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Wie Recht Zirell haben sollte, sollte sich zur gleichen Zeit bereits im Antiuniversum abzeichnen. Hierher waren Sytania und Cirnach längst auf dem Weg, um sich mit T’Mir, dem jetzigen Oberhaupt, zu treffen. Die Vendar hatte über SITCH der Raumkontrolle des Antivulkan bereits ihre Ankunft mitgeteilt, als sie sich noch in der interdimensionalen Schicht befanden. „Warum hast du es so eilig, Cirnach?“, wollte die Prinzessin wissen. „Weil ich nicht will, dass das Antiuniversum länger in Ungewissheit leben muss, Hoheit.“, antwortete Cirnach. „Ich wollte damit nur deutlich machen, dass sich die Antiregierung der Antiföderation Eurer Unterstützung sicher sein kann. Sie werden eventuell ziemlich verwirrt sein, nachdem dieser Saron ihre Nugura quasi getötet hat. Ich wollte nur verhindern, dass sie kopflos irgendwelche Dinge tun, die sie nachher bitter bereuen könnten. Die gute Föderation hat damit einen großen moralischen Sieg errungen. Das ahnen sie nur noch nicht, aber wir wissen es um so besser. Ich wollte nur …“ „Oh, Cirnach!“, unterbrach Sytania sie. „Du bist immer so fürsorglich. Aber warum denkst du, dass sie den Kopf verlieren könnten? Daran glaube ich nicht. Immerhin ist die dortige T’Mir Vulkanierin.“ „Ihr vergesst, Herrin.“, rief Cirnach der Prinzessin die Fakten noch einmal in Erinnerung. „Dass sie Antivulkanierin ist.“ Sie betonte das Anti besonders. „Das bedeutet, dass sie genau das Gegenteil von dem ist, was die gute T’Mir ausmacht. Sie ist reine Emotion, wo die gute T’Mir reiner Verstand ist. Sie ist sprunghaft und ihre starke Aggression könnte sie zu Dingen verleiten, die unseren Plänen nicht gut tun. Ohne Euch, Herrin, die sie auf dem Boden der Tatsachen hält, wird T’Mir El Antivulkan ihre eigene Dimension vor die Wand fahren. Bitte bedenkt meine Worte!“

Sytania lehnte sich zurück und begann tatsächlich, über die Worte der Vendar nachzudenken. Keinem anderen ihrer Vendar hätte sie erlaubt, so mit ihr zu reden, außer vielleicht Dirshan und ihr. Sie war zwar die Ehefrau dessen, der in ihren Augen schändlich versagt und daher seine Degradierung zum einfachen Soldaten mehr als verdient hatte, aber sie war selbst eine sehr gute Strategin. Wenn sie Sytania etwas sagte, dann würde es schon der Richtigkeit entsprechen.

„Recht hast du.“, sagte Sytania dann schließlich. „Sie wird im hohen Maße auf mich angewiesen und mir somit sehr gefällig sein! Und ich dachte schon, es wäre alles zu spät, jetzt, wo es die Antinugura nicht mehr gibt. Ohne den Kopf ist eine Schlange schließlich nicht lebensfähig. Nur hatte ich wohl nicht auf dem Schirm, dass längst einer nachgewachsen ist. Aber dieser Saron hat sich wohl nicht gedacht, dass er unter Umständen sein eigenes Universum vom Regen in die Traufe manövriert, wenn er sie vernichtet und seine Nugura wieder herstellt. Wie sollte er solche Zusammenhänge auch verstehen? Er ist schließlich nur ein einfacher Sekretär!“ „Aber einer, der oft mit der guten Nugura zusammengearbeitet hat.“, fügte Cirnach bei. „Sie vertraut ihm sehr und hat ihm sicher auch oft genug Geheimnise anvertraut. Vielleicht weiß er mehr, als wir uns jetzt denken können.“ „Bitte, Cirnach!“, sagte Sytania etwas unwirsch. „Bereite mir keine schlaflosen Nächte!“ „Das war nicht meine Absicht, Herrin.“, sagte Cirnach beruhigend. „Ich habe Euch nur erklären wollen, dass wir vorsichtig sein müssen. Aber auf der anderen Seite wird ihnen auch dieser neue Sieg nicht viel nützen.“, sagte die Vendar und wartete ab.

„Was meinst du damit?“, drängte Sytania. Sie hatte eine Weile nachgedacht, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. „Ich meine, dass es niemals zu einer Entschuldigung der Föderation bei den Romulanern kommen wird.“, antwortete Cirnach. „Spann mich gefälligst nicht so auf die Folter!“, empörte sich Sytania. „Sag mir gefälligst, was du …“ „Die Abstimmung, Gebieterin!“, sagte Cirnach und grinste schelmisch. „Was ist mit der Abstimmung?“, wollte Sytania wissen. „Ich kenne mich mit solchen Dingen nicht aus. Du musst schon etwas konkreter werden.“ „Wie Ihr wünscht.“, sagte Cirnach und grinste erneut.

