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Zirell saß in ihrem Bereitschaftsraum über einer Mail von der Zusammenkunft, als Maron diesen betrat. Der interessierte Blick des ersten Offiziers wanderte sofort ebenfalls zu der Mail auf dem virtuellen Schirm, nachdem Maron gewohnheitsgemäß seinen Neurokoppler aus der Tasche gezogen und angeschlossen hatte, um dann noch das Laden seiner Reaktionstabelle abzuwarten. „Ich konnte mir denken, dass es etwas Dienstliches ist.“, sagte er ruhig. „Das stimmt.“, sagte Zirell. „Aber ich wusste gar nicht, dass du inzwischen so gut Tindaranisch lesen kannst.“ „Oh, das kann ich nicht wirklich.“, gab der Demetaner zu. „Aber ich erkenne das Logo der Zusammenkunft auf dem Briefkopf.“ „Faszinierend.“, lächelte Zirell. „Und ich dachte, die Vulkanier wären die Logiker bei euch.“ Auch Maron musste leise lachen. Ihr Wortspiel hatte er durchaus verstanden. „Worum geht es denn jetzt eigentlich?“, fragte er. „Ich meine, als dein erster Offizier, sollte ich doch eigentlich wissen, was auf dieser Station demnächst geschehen wird, nicht wahr?“ „Aber sicher.“, nickte die Tindaranerin. „Dann hör mir jetzt mal genau zu, Nummer Eins. Die Zusammenkunft wird jeder Station ein zweites Patrouillenschiff zuordnen. Die Bedrohung durch Sytania ist so stark geworden, dass die Zusammenkunft es für besser hält, wenn wir ein wenig mehr Präsenz zeigen.“ „Verstehe.“, sagte Maron. „Das bedeutet wohl, Shimar muss sich demnächst zweiteilen.“ Er grinste, als er das sagte. „Aber nein!“, rief Zirell aus, die sich das wohl gerade ziemlich bildlich vorstellte. „Wir sind doch in der glücklichen Lage, einen zweiten eben so qualifizierten Flieger in unseren Reihen zu haben, der noch dazu Sytanias Schliche am besten von allen kennt. Er stand schließlich 90 Jahre lang in ihren Diensten. Für den Rest werden wohl ein paar Reservisten einrücken müssen.“ „Du meinst, Joran wird der Stammpilot der zweiten Einheit?“, vergewisserte sich Maron. „Genau.“, bestätigte die tindaranische Kommandantin. „Morgen kommt das Schiff an und übermorgen starten ja Shimar und du zu der Konferenz auf Camp Khitomer. Danach werdet ihr zurückkehren und dich nur hier absetzen. Ich habe vor, Joran und das neue Schiff verstärkt auf Patrouille zu schicken, damit sich beide aufeinander einspielen. Für Shimar und unsere bisherige Einheit heißt das Urlaub. Ich habe für IDUSA bereits einen Platz auf einer celsianischen Werft gebucht und Shimar wird wohl seine Freundin besuchen wollen, deren Ehemann ja auch dort lebt. So haben alle etwas davon.“ „Schäm dich, du fiese kleine Kupplerin.“, meinte Maron und pfiff anerkennend durch die Zähne. „Aber du hast Recht. Von Celsianern auseinander genommen zu werden, wird für IDUSA wohl ungefähr so wohltuend sein wie für uns eine Behandlung in einem Wellnestempel. Die sind ja technisch sehr versiert und Shimar, Allrounder Betsy und Techniker Scott …“ Er musste grinsen, was dazu führte, dass er seinen Satz nicht beenden konnte. „Ganz genau.“, sagte Zirell. „Ich werde dann mal zu Jenna gehen.“

Im Maschinenraum der Basis 281 Alpha, der einen direkten Zugang zum Hangardeck hatte, saß Jenna vor einer Konsole und las sich IDUSAs Diagnosebericht durch, den ihr ein dazu in die Datenbank des tindaranischen Schiffes überspieltes Programm lieferte. Auch eine direkte Kommunikation mit IDUSA war darüber möglich. „Ist es richtig, dass ich eine Kollegin bekommen soll?“, wendete sich das Schiff an ihre betreuende Ingenieurin. „Das weiß ich nicht, IDUSA.“, antwortete Jenna. „Aber wenn du willst, dann frage ich Zirell, was an dem Gerücht dran ist.“ „Das würde mich sehr beruhigen.“, sagte der Schiffsavatar.

