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D/4 hatte ihre Regeneration beendet und ihre Dockingstation verlassen. Dann war sie in ein blaues Sommerkleid und rote Sandalen geschlüpft. Sie hatte zwar eigentlich ihren Körper nicht verhüllen müssen, als Anpassung an die terranische Kultur fand sie dies aber adäquat.

Sie verließ ihr Haus und bog auf den Fußgängerweg ein, als vor ihrer Nase plötzlich ein quietschgrüner Jeep an der nächsten Kreuzung verhinderte, dass sie die Straße überquerte. Die Hand, welche der Sonde zuwinkte, konnte diese einwandfrei identifizieren. „Tchey.“, erkannte sie nüchtern. „Ihre Annahme ist korrekt.“, emittierte Tchey grinsend den Sprachgebrauch der Sonde. Dann sagte sie, während sie auf die Beifahrerseite deutete: „Steigen Sie ein.“ „Dass Sie mich begleiten wollten.“, sagte D/4, als sie einstieg. „War mir bekannt. Aber ich dachte nicht, dass Sie mich abholen würden.“ „Überraschung.“, grinste die Echsenartige, als sie den Jeep in Richtung Enterprise Lane in Bewegung setzte.

Telzan und Cirnach waren auf dem Weg zu Sytanias Thronsaal fast an einer übereifrigen Wache gescheitert, bei der es sich um Dirshan, Telzans jüngsten, aber gewissenhaftesten Novizen, handelte. „Lass deine Waffe stecken, Junge.“, beruhigte Telzan den mit gezogenem Phaser vor ihm und seiner Frau stehenden Jugendlichen. „Wir sind es nur, dein Ausbilder und seine Frau.“ Erleichtert ließ Dirshan die Waffe wieder sinken. „Bitte vergib mir, Ausbilder.“, bat er. „Was soll ich dir vergeben?“, fragte Telzan ruhig. „Soll ich dir etwa deine Aufmerksamkeit vergeben? Ich wüsste nicht, dass dies ein Verbrechen darstellt. Von deiner Sorte müsste es auch unter den bereits ausgebildeten Kriegern viel mehr geben, mein Junge, jawohl. Viel mehr. Und nun melde Cirnach und mich unserer Gebieterin. Sag ihr, wir hätten eine Lösung gefunden, die ihr sicher auch gefallen wird.“ „Ja, Ausbilder.“, nickte Dirshan und öffnete die schwere Tür zum Thronsaal. Dann sagte er laut und deutlich: „Telzan und seine Frau Cirnach, Euer Hoheit!“ „Lass sie eintreten!“, entgegnete Sytania. Der Junge nickte und winkte den beiden erwachsenen Vendar, die sich sofort auf den Weg machten. Er selbst blieb draußen und schloss die Tür wieder hinter ihnen.

Drinnen stellte Telzan den Kelch mit gleichmütigem Gesicht vor Sytania auf dem Schreibtisch ab. „Was soll das also für eine Lösung sein, die ihr da gefunden habt?“, fragte die Prinzessin mit leicht unwirschem Ton. „Milady, wir müssen Euch um etwas bitten.“, begann Cirnach. „Bitte benutzt Eure seherischen Kräfte, um herauszufinden, ob ein gewisser Benjamin Sisko unter Umständen aus dem Reich der Toten, oder besser der Propheten, zurückgekehrt ist. Damit steht und fällt unser gesamter Plan.“ „Ich weiß zwar nicht, wie uns das helfen soll.“, entgegnete Sytania. „Aber weil ihr es seid.“ Damit begann sie, sich auf die ihr eben gestellte Frage zu konzentrieren. Tatsächlich wurde sie bald fündig und grinste ihre Untergebenen zufrieden an. „Oh, ja.“, sagte sie. „Er ist wiedergeboren worden. Nur wie bei allen, denen dies widerfahren ist, erinnert er sich nicht daran, oder zumindest nur manchmal.“ Sie lachte hexenartig. „Und ich glaube, ich weiß auch warum. Der gute Benjamin hatte nämlich kein so wirklich reines Gewissen, als er gestorben ist. Und genau auf diese Sache wollt ihr hinaus, nicht wahr?“ „In der Tat, Gebieterin.“, sagte Telzan. „Diese Sache, wie Ihr es nennt, macht ihn zu einem sehr guten Anwärter auf ein Werkzeug für uns, mit dem wir die Beziehung zwischen den Romulanern und der Föderation empfindlich stören können. Wie wäre es, wenn Ihr einen Gegenstand erschafft, der Eure geistige Prägung enthält und die Botschaft, dass er unbedingt allen die Wahrheit sagen muss. Die dazu notwendigen Kräfte liefert Ihr natürlich gleich mit. Jedes Wesen hat eine gute und eine böse Seite. Wenn Ihr ihn benutzen würdet, um die böse Seite von jedem abzuspalten, dann könnten wir uns diese auch zu Nutze machen. Und …“ „Oh, wie wunderbar perfide, mein lieber Telzan.“, sagte Sytania. „Aber eines nach dem anderen. Zuerst werde ich mich mal um den Gegenstand kümmern.“ Es gab einen schwarzen Blitz und vor ihnen stand ein Kristallkegel mit allerlei seltsam anmutenden Schriftzeichen. „Ich nehme an, die telepathische Botschaft enthält er bereits.“, sagte Cirnach und deutete darauf. „Ich bin doch keine Anfängerin.“, sagte Sytania. „Und nun verstecke ich ihn auf einem Planeten im Niemandsland.“, sagte sie und ließ den Kegel mittels ihrer Kräfte verschwinden. „So.“, sagte sie dann. „Und jetzt kümmere ich mich noch um die Erinnerungen des guten Sisko, oder besser des Professor Radcliffe, wie er jetzt heißt. Er muss ja schließlich wissen, wo er den Kegel finden wird, oder?“ „Selbstverständlich, Gebieterin.“, sagte Telzan und warf ihr einen schmeichelnden Blick zu. „Ich wusste, wir verstehen uns.“, sagte sie und winkte ihm und Cirnach zum Gehen. Beide nickten und verließen den Sal.

