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Joran hatte Nayale vor dem Gästequartier abgesetzt. „Könntest du mich bitte ankündigen?“, fragte die Zeonide. „Deine Stimme und dein Gesicht dürften meinem Mann vertraut sein.“ „Deine Stimme und dein Gesicht wird er um so mehr kennen, Nayale Radcliffe.“, entgegnete der Vendar. „Das schon.“, sagte sie. „Aber er wird wissen, dass ich eigentlich in Sytanias Gefängnis sein müsste. Ich will ja nur vermeiden, dass er das Ganze für eine Falle hält. Dir vertraut er.“ „Also gut.“, sagte Joran, der ihre Argumentation durchaus nachvollziehen konnte. Dann nahm er das Mikrofon in die Hand und drückte die Sendetaste. „Wer ist dort.“, sagte Radcliffes Stimme von drinnen. „Hier ist Joran, Nathaniel Ed Nayale.“, sagte Joran, der dies wohl mit Absicht so formuliert hatte. „Das ist ja eine ganz neue Formulierung.“, sagte Radcliffe überrascht. „Ich weiß, unter den Vendar ist sie durchaus gebräuchlich, wenn man betonen will, dass jemand mit jemandem anders verheiratet ist. Sonst nennst du mich ja entweder Nathaniel Radcliffe, oder Nathaniel El Taria. Aber warum tust du das? Warum fügst du mir einen solchen seelischen Schmerz zu, indem du mich daran erinnerst, was ich meiner Familie damit angetan habe, dass ich auf Sytania hereingefallen bin?!“ „Du wirst gleich keinen seelischen Schmerz mehr empfinden, Nathaniel Ed Nayale!“, versicherte Joran. „Weil ich nämlich die Person bei mir habe, die deinen Schmerz lindern wird.“

Er gab Nayale einen Wink, die daraufhin sofort in die Reichweite der Kamera der Türsprechanlage trat. „Ist das auch wirklich keine Falle?!“, fragte Nathaniel ungläubig. „Nein, Nathaniel Ed Nayale.“, sagte Joran. „Ich würde spüren, wenn hier ein Mächtiger seine Finger im Spiel hätte und bei Sytania wäre ich sofort sicher! Das kannst du mir glauben. Ich hatte ihr 90 Jahre treu gedient und weiß daher, wie sich ihre Prägung anfühlt. Ich würde wissen, wenn sie hiermit was zu tun hätte und dann würde ich dafür sorgen, dass sie dir auf keinen Fall wieder schaden kann! Es ist also tatsächlich deine Frau, die hier neben mir steht. Ich kann es sogar riskieren, sie zu dir herein zu lassen, ohne selbst mitzugehen.“

Es dauerte einige Sekunden und dann öffnete sich doch die Tür. Im Rahmen stand ein überglücklicher aber gleichzeitig erstaunter Nathaniel, der seine Frau sofort in die Arme schloss und mit sich in den Raum zog. Joran beobachtete dies noch eine Weile lächelnd, bevor er sich abwandte, um wieder in Richtung Turbolift zu verschwinden. Er wusste genau, wann es Zeit war, sich diskret zurückzuziehen. Außerdem war es Zeit, bald Shimar bei der Schicht in der Kommandozentrale am SITCH abzulösen.

Nathaniel war mit seiner Frau ins Wohnzimmer gegangen und hatte sich dort mit ihr auf das Sofa gesetzt. Immer noch hielt er sie fest im Arm. „Meine Nayale!“, stammelte er. „Meine arme liebe Nayale. Wie konnte ich nur zulassen, dass uns so etwas Schlimmes passiert?“ „Du bist krank, Nathaniel.“, sagte die junge Zeonide verständig. „Das bin ich jetzt, den Tindaranern sei Dank, nicht mehr, Nayale.“, sagte Radcliffe. „Sie haben mich geheilt! Zirell und Shimar haben mich mit dem Teil meines Ich, der früher einmal Benjamin Sisko war, sozusagen wieder versöhnt.“ „Das ist wohl etwas zu hoch für mich.“, sagte Nayale. „Aber wichtig ist nur, dass du dich wohl jetzt nicht mehr für Sisko hältst, oder?“ „Das tue ich nicht mehr, Nayale.“, sagte Radcliffe. „Das tue ich definitiv nicht mehr! Aber wie bist du freigekommen?“ „Ich glaube, das verdanken wir Logar.“, sagte Nayale. „Ich habe mir die Zelle in Sytanias Gefängnis mit einer Genesianerin geteilt, die seine Schöpfung war. Sie heißt Elaria. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich schon längst aufgegeben. Sie will mit Zirell noch einiges besprechen. Vielleicht weiß sie Dinge, die noch wichtig sind. Aber Sytania scheint endgültig verloren zu haben. Elaria sagt, Logar hätte ihr ordentlich die Leviten gelesen!“ „Ich hoffe nur, dass es der Besatzung der Granger auch gelingt, unseren Sohn zu befreien.“, sagte Nathaniel. „Wenn ich dem glauben darf, was hier erzählt wird, dann ist unser armer kleiner Malcolm das Gefäß für eine abscheuliche Schöpfung von Sytania und zwei Palgeistern.“