Erneut ließ Jenna ihren Blick über den virtuellen Monitor schweifen, den ihr IDUSA zeigte. Dann sagte sie: „Was genau beunruhigt dich denn an der Tatsache, dass du über diese Sache nicht Bescheid weißt?“ „Ich habe nicht gesagt, dass mich etwas beunruhigt, Jenna.“, sagte IDUSA, die sich wohl in gewisser Weise ertappt gefühlt hätte, wenn ihr diese Empfindung möglich gewesen wäre. „Das stimmt.“, sagte die Terranerin mittleren Alters. „Das hast du nicht gesagt. Du hast aber gesagt, dass es dich beruhigen würde, wenn du wüsstest, ob das Gerücht über eine eventuelle zweite Einheit stimmt. Daraus habe ich geschlossen, dass du ohne dieses Wissen beunruhigt sein musst und sei es auch nur aus mathematischen Überzeugungen. Also, was ist los?“ „Also gut.“, sagte der Avatar und machte vor Jennas geistigem Auge ein verschämtes Gesicht. „Sie haben mich erwischt. Es ist nur so. Wenn ein zweites Schiff hier ist, dann wird es vielleicht auch mal mit Shimar Patrouillen absolvieren und ich …“ „Daher weht also der Wind.“, sagte Jenna. „Du bist eifersüchtig! Aber mach dir keine Sorgen. Ich kenne die Gerüchte nämlich auch und weiß, dass der Stammpilot des zweiten Schiffes wohl Joran sein wird. Also, mach dir keine Sorgen. Dein Shimar bleibt dir erhalten. Aber das ist es doch nicht wirklich, oder? Ich bin schon viel zu lange deine betreuende Ingenieurin, um dich nicht zu durchschauen, IDUSA. Deine wahre Motivation liegt doch ganz woanders.“ „Ich hätte wissen müssen, dass Sie zu intelligent sind, Jenna, dass ich Ihnen etwas vormachen könnte.“, resignierte das Schiff. „Aber es ist schwierig für mich, Ihnen die Wahrheit zu sagen, weil sie unter Umständen einen Gewissenskonflikt auslösen könnte.“ „Na, raus damit, IDUSA.“, sagte Jenna. „Wenn wir es nicht probieren, dann werden wir beide niemals wissen, ob dieser Konflikt wirklich ausgelöst wird oder nicht.“ „Na gut.“, sagte der Avatar und schaute sie an, als wolle sie jetzt schon um Vergebung bitten für eine Sache, die noch gar nicht gesagt war. „Wenn ein zweites Schiff kommt.“, sagte IDUSA. „Dann könnte es doch sein, dass Sie sich ab und zu mal nicht um mich kümmern können, weil das andere Schiff vielleicht gerade bei einem Angriff beschädigt worden ist und …“ „Ach so.“, meinte Jenna. „Nun, IDUSA, es kann schon mal sein, dass, wenn ihr beide dann beschädigt seid, je nach Schweregrad des Fehlers sich auch mal Shannon um dich kümmert, aber …“ „Shannon!“, fiel IDUSA ihr ins Wort, als hätte sie etwas gesagt, das total unmöglich ist. „Jetzt hör mal zu!“, sagte Jenna ernst. „Meine Assistentin hat vielleicht die diplomatischen Fähigkeiten einer Abrissbirne, aber handwerklich ist sie sehr gut. Du kannst dich genau so vertrauensvoll in ihre Hände begeben wie in meine.“

Zirell betrat den Maschinenraum. Ihre Augen scannten die Reihen von Konsolen ab. Schließlich erblickte sie diejenige, nach der sie bereits die ganze Zeit gesucht hatte. „Jenn’?!“, wandte sie sich an die Gesuchte. Die Technikerin reagierte zunächst nicht auf die Ansprache. Deshalb war sie um so erstaunter, im schwachen Licht des Raumes plötzlich der kleinen Statur der Kommandantin ansichtig zu werden. „Oh.“, sagte sie schnell, um über ihre Flüchtigkeit hinwegzutäuschen. „Tut mir leid, Zirell. Ich habe dich nicht gleich bemerkt. Ich war wohl zu beschäftigt.“ „Das dachte ich mir schon.“, sagte Zirell und stellte sich direkt neben ihre Untergebene. „Was macht IDUSA?“, fragte sie. „Nun, bis nach Khitomer wird sie es wohl gerade noch schaffen.“, scherzte die hoch intelligente Halbschottin. Zirell fuhr erschrocken zusammen. „Warum hast du mir nicht eher gesagt, wie schlecht es um sie steht?!“, fragte sie ernst. „Ich meine, dann hätten wir …“ „Ein Scherz.“, tröstete Jenna mit leicht aufgeregter Stimme. Mit einer solchen Reaktion von Zirell hatte sie nämlich nicht gerechnet. „Du solltest doch wissen, dass ich sie immer gut in Schuss halte. Außerdem hätte ich von dir als geübter Telepathin etwas anderes erwartet. Ich hätte gedacht, dass du mir eher auf die Schliche kommst.“ „Ich würde niemals in deinen Geist eindringen, ohne dich vorher gefragt zu haben!“, rechtfertigte sich Zirell mit leichter Empörung in der Stimme. Sie musste wohl schon eine wage Bedrohung spüren, sonst ließ sich nicht erklären, dass die manchmal etwas strenge, aber auch sonst zu Scherzen aufgelegte Zirell heute so reagierte. „Tut mir leid, Zirell.“, sagte Jenna. „Ach, Schwamm drüber Jenn’.“, meinte Zirell. „Vielleicht bin ich heute auch einfach nur etwas überreizt.“

„Ach, wo du schon mal hier bist.“, setzte Jenna an. „Stimmt es, dass wir eine zweite Einheit bekommen?“ „Ja.“, nickte Zirell. „Ich war eigentlich gerade hier, um es dir und Shannon mitzuteilen. Joran wird übrigens der Stammpilot der zweiten Einheit werden.“ „Dann werde ich es ihm gleich sagen, wenn ich von meiner Schicht komme.“, sagte McKnight. „Wie du sicher weißt, hat er gerade dienstfrei und ist jetzt wohl in unserem Quartier.“ „OK.“, sagte Zirell ruhig und verließ den Maschinenraum wieder.

