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Telzan saß vor dem Kontaktkelch und sah sich die Geschicke im tindaranischen Universum aber auch die im Föderationsuniversum an. Er konnte im Prinzip zufrieden sein, nur die Tatsache wurmte ihn, dass Shimar so gut auf den Leonidenschauer reagiert hatte.

Sytania, die er zunächst kaum bemerkt hatte, kam hinzu. „Was siehst du, mein treuer Diener?“, fragte die omnipotente Königstochter. „Ich sehe, dass Nugura die Prinzessinnen nicht zu einem Frieden bewegen konnte, meine Herrin, sondern nur zu einem Waffenstillstand während des Ty-Nu-Lin-Ritus.“, antwortete der Vendar. „Oh, das macht nichts!“, tröstete Sytania, die immer aufgeregter wurde. „Das macht gar nichts. Einmischen werde ich mich trotzdem irgendwann.“ „Dachte ich mir.“, erwiderte Telzan. Dabei machte er ein Gesicht wie ein kleiner Junge, der sein Lieblingsgeschenk erwartet.

„Ich weiß, was du dich fragst.“, sagte Sytania nach einer Weile, in der sich beide nur angeschwiegen hatten. „Du willst wissen, wann wir endlich eingreifen und wie. Aber das kann ich dir selber noch nicht sagen. Alegria ist noch nicht verzweifelt genug und dieser Tindaraner wird auf diese Celsianerin ein Auge halten, auch wenn diese es nicht merkt. Dass ist eine Situation, auf die wir reagieren müssen. Also, lass uns abwarten.“ „Mit Verlaub.“, sagte Telzan unterwürfig. „Ich hatte geglaubt, Milady hätten sich schon eingemischt.“ „Wovon redest du?!“, fragte Sytania empört. „Der Leonidenschauer.“, antwortete er. „Ich dachte, das wäre vielleicht Euer Werk.“ „Oh, nein.“, gab Sytania zu. „Das war Mutter Natur. Aber es zeigt uns eines. Diesen Tindaraner dürfen wir nicht unterschätzen und vor allem ihr dürft es nicht. Falls ich dich und deine Männer in meine Einmischung einbeziehe, müsst ihr auf diesen verdammten Teufelsflieger extrem gut achten.“ „Das werden wir, Milady!“, versicherte Telzan.

Sedrin hatte Scotty genau an derselben Wohnung abgeliefert, in der auch King wohnte. „Sie werden sich die Wohnung mit jemandem teilen, Techniker Scott.“, informierte sie ihn. „Er ist so etwas wie ein Untergetauchter. Er hat wichtige Informationen und wird noch eine wichtige Rolle spielen wie Sie.“ „Techniker Scott.“, wiederholte Scotty fast zärtlich. „Nichts Anderes wollte ich immer sein, ein Techniker.“ „Ich weiß.“, lächelte die Demetanerin. „Obwohl Sie einmal eine kurze Zeit den Rang eines Captain inne hatten.“ „Ach das.“, wischte Scotty ihre Äußerung beiseite. „Das ist schon fast 1000 Jahre her und schon nicht mehr wahr. Ich für meinen Teil möchte diese unselige Zeit gern vergessen.“ Sie grinste. „Wissen Sie, Agent.“, fuhr Scotty fort. „Ich wollte nie derjenige sein, der Befehle erteilt und keine Ahnung von dem hat, was er da von seinen Untergebenen verlangt. Jedenfalls kam es mir während meiner Zeit als technischer Offizier so vor. Ich wollte immer der sein, der Probleme mit den eigenen Händen und dem eigenen Gehirn löst. Sonst rostet nämlich das Gehirn, Verehrteste.“ „Logisch.“, grinste Sedrin. Dann wandte sie sich zum Gehen. „Ich lasse Sie dann allein.“, sagte sie noch. „Packen Sie erst mal aus und richten Sie sich ein. Agent Alesia und ich stellen Sie nachher Ihrem WG-Kameraden vor.“ „Solange wir uns nicht um den Putzplan streiten, wird denke ich alles gut gehen.“, scherzte Scotty. „Ich bin an sich ganz verträglich.“

Sie verließ den Raum, während Scotty sich durch die Haare strich, worauf ein Paar Schuppen heraus fielen. „Sehen Sie?“, scherzte er. „Faszinierend.“, gab Sedrin genau so scherzhaft zurück. „Gehirnrost von 1000 Jahren.“ Dann ging sie.

