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Mein Name ist Flexy. Na ja, normalerweise heiße ich Frank Leon Edgar Xavier Yong, aber das kann sich sowieso keiner merken. Nicht einmal meine Eltern. Dabei waren sie es doch, die sich für diese Namen entschieden haben. Frank Leon hieß der Bruder meines Vaters, der war ein As in der Sternenflotte. Edgar und Xavier waren die Lover meiner Mutter, mit denen sie meinen Vater regelmäßig betrog, und die waren ein As im Bett – sagt meine Ma.

Bis ich 20 war und zur Akademie ging, hatte ich schon viele Berufsträume. Mit neun wollte ich Indianer werden. Dann brannte das Baumhaus ab, weil ich als echter Indianer versuchte, mit meinem Nachbarn in Rauchzeichen zu kommunizieren und vergaß, das Feuer auszumachen. Mit zwölf wollte ich dann Feuerwehrmann werden. Dieser Traum war spätestens dann zu Ende, als ich einen Ausflug auf den Kölner Dom unternahm und mich oben angekommen übergeben musste.

Mit siebzehn – nach Abschluss der mittleren Reife – wurden meine Berufswünsche dann etwas ernster. Ursprünglich hatte ich vor, Botschafter der Förderation zu werden, aber leider reichte mein Notendurchschnitt von 3,0 dafür nicht ganz aus. Ja, ja…Schule war schon immer eine Nebensache für mich. Ich meine, da verbringt man zehn Schulklassen in der Penne – und dann besteht der einzige galaktische Klassenausflug in einem Campingwochenende auf dem Mond…macht ja auch irrsinnig Spaß, in einer Pseudolandschaft mit Plastikblumen und hochgezüchteten Möchtegernbäumen sein Zelt aufzuschlagen.

Nach vielen Gesprächen mit meinen Berufsberatern und noch mehr „Eltern-Kind-Abenden“ entschied ich mich für die Sternenflottenakademie. Obwohl – ich habe eigentlich gar nichts entschieden. Mein Vater hatte Kontakte zu einem Offizier im Auswahlquartett, der wiederum einen Captain in der Personalabteilung kannte, und der Captain – na Sie wissen schon. Wenigstens musste ich keine Aufnahmeprüfung machen – ich hätte sowieso die vulkanische Fruchtbarkeitsgötterin nicht gekannt.

Und so kam es, dass ich an einem sonnigen Tag nach den großen Ferien mit einem Seesack auf den Parkanlagen vor der Akademie stand und der Dinge harrte, die da kommen würden. Ich war nicht der Einzige. Rund hundert weitere Anwärter, die die Prüfung bestanden hatten, warteten ebenfalls. Davon war etwa ein Drittel außerirdischer Natur.

Der Direktor der Akademie und fünf weitere Personen, die sich später als unsere Mentoren herausstellen sollten, hießen uns in einer fast zweistündigen offiziellen Begrüßungszeremonie willkommen. Ich weiß nicht mehr, was genau die Inhalte waren – ich bin nach einer halben Stunde Ansprache eingeschlafen und wurde erst wach, als mein Mentor – ein Andorianer – neben mir stand und mir meinen Namen ins Ohr brüllte.

Jede Klasse bestand aus insgesamt zwanzig Schülern, war also überschaubar. Unser Klassenraum lag zum Innenhof gelegen, bot also nicht viel an Ablenkungsmöglichkeiten, von rauchenden Lehrern mal abgesehen.

Ich teilte mir meine Behausung auf dem Campus mit drei weiteren Anwärtern auf das Offizierpatent - John, ebenfalls Mensch und eigentlich immer nur am Essen, dem Klingonen Tr´Vak, der den ganzen Tag von der Ehre seines Hauses erzählte und in jeder freien Minute versuchte, seine Mitschüler mit dem Bak´leth zu erstechen und Solesa. Ach, Solesa. Eine schlanke wunderschöne Frau mit zierlichem Gang, einer Stimme wie ein Engel – und kalt wie ein Eisklotz. Solesa war Vulkanierin und blockte im Laufe der Akademie jeglichen Versuch einer Annäherung von männlicher Seite mit geradezu konsequenter Giftspritze ab. Auch mich.

Die Tage auf der Akademie gestalteten sich für mich in den Anfangsphasen als schwierig. Ich habe ja bereits meine Abneigung gegenüber schulischen Systemen erwähnt. Auf der Akademie rächte sich das nun. Das erste Mal habe ich mich bereits am zweiten Tag blamiert, als ich der festen Überzeugung war, unser Sonnensystem habe über 15 Planeten und auch fleißig alles aufzählte – sogar die Monde, die gar keine Planeten waren….

Ich wäre sicherlich schon nach einer Woche rausgeflogen, wenn mein Vater nicht den Offizier angerufen hätte und der wiederum mit dem Captain telefoniert hätte, damit der…ich wiederhole mich, oder?

Na ja, auf jeden Fall konnte ich mich glücklich schätzen, in meinen Kameraden gute Freunde gefunden zu haben. Obwohl Solesa mir vorwarf, ich sei zu faul, Tr´Vak erklärte, für einen Krieger sei das Wissen ebenso wichtig wie der Kampf und John fragte, ob er mein Stück Kuchen habe könnte, entschieden sich alle doch, mit mir zu büffeln. Vermutlich wollten sie verhindern, als Verlierer des gesamten Jahrganges dar zu stehen.

Das einzige Fach, in dem ich wirklich brillierte, war Sport. Ernsthaft. Keiner fand so waghalsige Taktiken, um in den Spielen zu gewinnen. Als „Capture the flag“ anstand, übertraf ich gar alle. Meine Taktik bestand darin, dass mein Team – anstatt die andere Flagge zu erobern – sich einfach mit der eigenen Flagge versteckten und das gegnerische Team bis zum Abend suchen lassen. Solesa nannte meine Idee „das Ergebnis männlicher Inkompetenz“, Tr´Vak bezeichnete mich als „ehrlos“ und John beklagte sich, dass die Beeren sauer schmeckten. Mein Mentor erklärte lediglich, dass er im Moment noch keine Benotung meiner Leistung geben könne, er müsse erst überlegen, ob er nicht lieber morgen in den Ruhestand gehen sollte.

Nu ja - als sich meine Akademiezeit ins letzte Jahr neigte und ich viele weitere Gespräche geführt hatte und der Offizier mittlerweile einen Weinkrampf bekam, wenn er den Captain anrufen musste, und der Captain den Kopf gegen die Wand schlug, wenn er…auf jeden Fall stand am Ende meine Entscheidung fest: ich wollte Sicherheitsoffizier werden.

Und an einem wunderschönen sonnigen Tag im Mai standen für mich und meine Freunde die Feuerprobe an: wir wurden als Kadetten für eine Testmission auf ein Schulungsschiff versetzt, um uns dort zu bewähren.

Zu meiner großen Freunde wurde ich der Sicherheit zugeteilt. Ich war total aufgeregt – ich Flexy würde in die endlosen Weiten des Weltalls aufbrechen, dahin, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist.

Zunächst mussten wir erst einmal aus dem Raumdock hinaus.

Aber darüber erzähle ich euch ein anderes Mal.

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