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Hinweise zur Geschichte:

Star-Trek-Kurzgeschichte

 

 

Catalda, die Prätora des Clans der Corbash, saß gelangweilt auf der Brücke ihres Schiffes. Sie hatte das Patrouillieren an der Grenze zum Föderationsgebiet lange satt. Die Föderation hatte nicht im Traum daran gedacht, nur den Versuch zu unternehmen, die Grenze zu verletzen und so war deren Bewachung zu einem langweiligen Geschäft mutiert, bei dem sich Catalda und ihre Kriegerinnen allenfalls die Zeit mit Computerspielen vertreiben mussten.

„Prätora.“, die Meldung ihrer Waffenoffizierin, Milana, ließ Catalda kurz aufschrecken. „Was gibt es, Milana?“ „Die Sensoren registrieren ein kleines Schiff.“, fuhr die hoch gewachsene Genesianerin fort. „Es ist einfach so in unser Gebiet eingeflogen, ohne vorher Bescheid zu sagen.“ „Kannst du es identifizieren?“, fragte die etwas untersetzte Clanführerin. „Nein.“, antwortete Milana. „Kassandra.“, wandte sich Catalda an ihre Kommunikationsoffizierin und Pilotin. „Antworten sie auf SITCH?“ „Hm, jein.“, machte Kassandra. „Was soll das heißen?“, erboste sich Catalda. „Für eine solche Aussage könnte ich dich enthaupten lassen.“ Ohne zu zögern stellte Kassandra auf den Hauptschirm, was sie soeben gehört hatte. Catalda und alle Anwesenden hörten das Miauen einer Katze. „Das reicht!“, rief Catalda außer sich. „Catalda, Erbprätora eines der angesehensten Clans von ganz Genesia, lässt sich nicht verarschen. Das muss ein neuer Trick der Föderation sein. Endlich! Ein Grund für einen neuen Krieg! Kassandra, klar zur Wende! Milana, Schilde hoch und feuere mit allen Waffen! Zeigen wir denen, dass sich Catalda, Tochter von Naima vom Clan der Corbash nicht veralbern lässt!“

Cataldas Untergebene taten, was ihnen befohlen wurde, aber bevor Milana feuern konnte, trafen zwei schnell hintereinander abgefeuerte Photonentorpedos zuerst den Antrieb des Genesianerschiffes und dann die Hauptenergie. Knallen, zischen, Explosionen, schwarzer Rauch. Mehr war nicht zu sehen, als die Besatzung des kleineren fremden Schiffes ihren Weg fortsetzte.

Atemlos lauschte ich in die Nacht. Ich saß neben Commander Huxley in seinem Jeep und wir suchten ganz Little Federation nach Caruso ab. Immer öfter war Datas Kater jetzt verschwunden. Unser gesamtes Wohnviertel hatte sich an der Suche nach dem sympathischen Kater beteiligt. Eigentlich war es ja nicht ungewöhnlich, dass Caruso nachts verschwand. Aber Data schien sich fast Sorgen zu machen. Immer wieder versuchte ich, Caruso durch Rufen seines Namens zum Antworten zu bewegen, allerdings ohne Erfolg. In der Nähe des Naherholungsgebietes stellte Huxley den Jeep plötzlich ab. „Ich weiß nich’, Allrounder.“, begann er in seiner gewohnt amerikanischen Art, die mich irgendwie an Captain Archer erinnerte. „Heut’ finden wir ihn sicher nich’ mehr. Der is’ bestimmt mit ’ner heißen Miez’ unterwegs. Lassen wir ihm doch seinen … Verdammt noch mal! Festhalten, Betsy, das ist ein Befehl!“ Er musste etwas gesehen haben. Anders ließ sich nicht erklären, warum er plötzlich einen Kavaliersstart wie aus dem Lehrbuch hinlegte, den Jeep beim darauf folgenden Wendemanöver fast in den Graben setzte, seinen Irrtum laut fluchend korrigierte, und dann sämtliche rote Ampeln überrasend in Richtung Stadtmitte zurücksauste. Bevor ich fragen konnte, hielten wir mit einer heftigen Vollbremsung vor einer Wiese, auf der schemenhaft noch der Schatten einer Katze zu erkennen war, die immer durchsichtiger und durchsichtiger wurde und sich vom Boden entfernte. Daneben saß Caruso, der ihr sehnsuchtsvoll hinterher blickte. „Im Handschuhfach ist ein Erfasser, Allrounder!“, rief Huxley hektisch, während er die Fahrertür des Jeeps aufriss, um im nächsten Moment mit eben dieser buchstäblich auf die Straße zu fallen. Ich konnte nicht mehr an mich halten. „Bei allem Respekt, Sir.“, lachte ich. „Das war zu komisch!“ „Schon gut.“, antwortete Huxley. „Ich weiß, was für’n ungeschickter Tollpatsch ich bin. Her mit dem Ding.“ „Fangen Sie.“, sing-sangte ich, während ich den Erfasser auf einem Finger balancierend langsam zu ihm herunterließ.

Erneut ziemlich unfein fluchend humpelte der arg vom Sturz gebeutelte Huxley in Richtung der Wiese. „Min-Mang!“, begrüßte ihn Caruso mit dem unschuldigsten Blick, den eine Katze haben konnte. „Gleichfalls.“, brummte Huxley. „Hast du eine Ahnung, was sich dein Mensch, sorry, ich meinte Android, für Sorgen um dich macht?“

Ich war hinzugekommen und hatte Caruso auf den Arm genommen, weil ich mir denken konnte, dass Huxley dafür wahrscheinlich auch zu ungeschickt war. Jedenfalls hatte Agent Sedrin vor unserer Abfahrt entsprechende Bemerkungen über ihren Ehemann gemacht. „Bringen Sie ihn in den Jeep, Betsy!“, befahl Huxley. „Ich habe hier noch was zu erledigen.“ Damit marschierte er mit dem Erfasser in der Hand auf die Stelle zu, an der er das seltsame Schauspiel beobachtet hatte.

