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Sedrin und Jenna hatten sich inzwischen auf den Weg zu den Stallungen gemacht. „Was erwarten Sie hier, Agent.“, wollte Jenna wissen. „Ganz einfach.“, erklärte die zwei Schritte vor ihr gehende Sedrin. „Von den Adeligen und Logar selbst, geschweige denn von den Höflingen können wir nichts erwarten. Die sind zu loyal gegenüber ihrem König. Der Einzige, der eigentlich immer redet, ist Argus. Er ist Logars Stallbursche. Und wo findet man einen Stallburschen meistens, Mc’Knight? Im Stall.“ „Scharfsinnig kombiniert.“, lachte Jenna.

Ein Tumult bei den Pferdekoppeln ließ die Frauen umkehren. Sie hörten die verzweifelte Stimme von Argus, der wohl gerade dabei war, ein entlaufenes Pferd einzufangen. Kurz entschlossen gingen sie näher. Sedrin sah sofort, dass es sich bei dem Pferd um Kipana handelte, der Argus verzweifelt versuchte, ein Halfter anzulegen. Am Koppelzaun stand auch Logar.

Sedrin stellte sich auf die Seite des Zaunes, die der, auf der Logar stand, gegenüberlag. Dann rief sie: „Kipana, hier! Komm hier her! Ist ja gut, Jinya Equidana! Ganz ruhig! Was hast du denn?“

Kipana, die bisher ziellos auf der Koppel umher gerannt war, schien Sedrin zu erkennen und folgte ihren Rufen. Sie blieb vor ihr stehen und schnupperte aufgeregt an ihrer Hand. Sedrin begann, sie unter dem Kinn zu kraulen und flüsterte ihr einige demetanische Worte ins Ohr. Sie wusste, dass ihre Muttersprache auf die meisten Wesen sehr beruhigend wirkte.

Jetzt kam auch Argus mit dem Halfter um die Ecke geflitzt. „Mensch, danke, Sedrin.“, pustete der völlig außer Atem geratene Junge. „Hi erst mal. Bist du allein?“ „Nein.“, sagte Sedrin und winkte Jenna. Die Technikerin hatte ein breites Grinsen im Gesicht, als sie sich näherte. „Haben Sie Kipana gerade Pferdemäuschen genannt?“, fragte sie. „Ich meine, mein Demetanisch ist etwas eingerostet, aber …“ „Genau das habe ich getan.“, gab Sedrin zu. „Aber eigentlich meinte ich Pferdeschatz.“ „Haarspalterin.“, lachte Jenna. „Ich weiß doch, dass Jinya sowohl das Eine, als auch das Andere bedeuten kann.“

Sedrin beobachtete Kipanas Verhalten genau, während ihr Argus das Halfter anlegte. Die Demetanerin sah genau, dass sich die Stute zwar jetzt gefügt hatte, ihre Angst aber keines Falls fort war. Kipanas weite Nüstern, ihre aufgerissenen Augen, die steife Haltung, ihr nervöses Ohrenspiel und ihre schnelle Flankenatmung verrieten genug.

Sedrin sah zu, wie Argus das verängstigte Pferd sattelte und dann, wie Logar fortritt. Jetzt würde sie in der Lage sein, Argus ohne das Beisein seines Königs vernehmen zu können. Sie nahm ihn zur Seite und ging mit ihm hinter einen Stapel Heuballen. „Vertraust du mir?“, fragte die Agentin. „Natürlich vertraue ich dir.“, antwortete der kleine Junge. „Dann kannst du mir doch sicher sagen, vor was Kipana solche Angst hat.“ Argus’ Gesicht verriet seine Anspannung. Dann rollten ihm dicke Tränen über die Wangen. „Ich darf es nicht.“, schluchzte er. „Seine Majestät hat gesagt, ihr würdet es nicht verstehen und wenn ich etwas sage, lässt Logar mich töten. Nur so viel. Seit Logar und Iranach von Sytania wiedergekommen sind, ist Kipana ganz komisch. Sie hat Angst vor Logar, dabei hat sie ihm doch immer vertraut. Was haben die nur mit ihr gemacht?“ Wieder schluchzte Argus laut. „Deine liebe Kipana.“, sagte Sedrin tröstend und legte den Arm um ihn. „Weißt du was, Argus.“, sagte sie dann. „Ich glaube, Kipana ist die Einzige, die uns sagen kann, was hier passiert ist.“ „Wie denn?“, wollte Argus wissen, dem sie gerade ein demetanisches Taschentuch gereicht hatte. „Warte, bis dein Herr zurück ist. Dann wirst du schon sehen.“, erwiderte Sedrin listig.

Jenna kam um die Ecke. „Agent, ich habe gerade mit Iranach gesprochen. Keine Angst, es hat uns niemand verstanden, weil mein Vendarisch mittlerweile echt gut ist. Sie hat gesagt, dass Logar und Sytania ihre Kräfte vereint haben. Aber sie ist die Einzige, die das sagt. Alle anderen Höflinge schweigen sich aus oder behaupten das reine Gegenteil.“, erklärte die intelligente Halbschottin. „Wie nützlich ist es dann und wann, wenn man ’ne fremde Sprache kann.“, grinste Sedrin. „Ich werde ohnehin noch Ihre Hilfe brauchen, Mc’Knight.“

Am Abend hörte ich über ein Terminal Nachrichten. Tatsächlich hatte es einen Wechsel in der Struktur des Oberkommandos gegeben. Man konnte sagen, es war wieder alles beim Alten bis auf die Tatsache, dass ein gewisser Elvis Jones jetzt den Müllfliegern angehörte und eine gewisse Evain wieder die oberste Generalin war. Wie schnell hatte Ustane die Sache gemeldet? Sie war doch Jones’ Verlobte gewesen. War sie denn so skrupellos? Liebte sie ihn denn nicht?

