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Ich war in mein Quartier gegangen, nachdem meine Zeit auf der Brücke geendet hatte. Sofort nach dem Betreten des Raumes hatte mir der Computer gemeldet, dass eine SITCH-Mail für mich eingegangen war. „Wer ist der Absender, Computer?“, fragte ich. „USS Niagara, Arbeitskonsole sieben.“, kam es zurück. Ich stutzte, denn als ausgebildete Kommunikationsoffizierin, die auch Rufzeichen herleiten konnte, wusste ich, dass dies das Rufzeichen der Arbeitskonsole im Maschinenraum war, die normalerweise dem Chefingenieur gehört. Cinias unfreiwilliger Hinweis auf Cenda hatte aber wohl auch sein Übriges zu meiner Vermutung beigetragen. „Vorlesen!“, befahl ich. „Es ist nur eine akustische Version vorhanden.“, gab der Rechner zurück.

Mir schoss durch den Kopf, dass Cenda diese Mail vielleicht nicht umsonst geschickt haben könnte. Ich dachte mir, dass ihr Vorhaben, ein Geständnis gegenüber mir abzulegen, sicher nicht der einzige Grund war. Dafür kannte ich Cenda zu gut. „Akustische Version abspielen!“, änderte ich meinen Befehl.

Der Rechner gab ein Signal von sich und dann hörte ich Cendas Stimme: „Hallo, Allrounderchen, sicher werden Sie wissen wollen, wer Ihnen gerade das Leben gerettet hat. Ja, ich war das. Mein Name ist Cenda Nia und es war nicht ganz allein meine Idee. Time und Yetron haben geplant, dass Yetron und ich den Kampf gegen die Genesianer überleben, damit ich eventuell auf die Niagara stationiert werden kann und alles sabotieren kann, was denen in die Hände spielt. Mir kann kein Schwein erzählen, dass es auf einmal die Art der Genesianer ist, wie Sytania zu kämpfen. Wie ich die einschätze, werden sie das eigentlich noch nicht mal als Kampf bezeichnen. Aber wir waren schon bei den ersten Berichten sicher, dass die total neben sich standen. Deshalb der Plan. Yetron wird wohl jetzt in einem genesianischen Gefangenenlager sein, wenn alles geklappt hat. Ich habe auch 'n paar Daten für Sie, die Ihr Agent wohl verflucht gern hätte. Sie schließen sich direkt an diese Aufzeichnung an. Es gibt keine Anlage. Mit konspirativen Grüßen, Ihre Frau Chefingenieur.“

„Computer, Pause.“, stammelte ich ins Mikrofon. Ich wusste, sie war ein hohes Risiko eingegangen, aber wenn sie es geschickt angestellt hatte, wovon ich ausging, würde man sie wohl schlecht erwischen können. „Computer, zu welcher zentralen Allzeit ist die Mail eingegangen?“, fragte ich. „Zentrale Allzeit 3035,1107.1420.“, gab der Rechner zurück. „Wann wurde der Ausfall der Waffen der Niagara registriert?“, fragte ich weiter, denn mittlerweile hatte ich eine Vermutung. „Zentrale Allzeit 3035,1107.1420.“, gab der Rechner zurück. Das konnte nur eines bedeuten. Cenda hatte die Mail abgeschickt, während ihr Programm, das die Überlastung für die Schaltungen des Waffenpultes befohlen hatte, aktiv war. Vielleicht war die Mail auch schon vorgefertigt im Rechner gewesen und hatte nur noch auf die Aktivierung gelauert, um sich dann automatisch an meine Adresse auf den Weg zu machen. Meine dienstliche Adresse kannte Cenda ja. Insgeheim waren wir nämlich befreundet, was auch die recht vertraute Anrede zwischen uns erklärte. Ich war heilfroh, dass die Sache mit der Freundschaft zwischen Brückenoffizieren und denen in unteren Rängen heute etwas lockerer gesehen wurde, als es noch vor rund 800 Jahren der Fall war.