D/4 hatte Tchey auf der Fahrt die gesamte Geschichte erzählt, von der sie vorher nur einige Bruchstücke erfahren hatte. „Dass es so schlimm is’.“, sagte die Reptiloide, als sie den Jeep auf dem Parkplatz abstellte. „Jetzt wissen Sie, warum die Situation so komplex ist.“, sagte die Sonde.

Sie betraten das Rathaus von Little Federation und dann einen Turbolift, der sie in den zweiten Stock brachte, in dem sich das Jugendamt befand. Hier zweigten von einem Gang mehrere Zimmer ab, von denen das Erste als Anmeldung ausgewiesen war. In dem Zimmer befand sich ein langer holzfarbener Tresen, hinter dem eine junge Demetanerin auf einem weißen Bürostuhl saß. Sie trug einen weißen Rock, eine rote Bluse und spitze blaue Schuhe. Sie warf den Beiden Besucherinnen einen fragenden Blick zu. „Wir müssen eine Kindesmisshandlung zur Anzeige bringen.“, sagte D/4 ruhig. „Warten Sie bitte einen Augenblick.“, lächelte die junge Frau mit ihrer hellen leisen Stimme und ließ ihren Blick über einen Bildschirm schweifen. Dann sagte sie: „Gehen Sie bitte den Gang weiter herunter zu Raum 201. Mr. Miller kümmert sich dort um Sie.“ „Danke.“, erwiderte die Sonde und winkte Tchey, ihr zu folgen.

Mr. Miller war ein älterer Beamter und mochte es gar nicht, unbequeme Entscheidungen zu treffen. Das bemerkten Tchey und D/4 auch gleich, nachdem sie ihm die Sache geschildert hatten. „Sind Sie wirklich sicher, dass das alles so passiert ist?“, fragte Miller mit seiner etwas rauchig anmutenden tiefen Stimme. „Ich meine, Professor Radcliffe ist ein angesehener und berühmter Mann in aller Welt und …“ „Tragisch is’ nur, dass er sich für Captain Sisko hält.“, warf Tchey flapsig ein. „Sie hat alles gesehen.“ Damit deutete sie auf D/4. „Und sie hat es auch aufgezeichnet.“ „Das ist so eine Sache.“, sagte Miller. „Die Gerichte streiten darüber ob man die Erinnerungen künstlicher Lebensformen wie Erinnerungen oder wie technische Aufzeichnungen behandeln soll. Die Aufzeichnungen eines technischen Gerätes sind vor einem Gericht nicht aussagekräftig, weil sie theoretisch manipulierbar sind. Wäre sie eine Androidin, oder ein Hologramm, dann wäre die Rechtslage eindeutig zu ihren Gunsten. Aber …“ „Wie bitte, Sie Sesselfurzer?!“, ereiferte sich Tchey. „Es geht hier um Kindesmisshandlung und Sie erzählen mir hier was über die Rechtslage?!“ „Ihr Verhalten ist kontraproduktiv.“, sagte D/4 im Vergleich zu Tchey sehr ruhig und sachlich. „Und Ihres ist duckmäuserisch!“, schrie Tchey zurück. „Negativ.“, antwortete die Sonde. „Sie wissen, dass seine Ausführungen korrekt sind. Im Zugestehen von Rechten für künstliche Lebensformen, seien sie nun erbaut oder wie die Xylianer von natürlicher Herkunft und politische Verbündete der Föderation, ist die Rechtsprechung der Föderation nicht eindeutig. Die Mehrheit der einfachen Bevölkerung hat damit Probleme dank des Borgtraumas und die Politiker wissen das. Deshalb …“ „Borgtrauma!“, lachte Tchey. „Das ist 800 Jahre her!“ „800 Jahre sind offensichtlich nicht genug.“, stellte D/4 fest. Die Sonde ahnte nicht, wie prophetisch ihr letzter Satz in einem anderen Zusammenhang noch sein würde. „Mit Ihrer Aktion erreichen Sie nur, dass er uns negativ gegenüber gesonnen ist.“, klärte sie Tchey auf. „Außerdem hat er gesagt, dass es im Ermessen der zuständigen Richter liegt …“