Jemand betätigte die Türsprechanlage. „Herein.“, sagte ich. Die Tür ging auf und Ustane trat ein, um mir im nächsten Moment etwas Schweres in die Hand zu legen. Der Gegenstand war oval und hatte eine Kordel. „Ich habe heute die Medaille für außerordentliche Dienste im Namen der Wissenschaft bekommen.“, lächelte sie. „Was für Dienste?“, wollte ich wissen. „Na, dass ich Elvis’ unmathematisches und somit unwissenschaftliches Verhalten angezeigt habe. Er hat dich dadurch gefährdet. Das darf ein Kommandant nicht.“ „Hattest du denn keine Bedenken?“, fragte ich. „Ich meine, immerhin liebt ihr euch.“ „Liebe?“, fragte Ustane und sah mich an, als hätte ich von etwas gesprochen, dass sie nicht kannte. „Nein.“, sagte sie dann. „Wir sind verlobt worden, weil ein Computerprogramm herausgefunden hat, dass unser genetischer Code einmal gut zusammenpassen wird. Immerhin gibt es auch in der nihillanischen DNS einen humanoiden Strang.“ „Schon verstanden.“, sagte ich und tat, als wolle ich unbedingt schlafen. „Bitte geh, Ustane.“, bat ich. „Wir reden morgen weiter.“ Sie löschte das Licht und ging.

Wie merkwürdig war diese Gesellschaft? Da bestimmte ein Computer, wer wen heiraten durfte und Liebe war ein Fremdwort. Man verpfiff sich fröhlich gegenseitig beim Staate wegen unmathematischen und unwissenschaftlichen Verhaltens ohne Rücksicht auf Verluste oder, dass der Andere in Umerziehungslagern gefoltert wurde und erwartete auch noch, dass das Gegenüber dies verstand. Wahrscheinlich diente eine Beziehung auf Nihilla nur der Fortpflanzung. Ich war ängstlich, aber gleichzeitig merkwürdig amüsiert. Diese Gesellschaft wollte Nugura also in der Föderation. Aber warum hielt sie daran immer noch fest? Den Zahn mit der Unsterblichkeit hatte ich ihr ja ziehen müssen. Was hinderte sie jetzt noch daran, die Nihillaner wieder im hohen Bogen rauszuschmeißen? Eines stand für mich fest. Wenn sich mir die Gelegenheit bot, musste ich schnell hier raus und wenn ich als tindaranische Kriegsgefangene enden würde, das war mir auch egal. Alles war besser als das hier.

Joran hatte Eludeh ihren Geist zurückgegeben. Lächelnd stellte er fest, dass sie bald die Augen aufschlug. „Danke, Joran.“, lächelte Eludeh. „Das war ich nicht allein.“, stellte der Vendar klar. „Allrounder Betsy hat dir deinen Körper zurückgegeben.“ „Betsy?“, fragte Eludeh ungläubig. „Das glaube ich nicht. Betsy hat zugesehen, wie ich gefoltert wurde und sie hat mitgemacht. Warum sollte sie …“ „Versuche, zu deinen Göttern zu beten.“, schlug Joran vor. „Dann wirst du sehen, ob ich die Wahrheit spreche.“

Ängstlich und mit klopfendem Herzen ging Eludeh in Gebetshaltung. „Oh, große Göttin, Mutter aller Wesen.“, begann sie und spürte, dass sie nichts spürte. Keinen Schmerz! Irritiert sah sie Joran an, der ihr die Tüte mit dem Texikutor präsentierte. „Den hat Betsy entfernt.“, sagte der Vendar. „Dann ist es wahr.“, sagte Eludeh. „Dann hat sie wirklich nur so getan, als hätte sie den Nihillanern in die Hände gearbeitet. Es tut mir so leid. Ich wünschte, ich …“

Die Stimme des Mishar sagte etwas auf Vendarisch, worauf Joran sofort hinter den Steuerkontrollen Platz nahm. „Was ist los?“, fragte Eludeh hektisch. „Wir werden verfolgt.“, erklärte Joran. „Das nihillanische Militär ist hinter uns. Ich werde versuchen, uns nach Tindara …“ Ein lauter Knall und das Sprühen einiger Funken verrieten Joran, dass der interdimensionale Antrieb des Schiffes getroffen worden war. „Kelbesh.“, fluchte er. „Ich nehme an, das heißt, wir sitzen in der Tinte.“, vermutete Eludeh. „Kannst du Antriebe reparieren?“, fragte Joran. „Ich kann es versuchen.“, erwiderte Eludeh und sah sich um. Dabei fiel ihr Blick auf den Bildschirm, auf dem ein sich formierender Energiewirbel zu sehen war. „Kriegst du uns mit dem normalen Antrieb da rein?“, wollte sie wissen und zeigte auf das Bild. „Ich denke schon.“, sagte Joran. „Wo immer wir auch landen, es ist besser als hier.“ Er setzte Kurs und bemerkte, dass der Wirbel hinter ihnen zusammenbrach. Die Soldaten würden ihnen nicht folgen können.