Sie übergab dem Mishar die Steuerkontrolle und stellte sich in die Mitte der Kanzel, um einen Vortrag zu beginnen. „Ihr wisst.“, begann sie. „Dass in einer Demokratie immer das getan wird, was die Mehrheit wünscht. Das bedeutet in unserem Fall, dass die Politiker der guten Föderation das tun werden, was die Meisten wollen. Das wird aber auf Garantie nicht sein, sich bei den Romulanern zu entschuldigen und vor ihnen zu Kreuze zu kriechen. Das würde ja bedeuten, dass man zugeben müsste, einmal gefehlt zu haben, was die eigenen moralischen Standards angeht. Etwas zugeben, Herrin, das tun Politiker ziemlich ungern. Außerdem würden sie sich ja dann mit einem in den Augen der Meisten scheußlichen Konflikt auseinandersetzen müssen und das werden sie in ihrer jetzigen Verfassung sicher nicht wollen. Sie werden dafür stimmen, lieber Garak El Cardassia alles in die Schuhe schieben zu wollen. Er hat den Mord an den Gesandten ja schließlich zu guter Letzt auch ausgeführt. Wer ihn geplant hat, dieses Detail werden sie ihm auch noch zurechnen wollen, auch dann, wenn es nicht ganz die Wahrheit ist. Die Politiker der guten Föderation waren schon immer bequem, Sytania, und das hat sich bis heute nicht geändert. Sie gefallen sich zu sehr in der Rolle des unfehlbaren moralisch integeren Friedensengels, der sie schon immer sein wollten. Sie haben sich aber schon immer davor gescheut, solch schrecklichen Wahrheiten ins Auge zu sehen. Ihr wisst, dass sie sich aus vielen Situationen herauslavieren wollten und es auch getan haben. Das mordlüsterne Schneiderlein für sich über die Klinge springen zu lassen, zumindest in den Augen der Öffentlichkeit, sollte eine ihrer leichtesten Übungen sein. Ich bin überzeugt, Milady, dass die Abstimmung genau so ausgehen wird! Darum würde ich sogar mit Euch wetten! Sogar um mein Leben!“ „Ist dir klar, was das bedeutet, was du gerade gesagt hast?!“, fragte die Prinzessin. „Ja, Herrin!“, antwortete Cirnach. „Es ist mir völlig klar! Falls ich also diese Wette verlieren sollte, dürft Ihr mich ruhig töten lassen. Aber ich bin sicher, dass ich sie nicht verliere! Dazu habe ich die Politiker der Föderation zu lang beobachtet!“ „Kühne Worte!“, keifte Sytania. „Aber gut! Ich werde mich auf die Wette mit dir einlassen, Cirnach! Aber ich muss jetzt, da du dein Leben als Einsatz aufs Spiel gesetzt hast, einen Einsatz bieten, der zumindest gleichwertig ist, um mein Gesicht nicht zu verlieren und nicht als feige zu gelten. Falls ich die Wette also verliere, werde ich deinen Mann nach seiner Rückkehr wieder in sein Amt einsetzen, was für mich eine ebenso große Überwindung bedeutet.“ „Aber wie erklärt Ihr das Dirshan?“, wollte Cirnach wissen, die bereits kommen sah, dass sich Sytania wohl verkalkuliert haben würde. „Das muss ich ihm nicht erklären, Cirnach!“, sagte Sytania. „Das ist ja gerade das Gute an der Monarchie! Eine entscheidet und der Rest hat das zu akzeptieren! Ich bin die absolute Herrscherin in meinem Gebiet, Cirnach. Vergiss das nicht und nun sag selbst. Muss sich eine Herrscherin vor ihren Dienern rechtfertigen?“ „Nein, Milady.“, sagte Cirnach und setzte einen unterwürfigen Blick auf. „Siehst du!“, meinte die Königstochter. „Und nun sage mir, wann wir auf Antivulkan angekommen sein werden!“

Cirnach gab dem Mishar einige Befehle auf Vendarisch ein und der spuckte danach eine Antwort in derselben Sprache aus. „Laut dem Mishar werden wir in ungefähr drei Minuten in der Umlaufbahn sein, Hoheit.“, übersetzte Cirnach. „Das ist sehr gut.“, sagte Sytania grinsend. „Ich kann es kaum erwarten, T’Mir ins Gesicht zu sehen.“

Der Planet war in Sensorreichweite gekommen. Cirnach übernahm wieder die Steuerkontrolle, denn ihr war etwas aufgefallen, das sie ihrer Herrin unbedingt zeigen wollte. „Bitte wendet Euch dem Monitor vor Euch zu.“, bat sie die neben ihr sitzende Sytania. Diese kam ihrer Bitte auch nach. Jetzt sah auch sie jene Parkanlage, die sich T’Mir bauen lassen hatte. „Sehr schön und fast anheimelnd.“, lobte die Prinzessin. „Da bekommt man ja gleich auch neue Ideen für den Umbau des eigenen Schlosses. Suche uns einen Landeplatz außerhalb, Cirnach. Ich will zu Fuß in und durch diesen Park gehen, wenn ich mich mit T’Mir treffe.“ „Empfandet Ihr das nicht immer als umständlich?“, wunderte sich die Vendar. „Eine Zeit lang, Cirnach.“, erklärte Sytania. „Eine Zeit lang war das wohl so. Aber jetzt habe ich eben meine Meinung geändert. Man könnte sagen, ich habe die Langsamkeit für mich entdeckt. Also, du tust, wie ich dir geheißen habe! Wenn wir gelandet sind, wirst du zunächst auf dem Schiff bleiben und den Antrieb in Bereitschaft lassen. Sicher ist sicher! Ich werde nach dem Gespräch zu dir zurückkehren!“ „Wie Ihr wollt, Milady.“, sagte Cirnach und nickte, während sie das Schiff zwischen einigen Büschen aufsetzte. Inzwischen waren die drei Minuten nämlich mehr als vergangen und die Frauen hatten Antivulkan erreicht.

Die Prinzessin berührte einen Sensor und die Luke glitt zur Seite. Dann verließ sie das Shuttle. „Halte die Systeme in Bereitschaft!“, ermahnte sie Cirnach. „Sicher ist sicher! Man weiß ja nie!“ Dann ging sie und die Luke schloss sich wieder hinter ihr, wodurch sie die Vendar mit dem Schiff allein ließ.

Sytanias Weg führte sie nun zum Tor des Parks, durch das sie mit machtvollen Schritten ging. Sie hatte die beiden Bildnisse des Gottes des Todes und des Krieges sehr wohl gesehen, die das Tor flankierten. „Oh, was für eine Begrüßung?!“, stellte sie fest und verneigte sich ehrerbietig. „Göttern, deren Hilfe ich unter Umständen noch brauchen werde, sollte ich schließlich Respekt zollen. Ich werde nämlich dieses Mal meine Feinde bestimmt nicht unterschätzen! Oh nein.“

Sie bog auf den Hauptweg ein, der von Beeten mit Kakteen und anderen für uns nicht gerade als schön geltenden Pflanzen gesäumt wurde. Bei einer Venusfliegenfalle blieb sie stehen und schaute sich um. „Ich wusste gar nicht, dass die Vulkanier einen so großen Sinn für Symbole entwickeln können, wenn man erst mal ihren langweiligen Verstand von ihren im Gegensatz dazu doch sehr aufregenden Gefühlen trennt!“, sagte sie zu sich. „Sytania, da hast du doch genau das Richtige getan!“ Sie klopfte sich selbst mit der linken Hand auf die rechte Schulter.

„Prinzessin!“ Sie hatte die Frau nicht bemerkt, die sie gerade bei ihrem Adelstitel gerufen hatte. Erst jetzt drehte sie sich um und sah die Silhouette T’Mirs, die immer näher kam. „Da seid Ihr ja endlich!“, lächelte die Antivulkanierin und breitete ihre Arme aus, um Sytania in dieselben zu schließen. „Lass das!“, sagte diese etwas angewidert. „Diese positiven Gefühle sind ja furchtbar! Lass uns lieber gleich zur Sache kommen und über das Geschäftliche reden.“ „Wie Ihr wünscht.“, sagte T’Mir und setzte dabei einen Blick auf, als wollte sie sich bei Sytania entschuldigen. „Bitte begleitet mich.“, sagte sie.

