- Schriftgröße +

 

Dirshan und Sytania hatten das Geschehen vom Palast der Prinzessin aus durch den Kontaktkelch beobachtet. „Sie werden Eurer Marionette draufkommen, Milady.“, äußerte der Vendar. „Das macht nichts.“, tröstete Sytania. „Selbst, wenn sie durch dieses Tier jetzt wissen, wer der Wäscher vom Mars ist, so kann ich sie immer noch sehr gut ablenken, Dirshan. Mach dir darüber bitte keine unnötigen Sorgen.“ „Was habt Ihr vor, zur Ablenkung zu tun, Hoheit?“, fragte Dirshan interessiert. „Bitte vergebt mir. Ich bin eben nur ein Novize und habe bei Weitem nicht das Wissen meines Ausbilders. Vielleicht wäre es bei Zeiten besser, ihn wieder in sein Amt einzusetzen und mich wieder zu einem einfachen Jungkrieger zu machen, der ich ja auch eigentlich bin.“ „Du musst dich nicht um deinen nichtsnutzigen Ausbilder sorgen, Dirshan.“, sagte die Königstochter lapidar. „Er hat sich sein Versagen selbst zuzuschreiben. Deshalb musst du schon gar kein schlechtes Gewissen haben, nur weil du jetzt so schnell zu meinem obersten Vendar, meinem Vertrauten, aufgestiegen bist. Ich habe zwar den Ruf, nicht zu den gerechtesten Wesen zu zählen, aber wer eine Strafe verdient, der kriegt sie von mir auch und wer eine Belohnung verdient, für den gilt das Gleiche. Es ist also alles in Ordnung. Und jetzt werde ich dir beweisen, dass ich es ernst meine. Pass auf!“

Sie fasste nach Dirshans linker Hand und führte sie erneut auf den Kontaktkelch, von dem er sie zunächst selbst entfernt hatte. Dann nahm sie sich seine Rechte mit ihrer Linken und legte ihre Rechte auf den Fuß des Kelches. Danach begann sie, sich auf das Bild von Radcliffes Schiff zu konzentrieren. Dirshan sah, wie es auch vor seinem geistigen Auge Gestalt annahm. „Warum können wir es sehen, obwohl es getarnt ist, Gebieterin?“, fragte Dirshan fast ehrfürchtig. „Weil ich will, dass wir es sehen.“, sagte Sytania. „Ich bin eine Mächtige, wie du weißt. So etwas Lächerliches wie Naturgesetze kann ich Kraft meines Willens ganz leicht aus den Angeln heben! Der Plan, den ich verfolge, hat sehr viel mit diesem Schiff zu tun. Aber nicht nur mit diesem, sondern auch mit dem Schiff des Tindaraners und mit dem Tod von einer gewissen terranischen Sternenflottenoffizierin, die mir schon lange ein Dorn im Auge ist. Heute Nacht wird sie sterben, Dirshan! Ja, heute Nacht wird Allrounder Betsy Scott sterben!“ „Aber was hat das Schiff damit zu tun?“, fragte Dirshan. „Ganz einfach.“, sagte Sytania. „Wir müssen den Tindaraner ablenken und Scotty, das dumme Schaf, das auch. Ich hörte, du bist in technischen Dingen sehr bewandert. Was sagt dir das?!“

