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Hinweise zur Geschichte:

Um diese Geschichte besser verstehen zu können, sollte man vorher "Star Trek - Die Kraft des Geistes" und "Die Bewahrerin des Lichtes" lesen.

 

Hell schien die Sonne vom wolkenlosen blauen Himmel auf die kleine Lagune herab. Die Luft war vom salzigen Duft des Meeres erfüllt und der weiße Strand war fast leer. Ein kleines schneeweißes Ruderboot lag am Strand. Die Paddel lagen im Boot. Nur eine junge Frau saß allein auf einer Wolldecke im warmen Sand und blickte auf das Meer hinaus. Der Wind spielte mit ihren dunklen Haaren, was der jungen Asiatin nichts ausmachte. Das Wetter war einfach herrlich. Es war nicht zu warm und auch nicht zu kalt. Ideal um an den Strand zu gehen. Es war sogar warm genug um im Meer baden zu können. Ihre Uniform saß tadellos.

Hoshi genoss die Abgeschiedenheit in der Lagune. Es war so ruhig und still hier. Sie wollte allein sein, um über jemanden nachzudenken, der ihr sehr wichtig war. Sie kannte diesen Mann schon etwas mehr als drei Jahre. Lieutenant Sato schloss die Augen und sie sah sofort das Gesicht dieses Mannes vor sich. Sie spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. Sie hörte seine Stimme, sein herzhaftes Lachen. Hoshi hatte sich in diesen Mann verliebt. Das geschah auf der Hochzeitsfeier von Commander Jenny Janzen und Q, denn dort lernte sie ihn vor über drei Jahren kennen. Sie erinnerte sich noch sehr genau daran, wie sie ins Gespräch kamen. Eine junge sehr hübsche Frau diskutierte damals mit ihm über die Sprachen aus seinem Jahrhundert und sie hörte ihnen zu, bis sie sich selbst in das Gespräch einklinken konnte. Zusätzlich hatte sie den Eindruck, dass diese atemberaubende Schönheit versuchte mit ihm zu flirten, worauf er aber nicht einging. Unwillkürlich musste sie lächeln. Obwohl das schon ein paar Jahre her war, waren die Bilder in ihrem Kopf noch sehr frisch, als wäre das Ganze erst gestern passiert.

Dieser Mann stammte aus der Vergangenheit der Erde. Jenny Q war diejenige, die es ihm ermöglichte, in der Zukunft ein neues Leben anzufangen. Eine gemeinsame Mission machte es erst möglich, dass Hoshi diesen Mann kennen lernen konnte. Diese Mission war für alle Beteiligten sehr gefährlich, weil eine machthungrige Entität Namens Sytania erneut versuchte, wieder einmal die Macht an sich zu reißen. Er selbst hatte nichts mit der Mission zu tun gehabt, aber Jenny Q nahm ihn neben noch einigen weiteren Freunden mit in die Zukunft, als sie Q heiratete. Noch während der Hochzeitsfeier bot sie ihm an, in der Zukunft bleiben zu können, wenn er es denn wolle. Er nahm das Angebot an und blieb. Er trat seinen Dienst an Bord der Enterprise an. Captain Archer veranlasste, dass er dort alles lernen musste, was er als Besatzungsmitglied wissen musste, um seine Arbeit an Bord ordnungsgemäß verrichten zu können.

Lieutenant Hoshi Sato arbeitete mit ihm eng zusammen, weil er sich mit Sprachen ein wenig auskannte und mehrere von ihnen gebrochen sprach. Viele dieser Sprachen, mit denen er etwas vertraut war, galten inzwischen ausgestorben. Sie brachte ihn sehr viel über Sprachen bei und unterrichtete ihn in mehreren. Er lernte recht gut für einen Mann mittleren Alters und war mit Feuereifer bei der Sache. Seit ihrer ersten Begegnung fühlte sich die junge Asiatin zu ihm hingezogen. Am Anfang hatte sie das Gefühl gehabt, dass es bei Aldo Rossman genauso war. Hoshi versuchte auch nach und nach etwas mehr ihre Freizeit mit Aldo zu verbringen, doch er zog sich rasch zurück, was sie nicht verstehen konnte. Wenn er in ihrer Nähe war, sah sie immer wieder zu ihn hinüber. Er machte das nur sehr selten. Jedes Mal, wenn sie versuchte, ihm näher zu kommen, blockte er es ab.

