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Nayale hatte sich unruhig auf ihrer Pritsche im Gefängnis von Sytania herumgewälzt. Sie hatte zwei Vendar über einen kindlichen Krieger reden hören. Während der Zeit, in der sie noch in Sytanias Gunst gestanden hatten, hatte Malcolm unbedingt die Sprache der Vendar lernen wollen, da sich zwischen Dirshan und ihm ein Verhältnis wie zwischen dem großen und dem kleinen Bruder entwickelt hatte. Malcolm hatte Dirshan sehr bewundert und ihm nachgeeifert. Um seine Sprache zu erlernen, hatte er seine Mutter gebeten, ihm dabei zu helfen und ihn abzuhören. Dadurch hatte auch Nayale sich ein beachtliches Vokabular angeeignet. Ob dies jetzt aber ein Segen oder ein Fluch werden sollte, würde sich noch herausstellen müssen. Jedenfalls reichten Nayales Kenntnisse wohl aus, um zu erkennen, dass hier etwas passiert war, das die junge Mutter in höchste Alarmbereitschaft versetzte.

Elaria waren Nayales Regungen nicht entgangen. Leise schlich die Genesianerin zu ihrer Zellengenossin hinüber. „Was hast du, mein zartes Pflänzchen?“, fragte sie und setzte sich so hin, dass Nayale fast keine Wahl hatte, als sich an ihre Schulter zu lehnen. „Ich habe zwei Wächter belauscht.“, sagte die Zeonide traurig. „Ich glaube, sie haben über meinen Sohn gesprochen.“

Elaria fuhr herum. Die Tatsache, dass ihre Zellengenossin offensichtlich in der Lage war, die Sprache ihrer Bewacher zu verstehen, würde ihr ihre Spionagetätigkeit für Shashana und Logar sehr erleichtern. „Du kannst Vendarisch?!“, fragte die Genesianerin mit leiser aber dennoch hoch erregter Stimme. „Ein wenig.“, flüsterte Nayale zurück, denn das Letzte, was sie wollte, war, dass die Vendar Wind davon bekamen, dass sie von ihr verstanden wurden. „Wir sollten nur ganz leise darüber reden.“, versuchte sie, Elarias Freude einzudämmen. „Sie dürfen ja schließlich nicht wissen, dass ich sie verstehen kann. Sonst wäre es das gewesen mit unserer Spionage.“ „Mein Reden.“, sagte die Genesianerin, die wohl auch ein bisschen stolz auf Nayale war. Diese zart besaitete Person hatte offensichtlich Talente, von denen die Kriegerin nicht im Geringsten geahnt hatte, dass es sie in Nayale gab. „Vielleicht sollte ich dich nicht mehr mein zartes, sondern mein kluges Pflänzchen nennen.“, sagte sie. „Vielleicht solltest du mich einfach Nayale nennen!“, sagte diese selbstbewusst. „Oh, welch Selbstvertrauen!“, lächelte Elaria. „Du trittst ja ganz anders auf, jetzt, wo du denkst, dass du gebraucht wirst.“ „Ich trete anders auf, weil ich mich gern an Sytania rächen möchte für das, was sie meinem armen Kind angetan hat!“, erklärte Nayale. „Du wirst das nicht verstehen. So viel Aufwand für einen Jungen. Wenn Malcolm ein Mädchen wäre, dann wäre das sicher etwas anderes, aber …“ „Hör zu, Nayale!“, sagte Elaria und betonte den Namen der jungen Zeoniden besonders stark. „Erzähl mir doch einfach, was du gehört hast. Ich werde dich nicht verurteilen! Ich weiß, du liebst deinen Sohn und ich weiß auch, dass wir alle am Ende sind, wenn Sytania mit ihrem Plan durchkommt! Dann kann es uns egal sein, ob Malcolm ein Junge oder ein Mädchen ist! Also rede!“ „Ich habe gehört.“, sagte die junge Zeonide und es zerriss ihr fast das Herz dabei. „Dass Sytania und zwei Palgeister ein Geistwesen erschaffen haben, das sie in den Körper von Malcolm gepflanzt haben. Jetzt zieht es durch die Dimensionen und verbreitet in Sytanias Namen Angst und Schrecken! Oh, Gott, mein Malcolm! Mein armer kleiner Malcolm! Er war immer so ein liebes Kind! Wenn er gelächelt hat, dann ging die Sonne auf, Elaria! Er war nie boshaft zu anderen und jetzt? Was ist jetzt aus ihm geworden?!“ Sie begann laut zu weinen. „Hey!“, sagte Elaria und schüttelte sie. „Hier wird nicht aufgegeben, klar?! Ich sage dir jetzt mal was. Dein kleiner süßer lieber Malcolm wird wieder der liebe Junge sein, der er auch sonst ist, wenn er erst mal von Sytanias Monster befreit ist. Das schwöre ich dir beim Grab von Prätora Shashana, wenn sie mal eins hat. Sein Charakter hat sich ja nicht verändert und ich bin sicher, man wird einen Weg finden, ihm zu helfen!“

Sie stand auf und ging in eine Ecke der Zelle, in der sie Lumpen gefunden hatte. Diese gehörten zur Standardausrüstung von Sytanias Gefängniszellen und konnten für allerlei Wischtätigkeiten genutzt werden. Mit einem der schmutzigen Lappen kehrte sie zurück und wischte Nayale die Tränen ab. „Bitte verzeih, dass ich dir kein weißes Spitzentaschentuch replizieren kann.“, sagte sie. „Ist schon gut.“, sagte Nayale und lachte sogar.