Es gab einen schwarzen Blitz und Sytania hatte das Bild des Schiffes durch eines von IDUSAs Cockpit auf der Raumwerft ersetzt. Nun sahen die Beiden, wie sich ein schwarzhaariger Celsianer in Scottys Abwesenheit mit einem Diagnosepad an den Systemen des tindaranischen Schiffes zu schaffen machte. „Was tut er da?“, fragte die Königstochter ihren neuen Truppenführer. „Er scheint Vorbereitungen für die Wartung der Sensoren zu treffen.“, antwortete Dirshan. „Zumindest sieht es für mich so aus, wenn ich das hier richtig interpretiere.“ „Und bedeutet das nicht auch, dass die Sensoren irgendwann ausprobiert werden müssen?“, fragte Sytania spitzfindig. „Ja, Gebieterin.“, sagte Dirshan. „Das bedeutet es.“ „Dann wirst du hier bleiben und das Geschehen weiter überwachen!“, befahl Sytania. „Gib mir Bescheid, wenn sie kurz davor sind. Dann werde ich so zu sagen die Tarnvorrichtung von Nathaniels Schiff deaktivieren, damit das tindaranische Schiff es in jedem Fall sehen kann. Wenn ich dies erreicht habe, läuft der Rest meiner Ablenkung von ganz allein.“ „Was meint Ihr?“, fragte Dirshan. „Nun.“, sagte Sytania. „Ich meine, dass dieses Schiff dann nach ihrem Piloten schreien wird und nicht mehr zulassen wird, dass jemand anderes sich ihr auch nur nähert. Das ist ein in tindaranischen Militärschiffen installiertes Systemprotokoll. Es dient dazu, dass die Schiffe bei feindlichem Einfluss alles daran setzen, diesen zu melden, wenn sie ihn sehen und allein sind. IDUSA wird das plötzliche Auftauchen des Breenschiffes nicht einordnen können und es als genau solchen deklarieren, weil sie mich in Verdacht haben wird. Aber das macht nichts. Es ist sogar sehr gut für uns in diesem Fall. Die Dummköpfe von der Werft werden das plötzliche merkwürdige Verhalten des Schiffes nicht einordnen können und werden versuchen, Scotty und vor allem Shimar zu erreichen. Shimar wird Scotty bitten, ihn im Jeep zur Werft zu fahren, damit er das mit IDUSA klären kann. Nur ihr Stammpilot oder dessen Commander können eine IDUSA-Einheit aus diesem Protokoll holen. Dann ist Betsy allein! Allein und schutzlos! Das ist eine gute Gelegenheit für Radcliffe, sich mit ihr scheinbar zu versöhnen. Du weißt schon, was ich meine. Sie wird nicht argwöhnisch sein, weil sie bereits am Vorabend genug Anhaltspunkte dafür bekommen haben wird, dass sich Radcliffe wieder von seiner geistigen Krankheit erholt hat.“ „Das heißt, Ihr werdet ihn entsprechend instruieren?“, fragte Dirshan. „Genau das heißt es!“, sagte Sytania. „Aber dann werdet Ihr den Kontaktkelch brauchen, Milady.“, stellte der Novize fest. „Ach was.“, sagte Sytania. „Den benötige ich nicht unbedingt. Ich kann auch so mit jemandem über dimensionale Grenzen hinaus telepathischen Kontakt aufnehmen. Den benutze ich meistens nur dann, wenn ich einen Sterblichen in die Verbindung einbinden muss. Es macht vieles für mich leichter. Aber den Kontakt mit Nathaniel bekomme ich auch so hin. Du, als Sterblicher, bist aber auf den Kelch angewiesen und ich benötige deine Expertenmeinung.“ „Woher wisst Ihr überhaupt so genau über die Systemprotokolle tindaranischer Schiffe Bescheid?“, fragte Dirshan erstaunt. „Nicht nur mein Vater hat Spione unter meinen Vendar.“, sagte Sytania. „Auch ich lasse die freien Vendar auf New-Vendar-Prime ausspionieren und auch die meines Vaters. Sianach und ihre Leute verkehren mit den Tindaranern. Das gibt auch Datenaustausch. Gegen ein bisschen Spionage ist nichts einzuwenden. So etwas tun verfeindete Mächte. Ich bin sicher, auch mein Vater und Iranach, seine oberste Vendar, tauschen sich öfter über die Dinge aus, die hinter diesen Mauern passieren.“ „Ihr sagt das, als wäre es etwas völlig Normales.“, stellte der junge Vendar fest. „Das ist es ja auch.“, sagte die Prinzessin und stand von ihrem Thron auf. „Ich werde mich jetzt zurückziehen.“, sagte sie. „Ich werde in meine Gemächer gehen und von dort in aller Ruhe Nathaniel kontaktieren. Schick nach mir, wenn du etwas erfährst.“ Sie deutete in einer großen Handbewegung auf die umstehenden Wächter. „Ja, Gebieterin.“, nickte Dirshan und legte beide Hände auf den Fuß des Kelches, der ihm gleich darauf die Bilder von der Werft auf Celsius präsentierte.

Nicht nur Sytania, auch Radcliffe hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen. Hier lag er nun auf seinem Bett und entspannte sich. Nathaniel!, hörte er plötzlich Sytanias telepathische Stimme in seinem Geist. Sofort war er hellwach! Er setzte sich auf und dachte: Was gibt es, Hoheit? Ich will mit dir über deinen Auftrag sprechen., gab Sytania zurück. Über den Auftrag, Allrounder Betsy Scott zu beseitigen! Heute Nacht, Nathaniel, heute Nacht muss es geschehen! Aber zuvor wirst du deine Familie und sie überzeugen, wie gesund du eigentlich bist. Lade sie zu einer kleinen Feier unten in der Bar ein. Lass dich auf alle Spielchen ein, mit denen sie dich zu prüfen gedenken. Später, wenn es Mitternacht schlägt, gehst du mit dem Schlafwurz und zwei präparierten Gläsern zu Betsy und …! Ich weiß, Prinzessin., meinte Radcliffe, der für Sytania alles getan hätte in seiner momentanen Verfassung! Wie sehr er sich in ihr täuschte, ahnte er ja noch lange nicht. Dann sind wir uns ja einig., grinste Sytania mit verbrecherischer Miene. Das sind wir, Prinzessin., bestätigte Radcliffe.

