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Plötzlich hörte ich ein männliches mitteltiefes Lachen hinter mir. „Oh, Kleines.“, schüttete er sich aus. „Weiß sie, wie du über sie denkst?“ Ich drehte mich um. „Shimar.“, sagte ich. „Ich habe dich gar nicht bemerkt.“ „Das war auch mein Ziel.“, grinste er. „Bist du so weit?“ „Von mir aus können wir.“, sagte ich und griff nach meinem Koffer.

Die Gänge der Station waren wie ausgestorben. Diese gespenstisch anmutende Stille war mir unheimlich. Ich versuchte aber mir nichts anmerken zu lassen. Endlich waren Shimar und ich bei IDUSA angekommen.

Wir stiegen ein, er meldete uns ab und los ging’s. „Bist du wirklich sicher, dass du das willst, Kleines?“, fragte Shimar, kaum, dass wir die Station verlassen hatten. „Ich meine, du könntest, wenn du es wirklich schaffen willst, eine Schlüsselposition im nihillanischen Militär zu erlangen, Dinge tun müssen, die sich weiß Gott nicht mit deinem moralischen Standard vertragen. Ist dir das bewusst?“ „Das wird schon gehen.“, erwiderte ich, aber auch ein Nicht-Telepath konnte heraushören, dass ein Teil von mir mit den Foltermaßnahmen der Nihillaner auch nicht einverstanden war und dass es mich schmerzte, diese vielleicht anwenden zu müssen. Ich hatte nur einen Trost. Sedrin würde alles mitbekommen und wir würden dann der Föderation zeigen können, was für ein gewissenloser Haufen die Nihillaner wirklich waren. Dass ich mich verlieren würde, also, dass ich ohne Gewissen von dieser Mission zurückkehren würde, glaubte ich nicht. Dazu war ich zu sehr in den moralischen Grundprinzipien der Föderation und auch in meinen eigenen verhaftet. Das würde nicht passieren. Ich wusste, wenn die Nihillaner untergehen würden, würde ich der Mühlstein um ihren Hals sein, der sie hinunterzog. Joran würde mir mit dem größten Vergnügen dabei helfen.

Wir erreichten die tindaranische Umlaufbahn. „Ich kann noch umkehren.“, bot Shimar an. Energisch schüttelte ich den Kopf. Dann sagte ich: „Warum fragst du mich das immer wieder?!“ „Sie will das.“, entgegnete er. „Wer ist sie?“, fragte ich. „Zirell oder Sedrin.“ „Sedrin.“, antwortete er. „Demetanerinnen sind extrem fürsorglich.“, erklärte ich. „Das merkt man.“, grinste er. „Aber wahrscheinlich möchte sie einfach nur sicher gehen. Nicht, das bei der Mission etwas schiefgeht, das dich enttarnt.“ „Du redest schon wie sie.“, flapste ich zurück. „Außerdem ist sie doch immer in meinem Hintergrund, zumindest so quasi. Sie kann sowohl Joran als auch mir über die Wanzen Anweisungen zukommen lassen. Sie weiß ja auch, dass wir keine gelernten Agenten sind. Und jetzt melde uns schon an! Oder glaubst du, der tindaranische Agent, der mich betreuen soll, will warten bis zum Sanktnimmerleinstag.“ „Dir scheint es ja wirklich ernst zu sein.“, stellte Shimar fest. „Es ist mein voller Ernst.“, entgegnete ich.

Scotty, Cenda und Yel waren in der Zwischenzeit mit einem Passagierschiff unterwegs nach Demeta. „Angenommen, wir finden Maron und können ihn tatsächlich mit nach Celsius nehmen.“, spekulierte Yel. „Wie kriegen wir ihn dann nach Tindara oder besser auf Zirells Station?“ „Das lass mal meine Sorge sein.“, schnodderte Scotty zurück. Auf dem Schiff wollte er darüber nicht reden, denn er hatte Sorge, es könnte jemand zu viel mitbekommen, den das alles wirklich nichts anging, oder der unter Umständen noch alles an die falschen Leute verraten konnte. Das durfte auf keinen Fall geschehen.

Unauffällig versuchten sich die drei nach der Ankunft in die unzähligen Schlangen von Touristen einzureihen, um nicht aufzufallen. Sie hatten zwar per SITCH-Mail mit Maron ein Erkennungszeichen ausgemacht, aber es musste ja nicht jeder mitkriegen, dass sie auf geheimer Mission waren.

Plötzlich wurde Cenda, die das geheime Zeichen, eine Energiemodulattrappe, an einer Kette um den Hals trug, von jemandem angetippt. „Kommen Sie.“, flüsterte der fremde Demetaner in ihr linkes Ohr. „Verschwinden wir in der Menge, solange das Gedränge noch groß genug ist. „Kommt Jungs.“, schnippte Cenda Scotty und Yel zu, als sie sicher war, dass es sich um den erwarteten Abholer handelte.