Schnurrend lag Caruso auf meinem Arm. Er schien sich keiner Schuld bewusst zu sein. Immerhin lag es ja in der Natur der Katzen, herumzustreunen. „Gut, Mr. Schnurrdiburr und Vorstadtcasanova. Ab nach Hause. Weißt du eigentlich wie spät es ist?“, scherzte ich. „Verstauen Sie den verdammten Kater und kommen Sie her!“, ließ sich die aufgeregte Stimme Huxleys hinter mir vernehmen. Ich nickte, setzte Caruso in seine Transportbox und ging zu Huxley zurück, der mich bereits mit dem Erfasser erwartete. „Ich brauch’ ’ne Zeugin.“, begründete er sein Verhalten. „Sie glaubt mir sonst kein Wort.“ „Wer?“, fragte ich interessiert. „Der Agent.“, erwiderte der Sternenflottencommander nervös. „Wer denn sonst und jetzt sperren Sie mal die Lauscher auf. Erfasser, identifiziere die Energierückstände direkt vor mir. Akustische Meldung.“ „Transporterenergie.“, schallte es aus dem Lautsprecher des Gerätes. Dann schilderte Huxley mir, was er gesehen hatte.

Auf Knotenpunkt 1, dem Zentralring des Xylianischen Systems, schritt D/4 gerade den Gang zur Kommandozentrale entlang. Sie war online. Das ist bei Xylianern im Prinzip nichts Ungewöhnliches, wenn man bedenkt, dass sie sich, im Gegensatz zu den Borg, zwar vernetzen können, es aber nicht müssen. Aufgrund ihres also bereits andauernden Datenaustausches mit dem System hatte sie es nicht sonderlich eilig, zu A/1, ihrem Staatsoberhaupt zu gelangen.

A/1 hatte ihre Anwesenheit längst registriert, als sie die Zentraleinheit betrat. Beide hörten jetzt den SITCH von Beobachtungsmodul 2352, welches sich in der Nähe der genesianischen Grenze befand. „Ein Kampf ist beobachtet worden. Kurs 42, Vertikale 86. Genesianisches Schiff und fremdes Schiff involviert. Biozeichen auf fremdem Schiff deuten auf Katzen. Genesianerschiff vollständig zerstört. Eine beschädigte genesianische Bioeinheit aufgelesen. Verbleib des fremden Schiffes unbekannt. Vermutliches Ziel: Föderationsgebiet. Erbitten Anweisungen.“

Das Staatsoberhaupt der Xylianer löste sich aus seiner starren Haltung und drehte sich der gerade in den Raum kommenden Sonde zu. Dann aktivierte er seine Audio-Kommunikationseinrichtung und fragte: „Du hast lange mit Bioeinheiten gelebt, bevor du zum System zurückkehrtest, D/4. Kannst du das hier einordnen?“ „Negativ.“, antwortete die Angesprochene. „Mein Wissen über das Verhalten von Bioeinheiten beinhaltet keine Daten über ein solches Verhalten. Ich halte es jedoch für effizient, wenn wir die beschädigte Bioeinheit aus der Spezies Genisianer bergen und befragen. Vielleicht kann sie ihre Daten den Unsrigen hinzufügen und somit die Lücken schließen.“ „Einverstanden.“, antwortete A/1 und verband sich über ein Antennenset mit der Hauptkonsole der Station.

„So, so.“, kommentierte Sedrin am nächsten Morgen beim Frühstück Huxleys Bericht. „Du hast also gesehen, wie eine Katze fortgebeamt wurde. Sag mir bitte nicht, an der Transporterkonsole saß auch eine.“ Jaden hatte ihren verächtlichen Unterton durchaus bemerkt. „Ich sage die Wahrheit, Jinya Demetana.“, rechtfertigte er sich. „Allrounder Betsy ist meine Zeugin und ich habe auch Erfasserbilder. Warte, ich zeige sie dir.“ Damit holte er seinen Erfasser aus der Tasche und fingerte nervös auf der Tastatur herum. Irgendwo musste die verdammte Datei doch sein. „Das kann doch wohl nicht wahr sein! Verflucht, verflixt, verdammte Sch….“ Sich übertrieben laut räuspernd unterbrach die ruhig und in einer abwartenden Haltung dasitzende Demetanerin ihren nervösen terranischen Ehemann. „Sag mir bitte nicht, du hättest vor lauter Aufregung das Speichern vergessen. Zuzutrauen wäre es dir nervösem Hemd durchaus. Geheimoperationen sind halt nichts für dich. Dafür bist du, im Gegensatz zu mir, eben nicht ausgebildet. Aber …“ „Hör auf.“, erwiderte Huxley und pfefferte den Erfasser in seine Tasche zurück. „Tressa hat in gewisser Weise Recht. Manchmal argumentierst du wie T’Pol und ich komme mir vor wie Captain Archer, den sie wie einen kleinen Schuljungen maßregelt.“ „Jineron.“, seufzte Sedrin, während sie ihren Arm um Huxley legte. „Ich wollte dich nicht maßregeln, sondern trösten. Wenn du mich nur ausreden lassen hättest, dann wüsstest du das auch. Ich wollte damit nur sagen, dass du solche Dinge in Zukunft einer ausgebildeten Geheimagentin überlassen solltest.“ Dann grinste sie: „Das ist übrigens das Einzige, das T’Pol und ich gemeinsam haben. Wobei sie ja nicht mehr im aktiven Dienst war, als sie auf die Enterprise kam, im Gegensatz zu mir. Dadurch hätte sie bestimmt auch einige Fehler gemacht. Denn nur Übung macht bekanntlich den Meister. Oder interpretiere ich das alte terranische Sprichwort falsch. Du musst mir da schon helfen. Ich bin Demetanerin und kann deshalb nicht …“ „Schnurrkatze, demetanische!“, entfuhr es Huxley. „Du kannst einem vielleicht um den Bart gehen, dass es eine wahre Freude ist. Dabei wollte ich nur …“ „Schon klar, Jineron Terraneron.“, flüsterte Sedrin und kam ihm körperlich sehr nah. „Du wolltest der große Held sein. Dachtest, das würde mich beeindrucken. Aber du weißt doch, mein kleiner Tollpatsch, dass das bei mir gerade ins Gegenteil umschlagen könnte. Demetanerinnen sind so. Ihr terranischen Männer, ihr müsst ja unter einem fürchterlichen Stress stehen. Aber, wie ich schon sagte, das musst du bei mir nicht. Ruh dich aus und lass das in meinen geheimdienstlich ausgebildeten Händen. Nur eine winzige Information brauche ich noch. Wer war noch mal deine Zeugin?“

