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Mikel und Kairon waren in die Simulationskammer gegangen, nachdem mein Freund mich in Kairons Betreuung abgelöst hatte. „Was tun wir hier?“, fragte der Bewohner des Raum-Zeit-Kontinuums. „Wir werden eines meiner Lieblingsprogramme ausprobieren.“, sagte Mikel. „Sie werden ja sicher wissen wollen, was Sie als Sterblicher mit Ihrer Freizeit so alles anfangen können.“ „Ganz Ihrer Ansicht, Agent.“, antwortete Kairon. „Nennen Sie mich Mikel.“, bot der erste Offizier an. „Schön, Mikel.“, sagte Kairon.

Sie setzten sich auf die Stühle in der Simulationskammer und legten die Köpfe in die Mulden. „Welches Programm werden Sie mir zeigen, Mikel?“, wollte der ehemalige Mächtige wissen. „Es ist so eine Art Strandsegeln.“, sagte Mikel. „Wir werden von einem Shuttle einen Sandstrand entlang gezogen.“ „Von einem Shuttle?“, fragte Kairon. „Etwa von oben?“ „Von wo denn wohl sonst?“, fragte Mikel. „Ihnen kann überhaupt nichts passieren. Die Sicherheitsprotokolle sind online.“ „Ich weiß.“, sagte Kairon. „Ich weiß auch, dass es nicht real ist und dass Unfälle deshalb auch nicht real sind. Aber wenn das Shuttle uns zieht, muss es doch extrem nah über dem Boden sein.“ „Nein.“, entgegnete Mikel. „Das Shuttle selbst ist hoch in der Atmosphäre. Ich weiß, dass Sie Angst hatten, die Antriebsfelder könnten Sie verbrennen. Aber das passiert nicht.“

Er startete das Programm und Kairon und Mikel fanden sich in einer zeitländischen Landschaft wieder. Es war ein warmer Frühlingstag mit Windstille. Bevor Kairon weitere Fragen stellen konnte, kam ihnen eine junge schlanke Zeitländerin mit schwarzen Haaren entgegen. „Hi, Gulnara.“, begrüßte Mikel sie. „Hi, Mikel.“, gab sie mit ihrer hellen kessen Stimme zurück. „Wie ich sehe, hast du einen Freund mitgebracht.“, sagte sie und deutete auf Kairon. „Ja.“, bestätigte Mikel. „Das ist Kairon. Er ist Anfänger. Wir sollten vielleicht ...“

Gulnara warf einen Blick auf den Gegenstand, den sie in der Hand hielt und seufzte. „Das geht nicht.“, sagte sie dann. „Ihr seid auf zwei völlig unterschiedlichen Trainingsständen und deshalb würde ich gern nur dich zunächst an die Spinne hängen, Mikel. Sie, Kairon, werden zunächst mit zu mir ins Cockpit kommen und von dort beobachten. Ich müsste sonst zunächst mit Ihnen allein üben, bis Sie auf Mikels Stand sind. Erst dann werde ich euch beide an die Doppelspinne lassen.“ „Was reden Sie von Spinnen, Gulnara?“, fragte Kairon. „Sehen Sie den metallenen Stern mit den acht Zacken, den ich in der Hand habe?“, fragte die junge Zeitländerin. „Das Ding nennt sich Spinne. Daran werden die Halteseile befestigt, an denen Mikel mit dem Board hängen wird, auf dem er steht. Den roten Punkt in der Mitte der Scheibe muss ich genau mit dem Traktorstrahl des Shuttles treffen, damit er das Gleichgewicht halten kann.“

Sie griff hinter sich und zog eine Tasche aus dem neben ihr stehenden Shuttle hervor. Dann gab sie Mikel aus dieser eine Art Brett, an dem acht Seile fest verankert waren. „Mach dich bereit, Mikel.“, sagte Gulnara. „Und wir zwei, Kairon, sollten nach vorn gehen.“ Damit hakte sie den völlig irritierten Kairon unter und nahm ihn mit ins Cockpit des Shuttles. „Wir werden gleich starten und dann werde ich Mikel über ein Sprechgerät, das sich in dem Helm befindet, den er tragen wird, einige Instruktionen geben. Sie hören am besten einfach nur zu.“ „OK.“, sagte Kairon.

