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IDUSA führte seinen Befehl aus und bald sah Joran auf dem virtuellen Schirm in die Gesichter der beiden Bajoraner, die für ihn sehr verzweifelt wirkten. Er wusste aber, dass sie versuchen würden, sich dies nicht anmerken zu lassen. „Sie können sprechen.“, sagte IDUSA. „Erste Ministerin, Euer Eminenz.“, begann Joran korrekt. „Ich bin Joran Ed Namach. Ich bin der Dienst habende SITCH-Offizier der tindaranischen Station 281 Alpha. Bitte verharrt auf Eurer Position. Eine Patrouille ist auf dem Weg zu Euch.“

Abgesehen von seiner oft sehr mittelalterlich anmutenden Sprache waren für Joran, wie für alle Vendar, Staatsoberhäupter und religiöse Herrscher es wert, mit dem Plurales Majestates angesprochen zu werden. Das wusste Zirell, weshalb es ihr nicht weiter seltsam vorkam. Anders ging es da schon der bajoranischen Ersten Ministerin, die sich mit folgenden Worten bei Joran meldete: „Nun mal ganz langsam. Weder ich noch der Kai haben blaues Blut. Wir sind also nicht anders als Sie auch, Mister. Es wäre nur sehr schön, wenn endlich jemand kommen würde. Der Kai ist ein miserabler Schütze und ich eine noch viel schlechtere Pilotin.“ „Wie ich bereits sagte, ist eine Patrouille auf dem Weg.“, versuchte Joran, sie zu beruhigen. „Bitte tut nichts Unüberlegtes. Euch wird geholfen. Ich wiederhole, Euch wird geholfen.“

Es gab ein Geräusch und die Verbindung brach zusammen. „Ruf sie erneut!“, befahl Joran dem Rechner. „Bedaure.“, gab IDUSA zurück. „Die Sternenflottenschiffe haben die Antennenanlage des bajoranischen Schiffes zerstört. Sie haben keine Möglichkeit zur Kommunikation mehr.“ „Und was machen wir jetzt?!“, äußerte sich Zirell frustriert. „Bitte zaudere nicht, Anführerin.“, sagte Joran. „Ich weiß, die Situation erscheint dir aussichtslos. Aber jetzt kommt alles auf Shimar El Tindara und Betsy El Taria an.“ Zirell liebte es insgeheim, wenn er sie so tröstete. Sie fragte sich, wo er diesen Optimismus her hatte. Shannon hatte Joran des Öfteren mit dem Typen aus ihrem Schmöker verglichen. Der war auch immer sehr optimistisch gewesen. „Verbinde mich mit unserer Patrouille!“, befahl Zirell. „Wie du wünschst, Anführerin.“, sagte Joran und hämmerte das Rufzeichen des Shuttles in die Konsole.

Shimar und ich waren in der Dimension der Föderation angekommen. Hier sahen wir jetzt das ganze Getümmel direkt vor uns. „Ich verstehe nicht, warum deine Kameraden auf die Bajoraner schießen, Kleines.“, sagte Shimar irritiert. „Gott, Shimar.“, entrüstete ich mich. „Das kann doch nicht so schwer sein. Die betrachten die Bajoraner als Feinde, weil die der nihillanischen Lehre nicht folgen wollen. Dann haben die auch noch uns Bescheid gesagt.“ „Hast du gerade uns gesagt, Kleines?“, erkundigte sich Shimar. „Ups.“, machte ich. Anscheinend sah ich mich bereits als Angehörige der tindaranischen Streitkräfte.

„Egal.“, sagte ich und stand vom Sitz auf. Dann wandte ich mich an den Rechner: „IDUSA, beame mich auf das bajoranische Schiff!“ „Hast du dein Spezialprogramm, Kleines?“, fragte Shimar. „Nein.“, entgegnete ich. „Das würde hier auch nicht helfen. Jannings sagt, es kann nicht auf einem bereits fliegenden Schiff installiert werden. Die Installation muss immer vor dem Start erfolgen. Da ist irgendwas wegen der Sensoren. Jemand von denen da drüben wird mir seine Augen leihen müssen und jetzt aktivieren, IDUSA!“

Der Transporter surrte und ich fand mich auf dem bajoranischen Schiff wieder. „Allrounder Betsy Scott.“, stellte ich mich kurz vor. „Ich übernehme. Ach, Erste Ministerin, wären Sie so freundlich, für mich zu schauen, ich kann in dieser Situation mein Spezialprogramm nicht auf diesem Schiff installieren und …“ „Schon gut.“, sagte die angesprochene Bajoranerin unwirsch und rutschte zur Seite.

„Wie haben Sie vor, mit Allrounder Betsy Kontakt zu halten?“, erkundigte sich IDUSA bei Shimar. „Über ihr Handsprechgerät.“, sagte Shimar. „Das heißt, wir dürfen uns in dieser Situation nicht mehr als drei Meter von dem Schiff entfernen.“ „Verstanden.“, sagte der Rechner.