Die Kriegerin setzte sich erneut auf den Platz auf Nayales Pritsche und zog sie wieder an sich. „Ich glaube, es wird besser sein, wenn ich dich für eine Weile ablenke.“, sagte sie. „Dann musst du nicht so viel an deine und die Geschichte deines Sohnes denken. Wie wäre es, wenn ich dir zur Abwechslung einmal die Meine berichten würde.“ „Darauf bin ich gespannt.“, sagte Nayale. „Aber einen Teil kenne ich ja schon. Du hast gesagt, du seiest Logars Geschöpf. Aber wie ging das alles vor sich? Bist du vom Himmel gefallen und das direkt der obersten Prätora vor die Füße?“

Elaria brach in schallendes Gelächter aus. „Oh, nein, so war das nicht!“, sagte sie. „Und Shashana war auch nicht Logars Bettgespielin, wenn du das meinst. Aber bevor du hier noch in weitere abstruse Spekulationen abdriftest, sage ich lieber, wie es wirklich war. Also. Shashana ist von Logar besucht worden. Erst war sie wenig begeistert, aber der Herrscher hat sie schlussendlich doch überzeugen können, weil in seinem Gefolge eine junge Genesianerin war, die keiner vorher gesehen hatte. Wer, glaubst du wohl, ist das gewesen?“ „Du!“, sagte Nayale mit großer Sicherheit in der Stimme. „Genau!“, lobte Elaria. „Nicht nur Sytania kann Wesen erschaffen. Logar ist darin sicher genau so gut. Ich war sein Geschenk an Shashana und sein Beweis, dass er es ehrlich meinte. Du weißt ja sicher, dass die Genesianer an sich Männern nicht viel zutrauen, auch dann nicht, wenn sie Herrscher sind. Aber Logar hat Shashana einen Blick in die Zukunft werfen lassen. Von ihm hat sie außerdem einen Kontaktkelch. Damit kann sie zu mir und zu Logar Kontakt aufnehmen. Ich sollte dann in einem veralteten Schiff mit kleinen Fehlern Sytanias Vendar ins Netz gehen. Das hat auch prima geklappt! Logar hatte nämlich seine Tochter sehen lassen, dass er mich erschaffen hatte und so sollte es für sie aussehen, als könnte sie ihm leicht seinen Trumpf aus dem Ärmel ziehen. Sie hat ja nicht geahnt, dass sie sich damit selber ein riesiges Ei ins Nest legte und voll in seine Falle tappte, als ihre Vendar mich aufbrachten.“

Nayales Gesicht hellte sich auf. „Oh, Elaria!“, rief sie aus. „Dann haben wir ja alle doch noch eine Chance!“ „Was dachtest du denn?!“, fragte die Genesianerin. „Hast doch wohl nicht ernsthaft geglaubt, dass Logar seine Tochter damit durchkommen lässt, oder?“ Die junge Zeonide schüttelte den Kopf. „Na also.“, sagte Elaria. „Ich verrate dir nur so viel. Ihre Hoheit wird noch ihr blaues Wunder erleben und daran werden wir Genesianer nicht ganz unschuldig sein. Folglich liegt mir daran, dass du stillhältst, keinen Gedanken an Flucht verschwändest und mir alles zuträgst, was du verstehen kannst, verstehst du mich?“ „Ziemlich gut.“, sagte Nayale, die durch Elarias Geschichte wieder neue Hoffnung gefunden hatte. „Ich werde also weiter die brave nichts ahnende Gefangene spielen.“ Noch in ihren Armen schlief sie ein.

Ginalla und Kamurus hatten ohne Schwierigkeiten die Grenze zwischen der Föderation und dem genesianischen Gebiet überqueren können. Zwar hatten Bojen, die jedes Zivile Schiff riefen, das sich der Grenze näherte, sie eindringlich vor dem Übertritt gewarnt, Ginalla hatte ihrem Schiff aber befohlen, dies zu ignorieren. „Die Dinger machen ja auch nur ihren Job.“, hatte die junge Celsianerin geflapst.

