- Schriftgröße +
Hinweise zum Kapitel:

Ich bin´s wieder, Flexy.

Die Hippo lagerte an der Raumstation Calypso III im rigelanischen System.

Soleta, ich, John und Tr´Vak hatten beschlossen, uns auf dem Shoppingdeck ein wenig umzusehen. Calypso III hatte eine große Auswahl, vor allen Dingen aber an Obst und Gemüsesorten. Soleta, die eine neue Ernährungsstudie erarbeitete - und sich John als Versuchskaninchen ausgesucht hatte, was sie schon nach kurzer Zeit bereute - zog es zielstrebig zu einem heruntergekommenen Laden.

Es standen nur ein paar Kisten vor der Tür und alle waren mit Kürbissen gefüllt. Rote Kürbisse, schwarze Kürbisse, ovale, längliche, runde. In dem Laden selbst zogen sich die Kürbisse über zwei Regale hin.

Ein Schatten kam aus dem Dunkeln gekrochen. Eine Märchenhexe tauchte vor uns auf. Natürlich keine echte, so etwas gab es ja nicht, aber sie sah genauso aus. Klein, krumm gehend mit einem hässlichen Gesicht, einer dicken Brille, einem Gehstock und furchtbar schlechtem Atem.

"Guten Tag, junge Frau.", sagte sie im Großmütterchen-Akzent zu Soleta. "Kann ich behilflich sein?"  Soleta nickte. "Ich hätte gerne einen Kürbis. Den besten, den Sie haben. Ich zahle entsprechend."

"Ohhh...den habe ich aber nicht hier. " Sie schlurfte nach innen und Soleta folgte brav. Die Frau verschwand unter dem Tresen und man hörte Rascheln und Rumoren - und ein Stöhnen und dann: "Ach...bitte...könnten Sie mir hochhelfen...ich fürchte, ich habe einen Hexenschuss..."

Tr´Vak sprintete hinter die Theke und stützte die Frau. In ihrer Hand hielt sie einen hellrosa Kürbis. "So...bitte...das Beste, was ich habe."  - "So einen habe ich noch nie gesehen..." Soleta nahm den Kürbis entgegen. "Der ist wirklich hübsch. Welcher Sorte gehört er an?" - "Den Namen habe ich vergessen.",sagte die Alte. "Aber er ist etwas ganz Besonderes. Wenn Sie es wollen, kann er Ihnen all Ihre Wünsche erfüllen. Sie müssen dazu nur "Brocklebrot" rufen." - "Sie meinen bestimmt Bricklebrit.", sagte ich.

Die Alte schaute mich an. "Verkaufe ich hier gerade einen Esel, der Gold scheißt oder einen Kürbis?" Ich blieb still.

Soleta auf jeden Fall kaufte den Kürbis.

Später, nach Ende der Schicht, besuchten wir alle Soleta in ihrem Quartier. Sie hatte den Kürbis auf ein Kissen gebetet und untersuchte ihn mit dem Tricorder. "Das ist sehr...interessant.", sagte sie. "Der Tricorder kann keine Werte erfassen. Ich habe verschiedene Parameter angewandt, aber es scheint, als habe der Kürbis ein Schutzschild."

"Vielleicht braucht er die richtige Umgebung.", meinte Tr´vak. John biss in sein Butterbrot, das er mitgebracht hatte. "Genau..am besten du malst alles rosa an und benutzt einen rosafarbenen Computer, dann klappt es." - "Ich meinte eigentlich eher einen Nährboden. Immerhin ist es ein Kürbis."

"Wie wäre es, wenn du mal den Rat der alten Frau befolgst und das Wort sagst?", fragte ich. Soleta schüttelte den Kopf. "Unlogisch.", sagte sie. Aber trotzdem sagte sie es.

Zunächst passierte überhaupt nichts. Dann begann der Kürbis zu rauchen. Weißer Qualms stieg empor - und verwandelte sich in einen Geist. Genauer gesagt, um einen Geist eines...Esels?

"Ich dachte immer, Geister wären verstorbene Menschen.", brachte John hervor. Der Esel nickte. "Es sei denn, man kackt wie ich Gold und bekommt eines Tages einen Darmverschluss und stirbt.", sagte er trocken.

"Und du bist echt?", wollte ich wissen. - "Klar bin ich echt." - "Und was machst du da im Kürbis?" - "Ich bin der Geist des Kürbis.", erläuterte der Esel-Geist. "Ich muss jedem, der mich ruft, drei Wünsche erfüllen. Nur wenn ich so viele Wünsche erfülle, wie ich Taler gekackt habe, bin ich frei."

"Wie viele waren das?" - "Frag nicht. Also...du da mit den Spitzen Ohren, die du mich gerufen hast, stell deinen Wunsch."

"Nein.", sagte Soleta. Der Esel-Geist schaute verwirrt: "Nein? Warum denn nicht?"- "Wünsche sind unlogisch. Sie sind nichts als Träumerein, die sich niemals erfüllen werden und nur die Moral aufrecht erhalten."

Jawoll. Da war er wieder. Soletas logischer Vulkanierverstand.

"Du glaubst also nicht an Wünsche?", fragte der Esel-Geist. "Oh ho...nun dich will ich überzeugen. Du da..." Er zeigte auf mich. "Wünsch dir was. Irgendwas. Egal, was du willst."

