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Schlaf war das Allerletzte, an das ich in dieser Nacht dachte. Ich wusste, dass unser neuer mysteriöser Passagier oft auch noch spät nachts auf war. Außerdem hatten wir uns auch noch bis lang in die Nacht unterhalten und waren nun auf unserem gemeinsamen Weg zu den Quartieren. Den Anfang hatte unser Gespräch in der Offiziersmesse genommen, in die ich unseren Zivilisten mitgenommen hatte. Das war zwar schon das zweite Mal, dass jemand in meiner Begleitung dort hin kam, aber mein Commander hatte nie etwas darüber gesagt, dass ihr dieser Umstand missfallen hätte. Außerdem kannte sie Mikels und meine Theorie und ihr war alles willkommen, das irgendwie Licht ins Dunkel um die seltsamen Befehle, die wir im Laufe unserer Mission schon erhalten hatten, bringen könnte. Kissara hoffte insgeheim, dass irgendwann wieder jener Wasserfalleffekt einsetzen würde, den ich schon bei so manchem ausgelöst hatte.

King war plötzlich stehen geblieben und hatte mich bei der Hand genommen, was mich auch unwillkürlich stehen bleiben ließ. „Vorhin in der Messe.“, begann er. „Da haben Sie sich mit Technical Assistant Elektra über etwas unterhalten, das Sie Watt genannt haben. Was ist das?“ Auf diese Frage hatte ich gehofft. Ich hatte das Gespräch mit Absicht auf dieses Thema gelenkt und Elektra war dazu eine sehr gute Gesprächspartnerin. Als Androidin konnte sie Daten zu allem und jedem abrufen, also auch zum Watt. Sie hatte einiges aus ihrer Datenbank zum Besten gegeben, was King sehr interessiert haben musste. Wenn alles so stimmte, wie ich vermutete, würde mir das Watt bei meinem Versuch, den Prinzen zu enttarnen, sehr helfen. „Ich kann es Ihnen zeigen, Mr. King.“, sagte ich unschuldig. „Ich hole nur noch den Datenkristall mit dem entsprechenden Programm. Wenn Sie kurz warten könnten?“ „Sicher, Allrounder.“, sagte King und ließ mich in mein Quartier gehen. Hier holte ich aber nicht nur den Kristall, sondern sagte auch Mikel und Jannings Bescheid. Jannings, da dieser vom Maschinenraum aus unseren Besuch in der Simulationskammer überwachen sollte, um später als Zeuge aussagen zu können und Mikel, weil er der ermittelnde Agent war.

Jannings und Mikel hatten gerade die Simulationskammer verlassen. Der Spionageoffizier hatte ständig den Ohrhörer seines Sprechgerätes im linken Ohr gehabt, da er jederzeit mit meinem Ruf rechnen musste. Er würde nicht antworten, sondern nur um dem Gerät zu befehlen, die Verbindung anzunehmen, kurz die Sendetaste drücken und sie dann wieder loslassen. „Mikel, es geht los.“, sagte ich. Parallel dazu hatten sich Jannings und Mikel die von Jannings ausgesuchte Simulation angesehen. „Verstehen Sie jetzt, worauf ich hinaus wollte?“, fragte der Ingenieur konspirativ. „Oh, ja, Jannings.“, sagte Mikel. „Und jetzt ab auf Ihren Posten!“ „Sehr gern, Sir.“, erwiderte Jannings grinsend und war um die nächste Ecke verschwunden.

Nun warteten King und ich auf Mikel, den ich unter einem Vorwand herbestellt hatte. Ich hatte gesagt, dass Mikel ja unheimlich gern auch mal das Watt kennen lernen würde. Tatsächlich gab es dies in der Form nur in meiner Heimat, der deutschen Nordseeküste, von der ich kam. Sicher hatte King es nie gesehen und würde es deshalb sehr faszinierend finden. Aber es erfüllte noch einen anderen Zweck. Es war schmutzig! Es war so schmutzig, dass, wenn meine Theorie stimmte, King entweder vornehm Abstand halten oder in Freude ausbrechen würde. Mein Programm würde in beiden Fällen die richtige Situation kreieren. Da gab es nämlich Kurt, die Simulation eines versierten Wattführers, der schon vielen die Angst genommen hatte.

Summ! Da kam ein völlig aufgeregter Mikel um die Ecke gesaust. „Sorry.“, stammelte er. „Ich hatte noch was zu erledigen.“ „OK.“, sagte ich. „Dann lasst uns mal gehen.“

Wir betraten die Kammer und setzten uns auf drei Sitze. Unsere Köpfe legten wir in die bequemen Mulden an den Lehnen. „Bereit, Andrew?“, fragte ich. „Wenn Sie es sind?“, fragte er zurück. Auch von Mikel kam eine ähnliche Reaktion. „OK.“, sagte ich und schob den Datenkristall in die Konsole. „Computer, Programm Wattwanderung starten! Konfiguration Betsy drei!“, befahl ich dem Rechner. Was sich hinter meiner Konfiguration, die mir Jannings nach meinen Wünschen geschrieben hatte, verbarg, verschwieg ich den Männern mit Absicht. King durfte es ja ohnehin nicht wissen und Mikel könnte zu aufgeregt sein und es konnte ihm unter Umständen etwas herausrutschen. Zwar sollte er als Geheimagent den Umgang mit Geheimnissen eigentlich gewohnt sein, aber ich kannte Mikel und wusste wie er sein konnte, wenn er aufgeregt war.

