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Uff.“, machte Shannon, als sie wohlbehalten wieder in ihrem Sitz saß. „Das wird ’ne Nacht werden. Wenn ich morgen mit einem dicken Kater aufwache, IDUSA, dann weiß ich mindestens, wo für ich das gemacht habe. Brrr, igitt, stell dir vor, die haben Met. Das Zeug ist tierisch süß und schmeckt für mich wie Jauche. Aber ich musste ja, sonst hätte der Bauer ja was gemerkt.“ „Oh, Sie Ärmste.“, erwiderte IDUSA mit ironischem Unterton. „Na, da wäre Ihnen ein richtiger irischer Single Malt lieber gewesen, was?“ „Hör auf zu lästern.“, murmelte Shannon noch, bevor sie einschlief.

Joran hatte sich wieder zu unserem Schlafplatz geschlichen und war dabei, seine Tasche bei völliger Dunkelheit nach seinem Sprechgerät zu durchsuchen. Leider blieb der Erfolg aus, denn er hatte das Gerät nach der letzten Benutzung ganz nach unten gepackt und deshalb konnte er es bei der sehr oberflächlichen und schnellen Suche, die er jetzt begonnen hatte, nicht finden. „Kelbesh.“, fluchte er. „Gerade, wenn man es braucht! Gerade, wenn man es braucht!“

Plötzlich bemerkte er, wie ihn jemand neckisch am Rückenfell zog. Er drehte sich um und erkannte Jenna, die, eigentlich zum Wacheschieben eingeteilt, jetzt zu ihm gekommen war. „Telshanach.“, sagte Joran. „Ich hätte nicht gedacht, dass du wach bist.“ „Ach.“, entgegnete Jenna. „Ich soll eigentlich Wache halten, dann versteht sich dieser Umstand doch von selbst.“ „Was meinst du mit eigentlich.“, fragte Joran nach. „Ich zeige dir mal was.“ Damit holte sie ihren Transceaver. Dann hielt sie ihn Joran vor die Augen und sagte: „Schau mal. Das hat IDUSA mir gerade per SITCH-Mail gesendet. Die Mail enthält die Koordinaten eines Bauernhofes hier in der Nähe. Shannon hat herausbekommen, dass der Bauer dort über einige Informationen verfügt. Ganz schön hinterlistig. Hätte ich Shannon nicht zugetraut.“ „Vielleicht, Telshanach.“, begann der Vendar. „Vielleicht sieht sie jetzt ja ein, dass sie intelligent ist.“ „Glaubst du an Wunder?“ Jennas Frage wurde von einem ungläubigen Grinsen begleitet.

Shannon war wieder einigermaßen nüchtern, als IDUSA ihr am nächsten Tag die Ausführung des von ihr erteilten Auftrags meldete. „In Ordnung.“, meinte Shannon dazu. Dann fragte sie: „Ach, IDUSA, warum konnte Logar Tolea überhaupt besiegen? Ich mein’ die hätte doch alles vorhersehen können.“ „Nun.“, begann das Beschützerschiff. „Wahrscheinlich hatte Logar das Element der Überraschung auf seiner Seite.“ „Oh, Gott.“, stöhnte Shannon. „Sie können mich ruhig IDUSA nennen.“, unterbrach IDUSA sie, aber Shannon fuhr unbeeindruckt fort: „Erklär’ das gefälligst so, dass ich damit auch klar komme. Du weißt doch, O’Neill und ich haben eines gemeinsam, wir sind beide einfach gestrickt. Also, was ist das mit diesem Überraschungsei?“ „Na gut, Shannon.“, entgegnete IDUSA, wobei sie ihren Avatar vor Shannons geistigem Auge ein genervtes Gesicht machen ließ. „Tolea is’ total schnarchnasig zu Logar geschlufft. Die hatte wohl nich’ im Traum geblickt, dass er volle Kanne von seiner Macht eingedunstet war. Völlig Naivchen am Leben vorbei mäßig hat s’e ihn versucht, einzulullen, hatte sich aber was damit. Statt die Lauscher mal aufzusperren, hat er ihr eins reingewürgt und jetzt ist die Kacke am dampfen, und zwar meterhoch.“ „IDUSA!“ Shannons Ausruf beeindruckte die künstliche Intelligenz nicht sonderlich. „Ich sollte Ihnen doch alles so erklären, dass auch Sie es verstehen können.“ „Stimmt schon.“, gab Shannon zu. „Aber ich hätte nicht gedacht, dass du so …“ IDUSA räusperte sich. „Shannon, Ihre Vorgesetzte möchte Sie sprechen.“ „Oh hä.“, machte Shannon. Dann wischte sie sich den restlichen Schlaf aus den Augen. „OK, IDUSA. verbinde schon.“

Auf dem virtuellen Schirm erschien Jennas Gesicht. „Morgen Jenn’.“, flachste Shannon. „Was gibt’s denn?“ „Sie haben Nerven, Assistant.“, kam es zurück. „Erst spielen Sie uns den Angsthasen vor und dann machen Sie so etwas. Mein Gott, Sie sehen ja furchtbar aus. Haben sie etwa einen Kater?“ „Einen.“, begann Shannon. „Ich habe das Gefühl, in meinem Kopf feiert ’ne ganze Stadt voller Kater eine wilde Party und ihre Freunde von weit weg haben sie auch noch mitgebracht.“ Jennas Ton wurde wieder etwas mitleidiger. „Ist ja schon gut, Shannon. Gut, dass Sie uns die Informationen besorgt haben. Wir waren nämlich echt in der Sackgasse. Aber über Ihre Methoden reden wir noch!“ Damit drückte sie die 88-Taste, um das Gespräch zu beenden.