Im Heck eines xylianischen Moduls war Kassandra zu Bewusstsein gekommen. Sie wusste nicht, wo sie sich befand, bis D/4 die Kabine betrat. Die Genesianerin zuckte zusammen, als die Sonde sich ihr näherte und sie zu scannen begann. „Bitte seien Sie nicht alarmiert, Bioeinheit. Ich bin keine Borg, ich bin Xylianerin. Ich habe Instruktionen, Daten über den Kampf zwischen Ihrem und einem fremden Schiff zu sammeln. Wir wissen bisher nur, dass es sich um ein Schiff mit Biozeichen handelte, die terranischen Katzenartigen zugeordnet werden können.“ Kassandra erschrak erneut. Sollte das wahr sein? Sollten rumreiche genesianische Kriegerinnen am Ende von einer Horde Katzen besiegt worden sein? Nein, das durfte und konnte nicht sein. Kassandra schämte sich zu sehr und log daher: „Sie irren, D/4. Es waren keine Katzen. Es war ein übermächtiger Feind, ein großer Feind ein schier unbesiegbarer Feind. Warnen Sie die Föderation. Warnen Sie …“ Damit fiel sie erneut in eine tiefe Ohnmacht.

Sedrin hatte mich abgeholt. Wir waren mit dem Jeep der Huxleys zu eben jener Wiese unterwegs, auf der sich laut Huxleys Aussage alles abgespielt hatte. Sedrin hatte allerdings noch kurz beim Bajoraner um die Ecke angehalten, um uns was zum Knabbern, wie sie sich ausdrückte, zu besorgen. Sie meinte, es würde eine lange Nacht werden. Kurz vor der Wiese deaktivierte sie den Antrieb des Jeeps, wonach dieser nur noch auf dem Rest seines Antriebsfeldes – diese Jeeps haben keine Reifen mehr – das letzte Stück driftete und dann weich zum Stehen kam. „Katzen haben ein verdammt gutes Gehör.“, begründete sie die Aktion. Ich nickte bestätigend. Ich hatte schließlich in meiner Kindheit selbst eine Katze. „Ihr Mann und ich waren wohl gestern etwas laut.“, spielte ich auf die Fahrkünste Huxleys an. Sie überprüfte noch einmal unsere Parkposition, schaute sich suchend um und zog mit einem offenkundig auf Zufriedenheit mit sich hindeutenden Laut den Schaltschlüssel ab, bevor sie zu mir sagte: „Das wär’s, Allrounder. Legen wir uns auf die Lauer. Ich werde meinen Erfasser auf Dauerscannen stellen und auf die Wiese ausrichten. Wir zwei sollten tun, als interessierte uns nicht, was die Katzen tun. Dann fühlen sich Katzen doch am Sichersten, oder?“ Ich gab einen bestätigenden Laut von mir. „Gut.“, sagte sie und erwähnte beiläufig, dass das Rufzeichen ihres Handsprechgerätes auf Taste 1 im Sprechgerät dieses Jeeps gespeichert sei, bevor sie ausstieg und sich anschickte, den riesigen Picknickkorb aus dem Kofferraum zu holen. Außerdem sollte ich einen Ohrhörer benutzen. Was sollte ich mit diesen Informationen? Sie war doch nah genug. Ich hätte doch nur laut rufen müssen.

Plötzlich hörte ich eine vertraute Schelle. Data hatte Caruso an ein Halsband mit Sender und einer Schelle gewöhnt, um gewährleisten zu können, dass er ihn im Notfall jederzeit mit Hilfe seines Sprechgerätes wieder finden könne und, dass ich, sollte ich ihm mal begegnen, nicht Gefahr liefe, ihn auf den Schwanz oder andere Körperteile zu treten.

Ich griff nach dem Mikrofon, drückte Speichertaste 1 und sagte: „Agent, Zielkatze 1 hat gerade Rendezvouzkoordinaten betreten.“ „Ausgezeichnet.“, lautete ihre knappe Antwort. Dann kam sie zurück, überprüfte, dass das Verdeck und alle Türen geschlossen waren und packte aus. „Sicher mögen Sie Hasperat.“, schlussfolgerte sie, als sie mir einen Pappteller hinhielt, auf dem sich ein mit eben dem erwähnten bajoranischen Gericht gefüllter Teigfladen befand. „Ihr Freund und mein Kollege Mikel hat mir nämlich gesteckt, dass sie verrückt nach terranischen Zaziki sind. Das mit dem Teigfladen habe ich mit Absicht so machen lassen, weil es dann einfacher für Sie wird.“ Ich musste daran denken, dass es tatsächlich meine Spezialität war, bei allem, was man mit Messer und Gabel essen musste, regelmäßig die Reste großzügig über den gesamten Teller zu verteilen und erst dann um Hilfe zu bitten, wenn es fast zu spät war und meine Kleidung sozusagen mitgegessen hatte. Das hier war aber feinstes Fingerfood.

„Mikel hat Ihnen das also gesagt.“, sagte ich wenig später mit vollen Backen. „Bin echt neugierig, was Sie noch über mich von ihm wissen.“ „Nur das, was es braucht, um Sie mal so richtig zu überraschen.“, grinste sie und stellte mir ein Fläschchen Frühlingswein hin. „Keine Panik.“, nahm sie meinen Einwand vorweg. „Da ist nicht mehr drin als zwei Gläser. Mehr trinken Sie ja sonst auch nicht. Wenn ich das trinken würde, käme ich morgen nicht vom …“ Ich sprang auf, gab eine Art spitzen Quietscher von mir und zeigte nach oben. Mehr war mir mit vollem Mund leider nicht möglich. Allerdings hatte ich vergessen, dass wir uns im Innern eines Jeeps befanden, was mich gegen das Dach stoßen und auf den Beifahrersitz zurücktaumeln ließ. „Ruhig.“, kontrollierte Sedrin die Situation. „Was ist da oben? Was hören Sie?“ „Da, da, da ist ein Wush.“, versuchte ich das Geräusch zu beschreiben. „Nein, Es ist eher ein Bss, mehr so wie ein Rrrschschsch.“ Etwas schämte ich mich für diese Angaben. Eine ausgebildete SITCH-Offizierin und dann solche Sachen. Ensign Sato oder andere hätten sicher … „Piep-piep, piep-piep.“, unterbrach Sedrins Erfasser mein Sinnieren. Sie hob das Gerät hoch, betrachtete das Display und zischte: „Volltreffer!“