Jetzt waren sie auf jeden Fall schon fast genau dort, wo sie sein wollten. „Wie wirst du jetzt eigentlich weiter vorgehen, Ginalla?!“, fragte das Schiff. „Na ja.“, sagte die Angesprochene. „Ich hatte mir gedacht, du wirst mich einfach mal mit der obersten Prätora verbinden und dann …“

Dazu, ihre Pläne weiter auszuführen, kam sie nicht, denn Kamurus’ Sensoren nahmen im selben Moment ein genesianisches Schiff wahr, das sich mit hohem Warp näherte. „Es scheint, wir bekommen Gesellschaft, Ginalla.“, meldete er nüchtern. „Dann is’ das eben so.“, sagte Ginalla cool. „Ruf das Schiff und dann verbinde mit mir. Du kennst das ja schon.“ „Oh, ja, ich kenne das ja schon.“, sagte Kamurus mit bissigem Unterton, denn er erinnerte sich noch sehr gut an das letzte Mal, als Ginalla mit den Genesianern verhandelt hatte. „Dieses Mal werde ich mich definitiv beherrschen.“, tröstete sie, die auch wusste, was ihr Schiff mit seiner Äußerung gemeint hatte. „Also gut.“, sagte Kamurus und leitete die notwendigen Schritte ein.

Von der Genesianerin erfolgte aber keine Antwort, sondern sie begann damit, ihre Waffen zu laden. Auch dies meldete Kamurus seiner Pilotin sofort. „Was soll das denn?!“, fragte Ginalla. „Hassen die mich denn immer noch?!“ „Diese Frage kann ich dir leider nicht beantworten.“, sagte Kamurus. „Dazu fehlen mir leider die Daten.“

Er machte plötzlich ein alarmiertes Gesicht. „Was is’?“, fragte Ginalla. „Ich empfange beunruhigende technische Werte von dem genesianischen Schiff!“, sagte Kamurus. „Technische Werte?“, fragte Ginalla zurück. Der Avatar nickte. „Zeig her!“, sagte Ginalla, die als Celsianerin ja durchaus etwas mit technischen Werten anfangen konnte.

Bald darauf sah sie einige Kurven und Zahlen auf dem virtuellen Schirm vor ihrem geistigen Auge. „Ach du Scheiße!“, rief sie aus. „Dieses Schiff hat einen Überlastfehler im Waffenpult! Wenn die feuern will, wird ihr die ganze Konsole um die Ohren fliegen! Los, Kamurus! Schalte auf Dauerruf! Wir müssen sie erreichen, bevor noch was Schlimmes passiert und sie einen unehrenhaften Tod erleidet! Mach schon!“ Kamurus Avatar nickte erneut und das Schiff nahm die notwendigen Schaltungen vor.

Quälend lange schien Ginalla die Zeit. Sie sah zwar, dass Kamurus sich redlich mühte, die Genesianerin zu erreichen, aber anscheinend ohne Erfolg. „Soll ich ihre Waffen mit einem Energieimpuls lahm legen?!“, fragte er schließlich verzweifelt. „Bist du verrückt?!“, herrschte Ginalla ihn an. „Ich habe gesagt, dass das Waffenpult einen Überlastfehler hat. Da ist schon genug Energie mit Hochspannung drin! Wenn du das machst, können wir sie in kleinen Stücken einsammeln und wieder zusammensetzen! Ich bezweifele nur, dass sie das überleben wird!“ „Tut mir leid, Ginalla.“, entschuldigte sich Kamurus für seine Torheit. „Schon gut.“, sagte Ginalla. „Ist schon echt Scheiße, wenn man keine Antwort kriegt und eigentlich nur helfen will. Wir könnten sie einfach in ihr Unglück rennen lassen, aber ich glaube, dann könnten wir unser Vorhaben knicken.“ „Ganz deiner Ansicht.“, sagte Kamurus, der immer noch damit beschäftigt war, die Genesianerin zu rufen.

„Zeig mir noch mal die Werte ihrer Systeme.“, sagte Ginalla. „Aber jetzt am besten alle und nicht nur das Waffensystem.“ „Wie du willst.“, sagte Kamurus. Dann bekam Ginalla erneut die Werte zu sehen. „Ihr Sprechgerät läuft.“, interpretierte sie diese. „Daran kann es also nicht liegen. Sie hat wohl schlicht und einfach keine Lust, mit uns zu reden.“ „Das glaube ich schon lange.“, sagte Kamurus. „Ich kann nämlich bestätigen, dass unser Ruf empfangen wurde.“ „Dabei würde ein einfaches Gespräch mit mir ihr Leben retten!“, sagte Ginalla mit einem abfälligen Unterton. „Wie vernagelt kann man eigentlich sein?!“

Kurz nach Ginallas Ausspruch schien sich an Bord des genesianischen Schiffes tatsächlich etwas zu tun, aber leider nicht das, was die Celsianerin gern gesehen hätte. „Ginalla, sie beginnt zu feuern!“, meldete Kamurus. „Die Überspannung wird gleich ihr Pult zur Explosion bringen!“, sagte Ginalla. „Hol sie raus da, Kamurus! Mach schon! Ich weiß, dass das wie eine Entführung aussieht, aber ich riskiere lieber eine Anklage wegen Entführung, als eine wegen unterlassener Hilfeleistung und für das Zulassen eines unehrenhaften Todes!“ „Na gut.“, sagte Kamurus und erfasste die genesianische Pilotin mit seinem Transporter.

