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Ruhelos hatte sich Telzan die Geschicke auf der Basis 281 Alpha durch den Kontaktkelch angesehen. Es störte ihn gewaltig, was hier im Gange war. Von vorn herein hatte er sich Sorgen gemacht, was den Plan anging, den Sytania verfolgte, denn sie hatte seiner Meinung nach Huxley gewaltig unterschätzt! Jenen Huxley, der zwar eigentlich tatsächlich ein etwas tollpatschiges Wesen war, der aber, wenn ihm die richtigen Leute in der richtigen Art und Weise und zum richtigen Zeitpunkt halfen, durchaus etwas zustande bringen konnte. Dies war aber ein Gedanke, der nun so gar nicht in das Weltbild der imperianischen Königstochter passen wollte. Das wusste der Vendar. Er wusste, dass es sehr viel Überzeugungsarbeit bedürfen würde, ihr beizubringen, in was für eine Lage sie jetzt geraten waren. Aber eigentlich musste sie ja nur ihre seherischen Fähigkeiten einsetzen. Dann würde sie ja automatisch sehen, was die Zukunft ihnen brächte, würden sie jetzt nicht eingreifen, um das Blatt noch zu wenden.

Er nahm den Kontaktkelch auf und ging damit in Richtung des Schlosses seiner Herrin. Hier würde er hoffentlich Gehör finden.

Die Erste, die ihm allerdings auf dem Weg zu Sytanias Gemächern begegnete, war Cirnach, seine eigene Ehefrau. Sie war bei Sytania gewesen, um mit ihr die weiteren Pläne zu bereden. Sie ahnte ja noch nicht, welche brisanten Informationen ihr Mann zutage gefördert hatte.

Sie sah den blassen Telzan verwirrt an, mit dem sie fast zusammengestoßen war. „Was ist los, mein armer geliebter Ehemann?“, fragte sie, die durchaus gesehen hatte, wie schlecht es ihm ging. „Huxley!“, stammelte Telzan nur. „Dieser verdammte Sohn einer räudigen Füchsin und …!“ „Was ist mit ihm?“, drängte Cirnach auf eine rasche Erklärung seinerseits. Sie konnte und wollte nicht mit ansehen, dass er so litt, deshalb hoffte sie wohl, dass er, wenn er es herausließ, bald wieder von seinem Leiden geheilt worden war. „Es ist den Tindaranern und meinem persönlichen Widersacher Joran Ed Namach tatsächlich gelungen, ihm das Fütterungsritual beizubringen. Ich weiß nicht wie, aber sie haben es offensichtlich geschafft. Das bedeutet für uns aber nur Schlechtes, denn das Wesen wird gesunden und dann wird es vor der Regierung der Tindaraner beweisen, dass es ein Nidari-Traveler ist. Wenn das gelingt, wird sich die Zusammenkunft bei Sytania entschuldigen, dass man sie zu Unrecht beschuldigt hat, die Tindaraner verladen zu wollen. Damit fällt für Sytania jede rechtliche Grundlage für einen Angriff auf Tindara weg. Wenn sie trotzdem angreift, wird sie, wie immer, die Aggressorin sein und ihr Vater und alle anderen werden sich auf die Seite der Tindaraner schlagen. Das ist etwas, dass wir um jeden Preis verhindern müssen!“

Er sank auf die Knie und ihm fiel fast der Kontaktkelch aus der Hand, was Cirnach nur durch eine hastige Bewegung verhindern konnte. Dann sagte sie: „Lass es mich mal sehen, mein aufgeregter armer Liebling.“ Dann begann sie, sich auf den Vorwärtslauf der Sonne zu konzentrieren, was für den Kontaktkelch auch der Befehl war, ihr die Zukunft zu zeigen. Was Telzan gesehen hatte, konnte sie nur bestätigen. „Du hast Recht, Telzan!“, sagte sie. „Wenn das unsere Herrin nicht in Alarmbereitschaft versetzt, dann weiß ich nicht, was wir noch tun sollen. Wir müssen auf jeden Fall verhindern, dass sie tatenlos zusieht! Komm!“