Neben dem Jeep war ein kleines Schiff gelandet, aus dem eine Katze stieg. Weder sie, noch Caruso schienen unsere Anwesenheit als alarmierend zu empfinden. Dann beobachtete Sedrin, wie Caruso mit der offensichtlich fremden Kätzin in das Schiff stieg und sich die Luke hinter ihnen schloss. Das von mir beschriebene Geräusch wiederholte sich und das Schiff war verschwunden. „Oh Mann, oh nein, Agent.“, stammelte ich. „Hat etwa gerade eine außerirdische Katze Caruso entführt?“ „Offensichtlich.“, bestätigte die Demetanerin. Ihre Erfasserbilder überprüfend fügte sie dann hinzu: „Nicht nur eine außerirdische, sondern eine extradimensionäre Katze. Irgendwie habe ich diese Bilder schon einmal gesehen.“ Still saß sie da und überlegte. Aber es wollte ihr wohl einfach nicht einfallen. Nach geschlagenen drei Stunden schweigsamen Nachdenkens – Demetanerinnen können sehr beharrlich sein – sagte sie schließlich: „Cupernica! Sie muss es noch wissen. Sie hat ein Datenbankgedächtnis. Daraus entwischt so schnell keine Information.“ „Bei allem Respekt, Ma’am.“, wandte ich ein. „Dann müssen Sie aber beichten, dass Caruso entführt worden ist.“ „Natürlich.“, erwiderte sie. „Aber Data wird das schon mit Fassung aufnehmen.“ Damit startete sie den Jeep.

A/1 hatte D/4 befohlen, Kassandra zu ihrem Heimatmodul zu bringen. So nennen die Xylianer ihre Stationen. Shuttles und Schiffe sind mobile Untermodule zu den jeweiligen Modulen. Gerade war die Sonde dabei, die Daten, die ihr die Genesianerin gegeben hatte, ins System einzuspeisen, als eine weitere Sonde, ein Mitglied der Untergruppe F, an sie herantrat: „Unterbrich sofort die Einspeisung deiner Daten. Sie sind fehlerhaft!“, erklärte die Sonde, die D/4 zwischenzeitlich durch ihr Präsentssignal als F/18, 18. Kopie der F-Gruppe, gemeinsamer Abzweig zu Untergruppe F und J identifiziert hatte. D/4 entkoppelte sich von der Konsole, mit der sie über ein Antennenset verbunden war und erwiderte: „Definiere fehlerhaft!“ „Mitglieder meiner Untergruppe sind dir zur Assistenz zugeteilt. Wir fanden keine Hinweise auf telekinetische Energie, wie sie die Bioeinheit aus der Spezies Genesianer beschrieb. Die Energiewerte aus den Schiffstrümmern weisen lediglich auf eine extradimensionäre Herkunft hin. Mein Transceaver ist bereit für ein Interlink mit dir zur Verifizierung.“, erklärte die Sonde aus Untergruppe F.

Jede Untergruppe der Xylianer ist für bestimmte Aufgaben im System zuständig. Die Untergruppe D z. B. betreut unausgereifte Sonden oder, wie in diesem Fall, kranke Bioeinheiten. D/4s Erfahrungen als temporäre Ärztin der Scientiffica kamen ihnen hier sehr zu Gute. Untergruppe F hingegen ist auf technische Aufgaben spezialisiert.

D/4 nickte F/18 zu und schaltete sich auf deren persönliche Interlinkfrequenz. Nach dem Datenaustausch fragte F/18: „Warum gibt uns Bioeinheit Kassandra falsche Daten? Führst du das auf ihre Beschädigung zurück?“ Die Sonde existierte noch nicht lange im System. Sie war jung und unerfahren und mit Bioeinheiten hatte sie schon gar nicht zu tun gehabt. „Negativ.“, erwiderte D/4. „Aber ich muss herausbekommen, warum sie lügt. So nennen Bioeinheiten das, wenn sie falsche Daten weitergeben. Ich werde alle Daten, die ich bezüglich dieser Angelegenheit bereits ins System gestellt habe, wieder löschen müssen.“

Das Schiffchen mit Caruso und der fremden Katze hatte an einem größeren Schiff angedockt. Da die Fremde und Caruso im Prinzip die gleiche Sprache sprachen, verstand der Kater sehr gut, was sie von ihm wollte. Er folgte ihr durch die langen Gänge und sogar bis in einen Turbolift, den sie durch Streichen ihrer Schnurrhaare über eine Sensorenleiste bediente.

Die Kätzin wies ihn an, an der Tür zu einem weiteren Raum zu warten und ging selbst hinein. Vor einer Konsole, die in bequemer Katzenhöhe angebracht war, saß ein Kater auf einem Kissen. Er sah wie ein typischer Main-Coon-Kater aus. Die kleinere Kätzin dagegen ähnelte eher einer Perserin. Als sie sich ihm näherte, rieb sie nach alter Katzenmanier ihren Kopf an seinem, um ihn angemessen zu begrüßen. „Berichte mir.“, begann der Kater in Katzensprache. „Was weißt du inzwischen über die Katzen auf dem blauen Planeten, Zora?“ Die Kätzin, die, wie sich später herausstellen sollte, Schiffsärztin war, sprang auf das Kissen neben dem Kater, der übrigens der Kommandant des Katzenschiffes war und Simba hieß. Dann sagte sie: „Nun, Commander, die Katzen dort sind nicht annähernd so intelligent wie wir. Sie können keine Technologie benutzen, geschweige denn bauen. Caruso, so der Name des Katers, den ich mitgebracht habe, und ich können uns auch nur auf einer sehr kindlichen Ebene verständigen. Der blaue Planet wird von einer Rasse Zweibeiner beherrscht, die von der Intelligenz gesehen, uns am Nächsten kommt. Wir sollten versuchen, mit ihnen die Erstkontaktsverhandlungen zu führen. Da ist aber noch das Verständigungsproblem. Alten Berichten zufolge sei das zwar gelöst, aber die Zweibeiner, mit denen wir es damals zu tun hatten, sind leider nicht auffindbar. Aus Caruso konnte ich leider nichts herausbekommen. Der denkt primär an Fressen und Schlafen. So waren wir zwar auch mal, aber …“ Simba unterbrach seine Untergebene durch einen einzigen Blick. Der alte erfahrene Kater erinnerte sich sehr wohl an die Zweibeiner. „Nicht gleich die Maus im Loch ignorieren.“, sagte er und umschmeichelte sie tröstend. „Die finden wir schon.“ Das Sprichwort entspricht quasi unserem „nicht gleich die Flinte ins Korn werfen.“ Er tatzte auf einen Knopf an der Sprechanlage und sagte: „Minette, wir setzen den Flug fort.“ Die angesprochene Kätzin, deren Bild dem einer Siamkatze entsprach und die die Kommunikationsoffizierin und Pilotin des Schiffes war, gab ein kurzes Schnurren zurück. Dies könnte man ungefähr mit „Eye eye, Sir!“ übersetzen.