Bruchteile von Sekunden, nachdem sie sich in seinem Cockpit neben Ginalla materialisiert hatte, explodierte bereits die Konsole. Dies zog eine Strahlungskaskade nach sich, die schlussendlich auch den Warpkern zum Bruch brachte. Das war das endgültige Todesurteil für das genesianische Schiff. Kamurus war es gerade noch gelungen, rechtzeitig auszuweichen.

„Klasse gemacht, Kumpel!“, lobte Ginalla und atmete erleichtert auf. „Danke, Ginalla.“, sagte Kamurus. „Jetzt solltest du aber mal versuchen, ihr zu erklären, warum du sie entführt hast.“ „Mit dem größten …“, setzte Ginalla an, aber im selben Moment hörte sie ein Geräusch hinter sich, das klang, als würde jemand einen Säbel oder so etwas ziehen. Dass die Genesianer auch gut im Umgang mit Stich- und Hiebwaffen waren, wusste die junge Celsianerin. Da standen sie den Klingonen in nichts nach. „Ginalla, Vorsicht, hinter dir!“, warnte Kamurus sie, was sie gleich zum Anlass nahm, um sich umzudrehen. „Nicht provozieren!“, ermahnte er sie noch einmal eindringlich. Er wusste, dass die Genesianerin ihn nicht hören konnte, weil er ja weder eine Reaktionstabelle von ihr erstellt hatte, noch hatte sie einen Neurokoppler auf. „Ich kann ihr immer noch die Waffe aus der Hand beamen!“ „Hey, lass das.“, zischte Ginalla. „’ne Genesianerin ohne Waffe is’ ’ne nackte Frau. Ich krieg’ das schon hin.“ „Hoffentlich.“, meinte Kamurus und sein Avatar machte ein sorgenvolles Gesicht. „Hör sofort auf zu unken, Mr. Knittergesicht.“, erwiderte Ginalla.

„Mit wem redest du die ganze Zeit, Celsianerin?!“, fragte eine heisere Stimme plötzlich in lupenreinem Englisch. „Hey, Moment mal.“, sagte Ginalla für ihre Verhältnisse sehr besonnen und ruhig. „Wo ich herkomme, sagt man erst mal hallo, oder etwa nich’?“

Die Genesianerin sah sie verdutzt an und ließ dann ihre Waffe fallen. Dann wandte sie sich Ginalla zu, die ein erleichtertes Gesicht machte. „Ich habe ja schon viel über euren Humor erfahren.“, sagte die Kriegerin. „Aber dass er richtig entwaffnend sein kann, wusste ich nicht. Übrigens, ich bin Nala Tochter von Armina, vom Clan der Kinash.“ „Angenehm, Nala.“, sagte Ginalla. „Ich bin Ginalla Tochter von … Em … Hab’ ich vergessen. Ganz im Ernst. Bin im Heim aufgewachsen. Aber soweit ich das erfahren konnte, kann mir meine Familie echt den Buckel runter rutschen. Heute brauch’ ich sie auch nich’ mehr.“

Nala warf ihr einen traurigen Blick zu. Dann sagte sie: „Warum hast du mein Schiff zerstört, Ginalla?“ „Oh, das war ich nich’.“, sagte Ginalla. „Das warst du wohl selbst, als du gefeuert hast. Dein Waffenpult hatte einen Überlastfehler.“ „Was ist ein Überlastfehler?“, fragte Nala. „Sagen wir mal so.“, erklärte die technisch versierte Ginalla. „Die Komponente, die regelt, wie viel Spannung das Waffenpult kriegen darf, die hat gepennt, verstehst du?“

Nala gab einen erleichterten Laut von sich und sagte plötzlich nur noch ganz feierlich: „Du bist es!“ „Ich bin was?!“, fragte die völlig irritierte Ginalla. „Du bist genau die, die wir erwartet haben.“, erklärte Nala. „Nur eine Celsianerin wie du hätte den Fehler entdecken können und nur du hättest mich vor einem ehrlosen Tod bewahrt.“ „Nu’ trag ma’ nich’ so dick auf!“, sagte Ginalla. „So ’n Fehler erkennt bei uns jedes Kleinkind. Aber mit dem Zweiten könntest du schon Recht haben. Ich weiß nämlich ’ne ganze Menge über euch. Aber heißt das, du hast selbst dein Schiff manipuliert, um …“ „Um dich zu prüfen.“, ergänzte Nala. „Und zwar im Auftrag der obersten Prätora selbst. Aber jetzt weiß ich ja, dass du tatsächlich die bist, die wir sehen. Im Zusammenhang mit Sytania sollten wir nur auf alles gefasst sein.“ „Das kann ich nur unterschreiben.“, lächelte Ginalla.

