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Die Vorgänge im Labor auf Romulus waren Sytanias oberstem Vendar Telzan, der den Kontaktkelch benutzte, um die Geschicke in den beiden mit einander befreundeten Universen der Tindaraner und der Föderation zu beobachten, nicht verborgen geblieben. Er beschloss, darüber sofort mit seiner Herrin zu sprechen und war sofort auf dem Weg in den Thronsaal, wo ihn Sytania bereits erwartete. „Ich habe gespürt, dass dich etwas beunruhigt, mein guter Telzan.“, sagte die Königstochter beruhigend. „Da habt Ihr Recht, Gebieterin!“, erwiderte Telzan im Gegensatz zu ihr sehr aufgeregt. „Ich habe etwas Schreckliches durch den Kontaktkelch beobachtet! Die Götter mögen geben, dass ich den Kelch nur falsch bedient habe, aber …“ „Gib her!“, forderte die imperianische Prinzessin und riss ihm den genannten Gegenstand aus den Händen, um ihn vor sich auf den marmornen Schreibtisch zu stellen. Dann legte sie beide Hände darauf und konzentrierte sich auf Telzans geistige Prägung, denn diese würde ihr zeigen, was er gesehen hatte und sie auch zu genau dem gleichen Bild führen.

Sytania erschauerte, als sie sah, was Telzan ebenfalls gesehen hatte. „Das bedeutet ja.“, stammelte sie. „Dass es jetzt keinen Grund mehr für sie gibt, Rosannium nicht einzusetzen. Bisher mussten sie immer auf eventuelle befreundete Telepathen in ihrer Nähe Rücksicht nehmen oder auf den Umstand, dass eventuell Systeme mit Telepathen, die ihrer Meinung nach unschuldig waren, in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Aber das ist jetzt vorbei, wenn die Romulaner tatsächlich der Föderation diese Waffe geben! Und ich hatte mich schon so darauf gefreut, die Vulkanier oder andere Telepathen als Schutzschilde missbrauchen zu können!“

Telzan, der vor ihrem Thron gestanden hatte, wich instinktiv einige Schritte zurück. „Plant Ihr etwa einen neuen Überfall auf die Föderation, Milady?“, fragte er. „Genau das tue ich!“, sagte Sytania. „Aber um diese Pläne auszuführen, scheine ich mir erst mal den Weg frei machen zu müssen. Es darf auf keinen Fall dazu kommen, dass die Föderation die Waffe bekommt! Die Beziehung zwischen den Romulanern und der Föderation war mir sowieso schon immer ein Dorn im Auge. Nugura und ihr Friedensgesäusel! Die schafft es noch mal, das gesamte Universum auf ihre Seite zu ziehen. Dann stehen alle gegen uns. Es ist doch strategisch viel besser für uns, wenn sich die Sterblichen gegenseitig bekriegen, nicht wahr, Telzan?“ „Milady sprechen sicher die Wahrheit, was unsere strategische Situation angeht.“, sagte Telzan. „Aber Nugura El Fedaria hat die Beziehung mit den Romulanern nicht auf den Weg gebracht. Das war einer ihrer zahlreichen Vorgänger in der Vergangenheit.“ „Hör gefälligst auf, hier in dieser Weise Haare zu spalten!“, wies sie ihn harsch zurecht. „Ich weiß auch, dass sie nicht … Moment … Sieh mit mir durch den Kelch. Wir werden ihn zur Abwechslung aber einmal nicht nach der Zukunft oder der Gegenwart, sondern nach der Vergangenheit fragen. Ich denke, dass hier der Schlüssel zu unserem Erfolg liegen wird, Telzan.“ Sie lachte auf. Telzan, der seine Herrin aber gut genug kannte, um zu wissen, dass Geduld nicht gerade ihre Stärke war, sah sie skeptisch an. „Was schaust du so?“, fragte Sytania. „Darf ich ehrlich zu Eurer Hoheit sein?“, fragte der Vendar. „Aber natürlich.“, keifte sie zurück. „Dann muss ich Euch sagen, dass ich für Euren jetzigen Plan eigentlich keine Chancen sehe, Prinzessin. Ich bezweifle nämlich sehr, dass Ihr die Geduld aufbringen könnt, die nötig sein wird. Ich weiß nicht, wie weit wir in die Vergangenheit sehen müssen. Jeder Tag in der lockeren politischen Beziehung zwischen Romulus und der Föderation könnte wichtig sein und …“ „Du wagst es, mir das ins Gesicht zu sagen?!“, empörte sich Sytania. „Ja, Gebieterin!“, entgegnete Telzan unerschrocken. „Weil es die Wahrheit ist und auch mit ein Grund, warum Ihr an der Föderation und ihren Verbündeten so oft gescheitert seid. Ich weiß, dass ich gerade mit meinem Leben spiele, aber vielleicht ist Euch meine Rede ja auch ein Ansporn. Cirnach hat mir geraten, dass ich versuchen soll, Euch Geduld zu lehren.“ „Sieh an, sieh an.“, sagte Sytania. „Dein holdes Weib steckt also dahinter. Nun, dann wollen wir die liebe Cirnach mal nicht enttäuschen, was? Also dann auf, Telzan! Gib mir deine Hand und lege die andere auf den Fuß des Kelches. Dann werde ich dir zeigen, wie geduldig ich sein kann. Berichte deiner Frau ruhig später davon.“ „Ja, Herrin.“, nickte Telzan und führte aus, was sie ihm soeben befohlen hatte.

