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Wir waren im Maschinenraum der Basis 281 Alpha eingetroffen, wo ich Jenna die entsprechenden Codes für Lyciras Systeme gab. So war es ihr möglich, die neue Software für den Antrieb aufzuspielen und sie mit ebendiesen ohne Schwierigkeiten zu verknüpfen. Dann baten Sedrin und ich sie, uns zu erklären, wie der neue Antrieb denn nun funktionieren würde. Für Sedrin war das Ganze wohl eher ein reiner Akt der Neugier, ich aber musste es wissen, weil sich mein Schiff unter Umständen in fliegerischer Hinsicht ganz anders verhalten konnte, als sie es sonst tat.

„Im Prinzip ist es ganz einfach.“, sagte die Ingenieurin. „Sagen wir einfach, Lycira wird, sobald Sie in der Dimension der Nidari-Travelers sind, von einem Polster aus reinem Licht getragen werden. Mehr werde ich darüber nicht sagen, denn eine weitere Erklärung würde viel zu weit führen und Sie beide sicher nur langweilen.“ „Schon gut, McKnight.“, stimmte Sedrin zu, die wohl sehr froh war, dass die hoch intelligente Halbschottin sie nicht weiter mit technischen Fachbegriffen und Details langweilen würde, die sie ohnehin nicht verstand.

Die Agentin wandte sich mir zu: „Kommen Sie, Allrounder! Je eher wir abfliegen und die Nidari-Travelers von dem Dilemma in Kenntnis setzen, das sie ausgelöst haben, um so besser!“ „OK, Madam.“, sagte ich und war im Begriff, ihr zur Andockrampe zu folgen, aber im gleichen Moment öffnete sich die Tür und Zirell betrat den Maschinenraum. „Ich habe hier etwas für euch, das ihr euch auf jeden Fall noch ansehen solltet, bevor ihr los fliegt.“, sagte die tindaranische Kommandantin. „Unter Umständen ist nämlich gar nicht mehr so große Eile geboten.“

Sedrin drehte sich der älteren Tindaranerin zu, die auf ein Pad in ihrer Hand gezeigt hatte. „Dann lass mal sehen, Zirell.“, sagte sie. Bereitwillig gab ihr die Angesprochene das Pad. In großen Lettern konnte Sedrin eine wohl aus einer Zeitung stammende Überschrift erkennen: „Im Zweifel für die Angeklagte! Kater killt Kriegspläne!“

Sedrin gab einen verächtlichen Laut von sich. Dann fragte sie: „Aus welchem Käseblatt hast du das, Zirell?!“ „Du hast mich soeben als Leserin der Boulevardpresse der Föderation überführt.“, gab Zirell zu. „Das war es doch, was du mit deiner abschätzigen Äußerung gerade sagen wolltest, nicht wahr?“ „In gewisser Hinsicht stimmt das.“, sagte Sedrin ruhig und wandte sich wieder dem Pad zu, um den unter der sehr alliterationsabhängigen Überschrift stehenden Artikel doch noch zu lesen. „Wenn das alles so stimmt.“, sagte sie dann. „Dann haben wir hier den Beweis!“ „Das heißt, meine Regierung wird sich bei Sytania entschuldigen müssen.“, schloss Zirell. „Das müssen sie wohl.“, sagte Sedrin. „Damit würden sie auf jeden Fall echte Größe zeigen. Aber wir sollten warten, bis es auch in den offiziellen Tageszeitungen zu lesen ist. So ein Boulevardblatt ist zwar schnell, hat aber auch den Ruf zu berichten, bevor es recherchiert.“ „Das ist wohl wahr.“, sagte Zirell. „Also wird es wohl gut sein, wenn ihr zu den Nidari-Travelers fliegt und ihnen von uns berichtet. Dann können sie ja auch der Zusammenkunft beweisen, dass es sie gibt und schon ist das dumme Missverständnis wieder aus dem Weg.“ „Das stimmt!“, sagte Sedrin zuversichtlich, bevor sie zu mir in Lyciras Cockpit stieg und wir abflogen.