Plötzlich stand sie auf. „Wir müssen abbrechen.“, erklärte sie, während sie zur Tür ging. „Was ist los?“, fragte Tchey deutlich. „Es ist Nayale Radcliffe.“, sagte D/4. „Ich habe ihr meine persönliche Interlinkfrequenz für den Notfall gegeben.“ „Sie haben sie mit ihrem Sprechgerät sozusagen in Ihren Kopf eingeladen?“, fragte Tchey. Die Sonde nickte. Dann sagte sie alarmiert: „Folgen Sie mir!“ Tchey nickte, warf Mr. Miller noch einen verächtlichen Blick zu, zischte: „Glück gehabt, mein Lieber!“, und sauste hinter der bereits einen erheblichen Vorsprung aufweisenden Xylianerin her.

Ich hätte sonst was drum gegeben, jetzt irgendwo anders, als auf der Sternenbasis 817 zu sein. Sicherlich war dies die Basis, auf der ich stationiert war und auf der ich auch im Normalfall meinen Dienst versah. Aber gerade das durfte ich im Augenblick nicht. Loridana hatte mich sozusagen krankgeschrieben. Aber sie wollte mich weiter beobachten können, um zu erforschen, ob unsere letzte Mission, bei der meine temporale Orientierung ganz schön durcheinander geraten war, psychische oder körperliche Auswirkungen gehabt haben könnte. Dazu gehörten unter anderem auch die allmorgendlichen Gespräche mit ihr. Aber meistens fanden diese eher am späten Vormittag statt, was bedeutete, dass ich in den meisten Fällen ausschlafen konnte, was für mich als Sternenflottenoffizierin an Bord der eigenen Dienststelle wohl sehr ungewöhnlich war. Über meinen sonstigen trostlosen Alltag trösteten mich allenfalls Tcheys tägliche Mails hinweg, in denen sie mir unter der Überschrift: „Neues aus Little Federation“ die neuesten Nachrichten mitteilte. So war ich auch über den etwas schrullig wirkenden Professor Radcliffe und sein kleines Problem informiert. Tchey hatte dies zwar sehr lustig geschildert, aber irgendwas sagte mir, dass uns das Witzeln bald vergehen würde. Heute war keine Mail von ihr gekommen, was ich zunächst als sehr ungewöhnlich empfand. Ich ahnte ja nicht, wie beschäftigt sie war.

Die Sprechanlage riss mich aus meinen Gedanken. Aber ich war auch froh, dass sie meine Langeweile beenden würde und mir auch über die Enttäuschung über die ausgebliebene Mail helfen würde. „Ja.“, antwortete ich flapsig, ohne vorher den Computer um das Vorlesen des Rufzeichens zu ersuchen. „Hier ist Mikel.“, kam es zurück. „Ich bin aber nicht allein. Commander Kissara ist bei mir.“ „Kommt rein.“, entgegnete ich lächelnd. Besuch war das Beste, was mir jetzt passieren konnte. Auch das Abfragen des Rufzeichens hätte nichts genützt. So wie sich die Situation darstellte, hätte der Computer ohnehin nur: „Externe Türsprechanlage.“, gesagt.

Ich befahl dem Rechner also, die Tür zu entriegeln und empfing die Beiden auf dem Flur meines Quartiers. Dann führte ich sie in mein Wohnzimmer, wo ich dem Replikator das Replizieren eines Glases Kölsch, einer Tasse thundarianischer Fleischbrühe und einer Tasse Kaffee in Auftrag gab. „Oh, machen Sie sich keine Mühe, Betsy.“, sagte Kissara. „Wir und vor allem Sie, werden ohnehin nicht zum Austrinken kommen, wenn Sie erst mal hören, was wir Ihnen zu sagen haben.“ „Geht es um meine Befunde?“, fragte ich und musste schlucken. „Hat Loridana etwa festgestellt, dass es mir so schlecht geht, dass ich meine Uniform an den Nagel hängen muss?“ „Dass du immer gleich das Schlimmste vermuten musst.“, sagte Mikel. Dann drehte er sich zu Kissara und flüsterte ihr zu: „Aber so war sie schon in der Schule.“ „Im Gegenteil, Allrounder.“, tröstete Kissara mit ihrer weichen für eine Frau etwas tiefen Stimme, die zuweilen an die deutsche Stimme von Captain Janeway erinnerte. Nur hatte sie noch einen für die Thundarianer typischen katzenartigen Schmelz. „Loridana findet sogar, dass Sie eine Kur verdient haben. Und die sollten Sie am besten in Ihrer Heimat absolvieren. Mikel und ich haben auch ab heute Urlaub. Ich wollte Little Federation immer schon einmal sehen und Mikel und Sie wohnen dort ja sogar.“ „Es gibt nur ein Problem.“, sagte Mikel. „Es ist weit und breit kein Bereitschaftspilot aufzutreiben und meine Kapsel ist sozusagen in Jannings’ Werkstatt.“ „Was hast du wieder gemacht?!“, scherzte ich in Mikels Richtung. „Fiese Experimente mit dem Antrieb? Na ja. Jannings wird sich bestimmt schon die Haare raufen. Aber Lycira und ich haben nichts dagegen, euch zwei mitzunehmen. Nun, dann sollte ich wohl anfangen zu packen.“ „Danke, Betsy.“, sagte Mikel. „Ich freue mich schon! Deine Lycira ist nämlich echt knautschig.“ „Ach, wie süß!“, sagte ich und umarmte Mikel. „Aber deine zeitländische Kapsel ist auch voll cool.“ „Sie kann aber ganz ehrlich gegen Lycira nicht anstinken.“, sagte Mikel mit leicht verschämter Betonung. „Vielleicht schicken dir ja irgendwelche Fremden auch mal ein Schiff.“, tröstete ich. „Das bezweifle ich.“, meinte Mikel. „Lassen wir den Allrounder in Ruhe ihre Koffer packen, Agent!“, rief Kissara, die bereits zur Tür gegangen war. „Wir werden die Unserigen holen und dann schon mal zur Schleuse gehen.“ „Also gut, Ma’am.“, sagte Mikel und folgte ihr. Während des ganzen Packens wurde ich das Gefühl nicht los, dass Mikel und Kissara die Situation absichtlich herbeigeführt hatten. Aber ansprechen sollte ich sie darauf besser nicht, oder erst dann, wenn mir der Zeitpunkt als günstiger erschien.