Im Laufe der Zeit ergaben sich für Hoshi einige Gelegenheiten, ihm ihre Gefühle zu offenbaren, aber sobald sie ihre Chance nutzen wollte, zog er sich aus unterschiedlichen Gründen zurück. Sie hatte bei ihm etwas festgestellt. Auch wenn Aldo über etwas lachte, sah sie an seinem Blick, dass er sich innerlich anders fühlte. Sein Blick sagte, dass ihm eigentlich nicht zum Lachen zu Mute war und er lachte nur sehr selten.

Hoshi legte sich auf den Rücken und verschränkte ihre Arme hinter dem Kopf. Sie hatte die Augen geschlossen und gab einen leisen Seufzer von sich. Sie wusste sich keinen Rat mehr, wie sie Aldo noch für sich gewinnen konnte. Die junge Frau dachte nach. Sato wusste nicht, wie lange sie so auf der Decke gelegen hatte, als sie sich wieder aufrichtete und erneut auf das Meer hinausschaute.

„Das ist ein sehr schöner Platz hier, um allein zu sein.“, hörte Hoshi hinter sich eine sanfte Frauenstimme. Die junge Asiatin wandte sich um und sah nach oben. Neben ihr stand eine junge Frau mit langen blonden Haaren, die sie offen trug und ihr über die Hüften gingen. Sie hatte eine makellose Haut und eine tadellose Figur. Sie kam ihr vage bekannt vor, konnte sie aber nicht sofort einordnen, wo sie diese Frau schon mal gesehen haben konnte. „Ja, das ist er.“, antwortete Hoshi. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte die schöne Unbekannte. Hoshi machte eine einladende Handbewegung. Die Fremde nahm neben Sato Platz und beide sahen gemeinsam aufs Meer hinaus.

„Sie sind sehr nachdenklich, Lieutenant.“, konstatierte die Fremde nach einer Weile unvermittelt. „Ja, das stimmt.“, gestand die Linguistin, „Ich denke an jemand oder besser gesagt, ich denke über jemanden nach, der ebenfalls an Bord der Enterprise dient. Er heißt Aldo Rossman.“ Hoshi wurde etwas verlegen und sie fühlte, wie sich ihre Wangen röteten. Als sie seinen Namen sagte, nahm ihre Stimme einen zärtlichen Klang an. Die junge Asiatin warf der blonden Frau einen kurzen Seitenblick zu, doch diese erwiderte den Blick nicht und sah stattdessen nachdenklich aufs Meer hinaus.

„Sie lieben ihn, seit dem Sie ihn das erste Mal sahen.“, sagte die Fremde nach einigen Momenten unvermittelt. Hoshi zuckte zusammen und sah die Blonde an. „Ja...ja, ich liebe ihn.“, gestand Hoshi etwas verlegen. „Aber er erwidert Ihre Gefühle nicht.“, antwortete die Fremde mit den schrägen Augenbrauen, die Lieutenant an einer Vulkanierin erinnerte, „Und deshalb sind Sie heute hier, weil Sie darüber nachdenken, wie sie sein Herz gewinnen können.“ Hoshi verschlug es die Sprache, dass diese fremde Frau genau wusste, was in ihr vorging und was sie empfand. Sato sah sie von der Seite her an und musterte sie. Die Blonde schob ihre langen Haare zurück und zum Vorschein kamen ihre spitzen Ohren. Der Blick der Unbekannten blieb weiterhin auf das Meer gerichtet.