Devan, der Novize, der Dishan auch auf die Einhörner aufmerksam gemacht hatte, sprach ihn erneut an, als sich die Vendar auf einem Berggipfel zur Nacht niedergelassen hatten. „Bitte sag mir, Anführer.“, begann er respektvoll. „Wenn wir alle unsichtbar sind, warum können wir uns dann gegenseitig sehen?“ „Du Narr!“, rief Dishan aus. „Natürlich hat unsere Gebieterin uns nur für andere unsichtbar gemacht. Einander können wir uns sehen. Das wäre ja sonst ein großes Problem. Unsere Widersacher werden weder uns, noch die Pferde sehen, aber die Tiere sehen uns, sich und alles, was mit uns zusammenhängt. Sonst gebe es doch schon längst ein Riesenchaos.“ „Lucilla ist sehr weise, Anführer, nicht wahr?“, wollte der Novize wissen. Dishan nickte und sagte: „Zieh dich jetzt mit den anderen zurück. Morgen müssen wir auf der Hut sein.“ Der Novize ging.

Dishan zog einen Kristall aus seiner Tasche und legte die Hände darauf. Dann stellte er sich vor, mit Lucilla in einem Raum zu sein und mit ihr ein Gespräch zu führen. Wenige Sekunden darauf erschien Lucillas Gesicht vor seinem geistigen Auge und er hörte sie in seinen Geist fragen: Was gibt es, Dishan, dass du um diese Zeit noch den Kontaktkelch benutzt?

Ein Kontaktkelch muss nicht die Form eines Weinkelches haben. Genauer handelt es sich um jeden Gegenstand, der die telepathische Prägung, also ein wenig neurale Energie eines Telepathen, enthält. Diese Dinge ermöglichen einem Nichttelepathen dann den Kontakt.

Vergebt mir, Gebieterin!, dachte Dishan. Aber es sieht so aus, als würde die Besatzung des Beschützerschiffes sich anschicken, auf den Bauernhof zu gehen, wo auch die Kinder sind, die Valora ködern sollen. Bitte lockert Euren Einfluss auf Lucius etwas, damit es so aussehen kann, als würden sie ihn überzeugen, damit sie überhaupt mal in Richtung des Waldes der Einhörner ziehen. Im richtigen Moment könnt ihr dann ja wieder vollen Einfluss nehmen! Dishan, mein kluger Diener!, antwortete Lucilla. Du hast Recht. Genau so werden wir es machen! Dann lachte sie spöttisch und fügte hinzu: Bald, bald wird die Energie der Leitstute der Einhörner mein sein und dann werde ich mächtiger als jedes Wesen vor mir, als jedes Wesen, ja wohl, als jedes!

Jenna, Maron, Joran und ich hatten den Bauernhof betreten und waren auf Vorenus getroffen. „Wer seid ihr?“, wollte der Bauer wissen. „Wir sind Reisende, die durch einen Minnesänger von deinem berühmten Hof erfahren haben.“, begann Maron, der auf keinen Fall durchblicken lassen wollte, dass es sich bei uns um Bewohner einer anderen Dimension handelte. Zwar war jedem Sternenflottenoffizier bekannt, dass die Imperianer wussten, dass es jenseits ihrer Dimension noch etwas gab, aber Maron hatte uns eingeimpft, nichts zu sagen, damit wir gegebenenfalls Vorenus nicht gefährden würden. Er dachte sich, dass unter Umständen vielleicht Lucillas Leute aufmerksam werden und ihn vielleicht foltern könnten, wenn er zu viel wüsste. Da hat mir diese Shannon doch keinen Bären aufgebunden!, dachte Vorenus und führte uns ins Haus.

In der Küche saßen Simach, Lucius und Clelia am Tisch und besprachen offenbar etwas. Glücklich, einen Landsmann zu sehen, stand die junge Vendar auf und näherte sich langsam Joran. Respektvoll, denn an seiner Kleidung konnte sie sehen, dass er berechtigt war, Novizen auszubilden, senkte sie den Kopf. „Vergib mir, Ausbilder.“, fragte sie. „Bist du Joran, Witwer von Namach?“ Joran nickte. „Wie lautet dein Name, Novizin.“, fragte Joran zurück. „Simach, Tochter von Milach, Ehefrau von Dashan und Dashan, Ehemann von Milach.“ Joran nahm dies zur Kenntnis und fragte dann: „Warum willst du das wissen, Simach.“ „Ich möchte nur sicher sein, ob du Freund oder Feind bist.“ „Ich verstehe.“, antwortete Joran.

„Also.“, mischte sich jetzt Vorenus ein. „Wer seid ihr eigentlich alle?“ „Ich bin Maron.“, stellte sich der demetanische Agent vor. „Das sind Betsy, Jenna und Joran, den kennst du jetzt ja schon.“ Vorenus nickte.

