Viele Wochen vergingen und der warme Frühling musste inzwischen dem Sommer weichen. Jeden Tag wurde es etwas heißer und es verging kein Tag, an dem sich Kathryn mit den beiden Bärenjungen draußen auf dem Hof aufhielt. Sie war sehr stolz darauf, dass ihr Vater ihr erneut Tiere zur Pflege gab. Belustigt betrachtete sie die beiden braunen pelzigen Jungtiere, die jeweils genüsslich an ihren Fläschchen nuckelten. Zufrieden stellte sie zusammen mit Henry fest, dass die beiden Bärenjungen sich prächtig entwickelten. Für Maruk hatte Kathryn wegen der beiden Bären weniger Zeit als vorher, was ihr unendlich Leid tat, wenn der rote Wolf mit ihr spielen wollte und sie wegen der beiden Grizzlyjungen nicht konnte. Sobald die beiden Bären schliefen, versuchte sie mehr Zeit mit Maruk zu verbringen. Wenn die Tochter des Rangers keine Zeit für den roten Wolf hatte, zog er alleine durch den Wald…..
Laut knarrend öffnete sich die Haustür und Henry Johnson trat auf die Veranda. Nachdem er die Stufen hinter sich gelassen hatte, sah er kurz zum Himmel, der wolkenlos war. Der Lauf seines Gewehres, das er über seine Schulter trug, glänzte im morgendlichen Sonnenlicht. Es war noch sehr früh am Morgen und die Sonne brannte bereits wieder erbarmungslos herab. Der Boden war staubtrocken und die Pflanzen ließen überall die Blätter und Äste hängen. Es hatte bereits seit fast sechs Monaten nicht mehr geregnet. Sorgenvoll betrachtete der Ranger die Flora und Fauna. Er trat zu seiner Tochter, die gerade beide Bärenjungen Fläschchen gab. Zufrieden schmatzten die zwei Grizzlys daran. Er konnte das leise Lachen des Mädchens hören, das ihn bisher nicht bemerkt hatte. Henry seufzte leise, als er einen vertrockneten Ast wieder zu Boden fallen ließ, den er eben untersucht hatte. Kathryn drehte sich um. „Hi, Dad!”, sagte sie fröhlich und streichelte die beiden Tiere sanft, „Heute haben die beiden großen Appetit.” Mit einem Finger deutete sie dabei auf die beiden Jungbären, die immer noch genussvoll ihre Fläschchen festhielten und daran weiternuckelten. „Sieht ganz so aus.”, meinte der Ranger lächelnd, „Zumindest schmeckt es ihnen.” Suchend sah er sich um. „Weißt du, wo Maruk ist?”, wollte der Ranger wissen. Kathryn zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung.”, antwortete sie ohne zu ihren Vater hochzusehen, „Ich habe ihn heute auch noch nicht gesehen. Der ist bestimmt wieder im Wald unterwegs.” Johnson atmete geräuschvoll die Luft ein. „Vielleicht ist er das.”, sagte der Vater des Mädchens, „Bis heute Abend, Kathryn.” „Bis dann, Daddy!”, antwortete sie und sah, wie der Ranger den Hof verließ und zwischen den Büschen verschwand.
Maruk saß auf einen Felsvorsprung, der über einen See hinausragte. Er war einer Fährte gefolgt, die ihn sehr interessierte und auch ein wenig beunruhigte. Sie war noch sehr frisch und stammte von einem Rudel Wölfe, die sich seit ein paar Wochen im Reservat aufhielten und dort sogar jagten. Noch einen Tag zuvor hatte er in der Nähe des Sees ein gerissenes Karibu gefunden. Der rote Wolf fühlte sich zu seinen Artgenossen hingezogen, aber gleichzeitig warnte ihn sein Instinkt vor ihnen. Nachts hörte er sie sogar heulen und hatte große Mühe, nicht darauf zu reagieren…..
Wenig später erhob sich Maruk und verließ wieder den Felsen. Irgendwo hörte er etwas rascheln. Neugierig richtete er seine Ohren auf. Aber das Rascheln war inzwischen wieder verstummt. Durstig, wie er war, wanderte der Wolf zum See. Mit seinen Pfoten im Wasser stehend, begann er das kühle Nass zu trinken. Dann hob er unruhig den Kopf. Irgendetwas stimmte nicht und sein Instinkt warnte ihn vor einer Gefahr, die er aber nicht erkennen konnte. Kurz darauf hörte ein schwaches Plätschern. Maruk wandte sich zur anderen Seite um. Aber dort waren nur noch Ringe auf der Wasseroberfläche zu sehen, die immer größer wurden. Der Wolf verließ den See wieder und verschwand im Wald.
Wenig später erreichte der rote Wolf eine Waldlichtung, auf der sich noch vor wenigen Monaten ein Holzfällercamp befunden hatte. Neugierig schnüffelte er den Boden ab. Auch hier waren die Wölfe durchgezogen. Maruk hob den Kopf und lauschte. Deutlich konnte er etwas hören. Plötzlich tauchte ein Wolf aus dem Gebüsch auf. Ein zweiter folgte ihm wenig später. Maruk beobachtete die beiden mit großem Interesse…..
Es war eine seltsame Situation für den roten Wolf, denn er war schon seit sehr langer Zeit keinen anderen Wolf mehr begegnet. Aufmerksam starrten sie sich nur an, ohne sich zu rühren. Maruk fühlte, wie sein Puls raste. Seine Ohren waren hoch aufgerichtet, sein Schwanz ebenfalls. Einer der beiden graubraunen Wölfe hob die Nase und schnupperte in Maruks Richtung. Vorsichtig und misstrauisch näherten sich die beiden dem roten Wolf…..