Nayale fuhr zusammen. „Wann haben die Tindaraner dir das gesagt?“, fragte sie. „Sie haben mir gar nichts gesagt.“, sagte Radcliffe. „Es sind bisher nur Gerüchte. Sie wollten wohl nicht, dass ich mich in meinem Zustand, der ja bis gestern noch andauerte, zu sehr sorge. Selbst wenn es die Wahrheit wäre, dann könnten Zirell, Nidell oder Shimar sicher dafür sorgen, dass ich es für ein Gerücht halte. Mit ihren telepathischen Fähigkeiten wären sie sicher in der Lage dazu und ich würde es mir auch ohne Gegenwehr gefallen lassen, solange ich dadurch gesund bleiben würde.“ „Und gesund bist du jetzt tatsächlich?“, versicherte sich Nayale, die noch nicht so recht an die neuesten Entwicklungen glauben konnte. „Ja, das bin ich!“, sagte Nathaniel mit viel Überzeugung in der Stimme. „Genau so, wie du endlich frei bist, meine arme liebe Nayale! Es tut mir leid! Es tut mir so unendlich leid! Ich hoffe nur, dass du noch die Größe besitzt, mich trotzdem noch immer zu lieben. Trotz der schändlichen Dinge, die ich euch angetan habe, Malcolm und dir!“ „Das warst nicht du, Nathaniel.“, verstand Nayale und nahm ihn ihrerseits fest in den Arm. „Das war deine Krankheit! Deine Krankheit, die Sytania schamlos ausgenutzt hat! Aber von der bist du ja jetzt geheilt und dann können, nein, dann müssen wir sogar von vorn anfangen. Ich schätze, dass wir alle drei in Therapie gehen müssen, aber die Tindaraner und die Sternenflotte leiten sicher alles in die Wege. Ich weiß, dass wir mit Sicherheit keinem zivilen Therapeuten anvertrauen können, was wir erlebt haben. Aber ich bin bereit, diesen Weg mit dir und unserem Kind zu gehen, Nathaniel Radcliffe! Schließlich haben wir uns einmal geschworen, in guten wie in schlechten Tagen zusammenzustehen!“ „Oh, meine liebe starke Nayale!“, rief Radcliffe aus, drückte sie fest an sich und küsste sie.

Zirell und Elaria hatten sich in den Bereitschaftsraum der Tindaranerin zurückgezogen. Hier würden sie nun das besprechen, was Zirell schon angedeutet hatte. „Ich lege besser gleich die Karten auf den Tisch, Zirell.“, sagte die Genesianerin. „Dass ich ein Geschöpf von Logar bin, wird dir, als trainierter Telepathin, wohl nicht verborgen geblieben sein. Aber das ist nicht das Einzige. Ich habe auch noch eine Information für die Besatzung der Granger.“

Sie holte ein Pad aus ihrer Kleidung hervor und gab es Zirell. „In diesem Pad befindet sich eine geschützte Datei.“, sagte sie. „Das Passwort ist Nayale. Sie kann aber nur auf dem Rechner der Granger abgespielt werden. du wirst sie der Granger leider ungesehen übermitteln müssen. Aber ich hoffe, du vertraust mir.“ „Das tue ich, Elaria.“, sagte Zirell und befahl in Richtung des Rechners: „IDUSA, den Inhalt des an Port vier angeschlossenen Pads als Anlage an eine von mir verfasste SITCH-Mail hängen und an das Rufzeichen der USS Granger übermitteln!“ „Sofort, Commander.“, gab der Rechner zurück.

Nachdem Zirell die Mail verfasst und darin auch das Passwort erwähnt hatte, sah sie Elaria fragend an. „Was wird eigentlich mit dir geschehen, wenn das hier alles vorbei ist, Elaria?“, fragte sie. „Dann wird mein Schöpfer mein Leben beenden, sofern es keine andere Lösung gibt.“, sagte die Kriegerin ruhig. „Das wusste ich von Anbeginn.“ „Eigentlich schade.“, sagte Zirell. „Ich hatte in dir schon eine echte Freundin gewonnen. Aber Logar wird schon wissen, was er tut.“ Elaria nickte bestätigend.

„Bis zur Rückkehr der Granger.“, sagte sie. „Werde ich mich hier noch etwas verlustieren, wenn du nichts dagegen hast.“ „Warum sollte ich etwas dagegen haben?“, fragte Zirell. „Du bist schließlich Gast auf meiner Station und keine Gefangene. Tu, was du willst.“ „Sehr großzügig.“, sagte die genesianische Kriegerin. Dann verließen die Frauen wieder den Bereitschaftsraum und Zirell ging zum Dienst, während sich Elaria auf den Weg zu den Simulationskammern machte.

