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Schnell rannte sie durch den Flur. Es war 7:30 Uhr und sie war spät dran.  Man erwartete sie in 5 Minuten in der historischen Abteilung der Enterprise. Der Enterprise?? Ja, genau, immer fiel es ihr schwer zu glauben, dass sie wirklich hier war. Sie, die kleine Jenny aus dem Busch, wie sie immer gesagt hatte.

Sie hatte ein sehr unscheinbares Leben geführt, bis sie jemand eines Tages in einem Chat darauf ansprach, ob sie sich vorstellen könne, dass es Außerirdische auf der Erde gäbe. Sie hatte die Frage damals für ganz harmlos gehalten und geantwortet: „Klar, warum nicht?” Was man ihr dann allerdings erklärte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Schließlich weihte sie ihren Exmann und einen Freund ein, da sie nicht wusste, was sie von diesen Verschwörungstheoretikern halten sollte. Carlos war natürlich wie immer sehr skeptisch und Aldo? Na ja, dass sie es nach ihrer  turbulenten Ehe überhaupt geschafft hatten, sowas wie eine Freundschaft aufzubauen, war sowieso ein Wunder. Er sagte wie immer – nichts – und ließ alles auf sich zukommen.

Schließlich einigte man sich darauf sich mit den Leuten zu treffen. Diese erzählten ihnen von einer großen Gefahr, welche die Erde bedrohe, dass ein Wesen namens Sytania alles vernichten wolle, da sie abgrundtief böse sei. „Ja und was können wir da tun?”, fragte Jenny stirnrunzelnd. „Ihr habt doch sicher irgendeine Regierung hinter euch, die euch hilft.” „Nein.”, sagte der Leiter der Gruppe. „Genau das ist nicht der Fall. Würden wir irgendeine Regierung einweihen, hätten wir möglicherweise bald einen weltübergreifenden Krieg, der nicht mehr zu stoppen wäre. Nein, wir brauchen jemanden, der bereit ist, sich von uns in die Zukunft schicken zu lassen und der hier nicht vermisst wird.” „Hä?? Noch mal langsam…ich kapier’ überhaupt nichts mehr.”, stotterte Carlos. „Was soll das heißen, in die Zukunft? Wie soll das gehen und vor allem, was soll das bringen?” „Nun ja.”, erwiderte man, „Es muss jemand sein, der nicht vermisst wird, wenn er in dieser Zeitlinie verschwindet, denn eine Rückkehr ist nicht möglich.” „Ihr klingt, als hättet ihr eure Wahl schon getroffen.”, sagte Aldo langsam.

Der Leiter dieser kleinen illustren Gruppe nicke langsam. „Das ist richtig, es war gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der nach unserer Ansicht nach stark genug ist, den Kulturschock durchzustehen und gleichzeitig hier in seinem Leben keine Spuren hinterlassen hat.” „Moment mal, aber wir hinterlassen doch genauso wenig Spuren, wie sie, wer sind wir denn schon?!”, riefen Carlo und Aldo fast wie aus einem Mund. „Da irrt ihr euch gewaltig, was ihr tut mag euch harmlos und unscheinbar erscheinen, aber es beeinflusst massiv die Zukunft der Erde. Aber Jenny… sie ist die Einzige, die wir gefunden haben, deren Verschwinden die Zeitlinie in keiner Weise verändert…jedenfalls nicht durch ihr Verschwinden.”

Verblüfft sahen die drei diese seltsame kleine Gruppe von Menschen an. „Und was genau heißt das jetzt für mich?”, fragte Jenny angespannt. „Wenn du damit einverstanden bist, wirst du von einem Raumschiff aus der Zukunft abgeholt. Die haben eine Technik, dich hier weg zu holen, ohne dass irgendjemandem auffallen wird, dass hier etwas Seltsames geschieht.”

„Also gut.”, sagte Jenny entschlossen, „Ich weiß zwar nicht im Geringsten, ob das, was ich jetzt tue eine gute Idee ist, aber ich bin bereit das Risiko einzugehen und in die Zukunft zu gehen. Aber was genau soll ich eigentlich dort?”