Tchey war während des Nachdenkens auf ein Geräusch an der Tür aufmerksam geworden. Die dem Geräusch folgenden uhrwerkgleichen Schritte konnte sie sofort einordnen, ohne die Person, die sie machte, wirklich zu sehen. Das hatte sie im Laufe unserer Freundschaft von mir gelernt. „D/4?“, fragte sie in Richtung der Eingangstür des Aufenthaltsraumes. „Das ist korrekt.“, erwiderte eine gleichmütige Stimme und eine Gestalt schob sich durch die Tür. „Haben Sie über meine Äußerung reflektiert?“, fragte die Sonde. „Das habe ich!“, sagte Tchey fast stolz. „Und ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass Sie mich wohl mögen müssen. Gut, Ihre Redeweise ist manchmal etwas schroff, aber im Grunde sagen Sie doch mit diesen ganzen hochtrabenden Sätzen nur, dass Sie …“ „Ihre Interpretation meiner Ausführungen ist korrekt.“, sagte die Sonde mild. Ihre sonst so durchdringende und zuweilen etwas laute Stimme war auf einmal ganz freundlich und Tchey hatte fast den Eindruck, sie sei gerührt über den Umstand, dass ihre langjährige Kollegin das endlich erkannt hatte.

Die Sonde setzte sich zu Tchey an den Tisch. „Ich will Ihnen nicht zu nahe treten.“, sagte sie. „Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Sie nicht ganz selbstständig zu dieser Erkenntnis gelangt sind.“ „Sie haben mich erwischt.“, sagte Tchey. „Aber was in drei Teufelsnamen lässt Sie so denken?“ „Sie haben geSITCHt!“, sagte die Sonde und deutete auf die rechte Hand der Reptiloiden. „Und schon wieder erwischt.“, gab Tchey zu. „Leugnen ist zwecklos. Ich weiß.“ „Korrekt.“, sagte die Sonde und fügte hinzu: „Sie halten nämlich das Mikrofon fest, als wäre es ein Schatz, von dem Sie befürchten, ich könnte ihn Ihnen wegnehmen.“ Erst jetzt fiel Tchey auf, dass sie das Mikrofon noch immer in der Hand hielt und hängte es ein. „Ups!“, machte sie. „Wer war Ihr Gesprächspartner?“, wollte D/4 wissen. „Allrounder Betsy Scott, wenn es Sie interessiert.“, antwortete Tchey. „Das habe ich mir gedacht.“, sagte die Xylianerin. „Die Wahrscheinlichkeit ist groß gewesen, dass es sich bei Ihrem Gesprächspartner um einen Offizier der Sternenflotte gehandelt hat, denn nur so jemand kennt unsere sprachlichen Gepflogenheiten exakt genug, um Ihnen entsprechende Assistenz geben zu können. Ein ausgebildeter Kommunikationsoffizier ist eine noch adäquatere Wahl. Ihre Freundschaft zu Allrounder Betsy Scott lässt für mich den Schluss zu, dass sie ihre Assistenz bei der Lösung der Ihnen von mir gestellten Aufgabe bevorzugen. Außerdem erfüllt sie alle vorher von mir genannten Parameter.“ „Dann muss ich ja im Prinzip gar nichts mehr sagen, Sie kleine xylianische Hobbydetektivin Sie.“, scherzte Tchey. „Das müssen Sie wirklich nicht.“, sagte D/4. „Vorausgesetzt, Sie bestätigen alles. Ich habe lediglich von Wahrscheinlichkeiten gesprochen. Wahrscheinlichkeiten lassen aber immer auch noch eine Varianz zu und sei sie noch so klein. Nicht alles ist komplett berechenbar.“ „Dann haben Sie dieses Mal aber echt Schwein!“, flapste Tchey. „Allerdings habe ich nicht Betsy gerufen, sondern sie mich. Ich weiß nicht warum. Aber sie klang am SITCH irgendwie komisch, als würde sie sich um mich sorgen.“ „Hat das Sprechgerät das Gespräch aufgezeichnet?“, wollte D/4 wissen. Tchey nickte. Dann fragte sie: „Wollen Sie eine Frequenzanalyse von Betsys Stimme machen?“ „Positiv.“, antwortete die Sonde. „Außerdem benötige ich das private Rufzeichen des Allrounders. Ich muss es Nayale Radcliffe übermitteln. Sie wird mit ihr Kontakt aufnehmen, damit sie der Protoeinheit erklären kann, wie wir Xylianer uns fortpflanzen.“ „Wie war das?!“, platzte es aus Tchey heraus. „Über was für Themen habt ihr in Gottes Namen auf der Fahrt gesprochen?“ „Wir kamen eher zufällig darauf.“, gab die Sonde zu. „Malcolm hat gesehen, dass ich das Fahrzeug über mein Antennenset gesteuert habe und mich gefragt, ob er das später auch genau so erlernen könnte. Darauf habe ich ihm gesagt, dass das nicht geht, weil wir niemanden assimilieren, um uns fortzupflanzen. Natürlich wollte er sofort wissen, wie das bei uns geht.“ „Oh, D/4!“, rief Tchey. „Sie haben doch wohl genug Erfahrung mit Bioeinheiten, um zu wissen, dass Kinder, oder wie Sie sagen, Protoeinheiten, verdammt neugierig sind und jedes Wort auf die Goldwaage legen. Aber lassen Sie mich raten. Die Sache ist Ihnen zu peinlich und Sie wollen jetzt, dass die arme Betsy für Sie den Karren aus dem Dreck zieht, in den sie ihn hinein gefahren haben.“ „Ihre Annahme ist inkorrekt, was die Peinlichkeit angeht, Tchey!“, tadelte die Sonde. „Aber mit der Anforderung von Allrounder Betsys Assistenz liegen Sie richtig. Sie ist die einzige Person, die dafür die Qualifikationen besitzt. Sie verfügt über die entsprechenden Daten und das Talent, sie auf das für Protoeinheiten verständliche Niveau zu konvertieren. Meine Versuche, ihr darin nachzueifern, sind bisher immer gescheitert. Ich werde ihr eine SITCH-Mail mit der Erläuterung des Problems und Nayales Kontaktdaten auf dem Mars zusenden.“ „OK.“, sagte Tchey lässig und rutschte mit dem Stuhl und einem genießerischen Blick langsam zur Seite. Dabei aktivierte sie noch das Menü für den Rückruf und meinte flapsig: „Bedienen Sie sich.“