Auf der Brücke der Granger hatten Mikel, Kang und Kissara die Mail von Zirell gelesen. „Die Anlage ist eine ausführbare Datei, soweit mir Mr. Jannings neulich erklärt hat.“, glänzte der erste Offizier, der meinen Posten temporär übernommen hatte, mit seinem neu erworbenen Wissen. „Warum sollten die Tindaraner uns ein Programm schicken?“, fragte Kang. „Das kann ich Ihnen nicht beantworten, Warrior.“, sagte Kissara. „Aber wir sollten ihnen vertrauen. Lassen Sie das Programm laufen, Agent!“ „Sollte nicht lieber Techniker Jannings zunächst über die Datei gucken?“, fragte Mikel. „Ich meine, das könnte in jedem Fall sicherer sein. Er kann Routinen und Befehle in Maschinensprache interpretieren. Elektra wäre darin sogar noch besser, weil sie Androidin ist. Aber ich denke …“ „Mikel.“, lächelte Kissara. „So kenne ich Sie ja gar nicht. Sonst sind Sie doch immer derjenige, der gern experimentiert. Ich glaube, das Sicherheitsbedürfnis Ihrer Freundin scheint langsam auf Sie abzufärben.“ „Mag sein, Kissara.“, sagte der Agent. „Aber es geht mir auch um die Sicherheit unseres kleinen Passagiers. Den dürfen wir nicht vergessen. Ich möchte zuerst sicher gehen, dass dieses Programm Malcolm nicht plötzlich auf ein getarntes Veshel beamt oder so. Wer weiß, zu welchen Mitteln Sytania ihre Vendar greifen lässt.“ „Dazu müssten die zuerst mal Zirells SITCH-Mail-Konto geknackt haben, Agent.“, tröstete die Thundarianerin. „Und ich traue IDUSA zu, dass sie jeden Versuch bereits mit empfindlichen Strafen abwehren würde. Schließlich handelt es sich um eines, das dem tindaranischen Militär gehört. Man kann über Neurokoppler sicher einiges erreichen. Fragen Sie mal Loridana. Das würden sie nicht wagen. Glauben Sie mir!“

Mikel ließ ihre Worte eine Weile auf sich wirken und sagte dann schließlich doch, nachdem er sich geräuspert hatte: „Also gut. Computer, die an die letzte eingegangene SITCH-Mail angehängte Datei ausführen!“ „Befehl wird ausgeführt.“, kam es zurück. „Passwort ist erforderlich.“ „Versuchen Sie Nayale.“, sagte Kissara und buchstabierte, denn sie war sich nicht sicher, ob Mikels und mein Hilfsmittel den Namen von Radcliffes Ehefrau so ausgesprochen hatte, dass Mikel seine Schreibweise hätte herleiten können. „Schauen wir mal, wohin uns Mrs. Radcliffe sozusagen führen wird.“, sagte Mikel, tippte das Passwort ein und bestätigte es.

Im nächsten Augenblick nahm der Computer Zugriff auf das Sprechgerät und setzte selbstständig einen Ruf an ein unbekanntes Rufzeichen ab, nachdem er es auf eine klingonische Frequenz zur Datenübertragung eingestellt hatte. Auf diesen Ruf hin erschien eine kleine Sonde an Steuerbord, die ihrerseits wieder einen Ruf absetzte, der Koordinaten enthielt. Dann zerstörte sie sich. Jetzt nahm der Computer Zugriff auf den Autopiloten und blockierte das Steuer. Die Granger flog nun automatisch zu den Koordinaten, wo sie auf eine weitere Sonde traf, die das Tun der ersten Sonde wiederholte. So ging es kreuz und quer durch den Weltraum. „Wir hätten wohl doch eher Mr. Jannings beauftragen sollen, Commander.“, sagte Kang, der sich auf den chaotischen Kurs, den sie flogen, keinen Reim machen konnte. „Sagen Sie jetzt bitte nicht, Sie hätten Angst, Mr. Kang.“, sagte Kissara in der Absicht, ihn einwenig zu foppen. „Ein Klingone fürchtet sich vor nichts, Commander!“, versicherte Kang. Oh, nein., dachte Mikel. Der macht sich nur gleich in die Hose!

Es dauerte nicht lange und das Schiff schwenkte selbstständig in eine Umlaufbahn um einen Planeten in einem Sonnensystem ein, das zweifelsfrei im klingonischen Raum lag. „Bekommen wir Sensorenbilder von dem Planeten?“, fragte Kissara.

Mikel gab die Frage gleich an den Computer weiter, bevor er bestätigte: „Ja, Ma’am.“ „Dann auf den Schirm damit, Agent.“, sagte Kissara. Mikel nickte und führte ihren Befehl aus.

Alle sahen jetzt einen Raumschifffriedhof. „Warum sollte uns ein Programm der Tindaraner zu einem klingonischen Raumschiffriedhof führen?“, fragte Mikel, dem sein Hilfsmittel die Bilder auch interpretiert hatte. „Das weiß ich auch noch nicht, Agent.“, sagte Kissara. „Können wir SITCHen oder reagiert das Steuer?“ „Negativ.“, sagte Mikel, nachdem er es ausprobiert hatte. „Das Programm ist offensichtlich noch nicht beendet.