Alle vier verließen das Raumflughafengebäude durch die große Schwingtür. Auf dem Parkplatz stand Marons Jeep. „Ich muss euch was sagen.“, begann Yel. „Ich konnte nicht am gleichen Tag einen Rückflug bekommen. Wir müssen wohl einen Tag warten. Können wir hier irgendwo …“ „Sie übernachten bei mir.“, sagte Maron bestimmt. „Für solche Eventualitäten habe ich vorgesorgt. Jetzt ist schließlich Urlaubszeit und da ist das manchmal echt schwierig mit dem Rückflug.“

Sie bogen auf ein kleines Gässchen ein. An dessen Ende befand sich ein freistehendes Haus. Maron stellte den Jeep ab und bat die drei Celsianer, ihm zu folgen. Alle vier setzten sich zunächst im Wohnzimmer aufs Sofa. „Ich war ja wirklich überrascht.“, gab Maron zu. „Sie wollen mich also wirklich wieder zurück auf Zirells Station bringen?“ „Genau das haben wir vor.“, quietschte Cenda und setzte ein breites Grinsen auf. „Woher wissen ein mir völlig fremdes celsianisches Ehepaar und ein Wahlcelsianer von meiner Misere?“, fragte Maron weiter. „Schönen Gruß von meiner Frau.“, flapste Scotty. „Allrounder Betsy Scott?“, fragte der Demetaner ungläubig. „Genau die.“, antwortete Scotty. „Wer sonst. Oder glauben Sie, ich fahre mehrgleisig, Mister, he?“ „Davon habe ich nicht gesprochen.“, verteidigte sich Maron. „Aber ich hätte es Allrounder Betsy Scott bei Weitem nicht zugetraut, so eine Geheimaktion auf die Beine zu stellen. Aber dieses kleine stille Wesen hat doch mehr drauf, als man am Anfang vielleicht denken mag.“ Cenda, Yel und Scotty nickten synchron.

„Wir sollten dann mal die Schlafsäcke auspacken.“, schlug Yel nach eingehender Inspektion seiner Uhr vor. „Morgen müssen wir früh hoch. Der Flug, der geht schon morgen früh um acht.“ „Wenn Sie wollen, helfe ich Ihnen.“, sagte Maron. „Dann geht es schneller.“ Müde erklärten sich alle drei einverstanden.

Zirell hatte Sedrin zu einer Besprechung in ihren Bereitschaftsraum gebeten. „Denkst du wirklich, dass Allrounder Betsy das durchsteht?“, fragte die Tindaranerin besorgt. „Dieses kleine nach außen hin vielleicht sehr zerbrechlich wirkende Ding hat es faustdick hinter den Ohren, wenn sie die Gelegenheit bekommt. Sie kann manchmal besser die Achillesferse eines Staates oder einer Person finden, als jemand, der nach außen hin stärker wirkt.“ „Weil ihr niemand Hinterlist zutraut.“, schloss Zirell. „Genau deshalb.“, bestätigte Sedrin. „Außerdem hat sie schon einmal einen Spionageeinsatz unter meiner Führung erfolgreich beendet. Sie weiß und ich weiß, dass sie das kann. Also wird es auch funktionieren. Außerdem hat sie Joran.“ Zirell atmete auf. Sie wusste, dass ich mich bei Joran sehr sicher fühlen würde und dass er mir in Ermangelung von Shimars Anwesenheit ebenso gut helfen würde, wenn es zu Situationen kommen sollte, die ich nicht aushielt oder nicht mit meinem Gewissen vereinbaren konnte.

Logar und Iranach waren auf dem Weg zu Sytanias Palast. Beide wussten, dass sie sich quasi in die Höhle der Löwin begaben und sie ihr unter normalen Umständen sicher nie vertraut hätten. Aber Logar hatte Iranach sein Wissen anvertraut und so wusste auch die junge Vendar, was auf alle Dimensionen zukommen würde, wenn nicht eingeschritten würde. Natürlich wussten Logar und Iranach, dass Sytania das nicht aus reiner Nettigkeit tat. Aber immerhin war es besser so, als wenn sie alle Versuche, die Dimensionen zu retten, blockieren würde.

Vor dem Schlossgraben, der Sytanias Schloss umgab, hielten sie an. „Ich wundere mich, warum Eure Tochter noch nicht den Befehl zum Herunterlassen der Zugbrücke erteilt hat.“, erklärte Iranach. „Sie wird doch längst wissen, dass wir kommen.“ Logar deutete nach oben zu einem der Fenster. „Sieh dort!“, befahl er. „Dort steht sie. Wahrscheinlich möchte sie wissen, ob es wirklich meine wahre Absicht ist.“ „Aber sie hat den Vorschlag doch selbst gemacht.“, versicherte sich Iranach. „Das stimmt.“, entgegnete Logar. „Aber trotzdem kann sie sich ihrer nicht so sicher sein. Ich hätte ja auch nein sagen können.“

Auf der anderen Seite des Grabens erspähte Iranach einige Gestalten, die sich daran machten, die Zugbrücke nun doch herunterzulassen. Dann rief ein Wächter: „Passiert!“

Logar und Iranach ritten in den Schlosshof, wo ihnen ihre Pferde von zwei geschäftigen Stallburschen abgenommen wurden. Sie selbst wurden von einem Soldaten in glänzender Rüstung ins Schloss begleitet.