Sytania nickte und ging hinter ihr her, die sie zu einer Bank aus Steinen führte, die sich in der Nähe eines Wasserspieles befand, das einen Teufelskopf darstellte, aus dessen Nasenlöchern Mund und Augen das Wasser spritzte. „Ich sehe, du hast auch die Mythologie anderer Planeten mit eingebunden.“, sagte die Königstochter. „Natürlich.“, sagte T’Mir. „Schließlich sind wir ja alle eine große Familie, nicht wahr? Es gibt noch einige freie Flächen hier im Park, auf denen ich sogar Imperianisches plane. Der Höhepunkt meiner architektonischen Planungen soll aber nach unserem Sieg über das gute Universum dort stehen.“

Sie zeigte auf einen alles überragenden Hügel. „Und was schwebt dir vor?“, fragte Sytania, für die es sicher ein Leichtes gewesen wäre, es aus den Gedanken ihrer Verbündeten herauszulesen, denn T’Mir vertraute ihr. Aber die Prinzessin zog es dieses Mal doch vor, es auf verbalem Wege zu erfahren. Dies würde alles noch eine Weile in die Länge ziehen und das Ergebnis würde noch auf sich warten lassen. Normalerweise war Sytania nicht für ihre Geduld bekannt, aber in diesem Fall machte sie wohl einmal eine Ausnahme. Anscheinend gefiel ihr der eigene Plan und seine Folgen so gut, dass sie es buchstäblich genoss, alles ganz langsam und mit viel Bedacht auszuführen und zu erfahren.

„Es wird eine Statue geben.“, erklärte T’Mir. „Diese wird aus Eurem Ebenbild bestehen, das eine Axt in der Hand hält, mit der sie gerade die gute Nugura enthauptet hat.“ „Sehr gut.“, grinste Sytania. „Und so glorreich! Ich als Henkerin meiner größten Widersacherin! Da hast du fürwahr meinen Geschmack getroffen, T’Mir! Aber ich bin nicht hier, wie du sicher weißt, um mit dir über Gartenbau und Architektur zu reden. Vielmehr möchte ich dich zum Antritt der Regierung hier in diesem Universum beglückwünschen. Zuerst habe ich gedacht, hier gebe es jetzt ein Machtvakuum, seitdem …“ „Oh, nein.“, beschwichtigte T’Mir. „Da haben wir vorgesorgt. Und Euch, Hoheit, sollte auch klar sein, dass Ihr mit mir an Eurer Seite sicher viel besser dran seid, als mit dem Gegenpart von Nugura. Sie war, im Gegensatz zu mir, noch echt vernünftig. Aber ich bin der emotionale Teil von T’Mir, den sie Jahre lang unterdrückt hat. Was tut wohl ein Unterdrückter, he?“ „Er entwickelt eine Mordswut auf seinen Unterdrücker.“, antwortete Sytania. „Das bedeutet, diese negativen Gefühle hast du kultiviert.“ „Ganz genau!“, sagte T’Mir und lächelte der Imperianerin kalt und verbrecherisch zu. „Das bedeutet aber auch, dass ich Pläne fassen kann, die Euch noch in pures Erstaunen versetzen werden, so böse und skrupellos, wie sie sind.“ „Das kann ich mir denken.“, sagte Sytania. „Ich habe auch schon einen, der Euch bestimmt gefallen wird. Wie soll ich ihn Euch mitteilen? Wünscht Ihr eine Geistesverschmelzung, oder …?“, fragte T’Mir. „Oh nein!“, sagte Sytania energisch. „Meine Vendar haben in einem Recht. Je länger man etwas Grandioses herauszögert, desto besser kann man es genießen. Also werde ich es vorziehen, wenn du es mir verbal unterbreitest, dieses hübsche kleine Stück Denkspiel.“ „Wie Ihr wünscht, Königliche Hoheit.“, sagte T’Mir mit einem ehrfürchtigen Blick. Dann fuhr sie fort: „Ihr wisst, dass Agent Mikel großes Wissen über die Zusammenhänge bei Telepathie hat.“ „Das weiß ich.“, sagte Sytania, um die Abwartende dazu zu bringen, weiter zu reden und um zu signalisieren, dass sie ihr durchaus noch immer folgen konnte. „Dann könnt Ihr Euch ja sicher auch vorstellen, dass er eine Möglichkeit gefunden haben könnte, sein negatives Ich daran zu hindern, ihm weitere geistige Energie zu entziehen.“ „Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen.“, sagte Sytania, in der schon wieder eine gewaltige Wut aufstieg, die sich gegen Dill, der Mikels Nennvater und Lehrer war, richtete. „Dann wisst Ihr auch.“, erklärte T’Mir, dass dies bei der Besatzung der bösen Granger zu ziemlichen medizinischen Problemen führt.“ „Ja, auch das weiß ich, meine Freundin.“, sagte Sytania. „Aber warum bei der gesamten Besatzung?“ „Das werde ich Euch zeigen.“, sagte T’Mir und holte ein Pad aus der Tasche. Dann aktivierte sie es und hielt es Sytania unter die Nase. „Dies ist ein medizinischer Bericht, der von Medical Assistant Learosh verfasst wurde.“, erklärte sie. „Er berichtet von Kopfschmerzen, von denen seine Kameraden in unregelmäßigen Abständen heimgesucht werden. Auch sei es ihnen, als würde man ihnen ihre Energie entziehen oder sie ihnen zumindest vorenthalten. Er ist als Einziger nicht betroffen, deshalb hat er auch neulich die ganze Sache ans Hauptquartier weitergegeben. Hier ist man sich sicher, dass dies nur durch die Besatzung der guten Granger verursacht werden kann, die wohl jetzt über dieses Wissen verfügt. Wir müssen dem ein Ende bereiten, Prinzessin! Ich denke, dass der gute Mikel beabsichtigt, uns in sein Universum zu locken. Den Gefallen werden wir ihm auch tun, aber die Granger wird nicht allein kommen. Den Rest unserer Sternenflotte wird sie mitbringen. Dann wird Mikel sich ganz schön umschauen, denn er wird keine Hilfe erwarten können. Die restliche gute Sternenflotte ist wie gelähmt und im Hauptquartier sieht es nicht viel anders aus. Dort schläft man auch vor sich hin. Mikel wird ziemlich bereuen, was er Kissara da für einen Floh ins Ohr gesetzt hat, denn, ehe er sich versieht, wird es die Granger nicht mehr geben!“ Sie lachte gemein auf. „Ein sehr guter Plan, T’Mir.“, sagte Sytania. „Ich hätte es mir nicht besser ausdenken können.“ „Vielen Dank, Hoheit.“, erwiderte T’Mir, die sich sehr geschmeichelt fühlte. „Und ich finde.“, sagte Sytania. „Darauf sollten wir sogar anstoßen! Dieser einfältige terranische Narr hat nicht bedacht, dass er mit diesem Plan seine eigenen Leute vernichten wird. Aber damit habe ich zwei meiner größten Widersacher aus dem Weg geräumt. Betsy ist ja schon seit langem tot und Mikel wird es auch bald sein. Dann gibt es niemanden mehr, der mir dazwischen pfuschen kann! Niemanden!“

T’Mir ging zu einem Replikator in einer anderen Ecke des Parks. Dann replizierte sie eine Kanne Met und zwei Trinkhörner, die sie befüllte, um Sytania gleich darauf eines zu geben. Das Zweite behielt sie selbst. „Lasst uns auf unseren Plan anstoßen!“, sagte sie freudig und prostete Sytania zu. „Ganz recht!“, sagte die Prinzessin und erwiderte das Prosten.