„Du musst den Captain des Raumschiffes, das dich abholen wird, darüber informieren, dass Sytania bereits auf der Erde ist und anfängt, ihr zerstörerisches Werk voranzutreiben. Außerdem haben die in der Zukunft nur wenige Informationen über unsere Zeit, aber genau die werden sie dort brauchen, um Sytania besiegen zu können. Wir wissen, dass du eine recht gute Allgemeinbildung hast, du bist viel herumgekommen und bist gut über die aktuelle Lage in der Welt informiert. Du wirst also den Leuten in der Zukunft Unterricht über die Erde des Beginns des 21. Jahrhunderts erteilen.” Der Leiter der Gruppe, der sich übrigens Valen nannte, lächelte. „Ach ja und noch was, ich gehe davon aus, dass dir dieses Raumschiff nicht ganz unbekannt sein dürfte.”, sagte er noch . „Wieso denn das?.”, fragte Jenny erstaunt. „Es gibt doch hier diese Science-Fiction-Serie. Star Trek nennt die sich, glaube ich…”, er schmunzelte „Ja, und?” Jenny wurde langsam ungeduldig. „Diese Raumschiff, das dich abholt heißt Enterprise.”, erwiderte er. „Enterprise?? Aber das ist doch gar nicht möglich, dass ist doch nur eine Serie!”, riefen alle drei. „Und genau wegen dieser Serie hat man auch das erste Raumschiff dieser Baureihe „Enterprise“ genannt.”

„Wow! Und wenn du mir jetzt noch erzählst, dass der Captain Archer, Kirk, Picard oder Janeway heißt, dann lach ich mich schlapp.”, grinste Jenny, „Und außerdem gehe ich dann davon aus, dass jemand aus der Zukunft hier deren Geschichtsbücher hier zu Drehbüchern gemacht hat.” „Ja genau, so in etwa stimmt das schon und der Captain heißt übrigens Jean-Luc Picard.”, erwiderte Valen.

Danach ging alles sehr schnell, es blieb ihr gerade noch Zeit, sich von ihren Freunden zu verabschieden, die gebeten wurden, ihre Familie zu informieren, dann war sie auch schon weg.

Und nun war sie also seit 3 Monaten hier, auf der Enterprise. Mit einem großen Stapel Bücher im Arm, die in dieser Umgebung sehr altmodisch anmuteten, rannte sie durch den Korridor. Plötzlich spürte sie einen Widerstand und ihre Bücher purzelten ihr eines nach dem anderen aus der Hand.

„He, kannst du nicht aufpassen?!”, schimpfte sie. „Ich dachte, ich wäre hier die Blinde!” „Ich bin nicht blind, ich bin Q!”, donnerte die Person los, die sie gerade angerempelt hatte. „Bitte wer?”, fragte Jenny, denn schwerhörig war sie ja schließlich auch. „,Q bin ich.’, hab ich gesagt, und wer bist du, schönes Kind?” „Du und Q..? Hm…”, abschätzend sah Jenny den Typen von oben bis unten an. „Ja ne is klar, und ich bin der Kaiser von China.”, gluckste sie dann. Sprach’s, raffte ihre Bücher zusammen, drehte sich noch mal um, sagte: „Ach übrigens, ich bin Commander Jenny Janzen.”, und sauste davon.  „A..a..a..ber, ich bin wirklich Q.”, stotterte der verdattert.

Sprachlos starrte er diesem Wirbelwind hinterher. Die hatte ihn quasi ignoriert! Einfach stehen gelassen hatte die ihn! Und Angst hatte die schon gar keine gehabt. Na warte!, dachte er sich, Dir werde ich noch Respekt vor mir beibringen!

Etliche Stunden später und mit pochendem Schädel war Jenny auf dem Weg zu ihrem Mittagessen. Der Vormittag war sehr anstrengend gewesen. Unterrichten war eben nicht einfach, vor allem wenn man vieles, was für sie selbstverständlich war, hier längst nicht mehr kannte.