Sie startete das Schiff und Kairon sah von oben mit ihr zu, wie sich Mikel die ebenfalls in der Tasche vorhandene Ausrüstung anlegte, dann in die Bindungen des Boards schlüpfte und die acht Seile mit den acht Armen der Spinne verband, um sie dann an einem Griff nach oben zu recken. „Er ist so weit.“, sagte Gulnara und senkte das Schiff leicht ab. Dann nahm sie das Mikrofon des Sprechgerätes: „Mikel, Kopplung in drei, zwei, eins!“ Sie aktivierte den Traktorstrahl. „Kopplung stabil, Gulnara!“, sagte Mikel. „OK.“, sagte sie. „Beginne Vorwärtsflug.“

Lange beobachtete Kairon das Geschehen und mit was für einer ruhigen Hand sie das Shuttle zwischen den Bäumen manövrierte. „Sie sind eine routinierte Pilotin.“, stellte Kairon fest. „Das muss man sein, um die Lizenz für solche Flüge zu kriegen.“, sagte die Simulation. „Ich musste eine Extraprüfung ablegen.“ „Dann kann ich mich bei Ihnen ja besonders sicher fühlen.“, schmeichelte Kairon. „Wie kommt es, dass Mikel nichts von der Energie des Traktorstrahls merkt?“ „Der Strahl ist nur sehr schwach.“, sagte Gulnara. „Außerdem tut das Material, aus dem die Spinne ist, sein Übriges dazu. Sie müssen sich also nicht ängstigen, dass Sie sich die Finger verbrennen.“ „Würden Sie sehen, wenn unten etwas passiert?“, fragte Kairon. „Na, Sie wollen es ja genau wissen.“, antwortete Gulnara lächelnd. „Aber ja, ich sehe alles. Die Spinne ist mit dem Alarmsystem des Shuttles verbunden. Sollte etwas sein, kann sowohl ich, als auch Mikel durch einen Knopfdruck Traktorstrahl und Seile lösen. Der Knopf dazu befindet sich hier und am Griff, den Mikel hält. Wenn er den Griff loslassen sollte, bekomme ich hier oben auch ein Signal und kann ihn fragen, ob alles in Ordnung ist. Warum wollen Sie das alles so genau wissen, Kairon?“ „Weil ich nicht mit meiner Gesundheit spielen will, Gulnara.“, sagte der Angesprochene. „Jetzt, wo ich sterblich bin, muss ich ja noch mehr darauf achten.“ „Was?“, fragte die Zeitländerin verwirrt. „Ich bin ein Mächtiger, der seine Kräfte verloren hat.“, fasste Kairon seine Geschichte zusammen. Gleichzeitig erinnerte er sich auch noch an eine Begebenheit, die er unbedingt Mikel gegenüber aussagen musste und flüsterte: „Es war, als würde ich gegen zwei Personen kämpfen.“ „Mir scheint, Sie müssen Ihrem Freund Mikel unbedingt noch etwas sagen.“, vermutete Gulnara. „Habe ich Recht?“ Kairon nickte. Dann meinte er: „Können wir umkehren, Gulnara? Ich möchte Mikel unbedingt …“ „Schon gut.“, sagte sie. „Ich frage Mikel, was er davon hält.“ Damit stellte sie die Verbindung zum Rufzeichen in Mikels Helm wieder her. „Dein Freund hat genug.“, sagte sie. „Er muss dir wohl unbedingt noch was sagen. Ich leite jetzt eine Wende ein. Dann fliegen wir zum Landeplatz zurück.“ „Schon gut, Gulnara.“, sagte Mikel etwas enttäuscht. „Obwohl es gerade anfing, so richtig Spaß zu machen. Aber ich darf ja auch meine Pflicht nicht vernachlässigen.“ „Das stimmt.“, sagte sie. „Achtung, Wende in drei, zwei, eins!“

Sie beschrieb mit dem Schiff einen großen Kreis, der dafür sorgte, dass Mikel um sich selbst gedreht wurde. Dann flogen sie mit reduzierter Geschwindigkeit zurück. Nachdem sie Mikel informiert und den Traktorstrahl von der Spinne gelöst hatte, landete sie das Shuttle in einiger Entfernung und kam dann mit Kairon zu Mikel.