„Ach, die Filidea Sapiens!“, rief Cupernica aus, als Sedrin und ich ihr das Geschehene auseinandersetzten. „Natürlich erinnere ich mich. Moment, das haben wir gleich.“ Damit holte sie ihr Haftmodul, verband sich mit dem Rechner des Hauses und förderte bald den Bericht der Eclypse zu Tage, den sie selbst verfasst hatte. Auf dem großen Schirm im Wohnzimmer konnten wir bald alles sehen. Peinlich berührt schaute Sedrin weg, als sie einige Hyperlinks zu ihren eigenen Außenteamberichten und Diaryeinträgen fand. „Und das habe ich vergessen?“, sagte sie zu sich selbst und schüttelte den Kopf.

Meine Ohren waren bei der Überschrift hängen geblieben. „Filidea Sapiens.“, begann ich nachdenklich. „Den Namen haben doch Sie den Katzen verpasst, Scientist, nicht wahr?“ „Das ist korrekt.“, gab die Androidin zurück. „Passt wie die Faust aufs Auge.“ Meine letzte Bemerkung veranlasste Data, der – ganz Hausmann – Sedrin und mir Tee und Gebäck repliziert hatte, eine Diskussion über die Konsequenzen von Schlägen auf die Augen zu beginnen. Cupernica legte den Finger an die Lippen, was ihn sofort zum Schweigen brachte. „Ich werde wohl nie lernen, was ein Sprichwort ist.“, resignierte Data.

Gespannt lauschten wir der Rechnerstimme, die Cupernicas Bericht vorlas. Als sie geendet hatte, stand Sedrin auf und sagte entschlossen: „Jetzt, da wir wissen, dass die Katzen aus der fremden Dimension Caruso haben, sollten wir die Regierung um die Eclypse bitten und darum ersuchen, ihn wieder zu holen. Ich bin sicher, die Katzen meinten es nicht böse, als sie ihn mitnahmen. Außerdem sah es für mich nicht so aus, als müssten sie ihn zu irgendwas zwingen. Sicherlich haben sie bereits gemerkt, dass sie sich mit uns nicht verständigen können und brauchten deshalb einen Plan, um uns zu ködern. Ich gehe davon aus, dass sie unsere Beziehung zu Katzen lange beobachtet haben. Danach haben sie sicher geschlussfolgert, dass sie nur Kontakt zu uns kriegen können, indem sie eine unserer Hauskatzen entführen.“ „Dann muss die Sache mit der Sonde danebengegangen sein.“, spekulierte ich. „Wahrscheinlich.“, antwortete die demetanische Agentin, bevor sie Cupernica um Erlaubnis bat, ihre Haussprechanlage für ein Gespräch mit Huxley nutzen zu dürfen.

Simba hatte die Brücke seines Schiffes betreten und war mit Mikosch, seinem Waffenoffizier, der einem Savannahkater, also einer Mischung aus Serval und Hauskatze, ähnelte, in ein Gespräch vertieft. „Deine Reflexe sind ausgezeichnet. Du hast unser Leben gerettet. Hoffentlich greifen uns die Zweibeiner kein zweites Mal an. Ziemlich unangenehme Zeitgenossen. Agent Sedrin hat sie gar nicht so geschildert.“ „Was ist, Commander, wenn das gar nicht die Föderation war?“, mischte sich Flug- und SITCH-Offizierin Minette ein. „Sie könnte Recht haben.“, sinnierte Minatus, ein schwarzer Kater, der Simbas erster Offizier war. „Was ist, wenn diese Zweibeiner, die uns die Krallen gezeigt haben, mit der Föderation im Krieg sind?“, fragte Minette. „Sie könnte Recht haben.“, antworteten Mikosch und Minatus unisono. „Kriegerisch genug schienen die ja. Wir sollten vorsichtig sein. Minette, ab jetzt Schleichflug. Mikosch, halte dich bereit, jeden Moment die Schilde zu heben.“, befahl Simba. Minettes Näschen tippte zweimal auf ein Feld an ihrem Touchscreen. Emitter, die über die ganze Schiffshülle verteilt waren, generierten ein Feld, das die Antriebsemissionen des Schiffes überdeckten und es somit für alle anderen Schiffe lautlos erscheinen ließen. Mikosch ließ die Bedieneinheit für die Schilde nicht aus dem Blick.

