- Schriftgröße +

 

Eludeh zog langsam den Höhenregler zu sich und schob den Schieberegler für die Geschwindigkeit etwas nach vorn. Mit einem leichten Ruck erhob sich das Schiff vom Boden. „Langsam, Mädchen.“, lächelte Eludeh und verringerte die Geschwindigkeit. „Das habe ich vergessen, dir zu sagen.“, entschuldigte sich Tabran. „Beim Start und bei der Landung ist sie etwas temperamentvoll. Ich mag es so. Das wird die Wächterin gewusst haben, als sie das Schiff für mich erschaffen hatte.“ Noch ein Argument, dieses Schiff nicht zu stehlen., dachte Eludeh. Wenn sich da irgendeine Mächtige einmischt, kann es sein, dass sie das noch verhindert.

„Zieh sie jetzt ruhig mal langsam hoch.“, schlug Tabran vor. „Oder willst du diesen schönen Planeten nicht mal von oben sehen.“ „Doch.“, lächelte Eludeh. Dann zog sie erneut den Höhenregler zu sich. Das Schiff, dessen Geschwindigkeit gerade mal ein Viertel Impuls betrug, stieg langsam auf und der Rechner schaltete nach Verlassen der Atmosphäre selbstständig die Atmosphärentriebwerke ab, um die für den Weltraum geeigneten einzuschalten. „Machen das alle Veshels?“, wollte Eludeh wissen. „Oder ist das sozusagen ein Service des Hauses.“ Bei ihren letzten Worten grinste sie. „Das tun alle.“, erklärte Tabran.

Eludeh schlug eine weite Umlaufbahn um den Planeten ein. „Witzige rote Kugel.“, kommentierte sie das Gesehene. Auch Tabran schaute auf den Schirm und bestätigte: „In der Tat.“

„Was meinst du?“, fragte Eludeh. „Wollen wir mal einen Trip durch das Sonnensystem wagen?“ „Wenn du möchtest?“, erklärte sich Tabran einverstanden.

Eludeh drehte das Schiff vom Planeten weg. Langsam kam sie, wie Tabran fand, sehr gut damit zurecht. „Du bist ein Naturtalent.“, lobte er. „Danke.“, lächelte Eludeh.

„Sag mal.“, wechselte sie das Thema, nachdem sie in einigen waghalsigen Kurven die Reaktionsfähigkeit des Schiffes getestet hatte. „Sind alle Vendar-Schiffe so reaktionsfreudig?“ „In der Tat.“, erwiderte Tabran stolz. „Wir waren für Jahrhunderte die Elitekrieger der Mächtigen. Also brauchten wir schnelle und manövrierfähige Schiffe.“ „Aber.“, fragte Eludeh. „Wofür haben die Mächtigen euch denn überhaupt gebraucht? Ich meine, die haben doch ihre Schlachten viel besser selbst mit Hilfe ihrer eigenen Fähigkeiten schlagen können.“ „Nicht unbedingt.“, antwortete Tabran. ER schien nicht zu merken, dass Eludeh mit ihren Fragen ein ganz spezielles Ziel verfolgte. „Unsere spezielle Fähigkeit, Telepathen Energie nehmen zu können, hat dafür gesorgt, dass wir manchmal auch in bedrohliche Situationen gekommen sind und dann mussten wir uns ja gut verteidigen oder schnell flüchten können.“ „Ich kann mir vorstellen.“, erwiderte Eludeh verständig, „Dass so mancher geschädigte Mächtige echt sauer war, wenn ihn ein Vendar, der seinem Feind diente, gerade ausgesaugt hatte.“ „Dass es nur so zischte!“, bestätigte Tabran stolz. „Dann hat der seine Vendar hinterher geschickt und schon war der schönste Weltraumkampf im Gange.“, spekulierte Eludeh weiter. Tabran nickte.

„Ich würde gern wissen, wie sie sich im Anflug auf ein Ziel verhält.“, erklärte Eludeh, nachdem sie das Sonnensystem sogar verlassen hatten. „Laut Sensoren gibt es da vorn einen schönen Meteoriten. Könnten wir auf den mal mit dem Phaser oder einem Torpedo schießen?“ „Du willst wissen, ob sie beim Abfeuern einer Waffe ein so genanntes Rückstoßverhalten zeigt.“, vermutete Tabran. Eludeh lächelte und nickte. „Na schön.“, meinte Tabran. „Dann fang mal mit dem Zielanflug an.“

Rückstoßverhalten war sowohl unter Piloten als auch unter Waffenoffizieren nicht gern gesehen. Manche Schiffe zeigten nämlich bei langsamer Geschwindigkeit und dem Abfeuern einer Waffe ein so genanntes „Nicken“. Da sie aufgrund der physikalischen Gegebenheiten der Antriebsfelder nicht nach hinten ausweichen konnten, ging der Bug statt dessen kurz nach unten. Das hatte oft eine leichte Instabilität der Fluglage und oft auch den kurzzeitigen Verlust des Zieles zur Folge. Sternenflottentechniker hatten das Problem zwar längst im Griff, aber Eludeh hatte es hier ja nicht mit einem Föderationsschiff zu tun. Zu gerade heraus durfte sie ja auch nicht fragen, denn Tabran durfte ja auch keinen Verdacht hegen. Würde das Schiff „nicken“, müsste sie dies aber rechtzeitig wissen, um es durch Steuerbewegungen auszugleichen und auch die Widerständler entsprechend instruieren zu können.