„Die Simulation sollte das nicht hören, Agent.“, flüsterte Kairon. „Also gut.“, sagte Mikel und befahl dem Computer, das Programm zu beenden. Dann fragte er: „So, was haben Sie denn nun auf dem Herzen, Kairon?“ „Ich habe während der Simulation über meine Gesundheit nachgedacht.“, sagte der ehemalige Mächtige. „Dabei ist mir etwas aufgefallen. Als sich Tolea und ich duelliert haben, hatte ich das Gefühl, gegen zwei Personen zu kämpfen, Agent, pardon, Mikel.“ „Das würde die Ergebnisse unserer Ärztin bestätigen.“, sagte der junge Terraner. „Sie hat festgestellt, dass Sie Ihr telepathisches Zentrum total überlastet haben.“ „Genau.“, sagte Kairon. „Aber ich frage mich auch, warum keiner der anderen eingegriffen hat. Ich meine, es ist mittlerweile genug Zeit vergangen und Toleas Machenschaften hätten doch längst vom Rest des Hohen Rates aufgedeckt werden müssen.“ „Was ist, wenn sie das nicht können, weil Sytania und Tolea irgendwas mit ihnen gemacht haben, mit dem sie nicht gerechnet haben?“, vermutete der Spionageoffizier. „Ich meine, immerhin genoss Tolea eine Art Vertrauensverhältnis und es hätte sicher niemand für möglich gehalten, was da passiert ist.“ „Bitte malen Sie den Teufel nicht an die Wand, Mikel.“, sagte Kairon eindringlich. „Wenn das der Fall sein sollte, dann müssen wir irgendwie meine Fähigkeiten zurückholen. Können Ihre Ärzte da nichts tun?“ „Meines Wissens ist es noch nie gelungen, ein Telepathiezentrum zu replizieren.“, sagte Mikel. „Chirurgisch wird es also keine Möglichkeit geben.“ „Verdammt!“, sagte Kairon. „Was können wir da nur tun?“

Jannings hatte den Maschinenraum betreten. Wie sonst auch hatte er jetzt vor, seine Assistentin abzulösen, welche die Nachtschicht abgeleistet hatte. Elektra aber schien ihn dieses Mal bereits an der Tür zu erwarten. „Was ist los, Assistant?“, fragte Jannings. „Ich muss Ihnen etwas melden, Sir.“, sagte die Androidin und deutete auf eine Konsole, auf der sich ein Netzwerkbericht befand.

Jannings ging hinüber und las ihn sich durch. „Sieht aus, als hätte sich Allrounder Betsys Schiff in den Computer der Krankenstation gehackt.“, stellte der versierte Chefingenieur fest. „Bestätigt.“, sagte die technische Assistentin. „Aber warum sollte der Allrounder ihr das befehlen?“ „Lycira kann eigene Entscheidungen treffen.“, sagte Jannings. „Ich glaube nicht, dass der Befehl von Betsy kam. Aber ich werde mit dem Schiffchen mal darüber reden. Sie übernehmen hier solange, Elektra!“ Damit verließ er den Maschinenraum durch eine weitere Tür in Richtung Hangardeck.

Mit Hilfe meines und ihres Sprechgerätes hatte Lycira mich zu sich gerufen. Allerdings ahnte ich nicht, was sie mir offenbaren würde, als ich in ihr Cockpit stieg und meine Hände in die Mulden legte. Ich habe eine Überraschung für dich, Betsy., sagte sie. Eine Überraschung für dich und auch für Kairon und in gewisser Hinsicht auch für eure Ärzte.