Tchey hatte den Jeep auf dem Grundstück der Radcliffes zum Stehen gebracht und die Sonde war ausgestiegen. Jetzt offenbarte sich ihr der Grund, aus dem Nayale sie gerufen hatte. Mr. Radcliffe schien sie und den gemeinsamen Sohn über die Wiese zu jagen. Dabei hatte er eine Bowlingkugel in der Hand, die er bedrohlich in Richtung von Nayales Kopf hielt. Dabei schrie er immer wieder mit fast kippender Stimme: „Du hast was mit Solok, Jennifer! Du hast was mit Solok!“

Malcolm hatte die Xylianerin erspäht und rief ängstlich aus: „Tante D, hilf uns!“ Wortlos fasste D/4 den Jungen um die Hüften und hob ihn hoch, um ihn dann auf die Rückbank des Jeeps zu verfrachten, nachdem Tchey, die diese Situation auch erfasst und als gefährlich eingestuft hatte, die Tür per Knopfdruck öffnete. „Verbringen Sie die Protoeinheit an einen sicheren Ort und sorgen Sie für eine Ablenkung!“, wies D/4 sie an. Tchey nickte, aktivierte das Sicherungskraftfeld, das die Funktion eines Gurtes ersetzt, schloss die Tür wieder, startete den Jeep und legte einen Blitzstart hin, der sich gewaschen hatte.

D/4, die zurückgeblieben war, blieb aber auch nicht untätig. Im Gegenteil. Sie schnappte sich Nayales Hand und zog sie dicht an sich. Dabei nahm sie eine bestimmte Position zu einem Haufen Gras ein, der in einer Ecke der Wiese lag. Dann aktivierte sie ihre xylianischen Schutzschilde und dehnte sie um Nayale und sich aus. „Ich bin so froh, dass Sie da sind.“, sagte die junge Zeonide erleichtert. „Mein Mann ist jetzt schon seit Stunden in dem Anfall und ich kriege ihn da nicht raus.“ „Bei mir sind Sie sicher. Ich werde Sie beschützen.“, sagte die Sonde. „Muss das mit den Schilden wirklich sein?“, fragte Nayale mitleidig. „Positiv.“, antwortete D/4.

Radcliffe hatte entdeckt, was mit seiner Frau geschehen war. Jetzt drehte er sich zu den beiden Frauen. D/4 konnte gut jene Stellung der Pupillen erkennen, die sie schon beim ersten Mal darauf gebracht hatte, dass etwas mit dem Professor nicht stimmen konnte. „Hätte ich mir denken können!“, sagte Radcliffe, „Dass sich Solok mit den Borg verbündet, um …Ah!“ Er war an D/4’s Schilden abgeprallt und mit dem Kopf auf dem Boden aufgekommen. Die Intensität des Aufpralls hatte ausgereicht, um ihn bewusstlos werden zu lassen, was nicht zuletzt auch dem Grashaufen zu verdanken war, in den er gefallen war.

Die Sonde senkte ihre Schilde und zog die weinende Nayale noch enger an sich. „Ist er tot?“, fragte die stark geschockte junge Frau. „Negativ.“, tröstete die Sonde. „Ich habe die Intensität meiner Schilde und unsere Positionierung exakt berechnet. Es war nicht meine Absicht, ihn zu töten.“ „Aber Sie wollten sozusagen einen Neustart seiner Systeme veranlassen, um mal in Ihren Worten zu sprechen.“, verstand Nayale. „Offensichtlich wissen Sie ganz genau, was Sie tun.“ „Das ist korrekt.“, sagte die Xylianerin.