Eludeh verlangsamte das Veshel. „Beginne Zielanflug.“, informierte sie Tabran. „Gut.“, erwiderte dieser, der bereits den Mittelpunkt des Meteoriten mit dem Fadenkreuz des Zielgerätes für die Phaser anvisiert hatte. „Haben optimale Schussposition erreicht.“, meldete Tabran. „Na dann Feuer!“, lächelte Eludeh.

Tabran feuerte den vorderen Phaser auf den Meteoriten ab. Eludeh ließ den Höhenregler nicht los. Aber zu ihrem Erstaunen lag das Schiff wie ein Brett. Kein Nicken., dachte sie. Wie schön.

Eludeh war nicht entgangen, dass sie jetzt aus einem zwei gemacht hatten. „Lass uns den Rest doch noch mit einem schönen Torpedo erledigen.“, schlug sie vor. „Das wäre doch sicher ein cooler Knalleffekt zu Silvester.“ „Na gut.“, lachte Tabran. „Dann bring uns mal hin.“ Auch hierbei zeigte das Schiff kein Rückstoßverhalten, wie Eludeh zufrieden feststellte.

„Wir sollten jetzt aber zurück fliegen.“, schlug Tabran vor, nachdem er auf die Zeitanzeige auf der Instrumententafel gezeigt hatte. „Sonst bekommen wir noch Ärger mit Sianach. Sie ist in der Einhaltung von Zeremonien sehr streng.“ „Na OK.“, lachte Eludeh. „Aber du lässt mich das Schiff doch sicher landen, oder?“ „Du hast bewiesen, dass du ein sehr gutes Gefühl für sie hast.“, schmeichelte Tabran. „Also, warum nicht.“

Nach der Landung und dem Aussteigen wollte Eludeh sich schon zum Gehen wenden, aber Tabran hielt sie auf und übergab ihr den Schaltschlüssel. „Behalte ihn als Andenken.“, sagte er fast feierlich, als er ihn ihr überreichte. Er ahnte ja nicht, was er damit in Gang gesetzt hatte.

Alle gemeinsam gingen wir in dieser Nacht zu einer Anhöhe. Der Wind hatte tatsächlich zugenommen. Sianach hatte in einem großen Sack die Schüsseln, die sie jetzt mit Stofftüchern, welche um die Schüsseln geknotet waren, verschlossen hatte. Auf dem Gipfel der Anhöhe angekommen gab sie jedem seine Schüssel zurück. In jeder Schüssel befand sich eine Hand voll Samenkörner. Allerdings war das mit der Handvoll relativ, je nachdem ob man in Vendar-Größe oder in der Größe einer durchschnittlichen normalen terranischen Hand maß.

Joran hatte sich in Shimars und meiner Nähe aufgehalten. Er hatte das starke Gefühl, darauf achten zu müssen, dass ich auch ja alle notwendigen Informationen erhielt. „Wenn die Reihe an dir ist, Betsy El Taria, dann nimmst du den Inhalt deiner Schüssel und streust ihn in den Wind, sobald eine Böe auf dich zu kommt. Das Bild, das die Körner zeigen, wenn sie wieder auf den Boden treffen, werden wir dann für dich interpretieren.“, erklärte er. Dabei sah er heimlich zu Shimar hinüber. Er wusste, dass ich natürlich ihm in dieser Hinsicht mein Vertrauen aussprechen würde.

Sianach kam zu uns. „Ich werde dir jetzt noch etwas erklären, Allrounder Betsy.“, sagte sie. „Oh, danke, Sianach.“, erwiderte ich freundlich. „Aber Joran hat mir schon gesagt, wie es geht.“ „Das meine ich nicht.“, erwiderte die Anführerin der Vendar. „Ihr Terraner feiert doch Silvester im Winter, nicht wahr?“ Ich nickte. „Wir Vendar feiern den Beginn des neuen Jahres mit dem ersten Grün im Frühling.“, referierte sie weiter. „Von heute an wird uns jeden Tag ein Element die Zukunft deuten, wenn die Götter gnädig sind und die Natur dies zulässt. Es steht dir selbstverständlich frei, ob du daran glauben willst, oder ob nicht.“ Ich musste an meinen Großvater denken, der sehr abergläubisch war. Der hätte bestimmt daran geglaubt.