Alesia erwartete ihre Kollegin in einem Besprechungszimmer am Ende des Ganges. „Wo warst du?“, fragte sie, nachdem Sedrin die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Alesia, es gibt eine kleine Planänderung.“, informierte die Demetanerin mittleren Alters ihre junge Kollegin. „Wir haben Techniker Montgomery Scott hier. Er ist für den Geheimdienst äußerst wichtig. Er hat eine Fähigkeit, die uns in der ganzen Angelegenheit vielleicht sehr helfen kann.“ „Scott.“, überlegte Alesia. „Was soll er denn so Tolles können? Soll er etwas bauen, das uns hilft, die Sache mit dem mirayanischen Testament zu klären?“ „Damit hat es nichts zu tun.“, korrigierte Sedrin Alesia, die sich ihrer Meinung nach auf dem kompletten Holzweg befand. „Er hatte vor einem Jahr eine Begegnung mit Sytanias Geist, bei der diese unabsichtlich ein Denkmuster übertragen hat. Wenn man jetzt den richtigen Stimulus ansetzt, kann er Sytanias Strategien vorausahnen. Ein geheimdienstlicher Mediziner hat ihn untersucht und alles bestätigt. Scott ist bisher nur wenig kooperativ, da er glaubt, dass er zu einer Art von Sytanias Zombie wird. Dass möchte er nicht noch einmal erleben. Damals hat es ihm gereicht. Außerdem setzt er sich unter enormen Druck wegen seiner Frau. Ich persönlich halte Allrounder Betsy Scott aber für in der Lage, mit dieser Information umzugehen, zumal sie genug über Sytania weiß.“ „Ich hoffe, der Mediziner hat bestätigt, dass Scott nicht zu Sytanias Zombie werden kann.“, meinte Alesia. „Das hat sie.“, erwiderte Sedrin. „Aber er glaubt es nicht.“

„Was ist das für ein Stimulus?“, wollte Alesia wissen. „Er ist irgendwo in einem Gespräch zwischen Scott und einem Freund versteckt, von dem wir eine Aufzeichnung haben.“, erklärte Sedrin. „Wir konnten ihn bisher nicht isolieren. Das hängt sicher mit Scotts mangelnder Kooperation zusammen. Wenn er nicht mehr so unter Druck stünde, dann …“ „Verstehe schon.“, meinte Alesia.

Sedrin replizierte beiden einen Kaffee. „Was macht King?“, fragte sie danach kurz und bündig, um auf ein anderes Thema zu kommen. „Er schlägt sich gut.“, berichtete Alesia. „Den Kneipentest hat er mit Bravur bestanden. Ich denke, wir sollten morgen mit der Flugausbildung beginnen. Das ist ja dann wohl dein Job.“ „Stimmt.“, sagte Sedrin.

Gedankenverloren rührte Alesia in ihrer Tasse herum. „Was beschäftigt dich?“, fragte Sedrin fürsorglich. „Mir geht die Situation mit Techniker Scott nicht aus dem Kopf.“, gab die junge Platonierin zu. „Wir müssen da doch irgendwas machen können.“ „Ich denke, das können wir auch.“, sagte Sedrin. „Aber vorher muss ich mir noch ein fachliches OK holen. Ich muss wissen, für wie stabil Scientist Cupernica Allrounder Betsy Scott wirklich hält. Sie wohnt in ihrer Nachbarschaft und kennt sie gut.“ „OK.“, sagte Alesia. „Wann wirst du aufbrechen?“ „Morgen Nachmittag.“, sagte Sedrin. „Gleich nach der ersten Flugstunde mit King.“