Das Summen ihres Replikators sagte mir, dass die Überraschung wohl dort zu finden sein würde. Also drehte ich mich zum Auswurffach und entnahm einen Behälter, dessen Inhalt mir Rätsel aufgab. „Was ist das, Lycira?“, fragte ich. Die Angewohnheit, meine gedachten Befehle und Fragen an sie auch laut auszusprechen, würde ich wohl nie ablegen. Eigentlich ist es ein Ersatzteil für mich., erklärte sie. Aber ich habe mir die Spezifikationen von Kairons Gewebe geholt. Der Rechner auf eurer Krankenstation ist ganz schön gesprächig, wenn man ihm schöne Augen macht. „Lycira!“, entfuhr es mir halb tadelnd und halb erfreut, denn ich wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab. Sternenflottenreplikatoren waren zum Replizieren von Telepathiezentren nicht in der Lage. Aber da Lycira eine biosynthetische Komponente benutzte, um mit mir zu kommunizieren, war das bei ihr, die ein saloranisches Schiff war, wohl etwas anderes. Jetzt mussten wir das nur noch Kairon und den Ärzten beibringen.

Jannings näherte sich langsam meinem Schiff. „Lycira, hier ist George.“, sagte er laut in ihre Richtung. „Bitte lass mich ein. Ich habe mit dir ein Hühnchen zu rupfen.“ Bereitwillig öffnete sie die Luke zum Cockpit. Jannings war sehr erstaunt, als er mir ansichtig wurde. „Allrounder!“, rief er aus. „Was tun Sie denn hier?“ „Sie ist mein Schiff, Techniker.“, erklärte ich mit einem naseweisen Lächeln. „An Bord meines Schiffes kann ich mich doch wohl aufhalten, solange ich will.“ „Tut mir leid, dass ich Ihnen das melden muss, Ma’am.“, setzte Jannings an und ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mir bald umkippen würde, so angespannt wie er war. „Sie steigen jetzt hier ein und setzen sich auf den zweiten Sitz, Techniker!“, sagte ich fest. „Das ist ein Befehl! Schließlich will ich nicht verantworten, dass Sie mir hier noch in Ohnmacht fallen.“ „Aye, Allrounder.“, sagte der Chefingenieur und folgte meiner Anweisung. „Also, was ist los?“, fragte ich, die ich mir bereits denken konnte, worauf er hinaus wollte. „Ihr Schiff hat sich in den Rechner der Krankenstation gehackt.“, sagte Jannings. „Bitte fragen Sie Lycira doch, was sie sich dabei gedacht hat. Elektra hat mir alles gemeldet.“ Seine Stimme zitterte leicht, als er mir das Gesehene gestand. „Ach, armer Mr. Jannings.“, sagte ich. „Damit wollte sie auf keinen Fall etwas Böses. Im Gegenteil. Sie wollte Kairon und wahrscheinlich uns alle retten.“ Ich zeigte auf den Behälter, der vor mir auf Lyciras Boden stand.

Jannings betrachtete ihn lange. Ihm fiel auf, dass er durchsichtig war. Außerdem war er mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt, in der eine Kugel aus Gewebe schwamm, die ungefähr die Größe einer Walnuss hatte. „Was ist das, Lycira.“, fragte er. Allerdings musste ich das Antworten für Lycira übernehmen, da er seine Hände nicht in die Mulden gelegt hatte. „Sie hat ein biosynthetisches Telepathiezentrum repliziert.“, sagte ich. „Wenn Loridana und Learosh ihm das einsetzen würden, dann könnte er Tolea und Sytania vielleicht eine Revanche bieten. Außerdem könnte er vielleicht auch dafür sorgen, dass die Auswirkungen von Toleas Zusammenarbeit mit Sytania wieder etwas abgepuffert werden. Mich wundert, dass der hohe Rat des Raum-Zeit-Kontinuums Tolea nicht schon längst ihres Postens enthoben und die Situation korrigiert hat. Ich meine, das hier läuft gewaltig schief und geht uns alle etwas an. Wenn die Dimensionen im Eimer sind, dann kann sich niemand rausreden!“ „Das stimmt, Ma’am.“, sagte Jannings und nickte. „Wir sollten also zunächst einmal den notwendigen Personen Bescheid geben. Am besten wird sein, ich gehe mit diesem Ding auf die Krankenstation und Sie informieren Kissara und Mikel.“ „OK.“, sagte ich und er nahm den Behälter auf, um mit ihm in der Hand Lyciras Cockpit wieder zu verlassen.

