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Ginalla hatte Alegria abgeholt und war mit ihr wunschgemäß nach Miray zwei geflogen. „Schaut mal aus dem Fenster.“, schlug sie ihrer Auftraggeberin vor. Alegria ließ ihren Blick schweifen und flüsterte dann pathetisch: „Alegrien.“, Ginalla, die glaubte, etwas nicht richtig verstanden zu haben, fragte unsicher: „Was?“ „So werde ich meinen Staat nennen, Alegrien.“ „Was soll das heißen?“, fragte die Celsianerin, die über die Ränkespiele ihrer Auftraggeberin und deren Schwester wenig wusste.

Bevor Alegria allerdings erklären konnte, löschte Kamurus ihre Reaktionstabelle aus dem Simulator im Cockpit. Jetzt war er quasi – zumindest aus seiner Sicht – mit seiner Pilotin allein. „Ich habe die starke Befürchtung, dass wir hier einen beginnenden Krieg unterstützen, wenn wir uns weiter hierauf einlassen, Ginalla.“, redete ihr das Schiff ins Gewissen. „Ach was.“, entgegnete Ginalla. „Wir finden für sie das Tor zum Himmel, holen unsere Bezahlung ab und dann kann s’e uns mal gern haben. Hast du ehrlich geglaubt, ich lasse mich noch für Kriegshandlungen einspannen?“ „Nein.“, erwiderte Kamurus. „Ich sorge mich nur um die politische Entwicklung. Wenn Alegria ihren eigenen Staat ausruft und dann vielleicht …“ „Schnickschnack!“, würgte sie ihn ab. „Die Beiden spielen nur Theater. Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass sie Krieg führen werden.“ „Wenn du da so sicher bist?“, fragte Kamurus. „Ja, Kamurus, ich bin sicher!“, gab Ginalla überzeugt zurück. „Du bist eben eine künstliche Intelligenz. Du verstehst vieles nicht, was eigentlich nicht so gemeint ist.“ „Aber dafür habe ich jetzt ja dich.“, stellte Kamurus fest. „So is’ es.“, entgegnete Ginalla.

„Worum ging es zwischen euch?“, erkundigte sich Alegria, die zwar nicht Kamurus’ Worte, wohl aber die von Ginalla mitbekommen hatte. „Nichts Besonderes.“, spielte Ginalla die Sorgen ihres Schiffes herunter. „Er versteht nur keine Bluffs. Er nimmt das alles für bare Münze, was Ihr gesagt habt über Eure Schwester, Euren eigenen Staat und so. Er meint, es könnte vielleicht doch Krieg geben.“ „Richte ihm aus, solange du und er das Tor vor Shimar und seinem Schiff finden, wird das nicht passieren!“, befahl Alegria, die sich offenkundig ertappt fühlte. Ginalla aber wollte oder konnte dies nicht sehen. „Und jetzt beamt mich in mein Schloss!“ „Ginalla.“, wendete sich Kamurus an sie. „Wir wissen doch noch gar nicht, ob Shimar das OK bekommt.“ „Richtig.“, bestätigte die Celsianerin. „Aber Deshalb fliegen wir ja auch zurück in die tindaranische Dimension und warten dort auf ihn.“ „Also gut.“, erklärte sich das Schiff einverstanden und führte den Befehl aus.

Im Palast angekommen ging Alegria sofort zu einem kleinen SITCH-Sender im Keller. Der Tontechniker, den sie dort antraf, sah sie fragend an. „Sorge dafür, dass man mich im gesamten Reich hört!“, befahl sie. „Ja, Prinzessin.“, gab er zurück, ging in seinen Arbeitsraum und betätigte gezielt einige Hebel und Knöpfe an einem Mischpult. „Du wirst mich ab heute auch nicht mehr mit Prinzessin ansprechen, sondern du und alle anderen Untertanen werden mich Majestät nennen!“