Wie von Sedrin angeordnet waren Shimar und IDUSA in eine Umlaufbahn über Logars Schloss gegangen, als das Schiff versuchte, ihren Piloten in ein Gespräch zu verwickeln. „Wie denken Sie über die Tatsache, dass Sytania offensichtlich ein Interesse daran hat, dass wir alle am Leben bleiben?“, fragte sie. „Eins ist sicher.“, stellte Shimar fest. „Das tut sie sicher nicht unseretwegen. Der Agent hat, denke ich, schon Recht mit ihrer Vermutung. Sytania will selbst am Leben bleiben. Falls Jennas Theorie auch stimmen sollte und die Nihillaner versuchen wollen, alle Dimensionen zu zerstören, um sie danach neu zu erschaffen, täte sie gut daran, uns zu helfen und wenn es nur wäre, um den eigenen Tod zu verhindern, aber wichtig ist, dass sie uns hilft und uns nicht blockiert. Über ihr Motiv ließe sich sicher trefflich spekulieren, aber …“

IDUSA stellte ihm ein Sensorenbild auf den Neurokoppler. „Shimar, da kommt was auf uns zu.“, sagte sie. „Was ist das?“, fragte der Tindaraner, der das Etwas nur unscharf wahrnehmen konnte. „Ist es ein fremdes Schiff?“ „Nicht direkt.“, antwortete IDUSA. Im gleichen Augenblick durchzuckte ihre Hülle ein schwarzer Blitz. Dann stand Telzan vor Shimar. Er stand aber nicht lange, denn in der Sekunde, in der er auf dem Schiff gelandet war, hatte IDUSA ein Kraftfeld aufgebaut, das ihn hart zu Boden warf. Gleichzeitig flog seine Waffe durch die Gegend, die das Schiff blitzschnell mit ihrem Transporter erfasste und in einen der Puffer beamte. Durch das Kraftfeld und die Überraschung zu einem Knäuel zusammengerollt, kullerte der Anführer von Sytanias Vendar durch IDUSAs Cockpit. Endlich war es ihm gelungen, sich zu entknoten, aber jeden Versuch des Aufstehens vereitelte IDUSA mit einem neuen Kraftfeld. Dazu hatte sie überall in ihren Wänden entsprechende Emitter. Sie aktivierte ihren Bordlautsprecher und ließ ihre Computerstimme zu Telzan sagen: „Sie werden meinem Piloten und mir nichts tun. Dafür werde ich sorgen. Ihr hinterhältiger Überfall auf uns wurde von mir vereitelt. Na, wie fühlt man sich so, wenn man von einem Schiff in den Schwitzkasten genommen wird?“

Telzan war direkt vor Shimar auf dem Bauch zum Liegen gekommen. „Sag deinem Schiff, es soll mich in Ruhe lassen, Tindaraner!“, keuchte er. „Ich komme in friedlicher Absicht!“ „Sie werden ihm doch nicht etwa glauben, Shimar.“, mischte sich IDUSA ein. „Es besteht eine 99,99 prozentige Wahrscheinlichkeit, dass er lügt.“ „Dann gibt es immer noch ein kleines Zehntel, das mir sagt, dass er die Wahrheit sagen könnte und angesichts der Situation glaube ich das. Also, lass ihn in Ruhe.“ „Na schön.“, sagte IDUSA. „Sie sind mein Stammpilot. Ihre Befehle sind für mich bindend.“ Sie deaktivierte das Kraftfeld.

Shimar stand auf, drehte sich und versuchte, den vor ihm auf dem Bauch liegenden Telzan neben sich auf den Sitz zu ziehen, was aufgrund des signifikanten Größenunterschiedes aber nicht gelingen konnte. „Na komm schon, du Riesen-Pelz-Etwas.“, sagte er frustriert. „IDUSA, du könntest mir ruhig mal helfen.“ „Sicher.“, antwortete die freundliche Stimme des Schiffsavatars. „Gehen Sie bitte einen Schritt zur Seite, damit ich eine klare Erfassung bekomme.“

Shimar tat, worum sie ihn gebeten hatte. Bald darauf fand er Telzan neben sich wieder. „Hat dir der Anblick gefallen, Tindaraner?“, wollte der arg gebeutelte Vendar wissen. „Welchen Anblick meinst du?“, fragte der Patrouillenpilot mit unschuldiger Mine. „Der Anblick, dass Sytanias größter Vendar vor dir im Staub liegt, niedergerungen von deinem Schiff und ihren Kraftfeldern.“ „Ich gebe zu, das hatte schon was.“, gestand Shimar. „Aber sie hat nur getan, worauf sie programmiert ist. Sie hat mich nur beschützen wollen. Immerhin bist du Vendar und ich Telepath. Sie ging wohl davon aus, dass du feindliche Absichten hast. Aber das kann ich beim besten Willen nicht bei dir spüren. Eher glaube ich, dass du und deine Herrin in Not sind.“ „Wenn du mir wirklich glaubst.“, begann Telzan. „Dann befiehl deinem Schiff, mir meine Waffe zurückzugeben. Du kannst meine Absicht sehen, ohne dass ich dich gleich aussauge. Das sollte dir als Absichtserklärung genügen.“