„Nathaniel?!“ Die etwas lautere fragende Stimme seiner Frau hatte Radcliffe kaum wahrgenommen. Erst jetzt drehte er sich um. „Was gibt es, Nayale?“, fragte er und machte ein unschuldiges Gesicht. „Hast du wieder mit deiner Prinzessin …?“ „Kein Grund, um eifersüchtig zu sein.“, tröstete der verblendete Professor. „Sytania und ich haben nur noch über die weiteren Bedingungen meiner Heilung gesprochen.“

Nayale war hellhörig geworden. Das Wort Bedingungen hatte er in diesem Zusammenhang zum ersten Mal benutzt. „Was für Bedingungen?!“, fragte sie ihn jetzt sehr ernst. „Ich muss ein paar harmlose Dinge für Sytania erledigen.“, sagte Radcliffe. „Oder hast du ernsthaft gedacht, sie heilt mich, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen? Nein! So selbstlos ist sie nicht.“ „Und was sind das für Dinge, die du für sie tun musst?!“, wollte die junge intelligente Zeonide wissen. Immer mehr schien sich ihr Verdacht zu bestätigen, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zu ging. „Sytania will, dass ich mich mit allen, die ich im Zusammenhang mit meiner Krankheit und Heilung vor den Kopf gestoßen habe, wieder versöhne.“, log Radcliffe. „Das schließt selbstverständlich auch unseren Sohn, Allrounder Scott und dich ein. Sie will, dass ich euch den Vorschlag mache, bei Ginalla unten in der Bar eine kleine Party zu feiern.“ „Na schön.“, sagte Nayale, die sich nur zum Schein auf diesen Vorschlag einließ. Sie wusste, dass er gelogen hatte! Tief in ihrem Inneren wusste sie es, konnte es aber nicht beweisen. „Es wäre nur das Beste, wenn du gehen könntest und Allrounder Scott und ihren Mann informieren könntest. Selbstverständlich ist auch ihr tindaranischer Besucher mit eingeladen. Wenn ich ihr jetzt unter die Augen trete, dann …“ „Ich verstehe schon.“, lächelte Nayale, um gute Miene zum bösen Spiel, das sie langsam durchschaute, zu machen. „Dann werde ich mal rüber gehen und mein schönstes Lächeln aufsetzen.“ „Das schaffst du schon, meine kleine Zaubermaus.“, flötete Radcliffe. Dann schaute er ihr noch lächelnd hinterher, während sie langsam und fast feierlich aus der Tür schritt.

Unentwegt diskutierten Shimar und Scotty über meinen Ausflug mit Korelem, allerdings, ohne mich dabei einzubeziehen, obwohl ich mit ihnen im Raum war. Ich beobachtete dieses Spektakel grinsend, obwohl ich mich ja eigentlich hätte zu Wort melden können. Bei passender Gelegenheit würde ich dies auch tun, aber die Gelegenheit war eben noch nicht da. Statt dessen fühlte ich mich sehr geschmeichelt über die Tatsache, dass sich die beiden Jungs solche Sorgen um mich machten. Eigentlich sorgte sich aber nur Scotty, denn Shimar war die ganze Zeit damit beschäftigt, ihn, der sich immer mehr aufregte, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. „Jetzt hör auf, hier den großen Lärm um nichts zu veranstalten!“, ermahnte Shimar Scotty, der inzwischen schon sehr laut geworden war. So laut, dass jeder, der unter dem Balkon vorbeiging, alles hätte mitbekommen können. Da es ein lauer celsianischer Sommernachmittag war, hatten wir die Tür offen gelassen. „Sie war zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Korelem hat die Situation sehr gut managen können. Ich glaube sogar, er hat heimlich dafür trainiert. Er hätte sie nicht fallen lassen. Außerdem ist er in keine übermäßig große Höhe aufgestiegen. Er hätte sich jederzeit einen Landeplatz suchen können, wenn er nicht mehr gekonnt hätte. Er weiß es nicht, aber ich war zwischendurch auch in seinem Geist und weiß daher, wie er zum Zeitpunkt des Ausflugs gedacht hat. An sich mache ich so etwas nicht, aber du hast mir ja keine Wahl gelassen!“ „Wieso hab’ ich dich jetzt dazu gezwungen, in den Geist von diesem Flattermann einzudringen?!“, empörte sich Scotty. „Du tust ja gerade so, als wäre ich der Angsthase der Nation und hätte …!“ „So benimmst du dich aber auch gerade!“, sagte Shimar, dessen Tonfall jetzt auch von ruhig in energisch umgeschlagen war. „Wie kannst du bloß so ruhig damit umgehen?!“, fragte Scotty. „Ich meine, an ihrer Unversehrtheit müsste dir doch auch einiges liegen. Ich dachte, du liebst sie auch!“ „Natürlich!“, sagte Shimar. „Aber ich bemuttere sie nicht wie eine liebeskranke Glucke!“

