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Er holte die gleichen Gegenstände hervor, die wir auch bei der „Fütterung“ der Waffe verwendet hatten und legte sie mir an. Aber dann bekam ich noch einen Neurokoppler aufgesetzt. „Das ist zum Auffangen Ihrer Gedanken.“, erklärte er. Noch konnte ich ihn verstehen, denn den schalldichten Kopfhörer hatte er mir noch nicht aufgesetzt. Falls ich noch Fragen hätte, sollte eine problemlose Kommunikation noch möglich sein. Ich nickte. „Sobald mein Assistent Ihnen den Kopfhörer aufgesetzt hat.“, erklärte Loridana. „Beginnen Sie mit dem Denken der Nachricht an Shimar. Sollten Sie damit fertig sein, geben Sie uns ein Zeichen, indem Sie die Hand heben.“ „Geht klar.“, lächelte ich.

Learosh trat ans Kopfende des Biobettes und setzte mir wie versprochen den schalldichten Kopfhörer auf. Der Neurokoppler behinderte ihn dabei nicht, weil dieser sich ja in meinem Schläfenbereich befand. Der Kopfhörer fand dahinter seinen Platz. Das war mein Signal. Shimar., dachte ich. Du musst in die Welt der Toten. Mikel erklärt dir alles. Wir haben eine Theorie. Das Tor könnte nichts anderes sein, als der Topf am Ende des Regenbogens. Es ist wahrscheinlich nur ein Sinnbild. Mikel und ich haben ein entsprechendes Sprichwort in der Datenbank gefunden. Die Miray sagen: Sie werden sich noch einmal um das Tor zum Himmel streiten, wenn sich zwei so sehr streiten, dass sie keine Einigung mehr finden können. Die Prinzessinnen hätten eigentlich drauf kommen müssen, weil sie auch Miray sind und das Sprichwort daher eigentlich kennen müssten. Aber ich glaube, Gier frisst Hirn. Das hat Brako verdammt geschickt eingefädelt, wenn du mich fragst. Triff Mikel und mich am besten in Logars Schloss.

Wie vereinbart hob ich die Hand, nachdem ich die telepathische Nachricht an Shimar beendet hatte. Learosh befreite mich auch wie versprochen von den Sinneskillern. „Haben Sie einen Abdruck?“, wollte ich wissen. „Oh, ja.“, sagte Loridana, die lächelnd hinter dem Monitor saß. „Wir haben einen sehr schönen Abdruck von Ihnen erhalten, Allrounder. Den werden wir jetzt über diesen Rechner in den chirurgischen Transporter laden und ihn dann direkt in die Region Ihres Gehirns beamen, die Ihr Unterbewusstsein beherbergt. Ich werde diese Region zusätzlich mit einem Neurostimulator behandeln, damit das Muster besser angenommen wird.“ „Verstehe.“, sagte ich. „Einen frisch angesäten Samen gießt man ja auch.“

„So, Betsy.“, sagte Learosh, nachdem er etwas geholt hatte. „Jetzt wird es leider unangenehm. Wir müssen die Nasalsonde benutzen, um das Signal für die Stimulation an die richtige Stelle bringen zu können.“ „Machen Sie ruhig, Medical Assistant.“, sagte ich. „Bei Ihnen habe ich keine Angst.“ „Oh.“, sagte Learosh verlegen. Dann spreizte er vorsichtig mit zwei Fingern meine Nasenflügel auseinander und führte die Sonde ein. Ich hatte wirklich keine Angst! Ich wusste genau, dass er nicht zulassen würde, dass mir durch ihn ein Leid geschah. Die Taskonianer waren eigentlich nicht als sehr fürsorglich bekannt, aber Learosh bildete da wohl, zumindest gegenüber mir, eine Ausnahme.

„Wir sind drin.“, meldete er seiner Vorgesetzten, nachdem er die Sonde in meiner Stirnhöhle platziert hatte. „Initiiere Stimulatorstoß.“, gab Loridana zurück. Mich überkam ein merkwürdiges Gefühl, als würden mir plötzlich unbewusste Dinge bewusst, die ich schon fast vergessen glaubte. „Etwas stimmt nicht!“, sagte ich sorgenvoll. „Bitte, halt, stopp.“ „Was ist?“, fragte Loridana mild. „Reste von unbewussten Erinnerungen.“, sagte ich. „Das ist normal.“, beruhigte sie. „Schließlich stimulieren wir gerade Ihr Unterbewusstsein. Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn es leer gewesen wäre. Alles ist wie es sein soll. Aber wir haben jetzt auch erst mal genug stimuliert. Learosh, stellen Sie den chirurgischen Transporter ein!“

Er nickte und ging zu dem genannten Gerät herüber. „Ist das wirklich normal, Loridana?“, fragte ich die zeonide Schiffsärztin. „Wenn ich Ihnen das sage, können Sie mir es ruhig glauben, Allrounder.“, sagte sie ruhig. „Sie werden übrigens die nächste Nacht auf der Krankenstation verbringen. Hier können wir besser sehen, ob unser Experiment funktioniert hat.“ „Dann haben wir ein Problem.“, erwiderte ich. „Ich schlafe auf Krankenbetten immer so verdammt schlecht. Ich würde die Nacht lieber in meinem eigenen Bett in meinem Quartier verbringen.“ „Also gut.“, meinte Loridana und holte etwas hervor, das sie mir anheftete. „Sie werden dann aber einen Corticalmonitor tragen und Learosh wird jede Stunde nach Ihnen sehen.“ „OK.“, sagte ich.