Eine fächerförmig abgefeuerte Salve Photonentorpedos zwang IDUSA zum Ausweichen und trennte sie vom bajoranischen Schiff. Das war auch mir nicht verborgen geblieben. Die Sensoren des Schiffes hatten jetzt nur noch ein Gewirr von Antriebssignaturen und Waffenstrahlung angezeigt. Die Erste Ministerin war mir außerdem nicht wirklich eine große Hilfe. Als Zivilistin konnte sie das alles nicht einordnen, konnte mir also nicht helfen. „Da sind ’ne Menge Signaturen, Allrounder.“, sagte sie, als ich sie bat, mir die Position von IDUSA zu nennen. „Wie soll ich wissen, wie …“ „Schon OK.“, sagte ich. Allerdings nur, um sie zu beruhigen. Ich hatte keine verdammte Ahnung, wie ich Shimar und IDUSA wieder finden sollte.

„Allrounder Betsy hat keine Möglichkeit, uns zu finden, Shimar.“, erklärte IDUSA. „Wir müssen uns etwas einfallen lassen.“ „Ich weiß.“, erwiderte der Tindaraner. „Telepathisch würde ich es nicht versuchen.“, nahm das Schiff seinen Plan vorweg. „Die Sternenflottenschiffe haben Rosannium.“ „Danke für deine Information.“, atmete Shimar auf. „Das hätte ich beinah versucht.“ „Wenn Sie mich nicht hätten.“, grinste der Schiffsavatar. „In der momentanen Situation wäre es schön, wenn man im Weltraum Klopfzeichen hören könnte, nicht wahr?“

Shimar stutzte. Durch die Schutzverbindung mit mir war ihm einiges bekannt, was auch ich wusste. Er wusste, es gab eine Möglichkeit, die nur ich verstehen könnte. Damit könnte er IDUSAs Antrieb von den anderen unterscheidbar machen. „Hör zu, IDUSA!“, befahl er. „Du fliegst jetzt eine Sekunde vorwärts, dann stoppst du. Dann fliegst du zwei Sekunden und stoppst. Dann wieder eine Sekunde und noch eine.“ „Können Sie mir sagen, was dieser Stotterflug soll?“, beschwerte sich IDUSA. „Schlag in deiner Datenbank unter Morsen nach.“, schlug Shimar vor. „Dann weißt du es. Und jetzt mach!“

„Ich kann Ihnen beim besten Willen nichts sagen, Allrounder.“, sagte die Erste Ministerin, nachdem ich sie zum wiederholten Mal gebeten hatte, mir zu sagen, ob sie IDUSAs Antrieb lokalisieren könne. „Eine Antriebsspur sieht wie die andere aus. Nein, warten Sie. Es sieht komisch aus. Es sieht aus, als hätte eines der Schiffe Probleme oder so. 180 Grad hinter uns. Ich sehe kurze und lange Antriebsspuren. Kurz , lang, kurz, kurz. Das wiederholt sich.“

Mir schwante etwas. Dieses Zeichen bedeutete im Morsealphabet den Buchstaben L. Das hatte ich von meinem Großvater gelernt. Die Eselsbrücke hierzu war ein altes Soldatenlied und der deutsche Satz: „Ich liebe dich.“ In meinem Kopf sang es: … und alle Mädchen hören mit, dit daaa dit dit, dit daaa dit dit. Liebe? Da war doch was!

Ich wendete das Schiff mit dem Ausruf: „Oh, Shimar! Darauf muss man erst mal kommen!“ Dann setzte ich uns hinter IDUSA. Gemeinsam gingen wir bald in den Interdimensionsmodus. Danke, Opa., dachte ich.

Jenna war angesichts von IDUSAs technischem Bericht in die Kommandozentrale gestürzt. „IDUSA hat Antriebsprobleme!“, sagte sie hektisch. „Ich muss Shimar sagen, was er mit der Software …“ „Sie gehen zurück an Ihren Arbeitsplatz, Mc’Knight!“, sagte Sedrin bestimmt. „Das ist ein Befehl!“ „Aber Agent.“, widersprach Jenna. „Es ist …“ „Es ist gar nichts.“, fiel ihr Sedrin ins Wort. „Ich werde Shimar, den Allrounder und die beiden Zivilisten an der Andockrampe empfangen. Dann werde ich sie vernehmen.“, erklärte Sedrin weiter. Dann fügte sie noch leise hinzu: „Nein, diese Hinterlist.“

Wirklich bis zur Rampe gehen musste Sedrin nicht, denn Shimar und ich hatten die zwei Bajoraner in die Mitte genommen und waren mit ihnen auf dem Weg zur Kommandozentrale, was dazu führte, dass wir auf halbem Wege Sedrin begegneten. „Das trifft sich sehr gut, Allrounder.“, sagte die Agentin. „Mit Ihnen möchte ich als Erste sprechen. Shimar, bitte bring unsere bajoranischen Gäste zunächst ins Gästequartier zwei. Angesichts der etwas beengten Verhältnisse, die im Moment herrschen, werden sie sich wohl ein Quartier teilen müssen. Allrounder, Sie bleiben! Wir gehen jetzt gleich an einen ungestörten Ort und machen Urlaub auf den Verhörinseln. Keine Panik, es wird nicht schlimm. Im Gegenteil. Ach, Shimar, bevor du gehst, informiere bitte O’Riley, dass sie von unseren Gästen einen Stimmabdruck nimmt, damit sie die Replikatoren benutzen können. Es soll ihnen schließlich an nichts fehlen, solange sie hier sind.“ Shimar nickte. Dann wandte er sich an die Bajoraner: „Bitte folgen Sie mir.“

Sie waren bald verschwunden und Sedrin nahm mich bei der Hand. „Kommen Sie.“, sagte sie. „Wir gehen zu mir. Da ist es wohl am Besten.“ „OK, Ma’am.“, sagte ich und folgte.