Er sah von den Anzeigen, die er überprüft hatte, kurz auf. „Bei allem Respekt, Hoheit, Königin von Miray seid Ihr erst, wenn diese Pilotin, die Ihr beschäftigt, das Tor zum Himmel gefunden hat.“ „Du irrst.“, zischte Alegria. „Klinke dich in meine Sendung ein und dann wirst du sehen, dass ich wirklich und wahrhaftig bereits eine Königin bin. Und jetzt tu deine Arbeit.“

Fassungslos sah der rothaarige Mann zu, wie sie im Studio verschwand. Er steckte einen Kopfhörer ein und zog den Regler für das Moderatorenmikrofon hoch. „Meine lieben Untertanen.“, begann Alegria. „Geschätztes Volk von Miray zwei. Ab heute dürft ihr euch glücklich schätzen, dem neuen Staat Alegrien anzugehören. Wissenschaftler, Mystiker und alle, die sonst etwas beitragen können. Ich benötige all eure Unterstützung. Ich weiß nicht, worum es sich bei dem Tor zum Himmel handelt. Wichtig ist aber, dass ich es vor meiner unseligen Schwester herausfinde. Deshalb befehle ich allen hiermit, eure Forschungen einzustellen und euch nur noch dem Thema „Tor zum Himmel“ zu widmen. Sicherlich wäre es im Sinne meines Vaters, wenn der junge aufstrebende Staat Alegrien es finden und in Besitz nehmen würde. Also, forscht für mich! Forscht für eure Königin! Wer sich weigert, wird automatisch zum Verräter gebrandmarkt und zum Tode verurteilt. Wer nicht für mich ist, ist für Hestia und das kann ich nicht dulden.“

Dem armen Mann in seiner Kabine stockte der Atem. „War sie denn wahnsinnig? das klang ja fast wie eine Kriegserklärung gegen die eigene Schwester! Leicht hätte er die Sendung mit Druck auf einen Knopf beenden können, aber das hätte sie vielleicht sogar herausbekommen. Dann wäre sein Kopf gerollt. Das eigene Leben war ihm dann doch näher. Wie hatte sie gesagt? Wer nicht für sie war, war für Hestia und dass konnte sie bei Todesstrafe nicht dulden. Er kam mit sich überein, zunächst zu tun, was sie sagte und bei einer günstigen Gelegenheit die Informationen an Leute weiter zu geben, die seiner Meinung nach etwas damit anfangen konnten.

Jenna hatte Shannon von der unglaublichen Begebenheit mit Joran erzählt und Shannon hatte nichts Besseres zu tun, als die Sache brühwarm an Zirell weiter zu erzählen, die sie in einem der Aufenthaltsräume getroffen hatte. „Na so was.“, meinte die tindaranische Kommandantin. „Das hätte ich Joran am Allerwenigsten zugetraut.“ „Na ja.“, erwiderte die blonde Irin flapsig. „Als Vendar-Krieger muss man bestimmt von allem fn bisschen Ahnung haben.“ „Kann sein.“, gab Zirell zurück und begann, ein nachdenkliches Gesicht zu machen. „Was is’?“, fragte Shannon plump. „Es ist nur die Sache mit Miray.“, erklärte Zirell. „Liegt das nicht in der Föderationsdimension?“, fragte Shannon. „Doch, das tut es.“, erwiderte Zirell. „Aber wir sind die politischen Freunde der Föderation und die Zusammenkunft hatte angeboten, bei den schwierigen Verhandlungen zu helfen. König Brako von Miray hatte Nugura gebeten, seine beiden streitsüchtigen Töchter an einen Tisch zu bekommen. Nugura sollte das für ihn erledigen.“ „Die von der Föderation sollen ja verflucht gute Diplomaten sein.“, unterbrach Shannon. „Ganz recht.“, bestätigte Zirell. „Aber dieses Mal scheint Nugura selbst Hilfe dabei zu benötigen. Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Sie hat aber bisher jede Hilfe durch ihre politischen Freunde abgelehnt. Weder die Aldaner, geschweige denn Zeitland, Logars Seite des Dunklen Imperiums oder wir dürfen etwas beitragen. Gerüchten zu Folge soll Alegria, eine der zwei Prinzessinnen, sogar ihren eigenen Staat ausgerufen und ihrer Schwester den Krieg erklärt haben. Der bedroht eine wichtige Frachtrute der Föderation. Nugura sollte also ein verstärktes Interesse daran haben, dass dieser Krieg so schnell wie möglich wieder vorbei geht.“ „Du glaubst, Nugura verhandelt nur halbherzig?“, fragte Shannon, der Zirell eine solche Frage nicht zugetraut hätte. „Du hast mich ertappt.“, gab sie zu. „Die Zusammenkunft sieht das übrigens genau wie du. Ich weiß nicht, was wir noch machen sollen.“ „Geh damit doch mal zu Joran.“, grinste Shannon. „Der hat gerade ’n Lauf.“