Dass ich diese Mail wohl nicht mehr bekommen sollte, konnte sie natürlich nicht ahnen, denn sie wusste ja nicht, dass ich mich in Lyciras Cockpit befand und ihr gerade unsere neuesten Pläne auseinandersetzte. Das kann nicht dein Ernst sein, Betsy!, gab mir mein Schiff zu verstehen. Du kannst nicht ernsthaft diesem Verrückten Glauben schenken. „Ich gebe zu, seine Geschichte klingt abenteuerlich, Lycira.“, beschwichtigte ich sie, deren Avatar vor meinem geistigen Auge die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und ein entsetztes Gesicht gemacht hatte. „Aber wir haben schon weitaus merkwürdigere Sachen erlebt. Aber ich sehe das auch als Chance, ihm begreiflich zu machen, dass alles vielleicht nur eine Fantasie ist, wie du meinst. Wenn es aber der Realität entspricht, dann können wir ihn vielleicht tatsächlich von seiner Krankheit heilen. Falls wir dich verlassen, kannst du uns ja jederzeit überwachen.“ Also gut, Betsy., ließ sich Lycira dann doch auf die Mission ein. Aber erlaube mir bitte, alles zu tun, um dein Überleben zu sichern. Dein Commander wäre sicher nicht erbaut über die Tatsache, wenn du in deinem Urlaub dein Leben verlieren würdest. „Das passiert schon nicht.“, beruhigte ich sie. „Ich denke, unser Professor ist harmlos.“ Hoffentlich hast du Recht., meinte sie. Ich habe nämlich eine ganz schlimme Ahnung! Ich lächelte nur müde.

Im nächsten Moment nahm ich schwere männliche Schritte wahr, die sich auf uns zu bewegten. „Hierher, Professor!“, rief ich einladend und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Radcliffe ging einen Bogen, drehte sich dann in unsere Richtung und blieb in einiger Entfernung zu Lycira stehen. „Kommen Sie schon.“, versuchte ich, ihn zu motivieren. „Dieses Schiff beißt nur, wenn ich es sage.“ „Was für ein makaberer Scherz.“, gab Radcliffe zurück und ging einige Schritte mehr auf Lycira zu. „Sieht merkwürdig aus, Ihr Schiff.“, meinte er, nachdem er sie von allen Seiten beäugt hatte. „Kein bekanntes Sternenflottendesign.“ „Wie ich Ihnen bereits sagte, Professor.“, sagte ich. „Sie ist kein Sternenflottenschiff. Aber woher ich sie habe, das werde ich Ihnen auf dem Flug erzählen. Steigen Sie ein.“

Radcliffe verstaute seine Ausrüstung in Lyciras Frachtraum und kam dann zu mir ins Cockpit. Ich gab ihr die Gedankenbefehle zum Schließen aller Luken und zum Start. „Merkwürdige Steuerkonsole.“, wunderte sich der Archäologe. „Das werde ich Ihnen alles erklären.“, versicherte ich erneut. Frag ihn, welchen Kurs wir fliegen sollen, Betsy., sagte Lycira. „Welchen Kurs, Professor?!“, fragte ich auffordernd. „Das ist nicht so einfach.“, sagte Radcliffe. „Ich fühle den Kurs. Es wäre leichter, wenn ich das Fliegen übernehmen könnte, aber das geht wohl nicht.“ „Nein.“, lächelte ich. „Lycira traut Ihnen nämlich nicht wirklich. Aber ich habe eine andere Idee.“ Damit gab ich meinem Schiff den Befehl, sich in 10-Grad-Wenden um sich selbst zu drehen. Alle 10 Grad sollte sie für ca. 20 Sekunden innehalten. „Hoffentlich wird Ihnen nicht schwindelig.“, meinte Radcliffe. „Konzentrieren Sie sich auf Ihren Kurs.“, erwiderte ich.