Learosh war mit den Einstellungen fertig. „Wir können, Ma'am.“, meldete er. „Gut.“, sagte Loridana. „Dann aktivieren! Betsy, liegen Sie bitte ganz still.“ Es gab ein Surren und dann war alles vorbei. „So.“, sagte Loridana, nachdem sie mich noch einmal mit dem Erfasser gescannt hatte. „Das Energiemuster ist wo es sein sollte. Hoffen wir, dass es auch Shimars Neugier weckt.“ „Da bin ich ganz zuversichtlich.“, lächelte ich, während ich das Biobett verließ. „Nicht nur Kissara ist neugierig wie eine Katze.“

Im Dunklen Imperium war es Abend geworden. Shimar und N’Cara kreisten mit IDUSA über Logars Schloss in einer festen Umlaufbahn. „Kann ich sie heute Nacht überwachen?“, fragte die kleine Lithianerin. „Das sind ja ganz neue Töne.“, stellte Shimar fest. „Ich dachte, du hättest einmal gesagt, du kannst sie nicht fliegen. Ich wollte ihr eigentlich gerade befehlen, dass sie die Umlaufbahn automatisch hält wie immer. Sie ist bisher ja immer auf Automatik gegangen, wenn wir geschlafen haben.“ „Dann wird es diese Nacht mal anders.“, sagte N’Cara. „Heute Nacht passe ich auf sie auf!“

Shimar überlegte eine Weile und wendete sich dann an das Schiff: „IDUSA, was meinst du dazu?“ Das Schiff lud beide Reaktionstabellen und erwiderte: „Nun, ich weiß, dass N’Cara Ihnen einige Male zugesehen hat und, dass Sie sie bereits einmal übernehmen ließen. Sie haben mir zwar befohlen, in den Flugschulmodus zu gehen, aber ich denke, dass wir der Kleinen durchaus zutrauen können, mich in der Umlaufbahn zu halten. Falls es Schwierigkeiten gibt, kann ich diese ja immer noch selbst kompensieren.“ „Einverstanden.“, sagte Shimar. „Also dann.“, sagte N’Cara. „Leg dich ruhig aufs Ohr. Ich mache das hier schon.“ „Na, OK.“, lächelte Shimar und stand vom Sitz auf, um nach hinten zu gehen.

IDUSA löschte Shimars Tabelle, nachdem sich die Tür hinter diesem geschlossen hatte. „Jetzt sind wir allein.“, erklärte sie. „Ich weiß.“, sagte N’Cara. „Hat es einen speziellen Grund, aus dem du mich unbedingt allein sprechen wolltest?“, fragte das Schiff freundlich. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass es nur der Drang N’Caras war zu zeigen, was sie schon von Shimar gelernt hatte. „Kannst du Dinge über Ginallas Prozess in Erfahrung bringen?“, fragte das lithianische Mädchen. „Dazu habe ich leider keinen Zugang.“, bedauerte IDUSA. „Aber ich bin sicher, dass es ihr gut geht. Die Wahrscheinlichkeit beträgt null %, dass ihr in einem tindaranischen Gefängnis ein Leid geschieht. So etwas wäre nämlich gegen jede Rechtsprechung. Wenn ihr jemand etwas täte, würde er oder sie sich nur ins eigene Fleisch schneiden. Die Strafen dafür wären nämlich ungleich höher.“ „Uff.“, atmete N’Cara auf. „Und ich dachte immer, wenn man ins Gefängnis kommt, sind dort alle wie Tiere. Zumindest wird das immer in den Unterhaltungsmedien so dargestellt.“ „Du gehst also davon aus, dass, wenn man in ein Gefängnis geht, man von jetzt auf gleich alle Sozialkompetenz verliert und zu einem primitiven Monster mutiert?“, vergewisserte sich IDUSA. N’Cara nickte und begann dabei fast zu weinen. „Dies geschieht heute wahrscheinlich nur noch zu einem sehr geringen Prozentsatz.“, beruhigte das Schiff sie. „Bei Tindaranern wurde dies auch zu null % beobachtet. Außerdem kann ich dir an dir selbst beweisen, dass dies nicht der Fall ist. Denk mal an eure Situation in Sytanias Gefängnis zurück. Die Tatsache, dass ihr alle noch lebt, sollte dir als Beweis genügen, dass es nicht automatisch so enden muss.“ „Aber warum sagen sie uns das dann so?“, fragte N’Cara. „Ich nehme an, weil es eine erzieherische Wirkung haben soll.“, vermutete das Schiff. „Kinder wie du sollen abgeschreckt werden, eine Straftat zu begehen. Wenn man euch zeigen würde, dass es in Gefängnissen ganz normal zu geht, dann könnte das unter Umständen bei manchen von euch sämtliche Hemmungen …“ „Schon klar.“, lächelte N’Cara. „Du kannst echt cool erklären, IDUSA. Auch, wenn bei dir irgendwie alles nach Rechenstunde klingt. Aber trotzdem habe ich es kapiert.“

Unsere Verbindung hatte dafür gesorgt, dass Shimar bald von mir und ich von ihm träumte. Dieses Mal zeigte er mir die gesamte Situation mit dem Gasballon. War echt cool, Kleines!, dachte er. Er hatte begonnen, unsere Träume bewusst zu kontrollieren, nachdem er das mit der Savarid-Strahlung wusste. Hätte echt nicht gedacht, dass Ginalla auf so etwas kommt und dass wir so Sytanias Bann austricksen können. Moment, was hast du denn da?