Hoshi winkelte ihre Beine an, umschloss sie dann mit ihren Armen und legte dabei ihr Kinn auf die Knie. „Das stimmt. Aber ich weiß nicht, was ich noch machen soll.“, gab sie zu, „Immer wieder versuchte ich ihm näher zu kommen und Aldo zog sich dann immer sofort von mir zurück, wenn ich kurz davor war, ihm zu sagen, was ich für ihn empfinde.“ Nachdenklich sahen beide Frauen eine Weile lang wortlos in die Ferne. „Mich machen seine Worte sehr nachdenklich, die er vor kurzem mal zu Crewman Jackson sagte, nachdem er ihn fragte, wie die Leute es in seinem Jahrhundert in Liebesdingen handhabten. Ich fand, dass seine Antwort sehr hart und brutal klang. Ich war damals total geschockt und das bin ich heute noch irgendwie.“, fuhr Hoshi fort. „Was hat er denn zu ihm gesagt?“, wollte die Blonde wissen. Hoshi runzelte die Stirn. „Er sagte, dass die Liebe ein hartes und grausames Geschäft sei und dass man niemals zu jemand „Ich liebe dich“ sagen sollte, wenn das eigene Herz kalt ist.“ Ihre Stimme zitterte ein wenig, als sie jene Worte sagte, die Aldo zu dem Crewman sagte. Sato schüttelte langsam mit dem Kopf. „Ich verstehe das nicht.“, gab sie zu, „Für mich klingt es so, als hätte er irgendwann mal etwas sehr Schlimmes diesbezüglich erlebt und dass ihm jemand mal sehr weh getan haben muss. Irgendwie klang das sehr verbittert.“ Die Blonde wandte sich Hoshi zu und sah ihr direkt in die Augen. „Das klingt jedenfalls so, dass er in dieser Hinsicht mal etwas sehr Schlimmes erlebt haben muss und deshalb nun seitdem Angst hat, sich neu zu verlieben und wenn ihm das passieren sollte, so schwor er sich vermutlich, dass er es niemals jemandem sagen wird. Am allerwenigsten der Frau, in die er sich verlieben würde oder sich schon verliebt hat. Eigentlich ist das auch sehr verständlich, weil er nicht noch mal so verletzt werden möchte, wie das seine letzte Freundin mit ihm gemacht hat.“

Hoshi sagte nichts und dachte über die Worte der Frau nach, die neben ihr saß. Unwillkürlich begann die Asiatin mit dem Kopf zu schütteln. „Ich muss doch verrückt sein.“, sagte sie, „Ich rede mit Ihnen über meine Gefühle und kenne noch nicht einmal Ihren Namen, obwohl Sie mir die ganze Zeit über vage bekannt vorkommen.“ Die Blonde sah Hoshi direkt an. „Das ist schon in Ordnung. Sie sind nicht verrückt.“, lächelte sie, „Ich heiße Narāja und ich komme Ihnen deshalb bekannt vor, weil wir uns schon mal begegnet sind.“

Nachdenklich runzelte Hoshi die Stirn. „Sie sahen mich zum ersten Mal auf der Hochzeitsfeier von Commander Jenny Janzen und Q.“, fügte die Blonde hinzu, „Ich unterhielt mich damals mit Mr. Rossman über Sprachen, als Sie sich zu uns gesellten.“ Sato wandte sich zu Narāja um und sah sie direkt an. Gelassen erwiderte die blonde Schönheit den Blick der jungen Asiatin. „Sie haben sich nicht nur mit ihm unterhalten. Sie haben damals sogar versucht mit ihm zu flirten!“, platzte es aus Hoshi heraus, wobei ihre Stimme etwas lauter wurde. Bei diesem Gedanken spürte Sato einen kleinen Stich in ihrem Herzen. „Ja, das stimmt.“, bestätigte Narāja in einem ruhigen Tonfall, „Aber er ging nicht darauf ein. Er hat mich einfach abblitzen lassen.“ Hoshi seufzte. „Dann habe ich das doch noch richtig in Erinnerung.“, konstatierte sie und spürte, wie sie sich langsam wieder ein wenig entspannte, „Allerdings wunderte ich mich damals sehr, dass er das nicht machte.“ „Und Sie sind eifersüchtig, meine Liebe.“, konterte die Blonde trocken. Hoshi fühlte sich ertappt und sah die neben ihr sitzende Frau perplex an. Sie spürte, wie sie verlegen wurde und ihre Wangen sich erneut röteten. „Das war das erste Mal, dass ein Mann mich abblitzen ließ.“, fügte Narāja etwas fassungslos und zugleich auch ein wenig pikiert hinzu. Sato musterte Narāja erneut. Dann wandte sie wieder ihren Blick von von der Blonden ab.