Saron hatte von der Übertragung des Experimentes durch seine Freundin erfahren, die durch Zufall, oder sollte ich lieber Schicksal sagen, einen der unzähligen Fernsehkanäle der Föderation auf ihrem privaten Sprechgerät eingeschaltet hatte. „Hast du eine Möglichkeit zum Fernsehen in deiner Nähe, Jineron?!“, hatte sie aufgeregt gefragt. „Die Gleiche wie du, Jinya!“, sagte Saron. „Dann weißt du ja sicher, was die Stunde geschlagen hat! Es ist möglich, dass es gar keinen Krieg mehr gibt! Vorausgesetzt, die Tindaraner zeigen Größe und entschuldigen sich bei Sytania, wovon ich aber ausgehe.“ „Davon gehe ich auch aus, Jinya!“, sagte Saron freudig erregt. „Aber Sytania wird das weniger gut finden. Schließlich fällt jetzt ihr schöner Grund weg, die Tindaraner anzugreifen, zumindest dann, wenn sie sich entschuldigen und bewiesen werden kann, dass es die Nidari-Travelers wirklich gibt und sie sich nur deswegen nicht zuerst bei den Tindaranern gemeldet haben, weil sie diese für einen Mythos gehalten haben.“

Nugura war auf das Gespräch zwischen ihrem Sekretär und seiner Freundin aufmerksam geworden. Da Saron dem Computer mit ihrem Einverständnis befohlen hatte, die Tür im halboffenen Zustand zu blockieren, nahm dies nicht Wunder. „Na so was!“, sagte Nugura sehr angespannt, der die politische Situation immer noch sehr große Kopfschmerzen bereitete. „Sie mögen zwar einige Freiheiten genießen, Mr. Saron, die ich sicher nicht jedem meiner Mitarbeiter geben würde, aber das geht zu weit! Wie kommen Sie dazu, während Ihrer Arbeitszeit Privatgespräche zu führen und fern zu sehen?! Und reden Sie sich bitte nicht mit Gesprächen zu Diplomaten oder etwas Ähnlichem heraus! Ich bin sicher, Sie würden keinen von denen in Ihrer Muttersprache mit Schatz anreden!“ „Sie haben Recht, Madam.“, sagte Saron, klang dabei aber sehr ruhig und sachlich. Ihm war klar, dass sie im Moment wohl wegen der ganzen Situation etwas überreagierte. Aber über diesen Umstand sah er großzügig hinweg. „Ich habe ein privates Gespräch geführt und ich habe fern gesehen. Meine Freundin hat mich gerufen, um mich auf etwas aufmerksam zu machen, das vielleicht die entscheidende Wende bringen könnte.“

Er zeigte ruhig auf den Bildschirm des Sprechgerätes, wo immer und immer wieder die Szenen aus dem Experiment durch die eilig angesetzten gesonderten Nachrichtensendungen geisterten. Jetzt setzte auch Nugura ein Lächeln auf. „Das ist natürlich etwas anderes, Mr. Saron.“, sagte sie. „In diesem Fall ist es Ihnen natürlich erlaubt, Privatgespräche während der Arbeitszeit zu führen und fern zu sehen. Es würde mich ja nicht wundern, wenn …“

Ein Signal hatte sie irritiert. Rasch wechselte Saron das Bildschirmfenster, um sich und ihr einen Einblick in die Situation zu verschaffen. Weder der demetanische Sekretär noch seine Vorgesetzte konnten aber glauben, was sie dort sahen. „Das ist das Rufzeichen der vulkanischen Regierung!“, staunte Nugura. „Was kann sie dazu bringen, noch einmal Kontakt mit uns aufnehmen zu wollen? Ich meine, verabschiedet haben wir uns doch schon längst und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Vulkanier sentimental werden und mit mir noch einmal über alte Zeiten plaudern wollen.“

