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Jemand riss mich aus dem Schlaf. Jemand, deren Stimme ich zwar kannte, von der ich aber nie gedacht hätte, dass sie mich mal aufsuchen würde. „Sie werden mich begleiten!“, sagte sie freundlich aber fordernd. Seven of Nine konnte es nicht sein, denn ihre Hände, die ich bald darauf spürte, glichen zu sehr den Händen einer Organischen - eigentlich betont zu sehr. „D/4?“, fragte ich verwirrt. „Korrekt.“, antwortete sie sachlich. „Sie werden Ihre Badesachen benötigen.“, fuhr sie fort. „OK.“, meinte ich immer noch verwirrt und begann, in meinem gesamten Kleiderschrank danach zu suchen. Sie schob mich beiseite: „Ich werde Ihnen assistieren, das ist effizienter.“

Ratzfatz hatte sie meine Schwimmtasche gepackt und zog mich jetzt auf unseren Rasen. Sie musste dem Computer ihres Schiffes bereits Anweisungen zugeSITCHt haben. Jedenfalls öffnete sich die Tür, so dass wir noch nicht mal stehen bleiben mussten. Ich setzte mich auf einen Sitz. „Ihr Verhalten ist korrekt.“, kommentierte sie selbiges. Dann flogen wir los. Ich verstand nichts mehr. Warum war sie in mein Jahrhundert gekommen und hatte mich entführt. Ich hatte von Dill das OK, zwischen den Jahrhunderten zu pendeln, um die Botschaft von einer besseren Welt weiter durch die Geschichte zu tragen, wie es schon einige Autoren vor mir getan hatten, damit sie irgendwann Realität würde. Aber, was hatten die Xylianer damit zu tun?

Wir landeten auf meinem Grundstück in Little Federation. „Sie werden das Modul jetzt mit mir verlassen.“, sagte die Xylianerin. „Bitte haben Sie keine Angst. Ihre Situation hat sich verändert. Schadenskontrolle ist notwendig. Unsere Assistenz ist notwendig.“ Irritiert aber dennoch vertrauend folgte ich ihr. D/4 hatte uns nie betrogen oder verraten. Erwartet hatte ich das auch nicht. Sie war ja schließlich keine Borg.

OK, langsam wurde ein Schuh draus. Das System hatte sie also geschickt, um mich zu holen und im 30. Jahrhundert abzuliefern. Aber, warum?

Sie zog mich näher an sich und beamte uns mit ihrem internen Transporter an einen anderen Ort. Anhand der Geräusche stellte ich fest, dass wir uns im menschenleeren Freibad der Stadt befinden mussten. Dieses war unter der Verwaltung eines Xylianers namens Y/10, der sich in Little Federation häuslich niedergelassen hatte. D/4 führte mich in eine Umkleidekabine. „Sie werden sich umziehen.“, begann sie leicht hektisch. „Die Zeit ist knapp. Ich werde …“ „Schon klar.“, lächelte ich. „Sie werden mir assistieren, weil es effizienter ist und schneller geht.“

Die Frage, was hier los war, beschäftigte mich immer noch, als wir am Nichtschwimmerbecken ankamen. Hier hatte sich ganz Little Federation in Badezeug versammelt. D/4 übergab mich an Data, der mir etwas um den Bauch schnallte, das mich an ein Laufgeschirr für Hunde erinnerte. „Damit kann ich Sie leichter dirigieren und Sie müssen sich nicht selbst auf die Richtung konzentrieren und haben den Kopf für das Wesentliche frei.“, erklärte er die Aktion. Dann forderte er mich auf, ins Wasser zu gehen.

Hier fand ich noch mehr Leute vor, die ich gut kannte. Sedrin, Huxley, Time, sogar Yetron usw. Alle standen im Becken und Data führte mich – selbst außen am Rand entlang laufend – zu ihnen. „Was wollt ihr mir zeigen?“, fragte ich. „Und was soll der Auflauf?“ „Geduld, Allrounder.“, beschwichtigte mich Sedrin. „Wir sind nur Statisten, die die Rolle Ihrer Freunde aus Ihrem Jahrhundert einnehmen sollen.“ „Die Rolle der Freunde, mit deren Hilfe Sie unsere Botschaft verbreiten.“, fügte Yetron hinzu. Sedrin piekte ihn in die Seite und sagte etwas auf Demetanisch, worauf er in Datas Richtung blickte. Dieser aber nickte sein Verhalten ab.