D/4 betrat das Krankenzimmer Kassandras. Die einzige Gemeinsamkeit, die die Xylianer mit den Borg hatten, war ihre direkte Art. „Warum haben Sie mir fehlerhafte Daten gegeben?“, fragte D/4 streng. Kassandra setzte sich auf und tat unschuldig. „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.“ „Unwahr!“, erwiderte D/4. „Sie wissen es genau. Nur können oder wollen Sie nicht die Wahrheit sagen. Erklären Sie mir, warum Sie uns belogen haben. Hätte ich die falschen Daten den Unsrigen hinzugefügt, hätten wir jetzt sicher Krieg mit einer extradimensionären Spezies. Wollten Sie das? Lügen ist unehrenhaft. Wollen Sie als unehrenhafte Kriegerin enden? Die Information über Ihre Lügen wird der obersten Prätora zugestellt werden, wenn Sie nicht augenblicklich die Wahrheit sagen.“ Kassandra fuhr herum. „Den Krieg haben wir schon. Ob ich lüge oder nicht, spielt keine Rolle mehr. Unsere Erbprätora ist tot, unser ganzer Clan hinterhältig dahingemordet. Glauben Sie, das lässt die oberste Prätora ungestraft? Allerdings verstehe ich es nicht. Nur Katzen, das waren doch nur Katzen!“ Erleichtert über den Umstand, dass Kassandra doch die Wahrheit gesagt hatte, verließ die Sonde das Zimmer wieder, um A/1 zu berichten. Die Xylianer sind zwar kybernetische Lebensformen, sind aber V’gers und Commander Deckers sozusagene Nachkommen. Sie bezeichnen V’ger als den ersten A/1. Da sie also auch teils den menschlichen Geist verinnerlicht haben, sind sie zu Gefühlsregungen fähig.

Huxley und Sedrin saßen an diesem Morgen in ihrem gemütlich teilweise terranisch und teilweise demetanisch eingerichteten Wohnzimmer und versuchten, sich einen Grund einfallen zu lassen, aus dem die Regierung ihnen unbedingt die Eclypse zur Verfügung stellen sollte. Das Schreibprogramm des Rechners sowie beide Mikrofone waren offen. Nach einer fruchtlosen Weile schaltete Huxley sein Mikrofon manuell ab und bedeutete seiner Frau, das Gleiche zu tun. „Zwecklos, Jinya.“, resignierte er. „Die haben unsere Berichte schon damals abgeschmettert. Die Version, die Cupernica hat, ist ihre private. Die Regierung wollte ja damals die ganze Sache über die Katzen nicht in die Datenbank aufnehmen, weil sie es für Quatsch oder besser noch, Astronautengarn gehalten haben, das wir nur gesponnen haben, um Alibi-Daten nach Hause senden zu können.“ „Da magst du schon Recht haben.“, erwiderte die Demetanerin, nachdem sie auch das in ihrer Hand befindliche Mikrofon weggelegt hatte. „Lass uns einen kleinen Spatziergang machen. Dann kommen wir vielleicht auf andere Gedanken.“ Huxley nickte den Vorschlag seiner Frau ab.

D/4 hatte ihrem Staatsoberhaupt berichtet. Mit ausdrucksloser Miene, wie bei kybernetischen Lebensformen üblich, hatte er sich ihren Bericht angehört. „Ich hatte das Einstellen deiner Daten überwacht, wie ich es bei allen Einstellungen tue.“, begann A/1. „Als du die Daten als fehlerhaft deklariertest und entferntest, habe ich sofort mit dem Staatsoberhaupt des Systems der Bioeinheiten, welches sie Föderation nennen, gesprochen und ihr unseren Irrtum gestanden. Sie hat meine Korrektur aber ignoriert. Sie sagte, dass sie bereits gegen den großen Feind im Krieg wären und sich gegebenenfalls sogar mit den Genesianern gegen ihn verbünden würden. Deinen Eil-SITCH haben sie mir geglaubt. Die Korrektur nicht. Ich weiß aus deinen Daten, dass dies ein bei Bioeinheiten manchmal vorkommendes Verhalten ist.“ D/4 nickte bestätigend und setzte an, etwas zu sagen, aber das konnte sie nicht, weil der Computer der Station sie in diesem Moment anSITCHte und ihr folgendes mitteilte: „D/4, die Bioeinheit Kassandra hat ihre Regenerationseinheit verlassen und versucht, sich Untermodul 21 zu bemächtigen. Deine Anwesenheit ist unabdingbar. Priorität 1. Erlaube Zugriff auf deinen internen Transporter zur Übermittlung der Koordinaten. Priorität 1.“ Die Sonde schaltete ihren eingebauten Transporter frei und wurde zur Andockrampe gebeamt. Dort sah sie Kassandra an einer Konsole stehen. Die Genesianerin hatte ein wahrscheinlich selbstgebautes Werkzeug in der Hand, mit dem sie offensichtlich versuchte, einen Sicherheitsmechanismus für ein bestimmtes Shuttle zu überbrücken. D/4 wusste, dass dies gefährlich war. Die Konsole würde bald einen Energiestoß ausschicken, der Kassandra sogar töten könnte. Mit ihrer Clearence konnte sie allerhöchstens diesen Vorgang aufschieben aber nicht aufheben. Das wusste die Sonde. „Sie werden augenblicklich von der Konsole zurücktreten. Gefahr ist unausweichlich!“ D/4s Worte hatten keine Wirkung auf Kassandra. Sie setzte ihr Tun unbeeindruckt fort. Der Einzige, der jetzt noch Schlimmeres verhindern konnte, war A/1, aber die Zeit reichte noch nicht einmal mehr, um ihm Bescheid zu sagen. D/4 fing Kassandra auf, als der Energiestoß sie durchzuckte. Mit Hilfe ihres internen Transporters brachte sie sich und Kassandra wieder in das Krankenzimmer. Hier untersuchte sie die Genesianerin. Erleichtert stellte sie fest, dass ihre lebenswichtigen Organe intakt waren und sie nur einen Schock davongetragen hatte.

Als sie die Augen aufschlug, blickte Kassandra in ein fast sorgenvoll anmutendes Xylianerinnengesicht. „Was haben Sie sich dabei gedacht?“, fragte D/4 ernst. „Ich wollte Ihnen helfen.“, sagte die genesianische Kriegerin mit schwacher Stimme. „Diese Art der Hilfe ist ineffizient.“, antwortete D/4. „Ineffizient.“, echote Kassandra verächtlich. „Hätten Sie mich machen lassen, wäre jetzt alles OK.“ „Ich kann unsere Sicherheitsbestimmungen nicht außer Kraft setzen. Der korrekte Weg wäre gewesen, mit mir zu reden. Ich hätte A/1 um ein Modul für Sie bitten können, mit dem Sie zur Föderation und Ihrem Volk hätten fliegen können. Dann hätten Sie alle aufklären können. Wir sind nicht Ihre Feinde. Aber Ihr schlechtes Gewissen zu erleichtern wäre der einzig korrekte Weg.“, referierte die Sonde und SITCHte mit A/1, um ihm die neuste Entwicklung darzulegen.