Die Simulation startete und wir fanden uns auf einem typischen Strandabschnitt bei Ebbe wieder. „Atmen Sie bitte einmal durch die Nase tief ein, Andrew.“, sagte ich ruhig und in einem Ton, als würde ich ein Referat halten. Mein neuer Freund folgte meinem Vorschlag. „Es riecht salzig.“, stellte er fest. „Salzig und nach Modder.“

Ein Mann von ca. 180 cm Größe in einem grünen Friesennerz und grünen Gummiflossen kam um die Ecke geschlappt und begrüßte mich auf Plattdeutsch mit den Worten: „Moin, mien Dern.“ Mikel und Andrew machten mir deutlich, dass sie kein Wort verstanden hatten, aber mir doch vertrauten. „Moin, Kurt.“, lächelte ich zurück. „Das ist Mikel und das Andrew. Ich muss dich bitten, Hochdeutsch zu sprechen, damit die Beiden nicht ganz verloren sind. Mikel wird dich dann verstehen und für Andrew werde ich übersetzen, weil er nur Englisch kann.“ „Mok wi, mien Dern.“, sagte Kurt und verbesserte sich sogleich: „Machen wir, mein Mädchen.“

Er verteilte an uns alle Friesennerze und Gummiflossen. Das Anziehen der Jacken ging für Mikel und King noch recht gut vonstatten, aber mit den Schuhen hatte King ein Problem. „Betsy, wie mache ich das?“, fragte er mich peinlich berührt auf Englisch. „Sehen Sie mir zu.“, gab ich zurück und streifte Schuhe und Strümpfe ab um in die engen Latschen zu schlüpfen.

„Lasst die Klamotten ruhig hier liegen.“, meinte Kurt breit. „Piraten gibt es nur im Märchen.“ Wie selbstverständlich hakte er mich ein. „Moment.“, sagte ich. „Geh lieber mit Mikel. Der war noch nie im Watt und ist vielleicht noch etwas unsicher. Andrew und ich kommen schon hinterher.“ „Auch gut.“, sagte Kurt, schnappte sich Mikel mit seinen großen breiten Händen und stapfte vor King und mir ins Watt.

„Matschig.“, stellte King fest, nachdem wir eine Weile gegangen waren. „Ja.“, bestätigte ich. „Und, hören Sie mal genau hin.“ King lauschte und hörte ein leises Blubbern und Möwengeschrei, das für mich als Küstenbewohnerin normal war. Für ihn aber war es so faszinierend, dass er glatt vergaß, auf seine Füße zu achten und über die nächst beste Qualle stolperte, die Kurt uns eigentlich zeigen wollte. Ich ließ ihn einfach los und er landete rücklings im Watt. Ich versuchte ein Gesicht zu machen, als sei dieser Umstand für mich höchst peinlich. Es durfte ja keiner merken, dass dies meine Absicht gewesen war.

Statt aufzustehen blieb King allerdings liegen und schien das Bad im Watt sogar zu genießen. Kurt verdeutlichte mir, dass ich ihn fragen sollte, ob er Hilfe bräuchte. „Hilfe?!“, meinte King fast empört. „Warum sollte mir jemand helfen müssen! Es ist doch hier so wunderbar schmutzig, Allrounder. Sagen Sie Ihrem Freund das. Dort, wo ich herkomme, gibt es so etwas Schönes nicht. Ich wurde immer von jedem Schmutz fern gehalten und hatte daher keine Ahnung, wie schön es sein kann.“ „Interessant.“, sagte Mikel mit einer Gewissheit, als hätte er soeben einen Schwerverbrecher überführt. „Ich wusste gar nicht, dass einfache Arbeiterfamilien, wie die, aus der Sie kommen, Andrew, keinen Schmutz kennen. Oder erzählt Ihr uns hier eine Lüge über Eure Herkunft, Prinz Hadrian von Miray!“

Andrews Gesicht erstarrte. „Bitte beenden Sie dieses Programm.“, sagte er leise. „Ich gebe alles zu.“ „OK.“, sagte ich und fügte hinzu: „Computer, Programm beenden.“

Kurt, das Watt und die Umgebung um uns verschwanden. Jetzt saßen wir wieder auf den Sitzen in der Simulationskammer. „Sie haben mich enttarnt.“, sagte King, den wir inzwischen als Hadrian kannten. „Andrew King ist die falsche Identität, unter der ich Jahre lang auf der Erde gelebt habe. Ich ging von Miray fort ins Exil, weil ich die Streitereien meiner Schwestern nicht mehr ertragen konnte und fasste mit Nugura, meinem inzwischen toten Vater und noch vielen anderen einen Plan, in den auch Ihr Schiff involviert war. Aber noch haben Sie nicht alle Antworten. Nur so viel. Jemand wird, um das Tor zum Himmel zu finden, die Grenze aller Grenzen überschreiten müssen.“ „Was meinen Sie damit?“, fragte ich. „Die Antwort darauf wartet auf Basiria.“, sagte Hadrian und hüllte sich wieder in Schweigen.