Sie führte ihn mit sich fort an den Wachen vorbei in Sytanias Thronsaal, wo die Königstochter erstaunt bei ihrem Anblick aufsah. „Was führt euch zwei denn schon wieder her?!“, fragte sie erstaunt. „Und warum in drei Teufelsnahmen seid ihr so aufgeregt?“ „Es geht um die Zukunft, Herrin!“, sagte Telzan und stellte den Kontaktkelch vor ihr am Boden ab. „Der Kelch hat uns wahrhaft schreckliche Aussichten gezeigt, Milady, wenn wir nichts tun, um das zu verändern.“ „Nun.“, sagte Sytania genervt und lehnte sich gelangweilt zurück. „Was sollen das denn schon für schlimme Aussichten sein? Erkläre es mir, Telzan!“

Der Vendar öffnete den Mund, aber die Worte wollten ihn einfach nicht verlassen, so sehr er es auch versuchte. Zu schrecklich und damit zu unaussprechlich erschien ihm das, was er Sytania sagen musste. Hilflos sah er zu Cirnach hinüber, die schließlich vortrat und sagte: „Er ängstigt sich sehr wegen Jaden H. Huxley, Milady.“

Sytania stand von ihrem Thron auf, schlug sich auf die Schenkel und begann gleichzeitig, ohrenbetäubend und hexenartig schrill zu lachen. Dabei prustete sie immer wieder: „Huxley?!, Huxley? Nein, Telzan! Du sorgst dich tatsächlich um Huxley! Du machst dir tatsächlich Sorgen darüber, dass er unseren Plänen gefährlich werden könnte?! Du machst dir tatsächlich Sorgen wegen dieses unbeholfenen Cowboys?! Ich will dir mal was sagen! Er ist dafür bekannt, nichts auf die Reihe zu kriegen und das wird sich auch nicht ändern! Was du gesehen hast, hast du sicher nur falsch interpretiert! Lass mich mal!“

Sie begann damit, sich auf die Benutzung ihrer seherischen Fähigkeiten zu konzentrieren. Nach einer Weile sagte sie: „Ich habe mir dass alles angesehen und festgestellt, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst, mein lieber Telzan. Es ist alles in Ordnung. Dass das Fütterungsritual einmal geklappt hat, war sicher nur ein Zufallsprodukt. Ich bin sicher, ein zweites Mal kriegt er das nicht hin, weil er eben Jaden H. Huxley ist, der vom Pech verfolgt ist. Das behauptet er ja immer gern selbst von sich und steht sich damit selbst im Weg. Das wird sich niemals ändern, Telzan! Niemals wird sich das ändern! Er hat das Selbstvertrauen einer Fliege und ohne sein demetanisches Weib ist er nichts! Wäre es Sedrin, in deren Gehirn sich der Traveler befindet, hätte ich schon mehr Angst! Aber so?!“ Sie spuckte verächtlich auf den Boden und lachte erneut laut auf. „Mit Verlaub, Herrin.“, versuchte Telzan, sie zum Umschwenken zu bewegen. „Ihr irrt Euch sicher. Ihr interpretiert die Bilder …“

Cirnach sah ihren Mann flehend an und legte den Finger an den Mund. Dann flüsterte sie ihm auf Vendarisch zu: „Halt an dich! Ein falsches Wort kann dich den Kopf kosten!“, und zog ihn mit sich fort, ohne Sytania eines weiteren Blickes zu würdigen.

Auf dem Korridor vor dem Thronsaal ließ sie ihn wieder los, was Telzan gleich nutzte, um sich in ihre Richtung zu drehen und zu fragen: „Was hatte das zu bedeuten, Cirnach?!“ „Das will ich dir gern verraten, mein Ehemann.“, sagte sie. „Mir ist auch bekannt, dass Sytania sicher nur das sieht, was sie sehen will. Ich weiß auch, dass sie einen großen Fehler machen wird! Aber vielleicht ist es ja mal wieder an uns Vendar, diesen auszubügeln! Du und einige ausgewählte Krieger sollten die Tindaraner angreifen. So könnt ihr ihre technologischen Kräfte binden, denn sie halten sehr viel von einem fairen Kampf. Ihre geistigen Kräfte würden sie nur einsetzen, wenn sich auch Sytania an dem Kampf beteiligen würde. Aber das können wir wohl vergessen! Allerdings kann man auch mit Technologie die Besatzung von 281 Alpha töten und Commander Jaden H. Huxley und das Wesen gleich mit. Seine Demetanerin und Allrounder Betsy Scott sollen auch dort sein. Die wären wir dann auch gleich los. Aber ihr solltet einige Ablenkungsmanöver starten, damit euer Ziel nicht so offensichtlich ist. Greift am besten auch andere Basen an.“