Maruk blieb ruhig. Langsam begannen sie sich zu umkreisen und zu beschnüffeln. Etwas später begannen die beiden anderen Wölfe zu knurren. Maruk erwiderte das Knurren und zog die Lefzen hoch. Deutlich zeigte er seine Zähne. Der größere von den beiden Graubraunen griff entschlossen an. Damit war der Kampf zwischen den dreien Raubtieren entbrannt…..
Da Maruk keine Erfahrung im Umgang mit seinen Artgenossen hatte, weil er von Menschen aufgezogen wurde, war es für ihn sehr schwer, gegen die beiden zu kämpfen. Sie waren beide sehr stark, aber der rote Wolf war stärker. Nach einen kurzen, aber heftigen Kampf zogen sich die zwei graubraunen Wölfe zurück. Kaum waren die beiden Angreifer im Dickicht verschwunden, setzte sich Maruk und begann sich ausgiebig seine Wunden zu lecken.
Ashley Davis fluchte, als sie erneut mit ihren Fuß umknickte. Sie war seit einigen Stunden allein in der Wildnis unterwegs, weil sie den Rest ihrer Gruppe aus den Augen verloren hatte, nachdem sie an einer Böschung einen Berghang hinuntergerutscht war. Sie war die letzte der Gruppe gewesen und niemand hatte ihr Verschwinden bemerkt. Die beiden vor ihr, Mike Albright und Peter Jennings, hatten lautstark miteinander diskutiert, ohne auf die Braunhaarige zu achten, die laut um Hilfe rief. Frustriert ließ sich die zierliche junge Frau auf einen größeren Stein nieder, der ihr bequem vorkam. Müde rieb sie ihren leicht schmerzenden Knöchel und blickte sich dabei um. Es war kein Mensch zu sehen. Sie lauschte aufmerksam, aber es war auch nichts zu hören. Die Stimmen ihrer Gruppe waren vollkommen verschwunden. Sie griff in ihren Rucksack und holte ihr Handy raus. Enttäuscht ließ sie es sinken, als sie sah, dass sie kein Empfang hatte. Na klasse!, dachte sie verärgert, Das passt mal wieder! Da rutscht man den ganzen Hang hinab, aber keiner hört einen, wenn man um Hilfe ruft! Und jetzt auch noch kein Netz!
Erschrocken zuckte sie zusammen, als es hinter ihr im Gebüsch raschelte. Angst kroch in ihr hoch und auf ihrem Körper bildete sich ein dünner Schweißfilm. Im nächsten Augenblick huschte ein kleiner dunkler Schatten an ihr vorbei und kletterte geschwind an einen der Bäume hoch. Ashley stieß einen grellen Angstschrei aus. Wenig später war das Eichhörnchen verschwunden. Sie begann zu lachen und schalt sich eine Närrin, da sie Angst vor einem kleinen Eichhörnchen hatte. Als sie wieder nach vorne schaute, erkannte sie eine Spur, die sie an Hundespuren erinnerte.
Sie stand auf und griff nach ihren Stock, den sie als Wanderstock verwendete. Mit dem Holzstock hob sie ein paar Zweige an und erblickte darunter noch weitere Fährten. Auch sie schienen von Hunden herzurühren. Ashley seufzte und dachte daran, was Jason Hammond ihrer Gruppe über die Bewohner des Waldes erzählt hatte und der jungen Frau wurde klar, dass sie vor einer Wolfsfährte stand…..
Henry war den ganzen Tag im Reservat unterwegs gewesen, als er auf seinen Kollegen Jim Baker traf. Die beiden Ranger sprachen miteinander über die lange Trockenheit in ihrem Distrikt. „So langsam wird es mal wieder für einen kräftigen Regenschauer Zeit.”, sagte er, „Sonst trocknet der Wald weiter aus und brennt beim nächst besten Blitzschlag wie Zunder.” Johnson pflichtete ihm bei. „Ich befürchte nur, dass der noch lange auf sich warten lässt.”, meinte Henry düster. „Wer lässt noch lange auf sich warten?”, fragte Jim grinsend, „Der Blitzschlag oder der Regen.” Johnson musste ebenfalls grinsen, als er antwortete. „Ich meinte natürlich den Regen.”, antwortete er. Dann trennten sich die beiden.
Inzwischen war es Abend geworden und Ashley war immer noch allein unterwegs. Während sie immer weiterlief, rief sie nach den Leuten aus ihrer Gruppe. Aber sie erhielt keine Antwort. Auch das Handy war ihr keine große Hilfe, denn jedes Mal zeigte ihr das Mobiltelefon an, dass sie kein Netz hätte. Frustriert saß die junge Frau in einer Höhle, die sie auf ihrer Suche nach den anderen aus ihrer Gruppe, am späten Nachmittag gefunden hatte. Mühselig hatte sie Holz für ein Lagerfeuer gesammelt und saß nun mit einer dünnen Jacke über den Schultern davor. Stumm starrte sie in das leise knisternde Feuer und verzehrte dabei einige Nüsse und Beeren, die sie in der Nähe gefunden hatte. Nach dem kärglichen Mahl versuchte Ashley es noch mal mit dem Handy, aber sie war immer noch außerhalb des Versorgungsgebietes. Enttäuscht ließ sie es wieder in die Seitentasche ihres Rucksacks gleiten und legte sich zum Schlafen hin.
Inzwischen saß Maruk wieder bei den Johnsons auf der Veranda. Mit dem Kopf in den Nacken gelegt begann der Wolf eine helle Glühbirne über sich anzuheulen, nachdem er aus der Ferne das Heulen seiner Artgenossen vernommen hatte. Henry musste laut schallend lachen, als er nach Hause kam und den roten Wolf dabei sah…..