„Ich nehme an, dass dies auch der Grund für das seltsame Profil für das Licht ist.“, sagte Mikel. „Das stimmt, Agent.“, gab Hadrian zu. „Ich brauche ein Sprechgerät. Ich muss dem Chief-Agent sagen, dass ich enttarnt worden bin, damit sie die nächsten Schritte einleiten kann.“ „Also gut.“, sagte Mikel und gab ihm sein Sprechgerät, nachdem er selbst die Verbindung über das Sprechgerät des Schiffes, das als Relais fungierte, hergestellt hatte.

Auf der Regierungsbasis betrat Tamara das Büro der Präsidentin. „Entschuldigen Sie, Nugura!“, sagte die Halbklingonin etwas gehetzt. „Es ist ja auch sehr dringend.“ „Was ist denn geschehen?“, fragte die Präsidentin ahnungslos. „Sie hat Hadrian etwas früh enttarnt. Ich habe Allrounder Betsy das schon zugetraut, aber doch nicht so früh. Was ist mit der Entwicklung auf Miray?“ „Die verläuft genau so, wie Tolea es vorausgesagt hat.“, vertröstete Nugura ihre Untergebene. Als Oberbefehlshaberin der Sternenflotte unterstand ihr auch der Geheimdienst in letzter Instanz. „Dann ist ja gut.“, atmete Tamara auf. „Aber wir können die frühe Enttarnung von Hadrian noch kompensieren. Befehlen Sie der Granger, gleich nach Basiria zu fliegen und keinen Zwischenstopp auf Demeta einzulegen.“ „Aber Kissara ist misstrauisch.“, sagte Nugura. „Sie hat das mit dem Testament auch schon sehr früh herausgefunden und wird sich sicher fragen, warum …“ „Ist schon in Ordnung.“, sagte Tamara. „Wir sollten gegenüber Kissara doch langsam mit offenen Karten spielen. Sie hat mit Sicherheit nicht vor, uns zu hintergehen. Sie war immer loyal gegenüber uns und das wird sich auch jetzt nicht ändern.“ „Also gut.“, sagte Nugura und aktivierte das Terminal ihrer Sprechanlage: „Saron, verbinden Sie mich mit der Granger! Es wird gut sein, Chief-Agent, wenn Sie neben mir sitzen und Kissara Sie sieht. Dann wird sie alles leichter einordnen können.“

Mikel, Hadrian und ich hatten uns auf den Weg zu Kissaras Quartier gemacht. Ich wusste, dass sie jetzt schlafen würde, und Kang ganz allein auf der Brücke war. Wir würden sie wecken müssen. Unterwegs hatten wir noch Jannings abgepasst, der für alles Zeugnis ablegen würde. „Es ist höchst ungewöhnlich, dass ich Sie in der Simulationskammer beobachtet habe.“, sagte der Chefingenieur in fast um Entschuldigung bettelndem Ton. „Ich meine, immerhin sind Sie, Allrounder und Sie, Agent, Brückenoffiziere und damit meine Vorgesetzten.“ „Jetzt beruhigen Sie sich mal wieder, Techniker.“, sagte Mikel mit lockerer Stimme. „Erstens war das abgesprochen und zweitens schließe ich aus Ihren Sätzen, dass Sie die Privatsphäre Ihrer Assistentin doch wohl hoffentlich nicht weniger respektieren als die unsere.“ „So war das nicht gemeint.“, erklärte Jannings. „Er hat einen Spaß gemacht, George.“, erklärte ich. „Sie müssen nicht alles immer so bierernst betrachten.“ „Ach so.“, erwiderte Jannings. „Ich werde mir das für das nächste Mal merken.“

Wir kamen vor Kissaras Quartier an. Ich betätigte die Sprechanlage. „Hier Commander Kissara.“, meldete sich eine verschlafene Stimme. „Was gibt es und vor allem, wer ist da?“

Anscheinend hatte sie das Licht noch immer ausgeschaltet, denn sonst hätte sie das Display der Sprechanlage leicht sehen können und darauf mein Gesicht erkannt. „Hier ist Allrounder Betsy.“, identifizierte ich mich. „Ich bin nicht allein. Ich habe Techniker Jannings, Agent Mikel und Prinz Hadrian von Miray bei mir.“ „Wen haben Sie …?“, stammelte sie. „Na ja. Kommen Sie erst mal rein.“

Sie gab dem Rechner den Befehl, die Tür zu entriegeln und wir betraten den Flur. Im Gänsemarsch, Mikel voran, dahinter ich und dann Jannings mit Hadrian, ging es direkt in Kissaras Schlafzimmer. Sicherlich hätte sich ein untergebener Offizier in früheren Zeiten nicht getraut, einfach in das Schlafzimmer seines Captains zu marschieren, aber die Zeiten hatten sich geändert und so brachte uns Mikel direkt bis vor Kissaras Bett. Er und ich waren auch die Einzigen, die sich im Moment durch das gelöschte Licht bedingt hier zurechtfanden. Unsere sehenden Mitstreiter hatten da ihre Schwierigkeiten.