Nach dem Austrinken stellte T’Mir plötzlich ihr Trinkhorn an der Lehne der Bank ab. Dann sah sie Sytania an. „Was ist dir?“, fragte die etwas über dieses Verhalten verwirrte Prinzessin. „Was wird mit mir geschehen, falls die gute Föderation in diesem Krieg, den Ihr sicher Zweifels ohne plant, unterliegen wird?“, fragte die Antivulkanierin. „Nun.“, sagte Sytania. „Um dich und um all die anderen musst du dir keine Sorgen machen. Ich habe vor, dich als Königin von ganz Vulkan einzusetzen. Das kann ich durchaus tun, denn ich wäre dann ja Kaiserin aller Dimensionen!“ Erleichtert atmete T’Mir auf. „Hast du wirklich gedacht, ich lasse dich im Stich?“, fragte Sytania und klang dabei schon fast tröstend. „Um ehrlich zu sein, Milady, das glaubte ich. „Ich glaubte, Ihr würdet einen Imperianer einsetzen, der für Euch …“, erklärte T’Mir, aber Sytania winkte nur ab. „Warum sollte ich das denn tun?!“, fragte sie. „Wo ich doch so eine loyale Verbündete in dir habe! Nein! Wenn ich gewonnen habe, wirst du hier alles in die Hand bekommen. Es wird dir vielleicht zunächst merkwürdig vorkommen, als Monarchin zu regieren. Aber ich denke, dass wird gar nicht so schlimm. Das Meiste hast du nämlich schon verinnerlicht, wenn ich mir hier alles so ansehe. Ein Bewusstsein für Macht und ihre Annehmlichkeiten hast du ja bereits.“ „Vielen Dank, Milady.“, sagte T’Mir geschmeichelt.

Sytania stand auf. „Ich werde jetzt gehen.“, sagte sie. „Schließlich habe ich noch einige Vorbereitungen zu treffen, wenn dieser Plan, von dem ich dir gerade berichtet habe, wirklich funktionieren soll.“ „Was für Vorbereitungen sind das, Milady?“, fragte T’Mir. „Nun.“, erklärte Sytania. „Ich beabsichtige, mich in nächster Zeit zu vermählen. Dazu muss ich mir aus den in Frage kommenden Kandidaten noch den passenden Bräutigam aussuchen. Wenn das getan ist, werde ich noch Zeit benötigen, um mit ihm ein Wesen zu erschaffen, das Angst und Schrecken verbreiten wird. Es wird meine Armeen und deine Sternenflotte anführen, wenn es gegen alle Dimensionen geht!“ „Aber die Sache mit der Granger.“, gab T’Mir zu bedenken. „Die Sache betrachtet deine Sternenflotte am besten als eine kleine Vorübung.“, meinte die Prinzessin lapidar. „Ich denke, mit der werdet ihr leicht fertig! So, nun lass mich gehen. Meine seherischen Fähigkeiten melden mir gerade, dass sich Dirshan schon ziemlich nah am Ort des Geschehens befindet. Ich muss im Schloss sein, bevor er auf Bajor eintrifft.“ „Also gut, Hoheit.“, meinte T’Mir. „Ich werde Euch aber noch zu Eurem Schiff begleiten. Als gute Gastgeberin tut man das schließlich.“ „Nun denn, in aller Teufels Namen!“, sagte Sytania unwirsch, die auf solcherlei Formalitäten im Moment liebend gern verzichtet hätte. „Aber spute dich!“

T’Mir nickte und eilte hinter Sytania her, die sich schnellen Schrittes auf den Weg zu dem immer noch zwischen den Büschen stehenden Veshel machte. Cirnach, die ihre Ankunft mit Hilfe der Sensoren beobachtet hatte, ließ den Rechner sofort die Luke öffnen, um ihrer Herrin das Einsteigen zu ermöglichen. Dann schloss sich die Luke wieder und die Vendar aktivierte sofort die Atmosphärentriebwerke. „Du tust sehr gut an dem, was du tust, Cirnach.“, lobte Sytania. „Wir haben es nämlich sehr eilig!“ „Darf ich wissen, warum wir es so eilig haben, Herrin?“, fragte die Vendar, während sie das Schiff aus der Atmosphäre des Antivulkan lenkte. „Das darfst du.“, sagte Sytania. „Dirshan ist fast auf Bajor. Das Gespräch mit T’Mir hat mich wohl zu lange aufgehalten. Wann können wir auf Interdimensionsflug gehen?!“ „Sobald wir das Sonnensystem verlassen haben, Herrin.“, erklärte Cirnach. „Aber warum bringt Ihr uns nicht mit Hilfe Eurer Kräfte dort hin, wo Ihr hin wollt, wenn es so eilig ist?“ „Weil ich gerade all meine Aufmerksamkeit auf Dirshan gerichtet habe.“, erwiderte Sytania. „Ich werde ihn jetzt, in dieser kritischen Phase, auf keinen Fall aus den Augen lassen, verstehst du?!“ „Sehr genau, Gebieterin.“, sagte Cirnach. „Sehr genau.“

Sie beschleunigte das Schiff auf Warp eins, obwohl sie sich noch im Sonnensystem befanden. „Ich hoffe, du weißt, was du da tust!“, ermahnte sie Sytania. „Das weiß ich sehr wohl, Prinzessin.“, sagte Cirnach tröstend und gab sich alle Mühe, einen versierten Eindruck auf ihre Herrin zu machen. In Wahrheit hatte sie dieses Manöver heute nämlich zum ersten Mal ausgeführt. Aber auf dem Kurs, den sie gesetzt hatte, schien es laut Sensoren keine Hindernisse zu geben. Tatsächlich gelang es ihr, das Veshel auf gradem Kurs aus dem System zu steuern. Erleichtert begann sie mit den Vorbereitungen für den Interdimensionsflug.

„Du bist eine geschickte Fliegerin, Cirnach.“, stellte Sytania fest, nachdem das Schiff in den Interdimensionsmodus gegangen war. „Um ehrlich zu sein, dieses Manöver hätte ich dir nicht zugetraut.“ „Ich habe eben bei den Schulungen gut aufgepasst, die mein Mann immer abgehalten hat, Milady.“, erwiderte Cirnach. Dabei betonte sie die Tatsache, dass Telzan seine Truppe gut in Form gehalten hatte, besonders. Bei Dirshan hatte es solche Schulungen nie gegeben. Wie sollte es auch, wo er doch selbst noch auf dem Bildungsstand eines Novizen war und seine Führerschaft nur der Tatsache geschuldet war, dass Sytania im Moment wohl lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach haben wollte. „Ich verstehe, was du mir sagen willst.“, sagte die imperianische Prinzessin. „Und du kannst ganz beruhigt sein. Wir haben ja immer noch unsere kleine Wette am Laufen. Du weißt ja, was ich tun muss, falls die Abstimmung bei der guten Föderation so ausgeht, wie du vermutest.“ „Das weiß ich, Herrin.“, grinste Cirnach listig und flog mit dem Schiff ins Dunkle Imperium ein. „Beame mich sofort ins Schloss!“, befahl Sytania. „Wie Ihr wünscht.“, sagte Cirnach und stellte den Transporter genau auf den Thronsaal ein, um ihn gleich darauf zu aktivieren.