Maruk wandte sich zu dem Ranger um, als dieser die Stufen hochkam. Henry streichelte den roten Wolf zwischen seinen Ohren, was er besonders gern mochte. „Du Dummerchen.”, sagte er amüsiert, „Das ist nicht der Mond. Der ist da drüben. Das ist eine Glühbirne.” Während er dem Wolf das sagte, zeigte er mit seiner Hand in die Richtung, wo der Mond bereits aufgegangen war. Dann ging der Ranger ins Haus, währenddessen Maruk weiterhin die Glühbirne anheulte…..
In den frühen Morgenstunden zogen schwere Gewitterwolken auf. In der Ferne konnte man das leise Donnern hören, das noch ein leises Grummeln war. Der Himmel war trüb geworden und die Luft wurde sehr schwül. Henry machte sich wieder sehr früh auf den Weg zu der Rangerstation, wo er auf Baker traf. Jim sah mit seinem Fernglas brummig in die Ferne. Sein Gesicht war in Sorgenfalten gelegt. „Was ist los?”, fragte Henry, der sofort an Bakers Stimme erkannte, dass Jim etwas bedrückte. Dieser wandte sich um und ließ den Feldstecher sinken. „Ist dir heute auf dem Weg durch den Wald hierher noch nichts aufgefallen?”, wollte er von Johnson wissen, „Im ganzen Wald ist kein einziger Laut zu hören. Auch keine Geräusche, so als ob die Tiere etwas Bedrohliches spüren würden. Es ist nur das ferne Donnern von einem sich nähernden Gewitter zu hören.” Henry sah nun ebenfalls durch einen Feldstecher und lauschte an dem offenen Fenster, an dem sie gerade standen. Kathryns Vater musste sich eingestehen, dass er das noch nicht bemerkt hatte. „Nein, das habe ich nicht.”, gab er zu, „Aber jetzt, wo du das gerade gesagt hast, merke ich es auch. Irgendwas stimmt da nicht.” Jim nickte. „Eben.”, pflichtete er Henry bei, „Da stimmt was nicht.”
Maruk hatte unruhig den Kopf gehoben. Es war immer noch still. Er lag auf der Veranda, seit dem Henry ihn beim Verlassen des Hauses raus gelassen hatte. Maruk hatte in der vergangenen Nacht sehr unruhig geschlafen. Er war immer wieder aufgewacht und mehrmals im Kathryns Zimmer auf und ab gegangen. Sein Instinkt warnte ihn vor einer großen Gefahr. Ähnlich erging es den beiden Bärenjungen, die ebenfalls sehr unruhig waren. Die Johnsons hatten viel Mühe die Tiere ruhig zu halten. Der Ranger war in der Nacht sogar zweimal ums Haus gegangen, ohne etwas Verdächtiges zu bemerken. Jedes mal nahm er den roten Wolf dabei mit in der Hoffnung, dass sich dieser wieder beruhigen würde. Aber das hatte keinen Erfolg. Die Tiere blieben unruhig. Etwas zögernd verließ er die Veranda und verschwand im Wald…..
„Das kann doch nicht wahr sein!”, fluchte Jason und sah dabei jeden aus seiner Gruppe strafend an, „Wieso hat denn keiner von euch auf Ashley aufgepasst? Ihr wusstet doch, dass sie Schmerzen im Fuß hatte!” Die Anwesenden schwiegen beschämt. „Wenn ihr nun was passiert ist.”, fuhr er aufgebracht fort, „Wir wissen noch nicht einmal, wo sie ist!” Der junge Mann hielt die Fäuste geballt. Am liebsten würde jeden einzelnen aus der Gruppe links und rechts eine runterhauen. Solche Wut empfand er bei dem Gedanken, wie wenig die Mitglieder seiner Gruppe aufeinander acht gegeben hatten. Nachdem sie bemerkt hatten, dass die Braunhaarige verschwunden war, suchten sie den restlichen Tag nach ihr, bis die Dunkelheit hereinbrach. Die Suche war ohne Erfolg geblieben.
„Wir haben immer noch kein Netz.”, informierte Lucy Maywood die anderen und hielt dabei demonstrativ ihr Handy hoch. „Das weiß ich!”, gab Jason ihr wütend zur Antwort, „Deshalb kannst du es auch wieder einstecken.” Die Rothaarige ließ das Gerät wieder in ihren Rucksack verschwinden. „Packt eure Sachen zusammen und macht das Feuer aus.”, wies er seine Gruppe an, „Wir werden weitersuchen.” Leise murmelnd befolgten die Leute Hammonds Anweisungen. Wenig später brach die Gruppe auf und setzten ihre Suche nach der vermissten Frau fort…..
Erschrocken schoss Ashley aus dem Schlaf. Sie war schweißgebadet. Ihr Herz klopfte wild. Ängstlich blickte sie sich in der Höhle um. Die junge Frau brauchte einen kleinen Moment, um sich wieder daran zu erinnern, was am Vortag geschehen war und wie sie hierher in diese Höhle kam. In der Ferne hörte sie das tiefe Grollen eines sich herannahenden Gewitters. Ihr Blick galt ihrem kleinen Lagerfeuer, das bereits heruntergebrannt war. Deutlich konnte sie das schwache Glimmen sehen. Ashley gähnte herzhaft und kroch dann aus ihren Schlafsack. Schöne Bescherung!, dachte sie missmutig, Zu Hause gäbe es jetzt heißen Kaffee! Sie seufzte. Wenig später stand sie auf und trat zum Höhlenausgang. Ihre langen Haare waren total zerzaust und sie fühlte sich wie gerädert. Das ferne Donnergrollen war inzwischen etwas näher gekommen…..