Clelia stand vom Stuhl auf und fragte: „Versteht einer von euch was von Einhörnern?“ „Warum fragst du?“, erwiderte Jenna. „Was ist passiert?“ Ohne ein Wort winkte Clelia uns, ihr zu folgen.

Wir betraten den Stall des Bauern. Neben ein paar Milchschafen stand in einer Box der alte treue Ackergaul. Hinter dieser Box gab es ein freistehendes Strohlager, auf dem das Einhornfohlen stand. Maron zückte seinen Erfasser und scannte es. Dann ließ er das Gerät so sinken, dass Joran aus dem Augenwinkel das Display wahrnehmen konnte. Zwischen den beiden Männern gab es einen kurzen Blickwechsel. Dann sagte Joran zu Jenna: „Telshanach, du und Allrounder Betsy, ihr solltet dafür sorgen, dass die Kinder das hier nicht sehen müssen. Auch deine Hilfe, Agent Maron, werde ich brauchen. Du musst dafür sorgen, dass das Einhorn, wenn es fällt, nicht mit dem Horn zuerst aufkommt, denn sonst wäre das Brechen seines Hornes das Letzte, was es beim Sterben hört. Versuche, es auf die Seite zu ziehen, wenn ich geschossen habe. Dadurch, dass es all seine Macht verloren hat, ist es jetzt für normale Phaser verwundbar.“ „Sein telepathisches Zentrum ist stark geschädigt.“, fügte Maron hinzu. „Es hätte sich nie mehr erholt und leidet so nur noch.“

Jenna und ich begaben uns mit den Kindern in eine andere Ecke des Stalles, aber leider war das Gebäude so klein, dass trotzdem die Gefahr bestand, dass sie alles mitbekommen könnten. Maron stellte sich an den Kopf des Fohlens und strich ihm ein letztes Mal über die Stirn. „Ist ja gut, mein Kleines.“, sagte er mitleidig. „Gleich hast du es hinter dir.“ Joran stellte sich gegenüber an die Wand, weil er von hier aus das Herz des Tieres besser ins Fadenkreuz seines Phasers nehmen konnte. Dann rief er: „Hab Acht, Agent Maron! Fang auf!“ „Kinder.“, flüsterte ich ernst. „Seht auf die Schafe. Seht auf die Schafe.“ Dann hörten wir alle das typische Geräusch eines Vendar-Phasers, gefolgt von einem Rascheln, das daher kam, dass Maron das Fohlen aufgefangen und sanft ins Stroh gleiten lassen hatte. Maron scannte es erneut und sagte dann traurig: „Volltreffer. Es war aber besser so.“

Wieder im Haus zog sich Jenna mit Maron zurück. „Sir.“, begann sie. „Meinen Theorien zufolge könnte Lucilla sich die Energie dieses armen Fohlens geholt haben. Das bedeutet, sie könnte noch mehr wollen, wenn wir ihr keinen Einhalt gebieten. Zuerst sollten wir die Kinder in den Wald der Einhörner bringen. Dort sind sie am sichersten. Dann sollten wir Lucilla aufsuchen und vor die Wahl stellen, die Tolea uns genannt hat.“ „Kühne Worte, Techniker Mc’Knight.“, antwortete Agent Maron. „Aber wie kommen Sie darauf, dass sich Lucilla von ein paar Sterblichen etwas sagen lässt?“ „Ganz einfach.“, erwiderte Jenna. „Die meisten Mächtigen ihres Schlages sind sehr eitel. Wenn sie vor Augen geführt bekäme, dass sogar die Toten im Jenseits über sie lachen und sie als die ach so tolle Mächtige bezeichnen, die den Neuschöpfungsakt nicht zu Stande gekriegt hat, dann wird sie das nicht so gut finden und mit aller Macht nach einer Lösung suchen. Zum zweiten, Sir, warum denken Sie wohl, braucht sie ständig und ständig neue Energie?“ Maron überlegte eine ganze Weile – für Jenna wohl zu lang, denn sie fügte hinzu: „Na, weil sie durch die vielen Fehlversuche extrem geschwächt ist und immer wieder nachladen muss. Das stelle ich mir als kein sonderlich gutes Gefühl vor.“ Maron schaute ob ihrer Erklärung etwas skeptisch und meinte dann: „Hoffentlich haben Sie Recht, Mc’Knight.“

Lucilla saß in ihrem Palast und hatte gespürt, dass Dishan mit ihr Kontakt aufnehmen wollte. Was weißt du Neues?, fragte sie in strengem Befehlston telepathisch. „Ich habe Devan auf Spionagetour geschickt.“, antwortete der Anführer von Lucillas Vendar. „Er ist mit viel versprechenden Ergebnissen zurückgekommen.“ „Wovon redest du?“ Lucillas Stimme ließ eine ziemliche Erregung vermuten. „Lass dir gefälligst nicht alles aus der Nase ziehen!“ „Bitte wartet doch ab, Gebieterin.“, beschwichtigte Dishan sie. „Eines könntet Ihr von mir und meinem Volk lernen, wenn es Euch beliebt. Wir versuchen, alles Schöne in die Länge zu ziehen, weil wir es dann am Ende umso mehr genießen.“ „Na gut.“, erwiderte Lucilla. „Probieren wir es aus. Da du in so etwas ja Erfahrung zu haben scheinst, will ich dich nicht weiter drängen und werde dir zuhören, egal wie lang es dauert.“