Shimar drehte sich in Richtung der Simulation, die sich ihnen über den in einer der Wände befindlichen Emitter zeigte. „IDUSA, gib ihm seine Waffe wieder!“, befahl Shimar mit fester Stimme. „Ein Vendar ohne Waffe ist ein nackter Mann und ich habe nun wirklich kein sexuelles Interesse an ihm.“ Bei seinem letzten Satz, der sich wohl eher auf ein Wortspiel gründete, musste Shimar grinsen. „Sie sind sicher, dass er die Wahrheit sagt?“, vergewisserte sich das Schiff. „Ich bin sicher.“, sagte Shimar ruhig. „Komm, lade meine Tabelle über den Port für den Neurokoppler. Dann zeige ich dir, was ich in seinen Gedanken gesehen habe.“

IDUSA tat, was er ihr gesagt hatte. Jetzt war sie sicher. Ihrem Piloten würde aus Telzans Hand kein Unheil drohen, auch wenn sie ihm seine Waffe geben würde. Deshalb beamte sie diese vor Telzan auf den Boden. Der Vendar nahm sie auf und steckte sie ein.

„Warum bist du jetzt eigentlich genau hier?“, wandte sich der Tindaraner einige Zeit danach an Telzan. „Meine Herrin und auch alle anderen Mächtigen, die sich an dem Schutzschild für die Dimensionen beteiligen, benötigen deine Hilfe.“, gab Telzan zu. Shimar musste innerlich lachen, denn er hätte nie gedacht, dass die große Sytania sich mit anderen Mächtigen, die noch dazu im Normalfall ihre Feinde sind, zum gemeinsamen Aufbau eines Schildes zusammenschließen würde. Er kämpfte seine Schadenfreude nieder und meinte dann: „So, so. Darf ich erfahren, wie genau ich helfen soll?“ „Das darfst du.“, sagte Telzan und holte einen Energiekristall aus seiner Tasche, den er Shimar in die Hand legte. „Der Kristall ist leer.“, stellte Shimar fest. „Das ist korrekt.“, antwortete Telzan. „In Sytanias Kerker befinden sich eine Menge Telepathen, die diese Kristalle mit ihrer Energie befüllen sollen, damit meine Herrin und ihre Verbündeten genug Energie zum Nachladen bekommen. Sie machen alle freiwillig mit, da sie wissen, was die Nihillaner tun werden. Solltest du bereit sein, uns zu helfen, werde ich dich auch in dieses Geheimnis einweihen.“

Shimar spürte, dass er etwas zurückhielt. Dieses Etwas musste sehr bedrohlich sein. „Gut.“, sagte er. „Nimm mich mit.“ „Ich wusste, dass du vernünftig bist.“, entgegnete Telzan. „Sie werden das doch nicht wirklich tun.“, mischte sich IDUSA ein. „Doch, das werde ich.“, entgegnete Shimar mit fester Stimme. „Du kannst ja in der Umlaufbahn warten und mich beobachten. Falls Jenna und Sedrin nach Hause wollen, bring sie. Sag ihnen, ich muss etwas Wichtiges erledigen. Zeig ihnen, was hier gerade passiert ist.“ Damit griff er Telzans Hand und beide wurden durch einen schwarzen Blitz vom Schiff getragen.

Jenna, Sedrin und Argus standen vor einem kleinen Stück der Koppel, das sie gemeinsam mit einem Stück Zaun vom Rest abgetrennt hatten. Argus hatte Kipanas Halfter in der Hand, an dem sich ein Führstrick befand. Jenna und Sedrin waren mit einer Art Textproben beschäftigt.

Wenig später kam Logar von seinem Ausritt zurück. Argus nahm ihm Kipana ab, sattelte sie ab und legte ihr das Halfter an. Dann führte er sie in den abgeteilten Teil der Koppel. „Was hat dein Gebaren zu bedeuten?“, fragte Logar empört. Argus zeigte auf die Frauen, wie er es mit ihnen abgesprochen hatte. „Was hat das zu bedeuten?“, wandte Logar sich an Sedrin, die die Ranghöhere von beiden war. „Ich möchte Euch zeigen, dass wir mehr verstehen, als Ihr glaubt.“, sagte die Agentin. „Kipana hat aus irgendeinem Grund Angst vor Euch.“, fügte Jenna hinzu. „Sobald sie ein Halfter trägt, weiß sie, dass sie keine Wahl hat.“, erklärte jetzt wieder Sedrin. „Aber, lässt man ihr diese, wird sie, denke ich, zögern, zu Euch zu kommen, wenn Ihr sie ruft.“, sagte Jenna. „Davon gehe ich auch aus, Mc’Knight.“, sagte Sedrin. „Ich glaube, der Grund für ihre Angst ist die geistige Vereinigung zwischen Logar und Sytania.“, sagte Jenna. „So etwas würde ich nie tun!“, entrüstete sich Logar. „Ihr habt keine Möglichkeit, mir irgendwas zu beweisen. Terranische Katzen sind dafür bekannt, dass sie Telepathie spüren können. Nur ist eine Katze nie da, wenn man eine braucht.“ „Wir haben zwar keine Katze.“, begann Sedrin. „Aber ein hoch sensibles Ross.“, ergänzte Jenna. „Aber Ihr habt ja nichts zu verbergen.“, sagte Sedrin und bedeutete Argus, Kipana das Halfter abzunehmen. Der Junge tat dies. „Na los!“, forderte Sedrin Logar auf. „Ruft sie. Wir werden ja sehen, ob sie kommt.“ Nervös stieß Logar hervor: „Kipana, komm her!“