Schnüffelnd lief Maruk durch den Wald. Auch dieses Mal folgte er der Spur des Wolfsrudels, das sich seit einiger Zeit im Naturreservat aufhielt. Der rote Wolf war immer noch unruhig und schnupperte immer wieder in der Luft. In unregelmäßigen Abständen hielt er an und lauschte, doch es blieb im gesamten Wald still. Er konnte kein einziges Tier hören. Immer noch warnte ihn sein Instinkt vor einer großen Gefahr…..
Inzwischen war Maruk an einen kleinen Berghang angekommen. Die Fährte, der er diesmal gefolgt war, stammte von einem Karibu, das von seiner Herde getrennt worden war. Hier am Berghang hatte sie sich bereits mit Spuren von dem Wolfsrudel vermengt. Wachsam folgte er ihr den Hang hinauf. Oben angekommen fand Maruk nur noch die traurigen Überreste eines gerissenes Herdentieres, an dem sich gerade ein Vielfraß gütlich tat. Als dieser Maruk bemerkte, begann der Marder zu knurren. Maruk hatte kein Interesse an dem Fleisch. Stattdessen zog der rote Wolf über den Hang weiter in Richtung des Sees. Der knurrende Marder blieb von Maruk ignoriert zurück.
Inzwischen hatte Ashley ihre wenigen Habseligkeiten zusammengepackt und sich wieder auf die Suche nach ihrer Gruppe gemacht. Immer wieder rief sie die Namen der Mitglieder, mit denen sie sich von Anfang an am besten verstanden hatte. Auch über ihr Handy versuchte sie Kontakt zu bekommen, aber sie hatte immer noch keinen Empfang. Leicht auf ihren Wanderstock gestützt humpelte die braunhaarige Frau durch die Wildnis. Ihr Fuß tat immer noch weh. Unsicher ging sie weiter in der Hoffnung, irgendwann doch noch auf einen anderen Menschen zu treffen.
Mittlerweile hatte Jason eingesehen, dass es keinen Sinn mehr hatte, weiter nach Ashley zu suchen. Deshalb führte er nun seine Gruppe zur Rangerstation im Naturschutzreservat. Dort angekommen erzählten die Jugendlichen den anwesenden Rangern von dem Verschwinden der jungen Frau, die nun seit gut einen Tag in der Wildnis allein auf sich gestellt war. Henry fackelte nicht lange und befahl der Gruppe bei der Station zu bleiben, während die Ranger die Suche organisierten. Innerhalb einer Stunde waren mehrere Suchtrupps zusammengestellt worden, die nun sorgfältig den Wald durchkämmten. Abends mussten sie die Suche, ohne ein Lebenszeichen von der Braunhaarigen gefunden zu haben, abbrechen…..
Eine kleine Höhle hatte Maruks Aufmerksamkeit erregt, denn dort hatte er den Geruch von einem anderen Wolf wahrgenommen. Stundenlang folgte er dieser Fährte, ohne auf einen Artgenossen zu treffen. An einen kleinen Bach hielt er an um seinen Durst zu stillen. Anschließend setzte er seinen Weg auf der anderen Seite des Baches fort. Nach einiger Zeit blieb der rote Wolf stehen und hob seinen Kopf in die Höhe. Er hatte was gewittert. Etwas, das eindeutig auf einen fremden Menschen hinwies…..
Die Wolken wurden dichter und das Gewitter rückte näher. Blitze zuckten am Himmel und boten dabei ein beeindruckendes Naturschauspiel. Besonders laut war der Donner, als einer der Blitze in einen morschen Baum einschlug. Funken sprühten und wenig später brannte das ausgetrocknete Holz. Rasch griffen die Flammen um sich. In Panik geratene Tiere flüchteten vor dem Feuer, während weiterhin Blitze am Himmel zuckten und Donner über die Wildnis rollte. Rasch schlugen die Flammen höher und der Rauch wurde ebenso schnell dichter. Der Wald brannte…..
Ashley fluchte, als sie einen Berghang erreichte. Unschlüssig blieb sie dort stehen und warf einen Blick zurück, wo sie hergekommen war. Sie wusste, dass sie diesen Abhang nicht ohne fremde Hilfe hinter sich bringen konnte. Auf ihren Stock gestützt, überlegte sie, wo sie nun weitergehen sollte. Nach ein paar Minuten entschloss sie sich, einen anderen Weg zu nehmen, der ihr sicherer schien. Wenig später erreichte sie einen Felsvorsprung, von dem sie einen größeren Teil des Waldes überblicken konnte. Langsam wanderte ihr Blick über die Ebene und erschrak zutiefst. Der Wald stand in Flammen…..
Regelmäßig unterrichteten sich die Suchtrupps über Funk untereinander über den Stand ihrer Suche nach der vermissten jungen Frau. „Ich hoffe, dass ihr nichts passiert ist.”, meinte Henry besorgt, der auch für die Suchmannschaften die Verantwortung trug, „Falls ja, dann müssen wir sie so schnell wie möglich finden, bevor sie von Wildtieren angegriffen wird.” Jim pflichtete ihm bei, denn auch er machte sich Sorgen. „Ich versteh das nicht.”, meinte er nachdenklich zu Johnson, „Wie konnten die anderen nicht merken, dass Miss Davis verschwand?” Henry nickte kurz. „Tröste dich, Jim.”, antwortete Kathryns Vater missmutig, „Ich begreife das auch nicht. Wahrscheinlich war jeder nur mit sich selbst beschäftigt.”
Der Brand weitete sich aus. Ängstlich preschten die Tiere davon. Inzwischen kam Wind auf der das Feuer weiter anfachte, worauf die Flammen noch rascher um sich griffen…..