„Traut Ihr Euch ohne Beistand nicht zu mir, oder was soll die Vendar bei Euch, Vater?“, lästerte Sytania, als sie den Thronsaal betraten. Iranach warf ihr einen strengen Blick zu. „Lass dich nicht provozieren.“, flüsterte Logar ihr zu. „Ich werde mich bemühen, mein König.“, flüsterte sie zurück. „Ich denke.“, wandte sich Logar an seine Tochter. „Einen Begleiter zu wählen ist nicht mein Recht allein. Auch Ihr, Tochter, könntet jemanden an Eure Seite rufen, wenn Ihr es denn wünscht.“ „Nun gut.“, sagte Sytania. Dann wandte sie sich an einen der umstehenden Diener: „Schick nach Telzan.“

Nachdem der Anführer von Sytanias Vendar nun auch eingetroffen war, setzte man sich gemeinsam an einen kleinen Tisch. Die Herrscher und die Vendar saßen sich jeweils gegenüber. „Wie habt Ihr Euch das mit dem alles umspannenden Schild denn nun vorgestellt, Tochter.“, wandte sich Logar an die ihm gegenüber sitzende Prinzessin. „Ganz einfach.“, erwiderte Sytania. „Ihr, Vater, Ihr gebt mir Eure Hände und wir vereinen unsere Energie. Von allen Anderen habe ich bereits das OK und auch ihre Energien mit meiner vereint. Das werdet Ihr dann sehen. Glaubt mir, es ist das Beste für alle.“

Logar überlegte eine Weile. Er wusste, dass seine Tochter ihn oft hintergangen hatte, um sich einen eigenen Vorteil zu erschleichen. Er wusste aber auch, wie die Zukunft aussah und dass er über seinen Schatten springen musste, würde er dazu beitragen wollen, sie zu retten. Aber ausgerechnet Sytania? Konnte er ihr wirklich vertrauen?

Es war schließlich Iranach, die ihm das richtige Argument lieferte. „Sie tut so etwas sicher nicht gern, mein Gebieter.“, flüsterte sie ihm in ihrer Muttersprache zu, die Logar, wie alle Mächtigen auch, ohnehin verstand. „Also wird sie, wenn sie es denn tut, sicher einen triftigen Grund haben. Würde sie Euch hintergehen, würde sie sich doch ins eigene Fleisch schneiden.“ „Du hast Recht.“, flüsterte Logar ebenfalls in Vendarisch zurück. Dann drehte er sich zu Sytania und streckte ihr die Hände hin: „Nun gut. Tun wir, was Ihr vorgeschlagen habt.“

Der Raum füllte sich mit schwarzen und weißen Blitzen, die jeweils paarweise miteinander verschmolzen und dann alle zusammen zu einer großen Kugel aus Energie wurden, die durch die Wand aus dem Schloss schwebte und sich in der Atmosphäre ausbreitete. Iranach und Telzan kannten dieses Schauspiel. Sie hatten davor keine Furcht. Im Gegenteil. Es erfüllte sie sogar mit Freude, als sie sahen, wie reibungslos die Vereinigung der Energien vonstatten gegangen war.

„Nun, Vater?“, fragte Sytania, nachdem sich alles wieder aufgeklart hatte. „Habe ich die Wahrheit gesprochen?“ „Das habt Ihr für wahr, Tochter.“, erwiderte Logar. Er hatte in Sytanias Geist gut sehen können, wie es mit den Anderen gelaufen war. Weder Dill noch Tolea oder jemand anders hatten Zweifel an ihren Absichten gehabt, denn alle wussten, dass sie es nur für sich getan hatte, aber das war angesichts der Dinge, die noch kommen sollten, egal. Die Nihillaner waren zwar sterblich, aber sie durften auch nicht unterschätzt werden.

Mein tindaranischer Betreuer, der mich noch etwas auf meine Tätigkeit als Spionin vorbereiten sollte, hatte über meine Fortschritte sehr gestaunt. „Du scheinst es wirklich zu wollen.“, meinte er. „Ja.“, erwiderte ich. „Ich tue es für Eludeh und für alle, denen etwas an ihrer Freiheit liegt.“