Ein unbestimmtes Gefühl sagte mir, dass es besser war, jetzt Agent Mikel hinzuzuholen. Wenn Cenda Daten für uns hatte, dann würden diese ihn sicher auch bezüglich seiner Ermittlungen interessieren. „Computer, wo befindet sich Agent Mikel?“, fragte ich. „Agent Mikel befindet sich auf der Brücke.“, gab der Schiffsrechner zurück.

Ich betätigte die Sprechanlage: „Mikel, bitte komm her. Ich habe hier etwas sehr Interessantes.“ „Was ist denn los?“, fragte Mikel. „Ich weiß, wer für das plötzliche Durchbrennen der Waffen auf der Niagara verantwortlich ist!“, sagte ich mit sicherer Stimme. „Dann weißt du mehr als ich.“, erwiderte der Spionageoffizier. „Aber du machst mich sehr neugierig. Warte auf mich. Ich bin gleich da. Wo bist du?“ „Ich bin in meinem Quartier.“, antwortete ich. „OK.“, sagte er. „Ich komme.“ Damit beendete er die Verbindung.

Lange zu warten brauchte ich wirklich nicht, denn bereits einige Sekunden später wuselte ein aufgeregter Mikel um die Ecke. „Hier bin ich.“, sagte er. „Was hast du?“ „Das ging ja schnell.“, sagte ich und replizierte uns je ein Glas Cola. „Hatte Kissara dir nicht befohlen, Jannings zu vernehmen?“ „Doch, das hatte sie.“, sagte Mikel. „Aber der hat gerade mit der Wartung des Schiffes zu tun und in den Warpkern hinterher kriechen wollte ich ihm nicht.“ „Verständlich.“, sagte ich. „Da ist es immer so duster.“ Ich gab einen Laut wie ein Gespenst von mir. „Als ob uns zweien das was ausmachen würde, du Scherzkeks.“, sagte er ebenfalls lachend. „Aber jetzt sag mir doch mal, was du da gefunden hast.“ „Ich zeige es dir.“, erwiderte ich und drehte mich in Richtung des Mikrofons: „Computer, die sich auf dem Schirm befindende SITCH-Mail erneut von Beginn an abspielen!“

Es gab das bekannte Signal und dann hörte Mikel Cendas Stimme: „Hallo, Allrounderchen, sicher werden Sie wissen wollen, wer Ihnen gerade das Leben gerettet hat. Ja, ich war das. Mein Name ist Cenda Nia und es war nicht ganz allein meine Idee. Time und Yetron haben geplant, dass Yetron und ich den Kampf gegen die Genesianer überleben, damit ich eventuell auf die Niagara stationiert werden kann und alles sabotieren kann, was denen in die Hände spielt. Mir kann kein Schwein erzählen, dass es auf einmal die Art der Genesianer ist, wie Sytania zu kämpfen. Wie ich die einschätze, werden sie das eigentlich noch nicht mal als Kampf bezeichnen. Aber wir waren schon bei den ersten Berichten sicher, dass die total neben sich standen. Deshalb der Plan. Yetron wird wohl jetzt in einem genesianischen Gefangenenlager sein, wenn alles geklappt hat. Ich habe auch 'n paar Daten für Sie, die Ihr Agent wohl verflucht gern hätte. Sie schließen sich direkt an diese Aufzeichnung an. Es gibt keine Anlage. Mit konspirativen Grüßen, Ihre Frau Chefingenieur.“

„Es geht noch weiter.“, sagte ich. „Kann ich mir denken.“, sagte Mikel. „Das hat sie ja auch erwähnt. Sie hat wohl deshalb keine Anlage geschickt, weil die leicht hätte gefiltert werden können. So was konnten ja sogar die Programme in unserem Heimatjahrhundert schon.“ „Hm.“, machte ich, denn ich war total ins Zuhören vertieft.