Radcliffe schlug die Augen auf, was von D/4 mit Zufriedenheit zur Kenntnis genommen wurde. Er versuchte aufzustehen, aber die Sonde war sofort neben ihm und hielt ihn an den Schultern am Boden. „Nennen Sie zuerst die Kennung Ihrer Frau!“, forderte sie. „Nayale Radcliffe.“, antwortete Radcliffe mit schwacher Stimme. „Nennen Sie die Kennung ihres Sohnes!“, insistierte d/4 weiter. „Malcolm Radcliffe.“, antwortete er. „Und ich bin Professor Nathaniel Radcliffe, wenn Sie es genau wissen wollen.“ „Ihre Kennung lautet also nicht Benjamin Sisko?“, überprüfte D/4. „Nein.“, sagte der Professor und wurde blass. „Ich hatte doch nicht schon wieder einen, oder?“ „Doch.“, sagte Nayale aus dem Hintergrund. „Du hast mich bezichtigt, ein Verhältnis mit einem toten Vulkanier zu haben und der soll die Borg angeheuert haben, Malcolm zu entführen. Du warst total von Sinnen. Fast wie besessen! Du wolltest mich mit einer Bowlingkugel verletzen!“ „Oh, nein!“, rief Radcliffe. „So einen Schwachsinn habe ich behauptet? Das wird ja immer schlimmer mit mir!“ Er begann zu weinen. „Das muss aufhören! Bitte, D/4, machen Sie, dass das aufhört!“ „Meine Fähigkeiten sind limitiert.“, sagte die Sonde. „Solange es keine Erklärung für diese Anfälle gibt, wird auch nichts Sie heilen können.“

Sie drehte sich zu Nayale: „Sie sollten mit der Protoeinheit an einen anderen Ort ziehen. Seine Sicherheit hat Priorität eins.“ „Sie haben sicher Recht.“, sagte Nayale. „Ich werde ihm einfach sagen, wir machen eine Weile Ferien bei Oma in der Kolonie auf dem Mars.“ „Ich denke, das ist adäquat.“, antwortete D/4.

Schluchzend und zitternd saß Malcolm auf der Rückbank von Tcheys Jeep. Der Junge hatte nicht verstanden, was da gerade mit seinem Vater vorgegangen war. Die Entscheidung der Sonde, ihn einfach in ein fremdes Fahrzeug zu verfrachten, hatte noch mehr zu seiner Verwirrung beigetragen. Er wusste nur, dass hier etwas nicht stimmte, was aber die wahren Gründe waren, war ihm noch immer ein Rätsel. Sicher war es auch für einen 6-Jährigen unmöglich, die gesamte Bandbreite der Situation zu erfassen. Er hoffte nur, dass die Fremde, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte, ihm da weiterhelfen konnte. „Wer bist du?“, wendete er sich an Tchey, die den Jeep an einer Ampel angehalten hatte. „Ich bin die Tante Tchey.“, antwortete die Angesprochene. „Die Tante D ist meine Chefin, deshalb habe ich auch gemacht, was sie gesagt hat. Ich bringe dich jetzt in unsere Zentrale. Da zeige ich dir das Cockpit von Rescue One.“ „Cool!“, quietschte Malcolm, dem es angesichts der Aussichten jetzt schon viel besser ging. „Aber warum is’ mein Dad so komisch, Tante Tchey?“ „Dein Dad ist krank.“, antwortete Tchey. Sie wusste aber nicht genau, ob der Junge ihr folgen konnte. Einem 6-Jährigen zu erklären, was mit Mr. Radcliffe los war, fand sie selbst für sich zu kompliziert. Sie hoffte so, dass ich jetzt bei ihnen sein könnte, denn ich würde das sicher irgendwie hinkriegen, wie mir viele Leute schon des Öfteren bescheinigt hatten. Unter diesen Leuten war auch D/4 gewesen, die sehr treffend formuliert hatte: „Zu diesem Zweck sollte man Allrounder Betsy Scott kontaktieren. Ihr Talent, Komplexe Daten für das Verständnis von Protoeinheiten zu konfigurieren, ist in ganz Little Federation unerreicht. Meine Versuche, ihr nachzueifern, waren nicht erfolgreich.“ Deshalb murmelte Tchey jetzt wohl auch: „Wo bist du, wenn man dich braucht, Betsy.“

Die Ampel schaltete um und Tchey setzte den Jeep wieder in Bewegung. Lange würden sie nicht mehr fahren müssen. Sie fragte sich, ob Tom Paris schon einmal ein verstörtes Kind hatte beruhigen müssen. Wenn dies der Fall wäre, dann würde sie im Notfall zumindest auf Daten aus der Vergangenheit zurückgreifen können. Sie konnte ja nicht wissen, was ihre Gedanken an die Vergangenheit noch für ein Wink mit dem Zaunpfahl sein würden. Sie fragte sich, ob D/4 mit der Situation um Radcliffe und seine Frau zurechtkommen würde und was sie mit dem Jungen anstellen könnte, wenn er in der Zentrale alles gesehen hatte und sie immer noch nicht zurück war. Wie würde außerdem das weitere Vorgehen bezüglich Radcliffe aussehen? Was würde geschehen, wenn er in eine Klinik eingewiesen werden müsste? Wie sollte man einem kleinen Kind so etwas beibringen?