Nugura und ihr Sekretär saßen im Büro der Präsidentin zusammen. Nugura hatte ein Schreiben von einer mit der Sache beauftragten Senatorin des Senates der Romulaner vor sich und las Saron den Inhalt laut vor. „Sehr geehrte politische Freundin, Seit heute ist dem Senat bekannt, dass es unseren Wissenschaftlern tatsächlich gelungen ist, eine Waffe auf Rosannium-Basis zu entwickeln, die es erlaubt, sie gezielt gegen einen feindlichen Telepathen einzusetzen, ohne dass Unschuldige gefährdet werden. Diese werden wir in einer feierlichen Zeremonie auf Camp Khitomer an Sie übergeben, wenn es Ihnen ebenfalls so gefällt. Die beiden Wissenschaftler, denen wir diese Waffe verdanken, werden selbstverständlich auch anwesend sein, um die Details klären zu können, welche die Funktionalität der Waffe betreffen. Bitte teilen Sie uns doch mit, ob Sie mit diesen Vorkehrungen einverstanden sind und wann die Zeremonie stattfinden soll. Mit freundlichen Grüßen, Der Senat von Romulus (Senatorin Talera Rakal).“

Nach dem Vorlesen des Schreibens lehnte sich Nugura erwartungsvoll zurück und sah ihren Sekretär an. „Sie wollen sicher wissen, wie ich darüber denke, Madam President.“, schloss der gewitzte Demetaner. „Genau das, Mr. Saron, genau das.“, lächelte Nugura. „Und vielleicht noch, dass Sie mir meinen Terminkalender aufrufen, damit wir gemeinsam schauen können, wann demnächst etwas frei ist. Ich denke, dass wir in Anbetracht der permanenten Bedrohung durch Sytania nicht zu viel Zeit verstreichen lassen sollten.“ „Sofort, Madam.“, nickte Saron und schickte sich an, in sein Büro zu gehen. „Nein, nein.“, hielt sie ihn auf. „Benutzen Sie heute mal meinen Schreibtisch. Schließlich möchte ich auch sehen, wann wir den Meilenstein, das Symbol unserer politischen Freundschaft, in Händen halten werden.“ „Danke, Madam.“, sagte Saron und nahm hinter dem Tisch Platz, um im Computer den Terminkalender der Präsidentin aufzurufen. „Wie wäre der nächste Donnerstag?“, schlug er dann vor, nachdem er eine Weile geblättert hatte. „Ich gebe zu, das ist einen Tag nach dem allgemeinen Erstkontaktstag, der ein gesetzlicher Feiertag ist, Aber…“ „Dann kommen wir ja aus dem Feiern gar nicht mehr heraus, mein guter Saron.“, sagte Nugura. „Aber andererseits ist das ja auch kein Beinbruch, wenn man bedenkt, was wir dafür bekommen. Bedenken Sie nur mal, dass wir Sytania jetzt jede Möglichkeit nehmen können, Telepathen eroberter Planeten in einem eventuellen Krieg als Schutzschilde zu benutzen. Früher mussten wir mit dem Einsatz von Rosannium verdammt vorsichtig sein, aber jetzt ist dies Dank der Romulaner endgültig Vergangenheit. Also gut. Legen Sie den Termin fest auf, sagen wir 12:00 Uhr Mittags Föderationszeit. Dann formulieren Sie bitte auch noch ein Antwortschreiben an den Senat von Romulus, in dem Sie den Termin und mein Einverständnis mitteilen. Sobald die Bestätigung von Romulus eingeht, informieren Sie das Parlament.“ „Wie Sie wünschen, Madam President.“, sagte Saron und stand auf, um nun endgültig ins eigene Büro zurückzukehren und auszuführen, zu was ihn seine Vorgesetzte gerade beauftragt hatte.

Auch auf der Basis von Commander Zirell hatte man von der Situation Kenntnis. Nugura hatte es sich nicht nehmen lassen, ihre politischen Freunde von der Zusammenkunft, der tindaranischen Regierung, selbst zu informieren. Auch mit den Aldanern und allen anderen Verbündeten hatte sie es ähnlich gehandhabt. Jetzt saß Zirell mit Maron, ihrem demetanischen ersten Offizier, in ihrem Bereitschaftsraum zusammen, um mit ihm das zu besprechen, zu dem sie gerade Befehl bekommen hatten. „Ich finde es sehr schmeichelhaft von der Zusammenkunft, uns als Vertretung der Tindaraner zu erlauben, an dieser Konferenz teilzunehmen.“, stellte Maron fest. „Warum schmeichelhaft?“, entgegnete Zirell. „Das ist eigentlich ein ganz normaler Vorgang.“, „Ich meine ja auch nur.“, erklärte Maron. „Weil wir schon zu so vielen Missionen ausgewählt wurden.“