Er war auf die Nachricht gestoßen! Ich hoffte so sehr, dass er den künstlichen Eindruck der Nachricht gemeint hatte, den der chirurgische Transporter in meinem Gehirn hinterlassen hatte. Lass mal sehen., dachte er und ich hatte das starke Gefühl, dass er sich dieses Ding in meinem Kopf unbedingt ansehen musste. Du musst in die Welt der Toten. Mikel erklärt dir alles. Wir haben eine Theorie. Das Tor könnte nichts anderes sein, als der Topf am Ende des Regenbogens. Es ist wahrscheinlich nur ein Sinnbild. Mikel und ich haben ein entsprechendes Sprichwort in der Datenbank gefunden. Die Miray sagen: Sie werden sich noch einmal um das Tor zum Himmel streiten, wenn sich zwei so sehr streiten, dass sie keine Einigung mehr finden können. Die Prinzessinnen hätten eigentlich drauf kommen müssen, weil sie auch Miray sind und das Sprichwort daher eigentlich kennen müssten. Aber ich glaube, Gier frisst Hirn. Das hat Brako verdammt geschickt eingefädelt, wenn du mich fragst. Triff Mikel und mich am Besten in Logars Schloss., hörte ich mich auf einmal selbst noch einmal denken. Zuerst kam mir dies sehr merkwürdig vor, aber ich wusste, dass Shimar alles unter Kontrolle hatte. Ich vertraute ihm. Ich habe die Nachricht, Kleines!, gab er mir zu verstehen. Ich weiß zwar nicht, wie ihr das angestellt habt, wo du doch nicht licht träumen kannst, aber anscheinend seid ihr verdammt erfinderisch.

Ich erwachte durch Learosh, der an meinem Bett stand und den Corticalmonitor entfernte. „Es hat geklappt!“, freute ich mich. „Er hat die Information!“ „Das habe ich gesehen.“, entgegnete er ebenfalls lächelnd. „Leider kann ich Ihnen das Bild nicht beschreiben, aber ich hoffe, meine Versicherung, dass es funktioniert hat, reicht Ihnen. Ich werde jetzt Commander Kissara und Scientist Loridana Bescheid geben.“ Er wandte sich um und war aus der Tür. Zufrieden drehte ich mich um und schlief wieder ein.

Zirell stand vor Jorans und Jennas Quartier und hatte die Sprechanlage betätigt, als Joran ihr leise öffnete. „Was gibt es, Anführerin?“, fragte der Vendar mit freundlicher Stimme. „Ich dachte, ich informiere dich über den Verbleib des Giftes, das Ishan und Nidell während des Experimentes deiner Sifa entnommen haben.“, erwiderte die tindaranische Kommandantin. „Du weißt, dass ich damit einverstanden war, es auf die Granger zu schicken.“, sagte Joran. „Das weiß ich.“, beschwichtigte ihn Zirell, die mehr und mehr den Eindruck bekam, dass ihn ihre Fürsorglichkeit gewaltig nervte. „Aber jetzt wissen wir genau, dass es auch wirklich dazu kommen wird, dass es gebraucht wird. Shimar hat alle notwendigen Informationen. Ich habe gerade mit Commander Kissara gesprochen. Sie sagt, Allrounder Betsy hätte ihm die Informationen zukommen lassen und er sei einverstanden.“ „Das habe ich mir gedacht.“, antwortete Joran und zog sie mit sich in den Flur. „Wir wollen ja nicht, dass du draußen stehen bleiben musst.“

Durch den Flur waren sie ins Wohnzimmer gelangt, wo Zirell auch noch auf Jenna traf. „Wir haben Besuch, Telshanach.“, informierte Joran seine Freundin knapp. „Als ob ich das nicht gesehen hätte.“, sagte Jenna fast etwas abschätzig. Dann fügte sie hinzu: „Hi, Zirell.“ „Hi, Jenn’.“, erwiderte die ältere Tindaranerin. „Ich muss mit euch über einen Teil aus der Nachricht von der Granger sprechen, aus dem ich nicht ganz schlau werde. Du kannst mir da doch bestimmt helfen, Jenna.“ „Hängt davon ab, worum es geht.“, sagte die hoch intelligente Halbschottin bescheiden. „Allrounder Betsy soll sich einer Operation unterzogen haben, um Shimar die Nachricht zukommen lassen zu können. Sie haben anscheinend einen Abdruck einer gedachten Nachricht angefertigt, die sie dann in ihr Unterbewusstsein gebeamt haben. Von dort hat Shimar sie sich wohl geholt.“, erklärte Zirell. „Faszinierend!“, erwiderte Jenna. „Das ist eine gute Lösung, wenn jemand weder Telepath ist, noch licht träumen kann. Beides trifft auf Allrounder Betsy zu. Sie ist Terranerin und somit Nicht-Telepathin. Licht träumen kann sie meines Wissens auch nicht. Sicherlich wirst du dich fragen, Zirell, warum die Granger IDUSA nicht einfach angeSITCHt hat. Aber darauf würde Sytania nur warten. Sie würde die Verbindung dann stören oder gar nicht erst zustande kommen lassen. Aber mit diesem Weg des Informationsaustausches hat sie sicher nicht gerechnet. Wer ist darauf gekommen?“ „Commander Kissara hat gesagt, es waren Betsy, Learosh und Jannings.“, antwortete Zirell. „Dachte ich mir.“, sagte Jenna. „Was du über meine ehemalige Gebieterin gesagt hast, Anführerin, kann ich durchaus bestätigen.“, sagte Joran. „Genau so würde Sytania vorgehen.“ „Aber jetzt haben wir ihr eindeutig ein Schnippchen geschlagen.“, fügte Jenna hinzu. Zirell nickte: „Eindeutiger geht’s nicht. Aber eine solche Theorie hätte ich auch dir zugetraut, Jenna.“ „Das weiß ich.“, sagte die Chefingenieurin. „Aber Betsy und Jannings scheinen die Grundsätze der Physik auch sehr gut drauf zu haben. Vor allem den Einen:…“ „Wissen wir.“, sagte Zirell und sah Joran an, der gemeinsam mit ihr herunterbetete: „Energie ist Energie, ist Energie, ist Energie.“ Jenna klatschte in die Hände.