Immer noch saßen Sytania und Telzan vor dem Kontaktkelch. Moggador hatte die Königstochter doch wieder aus der Gruppe um sich entfernt, da sie sicher war, er würde das Weitere ohnehin nicht verstehen. „Wann werden wir eingreifen, Milady und wie wird unser Eingriff aussehen.“, drängte der Vendar ungeduldig. „Eile mit Weile, mein Freund.“, krächzte Sytania ihm mit ihrer hexenartigen Stimme entgegen. „Wie ich die Situation einschätze, wird noch einige Zeit vergehen, bis wir unsere Karten ausspielen können. Ich werde dir schon sagen, wenn es so weit ist. Wir dürfen nichts übereilen, damit man uns nicht zu früh drauf kommt. Außerdem ist mir Alegria noch nicht verzweifelt genug und Hestia weiß noch nicht, ob Shimar für sie arbeiten wird. Der weiß ja selber noch nicht mal, ob er darf.“ „Also schön, Milady.“, sagte Telzan und lehnte sich zurück. Er war zwar nicht als der Geduldigste bekannt, dennoch vertraute er seiner Herrin. Sie würde schon wissen, wenn es so weit war. Im Aufspüren von Verzweiflung bei ihren Feinden war sie schließlich erprobt. Das hatte er mittlerweile herausgefunden. Er hoffte nur, dass ihnen niemand dazwischen pfuschen würde. Aber die, von denen er es dachte, waren ja gerade beschäftigt. Time, die Granger-Crew und Cinia würden Babysitter für ein paar Frachterpiloten spielen und die Tindaraner durften sich nicht einmischen. Besser konnte es gar nicht kommen.

Hestia saß mit ihrer Kammerjungfer Alana in ihrem Gemach. Die Frauen hatten ebenfalls der Sendung zugehört. „Was erdreistet meine Schwester sich!“, empörte sich die Prinzessin. „Aber was sie kann, kann ich auch. Alana, sage auch den Technikern in meinem Sender Bescheid. Was meine Schwester kann, kann ich schon lange. Ich werde meine Forscher und auch diesen Herausforderer, der für mich arbeiten wird, drei mal so gut bezahlen und ihnen drei mal so gute Geräte und Möglichkeiten zur Verfügung stellen, wie sie meine Schwester hat.“

Die Kammerjungfer, eine zierliche junge Miray mit langen blonden Haaren, sah ihre Herrin irritiert an. „Was schaust du wie ’ne Kuh, wenn’s donnert!“, schimpfte Hestia. „Mach gefälligst, was ich dir gesagt habe!“ „Darf ich bemerken, Hoheit.“, setzte Alana an. „Für all das, was ihr einem Mann oder auch den Wissenschaftlern Gutes tun wollt, muss Euer Volk, jeder gemeine Arbeiter, einfach alle, die nicht gerade in die Forschung nach dem Tor zum Himmel eingebunden sind, bluten.“ „Natürlich!“, sagte Hestia, als sei es das Natürlichste der Welt. „Die Abgaben werde ich schon erhöhen müssen. Aber was kümmert’s mich. Am Wichtigsten ist, dass ich das Tor vor meiner Schwester finde.“