Maruk war stehen geblieben und schnupperte. Sein Puls begann zu rasen, als er den fremden Geruch erkannte, den er noch nie zuvor so intensiv wahrgenommen hatte. Er kannte es nur von den Lagerfeuern, die die Menschen machten. Instinktiv wusste Maruk, dass dieses Feuer nicht so harmlos war, wie er es von dem Kamin der Johnsons her kannte. Es war weitaus gefährlicher, es war lebensbedrohlich…..
Erschrocken sah Ashley hinter sich, als sie merkte, dass sie verfolgt wurde. Sie wusste nicht sofort, wer oder was es war, aber sie fühlte sich beobachtet. Immer wieder hörte sie es im Unterholz rascheln. Nach einiger Zeit entdeckte sie ihre Verfolger, die ein graubraunes Fell hatten. Es war ein Rudel Wölfe, die ihr Zähne fletschend folgten. Ashley Davis geriet in Panik und begann schneller zu laufen. Die braunhaarige Frau stieß einen gellenden Schrei aus, als plötzlich der Boden unter ihren Füßen nachgab und sie in die Tiefe stürzte…..
Die junge Frau schlug unsanft auf den harten Boden auf. Zweige und zahlreiche Blätter rieselten auf sie herab. Kurz darauf hörte sie, wie ihr Wanderstock hinter ihr auf den Boden fiel. Ashley warf einen kurzen ängstlichen Blick nach oben, aber sie konnte dort nichts mehr von ihren Verfolgern entdecken. Erleichtert atmete sie auf, aber ihr Herz pochte wild. Entschlossen griff Ashley nach den Stock und stand auf. Doch ihre Freude, die Wölfe abgehängt zu haben, war nur von kurzer Dauer. Das Knurren der Tiere nahm weiter zu. Wenig später kamen die ersten Wölfe um eine Biegung, die die Braunhaarige nicht einsehen konnte. Sie warf einen kurzen Blick hinter sich, aber der Abgrund hinter ihr war zu breit, als dass sie hätte rüber springen können. Der Schmerz in ihrem Fuß war nach dem Sturz stärker geworden. Hilflos sah sie sich nach allen Seiten um, ohne einen rettenden Ausweg zu finden. Die Wölfe näherten sich ihr langsam. Entschlossen ließ sie ihren Rucksack von ihren Schultern gleiten und dann hob sie ihren Wanderstock als Waffe hoch. Ashley zitterte vor Angst. Ihr Handy glitt aus der Seitentasche, als der Rucksack nach hinten kippte. Dann preschte der erste Wolf mit aufgerissener Schnauze auf sie los. Als die restlichen Wölfe angriffen, klingelte ihr Handy. Noch bevor sie danach greifen konnte, waren die Raubtiere bei ihr und rissen die schreiende Frau zu Boden…..
Der rote Wolf war inzwischen unruhiger geworden, nachdem der Brandgeruch immer weiter zunahm. Maruk folgte weiterhin der Spur des Fremden. Nach einer Böschung in der Nähe eines Berghangs hob Maruk den Kopf und lauschte aufmerksam. Deutlich konnte der rote Wolf den Angstschrei eines Menschen hören, der in Gefahr schwebte. Sofort preschte Maruk in die Richtung, aus der er den Schrei hörte. Instinktiv wusste er, dass dieser Mensch seine Hilfe brauchte…..
Mehrfach versuchte der Wolf, der Ashley am nächsten war, sie zu beißen. Aber die junge Frau konnte die Tiere mit ihren Stock auf Abstand halten. Inzwischen hatte sie sich in ihrer anderen Hand einen spitzen Stein zu Hilfe genommen und damit auf einen der kleineren Wölfe eingeschlagen. Einer von ihnen zog sich winselnd zurück, während die anderen Ashley weiterhin attackierten. Immer wieder schlug sie auf die Wölfe ein, wenn sie einen erwischen konnte. Aber ihre Kräfte ließen schnell nach. Dann verbissen sich auch noch zwei der Wölfe in ihren Wanderstock und zerrten so stark daran, dass sie ihn nicht lange festhalten konnte. Als sie mit dem Stein einen weiteren Wolf abwehrte und ihn dabei am Kopf traf, knickte ihr Fuß ein. Mit einem Schmerzensschrei brach die junge Frau zusammen. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sah sie die Wölfe an, die sich nun ihr näherten. Deutlich konnte sie die Zähne der Tiere erkennen. Dann fiel sie in Ohnmacht und die Wölfe preschten auf ihr Opfer los…..
Entschlossen griff Maruk den Wolf an, der am dichtesten bei Ashley war und bereits an ihrer Kleidung zehrte. Erschrocken wich der Angegriffene zurück, denn er hatte jenen Wolf erkannt, mit dem er sich noch vor Kurzen schon einmal gemessen hatte. Der rote Wolf blieb schützend vor der jungen Frau stehen und fletschte die Zähne. Unsicher verharrten die restlichen Tiere des Rudels. Nachdem die Wölfe den ersten Schreck durch Maruks Angriff überwunden hatten, griffen sie den roten Wolfrüden an…..