Bald darauf wurde ich in ein Shuttle gesetzt, das mich nach Nihilla brachte. Hier meldete ich mich, wie alle Neubürger sonst auch, zunächst in der Einwanderungsbehörde. Der Beamte dort warf einen kurzen Blick auf meinen Lebenslauf. Dann sagte er: „Sie sind also vorher bei der Sternenflotte gewesen, Miss Connors.“ „Das ist richtig.“, sagte ich. „Sie haben ausgezeichnete Zeugnisse und eine sehr gute fliegerische Ausbildung trotz Ihrer Behinderung und tragen keinen Visor. Ah, ich sehe, Sie sind gegen die Implantate allergisch. Aber hier steht auch, dass Sie im Besitz eines Hilfsprogramms sind, das auf jedes Shuttle gespielt werden kann.“ Ich nickte und zeigte ihm den Datenkristall. „So genau brauche ich das auch nicht.“, lächelte er. „Davon verstehe ich nichts. Sie könnten mir ebenso gut die Erinnerungen Ihrer Großmutter zeigen. Ich bin nur ein Bürohengst und kein Techniker. Ich glaube Ihnen das auch so.“ Ich steckte den Kristall wieder ein. „Sie könnten sicher in unserem Militär weit kommen.“, warf er noch ein, bevor er mir einen Schlüsselcode sagte, mit dem ich eine Wohnung in einer der Integrationssiedlungen beziehen konnte. „Ihr direkter Nachbar ist ein Klingone. Er ist auch erst vor vier Tagen hier her gezogen.“, sagte er noch. „Ich hoffe, das stört Sie nicht.“ „Ich war Sternenflottenoffizierin.“, lächelte ich. „Warum sollte mich eine fremde Kultur stören?“ Dann dachte ich: Den wahren Grund musst de ja nich’ wissen, Männeken. Ich konnte mir schon denken, wer dieser Klingone war.

Von einer der Angestellten war ich zu meiner Wohnung gebracht worden, die ich dann sofort bezogen hatte. Mir war aufgefallen, dass die Raumgestaltung sehr gradlinig war. Für Schnörkel war hier kein Platz. Aber anscheinend war das in der nihillanischen Kultur, in der die reine Sachlichkeit und Wissenschaft ja die obersten Regeln waren, normal. Die Nihillaner behaupteten zwar, sie hätten keine Religion, aber ich war der Meinung, dass dies nicht stimmte. Den Nihilismus hatten sie zu ihrer Religion erklärt und die Wissenschaft war ihre oberste Göttin, auch, wenn das jetzt sicher sehr merkwürdig klang.

Die Türsprechanlage piepte und störte mich somit beim Auspacken. Ich nahm das Mikrofon in die Hand und sagte mit klopfendem Herzen: „Hier Allrounder Josephine Connors.“ „Hier ist Kain, Ihr neuer Nachbar.“, kam es zurück. „Ich wollte mich nur vorstellen.“

Wortlos entriegelte ich die Tür und zog ihn mit mir in die Wohnung. „Bin ich froh, dass wir Nachbarn sind.“, sagte ich. Dann aktivierte ich meine Wanze, denn ich dachte mir, dass Sedrin sicher auch interessieren würde, dass wir uns gefunden hatten. Überzeugend genug mussten wir auf die nihillanischen Behörden gewirkt haben, denn keine der beiden Wohnungen wurde überwacht, deshalb würden wir uns jetzt auch ruhig mit unseren richtigen Namen ansprechen können. „Ich bin auch froh, dich gefunden zu haben, Allrounder Betsy.“, sagte Joran. „Ich denke, dass du meine Hilfe oft brauchen wirst, wenn du wirklich tun willst, was du tun willst.“ „Ich habe keine Wahl.“, erwiderte ich. „Ich werde für dich da sein.“, erwiderte er und streckte mir seine weiche Hand hin. Eine Weile lang hielt ich diese und war überrascht, wie weich stark sein konnte.

Sedrin war über eine Aussage Shimars gestolpert, die er gegenüber einem ihrer tindaranischen Kollegen gemacht hatte. Nach dem Rückflug aus der Föderationsdimension war er damals noch von einem Agenten, der ihn nicht kannte, dazu vernommen worden, wie es sein konnte, dass Maron und er ohne eigenen interdimensionären Antrieb ihres Schiffes zurückkommen konnten. Eine interdimensionäre Pforte zwischen den beiden Universen gab es nämlich nicht. Der vernehmende Agent hatte festgestellt, dass Shimar mit etwas hinter dem Berg gehalten hatte. Als Telepath war ihm das sicher nicht verborgen geblieben, aber Shimar konnte sich ebenfalls gut abschirmen und so kamen die Beiden irgendwie auf keinen Nenner. Nur Nidell hatte Sedrin einen versteckten Hinweis gegeben. Shimar hatte sich auf der Krankenstation gemeldet und sein Telepathiezentrum untersuchen lassen. Wenn jemand das tat, musste das medizinische Personal dies dem Kommandanten melden, denn das Telepathiezentrum eines Tindaraners ist sehr wichtig. Sie hatte aber nichts feststellen können.

Mit diesen Informationen im Gepäck befand sich Sedrin jetzt vor der Tür von Shimars und meinem Quartier. Shimar schien etwas nervös, als er die Sprechanlage beantwortete. Das konnte die ausgebildete und psychologisch geschulte Agentin an seiner Stimme hören. „Es ist alles in Ordnung.“, beruhigte sie ihn. „Ich muss nur mit dir über einige Ungereimtheiten reden.“ Sie hatte sich die korrekte Anredeweise für Tindaraner längst angewöhnt. „Also gut.“, erklärte sich Shimar bereit und öffnete die Tür.