Auf 281 Alpha hatte Maron das Frühstück eingenommen. Nitprin schien aber irgendwas zu stören, das ahnte der erste Offizier, denn er sah zu, wie sie gedankenverloren in den Raum starrte. „Ist etwas nicht in Ordnung Jinya?“, fragte der Demetaner Anteil nehmend. „Is' schon okay, Maron.“, sagte Nitprin und begann gleich darauf, herzzerreißend zu weinen.

Maron stand von seinem Stuhl auf und ging um den Tisch herum, um sie, die ihm gegenüber gesessen hatte, zu trösten. Er nahm sie fest in den Arm und drückte sie an sich. Jetzt spürte er, dass sie am ganzen Leib zitterte. „Meine arme kleine Jinya.“, sagte er, während er sie sanft hin und her wiegte. „Was ist denn los?!“ „Hätte ich doch nur früher was gesagt!“, schluchzte Nitprin verzweifelt. „Jetzt wird alles drunter und drüber gehen, nur, weil ich den Mund nicht aufgekriegt habe! Die Ferengi werden den Kegel kriegen und ihn an den nächst besten Kriegsherren verhökern! Und das alles nur, weil ich nicht früher was gesagt habe! Das Ding kann zu einer schrecklichen Waffe werden! Das sagen alle!“ „Jetzt hör mir mal zu, Jinya!“, sagte Maron. „Ich gehe mal zu deinen Gunsten davon aus, dass du uns diese Information nicht absichtlich vorenthalten hast. Dein Trauma saß sehr tief. Die Mediziner sagen, …“ „Es ist mir egal, was die sagen, Maron!“, unterbrach Nitprin seinen Versuch, sie zu trösten, schluchzend. „Ich bin schuld, wenn die Galaxie zusammenbricht! Das sagt zumindest Shannon!“

In Maron stieg eine unglaubliche Wut auf, die er nur schwerlich zu kontrollieren vermochte. „O’Riley!“, zischte er. Dann folgten einige Sätze auf Demetanisch, die Nitprin wohlweißlich nicht verstehen sollte. Wahrscheinlich enthielten sie die verbalen Äußerungen dessen, was Maron wohl am liebsten mit der technischen Assistentin tun würde, wenn er denn dürfte und es keine Regeln für den Umgang zwischen Vorgesetzten und Untergebenen gäbe.

Er machte plötzlich ein angestrengtes Gesicht und räusperte sich. Wahrscheinlich hatte er gerade versucht, diese Gedanken mit aller Kraft wieder zu verdrängen. „Hat sie das wörtlich zu dir gesagt, Jinya?“, fragte er ernst. „Nein.“, erwiderte Nitprin noch immer schluchzend. „Sie fand es nur seltsam, dass es noch immer keine Einladung von den Vagasiden zu geben scheint. Sie meinte nur, vielleicht war die ganze Sache schon und wir haben die Party verpasst, wie sie sich ausgedrückt hat. Sie weiß das wohl aus eurer Besprechung und vermutet es deshalb, weil kein Befehl erfolgt ist, das IDUSA-Schiff zu warten. Deshalb glaubt sie, …“ „Ach.“, sagte Maron. „Und deshalb, weil sie wieder einige ihrer unausgegorenen Theorien verbreitet hat, glaubst du, dass …“ „Hm.“, nickte Nitprin traurig. „Dann will ich dir jetzt mal was sagen, Jinya!“, sagte Maron fest. „Was wir mit Sicherheit wissen, ist die Tatsache, dass wir die Party nicht verpasst haben! Zirell hat IDUSA nämlich in den vergangenen SITCH-Nachrichten nach einer Einladung, die diesen Kegel betrifft, suchen lassen und es hat definitiv keine gegeben. IDUSA soll immer noch suchen und wird uns bestimmt informieren, wenn eine eingeht! Also, es ist noch gar nichts passiert, Jinya! Noch gar nichts! Hörst du?!“

Nitprin atmete auf. „Den Göttern sei Dank!“, sagte sie. „Und ich dachte schon!“ „Das nächste Mal.“, sagte Maron. „Fragst du mich am besten zuerst, bevor du Shannon und ihre düsteren Endzeitvisionen konsultierst!“ Dabei betonte er das „Mich“ noch außerordentlich stark. „OK, Pflegevati!“, versprach Nitprin und klang dabei schon wieder etwas fröhlicher. „Abgemacht!“

Auch die tindaranische Kommandantin war in ihrem Quartier dabei, ihr Frühstück einzunehmen. Seit einigen Stunden schon hatte sie nicht mehr geschlafen und war tatsächlich mitten in der Nacht aufgestanden. Seit kurz nach Mitternacht hatte die Telepathin eine merkwürdige Vorahnung beschlichen. Zwar hatte sie versucht, diese Gedanken beiseite zu schieben, das war ihr aber nicht geglückt. Jetzt saß sie simulierend vor einer Tasse Kaffee und einem terranischen Brötchen mit Marmelade und starrte Löcher in die Luft. „Nun komm, Zirell!“, ermahnte sie sich schließlich, endlich mit dem Essen zu beginnen. „Du wirst noch zu spät zum Dienst auf deiner eigenen Brücke erscheinen, wenn du dich jetzt nicht beeilst!“

Sie griff beherzt zum Brötchen, um es sich zum Mund zu führen, aber zum Abbeißen sollte sie nicht kommen, denn im gleichen Augenblick zeigte sich der Avatar des Stationsrechners über den Simulator im Raum. Erschrocken ließ Zirell das Brötchen wieder auf den Teller fallen. „IDUSA!“, sagte sie. „Was ist los?!“ „Bitte verzeihen Sie, Commander.“, sagte die Stimme des Avatars nüchtern. „Ich weiß, dass ich mich eigentlich durch eine Leuchte und ein Signal ankündigen soll, außer, es handelt sich um einen Notfall.“ „Nun.“, sagte Zirell mild, nachdem sie den ersten Schrecken verdaut hatte. „Wenn du dich so verhältst, wie du dich normalerweise nur verhältst, wenn es einen Notfall gibt, dann wird es auch einen geben, denke ich. Sonst sollte Jenna wohl mal deine Programmierung überprüfen.“ „Es gibt tatsächlich einen Notfall, Commander.“, sagte der Avatar.