Eines der Bilder der schrottreifen klingonischen Schiffe veränderte sich plötzlich. Es verwandelte sich vor aller Augen in ein romulanisches Schiff, das völlig intakt zu sein schien. „Offensichtlich sind wir nicht die Einzigen, die eine Maske tragen.“, sagte Kissara. „Aber dass so etwas Unwahrscheinliches eingetreten ist.“, staunte Kang. „Ich meine, Seit wann würde mein Volk hier Romulaner verstecken? Ich meine, das hätte sicher niemand für möglich gehalten.“ „Am wichtigsten ist.“, sagte Mikel. „Dass es Sytania am allerwenigsten für möglich hält in ihrem schwarzweißen Denken. Ich denke, genau dieser Fakt sollte hier ausgenutzt werden.“ „Ich halte mittlerweile alles für möglich.“, sagte Kissara. „Wenn man bedenkt, wer sich aus welchen Gründen jetzt schon mit wem verbündet hat, nur um Sytania ein Bein zu stellen.“ „Ich denke, alle wissen, dass sie niemals gewinnen darf.“, sagte Kang. „Da dürften dann Feindschaften untereinander vielleicht egal werden.“ „Könnte sein.“, vermutete Mikel.

Der Computer begann plötzlich mit dem Abspielen von Videomaterial. Auf dem Schirm war ein Romulaner in der Kleidung eines Senators zu sehen. Er war ca. 1,70 m groß, leicht füllig, hatte blaue Augen und lächelte alle aus seinem etwas bärtigen Gesicht, das von einer roten Haarpracht auf dem Kopf und im Bart geziert wurde, freundlich an. Dann sagte seine tiefe ruhige warme freundliche Stimme: „Darf ich mich vorstellen? Ich bin Senator Romanus Velar. Wenn Sie dies hören und sehen, haben Sie Ihr Ziel bereits fast erreicht. Bitte entschuldigen Sie den Flug über Umwege, den Kontrollverlust über Ihr Schiff und die vielen Relais. Aber man weiß ja nie, wer einem folgt. Wir erwarten Ihr Außenteam.“

Die Aufzeichnung brach ab und auch das Programm wurde beendet. „Dieser Teil des Plans ist sicher einem romulanischen Gehirn entsprungen.“, sagte Mikel. „Paranoia gehört schließlich zu ihrer Art zu leben, wie mir mal jemand gesagt hat. Das bedeutet, sie dürften Asse darin sein, Verfolger abzuschütteln.“ „Na, na, Agent.“, sagte Kissara. „Wir wollen doch hier keine Vorurteile dreschen, nicht wahr? Aber wir sollten einer so freundlichen Einladung folgen, finde ich. Agent, Sie werden sich mit Technical Assistant Elektra zusammen zu den Koordinaten begeben, an denen sich das romulanische Schiff befindet! Sie ist Androidin und falls Sytania irgendwas bezüglich Trugbildern versuchen sollte, kann sie Ihnen dann am besten helfen, weil sie ja nicht in der Lage ist, telepathische Suggestionen zu empfangen. Ich werde mich auf die Krankenstation begeben und mal schauen, was unser kleiner Passagier und Allrounder Betsy machen. Warrior, Sie haben die Brücke!“ Damit stand sie von ihrem Sessel auf und verließ den Kommandostand. Auch Mikel tat es ihr gleich.

Ich war immer noch mit Malcolm auf der Krankenstation. Der Kleine hatte sich nur unter der Bedingung untersuchen lassen, dass ich bei ihm blieb.

„Wie es aussieht.“, wendete sich Loridana an mich, nachdem sie ihre Untersuchung beendet hatte. „Hat Sytanias Schöpfung alle Beweise vernichtet, bevor er starb. Es gibt keinen Hinweis mehr darauf, dass der Kleine je unverwundbar war, oder ein Telepathiezentrum hatte.“ „Was meint Tante Loridana, Tante Betsy?“, fragte Malcolm. „Sie meint.“, sagte ich. „Dass du wieder der kleine liebe Malcolm bist. Da ist kein Stück Monster mehr in dir. Sie muss dich also nicht operieren.“ „Dann ist ja alles gut.“, sagte Malcolm und drehte sich auf dem Biobett, auf dem er lag, zufrieden um. Dann schlief er ein.

„Er wird Nächte lang nicht geschlafen haben.“, sagte Loridana leise zu mir. „Wer weiß, zu was dieses Geistwesen ihn gezwungen hat.“ Ich nickte bestätigend.

Kissara betrat die Krankenstation. Bevor sie noch etwas sagen konnte, legte Loridana bereits gut sichtbar den Finger an ihre Lippen: „Mein Patient schläft, Commander.“ „Schon gut, Scientist.“, sagte Kissara. „Geht es ihm gut? Hat er irgendwelche Schäden zurückbehalten?“ „Soweit ich das sagen kann, kann ich das verneinen, was jedenfalls seinen körperlichen Zustand angeht. Aber mit seiner Seele dürfte es anders aussehen. Ich würde ihn und seine gesamte Familie gern an die Kollegen auf Sternenbasis 235 überweisen. Dort ist man spezialisiert auf Kriegsopfer und Traumata. Ich hoffe, Ihnen ist auch klar, dass die Radcliffes das, was sie erlebt haben, keinem zivilen Therapeuten anvertrauen dürfen.“ „Oh ja, Loridana.“, sagte Kissara. „Das ist mir klar. Aber es wird noch etwas dauern, bis wir die Familie wieder vereinen können.“ „Warum das?“, fragte die Ärztin. „Weil wir erst mal ein kleines Rätsel lösen müssen, das uns unsere Verbündeten gestellt haben.“, antwortete die Kommandantin.