„Piep, piep!“, machte das Sprechgerät beide erneut auf den Ruf aufmerksam. „Wollen Sie sich nicht mal kümmern, Mr. Saron?“, fragte Nugura. „Also gut.“, sagte Saron, fasste sich ein Herz, räusperte sich, nahm das Mikrofon in die Hand, drückte den Sendeknopf und sagte dann: „Hier Präsidentin Nuguras Büro, Sie sprechen mit Sekretär Saron.“ „Hier ist T’Mir, das Staatsoberhaupt von Vulkan.“, kam eine sachliche Antwort zurück. „Ist Ihre Vorgesetzte verfügbar, Mr. Saron?“ „Ja, das ist sie.“, sagte der etwas verwirrte Sekretär, der sich beileibe keinen Grund vorstellen konnte, aus dem sie noch einmal mit ihm oder ihr sprechen wollen sollte.

Er sah Nugura an. „Verbinden Sie in mein Büro, Saron!“, erteilte diese ihm eine klare Anweisung. „Ja, Madam President.“, sagte Saron und führte ihre Weisung aus.

Nugura war gleich darauf in ihr Büro gegangen und hatte dem Computer befohlen, die Blockade der Tür aufzuheben und diese zu schließen. Dann hatte sie das Gespräch entgegen genommen. „Was gibt es, T’Mir?!“, fragte sie. In ihrer Stimme lag gut hörbar immer noch eine gewisse Anspannung. „Möchten Sie etwa mit mir über alte Zeiten plaudern? Das wäre doch für eine Vulkanierin ziemlich untypisch, nicht wahr?“ „Sie haben Recht, Nugura.“, sagte T’Mir gewohnt sachlich. „Aber wenn, wie Sie schon richtig erkannt haben, das sentimentale Plaudern über alte Zeiten für eine Vulkanierin wie mich so untypisch ist, wie Sie sagen, Präsidentin, dann sagen Sie mir doch, was die logische Konsequenz daraus wäre.“

Sie hatte den Sendeknopf losgelassen, was für Nugura gut durch ein Signal hörbar und auch auf dem Display durch ein Symbol gut sichtbar war. Jetzt, das wusste Nugura, lag der Ball in ihrem Feld. Aber sie war nicht in der Lage, oder besser wagte es nicht, das auszusprechen, was ihr gerade durch den Kopf ging.

„Nun.“, lächelte sie schließlich diplomatisch. „Sagen Sie es mir doch, T’Mir. Immerhin ist die Logik Ihr Fachgebiet.“ „Na gut.“, sagte T’Mir geduldig. „Sie haben ja schon richtig erkannt, dass es mir nicht um alte Zeiten gehen kann. Aber ich möchte mit Ihnen statt dessen über neue Zeiten reden, Nugura. Über neue Zeiten, die jetzt anbrechen werden. Jetzt, da Vulkan in die Föderation zurückkehren wird!“

Wie versteinert saß Nugura in ihrem Stuhl und ließ den letzten Satz ihrer Gesprächspartnerin in ihrem Kopf immer wieder nachhallen. Sie konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Ihre vor Freude zitternde Hand griff nach dem Mikrofon, das ihr vor lauter Schreck aus der Hand gefallen war. „Könnten Sie das bitte noch einmal wiederholen, T’Mir?“, fragte sie. „Natürlich.“, sagte die Vulkanierin. „Und ich bin auch bereit, dies vor Zeugen zu tun und auch vor Zeugen meine Gründe darzulegen. Vielleicht könnten Sie Ihren klugen und unerschütterlichen Sekretär dazu bitten. Ich wette, die Gründe, die ich Ihnen gleich nennen werde, haben nicht wenig mit ihm selbst zu tun. Vielleicht war alles sogar allein seine Idee.“

Hinter T’Mir war plötzlich wie auf Stichwort ein weiterer Schatten aufgetaucht. Es handelte sich um einen großen muskulösen Mann, einen Klingonen, der offensichtlich zu ihrer Leibwache gehörte. Er war geschätzte zwei Meter groß, sein Körper war wie üblich stark behaart und er trug die typische Uniform eines Leibwächters. An seiner rechten Seite hing ein Halfter mit einem Phaser des Typs drei. Zwar hätten alle Nicht-Vulkanier den Planeten eigentlich schon längst verlassen müssen, wäre es wirklich zu einer fristgerechten Abwicklung gekommen, aber das war ja nun Geschichte und zu alledem kamen ja auch noch die normalen Kündigungsfristen im Arbeitsrecht.