In ihrem Quartier angekommen replizierte sie mir und sich zunächst eine heiße Schokolade. Dann setzten wir uns gegenüber an ihren Wohnzimmertisch. „Ich muss Ihnen ein riesiges Kompliment machen, Allrounder.“, begann Sedrin, nachdem wir auf ihr Anraten hin gemeinsam mit den großen Tassen angestoßen hatten. „So ein hinterlistiger Plan, wie der, den Shimar und Sie da ausgeführt haben. Das hätte ich nicht besser gekonnt, wenn überhaupt.“ „Das war doch ganz einfach, Agent.“, stapelte ich tief . „Ich bin gebürtige Deutsche und Shimar weiß Bescheid, wegen der Schutzverbindung. Ich glaube also nicht, dass …“ „Und ich bin gebürtige Demetanerin.“, fiel sie mir ins Wort. „Ich kenne mich mit Hinterlist aus. Erzählen Sie mir bitte nicht, das wäre völlig normal gewesen. In meinen Augen war das schon ein hinterhältiger Geniestreich. Bis zum Buchstaben L konnte Ihnen beiden sicher jeder Kommunikationsoffizier der Sternenflotte folgen, der einigermaßen in Geschichte aufgepasst hat. Aber ab dann wussten nur noch Sie, was Sache ist, weil Shimar und Sie eine Beziehung führen. Kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass das alles nur Zufall war. Sie können manchmal eine ziemliche Füchsin sein. Shimar weiß das.“ „Ich habe gar nichts gemacht.“, entschuldigte ich mich. „Er hat …“ „Aufgrund Ihrer telepathischen Verbindung weiß man glaube ich nie so genau, wer den Plan zuerst gefasst hatte. Wichtig ist auch nur, dass er funktioniert hat.“, meinte Sedrin. „Ich hätte nicht gedacht, dass Sie immer noch so eine Tiefstaplerin sind. Sie übertreffen St. John manchmal noch um Längen.“, scherzte sie, bevor sie mich mit den Worten entließ: „Schicken Sie mir jetzt bitte Shimar und dann die Bajoraner. Erst die Ministerin und dann den Kai.“ Ich nickte und verließ ihr Quartier.

Gajus hatte sich zu Zirell begeben. Diese hatte sich in ihrer dienstfreien Zeit etwas hingelegt. Deshalb dauerte es einige Zeit, bis sie die Tür öffnete. „Kommen Sie rein, Gajus.“, sagte sie und führte ihn den langen Korridor entlang bis ins Wohnzimmer. Dort setzten sich beide. „Was haben Sie auf dem Herzen?“, wollte die Tindaranerin wissen. „Ich habe gehört, auf dieser Station gibt es eine nihillanische Boje, die Allrounder Betsy mitgebracht hat und deren Zweck Techniker Mc’Knight herausbekommen soll. Es ist möglich, dass ich darüber etwas weiß. Ich würde gern mit ihr gemeinsam daran arbeiten.“ Zirell zog eine Augenbraue hoch. „Ich weiß, was Sie jetzt denken.“, sagte Gajus. „Aber Maron hat im Prinzip sehr geschickte Hände. Sein Ungeschick ist eher psychischer Natur. Bitte lassen Sie uns in die technische Kapsel gehen.“ „Wie Sie meinen.“, sagte die tindaranische Kommandantin und erhob sich vom Sofa. „Folgen Sie mir, Gajus.“

Ich wartete in einem der Aufenthaltsräume auf Shimar. Er war gerade von Sedrin durch die Mangel gedreht worden, wie sich Shannon, die mir gegenüber an einem Tisch saß, ausgedrückt hatte. Auch die blonde Irin hatte von Shimars und meinem Heldenstück erfahren. „Ha’m S’e prima hingekriecht.“, flapste sie. „Mann, die Föderierten rätseln bestimmt immer noch.“ „Nun übertreiben Sie mal nicht gleich, Technical Assistant.“, lächelte ich. „Sie tun ja gerade, als hätten wir sonst was Großes …“ „Also.“, unterbrach sie mich. „Wenn dat nüscht Jroßes ist, zwei prominente Personen zu retten, was dann?“ „Na gut.“, sagte ich. „Sie haben gewonnen.“ „Das will ich doch wohl meinen.“, sagte sie und replizierte uns zwei Gläser Whisky. Ich war peinlich berührt. Eigentlich mochte ich keinen Whisky. Was sollte ich jetzt bloß machen? Vor den Kopf stoßen wollte ich sie nicht.