Nala sah sich im Cockpit um. „Wie steuerst du dein Schiff?“, fragte sie. „Damit.“, sagte Ginalla und zeigte auf ihren Neurokoppler. Dann befahl sie Kamurus, auch einen für Nala zu replizieren und half ihr, ihn anzuschließen. Dann erstellte das Schiff auch von ihr eine Tabelle. „Interessant.“, lächelte die Kriegerin, die Ginalla sich erst jetzt genauer ansah. Dabei fiel ihr auf, dass sie ca. 1,80 m groß, schlank und muskulös war. Über ihre Schultern fiel eine wallende schwarze Haarpracht. Der Brustpanzer, den sie trug, war reich mit allerlei Ornamenten und Figuren aus der Mythologie der Genesianer verziert. Um den Nacken trug sie den üblichen Perlenkragen, der nach einem komplizierten Muster über ihre Stellung im Clan und über ihre genaue Zugehörigkeit aufklärte. Ginalla war das Wurst. Sie konnte so etwas ja ohnehin nicht interpretieren.

„Bitte befiehl deinem Schiff, mich mit der obersten Prätora zu verbinden.“, sagte Nala. „Ich werde ihr mitteilen, dass du die Prüfung bestanden hast.“ „OK.“, sagte Ginalla und wandte sich in Kamurus’ Richtung: „Du hast sie gehört.“

Der Schiffsavatar nickte und wenig später sahen Ginalla und Nala in das Gesicht Shashanas. „Ich sehe, du hast unsere Prüfung bestanden, Ginalla.“, sagte sie. „Ich denke, dein Schiff kennt den Kurs nach Genesia Prime. Komm ruhig her! Du bist herzlich eingeladen. Ich muss ohnehin noch etwas mit dir besprechen und dir etwas zeigen.“ „Sehr liebensgewürzig.“, flapste Ginalla. „Was zeigen muss ich Euch auch, oberste Prätora.“ „Na dann können wir ja beide neugierig sein.“, sagte Shashana und beendete die Verbindung. „Na dann auf, Kamurus!“, sagte Ginalla. „So eine hochgestellte Persönlichkeit sollte man schließlich nicht warten lassen.“ „OK.“, nickte Kamurus und ging auf Warp.

Scotty und Shimar waren, wie gesagt, in meinem Haus im Wohnzimmer eingetroffen und hatten sich dort einander gegenüber auf zwei Sessel gesetzt. „Was passiert jetzt gleich eigentlich genau?“, erkundigte sich der Ingenieur. „Ich muss jetzt erst mal erspüren, ob noch etwas von Betsys geistiger Energie hier ist.“, sagte der tindaranische Patrouillenflieger und schaute konzentriert. „Wenn das der Fall ist, werde ich eine telepathische Verbindung zu dir aufbauen und dann musst du versuchen, dich völlig von dem Gefühl, das du hast, überwältigen zu lassen. Dadurch bist du dann so was wie mein Verstärker. Was immer auch passiert, vertrau mir bitte. Versuch bitte, weder die Dinge zu hinterfragen, noch dich dagegen zur Wehr zu setzen, auch wenn es dir noch so absurd vorkommt, was du fühlst.“ „Na OK.“, sagte Scotty zögerlich. „Bin ja sonst auch kein Hasenfuß.“

Plötzlich schreckte Shimar kurz auf, begann dann aber gleich, über beide Ohren zu grinsen. „Hast du was?“, fragte Scotty. „Oh, ja.“, sagte Shimar. „Pass auf. Es geht los!“ „Was kann ich machen, um es dir zu erleichtern?“, fragte Scotty. „Entspann dich am besten.“, sagte Shimar. „Nichts, gar nichts denken!“

Scotty sah plötzlich eine Art helles Licht und hörte eine fröhliche von hauptsächlich hohen Tönen getragene Musik. Außerdem spürte er eine weiche Decke um sich und roch den Duft von Rosen. Eine Stimme sang leise und hell zu der Musik. „Was bitte ist das, Shimar.“, fragte er. „Ist das etwa …“ „Ja, das ist Betsy.“, sagte Shimar. „Beziehungsweise ihre Präsenz.“ „So nehmt ihr Telepathen sie also wahr.“, sagte der Schotte. „Interessant.“ „Ja.“, sagte Shimar. „Zumindest die Telepathen, die sie mögen beziehungsweise lieben. Aber das ist nur ihr Überbleibsel, das sie hier hinterlassen hat. Gefunden haben wir sie deshalb noch nicht, aber weil ich nun einmal so ohne Weiteres nicht nach außerhalb der Dimension komme mit meinen Fähigkeiten, werden wir wohl erst mal nur ihren Körper suchen können.“ „Das weiß ich doch.“, sagte Scotty. „Und was jetzt?“ „Versuch dich völlig in dieser Wahrnehmung zu verlieren.“, sagte Shimar. „Und nicht hinterfragen oder zögern. Lass mich einfach nur machen. Vertrau mir! Ja, gut!“

Wie eine Woge schlug der sphärische Gesang über Scottys Kopf zusammen. Er war jetzt völlig mit seinem und Shimars Geist in dieser Wahrnehmung gefangen. Aber er fühlte sich nicht gefangen. Er fühlte nur eines und zwar, dass er zu schweben glaubte. Er sah Planeten und ganze Sternensysteme unter ihnen vorbei rasen und er wusste zwar genau, dass er an sich im Weltraum nicht überleben konnte, dachte sich aber, dass Shimar ihre Geister visualisiert haben und ihnen somit eine telepathische Suche ermöglicht haben musste.