Sedrin und Huxley hatten ihren Spatziergang unterbrochen und waren in einem Wirtshaus eingekehrt, in dem Sedrin auch einige ihrer demetanischen Freundinnen aus einem demetanischen Kegelclub, der sich erst seit neuestem in Little Federation gegründet hatte, getroffen hatte. Es handelte sich größtenteils um Ehefrauen demetanischer Sternenflottenoffiziere, die nach Terra und nach Little Federation gezogen waren. Sie wechselte einen kurzen Blick mit Huxley, der darauf nur zu ihr sagte: „Es gibt keinen Platz wie daheim, Jinya.“ Sie lächelte und ging zu den Demetanerinnen hinüber. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihren Mann aber genau, der versuchte, die Tatsache, dass sie scheinbar beschäftigt war, auszunutzen und sich einen Whisky nach dem anderen bestellte. Jetzt kam auch noch durch die Nachrichten, dass die Föderation einen neuen Krieg gegen einen Feind führe, der seine Biozeichen als die von Katzen tarne und am SITCH nur das Miauen von Katzen abspiele, um die Föderation irre zu führen. Man vermute, dass Sytania da hinter stecke. Jedenfalls gebe es eine genesianische Augenzeugin, die sich im Augenblick in der Obhut der Xylianer befände. „Diese Volltrottel.“, lallte Huxley, bevor er sich weiter vollaufen ließ.

Minette hatte auf Eigeninitiative nicht nur den Lautlosmodus der Catara, so hieß das Katzenschiff, sondern auch den Tarnmodus eingeschaltet. So konnte man sie weder sehen noch hören. Minora, die Chefmaschinistin, eine kesse Kätzin mit lockigem weißen Fell, hatte sich zu Zora und Caruso gesetzt und lauschte begeistert ihrer Konversation. „Deinen Beruf hast du echt nicht verfehlt.“, meinte Minora in Zoras Richtung. „Natürlich nicht.“, antwortete die Ärztin. „Ich habe auch eine psychologische Ausbildung. „Wo bringen wir ihn eigentlich hin?“, wollte Minora wissen. „Simba will, dass wir ihn zum Staatsoberhaupt der Zweibeiner bringen oder noch besser, ein Schiff der Zweibeiner auf uns aufmerksam machen, dass …“ Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment wurde die Catara durch etwas stark erschüttert. Minora witschte in Richtung Turbolift davon und Zora brachte Caruso ins Gästequartier, bevor sie sich selbst zur Krankenstation, ihrem Arbeitsplatz, aufmachte.

Auf der Brücke versuchte Minette dem angreifenden Schiff auszuweichen. Es handelte sich um ein Kriegsschiff der Sternenflotte, das mit allen Mitteln gegen die Catara vorging. Auch die schnellen Reflexe des Waffenoffiziers konnten nicht verhindern, dass im nächsten Moment die Hauptkonsole explodierte.

Minette war die Erste, die wieder erwachte. Sie sah sich um und sah überall das Blut ihrer Kameraden. Sie selbst schien wie durch ein Wunder unverletzt. Angespannt lauschte sie in die Runde und versuchte, irgendetwas wahrzunehmen, was ihr sagen würde, dass ihre Freunde noch am Leben wären. Katzen haben ein viel besseres Gehör als Menschen. Auch ist sich im Dunkeln zu orientieren für Katzen kein Problem. Vorsichtig schlich sie zum Notrufsender, der tatsächlich noch funktionierte. Sie wusste, größtenteils würde man nur „Miau“ verstehen, aber vielleicht würden die Richtigen darauf aufmerksam. Die Leistung des Senders reichte durch eine Relaisbeschädigung bedingt leider nicht mehr für einen interdimensionalen Notruf aus. Minette wusste, sie könnte auch weitere Feinde anlocken, aber das war ein Risiko, das sie gewillt war, einzugehen.

Sedrin war der Anblick ihres betrunkenen Ehemannes zu viel geworden. Sie hatte die Kneipe verlassen und war ziellos herumgelaufen. Huxleys Verhalten war ihr gänzlich unverständlich. Sich vollaufen zu lassen würde zwar temporär den Schmerz betäuben, würde aber auf lange Sicht auch keine Lösung bringen. Die Regierung würde jetzt, da sich die Föderation im Krieg befand, ohnehin keine Forschungsmissionen erlauben. Also konnte man sich die Eclypse abschminken. Übermäßiger Alkoholkonsum würde daran nichts ändern.

Die Demetanerin hatte auf einer kleinen Anhöhe eine Pause eingelegt, als ihr Blick auf eine schier endlose Flotte von Papierschiffchen fiel, die wie an einer Schnur aufgereiht auf der Brüstung einer Terrasse standen. Sedrin konnte einen kleinen Schatten wahrnehmen, der ihr zuzuwinken schien. „Ach, Tak.“, seufzte sie, bevor sie zu dem Schatten hinüberging.

„Hallo, Agent.“, lächelte der Japaner ihr zu, als sich Sedrin anschickte, die Terrasse seines Hauses von außen zu betreten. „Was führt Sie in diese gottlose Gegend?“ Dabei musste Takahashi grinsen. „Ich weiß es eigentlich nicht.“, resignierte Sedrin, bevor sie sich auf einen Stuhl setzte. „So so.“, lächelte der technische Assistent. „Sie wissen es nicht mehr. Soll ich Cupernica …“ „Nein.“, antwortete Sedrin. „Es ist … Huxley … Er glaubt, sich im Wirtshaus vollaufen zu lassen, würde uns die Eclypse …“ „Ach du liebes bisschen!“, rief Takahashi aus. „Und jetzt sind Sie gefrustet und wollen mir beim Falten von Papierschiffchen zusehen.“ „Ich möchte nicht zusehen.“, erwiderte Sedrin. „Ich möchte mitmachen.“ Damit griff sie sich ein Blatt Papier. „Nun los, Tak, erklären Sie mir was.“ „Gern.“, sagte Takahashi. „Also, Sie legen das Blatt am Besten erst mal so vor sich, dass eine der kurzen Seiten zu Ihnen zeigt. Dann legen Sie die zwei kurzen Seiten aufeinander. Den Knick immer schön glatt streichen. Ja, genau. Jetzt nehmen Sie die beiden Ecken an der Knickseite und führen Sie zur Mitte, so dass oben eine Spitze entsteht. Jetzt klappen Sie die obere offene Seite über die beiden Hälften, drehen das ganze Teil um und klappen die andere offene Seite auch um. Verstauen Sie die Ecken einfach innen.“ „Jetzt habe ich einen Hut.“, unterbrach Sedrin. „Genau.“, bestätigte Tak. „Jetzt nehmen Sie die beiden Ecken der offenen Hutseite und legen sie aufeinander. Dadurch entsteht ein quadratisches Gebilde. Jetzt wiederholen Sie alle Schritte so lange, bis sich das Quadrat nicht mehr falten lässt, weil es zu dick und zu klein geworden ist. Zeigen Sie mal. Jawohl! Jetzt suchen Sie sich den Schlitz und ziehen vorsichtig die Hälften auseinander.“