Sie setzten sich ins Wohnzimmer und Sedrin holte ein Pad hervor. „Laut deiner Aussage von vor einigen Wochen.“, begann sie. „Sind Maron und du auf ein Phänomen getroffen, das euch wieder hier her zurückgebracht hat. Soweit der Sternenflotte und auch tindaranischen Forschern aber bekannt ist, gibt es keine natürliche interdimensionale Pforte zwischen dem Universum der Föderation und dem der Tindaraner.“ „Dann irrt sich die Forschung.“, antwortete der sichtlich nervöser werdende Patrouillenflieger. „Das Phänomen war da. Ich hatte ziemlich zu tun, uns da heil durchzubringen. Schließlich fehlte IDUSA ein Teil ihres Rumpfes und sie war dadurch instabil. Weißt du, ihre Aerodynamik war …“ Auch wenn die Agentin keine Telepathin war, war ihr doch klar, dass er sie von vorn bis hinten belog. Sie hatte längst sein Spiel durchschaut. Sie wusste, er würde sie gleich mit dem feinsten Fliegerlatein bombardieren in der Hoffnung, dass er ihr damit Sand in die Augen streuen könnte. Deshalb sagte sie listig: „Wenn es dieses Ding da draußen gibt, dann wäre es sicher eine Erforschung wert. Warum nehmen wir zwei uns nicht IDUSA und fliegen hin? Das Ding könnte sogar nach dir benannt werden.“ Lass dir jetzt nichts anmerken, Junge., dachte Shimar, während er sagte: „OK.“ „Na dann los.“, lächelte Sedrin.

Eine SITCH-Nachricht unterbrach Jorans und mein schweigendes Händchenhalten. Der Vendar drehte sich zum Display und öffnete per Touchscreen die Nachricht, um sie sich kurz durchzulesen und mir danach einen Abriss zu geben. „Heute wird in der öffentlichen Simulationskammer eine Simulation über eine Naturkatastrophe gezeigt. Alle Neubürger werden sie sich ansehen müssen.“, sagte er. „Warum müssen?“, fragte ich. „Du scheinst vergessen zu haben, Allrounder, dass wir uns in einem totalitären Staat befinden. Sicher hat die Simulation propagandistische Inhalte und auch die müssen wir entlarven. Gehen wir nicht hin, könnte man uns vorwerfen, dem Widerstand anzugehören. Ich kann dich nicht schützen, wenn du es nicht auch ein Stück weit tust. Schließlich sollst du ja im nihillanischen Militär weit kommen und das wird nicht gehen, wenn du unter Verdacht bist, eine Widerständlerin zu sein. Außerdem brauche ich deine Hilfe. Du hast ein feines Gespür für das Psychologische. Du erkennst Propaganda drei Meilen gegen den Wind. Ich bin darin sehr grobschlächtig.“ „Du hast gewonnen.“, lächelte ich. „Gehen wir.“

Vor dem Haus stand ein elektrischer Jeep, der Joran ebenfalls zur Verfügung gestellt worden sein musste. „Die nihillanische Regierung ist sehr nett zu ihren Neubürgern.“, bemerkte ich zynisch, während ich auf der Beifahrerseite des schwarzen Jeeps Platz nahm. „In der Tat.“, bestätigte er, während er den Antrieb startete und uns langsam und bedächtig aus der Parklücke brachte. „Wenn ihnen massenweise die Bürger weglaufen, müssen sie sich schon was einfallen lassen.“, flapste ich. „Du hast Recht.“, flüsterte er.

Wir waren die Letzten, die an diesem Abend die öffentliche Simulationskammer betraten. Gleich nach dem wir uns gesetzt hatten und alle die Simulatoren bekommen hatten, ging es los. Viel war über die Story der Simulation nicht zu sagen. Es handelte sich um eine der üblichen Stories über Erdbeben, wie ich sie auch schon in diversen Filmen auf der Erde gesehen hatte. Das Einzige, was an dieser anders war, waren die sehr schwarzweiß anmutenden Unterschiede zwischen denen, die an eine Gottheit glaubten und den Anhängern der Wissenschaft, die natürlich am Ende das Problem lösten. Die Gläubigen aber wurden fast wie Neandertaler dargestellt. Verzweifelte Tag aus Tag ein betende Kreaturen mit minderem Geist, die in ihrem Aussehen eher an Affen statt an Menschen erinnerten. Auch ein Jugendlicher, der erst zu den Gläubigen gehörte, in deren Kindererziehung auch Schläge noch auf der Tagesordnung standen, um sie noch rückständiger erscheinen zu lassen, wurde plötzlich, nachdem er der Religion abgeschworen und sich der Wissenschaft zugewandt hatte, von einem stirnwülstigen Primaten zu einem reptiloiden Wesen, wie es sich für einen Nihillaner seines Alters gehörte.

