Die Akademie der Sternenflotte, die ich besuchte, hatte drei Schulschiffe: die Aztek, die Martin Luther King und die Hippo. Alle drei Schulschiffe waren gleich ausgestattet und zwar so, dass mehr als eine Übungsmission nicht drin war.

Aber von allen war die Hippo am unbeliebtesten, was vielleicht auch an dem bescheuerten Namen lag, der an ein Produkt aus der Werbung erinnerte. Vielleicht lag es aber auch daran, dass das Schiff von dem unbeliebtesten Mentor überhaupt kommandiert wurde, wenn Kadetten an Bord waren: Admiral Carter. Ein Meter neunzig groß, durchtrainiert bis in den letzten Zeh, war er mit einer Stimme versehen, gegen die ein Stadion voller grölender Fans geradezu Erholung bedeutete. Ich weiß nicht, ob Carter je etwas anderes als Brüllen gelernt hatte. Er war der Held der Neuzeit – kein anderer hatte so viele Einsätze gehabt, so viele Botschafter und Würdenträger gerettet und war mit so vielen Orden und Ehrungen ausgezeichnet worden.

Eigentlich sollte jeder angehende Jungoffizier zu ihm aufsehen und die Füße küssen. Dass wir das nicht taten, war wohl auch ein Grund, warum er uns nicht leiden konnte.

So befanden sich an diesem Morgen alle Kadetten auf ihren Posten. Ich, Tr´Vak und Solesa hatten das Glück, auf der Brücke dienen zu dürfen. John wurde in den Maschinenraum abkommandiert.

Tr`Vak wurde an der CONN platziert, Solesa an der OPS und ich an der Taktik- und ich…ich durfte erster Offizier spielen.

Admiral Carter nahm im Kommandosessel Platz.

„In Ordnung, Mr. Yong, dann wollen wir mal. Wie ist der Status der Stationen?“

„Ich denke, sie sind bereit, Sir.“

„Sie DENKEN? Sie sollen nicht denken, Sie sollen es WISSEN.“, fauchte Carter.

„Aye, Sir.“ Kleinlaut rief ich die Stationen und verlangte Statusbericht. Alle antworteten und meldeten Bereitschaft- bis auf den Maschinenraum. Carter trommelte derweil ungeduldig mit den Fingern.

„Computer.“, harschte er die Maschine an. „ Wo steckt John Goodwin?“

„Der Kadett John Goodwin befindet sich im Casino.“, vermeldete die Stimme.

„Was?! Brücke an Kadett Goodwin!“ – „Sir?“, meldete sich John übers Interkom.

„Was machen Sie im Casino, verdammt?“

„Ich hatte Hunger, Sir.“

Yep- das war John, wie er lebte. Wenn der Magen rief, dann lief er.

Carter lief rot an: „Machen Sie, dass Sie sofort auf Ihren Posten kommen, Kadett!!“, brüllte er. Und zu mir: „Weitermachen.“

„Alle Stationen melden Bereitschaft, Sir.“

„Sehr gut. Kontaktieren Sie das Raumdock und bitten Sie um Startfreigabe.“

„Startfreigabe ist bereits erteilt.“, vermeldete Tr´Vak.

„Dann bringen Sie uns raus.“ Carter lehnte sich zurück.

Ich sah auf den Schirm. Vor uns lagen in einiger Entfernung die zwei riesigen Raumschotten, die sich nun wie in Zeitlupe öffneten.

Tr`Vak ließ es in den Fingern knacken. Er strich über die Flächen – und ein heftiger Ruck ging durch das Schiff.

„Kadett!“, kreischte Carter.

„Entschuldigung Sir…ich hatte wohl vergessen, dass die Andockklammern noch nicht gelöst sind.“

Die Hippo setzte sich in Bewegung – und zwei Sekunden später verschob sich der Schirm nach links.

„Tr`Vak!“, fauchte Carter. „Sie sind zu weit links. Kompensieren Sie!“

„Ja, Sir.“, brummte Tr`Vak.

Der Schirm verschob sich nach rechts.

„Zu weit! Wieder links. Das andere links!!“

„Das Raumdock ist dran, Sir.“, sagte Solesa in gewohnt stoischer Ruhe. „Sie erinnern höflich daran, dass die Schiffe im Dock alle noch gebraucht werden.“

Tr`Vak kämpfte sichtlich mit den Kontrollen. Endlich schien er das Schiff auf Kurs gebracht zu haben.

„Gut, und nun geradeaus hinaus.“

„Aye.“

Wuuusch. Die Hippo jagte nach vorne. Ich krallte mich fest, als die Schotten immer näher kamen.

„Kaaadett!“, heulte Carter wie ein Wolf. „Langsamer! Langsamer! Wie schnell fliegen Sie denn?“

„Ein Viertel Impuls voraus.“, erwiderte der Klingone.

„Ein…Viertel???“

„Ja, Sir. Ich habe gehört, dass dies von James Tiberius Kirk so vorgegeben wurde.“

„Kirk!“ Carter raufte sich die Haare. „In jedem Jahrgang das gleiche! Immer wieder Kirk! Vergessen Sie Kirk und fliegen Sie uns einfach heil hinaus!“

Wir passierten das Schott. Alle atmeten erleichtert auf.

„Gut. Und nun werden wir…“

Das Licht erlosch und alle Systeme fielen auf Null.

„Notstrom!“, fauchte Carter. „Maschinenraum! Maschinenraum!“

„Hier Maschinenraum.“ John war wieder am Essen, das hörte man.

„Kadett, was haben Sie angestellt?“

Äh…ich…ich…nun ja…mir ist Käsecreme meines Kuchens in die Biogels geraten und haben da wohl einen Kurzschluss ausgelöst. Aber wir kriegen das hin…denke ich…“

„Sie sollen nicht denken, verdammt!“ Carter jammerte.

„Solesa, kontaktieren Sie das Raumdock…wir müssen abgeschleppt werden.“

„Die Kommunikation ist ausgefallen…Notstrom lässt sich nicht aktivieren.“

„Dann wedeln Sie meinetwegen mit Fähnchen! Aber ich will das Raumdock haben!“

„Sir…bei allem Respekt.“ Solesa legte die Hände auf den Rücken. „Mit Fähnchen wedeln ist auf diese Entfernung extrem unlogisch, da die Entfernung zu groß ist, um unsere Nachricht zu empfangen…“

„Das war eine Redewendung!“

Wir schafften es letztendlich mit dem Shuttle zurück, nachdem es uns gelungen war, den Hangar manuell zu öffnen. Die Hippo musste von einem Frachter zurückgeschleppt werden.

Tr´Vak war nicht stolz auf seine Künste, aber da er an Bord eines klingonischen Schiffes schon längst geköpft worden wäre…

Solesa analysierte ihre Tätigkeit noch über die halbe Nacht.

Und ich beschloss, dass erster Offizier zu sein, vielleicht doch nicht mein Traum werden sollte.