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Nach dem er nun fast acht Stunden durch die Stadt lief, wurde ihm langsam kalt. Komisch!, dachte er, Gerade war doch noch die Sonne am Himmel zu sehen, es kann doch gar nicht kalt sein! In seinen Gedanken verloren, hatte er nicht bemerkt, dass es mittlerweile dunkel geworden war und der wunderschöne sonnige Tag bereits dahin gegangen war. Schön sonnig, so hatte der Tag angefangen und nun endete er in vollem tiefschwarzem Dunkel. Nicht ein Stern war am Himmel zu sehen, obwohl die Nacht eine klare Nacht war, zumindest am Himmel, für ihn war sie dunkel und unklar, vielleicht sah er deswegen auch nur die Sterne nicht. Was war denn heute passiert? Ach ja, er hatte seine Frau mit einem anderen Kerl gesehen. Wieso hatte sie das getan? Er war doch gar nicht so lange weg. Es war doch nur ein Monat, den er auf Montage war.

Aber war das denn das schlimmste? Die Beziehung hatte eigentlich sowieso keinen Sinn mehr, aber eigentlich hätte man da noch was retten können, oder nicht? Muss denn immer gleich alles kaputt gemacht werden, nur weil mal ein bisschen an Gesprächsstoff fehlt? Es kann ja nicht jeder so wie meine tolle Frau alles erreicht haben und das in so jungen Jahren. Sie war Schriftstellerin. Also sie saß zu Hause und hat wie wild auf dem Laptop rumgehauen. Und mir wirft sie vor, ich würde nichts mehr für die Beziehung machen. Ich wäre wortkarg und wüsste nicht wie ich mich artikulieren solle! Artikulieren! Sowas hat sie früher auch nicht benutzt. Seitdem sie den Schreiberkurs besucht hatte, hatte sie nur noch so gesprochen. So..... so verdammt hochnäsig.

Mittlerweile war er selber davon überzeugt, dass es besser war, sie erwischt zu haben. Sie hatten sich einfach auseinander gelebt. Er war immer noch der Draufgänger mit dem Motorrad und sie war mittlerweile nichts mehr von all dem. Wo war nur die junge Rockerbraut geblieben, die er geheiratet hatte, die sich nicht Sorgen machte, dass der Helm die Frisur ruinieren würde? Früher ist sie noch selber gefahren, immer schneller als ich und jetzt? Sie schafft es nicht mal mit dem Auto schneller als fünfzig zu fahren. Soll er sie doch haben, ich will sie nicht mehr.

Plötzlich schoss ihm der Gedanke durch den Kopf. Du bist gekündigt worden. Was ist das für eine Welt? Du bis ein Monat auf Montage, kommst nach Hause und wirst gekündigt. Sowas hätte es früher, glaube ich, nicht gegeben. Kündigung, warum denn nur sowas? Was mache ich jetzt, wovon lebe ich? Meine Frau hat viel Geld verdient während unserer Ehe. Vielleicht bekomme ich ja bei der Scheidung etwas ab.

Er guckte rauf zum Himmel. Es waren Sterne dort. Ihm fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Er hatte keine Jacke an und seine Finger fühlten sich schon extrem kalt an. Er war bereits soweit gelaufen, dass er schon aus der Stadt raus war. Am Anfang hatte er noch aufgepasst, dass er nicht nur geradeaus lief, aber jetzt war ihm das auch schon egal. Er kam an einem Spielplatz vorbei, er war beleuchtet, warum auch immer. Plötzlich fiel ihm die Bank auf, die da genau unter der Laterne stand. Hinsetzen, das wäre schon ne schöne Idee. Er ging auf den Spielplatz und setzte sich auf die Bank. Er lehnte sich an die Rückenlehne und ließ den Kopf nach hinten fallen, sah zu den Sternen auf. Die Sterne die er eben erst bemerkt hatte, die waren vorhin noch nicht da, da war er sich sicher. Es war schon ein komisches Gefühl, er saß auf dem Spielplatz und es kam ihm wieder sein größter Wunsch in Erinnerung, den er als Kind immer hatte. Astronaut wollte er werden. Ganz weit weg vom Planeten. Er machte die Augen zu und schlief ein.

Als er die Augen öffnete stand vor ihm eine blonde Frau. Sie hatte wunderschönes langes Haar, eine einmalige Ausstrahlung und diese wunderschönen klaren blauen Augen, die wie zwei Sterne funkelten. „Hallo“, sagte sie, „Wie geht’s?“ „Gut“, sagte er und bemerkte nicht, dass er sie mit offenem Mund anstarrte. „Komm mit.“ „Wer bist du? Was willst du von mir und wohin soll ich mitkommen?“ „Jetzt frag nicht so viel, sondern komm doch einfach mit.“

Er machte das, was sie sagte, stand auf und ging mit. Aber kein Wunder bei der Engelsstimme. Wer kann da schon nein sagen?, dachte er sich, Und außerdem, auf mich wartet ja keiner. Sie nahm ihn mit, führte ihn in ein Wäldchen und inmitten dieses Waldes war eine Lichtung. Der Mond schien hell auf dieses Ding, was da stand. Erst als er genau hinsah, begriff er, was es war.

„Ich stehe hier doch nicht etwa vor einem Ufo, oder?“ „Doch“, sagte sie. „Komm mit rein wir machen eine Reise. Ich bin ja schließlich nur wegen dir hier.“ Er ging rein. Wenn ihn jemand nach der Technik gefragt hätte, er hätte es nicht sagen können. Er ging rein. Er sah nur das Riesenfenster, von wo er nach draußen gucken konnte. Er stellte sich direkt davor, sie stand ja schließlich auch da. Er bemerkte dass sie schon unterwegs waren, obwohl er es nicht bemerkt hatte, dass sie abgehoben hatten. Komisch!, dachte er sich, Fährt ziemlich ruhig, beziehungsweise fliegt oder schwebt. Was genau macht das jetzt eigentlich? Er sah nun seinen Planeten. Sie waren bereits im Weltraum. Schön sieht er von hier aus!, dachte er und schon flogen sie bei allen anderen Planeten vorbei. Wie schön!, dachte er. Er sah den Saturn, den Mars, den Jupiter und, und, und. Sie drehte sich zu ihm um und sagte, „Ich wollte dir noch mal alles zeigen, bevor du gehen musst.“ „Wieso gehen, wohin?“ „Das wirst du schon früh genug merken“, sagte sie mit einem Lächeln. Oh Mann, sie war so schön! Aber war sie nicht eigentlich ein Alien oder sowas? So mit Tentakeln oder grün, warum so hübsch? Das passte nicht zu seiner Vorstellung, die er von außerirdischem Leben hatte. Nachdem sie einmal durchs ganze Weltall waren, sagte sie: „Du musst jetzt gehen.“ Und schon stand er wieder im Wald alleine, ohne sie. Wo war sie hin? Er ging in Trance zu seiner Bank, setzte sich und schlief wieder ein.

Mann nach Ehestreit im Park erfroren.

Seine Frau, Ex-Frau sah ihn an: „Ja, das ist er, aber woher kommt diese Tätowierung? Sieht aus wie was Asiatisches oder so.“ Sie fuhr mit der Hand drüber und sah, was er erlebt hatte. Genau in diesem Moment stellte sie fest, wie sehr sie ihn noch liebte. Von da an saß sie jeden Abend auf dieser Bank und wartete, wartete darauf, dass sie sie auch holen würden.

 

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