Jetzt hörten Mikel und ich etwas, das Ausschnitte aus einer Konferenz an Bord der Basis 818 sein konnten. Dann klang es wie Kampfgetümmel. „Ich denke, um sicher zu gehen, sollten wir uns jemanden dazuholen, der diese Bilder interpretieren kann.“, sagte Mikel. „Für unser Hilfsmittel werden sie zu viele unbekannte Komponenten enthalten. Außerdem sind Zeugen immer gut.“ „An wen dachtest du?“, fragte ich. „Erst mal an Kissara.“, sagte Mikel. „Falls es notwendig ist, werde ich auch Jannings Bescheid geben. Wann ist die Mail eingegangen?“ „Zum gleichen Zeitpunkt, an dem auf der Niagara die Waffen ausfielen.“, erklärte ich. „Aber dass Cenda daran schuld war, hat sie ja zugegeben.“ „Stimmt.“, sagte der Agent. „Aber eigentlich müsste ich genau ermitteln, wie sie es gemacht hat.“ „Wir sollten die Mail nicht beantworten.“, sagte ich. „Das würde nur eine Spur legen und am Ende kriegt Cenda noch Ärger. Aber du wolltest doch mit Jannings eh noch Urlaub auf den Verhörinseln machen. Vielleicht weiß er ja auch, wie so etwas geht.“ „OK.“, sagte Mikel erleichtert. „Ich hatte schon die Befürchtung, du würdest ihr aus lauter Freundschaft und Freude antworten wollen oder hättest es schon getan.“ „Ich bin ausgebildete Kommunikationsoffizierin!“, sagte ich zu meiner Verteidigung. „Ich weiß über die Konsequenzen eines SITCH zur falschen Zeit am falschen Ort sicher mehr als du!“ „Ist ja gut.“, sagte Mikel. „Beruhige dich. Wir werden jetzt erst einmal Kissara Bescheid sagen und ihr das alles vorspielen. Mal sehen, was sie dazu meint.“ Ich bejahte.

Mit Donatha, einer ihrer engsten Beraterinnen, saß Agatha in ihrem Büro auf Angel One zusammen. Die Nachricht vom gescheiterten Versuch der Niagara, uns zu stoppen, hatte auch sie längst erreicht. Nun sah sie ihre Felle davonschwimmen. „An wen können wir uns jetzt noch wenden?“, fragte das Staatsoberhaupt verzweifelt. „Commander Kissara darf auf keinen Fall die Sache mit den Genesianern weiter verfolgen. Wenn sie einen Hinweis finden sollte, der auch nur im Geringsten auf eine Beteiligung eines Mächtigen hindeutet, dann werden die Genesianer unter Umständen alle besetzten Gebiete wieder aufgeben und dann ist alles umsonst. Dieser verdammte Riker! Warum musste er damals nur so überzeugend gegenüber Beata sein?“ „Entschuldige, dass ich eine Lanze für einen Mann brechen muss.“, setzte Donatha an. „Aber er konnte den glücklichen Umstand, dass wir in die Föderation gekommen sind und auch den, dass die Genesianer sie irgendwann erobern werden, nicht voraussehen. In die Zukunft sehen konnte er nicht. Immerhin war er Terraner und die haben diese Fähigkeiten nicht. Aber ich kenne jemanden, die sie hat und die uns auch sehr gern helfen würde.“

Sie zog einen Kontaktkelch hinter ihrem Rücken hervor, der Sytanias Weihezeichen trug. Da Angel One noch nicht lange in der Föderation war, konnten weder Agatha noch Donatha wirklich von den gemeinen Machenschaften der imperianischen Prinzessin Kenntnis haben. Zumindest hatten sie die Informationen, die ihnen diesbezüglich zugetragen worden waren, nicht wirklich ernst genommen. „Woher hast du den Kelch?“, fragte Agatha staunend. „Den habe ich wahrscheinlich von Sytania persönlich.“, antwortete Donatha. „Jedenfalls stand er plötzlich vor mir auf meinem Tisch. Als ich ihn berührt habe, hat Sytania zu mir gesprochen. Sie hat gesagt, dass sie uns in jedem Fall helfen würde.“ „Was für eine glückliche Fügung?!“, lächelte Agatha. Ihr war es egal, dass sie die Föderation unter Umständen Sytania in die Hände spielen könnte. Sie interessierte nur, dass der Status von Angel One genau so blieb, wie er seit Jahrtausenden war. Der Rest der Föderation konnte dafür ruhig über die Klinge springen.