„Hoheit?“, fragte Alana nach einer Weile, in der sie über die Worte der Prinzessin nachgedacht hatte. „Um genau zu wissen, was Ihr den Forschern und dem Herausforderer genau geben müsst, müsst ihr doch eigentlich wissen, was Eure Schwester so treibt.“ „Aber sicher.“, erwiderte Hestia. „Schick nach meinem Geheimdienstchef.“

Alana nickte und verließ erleichtert den Raum. Sie wusste, dass sie sich bei ihrer Herrin damit wieder Liebkind gemacht hatte. Sie hatte das auch nur gesagt, um ihr eigenes Leben zu schützen. Sie wusste genau, es würde zu einer Revolution kommen, wenn Hestia so weiter machte, aber das konnte sie ihr auf keinen Fall unter die Nase reiben. Hätte sie das getan, wäre sie jetzt sicher schon auf dem Weg zum Schafott. Alana wusste, dass man die Drohungen Hestias durchaus ernst nehmen musste. Was ihre Schwester konnte, dass konnte sie schon lange. Das hatte sie gerade wortwörtlich gesagt. Bei dem Gedanken an eventuelle Konsequenzen dieses Ausspruchs schnürte sich Alana die Kehle zu.

Alesia und King waren einen langen Gang entlang gelaufen, der sie zu einer weiteren Tür führte. Die junge Platonierin gab einen Sicherheitscode in eine Konsole ein, worauf sich die Tür öffnete. „Kommen Sie, Mr. King.“, sagte sie und wies auf die Tür. King folgte ohne Argwohn, denn er vertraute dem Geheimdienst der Föderation.

Sie kamen in einem Flur an, der an die eigentlichen Standardflure in Wohnhäusern des 30. Jahrhunderts erinnerte. „Ihre Wohnung ist Apartment 4 D.“, sagte Alesia und gab ihm einen Datenkristall in die Hand. „Ich habe kein Pad.“, stellte King fest. „Das benötigen Sie auch nicht.“, lächelte Alesia und zeigte auf einen Schlitz neben einer weiteren Tür. „Da rein.“, sagte sie und wies auf die Hand, in der King den Kristall hielt. „Der Sicherheitscode auf diesem Kristall gilt nur ein Mal.“, erklärte die Agentin. „Der Computer wird Sie gleich nach Ihrem biologischen Fingerabdruck fragen und Sie bitten, Ihre Stimmprobe abzugeben.“ „Kein Problem.“, sagte King und schob den Kristall ins Laufwerk. „Willkommen, Mr. King.“, sagte eine warme freundliche weibliche Rechnerstimme. „Hiermit ist der werksseitige Code entwertet. Bitte legen Sie nun Ihren rechten Zeigefinger in die Mulde über der Konsole.“ King tat, worum er gebeten worden war. „Biologischer Fingerabdruck gespeichert.“, kam es zurück. „Lesen Sie jetzt bitte die Worte im Display der Sprechanlage laut vor.“, forderte ihn der Rechner weiter auf. Auch dies tat King und ermöglichte somit das Abspeichern seines Stimmabdruckes. „Ohne den können Sie hier noch nicht mal den Nahrungsreplikator bedienen und wir können ja nicht verantworten, dass Sie uns verhungern.“, erklärte Alesia lächelnd. „Schon gut.“, meinte King und betrat die Wohnung. „Ansonsten wäre ich halt zum Klingonen um die Ecke gegangen.“ „Machen Sie sich es erst einmal gemütlich.“, schlug Alesia vor. „Der Ernst des Lebens beginnt noch früh genug für Sie, wenn Sedrin wieder da ist. Frische Kleidung und alles, was Sie sonst noch brauchen, stellen wir Ihnen zur Verfügung.“ „Sehr großzügig.“, lächelte King ihr noch nach, während sie die Wohnung verließ.