Sie waren endlich angekommen, denn aus Tcheys Sicht hatte sich die Straße wie ein Kaugummi unter dem Jeep gezogen. „Na komm.“, lächelte sie Malcolm zu, der inzwischen mit einigen Taschentüchern seine Tränen getrocknet hatte. Dann gingen sie um das Gebäude der Einsatzzentrale herum auf ein freies Gelände, auf dem ein Shuttle stand. „Darf ich vorstellen?“, sagte Tchey flapsig. „Malcolm, das ist Rescue One, Rescue One, das ist Malcolm.“ „Guten Tag, Rescue One. Schön, dich kennen zu lernen.”, sagte Malcolm höflich und lächelnd und strich über die Schiffshülle.

Mittels ihres biologischen Fingerabdrucks öffnete Tchey beide Türen zum Cockpit und forderte Malcolm dann auf, während sie auf die rechte Tür deutete: „Steig ein!“ Bereitwillig folgte der Junge ihrer Aufforderung. Sie selbst stieg links ein. Dann schloss sie per Stimmkommando die Türen wieder. „Was machst du, wenn jetzt ein Einsatz kommt?“, fragte Malcolm. „Der kommt nich’.“, flapste Tchey. „Tante D, Rescue One und ich, wir haben diese Woche frei. Rescue Two übernimmt das.“

Malcolms Blick schweifte über die langen Reihen von Schaltern und Knöpfen. Dabei sah er auch zwei Joysticks. „Wow!“, machte er. „Und damit kommst du klar, Tante Tchey?“ „Jops.“, machte Tchey cool. „Aber natürlich nicht von Anfang an. Dafür musste ich erst mal drei Jahre lernen und vor her mindestens zehn Jahre zur Schule gehen. Aber wenn man erst mal ein System erkennt, is’ das gar nicht so schwer.“

Erneut schaute Malcolm sich die Knöpfe an. Ihre Andeutung hatte alles plötzlich nicht mehr so kompliziert scheinen lassen. Jetzt sah er sich alles Schalttafel für Schalttafel an. Plötzlich quietschte er: „Das Ding kenne ich!“, und zeigte auf die Tafel oben rechts. „Das is’ das Sprechgerät!“ „Voll ins Schwarze!“, grinste Tchey. „Das war ja schon mal ein guter Anfang.“

Grübelnd sah sich Malcolm die beiden Sticks an, die sich doch sehr von allen anderen Knöpfen zu unterscheiden schienen. „Was macht man damit?“, fragte er. „Beweg mal.“, schlug Tchey vor. „Der Antrieb ist nicht aktiv. Es kann gar nichts passieren. Dafür müsste ich erst mal einen bestimmten Schaltschlüssel auf einen bestimmten Zapfen stecken und das habe ich nicht.“ „OK.“, sagte Malcolm und tat, was sie ihm soeben vorgeschlagen hatte. Dabei fiel ihm auf, dass sich der eine Stick nur nach vorn und hinten, der andere nur nach rechts und links bewegen ließ. „Sagst du Rescue One damit, ob sie sinken oder steigen oder nach rechts oder links fliegen soll?“, fragte er. „Genau!“, sagte Tchey. „Dann is’ der Schieberegler sicher wegen der Geschwindigkeit.“, vermutete Malcolm. Tchey nickte und klopfte sich begeistert auf die Schenkel. „Das is’ ja wie bei der Fernsteuerung von meinem Spielzeugschiff.“, sagte Malcolm. „Und was macht die Tafel mit den vielen Zahlen und Buchstaben da drüber?“ „Da kann ich Kurse und Zielplaneten eingeben, wenn ich auf das manuelle Fliegen mal keine Lust habe, oder dann, wenn es nicht geht, weil wir auf Warp sind und damit zu schnell.“, erklärte Tchey kindgerecht. „Kannst du den Schlüssel holen und wir drehen ’ne Runde?“, fragte Malcolm. Tchey räusperte sich. „Bei aller Abenteuerlust.“, sagte sie. „Das darf ich nicht. Dann fliege ich aus meinem Job und dann ist nichts mehr mit Fliegen.“ „Bist du dann traurig?“, fragte Malcolm mit einem mitleidigen Blick. Tchey nickte. Dann sagte sie: „Aber ich hab’ ’ne Idee! Wir gehen zum Simulator im Schulungsraum. Den kann ich so programmieren, dass er sich genau so wie Rescue One benimmt.“ „Oh, fein!“, quietschte Malcolm und wuselte hinter ihr her aus dem Shuttle ins Gebäude, wo sie bald einen großen Raum betraten, in dem sich ein Shuttlesimulator befand. Tchey ging zum Computermikrofon und befahl dem Rechner, das Profil von Rescue One zu laden. Dann kam sie zu Malcolm zurück, der sich bereits an die rechte Tür gestellt hatte, nahm ihn bei der Hand und führte ihn einmal halb um den Simulator herum. „Du fliegst, ich helfe dir.“, sagte sie grinsend. „Ich weiß nich’.“, sagte Malcolm zögerlich. „Na komm, Tiger.“, tröstete Tchey. „Eben hast du doch noch gesagt, es sei wie bei deinem Spielzeugschiff. Du brauchst echt keine Angst zu haben. Erstens ist das nicht real und zweitens ist ja Tante Tchey da. Die holt uns schon wieder aus der Patsche.“ „Na gut.“, sagte Malcolm und stieg in das Shuttle. Tchey tat es ihm auf der rechten Seite gleich.