„Glaubst du, dass Sytania etwas mit der Eroberung der Föderation durch die Genesianer zu tun hat?“, fragte Donatha, die jetzt doch irgendwie ein schlechtes Gewissen bekommen hatte. Das plötzliche Auftauchen des Kelches und Sytanias Bereitschaft, den Bewohnerinnen von Angel One zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu verlangen, war ihr jetzt doch nicht ganz geheuer. „Natürlich hat sie das.“, sagte Agatha, als sei es das Selbstverständlichste. „Aber das kann uns doch nur zum Guten gereichen.“ „Ich habe mir nur Sorgen gemacht, weil sie in den Berichten, in denen sie erwähnt wurde, immer als selbstsüchtig und nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht dargestellt wird. Du darfst nicht vergessen, dass sie eine Mächtige ist, für die wir Sterblichen wahrscheinlich nur Schachfiguren sind. Was ist, wenn sie uns auch nur benutzen will?“

Empört sah Agatha die junge zierliche Frau mit den schwarzen Locken an. „Das ist männliche Propaganda!“, rief sie aus. „Ich verzeihe dir, weil du noch sehr jung bist und deshalb leicht auf so etwas hereinfallen kannst. Aber du musst dir wirklich keine Sorgen machen. Dass Sytania dir ein solches Geschenk gemacht hat, zeugt nur von ihrer Großzügigkeit. Da sie eine Mächtige ist, wird sie sicher auch in der Lage sein, die Granger für uns zu stoppen. Wir sollten sofort Kontakt zu ihr aufnehmen.“ Damit stellte sie den Kontaktkelch so in Position, dass beide eine Hand auf seinen Fuß legen konnten. Die andere gaben sie einander. „Bitte denk jetzt an Sytania.“, flüsterte Donatha ihrer Freundin zu. „Sie hat mir gesagt, dass ich so Kontakt zu ihr bekommen kann.“