Enttäuscht ließ Lucy ihr Handy sinken. „Sie geht nicht an ihr Handy.”, teilte sie den anderen in der Rangerstation mit, „Obwohl sie Netz hat. Ich verstehe das nicht.” Molly Duncan trat zu ihr und legte ihren Arm um Maywoods Schulter, die gerade zu Weinen begann. „Das muss noch nichts heißen.”, versuchte sie ihre Freundin zu beruhigen, „Vielleicht ist sie gerade an einer besonders schwierigen Ecke, wo sie genau aufpassen muss, wo sie hintritt, damit sie nicht hinfällt. Dann kann sie natürlich nicht an ihr Handy gehen.” Jason seufzte und stellte eine Kaffeetasse auf den Tisch in der Rangerstation ab. Bill Taylor, der jüngste der Ranger, nickte. „Machen Sie sich keine Sorgen, Miss Maywood.”, sagte er tröstend, „Unsere Jungs werden sie schon finden.” Jason Hammonds fluchte. „Fragt sich nur, wie lange sie dafür brauchen werden.”, antwortete er sarkastisch, „Werden sie Miss Davis noch vor den Wölfen, Bären oder was auch immer finden, oder erst hinterher, wenn von ihr nicht mehr viel übrig ist.” Wütend schoss Taylor von seinen Platz an der Funkanlage hoch, schritt auf den jungen Mann zu und packte ihn kraftvoll am Schlafittchen. Seine Augen funkelten Jason böse an. „Seien Sie mal ganz still, Mister, denn Sie und Ihre Gruppe waren es doch, die Miss Ashley Davis erst in diese Lage gebracht haben.”, sagte er eisig zu ihm, „Sie trugen als Leiter Ihrer Reisegruppe immerhin die Verantwortung für die Leute, mit denen Sie durch die Wildnis ziehen. Hätten Sie Ihre Leute mehr angehalten aufeinander aufzupassen, denn wäre das wahrscheinlich nicht passiert.” Danach ließ der Ranger den jungen Mann wieder los und setzte sich wieder an die Funkanlage…..
Weitere Blitzschläge setzten weitere Teile des Waldes in Brand. Gierig lechzten die Flammen nach jeden Baum und jeden Grashalm. Von Panik ergriffen flohen die Tiere vor der sich nähernden Feuerwand immer tiefer in den Wald, bis sie einen kleinen Bach erreichten, den sie rasch durchquerten und weiterflüchteten. Instinktiv führte sie ihr Weg zu dem großen See, in dem sich auch mehrere kleine Inseln befanden. Dann war das Feuer nur noch wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, wo Maruk die junge Frau beschützte…..
Als ein brennender Baum umstürzte und zwei der Wölfe fast unter sich begrub, flüchtete das Rudel. Maruk blieb mit Ashley allein zurück. Vorsichtig trat er zu ihr und begann ihr das Gesicht zu lecken. Aber die junge Frau reagierte nicht…..
Maruk gab nicht auf und stupste Ashley immer wieder an. Nach einiger Zeit begann sie sich zu bewegen. Zuckend öffnete sie ihre Augen und stieß einen gellenden Angstschrei aus, als sie Maruk sah. Sofort griff sie nach dem nächst besten Gegenstand, um sich damit zu verteidigen. Sie hatte wieder den spitzen Stein in der Hand, den sie noch vor ihrer Ohnmacht benutzt hatte. Maruk zog sich instinktiv zurück und blickte die junge Frau an, die nun Anstalten machte aufzustehen, aber ohne Erfolg. Der rote Wolf ließ sie nicht aus den Augen. In ihrer Panik griff sie nach einigen Steinen und warf damit nach Maruk. „Verschwindet ihr Bestien!”, schrie sie in panischer Angst, „Ashley Davis steht heute nicht auf euren Speiseplan, kapiert!” Als einer der ganz kleinen Steinchen den roten Wolf an der Flanke traf, zuckte Maruk nur, blieb aber vor ihr sitzen. Nachdem die junge Frau begriff, dass sie den roten Wolf nicht vertreiben konnte, fing sie an zu Weinen…..
Maruk beobachtete die junge Frau eine Zeitlang, bevor er sich von ihr abwandte und nach den Wanderstock suchte, den ihr die Wölfe weggerissen hatten. Behutsam nahm er ihn mit seiner Schnauze auf und brachte der Braunhaarigen den Stock. Sie zuckte zusammen, als Maruk ihn auf ihre Beine fallen ließ und wieder zurück wich. Verwundert sah Ashley den roten Wolf an. Erst da bemerkte sie Maruks Halsband…..
„Moment mal.”, sagte sie kaum hörbar, „Du gehörst wohl jemanden, oder?” Als ob der rote Wolf verstanden hätte, was sie gesagt hatte, kam Maruk auf sie zu und leckte erneut über Ashleys Gesicht. Etwas zögernd versuchte sie den Wolf zu berühren. Überrascht stellte sie fest, dass Maruk ein ganz weiches Fell hatte. In diesem Augenblick fiel ihr auch auf, dass die graubraunen Wölfe alle verschwunden waren. Erstaunt blickte sie sich mehrmals um, ohne jedoch etwas von den anderen Wölfen entdecken zu können. Dann begriff sie, wie nah das Feuer bereits war und stand mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Humpelnd begann sie dem roten Wolf zu folgen, der sich immer wieder nach ihr umdrehte, um zu sehen, ob sie ihm auch folgte. Als sie den großen Waldsee erreichten, brach Ashley Davis erneut zusammen und blieb vor Schmerz stöhnend liegen. Maruk blieb neben ihr stehen, legte seinen Kopf in den Nacken und begann zu heulen…..
Inzwischen haben auch die Suchtrupps der Ranger die Brände entdeckt und über Funk Bill informiert, damit dieser die Feuerwehr rufen konnte. Wenig später forcierten die Suchtrupps ihre Suche nach Ashley, die immer noch verschwunden war. In kürzester Zeit war die Feuerwehr dabei, die Brände sowohl mit Löschzügen als auch mit Hilfe von Löschflugzeugen zu bekämpfen. Resigniert kehrten die Ranger alle zur Station zurück, ohne ein Lebenszeichen von der jungen braunhaarigen Frau gefunden zu haben. Als die Männer mit einen Bedauern in ihren Gesichtern das Gebäude ohne Ashley betraten, begannen Lucy Maywood und einige andere zu Weinen…..