Telzan dachte nach. Ihm war durchaus bewusst, dass sie Recht hatte. Aber er war zu treu gegenüber Sytania, um einfach so gegen sie zu meutern. „Siehst du denn nicht, dass unsere Situation kein anderes Handeln zulässt?!“, setzte ihm Cirnach zu. „Während sich unsere Herrin in ihrer Selbstgefälligkeit sonnt, geht uns eine gute Gelegenheit durch die Lappen, bei der wir die Tindaraner gut für ihre Frechheit, sie einfach so zu beschuldigen, zahlen lassen könnten. Du sagst immer, auf unsere Herrin darf nichts Schlechtes kommen. Wenn du sie jetzt nicht dafür rächen willst, was ihr durch diese haltlose Beschuldigung angetan wurde, bist du in meinen und sicher auch in ihren Augen dein Amt nicht wert! Sytania wird dir diese kleine Meuterei sicher verzeihen, wenn sie erst mal sieht, was ihr das Ergebnis gebracht hat! Bitte vertrau mir, Telzan und spring endlich über deinen Schatten!“

Sie hatte ihn überzeugt. Mit ihrem letzten Argument hatte sie ihn schlussendlich tatsächlich doch überzeugt. „Also gut.“, sagte Telzan. „Aber wir müssen es klug anfangen, damit sie nicht sofort etwas von meiner Meuterei mitbekommt. Du, die Novizen und Sytanias persönliche Leibwache, ihr werdet hier bleiben. Der Rest fliegt mit mir. Wenn wir an mehreren Ecken gleichzeitig losschlagen und die Tindaraner dadurch verwirren wollen, muss ich schon eine beachtliche Zahl an Kriegern mitnehmen.“ „Sehr gut, Telzan!“, freute sich Cirnach. „Genau so machen wir es!“ „Dann sind wir uns ja einig, meine kleine süße kluge Telshanach.“, sagte Telzan, drehte sich mit unschuldigem Blick weg und ging seiner Wege. Auch Cirnach tat, als würde sie normal ihren Alltagsgeschäften nachgehen wollen. Beide wollten sich, auch den imperianischen Dienern gegenüber, schließlich nichts anmerken lassen.

Zirell war von Ishan über die positiven Geschehnisse auf der Krankenstation informiert worden. Die tindaranische Kommandantin ahnte allerdings noch nicht, dass ihre Freude nur von kurzer Dauer sein würde. „Ich hätte nicht gedacht, dass das Fütterungsritual auch bei Nicht-Vendar funktionieren würde.“, entgegnete sie ihrem medizinischen Offizier an der Sprechanlage. „Wie du siehst.“, sagte Ishan. „Funktioniert es tatsächlich. Allerdings dürfen wir nicht leugnen, dass ich ein wenig mit medizinischen Geräten nachgeholfen habe.“ „Das hatte ich nicht vor, Ishan.“, sagte die Tindaranerin.

Plötzlich zeigte sich IDUSA allen Anwesenden über die Neurokoppler. „Ladies und Gentlemen, ich benötige Ihre Aufmerksamkeit!“, sagte sie. Dann sahen alle die Bilder der vendarischen Schiffe, die sich auf 281 Alpha zu bewegten. „Gerade jetzt muss Sytania uns angreifen.“, stöhnte Maron. „Das fehlte noch.“ „Ich denke nicht, dass die Vendar auf Sytanias Befehl handeln, Maron.“, sagte Zirell. „Das würde ich nämlich zweifelsfrei spüren!“