Im dunklen Imperium spürte Sytania den Kontaktversuch. „Ach nein.“, spottete sie. „Das kleine Naivchen, dem ich neulich einen Kontaktkelch verehrt habe, glaubt tatsächlich, ich würde auf ihre Rufe antworten und ihr zu Diensten sein. Dabei ist es eher umgekehrt.“ „Wovon sprecht Ihr, Milady?“, fragte Telzan, der wie meistens mit Sytania im Raum war. „Nun, sie glaubt, dass ich für sie die Granger stoppen werde, aber da hat sie sich getäuscht. Kissara weiß zu viel. Sie weiß genug, um Rosannium gegen mich einzusetzen. Außerdem würde ich mich verraten, wenn ich mich derart einmischen würde. Aber ich werde ihr bei Zeiten einen kleinen Tipp geben, wer diese Drecksarbeit für uns erledigen kann, wenn die Niagara es schon nicht geschafft hat.“ „Denkt Ihr, dass sie diesen Vorschlag annehmen wird, Gebieterin?“, fragte der Vendar. „Ich meine, sie hat so große Hoffnungen in Euch gesetzt, dass …“ „Sie wird ihn annehmen.“, sagte Sytania. „Zumindest dann, wenn ich ihn ihr entsprechend verkaufe. Schließlich habe ich sowohl bei ihr, als auch bei der noch naiveren Agatha schon fast den Status einer Göttin. Die Weisung einer Göttin wird eine wahrhaft Gläubige doch nicht in Frage stellen.“ Sie kicherte. „Verstehe.“, sagte Telzan und setzte ein gemeines Grinsen auf. „Die Genesianer machen die Drecksarbeit, Ihr müsst keine Angst vor Rosannium haben und die Bewohnerinnen von Angel One beten Euch demnächst als Göttin an, weil Ihr ihnen verkauft habt, an der Eroberung der Föderation durch die Genesianer allein schuld zu sein. Besser kann es doch gar nicht gehen, Prinzessin. In jedem Fall seid Ihr fein raus. Die Wahrheit kennt ja niemand auf Angel One und das soll auch so bleiben.“ „Genau.“, sagte Sytania. „Und wenn ich die Granger durch die Genesianer stoppen lasse, wird auch niemand die Wahrheit herausbekommen. Noch nicht einmal die Tindaraner glauben sie, obwohl Ginalla sie ihnen auf dem Silbertablett serviert hat. Aber sie hat eben einen zweifelhaften Ruf.“ „Den hat sie.“, sagte Telzan. „Und das ist auch der Grund, warum dieser Maron sich geweigert hat, in diese Richtung zu ermitteln. Sianach und Diran haben zwar das Gleiche ausgesagt, aber der Beweis steckt nun mal in Kamurus’ Datenbank und Kamurus ist Ginallas Schiff. Tja, Agent Maron, selber schuld.“ „Mikel lässt sich nicht so leicht von Vorurteilen leiten.“, sagte Telzan. Das könnte für uns gefährlich werden. Aber wie gesagt, wenn die Genesianer die Granger stoppen, dann ist alles wieder gut. Wie wollt Ihr den beiden Frauen eigentlich verkaufen, dass Euch die Sache zu kitzelig ist und Ihr lieber die Genesianer vorschickt?“ „Sei nicht so neugierig!“, tadelte Sytania ihren Diener. „Du wirst es ja gleich erfahren. Ich hatte gerade vor, den Ruf der Beiden doch noch zu beantworten. Ich habe sie nur zappeln lassen, um bei ihnen die Freude über eine Antwort zu erhöhen. Dadurch habe ich ihnen auch gezeigt, wie abhängig sie von mir sind. Je länger sie auf eine Antwort warten müssen, desto größer wird ihre Not. Dann sind sie um so empfänglicher für meinen Vorschlag. Nimm meine Hand und leg deine andere auf den Kelch. Dann wirst du auch hören, was wir besprechen!“

Telzan folgte ihrem Befehl. Der Vendar freute sich so sehr über die Gesichter der Beiden, dass er sein Grinsen nur schwer verbergen konnte. „Endlich antwortet Ihr mir, oh, göttliche Sytania, göttlichste aller Göttinnen.“, schleimte Donatha. „Natürlich beantworte ich die Gebete meiner Gläubigen.“, schauspielerte Sytania. „Was wäre ich denn sonst für eine miese Göttin?! Aber sprich, Sterbliche! Was ist dein Begehr?“ „Meine Freundin Agatha und ich.“, begann Donatha in einem fast devot anmutenden Tonfall. „Hätten gern, dass Ihr die USS Granger für uns stoppt. Natürlich nur, wenn es Euch in Eurer unermesslichen Weisheit und Gnade gefällt. Ihr wisst ja sicher, dass sie auf Eurer Spur sind und Euch jederzeit draufkommen könnten.“ „Natürlich weiß ich das!“, empörte sich Sytania. „Schließlich bin ich eine Göttin und weiß daher alles.“ „Werdet Ihr meiner Bitte also Folge leisten?“, fragte Donatha mit einem Lächeln auf den Lippen. „Ich meine, wir werden Euch anbeten, Euch jederzeit opfern, wenn es notwendig sein wird. Wir werden …“ „Schweig still!“, befahl Sytania. „Mit der Granger habe ich meine eigenen Pläne. Ich werde sie nicht stoppen.“