Zirell sah ihm eine Weile in die Augen. Dann lachte sie und meinte: „Du lieber Himmel! Bei allen Göttern, Maron! Du gehst doch nicht etwa davon aus, dass die Kommandanten anderer Basen auf mich eifersüchtig werden könnten.“ Er machte ein erschrockenes Gesicht, aber sie tröstete: „Nein, nein, Maron, ich war nicht in deinem Geist, ohne dich vorher gefragt zu haben. Mach dir darüber keine Sorgen. Dein Verhalten war nur so offensichtlich!“ Sie lachte erneut. „Ich finde das gar nicht lustig, Zirell.“, wandte er ein. „Aber warum denn nicht?“, wollte sie wissen. „Das war doch echt süß von dir, dir um solche Dinge Sorgen zu machen. Aber das ist wohl typisch für euch Demetaner. Aber ich will dir mal was sagen. Wir haben schon so oft die Kastanien für die Zusammenkunft und das gesamte dimensionäre Gefüge aus dem Feuer geholt, dass wir das meiner Meinung nach mehr als verdient haben. Aber ich habe auch gehört, dass dein Volk einen sehr hoch entwickelten Gerechtigkeitssinn besitzt. Vielleicht geht es dir deswegen so sehr gegen die moralische Hutschnur, dass wir schon wieder an so etwas teilnehmen dürfen. Aber du kannst ganz beruhigt sein. Irgendwann sind die anderen auch mal dran. Ich werde Jenna gleich mal sagen, sie soll IDUSA überprüfen. Die Zeremonie ist in zwei Tagen und ich hatte beabsichtigt, dich hinzuschicken. Shimar wird dich hinfliegen.“

Maron bekam einen hoch roten Kopf. Er fühlte sich einerseits geschmeichelt, aber andererseits konnte er auch nicht wirklich verstehen, warum sie das nicht lieber selbst in die Hand nehmen wollte. „Warum schickst du gerade mich?“, wollte der erste Offizier wissen. „Ich gebe zu, ich bin dein Stellvertreter, aber du bist Tindaranerin. Wenn das tindaranische Militär zu etwas eingeladen wird, dann sollte doch meiner Ansicht nach jemand gehen, der auch …“ „Und wie macht ihr es bei der Föderation?“, wollte Zirell spitzfindig wissen. Dabei kam sie Maron vor wie eine Advokatin, die ihm als Angeklagtem eine Straftat unbedingt nachweisen wollte. „Ladet ihr etwa Vertreter jeglicher Rassen ein? Das muss ja ganz schön voll werden bei euren Konferenzen. Ich fürchte, Nugura wird an Camp Khitomer demnächst anbauen müssen. Oder stapelt ihr euch zu vier Mann hoch in den Bänken?“

Jetzt musste auch Maron lachen, denn die Vorstellung löste merkwürdige Bilder in ihm aus. „Nein, Zirell.“, lachte er. „Wenn es dich beruhigt.“, machte sie schließlich einen Vorschlag zur Güte. „Dann kann ich ja Shimar befehlen, mit dir herunterzubeamen.“ „Alles klar.“, erklärte sich Maron erleichtert einverstanden.

Radcliffes hatten eine für D/4 sehr merkwürdig anmutende Anlage in ihrem Garten aufgebaut. Aus den Daten des Systems waren der Sonde zwar Bowlingbahnen im Allgemeinen nicht fremd, sie verstand aber nicht, warum Malcolm fast tagtäglich herkam, um dort zu trainieren, ohne dass sich seine Leistungen signifikant verbesserten. Sie hatte die Diskussionen zwischen dem Jungen und seinem Vater beobachtet, konnte sich aber irgendwie auf die gesamte Situation keinen Reim machen. Alles, was sie vom System über Bowling, speziell mit Kindern, erfahren hatte, war eigentlich, dass es ihnen Spaß bereiten und nicht sie frustrieren sollte. Aber Malcolm schien extrem frustriert, wenn sie ihn so beobachtete. Die Sonde beschloss, ihn in einem Moment, wenn sein Vater gerade nicht anwesend war, darauf anzusprechen. Dieser Moment sollte allerdings früher kommen, als sie ahnte. Wieder einmal hatte Malcolm nur acht Pins mit der eigentlich für Erwachsene konzipierten Kugel umgeworfen, was jeder normale Mensch bereits als eine sehr beachtliche Leistung ansehen würde, aber nicht Mr. Radcliffe. Er packte Malcolm am Kragen und zerrte ihn zu sich, um dann zu schreien: „Acht, nur acht? Wie sollen wir so Solok und sein Team je besiegen, wenn du dir nicht mehr Mühe gibst. Sie haben uns im Baseball geschlagen und ich war ihm auch sonst unterlegen. Dass muss sich ändern, das muss sich ändern, Jake, das muss sich ändern, jawohl! Ich sage dir jetzt etwas, mein Sohn. Entweder, dir gelingt heute noch ein Strike, oder du wirst hier die ganze Nacht trainieren! Hast du mich verstanden?!“ Das arme Kind kassierte noch eine Ohrfeige. Dann ging Mr. Radcliffe ins Haus. Wahrscheinlich musste er einmal einem biologischen Bedürfnis nachgehen.