Maron sah Joran, der sich von der SITCH- an die Waffenkonsole gesetzt hatte, fragend an. „Kann es sein, dass deine ehemaligen Kameraden auch ohne den Befehl ihrer Herrin losschlagen würden?“, fragte er. „In der Tat, Maron El Demeta!“, sagte der Vendar mit Überzeugung. „Telzan wird die Gelegenheit als günstig erkannt haben, da es sonst wahrscheinlich zu spät sein könnte. Ich denke, sie werden ein Ablenkungsmanöver starten, damit wir ihr wahres Ziel nicht erkennen. IDUSA kann bestätigen, dass nicht alle in Richtung unserer Basis fliegen. Sie sagt, die Truppe hat sich geteilt und fliegt scheinbar planlos Basen an. Ein kleiner Kreis jedoch ist bei Telzan verblieben. Sie sind weiterhin auf Kurs zu uns.“ „Was können sie wollen?“, fragte Maron. „Na, das ist doch wohl mehr als offensichtlich.“, sagte Zirell. „Sie wollen Jaden und Nyell töten. Joran, fahr die Schilde hoch. Du kennst die Strategien deiner ehemaligen Kameraden am besten! Ich gebe dir freie Hand, was unsere Verteidigung angeht. Koordiniere dich mit den strategischen Offizieren der anderen Basen!“ „Wie du wünschst, Anführerin Zirell!“, sagte der Vendar schmissig.

Auf der Krankenstation war Jaden einmal mehr mit dem Fütterungsritual beschäftigt. Ishan hatte ihm bescheinigt, dass er jetzt auch ohne die Hilfe von Joran zurechtkam. Wieder schien alles wie am Schnürchen zu verlaufen. Es war sogar dazu gekommen, dass Nyell begonnen hatte, mit ihm zu kommunizieren. Ich muss dir etwas sagen, Jaden., erklärte das Wesen. Du hast mich bereits sehr gut stabilisiert. So gut sogar, dass ich deinen Körper schon heute verlassen kann. Das möchte ich aber im Regierungsgebäude der Tindaraner auf Tindara Prime tun, um allen zu beweisen, dass es uns Nidari-Travelers tatsächlich gibt und wir kein Mythos sind. Außerdem müssen wir schnell handeln! Ich weiß, dass nicht nur wir, sondern auch der Friede in Gefahr ist. Deshalb entlasse ich dich jetzt aus dem Zustand der Fütterung!

Huxley spürte, wie er wieder erwachte. Er wollte sich nicht dagegen wehren, denn er wusste, was auf dem Spiel stand. Sofort rief er nach Ishan, der sehr überrascht war, dass das Ritual schon wieder beendet war. „Was ist los?“, fragte der Arzt. „Funktioniert es nicht?“ „Oh doch!“, antwortete Jaden hektisch. „Es hat sogar sehr gut funktioniert! Nyell hat nur angekündigt, dass sie meinen Körper in Kürze verlassen wird. Das will sie aber auf Tindara Prime tun, um der Zusammenkunft zu beweisen, dass es die Nidari-Travelers wirklich gibt und sie kein Mythos sind. Was geht eigentlich da draußen vor? Ich höre Kriegslärm!“

Die Station wurde von einer Salve Photonentorpedos stark erschüttert. „Offensichtlich werden wir angegriffen.“, erkannte Jaden. „Das ist korrekt.“, sagte Ishan. „Ich werde in der Kommandozentrale anfragen, was los ist und ob man eine Möglichkeit sieht, dich nach Tindara zu bringen.“

Im Maschinenraum hatte Jenna gerade wieder eine der unzähligen Diskussionen mit ihrer Assistentin geführt. Wieder einmal ging es um das alte Thema, dass sich Shannon immer wieder unterschätzte. „Sie können sagen, was Sie wollen, Assistant.“, sagte Jenna. „Es war nun einmal Ihre Idee, die dem Wesen das Leben retten wird. Da beißt die Maus keinen Faden ab!“ „Ach!“, schnaubte die blonde Irin. „Das war doch alles nur ein Zufallstreffer.“