Data hatte ein Tablett mit Geschirr, Kaffee und Kuchen ins Wohnzimmer gebracht. „Das soll nun also Ihr Experiment sein, Cupernica?“, fragte Scotty. „Zumindest ein Teil davon.“, erklärte die Angesprochene und sah zu, wie sich Sedrin, Mahony und Scotty um den Tisch auf das Sofa setzten. Sie selbst blieb zunächst außerhalb des Kreises und schien etwas vorzubereiten.

„Diese Kaffeerunde dient nur zu Ihrer Entspannung, Techniker Scott.“, erklärte Data, der gerade dabei war, große Stücke einer demetanischen Sommerfruchttorte mit Schokoladenglasur auf den Tellern zu verteilen. „Ich nehme an, meine Frau und die beiden Damen vom Geheimdienst haben Ihnen bereits erklärt, dass Sie die Aufzeichnung nicht erwarten dürfen.“ Scotty nickte.

Einhellig betraten jetzt auch Fredy und Caruso das Wohnzimmer. Der Kater sprang sofort auf die Rückenlehne des Sofas, um sich von dort als schnurrende Nackenrolle für Scotty zu betätigen. Der fußballgroße Tribble sah Cupernica an, die in die Hände klatschte, dann auf Scottys Schoß deutete und motivierend sagte: „Kontakt!“

Fredy sprang zuerst auf das Sofa und kletterte dann auf Scottys Schoß. Dort begann auch er im gleichen Rhythmus wie Caruso zu schnurren. Eine Tatsache, die Data sehr faszinierte. „Gute Idee, Jungs.“, flüsterte Sedrin und streichelte den Tieren abwechselnd über die kleinen Köpfe. „So ist er noch entspannter.“ „Das können Sie wohl laut sagen, Agent.“, entgegnete Scotty. „Man wird schließlich nicht alle Tage halb tot geschmust.“ Jetzt streckte Caruso auch noch seinen Kopf vor und rieb ihn an Scottys Wange. Der Techniker wusste längst, dass dies in der Katzensprache so viel bedeutete wie: „Ich mag dich gern.“ Deshalb sagte er auch mit liebem Unterton: „Ich dich auch. Und deinen Kumpel, den Fredy, den mag ich auch. Ihr seid schon zwei liebe Knöpfe.“ „Ich finde Ihren Meinungsumschwung bemerkenswert.“, bemerkte Data. „Meinen Daten zufolge haben sie bei Ihrer ersten Begegnung mit Tribbles noch ganz anders gedacht.“ „Ach das.“, lachte Scotty. „Das ist doch längst vergeben und vergessen. „Diese Demetaner, die haben schon lange bewiesen, dass Tribbles intelligente kleine Wesen sind und nicht nur dumme Fressmaschinen.“ „Das ist korrekt.“, mischte sich jetzt auch Cupernica ein. „Im 21. Jahrhundert änderte man auch seine Meinung über Ratten diesbezüglich auf Terra, nachdem man gemerkt hatte, wie nützlich sie beim Aufspüren von Minen waren.“ „Klar.“, lächelte Scotty. „Die sind viel zu leicht, um einen Mechanismus auszulösen.“

Cupernica hatte zwischenzeitlich die Aufzeichnung gestartet und den gewünschten Erfolg erzielt, denn durch die Unterhaltung über ein völlig anderes Thema war Scotty so entspannt, dass die Medizinerin den Zeitpunkt für günstig erachtete.