Plötzlich schienen beide in irgendetwas hineingezogen zu werden. Scotty sah sich um und entdeckte, dass sie sich an Bord von Ginallas Schiff befinden mussten. Jetzt sah auch er meinen Körper in einem Stasecontainer liegen. Wir können sie sehen, Shimar!, dachte er. Wir können sie tatsächlich sehen! Ja, das können wir., gab Shimar zurück. Jetzt wissen wir zumindest, dass es ihr gut geht. Bei Ginalla ist sie in Sicherheit. Hoffentlich irrst du dich da nicht., meinte Scotty.

Die seltsame Wahrnehmung erlosch und sie wachten wieder auf. „Das war Wahnsinn, Kumpel!“, sagte Scotty. „Kann ich mir denken.“, sagte Shimar abgekämpft. „Aber jetzt brauche ich erst mal eine Pause, bevor wir es wieder versuchen können.“ „Du willst noch mal?!“, fragte Scotty. „Ja.“, sagte Shimar. „Ich denke, wir müssen rauskriegen, wo genau Ginalla und Kamurus jetzt sind.“ „Na gut.“, sagte Scotty. „Dann werde ich uns erst mal einen anständigen Kaffee replizieren. Du kannst mir ja sagen, wenn du wieder so weit bist.“ Shimar nickte.

Ich war in meine Wohnung zurückgekehrt und dachte dort über einiges nach, als ich von draußen Schritte und zwei bekannte Stimmen hörte. Die eine Stimme gehörte Lomādo und die andere Stimme Lorana. Beide näherten sich meinem Appartement. Eigentlich galten die Türen als schalldicht, aber meine Ohren waren ja auch um einiges besser als die von manch anderem. „Was meinen Sie, Lomādo?“, fragte die alte Zeonide. „Wird sie meine Entschuldigung annehmen?“ „Ich bin sicher, das wird sie.“, entgegnete mein neuer Freund. „Sie denkt ja, dass sie eine noch viel größere Schuld auf sich geladen hat.“

Die Sprechanlage kündigte den Wunsch der Beiden an, meine Wohnung zu betreten. „Kommen Sie ruhig rein.“, beantwortete ich den Ruf und ließ den Rechner die Tür entriegeln. Beide folgten meiner Aufforderung. Die Erste allerdings, die sich mir näherte, war Lorana, die ich hinter dem riesigen Blumenstrauß, den sie mir entgegenstreckte, zunächst nicht wirklich wahrnehmen konnte. „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.“, sagte sie. „Schließlich hätte ich Sie beinahe Sytania ausgeliefert.“ „Ich habe Ihnen doch schon gesagt, Lorana, dass Sie keine Schuld trifft.“, sagte ich. „Sie wussten es doch nicht besser. Ich habe eine viel größere Schuld auf mich geladen. Ich war es nämlich, die Ihren Schwiegersohn erst zu dem gemacht hat, was er …“

Erneut hatte die Sprechanlage mein Geständnis unterbrochen. Aber dieses Mal musste es jemand anders sein. Antworten Sie!, hörte ich Lomādos Stimme in meinem Geist. Es ist Shinell. Sie will Sie abholen, aber Sie können ruhig mit ihr gehen. Es ist alles in Ordnung. Sagen Sie, dass Sie gleich rauskommen werden. Verabschieden Sie uns und dann gehen Sie mit ihr! Es ist alles OK!

Verwirrt nahm ich das Mikrofon in die Hand. Was war hier eigentlich gerade passiert? Warum hatte er mich gerade gebeten, mit der Frau mitzugehen, die sonst eigentlich unsere Gegnerin war und die nichts von meinem Fluchtplan wissen durfte? Diese Fragen würden sich nur klären lassen, das wusste ich, wenn ich tun würde, was Lomādo mir gerade gesagt hatte. Ich vertraute ihm schließlich und wenn Logar ihn quasi zu meinem Beschützer auserkoren hatte, dann tat ich wohl auch sehr gut daran.