„Gibt es vielleicht noch mehr Neues, über das du uns informieren willst, Zirell.“, fragte Jenna nach einer Weile, denn sie hatte ihre Kommandantin genau beobachtet und gesehen, dass sie wohl noch etwas auf dem Herzen hatte. „Es gibt tatsächlich noch etwas.“, sagte Zirell. „Techniker Scott ist auf Terra. Der tindaranische Geheimdienst denkt, dass er nicht mehr von Sytania bedroht wird. Hadrian ist dort auch wieder eingetroffen, steht aber noch in Kontakt mit dem Oberkommando der Sternenflotte. Angesichts der politischen Situation in seiner Heimat findet er das besser und hat darum gebeten. Außerdem kennt er wohl den gesamten Plan und ließ durchblicken, dass dieser Kontakt wohl noch einmal notwendig werden könnte. Aber ich habe auch mit unseren beiden Brautleuten gesprochen. Sie wären damit einverstanden, wenn Scotty und Hadrian auch zur Hochzeit erscheinen würden. Auch Nugura weiß darüber Bescheid und hat vorgeschlagen, dass alles auf Camp Khitomer stattfinden soll.“ „Warum das?“, fragte Joran. „Weil es ein symbolischer Akt ist, einen Alegrier und eine Hestierin in den Stand der Ehe zu versetzen, nachdem ihre Planeten so lange getrennt waren.“, erklärte Jenna. „Genau.“, bestätigte Zirell. „Ich darf die Trauung zwar weiterhin vollziehen, aber Nugura will die Gastgeberin spielen. Das kann sie ja auch ruhig.“ Jenna und Joran nickten. „Dann werde ich mal wieder gehen.“, sagte Zirell. „Mein Stuhl auf der Brücke hat Sehnsucht.“ Damit stand sie auf und verließ den Raum.

N’Cara erschrak, als sich Shimar schnellen Schrittes von hinten näherte. Sofort setzte er sich neben sie und befahl dem Schiff: „IDUSA, wenn die Granger in dieser Dimension sein sollte, such sie und verbinde mich mit Commander Kissara oder direkt mit Allrounder Betsy!“ „Sofort.“, erwiderte das Schiff, das beim Einstecken seines Neurokopplers seine Tabelle lud. „Was denn?!“, fragte N’Cara hektisch. „Ich dachte, du schläfst!“ „Das habe ich auch.“, erklärte Shimar. „Aber ich habe von meiner Freundin geträumt. Sie hat mir eine Nachricht zukommen lassen. Wir müssen zu Logar! …“ „Ich habe Ihre Verbindung.“, unterbrach IDUSA nüchtern. „Stell durch!“, befahl Shimar.

Mein Gesicht erschien vor seinem geistigen Auge auf dem virtuellen Schirm. „Hi, Kleines.“, sagte Shimar. „Wie ich sehe, bist du allein auf der Brücke. Wo ist der Rest?“ „Ich habe Nachtschicht.“, erwiderte ich. „Weißt du wie spät es ist?“ „Oh.“, machte er und schaute verschämt. „Ist ja nicht schlimm.“, tröstete ich. „Bis vor einer Stunde habe ich ja selber noch geschlafen. Ich habe meine Schicht ja gerade erst angetreten.“ „Anders hättest du mir ja wohl schlecht die Nachricht geben können.“, stellte Shimar fest. „Wo treffen wir uns genau? Logars Palast ist riesig.“ „Ich dachte an ein lauschiges Plätzchen im Schlosspark.“, schlug ich vor. „Ich werde übrigens Agent Mikel mitbringen. Der kennt sich eins A mit dem aus, was du tun musst.“ „Schon gut.“, sagte er. „Wenn ich mich schon umbringe, dann auch bitte nach Anleitung.“ „Ach du.“, grinste ich und beendete zunächst die Verbindung.

Kissara, Mikel und Loridana hatten die Brücke betreten. Kissara und Mikel hatten ohnehin jetzt gerade Dienstbeginn und Loridana war mitgekommen, weil sie Kissara noch einiges erklärt hatte und mich auch noch einmal scannen wollte. Nach ihrer Untersuchung würde sie wieder gehen. Sie zog ihren Erfasser und scannte mich. „Es ist alles in bester Ordnung, Allrounder.“, sagte sie. „Ich werde dann wieder gehen.“ „Bleiben Sie!“, befahl Kissara. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass Sie hier noch gebraucht werden.“ Loridana nickte.