„Hey, Kleines.“ Jemand hatte dies geflüstert und sich zu mir gesetzt. „Shimar.“, lächelte ich. „Da bist du ja. War es schlimm?“ „Ach, i wo.“, wischte er meine Frage weg. Dann sah er kurz Shannon nach, die den Raum verließ. „Wollen wir zu uns gehen?“, fragte er. Nichts lieber als das., dachte ich. Nur, was machen wir mit diesem fiesen Zeug? Bei meinen letzten Gedanken zeigte ich auf das Whiskyglas. Shannon, die es offensichtlich gewohnt war, hatte das Ihre in einem Zug geleert, bevor sie gegangen war.

Ich bemerkte plötzlich, dass mein Glas samt Inhalt zur Materierückgewinnung schwebte, um dann lautlos darin zu verschwinden. „Oh, shit, sorry, Kleines.“, entschuldigte sich Shimar übertrieben. „Du machst es einem wirklich unmöglich, kontrollierte Gedanken zu haben. Aber das mag ich.“ „Oh.“, sagte ich genau so theatralisch. „Dann sollten wir aber schnell zu uns gehen, bevor da noch was passiert.“ „Ganz deiner Meinung.“, sagte er. Dann nahm er meine Hand und wir gingen.

Sedrin hatte ihre Vernehmungen nach Shimar unterbrochen, um Zirell einen Zwischenbericht abzuliefern. Viel hatte die Agentin noch nicht erfahren können, aber es reichte um dafür zu sorgen, dass sie ihre Hände über dem Kopf zusammenschlagen musste, als sie ihren eigenen Bericht noch einmal las. „So weit ist es also gekommen.“, flüsterte sie. „Die Nihillaner haben es geschafft, dass die Föderation auf ihre eigenen Bürger schießt.“ Sie nahm das Pad in die Hand und ging Richtung Turbolift.

Joran hatte mit einem kleinen Rätsel zu kämpfen. Eine Äußerung Kira Larens hatte ihn nicht in Ruhe gelassen. Deshalb war er in die Simulationskammer gegangen und hatte sich von IDUSA hier sämtliche Könige zeigen lassen, die in Schlachten umgekommen waren. Er selbst trug eine Brille mit Gläsern, die einen speziellen Filter für die Farbe blau enthielten. Wären auch nur Spuren davon im Blut der sterbenden Könige zu finden, würde er sie sehen. Er wusste, die Herrscherfamilie und der Adel im Dunklen Imperium und auch in anderen ähnlich gelagerten Dimensionen unterschieden sich vom einfachen Volk durch telepathische und telekinetische Fähigkeiten. Warum sollte sich das Blut der Könige also nicht in der Farbe von dem des einfachen Volkes unterscheiden?

Er schritt die Reihen ab und untersuchte jeden Blutstropfen, den er finden konnte. Aber alle waren rot. Frustriert warf Joran die Brille in eine Ecke und setzte sich auf einen Felsen.

Plötzlich fror IDUSA das Programm ein. „Was ist der Grund?“, fragte Joran. „Techniker Mc’Knight fragt an, ob sie das Programm mit Ihnen benutzen und eintreten darf.“, erwiderte der Rechner. „Ja.“, sagte der immer noch sichtlich frustrierte Vendar knapp.

Das Programm lief weiter und die Tür der Kammer öffnete sich lautlos, um Jenna Einlass zu bieten. Die hoch intelligente Terranerin sah sich kurz um und schritt dann bestimmt auf Joran zu. Sie setzte sich neben ihn. Vorher hatte sie aber die Brille aufgehoben, auf die sie beinahe getreten war. Jetzt saß sie in der herbstlichen Landschaft, die Joran als Hintergrund ausgewählt hatte, neben ihm und betrachtete die merkwürdige Brille in ihrer Hand. „Ein Blaufilter.“, schloss sie dann. „Kannst du mir mal sagen, was du damit wolltest?“ „Das kann ich, Telshanach.“, antwortete Joran. „Ich wollte herausfinden, ob Könige und Adelige wirklich blaues Blut haben, wie Laren El Bajor gesagt hat.“ „Gott, nein.“, lachte Jenna und legte die Brille auf dem Rand des Felsens ab. „Das sagt man nur so, weil … weil, … Oh.“ Ihr war aufgefallen, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Situation wohl nicht erklären konnte. Deshalb lenkte sie ab: „Hast du gerade Laren El Bajor gesagt?“ „In der Tat.“, bestätigte Joran. „Dann kommst du besser mit dem bajoranischen Namenssystem klar, als so mancher Sternenflottenoffizier. Die verwechseln Vor und Nachnamen oft genug, obwohl Bajor schon seit hunderten von Jahren ein Mitglied der Föderation ist. Du kannst dir ruhig was drauf einbilden, es gleich beim ersten Mal richtig gemacht zu haben.“

Während ihrer Worte arbeitete es trotzdem hinter Jennas Stirn. Sie wusste, sie wäre nicht Jenna Mc’Knight, wenn sie nicht wenigstens eine Theorie zum Thema: „Blaues Blut“ auf die Beine stellen könnte. Wenn Shannon jetzt hier wäre, würde sie sicher einen Spruch bezüglich Major Carter und der Frage machen, ob die dem Typen mit der Schlange im Bauch schon einmal so etwas hatte erklären müssen. Der kam ja auch aus einer Welt, in der sich die Herrscher vom einfachen Volk unterschieden. Auf eine solche Idee wie Joran hätte also auch er kommen können, nur hatte man dort keine Simulationskammer.