„Also.“, sagte T’Mir. „Ich habe meinen Zeugen. Mr. Klan hier wird so liebenswert sein, alles, was ich jetzt sage, gegenüber allem und jedem zu bestätigen, der danach fragt. Wie sieht es mit Ihrem Zeugen aus?!“

Immer noch ungläubig stand Nugura von ihrem Schreibtisch auf und ging zur Zwischentür, die ihr und das Büro ihres Sekretärs voneinander trennte. Dann legte sie den Finger auf den Türsensor, was die Tür augenblicklich zur Seite gleiten ließ.

Saron war in die Bearbeitung einiger Akten vertieft und wurde ihr erst wirklich ansichtig, als sie bereits vor seinem Schreibtisch stand. Ihm fiel sofort ihr blasses Gesicht auf. „Was ist los, Sea Federana?“, fragte der immer typisch demetanisch hilfsbereite Mann. „Was hat sie gesagt?“ „Sie will zurückkehren, Mr. Saron.“, stammelte Nugura und fiel fast in Ohnmacht, eine Tatsache, die ihrem Sekretär nicht entgangen war. Rasch holte er einen der Gästesessel von einem Nebentisch und half ihr darauf. „Sie ist sogar bereit, dies vor Zeugen zu wiederholen.“, sagte Nugura immer noch sehr blass und zittrig. „Ich frage mich, was wir getan haben, um das zu verdienen. Sollte am Ende tatsächlich alles mit dem Experiment zusammenhängen und sollte es die Vulkanier wirklich so beeindruckt haben? Ich meine, immerhin ist Caruso doch nur ein primitiver Vierfüßler in ihren Augen. Wie könnte er denn …?“ „Ich bin sicher, Präsidentin, dass T’Mir uns das alles erklären wird. Lassen Sie uns doch hinüber gehen und sie persönlich fragen.“ „Das wird wohl das Beste sein.“, sagte die Präsidentin der Föderation. „Also dann!“

Leider war ihr Versuch aufzustehen nicht von sehr großem Erfolg gekrönt, denn ihre Beine versagten ihr den Dienst. Viel zu aufgeregt war sie angesichts der neuen Tatsachen gewesen. Saron stellte sich schräg zu ihrer Linken und beugte sich leicht vor, um ihr zu ermöglichen, ihren linken Arm um seine Schultern zu legen. Dann zählte er bis drei und beide standen gemeinsam auf. „Ich bin froh, dass uns jetzt kein Reporter zusieht.“, sagte Nugura. „In der momentanen Situation, Präsidentin, wäre mir das ziemlich egal, offen gesagt.“, sagte Saron. Dann setzte er sie auf ihren Stuhl und half ihr, sich noch zurechtzurücken.