Ich drückte also den Sendeknopf und sagte: „Einen Moment, Shinell. Ich komme gleich raus.“ Dann verabschiedete ich Lorana und Lomādo scheinbar, als wäre nichts gewesen und ging aus der Tür. Hier erwartete mich bereits die Schwester meines Freundes. Sie schien etwas nervös, als sie mich aus dem Gebäude zog. Dann gingen wir ein kurzes Stück bis zu einer Wiese, auf der ein tindaranisches Schiff stand. „Deine IDUSA-Einheit?“, fragte ich. „Ja.“, sagte sie sehr nervös und gab dem Schiff einen verbalen Befehl auf Tindaranisch, der es veranlasste, die Luke zu öffnen. Dann zog sie mich mit sich ins Cockpit. „Setz dich hin!“, befahl sie und gab mir einen angeschlossenen Neurokoppler, nachdem sie ihren Eigenen auch angeschlossen und aufgesetzt hatte. Dann sagte sie: „Starten, IDUSA! Kurs Omarior!“ „Was ist hier los, Shinell?!“, fragte ich, die ich die Welt nicht mehr verstand. „Willst du das Widerstandsnest ausräuchern oder so was?!“ „Ach was!“, sagte sie. „Im Gegenteil. Ich glaube langsam auch, dass hier was nicht stimmt. Deine Theorie, Beinahe-Schwägerin, hat mich überzeugt.“ „Warte mal.“, sagte ich. „Soll das heißen, du riskierst deinen schönen Job, um …“ „Genau!“, sagte Shinell. „Die Quellenwesen mögen das anders sehen, aber du musst zurück! Sonst siegt Sytania und wir haben ja einen kleinen Einblick dessen bekommen können, was dann passiert. Die Quellenwesen sind mit der Situation völlig überfordert, geben das aber nicht zu. Es ist mir scheißegal, wenn ich bestraft werde! So was wie Sytanias Sieg darf nicht passieren! Deshalb helfe ich dir, auch wenn die das nicht kapieren, aber Blut ist nun mal dicker als Wasser und du gehörst ja quasi zur Familie.“ „Oh, welch Sinneswandel.“, sagte ich mit ironischem Unterton. „Oh ja.“, sagte sie. „Und da kannst du drauf!“

Wir machten einen Schlenker. Dann meldete sich der Avatar über die Neurokoppler: „Shinell, Betsy, wir haben Omarior erreicht.“ „OK.“, sagte Shinell. Dann setzte sie ihren Koppler ab und bedeutete mir, das Gleiche zu tun. Vorher hatte sie ihrem Schiff noch befohlen zu landen, was es auch ausführte.

Wir stiegen aus. Shinell nahm mich bei der Hand und führte mich auf eine große Waldlichtung. Dann ließ sie mich plötzlich los. Im gleichen Moment hörte ich eine bekannte Stimme, die etwas an ihre Adresse richtete: „Shinell, schick sie her!“ „War das Neris?!“, fragte ich mit ungläubigem Staunen. „Ja.“, sagte sie. „Du wirst das alles noch verstehen und jetzt geh bitte einfach geradeaus.“ Ich nickte und machte mich vertrauensvoll auf den Weg, obwohl mir noch nicht ganz klar war, was hier eigentlich vorging. Shinell ging auch wieder zu ihrem Schiff zurück. Warum sie es sich hergewünscht hatte, war mir klar. Sie musste ja Zeit haben, mir die Dinge etwas zu verdeutlichen und das ging am besten auf einem etwas längeren Flug.

„Hier bin ich.“, hörte ich die Stimme der Bajoranerin, die mich zu sich rief. „Kommen Sie einfach geradeaus weiter, Betsy.“ „Ich komme, Neris.“, tat ich meine Absicht kund. Dann hatte ich sie endlich erreicht. „Sind Sie allein?“, fragte ich. „Nun, eigentlich nicht.“, sagte sie und im gleichen Augenblick nahm ich etwas wahr, das sich wie ein Sturm anfühlte und drohte, mich in seine Richtung zu ziehen. Wie der Rüssel eines Tornados drohte es, mich einzusaugen. Sie aber zog nur lässig ihren Tricorder, den sie sich hergewünscht haben musste, was ich an den Geräuschen, die ich aus dem Geschichtsunterricht auf der Akademie kannte, sehr wohl erkennen konnte. „Sehr schön, Odo.“, lobte sie leise, aber für mich doch gut hörbar. „Was?!“, fragte ich irritiert. „Ist das etwa tatsächlich …?“ „Ja, das ist er!“, sagte sie energisch und griff meine Schultern. „Und ich weiß nicht, wie lange er das noch durchhält! Deshalb hinein mit Ihnen!“

Bevor ich noch reagieren konnte, hatte sie mir einen kräftigen Stoß verpasst, der mich in das Phänomen fallen ließ. Jetzt bekam ich ungefähr einen Eindruck davon, wie sich ein japanischer Zierkarpfen in einem Umsetzschlauch fühlen musste. Es drehte mich um und um und ich dachte nur: Hoffentlich ist dieser Albtraum bald vorbei!