Ein Zeit lang saßen beide nebeneinander auf der Decke und betrachteten das Meer. Auf der Wasseroberfläche brach das Sonnenlicht in verschiedene Farben und es sah aus, als würden unzählige Diamanten vor ihnen liegen, die von jemand oder etwas bewegt wurden.

„Sie möchten genau wissen, was mit Mr. Rossman los ist, nicht wahr?“, fragte Narāja unvermittelt die junge Asiatin. Hoshi nickte wortlos. „Ja, eigentlich schon.“, gestand sie, „Dann könnte ich zumindest sein Verhalten besser verstehen, warum er sich immer dann von mir zurückzieht, wenn ich gerade kurz davor bin, ihm zu sagen, dass ich ihn liebe.“

Die Blonde stand auf und sah auf Sato herab. „Kommen Sie.“, forderte sie Hoshi auf, „Gehen wir ein Stück zusammen.“ Die junge Asiatin stand ebenfalls auf, hob die Decke auf und rollte sie zusammen. Rasch legte sie sie in das Ruderboot. Geduldig wartete Narāja auf die Erdenfrau. Gemeinsam gingen sie anschließend den Strand entlang.

„Also ich werde Ihnen nun ziemlich genau erzählen, was ihm in seinem Jahrhundert passiert ist.“, begann die Blonde in einem ruhigen Tonfall. Hoshi hörte aufmerksam zu, während Narāja ihr detailliert berichtete, was mit Aldo wirklich geschehen war. Sie erzählte, wie er die Frau über das Internet kennen lernte. Es war eine Zufallsbekanntschaft, aus der sich mehr entwickelte. Vor Hoshis inneren Augen entstanden klare und deutliche Bilder. Sato sah Aldo an einem kleinen Rechner sitzen und wie er daran über ein spezielles Programm mit dieser Frau sprach. Gleichzeitig sahen sich die beiden über Webcams. Sie glaubte sogar ihn hören zu können. Auch seine damalige Freundin. Allerdings hörte sie die Stimme dieser Frau bei weitem nicht so klar und deutlich wie seine. Und sie fühlte noch etwas. Es waren Gefühle im Spiel, sehr starke Gefühle. Hoshi hatte das Gefühl, als würde sie das alles nun selbst erleben. Sie fühlte, was er fühlte. Sie hörte, was er sagte und dachte. Er war total glücklich und er war damals für diese Frau bereit gewesen, alles aufzugeben, nur um bei ihr zu sein. Am Schlimmsten war es für Hoshi, als sie zum ersten Mal seinen wahren Schmerz fühlte, den er durchmachte, als seine Freundin mit ihm nach wenigen Monaten Schluss machte. Er stand unter Schock und konnte nicht begreifen, was in dem Moment geschah. Deutlich sah Hoshi die geschriebenen Worte von Aldos Freundin, die sie ihm als Begründung geschrieben hatte. Sie kannte schon seit einigen Jahren einen anderen Mann, den sie die ganze Zeit über geliebt hatte und in Kürze heiraten wollte. Für Rossman brach eine Welt zusammen. In Aldo tobte ein Gefühlschaos und Hoshi litt mit ihm. Im nächsten Augenblick verschwanden die ganzen Bilder. Auch das Gehörte und die Gefühle waren wieder verschwunden. Hoshi hatte das Gefühl, als hätte jemand eine Verbindung zu Aldos Leben getrennt. Doch die Erinnerung an das Gesehene und Gehörte sowie Gefühlte blieben.