Jenna wollte noch etwas erwidern, aber ein direkter externer Ruf über SITCH verhinderte das, weil das Sprechgerät piepend nach ihr verlangte. Im Display konnte die Ingenieurin gut Lyciras Rufzeichen erkennen. „Was willst du, Lycira?“, fragte Jenna. „Bitte warte meine Systeme, Jenna.“, sagte mein Schiff. „IDUSA und ich haben uns unterhalten und sie hat mir erklärt, was hier los ist. Sie sagt, dass Joran vermutet, dass die Vendar die technologischen Kräfte der Tindaraner binden sollen, das heißt, dass sie die Stationen angreifen, um die anderen zu verwirren, damit keiner merkt, dass sie in Wahrheit auf dem Weg sind, um Nyell und Jaden zu töten. Aber was die können, kann ich schon lange! IDUSA hat mir auch verraten, dass jeder der Vendar ein Energiefeld trägt, das er theoretisch Sytania geben könnte, wenn Not am Mann wäre. Diesen Fakt sollten wir ausnutzen und versuchen, die Vendar wieder von hier weg zu locken. Ich weiß auch schon wie. Ich werde Sytania etwas bedrohen. Ich werde sie dazu bringen, zu versuchen, meine Systeme zu kontrollieren. Du weißt, dass ich eine biologische Komponente habe, die es mir ermöglicht, echte Telepathie auszuüben. Sie ist mit meinen technologischen Systemen verbunden.“ „Das weiß ich, Lycira.“, sagte Jenna. „Sonst wäre es ja für dich und deine Pilotin nicht möglich, telepathisch zu kommunizieren. Aber wie genau willst du …?“

Die Ingenieurin beobachtete einen Datentransfer. „Ich habe dir die Software in deine Arbeitskonsole überspielt, die ich mir selbst geschrieben habe und die ich benutzen werde. Urteile selbst, ob es funktionieren kann! Sag den Brückenoffizieren, sie sollen mir vertrauen und tu das bitte auch. Bitte gib die Andockklammern frei, Jenna, damit ich los fliegen kann, sobald bei mir alles in Ordnung ist.“ „Aber selbst dann, wenn du Sytanias Dimension erreichst.“, wandte die Technikerin ein. „Dann kann sie dich doch jederzeit einfach hierher zurückwerfen, bevor du …“ „Dann fliege ich eben immer wieder zurück.“, sagte mein Schiff. „Ich habe schließlich einen guten interdimensionalen Antrieb. Um mich daran zu hindern, müsste Sytania schon direkte Kontrolle über meine Systeme ausüben und dann habe ich sie! Ich werde langsam immer mehr Systeme online schalten. Wenn die Vendar nicht riskieren wollen, dass das Gehirn ihrer Herrin unter der Belastung zusammenbricht und sie wahnsinnig wird, werden sie zurückkehren und sie mit der Energie, die sie tragen, stabilisieren müssen.“

Jenna hatte einen kurzen Blick auf die Software geworfen und alles in Programmiersprache bestätigt gesehen, was ihr Lycira soeben erklärt hatte. „Das ist genial, Lycira!“, sagte sie. „Sytania ist bestimmt nicht so multi-tasking-fähig wie du. Wenn die Vendar nicht riskieren wollen, dass sie verrückt wird, werden sie alles daran setzen, sie zu retten.“

Sie schaltete die Andockklammern frei, nachdem sie über ein Diagnoseprogramm eine kurze Fernwartung meines Schiffes vorgenommen hatte: „Flieg! Ich erkläre der Brücke alles!“ „Danke, Jenna.“, war Lyciras kurze Antwort, bevor sie ihren Antrieb aktivierte und die Station verließ.

IDUSA hatte der Brückencrew bereits gemeldet, was geschehen war. „Warum macht sich Allrounder Betsys Schiff gerade jetzt selbstständig?!“, hatte Maron empört gefragt. „Lycira müsste doch eigentlich wissen, dass hier an der Station der sicherste Ort für sie ist!“ „Vielleicht verfolgt sie eigene Pläne, Maron El Demeta.“, sagte Joran, der gerade mit Sorge von IDUSA die Information erhalten hatte, dass die Schilde der Station nur noch zu 30 % hielten. „Wir benötigen jede Hilfe, die wir bekommen können, Anführerin. Offensichtlich haben meine ehemaligen Kameraden bemerkt, dass wir durch ihre Pläne gestiegen sind.“ „Aber warum konnte sie die Station überhaupt verlassen?“, fragte Maron. „Weil Jenna offensichtlich die Andockklammern gelöst hat, Agent.“, erwiderte IDUSA. „McKnight!“, sagte der erste Offizier mit leichter Empörung, aber auch gleichzeitig einem seltsamen Anflug von Erleichterung in der Stimme. „Was weiß sie schon wieder, das wir nicht wissen? Na, ich werde runtergehen und sie selbst interviewen. Ich wette, sie hat für ihr Verhalten eine gute Erklärung, die uns sicher allen später mal wieder den Hintern retten wird!“ „Maron!“, sagte Zirell und schnalzte. Dann wandte sie sich an den Rechner: „IDUSA, gib Allrounder Betsy, Agent Sedrin und Shimar Bescheid. Vielleicht weiß eine der Beiden, was Lycira will und Shimar solltest du holen, falls wir sie verfolgen müssen.“ „OK.“, sagte der Rechner knapp und führte die Befehle der tindaranischen Kommandantin aus.