„Nicht schon wieder.“, beschwerte sich Scotty, denn erneut machte sich in ihm die merkwürdige Gewissheit über Sytanias Pläne breit. „Was meinen Sie, Techniker?“, fragte Cupernica zur Verifizierung ihrer Theorie. „Ich rede von der verdammten Tatsache, dass ich offensichtlich über Sytanias Pläne Bescheid weiß. Können Sie feststellen, ob Lady widerlich gerade in meinem Kopf war?“

Die Androidin stellte sich Scotty gegenüber und begann ihn zu scannen. „Ich kann Sie beruhigen.“, sagte sie. „Sytania war nicht in Ihrem Kopf. Aber da ist tatsächlich ein Hinweis darauf, dass einmal ein Denkmuster von ihr auf Sie übertragen wurde. Aber wie ich bereits sagte, ist das unser Vorteil. Unser Experiment hat die Hirnregion, in der dieses Muster ist, stimuliert. Deshalb konnten Sie in diesem Augenblick denken wie Sytania. Also, Techniker, ein Verräter sind Sie nicht.“

Scotty atmete auf. „Ich dachte schon.“, sagte er erleichtert. „Aber wir sollten das noch weiter ausnutzen.“, meinte Sedrin. „Bitte halten Sie sich zur Verfügung.“ „Darauf können Sie Gift nehmen, Ladies.“, erwiderte Scotty. „Bis Betsy wieder da ist, komme ich hier eh nicht weg. Dann können Sie mich so oft verhören, wie Sie wollen.“ „Ein Angebot, auf das ich gern zurückkomme.“, lächelte die Demetanerin.

Data hatte Caruso einen replizierten Fisch und Cupernica Fredy eine Hand voll Getreide gegeben. Beide Androiden hatten die Tiere an ihren jeweiligen Lieblingsstellen gekrault, wie es ihnen von Synthia, der platonischen Tiertrainerin, mit der sie seit einiger Zeit zusammenarbeiteten, aufgetragen worden war. In der platonischen Schule für Therapietiere hatte man es zunächst ungewöhnlich gefunden, dass zwei Androiden einen Tribble und einen Kater zu Therapietieren ausbilden wollten, hatte sich aber nach Beweis ihres Talentes, bei dem ich eine wichtige Rolle gespielt hatte, darauf eingelassen und Synthia geschickt, die sehr große Fortschritte bei den Tieren festgestellt hatte.

„Ich werde versuchen, an Informationen der Strategen zu kommen.“, sagte Sedrin. „Ich denke, wenn wir Sie, Techniker Scott, mit denen konfrontieren, wenn sie dazu stimuliert worden sind, wie Sytania zu denken, könnte uns das helfen, nicht nur auf ihr Tun zu reagieren, sondern es vielleicht sogar vorauszusehen.“ „Wir haben einen guten Köder für die Strategen.“, fügte Mahony bei. „Was Sie uns geliefert haben, Scotty, interessiert die bestimmt brennend.“ „Darauf können Sie einen lassen.“, erwiderte Scotty. „Wir werden jetzt gehen.“, meinte Sedrin und stand auf. Data geleitete die Frauen noch zur Tür.

Zirell saß in ihrem Quartier und führte ein Gespräch mit Darell, der Vorsitzenden der Zusammenkunft. „Ich werde dich kurz nach Tindara beordern müssen.“, informierte die Politikerin die Stationskommandantin. „Warum das?“, fragte Zirell zurück. „Du weißt am Besten über die Arbeitsweise der Föderation Bescheid. Vielleicht kannst du uns erklären, warum Nugura jede Hilfe bei den Verhandlungen zwischen den Miray-Parteien ablehnt. Es ist alles viel schlimmer geworden. Die beiden Prinzessinnen haben jede einen eigenen Staat ausgerufen und sich gegenseitig den Krieg erklärt. Alegrien und Hestien werden so lange ihre Armeen aufeinander hetzen, bis ein Staat danieder liegt. Die Prinzessinnen scheinen völlig das Testament ihres Vaters vergessen zu haben. Zumindest sehen wir das so.“