Endlich war die Simulation zu Ende. Joran führte mich an die frische Luft. Er hatte schon die ganze Zeit bemerkt, dass es mir mit der Sache nicht gut ging. „Was ist los, Allrounder Betsy?“, fragte er. „Ist alles in Ordnung?“ „Gar nichts ist in Ordnung!“, zischte ich ihm zu. „Aber lass uns das bitte auf der Fahrt klären.“

Wir stiegen in den Jeep und er startete diesen, um uns so schnell es ging von diesem Ort des Grauens zu entfernen. Wissend um meine Aufgeregtheit fuhr er aber nicht gleich wieder zurück zu unserem Wohnblock, sondern machte einen riesigen Umweg. „Sieht aus, als hätte in einigen dieser Häuser lange niemand mehr gewohnt.“, sagte er, als wir durch eine Gartenkolonie kamen. „Kein Wunder.“, sagte ich und bedeutete ihm, den Jeep anzuhalten. Er fuhr rechts ran und deaktivierte den Antrieb. „Die Simulation war Propaganda vom Feinsten!“, platzte es aus mir heraus. „Ich hatte die ganze Zeit meine Wanze an!“ „Auch ich hatte die Meine aktiviert, Allrounder Betsy.“, versuchte er, mich zu beruhigen. „Agent Sedrin hat es uns ja so aufgetragen.“ „Ich schwöre dir eins!“, sagte ich wütend. „Ich werde nicht länger auf diesem Planeten bleiben, als es unsere Mission erfordert. Uff, jetzt muss ich erst mal was trinken.“

Er schlug etwas im Navigationscomputer des Jeeps nach. „Es gibt in der Nähe ein Gasthaus, das sogar noch geöffnet hat.“, sagte er dann, bevor er den Jeep wieder in Bewegung setzte.

Sedrin hatte Jenna eine SITCH-Nachricht geschickt, während sie mit Shimar auf dem Weg zur Shuttlerampe war. Die Cheftechnikerin hatte sich diese durchgelesen und ihrer Assistentin den Inhalt mitgeteilt. „Wir sollen IDUSA nicht nur warten, Shannon.“, hatte die hoch intelligente Halbschottin ihrer irischen Assistentin erklärt. „Wir sollen uns auch an ihre Telemetrie hängen, damit wir rauskriegen können, ob Shimar ein falsches Spiel mit dem Agent spielt.“ „Warum sollte er das?“, fragte die blonde Irin flapsig. „Herr Gott, Shannon!“, rief Jenna aus. „Tun Sie doch nicht immer so begriffsstutzig. Er wird denken, dass sie ihm nicht glaubt, wenn er ihr erzählt, was da passiert ist. Er wird versuchen, IDUSA zu manipulieren, damit es so aussieht, als gebe es ein Phänomen, dass eine Pforte zwischen diesem Universum und dem der Föderation darstellt. Er weiß ja nicht, dass er ihr ruhig die Wahrheit sagen kann. Aber dazu sollen wir beitragen. Ich soll Sedrin informieren, sobald er krumme Dinger dreht.“

Shimar und Sedrin hatten die technische Kapsel betreten. Jenna lächelte beiden zu, während sie Shimar den Schaltschlüssel gab. „Ist IDUSA bereit, Jenn’?“, fragte Shimar freundlich. „Das ist sie.“, entgegnete Jenna. Sedrin sah sie nur an und sagte: „Mc’Knight, Sie wissen, was Sie zu tun haben.“ Jenna nickte und nahm wieder hinter ihrer Arbeitskonsole Platz.

Sie brauchten nicht weit zu fliegen, bis sie an dem Punkt angelangt waren, an dem die interdimensionale Pforte Shimar, Maron und IDUSA angeblich ausgespuckt hatte. Du suchst das Bild einer Anomalie aus deiner Datenbank und stellst es auf unsere Neurokoppler., gab Shimar IDUSA per Gedankenbefehl zu verstehen. Das Schiff führte seinen Befehl zwar aus, konnte sich aber denken, dass Sedrin, die in SITCH-Kontakt mit Jenna stand, sicher von ihr über die Manipulation informiert werden würde, denn Jenna würde genau sehen, dass die Sensoren keinen Input bekämen und IDUSA nur ihre Datenbank konsultieren würde. „Siehst du, Sedrin.“, sagte Shimar. „Da ist die Pforte.“ Die demetanische Agentin beschloss, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und entgegnete: „Faszinierend. Mich wundert nur, dass von Seiten der Föderation noch niemand auf diese Anomalie gestoßen ist. Dabei ist sie so nah an Khitomer. Da kommen doch fast täglich Schiffe vorbei. Sei’s drum. Ich finde, man sollte sie einmal erforschen und mit man meine ich wir. Flieg hinein!“

Shimar fühlte sich ertappt. Wie sollte er diese Situation jetzt lösen? „Na los.“, setzte Sedrin nach und gab ihm einen kleinen aufmunternden Klaps auf die Schulter. „Wir können doch nirgendwo anders rauskommen, als bei Khitomer, nicht wahr?“ Shimar nickte. „Also dann.“, bekräftigte Sedrin ihren Befehl erneut. Ruf das Antriebsschema von dem Flug durch den Wirbel auf und vollführe die gleichen Manöver., befahl Shimar IDUSA per Gedankenbefehl. Das Schiff hatte zwar auch Sedrins Reaktionstabelle geladen, aber war nicht im Flugschulmodus, das bedeutete, zwischen Shimar und Sedrin gab es keine Verbindung. Das wiegte den Patrouillenpiloten zunächst in Sicherheit. Wenn er die Befehle, die er dem Schiff gab, nur dachte und nicht laut aussprach, so hoffte er, würde die Agentin auf sein Spiel hereinfallen. Scheinbar willig folgte IDUSA seinem Befehl.