Dann wendete sie sich an mich: „Sie haben etwas verpasst, Allrounder. Aber das kann Ihnen auch Mikel mal in Ruhe erzählen, wenn er wieder da ist. Das würde jetzt zu weit führen.“ „Ich bin neugierig, Commander.“, sagte ich. „Das können Sie auch sein.“, sagte Kissara. „Kommen Sie zur Brücke, sobald Sie hier entbehrlich sind!“ „Aye, Commander.“, nickte ich.

Kissara drehte sich kurz Malcolm zu. Dann sagte sie: „Unfassbar, dass Sytania diesen armen kleinen Fratz so benutzt hat!“ „Das ist ja gerade das Gemeine an ihr, Madam.“, sagte ich.

Malcolm musste sie irgendwie bemerkt haben. Jedenfalls schlug er plötzlich die Augen auf und sagte nur: „Oh, hallo, Tante Miezekatze!“ Loridana musste lachen und ich konnte nur noch: „Nein, wie süß!“, quietschen. Dann entschuldigten wir uns aber gleich wieder bei ihr. „Na, wenn Sie glauben, Ihre Reaktionen wären eine Respektlosigkeit mir gegenüber.“, sagte Kissara. „Dann sind Sie aber auf dem Holzweg. Sie haben doch nur auf dieses kleine niedliche Spätzchen da reagiert, das es nicht besser weiß.“

Sie setzte sich zu Malcolm auf das Biobett. Dann strich sie ihm mit ihrer weichen rechten Hand über den Kopf. Dabei schmeichelte sie: „Hallo, Malcolm. Ich bin die Tante Kissara. Du bist jetzt auf meinem Schiff und hier bist du sicher. Du musst jetzt keine Angst mehr haben. Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“ „Nich’ so schlimm, Tante Kissara.“, sagte Malcolm. Dann fragte er: „Kannst du schnurren?“ „Hm, ich weiß nicht.“, sagte Kissara und schaute dabei naseweis. „Aber soll ich es denn mal versuchen?“ „Au ja!“, quietschte Malcolm und setzte sich auf. „Also dann aufgepasst!“, sagte Kissara. Dann holte sie tief Luft und legte dermaßen los, dass das gesamte Biobett vibrierte. „Ui!“, machte Malcolm und kicherte. „Das macht Spaß! Das kitzelt!“

Kissara beendete ihre Schnurreinlage wieder. Dann sagte sie zu mir: „Wir sollten jetzt wirklich gehen, Allrounder. Der Kleine ist hier bei Loridana und Learosh doch wirklich gut aufgehoben.“ „Also gut.“, sagte ich und stand von der Bettkante, auf der auch ich gesessen hatte, auf. „Müsst ihr denn wirklich schon gehen, Tante Betsy und Tante Kissara?“, fragte Malcolm und machte ein trauriges Gesicht. „Leider müssen wir zur Arbeit.“, sagte ich. „Aber die Tante Loridana und der Onkel Learosh passen auch gut auf dich auf. Wenn wir mit der Arbeit fertig sind, kommen wir auch noch mal wieder. Das verspreche ich!“ „OK.“, sagte Malcolm. „Aber ich möchte dich noch mal knuddeln, Tante Betsy!“ „Na, dann komm mal her.“, sagte ich, drehte mich wieder zu ihm und nahm ihn fest in den Arm. Dann verabschiedeten wir uns und gingen zur Brücke.

„Der arme Junge hat ja ein total erhöhtes Liebesbedürfnis.“, stellte Kissara fest, als wir den Turbolift in Richtung Brücke betraten. „Das ist ganz logisch.“, sagte ich. „Er kann ja noch nicht verstehen, was mit ihm passiert ist. Es kann sogar sein, dass er glaubt, die bösen Dinge, die ihn das Monster, wie er es nennt, tun lassen hat, selbst getan zu haben. Für ihn muss es sich angefühlt haben, als würde er schlecht träumen. Kleine Kinder, die schlecht träumen, haben oft ein erhöhtes Liebesbedürfnis. Wir werden ihm immer wieder sagen müssen, dass er ein ganz lieber kleiner Junge ist. Ich denke, Loridana wird Ihnen das bestätigen.“ „Oh, ja.“, sagte Kissara. „Das denke ich auch. Sie scheinen sehr sichere und gute Instinkte zu haben, was Kinder angeht, Allrounder.“ „Mit Verlaub, Commander.“, sagte ich. „Das sind sicher alles nur Glückstreffer. Gegen Loridana oder einen ausgebildeten Psychologen kann ich sicher nicht anstinken mit meiner Küchenpsychologie.“ „Oh, da bin ich aber anderer Meinung.“, sagte Kissara. „Der Kleine ist in einer Situation, die ihn sehr ängstigt und an wen wendet er sich? An Sie! Sie scheinen einfach für ihn ein sicherer Anker zu sein. Das brauchen Sie gar nicht zu leugnen. Das ist weder Zufall, noch Glück, sondern einfach Ihre einfühlsame Art.“