Dishan visualisierte seinen Körper und lehnte sich, auch vor dem geistigen Auge seiner Herrin, langsam zurück, lächelte und begann dann leise: „Es scheint, dass die Gruppe aus Tindaria mit den Kindern in Dialog getreten ist. Der Veshan, Joran, Witwer von Namach, ist auch unter ihnen. Er hat das Einhornfohlen getötet und jetzt beratschlagen sie, ob sie in den Wald der Einhörner gehen oder nicht. Lucius wird sehr starke Bedenken haben, was die Gruppe sehr verlangsamen wird. Wir werden ihnen folgen und im richtigen Moment zuschlagen. Die Auserwählte wird den Einhörnern sicherlich Bescheid sagen und Valora wird versuchen, die Kinder unter allen Umständen zu sich zu holen. Auch Lucius, der aber mit Sicherheit nicht freiwillig gehen wird, weil er Angst hat. Dann wird sie ihn holen wollen und vereinzelt sich. Schon schnappt die Falle zu!“

Lucilla machte ein freudiges Gesicht. „Sehr gut.“, entgegnete sie. „Und wegen der anderen Sache hast du auch Recht. Die Vendar-Technik, eine Sache anzugehen, ist sehr aufregend. Ich werde in Zukunft versuchen, genau so vor zu gehen. Vorfreude ist doch immer noch die schönste Freude. Wenn ich erst mal die Macht eines erwachsenen Einhorns in mir spüre, ach, dann werde ich wirklich unbesiegbar sein und dann wird mir auch der Neuschöpfungsakt gelingen.“

Clelia schluchzte leise, als Joran, Lucius, Simach und ich gemeinsam mit ihr den Weg zu einem brachliegenden Feld einschlugen. Joran hatte das tote Einhornfohlen geschultert, was ihm aufgrund seiner großen Muskelkraft, die durchaus mit der eines Bären vergleichbar war, ohne großartige Anstrengungen möglich war. In der Mitte des Feldes legte er es vorsichtig ab und begann, unweit dieser Stelle mit seinen riesigen Händen ein Loch auszuheben. Vorenus hatte uns zwar eine Schaufel mitgegeben, aber die hatte Joran dankend abgelehnt und mir demonstriert, dass sie ihm ohnehin nur aus seinen großen Händen gleiten würde, weil der Stiel zu dünn war.

Ich drehte mich zu Clelia und strich ihr langsam über ihr mit Tränen durchnässtes Gesicht. „Na komm, Maus.“, versuchte ich, sie zu trösten. „Hör auf zu weinen. Weißt du, dein kleiner Freund hätte doch nur Schmerzen gehabt und das wäre sicher nicht gut gewesen.“ „Aber.“, entgegnete Clelia traurig. „Aber jetzt mögen uns die Einhörner sicher nicht mehr. Lucius hat Recht. Wir sind jetzt sicher nicht mehr eingeladen, bei ihnen Schutz zu finden.“ „Ist sicher richtig.“, mischte sich jetzt Lucius ein. „Jetzt, wo einer von euch ihren Sohn getötet hat, wird Valora uns bestimmt hassen.“ Clelia wurde noch trauriger.

Bei einem meiner weiteren Handstriche war mir aufgefallen, dass sie ihre Kette nicht trug. Gleichzeitig witterte ich eine Chance, sie wieder aufzuheitern, denn ich ahnte, würde Valora telepathisch mit ihrem Sohn in Kontakt gewesen sein, dann würde sie gewusst haben, wie schlecht es ihm ging und die Tötung sicher verzeihen. Deshalb sagte ich: „Clelia, wie wäre es denn, wenn du ins Haus gingst und deine Kette holst. Dann könntest du mit Valora Kontakt aufnehmen und sie fragen, wie sie zu der Sache mit ihrem Sohn steht. Dann müsstest du dir nicht länger ein schlechtes Gewissen machen und wir alle wüssten, woran wir sind. Ich könnte deine Hand nehmen und versuchen, Valora im Notfall alles zu erklären.“ Clelia wurde langsam fröhlicher und lief ins Haus. Ich bat Joran, mit dem weiteren Ausheben des Grabes zu warten, denn ich vermutete, dass es besser wäre, wenn wir eine Art kleine Beerdigungszeremonie durchführen würden, bei der sich Clelia, Lucius und Simach noch von dem Fohlen verabschieden könnten. Dies würde ihnen sicherlich helfen, das alles leichter zu verarbeiten.

Jenna und Maron waren jetzt auch hinzugekommen. In ein paar kurzen Sätzen hatte ich meinem vorgesetzten Offizier erklärt, was wir hier taten. „Ich wäre sicher ähnlich vorgegangen, Allrounder.“, meinte Maron. „Die Kinder haben Angst, Sir. Deshalb habe ich Clelia ins Haus geschickt. Sie soll versuchen, mit ihrer Freundin, Valora, Kontakt aufzunehmen. Sie und Lucius glauben, dass die Einhörner sie nicht mehr mögen, aber ich glaube, dass…“ „Nicht weiter sprechen, Allrounder, das ist ein Befehl.“, fuhr Maron mir über den Mund. Dann zog er mich mit einem strengen: „Mitkommen!“ hinter sich her.