„Stopp!“, rief er plötzlich aus. Lycira, die gerade eine weitere 10-Grad-Wende begonnen hatte, stoppte augenblicklich. „Das ist unser Kurs, Allrounder!“, sagte Radcliffe mit Überzeugung. „Aber wir sollten uns beeilen. Ich wünschte, wir könnten diesen Flug in einer Sekunde hinter uns bringen. Der Gegenstand, den ich suche, befindet sich auf einem Planeten im Cordana-System. Ich fühle es deutlich!“ „Das mit der einen Sekunde können Sie haben.“, beruhigte ich ihn. „Sie hat einen Interdimensionsantrieb.“ „Na ,um so besser!“, sagte Radcliffe sehr aufgeregt. „Aktivieren, bitte, schnell!“ Ich nickte und gab Lycira die entsprechenden Befehle. Dein Professor hat es wohl sehr eilig., machte sie mir deutlich. Ich bleibe dabei, hier ist was faul! „Es wird schon schief gehen, Lycira.“, sagte ich. Vergiss nicht, dass ich dir erlaubt habe, alles zu tun, um mein Leben zu schützen. Den zweiten Teil meiner Antwort hatte ich mit Absicht nur gedacht und nicht laut ausgesprochen. Je länger wir flogen, desto mehr beschlich mich nämlich jetzt auch ein seltsames Gefühl.

Sytania und Telzan hatten sich unsere Abreise vom Palast der Prinzessin aus angesehen. „Da fliegen sie.“, sagte Telzan mit einem gemeinen Grinsen und deutete auf den Kontaktkelch. „Ja.“, bestätigte Sytania. „Und die liebe Betsy, eine ausgebildete Sternenflottenoffizierin, wird ausgerechnet zu meinem Werkzeug. Nicht zu vergessen die Reinkarnation von Commander Sisko, die meine Marionette werden wird. Mit seiner Hilfe und dem, was ich außerdem noch plane, wird es mir endlich gelingen, das Universum der Föderation ein für alle Mal zu unterwerfen. Sie werden mir nichts entgegenzusetzen haben, denn mit dem, was ich tun werde, haben sie nicht gerechnet und werden sie auch niemals rechnen.“ „Darf ich den zweiten Teil des Plans erfahren, Milady?“, fragte Telzan. „Und du sagst, ich sei ungeduldig.“, stöhnte Sytania. „Nein, das darfst du noch nicht. Alles zu seiner Zeit und die Zeit dafür ist einfach noch nicht gekommen. Nur so viel: Du wirst eine große Rolle darin spielen und er wird dir gefallen.“

Telzan überlegte, ob er darauf noch etwas erwidern sollte oder nicht. Sie hatte ihn eigentlich noch nie enttäuscht und es würde seiner Meinung nach von wenig Vertrauen zeugen, wenn er nachbohren würde. Also entschied er, es zunächst dabei bewenden zu lassen.

Nayale und ihr Sohn hatten den Mars mit Hilfe der Flugverbindung erreicht, die D/4 ihnen herausgesucht hatte. Am Raumflughafen der Kolonie wurden sie bereits von Nayales Mutter, einer älteren Zeoniden mit kurzen bereits leicht grauen Haaren, erwartet. „Ich habe so schnell nicht mit dir gerechnet, Nayale.“, sprach die Alte ihre Tochter an, als sie die Straße zum nahen Haus entlang gingen. „Als du und der Kleine uns im letzten Jahr besucht habt, sagtest du, es ginge dieses Jahr nicht. Ach, wo ist denn Nathaniel?“ „Genau er ist der Grund, warum wir dich jetzt schon wieder besuchen.“, deutete Nayale an. „Aber alles andere würde ich gern in Abwesenheit von Malcolm besprechen, du verstehst? Außerdem müssen Malcolm und ich eine Weile bei dir bleiben.“ „Na, das klingt ja fast nach einer Katastrophe.“, erkannte die Großmutter. „Aber ihr zwei seid mir jederzeit willkommen. Ich sehe meine Tochter und meinen kleinen Enkel schon nur ein Mal im Jahr. Dann möchte ich schließlich auch was von den Beiden haben.“

„Wie geht es Yara?“, quietschte Malcolm dazwischen. „Kann ich mit ihr spazieren gehen und mit ihr spielen?“ „Aber sicher!“, lächelte die Großmutter, die natürlich um das gute Verhältnis zwischen ihrem Haustier, einer demetanischen Wollkatze und ihrem Enkel wusste. Da sie Angst um Yara hatte, war ihr beigebracht worden, an der Leine zu gehen. Die Verkehrsdichte hatte nämlich in der Kolonie ziemlich zugenommen. „Yara vermisst dich.“, sagte die Großmutter zu Malcolm. „Nachdem du weg warst, hat sie fast einen ganzen Monat kaum gefressen und dich immer wieder gesucht.“