Alle stellten sich auf Sianachs Geheiß in einer Reihe auf. Dann rief sie der Reihe nach die Namen auf. Plötzlich stieß mich Shimar an. Zirell war gerade dran gewesen und schaute wohl ziemlich verwirrt. „Was ist los?“, flüsterte ich ihm zu. „Was hat die Zukunft ihr versprochen? Etwa ’ne Riesenfamilie mit ’nem Stall voll Kinder?“ „Keine Ahnung.“, flüsterte Shimar zurück. „Jedenfalls guckt sie total bedient.“

„Betsy El Taria, tritt zu uns.“, sagte Sianach. Shimar führte mich nach vorn. Ich nahm den gesamten Inhalt meiner Schüssel aus eben dieser. Dann wartete ich, bis ich das Rauschen einer Windböe hörte und warf die Körner mit voller Wucht hinein. Nachdem sie wieder auf den Boden getroffen waren, schaute sich Shimar das Bild an. Dann sagte er: „Hm, schwierig zu sagen.“ Ratlos blickte er sich um. „Was siehst du denn?“, fragte ich neugierig. „Kann ich dir nicht erklären, Kleines.“, flapste er zurück. „Dann zeig es mir.“, entgegnete ich. „OK.“, sagte er. „Gib mir deine Handfläche.“ „Nein.“, verweigerte ich. „Ich meinte, zeig es mir.“ „Ach so.“, verstand er. „Du meinst telepathisch.“ „Was sonst.“, grinste ich. „Na gut.“, sagte er. „Hoffentlich bist du nachher nicht genau so verwirrt wie ich.“

Er sendete das Bild eines merkwürdigen Dreiecks in meinen Geist, das an allen drei Seiten seltsame Unterbrechungen aufwies und auf dem Kopf stand. „Kann mir irgendeiner von euch Vendar sagen, ob es in eurer Symbolik ein umgekehrtes unterbrochenes Dreieck gibt und was das bedeutet?“, fragte ich in die Runde. Shiranach trat vor. „Das kann ich dir sagen, Betsy El Taria“, sagte die alte Vendar. „Das Symbol des umgekehrten Dreiecks bedeutet, dass jemand in deinem Umkreis den Tod findet. Würde das Dreieck nicht auf dem Kopf stehen, würde es deinen eigenen Tod bedeuten.“ „Na ja, sterben müssen wir alle mal.“, flapste ich. „Aber was heißen die Unterbrechungen?“ „Sie bedeuten, dass du jemandes Tod verhindern wirst.“, erklärte Shiranach weiter. „Natürlich.“, bemerkte ich. „Wenn das Todessymbol zerbrochen ist, wird der Tod verhindert.“, schloss ich. „Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. Sorry, dass ich dich damit belästigt habe.“ „Du hast mich nicht belästigt.“, erklärte Shiranach. „Die wenigsten jungen Leute kennen noch die alten Symbole und von dir als einer Außenstehenden hätte das doch ohnehin niemand verlangt.“

Shimar und ich gingen nach Ende der Zeremonie noch einmal auf einen kleinen Mitternachtsspaziergang. Obwohl es rings um total still war, hatte ich nicht schlafen können. Sianach hatte uns erlaubt, in ihrem Haus zu schlafen, aber wir wollten aufgrund der hohen Außentemperaturen lieber die Nacht im Freien verbringen. Hierzu hatte Shimar uns extra Schlafsäcke repliziert, die wir aber wahrscheinlich heute Nacht nicht brauchen würden.

„Was treibt dich denn um, Kleines.“, fragte er mich fast mitleidig, nachdem wir uns an einen kleinen Bach gesetzt hatten. „Ich weiß nicht.“, antwortete ich. „Irgendwas ist nicht in Ordnung. Das spüre ich wie Liebeskummer im kleinen Zeh.“ „Es ist doch nicht etwa wegen der Weissagung.“, frotzelte er. „Zu Silvester wird doch viel gesagt. Diesen Brauch gibt es doch auch in deiner Kultur. Du willst mir doch nicht wirklich sagen, dass …“

Ich machte mich plötzlich stocksteif und lauschte in eine bestimmte Richtung. „Hey, was ist los?“, fragte er. „Ich glaube, ich habe einen Schrei gehört!“, sagte ich erschrocken. „Einen Schrei?“, erkundigte sich Shimar. „Was für einen Schrei.“ „Einen Kinderschrei!“, sagte ich, stand auf und zeigte in Richtung des Hauses. „Ich glaube, es war Tchiach.“

Über unsere Schutzverbindung hatte Shimar jetzt auch gesehen, was ich gehört hatte. Mehr noch konnte er die Notlage des kleinen Vendar-Mädchens jetzt vor sich sehen, weil ich ihn quasi darauf gelenkt hatte. „Es ist Diran.“, sagte er. „Er will sich umbringen oder so was. Nimm meine Hand, Kleines. Ich teleportiere uns hin. Dann wird er total überrascht sein. Er hat ein Messer, wie wir es zum Schnitzen benutzt haben. Ich werde dich sozusagen fernsteuern, während du ihm das Ding abnimmst. Dazu darfst du aber nicht versuchen, selbst deinen Körper zu bewegen.“ Ich nickte und griff seine Hand.