Zirell ließ ganz von ihrem Frühstück ab und wandte sich in Richtung des Simulators. Außerdem stand sie vom Stuhl auf und glättete ihre Uniform. „Wovon sprichst du, IDUSA?“, fragte sie. „Gibt es endlich eine Einladung von den Vagasiden?“ „Nein, Commander.“, negierte der Rechner. „Aber ich habe Darell, die Vorsitzende der Zusammenkunft, für Sie. Sie sagt, es sei sehr dringend. Sie spricht über den Notkanal!“ „Gib sie her!“, befahl Zirell alarmiert. Irgendetwas sagte ihr, dass hier wohl auch der Grund für ihr nächtliches Aufschrecken zu finden war. Durch einen hier nicht weiter zu erwähnenden Zwischenfall war Zirell zur einzigen Tindaranerin geworden, die ihre telepathischen Fähigkeiten auch interdimensional nutzen konnte. Der Grund konnte also überall und nirgends zu finden sein.

Es gab ein Signal und Zirell schaute in das virtuelle Gesicht ihrer Schulfreundin und der Regierenden ihres Volkes, die dadurch auch ihre Oberbefehlshaberin war, das IDUSA ihr über die Verbindung zeigte. „Was gibt es, Darell?“, fragte sie. „Es ist etwas passiert, Zirell!“, sagte die ältere Tindaranerin, deren Züge sehr blass schienen. „Das kann ich mir schon denken.“, sagte Zirell. „Ich meine, den Notkanal benutzt man schließlich nicht, um ein Kaffeekränzchen zu halten.“ „Sicher nicht.“, sagte Darell und schien, als hätte sie schon jetzt total den Faden verloren. „Jetzt sag mir doch bitte, was los ist!“, insistierte Zirell.

Darells Hand winkte. Das konnte Zirell jetzt gut sehen. Dann trat eine blasse Gestalt hinter ihr hervor. Die kundige Tindaranerin, die ja auch wusste, wie einige Bewohner des Universums der Föderation aussahen, erkannte einen Bajoraner. Ja, sie erkannte sogar einen bestimmten Bajoraner. Allerdings kannte sie ihn aus offiziellen Anlässen nur mit Robe. Sie erinnerte sich nur an eine einzige Situation, in der sie ihn als Flüchtling und in Zivilkleidung gesehen hatte. Aber sie fand auch, dass dies hier nichts zur Sache beitragen würde.

Sie verneigte sich: „Eminenz! Wie kommen Sie hierher und was ist so Schlimmes passiert, dass Sie die Hilfe des tindaranischen Militärs anfordern?“ „Es ist noch nichts passiert, Commander.“, sagte der Bajoraner, der jetzt auch sie erkannt hatte. „Aber es wird noch passieren! Meine letzte Vision von den Propheten war eindeutig!“ „Na, das ist ja etwas ganz Neues.“, sagte Zirell. „Normalerweise drücken die sich doch immer sehr verschnörkelt aus.“

Zirell sah, wie ihm Darell in einer vorsichtigen, aber bestimmten Bewegung das Mikrofon wieder abnahm. „Der Kai hat sich in ein interdimensionales Transportschiff geschmuggelt, um hierher zu kommen.“, sagte Darell. „Und ich weiß, was deine Befürchtungen sind. Aber dieses Mal hat Sytania hoffentlich nichts mit der Vision, die er erfahren hat, zu tun. Ich selbst habe es telepathisch in seinem Geist überprüft und die Soldaten, die ihn zwischen einer Lieferung Warpspulen aus dem Universum der Föderation fanden, haben auch nichts von ihr gespürt. Aber das ist noch lange nicht alles. Niemand durfte wissen, dass er nach Tindara reist! Wenn ich dir gesagt habe, was er gesehen hat, dann wirst du auch verstehen, warum das so ist. Wenn diese Information an die bajoranische Bevölkerung weitergegeben worden wäre, dann …“ „Nun sag schon.“, drängte Zirell.

Darell setzte sich an ihren Schreibtisch. Dann setzte sie eine ernste Miene auf. „In seiner Vision.“, setzte sie an. „Haben die Propheten ihn vor einem schrecklichen Unheil gewarnt! Da ich selbst in seinem Geist war, kann ich das alles bestätigen. Er ist nicht in der Lage, mit dir darüber zu reden. Die Sanitätseinheit deiner Nachbarstation wird ihn abholen und man wird sich dort sofort um ihn kümmern. Aber ich werde dir alles sagen, was ich selbst erfahren konnte. Ich wollte ihn nur noch so lange hier lassen, bis du ihn gesehen hast.“ „Dann sag ihnen am besten gleich Bescheid.“, sagte Zirell. „Ich schätze, dass er sonst zusammenbricht.“ „In Ordnung.“, sagte Darell. Dann ließ sie das ihren Rechner erledigen.

Im Hintergrund sah Zirell jetzt zwei tindaranische Soldaten in Medizineruniformen, die den völlig aufgelösten Kai in die Mitte nahmen, nachdem sie das Büro betreten hatten. Dann richteten sie einige tröstende Worte auf Englisch an ihren Patienten und verließen es mit ihm. Darell konnte es kaum erwarten, bis die Tür ins Schloss gefallen war.

„Und nun zu uns.“, sagte sie. „Ich kann natürlich das, was ich in seinen Gedanken gesehen habe, nur so wiedergeben, wie er es gesehen hat. Aber es gibt da ein paar Dinge, die mich ziemlich alarmiert haben. Auch ich glaube, dass die Propheten dieses Mal Hilfe brauchen. Ich glaube, dass wir alle Hilfe brauchen, wenn das eintritt, was …“ „Rede endlich!“, drängte Zirell unwirsch. „Ich habe dir ja schon gesagt, dass die Propheten dieses Mal sehr deutlich und weniger nebulös waren. Trotzdem kann ich einiges nicht verstehen. In der Vision hat der Kai zum Beispiel einen tanzenden Kelch gesehen, der einen Drudenfuß als Weihezeichen zeigte.“ „Oh, nein!“, erschrak Zirell. „Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass Sytania sich hier einmischt!“ „Allerdings.“, bestätigte Darell. „Der Kai und ich, wir hatten beide den Eindruck, dass weder er, noch die Propheten wirklich verstehen, was hier los ist. Sie wissen nur, dass es ein großes Unheil geben wird!“ „Wenn Sytania sich einmischt, Darell.“, sagte Zirell. „Dann ist das doch wohl mehr als offensichtlich!“ „Arbeitet Joran noch für dich?“, fragte Darell. „Natürlich.“, sagte Zirell. „Dann lass ihn mit dem zweiten Schiff einen Aufklärungsflug im Universum der Föderation unternehmen!“, befahl Darell. „Er hat 90 Jahre lang für Sytania gearbeitet. Ich denke, er wird der Einzige sein, der das hier richtig interpretieren kann.“ „In Ordnung.“, sagte Zirell. „Aber wir sollten die bajoranische Regierung informieren. Ich meine, dass der Kai seinen Weg zu uns gefunden hat, muss nicht heißen, dass sie Bescheid wissen. Immerhin praktiziert auch Bajor die Trennung von Kirche und Staat.“ „Sicher.“, sagte Darell. „Aber ich werde die geheimen Militärkanäle benutzen müssen. Was glaubst du, was das mit der Psyche der Öffentlichkeit von Bajor macht, wenn die hören, dass ihre Götter sich über den Kai an eine verbündete sterbliche Macht gewendet haben, um Hilfe und vor allem eine Erklärung zu erhalten?“ „Verzweifeln werden die!“, sagte Zirell. „Eine öffentliche Glaubenskrise ist sicher das Letzte, was das Universum der Föderation und vor allem Bajor, jetzt gebrauchen kann. Ich werde Joran sofort losschicken! Sag das bitte auch dem Kai. Wenn hier einer rauskriegen kann, was Sytania im Schilde führt, dann ist es Joran!“ „Danke, Zirell.“, sagte Darell erleichtert und beendete die Verbindung.