Wie auf Stichwort war plötzlich ein tiefes Fauchen hinter ihnen zu hören und eine schwarze 4-beinige Gestalt schob sich hinter einem Busch hervor, um dann mit hoch erhobenem Schwanz auf Malcolm zu zu schleichen. Vor ihm setzte sie sich hin und begann damit, mit ihrer langen breiten rauen Zunge seine Hände zu bearbeiten. Vor dem Tier, das wie eine Tigerin mit gelocktem wolligen Fell aussah, hatte das Kind keine Angst. Im Gegenteil. Er streichelte sie und wuschelte ihr Fell, worauf sie laut zu schnurren begann und sich auf den Rücken drehte. „Meine Yara!“, freute sich Malcolm. „Na, die Beiden werden eine Weile beschäftigt sein.“, sagte die Großmutter in Richtung von Nayale gewandt. „Lass uns ins Haus gehen und schon mal deine Sachen auspacken. Vielleicht erzählst du mir dann auch, was zwischen dir und Nathaniel nicht stimmt.“ „OK.“, sagte die junge Frau und folgte ihrer Mutter ins Haus.

Die Stufen zum Eingang des roten Hauses in Backsteinoptik kamen Nayale wie der Gang über eine Sündentreppe vor, obwohl sie eigentlich ja keinen Grund hatte, so zu denken. Von ihrer Mutter hatte sie keinen Tadel zu erwarten. Sie würde auf ihrer Seite stehen, das wusste sie, aber ihr war auch bewusst, dass sie ziemlich genau nachfragen würde, wenn sie erst mal mit dem Erzählen beginnen würde. Aber vielleicht war es auch gut so, denn jetzt konnte Nayale sich endlich den Schmerz von der Seele reden.

Die Frauen gelangten über den großzügig geschnittenen Flur, dessen Wände eine bunte Frühlingsblumenpracht zierte, die auf den in die Wand eingelassenen Displays zu sehen war, in ein ebenfalls freundlich eingerichtetes Wohnzimmer, in dessen Mitte auf einem Podest der Tisch mit dem Hausrechner stand. An der hinteren Wand stand eine weiche grüne Couch, über der sich die Displays vom Rest unterschieden. Hier waren Yara und ihr Frauchen, sowie Nayale, Malcolm und Nathaniel zu sehen. Vor dem Sofa stand ein grüner Tisch in ovaler Form.

Nayale setzte sich neben ihre Mutter auf das 2-sitzige Sofa und sah sie ernst an, während sie auf das Bild ihres Mannes deutete. „Ich schätze, das wirst du bald löschen müssen.“, sagte sie. „Ich weiß nämlich nicht, wie lange ich es noch mit Nathaniel aushalte. Vielleicht habe ich dir erzählt, dass er …“ „Ich weiß über die Sache Bescheid.“, sagte die Alte eben so ernst. „Aber ihn gerade jetzt allein zu lassen, ist auch keine Lösung, Nayale!“ „Das sagt sich so leicht.“, erwiderte die soeben Getadelte. „Weißt du, dass er unseren Sohn und mich im letzten Anfall beinahe verletzt hat? Wenn D/4 nicht gewesen wäre …“ „Das wusste ich nicht.“, gab die Großmutter zu. „Dann sieht die Sache natürlich anders aus. Aber diese D/4. Hat sie etwa auch dafür gesorgt, dass ihr jetzt hier seid?“ Nayale nickte und sagte dann: „Sie will versuchen, meinen Mann irgendwie heilen zu lassen. Vielleicht kommen ihre Leute auf etwas, das unsere Psychologen übersehen haben. Sie ist Xylianerin. Die haben eine Menge Daten. Sie kann vielleicht wirklich helfen. Nur, ich weiß nicht, wie lange das dauern wird. Unter Umständen müssen wir Malcolm hier in der Schule anmelden.“ „Kein Problem.“, tröstete die Großmutter. „Deinem Mann wird sicher geholfen werden können. Ich denke auch, dass diese Xylianer sehr kompetent sind. Sie haben sicher eine Menge Daten gesammelt und jede einzelne Sonde soll auch sehr intelligent sein. Sie können sich ja vernetzen, aber auch als einzelne Einheiten funktionieren. Außerdem wird die Motivation von dieser D/4 sein, dass die Föderation und die Xylianer politisch befreundet sind. Sie wird dir sicher gern helfen.“ „Das weiß ich.“, sagte Nayale. „Schließlich interessiere ich mich auch für Politik. Das hast du mir ja schon in meiner Kindheit immer eingebläut.“ „Das stimmt.“, sagte die Großmutter und ging zum Replikator, nachdem sie auf dem Display des Hausrechners die Uhrzeit abgelesen hatte. „Ich bereite dann schon mal das Abendessen vor.“, begründete sie. „Dann hole ich mal Malcolm.“, sagte Nayale und stand auf.