Maron war inzwischen im Maschinenraum angekommen. Hier hatte er sich von Jenna bereits schildern lassen, was gerade geschehen war. Das Verhalten der hochintelligenten Halbschottin hatte viel Zuversicht versprüht. „Woher wissen Sie so genau, dass das klappen könnte, McKnight?!“, fragte der erste Offizier. „Genau deshalb, Sir.“, sagte Jenna und zeigte auf den Schirm ihrer Arbeitskonsole. „Schon wieder Fach-Jenn’-Nesisch, Techniker?!“, fragte Maron genervt. „Ihnen sollte klar sein, dass ich keine Programmiersprache lesen kann! Also bitte noch mal einfach zum Mitschreiben für so dumme erste Offiziere wie mich!“ „Also gut, Sir.“, sagte Jenna. „Diese Software ermöglicht Lycira, Sytania in den Wahnsinn zu treiben, wenn die Vendar sie nicht stabilisieren. Allrounder Betsys Schiff hat vor, ins Dunkle Imperium zu fliegen und die Prinzessin dazu zu bringen, sie telepathisch zu kontaktieren. Sie will sie dazu verleiten, ihre Systeme kontrollieren zu wollen. Dann wird sie immer mehr von ihnen online schalten, solange, bis Sytania mit der Kontrolle gänzlich überfordert ist. Das werden ihre Vendar, die bei ihr geblieben sind, auch sehen und ihre Kameraden zurückbeordern, damit diese ihr die Energie, die sie tragen, zur Stabilisierung verabreichen können. Das werden sie sogar müssen, wenn sie nicht ihren Verstand verlieren soll.“

Maron gab einen erfreuten Laut von sich und machte ein fröhliches Gesicht. Dann sagte er: „Oh, das ist ja genial, McKnight! Mal wieder! Vergessen Sie, dass ich Sie der Meuterei bezichtigen wollte! Vergessen Sie das! Ich hätte mir denken müssen, dass wieder so eine geniale Idee von Ihnen dahintersteckt!“ „Oh, die war nicht von mir, Sir.“, sagte Jenna. „Lycira ist ganz allein darauf gekommen.“ „Aber Sie haben erkannt, wie genial das ist.“, sagte Maron. „Ich an Ihrer Stelle hätte wohl nicht so einfach die Klammern freigegeben.“ Er drehte sich lächelnd um und ging aus dem Raum.

„Der hätte Sie ja am liebsten geknutscht!“, bemerkte Shannon aus dem Hintergrund. „Aber eines nehme ich ihm verdammt krumm! Fach-Jenn’-Nesisch! Mann, Sprüche klopfen is’ mein Job hier! Setzt dieser verdammte Demetaner seine akustischen Duftmarken doch glatt in meinem Revier! Schweinerei so was!“ „Na, jetzt haben Sie aber mindestens schon drei mal erfolgreich drüber markiert, Assistant.“, sagte Jenna und grinste sie an. „Was?“, fragte Shannon. „Wo?!“ „Überlegen Sie noch mal genau!“, sagte Jenna. „Ich bin sicher, Sie kommen drauf.“