Das war zu viel! Gern hätte ich meinen beiden Männern jetzt einige Takte gesagt, aber die Sprechanlage, die sich schon seit geraumer Zeit bemerkbar machte, hielt mich davon ab. Vielleicht war es eine Berufskrankheit aller Kommunikationsoffiziere, aber ich konnte das arme Gerät nicht immer weiter piepen und piepen lassen, ohne etwas zu tun. Am Ende wäre es vielleicht sogar noch heiser. „Hier Allrounder Betsy Scott!“, meldete ich mich fest, wie ich es von der Granger gewohnt war. Dass ich mich mittlerweile im Urlaub befand, war mir wohl völlig entgangen. Außerdem befürchtete ich, dass es einer unserer Zimmernachbarn sein könnte, der sich durch den lauten Streit meiner zwei Jungs gestört fühlte. Das mit dem Zimmernachbarn stimmte in gewisser Weise sogar. Es war aber eher eine Zimmernachbarin. Und beschweren wollte sie sich auch nicht. „Ich bin Nayale Radcliffe.“, sagte die mir unbekannte Stimme. „Mein Mann und ich würden Sie, Ihren Mann und den Tindaraner gern zu einer kleinen Feier einladen. Da können wir uns dann gleich kennen lernen. Ich hörte, Sie und meine Familie sind auch in Little Federation Nachbarn.“ „Sicher, Mrs. Radcliffe.“, sagte ich freundlich. „Kommen Sie doch herein.“ Dann entriegelte ich per Knopfdruck die Tür, während ich zu Shimar und Scotty herüber rief: „Jungs, wir kriegen Besuch! Benehmt euch bitte, oder regelt das vor der Tür!“

Schlagartig war Ruhe! Als Erster schlich Shimar reumütig zu mir heran und fragte: „Besuch? Wer ist denn da, Kleines?“ In diesem Moment stand Nayale im Türrahmen. „Oh, es tut uns leid.“, entschuldigte sich Shimar. „Wir waren wohl etwas laut.“ „Darum geht es doch gar nicht.“, sagte Nayale lächelnd. „Wenn Sie Streit haben, geht mich das ja gar nichts an. Aber es geht mir und meinem Mann eigentlich um etwas ganz anderes. Wenn ich es Ihnen jetzt sage, wird es bei Ihnen ankommen, als hätte er mich vorgeschickt. Genau so ist es eigentlich auch. Nathaniel ist ein furchtbarer Diplomat, wissen Sie? Aber er möchte Sie und Ihre Freunde zu einer kleinen Feier unten bei Ginalla einladen. Ihm tut sehr leid, was geschehen ist und er möchte vieles wieder gut machen. Er weiß, dass er Sie mit dieser Sache ziemlich schockiert hat. Das wollte er nicht. Vielleicht dachte er, dass Sie, als ausgebildete Sternenflottenoffizierin, das besser wegstecken. Aber es ist nun einmal geschehen. Die Auswirkungen des Kegels auf ihn konnte er ja auch nicht voraussehen, aber jetzt ist alles wieder gut. Er würde es Ihnen auch sehr gern beweisen. Sie dürfen sogar die Bedingungen diktieren, zu denen er den Beweis antreten soll.“

Ich überlegte. Etwas seltsam kam mir die ganze Geschichte schon vor. Wenn man bedachte, wer im Hintergrund bei den Radcliffes die Fäden zog, dann musste man schon jedes Wort auf die Goldwaage legen, das sie gerade gesagt hatte. Als ausgebildete Sternenflottenoffizierin wusste ich das natürlich. Aber ich wusste auch, dass ich, wenn ich nicht zunächst mitspielen würde, diese Zivilistin hier vor mir in hohem Maße gefährden könnte. Wenn etwas nicht so liefe, wie Sytania es sich vorstellte, dann würde sie sich den Schwächsten aussuchen, um ihn, oder besser in diesem Falle sie, ihre gesamte Wut und Enttäuschung spüren zu lassen. Unter Umständen würde sie diejenige auch gleich töten und die Schwächste war in diesem Fall Nayale, die als Zivilistin ja von nichts eine Ahnung hatte. Deshalb sagte ich nur: „Ich werde meine beiden Jungs mal fragen, Mrs. Radcliffe.“

Bevor ich mich noch umdrehen konnte, waren Scotty und Shimar schon bei mir. „Wir haben nichts dagegen, Kleines.“, sagte Shimar und Scotty fügte hinzu: „Ich habe schon immer gern gefeiert, Darling. Wann soll’s denn losgehen?“ „Vielleicht so gegen acht?“, fragte Nayale. „Acht ist OK.“, sagte ich und Shimar und Scotty nickten zustimmend. „Dann also bis heute Abend. Bringen Sie gute Laune mit!“, sagte Nayale lächelnd und drehte sich zur Tür, um zu gehen. „Bis heute Abend!“, bestätigte ich.

Zum Feiern war auch Ishan und Nidell zumute. Entgegen seiner eigenen Prognose war es dem Androiden mit aldanischem Bewusstsein und seiner tindaranischen Assistentin doch gelungen, Nitprin durchzubekommen. Er hatte sich zwar zuerst auf die Tatsache berufen, dass das Gehirn des Mädchens unter Umständen sehr stark geschädigt sein konnte, da sie sehr lange einer für sie lebensfeindlichen Umgebung ausgesetzt war, denn es war ja am Tag auf dem Wüstenplanetoiden sehr heiß gewesen, aber die Kleine war wohl doch zäher, als Ishan gedacht hatte. So war er sehr überrascht, als sie dann doch auf der Krankenstation die Augen aufschlug, nachdem Joran und IDUSA sie dort hin gebeamt hatten und Nidell und er begonnen hatten, sie zu behandeln.