Ich überlegte. "Also...gut...ich wünsche...ich wünsche mir das kleine Reh aus "Bambi"." - "Brocklebrot.",sagte der Geist. In einem hellen Licht erschien ein kleines Kitz vor mir. Es schaute mich mit seinen großen Augen an: "Wo ist meine Mama?"

Soleta ließ sich davon nicht beeindrucken. "Das ist keine große Kunst. Computer...kreiere ein Rehkitz..Alter...etwa drei Monate und gib ihm menschliche Ausdrucksweise."  Der Computer bestätigte und ein zweites Reh erschien neben dem ersten, ebenfalls ein Kitz. "He..Wo bin i hir, gell? Ich will in moin Wald zurügg.", fauchte es Bambi I in perfektem Schwäbisch an. Soleta gab ein unidentifizierbares Geräusch von sich. "Ich hätte doch die Sprachparameter genauer eingrenzen sollen."

Der Esel-Geist war verärgert. "Du...Junge mit dem Brot! Wünsch du dir was! Ich werde dir beweisen, Spitzohr, dass meine Kraft wirklich ist."

John brauchte nicht lange zu überlegen. "Ich möchte, dass die ganze Hippo aus Süßigkeiten besteht."

"Brocklebrot.",sagte der Geister-Esel. Die Rehkitze verschwanden - und im nächsten Moment war die Hippo ein fliegendes Lebkuchenhaus und das ganze Zimmer war mit Bonbons, Lutschern und ähnlichem dekoriert.

"Sooo..." Der Geist machte ein besserwisserisches Gesicht. "Siehst du wohl?"

"Süßspeisen sind in höchstem Maße ungesund für die Figur und für die Zähne. Sie enthalten einen hohen Zuckergehalt und künstliche Zusatzstoffe wie Grün S, Phosphate, Nitrite..."

Der Esel-Geist stöhnte. "Du sollst keine medizinische Abhandlung halten. Es ist doch nur ein Wunsch!"- "Aber ein höchst unlogischer.", widersprach Soleta.

"Du da!" Nun war Tr`Vak an der Reihe. "Dein Wunsch?" Tr`Vak brauchte nicht lange zu überlegen. "Ich wünsche mir, ein großer Krieger mit einer eigenen Armee zu sein." - "Bricklebrot."

Die Hippo war wieder normal -und das  Zimmer bis in den kleinsten Winkel mit Klingonen in voller Ausrüstung überfüllt, die ein Loblied auf den an der Wand festgeklemmten Tr`Vak sangen.

"Es ist...ein wenig eng hier...", presste ich hervor. Der Geister-Esel, halb in den Kürbis zurückgedrängt, nickte: "Ich gebe zu, es waren ein paar zu viele Krieger." Ich blickt Soleta an: "Liebe Güte, nun tu ihm den Gefallen und wünsch dir auch was. Er ist doch nur ein armer Geist."

Endlich gab Soleta nach. Die Krieger verschwanden wieder und der Geister-Esel wartete beinah glücklich auf den Wunsch. "Also...was wünscht du dir?"

Eine Pause folgte, dann sagte die Vulkanierin. "Ich halte es für angebracht, dass du von dem hohen Gut der Vulkanier profestierst. Daher wünsche ich mir, dass du ab sofort den Gesetzen der Logik gehorchst und keine unsinnigen Emotionen mehr verspürst."

"Bricklebrot.", sagte der Geister-Esel. Plötzlich waren er und der Kürbis verschwunden. Spurlos. - "Wo isser hin?" Wir sahen uns um, fanden aber nichts.

Plötzlich bemerkte ich eine Bewegung vor dem Panoramafenster von Soletas Quartier. Ich glaubte nicht, was ich sah. Da saß die alte Frau, die uns den Käfig verkauft hatte, auf einem Besen fliegend vor dem Fenster im All, hatte den Kürbis in der Hand und stierte uns mit roten Augen an. Obwohl sie draußen war, konnten wir ihre Stimme hören.

"Was habt ihr getan?", keifte sie wütend. "Mein Geister- Esel weigert sich, länger Wünsche zu erfüllen, weil er es als unlogisch betrachtet. Er verlangt auch, dass er nicht mehr im Kürbis wohnt, weil das seiner Art nicht angemessen ist. Mein ganzes Geschäft ist runiniert. Ich werde euch..."

Dann zerriß sie ein Phaserstrahl.

Auf dem Weg zur Brücke trafen wir einen sichtlich mitgenommenen Carter, der gerade in sein Pirvatquartier gehen wollte. "Sir? Sie sehen nicht gut aus?"

"Es ist nicht mein Tag...", klagte Carter. "Ich werde wohl krank. Zuerst sitze ich in einem Sessel aus Lakritz und bin der Kommandant eines Lebkuchenhauses, dann meldet der Bordcomputer 32 Klingonen, die dann plötzlich weg sind...und dann bekomme ich von den Außensensoren gemeldet, dass eine Hexe um das Schiff herumfliegt. Ich habe sogar einen Feuerbefehl gegeben - jeder weiß doch, dass es keine Hexen gibt...also dann, ich bin auf der Krankenstation."

 

 

 

 

 

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.