Korelem war ins Gästequartier zurückgekehrt und hatte sich hier eine Verbindung zu einem bestimmten Rufzeichen geben lassen. Er strahlte, als das Gesicht einer Halbklingonin auf dem Bildschirm erschien. „Hallo, Korelem.“, sagte sie. „Chief-Agent.“, begrüßte er sie knapp. „Was ist mit der Information?“, erkundigte sie sich mit Nachdruck. „Allrounder Betsy kriegt die Information, sobald wir auf Alaris sind.“, erklärte Korelem. „Dann ist ja gut.“, erwiderte Tamara und fügte hinzu: „Sollte sie nach Ihrem Beruf fragen, sagen Sie, was wir vereinbart haben.“ „Natürlich, Tamara.“, sagte Korelem. „Ich muss mich wirklich auf Sie verlassen können.“, schärfte die Chefagentin ihm ein. „Das können Sie.“, versicherte er. „Tut mir Leid.“, entschuldigte sie sich. „Ich bin bei Zivilisten nur immer extrem vorsichtig.“ „Verständlich.“, versuchte Korelem ihr klingonisches Temperament herunter zu kühlen. „Aber Sie können mir wirklich vertrauen. Der Allrounder wird meine Hälfte des Puzzles bekommen, sobald wir auf Alaris sind.“ „Dann ist ja gut.“, antwortete sie und beendete das Gespräch.

Die Sprechanlage ließ Korelem aufhorchen. „Wer ist dort?“, fragte er. „Ich bin es.“, sagte ich. „Kommen Sie rein, Allrounder.“, sagte er und griff seinen bereits gepackten Koffer mit seinen starken Hinterfüßen.

Ich betrat das Gästequartier. „Ich habe auf Sie gewartet.“, sagte ich. „Tut mir Leid.“, entschuldigte er sich. „Ich musste noch ein wichtiges Gespräch führen.“ „Ein Gespräch mit zu Hause?“, fragte ich. „Ja.“, log er und ich bekam den Eindruck, dass er mir etwas verschwieg.

„Lassen Sie uns gehen.“, sagte er. „Sonst steht sich ihr Techniker Jannings noch die Beine in den Bauch. Das soll optisch nicht sehr vorteilhaft sein, habe ich gehört.“ Ich lächelte und ging vor auf den Korridor. Er folgte mir in bekannter Manier. Langsam hatte ich mich an unseren fliegenden Gast gewöhnt. Ich sah dem Abschied sogar mit etwas Wehmut entgegen.

Shimar und Maron waren mit IDUSA auf dem Weg zur tindaranischen Basis. „Ich würde gern noch einmal von Jenna gewartet werden, bevor wir gemeinsam auf Mission gehen, Shimar.“, äußerte das Schiff. „Wie du möchtest.“, sagte Shimar. „Finde ich auch besser so.“, bestätigte Maron. „Dann kann ich mit dem Techniker noch über eine Sache sprechen, die euch Beiden sicher gut bei der Mission helfen wird.“ „Hoffentlich will Hestia mich überhaupt.“, sagte Shimar mit sorgenvollem Blick. „Warum sollte sie dich nicht wollen?“, fragte Maron. „Ich weiß ja nicht, was sie für Animositäten entwickelt. Wenn man ihr Verhalten während der Verhandlung zu Grunde legt, ist sie sicher mit Vorsicht zu genießen.“, erwiderte Shimar.

Die Station kam in Sensorenreichweite des tindaranischen Schiffes. „Es gibt keinen schöneren Platz als daheim.“, sagte IDUSA. „Verabschiede dich gut.“, empfahl ihr Shimar. „Wer weiß, wann wir die Basis wiedersehen.“

Sie hatten gedockt und Maron hatte sich gleich von der Shuttlerampe aus zur technischen Kapsel begeben. Hier erwartete ihn bereits Jenna. „Ich muss mit Ihnen unter vier Augen sprechen, Mc’Knight.“, sagte der erste Offizier bestimmt.