Kissara wandte sich an mich: „Bericht, Allrounder.“ „Shimar hat sich gemeldet.“, sagte ich. „Er will uns treffen.“ „Ausgezeichnet!“, sagte Kissara. „Nun, es war Ihre Idee, Betsy, dann stellen Sie auch Ihr Außenteam zusammen.“ „Mikel, Loridana!“, sagte ich. Die Angesprochenen folgten mir. „Ich werde noch rasch auf der Krankenstation vorbeigehen und meine Ausrüstung und auch das Gift holen.“, sagte Loridana. „Gehen Sie ruhig, Scientist.“, erwiderte ich. „Mikel und ich gehen schon mal vor zum Transporterraum.“

An der Konsole erwartete uns Elektra. „Sie wollen also wirklich das Experiment wagen?“, fragte die Androidin. „Ja.“, bestätigte ich. „Denken Sie, dass so etwas für mich auch irgendwann möglich sein könnte?“, fragte sie.

Über ihre Frage musste ich erst mal nachdenken. Hätte sich Data diese Frage schon einmal gestellt, dann hätten wir jetzt Referenzdaten, auf die wir hätten zurückgreifen können. Aber das war nicht möglich. Einerseits, so dachte ich, könnte es schon möglich sein, denn Elektra war eine Intelligenz. Auf der anderen Seite wurden bestimmte Eigenschaften eines Bewusstseins einer künstlichen Intelligenz immer noch abgesprochen, zumindest bei der Sternenflotte. Die Tindaraner waren da in ihrer Rechtsprechung und in ihrem Verständnis künstlicher und natürlicher Intelligenz schon einen Schritt weiter. Deshalb sagte ich: „Ich weiß es nicht, Technical Assistant. Ich weiß nicht, ob Androiden auch ins Totenreich gelangen, wenn sie sterben, noch weiß ich, ob es dieses Totenreich wirklich gibt, oder ob Sie sogar ein eigenes haben. König Logar hat lediglich zugegeben, dass es ein Totenreich geben könnte.“ „Darf ich bemerken, dass Sie damit nicht schlauer sind als ohnehin schon?“, fragte sie. Ich nickte und fuhr fort: „Mikel und ich haben aber unsere eigene Theorie zum Thema Wahrheit über das Totenreich.“ „Und wie lautet sie?“, wollte die Androidin wissen. Ich holte Luft, aber Mikel ging dazwischen: „Kein Wort, Allrounder! Das ist ein Befehl!“ Bedingt durch die Tatsache, dass ich wusste, welche Auswirkungen es eventuell haben könnte, sagte ich nur: „Ja, Sir.“ Ich wusste, dass Mikel das nicht umsonst gesagt hatte.

Loridana betrat den Raum. Sie hatte einen schweren Koffer in der rechten Hand und einen weiteren in der linken. In dem leichteren Koffer befand sich ihre normale medizinische Ausrüstung. In dem Schweren befand sich eine mobile Lebenserhaltung. „Wir müssen Shimars Körper am Leben halten.“, erklärte Loridana. „Sonst zieht ihn seine Silberschnur ja sofort zurück.“ Unsicher sah sie Mikel an. „Das ist korrekt, Scientist.“, lobte unser gemeinsamer Vorgesetzter, während er ihr den schweren Koffer abnahm. „Vielen Dank, Sir.“, sagte Loridana erleichtert.

Wir gingen auf die Transporterplattform. Dann beamte Elektra uns herunter. Hier waren wir nun in Mitten von Logars Schlosspark. Unter uns war eine grüne Wiese und rund um diese herum wuchsen zu dieser Jahreszeit wohlriechende Büsche. „Wird Shimar von allein eintreffen?“, fragte Mikel. „Ich denke schon.“, sagte ich. „Er weiß, wo wir uns treffen. Ich habe es ihm nicht nur heute Nacht im Traum gesagt, sondern ihn auch noch einmal angeSITCHt, beziehungsweise er mich. Er wird schon kommen. Jede weitere SITCH-Aktivität könnte uns gegenüber Sytanias Vendar verdächtig machen.“ „Wir sind auf Logars Seite.“, beruhigte mich Mikel. „Hier hat sie keine Chance. Übrigens, hast du die Decke?“ „Sicher habe ich sie.“, sagte ich und holte sie hinter meinem Rücken hervor. Loridana fasste sie an. „Das haben Sie aus was gestrickt?“, fragte sie. „Genau genommen aus Spinnenweben.“, erwiderte ich. „Wow.“, machte sie. „Und dann so weich? Na ja. Könnte damit zusammenhängen, dass Sie sehr schön luftig und locker stricken.“ Sie streichelte die Decke, als sei diese ein kleiner süßer Hundewelpe. „Verlieben Sie sich nicht zu sehr, Scientist.“, schmunzelte Mikel. „Sonst werden Sie noch neidisch auf Ihren Patienten.“

„Unter uns hat sich gerade ein Außenteam von der Granger materialisiert.“, meldete IDUSA. „OK.“, sagte Shimar. „Dann beam’ mich auch dort hin.“ „Wie Sie wollen.“, antwortete das Schiff und führte seinen Befehl aus.