In Zehn Vorne angekommen, stand er plötzlich wieder vor ihr. „Du schon wieder!”, seufzte sie, „Diesmal hab ich aber keine Bücher dabei, die du mir durch die Gegend feuern kannst! Und überhaupt, was willst du eigentlich von mir?” „Ich will dir meine Macht beweisen, dir zeigen, dass ich wirklich Q bin!”, sagte er.

„Ach nee, wirklich?” 

Ihre Stimme troff vor Ironie. „Na wenn du wirklich der bist, der du vorgibst zu sein, dann verschafft mir mal ’nen vernünftigen Kaffee und ich rede nicht von diesem repliziertem Zeugs, dass die hier haben.” „Ok.”, er schnippte mit den Fingern und schon stand eine dampfende Tasse Kaffee vor ihr dem Tisch, an den sie sich inzwischen gesetzt hatten. Jenny probierte skeptisch. „Buaaaahhh, kotz, das ist ja schlimmer als Klobrühe!! Du magst zwar Q sein, aber dein Kaffee ist scheußlich! Und jetzt verzieh dich, ich will in Ruhe meine Mittagspause genießen, die ist eh kurz genug.” „Ok, ok, ist ja gut, ich bin ja schon weg.”, stotterte er und verschwand in einem Blitz.

Jenny atmete auf, Endlich Ruhe! Grinsend stellte Guinan ihr einen Pott vor die Nase und während sie sich auf den freigewordenen Stuhl setzte, sagte sie grinsend: „Hier, vielleicht schmeckt dir das besser.” Jenny probierte und nicke wohlig. „Viel besser.”, erwiderte sie. „Aber sag mal Jenny, weißt du eigentlich, wen du da gerade so vehement abserviert hast?”, fragte sie dann. „Ach das ist nur so’n Typ, der behauptet er wäre Q, hat mit seinen Zaubertricks versucht, echten Kaffee herbeizuzaubern.” Guinan lachte schallend. Jenny sah sie verständnislos an. Prustend und mit Lachtränen in den Augen erklärte sie Jenny. „Also in meinem ganzen bisherigen Leben habe ich es noch nicht erlebt, dass sich Q, ausgerechnet Q, von einer Frau einfach so wegschicken lässt. Du hast den ja regelrecht davongejagt und der geht auch noch brav! Wie hast du das bloß angestellt!?” Verdattert sah Jenny Guinan an: „Soll das heißen, das war wirklich Q??” „Ja klar, und wie der das war! Ich fasse es einfach nicht! Da suchen wir seit Jahren nach einer Möglichkeit, Q dazu zu bringen, zu verschwinden und dann kommt so ein junges Ding aus der Vergangenheit daher, sagt ihm ,Verpiss’ dich!’ und der geht! Ich würd’s nicht glauben, wenn ich das nicht selber gesehen hätte!”

Jenny saß da wie vom Donner gerührt. „Wow, das war wirklich der echte Q?? Irgendwie hab ich mir den viel imposanter, ja eben mächtiger vorgestellt.” Kopfschüttelnd sah sie zu, wie Guinan verzweifelt versuchte, sich wieder zu beruhigen. Als das nach 10 Minuten endlich geschehen war, meinte Guinan: „Du musst ihn sehr beeindruckt haben, wenn er sich von dir so behandeln lässt.” „Aber wieso, ich hab doch gar nichts gemacht, außer ihn vielleicht angefaucht, weil er mich umgerannt hat.”, erwiderte sie grinsend.

Guinan dachte eine Weile nach, dann meinte sie: „Du hast keine Angst, keinen Respekt vor ihm gezeigt, dass muss ihn umgehauen haben.” Jenny schüttelte immer noch fassungslos den Kopf. Eines war ihr klar, das hier würde auf dem Schiff im Nullkommanix die Runde machen…

In den nächsten Tagen tauchte Q immer wieder in Jennys Nähe auf. Sie aber zeigte ihm die kalte Schulter. Egal was er anstellte, Jenny ließ sich nicht beeindrucken. Sie glaubte ihm zwar mittlerweile, wer er war, aber das änderte nichts an ihrem Verhalten ihm gegenüber. Immer wieder fragte er sich, warum er eigentlich versuchte, sie freundlich zu stimmen. Warum konnte er sie nicht einfach links liegen lassen? Sie ignorierte ihn, na gut, dann würde er sie eben auch ignorieren. Aber nein, das klappte nicht.