Jenna konnte dem Sterben nicht länger zusehen. „Bitte sag IDUSA, sie soll das Programm beenden.“, bat sie. „Ich kann so nicht nachdenken.“ Joran warf ihr einen verständigen Blick zu und führte aus, worum sie ihn gebeten hatte. Langsam wurde die normale Umgebung der Simulationskammer wieder sichtbar. Im gleichen Moment kam Jenna die Erleuchtung. „Die Farbe blau.“, begann sie. „War im Mittelalter sehr selten. Ihr Grundstoff, das Indigo, war schwer zu gewinnen und daher sehr kostbar und teuer. Das konnten sich nur die Reichen leisten und die Adeligen und der König waren die Reichsten. Würdest du etwas Kostbares vergießen?“ Joran liebte es, wenn sie ihn oder auch andere durch Fragen in ihre Vorträge einband. „In der Tat nicht.“, antwortete er daher bestimmt. „Siehst du.“, sagte Jenna ruhig.

Joran sprang auf. „Meinst du etwa, Telshanach, dass das Blut der Bauern und Soldaten, das auf unzähligen Schlachtfeldern und bei gefährlichen harten Arbeiten vergossen wurde, als nicht so kostbar angesehen wurde wie das der Herrscher?“ Jenna klatschte in die Hände. „Genau.“, sagte sie. „Dann verstehe ich jetzt.“, lächelte Joran. „Fein.“, sagte Jenna. „Dann sollten wir jetzt gehen. Wir müssen morgen bestimmt beide wieder früh raus.“ Er nickte und sie verließen einträchtig die Kammer.

Sedrin war bei Zirell angekommen und hatte ihr ihren Bericht vorgelegt. „Um Himmels Willen.“, rief die Kommandantin aus, als sie las, was Shimar und ich in unserer Aussage geschildert hatten. „Ich hätte die Föderation nie als so skrupellos erachtet. Sie können doch nicht einfach auf wehrlose Zivilisten schießen!“ „Wie du diesem Bericht entnehmen kannst, Sea Tindarana, können sie es doch.“, erwiderte Sedrin in einem nüchternen Tonfall. „Das sehe ich ja hier schwarz auf weiß.“, sagte Zirell. „Nur glauben möchte ich es nicht.“ „Du wirst es glauben müssen.“, sagte Sedrin. „Es ist die Wahrheit. Ich denke nicht, dass Shimar und Allrounder Betsy uns in der Hinsicht belügen würden.“ „Das denke ich auch nicht.“, sagte die Tindaranerin und schlug die Augen nieder. „Aber manchmal wünschte ich, es wäre so.“ „Das wird ein Wunsch bleiben.“, hielt Sedrin sie auf dem Boden der Realität. „Shimar und der Allrounder sind beide sehr wahrheitsliebend und werden sicher nichts beschönigen, nur um auf deine Gefühle Rücksicht zu nehmen.“ „Das habe ich auch nicht verlangt.“, antwortete Zirell.

Sedrin replizierte sich und ihrer Vorgesetzten einen Fruchtsaft und schlug vor: „Lass uns das Thema wechseln. Ich habe gehört, Gajus arbeitet mit Mc’Knight an der nihillanischen Boje?“ „Da hast du richtig gehört.“, bestätigte Zirell das Gerücht. „Du liebe Zeit.“, flüsterte Sedrin. „Das ist nicht schlimm.“, beruhigte sie Zirell. „Gajus sagt, Maron hätte eigentlich ganz geschickte Hände. Sein Ungeschick sei psychischer Natur. Gajus hofft, ihm das zeigen zu können.“

Sedrin nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. „Ich hörte, wenn das hier alles vorbei ist, könnte es sein, dass Maron wieder dein erster Offizier wird.“, sagte sie dann. „Je nach dem, wie sich die Situation mit Nihilla entwickelt, könnte das hinkommen.“, bestätigte Zirell. „Zoômell hat auf jeden Fall signalisiert, dass sie bereit wäre, ihn wieder in den Geheimdienst aufzunehmen. Hängt vielleicht damit zusammen, was er für Gajus tut. Vielleicht macht das seine Lüge gegenüber dem Flüchtling in ihren Augen wieder wett.“

Sedrin stand auf und drehte sich um, nachdem sie ihr Glas vollends geleert hatte. „Ich muss gehen.“, erklärte sie. „Es warten noch zwei Vernehmungen auf mich.“ „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.“, lächelte Zirell ihr nach, während sie zusah, wie der Schatten ihrer ersten Offizierin langsam aus der Tür trat, um dann um einige Ecken zu biegen und im nächsten Turbolift zu verschwinden.