Zögernden Schrittes näherte sich die Stute auf halbem Wege, um dann verängstigt zurückzuweichen. „Ich habe genug gesehen.“, sagte Sedrin. Sie winkte Argus, der Kipana abholte. „Ich gebe es zu.“, gestand Logar. „Aber ich hatte gedacht, ihr würdet es nicht verstehen.“ „Wir Sterblichen.“, begann Sedrin. „Verstehen oft besser, als Ihr denkt. Wir wissen auch, dass Eure Tochter nur aus reinem Eigennutz tut, was sie tut. Keine Angst, wir machen uns keine falschen Hoffnungen.“ Logar atmete auf. „Wohlan denn.“, sagte er. „Kommt mit ins Schloss. Ich will euch trefflich entschädigen.“ „Bedaure, dass wir das ablehnen müssen.“, erwiderte Sedrin. „Aber wir haben zu tun. Mc’Knight, verständigen Sie IDUSA und Shimar.“

Zirell hatte sich zu Maron ins Gästequartier begeben. Sie wollte nun ganz genau wissen, wie es dazu gekommen war, dass ihr ehemaliger erster Offizier jetzt wieder da war, obwohl die Chefagentin und sie selbst ihn beurlaubt hatten und eine Rückkehr aus politischen Gründen für ihn eigentlich unmöglich war. Deshalb stand sie jetzt in der Tür und sah dem wohl selbst sichtlich überraschten Maron ins Gesicht. „Komm erst mal rein.“, bat Maron sie höflich. „Dann reden wir.“ Zirell folgte seiner Aufforderung.

Sie setzten sich auf das Sofa und Maron replizierte für beide Zirells Lieblingsgetränk. „Wie bist du hier her gekommen?“, fragte Zirell. „Das habe ich im Prinzip Allrounder Betsy Scott und Techniker Montgomery Scott zu verdanken.“, antwortete Maron. „Ferner verdanke ich es Techniker Cenda Nia und ihrem Ehemann Yel.“ „Was für eine merkwürdige Geschichte ist das?!“, rief Zirell aus und setzte ihr Glas ab. Maron erzählte ihr die ganze Geschichte. Dann fügte er hinzu: „Ihr habt mich völlig zu Recht beurlaubt, Zirell. Ich meine Zoômell und du. Ich hätte Marcellus nicht belügen dürfen, nur weil ich so begierig auf Informationen war. Es wird sicher auch noch andere Wege geben, das Spiel der Nihillaner aufzudecken. Ich hörte, dein neuer erster Offizier ist da an was dran. Sie soll zwei verdeckte Ermittler nach Nihilla geschickt haben. Ist da was dran?“ „Darüber darf ich mit dir nicht reden.“, sagte Zirell. „Aber wenn du willst, kann ich vielleicht arrangieren, dass du mit Sedrin …“

Ein Signal ertönte und IDUSA zeigte sich den Beiden über den Simulator. „Ich habe Sianach am SITCH.“, erklärte der Avatar des Stationsrechners nüchtern. „Sie bittet um eine Notfallandockerlaubnis. Sie sagt, es gehe um Diran und das Feld, was er trägt.“ „Weise sie nach Andockport 3 und verständige Ishan und Nidell!“, befahl Zirell. Dann stand sie auf und schickte sich an, das Quartier zu verlassen. Auch Maron folgte ihr. „Du bleibst, wo du bist!“, ordnete sie an. „Schließlich bist du im Augenblick nicht mehr als ein Zivilist.“ „Tut mir leid.“, entschuldigte sich der Demetaner. „Die Macht der Gewohnheit.“ Er drehte sich um und tat so, als wolle er sich wieder setzen, aber bei der nächsten Gelegenheit würde er ihr folgen.

Zirell nahm einen Turbolift und begab sich zur genannten Rampe. Dort kamen ihr Sianach und Diran bereits entgegen. Genau konnte die tindaranische Kommandantin hören, wie die Vendar beruhigend auf ihren Mann einsprach. Zwar konnte sie kein Wort verstehen, da sich alles auf Vendarisch abspielte, aber die Kommandantin konnte sich den Inhalt ungefähr denken. Zirell beobachtete jeden Schritt der Beiden. Dabei fiel ihr auf, wie verkrampft Dirans Körperhaltung war. Sein Sifa-Zyklus ist zu Ende., dachte sie. Allen Informationen nach, die ich habe, müssen wir schleunigst einen Körper finden.