„Wo bin ich?“, wollte Nitprin wissen. „Du bist auf der Krankenstation der Basis 281 Alpha.“, antwortete Nidell, die sich zu ihrer Patientin ans Bett gesetzt und sie nicht aus den Augen gelassen hatte. „281 Alpha?“, fragte Nitprin etwas verwirrt. „Was für eine Basis ist das? Sie sind außerdem keine Sternenflottenoffizierin, Medical Assistant, oder?“ „Wenn du das erkennst.“, lächelte Nidell. „Dann muss dein Gehirn ja noch prima funktionieren.“

Sie winkte Ishan, der sofort herüber kam und einen Blick auf die Monitore warf, mit denen das Mädchen gesundheitlich überwacht worden war. „Wir können sie entkoppeln, Nidell!“, instruierte er seine Untergebene. Diese nickte und begann sogleich damit, seine Anweisung auszuführen. „Bitte gib mir deine rechte Hand, Kleine.“, sagte sie ruhig. „Ich werde dich von der Tropfkonsole befreien.“ „Danke, Medical Assistant.“, sagte Nitprin und hielt der jungen zierlich gebauten Tindaranerin bereitwillig ihr Handgelenk hin. Nidell löste einen Verschluss an dem Armband, das die Tropfkonsole fixiert hatte und das Gerät fiel in ihre Hand. „Heißt das, ich bin wieder gesund?“, fragte Nitprin. „Zumindest fast.“, lächelte ihr Nidell zu. Erst jetzt fiel dem Teenager auf, was für eine liebe freundliche Stimme sie hatte. „Du wirst dich noch eine Weile schonen müssen, aber das kannst du ja auch im Gästequartier. Jedenfalls ist deine Zeit hier auf der Krankenstation erst mal vorbei.“ „Aber ich kann doch noch gar nicht allein für mich sorgen.“, stellte Nitprin fest. „Ich bin doch erst 13 Jahre alt.“ „Stimmt.“, sagte Ishan. „Das bedeutet, wir müssen jemanden finden, der sich um dich kümmert, solange du hier bist. Kannst du uns ein Rufzeichen auf deiner Heimatwelt nennen, unter dem Angehörige von dir erreichbar sind?“

Seine Frage musste Nitprin sehr traurig gemacht haben. Jedenfalls begann sie, sehr stark zu schluchzen. „Mein Vater ist tot und meine Mutter kenne ich nicht.“, sagte Nitprin. „Sie soll einen tödlichen Unfall gehabt haben, als ich zwei war. Jetzt habe ich niemanden mehr!“ „Es tut mir leid.“, entschuldigte sich Ishan. „Aber das sind Routinefragen, die wir in so einem Fall stellen müssen. Nur, du hast natürlich Recht. Das ist keine sehr angenehme Situation für dich. Ich werde meinem Commander Bescheid geben und ihr die Situation schildern. Wir werden bestimmt jemanden finden, der für dich sorgt, solange du bei uns bist, Kleine.“ „Ich heiße Nitprin.“, stellte sie sich vor. „OK, Nitprin.“, sagte Ishan. „Jedenfalls scheint dein Gedächtnis ja noch zu funktionieren, wenn du dich noch an deinen eigenen Namen erinnerst. Ein Symptom von Amnesie ist normalerweise, dass man sich nicht mehr an die eigenen persönlichen Daten erinnern kann.“ „Aber das kann ich!“, sagte Nitprin. „Ich weiß noch, wo und wann ich geboren bin, wie meine Eltern hießen und wo ich wohne. Aber das wird sich ja wohl bald ändern. Ich muss bestimmt in ein Heim!“ „Tja.“, sagte Ishan. „Da muss ich dir leider Recht geben. Wir können leider keine Adoptiveltern für dich suchen und werden dich nach deiner Aussage wohl der Fürsorge übergeben müssen. Das tindaranische Militär ist nun einmal keine Adoptionsagentur.“ „Schon gut.“, sagte Nitprin. Dann fragte sie: „Tindaranisch? Dann bin ich bei den neuen Verbündeten der Föderation gelandet?“ „Genau.“, sagte Nidell. „Und wenn du möchtest, kann ich dir die ganze Station zeigen. Etwas Bewegung täte deinem Kreislauf sicher gut.“ „Ich möchte erst mal aussagen.“, sagte die kleine Breen. „Jetzt sind meine Erinnerungen noch frisch und …“ „Ich halte für nicht unbedingt medizinisch vertretbar, dass du dich gleich solchem Stress aussetzt.“, sagte Ishan gewohnt ruhig und sachlich. „Wir sollten zunächst klären, wo du wohnen kannst und wer sich um dich kümmert. Dann können wir den Rest immer noch erledigen. Warum nimmst du Nidells Angebot nicht erst mal an? Eine kleine Ablenkung wird dir gut tun.“ „Na gut.“, sagte Nitprin und hob ihre Beine aus dem Bett. „Langsam.“, sagte die junge tindaranische medizinische Assistentin und griff ihr unter die Arme. „Denk daran, dein Kreislauf muss sich erst noch gewöhnen. Du warst sicher lange bewusstlos, bevor Joran dich gefunden hat. Wir machen das anders.“