Jenna hatte sich gemeinsam mit Gajus an ihren Arbeitsplatz begeben. Staunend beobachtete die Terranerin das Geschick, mit dem der Nihillaner die Hände ihres Vorgesetzten dirigierte, während sie sich beide mit der Boje beschäftigten. „Ich habe das Gefühl, sie wissen sehr genau, was Sie tun.“, bemerkte Jenna. „Da haben Sie Recht, Techniker Mc’Knight.“, bestätigte Gajus. „Ich habe im Prinzip mitgeholfen, diese Bojen zu entwerfen. Allerdings hatte ich von Anfang an vor, die Informationen darüber den Tindaranern oder anderen zukommen zu lassen, die auf unserer Seite sind.“ „Mit uns meinen Sie den Widerstand, Gajus, nicht wahr?“, fragte Jenna. Sie wusste natürlich genau, wen er meinte. Ihre Frage war also nur rein rhetorischer Natur. Gajus lächelte nur.

Er legte eine der beiden Hälften der Boje vor Jenna hin. „Sehen Sie sich das an, Jenna.“, sagte er. „Diese Komponente befähigt die Boje, eine Strahlung zu erzeugen, die den so genannten dimensionären Wurzelknoten, an dem eine jede Dimension hängt, zerstören kann. Wäre sie ausgesetzt worden, dann …“ „Unvorstellbar!“, fiel ihm Jenna schaudernd ins Wort. „Ich ahnte, Sie würden verstehen.“, sagte Gajus. „Das Virus, das ich schreiben werde, ist also extrem wichtig.“, schloss Jenna. Der Nihillaner ließ Marons Kopf nicken.

Jenna setzte sich an eine Arbeitskonsole und begann mit dem Schreiben des Programms. Dieses sollte allen Bojen die Selbstzerstörung befehlen. „Ich werde Sie selbstverständlich noch einmal drüber schauen lassen.“, lächelte sie Gajus zu. „Darum möchte ich auch gebeten haben.“, lächelte dieser zurück.

„Bitte halten Sie einen Moment inne.“, bat er dann. Jenna ließ von ihrer Konsole ab und wandte sich ihm wieder zu. „Was gibt es?“, fragte sie verständig. „Maron möchte kurz mit Ihnen reden.“, sagte Gajus. „Er ist mit etwas unsicher, bei dem nur Sie ihm helfen können.“ „Ich weiß zwar nicht, was das sein soll.“, erwiderte Jenna. „Aber nur zu.“

Sie sah, wie sich Marons Augen schlossen, um sich aber im nächsten Augenblick genau so schnell wieder zu öffnen. Der Gesichtsausdruck hatte sich ebenfalls verändert. Jenna sah in ein etwas unsicheres Gesicht. Das war sie von ihrem ehemaligen Vorgesetzten nicht gewohnt. Als Maron noch Zirells erster Offizier war, hatte er zwar seine kleinen Unzulänglichkeiten, aber so unsicher wie jetzt war er noch nie.

Sie griff seine Hand und zog ihn zu einem Sitz. „Bitte setzen Sie sich, Sir.“, sagte sie. „Was ist das für eine Sache, bei der nur ich helfen kann? Ich meine, ich bin Technikerin und keine Psychologin.“ „Sie sind nicht nur eine Technikerin, Mc’Knight.“, begann er. „Sie sind eine besondere Kameradin, die eine besondere Erfahrung hat.“ „Grandemought.“, schloss Jenna. „Genau um ihn geht es.“, bestätigte Maron. „Ich weiß nicht, ob ich das alles richtig mache. Manchmal habe ich das Gefühl, Gajus einzuengen oder gar seine Pläne zu sabotieren, ohne dass ich es selbst merke. Vor einer Sache habe ich furchtbare Angst, Mc’Knight. Furchtbare Angst.“ „Was meinen Sie damit, Sir, Sie würden seine Pläne behindern?“, fragte Jenna verständig. „Es geht hauptsächlich um Eludeh.“, sagte Maron. „Aus Rücksicht auf mich wollte sie ihrem Mann nicht nah sein. Ich habe mich so sehr zurückgenommen, wie ich konnte und Gajus hat mir gesagt, ich hätte nichts Falsches getan, aber die Tatsache, dass sie mich noch gespürt hat, bedeutet …“ „Sir!“, rief Jenna aus. „Das hier.“, sie zeigte auf den Körper des Demetaners. „Ist immer noch Ihr Körper und Sie stecken drin. Es ist also ganz logisch, dass Eludeh Sie telepathisch wahrgenommen hat. Wenn Gajus Ihnen sagt, Sie haben alles richtig gemacht, dann müssen Sie ihm einfach vertrauen. Zwischen Grandemought und mir gab es solche Augenblicke auch. Aber ich habe ihm letztendlich einfach vertraut. Und wo vor haben Sie solche Angst?“ „Vor dem, was Sedrin mit Gajus vorhat.“, erwiderte Maron. „Nein.“, fuhr er fort. „Es ist eher das, was Gajus vorhat. Sedrin hat ihm angeboten, dass sie mit ihm ins Kinderheim nach Tindara fliegt. Dort wollen wir dann Gajus’ und Eludehs Sohn besuchen. Gajus verfolgt irgendeinen Plan, den ich nicht kenne. Ich weiß nur, dass er mir irgendwann für kurze Zeit die Kontrolle geben wird. Was ist, wenn ich das Kind fallen lasse, oder …“ „Es werden mit Sicherheit genug Leute um Sie herum sein, die das Schlimmste verhindern werden.“, tröstete Jenna. „Zum Beispiel Sedrin und Eludeh. Ich bin überzeugt, keine von beiden wird zulassen, dass Centus-Shimar ein Leid geschieht.“ „Ihr Wort in Mutter Schicksals Gehörgang, Mc’Knight.“, sagte Maron ungläubig. „Nun ja. Ich sollte vielleicht dafür sorgen, dass Sie weiter arbeiten können.“ Er gab Gajus die Kontrolle zurück.