Whush waren wir vor Diran aufgetaucht. Shimar ließ meine Hände die Seinen packen und zur Seite drehen, so, dass er das Messer fallen lassen musste. Mir war aufgefallen, dass dieses in Richtung seines Nackens gezeigt hatte. Er wollte sich wohl in seine Sifa stechen, aber warum? „Was in aller Welt hattest du vor?!“, schrie ich ihn an. „Wenn du das gemacht hättest, hätte das böse ausgehen können! Auch Vendar haben hinten keine Augen! Du hättest also nicht gewusst, wohin du stichst! Du hättest genau so gut dein Kleinhirn treffen können und dann wäre alles aus gewesen! Abgesehen von der Tatsache, dass du dich damit praktizierunfähig gemacht hättest! Noch mal: Was hast du dir dabei gedacht!?“

Diran begann zu zittern. Er drehte sich um und drückte mich an sich. „Allrounder Betsy.“, flüsterte er. „Das hätte ich von dir nie gedacht. Aber ich danke dir. Es war nur, weil ich seit geraumer Zeit wohl jemanden hier gefangen halte, der eigentlich längst in die Welt der Toten gehört.“ Ich setzte mich neben ihn. Dann erzählte er mir die ganze Geschichte. „Denkst du nicht, dass dein Feld sich längst mit der Situation arrangiert hat und vielleicht das Ganze sogar seine Absicht war?“, fragte ich. „Was meinst du damit?“, fragte Diran. „Ganz einfach.“, erwiderte ich. „Er wird gemerkt haben, dass er durch einen Umstand, den wir nicht kennen, dazu befähigt worden ist, hier zu bleiben. Was ist, wenn er eine Mission hat, bei der wir ihm helfen müssen. Du kannst ihm während des Fütterungsrituals Energie geben und ihr könnt sogar kommunizieren. Frag ihn doch einfach mal nach seinen Plänen.“

Tchiach, die ich ganz übersehen hatte, kuschelte sich plötzlich an mich. „Geht es meinem Ziehvater wieder besser, Allrounder Betsy?“, fragte sie leise. „Aber ja.“, antwortete ich.

Schreiend kam Sianach hinzu. Sie hatte von dem ganzen Tumult in der Zwischenzeit auch Wind bekommen. „Du einfältiger Sohn eines Rindviehs und einer Ziege!“, fluchte sie in Richtung ihres Mannes. „Verrate mir sofort, was das sollte! Betsy, bitte nimm Tchiach mit dir. Was die Kleine gleich zu sehen bekommen könnte, ist nicht schön!“ Ich nickte und griff Tchiachs Hand. Dann gingen Shimar und ich mit ihr zu unserem Schlafplatz.

„Sie ist ganz verstört, Kleines.“, stellte Shimar fest. „Kann ich mir vorstellen.“, antwortete ich leise. „Setzt euch erst mal hier hin.“, sagte Shimar, während er sich mit den Schlafsäcken befasste und irgendwelche Experimente mit den Verschlüssen machte. Tchiach und ich setzten uns auf den Waldboden. „Ich hatte solche Angst um meinen Ziehvater, Allrounder Betsy.“, sagte Tchiach. „Kann ich mir vorstellen.“, erwiderte ich.

Shimar hielt die Öffnung eines Riesenschlafsackes, der offensichtlich aus zwei normalen bestand, vor mich. „Darf ich bitten?“, fragte er mit einem Grinsen. Ich kroch in den Sack und dann folgte Tchiach, der Shimar folgte. Wir nahmen beide Tchiachs Hände. „Du zitterst ja immer noch, Maus.“, bemerkte Shimar. Dann telepathierte er mir zu: Kleines, wie ging das Geräusch noch mal, mit dem du sie das letzte Mal beruhigt hast? Mooz., gab ich zurück. Da könnte man doch., spekulierte Shimar und fing an zu singen: „Mooz, mooz, ramooz, moozi, ramooz, ramooz. Mooz, mooz, ramooz, moozi, ramooz, ramooz, ramooz. Mooz, mooz, ramooz, moozi ramooz ramooz. Moozi, ramoozi, ramooz, ramooz, moozi, ramooz, ramooz.“ Dabei zog er alberne Fratzen und beim letzten: „Ramooz“, wuschelte er ihr kräftig durchs Fell. Tchiach bog sich vor Lachen. „Bist du albern!“, rief ich aus, die ich mich vor Lachen selbst kaum halten konnte, denn Tchiachs Lachen war irgendwie ansteckend. „Lass mich doch auch mal.“, entgegnete Shimar lässig. Bald waren wir vom Lachen alle drei so müde, dass wir einschliefen.

Joran weckte uns am nächsten Morgen sehr aufgeregt. Er hatte Eludehs Kind auf dem Arm und ein Pad in der Tasche, das er mir sogleich übergab. „Eludeh ist verschwunden.“, sagte er. „Sie hat sich einfach verfatzt.“ „Was hat sie gemacht?“, fragte ich irritiert ob seiner Sprechweise. „Sie hat sich verfatzt.“, wiederholte Joran unbedarft, denn er wusste wohl nicht, was er damit genau sagte. „Du meinst, sie ist gegangen.“, übersetzte ich. „In der Tat.“, bestätigte Joran. „Das sage ich doch die ganze Zeit. Jenna Mc’Knight sagt, in eurer Sprache heißt das so viel wie, dass jemand fort gegangen ist.“ „Das stimmt schon.“, erklärte ich. „Nur ist es eher abfällig gemeint.“ „Verstehe.“, sagte Joran.