„Was soll dieser Auflauf, Agent.“, sagte Kissara mit schlecht gelaunter Stimme, als sie uns erblickte. „Oh, Gott. Ich sollte erst mal Licht machen.“ „Obacht, Jannings!“, rief Mikel dem Ingenieur zu, der sich sofort hinter Hadrian stellte, um ihn aufzufangen. Mikel hatte wohl geschlossen, dass er der Stärkste von uns allen sein musste und den Prinzen wohl ohne größere Verletzungen auffangen könnte, wenn er gleich einen Schwindelanfall aufgrund von blendendem Licht bekommen würde.

„Computer, Licht!“, befahl Kissara und es geschah, was geschehen musste. Durch das plötzliche helle Licht machte Hadrian ein schmerzverzerrtes Gesicht und fiel Jannings in die Arme, der ihn gerade noch auf ein nahes Sofa bugsieren konnte.

„Sie erklären mir auf der Stelle, was diese alberne Show sollte, Agent!“, entrüstete sich Kissara. „Das ist ein Befehl!“ „Gern, Mafam.“, erwiderte Mikel und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. „Das hier ist nicht Andrew King, sondern Prinz Hadrian von Miray. Er hat sich Jahre lang unter falscher Identität auf der Erde aufgehalten. Jetzt hat er mit seinem erst kürzlich verstorbenen Vater und noch einigen anderen einen Plan geschmiedet, in den wir wohl alle involviert sind. Aber er hält sich mit vielem noch bedeckt. Nur so viel. Uns fehlt noch ein Stück des Puzzles, das Allrounder Betsy persönlich auf Basiria finden soll.“ „Merkwürdig.“, sagte Kissara. „Dennoch würde sich dann einiges erklären. Aber wir …“

Sie wurde von der Sprechanlage unterbrochen. „Ja, Warrior.“, begrüßte sie Kang, der am anderen Ende war. „Wir haben neue Befehle von Präsidentin Nugura persönlich, Commander.“, sagte der Klingone. „Sie besagen, dass wir sofort ins vulkanische Sonnensystem nach Basiria fliegen sollen.“ „Wie ich mir schon gedacht habe, Kang.“, entgegnete Kissara. „Stellen Sie jetzt bitte keine Fragen und lassen Sie den Computer Kurs dort hin setzen. Agent Mikel, Allrounder Betsy und ich kommen auf die Brücke und erklären alles.“ Sie beendete das Gespräch, hängte das Mikrofon ein und sagte zu Jannings: „Bringen Sie Hadrian ins Gästequartier, Techniker. Und Sie zwei.“ Sie wendete sich an Mikel und mich: „Folgen Sie mir!“

Zirell, Maron und Jenna waren auf dem Korridor fast zusammengestoßen. „Wo wollt ihr denn hin?“, fragte die erstaunte Tindaranerin. „Wir müssen zu Ishan.“, sagte Jenna knapp aber zutreffend, wie es ihre Art war. Jenna war nie eine Freundin langer Worte gewesen. „Was ist denn los?“, fragte Zirell weiter. „Ist etwas mit einem von euch nicht in Ordnung?“ „Im Gegenteil.“, lächelte Maron. „Aber wir benötigen etwas medizinische Unterstützung. Aber es sieht aus, als wolltest du auch noch etwas von uns.“ „Eigentlich nicht von euch beiden.“, entgegnete Zirell. „Ich möchte im Moment nur etwas von Maron. Was immer ihr auch vorhabt, muss warten. Agent Sedrin Taleris-Huxley ist hier und wir müssen dringend einen Krieg beenden.“ „Also gut.“, sagte Maron. „Wenn du mich so unbedingt brauchst?“ Zirell nickte und gab ihm ein unmissverständliches Zeichen, ihr zu folgen.

Im Bereitschaftsraum warteten Scotty und Sedrin wie versprochen. Maron war ziemlich verblüfft, seine alte Schulfreundin wieder zu sehen. „Was führt dich her, Amikrin.“, fragte er, nachdem sich beide kräftig umarmt hatten. „Ich bin hier, weil ich auf Techniker Scott aufpassen muss.“, antwortete sie. „Er ist ein extrem wichtiger Zeuge. Aber wie es bisher aussieht, nicht nur in einer Angelegenheit.“ „Was meinst du?“, fragte Maron. „Scott hat ein Denkmuster von Sytania in seinem Geist behalten. Das verursacht, dass er ihre Pläne, oder besser einen Teil ihrer Pläne, sehen kann.“, erklärte Sedrin ihrem Kollegen. „Wie eindeutig sind Ihre Visionen, Techniker Scott?“, fragte Maron, der inzwischen sehr hellhörig geworden war.