Ich war die Erste, der Shimar ansichtig wurde. „Hey, Kleines.“, freute er sich und umarmte mich fest. Ich gab einen gurrenden Laut von mir und küsste ihn. Mikel räusperte sich. „Oh, sorry.“, entschuldigte ich mich. „Also, Mikel, Shimar. Shimar, Mikel.“ Etwas verunsichert gab Mikel Shimar die Hand. „Du bist also Betsys Jugendfreund und jetziger Vorgesetzter?“, fragte Shimar. „Und du bist ihr Neuer?“, fragte Mikel zurück. „Ja.“, bestätigte Shimar. „Dann wäre das ja geklärt.“, sagte Mikel und setzte sich ins Gras. Das Gleiche taten wir anderen auch. „Du weißt, was los ist. Nicht wahr?“, erkundigte sich Mikel. „Sicher.“, sagte Shimar. „Ich muss den toten König aufsuchen und dazu meinen Körper verlassen. Du sollst in so etwas ja das reinste Ass sein. Also, dann unterrichte mich!“ „Viel sagen muss ich dir sicher nicht mehr.“, sagte Mikel. „Schließlich bist du ein trainierter Telepath. Aber wenn du noch Fragen haben solltest, nur zu.“ „Eine hätte ich tatsächlich.“, sagte Shimar. „Wie komme ich genau dort hin, wohin ich will?“ „Du wirst ein Sausen hören, wenn dein Geist deinen Körper verlässt.“, erklärte Mikel. „Wenn das passiert, musst du klar und deutlich daran denken, wo du hin willst. Und noch etwas: Du kannst dir dort alles wünschen, was du haben willst. Deine körperlichen Grenzen existieren ja nicht mehr. Auch dimensionale Grenzen sind nicht mehr von Bedeutung. Du wirst etwas spüren wie eine Schnur an deinem Handgelenk. Die darfst du auf keinen Fall telekinetisch zerreißen! Auf gar keinen Fall! Sonst kommst du nie wieder zurück! Wir werden dir etwas spritzen, das dafür sorgt, dass dein Geist nicht mehr in deinem Körper haften kann. Das wird es dir leichter machen.“ „Was soll das sein?“, fragte Shimar. „Schönen Gruß von deinem besten Kumpel.“, mischte ich mich in das Gespräch der Männer ein. „Nashach-Gift?“, fragte er. „Genau.“, sagte ich. „Na gut.“, sagte Shimar. „Aber was machen wir, damit mein Körper mich nicht so schnell zurückhaben will?“ Loridana deutete auf die mobile Lebenserhaltung, die sie ausgepackt und aufgebaut hatte.

„Wir sollten eine Möglichkeit finden, Shimars Erlebnisse aufzuzeichnen.“, schlug ich vor. Sonst können wir Hestia später viel erzählen.“ „Aber wie?“, fragte Loridana. „Indem wir alles an Bord von IDUSA stattfinden lassen.“, entgegnete ich. „Tindaranische Technologie eignet sich dafür hervorragend.“ „Sie haben Recht, Allrounder.“, sagte Loridana und schickte sich an, die Lebenserhaltung so wie sie war, zu schultern. „Da gibt es eine Komplikation.“, gab Shimar kleinlaut zu. „Ich habe eine Zivilistin bei mir. Sie könnte das alles als sehr erschreckend empfinden.“ „Was für eine Zivilistin?“, fragte ich. „Sie heißt N’Cara und ist die Tochter eines Forschers, der auch mit dieser ganzen Sache zu tun hat.“, erklärte er. „Sie ist noch Schülerin. Sie ist gerade mal 16 Jahre alt.“ „Du liebe Zeit!“, sagte ich. „Du hast Recht. Für so jemanden könnte dein gewollter Beinahtod echt traumatisierend wirken.“ „Dann bringen wir die Kleine doch auf die Granger.“, schlug Loridana vor. „Unsere Leute kümmern sich sicher gut um sie.“ „Einverstanden.“, sagte Shimar und zog sein Sprechgerät: „IDUSA, verbinde mich mit N’Cara!“

Die Kleine war nicht sonderlich erbaut darüber, dass sie die Zeit, die wir sozusagen auf Mission waren, auf einem fremden Raumschiff bei fremden Leuten verbringen sollte. Dann aber brachte sie ein Argument, dass uns alle überzeugte: „Ich bin Telepathin. Falls mit Shimar etwas sein sollte, kann ich es euch sicher viel schneller sagen, als die Geräte und sicher auch, nimm’s mir nicht krumm, Schiffchen, als IDUSA.“ „Traust du dir das wirklich zu?!“, fragte Shimar ernst. „Da kannst du deine Großmutter drauf verwetten!“, gab N’Cara mit Überzeugung zurück. „Na gut.“, sagte Shimar. „Dann kommen wir jetzt.“

Wir ließen uns von IDUSA an Bord holen und dann legte sich Shimar auf Loridanas Anordnung auf die Sitzbank in der Achterkabine. „Ich werde dir jetzt die Spritze geben.“, sagte die Ärztin, für die es ungewöhnlich war, einen fremden Offizier zu duzen. Aber ich erklärte ihr, dass dies auf Tindara der übliche Umgangston sei. „Alles klar, Allrounder.“, sagte sie. „Jetzt ist mir schon wohler.“