Zirell drückte die Break-Taste. „Was ist denn der Grund für den Krieg, Darell?“, fragte sie. „Der Grund ist diese Suche nach dem Tor des Himmels.“, erwiderte Darell lapidar. „Heißt es im Originaltext nicht Tor zum Himmel?“, korrigierte Zirell. „Ist das nicht egal?“, fragte Darell zurück, die durch die undurchsichtigen Tatsachen an sich schon sehr genervt war. „Das glaube ich nicht!“, sagte Zirell fest. „Seine Majestät, Brako III, ist allen als sehr verschlagen bekannt. Dass er so und nicht anders formuliert hat, hat bestimmt seinen Grund. Darauf wette ich!“

Ohne die Antwort ihres Gegenübers abzuwarten, beendete Zirell das Gespräch. Der Text des Testamentes war ihr zwar genau so unbekannt wie allen anderen, aber sie ahnte, dass es wohl irgendetwas mit der Formulierung auf sich haben würde. Etwas, das noch früh genug ans Licht kommen würde, wenn sie nur geduldig genug war.

Maron betrat den Gang zum Quartier seiner Vorgesetzten und betätigte die Türsprechanlage. Zirell, die mit den Gedanken immer noch bei der Order ihrer Regierung war und deshalb sein Gesicht im Display nicht wahrnahm, fragte: „Wer ist da?“, „Ich bin es.“, gab Marons Stimme zurück. „Komm rein.“, erwiderte Zirell.

Sie entriegelte die Tür, die vor Maron langsam auseinander glitt. Der Demetaner machte sich sofort auf den Weg ins Wohnzimmer, denn hier vermutete er seine Vorgesetzte. „Was in allen Welten hat dich davon abgehalten, mich telepathisch wahrzunehmen?“, scherzte der Spionageoffizier, während er sich auf das Sofa neben sie setzte. „Entschuldige.“, bat Zirell um Verzeihung. „Aber ich habe gerade über die politische Lage nachgedacht.“

Es vergingen einige Sekunden, bevor sie weiter sprach: „Ich nehme an, du hörst auch Nachrichten.“ „Das tue ich.“, bestätigte Maron. „Also, was ist los? Hat es vielleicht etwas mit der Miray-Sache zu tun?“ „Das hat es allerdings.“, meinte Zirell. „Vielleicht weißt du, dass es Miray als Solches nicht mehr gibt.“ „Das weiß ich.“, sagte Maron. „Heute morgen kam ja frisch über den Äther, dass es in Alegrien und Hestien aufgeteilt wurde und die beiden Staaten im Krieg sind und das nur wegen einer geheimnisvollen Himmelspforte.“ „Es heißt Tor zum Himmel.“, verbesserte Zirell. „Nicht Himmelspforte, Himmelstor, Tor des Himmels oder so.“ „Ich wusste gar nicht, dass du so eine Kleinkrämerin sein kannst, Sea Tindarana.“, stellte Maron fest. „Das hat damit nichts zu tun.“, verteidigte sich Zirell. „Ich denke nur, dass der König diese Formulierung mit Absicht benutzt hat. Verschlagen wie er ist, wollte er uns damit bestimmt etwas sagen.“

Sie ließ IDUSA ein Bild des Königs zu dessen besten Zeiten aufrufen. „Ich hörte, du als Demetaner erkennst Hinterlist, wenn du sie siehst.“, sagte sie und deutete auf den Anschluss für den Neurokoppler. Maron zog seinen aus der Tasche und steckte ihn an. Gleich darauf lud der Stationsrechner seine Reaktionstabelle und er konnte sehen, was auch Zirell sah.