Scotty zog ein Pad aus der Tasche. „So eindeutig.“, sagte er und schob es dem Agenten hin. Maron konnte nur zwei relativ unscharfe Gestalten erkennen. „Wer soll das sein?“, fragte er. „Das weiß ich nicht genau.“, sagte Scotty. „Wenn ich aus meinen Visionen aufwache, ist alles wieder weg.“

Maron betrachtete die Bilder länger. „Es könnten zwei Prinzessinnen sein.“, sagte er. „Seht euch den Kleidungsstil der Frauen an.“ „So weit war ich auch schon, Amikron.“, sagte Sedrin. „Nur wissen wir nicht, welche Prinzessinnen es sind. Wir wissen nur relativ eindeutig, dass sich Sytania einmischen wird. Aber auf welcher Seite ist uns gänzlich unbekannt. Wir gehen aber davon aus, dass eine der Prinzessinnen in Scottys Vision Sytania ist. Von der Theorie, Hestia und Alegria könnten sich an einen gemeinsamen Verhandlungstisch setzen, halte ich persönlich gar nichts. Diejenigen, die das glauben, sind in meinen Augen verträumte Idealisten.“ „Ganz deiner Meinung.“, pflichtete Maron bei. „Außerdem, was hätte Sytania davon, uns diese Vision zu schicken. Sie weiß doch auch, dass wir nicht daran glauben.“ „Stimmt.“, mischte sich jetzt auch Zirell ins Gespräch. „Aber es gibt noch eine zweite Sache, über die wir reden sollten, Maron und die dich als ermittelnden Agenten sicher sehr interessieren dürfte. Unter Umständen können wir den Krieg zwischen der Föderation und den Genesianern schnell beenden.“ „Was soll das denn sein?“, fragte Maron mutlos, der schon nicht mehr an ein Ende des Krieges glauben wollte. „Wirst du gleich sehen.“, grinste Zirell und gab IDUSA einige Befehle auf Tindaranisch, nach denen der Rechner sofort die Aufzeichnung des Gespräches zwischen Ginalla und der Prätora abspielte. Jetzt hörte und sah Maron genau, was sich abgespielt hatte. „Sie hat es nie gesagt.“, sagte er mit Erstaunen. „Ginalla hat es nie gesagt. Sie hat nie gesagt, dass sie im Namen der Föderation spricht. Im Gegenteil. Sie gibt hier frei zu, nur aus persönlichen Motiven gehandelt zu haben. Wenn die Genesianer also einen Groll hegen, dann müssten sie den gegen sie richten und nicht gegen uns alle. Was ist da passiert?“ „Vielleicht bringt uns die zweite Aufzeichnung da weiter.“, vermutete Sedrin und Zirell ließ IDUSA auch diese abspielen. „Das gibt es ja nicht.“, sagte Maron und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Dieselbe Prätora, die auch das mit der angeblichen diplomatischen Berechtigung für Ginalla behauptet hat, macht Geschäfte mit Sytanias Vendar.“ „Sie wird versuchen wollen, ihren Planeten Sytania anzugliedern.“, vermutete Sedrin. „Ein Krieg zwischen der Föderation und den Genesianern käme ihr da gerade recht, weil die Föderation dann abgelenkt wäre und nicht mehr auf das achten würde, was hinter ihrem Rücken geschieht.“

Zirell befahl dem Rechner, den Bildschirm zu löschen. „Wir müssen dringend etwas tun!“, sagte sie entschlossen. „Wir sind die Einzigen, die dafür die Mittel in Händen halten.“ „Aber wie soll die Aufzeichnung unerkannt über die genesianische Grenze kommen?“, fragte Maron. „Ich hätte da schon einen Plan.“, sagte Sedrin und sah die Kommandantin hinterlistig an. „Aber dein Arzt sollte anwesend sein, um das Eine oder Andere zu bestätigen.“

Zirell wusste nicht, wovon ihre ehemalige Untergebene da eigentlich geredet hatte, aber sie vertraute ihr. Dass sie jetzt doch mit Sedrin zusammenarbeiten würde, begrüßte die Telepathin sehr. Natürlich hätte sie einfach im Geist der Demetanerin nachsehen können, was diese im Schilde führte, aber das wollte sie mit Absicht vermeiden, um sich einerseits die Überraschung nicht zu verderben und andererseits Rücksicht auf den Umstand zu nehmen, dass Sedrin Nicht-Telepathin war. Die Arme würde nicht merken, dass sie in ihren Geist eingedrungen war und sie würde, würde sie es später herausfinden, dies sicher als extrem übergriffig und auch als Vertrauensbruch empfinden. Überhaupt war Zirell der Typ Telepath, der immer auf alle Nicht-Telepathen Rücksicht nahm. Sie hatte dies einmal gegenüber mir zugegeben und hatte dabei das Beispiel eines alten Berichtes der Voyager angeführt, in dem die Nicht-Telepathen doch tatsächlich von einer Gesellschaft von Telepathen aufgefordert worden waren, auf ihre Gedanken zu achten. „Genau so könnte man dir befehlen, mit korrekter Farbgebung eine Sonne zu malen, ohne dir die Informationen zu geben oder dir die richtige Farbe kenntlich zu machen. Das ist aus medizinischen Gründen nicht möglich. Es sollte immer so sein: Jemand, der eine Fähigkeit hat, sollte auf denjenigen Rücksicht nehmen, der sie nicht hat und nicht umgekehrt.“ Das: „Und nicht umgekehrt.“, hatte sie noch extra tadelnd betont.