Ich bemerkte, dass ich hier wohl nichts ausrichten konnte, also wechselte ich das Thema: „Was ist denn eigentlich passiert?“ „Nun.“, sagte Kissara. „Es sieht wohl so aus, dass wir von einem tindaranischen Programm zu einem klingonischen Raumschiffriedhof geführt worden sind, auf dem sich mindestens ein Romulaner auf einem versteckten romulanischen Schiff befindet.“, sagte Kissara. „Bitte noch einmal von vorn, Commander.“, bat ich. „Es war so.“, sagte Kissara. „Wir haben von Zirell eine SITCH-Mail erhalten, an die ein Programm angehängt war, das die Kontrolle über das Schiff übernommen und uns dann hier her geführt hat. Mikel und Elektra kümmern sich darum.“ „Ach du meine Güte!“, sagte ich grinsend. „Aber wir haben ja schon viel erlebt, das es eigentlich nicht geben dürfte. Wer hätte zum Beispiel daran geglaubt, dass sich die Klingonen mit den Genesianern und die mit Logar verbünden würden, nur um Sytania zu stoppen.“ „Und die Sache mit Ihrem Aldaner?“, fragte Kissara. „Wer hätte gedacht, dass sich Mr. Baldāri so um Sie kümmert und durch seine Art Ihnen ermöglicht, ihm so sehr zu vertrauen, dass Sie sich auf den Widerstand einlassen, der Sie zurückgebracht hat? Er hat sich ja eher wie ein Terraner, beziehungsweise ja schon fast wie ein Demetaner verhalten.“ „Er sagte mir, dass er ein sehr untypischer Aldaner sei. Außerdem hatte er schon sehr lange unter Bürgern der Föderation gelebt. Vielleicht ist auch etwas von unserem Verhalten auf ihn abgefärbt.“, sagte ich. „Ich denke, Logar wird das gewusst haben, als er, nachdem er vorher Narājas Einverständnis dafür geholt hat, sein seelisches Echo aussuchte, um mir zu helfen. Sie dürfen nicht vergessen, dass der König des Dunklen Imperiums ein Mächtiger ist, der jederzeit die Möglichkeit hat, alles und jedes zu sehen, das er will und das in jeder Dimension, die er will. Sei es nun die Zukunft, die Gegenwart, oder die Vergangenheit. Ich denke, er wusste genau, welche Knöpfe er drücken musste, um sein Ziel zu erreichen.“ „Das klingt plausibel.“, sagte sie. Dann betraten wir gemeinsam die Brücke und nahmen unsere Plätze ein.

Techniker Jannings hatte Elektra und Mikel bei den Koordinaten abgesetzt, die aus dem Programm hervorgegangen waren. Jetzt standen der blinde Terraner und die Androidin vor dem Schiff, das sich bei näherem Hinsehen Elektras tatsächlich als ein romulanisches Passagierschiff entpuppte, das nur durch ein kompliziertes Zusammenspiel aus Holographie und Täuschsendern aus der Ferne für ein schrottreifes klingonisches Kriegsschiff gehalten werden konnte. An ebendiesem Schiff öffnete sich jetzt eine Schleuse und betraten die Raumschiff. Dann schloss sich die Luke wieder hinter den Beiden. „Es scheint hier alles sehr luxuriös eingerichtet zu sein, Sir.“, erklärte Elektra und führte ihn rückwärts auf einen Sessel zu, auf dem er dann mit sanftem Druck von ihr abgesetzt wurde. „Urteilen Sie selbst.“ „Sie haben Recht, Elektra.“, sagte Mikel, nachdem er um sich getastet und die feinen Stoffe gespürt hatte. „Das hier ist bestimmt kein Schiff für arme Leute.“

Eine weitere Tür öffnete sich und aus einem Korridor kam jemand auf sie zu. „Ich grüße Sie.“, sagte der Mann, den Mikel anhand seiner Stimme als den Senator vom Video identifizieren konnte. „Ich grüße auch Sie, Senator Velar.“, sagte der Agent. „Sie haben mich also erkannt.“, sagte der Romulaner und setzte sich neben Mikel auf einen weiteren Sessel. Dann deutete er auf den freien Platz auf Mikels anderer Seite. „Ihr Technical Assistant darf sich auch ruhig setzen.“, sagte er. „Sagen Sie ihr das.“ „Sie haben ihn gehört.“, sagte Mikel in Elektras Richtung gewandt. Sie nickte und setzte sich.

„Wir scheinen ja nun beide voneinander zu wissen, wer wir sind, Agent.“, sagte Velar. „Also keine Heimlichkeiten mehr. Der gesamte Senat von Romulus ist hier. In der Vergangenheit hätte sicher niemand gedacht, dass uns die Klingonen mal helfen würden und dass wir diese Hilfe sogar annehmen würden. Aber man wirft schnell alte Feindschaften über Bord, wenn man einem viel schlimmeren gemeinsamen Feind gegenübersteht. So einen haben wir in Sytania, die aus dem stolzen romulanischen Volk nichts als Sklaven für ihre Kristallminen machen wollte. Aber als wir das erkannten, war es schon zu spät. Einige unserer Generäle erwogen sogar Rosannium einzusetzen, obwohl wir auch rudimentär telepathisch sind. Es hätte uns auch geschadet. Ohne Meilenstein wäre es viel zu gefährlich gewesen.“ „Das stimmt, Senator.“, sagte Mikel. „Aber ich finde es auch sehr klug, dass die Klingonen ein Schiff für Ihre Unterbringung gewählt haben. Auf einem Schiff sind Sie mobil und können schneller weggebracht werden, falls Ihnen Sytanias Vendar auf die Schliche gekommen wären.“ „Ganz genau, Agent.“, sagte Velar.