Sedrin hatte die Station als Fixpunkt nicht aus den Augen gelassen. Durch Jenna war sie über alles informiert, was IDUSA tat. Die Technikerin hatte ihr auch die Sache mit dem Antrieb per SITCH-Mail gesteckt.

Nach dem merkwürdigen Schlingerflug, den IDUSA hingelegt hatte, sagte Shimar: „Siehst du, Sedrin, dort ist Khitomer.“ „Interessant.“, erwiderte Sedrin. „Ja, nicht wahr.“, lachte Shimar. „Ratzfatz ist man dort.“ „Das meinte ich nicht.“, sagte die Agentin sicher und als ob sie gerade einen Verbrecher dingfest gemacht hätte. „Ich meine, dass die Station uns scheinbar begleitet hat und du der Einzige bist, der Khitomer sieht.“ Sie präsentierte ihm ihren abgenommenen Neurokoppler. „IDUSA kann mich nicht mehr mit falschen Informationen füttern.“ Aber vielleicht ich., dachte Shimar und versuchte, ihr telepathisch das Bild von Khitomer einzuimpfen. Aber leider ohne Erfolg. „Ich habe vor unserem Abflug zellaren Peptidsenker genommen.“, erklärte die Demetanerin. „Ich bin unempfänglich. Ich dachte mir schon, dass du so etwas versuchen würdest.“

Sie wandte sich zum Mikrofon und befahl dem Schiff: „IDUSA, Antrieb aus und Ankerstrahl setzen!“ IDUSA führte die Befehle der einen Rang über Shimar stehenden Offizierin bereitwillig aus. Dann drehte sich Sedrin zu Shimar: „Warum versuchst du, mir Sand in die Augen zu streuen?“, fragte die Agentin ernst. „Weil ich glaube, dass du mir nicht glaubst, wenn ich die Wahrheit sage.“, antwortete der sichtlich irritierte Pilot. „Warum sollte ich dir eher glauben, wenn du offensichtlich lügst?“, fragte Sedrin zurück. „Weil … Weil …“, stammelte Shimar, der sich bereits als erwischt betrachtet hatte und keinen Weg mehr sah, ihr zu entkommen. „Weil nicht sein kann, was nicht sein darf?“, fragte Sedrin mit sicherer energischer Stimme weiter. Shimar nickte nur zustimmend. „Ich will dir mal was sagen.“, erklärte Sedrin weiter. „Wenn du mir erzählt hättest, Sytania hätte dir geholfen, weil sie plötzlich ihre soziale Ader entdeckt hat, hätte ich dir kein Wort geglaubt. Aber du hast lediglich gesagt, dass sie Maron und dir geholfen hat. Über ihr Motiv hast du Mutter Schicksal sei Dank kein einziges Wort verloren. Ich glaube, dass dies auch sehr eigennützig ist. Wenn sie euch nach Hause bringt, könnt ihr alle über das schändliche Tun der Nihillaner informieren und ihre eigenen bösen Taten geraten dabei in den Hintergrund. Außerdem würde sie bestimmt gern am Leben bleiben und rettet die Dimensionen vielleicht nur deshalb. Ich denke, die Nihillaner haben, wie Eludeh bereits ausgesagt hatte, komplett den Respekt vor der Natur verloren und betrachten sie als etwas, das man nach Belieben verändern kann, nur weil man es kann. Ich bin sicher, die haben irgendwann auch noch einen Anschlag auf die Grundfesten der Dimensionen vor. Sytania ist eine Mächtige. Sie kann hellsehen. Sie weiß bestimmt, was in der Zukunft auf sie zukommen wird.“ „Und auf uns.“, unterbrach Shimar ihren Vortrag. „Das ist für sie aber unerheblich.“, erwiderte Sedrin. „Für sie zählt nur das eigene Überleben. Dafür tut sie alles. Mit uns kleinen Plagegeistern, deren Überleben sie als lästige Nebenwirkung in Kauf nehmen wird, würde sie schon fertig, wenn es an der Zeit ist . Aber ich denke, wir dürfen ihre Versuche auch nicht blockieren. Wenn wir das tun, schneiden wir uns ins eigene Fleisch. Was immer sie tut, um ihre Seite des Dunklen Imperiums zu retten, rettet auch alle anderen Dimensionen.“ „Der Dominoeffekt.“, atmete Shimar auf. „Ich verstehe. Oh, Sedrin, ich bin so froh, dass du mir glaubst.“ „Ich glaube dir, weil ich Sytania besser kenne als jeder Andere.“, entgegnete sie. Dann wandte sie sich an IDUSA: „Ab nach Hause!“

Joran und ich waren vor der Kneipe, die er gemeint hatte, angekommen. Er stellte den Jeep ab und wir gingen hinein. Über die Inneneinrichtung der Kneipe blieb nicht viel zu sagen, denn sie war, wie alles auf Nihilla, auf das Nötigste beschränkt.