Zirell ließ IDUSA Ishan informieren und wenig später war der Androide bereits anwesend. „So.“, sagte Zirell, nachdem sie ihm einen kurzen Abriss gegeben hatte. „Nun leg mal los, Sedrin.“

Die Demetanerin begab sich in die Mitte des Raumes und erklärte: „Ich werde die Aufzeichnung über die Grenze schmuggeln. Aber dabei wirst du, Maron und noch jemand aus deiner Crew, Zirell, mir helfen müssen.“ Sie machte eine Pause. „Nun rede schon.“, sagte Zirell. „Je eher wir den Krieg beenden, desto besser. Im Lichte der neuen Kenntnisse ist jede Sekunde Krieg eine verlorene Sekunde.“ „Ich werde mich als Raumpiratin ausgeben, deren Spezialität die Entführung von Ehemannanwärtern für genesianische Prätoras ist. Großzügigerweise werde ich dafür nichts verlangen. Man soll mich als die großzügige Gedrin kennen lernen. Das wird der Name sein, den ich tragen werde. Shashana sucht gerade einen Ehemann, wie ich erfahren habe. Das passt uns sehr gut. Die Patrouillen werden mir das auf jeden Fall abnehmen, wenn ich mich entsprechend verkleide und das entsprechende Benehmen an den Tag lege. Wie das auszusehen hat, weiß ich noch von Allrounder St. John. Sie war eine ehemalige Raumpiratin und ich eine gelehrige Schülerin, hoffe ich doch.“ „Als Arzt kann ich dazu nur sagen, dass mir nur ein Kandidat einfällt, den Sie entführt haben könnten, Agent, um diesen Zweck zu erfüllen, da nur Maron theoretisch mit Shashana biologisch kompatibel wäre.“ „Genau, Ishan.“, sagte Sedrin. „Aber ich brauche noch einen Komplizen. Niemand wird mir abnehmen, dass eine Raumpiratin einen im Nahkampf trainierten Sternenflottenoffizier allein überwältigt hat.“ „Du denkst an Joran.“, schloss Maron. „Er ist der Stärkste hier und die genesianischen Patrouillen dürften ihn nicht kennen.“ „Richtig.“, antwortete Sedrin. „OK.“, sagte Zirell. „Ich werde auch Jenna Bescheid geben. Sie muss das Schiff noch einigen Behandlungen unterziehen. Es muss ja schließlich wie das Schiff einer Raumpiratin aussehen.“ „Und wir sollten auf die Krankenstation gehen und das Gleiche mit dir machen.“, wandte sich Ishan an Maron. „Du solltest aussehen, als hätten dich Gedrin und ihr Komplize misshandelt, um deinen Willen zu brechen.“ „OK.“, nickte Maron. „Dann los!“

Alegria war, wie sie es angekündigt hatte, früh ins Bett gegangen. Was sie aber in ihrem Traum sah, konnte sie nicht wirklich einordnen. Sie fand sich auf einer blauen Ebene wieder. Um sie herum war nichts als malerische Natur. Sie erinnerte sich aber nicht, hierher gegangen zu sein. Sie dachte sich schon, dass es nichts nützen würde, nach ihren Wachen zu rufen, denn außer ihr schien keine Menschenseele anwesend.

In der Ferne nahm Alegria plötzlich leises Hufgetrappel wahr, das immer näher zu kommen schien. Bald sah sie auch das Bild eines näher kommenden schwarzen Pferdes und einer im Damensitz darauf sitzenden Frau, deren langes schwarzes Kleid, wie ihr schwarzes Haar auch, im Wind wehte.