Jenna sah von ihrer Arbeitskonsole auf. „Worum geht es denn, Sir?“, fragte sie und drehte sich in seine Richtung. „Es gibt eine Datei über den Ty-Nu-Lin-Ritus.“, begann Maron. „Ich möchte, dass Sie die in IDUSAs Datenbank überspielen. Ich möchte, dass IDUSA, wenn sie mit Shimar auf diese Mission geht, alles Wissen zur Verfügung hat, das sie kriegen kann.“ „Glauben Sie, dass eine der Prinzessinnen falsch spielen könnte, Agent?“, fragte die hoch intelligente Halbschottin. Sie war sich aber eigentlich sicher, die Antwort bereits zu kennen. So sah sie eher als Bestätigung an, dass Maron schließlich sagte: „Genau davon rede ich, Techniker. Ich möchte nicht, dass diese Hestia Shimar ein X für ein U vormachen kann, was den Ty-Nu-Lin-Ritus angeht.“ „Denken Sie denn, das könnte sie versuchen?“, fragte Jenna. „Ich bin mir sicher!“, sagte der Spionageoffizier. „Ich bin mir sogar todsicher. Sie können das nicht wissen, Mc’Knight. Sie haben die Prinzessinnen auf Khitomer nicht erlebt. Sie wissen nicht, wie sehr sie sich hassen. Es ist mir auf jeden Fall wohler dabei, wenn Sie die Datei überspielen und noch einmal IDUSAs Systeme überprüfen und gegebenenfalls reparieren. Ich möchte nicht, dass Shimar irgendeinen Nachteil hat, wenn er auf seine Mission geht.“

Mc’Knight stand von ihrem Stuhl auf. „Am Liebsten hätten Sie es wohl, wenn ich mitflöge, was?“, lächelte sie ihrem Vorgesetzten entgegen. „Sie haben Recht, Jenna.“, sagte dieser. „Aber leider geht das nicht, so gern ich es hätte. Wir brauchen Sie hier. Ich habe bereits mit Commander Zirell gesprochen. Für die Dauer von IDUSAs Abwesenheit bekommen wir ein anderes Shuttle. Ich möchte, dass Sie diesem alle Dateien überspielen, die IDUSAs Erfahrungen während unserer Missionen enthalten. Ist das möglich?“ „Natürlich ist das möglich.“, sagte die Ingenieurin. „Ich muss die Dateien nur aus den entsprechenden Verzeichnissen kopieren und dann …“ „Bitte kein Fachchinesisch.“, bat Maron und hielt sich den Kopf. „Davon kriege ich immer Kopfschmerzen.“

Jenna sah ihn nachdenklich an. „IDUSA wird fragen, wozu ich ihr Wissen kopiere.“, sagte sie dann. „Denken Sie etwa, sie könnte so etwas wie Eifersucht gegenüber dem anderen Shuttle entwickeln?“, lachte Maron. Dabei schaute er etwas verächtlich. Gleich darauf bemerkte er dies aber und entschuldigte sich: „Tut mir leid, Mc’Knight. Ich vergesse manchmal immer noch, dass die IDUSA-Einheiten im tindaranischen Recht den biologischen Wesen gleichgestellt sind. Natürlich hat IDUSA das Recht zu fragen, was wir mit ihrem Wissen wollen. Aber Sie kriegen ihr das bestimmt erklärt und ich habe keinen Zweifel daran, dass sie dem zustimmen wird.“ Dann dachte er: Gerade noch die Kurve gekriegt. „Ich werde mich dann an die Arbeit machen.“, sagte sie. „OK, Jenna.“, antwortete er und verließ ihren Arbeitsraum.