Eingeschüchtert stand Malcolm da. Die Sonde, die jenes eigenartige Verhalten ihres Nachbarn genau gesehen hatte, nahm sofort Verbindung zu einem Datenlager des Systems auf, um einige Fakten zu klären. Die enge Stellung von Mr. Radcliffes Pupillen war ihr aufgefallen, ein Zeichen, dass er vielleicht unter Drogen gestanden haben konnte. Um ihn genauer zu scannen, hatte ihr die Zeit gefehlt. Sonst hätte sie vielleicht eine andere Erklärung finden können. Aber auch die Daten, die sie zu den Namen Jake und Solok erhielt, wollten einfach keinen Sinn machen. Die Namen fanden im Zusammenhang mit Baseball vor ca. 800 Jahren eine Erwähnung. Sie erfuhr alles über die Rivalität zwischen Sisko und seinem vulkanischen Studienkollegen, aber was hatte das mit Mr. Radcliffe zu tun? Sie beschloss, dieses Rätsel an das gesamte System zu stellen. Vielleicht konnte eine der anderen Sonden ihr bei der Verarbeitung der merkwürdigen Daten assistieren. A/1 würde es schon der richtigen Untergruppe, die für das Erledigen von Detektivarbeit zuständig war, zukommen lassen. Aber da gab es ja noch das Kind! Oder vielleicht wusste ja auch die Mutter etwas!

D/4 verließ das eigene Grundstück, um sich zu den Radcliffes zu begeben. Sie hatte vor, zunächst vorsichtig mit Malcolm über die Sache zu sprechen. Später würde sie auch Nayale zu einem geeigneten Zeitpunkt abpassen. Dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte, das war ihr klar. Sicher war medizinisch etwas mit Mr. Radcliffe nicht in Ordnung. Wenn er nicht zurechnungsfähig war, dann musste ihm unter Umständen das Recht entzogen werden, weiterhin für seinen Sohn zu sorgen. In den Augen der Sonde war die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er ihn vielleicht sogar noch gefährden könnte, aber das durfte sie Malcolm auf keinen Fall sagen. Ihre Erfahrungen mit Bioeinheiten hatten sie gelehrt, dass so eine Information ein Kind zu sehr ängstigen würde. Diese Details würde sie sich für das Gespräch mit Nayale aufheben.

Sie schlich zur Bowlingbahn hinüber und sprach den vor sich hin schluchzenden Malcolm an: „Welchem Zweck dient diese Anlage?“ „Meinem Training.“, sagte der Junge traurig. „Definiere.“, sagte die Sonde. „Na ja.“, entgegnete Malcolm. „Ich soll besser im Bowling werden, um so ’n komischen Solok besiegen zu können. Weißt du, Tante D, das passiert immer dann, wenn mein Dad komisch wird.“ „Das konnte ich beobachten.“, bestätigte die Sonde. „Allerdings kann ich dich beruhigen. Solok ist längst tot. Um ihn musst du dich also nicht mehr sorgen. Ist dir aufgefallen, dass dich dein Vater mit der falschen Kennung angesprochen hat?“ Malcolm nickte. Dann sagte er: „Das macht er immer, wenn er komisch wird. Dann nennt er meine Mummy auch Jennifer. Du, Tante D, kannst du mir sagen, warum ich keinen Strike schaffe?“ „Die Anlage und du, ihr werdet examiniert werden.“, antwortete die Sonde und begann zu scannen. Gleich darauf teilte sie Malcolm ihre Ergebnisse mit. „Die Anlage ist aufgrund ihrer momentanen Konfiguration für die Bedienung durch eine Bioeinheit deines körperlichen Entwicklungsstandes ungeeignet. Sie muss konfiguriert werden. Verbleibe an dieser Position! Ich werde die notwendigen Konfigurationen vornehmen und bald zurückkehren.“ Damit ging sie. Sie, der Malcolm noch staunend nachsah. Er hatte zwar nur die Hälfte von dem verstanden, was sie gesagt hatte, aber er war sicher, sie würde ihm helfen. Er konnte ihre Rückkehr kaum erwarten.

Endlich kam sie zurück und präsentierte ihm eine Kugel, die zwar das gleiche Flächenmaß wie die vorherige Kugel hatte, allerdings durch ausgeklügelte Hohlräume in ihrem Inneren viel leichter war. Auch waren ihre Grifflöcher für die Finger erheblich kleiner im Durchmesser, nicht so tief und enger beieinander. Ihren quietschbunten Mantel zierten Motive aus Kinderserien. „Und du glaubst, damit geht es?“, fragte Malcolm. „Das ist korrekt.“, antwortete die Sonde und legte ihm die Kugel auf den Startpunkt. „Probiere es aus, dann wirst du sehen.“

Malcolm wuselte heran und nahm die Kugel auf. Dann holte er aus und ließ sie laufen. Es gab einen lauten Krach und alle 12 Pins lagen danieder. „Wow!“, freute sich Malcolm. „Danke, Tante D!“ „Ich denke, ein Glückwunsch an dich ist jetzt angebracht.“, sagte die Sonde und schüttelte seine Hand: „Gratulation!“ „Danke, Tante D!“, freute sich Malcolm erneut. „Aber ohne deine Hilfe hätte ich das nicht geschafft.“ „Deine Einschätzung ist korrekt.“, entgegnete die Sonde und sah, wie sich das Gesicht des Jungen gleich wieder ängstlich und traurig verzog. „Habe ich die zur Gratulation notwendigen Handlungen nicht korrekt ausgeführt?“, erkundigte sie sich. „Das is’ es nich’.“, schluchzte Malcolm. „Aber mein Dad wird mir die Kugel wegnehmen. Er sagt, dass Soloks Kinder niemals mit so einer leichten Kugel spielen dürfen und dann dürfen wir uns auch keine solche Schwäche leisten.“ „ Das Urteil deines Vaters ist kurzsichtig.“, urteilte die Sonde. „Aber ich denke, er fällt es nur dann, wenn er komisch ist, wie du es definiert hast. Kann man seine normale mentale Funktionalität wieder herstellen?“ „Du meinst, ob man ihn da wieder rausholen kann?“, fragte Malcolm. „Positiv.“, nickte die Sonde. „Mummy schafft das meistens irgendwie.“, sagte Malcolm. „Das ist positiv.“, sagte die Xylianerin. „Dann wird er hoffentlich vernünftigen Argumenten gegenüber wieder zugänglich sein. Aber wenn er nicht einsichtig ist, dann können wir die Kugel auch bei mir im Haus aufbewahren. Ich werde sie dir immer dann geben, wenn du hier bist.“ „Aber was machen wir, wenn du nicht da bist, Tante D?“, fragte Malcolm. „Ich meine, du musst doch sicher auch arbeiten. Was arbeitest du?“ „Ich bin Bereitschaftsärztin an Bord des Rettungsshuttles.“, antwortete sie. „Aber ich werde dir den Code für meine Haustür und das Versteck der Kugel verraten. Dann kannst du jederzeit selbstständig auf sie zugreifen.“