Sie ging auf Sianach zu. „Es kommt alles in Ordnung.“, sagte sie. „Ich habe Ishan und Nidell verständigen lassen. Sie sind schon auf dem Weg.“ „Wir müssen uns beeilen, Zirell El Tindara.“, bat Sianach und zeigte auf das Display ihres Erfassers. „Die Schleimhaut seiner Sifa hat sich schon fast abgebaut. Wenn das passiert ist, wird sich die Energie verflüchtigen und dann kann Gajus El Nihilla nicht mehr in der Welt der Lebenden verweilen. Er muss uns noch so viel sagen.“ Ratlos sah sich Zirell um. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es aus dieser Situation noch einen Ausweg geben sollte.

„Zirell!“ Eine männliche Stimme hatte ihren Namen gerufen. Die Kommandantin wandte sich um und erkannte Maron, der sich sicheren Schrittes auf die kleine Gruppe zu bewegte. Er schob sie zur Seite und stand nun genau vor Diran. „Nimm mich!“, forderte er. „Eine bessere Möglichkeit hast du im Moment nicht.“ „Bist du sicher, Maron El Demeta, dass du deinen Körper mit jemandem teilen willst und ihm vielleicht sogar die Kontrolle überlassen möchtest?“, fragte Sianach. „Ich meine, du musst dir bewusst sein, dass da immer etwas ist.“ „Darüber habe ich längst entschieden.“, wischte der Demetaner ihre Bedenken weg. „Ich weiß, dass ich Nicht-Telepath bin und dass es daher vielleicht auf natürlichem Wege nicht geht. Aber, Zirell, wenn du auch nur für eine Sekunde telepathischen Kontakt mit mir aufnimmst, ist telepathische Energie in meinem Geist und Dirans Sifa wird reagieren. Wenn das alles nichts bringt, kann Ishan die Energie immer noch mit dem chirurgischen Transporter beamen. Aber wir versuchen es erst mal so.“

Er schaute Zirell an, die ihm ein Bild sendete. „Das wird hoffentlich reichen.“, sagte er, bevor er sich zu Diran drehte. „Komm schon, Diran, gib mir deine Hände.“, sagte er. „Du scheinst alles wohl bedacht zu haben, Maron El Demeta.“, stieß Diran atemlos hervor. Die Konzentration, die er aufbringen musste, um Gajus trotz sich immer weiter abbauender Schleimhaut in seiner Sifa zu halten, hatte ihn sehr angestrengt. „Ruhig, nur ruhig.“, flüsterte Maron. „Wenn du spürst, dass deine Sifa reagiert und Gajus in mich übertreten will, lass ihn.“ „Sag mir nicht, wie ich das hier zu machen habe.“, scherzte Diran. „Ich mache das schon seit …“

Eine Art Krampf ging gleichzeitig durch Marons und Dirans Körper. Dann standen beide mit entspanntem Gesicht vor Zirell, Ishan und Nidell, die inzwischen eingetroffen waren. „Habt Dank.“, ließ sich Marons Stimme vernehmen. „Ihr habt es gerade noch rechtzeitig geschafft. Marons Idee mit der telepathischen Energie war genau richtig.“ „Gajus?“, versicherte sich Zirell, die zwar aufgrund ihrer telepathischen Wahrnehmung längst mitbekommen hatte, was geschehen war, wegen Ishan aber absolut sicher sein wollte. Der Androide konnte das Geschehene ja nicht wahrnehmen. „Ganz genau.“, bestätigte Gajus. „Ich muss auf der Stelle mit einem zuständigen Agenten sprechen!“, verlangte er. „Ich bin zwar jetzt im Körper von einem, aber ich kann mich ja wohl schlecht selbst vernehmen.“ „Ich leite alles in die Wege.“, sagte Zirell.

Eludeh stand am Heckfenster des Veshel. Von hier aus hatte sie genau gesehen, wie sich der Wirbel hinter ihnen aufgelöst hatte. Jetzt konnte sie ihn nicht mehr wahrnehmen. Sie war froh, dass die Soldaten ihnen nicht gefolgt waren, dennoch konnte sie nicht einordnen, wo sie waren. Sie hatte erkannt, dass sich das Veshel in einer Atmosphäre befinden musste, denn die Triebwerke waren auf Atmosphäre geschaltet. Diesen akustischen Unterschied kannte Eludeh. Wenn sie zum Himmel sah, konnte sie eine Sonne erkennen, aber keine Planeten. Sie waren also in einer Pangäa-Dimension. Das Dunkle Imperium konnte es aber nicht sein. Dazu war die Ebene, die sie sah, wenn sie nach unten schaute, nicht blau genug. Im Gegenteil! Eludeh sah die schönste und reichhaltigste Natur, die sie je in ihrem ganzen Leben gesehen hatte.

Die Tür der Kabine öffnete sich. „Ist alles in Ordnung, Eludeh El Nihilla?“, fragte eine männliche Stimme. Eludeh drehte sich um. „Ja, Joran, es ist alles OK.“, sagte sie. „Ich wüsste nur gern, wo wir sind.“ „Dies ist Tembraâsh.“, sagte Joran ehrfürchtig. „Moment.“, sagte Eludeh. „Du bist doch noch praktizierfähig. Das habe ich genau gemerkt. Warum holt uns die Wächterin her und wer hat hinter uns die Tür zu gemacht, damit die Soldaten nicht …“ „Das alles war die mächtige Wächterin des Tembraâsh.“, erklärte Joran. „Sie will uns in Sicherheit wissen. Sie kann den Eingang der Dimension verbergen.“