Sie räusperte sich und nahm dann das Gespräch wieder auf, das sie zuvor in die Warteschleife ihres Sprechgerätes gelegt hatte: „So, Präsidentin T’Mir.“, sagte sie. „Nun sind auch hier alle vollzählig.“ „Also gut.“, sagte die Vulkanierin und legte einen feierlichen Ausdruck in ihr Gesicht. „Dann sage ich es hiermit noch einmal hoch offiziell. Vulkan wird ab heute wieder der Föderation der vereinten Planeten angehören, nachdem alle anderen endlich zur Vernunft gekommen sind! Scientist Cupernicas Experiment hat gezeigt, dass Sie durchaus in der Lage sind, logisch zu handeln, wenn Sie wollen.“ „Aber wie können Sie das als logisch bezeichnen?!“, fragte Nugura, die von den neuen Fakten immer noch nicht ganz überzeugt war. „Wo doch Caruso nur ein primitiver Vierfüßler ist.“ „Das mag sein.“, sagte T’Mir. „Aber auch wir haben mittlerweile gelernt, dass primitive Vierfüßler zuweilen Talente besitzen, die uns Zweibeinern abgehen. Terranische Katzen zum Beispiel sind dafür bekannt, dass sie auf Telepathie reagieren können. Sei sie nun negativ oder positiv. Das weiß ich unter anderem aus einem Bericht von Allrounder Betsy Scott, der mir vorliegt. Laut diesem hat Caruso sogar eindeutig zwischen der Energie von Shimar und der von Sytania unterscheiden können. Sprechen Sie doch mal mit ihr darüber. Aber wer hat eigentlich die Idee zu diesem hoch beeindruckenden und sehr wissenschaftlichen Experiment gehabt? Ich bin sicher, das ist allein auf Mr. Sarons Mist gewachsen, nicht wahr?“ „Das ist es nicht.“, sagte Nugura. „Mr. Saron und Scientist Cupernica hatten mindestens gleiche Anteile daran.“ „Das lässt sich denken.“, sagte T’Mir. „Jedenfalls können sich die Beiden dazu beglückwünschen, uns in die Föderation zurückgeholt zu haben.“ Die Verbindung wurde von ihrer Seite beendet.

Nugura atmete einmal tief durch. „Daran hätte ich im Leben nicht geglaubt, Saron!“, sagte sie. „Im Leben nicht! Aber anscheinend haben der Scientist und Sie da tatsächlich eine kleine Meisterleistung vollbracht! Und T’Mirs Rat, mit dem Allrounder über das Verhalten von Katzen zu sprechen, werde ich auch annehmen. Sie war ja schließlich selbst einmal eine ehemalige Katzenhalterin und ist auch noch Hobbyverhaltensforscherin. Außerdem kennen ja wir alle wohl den Bericht, den T’Mir gemeint hat. Das ist ja alles noch gar nicht so lange her. Versuchen Sie bitte, sie zu erreichen, Mr. Saron. Unter einem der Rufzeichen, die wir von ihr haben, dürfte das ja wohl möglich sein und wenn es das ihres privaten Schiffes ist!“ „Sofort, Präsidentin.“, sagte Saron und war aus der Tür.

In seinem Haus im Dunklen Imperium hatte Telzan gemeinsam mit seiner Frau vor dem Kontaktkelch gesessen und sich die Situation angesehen. Auf Cirnachs Bitten hatte er den Kelch sogar nach der Zukunft befragt, ihm hatte aber so gar nicht gefallen, was er dort gesehen hatte. „Wir müssen zu Sytania gehen und uns mit ihr beraten, Telshanach.“, sagte der Vendar mit blassem Gesicht. „Das würde ich auch sagen.“, erwiderte Cirnach mit bedientem Blick. „Unsere Herrin muss wissen, was demnächst auf uns einprasseln wird, wenn wir nicht aufpassen. Komm, Telshan, lass uns gehen!“

Sytania saß nichts ahnend auf ihrem Thron, als sich Cirnach und ihr Mann näherten. Die Wache am Schlosstor hatte sie ohne Schwierigkeiten passieren lassen, da alle Wächter die beiden Vertrauten der Königstochter gut kannten. Jetzt kündigte der Herold sie an: „Der Vendar Telzan und seine Frau Cirnach, Euer Hoheit!“ „Lass sie vortreten!“, befahl Sytania und der Herold winkte die beiden Vendar durch. Dann bekam er von Sytania den Befehl: „Lass uns allein!“ Folgsam ging er.