Mehrmals versuchte Maruk Ashley mit seiner Schnauze sanft anzustupsen. Als das nichts half, trottete der rote Wolf in Richtung des Wassers davon. Nach einer ganz kurzen Runde schwamm er wieder zurück und kam aus dem kühlen Nass zu ihr zurück. Direkt neben der bewusstlosen Frau begann sich der rote Wolf kräftig zu schütteln. Das Wasser spritzte in alle Richtungen. Wenig später regte sich Ashley und öffnete die Augen. „Wo bin ich?”, fragte sie irritiert, „Was ist passiert?” Dann sah sie Maruk und erinnerte sich wieder. Inzwischen war die Hitze unerträglich geworden und die Braunhaarige musste unwillkürlich husten. Der rote Wolf blieb neben ihr stehen. Sofort begann sie ihn zu streicheln. Verwundert zog sie ihre Hand zurück, als sie merkte, dass der Vierbeiner nass war. „Warst du das etwa?”, fragte sie und deutete darauf, wie nass sie war, „Hast du das gemacht, um mich aus meiner Ohnmacht zurückzuholen?” Sofort leckte der rote Wolf ihre eine ihrer Hände. Das wird mir kein Mensch glauben, wenn ich das jemanden erzähle!, dachte sie, Ein Wolf rettet mir das Leben! Fassungslos schüttelte sie mit den Kopf…..
Inzwischen hatten auch Peggy und Kathryn durch die lokalen Nachrichten erfahren, dass der Wald in Flammen stand. „Kein Wunder, dass deine beiden Bären unruhig sind.”, meinte sie zu ihrer Tochter, „Du solltest lieber dafür sorgen, dass sie dir nicht abhauen. Am besten holst du sie ins Haus.” Sofort machte sie das Mädchen daran, die Anweisungen ihrer Mutter auszuführen und ging bereits zur Haustür. „Dasselbe gilt auch für Maruk.”, rief Peggy ihr hinterher. „Ist gut.”, antwortete sie. Wenig später kam Kathryn mit zwei verängstigten Bärenjungen wieder ins Haus. „Wo ist Maruk?”, Peggy wollte wissen, „Ist er nicht draußen auf der Veranda?” Kathryn verneinte. „Na dann wird er wohl bei Daddy sein.”, meinte die Mutter. „Und wenn nicht?”, fragte Kathryn beunruhigt. Peggy zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung!”, erwiderte sie ebenso beunruhigt, „Dann weiß ich es auch nicht, mein Kind. Dann können wir nur noch eines: Hoffen, dass Maruk noch rechtzeitig zurückkommt.” Sorgenvoll blickte das Mädchen zur Haustür…..
Wenig später griff Kathryn zum Telefon und rief ihren Vater an. „Nein, Maruk ist leider nicht bei mir.”, sagte er, „Aber ich werde nach ihm Ausschau halten. Vielleicht finde ich ihn ja noch, okay?” „Ich habe Angst um ihn.”, gestand Kathryn ihren Vater, „Bitte such ihn, Daddy!” Henry atmete tief durch. „Ich kümmere mich darum, mein Kind.”, versuchte Henry seine Tochter zu beruhigen, „Versprochen! Ich bringe ihn gesund wieder nach Hause.” Etwas beruhigter legte Kathryn auf und erzählte ihrer Mutter, was Henry gesagt hatte. Diese nickte nur. „Mach dir also keine Sorgen um Maruk.”, versicherte sie ihrer Tochter, „Wenn Daddy sagt, dass er Maruk suchen wird, dann wird er das auch machen.”
„Was ist los?”, fragte Jim Kathryns Vater, „Schlechte Nachrichten? Hat man etwa Ashley Davis gefunden?” Johnson schüttelte mit dem Kopf. „Nein, das war meine Tochter am Telefon und sie sagte, dass Maruk nicht zu Hause sei.”, sagte er beunruhigt, „Mag der Kuckuck wissen, wo der schon wieder ist.” „Sollen wir ihn suchen?”, fragte Baker. „Ja, das ist vielleicht besser.”, antwortete Henry, „Vielleicht finden wir ihn noch, bevor das Feuer unseren Distrikt erreicht.” „Also los.”, sagte Jim und griff zu seiner Ausrüstung. Wenig später waren die Ranger aufgebrochen, um den roten Wolf zu suchen…..
Maruk begann Ashley in Richtung des Wassers zu zerren. Direkt am See sah die Frau zur Insel hinüber. „Meinst du, ich sollte darüber schwimmen?”, fragte sie den roten Wolf, „Das geht doch nicht. Meine Jeans ist doch noch nagelneu.” Maruk ließ nicht locker, versuchte weiterhin die junge Frau in die Richtung des Wassers zu treiben. „Na schön! Wenn du meinst, ich sollte da hinausschwimmen, dann tu ich das.”, sagte sie, „Aber du musst mir dabei helfen.” Wenig später schwammen beide über den See zur Insel…..
Als die beiden die Insel erreichten, packte Ashley ihren Rucksack, den sie auf einen Baumstumpf mitgenommen hatte, und schmiss ihn in den Sand. Als beide aus dem Wasser raus waren, drehte sich die junge Frau um, um zu sehen, wie weit das Feuer noch von dem Wasser entfernt war. Sie erschrak, als sie erkannte, wie knapp sie dank Maruks Hilfe den Feuertod entkommen war. Erschöpft ließ sie sich an einer Böschung in Ufernähe nieder. Der rote Wolf dagegen schüttelte sich ausgiebig und putzte sich das Fell. Schweigend betrachtete Ashley das Tier, dem sie ihr Leben verdankte…..