Eben jene D/4, von der gerade die Rede war, saß immer noch auf ihrem Platz im Aufenthaltsraum der Einsatzzentrale des Rettungsshuttles. Tchey, die bereits ihre Sachen gepackt hatte, war dies nicht entgangen. „Ich weiß nich’, auf was Sie warten.“, flapste sie ihrer Vorgesetzten entgegen. „Aber ich werde jetzt gehen. Schließlich haben wir beide unsere freie Woche und ich beabsichtige, noch ein ganzes Stück davon mit Lasse zu verbringen.“ „Tun Sie das.“, sagte die Sonde ruhig, ohne ihren Platz zu verlassen. „Ich werde auf die Antwort des Allrounders warten.“

Tchey drehte sich um. „Wie kommen Sie darauf, dass Sie von ihr heute noch eine erwarten können?“, fragte sie. „Das Rufzeichen im Display.“, begann die Xylianerin. „Ist ihr Privates. „Also wird sie auf der Erde sein.“ „Sie wird aber bestimmt nicht den ganzen Tag vor ihrem Sprechgerät sitzen.“, meinte Tchey. „Außerdem ist es schon spät und ich weiß, dass sie immer zeitig ins Bett geht, auch dann, wenn sie Heimaturlaub hat. Das ist so eine Marotte von ihr. Sie war schon immer recht pflichtbewusst. Das weiß ich, weil ich schon seit unserer gemeinsamen Zeit auf der Akademie mit ihr befreundet bin. Sie können mir in der Hinsicht also echt vertrauen.“ „Also gut.“, meinte die Sonde. „Offensichtlich ist heute keine Antwort mehr zu erwarten. Ihre Argumente scheinen stichhaltig und passen auch zum Verhaltensprofil des Allrounders, das ich Dank Ihrer Erzählungen und meiner flüchtigen Begegnungen mit ihr erstellen konnte. Ich werde auch nach Hause gehen. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.“ „Aber zu Hause werden Sie doch bestimmt auch nicht ruhen.“, sagte Tchey mit einem Grinsen auf den Lippen. „Ich meine, da gibt es doch noch unseren Professor Unheimlich. Was ist, wenn er tatsächlich eine Reinkarnation von Sisko ist?“

Die Sonde sah starr geradeaus. Das war eine Theorie, die ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen war, aber sie hatte schon zu viel gesehen, um sie von vorn herein ausschließen zu können. Deshalb nahm sie sofort Verbindung zum Zentralring der Xylianer und zum Unterrufzeichen von A/1 auf. Per Datenverbindung erklärte sie dann ihrem Staatsoberhaupt, was soeben geschehen war. „Sag der Bioeinheit, sie soll ihre Theorie mir selbst vortragen.“, gab der xylianische Regierende zurück.

Tchey hatte bemerkt, dass D/4 beschäftigt sein musste, denn die Sonde hatte einen leicht abwesenden Blick. „Was machen Sie da?“, fragte sie irritiert. „Ich habe eine Verbindung zum Zentralring hergestellt.“, antwortete die Sonde, als wäre es das Selbstverständlichste. „Wieso?“, fragte Tchey gewohnt flapsig weiter. „Ich habe A/1 Ihre Theorie mitgeteilt.“, erklärte die Xylianerin. „Was für ’ne Theorie?“, fragte Tchey und sah sie verwirrt an. „Ihre Theorie über die Wiedergeburt von Commander Sisko in der Gestalt von Professor Radcliffe!“, sagte D/4 etwas unwirsch, denn sie dachte sich, dass Tchey ja wohl kaum unter so einem heftigen Gedächtnisverlust leiden könnte, dass sie vergessen hätte, was vor einigen Minuten erst geschehen war. „Leiden Sie unter Gedächtnisschwund?“, fragte sie. „Falls dies der Fall ist, werde ich Sie examinieren.“ „Nein, D/4.“, sagte Tchey. „Das ist nicht nötig. Ich habe nur einen Witz gemacht, als ich sagte, dass Radcliffe eine Reinkarnation von Sisko sein könnte. Verstehen Sie, ich wollte Ihnen eine kleine gruselige Gänsehaut über den Rücken jagen.“ „Meine Hülle ist nicht in der Lage, dieses Phänomen zu generieren.“, sagte D/4. „Vergessen Sie doch mal, wie ich es genannt habe, D/4.“, sagte Tchey etwas missgelaunt. Sie erinnerte sich noch an einen Bericht, in dem Tom Paris auf einen Spott von Tuvok ähnlich reagiert hatte wie sie jetzt selbst. Paris’ Missionen hatte sie in ihrer Freizeit während unserer gemeinsamen Zeit auf der Akademie regelrecht verschlungen, wenn sie nicht gerade mit Mikel und mir unterwegs gewesen war. „Es tut mir leid.“, entschuldigte sich die Sonde. Dies tat sie wohl auch vor dem Hintergrund, dass sie Tchey ja noch zu etwas bewegen musste, das sie bestimmt nicht freiwillig tun würde, wenn dies unausgesprochen bleiben würde. „Ich wollte Sie nicht verspotten.“, sagte sie. „Falls dies entsprechend bei Ihnen angekommen sein sollte, bitte ich Sie, meine Entschuldigung anzunehmen.“ „Schwamm drüber.“, flapste Tchey. „Aber Sie haben Ihrem Oberindianer das doch nicht wirklich geschickt, oder? Kommen Sie, D/4, bitte sagen Sie mir, dass Sie jetzt auch einen Scherz gemacht haben.“ „Ich hörte, dass Lügen in den meisten Gesellschaften von Bioeinheiten ein inakzeptables Verhalten darstellt.“, sagte D/4. „Eine Ausnahme bilden vielleicht die Ferengi, aber meine Daten darüber sind lückenhaft. Sie werden festgestellt haben, dass ich mein Verhalten den Regeln in Ihrer Gesellschaft angepasst habe und nicht der Lebensweise der Ferengi, da ich nicht in deren Gesellschaft, sondern in Ihrer lebe. Außerdem kann eine Lüge zu sehr traumatischen seelischen Verletzungen und Enttäuschung führen und ich habe nicht die Absicht, Ihnen Schaden zuzufügen.“ „Soll das heißen …“, setzte Tchey an, deren Gesichtsschuppen sich aufstellten, was bei ihrer Rasse ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass es ihr nicht gut ging. „Korrekt.“, fiel ihr die Sonde ungerührt ins Wort. „Aber das wäre doch sicher total unwissenschaftlich.“, versuchte Tchey weiter, sich aus der Affäre zu ziehen. „Ich meine, wieso denken Sie, er könnte das glauben.“ „Ihre Ausführungen sind inkorrekt.“, korrigierte die Sonde. „So unwissenschaftlich ist Ihre Theorie nicht. Wenn alles Logische ausfällt, muss das Unlogische die einzig mögliche Lösung sein. Diese These haben schon bedeutende Wissenschaftler vertreten. Außerdem sind wir noch beim Sammeln von Daten. A/1 möchte, dass Sie ihm Ihre Theorie persönlich unterbreiten. Sie werden durch mich zu ihm sprechen.“ Damit stellte sich die Sonde Tchey direkt gegenüber.