„D/4!“ Eine Frauenstimme hatte ihre Kennung genannt. D/4 drehte sich in die Richtung, aus der sie die Stimme vernommen hatte und wurde Nayale ansichtig. Mit einem ruhigen Gesichtsausdruck kam die junge Frau auf sie zu. „Danke, dass Sie auf meinen Sohn geachtet haben.“, sagte Nayale. „Wissen Sie, mein Mann hatte wieder so einen Anfall. Aber jetzt ist alles wieder gut. Malcolm, es tut Dad sehr leid. Du kannst ruhig wieder ins Haus kommen. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Ach, ich wünschte, sie würden endlich eine Behandlung für ihn finden. Aber bisher gibt es keine.“

„Ich muss mit Ihnen sprechen, Nayale.“, sagte D/4 und zog sie hinter ihren eigenen Zaun. Dann sagte sie: „Ich stellte eine leichte Beschädigung am Körper Ihres Sohnes fest. Diese muss Ihr Mann ihm während seines Anfalles zugefügt haben. Ich gehe davon aus, dass Ihr Kind bei Ihrem Mann gefährdet ist. Seine und die medizinische Situation Ihres Mannes werden von mir beobachtet werden. Sollte ich etwas Derartiges noch einmal sehen, werde ich es den zuständigen Behörden melden!“

Zur Überraschung der Sonde nahm Nayale sie in den Arm und zog sie an sich. „Oh, Gott!!“, sagte sie. „Vielleicht ist es so besser. „Wenn ich Sie gerade richtig verstanden habe, dann hat mein Mann unseren Sohn verletzt. Das zeigt, dass die Anfälle immer schlimmer zu werden scheinen. Es wird auch für mich immer schwieriger, ihn da herauszuholen. Heute musste ich ihn richtig schütteln! Ich könnte mich scheiden lassen, aber das würde ihm sicher auch nicht helfen, wenn sie ihn in eine Klinik stecken. Vielleicht würde es alles nur noch verschlimmern. Es hat ja niemand eine Erklärung …“ Sie begann zu weinen. „Unter Umständen kann ich zu einer Erklärung beitragen.“, sagte D/4 tröstend. „So?“, fragte Nayale. „Sie sind Zivilistin.“, begann die Sonde. „Deshalb halte ich für möglich, dass Sie nicht unbedingt wissen, für wen sich Ihr Mann während dieser Anfälle hält. Aber ich verfüge über diese Daten und werde sie mit Ihnen teilen. Konfigurieren Sie bitte Ihre Systeme für eine verbale Übermittlung. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er sich für Captain Sisko hält, einen vor 800 Jahren sehr berühmten terranischen Sternenflottenkapitän.“ „Moment.“, sagte Nayale. „Sie sagen, er hält sich für diesen Sisko aus der Vergangenheit? Das ist doch nicht normal! Kennen Sie die Ursache?“ „Die Ursache ist dem gesamten System unbekannt.“, sagte D/4. „Aber Ihre Situation wird von mir beobachtet werden.“ „Danke.“, sagte Nayale und drehte sich fort, um wieder zu ihrem Sohn zurückzukehren.

Telzan und Sytania hatten Stunden vor dem Kontaktkelch verbracht, in denen sie sich bereits 750 Jahre der rund 800 Jahre andauernden politischen Beziehung zwischen den Romulanern und der Föderation angesehen hatten. Bedingt durch diese Tatsache hatten sie die 750 Jahre zwar erheblich gerafft, der Prinzessin ging aber auch dies nicht schnell genug. War es, weil Sytania ohnehin die Probleme und den Alltag der Sterblichen als lästig und läppisch empfand, oder weil sie einfach nur zu ungeduldig war. Jedenfalls zog sie irgendwann einfach frustriert ihre Hände aus Telzans Hand und vom Fuß des Kelches und sah ihren Diener etwas streng an. „Was ist Euch, Herrin?“, fragte Telzan ruhig, der an sich noch Stunden hätte weitermachen können. „Ich bin es leid, Telzan!“, sagte Sytania laut und schon fast wütend. „Ich bin es leid, mir die kleinen lästigen langweiligen Belange der Sterblichen Detail für Detail anzusehen! Es wird nichts dabei herauskommen! Nuguras Vorgänger haben diese verdammte Beziehung so aalglatt und wasserdicht gestrickt, dass wir nichts, aber auch gar nichts, finden werden! Ich dachte, weil Romulus und die Föderation einmal Feinde, ja sogar Todfeinde, waren, würde es leichter werden! Aber anscheinend hat man im Krieg gegen die Formwandler alle Feindschaft vergessen! Die verdammte Konferenz ist in zwei Tagen, auf der die Waffe übergeben werden soll! Bis dahin müssen wir etwas gefunden haben! Wenn uns das nicht gelingt, dann …! Ach!“ Sie warf dem Kelch einen wütenden Blick zu.