Ein Blinklicht auf der Schalttafel für das Sprechgerät ließ Malcolm genauer hinsehen und darauf zeigen: „Was is’ das?“ Tchey betrachtete das Display und sagte: „Die Raumkontrolle hat Sehnsucht. Das mache ich. Ist wohl ’n bisschen kompliziert für dich.“ „OK.“, sagte Malcolm und hörte aufmerksam zu, wie Tchey der simulierten Raumkontrolle ihren Flugplan mitteilte. Dann gab sie dem Jungen einen Schaltschlüssel, den Malcolm sofort auf den dazugehörigen Zapfen steckte. „Du lernst schnell.“, stellte sie fest.

Der Antrieb machte ein Geräusch und Malcolm zog den Joystick für die Höhenregelung zu seinem Bauch, aber außer einem kleinen Ruck geschah nichts. „Es geht nich’.“, sagte Malcolm. „Kannst du hoch oder sehr weit springen ohne Anlauf?“, fragte Tchey. „Nein.“, sagte Malcolm. „Siehst du?“, fragte die Reptiloide. „Und genau so braucht sie auch Schub. Aber pass auf, dass sie nicht zu schnell wird. Dann übersteuerst du sie und wir könnten abstürzen.“ Sie deutete auf den Regler für die Geschwindigkeit: „Schieb mal.“

Der Antrieb summte auf und sie hoben tatsächlich vom Boden ab. „Weißt du, was du gerade gemacht hast?“, fragte Tchey stolz. „Du hast gerade ein Shuttle gestartet und das noch nicht mal schlecht!“ „Danke, Tante Tchey.“, lächelte Malcolm. „Und was jetzt?“ „Jetzt steigen wir, bis wir aus der Atmosphäre sind und dann schiebst du den Regler so weit vor, bis im Display ein voller Impuls steht.“, sagte Tchey. „Ich kann noch nich’ so gut lesen.“, sagte Malcolm. „Ich bin gerade erst in die Schule gekommen.“ „OK.“, sagte Tchey. „Dann sage ich dir, wenn es so weit ist.“

Mikel, Kissara und ich hatten uns an der Schleuse getroffen. „Haben Sie Ihrem Schiff schon erklärt, dass Sie Passagiere mitnehmen?“, erkundigte sich mein Commander. „Ja, Ma’am.“, antwortete ich. „Das weiß Lycira bereits. Sie hat sogar gesagt, dass Sie zwei ihr die allerliebsten Passagiere sind.“ „Immer für ein Kompliment gut, deine Lycira.“, wendete sich Mikel an mich.

Jannings kam aus der Tür. „Ihr Schiff ist bereit, Allrounder.“, sagte er. „Danke, Techniker.“, entgegnete ich und winkte meinen beiden Vorgesetzten, mir zu folgen.

Kissara blieb aber plötzlich zurück. „Warten Sie bitte einen Moment.“, sagte sie und begann nervös in ihrer Tasche zu kramen. „Verdammtes Sprechgerät!“, zischte sie. „Ich wünschte, ich hätte das Ding in meinem Quartier gelassen!“

Endlich hatte sie den genannten Gegenstand zutage gefördert. Im Display las sie das Rufzeichen der Stationszentrale ab, in der jetzt Ribanna, meine feste Vertretung, ihren Dienst versah. „Was gibt es, Allrounder.“, fragte sie. „Ich habe Präsidentin Nugura für Sie, Commander.“, sagte die junge dunkelhaarige Indianerin. „Stellen Sie durch!“, befahl Kissara. „Unsere Oberbefehlshaberin sollten wir nicht warten lassen.“ Ribanna nickte und führte ihren Befehl aus. „Hier ist Kissara.“, gab sich selbige zu erkennen. „Gut, dass ich Sie noch erreiche, Commander.“, sagte die Präsidentin und Oberbefehlshaberin der Sternenflotte erleichtert. „Ich wollte, oder besser muss, Ihnen mitteilen, dass Sie und ihre Crew die Ehre haben, die Föderation gemeinsam mit mir bei der Übergabe des Meilensteins zu repräsentieren.“ „Bei der Übergabe von was?“, fragte Kissara verwirrt. „Tut mir leid, Madam President. Ich vermag Ihnen nicht ganz zu folgen.“ „Hören Sie keine Nachrichten, Commander?“, fragte Nugura ernst und fast so, als wollte sie Kissara für ihre scheinbare Unwissenheit bestrafen. „Sprechen Sie etwa von der neuen romulanischen Waffe, Nugura?“, rettete sich Kissara aus der Affäre. „Genau von der rede ich.“, sagte die Präsidentin. „Die Romulaner haben sie so genannt. Es ist ja auch irgendwo die Wahrheit. Aber über Details werden wir noch früh genug informiert werden. Die Romulaner haben vor, sie uns als Zeichen ihrer freundschaftlichen Beziehung zu uns in einem zeremoniellen Akt auf Camp Khitomer zu übergeben. Time und Cinia sind auf Mission und so sind Sie dran.“ „Also gut.“, sagte Kissara. „Wir kommen.“ Damit beendete sie die Verbindung.

