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Klingonen sind bekanntlich Weltmeister, wenn es darum geht, andere herauszufordern.

Und Tr´Vak war darin besonders gut. Er legte sich mit wirklich jedem auf der Akademie an, der nicht bei drei auf dem nächsten Baum war.

Steinetragen, Bak´leth, Kampf mit dem Targ - es gab nichts, was Tr´Vak nicht tun würde.

Mit der Zeit hatte er so ziemlich jeden herausgefordert, den er an der Akademie herausfordern konnte, bis auf mich und Soleta.

Soleta hatte eine sehr gute Abwehrstrategie entwickelt: sie fing jedes Mal mit einem Vortrag über das "nicht-logisch-sein" von Wettkämpfen an und schon war Tr´Vak auf der Flucht.

Nur ich, ich war leider nicht schnell genug, als Tr´Vak mich eines Tages fragte.

"Okay...ich fordere dich heraus. Wir werden mit Fäusten gegeneinander kämpfen."

"Nööö...keine Lust. Das tut doch weh.", sagte ich.

"Dann durchqueren wir die Sahra."

"Zu heiß."

Tr´Vak grummelte. "Hör zu, ich will dich herausfordern. Mach du einen Vorschlag."

Und ich machte einen Vorschlag. In der Werbung lief grad ein Werbespot rund, der von Mallons wunderbarer Chillifirma kreiert worden war und wie folgt ging: "Rot wie ein Mund, schlank wie ein Frauenkörper, scharf wie das Fauchen eines Tigers - das sind Mallons Chillischoten."

Also sagte ich: "Chillischoten."

Tr`Vak glotzte zuerst, dann nickte er: "Ahhh...ein Wettessen meinst du? Geniale Idee. Heute abend in Joes Mexiana Bar."

Und so saßen ich und Tr´Vak zusammen mit vielen Schaulustigen in der Bar, um einen Wettkampf zu führen.

Joe erklärte den Kampf: "Es gibt fünf Runden. Jeder bekommt somit fünf Chancen, zu gewinnen. Mit jeder Runde werden die angebotenen Chillis schärfer und in der letzten Runde-tja ihr werdet sehen. Wenn einer aufgibt, hat der andere gewonnen. Wenn einer umkippt, auch. Noch Fragen?"

Wir schüttelten die Köpfe.

Und so begann es. Die erste Runde ging an mich. Ich muss sagen, mir schmeckten die Chillis und sie waren für meinen Geschmack gar nicht so scharf. Auch wenn Soleta hinterher behauptete, mein Gesicht hätte wie eine Sonne geglüht und ich zugeben muss, dass mir doch warm war.

Die nächsten zwei Runden gingen an Tr´Vak. In der zweiten Runde erstickte ich fast, weil ich zuviele Chillis auf einmal in den Mund gestopft hatte. Ich bekam Panik und spuckte die Chillis ins Publikum. Danach hatten wir gut die Hälfte an Zuschauern weniger.

Und in der dritten Runde konnte ich vor lauter Tränen nichts sehen und warf meine Schüssel herunter.

Die vierte Runde ging an mich. Tr`Vak musste aufs Töpfchen und, nachdem er nach 20 Minuten immer noch nicht da war, wurde ich zum Sieger erklärt. Später behauptete Tr´Vak, er habe sich "in der riesigen Toilette" verlaufen.

Wie dies in nur einem Raum, der auch noch mit einem "Männlein-Symbol" gekennzeichnet ist und zu dem nur ein Flur führt, der mit einem "Männlein-Schild" bezeichnet worden ist, sein kann, ist mir schleierhaft.

Im übrigen sah Tr´Vak sehr blaß aus und schien auch leicht zu wanken.

"So...es steht Unentschieden, das heißt, diese Runde entscheidet."

Mit zwei Zangen holte Joe eine Ampulle mit kleinen roten Körnchen hervor und stellte sie auf dem Tisch ab. "Dies sind Breen Feuer-Chillis. Nichts ist schärfer als diese. Roh können sie nicht gegessen werden. Okay, ich werde sie jetzt soweit entschärfen, dass ihr sie essen könnt. Bis dahin bleibt ruhig sitzen und rührt euch nicht, ich brauche Konzentration."

"Okay." Ich griff nach der Brotschüssel - und mein Ärmel berührte die Ampulle. Sie kippte zur Seite, zerbrach und die Körnchen verteilten sich überall.

"Oh...mein Gott...", stieß Joe hervor. "Sofort alle raus hier! RAUS!"

Ich fragte mich noch warum, als die Körnchen vor mir sich in den Tresen einbrannten und er in Einzelteile zerfiel. Andere zerlegten die Stühle. Alles wurde von einem ätzenden gelben Gestank begleitet.

"Die Körner reagieren mit Sauerstoff...sie werden zu Säure!", brüllte Joe, während hinter ihm seine kunstvolle und teure Getränkesammlung zu einem Scherbenhaufen wurde.

Und so endete das Chilli-Wettessen damit, dass es ein Lokal weniger in der Stadt gab und dafür einen Wirt mehr, der mir für den Rest des Lebens nicht mehr sehen wollte. Tr´Vak, ich und alle anderen kamen für drei Wochen in Quarantäne und ein Seuchenteam versuchte die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Bis zum nächsten Mal.

 

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