Die Frau hielt ihr Pferd an und stieg sogar ab, um es danach selbst an einen Baum zu binden und sich Alegria langsam und würdevoll zu nähern. „Sei gegrüßt, edle Freundin.“, grinste die Fremde die mirayanische Prinzessin teuflisch an. „Wer bist du?“, fragte Alegria verwirrt und sah sie an. „Wer ich bin?“, wiederholte die Fremde die Frage. „Nun. Normalerweise kennen mich alle unter dem Namen Sytania und haben eine Heidenangst vor mir. Aber du, edle Alegria von Alegrien, du musst keine Angst vor mir haben. Ich beabsichtige sogar, dir zu helfen. Also kann ich so verkehrt nicht sein.“ „Ich verstehe immer noch nicht.“, sagte Alegria. „Warum nennst du mich eine edle Freundin? Wer bist du, Sytania?“ „Ich bin die Tochter von König Logar aus der Dimension dunkles Imperium.“, stellte sich Sytania vor. „Wir sind also von gleichem Stande. Aber etwas unterscheidet uns doch. Ich habe Kräfte, die du dir nicht vorstellen kannst. Mit Hilfe dieser Fähigkeiten habe ich dich in meinen Traum geholt. Was du hier vor dir siehst, ist meine Heimat. Wir beide träumen gerade denselben Traum.“ „Warum hast du das gemacht, Sytania?“, wollte Alegria wissen und versuchte aufzuwachen. Sytania aber lachte nur und meinte: „Hier geblieben! Du kannst mir nicht entkommen, solange ich es nicht will. Wann du aufwachst, bestimme ich! Aber diese kleine Unannehmlichkeit wirst du schon in Kauf nehmen, wenn ich dir sage, was ich für dich zu tun gedenke.“ „Warum willst du etwas für mich tun, Sytania?“, fragte Alegria unsicher. „Weil wir, wie ich schon sagte, von gleichem Stande sind und ich einfach eine soziale Ader habe.“, antwortete die Imperianerin. „Ich biete dir an, für dich das Tor zum Himmel zu erschaffen. So kannst du deine Schwester für immer ausstechen und kannst somit die Herrschaft über ganz Miray erlangen. Du musst dafür nur eine Kleinigkeit tun. Sobald du den Thron bestiegen hast, musst du mir die Regierungsgeschäfte überantworten. Denke daran, du hättest deine Schwester für immer deklassiert. Deine Beauftragte, diese Ginalla, kann gern das von mir geschaffene Tor mit ihrem Schiff durchfliegen. Sie wird auf der anderen Seite das Paradies vorfinden.“ „Aber niemand weiß, was das Tor zum Himmel eigentlich ist.“, entgegnete Alegria. „Um so besser.“, lachte Sytania laut auf. „Dann können wir ja allen noch leichter ein X für ein U vormachen. Überlege dir mein Angebot, Alegria. Wenn du damit einverstanden bist, dann komm morgen her.“ Sie zeigte auf ein Schloss in der Ferne: „Das ist mein Palast. Wenn du einverstanden bist, dann komm dort hin und wir werden unseren Handel unterzeichnen.“

Alegria bemerkte, wie die Umgebung um sie herum langsam verschwand und sie erwachte. Aus dem Augenwinkel hatte sie noch sehen können, wie Sytania fortgegangen und fortgeritten war. Timor, der neben ihrem Bett stand und verzweifelt versucht hatte, sie zu wecken, hatte sie fast nicht bemerkt. „Den Göttern sei Dank seid ihr wach, Hoheit.“, sagte der Diener erleichtert. „So tief habt Ihr sonst nie geschlafen. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht und wollte Euren Leibarzt rufen.“ „Das hättest du nicht gebraucht, Timor.“, sagte Alegria. „Es ist alles in Ordnung. Denk dir nur, welch glückliche Fügung mich ereilt hat! Eine mächtige Kreatur namens Sytania hat sich uns angeboten. Sie möchte uns helfen. Sie möchte das Tor zum Himmel erschaffen. Wenn Ginalla mit ihrem Schiff hindurch fliegt, wird sie das Paradies vorfinden, hat Sytania gesagt.“ „Aber Euer Vater hat in seinem Testament eindeutig geschrieben, dass das Tor gefunden und nicht erschaffen werden muss. Die Priester kennen das Testament und, da das Ganze nach dem Ty-Nu-Lin-Ritus stattfinden muss, werden sie Eure Herrschaft nicht anerkennen, falls …“ „Habe ich dich nach deiner Meinung gefragt?!“, unterbrach Alegria ihn harsch. „Nein, Hoheit.“, antwortete Timor und senkte beschwichtigend den Kopf. „Na also.“, sagte Alegria schnippisch. „Sytania hat mir außerdem gesagt, dass ich zu ihr kommen soll, wenn ich mit ihrem Angebot einverstanden bin. Sie hat mir gesagt, dass ich dann für immer meine Schwester ausstechen kann und dann gehört mir ganz Miray.“

Timor dachte sich seinen Teil, sagte aber nicht laut, was ihm durch den Kopf ging. Wenn er das getan hätte, wäre er eventuell der Gefahr ausgesetzt gewesen, dass sein Leben auf der Stelle beendet wäre. So war Alegria mit all ihren Gegnern verfahren oder auch nur mit denen, die nur ganz leise Zweifel an ihrer Vorgehensweise geäußert hatten. „Wie wollt Ihr denn zu dieser Sytania kommen?“, fragte Timor in der Hoffnung, sie hinten herum noch einmal zum Nachdenken bringen zu können. „Ginalla ist im genesianischen Gefängnis und …“ „Das weiß ich selbst!“, schrie Alegria ihn an. „Deshalb wirst du auch auf der Stelle nach Mila schicken. Sag unserem besten Ingenieur, er soll mein privates Shuttle warten. Ich werde auf das Angebot von dieser Sytania eingehen. Oh, ja. Und wie ich das werde! Marsch! Tu, was ich dir gesagt habe! Ach übrigens, du wirst mich begleiten. Dann wirst du selbst sehen, dass Sytania eine Freundin ist.“ Der Diener nickte und verließ ihr Gemach. Dass sein Bauchgefühl ihn nicht getäuscht hatte, konnte Timor ja nicht wissen, denn die Miray hatten kaum Wissen über Sytania sammeln können. Dazu war ihre politische Beziehung mit der Föderation zu kurz gewesen und Nugura hatte ja längst alle Leitungen in die Föderation sperren lassen, nachdem der Bürgerkrieg begonnen hatte.