Sato war stehen geblieben. Tränen rannen ihre Wangen hinab. Narāja stand neben ihr und sah sie wortlos an. „Jetzt verstehen Sie mit Sicherheit viel besser, was mit Mr. Rossman los ist.“, sagte die Blonde leise und legte ihre Hände sanft auf Satos zierliche Schultern. Hoshi nickte. „Sie hat ihm wahnsinnig weh getan.“, fuhr Narāja fort, „Er plante sein Leben mit ihr und sie machte am Anfang mit, ohne zu sagen, dass sich bei ihr inzwischen etwas veränderte. Sie zog sich von ihm zurück und schwieg. Sie ließ ihn einige Tage quasi allein, ohne ihm zu sagen, was los war. Egal, was er auch tat. Er schrieb ihr einen Liebesbrief sogar ein Liebesgedicht. Sie antwortete ihm weder auf seine Mails noch auf sein Kurzmitteilungen. Er versuchte sie immer wieder anzurufen. Aber sie rief nicht zurück. Immer wieder zeigte er ihr, indem er ihr schrieb, was sie ihm bedeutete und als sie mit ihm Schluss machte...“ „...brach für ihn eine Welt zusammen.“, ergänzte Sato den Satz der Blonden, wobei sie innerlich immer noch jenen Schmerz fühlte, den Aldo in sich trug. „Ja.“, bestätigte sie traurig, „Er war total geschockt. Sie hatte ihm den Boden unter den Füßen weggerissen. Er konnte, nein, wollte auch nicht glauben, was sie mit ihm gemacht hat. Seitdem hat er das Gefühl, dass sie mit ihm nur gespielt hat und dieses Gefühl ist bis heute geblieben. Sie brach ihm auf eine sehr grausame Art und Weise das Herz. Deshalb glaubt er auch nicht mehr an die Liebe.“

„Und deshalb ist er auch heutzutage nicht mehr bereit, einer Frau noch mal zu vertrauen, wenn es um die Liebe geht.“, begriff Hoshi, die immer noch dabei war, das neue Wissen über Aldo Rossman zu verarbeiten. „Ja, leider.“, pflichtete ihr Narāja bei, „Und das muss sich wieder ändern.“ Die Blonde machte eine kurze unheilvolle Pause, bevor sie weitersprach. Hoshi sah sie erwartungsvoll an. „Nachdem Sytania in der letzten Schlacht von allen gemeinsam in allen Zeiten und Dimensionen geschlagen wurde, hatte niemand es für möglich gehalten, dass sie so rasch wieder angreifen könnte.“, gestand Narāja, „Ich ahnte es und schlich mich deshalb inkognito auf die Hochzeitsfeier von Commander Jenny Janzen und Q, um rechtzeitig eingreifen und die anderen warnen zu können, wenn sie dort unverhofft auftauchen sollte, um dort weiteren Schaden anzurichten. Ich habe versagt. Ich dachte, sie würde dort zuschlagen, wo alle ihre Feinde versammelt waren und sich in dem Moment am sichersten fühlten. Niemand ahnte, dass sie bereits einen anderen Plan ersonnen hatte und den in der Vergangenheit der Erde umsetzte...“