Er stand auf und ging zu einem nahen Replikator. Hier replizierte er für Mikel ein Glas Cola und für sich einen terranischen Kaffee. „Angesichts dessen, was wir zu besprechen haben.“, sagte er. „Sollten wir besser keine alkoholischen Getränke zu uns nehmen.“ „Was haben wir denn so Wichtiges zu besprechen, Senator?“, fragte Mikel. „Wir sollten besprechen, wie Sie Ihrer Präsidentin am besten unsere Bitte um Verzeihung und unsere Anfrage nach einem neuen Bündnis überbringen können. Wir wissen heute, da wir auch das Gefühl der Verzweiflung durch die Eroberung von Romulus durch Sytania sehr gut kennen gelernt haben, wie sich das damals für Sisko angefühlt haben muss. Sie wissen gar nicht, wie kurz wir davor standen, Rosannium einzusetzen und damit unseren eigenen Planeten zu verseuchen, nur um Sytania loszuwerden! Ähnlich muss sich Sisko auch gefühlt haben, als er den Mord an unseren Gesandten plante. Aber wie bei uns kam es auch nicht zur Ausführung der Verzweiflungstat durch die planende Kraft. Dass ein moralisch verirrter Cardassianer es war, der den Mord ausgeführt hat, spielt nur noch eine Nebenrolle, finden wir mittlerweile. Von einem Cardassianer war unserer Meinung nach auch nichts anderes zu erwarten. Die kennen nun mal keine Moral und keinen Anstand. Alles skrupellose Verbrecher, wenn Sie mich persönlich fragen. Aber mit den Cardassianern haben wir ja auch kein Bündnis. Wie gesagt, wir würden aber gern das Bündnis mit Ihnen erneuern, wenn Nugura nichts dagegen hat. Mich würde nur noch eines interessieren. Wie kommen zwei Offiziere der Sternenflotte an Bord eines genesianischen Schiffes?“ „Nun.“, sagte Mikel. „Wo wir schon einmal dabei sind, die Karten auf den Tisch zu legen, Senator: Unser Schiff ist kein Genesianisches. Gibt es hier irgendwo eine Möglichkeit, auf Transponderdaten zuzugreifen?“

Velar nickte und betätigte eine in einem Schrank versteckte Sprechanlage, die auch einen Bildschirm hatte. Am anderen Ende der Verbindung war ein Besatzungsmitglied des Schiffes, das von ihm angewiesen wurde: „Lassen Sie die einschlägigen Transponderfrequenzen nach einem Signal der Sternenflotte absuchen!“ Dann wendete er sich an Mikel: „Bitte sehr, Agent. Es ist alles für Ihren großen Auftritt vorbereitet.“ „Danke, Senator.“, sagte Mikel. Dann wandte er sich an Elektra: „Technical Assistant, ich nehme an, dass Ihr Vorgesetzter Ihnen den Befehl verraten hat, mit dem sein Programm zu aktivieren ist.“ „Das stimmt, Sir.“, sagte die Androidin. „Er lautet: demaskieren!“ „Wie denkbar einfach.“, sagte Mikel, zog sein Sprechgerät und gab das Rufzeichen der Granger ein. Dann sagte er: „Computer, hier spricht Agent Mikel. Demaskieren!“

Im selben Augenblick flackerte auch auf dem Bildschirm vor Velar die Transponderkennung der Granger auf. „Unfassbar!“, sagte der romulanische Senator und klang dabei gleichzeitig überrascht und erfreut. „Die Granger! Sie haben uns nie aufgegeben! Trotz dem wir die Föderation so vor den Kopf gestoßen haben, haben Sie uns nie aufgegeben! So etwas nenne ich wahre Größe! Sagen Sie das ruhig Ihrem Commander Kissara! Sagen Sie ihr, ich bewundere sie sehr dafür!“ „Sie weiß eben genau.“, sagte Mikel. „Dass Sytania nie gewinnen darf! Genau wie all unsere Verbündeten es auch wissen.“ „Da mögen Sie Recht haben, Agent.“, sagte der Romulaner und er und der erste Offizier der Granger stießen darauf an. „Wir werden Ihr Gesuch an Nugura weitergeben.“, versicherte Mikel dann.

In diesem Moment wurde er auf das Signal seines Sprechgerätes aufmerksam. Sofort zog er es aus der Tasche und antwortete: „Was gibt es, Kissara?“ „Wir müssen Sie holen, Mikel!“, sagte die Thundarianerin hektisch. „Es hat sich etwas auf 281 Alpha ereignet, das nur Allrounder Betsy und Ginalla gemeinsam in ihrer Funktion als Erbprätora und Prätora des Clans der Ginalla lösen können. Zirell sagt, es ist sehr dringend!“ „Sagen Sie Techniker Jannings, wir sind bereit!“, sagte Mikel. „OK.“, sagte Kissara. Dann verabschiedeten sich Elektra und Mikel noch höflich von Velar, bevor sie auf die Granger gebeamt wurden, die bald darauf auf schnellstem Weg das Sonnensystem verließ.