Mikel und Kissara hatten sich mit dem Inhalt der Mail von Cenda beschäftigt. Nachdem Jannings gegenüber dem Spionageoffizier bestätigt hatte, dass es sich um eine Konferenz zwischen Time und seinen Leuten sowie den Kampf zwischen den Genesianern und den Sternenflottenschiffen gehandelt hatte, hatte sich Mikel eine Kopie gezogen, die er jetzt Kissara vorlegte. „Cenda muss wahnsinnig aufpassen, dass sie nicht erwischt wird.“, sagte Kissara und schlug ihre weichen samtigen Hände vor das Gesicht. „Sie ist ein hohes Risiko eingegangen. Immerhin gelten wir als Renegaten.“ „Da stimme ich Ihnen zu, Kissara.“, sagte der Agent. „Aber Cenda ist eine aufrechte Frau. Sie würde niemals zulassen, dass …“

Die Sprechanlage hatte ihn unterbrochen. „Ich antworte schon.“, sagte Kissara und nahm das Mikrofon in die Hand: „Hier Commander Kissara!“ „Ma’am.“, meldete ich mich. „Allrounder Betsy hier. Ich habe etwas für Sie. Es ist eine sehr wichtige Information.“ „Kommen Sie herein.“, sagte meine Vorgesetzte und beendete die Verbindung.

Ich betrat ihren Bereitschaftsraum, in dem sie sich mit Mikel getroffen hatte. Dass sie mir bereits entgegen geschlichen kam - sie hatte ihre Schuhe wohl mal wieder ausgezogen - bemerkte ich erst, als sie meine Hand in ihre Samtpfote, wie ich flapsig dachte, nahm und mich zu einem freien Sessel führte. „Sie sind ja total aufgeregt.“, stellte sie fest. „Was ist denn passiert, Betsy?“ „Es hat einen Bruch der Sicherheit auf der Krankenstation gegeben, Commander.“, sagte ich. „Was?!“, horchte Mikel auf, der wohl schon mit dem Schlimmsten gerechnet hatte. „Lassen Sie Ihre Freundin reden, Mikel.“, beruhigte Kissara ihn. Dann sah sie mich auffordernd an. „Lycira hat sich in die Systeme der Krankenstation gehackt.“, begann ich. „Hast du ihr das befohlen?!“, empörte sich Mikel. „Nein.“, sagte Kissara, bevor ich antworten konnte. „Das wird sie nicht getan haben. Sie wissen, Agent, dass das Schiff des Allrounders in der Lage ist, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Sie wissen doch ganz genau, dass Ihre Freundin die Sternenflottenvorschriften gut genug kennt, um so etwas nie zu tun. Ihre Frage sollte sich also erübrigen! Allerdings kennt Lycira die Vorschriften nicht und wird nur nach ihrem eigenen Gewissen gehandelt haben. Sie wird sicher einen Grund für ihr Verhalten vorweisen können. Welche Daten wurden heruntergeladen, Allrounder?“ „Spezifikationen von Kairons Hirngewebe, Commander.“, sagte ich. „Die brauchte sie, um für Kairon ein passendes Telepathiezentrum replizieren zu können. Ich meine, das könnte uns allen nützlich sein. Allen voran Kairon selbst. Sie wissen um die Entwicklung bezüglich Sytania und Tolea. Wenn Kairon wieder ein Zentrum hätte, könnte er …“ „Verstehe.“, sagte Kissara. „Also ist das, was hier geschehen ist, ja gar nicht so schlimm. Über Lyciras Methode lässt sich sicher vortrefflich streiten, aber das wäre angesichts der Situation doch sehr müßig. Sind die Ärzte und Kairon bereits informiert?“ „Das übernimmt Jannings gerade, Commander.“, sagte ich. „Ich hoffe, dass er einverstanden ist.“ „Das wird er wohl sein.“, mischte Mikel sich ein. „Was meinst du?“, fragte ich ihn auf Deutsch. „Kairon kämpft.“, sagte Mikel weiterhin auf Englisch, denn er wollte wohl, dass Kissara unserer weiteren Unterhaltung auch jetzt noch folgen konnte. „Er versucht alles, um als Sterblicher klarzukommen, aber sein Wissen um die Zusammenhänge hindert ihn, sich vollends darauf einzulassen. Er will Tolea und Sytania Einhalt gebieten. Er weiß, was sein Sohn angerichtet hat und wie schändlich Sytania und Tolea das ausgenutzt haben. Na ja. Tolea wurde wohl eher von Sytania ausgenutzt und benutzt. Aber sei’s drum. Jedenfalls möchte er versuchen, den Rest des Hohen Rates auf seine Seite zu bringen, um mit ihnen gemeinsam die Sache zu beenden.“ „Das könnte er nur als Mächtiger.“, sagte Kissara. „Im Prinzip hat Lycira also richtig gehandelt. Hoffen wir, dass er mit der Operation einverstanden ist.“