Auch Jenny war erstaunt über Qs Hartnäckigkeit. Je öfter und länger er es versuchte, desto mehr fing sie an, sich darauf zu freuen. Sie wartete mittlerweile regelrecht auf sein Auftauchen. Diese Kebbeleien wurden zu einem Lichtblick des Tages. Aber das hätte sie natürlich nie zugegeben!

Inzwischen tuschelte das ganze Schiff über die Frau, die Q regelmäßig abblitzen ließ.

Zwei Wochen später schließlich stand er mit einem riesigen Strauß roter Rosen vor ihr. Zum ersten Mal war Jenny sprachlos. „Was…was wird das?”, fragte sie entgeistert und nahm tatsächlich den Strauß entgegen. „Jenny, bitte.”, bat er, „Hör mir einmal zu.” „In..in Ordnung.”, stotterte sie.

Q kniete vor ihr, sah sie an und sagte: „Jenny, in allen Universen und Zeiten hab ich noch nie eine Frau gefunden, die mich so sehr beeindruckt hat, die mich so sehr fasziniert wie du!” „A..aber Q…” „Warte, lass mich ausreden, ich weiß, ich war nicht immer nett zu den Menschen, und ich habe viel Schaden angerichtet. Das alles tut mir schrecklich leid. Ich verspreche dir, ich werde versuchen, es wieder gutzumachen, denn ihr Menschen habt mir gezeigt, dass ihr es wert seid, beschützt zu werden, dass man von euch noch eine Menge lernen kann. Ihr habt zwar eure Fehler, aber ihr lernt daraus! Jenny, meine liebe, süße Jenny, ich habe gelernt, dich zu lieben. Du hast mein Herz im Sturm erobert. Ich bin wehrlos dagegen!” Mit Tränen in den Augen stand Jenny da. Nie hätte sie geglaubt, dass ausgerechnet der aufgeblasene Gockel Q vor ihr knien würde. Vor ihr, der unscheinbaren Jenny! Langsam beugte sie sich nach unten legte den Riesenstrauß auf den Boden neben sich, ließ sich dann auf ihre Knie gleiten und warf sich dann in Qs Arme. Lange hielten sich beide so umschlungen, dann stand Q mit ihr zusammen auf, sah ihr tief in die Augen und dann küsste er sie sanft und zärtlich zum ersten Mal. Es war ein langer, sehr langer Kuss. Das Gefühl von einem Q geküsst zu werden war unbeschreiblich. Beide schwebten in der Luft in einer Art Lichtgeflimmer. Es war unbeschreiblich schön.

Nach endlosen Minuten lösten sie sich voneinander. Glücklich lächelte Jenny Q an und sagte: „Aber wehe, du kommst wieder auf die Idee, irgend einen Menschen mit deinen Tricks zu ärgern.” „Keine Sorge, Schatz, ich will dich doch nicht verlieren!”, erwiderte er ebenfalls lächelnd.

Und so kam es, dass die komplette Besatzung der Enterprise aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Der ach so mächtige Q war jetzt brav wie ein Hündchen und dackelte friedlich hinter seiner Freundin her. Er half der Enterprise bei der Lösung vieler Probleme. Sehr bestürzt war er, als er erfuhr, was Jenny eigentlich auf die Enterprise verschlagen hatte. Da verschwand er mit Jenny für einige Zeit im Kontinuum.

Was dort geschah und wie Captain Picard auf die Nachricht reagierte, dass es sein erster Offizier, Commander Janzen war, die Q den Kopf verdreht hatte… Das ist eine andere Geschichte….

ENDE

von Jenny Rößler, Dezember 2008

 

Abschlusshinweise zum Kapitel:

wer wissen möchte, wie es zu diesen Ereignissen kam, lese bitte hier:

http://www.trekpower.org/wiki/index.php?title=Star_Trek_-_Die_Kraft_des_Geistes_-_1._Teil

und

http://www.trekpower.org/wiki/index.php?title=Star_Trek_-_Die_Kraft_des_Geistes_-_2._Teil

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