Sie holte ein Gerät, das mit seinen Spulen an der Unterseite zunächst an eine Weste mit Antrieb erinnerte. Diese zog sie Nitprin jetzt an und verschnallte sie. „Was ist das, Medical Assistant Nidell?“, fragte Nitprin höflich, die das Tun ihrer erklärten Lieblingskrankenschwester nicht wirklich einordnen konnte. „Das ist eine Gehhilfe.“, sagte Nidell zur Erklärung. „Und auf Tindara ist es auch üblich, sich zu duzen. Nenn mich einfach Nidell und lass den Medical Assistant doch weg.“ „OK.“, sagte Nitprin. „Aber warum die Gehhilfe? Ich habe doch nichts mit den Beinen.“ „Nein.“, erklärte Ishan. „Aber wenn dir schwindelig wird, kannst du dich in das Feld fallen lassen. Versuch es mal.“

Er warf seiner Untergebenen einen Seitenblick zu, worauf diese ihre Position gegenüber Nitprin veränderte, um ihr den rechten Arm um die Schulter zu legen. Dann sagte sie: „Na komm!“, und half dem Mädchen beim Aufstehen.

Die veränderte Situation wurde von den Sensoren der Gehhilfe auch registriert. Das Gerät gab ein Signal von sich und im gleichen Moment baute sich unter ihm ein Kraftfeld auf, das Nitprin durch den Umstand bedingt, dass sie fest mit dem Gerät verschnallt war, stützte. „Die Reichweite des Feldes beträgt einen so großen Radius, dass alle Richtungen um deinen Körper abgedeckt sind.“, erklärte Ishan. „Lass dich doch einfach mal in eine Richtung fallen. Dann wirst du es selbst sehen.“ „Ist das wirklich sicher?“, fragte Nitprin. „Natürlich ist es das!“, tröstete Nidell. „Jenn’ wartet all unsere Geräte regelmäßig. Du brauchst also keine Angst zu haben. Lass dich doch jetzt einfach mal fallen.“ „Wenn du meinst?“, sagte Nitprin skeptisch und tat, wozu sie gerade von Nidell ermutigt worden war. Augenblicklich wurde sie von dem Gerät aufgefangen und wieder vorsichtig in eine aufrechte Position gestellt. „Wow.“, sagte sie. „Aber woher weiß es, dass ich gefallen bin und mich nicht einfach nur hinsetzen wollte?“ „Wenn du dich setzt.“, sagte Ishan. „Dann machst du doch viel langsamere Bewegungen. Das sieht es. Falls es dann doch mal ein Missverständnis gibt, kannst du es jederzeit über das Bedienelement nachregeln, das Nidell jetzt noch hat. Für einen Spaziergang über die Station wird es auch noch so bleiben müssen, aber wenn du es länger benötigen würdest, bringt sie dir bestimmt die Bedienung bei.“ „Ich hoffe, dieser Zustand dauert nicht so lange.“, sagte Nitprin. „Ich fühle mich wie eine Invalide.“ „Es ist doch nur zur Vorsicht.“, tröstete Nidell. „Ich weiß.“, sagte Nitprin. „Es tut mir leid. Aber wenn ich traurig bin, dann bin ich unausstehlich.“ „Ach was.“, tröstete Nidell und strich ihr über den Kopf, den inzwischen ein für die Breen typischer Helm zierte. Die Mediziner hatten für sie einen neuen Kälteanzug repliziert, damit sie sich in der Umgebung der Tindaraner, die an sich viel zu warm für sie war, frei bewegen konnte, ohne auf in der Temperatur angepasste Räume angewiesen zu sein. In dem Helm gab es auch ein Mikrofon, über das Reize von Außen direkt an ihre Ohren weitergeleitet wurden. Umgekehrt war dies durch einen Außenlautsprecher mit ihrer Stimme möglich.

Nidell nahm Nitprin jetzt bei der Hand. „Wir werden zuerst beim Commander vorbeischauen.“, erklärte sie. „Ich denke, es ist gut, wenn Zirell dich gleich sieht. Dann kann sie sich über das weitere Vorgehen besser ein Urteil bilden.“ „OK.“, sagte Nitprin und griff ihrerseits die Hand der medizinischen Assistentin fester. „Was muss ich jetzt beachten?“, fragte sie. „Gar nichts.“, lächelte Nidell. „Setz einfach nur einen Fuß vor den anderen wie sonst auch.“ Nitprin machte einen zaghaften Schritt. „Na siehst du! Geht doch.“, lobte Nidell und lächelte erneut. Sie verließen die Krankenstation und Ishan, der ihnen noch ebenfalls lächelnd nachsah.