Marons Weg führte ihn zu seinem Lieblingsplatz in einem der Aufenthaltsräume, wo er auf Joran traf. „Hi.“, sagte der Demetaner mit hoch zufriedenem Gesichtsausdruck, während er sich zu dem Vendar an den Tisch setzte. „Ich grüße dich, Maron El Demeta.“, antwortete Joran. Dann musterte er ihn genauer. „Mir fällt auf, dass du wie ein Kater schaust, der gerade einen Topf Sahne ausgeschleckt hat.“, bemerkte er. „Dazu habe ich auch allen Grund.“, sagte Maron und machte eine genießerische Pause. „Was ist der Grund dafür?“, horchte Joran ihn weiter aus. „Der Grund ist, dass die Mission prima gelaufen ist.“, erwiderte Maron. „Ist sie das?“, lächelte Joran. „Dann ist Shannon O’Rileys Aberglaube wohl doch nicht in Erfüllung gegangen.“ „Nein.“, sagte Maron. „Das ist er nicht. Mutter Schicksal sei Dank, ist er das nicht.“

Wieder verging eine Weile, in der Maron nur Joran zusah, während dieser etwas für den Demetaner nicht definierbares in sich hinein schaufelte. Seinem Gesicht nach zu urteilen schien ihm das aber sehr zu schmecken. „Was in aller Götter Namen isst du da?!“, fragte Maron, den langsam auch der Hunger überkam. Wegen der ganzen Aufregung in den letzten Tagen hatte er kaum etwas gegessen. „Meine Telshanach und ich nennen es Tchalback a la Sternenflotte.“, sagte Joran und schob Maron die Schüssel mit einem frisch replizierten Löffel zu.

Maron nahm das Angebot lächelnd an und ließ sich einen Löffel voll schmecken. Langsam, fast prüfend, ließ er den Inhalt konzentriert über seine Zunge gleiten. „Da scheint terranischer Schafskäse drin zu sein.“, sagte er nach dem letzten Mal Schlucken.“ „In der Tat.“, bestätigte Joran.

Maron schob ihm die Schüssel wieder hin. „Was hat das jetzt mit der Sternenflotte zu tun und mit Jenna?“, fragte er. „Mit der Sternenflotte nur in soweit, dass dies Allrounder Betsys Idee war. Sie ist Sternenflottenoffizierin, wie du weißt. Damals auf Nihilla hat sie …“

Maron raufte sich die Haare. „Erinnere mich bloß nicht an Nihilla!“, bat er. „Vergib mir, Maron El Demeta.“, bat Joran. „Schon gut, mein Freund.“, sagte Maron. „Jenna hat mir beigebracht, wie man dem Replikator ein Rezept beibringen kann.“, erklärte Joran. „Ah, verstehe.“, sagte Maron.

Zirell betrat den Raum. „Na, Maron.“, sagte sie, nachdem sie sich einen terranischen Eiskaffee repliziert und sich zu ihren Untergebenen an den Tisch gesetzt hatte. „Ich warte schon seit Stunden auf deinen Bericht, Maron.“, tadelte sie ihren ersten Offizier. „Sonst bist du damit doch auch immer so überpünktlich.“ „Tut mir Leid, Zirell.“, sagte Maron und senkte den Kopf. „Ich wollte nur zuerst alles für Shimars Mission vorbereiten. Dazu hatte ich mit Jenna noch etwas zu klären und dich dabei völlig außer Acht gelassen. Das wird nie wieder vorkommen.“ „Das hoffe ich auch.“, sagte Zirell und zog an ihrem Strohhalm. „Da man ja anscheinend mit dir Kaffee trinken muss, um an Informationen zu kommen.“, erklärte sie weiter und holte ein Pad aus der Tasche, das sie auf Aufnahme schaltete. Dann forderte sie ihn auf: „Erzähl mal.“