Shimar hatte sich einen an die Konsole in seiner Nähe angeschlossenen Neurokoppler aufgesetzt. „IDUSA, sobald ich meinen Körper verlassen habe, fängst du mit dem Aufzeichnen an!“, befahl er. Der Schiffsavatar nickte. „OK.“, sagte Shimar dann zu Loridana. „Wir können.“

Sie setzte den Hypor an Shimars rechter Ellenbeuge an und dann beamte dieser das Mittel in seine Blutbahn. Augenblicklich hörte Shimar das von Mikel beschriebene Sausen und fühlte etwas wie einen Wirbel, in den er hineingezogen wurde. „Oh, ich glaube, es geht los, Leute!“, rief er uns zu. „Ganz ruhig.“, tröstete Mikel. „Entspann dich. Nicht dagegen kämpfen. Denk nur an das, was wir dir gesagt haben.“

Shimar nahm seine Worte kaum noch wahr. Er spürte nur noch den Sog des Wirbels und dachte immer zu: In die Welt der Toten!

IDUSAs Avatar machte ein alarmiertes Gesicht. „Ich habe sein Signal verloren.“, gestand sie. Loridana sah Mikel ratlos an. „Ich weiß es nicht.“, gab der erste Offizier zu. „Aber ich!“, sagte ich, nachdem ich eine Weile überlegt hatte. „IDUSA.“, wendete ich mich an den Schiffsavatar. „Such die Silberschnur und moduliere seine Reaktionstabelle entsprechend um. Rechne alle Frequenzen auf die Frequenz der Schnur herunter. Such in der Nähe der Nulllinie und geh in 5-Hertz-Schritten höher!“ „Das war sehr exakt.“, staunte Loridana. „Woher wissen Sie so etwas?“ „Ich bin ausgebildete Kommunikationsoffizierin.“, antwortete ich. „Von Frequenzen und Wellenlängen verstehe ich etwas. Die sind mein Beruf.“ „Ich erhalte wieder ein Signal.“, sagte IDUSA. „Gut gemacht.“, lobte ich. „Dann zeichne auf, was du aufzeichnen kannst.“

N’Cara sah mich an. „IDUSA mag wieder ein Signal haben.“, sagte sie. „Aber bei mir sieht es jetzt schlecht aus. Ich habe mich wohl überschätzt, was das angeht.“ „Ach was.“, entgegnete dieses Mal Mikel. „Benutze einfach auch die Silberschnur. Hangle dich telepathisch daran entlang. Dann wirst du ihn schon wieder finden.“ N’Cara versuchte es und bemerkte bald, dass Mikel Recht gehabt hatte. „Vielen Dank, Agent.“, lächelte sie. „Abgesehen davon, dass du dich mit Sternenflottenrängen gut auszukennen scheinst.“, sagte Mikel. „Nenn mich einfach nur Mikel.“ „OK, Mikel.“, lächelte N’Cara.

Shimar fand sich im Moos liegend wieder. Ihm fiel auf, dass er noch immer seine Uniform zu tragen schien. Auch seine gesamte Ausrüstung war noch da. Der Schwindel, den er gefühlt hatte, wich langsam aus seinen Gliedern. Die Luft roch harzig und er sah, nachdem er langsam die Augen geöffnet hatte, dass er sich in einem Wald befinden musste. Bei einem Blick durch die Blätter konnte er eine weit entfernte Mondsichel erkennen. „Schau an.“, sagte er zu sich. „Das hat ja für’s erste Mal ganz gut funktioniert. Herzlichen Glückwunsch, Junge. Ich nehme an, dass ich noch immer meine Ausrüstung bei mir habe, liegt daran, dass ich noch nicht ganz tot bin und deshalb noch an derlei weltlichen Dingen hänge. Aber jetzt muss ich erst mal Brako finden.“

Er öffnete seinen Geist für alle Eindrücke um sich herum, konnte aber nur tindaranische Bewusstsein wahrnehmen. Außerdem wusste er gar nicht, wie sich Brako anfühlen würde, denn er hatte ja niemals seine Anwesenheit gespürt. „Na dann eben anders.“, sagte er und stand auf, um eine Richtung zu wählen, in die er gehen würde. Im selben Augenblick spürte er die von Mikel erwähnte Silberschnur, die ihn nach hinten zu ziehen drohte. „Nein, nein!“, flüsterte er mit bestimmtem Ton. „Meine Mission ist noch nicht zu Ende.“

Obwohl es ihm schwer fiel, machte er einige Schritte in die vorher von ihm angepeilte Richtung. Plötzlich ließ der Zug der Schnur nach und sie erschien ihm viel dehnbarer. „Das ist besser, viel besser.“, kommentierte er dies erleichtert. „Sicher habt ihr meinen Körper jetzt an die Lebenserhaltung angeschlossen.“