Auch Telzan hatte seine Hände von ihr und vom Kelch genommen und war aufgestanden, aber nur, um im gleichen Moment hinter sie zu treten und ihr beruhigend seine große starke rechte Hand auf die Schulter zu legen. Dann näherte er sich ihrem rechten Ohr und flüsterte hinein: „Wir sind verdammt nah dran, Gebieterin. Das spüre ich. Noch einige Sekunden und wir werden fündig sein.“ „Ach was!“, keifte Sytania und stieß ihn fort, um ihn danach mit einem strengen Blick wieder auf seinen Platz zu weisen. „Wir bräuchten einfach mehr Zeit, die wir nicht haben!“, sagte sie. „Sicher könnte ich die Zeit anhalten und dafür sorgen, dass sie nur hier weiterläuft. Aber sämtliche Sensoren würden dann Alarm schlagen. Dann wüssten unsere Feinde, dass ich hier meine Finger im Spiel habe und das wäre nicht gut, nicht wahr?“ „Da sprecht Ihr die Wahrheit, Herrin.“, versuchte Telzan sie zu beschwichtigen. „Aber ich weiß einfach, dass wir sicher nicht mehr lange suchen müssen. Das sagt mir einfach mein Gefühl.“

Sytania lehnte sich auf ihrem Thron zurück, um im gleichen Moment in schallendes Gelächter auszubrechen. „Wer hat denn so was schon mal gehört?!“, schrie sie lachend. „Wenn du eine Frau wärst, dann würde ich ja noch verstehen, wenn du von Intuition redest. Aber von männlicher Intuition habe ich noch nie gehört! Oder gibt es etwa eine Tatsache, die mir entgangen ist, die deine Behauptung untermauern könnte?“ „Nein, Gebieterin.“, musste Telzan zugeben. „Die gibt es leider nicht, aber …“ „Siehst du?“, schnitt sie ihm das Wort ab. „Dann wirst du auch die Güte haben, mich nicht länger mit deinen Schüssen ins Blaue zu nerven!“

Telzan überlegte, wie er sie gleichzeitig versöhnen und für sich einen weiteren Versuch einer Suche herausschlagen konnte. Er wusste, wenn die Prinzessin sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie auch nur schwer, oder auch teilweise gar nicht, davon abzubringen. Auch ihre Ungeduld, die er ja laut seiner Frau versuchen sollte zu bekämpfen, war ihr oft sehr stark im Weg gewesen und auch mit ein Grund, aus dem sie so oft von der Föderation und ihren Verbündeten besiegt worden war. Aber Augenblick mal! Sytania wollte die Intuition einer Frau, dann sollte sie diese auch bekommen. Cirnach würde ihrem Mann sicherlich gern bei der Suche behilflich sein. Jetzt musste er Sytania nur noch den Kelch aus dem Kreuz leiern. „Hoheit.“, begann Telzan unterwürfig. „Ich ahne, dass ich Euch vielleicht beim Thema Geduld noch zu viel zugemutet habe. Aber ich bin bereit, dies wieder gutzumachen. Überlasst Cirnach und mir nur den Kelch für diese Nacht. Ich bin überzeugt, dass wir einen Schandfleck in der Beziehung zwischen den Romulanern und der Föderation finden können. Einen, der so schändlich ist, dass die Romulaner der Föderation auf keinen Fall die Waffe geben werden, ja, sie werden sie sogar eher zerstören, als sie in Feindeshand fallen zu lassen.“ „Feindeshand?!!!“, schrie Sytania. „Ah, jetzt weiß ich, wie du darauf kommen kannst, dass es irgendwo etwas gibt, das es nicht geben kann. Du trägst aus irgendeinem Grund eine rosarote Brille und leidest an Realitätsverlust! Die Föderation und Romulus sind die besten Freunde! Wenn du genauer hingesehen hättest, dann wüsstest du das jetzt auch und würdest hier keine solchen Luftschlösser bauen!“ „Deshalb bitte ich Euch ja auch, mir den Kelch zu überlassen.“, bat Telzan. „Dann werde ich entweder Euch beweisen, dass ich richtig liege, oder es wird sich bewahrheiten, was Ihr gesagt habt. Egal wie, es wird uns weiterbringen, wenn Ihr ihn mir überlasst. Gebt mir bitte bis morgen Zeit. Länger werde ich nicht brauchen, Milady. Nur diese eine Nacht. Gebt Cirnach und mir nur diese eine Nacht mit dem Kelch.“

Die imperianische Königstochter legte resigniert die Hände in den Schoß. „Also gut.“, sagte sie mit einem Seufzer in der Stimme. „Wenn du glaubst, dass du und dein Weib wirklich etwas finden könnt, dann nimm ihn und geh!“ Sie schob den Kelch in seine Richtung. Telzan nahm ihn lächelnd auf und drehte sich mit den Worten: „Ihr werdet es nicht bereuen, Gebieterin, Ihr werdet es nicht bereuen.“, zur Tür des Thronsaales, um diesen dann schnellen Schrittes zu verlassen.