„Er macht schon ein verschmitztes Gesicht.“, gab Maron zu. „Aber glaubst du ernsthaft, dass er mit diesem Tor zum Himmel etwas bezweckt? Ich meine, was soll das für ein Tor sein?“ „Das weiß niemand.“, sagte Zirell. „Aber es muss in jedem Fall etwas sein, um das es sich sogar lohnt, einen Krieg unter Schwestern zu führen.“ „Die führen keinen Krieg um das Tor!“, sagte Maron jetzt sehr überzeugt. „Die führen einen Krieg um das, was ihnen der Fund des Tores verspricht. Die alleinige Herrschaft. Der Krieg ist nur ein Mittel, um die übersteigerte gegenseitige Wut aufeinander zu kompensieren und die gegenseitigen Bemühungen zu sabotieren. Die Beiden sind sauer, weil sie nicht raus kriegen können, was ihr Vater in seinem Testament …“

Er ermahnte sich auf Demetanisch, den Mund zu halten. „Was weißt du über das Testament?“, fragte Zirell erstaunt. „Nicht viel.“, gab Maron zu. „Was ich weiß, weiß ich nur von Shimar, der es wiederum von seiner Freundin weiß, die auf einem Föderationsschiff stationiert ist. Die haben eine Aufzeichnung, in der einwandfrei gezeigt wird, wie es zu dem Testament gekommen ist. Präsidentin Nugura steckt da auch mit drin.“ „Nugura auch!“, rief Zirell aus. „Jetzt wundert mich gar nichts mehr. Danke für deine Informationen. Jetzt kann ich der Zusammenkunft mindestens etwas an die Hand geben. Es gibt schon die wildesten Gerüchte, denen nach das Testament gar nicht existiert. Vielleicht sollten wir es allen noch einmal in Erinnerung rufen.“ „Sag aber bitte nichts über Allrounder Betsy und Shimar. Ich will nicht verantworten müssen, dass die Beiden Ärger bekommen, nur weil ich meinen Mund nicht halten konnte.“ „Keine Sorge, Nummer eins.“, lächelte Zirell. „Ich schütze deine Quellen. Aber ich muss bald für eine Weile nach Tindara. Die Zusammenkunft möchte, dass ich ihnen die Haltung der Föderation erkläre. Sie wollen wissen, warum sich Nugura nicht helfen lassen möchte.“ „Wer weiß, was da gewesen ist.“, sagte Maron. „Wir haben längst noch nicht alle Informationen. Was ist, wenn Brako und Nugura vereinbart haben, dass sie sich nicht helfen lassen soll?“ „Das kann ja durchaus sein.“, sagte Zirell. „Aber um das genau zu erfahren, bräuchten wir die Aufzeichnung.“ „Du hast versprochen …“, setzte Maron an, der noch immer bereute, dass er die Aufzeichnung, Shimar und mich überhaupt erwähnt hatte.“

Sie wandte sich zum Replikator und bestellte zwei Gläser ihres Lieblingsdrinks. „Jenna kann sicher den Timecode der Aufzeichnung verändern, dass niemand zurückverfolgen kann, wo sie her kommt. Den Politikern ist das ohnehin egal. Die merken es nicht. Also, könnte Shimars kleine Freundin uns die Aufzeichnung besorgen oder nicht?“

Maron pfiff durch die Zähne. Dann sagte er: „Ich denke schon, dass das geht. Aber glaubst du ernsthaft, dass aus dieser Aufzeichnung das hervor geht, was wir wissen müssen? Für mich sieht es eher so aus, als würde Brako mit Absicht dafür gesorgt haben, dass nur jeder das erfährt, was er wissen soll.“ „Macht nichts.“, erwiderte Zirell. „Selbst, wenn das der Fall sein sollte, dann können wir das schon mal mit Sicherheit sagen und es ist nicht nur graue Theorie.“ „Ich werde Shimar gleich darauf ansprechen.“, sagte Maron.

Zirell ging ins Schlafzimmer und zog einen kleinen schwarzen Koffer unter ihrem Bett hervor. Dann öffnete sie ihren Kleiderschrank. „Das ist wohl mein Zeichen zum Gehen.“, stellte Maron fest. „Ja.“, sagte Zirell. „Ich mache mich besser zu früh auf als zu spät. Joran wird mich mit IDUSA hinbringen. Du hast das Kommando.“ Er verließ den Raum, während sie zu packen begann.

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