„...und Aldo war das Opfer in diesem Fall.“, schlussfolgerte Hoshi betroffen, die immer noch den Seelenschmerz Aldos in sich fühlte. Die Blonde nickte. „Ja, weil er ein Freund von Jenny Q ist und sie ihn in die Zukunft holte.“, erklärte Narāja, „Er war an dem Kampf nicht beteiligt. Deshalb hatte er keine Bedeutung. Die Bedeutung von Mr. Rossman wuchs in dem Moment, als Jenny Q ihn anbot, in die Zukunft zu holen und er zustimmte. Er hat in der Zukunft eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen und diese kann er nicht erfüllen, wenn er nicht derjenige ist, der er ist. Er war am verwundbarsten von allen. Das war für Sytania klar und auch der Grund, warum sie in die Rolle seiner letzten Freundin schlüpfte und die Beziehung mit ihr systematisch zerstörte.“

Narāja machte eine kurze Pause. Hoshi wartete geduldig, bis die blonde Frau neben ihr weitererzählte. „Auch mir wurde in dem Moment klar, welche Aufgabe für Mr. Rossman vorgesehen war, als er auf der Hochzeit mitfeierte. Also versuchte ich mich in seiner Nähe aufzuhalten, solange er sich in der Zukunft aufhielt. Sein Wissen war für Sytania sehr gefährlich und deshalb musste ich ihn schützen. Sie wollte ihn soweit verändern, dass er für sie keine Gefahr mehr darstellen konnte.“

„Und sie unterhielten sich mit ihm und versuchten mit ihm zu flirten, damit er auf der Feier nur Sie wahrnahm.“, konstatierte Sato leise und spürte erneut einen kleinen Stich in ihrem Herzen. „Ja, ich musste eine soziale Verbindung zu ihm aufbauen, damit er in meiner Nähe bleibt. Doch dann kamen Sie hinzu und ich war davon überzeugt, dass Sie genauso auf ihn Acht geben werden wie ich. Deshalb zog ich mich zurück, ohne Mr. Rossman aus den Augen zu lassen.“

Beide Frauen gingen Seite an Seite weiter den Strand entlang. „Das Schlimme daran ist es, dass es Sytania gelang, ihn auf eine so subtile und grausame Art zu verletzen, dass das nicht sofort ersichtlich wird, was sie getan hat und er hatte auch gar keine Chance gehabt zu erkennen, was sie ihm in der Gestalt seiner damaligen Freundin eigentlich antat.“, fügte die Blonde hinzu. Inzwischen dämmerte es Hoshi, warum Narāja zu ihr gekommen war und sprach den Gedanken aus. „Sie sind nun hergekommen, damit ich Ihnen helfe, den Fehler zu korrigieren.“ Hoshi warf ihrer Begleiterin einen kurzen Seitenblick zu. „Nein, das ist nicht ganz korrekt.“, antwortete die Blonde mit ernster Miene, „Ich bin daran schuld, dass Sie ihn bis jetzt nicht für sich gewinnen konnten, weil ich versagt habe, indem ich ihn nicht so beschützen konnte, wie ich es wollte. Deshalb möchte ich Ihnen nun dabei helfen, ihn für sich zu gewinnen. Deshalb habe ich Ihnen alles erzählt, was mit Mr. Rossman in seinem Jahrhundert passiert ist.“

Hoshi sah Narāja direkt ins Gesicht. „Sagen Sie mir bitte eines, Miss Narāja...“, begann Sato, als sie bereits von der Blonden unterbrochen wurde. „Sagen Sie nur Narāja. Das reicht völlig aus, okay?“, sagte die schöne Frau mit den sehr langen Haaren. Die Asiatin nickte. „Okay,...Narāja.“, sagte sie zaghaft, „Dann heißt es in Zukunft für dich Hoshi, okay? Zumindest ist das unter Freunden auf der Erde so üblich.“ Die Blonde nickte zufrieden. „So sei es, Hoshi.“, lächelte sie, „Obwohl ich nicht von der Erde stamme.“ „Das dachte ich mir schon, als ich deine schräg gestellten Augenbrauen und spitzen Ohren sah.“, grinste Sato, „Du musst Vulkanierin sein.“ Als die Blonde das verneinte, sah Hoshi sie zweifelnd an. „Nein, dafür zeige ich zu viele Emotionen, wie dir bereits schon klar sein müsste.“, erwiderte sie lächelnd, „Ich bin die Summe aller aldanischen Seelen und mein Name ist nichts anderes als die Bezeichnung für alle Seelen des aldanischen Volkes.“ „Du bist auch eine Entität?“, fragte Hoshi verblüfft. Narāja bejahte. „Ja, sozusagen.“, lächelte sie.