Rund um das Becken standen Androiden und Xylianer. Alle mir bekannten organischen Lebensformen waren bei mir im Wasser. Auf dem 10-Meter-Turm stand Cupernica, aber sie hatte wohl nicht die Absicht zu springen. Statt dessen hatte sie eine Flüstertüte. Damit referierte sie: „Folgendes, Allrounder, zuerst waren Sie viele, die in einer Zelle die Botschaft verbreiteten. Dann geschah etwas und die Zelle teilte sich.“ Damit warf sie Sensora eine aufgewickelte Sperrleine zu, die diese eilig entwirrte und deren eines Ende sie dann Switcher, der genau auf der gegenüberliegenden Seite des Beckens stand, zuwarf. Dann spannten sie die Leine zwischen sich. Data hatte mich in die andere Hälfte des Beckens gezogen. Hierhin waren uns noch andere gefolgt. „Wie Sie gemerkt haben sollten, hat sich die Zelle geteilt.“, verdeutlichte Cupernica noch einmal das Geschehene. „Sie aber haben immer einen Beschützer an Ihrer Seite, der mit Ihnen geht und Sie in einer solchen Situation nicht allein lässt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass wieder etwas geschieht und sich die Zelle erneut teilt.“ Dieses Mal warf sie D/4 eine Leine zu. Diese hatte sich in der Zwischenzeit zu ihresgleichen gesellt. Auch sie hielt ein Ende selbst fest und warf das andere einer weiteren Einheit zu. Ich wurde von Data jeweils in die neue Zelle geführt. „Ich habe kapiert.“, sagte ich zitternd. Mittlerweile war mir nämlich echt kalt. „Was immer auch passiert, es ist jemand bei mir und wenn sich unsere Zelle noch so oft teilt. Wäre nur gut zu erfahren, wer für diese Teilung verantwortlich ist.“

Die Androiden und Xylianer verständigten sich wohl in F-14-Code, denn es war eine Weile still. Dann führte mich Data zur Treppe und ich entstieg dem Wasser. Er entfernte Leine und Geschirr. Dann setzten wir uns auf die Wiese. „Sie haben Recht.“, bestätigte er. „Es gibt einen Grund, aus dem wir Ihnen das hier verdeutlichen.“ „Was für einen?“, fragte ich an einem Eis leckend, das mir Cupernica besorgt hatte. „Carlos.“, gab mir ihr Mann ein Stichwort. „Ja, ja.“, meinte ich. „Mir ist schon aufgefallen, dass er um ein Haar unsere gesamte Gruppe mit seinem Verhalten zerstört hätte, aber, was …?“ Bevor ich weiter reden konnte, erwiderte Data: „Wir gehen davon aus, dass Carlos unter dem Einfluss Sytanias steht. Sie könnte ihm dieses Verhalten eingeimpft haben, damit Ihre Gruppe zerstört wird. Das würde die Kette der guten Botschaft unterbrechen und sie hätte die Geschichte verändert.“

Cupernica kam hinzu und setzte sich zu uns. „Glücklicherweise.“, begann sie. „Stehen Sie aber in Kontakt mit jemandem, den die Geschichtsbücher später als Aldo Rossman kennen werden. Auch er hat in Ihrem Jahrhundert eine Identität. Seine in Ihrer Zeit noch Ehefrau ist auf ein verstecktes Talent ihrerseits gestoßen, das ihr ermöglicht, ihm sozusagen das Bilden einer neuen Zelle beizubringen. Wenn also alle Stricke reißen, dann …“ „Ich weiß.“, unterbrach ich sie. Mir war inzwischen ein Verdacht gekommen. Ich hatte mitbekommen, dass meine Freundin selbst über ihr Talent damals sehr überrascht war. „Kann es sein …“, stammelte ich. „Ich meine, Jenny Q, kann es sein, dass sie ihr jüngeres Ich, ich meine, würde Narāja das zulassen?“

Wieder eröffneten alle die große F-14-Konferenz. Dann sagte Data: „Niemand von uns hat darüber verlässliche Daten. Also wird es Spekulation bleiben. Im Allgemeinen ist zwar bekannt, dass Mächtige unsere Probleme nicht unbedingt als einmischenswert betrachten, wir aber haben es hier wahrscheinlich mit Sytania zu tun, der die universellen Regeln scheißegal sind. Da muss man sicher …“ „Data.“, äußerte ich meine Scham. „So ein Wort aus Ihrem Mund?“ „Androiden können nicht lügen, Allrounder.“, rechtfertigte er sich. „Schon klar.“, erwiderte ich. „Sie wollten auf die Drastische ausdrücken, dass wir gegen Sytania jede Hilfe brauchen, die wir kriegen können. Vorausgesetzt, es stimmt, was aber in meinem Jahrhundert nicht nachweisbar ist. Also bleibt auch das Spekulation.“ „Korrekt.“, erwiderte Data.

„Sprechen Sie mit Mr. Rossman ab, ob diese Botschaft Carlos erreichen soll.“, instruierte mich D/4. „Er wird Ihnen sicher gern bei Ihrer Entscheidung helfen. Ich bringe Sie jetzt zurück.“ Damit beamte sie uns zum Modul zurück und wir flogen wieder zu mir. Am Nachmittag übergab ich meinem Freund diesen Bericht und wir besprachen unser Vorgehen.

ENDE

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