Shimar hatte mir das Pad abgenommen. „Es reagiert offensichtlich nur auf Betsys oder meinen biologischen Fingerabdruck.“, sagte er. Dann ließ er den Inhalt des im Pad befindlichen Datenkristalls abspielen. Im Display erschien Eludehs Gesicht und ihre Stimme erklang: „Bitte sorgt euch nicht um mich. Ich muss tun, was ich tun muss. Sorgt bitte gut für Centus-Shimar. Wo ich hingehe, ist keine Welt für ein Kind. Das Schiff, das ich entwendet habe, gebe ich euch bei Gelegenheit sicher zurück. Seid mir bitte nicht böse.“ Die Nachricht endete. Ich sprang auf: „Wir müssen Zirell und Sianach informieren!“

Zirell führte gerade ein letztes Gespräch mit Maron. „Joran wird dich nach dem Fest nach Tindara bringen.“, informierte sie ihn. „Kann das nicht Shimar machen?“, fragte der Demetaner nicht ohne Hintergedanken zurück. „Nein.“, bestand die Tindaranerin. „Joran ist der richtige Mann für diesen Job. Shimar könntest du viel zu leicht überreden, dich doch wieder zurückzubringen. Damit basta!“

So schnell ich konnte lief ich vor Shimar und Joran her in Richtung des Platzes, wo wir Zirell zuletzt gesehen hatten. „Zirell!“, rief ich. „Wir müssen dir etwas …“ In diesem Moment bemerkte ich nicht, dass ich einen Holzstoß, auf dem ein noch nicht ganz fertiges Gesicht lag, umgeworfen hatte. Scheppernd fiel alles zusammen und von dem mühevoll geschnitzten Gesicht blieben nur noch Scherben. „Oh, nein.“, sagte ich traurig. „Wessen Gesicht war das?“ „Meins.“, schluchzte Tchiach, die uns gefolgt war.

Ich legte das Pad auf den Trümmerhaufen und drückte die kleine Vendar, die dieses Jahr das erste mal am Schnitzen hatte teilnehmen dürfen, an mich. „Sorry.“, entschuldigte ich mich. „Dich trifft es dieses Mal aber echt hart, Süße. Erst will sich dein Ziehvater wegen seines Energiefeldes verletzen und dann mache ich dir auch noch dein Gesicht kaputt.“ „Ein Neues kriege ich doch nie in drei Tagen fertig.“, weinte Tchiach. Da die Schnitzarbeit sehr konzentrationsintensiv war, konnte ich mir das sehr gut vorstellen. Zumal Tchiach ja ohnehin ein kleiner Wirbelwind war, der Stillsitzen echt blöd fand. „Aber ich.“, lächelte ich. Shimar erschrak. „Das kannst du nicht wirklich wollen, Kleines. Hast du eine Ahnung, wie scharf die Messer sind? Wenn du damit abrutscht, kannst du dir die Pulsadern aufschneiden!“ „Wir werden einen Weg finden müssen.“, widersprach ich. „Ich habe das Gesicht zerstört, also muss auch ich den Fehler wieder ausbügeln und dabei will ich keine telekinetischen Tricks, Shimar.“ Bei meinem letzten Satz sah ich ihn ernst an. „Aber du kannst doch nicht … Jenn’!“ Selbige hatte er vorbeigehen sehen.

Die Cheftechnikerin trat zu uns und ließ sich die Situation erklären. „Mal sehen, was sich da machen lässt.“, lächelte sie und zog sich mit Zirells Erlaubnis an Bord von IDUSA zurück. „Was will sie denn tun, Shimar?“, wollte Tchiach wissen. „Sie kann Allrounder Betsy doch auch nicht sehend machen.“ „Nein.“, erwiderte der Patrouillenflieger. „Aber sie hat schon aus ganz anderen Situationen Auswege gefunden. Shannon hat manchmal Recht. Sie ist ähnlich gut wie diese Sam Carter, wenn es um die Lösung scheinbar auswegloser Situationen geht. Laut eurem Glauben dürfen wir die Frucht ja auch nicht einfach kleben, weil sie dann nicht mehr intakt wäre und …“

Vom Stellplatz der Schiffe her hörten wir jemanden eine kleine Melodie summen. Das Summen kam näher und bald erblickten wir Jenna, die eine merkwürdige Vorrichtung vor mir abstellte. Diese bestand aus einem liegenden Metallreifen, über den ein stehender gespannt war. An den Reifen befanden sich kleine Stellschrauben, mit denen sie auf die Größe jeder Frucht einzustellen waren. An dem liegenden Reifen befand sich außerdem eine horizontale Schiene, auf der eine Art Klappe hin und her bewegt werden konnte, um an der richtigen Stelle ebenfalls mit einer Stellschraube fixiert zu werden. An der Innenseite der Klappe befand sich eine Klemme, in die ein Messer gespannt werden konnte. Diese ließ sich mit einer Art Drehknopf an der Außenseite drehen. Ähnliche Klappen, und davon gleich drei, befanden sich an einer vertikalen Schiene am stehenden Reifen. Die dritte in der Mitte ließ sich noch einmal mittels einer Ratsche in der Höhe verstellen. „Wow, Jenn’.“, machte ich. „Damit kann mir ja nun wirklich nichts passieren.“