Zirell schlang hastig ihr Frühstück herunter. Mit leerem Magen konnte sie auf keinen Fall vor ihre Leute treten! Sie musste gewappnet sein, wenn sie in der kommenden morgendlichen Offiziersbesprechung allen die neuesten Entwicklungen mitteilte. Auch hatte sie den Eindruck, sich erst mal stärken zu müssen nach den Informationen, die sie gerade bekommen hatte. Nach dem Frühstück würde sie zuerst in Marons Quartier vorbeischauen. Ihn würde sie als Erstes informieren. Sie konnte sich keinen Reim auf den tanzenden Kelch machen und hoffte, dass ihr erster Offizier, der ja aus dem Universum der Föderation stammte, etwas mehr darüber wusste. Sie klammerte sich wohl an jeden Strohhalm, der ihr helfen würde, endlich eine Erklärung für das seltsame Gefühl, das immer noch nicht weichen wollte, zu finden. Bis Joran von seiner Mission zurück war, wollte sie am liebsten gar nicht warten müssen.

Sie verließ also ihr Quartier und ging auf den Flur hinaus. Hier hoffte sie, bald auf den Demetaner zu treffen, denn jetzt würde eigentlich genau der Zeitpunkt sein, zu dem er auch sonst diesen Weg zum Turbolift nehmen musste, um zur Brücke zu kommen. Dass Maron durch die Krise um Nitprin aufgehalten worden war, konnte sie ja nicht ahnen.

Langsam ging Zirell auf den nächsten Lift zu. Dabei wichen ihre Augen nicht von den Türen seitlich des Ganges. Aus einer dieser Türen musste er doch kommen! Sie wollte es vermeiden, in sein Quartier gehen zu müssen und dort unter Umständen noch auf die kleine Breen zu treffen, denn Zirell fand, dieses Thema, das sie mit ihrem ersten Offizier besprechen musste, war beileibe nichts für Kinder.

Die tindaranische Kommandantin war, ohne es selbst zu merken, durch die offene Tür eines der Turbolifts gegangen. Wie es ihr eingegeben war, hatte IDUSA diese geöffnet, sobald ihre Sensoren jemanden auf sie zukommen sahen. Völlig in Gedanken stand Zirell nun also vor der Rückwand der Kabine. Erst dann, als der Avatar des Rechners über den Simulator vor ihrem geistigen Auge erschien und sie ansprach, realisierte Zirell, was geschehen war. „Wohin, Commander?“, fragte der Rechner gewohnt freundlich. „Oh, lass mich am besten gleich wieder raus, IDUSA.“, sagte Zirell und drehte sich in Richtung Tür. „Ich muss zwar eigentlich zum Dienst, aber erst mal muss ich mit Agent Maron reden. Wo ist er?“ „Agent Maron befindet sich in seinem Quartier.“, erwiderte der Rechner und öffnete die inzwischen geschlossene Tür des Lifts erneut. „Danke, IDUSA.“, sagte Zirell lächelnd und verließ den Lift.

Jetzt führte sie ihr Weg einige Gänge weiter in eine Nische, wo sie gleich eine Türsprechanlage betätigte. Die Stimme dessen, der den Ruf von drinnen beantwortete, kannte sie gut. „Hier Agent Maron.“, sagte diese Stimme. „Maron, hier ist Zirell.“, sagte sie leise und fast etwas geheimnisvoll. „Ich muss mit dir vor dem Dienst noch etwas besprechen. Bitte lass mich ein.“

Per Display bekam sie die Information, dass die Verbindung beendet worden war. Dann glitt die Tür vor ihr zur Seite. Zirell ging einige Schritte in den Flur. Von hier aus konnte sie die Gestalt ihres ersten Offiziers bereits durch die halboffene Tür des Wohnzimmers erspähen, auf das sie zu und in das sie hinein ging. Dort sah sie allerdings sofort, dass Maron nicht allein war. „Schick bitte das Kind raus!“, sagte sie freundlich, aber bestimmt. „Die Dinge, die ich mit dir zu bereden habe, sind dienstlicher Natur und gehen die Kleine nun wirklich nichts an!“

Maron nickte. Obwohl er kein Telepath war, hatte er mitbekommen, dass diese Sache, was immer das auch für eine Sache war, sie sehr mitnehmen musste. Deshalb wendete er sich auch gleich an Nitprin: „Bitte geh in dein Zimmer und lass dich von IDUSA mit deiner Fernschule verbinden, Jinya.“ „Aber da wird doch jetzt noch niemand sein.“, entgegnete Nitprin, nachdem sie einen Blick auf ihre Uhr geworfen hatte. „Der Unterricht beginnt doch erst in fünf Minuten.“ „Dann wird sich dein Lehrer um so mehr freuen, wenn du die Erste bist.“, lächelte Maron. „Also gut.“, sagte Nitprin und schlich aus dem Wohnzimmer in Richtung des Kinder- und Gästezimmers. Dass sie weggeschickt wurde, gefiel ihr gar nicht! Zirell war ihr sehr nervös vorgekommen. So nervös, dass sie das Gefühl bekommen musste, dass hier etwas nicht stimmte, ja sogar, dass hier gewaltig etwas nicht stimmte! Trotzdem aber war sie folgsam und tat, was ihr Maron gerade gesagt hatte, denn sonst würde sie sein Vertrauen verlieren und eventuell gar nichts mehr erfahren, so dachte sie zumindest. Also setzte sie sich an ihren Schreibtisch, forderte die Verbindung von IDUSA an und begann zu lernen.

