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Ich bin´s wieder, Flexy.

Wir hatten mit der Hippo Quorax erreicht, den Hauptplaneten im quoraxanischen System. Die Quoraxaner sind kleine, unscheinbare Wesen, die so aussehen, als wenn ein Ewok ein viel zu schnell wachsendes Haarmittel genommen hätte. Man weiß bei ihnen nie, wo vorne und hinten ist.

Quorax war im Übrigen noch bis vor wenigen Jahren weitesgehend unbekannt, mittlerweile aber - dank der Intervention der Ferengi, an dessen System die Heimat der Quoraxaner grenzt - ist es der "Ballermann des Weltraums" geworden.

Hier steigen rund um die Uhr Partys, Partys und noch einmal Partys.

Soleta, Tr`Vak, John und ich hatten uns eines der elegantesten Appartements gemietet. Es lag zentral, direkt in der City und unweit von der größten Partymeile auf dem ganzen Planeten entfernt. Im gleichen Haus war noch eine zweite solche Luxusunterkunft, die sich Harry Wüstenfisch - mittlerweile in der Krankenstation tätig -,unsere Counselor Nancy Fang und die beiden Zauberbrüder der Technik namens Harrrastensi und sein Bruder mit einem "R" weniger geangelt hatten.

So waren wir schon eine recht ordentliche Truppe, mit der man Spaß haben konnte. Außer Soleta, die hatte eigentlich nie Spaß, wenn sie nicht mindestens ein Museum pro Tag sehen konnte.

Eines Abends, wir saßen zu siebt an der Strandpromenade, kam John ganz aufgeregt zu uns, in der Hand einen Flyer.

"Ratet mal, was das ist..." Wild fuchtelte er mit dem Papier herum. Nancy nahm es ihm ab: "Ein neues Bistro hat eröffnet...das Nothing. Welch kurioser Name."

"Du wirst doch bestimmt da hin wollen?", fragte Tr`Vak. John nickte heftig. "Die haben bestimmt gutes Essen!"

"Hmm...eine Speisekarte sehe ich hier aber nicht." Nancy drehte den Flyer hin und her. "Da steht nur, dass das Bistro sich rühmt, etwas zu servieren, was keiner hat."

"Also ich hab keine Lust auf Bistrobesuch.", erklärte Tr`Vak. "Ich möchte lieber an den Strand. Da findet heute abend eine Feuerschluckershow statt." Die beiden Brüder schlossen sich ihm an.

"Aber ich habe auch Hunger.", erklärte Nancy. "Ich werde dich begleiten, John." - "Ich komme ebenfalls mit.", sagte ich. -"Jo, mei, wenn sie da ein paar gute Haxn hobn.", meinte Harry achselzuckend. - "Ich bin nicht hungrig, aber ich möchte die einheimischen vegetarischen Speisen probieren. Ich komme mit.", sagte Soleta.

So zogen wir zu fünft denn ins Bistro.

Das Bistro lag wirklich wunderschön - inmitten eines breiten Platzes mit einem meterhohen Springbrunnen. Vor dem kleinen Haus standen einige Stühle und Tische. Ins Innere konnten wir nicht sehen, die Tür war verschlossen. Nur eine Durchreiche gab es, dahinter hob sich der Schatten des einheimischen Wirtes ab.

"Guten Abend und willkommen im Bistro.", sagte der Quoraxaner. "Bitte, was wünschen Sie?" - "Hmm...ich weiß nicht." Speisekarten sahen wir keine, aber John war das egal. "Wissen Sie was, bringen Sie uns doch einfach die Spezialität des Hauses."

"Eine gute Entscheidung...ich werde Ihnen unseren Spezialitätenteller bringen."

Es dauerte eine Weile, dann trat der Wirt aus dem Haus heraus. Die Tür blieb offen und ich weiß noch, dass es mir merkwürdig vorkam, dass das ganze Haus im Inneren total leer war. Keine Tische und Stühle, keinen Hinweis auf eine Küche, keine Bediensteten.

Der Wirt stellte vor uns einen großen Teller ab, der in einzelne kleine Abteile unterteilt war. Der Teller war leer.

"Guten Appetit.", sagte der Wirt. Soleta hielt ihn zurück: "Sie haben den Inhalt vergessen."

"Nein, nein, es ist alles da.", nickte er. Wir tauschten Blicke. "Aber...hier ist doch nichts."

"Natürlich." strahlte der Wirt. "Das ist die Devise unseres Hauses. Während andere Speisen und Getränke aller Art servieren, setzt das Nothing auf eine Marktlücke - und serviert einfach nichts."

"Wie bitte?!" John fielen fast die Augen aus dem Kopf. "Und warum dann der Teller?"

"Hier finden Sie die exklusivste Auswahl des Hauses in Form eines internationalen Vorspeisentellers: nichts, nothing, nada, nani mo." Er deutete auf die Kammern. "Dazu empfehlen kann ich Ihnen einen Leer oder aber einen Empty, wobei ich persönlich den Empty bevorzuge. Natürlich können Sie auch nationale Gerichte wählen: luckert für den Herren aus Österreich zum Beispiel oder nowt für die kleine Lady. Oder auch galaktisch: pagh für den Klingonen oder patned´pra´krsh für den Romulaner."

"Also mir reicht es. Hier bleibe ich keine Sekunde länger.", zischte Nancy und stand auf. Auch wir anderen erhoben uns. "He...aber das bestellte Gericht müssen Sie trotzdem bezahlen." Der Wirt stellte sich uns in den Weg. Nancy lächelte, griff in einen Beutel und legte dem Einheimischen etwas in die Hand. Dieser glotzte: "Moment, Sie haben ja gar nicht bezahlt!"

"Natürlich nicht.", entgegnete die Frau und ihr Lächeln wurde breiter. "Ganz nach der Parole Ihres Hauses, Sir...wer nichts bekommt, braucht auch für nichts zu bezahlen."

 

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