Hinter einer Scheune kamen wir zum Stehen und ich begann förmlich: „Sir, bitte um Erlaubnis, den Grund für Ihr Verhalten erfahren zu dürfen.“ „Natürlich.“, kam es typisch demetanisch verständnisvoll zurück. „Also, hätten Sie laut ausgesprochen, dass Sie glauben, dass Lucius unter Lucillas Einfluss steht und hätte ich ihn mit dem Erfasser gescannt und es hätte sich bewahrheitet, dann hätte Lucilla ihn bestimmt auf der Stelle getötet, um die Beweise zu vernichten.“ „Ui.“, machte ich und fügte hinzu: „Außerdem hätte sie damit einen Mitwisser aus dem Weg geräumt, denn wenn Lucius bewusst gewesen wäre, dass er unter ihrem Einfluss steht, dann hätte er sich vielleicht sogar wehren können und das mag Lucilla sicher überhaupt nicht.“ „Das haben Sie richtig erkannt.“, stellte der Kriminalist fest.

Als wir zu den anderen zurückgekehrt waren, bemerkte ich, dass Jenna gerade versuchte, Lucius und Simach davon zu überzeugen, mit uns in den Wald der Einhörner zu gehen, allerdings ohne Erfolg. Simach allerdings hätte schon gewollt und sah auch ein, dass sie und Lucius, aber auch Clelia, bei den Einhörnern sicher wären. Nur Lucius wand sich wie ein Aal und wiederholte immer nur, dass kein Sterblicher den Wald betreten dürfe. Jenna war mit ihrem Latein am Ende, da machte Joran den entscheidenden Vorschlag: „Würdest du mit uns gehen, Lucius, wenn wir Erwachsenen euch bis zum Waldrand begleiten würden?“ „Also gut.“, lenkte Lucius dann doch ein. In Jorans Anwesenheit würde er sich sicher fühlen. Da war er aber nicht allein.

Clelia besorgte uns allen Pferde und dann machten wir uns auf den Weg. Als Sternenflottenoffiziere hatten Maron und ich gelernt, dass es manchmal höflicher und besser sein konnte, sich an die einheimischen Gesetze zu halten. Deshalb wollten wir auch nicht mit der Tür ins Haus fallen und uns per Transporter an unser Ziel begeben, was zwar schneller gegangen wäre, aber sicher von den Einhörnern als diplomatischer Fehler gewertet werden konnte. Auf die Hilfe von Shannon und IDUSA wollten wir nur im allergrößten Notfall zurückgreifen.

„Shannon.“, wandte sich IDUSA an die technische Assistentin. „Könnten Sie bitte einmal meine Sensoren warten? Irgendetwas stimmt nicht.“ Shannon setzte den Neurokoppler auf und meinte: „Zeig mal her.“ Das Schiff stellte ihr durch, was es sah. „Das sind Vendar-Biozeichen.“, äußerte sich Shannon. „Aber wo sind die Körper dazu?“ „Darüber habe ich keine Daten. Das ist es ja.“, antwortete IDUSA. „Jedenfalls folgen die Biozeichen unseren Leuten.“ „Na, ich schau mal eben, guck.“, flachste Shannon. „Entsichere bitte Wartungsluke J25.“

Man hörte ein kurzes „Klick-Zisch-Klack“ und dann sagte IDUSA: „Luke entsichert. Sicherheitskraftfeld intakt.“ „Schon OK.“, antwortete Shannon. „Aber wir sind hier in einer Atmosphäre und nicht im Weltraum. Du musst keine physikalischen Bedingungen draußen oder drinnen halten. Ich hätt’ nix gegen ’n bisschen frische Luft.“

Ihr müsst wissen, dass sowohl die Schiffe der Tindaraner, als auch die der Sternenflotte und der Vendar keine Kabel mehr in den Wänden haben. Die Leitungen bestehen aus leitfähigen Modulen, die wie Legosteine aussehen. Sie werden auch genau so benutzt, aber, sie werden natürlich durch kleine drehbare Würfel und eine dazugehörige Verriegelungsmechanik so gesichert, dass sie nicht bei einer Erschütterung herausfallen können. Dadurch können alle Wartungsarbeiten von innen erledigt werden. Man zieht einfach das entsprechende Teil heraus, nachdem man die Verriegelung gelöst hat. Sollten einmal Reparaturen im Weltraum notwendig sein, schützt ein Sicherheitskraftfeld die Techniker vor dessen lebensfeindlichen Bedingungen. Ausstiege in den Weltraum und Reparaturen von außen entfallen also.