Shimar, Sedrin und ich waren inzwischen auf der Brücke angekommen. Hier war auch die Information über Jadens Gesundheitszustand Zirell bekannt geworden. Nachdem ich ihr erklärt hatte, dass ich definitiv nicht wüsste, welches Ziel mein Schiff verfolgte, hatte sie dem auch keine sehr große Priorität mehr beigemessen. Ihr primäres Augenmerk galt nun eher der Frage, wie man Jaden am schnellsten und sichersten herunter nach Tindara Prime bekam. Ishan hatte empfohlen, dass Joran ihn auf jeden Fall begleiten sollte, weil er wusste, wie er sich jetzt, da Nyell offenkundig kurz davor stand, seinen Körper zu verlassen, verhalten musste. Dadurch wurde es schon mal notwendig, dass Shimar den Platz des Vendar an der Waffenkonsole übernahm. „Ich kann aber unmöglich gleichzeitig ein Schiff durch ein Kriegsgebiet steuern und Jaden El Taria anleiten.“, sagte Joran. „Das mit dem Steuern übernehme ich.“, meldete ich mich freiwillig. „Shimar, bitte gib mir den Schaltschlüssel zu deinem Schiff und deinen Neurokoppler. IDUSA und ich verstehen uns sozusagen blind.“ Zirell nickte meinen Vorschlag ab. „Hier, Kleines.“, sagte Shimar und übergab mir das Gewünschte. Für die Waffenbedienung griff er nun auf den Neurokoppler zurück, den Joran zurückgelassen hatte. „Ich verspreche auch, keine Kratzer in dein Schiff zu machen.“, grinste ich. Shimar grinste wortlos zurück.

„Ich werde besser auch mitkommen.“, sagte Sedrin. „Ich denke, Jaden wird in der Situation, in der er jetzt ist, jeden seelischen Beistand brauchen können, den er bekommen kann.“ „OK, Sedrin.“, sagte Zirell.

Lycira hatte inzwischen ihr Ziel, das Dunkle Imperium, erreicht. Hier kam sie nun zu einem vollen Stopp und begann damit, zu versuchen, zu Sytania telepathischen Kontakt aufzunehmen, was von der Prinzessin nicht unbemerkt geblieben war.

Was willst du von mir?!, sprühte Sytania ihr blanken Hass entgegen. Euch etwas herausfordern will ich!, erwiderte Lycira frech. Wollen doch mal sehen, ob Ihr mich kontrollieren könnt. Das wirst du gleich sehen!, drohte Sytania und warf sie in die tindaranische Dimension zurück. Damit hatte ihr Navigationscomputer aber gerechnet und so war sie schneller wieder da, als es Sytania lieb sein konnte. Mehr habt ihr nicht drauf?!, fragte Lycira enttäuscht. Mehr nicht, als das bisschen Ballspielen mit einem kleinen harmlosen Schiffchen wie mir? Ich dachte, die mächtige Sytania könnte versuchen, mir ihren Willen aufzuzwingen, also meine Systeme direkt zu kontrollieren! Oder traut Ihr Euch das etwa nicht?! Wir können auch dieses hin und her so lange weitermachen, bis eine von uns müde ist. Nur, eines weiß ich ganz sicher. Ich werde das nicht sein, denn ich bin ein Stück Technologie. Diese biologische Komponente ist nur ein Organ. Aber Ihr, Ihr seid ein biologisches Wesen, das trotz seiner Unsterblichkeit irgendwann eine Pause benötigen wird, denn, mich immer wieder zurückzuwerfen, kostet Euch sicher sehr viel Energie. Energie, die Euch nachgeliefert werden müsste, wenn es schnell gehen soll! Und das wird es ja wohl müssen, wenn Ihr nicht wollt, dass ich gewinne! Ich werde dir gleich zeigen, wer hier gewinnt!, gab Sytania wütend zurück. So eine Frechheit wollte sie sich nicht gefallen lassen. So?, meinte mein Schiff ruhig. Dann zeigt mal. Sie wartete, bis Sytania versucht hatte, direkte Kontrolle über ihren Antrieb zu erlangen und begann dann damit, ihren Plan auszuführen.

Man hatte Jaden von der Krankenstation zu uns an Bord von Shimars Schiff gebeamt. Sedrin, Joran und er saßen nun auf der Rückbank des Cockpits, während ich im Pilotensitz Platz genommen hatte und IDUSA per Neurokoppler in Richtung Tindara Prime steuerte. „Betsy, ich habe all Ihre Biozeichen maskiert und die Schilde gehoben, wie Sie es mir befohlen haben.“, sagte IDUSA. „Braves Mädchen!“, lobte ich. „Wir wollen ja schließlich nicht, dass die Vendar noch auf uns aufmerksam werden. So und nun verbinde mich bitte mit der tindaranischen Anflugkontrolle.“ „Zu Befehl.“, sagte IDUSAs Avatar.