Wir nahmen an einem der Tische Platz und Joran studierte sofort das Angebot des Tischreplikators. Meine Ohren hatten etwas weitaus Interessanteres ausgemacht. An einem Tisch in einer Ecke schienen zwei Nihillaner lebhaft über etwas zu diskutieren. Ich erkannte, dass es sich um einen Mann und eine Frau mittleren Alters handeln musste. „Der neue Kurs, den Ethius eingeschlagen hat, um die Tindaraner zu beruhigen, gefällt mir nicht.“, sagte die Frau. „Behinderte behindern den Fortschritt und das Überleben. Das Schwache stirbt. Das ist schon im Tierreich so. Das zeigt die Evolution.“ „Aber ist es nicht auch Evolution, über das Stadium der Tiere hinausgewachsen zu sein und mit dem Verstand eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder anerkannt wird?“, fragte der Mann. „Unerheblich!“, entrüstete sich die Frau. „Und rückständig obendrein. Du siehst doch, was moralische Bedenken aus der Föderation gemacht haben. Sie hat so viel Potential, aber noch lange nicht die Entwicklungsstufe, auf der wir sind und das nur, weil ihr ihre ach so hoch entwickelte Moral im Wege ist. Die ist aber wissenschaftlich unbegründet und entspringt nur den archaischen Vorstellungen albernen Glaubens. Schäm dich für deine Rückständigen Gedanken, Bruder. Jawohl, schäme dich. Ich bin kurz davor, dich anzuzeigen!“ Damit verließ sie die Kneipe.

Ich erkannte unsere Gelegenheit. Offensichtlich war sie eine glühende Verfechterin des nihillanischen Lebenswandels und er spielte mit dem Gedanken, in den Widerstand zu gehen oder war schon längst drin. „Ich folge ihr, du tröstest ihn.“, zischte ich Joran zu. „Guter Plan.“, flüsterte er zurück, nahm meine Hand und führte sie in die Himmelsrichtung, in die sie gegangen war.

Ich hatte die Kneipe verlassen und war der Frau, einer Reptiloiden von ca. 160 cm Größe, schlanker Statur und einem silbernen Schuppenkleid, gefolgt. Auf dem Parkplatz begegneten wir uns. „Bitte warten Sie.“, versuchte ich sie aufzuhalten, was mir offensichtlich auch gelungen war, denn sie drehte sich zu mir um. „Ich habe die rückständigen Ansichten Ihres Bruders wohl mitbekommen.“, schauspielerte ich. „Sie tun mir leid, aber seine Verwandtschaft kann man sich leider nicht aussuchen.“ Bei meinen letzten Worten versuchte ich, eine Mischung aus einem konspirativen und einem mitleidigen Blick aufzusetzen.

Sie ließ von ihrem Fahrzeug ab. „Wie Recht sie haben.“, seufzte sie. Anscheinend hatte sie mir die Verbündete abgekauft. „Sie sind mit dem Klingonen gekommen.“, stellte sie fest. „Ach der.“, sagte ich abschätzig. „Der hat die gleichen Ansichten wie Ihr Bruder. Als ich das gemerkt habe, bin ich sofort zu ihm auf Distanz gegangen. Stellen Sie sich vor, so was ist mein Nachbar!“ „Ich kann Sie mitnehmen.“, schlug sie vor. „Sicher wollen Sie mal einen Abend bei vernünftigen Leuten verbringen, um unsere Kultur näher kennen zu lernen. Sicher, auf den ersten Blick wirken wir vielleicht hart und skrupellos. Aber Ihre Föderation hat sich ja auch die Vulkanier ins Boot geholt. Wir träumen davon, eines Tages zu werden wie sie.“ Ich nickte ihr zu und sie öffnete auch die Beifahrertür des Jeeps.

Die Straßen von Sadria, der Hauptstadt Nihillas, waren menschenleer, als wir hindurch fuhren. An einer Ampel wandte sich meine neue „Freundin“ zu mir um. „Ich bin Ustane.“, stellte sie sich vor. „Ich bin die Verlobte des neuen Kommandarus.“ Die Tatsache, dass sie nicht ihren ganzen Familienanhang beigefügt hatte, verriet mir, dass sie mir wohl das Du anbieten wollte. „Ich bin Josephine.“, erwiderte ich. Dann stutzte ich und fragte: „Kommandarus? Ist Evain nicht …“ „Evain?“, lachte Ustane. „Die hat Ethius längst zu den Müllfliegern versetzt. Es war ihm zu viel geworden, dass sie so oft versagt hat. Aber Elvis wird das nicht passieren. Er ist zuverlässig.“ Sie musterte mich und fuhr fort: „Ethius mag Terraner. Er sagt, ihr seid sehr befehlstreu. Außerdem sehr präzise. Solltest du vorhaben, in unser Militär einzusteigen, nimmt Elvis dich sicher gern. Schließlich bist du eine Landsmännin von ihm. Aber auch Ethius würde aus genannten Gründen sicher nicht nein sagen.“

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