Jannings hatte mit dem Behälter in der Hand die Krankenstation betreten und ihn vor Learosh auf dem Tisch abgestellt. „Was ist das, Techniker.“, fragte der medizinische Assistent. „Das ist ein Sechser im Lotto.“, sagte der Chefingenieur. „In diesem Behälter befindet sich ein frisch repliziertes Telepathiezentrum.“ „Was?!“, fragte Learosh. „So etwas gibt es nicht, Jannings. Hören Sie bitte auf, mich zu veralbern!“ „Das tue ich keines Falls.“, sagte Jannings. „Das Ding kommt von Allrounder Betsys Schiff. Lycira ist in der Lage, für sich selbst Ersatzteile zu replizieren, also auch jene biosynthetische Komponente, über die sie mit ihr kommuniziert. Das ist ja in gewisser Weise ein Telepathiezentrum. Sie wird die Datei mit den Replikationsanweisungen entsprechend modifiziert haben und dann …“

Loridana hatte den Tumult mitbekommen und war hinzugeeilt. „Was ist hier los, Gentlemen?“, fragte die Ärztin lächelnd. „Er versucht uns gerade, ein repliziertes Telepathiezentrum zu verkaufen.“, lachte Learosh. „Aber das ist doch unmöglich.“ „Ob das so unmöglich ist, werden wir ja gleich sehen.“, sagte Loridana, zeigte auf den Behälter und richtete ihren Erfasser darauf. „Nun, Assistant, Sie irren sich mit Ihrer Skepsis gewaltig. Das hier ist einwandfrei ein Telepathiezentrum. Woher haben Sie das, Techniker?“ „Von Allrounder Betsys Schiff.“, sagte Jannings. „Ihr Replikator kann anscheinend etwas, das unsere nicht können. Lycira hat sich in den Rechner gehackt, um Kairons Gewebe …“ „Schon gut.“, sagte Loridana. „Dann wissen wir ja zumindest schon einmal, für wen es sein soll. Informieren Sie schnellstens Kairon, Medical Assistant.“, wandte sie sich an Learosh. „In dieser Nährflüssigkeit kann das Zentrum schließlich nicht für ewig vital bleiben!“ „Aye, Scientist.“, nickte Learosh, ließ sich vom Computer Kairons Aufenthaltsort nennen und verließ die Krankenstation.

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