Maron berichtete ihr den gesamten Ablauf. Er ließ kein noch so geringes Detail aus, was die Tindaranerin in Verzückung versetzte. „Oh, ja.“, lachte Zirell. „Das sind echte Prinzessinnen. Nein, das sind sogar Prinzessinnen auf der Erbse, oder war es die Bohne, so genau weiß ich das nicht mehr. Ich muss das mal in IDUSAs Datenbank nachschlagen. Oh, bei allen Göttern, das Verhalten der Beiden erinnert mich total an die Prinzessin aus diesem terranischen Märchen. Wenn das Ganze nicht so einen ernsten Hintergrund hätte, könnte man es glatt als Komödie bezeichnen. Aber leider verhalten sie sich ja so, weil sie sich bis aufs Blut hassen. Shimar soll gut aufpassen, dass er nicht zu sehr in diese Fehde hineingezogen wird. Sag ihm das.“ „Ich denke, da wird er schon selbst drauf achten.“, beruhigte Maron sie. „Shimar kennt seine Befehle. Er weiß, was er primär zu tun hat und wie weit er wann gehen darf.“ „Du hast Recht.“, sagte Zirell, die ja bereits viel länger mit Shimar zusammengearbeitet hatte als Maron. „Obwohl er noch sehr jung ist, hat er oft bewiesen, dass man sich auf ihn verlassen kann.“, stellte sie fest. „Da kann ich dir nur zustimmen.“, sagte Maron. „Shimar macht das schon.“

King wartete in seiner Wohnung und schaute immer nervöser auf die Uhr, als Sedrin von außen die Sprechanlage betätigte. „Was gibt es, Agent.“, fragte er. „Ich komme, um Sie abzuholen.“, gab sie zurück. „Sie müssen noch einiges lernen, wenn Sie demnächst als Shuttlepilot Andrew King den Weltraum unsicher machen wollen.“

Er entriegelte die Tür und bat sie hinein. „Interessant.“, meinte sie, nachdem sie seine Einrichtung in Augenschein genommen hatte. „Sie haben ein extrem gutes Verständnis für Ordnung.“ „Dachten Sie, es sei anders?“, wollte er wissen. „Um ehrlich zu sein, ja.“, sagte sie. „Ich bediene eben nicht die üblichen Vorurteile, was Junggesellenbuden angeht.“, antwortete King. „Nein, das tun Sie in der Tat nicht.“, erwiderte Sedrin. Dann drehte sie sich wieder zur Tür: „Lassen Sie uns gehen.“

Sie durchquerten den Flur und gingen dann durch eine Art geheime Verbindungstür, die auf den ersten Blick nicht vom Mauerwerk zu unterscheiden war. Zumindest nicht von der Seite, auf der sie bald standen. „Werden die Kadetten nicht misstrauisch?“, wollte King von Sedrin wissen. „I wo.“, machte sie. „Die wissen von dem geheimen Gebäudetrakt nichts. Außerdem sind jetzt alle in den Theoriestunden, oder es findet kein Unterricht statt. Wir können uns also ruhig um den Simulator kümmern.“

Sie legte ihren rechten Zeigefinger in eine Sensorenmulde, worauf sich die Tür zu einer großen Halle öffnete. Hier sah King einige Kabinen. „Sind das die Shuttlesimulatoren?“, fragte er. Sedrin nickte und führte ihn auf einen zu. „Sie links ich rechts!“, teilte sie ein und ging einmal um die Kabine herum. King tat ohne Argwohn, was sie gesagt hatte. Er vertraute ihr mittlerweile, obwohl ihm die ganze Geheimniskrämerei etwas seltsam vorkam. Aber wie sie schon gesagt hatte, diese Suppe hatte er sich selbst eingebrockt, als er sich damals dazu bereit erklärt hatte.

King setzte sich auf einen Sitz. Nun sah er eine Konsole vor sich, auf der sich für ihn unbekannte Displays, Knöpfe, Regler und zwei Joysticks befanden. Außerdem gab es da noch einen Zapfen, den King nicht einordnen konnte.