Ihre Worte waren für Donatha und Agatha wie ein Stich ins Herz. Blass riss Agatha ihre Hand aus der von Donatha und zog die andere auch vom Kelch weg. „Wie kann sie uns so im Stich lassen?!“, fragte sie. „Sie ist eine Göttin.“, begründete Donatha. „Sie wird Gründe haben, die wir Sterblichen nicht verstehen. Wir sollten sie um Verzeihung für den plötzlichen Abbruch des Kontaktes bitten und ihr zuhören.“ „Also gut.“, sagte Agatha und legte ihre Hand wieder auf den Fuß des Kelches. Dann gab sie Donatha wieder die zweite Hand. „Ich sehe, ihr habt euch von eurem Schrecken erholt.“, sagte Sytania spöttisch. „Ja, oh, Gottheit.“, schmeichelte Donatha. „Bitte vergebt uns, aber wir haben nur so reagiert, weil wir auf Eure Unterstützung gehofft haben und …“ „Die sollt ihr auch bekommen.“, sagte Sytania. „Nur anders, als ihr denkt. Ich habe mich weitaus höheren Aufgaben zu widmen, als der, ein sterbliches Schiff zu stoppen. Aber auch die Genesianerinnen, die auch eure Schwestern im Glauben sind, stehen in meiner Gnade. Ihnen habe ich die Macht verliehen, die Granger zu stoppen. Seid ohne Sorge. Eurer Bitte wird Genüge getan. Nur nicht ganz so, wie ihr es euch vorgestellt habt. Aber ihr wisst ja, dass die Wege einer Göttin oft unergründlich sind.“ „Ja, größte aller Göttinnen.“, schmeichelte Donatha. „Ihr seid so weise.“ „Es ist gut, dass du das erkennst.“, sagte Sytania. „Deshalb werde ich dich zu meiner ersten Hohen Priesterin machen. Das Talent dazu hast du. Deshalb habe ich auch dir den Kontaktkelch gegeben.“ Ihr Gesicht, das die beiden Frauen vor ihrem geistigen Auge gesehen hatten, verschwand. „Ich bin so stolz auf dich, Donatha!“, lächelte Agatha. „Und du kannst es auch sein. Von unserer Göttin zur Hohen Priesterin gewählt zu werden, ist schon eine große Ehre. Von deinen Pflichten im Parlament von Angel One bist du selbstverständlich befreit.“ „Dann möchte ich nur noch einen Antrag stellen.“, sagte Donatha. „Ich möchte, dass unserer neuen Göttin der größte und schönste Tempel gebaut wird, den Angel One je gesehen hat.“ „Genehmigt!“, lächelte Agatha. „Schließlich wollen wir uns unserer Göttin gegenüber ja erkenntlich zeigen.“

Telzan hatte sich das ganze Gespräch noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Er hatte jede Passage genossen. „Wie geschickt Ihr das mal wieder angestellt habt, Milady!“, lobte er und grinste dabei gewohnt süffisant. „Das war nur möglich, weil diese Donatha so schön naiv ist.“, sagte Sytania. „Bei einer Nugura oder einer Zirell hätte das sicher nicht so gut geklappt. Aber sei es drum. Wichtig ist, dass ich ihre Anbetung sicher habe und sie alles für mich tun würden. Vielleicht ist das ja noch mal wichtig.“ „Ihr meint, falls die Genesianer die Granger auch nicht stoppen können …“, sagte Telzan. „Genau davon rede ich.“, sagte Sytania. „Ihr habt den Genesianern doch nicht wirklich von Euren Kräften abgegeben.“, versicherte sich Telzan. „Wo denkst du hin?“, antwortete Sytania. „Wichtig ist nur, dass die Dummchen von Angel One das glauben. Dann werden sie mit Freuden für mich über die Klinge springen.“ Wieder ließ sie ihr gemeines hexenartiges Lachen erklingen.

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