Auf 281 Alpha waren Zirell und Maron in Verhandlungen mit Logar vertieft, der sich mittels eines Phänomens bei ihnen gemeldet hatte. Auch fast alle anderen waren anwesend. Es ging um Elaria. „Es muss doch einen Weg geben, dass sie am Leben bleiben kann, Majestät!“, insistierte Zirell. „Ich bedaure.“, sagte Logar. „Aber es gibt keinen. Darüber war aber Elaria von Anfang an informiert.“

Alle wurden plötzlich einer schimmernden Säule ansichtig, die immer fester in ihrer Substanz wurde. Schließlich erkannte man mich, die von der Granger sofort an Bord der Basis gebeamt worden war. „Wir sind so schnell gekommen, wie wir konnten.“, sagte ich. „Was ist hier los?!“ „Logar will seine Schöpfung töten, nur weil er sie nicht mehr braucht!“, sagte Zirell. „In meinen Augen ist er deshalb nicht viel besser als Sytania!“

Ich drehte mich zum nächsten Mikrofon: „IDUSA, schaff Ginalla her!“ „Was will sie?“, fragte Maron Shimar, der sich auch, wie alle anderen, im Konferenzraum aufhielt. „Ich weiß es nicht.“, sagte er. „Aber ich denke, sie hat eine Idee und ich denke auch, wir sollten sie machen lassen, bevor die Sache hier noch eskaliert.“

Im gleichen Moment hatte IDUSA Ginalla, die auf ihrem Schiff verblieben war, zu uns gebeamt. „Was soll der Auflauf?“, fragte die Celsianerin gewohnt flapsig. „Hör mir zu!“, sagte ich. „Wir müssen abdanken, wegen der ganzen Schwierigkeiten. Ich bin Sternenflottenoffizierin und du bist auch Bürgerin der Föderation. Wir können keinen genesianischen Clan führen. Aber ich weiß schon jemanden, den wir einsetzen können. Gib du dein Amt Elaria, ich gebe meins Salmonea. Elaria ist ein Geschöpf von Logar. Geschöpfe von Mächtigen , wie Dill, Sytania, oder Logar, können sich nicht auf natürlichem Wege fortpflanzen, aber sie hätte dann ja eine Erbprätora, die das könnte. Außerdem haben wir Sytanias Dämon bezwungen, was bedeutet, dass der Clan der Ginalla jetzt nicht mehr zwingend so heißen muss. Das wäre schließlich eine Heldentat, nach der er benannt werden könnte.“

Ginalla nickte und stellte sich in die Mitte der ganzen Versammlung. Dann sagte sie: „Hört mal alle her! Ich, Ginalla, Prätora des Clans der Ginalla und meine Erbprätora, Betsy Tochter von Renata, danken hiermit aus persönlichen Gründen ab. Ich werde mein Amt an Elaria, sie das Ihre an Salmonea Tochter von Shandra übergeben.“ Damit nahmen wir beide unsere Perlenkrägen ab und legten sie vor die von uns genannten Personen hin, die sie ohne zu zögern aufnahmen. Selbst Logar staunte. „Dies ist eine Möglichkeit, die ich fürwahr nicht in Betracht gezogen habe.“, sagte der imperianische Herrscher, bevor sich sein Phänomen und damit auch er selbst wieder zurückzog. „Und du kommst jetzt erst mal auf der Stelle her und lässt dich knutschen!“, sagte Shimar zu mir. „Du kleine Superdiplomatin du!“ Er drückte mir einen nassen Kuss auf den Mund, was alle sehen konnten, ein Umstand, der mir aber total egal war. „Na, da haben wir ja wirklich einen Grund zum Feiern.“, sagte Zirell erleichtert. „Den hätten wir sowieso.“, sagte Maron. „Radcliffes haben mir gesagt, dass sie gern vor dir ihr Eheversprechen erneuern würden, Zirell. Außerdem haben sie ja jetzt auch ihr geliebtes Kind wieder.“ „Na dann.“, sagte die Tindaranerin. „Leiten wir alles dazu Notwendige in die Wege.“

Wenige Tage darauf erfuhr ich, dass die Radcliffes sehr erfolgreich eine gemeinsame Therapie begonnen hatten. Der Clan der Ginalla hieß jetzt, nachdem er durch Shashana tatsächlich nach seiner ersten Heldentat benannt wurde, Clan der Dämonenbezwinger. Auch politisch war die Eiszeit zwischen Romulus und der Föderation endlich wieder beendet. Ironischerweise war es die Verzweiflung gewesen, aus der ein neues ehrliches und festes Bündnis erwachsen war. Das zeigte uns, so fand ich zumindest, dass es auch in der ausweglosesten Situation immer irgendwo einen kleinen Hoffnungsschimmer geben kann. Manchmal muss man eben nur etwas länger danach suchen.

ENDE

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