Sein Blick fiel auf Sedrin, die genau neben ihm saß. „Sollten wir nicht erst in die Simulationskammer gehen?“, fragte King. „Es gibt hier so viele Kontrollen und ich habe Angst, dass ich eines Ihrer teuren Geräte noch zerstöre.“ „Solange ich dabei bin, wird das nicht passieren!“, sagte Sedrin energisch. „Außerdem, sind Sie ein Kind oder ein Mann?!“

Ihr Tonfall irritierte King sehr. Fragend sah er sie an. „Viele Vorgesetzte in Frachtfirmen reden so.“, erklärte sie. „Daran werden Sie sich gewöhnen müssen.“ „Alles klar.“, erwiderte King. „Und wie muss ich mich dann verhalten?“ „Sie nicken und tun das, was man Ihnen sagt.“ „Verstanden.“, sagte er.

Sie zog etwas aus der Tasche, das wie eine Art Schlüssel aussah. Dann gab sie es King in die Hand. „Auf den Zapfen.“, sagte sie jetzt sehr freundlich. Sedrin hatte wohl bemerkt, dass sie King ziemlich aus der Fassung gebracht haben musste.

„Das ist ein Schaltschlüssel.“, erklärte sie, nachdem King das Ding auf den Zapfen gesteckt hatte. „Darin wird Ihr gesamtes Flugprofil gespeichert. Wenn Sie den benutzen, weiß der Computer sofort, welche Einstellungen Sie bevorzugen.“ „Aktiviere ich damit auch das Hauptsystem?“, fragte King. „Sie lernen schnell.“, lächelte Sedrin. „Drehen Sie den Schaltschlüssel jetzt eine Vierteldrehung nach rechts.“

Der Simulator summte, nachdem King dies getan hatte. Dann meldete sich eine freundliche Computerstimme: „Hauptsystem online.“ „Gut!“, lobte Sedrin und strich ihm über das Haar. „Das war doch noch gar nichts.“, spielte King es herunter. „Einen Schlüssel zu drehen ist doch nicht schwer.“ „Die meisten Kadetten haben davor furchtbare Angst.“, erklärte Sedrin. „Sie denken, dass das Schiff dann sofort startet und sie nichts tun können, oder es mit ihnen macht, was es will.“ „Aber ich bin eben kein naiver Jugendlicher.“, sagte King, der ihre Äußerung von vorhin jetzt besser verstehen konnte. Das also hatte sie gemeint, als sie fragte, ob er ein Kind oder ein Mann sei.

Sie schob einen Datenkristall in ein Laufwerk. „Ich überspiele ihm jetzt unser spezielles Lernprogramm.“, sagte sie. „Er muss ja wissen, was für eine Art von Shuttle er uns simulieren soll.“ „Sicher muss er das.“, antwortete King.

„Überspielvorgang komplett.“, meldete der Computer. „Lernprogramm Sedrin eins laden! Stufe eins!“, befahl Sedrin. In die Displays vor Kings Augen kam Bewegung. Er sah jetzt Instrumente, die er nicht kannte, aber er vertraute Sedrin. Sie würde ihm schon zeigen, was er wissen musste.

Das einzige Gerät, was King zu kennen schien, war das Sprechgerät, aus dem eine helle freundliche Stimme erklang. „Frachtshuttle 31, Sie haben Startgenehmigung.“, sagte sie. „Verstanden, Kontrolle.“, sagte Sedrin vor. King nahm das Mikrofon und sagte: „Verstanden, Kontrolle.“

Er sah die langen Reihen von Knöpfen an. „Was jetzt?“, fragte er. „Können Sie lesen?“, fragte Sedrin lächelnd. „Natürlich.“, antwortete King. „Ich bin schließlich zur Schule gegangen.“ „Dann suchen Sie den Knopf, auf dem Atmosphärentriebwerke steht und drücken sie einfach frech drauf.“