Zirell saß gemeinsam mit ihrem ersten Offizier in ihrem Bereitschaftsraum. Die Beiden warteten mit einigen Tassen Kaffee auf Nachricht von der Krankenstation. Sie wussten, dass das Leben der kleinen Breen am seidenen Faden hing und das machte vor allem Maron sehr nervös. War sie doch die einzige Zeugin, die es wohl für die seltsamen Vorkommnisse im Universum der Föderation gab. Beobachter der Zusammenkunft hatten Nugura eine fast schon gleichgültige Natur bescheinigt, seit sie von Khitomer zurückgekehrt war und das war ein Zustand, der ihrer Meinung nach jetzt schon viel zu lange andauerte. Den Grund dafür vermochten sie noch nicht sicher festzustellen, aber man ahnte, dass es etwas mit dem Fremden zu tun gehabt haben musste. Auch die von IDUSA gemeldete Tatsache, dass der Fremde mit einem zivilen Breenschiff angereist war, ließ sie denken, dass die Kleine eventuell etwas Licht ins Dunkel bringen und einige Lücken in diesem Puzzle schließen könnte.

Maron hatte sich jetzt schon die zehnte Tasse Kaffee vom Replikator servieren lassen. „Wenn du so weiter machst.“, sagte Zirell. „Dann muss ich Ishan noch befehlen, dich auf der Krankenstation erst einmal anständig zu entgiften! Und vernehmen könntest du dann auch niemanden. Wenn du einen Kaffeerausch hast, kannst du schließlich nicht gut aufpassen.“ „Ach was.“, sagte Maron, dessen nervöses Verhalten durch den vielen Kaffee nur noch verstärkt wurde. „IDUSA zeichnet doch alles auf. Wenn die Zusammenkunft noch Fragen hat, können sie die Antworten ja im Protokoll nachlesen.“ „Es geht aber auch darum, dass die richtigen Fragen gestellt werden.“, erinnerte Zirell ihn an einige grundlegende Dinge, die er eigentlich schon auf der Agentenschule gelernt haben sollte. „Manchmal resultieren diese Fragen auch aus Aussagen, die ein Zeuge spontan macht. Wenn du das nicht wirklich auf dem Schirm hast, dann …“ „Schon klar.“, sagte Maron. „Aber ich hoffe wirklich, dass es noch eine Zeugin geben wird, wenn …“

Statt das elfte Mal die Tasse zu treffen, hatte Maron sich den ganzen Kaffee über die Uniform gekippt. „Na, ich würde sagen, du lässt das mit dem Kaffee erst mal.“, sagte Zirell und half ihm großzügig bei der Säuberung. „Du bist ja schon viel zu zittrig. Wir müssen so oder so warten. An der Überlebenschance der kleinen Breen wird dein Kaffeekonsum nichts ändern. Das liegt eben einfach nicht in unserer Hand. Vielleicht in Ishans, vielleicht aber auch nicht. Falls sie nicht überleben sollte, wirst du dich nach einem anderen Zeugen umsehen müssen, aber da wird es mit Sicherheit noch einige geben. Ich meine, ihr wart ja schließlich nicht allein auf Khitomer und …“ „Von den Politikern der Föderation kannst du keine Aussage erwarten, Zirell!“, ging Maron dazwischen. „Sie sind genau so willenlos wie ihre Präsidentin. Viele dürften nicht einmal mehr in der Lage sein, ihr alltägliches Leben zu bestreiten. Aber nicht nur den Politikern geht es so. Fast jeder einfache Bürger ist betroffen. Zumindest dann, wenn ich den Sattelitenbildern Glauben schenken kann, die mir Zoômell und der Rest meiner Kollegen übermittelt hat.“ „Pfui Spinne!“, rief Zirell aus. „Jetzt müssen wir schon unsere Freunde ausspionieren! Aber wenn wir rausbekommen wollen, unter was für einer rätselhaften Krankheit die Föderation leidet, dann müssen wir das wohl. Uns bleibt ja keine andere Wahl. Von sich aus melden werden sie es nicht. Das können sie ja wohl gar nicht mehr. Außerdem sind da noch die Daten der Xylianer. Weißt du, dass sie herausgefunden haben, dass die Anschuldigungen gegen die Föderation, die von den Romulanern ausgesprochen worden sind, der Wahrheit entsprechen?“ „Die Daten habe ich auch gelesen.“, sagte Maron betroffen. „Das bedeutet, der Fremde hatte in diesem Fall Recht.“ „Genau das.“, sagte Zirell. „Ich weiß mit Sicherheit, dass Sytania hier irgendwo eine Möglichkeit gefunden hat, einen Hebel anzusetzen. Ich denke, dass sie irgendwas mit der mysteriösen Krankheit der Föderation zu tun hat. Vielleicht ist der Fremde ihre neue Marionette. Wissen die Götter, womit sie ihn erpresst, damit er für sie arbeitet!“ „Oh, sie ist eine Mächtige.“, sagte Maron mit ironischer Betonung. „Sie wird mit Sicherheit einen extrem miesen Weg gefunden haben, ihn von sich abhängig zu machen.“ Zirell nickte zustimmend.