Shannon zückte ihren technischen Erfasser und begab sich zu der im Schiffsheck befindlichen Luke. Dann sagte sie: „Den Schacht ausleuchten, IDUSA, ich seh’ nix.“ IDUSA folgte dem Befehl und vor Shannons Augen begannen einige kleine Lämpchen zu leuchten. Shannon scannte zuerst die Sensorenleitungen aktiv mit dem Erfasser. Dann schloss sie das Gerät direkt an und überprüfte die Sensoren mit einer dafür ausgelegten Software. „Sorry, IDUSA.“, sagte sie danach. „Du hast keinen Sehfehler. Du brauchst keine Brille.“ Den letzten Satz hatte sie natürlich, wie so vieles, was sie sagte, nicht ernst gemeint. „Das muss ja bedeuten, dass die Vendar sich unsichtbar machen können.“, schloss IDUSA. „Von dieser Fähigkeit habe ich aber noch nie gehört.“ „Ich auch nich’.“, sagte Shannon. „Ich mein’, der Grizzly hat uns schon viel vorgeführt, was die wegen ihrer Spezialphysiologie so drauf haben. Aber das gehört mit Sicherheit nich’ dazu. Darauf würde ich sogar wetten. Dann gib mir mal den Grizzly.“

IDUSA wusste natürlich, was Shannon mit dieser flapsigen Bemerkung sagen wollte und führte ihren Befehl aus. Bald erschien Jorans Gesicht auf dem virtuellen Schirm vor Shannons geistigem Auge. „Was gibt es, Shannon O’Riley?“, ließ sich die leise tiefe Stimme des Vendar aus IDUSAs Sprechgerät vernehmen. „Hey, Grizzly.“, begrüßte Shannon ihren Mitstreiter. „Sag mal, können deine Leute sich unsichtbar machen?“ „Negativ, Shannon O’Riley. Warum fragst du?“ „Weil IDUSA und ich Vendar-Biozeichen sehen, aber keine Körper dazu.“ Joran verharrte einige Minuten, ohne zu antworten. Er hatte einen Verdacht, wollte ihn aber noch nicht offen aussprechen, um die Kinder nicht zu beunruhigen. Dann sagte er: „Mein Volk verfügt nicht über diese Fähigkeit, aber unsere Gebieter machen das von Zeit zu Zeit mit uns, wenn unsere Feinde uns nicht sehen sollen.“ „Ach du Scheiße, Grizzly.“, meinte Shannon. „Na ja, IDUSA und ich werden jetzt in der oberen Atmosphäre über euch bleiben und nach euch gucken. Alles andere is’ mir zu kitzlig.“ Damit drückte sie die 88-Taste. „Shannon.“, meinte IDUSA. „Sollten Sie solche Aktionen nicht vorher mindestens mit Ihrer Vorgesetzten …“ Shannon fiel ihr ins Wort: „Meine Vorgesetzte kann mich im Moment mal am Sonntag in die Kirche begleiten.“ „Ja, ja.“, entgegnete das Schiff. „Und am Besten kreuzweise und schön langsam, damit Sie es auch richtig genießen. Vergessen Sie bitte nicht, Shannon, Sie tragen einen Neurokoppler. Ich weiß also, was Sie denken.“ Shannon machte gelangweilt: „Hm.“ Dann sagte sie: „Je weniger meine Vorgesetzte davon weiß, desto weniger anfällig is’ s’e für Telepathen wie Lucilla und jetz’ setz’ den verdammten Verfolgungskurs.“ IDUSA ließ ihren Avatar mit dem Kopf nicken und führte den Befehl aus.

Auch mir waren Dinge seltsam vorgekommen. Ich hatte das Gefühl gehabt, den Hufschlag fremder Pferde hinter uns zu hören, aber Agent Maron, der unmittelbar neben mir ritt, um ein Auge auf mich zu haben, hatte sich umgesehen und mir gesagt, dass kein Grund zur Beunruhigung bestand. Dann hatte er – ganz Gentleman – mein Pferd an den Führzügel genommen, damit ich mich sicherer fühlte. Von dem Gespräch zwischen Shannon und Joran hatte er nichts mitbekommen.

Joran war in dieser Nacht zur Wache eingeteilt. Gewissenhaft marschierte er alle zwei Stunden unseren Lagerplatz ab. Vor meinem Schlafsack blieb er plötzlich stehen. Er musste gemerkt haben, dass ich nicht schlief, denn die Geräusche vom Tag hatten mich nicht losgelassen. Ich wusste, da war etwas, aber keiner meiner sehenden Mitstreiter schien mir zu glauben.

Joran schlug vorsichtig eine Ecke meines Schlafsackes zurück. Dann setzte er sich neben mich und fragte: „Warum schläfst du nicht, Allrounder Betsy?“ „Ach nichts.“, antwortete ich. Ich wusste, er würde mir nicht glauben, denn ich hatte ja keine Ahnung von dem Gespräch.

Um ein Gespräch zu beginnen, fragte er nach einer Weile: „Als wir mit den Bauern zu Abend gegessen hatten, hast du sehr genau wissen wollen, was wir essen. Warum?“ Ich berichtete von einer Begebenheit, die in meiner Kindheit geschehen war. Damals hatten Erzieherinnen mir Suppe mit Wabbelfleisch vorgesetzt, die ich im Wortsinn bis zum Erbrechen essen musste. Wütend über das Gehörte zertrat Joran eine leere Vorratsdose. Dann fluchte er laut: „Kelbesh! Wären diese Frauen Vendar gewesen, dann hätten sie mit dieser Folter das Recht verwirkt, dich weiter zu erziehen!“ Er setzte sich wieder hin und nahm mich fest in den Arm. „Meine arme Kampfgefährtin.“, sagte er mit fast zitternder Stimme. „Was musste deine arme kleine Kinderseele schon damals erdulden?“

