vom Führungsschiff des nihillanischen Militärs empfing. „Da will jemand mit Ihnen reden.“, informierte sie Maron. „Na geht doch.“, grinste der erste Offizier hämisch. „Stell durch. Denen werde ich etwas erzählen.“ „Sie können sprechen.“, entgegnete die künstliche Intelligenz.

Auf dem virtuellen Bildschirm vor Marons geistigem Auge erschien das Bild Evains. „Was fällt Ihnen ein!“, erboste sich diese. „Sie haben auf meine Schiffe gefeuert, auch, als diese kampfunfähig waren. Diverse meiner Leute wurden buchstäblich in Stücke gerissen, als ihnen die Shuttles unter dem Hintern explodierten. Andere haben eine üble Strahlenvergiftung. Ich dachte, es gebe Konventionen, wie man sich unter anständigen Soldaten verhält. Ihre Methoden sind eher die von Raumpiraten, jawohl!“ „Hören Sie auf zu jammern, Commandara.“, sagte Maron zynisch. „Als ob Sie ein Recht auf Beschwerde hätten. Die Flüchtlinge scheinen Ihrem Volk anzugehören. Das will ich nicht in Abrede stellen. Aber Sie haben auf tindaranischem Gebiet gegen tindaranisches Recht verstoßen. Wir lassen nämlich nicht zu, dass sich getarnte Militärs in einen Zug von Flüchtlingen schmuggeln und alle töten. Mein Schiff und ich werden alles tun, um das tindaranische Recht durchzusetzen. Das schließt auch einige Schüsse vor Ihren Bug nicht aus. Außerdem haben wir alles aufgezeichnet. Wir haben Beweise, dass Sie damit angefangen haben, gegen die gerade von Ihnen zitierten Konventionen zu verstoßen. Bin neugierig, was die Regierung der Föderation dazu sagt. Ihr Staatschef musste doch unterschreiben, sich an alle Konventionen zu halten, nicht wahr?“

Es erfolgte keine Antwort mehr. Statt dessen zündete man an Bord des nihillanischen Schiffes den interdimensionären Antrieb und war verschwunden. Maron war recht zufrieden mit dem Ausgang des Geschehens. „Na also, IDUSA.“, sagte er. „Das hat ja prima funktioniert.“ „Ich fürchte, ich muss Ihre Freude zerstören.“, warnte ihn das Schiff vor, bevor sie fortsetzte: „Evain wird schnell merken, dass Sie geblufft haben, als Sie davon sprachen, dass ich alles aufgezeichnet hätte.“ „Macht nichts.“, erwiderte Maron. „Ich habe erreicht, was ich wollte. Für einen Moment muss sie sich verdammt ertappt gefühlt haben. Oder, wie deutest du ihre Reaktion? Wo ist eigentlich unsere Signalquelle?“ „Sie ist ebenfalls in den Interdimensionsmodus gegangen.“, stellte IDUSA nach eingehender Auswertung ihrer Sensorenbilder fest. „Ihrer Spur in der interdimensionalen Schicht zufolge ist sie erst mal in Sicherheit.“ Maron schlug sich auf die Schenkel. „Klappt ja wie’s Brezelbacken.“, meinte er dann. „Ich muss Sie erneut korrigieren.“, sagte das Schiff. „Auch, wenn wir einen retten konnten, so ist doch die Zahl der toten Flüchtlinge ungleich größer. Ich kann und werde dies nicht als Sieg bezeichnen.“ „Falsch, IDUSA.“, widersprach Maron. „Deine Mitstreiterinnen und ihre Piloten konnten bisher in solchen Situationen nur die retten, die sie an Bord der Schiffe beamen konnten, und dann in Durchgangslager gebracht haben. Dank uns hat es jetzt aber einer geschafft, samt Schiff an sein oder ihr Ziel zu kommen. Das gibt ihnen vielleicht moralischen Auftrieb, weil sie dann wissen, das dass Militär ihres Staates doch nicht ganz unbesiegbar ist. Vielleicht redet ja dann auch mal einer mit mir oder meinen Kollegen.“ „Aber.“, erwiderte IDUSA. „Rein mathematisch …“ „Glücklicherweise, IDUSA, ist die psychologische Wirkung einer Aktion nicht von mathematischen Faktoren abhängig, basta.“, belehrte Maron sie. „Und jetzt lass uns nach Hause fliegen.“ Verwundert folgte das Schiff seinem Befehl.

Diese Geschichte wurde archiviert am http://www.sf-ecke.de/stories/viewstory.php?sid=198