Sianach holte eine Frucht und vier Messer. Wir spannten alles in die Vorrichtung und dann kurbelte ich los. „Du stellst noch mal das Universum auf den Kopf, Jenna.“, staunte Zirell. „Mag sein.“, grinste die intelligente Halbschottin. „Wenn ich Zugang zu entsprechender Technologie erhalte.“

„Fertig!“, rief ich stolz, nachdem das letzte Messer durch ein leises: „Plopp“ angezeigt hatte, dass es die Schale durchdrungen hatte. Wozu die Schnitzer in reiner Handarbeit einen Tag gebraucht hätten, hatte ich mit der Vorrichtung in drei Stunden geschafft. Ich spannte die Frucht aus der Vorrichtung und zeigte sie Tchiach. Diese gab ein erneutes: „Wow!“, von sich, aber wies mich gleichzeitig darauf hin, dass das eine Auge höher lag als das andere. Anscheinend hatte ich mich beim Einstellen leicht vertan. „Hier hast du zwar einen kleinen Fehler gemacht, aber das macht nichts.“, meinte sie. „Die Gesichter sollen ja auch hässlich sein.“ „Schon klar.“, lächelte ich. „Sie sollen ja nicht umsonst für eure Missetaten herhalten.“ „Das ist korrekt.“, antwortete Tchiach.

Über diesen Vorfall hatten wir Eludehs Nachricht und alles, was mit ihr zusammenhing, total vergessen. „Was wolltet ihr mir denn nun zeigen oder sagen?“, fragte Zirell. Shimar aktivierte die Nachricht. Nachdem Zirell sie sich angehört hatte, sagte sie: „Um Himmels Willen! Eludeh kann sich nicht stellen. Nicht nach allem, was wir über die Zustände auf Nihilla wissen. Die werden sie foltern und töten. Sie muss doch kein schlechtes Gewissen haben. Shimar, Betsy, euch vertraut sie. Nehmt IDUSA und fliegt hinter ihr her. Versucht sie umzustimmen und zurückzubringen.“ Sie sah Jenna an, die ihr zunickte. Das hieß: „IDUSA ist bereit.“ „Machen wir, Zirell.“, sagte Shimar und zog mich mit sich fort.

Diran hatte beschlossen, sich bei seinem Energiefeld zu entschuldigen. Sicherlich hatte meine „Standpauke“ etwas zu diesem Entschluss beigetragen. Er vertiefte sich also ins Fütterungsritual, in der Hoffnung, dass das Wesen ihm noch einmal verzeihen würde.

Erneut sah Diran die Ebene vor sich, auf der der Käfig stand. Heute aber war etwas anders. Auch total anders, als er es erwartet hatte. Seiner Meinung nach wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn sich das Wesen jetzt noch mehr verbarrikadiert hätte, aber im Gegenteil!

Diran ging zum Schloss, um zu sehen, ob dieses noch immer von der Nebelwand bedeckt war. Aber weit gefehlt. Diran konnte das Schlüsselloch jetzt gut erkennen. Auch bemerkte er, dass er den Schlüssel in der Hand hielt, obwohl er diesen gar nicht vom Haken genommen hatte. Er steckte ihn ins Schloss und drehte ihn um. Die Käfigtür öffnete sich tatsächlich. Aber als Diran auf den Gefangenen zugehen wollte, verschwand der ganze Käfig und der Fremde und Diran standen sich beide als freie Männer gegenüber. „Bitte vergib, was ich dir tun wollte.“, bat Diran den Fremden um Verzeihung. „In erster Linie hättest du dir ja wohl selbst geschadet.“, erwiderte der Fremde mit einem Lächeln. „Ich wäre, hätte ich deine Sifa verlassen müssen, allenfalls in die Totenwelt gelangt. Dort wäre es mir sicher gut ergangen. Aber du, du wärst dann für immer praktizierunfähig oder sogar noch Schlimmeres. Allrounder Betsy hatte Recht. Das weißt du. Wenn ich in der Totenwelt gewesen wäre, wäre zwar meine Mission gescheitert, aber einen Schaden hätte ich nicht davongetragen. Ich verzeihe dir und verrate dir sogar meinen Namen. Ich bin Gajus, Ehemann der Eludeh. Meine arme Frau hat unsere beiden Töchter und mich getötet, um uns vor den staatlichen Organhändlern in Sicherheit zu bringen. Aber ich hatte damals noch einiges zu tun. Jetzt denke ich aber, dass ich es noch viel besser tun kann. Du stabilisierst mich sehr gut. Deine Energiefütterungen vertrage ich prima. Wenn die Zeit des Endes deines Zyklus naht, musst du einen neuen Körper für mich finden. Noch einmal: Ich vergebe dir. Du konntest es ja nicht wissen.“