Durch den Krach war Jenna erwacht und zu uns gekommen. Nachdem sie sich erkundigt hatte, was geschehen war, erklärte Joran: „Stell dir vor, Telshanach, Allrounder Betsy wurde mit Nahrung gefoltert. Jetzt kann sie Essen, eines der schönsten Dinge im Leben, nicht mehr ohne Vorbehalt genießen.“ Wenn Joran sich aufregte, war sein Englisch noch schlechter, deshalb erklärte er den Rest in Vendarisch, das Jenna ja teilweise verstehen konnte. Er sprach extra langsam und deutlich, damit sie gut folgen konnte. Shannons Humor schien bereits auf mich abzufärben, denn ich fragte mich, ob Major Carter, wäre sie mit dem Außerirdischen aus ihrem Team zusammengekommen, auch dessen Muttersprache gelernt hätte. Das Letzte, was ich hörte, war irgendwas von „meeshach“, also die weibliche Form des Wortes für „schmusen“ und dann spürte ich nur noch, wie mein Kopf auf Jorans Bauch sank, wo ich dann auch – halb zog er mich, halb sank ich hin -endlich einschlief.

Am nächsten Morgen waren wir schon recht früh unterwegs. Rechts neben mir ritt Jenna und auf der anderen Seite Joran. Ich glaubte, dass die beiden das Gefühl hatten, mich nach den Erlebnissen in der letzten Nacht beschützen zu müssen. Maron war mit den Kindern ein paar Meter voraus, denn die Mädchen, Simach und Clelia, konnten es wohl kaum erwarten, endlich zu den Einhörnern zu kommen. Lucius hatte sich von den Worten seiner Freundin dann doch überreden lassen, blieb aber immer in Marons Nähe, als würde er sich ohne die Gegenwart eines Erwachsenen doch vor den Einhörnern fürchten.

„Techniker Mc’Knight.“, wendete ich mich nach einer Weile an Jenna. „Oh, sagen Sie Jenna zu mir.“, erwiderte diese. „Na gut.“, sagte ich. „Dann nennen Sie mich aber auch Betsy.“ „OK, Betsy.“, erklärte sich Jenna einverstanden. „Was gibt es denn?“ „Wie sind Sie auf die Sache mit dem gemeinsamen Fütterungsritual und der Polung der Dimensionen gekommen?“ „Ganz einfach.“, entgegnete Jenna, für die wohl alles ganz einfach war. In dieser Hinsicht hatte Shannon irgendwo Recht. Manchmal ähnelte sie wirklich Major Carter. Auch Jenna wurde als das Genie der Truppe gehandelt, was ihr von ihrer Assistentin den pseudo-französischen Spitznamen: „La Genie de Kompanie“ eingebracht hatte. „Wir sprechen über Energie, nicht wahr?“, fuhr Jenna fort. „Und Energie ist Energie ist Energie. Egal in welcher Form, ob nun geistige oder elektrische. Beide Formen wollen immer dort hin, wo keine ist. Das heißt, die ganz normale Physik kann auch auf Toleas Geist angewendet werden, wenn sie nicht in der Lage ist, das alles selbst zu steuern. Für die Dimensionen gilt ähnliches.“ Ich nickte verständig.

„Shannon.“, wendete sich IDUSA an Jennas Assistentin. „Ich muss Ihnen eine betrübliche Mitteilung machen.“ „Was is’.“, fragte Shannon zurück. „Wir hatten doch gemeinsam einen Satteliten in der interdimensionalen Schicht ausgesetzt. Dieser hat gesehen, dass die Dimension der Föderation und auch die der Beschützer soeben zusammengebrochen sind.“ „Augenblick.“, empörte sich Shannon und setzte sich kerzengrade hin. „Heißt das, ich werde die grünen Wiesen Irrlands nie wieder sehen?“ „Exakt.“, antwortete das Schiff nüchtern. „Jetzt reicht’s!“, rief Shannon. „Jetzt soll Lucilla mich und dich mal kennen lernen. Ich bin überzeugt, die verdammten Biozeichen ohne Körper haben was mit ihr zu tun. Die is’ sicher nich’ weit. Am Ende stellt sie unser’n Leuten und den armen Einhörnern noch ’ne Falle. Also, pass auf, IDUSA. Sobald die Hexe sich blicken lässt, feuerst du einen Torpedo mit Rosannium-Sprengkopf ab. Den lässt du am Besten genau über ihrem Kopf detonieren. Das macht ihr zwar nur ein bisschen Kopfweh, aber dann haben wir dieses Überraschungsding und unsere Leute können tun, was zu tun ist. Ach ja, den Ultraschall solltest du auch aktivieren. Doppelt hält besser. Das müsste ja eigentlich gehen, oder?“ „Sicher.“, antwortete IDUSA. „Zufälligerweise habe ich einen großen Außenlautsprecher, über den der Ton übertragen werden kann. Schließlich sind wir in einer Atmosphäre. „Genau.“, bestätigte Shannon. „Und mach’ ’n bisschen Krach. Ich erschreck’ so wahnsinnig gern Armeepferde. ’n paar Soldaten wird s’e ja wohl auch mitgeschickt haben. Die müssen wir ja auch noch ablenken. Also, auf mein Zeichen Sturzflug und Feuer! Verpassen wir Lucilla ’nen echt original irischen Arschtritt!“ „Wenn schon einen irisch-tindaranischen bitteschön und bitte mit Anlauf.“, korrigierte IDUSA. Schließlich wurde ich auf einer Raumwerft auf Tindara gebaut.“ „Sei nich’ so empfindlich.“, grinste Shannon.