Nidell und Nitprin waren auf den Flur eingebogen, der sie direkt zu Zirells Bereitschaftsraum führte. „Sie wird wahrscheinlich sehr überrascht sein, dich doch so gesund zu sehen.“, sagte Nidell. „Das glaube ich auch.“, stimmte Nitprin zu. „Dein Vorgesetzter war ja nicht sicher, ob ich das hier überhaupt überlebe.“ „Das stimmt.“, sagte Nidell. „Aber so ist Ishan. Das hängt vielleicht auch mit seinem aldanischen Bewusstsein zusammen. Soweit ich weiß, sind die Aldaner immer sehr sachlich und nüchtern. Ähnlich wie die Vulkanier. Ich denke einfach, er wollte keine falschen Hoffnungen bei uns wecken, die er dann doch nicht erfüllen kann. Dein Zustand war wirklich sehr ernst, als Joran dich fand. Du hättest tatsächlich um ein Haar nicht überlebt. Ishan und ich haben alles mit angesehen.“ „Was hat er denn gemacht, damit ich doch noch überlebt habe?“, fragte Nitprin, der klar war, dass auf der Reise zur Station etwas geschehen sein musste, um sie zu stabilisieren.

Nidell blieb stehen und begann nachzudenken. Sie wusste nicht, ob sie ihr tatsächlich so genau sagen sollte, was mit ihr geschehen war. Das sensible Geschöpf befürchtete wohl, dass es bei der Kleinen zu einer Art von Missverständnis führen könnte, wenn sie alle Details erführe. „Bitte, Nidell.“, drängte Nitprin.

Die junge Tindaranerin wendete sich einer Nische zu, in der es eine Sitzgelegenheit für Wartende gab. Dann setzten sich Nitprin und sie auf zwei der auf Tindara üblichen bunten Sitzkissen vor einen in hellen Farben gestalteten Tisch. Nidell befahl dem Replikator etwas auf Tindaranisch und dieser spuckte zwei riesige Eisbecher aus. „Das sieht ja aus wie eine Entschuldigung im Namen des tindaranischen Militärs!“, stellte die kleine doch für ihr Alter sehr intelligente Breen fest. „Ist es denn so schlimm, was Joran mit mir machen musste?“

Nidell nahm einen Bissen von ihrem Eis, der allerdings sehr schnell heruntergeschluckt wurde. Es schien Nitprin fast, als sollte dieser Bissen etwas mitnehmen, das bereits an die Oberfläche drängte, aber dort nicht hin sollte. „Du kannst es ruhig sagen.“, sagte Nitprin. „Joran hat mein Leben gerettet! Was immer er tun musste, hat er bestimmt nicht böse gemeint.“, sagte Nitprin. „Du kannst es mir ruhig sagen.“ „Na gut.“, sagte Nidell. „Du weißt vielleicht, dass du nackt warst, als du in IDUSAs Frachtraum erwacht bist. Joran hatte von Ishan Befehl bekommen, dich zu entkleiden, weil dein Kälteanzug defekt war. Außerdem musste er dir eilig Eiszapfen in alle Körperöffnungen stecken, um dich schnell genug herunterkühlen zu können. In alle, Nitprin. Es kann also sein, dass deine …“ „Na und?!“, sagte Nitprin laut. „Das ist doch aus medizinischer Sicht nur ’ne Hautmembrane! Was hätte mir die denn genützt, wenn ich tot gewesen wäre? Gar nichts! So lebe ich wenigstens und kann aussagen! Ich sag’ dir jetzt mal was! Der Typ, der meinen Vater getötet und unser Schiff geklaut hat, darf damit nich’ davonkommen, der kranke Freak! Außerdem schulde ich das Allrounder Scott. Ohne sie hätte ich nicht überlebt. Ich muss das aufklären! Ich bin die Einzige, die das kann! Jetzt bring mich bitte zu eurem Commander und eurem ersten Offizier, Nidell, damit ich das bald hinter mir habe. DA is’ so ’ne Hautmembrane doch wohl das kleinste Übel. Aber du weißt ja gar nicht, ob es wirklich passiert ist. Aber das könntest du ja mit deinem Erfasser herausfinden.“ „Den habe ich jetzt nicht bei mir.“, gestand die medizinische Assistentin. „Ich müsste ihn erst von der Krankenstation holen.“ „Ach.“, sagte Nitprin gelangweilt. „Das ist doch jetzt völlig unwichtig. Wenn das passiert is’, dann war ich, als es passiert is’, doch eh bewusstlos und hab’ nix gemerkt. Wichtig is’, dass ich lebe! Und jetzt bring mich bitte sofort zu Zirell und Maron!“

Nidell war tief beeindruckt über die offensichtliche Tatsache, dass dieses kleine Mädchen doch so tapfer mit der für sie selbst wohl viel peinlicheren Situation umging. Deshalb ließ sie ihren Eisbecher halb leer in die Materierückgewinnung gleiten, stand auf und sagte: „Dann komm.“ Dann ging sie mit Nitprin weiter in Richtung Bereitschaftsraum.

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.