Er fasste in seine Tasche, aus der ein leises Piepen zu vernehmen war. Der Mishar, der auch die Steuerung übernommen hatte, meldete die Sichtung eines Positionslichtes. „Positionslicht lokalisieren und Kurs setzen.“, befahl Joran dem Schiffscomputer. „Ich übernehme in einer Minute.“ Er winkte Eludeh und beide gingen ins Cockpit zurück. Hier setzte sich Joran wieder hinter das Flugpult, während Eludeh neben ihm Platz nahm. „Wer könnte uns einweisen wollen?“, fragte Eludeh. „Ich vermute, es ist Tabran.“, spekulierte Joran. „Er und Shiranach sind sehr früh wieder abgeflogen. Ich denke aber, sie stehen in Kontakt mit der Wächterin und die hat alles geregelt.“ „Dann ist diese Mächtige ja eine richtige Freundin der Sterblichen.“, stellte Eludeh fest. „In der Tat.“, lächelte Joran.

Gemäß Shimars Befehl hatte IDUSA Sedrin und Jenna an Bord genommen und war mit ihnen auf dem Weg in die tindaranische Dimension. Sedrin hatte sich zwar gewundert, wo Shimar war, aber das Schiff hatte ihr die Aufzeichnung, die ihre Sensoren von der Situation gemacht hatten, vorgespielt. „Hoffentlich gerät er in keine Falle.“, sagte Sedrin mit einem sorgenvollen Unterton. „Ich kann das nicht zulassen. IDUSA, kehr um!“ „Bedaure.“, sagte das Schiff freundlich. „Shimars Befehl lautete eindeutig, Sie nach Hause zu bringen, wenn Sie möchten. Er ist mein Stammpilot, deshalb sind seine Befehle für mich bindend.“ „Ich stehe im Rang über Shimar.“, erklärte die demetanische Agentin. „Ich kann seine Befehle aufheben. Also, kehr um!“

IDUSA flog einen Bogen und aktivierte den interdimensionalen Antrieb, um ins Dunkle Imperium zurückfliegen zu können. „Aber Shimar ist ein geschulter Telepath, Agent.“, mischte sich jetzt auch Jenna ein. „Falls er in Schwierigkeiten gerät, kommt er da auch gut wieder raus. Aber, wenn Sytania IDUSA sieht, könnte es passieren, dass sie ihm etwas antut. Sie weiß, dass wir ihr misstrauen und dass wir vielleicht versuchen wollen, Shimar zurückzuholen. In ihrer momentanen Situation halte ich sie für unberechenbar. Sie hat ihr Verhalten völlig geändert, auch wenn ihre Motive eigennützig sind. Wir sollten tun, was Shimar gesagt hat, um ihn nicht zu gefährden. IDUSA, bring uns nach Hause!“

So ging es eine Weile hin und her. IDUSA wusste zwar, dass Jenna in der Rangfolge unter Sedrin stand, ihr war aber auch klar, dass sie als Beschützerschiff kein Mitglied ihrer Crew einer Gefahr aussetzen durfte und sei diese noch so hypothetisch. Sie wusste, dass auch Jenna in der Sache Recht haben könnte. Also flog sie hin und zurück, hin und zurück, hin und zurück, solange Jenna und Sedrin die Sache diskutierten. Natürlich hätte die Demetanerin einfach ihren Rang ausspielen können und der terranischen Technikerin einfach per Befehl den Wind aus den Segeln nehmen können. Sie war allerdings auch eine Freundin von Sicherheit und wollte alle Eventualitäten in der Sache bereinigt haben. Die Sache verzieh, wie Sedrin fand, keine Fehler und es würde auf sie zurückfallen, würde sie nur aufgrund ihres höheren Ranges eine Entscheidung treffen, die in der Sache am Ende falsch war.

„Sie können froh sein, dass mir nicht schwindelig werden kann.“, beschwerte sich das Schiff nach einer Weile. „Außerdem können Sie froh sein, dass ich die künstliche Gravitation und die Umweltkontrollen so konfiguriert habe, dass es Ihnen auch nicht schummerig wird. Diese Einstellung werde ich allerdings wieder aufheben, wenn Sie nicht bald zu einer Entscheidung kommen.“ „Na gut.“, lenkte Sedrin angesichts der Drohung des Schiffes ein. „Tu, was Shimar dir gesagt hat.“ „Na endlich.“, zischte der Schiffsavatar. „Es wäre wahrscheinlich ohnehin darauf hinausgelaufen.“, fügte sie dann etwas lauter hinzu. „Ich empfange einen dringenden SITCH von Commander Zirell. Der SITCH ist für Sie, Agent.“ „Stell durch, IDUSA.“, sagte Sedrin.