Jenna wandte sich wieder der Konsole zu. „Agent Sedrin hat Zirell einen interessanten Vorschlag gemacht.“, erklärte sie, während sie Programmbefehle in die Konsole tippte. „Den kenne ich auch.“, sagte Gajus. „Der Agent will der Regierung der Tindaraner den Vorschlag machen, dass wir die präparierte Boje als Versöhnungsgeschenk an die Nihillaner zurückgeben. Ich glaube sogar, die Zusammenkunft ist bereits damit einverstanden.“ „Deshalb sollten wir uns jetzt sputen.“, schlug Jenna vor.

Sedrin war mit der Vernehmung der Bajoraner beschäftigt. Viel hatte die Demetanerin bisher nicht erfahren können. Die Erste Ministerin hatte ihr nur gesagt, dass sie unbedingt nach Tindara wollte, um zu berichten, was die Nihillaner sich für fiese Foltermethoden einfallen lassen hatten, um den Bajoranern das Leben zur Hölle zu machen. Dieser Plan hatte ja auch funktioniert. Sie hatte Sedrin gebeten, Shimar und mir ihren Dank auszurichten. Mehr konnte sie aber nicht aussagen. Deshalb hatte Sedrin die hoch gewachsene ältere Frau mit den kurzen schwarzen Haaren auch bald aus der Vernehmung entlassen. Das Verhör des Kai, eines kleinen dicken Mannes mit flammend rotem Haar jedoch, schien interessanter zu werden. „Agent, ich hatte gerade eine Drehkörpererfahrung, als die Propheten ein großes Unheil auf sich zukommen sahen. Was sie mir sagen wollten, konnten sie nicht mehr.“, schilderte der Kai. Dabei wurde sein Gesicht immer verzerrter, denn er war hoch bestürzt. In Stichworten notierte Sedrin seine Aussage. Später würde sie alles noch einmal von IDUSA serviert bekommen, die das Verhör aufzeichnete. „Benötigen Sie eine Pause, Eminenz?“, fragte Sedrin verständnisvoll. „Nicht nötig.“, sagte ihr Gegenüber. „Ich habe mich schon wieder gefangen. Es ging ja danach nicht mehr so traurig weiter. Ich habe plötzlich etwas Merkwürdiges gesehen. Ich sah etwas wie einen Strahl, der den Propheten, mit dem ich in Kontakt war, einhüllte. Dann spürte ich, wie er in etwas hineingezogen wurde. Aber von dem Etwas ging keine Gefahr für ihn aus. Im Gegenteil. Es wollte nichts mehr, als ihm helfen. Er fühlte sich unglaublich wohl dort, wo er war, Agent. Können Sie mir das erklären?“ „Kann ich.“, sagte Sedrin nüchtern. „Sie haben die Rettung der Propheten durch die Vendar hautnah erlebt. Was Sie gesehen haben, war ein Transporterstrahl und der Ort, an dem der Prophet jetzt ist, ist die Sifa eines Vendar. Diese Wesen können Geistwesen, wie es die Propheten sind, in ihren Körper aufnehmen und stabilisieren, wenn es nötig sein sollte.“

Er warf Sedrin einen fast ehrfürchtigen Blick zu. „Ich bin diesen Vendar sehr dankbar.“, sagte er. „Wo sind die jetzt?“ „Sie sind auf einem Planeten ganz in der Nähe.“, antwortete Sedrin. „Wenn Sie ihnen etwas sagen wollen, kann ich Sie mit ihrer Anführerin verbinden.“ Der Kai nickte. „Gut.“, sagte Sedrin und wandte sich zum Stationsavatar: „IDUSA, eine Verbindung mit Sianach.“

Während der Avatar die Verbindung herstellte, versuchte Sedrin, dem Kai schonend beizubringen, was gleich auf ihn zukommen würde. „Haben Sie schon einmal mit einem Neurokoppler gearbeitet?“, fragte sie und hielt den einem Haarreif ähnelnden Gegenstand in die Höhe. „Nein.“, erwiderte der Bajoraner. „Es ist im Grunde nicht schlimm.“, sagte Sedrin. „IDUSA wird Sie gleich untersuchen und eine so genannte Reaktionstabelle von Ihnen erstellen. Dann ist sie in der Lage, Ihnen das Bild Sianachs direkt vor ihr geistiges Auge zu projizieren. Sie können dann ganz normal mit ihr sprechen.“ Die Demetanerin vermied absichtlich technische Details. „Langsam erschreckt mich nichts mehr.“, antwortete der Kai und nahm das Teil aus ihrer Hand entgegen, um es sich auf den Kopf zu setzen. „Richtig.“, lobte Sedrin.