Maron und Zirell waren im Wohnzimmer zurückgeblieben. Der Demetaner hatte seiner tindaranischen Vorgesetzten einen Stuhl hingeschoben. „Nun verrate mir doch bitte mal, was dich so nervös macht, Zirell!“, sagte der Demetaner, replizierte eine frische Tasse und goss ihr Kaffee ein. „Oh, bitte nicht, Maron.“, lehnte Zirell höflich ab. „Wenn ich dieses terranische Zeug trinke, wird es nur noch schlimmer!“ Sie atmete einige Male tief durch. „Was in Mutter Schicksals Namen ist passiert?!“, fragte Maron mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme. „Das geistliche Oberhaupt von Bajor hat sich nach Tindara Prime geschmuggelt.“, begann Zirell. Verwirrt sah der erste Offizier sie an. „Warum musste er sich schmuggeln?“, fragte er. „Soweit ich weiß, besteht immer noch Reisefreiheit zwischen verbündeten Dimensionen.“ „Sicher.“, sagte Zirell und Maron bekam den Eindruck, dass sie bald explodierte, wenn er ihr nicht helfen würde, die Information loszuwerden. Er konnte nur das richtige Ventil einfach nicht finden.

„Die Reisefreiheit ist auch nicht das Problem.“, sagte Zirell schließlich. „Das Problem ist eher die Brisanz der Information, die er uns übergeben hat. Deshalb musste er sich schmuggeln. Stell dir mal vor, es käme an die Öffentlichkeit, dass sich der Kai und vor allem die Propheten selbst, an die Regierung einer sterblichen Macht gewendet haben, um von dort Hilfe zu erhalten. Gerade in diesen Zeiten, Maron. Denk mal drüber nach. Der Wäscher war sicher auch auf Bajor tätig und …“

Der erste Offizier machte ein gequältes Gesicht und zog Luft durch die Zähne ein. Dann sagte er: „Du hast Recht. Für uns mögen die Propheten nur Wesen aus dem Wurmloch sein, die, wie jede andere Lebensform auch, ihre Stärken und Schwächen haben. Aber für die Bajoraner sind sie Götter! Das macht die Situation wirklich sehr pikant und nicht weniger brisant. So eine Information könnte unter den Zivilisten eine Massenpanik auslösen. Aber da ist doch noch mehr, Sea Tindarana, nicht wahr? Was weißt du noch?“ „Darell hat mit dem Kai gesprochen.“, fuhr die Tindaranerin leise fort. „Er hat ihr gesagt, dass er eine Vision von den Propheten empfangen habe, in der sie um Hilfe bitten, weil sie die Situation, in der sie sind, nicht verstehen. Ich weiß, das klingt merkwürdig, wenn man bedenkt, dass sie allmächtig und allwissend sind, aber …“ „Halt, Zirell!“, unterbrach Maron sie. „Diesen Gedanken brauchst du gar nicht weiter zu spinnen, weil er falsch ist! So allwissend, allmächtig und allverstehend sind sie nicht! Es gibt nämlich etwas, das sie nicht verstehen. Sie verstehen alles nicht, was linear ist. Sie sind Wesen von außerhalb der Zeit und deswegen ist ihnen ihr Konzept fremd. Was ist, wenn die Lösung des Problems irgendwas mit etwas Linearem zu tun hat? Was ist, wenn die Propheten gern helfen würden, aber es nicht können, weil …“ Er hielt kurz inne und entschuldigte sich dafür, ihr so harsch und in seinen Augen doch sehr respektlos ins Wort gefallen zu sein. „Ist schon OK, Maron.“, sagte sie. „Es ist deine Heimatdimension! Du kennst dich dort aus! Aber deine Theorie könnte hinkommen. Ich werde Joran dort hin beordern. Anscheinend hat Sytania etwas mit der Angelegenheit zu tun. Er stand 90 Jahre lang in ihren Diensten. Wenn hier jemand herausfinden kann, was los ist, dann er. Der Kai sagte, ein tanzender Kontaktkelch mit einem Drudenfuß hätte in seiner Vision eine Rolle gespielt.“ „Du weißt, dass es mehr als offensichtlich ist, dass Sytania hiermit etwas zu tun hat, Zirell!“, sagte der Spionageoffizier mit sehr viel Sicherheit in Stimme und Augen. „Das weiß ich.“, sagte die tindaranische Kommandantin. „Aber ich wollte das am SITCH gegenüber dem Kai nicht durchblicken lassen. Der hatte schon Angst genug. Er befindet sich jetzt übrigens auf 282 Alpha.“ „Die Sanitätseinheit?“, fragte Maron. „Genau.“, nickte seine Vorgesetzte. „Ich denke, man wird ihn jetzt erst mal unter Medikamente setzen. Ich weiß, dass eine Aussage, die unter solchen Umständen genommen wird, wertlos ist. Du wirst noch warten müssen, aber du solltest ihn bei Gelegenheit vernehmen. Ich werde über Ishan mit der Crew von 282 Alpha in Kontakt bleiben. Sie werden mir sagen, wenn er so weit ist.“ „Das ist gut so.“, sagte Maron erleichtert. „Das ganze Medizinerlatein versteht er sowieso am besten.“ „Wen wundert’s.“, sagte Zirell. „Er ist ja auch schließlich unser Arzt.“

Sie wandte sich zur Tür und winkte ihm unmissverständlich. „Ich komme.“, sagte Maron. „Darell will die bajoranische Regierung über die geheimen Militärkanäle informieren.“, sagte Zirell. „Sie meint wohl, es sähe dort nicht ganz so schlimm aus. Sie hofft wohl, dass es dort noch einige gibt, die sich gegen den Wäscher wehren konnten und noch leben.“ „Da könnte sie wohl Glück haben.“, lächelte Maron. „Immerhin sind die Bajoraner für ihre rebellische Ader bekannt und ich denke, dass einige wirklich intelligent genug sind, um zu erkennen, dass der Wäscher auf keinen Fall von den Propheten geschickt wurde. Ich schätze, die gibt es gerade unter den Soldaten. Die mögen vielleicht sehr gläubig sein, aber wenn sie erkennen, dass ihnen jemand ein X für ein U vormachen will, verstehen sie, denke ich, sicher keinen Spaß!“ „Den Gedanken hatte Darell wohl auch.“, sagte Zirell.

„Ich werde Jenna auf jeden Fall gleich sagen, dass sie das Schiff warten soll. Dann schicke ich Joran besser gleich los. Dann muss ich nicht vor allen die ganze Geschichte noch einmal breit treten.“, sagte Zirell und verließ gemeinsam mit Maron das Quartier. Dann betrat sie mit ihm den Turbolift, der beide zur Brücke bringen sollte. „Ich sage IDUSA am besten gleich, dass sie Jenna und Joran Bescheid geben soll.“, meinte die Kommandantin noch, während sie ihr Sprechgerät zückte und einige Eingaben machte. „Es ist deine Station.“, lächelte Maron als Anspielung auf ihre Äußerung von vorhin. „Dort kennst du dich am besten aus!“ Zirell musste grinsen.

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