Tchey und D/4 waren in der Einsatzzentrale von Rescue One mit der Wartung des Shuttles beschäftigt, die jede Woche einmal anstand. Die Sonde füllte gerade die medizinischen Vorräte auf, während sich die Reptiloide vor dem Computerbildschirm sitzend etwaige Fehlermeldungen des Diagnoseprogramms notierte, um sie danach der technischen Abteilung melden zu können, damit diese notwendige Reparaturen durchführen konnte. Aber von einer Meldung war weit und breit nichts zu sehen, also legte Tchey bald zufrieden das Pad weg, welches sie zuvor auf ihrem Schoß abgelegt hatte. Dann sagte sie leise: „Wow, Lasse, du und dein Team, ihr habt sie aber klasse in Schuss. Sie schnurrt ja wie ein Kätzchen.“ Tcheys Ehemann war nämlich seit kurzem der für das Rettungsshuttle zuständige leitende Ingenieur. Dass seine Frau die zuständige Pilotin war, tat dieser Tatsache keinen Abbruch. Heute, wenn beide nach Hause gekommen wären, würde er sich sogar ein Lob von ihr abholen können. Er wusste aber auch, als er die Stelle annahm, dass sie im anderen Falle keineswegs mit dem Nudelholz in der Tür auf ihn warten würde. Wie erwachsene Menschen beziehungsweise Wesen würden sie darüber reden. Aber Lasse wusste auch, dass er für Rescue One sowieso besondere Verantwortung hatte, denn, sollte ein Einsatz aufgrund eines nicht funktionierenden Shuttles nicht stattfinden können, hing unter Umständen ein Leben daran.

Auch die Sonde war nun mit ihrer Arbeit fertig und gesellte sich zu Tchey ins Cockpit, was die Echsenartige als sehr überraschend empfand. „Nanu, welch’ Glanz in meiner Hütte.“, flapste sie der Xylianerin mit ihrer zuweilen etwas schrill wirkenden hohen Stimme entgegen. Dabei grinste Tchey, so dass ihre langen Zähne gut zu sehen waren. „Um mal in Ihrem Sprachgebrauch zu bleiben.“, sagte sie dann. „Ihr Verhalten ist ungewöhnlich.“ „Ihre Feststellung ist korrekt.“, sagte die Sonde und setzte sich auf den hinteren Sitz. „Kommen Sie ruhig näher.“, bot Tchey ihr den Platz auf dem Copilotensitz an. „Ich werde schon nicht beißen. Außerdem habe ich heute Morgen gut gefrühstückt und keinen Appetit auf künstliche Stoffe.“

Vorsichtig, ja fast zögerlich, nahm die Sonde das Angebot an. Tchey sah ihr erwartungsvoll ins Gesicht, als sie fragte: „Wo drückt denn nun der Schuh?“ „Ich beabsichtige.“, begann die Sonde. „Mit Ihnen Daten über eine komplexe Situation zu teilen.“ „Oh.“, stöhnte Tchey. „Dann wollen wir mal hoffen, dass ich der Komplexität der Daten gewachsen bin. Selber testen kommt immer noch am besten.“ „Dann konfigurieren sie bitte Ihre Systeme für eine verbale Übermittlung.“, forderte D/4 sie auf. „Betrachten Sie sie als konfiguriert.“, erwiderte Tchey, die genau wusste, dass damit nichts anderes gemeint war, als dass sie von D/4 gebeten worden war, ihr zuzuhören. „Es geht um eine offensichtlich gefährdete Protoeinheit.“, begann D/4. „Ich war Zeugin der Ereignisse.“ „Sie haben eine Kindesmisshandlung beobachtet?“, übersetzte Tchey erschrocken. „Das ist korrekt.“, antwortete die Sonde. „Die Gefährdung der Protoeinheit resultiert aus einer mentalen Funktionsstörung des Vaters. ER hält sich meinen Daten zufolge offensichtlich für Captain Benjamin Sisko.“ „Was?!“, fragte Tchey alarmiert. „Hat der noch alle Latten am Zaun?! Aber reden Sie weiter. Ich meine, dass er sich für Sisko hält, ist ja noch keine Misshandlung. Was ist passiert?“ „Er hat während eines solchen Anfalles seinem Sohn einen körperlichen Schaden zugefügt.“, sagte D/4.

Tchey zog Luft durch die Zähne ein und verzog das Gesicht: „Oh, das is’ natürlich was ganz Fieses. Wenn das in einem Anfall von geistiger Umnebelung passiert, dann kann man für nichts garantieren. Waren Sie damit schon beim Jugendamt?“ „Das wäre mein nächster Schritt.“, sagte die Sonde. „Dann gehen wir am besten gleich morgen.“, schlug Tchey vor und rief im Computer den Dienstplan für die nächsten Tage auf. „Ab morgen beginnt sowieso unsere freie Woche und dann haben wir Zeit.“ „Vielen Dank, Tchey.“, sagte D/4 und lächelte sogar.