Entsetzt mussten die Ranger feststellen, wie weit sich die Brände ausgebreitet hatten. Nach ein paar Stunden mussten Henry und Jim die Suche nach dem roten Wolf einstellen, weil ein Teil des Gebietes bereits in Flammen stand, dass sie nicht mehr absuchen konnten. Enttäuscht und Unzufrieden kehrten die Ranger zur Station zurück…..
Nach vier Tagen waren die meisten Brände unter Kontrolle und Johnson machte sich sofort wieder auf die Suche nach Ashley Davis und Maruk, von denen er hoffte, dass die beiden es irgendwie geschafft haben, dem Feuer zu entkommen. Allerdings wurde es den Rangern sehr schwer ums Herz, als sie vereinzelte tote Tiere sahen. Eines der verbrannten Tierkadaver sah sich Henry etwas genauer an, denn für ihn sah es nach einen Wolf aus. Tränen stiegen ihm in die Augen bei dem Anblick des verendeten Tieres. Jim klopfte ihm tröstend auf die Schulter. „Wie wirst du das Kathryn beibringen?”, wollte Baker wissen. „Ich weiß es nicht.”, antwortete Henry traurig, „Ich hab keine Ahnung.” Ratlos und entsetzt betrachteten sie das tote Tier…..
Inzwischen hatten die Ranger die Jugendlichen nach Hause geschickt, während dessen die Ranger weiter ihren Pflichten nachgingen. Unter anderen gelang es Bill Taylor sogar einen Hubschrauber für die Suche zu organisieren, was den anderen Rangern sehr gelegen kam. Regelmäßig informierten die Männer an Bord des Helikopters die Anwesenden an der Rangerstation über das, was sie aus dem Hubschrauber sahen. Als sie den See und damit auch die Inseln des Sees erreichten, entdeckten sie einen am Boden liegenden Menschen. Sofort gab Jim die Anweisung auf der kleinen Insel zu landen…..
Kaum setzte der Helikopter auf, sprangen Henry und Jim bereits aus dem Hubschrauber. Sofort liefen die beiden Ranger zu jener Stelle, wo sie den Menschen am Ufer liegen gesehen hatten. Wenig später standen sie neben der jungen Frau, die immer noch leblos am Boden lag. Neben ihr lag ein roter Wolf…..
Ohne zu zögern sprach Jim Baker Ashley an, die sofort aus einen leichten Schlaf hoch schreckte, währenddessen Henry freudig von Maruk begrüßt wurde, der ihn ausgiebig die Hand leckte und immer wieder an ihn hochsprang. Dann begann sie ein wenig zu lächeln, nachdem sich die beiden Ranger vorgestellt und ihr erzählt hatten, die die Ranger sie schon seit Tagen gesucht hatten. Erleichtert atmete Ashley Davis auf, dass man sie nun endlich gefunden hatte. Kurz darauf brachten die beiden Ranger die junge Frau zum Hubschrauber. Als alle an Bord waren, hob der Helikopter ab…..
Am späten Abend kehrte Johnson zusammen mit Maruk heim. Sowohl Peggy als auch Kathryn warteten bereits im Wohnzimmer auf Henry. Erleichtert gingen sie zu ihm hin und nahmen ihn in die Arme. Nachdem er seine Familie ein bisschen beruhigen konnte, öffnete er mit einen verschmitzten Lächeln die Haustür. „Seht mal, wem ich mitgebracht habe.”, sagte er grinsend, „Diesen Herumtreiber habt ihr bestimmt schon vermisst, oder?” Mit kaum hörbaren Schritten kam Maruk herein. Sofort nahm Kathryn den roten Wolf in ihre Arme. Auch Peggy konnte einige Tränen nicht unterdrücken, als sie den roten Wolf sah, der schnurstracks auf die Tochter zuging. „Maruk! Mein lieber Maruk!”, rief Kathryn mit Tränen in den Augen, „Ich hatte solche Angst um dich.” Der rote Wolf leckte ihr freudig das Gesicht und ihre Hände ab. Glücklich sah sie ihren Vater an. „Ich bin so froh, dass du ihn gefunden hast, Daddy.”, sagte sie und streichelte den Wolf liebevoll, „Danke, dass Maruk wieder da ist.” Dann weinte das Mädchen und hielt dabei die ganze Zeit über Maruk fest in ihren Armen, der sich zufrieden an sie kuschelte…..
Tage später besuchte Ashley mit ein paar ihrer neuen Freunde aus der Gruppe die Rangerstation. Besonders Jim und Henry waren erfreut, die Braunhaarige zu sehen. „Wo ist denn eigentlich der Wolf geblieben, der mir das Leben gerettet hat?”, erkundigte sie sich bei den Männern. Erstaunt sahen sich die anwesenden Ranger an. „Was hat Maruk getan?”, fragte Johnson perplex, „Er hat Ihnen das Leben gerettet?” Ashley nickte. „Ja, das hat er.”, antwortete sie, „Sie können stolz auf ihn sein, denn von mir hat er dafür eine Belohnung verdient.” Dann erzählte Ashley, wie Maruk sie vor dem Rudel Wölfe beschützt hatte und ihr Leben rettete. Eine halbe Stunde später brachte der Ranger die junge Frau zu seiner Familie, wo Ashley ihren Lebensretter ein paar Kleinigkeiten als Dank mitbrachte und sowohl Peggy als auch Kathryn von Maruks Tat berichtete…..
E N D E
von Andreas Rößler 2004 - 2005