Kings Blick suchte erneut die Reihen ab, um schließlich seinen rechten Zeigefinger auf genau den richtigen Knopf zu lenken. „Bsss.“, machte das Shuttle und hob sich leicht vom Boden ab. „Sehen Sie die beiden Joysticks?“, fragte Sedrin. King nickte. „Sie sehen, dass man den Einen nur nach vorn und hinten und den Anderen nur nach rechts und links bewegen kann.“, sagte sie. „Hm.“, machte King in weiterer Erwartung von Instruktionen. Im gleichen Moment piepte ein Alarm und Blinklichter über den Joysticks begannen ihren Einsatz. Instinktiv fasste King den einen Stick mit der rechten und den anderen mit der linken Hand. Der Alarm verstummte und die Lichter erloschen. „Genau das wollte sie Ihnen sagen.“, lobte Sedrin. „Ich bin wahrscheinlich ein Naturtalent.“, sagte King und zog vorsichtig den unteren Stick zu seinem Bauch. Gleichzeitig schob er den Geschwindigkeitsregler, den er inzwischen auch gefunden hatte, leicht nach vorn. Das Shuttle hob sich jetzt sanft aber stetig vom Boden. „Ich muss doch sicher die Landestützen einfahren oder so etwas.“, sagte King. „Ich meine, hier in der Atmosphäre geben die doch einen ziemlichen Luftwiderstand und das kostet Energie.“ „Das machen Schiffe heute automatisch ab einer gewissen Höhe.“, erklärte Sedrin. Tatsächlich hörte man bald ein leises: „Bsss, Klack.“

Fasziniert betrachtete King die Displays. „Was heißt E-Trimmung?“, fragte er. „Das ist ein Programm, das die Antriebsfelder synchronisiert.“, erklärte Sedrin. „Es macht, dass Bug und Heck immer auf gleicher Höhe sind. Man kann es auch deaktivieren, aber das ist bei einem voll beladenen Frachter nun wirklich nicht zu empfehlen. Normalerweise tun das auch nur Kunstflieger, aber dazu gehören Sie bei Weitem nicht.“ „Schon klar.“, meinte King. „Sie würden ja auch kein Wahlross zum Ballett zwingen.“

Wieder piepte es und zwischen dem Knopf für den Impulsantrieb und dem für die Atmosphärentriebwerke flackerte ein Licht hin und her. „Hab dich schon verstanden.“, flüsterte King und schaltete den einen Antrieb ein, bevor er den anderen ausschaltete. „Ich bin beeindruckt!“, staunte Sedrin. „Die meisten anderen Flugschüler machen den Fehler, erst die Atmosphärentriebwerke auszuschalten.“ „Aber dann laufen sie doch Gefahr, mit samt dem Shuttle abzustürzen, weil dann doch nichts mehr sie oben hält. Ein bisschen was von Physik verstehe ich auch.“, meinte King. „Dachte ich mir.“, sagte Sedrin.

Sie verließen das Sonnensystem und King verfuhr ähnlich mit dem Warpantrieb. „In Stufe eins ist alles zunächst bis hier programmiert.“, sagte Sedrin. „Sie wird Sie jetzt noch auffordern, eine Wende zu fliegen und dann geht es nach Hause.“ Genau das passierte auch. King verfuhr mit der Schaltung in umgekehrter Reihenfolge, ohne dass Sedrin ihm noch irgendwas erklären musste. Auch die Landung klappte zu ihrem Erstaunen auf Anhieb. King schob den Höhenregler nach vorn, während er langsam die Geschwindigkeit senkte, bis das Shuttle sicher auf allen vier Stützen am Boden stand. Dann schaltete er den Antrieb ab.

„Sie sind ein hoch intelligenter junger Mann!“, lobte sie, als sie mit King den Simulator wieder verlassen hatte. „Mir ist jetzt endgültig klar, warum Sie dem Streit Ihrer Schwestern und allem, was damit zusammenhängt, den Rücken gekehrt haben. Das war Ihnen alles zu läppisch.“ King nickte und fügte hinzu: „Und die politischen Konsequenzen waren mir auch zu heikel.“

„Morgen machen wir weiter.“, sagte Sedrin, während sie ihn an der Tür verabschiedete. „Heute habe ich noch was zu erledigen. Agent Alesia kümmert sich weiter um Sie. Vielleicht macht sie mit Ihnen ja auch noch eine Theoriestunde. Ich bin für die Praxis zuständig.“ Sie ging und er lächelte ihr hinterher.

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