Wenige Sekunden später sahen sie und der Kai in das Gesicht der Vendar-Anführerin. „Wer ist der Bajoraner an deiner Seite, Sedrin El Demeta.“, wollte Sianach wissen. „Das ist Kai Ro Benjan.“, erklärte Sedrin. „Er ist so etwas wie der höchste Priester der Bajoraner. Er möchte dir etwas sagen.“ „Was ist dein Begehr, Benjan El Bajor?“, fragte Sianach. „Ich möchte mich bei dir und deinesgleichen für die Rettung unserer Götter bedanken.“, begann das geistige Oberhaupt. „Sei gewiss, dass wir dies gern getan haben.“, erwiderte Sianach. „Wir wissen, dass die Nihillaner auf dem falschen Weg sind und auf keinen Fall damit durchkommen dürfen, was sie vorhaben. Mach dir keine Sorgen. Wir werden gut auf deine Götter und die deines Volkes achten. Das schwöre ich.“ Sie beendete das Gespräch.

Evain hatte sich mit Ethius in dessen Büro getroffen, nachdem dieser eine Nachricht der Zusammenkunft erhalten hatte. „Was halten Sie vom Friedensangebot der Tindaraner, Evain?“, wollte er von der Oberkommandierenden wissen. „Ich halte es für eine List, Allverstehender Präsident, wenn ich ehrlich sein soll.“, antwortete Evain. „Sicher haben die irgendwas mit unserer Boje angestellt und wollen sie uns jetzt nur zurückgeben, um unsere Bemühungen, eine neue dimensionäre Ordnung zu schaffen, zu sabotieren. Aber das können wir auch. Die Tindaraner müssen ja nicht erfahren, dass wir die Boje längst ersetzt haben. Wir sollten zulassen, dass sie uns die präparierte Boje zurückgeben. Erst im allerletzten Moment, kurz bevor wir das Netzwerk aktivieren, sollten wir unsere neue Boje platzieren, die den Platz der alten eingenommen hat, was die anderen Bojen längst wissen. Mit der präparierten Boje wird also keine der anderen Kontakt aufnehmen. Dann stehen sie da mit ihrem Talent. Dann kann ihnen auch Techniker Jenna Mc’Knight nicht mehr helfen, in die sie doch so große Hoffnungen gesetzt haben.“ Ethius setzte ein diabolisches Grinsen auf. „Oh, Evain.“, sagte er. „Sie haben meinen Plan noch perfektioniert. Wie machen Sie das nur?“ „Frauen sind viel durchtriebener als Männer.“, antwortete Evain. „Das ist in den meisten Spezies so und auch wissenschaftlich erwiesen.“ Ethius lachte dreckig.

Shimar war kurz bei Zirell gewesen. Als er zurückkam, hielt er etwas in der Hand, mit dem er vor meiner Nase herumwedelte. „Was ist das?“, fragte ich neugierig. „Eine Freistellung.“, antwortete er. „Die Zusammenkunft hat mir Urlaub gewährt, der nicht von meinem eigentlichen abgezogen wird. Es ist sozusagen ein Geschenk, weil wir die beiden hochgestellten Bajoraner gerettet haben. Zirell hat angeboten, dass ich nach Tindara fliege, aber dann bist du so weit weg.“ Er zog mich an sich und küsste mich. Dann fuhr er fort: „Du kannst so etwas sicher nicht von deiner Regierung erwarten. Für die sind das ja Verräter.“ „Stimmt.“, bestätigte ich. „Zumindest wird das so lange so sein, wie die Sache mit Nihilla andauert. Deine Leute werden so lange mit der Föderation Krieg führen, bis Nugura vernünftig geworden ist und alle Machenschaften der Nihillaner aufgeklärt sind. Vermisst du eigentlich irgendwas aus der Zeit, als die Föderation und Tindara noch politische Freunde waren?“ Er drückte mich erneut fest an sich. „Ich habe alles von der Föderation hier, was ich will.“, flüsterte er dann. „Shimar.“, seufzte ich. „Ich meine es ernst.“ „Ich auch.“, sagte er mit unschuldigem Ton. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ernst ich es meine. Aber in gewisser Weise hast du schon Recht. Ich vermisse so manche Simulation. Simus schreiben könnt ihr nämlich besser als wir. Es gibt da ein terranisches Programm. Hast du schon mal was vom Segelfliegen gehört?“ Ich stutzte. Jemand wie Shimar, der warpfähige Schiffe fliegen konnte, schwärmte für ein Segelflugprogramm. „Es ist einfach magisch. Nur der Wind, das Flugzeug und du. Du musst viel mehr auf dein Wissen über Flugphysik in Atmosphären zurückgreifen und …“

Ich befreite mich aus seiner Umarmung und ging zu meinem Koffer, der neben dem Bett stand. Darin kramte ich eine Weile herum. Dann hielt ich ihm grinsend einen Datenkristall unter die Nase. „Zum Gedenken an meinen Großvater.“, las Shimar laut von der Hülle ab. „Was bedeutet das?“ „Komm mit.“, lächelte ich.

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