„Dann ist der Urlaub wohl gestrichen.“, stellte Mikel fest und schickte sich an, seinen Rollkoffer wieder in die komplett andere Richtung davonzuziehen. „Soll ich …“, begann ich. Aber Kissara fiel mir ins Wort: „Sie sind krank, Allrounder. Sie haben den medizinischen Segen für einen Urlaub. Mikel und ich haben da weniger Glück. Ribanna wird auch weiterhin Ihren Posten übernehmen. Fliegen Sie ruhig zur Erde und gönnen Sie sich ein paar schöne Tage, bevor Ihnen hier die Decke auf den Kopf fällt! Das ist ein Befehl!“ Ich nickte und nahm Jannings’ Hand entgegen, die er mir freundlich mit folgenden Worten hingestreckt hatte: „Kommen Sie. Ich weiß, Sie finden den Weg zu Lycira auch allein, aber dann fängt Ihr Urlaub eben schon etwas früher an. Ich habe gehört, Sie und der Agent müssen den ganzen Tag über konzentriert sein bei allem, was Sie tun, damit Sie nirgendwo anecken und so.“ „Kommt schon in gewisser Weise hin, Techniker.“, lächelte ich. „Deshalb nehme ich Ihre Hilfe auch gern an.“

Er führte mich zu Lyciras Einstiegsluke und schob meinen Koffer hinterher. Doch keine Passagiere, Betsy?, fragte Lycira verwundert, als ich ihr den Gedankenbefehl zum Abdocken gab. „Nein, Lycira.“, erwiderte ich in Gedanken und gleichzeitig laut. „Die zwei wurden in letzter Sekunde abberufen. Sie müssen sich mit Nugura auf einer langweiligen Konferenz herumschlagen.“ Die Ärmsten., dachte Lycira. Da hattest du wohl mehr Glück. „Das kann man wohl sagen.“, erwiderte ich. „Sobald wir weit genug von der Basis weg sind, gehst du auf Interdimensionsflug.“ Willst du zu Shimar?, erkundigte sie sich. „Nein.“, sagte ich. „Ich will, dass wir hier aus dem Universum heraus und in der Umlaufbahn der Erde wieder hinein fliegen. Ich habe kein gutes Gefühl, was Tchey angeht. Wir sollten so schnell wie möglich in ihrer Nähe sein. Mit diesem Pilotentrick dauert unser Flug ja nur eine Sekunde.“ Nur, weil sie dir heute nicht gemailt hat?, versuchte mein Schiff, mich zu beruhigen. Ich bin sicher, dafür gibt es ganz natürliche Gründe. Vielleicht hat sie es einfach nur vergessen. „Das glaube ich nicht, Lycira!“, sagte ich mit Überzeugung. „Irgendetwas läuft hier gewaltig schief!“ Ich spüre deine Sorge., tröstete sie und führte meine Befehle aus.

Wenig später waren wir in der Umlaufbahn der Erde angekommen und ich hatte der völlig verdatterten Raumkontrolle auseinandergesetzt, woher wir kamen und wohin wir wollten. Der Kontrolloffizier musste ein Neuling gewesen sein, denn seine Kollegen kannten Lycira und mich bereits. Sie mussten wohl vergessen haben, ihn zu informieren. „Also gut, Allrounder.“, stammelte er. „Setzen Sie Ihren Flug fort. Es war nur das allererste Mal für mich, ein Schiff mit einem interdimensionalen Antrieb zu sehen.“ „Hätten Sie mich sonst abschießen lassen?“, fragte ich. Sag ihm, dass er das ruhig mal versuchen kann., mischte sich Lycira ein. Jannings hat mir bescheinigt, dass ich so gut in Schuss bin, dass ich es sogar mit einer Armada von Borgkuben und Sytania noch dazu aufnehmen könnte. Das grinsende Gesicht ihres Avatars, das sie mir zeigte, bewies mir, dass sie dies wohl nicht ganz ernst gemeint haben konnte. „Wer angibt, der hat mehr vom Leben, was, Lycira?“, lächelte ich zurück. Dann sagte ich zu dem noch immer verdatterten Kontrolloffizier: „Machen Sie sich keine Sorgen. Lycira und ich sind harmlos.“ „Also gut.“, sagte er. „Dann glaube ich Ihnen mal.“ Er übermittelte mir noch einen Kurs, auf dem ich am schnellsten zu meinen Landekoordinaten kam und beendete dann das Gespräch. Wie immer würde ich Lycira auf der Wiese hinter meinem Haus parken. Ganz Little Federation kannte sie und hatte kein Problem damit, dass irgendwo im Vorgarten eine Raumkapsel stand. Lycira war ja auch nicht die Erste. Mikel machte es ja mit seiner Kapsel genau so und ich hatte es ja auch mit Lyciras Vorgängerin nicht anders gehandhabt.

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