Fasziniert schaute Sedrin zu, wie zwischen ihren Händen während des Ziehens eine große Spitze hervortrat. Dann schob sie vorsichtig zwei Finger in den unteren Teil der Spitze, wie Tak es ihr sagte und stellte das Papierschiffchen vorsichtig zu den anderen. Das zweite faltete sie bereits allein. Als sie das dritte beginnen wollte, musste sie plötzlich innehalten. Diese getarnte Spitze ging ihr nicht aus dem Kopf. Diese Spitze, die erst dann zum Vorschein kam, wenn man ein unscheinbares Quadrat auseinander zog.

„Sind Sie OK?“, fragte Tak besorgt. „Was?“, antwortete die demetanische Agentin. „Geht es Ihnen gut?“, verlieh Tak seiner Frage Nachdruck. „Ja, ja.“, antwortete Sedrin schnell. Dann fuhr sie fort: „Wir machen uns auch zu einem Papierquadrat, dessen Spitze so schnell keiner sieht.“ „Was meinen Sie.“, drängte Tak sie zum Weiterreden. Er wusste, wenn es nicht bald aus ihr herauskäme, würde sie noch daran ersticken. „Wir sagen der Regierung, wir wollen in den Krieg ziehen. Tressa soll die Eclypse auf Kriegsschiff bürsten. Sie arbeitet doch jetzt auf einer celsianischen Raumwerft, auf der Kriegsschiffe produziert oder Forscher umgebaut werden. Wir benutzen Cupernicas Bericht, um ihnen weiszumachen, wir würden den Feind kennen. Sind wir erst mal außer SITCH-Reichweite, baut Tressa alles wieder um und wir sind wieder die friedliche Eclypse. Sie kennen doch bestimmt Tressas Rufzeichen, oder? Sie können mir nicht erzählen, dass Sie zu ihr keinen Kontakt mehr haben.“ „Sicher.“, antwortete der Japaner. „Wir müssen Huxley suchen und es ihm sagen.“ „Klar.“, bestätigte die Demetanerin. „Also, jetzt schnappen wir uns Ihren Mann und suchen damit meinen Jeep. Äää, ich meinte genau umgekehrt.“ Tak nickte und holte den Schaltschlüssel.

Minette verhaarte still auf ihrer Position neben dem Notrufsender. Sie hoffte so sehr, dass, wenn möglich, doch die Eclypse aufmerksam werden würde. Simba hatte von der damaligen glorreichen Zusammenarbeit berichtet, bei der sie gemeinsam Sytania in die Flucht geschlagen hatten. Besonders Agent Sedrin Taleris, die wollte Minette kennen lernen. Simba hatte sie als sehr hinterlistig beschrieben, aber dennoch sei sie sehr freundlich gegenüber den Katzen gewesen. Sie hatte damals erklärt, dass ihre Rasse, die Demetaner, diesen Wesenszug nur gegenüber Feinden anwenden und Sytania war eine Feindin gewesen.

Zischend und quietschend öffnete sich plötzlich eine Luke hinter Minette. Aus einer Jeffriesröhre kroch Zora. Mit ihrer Schnauze nahm sie einen kleinen Erfasser aus einem aus weichen Riemen bestehenden Gestell, das um ihre Schultern hing, richtete ihn in den Raum und drückte mit der Zunge auf einen kleinen Knopf am Griff.

Da Katzen ja bekanntlich keine Kleider tragen, hatten sie das Problem des Transportes ihrer Ausrüstung eben so gelöst. An dem weichen Riemennetz war übrigens auch Minettes Rangabzeichen befestigt. Morgens musste sie nur elegant durch die Kopfschlaufe schlüpfen und war fertig. Das weiche leichte Geschirrchen war auch sonst nicht hinderlich. Vielleicht wisst ihr es nicht, oder habt es noch nicht bemerkt, aber: Katzen würden Weichheit kaufen.

„Minette, ganz ruhig, ich bin’s.“, schmuste Zora. „Dem heiligen Ming-Mang sei Dank!“, rief Minette aus. Zora kam näher und scannte dabei die umliegenden Katzen. Dann sagte sie: „Minatus und Mikosch sind tot, aber Simba lebt. Minora sagt, es gibt noch eine funktionsfähige Rettungskapsel. Dort habe ich Caruso schon hingebracht. Simba, du, Minora, er und ich scheinen die einzigen Überlebenden zu sein. Minora sagt, wir müssen uns beeilen, wenn uns nicht der Warpkern um die Ohren fliegen soll. Komm, Wir tragen Simba gemeinsam. Er hat eine Gehirnerschütterung. In der Kapsel werde ich ihn behandeln. Wir brauchen auch dich als unsere beste Pilotin.“ „Wie konnten die uns überhaupt wahrnehmen?“, fragte Minette. „Minora sagt, das ging nur, weil unsere Tarnvorrichtung zwar dafür sorgt, dass die Catara nicht als Schiff, wohl aber als Anomalie im Weltraum wahrgenommen werden kann.“, erklärte Zora. „Verstehe.“, antwortete Minette. Dann nahmen beide Kätzinnen gemeinsam Simba mit den Schnauzen im Nacken und trugen ihn von der Brücke.

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