Telzan und Cirnach schritten ehrfürchtig vor Sytania hin und verbeugten sich vor ihr. Dann begann der Vendar: „Hoheit, meine Frau und ich haben gerade den Kontaktkelch benutzt und leider Dinge gesehen, die Euch gar nicht gefallen könnten, wenn wir sie nicht ändern. Wir bitten Euch, Eure seherischen Fähigkeiten zu nutzen, damit Ihr auf dem gleichen Stand seid. Dann solltet Ihr beurteilen, wie dringend die Situation ist.“ „Na schön.“, sagte Sytania. „Sehen wir mal, wovon ihr geredet habt.“

Konzentriert sah die mächtige Prinzessin auf einen Punkt an der ihrem Thron gegenüber liegenden Wand des Raums. Dann verfinsterte sich plötzlich ihr Gesicht und sie rief aus: „Oh, wie schauderhaft! Es wird zu einem ersten Kontakt kommen und eventuell zu noch viel mehr, wenn wir nicht aufpassen! Wenn es Allrounder Betsy Scott und Agent Sedrin Taleris-Huxley gelingt, die Nidari-Travelers davon zu überzeugen, dass es die Tindaraner wirklich gibt, dann werden sich die Tindaraner sicher bei mir entschuldigen! Das ist so sicher wie das Amen in der terranischen Kirche und dann fällt mein schöner Grund für einen Krieg weg! Außerdem Cupernicas widerliches Experiment, das die Vulkanier in die Föderation zurückgebracht hat! Der Teufel stehe uns bei!“ „Aber wer sagt denn.“, begann Telzan. „Dass Ihr die Entschuldigung annehmen müsst?“ „Die Klugheit sagt das, mein geliebter Ehemann.“, sagte Cirnach mit einem Ausdruck im Gesicht, als wollte sie ihn besänftigen. „Wenn Sytania die Tindaraner dann noch angreift, wenn sie sich entschuldigt haben, wäre sie die Aggressorin und es wäre wie immer. Dass wir handeln müssen, steht außer Frage. Entweder, wir greifen die Tindaraner jetzt an, was nicht gut wäre, weil die Föderation, die ja eigentlich kurz vor dem Zerfall war, auch wieder neu erstarkt ist und somit geschlossen an ihrer Seite stehen würde, oder wir verhindern, dass Betsy und Sedrin die Nidari-Travelers je erreichen! Aber es gibt auch noch einen weiteren Grund, aus dem wir dringend handeln müssen. Ihr habt das ja sicher auch gesehen. Ich spreche von Commander Huxley.“ „Huxley?!“, fragte Sytania ungläubig und mit einem verächtlichen Lachen. „Du machst dir immer noch Sorgen um diesen unbeholfenen Cowboy?! Ich sage dir was: Der hat noch nie was zustande gebracht und wird auch nie was zustande bringen! Zumindest nicht allein und um seine holde Angetraute, die daran noch was ändern könnte, werden wir uns ja jetzt kümmern, nicht wahr? Na, wo ist sie denn?!“

Wieder begann Sytania, sich zu konzentrieren. Die Frage, die sie sich allerdings jetzt im Geist stellte, lautete: Wo sind Allrounder Betsy Scott und Agent Sedrin Taleris-Huxley?!

Es vergingen einige Sekunden, bevor Telzan es wagte, seine Herrin erneut anzusprechen: „Habt Ihr sie gefunden?“ „Das habe ich.“, sagte Sytania. „Nimm meine Hand und gib die andere deinem holden Weibe. Dann soll sie mir ihre zweite Hand geben. Na ja. Ihr kennt das ja schon.“ „Das stimmt, Gebieterin.“, nickten Telzan und Cirnach und führten aus, wessen sie beide soeben angewiesen hatte. Nun sahen auch die beiden Vendar, dass wir uns mit Lycira von der tindaranischen Basis fortbewegten. „Sie werden einen Punkt im tindaranischen Raum anfliegen, von dem aus sie gut in den interdimensionalen Modus wechseln können.“, sagte Telzan, der des Fliegens eines Schiffes mit interdimensionalem Antrieb durchaus kundig war. „Das dachte ich mir schon.“, sagte Sytania. „Aber das wird eines meiner neuen Geschöpfe verhindern!“