„Wir müssen anhalten, Betsy.“, informierte mich Jenna. Ich nahm vorsichtig die Zügel auf und sagte: „Halt, Dickerchen.“ Ruhig folgte mein Pferd meinem Befehl. Dann stieg ich ab. Jenna, die das Gleiche getan hatte, nahm mich bei der Hand und wir gingen in Richtung Agent Maron, der uns schon winkte. „Die Einhörner sind am Waldrand aufgetaucht.“, informierte der Demetaner uns. „Clelia und Simach sind zu ihnen unterwegs, aber Lucius traut sich nicht.“ Jennas schweifender Blick traf auf die sich langsam entfernenden Gestalten der Mädchen. „Ich höre Schellen.“, flüsterte ich ihr zu. „Das ist typisch, wenn die Einhörner in der Nähe sind.“

Jenna drehte plötzlich den Kopf weg, denn ihr war aufgefallen, dass Simach stehen geblieben war und sich nach Lucius umgedreht hatte. Im selben Augenblick durchzuckte ein schwarzer Blitz die Luft und wir erkannten, dass wir von Vendar umstellt waren. In der Ferne sah Jenna auch Lucilla, die auf einem Pferd herangesprengt kam. „Geh weiter, Simach!“, schrie ich. „Sie hat Recht!“, mischte sich jetzt auch Clelia von fern ein. „Wer nicht will, der hat schon.“

„Shannon.“, sagte IDUSA und stellte der Angesprochenen die Bilder durch. „Alles klar.“, sagte Shannon. „Auf geht’s! Sturzflug, IDUSA, nun mach schon!“

Valora löste sich aus ihrer Herde, um Lucius, der immer noch stocksteif da stand, entgegenzugehen. „Nein!“, schrie Jenna. „Valora, nicht, das ist eine Falle!“ Den Befehl ihres Vorgesetzten vorausahnend, drehte sie sich zu Maron und erklärte: „Sir, wenn sie sich vereinzelt…“ Weiter kam sie nicht, denn im nächsten Moment hörte man IDUSAs Atmosphärentriebwerke aufheulen und einen lauten Knall, der die Detonation des Torpedos ankündigte. Dann sah man das Schiff, das wie ein Falke auf seine Beute, in Richtung Lucilla herunter stieß. Ihr Pferd, das sich vor dem Ultraschall erschreckt haben musste, scheute und Lucilla fiel herunter. Sich den Kopf haltend, wurde sie von ihren Vendar in ein Versteck gezogen. Aber auch Joran hatte geschaltet und den sich verzweifelt aber erfolglos wehrenden Lucius geschnappt und ihn mit den Worten: „Valora, fang!“ in Richtung der sich noch im Schutz ihrer Herde befindlichen Einhornstute geworfen, die ihn mit ihrem Horn aus der Luft auf ihren Kopf gabelte, um ihn dann auf ihren Rücken zu schupfen und danach mit dem sich verzweifelt jammernd in ihrer langen Mähne festkrallenden Teenager im Schutz ihrer Herde in Richtung Waldmitte zu galoppieren.

„Nein, oh, Schreck, Bericht.“, forderte der total blasse Maron. „Nicht nein, Oh, Schreck, sondern Shannon O’Riley.“, erklärte Joran, der als Erster seine Fassung wieder gefunden hatte. „Erkläre mir das gefälligst!“, forderte der Demetaner streng. Joran machte ein gelangweiltes Gesicht und sagte dann: „Das ist ganz einfach, Agent Maron. Shannon und IDUSA haben ein original irisch-tindaranisches Überraschungsei gelegt und Valora und ich haben ihnen dabei geholfen.“ Angesichts der etwas unglücklichen Ausdrucksweise Jorans musste ich grinsen. Joran hatte gesehen, dass Jenna mit sorgenvollem Gesicht da stand. Er ging mit beschwichtigend gesenktem Kopf zu ihr und sagte: „Natürlich weiß ich, Telshanach, dass Kinder keine Wurfgeschosse sind. Aber Lucius wäre nichts passiert. Der Waldboden ist weich und Valora beherrscht die Telekinese.“ Jenna atmete erleichtert auf.

„Wie war ich?“, wollte IDUSA wissen, nachdem Shannon sie wieder abgefangen hatte und die beiden auf eine akzeptable Höhe zurückgekehrt waren. „Eins mit mindestens fünf Sternchen und acht Schleifen, IDUSA.“, sagte Shannon, die angesichts der Situation ein wenig außer Atem gekommen war. „Komm, zeig’s mir noch mal in Zeitlupe.“ „Wie Sie wollen, Shannon.“, sagte IDUSA. „Jawoll!!“, freute sich Shannon. „Das kann man sich immer wieder und wieder ansehen. Ist besser als … Du weißt schon.“

 

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