Auch Shimar und Scotty hatten etwas davon mitbekommen, allerdings nur unfreiwillig, denn der junge Tindaraner hatte es wohl verabsäumt, rechtzeitig sein Telepathiezentrum wirklich fest genug vor den Eindrücken zu verschließen. Da das Phänomen offensichtlich interdimensionalen Ursprungs war und sein eines Ende in unser Universum steuerte, kriegte Shimar alles mit. Diese Erfahrung war für ihn aber so intensiv, dass er sie kaum aushalten konnte und sich immer mehr verkrampfte. „Was is’ los?!“, fragte Scotty hektisch. „Hier passiert gerade was!“, schrie Shimar atemlos. „Was Großes! Zu groß für mich! Oh, ihr Götter, helft mir!“

Plötzlich begannen Gegenstände durch die Luft zu fliegen. Das lag wohl daran, weil Shimars Telepathiezentrum an dem Phänomen hing und er es nicht mehr wirklich unter Kontrolle hatte, so sehr er auch kämpfte, um diesen Zustand zu ändern.

Scotty griff nach seinen Händen. „Nein!“, sagte Shimar und versuchte, sich wieder aus seinem Griff zu befreien, aber das gelang ihm nicht. „Regel Nummer eins!“, sagte Scotty energisch. „Wenn man eine Strömung nicht bekämpfen kann, dann muss man sich von ihr tragen lassen, um nicht zu ertrinken! Außerdem ist geteiltes Leid halbes Leid und jetzt sei mal nicht so geizig mit deinem Schmerz, oder was immer du auch fühlst. Gib mir gefälligst was davon ab!“

Beide fühlten und sahen jetzt, wie ich von dem Phänomen irgendwo hingetragen wurde. Aber das Ende schien sich immer langsamer zu bewegen. Das war auch Kamurus nicht entgangen, der mein Neuralmuster positiv identifiziert hatte. Ich muss meine Hülle polarisieren., dachte er. Sie muss das Ende anziehen. Außerdem muss ich meine Schilde so umpolen, dass sie Betsys Neuralfeld in mein Inneres leiten. Ich muss diesem Ding irgendwie helfen. Er entschloss sich und nahm die notwendigen Systemschaltungen vor.

Tatsächlich war es Kamurus bald gelungen, Odo auf diese Weise beim Transfer meines Geistes in meinen Körper zu unterstützen. Jedenfalls tat ich bald einen tiefen Atemzug und erwachte. Ich tastete herum und bemerkte, dass ich mich in einem Stasecontainer befinden musste, dessen Luke aber im selben Moment zur Seite glitt. Dann hörte ich eine elektronische Stimme sagen: „Es ist alles in Ordnung, Betsy. Bitte versuchen Sie, aus dem Container zu steigen. Ich werde Ihnen Kleidung und Nahrung replizieren. Sicher haben Sie Hunger und Durst und Ihnen dürfte kalt sein.“ „Da hast du nicht übertrieben, Kamurus.“, sagte ich, die ich ihn erkannt hatte und schaffte es tatsächlich, aus dem Container zu klettern. „Aber wir waren doch meines Wissens schon beim Du.“ „Also gut.“, sagte das Schiff. „Dann bleibe bitte immer an der Wand. Dann kommst du automatisch zu einem Sitz. Das Auswurffach meines Replikators ist jetzt genau vor dir. Ich würde sagen, du wechselst erst mal dieses Leichentuch gegen eine ansehnlichere schöne warme Uniform aus.“ „Danke, Kamurus.“, sagte ich. „Aber könntest du bitte deine Sensoren Offline halten, während ich mich umziehe? Ich sage dir dann schon Bescheid.“ „Also gut.“, sagte das Schiff, das mein Schamgefühl durchaus irgendwie nachvollziehen konnte.

„Es wäre ganz gut, wenn du Ginalla informieren könntest, sobald ich wieder salonfähig bin.“, sagte ich. „Wo ist sie überhaupt?“ „Bei der obersten Prätora.“, sagte Kamurus. „Aber ich kann dich hinbringen, wenn du dich wieder einigermaßen fühlen solltest.“ „Das werde ich entscheiden, wenn ich was zwischen den Zähnen hatte, Kamurus.“, sagte ich, während ich die von ihm frisch replizierte Uniform anlegte. „In Ordnung.“, sagte er. Dann replizierte er mir noch einen Teller meiner Lieblingsspeise, die ich gierig verschlang. Nur, als ich das von ihm ebenfalls replizierte Getränk zu mir nehmen wollte, bemerkte ich, dass ich weder meine Lippen zum Ansetzen des Glases öffnen, noch das Glas heben konnte. Meine Hände und mein Mund schienen sich gänzlich meiner Kontrolle zu entziehen, aber ich wusste auch bald spontan, was helfen würde. „Hast du zufällig einen Strohhalm, Kamurus?“, fragte ich. „Natürlich.“, erwiderte er betont ruhig, um auch mir, die ich leicht panisch geworden war, Ruhe zu vermitteln und replizierte mir einen. Dann sagte er nur: „Bleib ganz ruhig. Ich verständige Ginalla!“ Ich gab einen bestätigenden Laut von mir, während ich das Getränk zufrieden durch den Strohhalm zog.

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