Überglücklich beendete Diran das Ritual. Gleich würde er alles seiner Frau sagen. Er ging zu Sianach, die er am Fluss im Gespräch mit Mallach, der obersten Priesterin der Vendar-Rebellen, am Fluss fand. „Oh, Telshanach.“, begann er. „Du hattest so Recht. Ich war so einfältig. Gajus hat mir gesagt, warum er hier ist. Ich muss alles tun, um ihn zu …“ „Langsam.“, unterbrach die Vendar-Anführerin ihren Mann. „Sortier bitte erst mal. Wer ist Gajus und was meinst du überhaupt damit?“ „Gajus ist der Name meines Feldes.“, erklärte sich Diran. „Er sagt, er sei ein toter Nihillaner, der seine Häscher genarrt hätte und jetzt eine Mission hätte. Ich muss ihn bis zum Ende meines Sifa-Zyklus stabilisieren und dann muss ich einen geeigneten Körper für ihn finden, damit er seine Mission fortsetzen kann. Jetzt weiß ich auch, warum Tolea mir nicht die Wahrheit gesagt hat. Hätte ich sie noch früher erfahren, hätte ich mir unter Umständen viel früher versucht, etwas anzutun, um ihn zu befreien.“ „Deine Herrin hat das wohl vorausgesehen.“, entgegnete Sianach.

Shimar und ich waren bei IDUSA angekommen. Der tindaranische Patrouillenflieger hatte mit geübtem Blick festgestellt, welches der Schiffe Eludeh entwendet hatte. „Sie hat Dirans Schiff!“, erklärte er hektisch, während wir in IDUSAs Cockpit stiegen. „Unter Umständen ist sie schon in ihrer Heimatdimension. Immerhin hat auch Dirans Schiff einen interdimensionalen Antrieb.“ Er startete den Antrieb. „Hätte sie nicht wenigstens mich stehlen können!“, beschwerte sich IDUSA, nachdem sie auf Shimars Befehl unserer beider Reaktionstabellen geladen hatte. „Ich hätte sicher eine Möglichkeit gefunden, Sie zu verständigen, auch ohne, dass Eludeh etwas davon mitbekommen hätte.“ „Genau auf diese Art von Scherereien kann sie glaube ich gut verzichten.“, erklärte Shimar, während er uns in die interdimensionäre Schicht brachte.

Evain hatte von ihrem Kommandostand im Präsidentenpalast wohl bemerkt, dass ein fremdes Schiff in das Universum Nihillas und der Föderation eingetreten war. Auch die Biozeichen hatte sie erkannt. „Wie rührend.“, meinte sie zynisch. „Die verlorene Tochter will heimkehren. Sie hofft sicher, einen Krieg zu verhindern, indem sie sich stellt. Aber da hat sie sich geschnitten. Außerdem wartet schon ein schönes Zellchen in einem Umerziehungslager auf sie. Dort wird sie sehen, was sie von ihrer ach so heldenhaften Geste hat.“ Sie lachte dreckig, bevor sie zum Präsidentenbüro ging, um sich die Erlaubnis zu besorgen, selbst den Trupp anzuführen, der Eludeh einen ihrer Meinung nach würdigen Empfang bereiten sollte.

„Ich habe sie.“, meldete IDUSA uns. „Sie ist in der nihillanischen Dimension.“ „Hat sie schon in die Umlaufbahn von Nihilla eingeschwenkt?“, wollte Shimar wissen. „Nein.“, erwiderte das Schiff. „Dann hinterher!“, befahl Shimar.

Wir traten in die Dimension ein. IDUSA zeigte mir alles, was auch Shimar sehen konnte. „Dirans Schiff liegt vor uns.“, stellte ich fest. „Denkst du, Kleines, dass sie dir noch vertraut?“, fragte Shimar. „Warum nicht?“, erwiderte ich und befahl in IDUSAs Richtung: „Verbinde mich mit Eludeh!“

Evain und ihre Truppe waren jetzt auch aufgestiegen. „Wir werden sie umringen und dann die gleiche Strategie benutzen, die auch dieser Tindaraner damals gegen uns benutzt hatte, um sie zum Landen zu zwingen.“, erläuterte Evain ihrer Truppe über SITCH ihren Plan. „Außerdem habe ich noch etwas ganz Besonderes vorbereitet. Schaltet die Systeme frei.“ Damit überspielte sie an alle Rechner der übrigen Shuttles eine Software.

„Warum lasst ihr mich nicht in Ruhe?“, fragte Eludeh, nachdem es IDUSA gelungen war, die Verbindung aufzubauen. „Weil wir wissen, dass es nichts bringt, wenn du dich stellst, Eludeh.“, erwiderte ich. „Sie werden dich nur in ein Umerziehungslager stecken.“ „Ich stelle mich, weil alles meine Schuld ist.“, erklärte Eludeh. „Hätte ich euch die Informationen nicht gegeben, hätte die Regierung von Tindara jetzt keine Handhabe für einen Krieg.“ „Den wirst du so nicht verhindern.“, redete ich ihr ins Gewissen. „Noch mal: Es ist nicht deine Schuld.“

Shimar riss das Schiff plötzlich so schnell herum, dass ich gegen die Wand geschleudert wurde. „Was ist los?“, fragte ich. „Aus der Atmosphäre sind gerade eine Menge Militärschiffe aufgestiegen.“, erklärte Shimar. „Die hätten uns ohne Rücksicht auf Verluste gerammt. Schilde hoch, IDUSA!“