Sedrin, die ihren Neurokoppler aufgesetzt hatte, sah bald das Gesicht der Tindaranerin vor ihrem geistigen Auge. Allerdings wurde sie auch Maron ansichtig. „Wo immer ihr seid.“, sagte Zirell. „Ihr müsst sofort zurückkommen. Ich habe hier jemanden, der dringend aussagen muss.“ „Wo ist derjenige?“, fragte Sedrin verwirrt. „Und was macht Maron neben dir? Wolltest du ihn nicht ins Gästequartier bringen?“ „Das ist nicht Maron.“, erklärte die tindaranische Kommandantin. „Hör auf, mich zu veralbern.“, grinste Sedrin. „Ich sehe ihn doch.“ „Du siehst seinen Körper.“, sagte Zirell. Dabei legte sie eine besondere Betonung auf Körper. Dann fuhr sie fort: „Aber den hat Maron einem Nihillaner geliehen, der sonst nicht mehr in der Welt der Lebenden bleiben könnte. Aber das ist extrem wichtig.“ „Kaum ist man mal von der Station weg …“, seufzte Sedrin. „Na.“, erwiderte Jenna. „In Ihrer Zeit auf der Eclypse, Ma’am, haben Sie doch sicher viel heftigere Sachen erlebt.“ „Kann schon sein.“, sagte Sedrin. „Aber ich bin gespannt, was der Grund hierfür ist.“

Auch ich war in der Zwischenzeit wieder genesen und ging nun an Evains Arm ins Büro des Allverstehenden Präsidenten. „Müssten mich nicht eigentlich auch Konsequenzen erwarten, weil ich diesen Vorschlag überhaupt gemacht habe?“, tat ich unwissend. Natürlich kannte ich ihre Antwort schon. In allen mir bekannten militärischen Strukturen hatte der Befehlsgeber alle Verantwortung und der Befehlsempfänger so gut wie keine. Das bedeutete, Jones würde alle Schuld zugesprochen. Genau darauf hatte ich mit meiner Aktion ja auch abgezielt, aber das durfte ja niemand wissen. Dass ich Ustane auch als Schachfigur benutzt hatte, tat mir irgendwo leid. Sie war sicher nur eine harmlose Bürgerin, die nur geringes Wissen über die Machenschaften ihres Staatsoberhauptes hatte. Aber es musste sein.

Evain drehte sich zu mir. Meine Frage musste sie aufhorchen lassen haben. „Ich weiß nicht, wie es die Sternenflotte handhabt.“, erklärte sie dann. „Aber bei uns hat der Kommandant alle Verantwortung über die ihm unterstehenden Soldaten. Jones hätte Ihrem Antrag nicht zustimmen dürfen, Josephine.“ „Ach so.“, täuschte ich ein Aha-Erlebnis vor.

Wir betraten das Büro. Ethius saß an seinem Schreibtisch. Er grinste, als er mich sah. „Wachoffizierin zweiter Klasse Josephine Connors, wenn ich nicht irre.“, begrüßte er mich. „Ja, Allverstehender Präsident.“, bestätigte ich meine Identität. „Setzen! Sie auch, Evain!“, befahl er und schob uns zwei Stühle hin. „Ich möchte mich für das unwissenschaftliche und unmathematische Verhalten Ihres ehemaligen Kommandanten entschuldigen.“, sagte er zu mir gewandt und strich fast liebevoll über eine der verbliebenen Narben an meiner rechten Hand. „Es tut nicht mehr weh, Allverstehender Präsident.“, sagte ich fast tröstend. „Nein, nein.“, wiegelte er ab. „Ich bin noch nicht fertig. Sehen Sie, der Körper dieser Gefangenen, der uns abhanden gekommen ist, war fehlerhaft, weil er nicht zu verwenden war. Das heißt, die Natur ist fehlerhaft. Ja, das ganze Universum ist fehlerhaft. Wenn wir es lassen, wie es ist, werden noch mehr Fehler vorkommen. Aber wir wissen, wie es entstanden ist. Also können wir es auch neu erschaffen. Dazu müssten wir zwar das Vorhandene zerstören, aber das macht nichts. Hier kommen Sie ins Spiel, meine Liebe. Sie sind eine gute Fliegerin. Sie könnten sicher auch eine der zerstörerischen Bojen, die in unseren Labors bereits fleißig produziert werden, in die interdimensionale Schicht bringen. Wenn wir das Netzwerk dann etabliert haben, werde ich es persönlich aktivieren. Das wird auf Khitomer geschehen, damit Nugura selbst dem feierlichen Geschehen ansichtig werden kann. Wir werden ein Universum, ja alle Dimensionen neu erschaffen, dass sie keine Romulaner, Genesianer und andere Feinde mehr fürchten muss, weil diese in unserer neuen Schöpfung gar nicht vorgesehen sind.“

Glaubte er wirklich, was er da sagte? Na, ja. Für mich enthielt sein schon an Größenwahn grenzender Vortrag zwei wichtige Dinge, würde ich einschlagen. Zum Einen könnte ich eine Fahrkarte nach Hause erhalten und zum Zweiten könnte ich den Tindaranern endlich einen Beweis bringen. Den Zweiten hatte Joran ja wohl verwahrt. Ich würde einwilligen. Später würde ich desertieren und ein technisches Problem an meinem Schiff simulieren. Dann würde ich mich den Tindaranern als Kriegsgefangene stellen. Die Boje würde ich dem Geheimdienst übergeben.

Ich setzte ein Lächeln auf, stand auf und sagte salutierend: „Allverstehender Präsident, Wachoffizierin zweiter Klasse Josephine Connors freut sich darauf, an so einem denkwürdigen Ereignis teilhaben zu dürfen.“ „Gut, Connors.“, sagte Ethius. „Melden Sie sich nächste Woche auf Fliegerbasis 229. Ich schätze, bis dahin sind die mit den Bojen fertig.“

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