Es gab einen schwarzen Blitz und wenige Sekunden darauf flog ein Adler durch den Raum. Er war allerdings so groß, dass er mit seinen Füßen bequem ein Shuttle von Lyciras Größe packen und transportieren konnte. Merkwürdig an der ganzen Sache fand Cirnach allerdings, dass sie die Schreie des Vogels nicht mit ihren Ohren, sondern nur in ihren Gedanken wahrnehmen konnte. Was dies bedeuten konnte, ahnte die kluge Vendar bereits, wollte es aber noch einmal verifizieren. Zu diesem Zweck zog sie ihren Erfasser und stellte ihn auf das Auffinden von Energiewolken ein. Das Gerät wurde auch glatt fündig und sie steckte es grinsend wieder ein.

Telzan stand wie vom Donner gerührt da. Er konnte nicht begreifen, was hier gerade passierte. „Aber ein Adler kann doch im Weltraum nicht überleben, Herrin.“, sagte er. „Dazu benötigt er doch Sauerstoff und …“ „Ein normaler Adler vielleicht.“, sagte Sytania gelangweilt, die Telzan wohl durchaus zugetraut hatte, den Unterschied zu erkennen. „Du enttäuschst mich! Die liebe Cirnach aber hat alles richtig gemacht. Lass dir von ihr und ihrem Erfasser erklären, was der geniale Unterschied ist!“

Telzan sah seine Frau an, die noch immer über beide Ohren grinste. „Was meint sie?“, fragte er. „Bitte hilf mir, Telshanach! Bitte, bitte, bitte!“

Cirnachs Gesicht wechselte von triumphal grinsend zu mitleidig. Dann sagte sie, während sie ihren Erfasser zog und ihn in Telzans Richtung hielt: „Sieh her, mein Ehemann. Aus was besteht wohl dieser Vogel?“ „Er sagt.“, sagte Telzan, der sich die vendarischen Sätze auf dem Display des Gerätes jetzt genau durchgelesen hatte: „Dass er aus einer Art photonischer Energie besteht.“ „Richtig!“, lobte Cirnach. „Und das ist auch der Grund, aus dem wir ihn sehen können, aber er trotzdem keine wirklich feste Substanz besitzt. Jedenfalls nicht fester, als jedes andere Energiewesen, das Sytania je geschaffen hat. Deshalb wird auch das Vakuum des Weltraums für ihn keine Gefahr darstellen. Aber er wird eine für Allrounder Betsy und Agent Sedrin sein und für ihr Schiff. Ich nehme an, unsere Herrin wird ihm den Befehl erteilen, sie zu töten!“ „Sehr gut, Cirnach!“, lobte Sytania. „Ach, wie gut du mich doch kennst! Diesen Befehl habe ich meiner Schöpfung längst telepathisch erteilt!“

Sie wandte sich einem ihrer Wächter zu: „Hey, du, Wachsoldat, scher dich zum Fenster und öffne es!“ „Ja, Herrin!“, sagte der Soldat zackig und machte auf dem Absatz kehrt, um sich zu einem der großen schweren Fenster des Thronsaals zu begeben. Dann löste er den Riegel und schob die riesigen Flügel auseinander. Staunend beobachteten Telzan und Cirnach, wie Sytanias Schöpfung hinausflog. „Werdet Ihr ihn den ganzen Flug durch die Wirbel machen lassen, Hoheit?“, fragte Telzan. „Sicher nicht.“, sagte Sytania. „Aber er soll seine Schwingen ruhig noch eine Weile prüfen und trainieren, bevor ich ihn mittels meiner Macht in ihre Nähe bringe. Alles andere wird sich dann schon ergeben. Vertraut mir einfach.“ „Das tun wir, Gebieterin.“, versicherte Telzan und Cirnach nickte zustimmend. „Das tun wir.“

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