Kissara, Mikel und ich hatten die Brücke der Granger betreten. „Ich übernehme, Mr. Kang.“, sagte ich zu dem auf meinem Platz sitzenden Klingonen, der aufstand und ohne Murren den Platz für mich räumte, um wieder ans Waffenpult, seinen eigentlichen Arbeitsplatz, zu gehen. „Der Kurs nach Basiria liegt bereits an, Allrounder.“, informierte er mich, die ich gerade mein Hilfsmittelprogramm, das im Hintergrund immer aktiv war, auch wenn das Schiff von einem Sehenden geflogen wurde, wieder in den Vordergrund geholt hatte. „In Ordnung, Warrior.“, sagte ich.

Kissara hatte auch ihren Platz wieder eingenommen. „In welcher Form ist uns der Befehl, nach Basiria zu fliegen, eigentlich zugekommen, Kang?“, fragte sie. „Es gab einen SITCH von Nugura, Mafam.“, sagte der klingonische Stratege. „Ich hatte ihr gesagt, dass Sie schon schliefen und sie hat dann gemeint, dass es schon in Ordnung wäre und sie als unsere oberste Befehlshaberin ja auch noch über Ihnen und erst recht über mir stünde. Deshalb hat sie mir befohlen, sofort Kurs nach Basiria zu setzen, auch wenn Sie dagegen gewesen wären.“ „Was ist das nur für ein merkwürdiger Geheimplan?“, fragte Kissara halblaut. Dann sagte sie: „Betsy, verbinden Sie mich sofort mit der Präsidentin!“ „Denken Sie, dass Nugura mehr weiß, als sie zugibt?“, fragte ich, während ich Nuguras Rufzeichen aus dem Sprechgerät heraussuchte. „Oh, ja, Allrounder.“, sagte Kissara. „Davon gehe ich sogar sehr stark aus. Außerdem vermute ich, dass auch unser Prinz mehr weiß, als er selbst zugibt. Ich möchte, dass Sie ihm nach Ende Ihrer Schicht noch einmal auf den Zahn fühlen.“ „Verstanden.“, sagte ich. „Soll ich Mikel dazu bitten?“ „Aber natürlich.“, sagte Kissara. „Er ist Geheimdienstler und kann als solcher sehr gut ermitteln.“

Telzan hatte Sytania beim Schlafen zugesehen. An den Bewegungen ihrer Augen und an dem Gefühl, das der Vendar verspürt hatte, hatte er längst gemerkt, dass sie wohl Erfolg beim Kontaktversuch mit Alegria gehabt haben musste. Jetzt sah er in das hoch zufriedene Gesicht seiner Herrin. „Ich nehme an, es ist vortrefflich gelaufen.“, schloss der Vendar. „Das ist es!“, krähte ihm Sytania voll Freude entgegen. „Sie frisst mir aus der Hand. Sie ist sogar bereit, mir ihren Thron zu überschreiben.“ „Wie habt Ihr das denn angestellt?“, fragte Telzan voller Bewunderung. „Sie will die beiden mirayanischen Planeten doch allein beherrschen. Warum gibt sie Euch einfach so ihren Thron?“ „Ganz einfach.“, antwortete Sytania und man meinte, eine gewisse Enttäuschung herauszuhören. „Ich hatte eigentlich gehofft, du kommst allein drauf. Wenn ich Moggador vor mir gehabt hätte, dann hätte ich diese Reaktion verstanden. Aber von dir, Telzan, hätte ich etwas mehr Grips erwartet.“

Telzan konnte und wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Auf die gleiche Stufe mit Moggador gestellt zu werden, machte ihm ziemlich viel aus. Er wusste auch, dass er in Sytanias Augen als erheblich klüger als der Kammerdiener galt und wollte seine Herrin nicht enttäuscht zurücklassen. Also bat er: „Lasst mich bitte einen Moment überlegen, Gebieterin.“ „Der Moment sei dir gewährt.“, sagte Sytania und machte ein gönnerhaftes Gesicht. „Danke, Herrin.“, erwiderte Telzan und legte den Kopf in die Hände.

Sytania erschuf sich mit Hilfe ihrer Macht eine Sanduhr und sah dem Sand geduldig beim verrinnen zu, genau wie sie jetzt auch Telzan beim Überlegen zusah. Mit Hilfe ihrer telepathischen Fähigkeiten war das für sie ja kein Problem. Telzan kannte das Gefühl, wenn sie in seinem Kopf war. Als Telepathenjäger konnte er die Anwesenheit von Mächtigen ja ohnehin spüren. Plötzlich viel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Ihr habt ihr die Konsequenzen vor Augen geführt, was es bedeuten würde, wenn sie ihre verhasste Schwester ausstechen könnte.“, vermutete der Vendar. „Genau.“, lobte Sytania. „Und genau deswegen hat sie auch eingewilligt.“

Sie zückte den Kontaktkelch und sah hindurch. „Ah.“, sagte sie. „Alegria ist unterwegs. Wenn du willst, kannst du dabei sein.“ „Das wäre ich wirklich schrecklich gern, Gebieterin.“, lachte Telzan und Sytania fiel genau so teuflisch in sein Lachen ein.

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