Inzwischen kehrten die beiden Frauen wieder um. „Wenn du schon so viel über Aldo und mich weißt, kannst du mir dann auch sagen, was er für mich empfindet?“, fragte Hoshi ihre Begleiterin. „Das musst du schon selbst herausfinden, Hoshi.“, antwortete sie geheimnisvoll. Sato warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, doch aus der Mimik von Narāja konnte sie nichts herauslesen. „Versuche weiterhin für ihn da zu sein, aber bedränge ihn nicht. Mach es subtil. Dann kannst du es schaffen, ihn für dich zu gewinnen. Er braucht vielleicht noch unheimlich viel Zeit und du musst mit ihm wahnsinnig viel Geduld haben. Immerhin weißt du jetzt ja, was mit ihm in der Vergangenheit passiert ist. Er muss erst wieder mühselig lernen, einer Frau in Punkto Liebe zu vertrauen.“ Als sie das Ruderboot erreichten, blieben die beiden Frauen stehen. Narāja sah Hoshi an. Ihre Blicke trafen sich. „So, ich muss jetzt leider gehen.“, sagte die Blonde bedauernd, „Denke daran, was ich dir gesagt habe. Habe Geduld und gib ihm so viel Zeit, wie er braucht. Dann wirst du ihn für dich gewinnen.“ Lieutenant Hoshi Sato sah der blonden Gestalt nach, bis die hinter einem großen Felsen außer Sichtweite geriet.

Seufzend wandte sich dem Ruderboot zu und holte erneut ihre Decke heraus. Rasch breitete sie die auf dem weißen Sand aus. Sie wollte sich gerade hinsetzen, als sie eine Gestalt zwischen den Bäumen hervortreten sah. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe aus. Der Mann kam genau auf sie zu. Dicht vor ihr blieb Aldo Rossman stehen und sah sie direkt an. Hoshi spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und ihre Wangen glühten. Sie sah in seine Augen. Die Traurigkeit in ihnen war verschwunden. Sie fühlte wie ihr Herz zu rasen begann. „Ich....“, begann sie, als ihr die Stimme versagte. Er lächelte verständnisvoll. „Ich...es tut mir Leid...“, begann sie erneut, „Ich wusste nicht...“ Aldo sah sie weiterhin wortlos an. Sie trat auf ihn zu und zögerte. Immer noch sah sie direkt in seine Augen. Sie wollte ihre Arme um ihn legen. Sie wollte ihn fühlen, seine Haut, seine Hände, ihn total spüren. „Ja?“, fragte er leise und lächelte. Hoshi gab dem Impuls nach und legte ihre Arme um ihn und gestand ihm ihm ihre Liebe. Dann küsste sie ihn leidenschaftlich. Reflexartig nahm er die kleine Asiatin in seine Arme und erwiderte den Kuss. Als sie sich kurz voneinander lösten, gestand Aldo ihr seine Gefühle, die er ebenfalls seit seiner ersten Begegnung für sie hegte, aber wahnsinnige Angst davor hatte, sie zuzulassen.

Narāja lächelte, als sie die beiden Menschen am Strand für einen Augenblick lang zwischen einigen Büschen hindurch beobachtete, die sich engumschlungen leidenschaftlich küssten. Als sie sich in ihrer Leidenschaft auf die Decke sanken, wandte sich Narāja ab und ging. Im Stillen schwor sich die aldanische Entität, dass sie für immer Aldo Rossman beschützen wird. Niemand sah, wie die hochgewachsene schöne Frau mit den sehr langen blonden Haaren eine kleine Träne aus den Augen wischte...

ENDE

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