Tchey wurde heiß und kalt. „Muss das jetzt sein?“, fragte sie. „Haben Sie nicht irgendwelche Verbindungsprobleme oder so was?“ „Negativ.“, sagte D/4. „Meine Verbindung zu A/1 steht und ist stabil.“ „Scheiße.“, flüsterte Tchey. „Ich bin sicher, Ihr großes Vorbild, Tom Paris, hätte nicht gekniffen.“, ertappte die Sonde ihre reptiloide Untergebene. „Der musste auch niemals der Borgkönigin eine völlig hirnrissige Theorie …“, setzte Tchey an, aber D/4 strich ihr mit mildem fast mitleidigem Blick über den Rücken und sagte: „Lampenfieber ist unnötig.“ „Also gut.“, resignierte Tchey, der beim besten Willen nichts mehr einfiel, um das Unvermeidliche noch weiter herauszuzögern. „Muss ich einen Kniefall machen?“, fragte sie. „Ein solches Verhalten ist unnötig.“, sagte D/4.

„Hört er mich jetzt?“, wollte Tchey wissen, nachdem sich D/4 erneut entsprechend ihres Vorhabens positioniert hatte. „Positiv.“, erwiderte die Sonde ruhig. „Also gut.“, sagte Tchey, holte tief Luft, räusperte sich und begann dann: „Also, A/1. Hier ist Bioeinheit Tchey Neran-Jelquist. Ich glaube, dass Radcliffe die Reinkarnation von Sisko ist.“

Auf ein Signal ihres Regierenden hin konfigurierte die Sonde ihre Systeme so, dass Tchey die Antwort von A/1 direkt mit dessen Stimme hören konnte: „Bioeinheit Tchey Neran-Jelquist, Ihre Theorie wird examiniert werden.“ Daraufhin kippte Tchey fast ohnmächtig nach hinten. D/4 konnte sie gerade noch auffangen und auf einen Stuhl setzen. „Das kann der nich’ ernst meinen.“, stammelte Tchey. „Nein, das kann der nicht ernst meinen.“ „Doch.“, sagte D/4, die sich inzwischen dem Replikator zugewandt hatte, um einen starken Kaffee für Tchey zu replizieren. „A/1 beliebt in einer solchen Situation keine Scherze zu machen.“

Sie ging mit der Tasse in Richtung des Tisches, der vor dem Stuhl stand, auf dem sie Tchey platziert hatte und stellte sie vor ihr ab. „Die meisten Bioeinheiten benötigen diese Art von Nährstoffen nach einer aufregenden Situation.“, begründete sie. „Da haben Sie Recht.“, sagte Tchey und nahm einen großen Schluck aus der inzwischen auf eine erträgliche Temperatur abgekühlten Tasse. „Es tut mir leid, dass ich mich so geziert habe.“, entschuldigte sich Tchey. „Zur Kenntnis genommen.“, sagte die Sonde freundlich. „Aber es klingt doch auch echt haarsträubend.“, meinte Tchey. „Meine Denkweise in diesem Zusammenhang dürfte Ihnen bekannt sein.“, sagte die Sonde. „Ich weiß.“, sagte die Reptiloide. „Solange Sie noch keine Theorie durch Daten verifizieren können, wird jede in Betracht gezogen.“ „Das ist korrekt.“, sagte D/4.

Tchey trank ihren Kaffee aus und nahm ihre Sachen. „Nachdem das geklärt ist.“, sagte sie. „Können wir ja wohl beide ganz beruhigt nach Hause gehen.“ „Das ist korrekt.“, bestätigte die Xylianerin und nahm ebenfalls ihre Habe, um dann mit Tchey gemeinsam das Gebäude zu verlassen.

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