IDUSA lud meine Reaktionstabelle, nachdem sie mich per Bordlautsprecher aufgefordert hatte, den sich in meinem Besitz befindenden Neurokoppler aufzusetzen. „Allrounder, ich könnte allen Anwesenden genau zeigen, was Shimar erlebt. Dazu muss ich wissen, ob ich allen einen Neurokoppler replizieren soll, oder, ob Ihre Leute auf die Aufzeichnung warten wollen.“ „Ich frage.“, sagte ich. „Wen fragen Sie was?“, fragte Loridana, die, da sie mit dem Einstellen der Lebenserhaltung beschäftigt war, meine Aktion nicht mitbekommen hatte. „IDUSA möchte wissen, ob Sie und Agent Mikel auch sehen wollen, was IDUSA von Shimar aufzeichnet.“, erklärte ich. „Warum nicht.“, sagte die Ärztin und Mikel fügte bei: „Wann ist man schon mal live bei einem Report aus dem Jenseits dabei. Nur eines musst du mir erklären, Betsy. Wie soll ich die optischen Bilder wahrnehmen?“ „Genau wie ich.“, erklärte ich. „IDUSA projiziert sie dir direkt ins Gehirn in dein optisches Zentrum. Sehnerven und Augen braucht sie dazu nicht zu tangieren. Für mich war es auch eine merkwürdige Erfahrung, aber ich habe sie sogar schon geflogen.“ „Du hast was?“, staunte Mikel.

Mit einem über den Lautsprecher in der Nähe des Replikators geschickten Piepton machte mich IDUSA darauf aufmerksam, dass in dem genannten Gerät etwas im Gang war. Ich entnahm dem Fach zwei Neurokoppler, die ich an Mikel und Loridana verteilte. Dann zeigte ich beiden, wie sie die Geräte aufzusetzen hatten und half ihnen auch dabei, sie anzuschließen. IDUSA erstellte Reaktionstabellen und fügte diese in das laufende Programm ein.

Shimar hatte den Wald hinter sich gelassen und war auf eine weite lichte Ebene gelangt, von der aus er in der Ferne ein Dorf ausmachen konnte. Das Dorf glich beim Näherkommen immer mehr einem typischen tindaranischen Dorf. Auch seine telepathischen Sinne verrieten ihm, dass es sich wohl bei allen, die er hier treffen würde, um Tindaraner handeln musste. „Na da ist ja wohl doch was schiefgegangen.“, meinte er und setzte sich zunächst ins Gras. Seine Silberschnur war zwar dehnbarer geworden, aber der anfängliche Kampf gegen ihren Zug hatte ihn doch sehr erschöpft. Während des Ausruhens würde er viel Zeit zum Nachdenken haben. Vielleicht würde es ja eine Lösung für den Umstand geben, warum er ums Verrecken nur Tindaraner um sich sah und von Brako keine Spur fand. Er würde vielleicht einfach nur mal jemanden fragen müssen.

Sytania hatte sich erholt und war wieder in ihr Schloss zurückgekehrt. Jetzt hatte sie mit einem starken Groll im Bauch auch jene Situation mit Hilfe ihrer seherischen Fähigkeiten beobachtet, in der sich Shimar befand. „Das werde ich nicht zulassen!“, kreischte sie wütend. „Ich werde mich seines Körpers bemächtigen und dann werde ich ihm sämtliche Infusionsnadeln und Schläuche herausreißen, die ihn mit der Lebenserhaltung verbinden. Dann muss er zurück in seinen Körper und kann die Mission nicht zu Ende führen. Danach verlasse ich seinen Körper wieder und dann muss er sich erst erholen und ich habe genug Zeit, mich Hestia zu widmen.“ Telzan, der alles mitbekommen hatte, sah sie sorgenvoll an. „Milady sollten aber eines bedenken.“, sagte der Vendar mit einem warnenden Gesichtsausdruck. „Es gibt ein Gerücht, demnach Allrounder Betsy von Eurem Vetter Arkantus den Faden für eine Decke erhalten hat, die jetzt Shimar schützen kann.“ „Das ist sicher nur ein Gerücht!“, erwiderte Sytania entschlossen. „Sie ist eine Frau und noch dazu eine Terranerin. Die haben Angst vor Spinnen. Sie wird sich meinem teuren Vetter, den ich über alles hasse, nie genähert haben.“ „Nein, Milady!“, flehte Telzan. „Bitte, versucht es nicht. Meine Information kommt aus zuverlässiger Quelle. Tut es nicht!“

Sytania stöhnte plötzlich auf, als wäre ihr ein schrecklicher Schmerz in die Glieder gefahren und fiel hin. Telzan konnte sie gerade noch auffangen und wieder auf ihren Thron setzen. „Ich habe es Euch gesagt.“, sagte der Vendar ruhig. „Ja, das hast du.“, gab Sytania immer noch mit vom Schmerz geschwächter Stimme zu. „Es war für mich schon immer eine Schande, dass die Natur eine solche Laune wie meinen Vetter hervorgebracht hat. Er kann ein Gift produzieren, das gegen mich wirkt! Gegen mich, die eigene Base!“ Sie raufte sich ihre langen schwarzen Haare. „Grämt Euch nicht, Gebieterin.“, tröstete Telzan. „Er ist ja weit weg. Soll er bei Logar glücklich werden. Aber wie es aussieht, hat Shimar wohl auch kein großes Glück. Zumindest schließe ich das aus der Tatsache, dass Ihr nicht all zu alarmiert zu sein scheint.“

Sytania schloss die Augen und konzentrierte sich erneut auf Shimars Situation. „Du hast Recht.“, lachte sie. „Das ist ja zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer. Er wird Brako nicht finden können, dort wo er ist. Und eine Antwort wird ihm auch keiner geben. Dort hasst man Besucher. Ewig kann diese Loridana ihn auch nicht an der Lebenserhaltung lassen. Irgendwann muss er zurück.“ Telzan und Sytania lachten beide auf.

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