Telzan war mit dem Kontaktkelch in der Hand in sein Haus in der Nähe des Palastes zurückgekehrt. Erstaunt über diesen Umstand sah ihn Cirnach an. „Was willst du hier mit dem Kelch, mein Ehemann.“, fragte sie. „Ich muss unbedingt etwas Bestimmtes in der Vergangenheit der Föderation finden.“, antwortete Telzan. „Sytania und ich haben es gemeinsam versucht, aber sie ist immer so ungeduldig!“ „Darüber haben wir ja zur Genüge gesprochen.“, erinnerte ihn Cirnach. „Hast du ihr nicht gesagt, dass sie sich im Prinzip jedes Mal selbst besiegt hat, weil sie sich selbst mit der eigenen Ungeduld im Weg stand?“ „Das habe ich versucht, ihr zu verdeutlichen.“, sagte Telzan. „Aber anscheinend kann sie nicht aus ihrer Haut. Ich habe ihr den Kelch abgeluchst, damit wir beide, also du und ich, gemeinsam weitersuchen können. Ich weiß, dass wir schon ganz nah waren, aber sie hat einfach aufgegeben. Ja, sie hat sich sogar über mich lustig gemacht.“

Cirnach setzte sich auf eines der in vendarischen Häusern üblichen Sitzkissen im Wohnzimmer, das beide in der Zwischenzeit betreten hatten und sah ihn an. Dann sagte sie: „Hör mir zu, Telzan. Unsere Herrin mag kein Beispiel an Geduld sein, aber ich bin es dafür um so mehr. Lass uns gemeinsam suchen. Wenn ihr schon so nah dran wart, dann wird es uns ein Leichtes sein, denke ich.“

Telzan atmete erleichtert auf und stellte den Kelch zwischen sich und Cirnach auf den Boden, bevor er sich setzte. Dann legten beide eine Hand auf den Fuß des Kelches und gaben sich die jeweils andere. „Wonach sollen wir suchen?“, fragte Cirnach. „Konzentriere dich auf Sytanias und meine geistige Prägung, Telshanach.“, erwiderte der Vendar sehr zärtlich. Da Vendar auch sich untereinander und erst recht die Anwesenheit von Mächtigen spüren können, sollte dies auch für die sehr neugierige Cirnach kein Problem darstellen. „Ich werde dich schon zu der Stelle führen, die ich meine.“ „Wie du möchtest, Telzan.“, sagte Cirnach und begann mit der Ausführung seiner Anweisung.

Einige Minuten hatten die Vendar so schon still vor dem Kelch verbracht. In diesen Minuten hatten beide das Leben auf Deep Space Nine beobachtet. Allerdings lief alles rückwärts ab. Plötzlich nahm Cirnach ihre Hand vom Kelch und sah ihren Mann aufgeregt an. „Hast du das gesehen, mein Telzan?!“, fragte sie aufgeregt. „Hast du gesehen, dass Sisko, der ach so moralische Sisko, ein Mordkomplott gegen die romulanischen Gesandten geschmiedet hat, um es dann den Formwandlern in die Schuhe zu schieben?“ „Oh, ja, meine geliebte Cirnach. Das habe ich gesehen. Wenn er auch technologisch alles gelöscht haben mag, die Zeit, mein Liebling, die Zeit, sie vergisst es niemals. Jetzt müssen wir uns nur noch etwas überlegen, wie wir dies zu unserem Vorteil nutzen können.“ „Ich wüsste da schon eine Möglichkeit.“, sagte Cirnach, in deren Familie es viele Priesterinnen gegeben hatte. „Mit Göttern und deren Machenschaften kenne ich mich aus.“ „Wie soll uns das helfen?“, fragte Telzan verwirrt, der beim besten Willen nicht verstand, worauf sie hinaus wollte. „Was haben die vendarischen Götter mit der Situation um Sisko zu tun?“ „Nicht unsere Götter.“, erklärte Cirnach. „Ich rede von den bajoranischen Göttern, die sie auch die Propheten nennen. Aber zuerst will ich dir mal was über die Beziehung zwischen Göttern und Sterblichen im Allgemeinen erklären. Du hast das vielleicht nicht so verinnerlicht, weil du nicht sehr gläubig bist. Aber im Allgemeinen ist es so: Sterbliche glauben, dass sie nur mit reinem Gewissen ihren Göttern entgegentreten dürfen. Bei Sisko El Taria kam noch hinzu, dass er selbst ein halber Prophet war. Er mag zwar damals als Mensch gesagt haben, er könne mit dieser Schuld leben, aber das heißt nicht, dass er sie vollends als einen Teil von sich akzeptiert hat. Als er dann also vor seine Verwandten getreten ist, ist ihm in den Sinn gekommen, oder könnte ihm zumindest in den Sinn gekommen sein, dass er nicht rein genug sein könnte, um unter ihnen zu leben. Vielleicht ist er ja als Mensch wiedergeboren worden oder so. Quasi als Strafe! Du verstehst?“ „Oh, meine Frau, meine liebe kluge Frau!“, grinste Telzan und nahm sie fest in den Arm. „Ich glaube, ich weiß, was du sagen willst. Aber allein schaffen wir das nicht. Dazu benötigen wir die Hilfe unserer mächtigen Gebieterin. Aber ich denke, Sytania wird sich darauf einlassen, wenn sie erst einmal sieht, was wir gefunden haben. Bitte begleite mich zum Palast. Dort können wir ihr dann also beweisen, dass sie zu früh aufgegeben hat.“ Cirnach nickte und stand auf. Telzan tat es ihr gleich und nahm auch den Kelch auf. Dann gingen beide in Richtung Schloss davon.

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