„Kommandara.“, meldete ein niederer Soldat, der eines der zu Evains Truppe gehörenden Schiffe flog. „Den Tindaraner haben wir wohl ziemlich erschreckt. Der ist ausgewichen und so haben wir ihn von Eludeh getrennt.“ „Das ist richtig.“, gab Evain zurück. „Und jetzt alle Mann Manöver Stolperstein. Wollen ja nicht riskieren, dass sie es sich noch überlegt.“ Immer wieder stießen die Shuttles mit erhobenen Schilden in das Antriebsfeld von Eludehs Schiff, was dessen Fluglage zunehmend destabilisierte. Das bedeutete aber auch eine immer größer werdende Gefahr für sie, denn sie kam der Atmosphäre und Schwerkraft Nihillas immer näher.

Auch uns war dies nicht verborgen geblieben. „Wir müssen Eludeh helfen.“, schlug ich vor. „Genau das habe ich vor, Kleines.“, erwiderte Shimar. „IDUSA, zeig Allrounder Betsy die Waffenkonsole!“ Über den Neurokoppler konnte IDUSA mir jedes Ziel direkt in mein Gehirn projizieren. Deshalb sah ich sehr genau, wohin ich sie feuern ließ. Damit hatten die Nihillaner wohl nicht gerechnet. Diverse Shuttles hatten nur noch Schrottwert, als IDUSA und ich mit ihnen fertig waren. „Oh, Backe, Kleines.“, staunte Shimar. „Wenn du das Waffensystem eines tindaranischen Schiffes unter deiner Kontrolle hast, sollte man dich wohl auf gar keinen Fall wütend machen.“

Schließlich waren nur noch Evains Schiff und zwei weitere auf nihillanischer Seite übrig. „Das macht gar nichts.“, meinte Evain kalt. „Die werden auf keinen Fall auf uns schießen, wenn sie uns nicht mehr vom Schiff ihrer Freundin unterscheiden können. Startet das neue Programm und löst die Formation auf!“

Ein Schleier blendete IDUSAs Sensoren. „Ich kann die Form von Eludehs Schiff nicht mehr ausmachen.“, meldete sie uns. „Was ist mit der Antriebssignatur?“, fragte Shimar. „Ich kann sie nicht mehr von der von den nihillanischen Schiffen unterscheiden.“, sagte IDUSA. „Es sieht für mich so aus, als hätten alle vier Schiffe einen vendarischen Antrieb. Ich werde nicht riskieren, aufs gerade Wohl auf eines der Schiffe zu feuern. Am Ende treffe ich noch Eludeh und das ist genau das, was unsere Gegner beabsichtigen.“ „Wie kann denn so etwas passieren, Kleines?“, wunderte sich Shimar. Ich überlegte und sagte dann: „Ich kann mir nur vorstellen, dass sie das Antriebsmuster von Dirans Schiff aufgezeichnet haben und es jetzt über ihren Deflektor wieder ausstrahlen.“, mutmaßte ich. „Dann gibt es jetzt nur noch eine Möglichkeit.“, sagte Shimar und sah konzentriert in eine Richtung. „IDUSA.“, instruierte er das Schiff noch. „Übergib Betsy die Steuerkontrolle und übernimm die Waffen selbst!“

IDUSA änderte die Anzeige. Jetzt sah ich die Flugkonsole vor mir. „Was hast du vor?!“, fragte ich den regungslos neben mir sitzenden Shimar. Leider erhielt ich von ihm keine Antwort. „Auch ich kann Ihnen nicht sagen, was er tut.“, sagte der Schiffsavatar, für den meine Gedanken durch die geladene Reaktionstabelle bedingt jetzt ein offenes Buch waren. „Er hat den Neurokoppler abgenommen.“ „Clever clever.“, erwiderte ich. „Dann kannst du ihn nicht verpetzen.“ „Leider kann ich auch immer noch nicht Freund von Feind unterscheiden.“, erklärte das Schiff weiter. „Ich weiß, ich weiß.“, überlegte ich. Mir war klar, dass Eludeh auch nicht auf SITCH-Rufe reagieren würde. Alle Versuche, sie zur Umkehr zu bewegen, waren ja fehlgeschlagen und sie war ja der Ansicht, alles verschuldet zu haben.

Plötzlich fiel mir ein, dass das Sprechgerät ja von irgendwo her wissen musste, dass der Gerufene den Ruf ignorierte. Das bedeutete ja zwangsläufig, dass die beiden Computer eine Verbindung aufbauen mussten, damit der eine dem anderen dies mitteilen konnte. „Kannst du ein Computersignal orten, IDUSA?“, fragte ich. „Selbstredend.“, entgegnete das Schiff. „Dann ruf Eludeh! Ich weiß, dass sie nicht mit mir sprechen wollen wird, aber wenn du sie immer und immer wieder rufst, kannst du doch sicher irgendwann ihre Position zuordnen und sie von den anderen trennen. Dann schießt du auf die drei anderen Signaturen.“ „Wie Sie wünschen.“, meinte IDUSA nüchtern.

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.