Cirnach war von einem der imperianischen Diener, die ständig um Sytania herum waren, zur Hilfe gerufen worden. Die Auswirkungen von Lyciras Plan waren durchaus zu sehen gewesen. Sie hatten sich in Krampfanfällen manifestiert, von denen die Prinzessin jetzt geschüttelt wurde. Die Imperianer wussten, dass sie in so einem Fall einen Vendar zur Hilfe zu rufen hatten.

„Kelbesh!“, fluchte Cirnach, nachdem sie Sytania mit ihrem Erfasser gescannt hatte. „Sie muss diese unselige Verbindung sofort beenden!“ „Das habe ich schon versucht, ihr zu sagen.“, stammelte der Imperianer blass. „Aber sie hört mich nicht.“ „Natürlich nicht!“, schnauzte Cirnach. „Sie ist ja auch kurz davor, den Verstand zu verlieren, du dummer Bauerntölpel! „Es ist einfach zu viel, was sie da versucht. Lauf! Mach dich nützlich und hole die Novizen und die vendarischen Leibwächter! Wir werden ihr die Energie geben, die wir tragen. Das wird sie hoffentlich stabilisieren. Wie kann sie sich auf den Kampf mit einer Maschine einlassen! Los, geh endlich!“ Der Imperianer nickte und rannte davon. Dass Cirnach so mit ihm umsprang, wunderte ihn nicht. Immerhin standen die Vendar noch über den anderen Dienern in der Hierarchie, weil sie etwas konnten, das den anderen versagt blieb.

Wenig später war er mit den Gewünschten zurück. Cirnach rief ihren Untergebenen einige Befehle auf Vendarisch zu, worauf diese mit ihr eine Kette bildeten, indem jeder den anderen an der Schläfe berührte. Sie selbst stand ganz vorn an und hielt Sytanias Kopf. Dann zählte sie bis drei und alle begannen damit, sich auf die Abgabe der Energie aus ihren Sifas zu konzentrieren. Bald darauf sah sie aber ein, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein war. „Wir benötigen die anderen!“, entschied sie. „Nur mit Hilfe ihrer Energie kann sie wieder zurückgeholt werden!“

Sie zog ihr Sprechgerät und gab panisch das Rufzeichen ihres Mannes ein. „Was gibt es, Telshanach?“, fragte Telzan. „Ihr müsst zurückkommen!“, entgegnete Cirnach flehend. „Sytania duelliert sich gerade mit einer Maschine telepathisch und ist in Gefahr, ihren Verstand zu verlieren und wenn wir nicht aufpassen, dann auch ihr Leben!“ „Eine telepathische Maschine?“, fragte Telzan ungläubig. „Was soll das für eine sein? Die Borg gibt es doch schon lange nicht mehr und …“ „Das weiß ich nicht!“, sagte Cirnach panisch, der die immer schwächer werdenden Biozeichen ihrer Herrin langsam große Sorgen machten. „Bitte, Telzan, glaub mir einfach, bei allen Göttern! Komm zurück und hilf!“ „Also gut.“, sagte Telzan und beendete die Verbindung.

IDUSA hatte mir das Gespräch mit der tindaranischen Anflugkontrolle ermöglicht und sie hatten uns, nachdem ich ihnen alles erklärt hatte, tatsächlich einen direkten Korridor bis zu einem Punkt direkt über dem Regierungsgebäude frei gegeben.

„Wir sind gleich da.“, informierte ich die anderen. „Wie geht es Commander Huxley, Joran?“ „Es geht ihm den Umständen entsprechend, Betsy El Taria.“, antwortete Joran. „Es wäre gut, wenn wir ihn bald herunterbringen könnten.“ „Kein Problem.“, meinte ich und gab IDUSA den Gedankenbefehl, in die Umlaufbahn über dem Gebäude einzuschwenken.

„Betsy!“, meldete sie mir plötzlich. „Es scheint, als würde uns von den Vendar bald keine Gefahr mehr drohen. Sie drehen ab und sind dabei, die interdimensionalen Antriebe ihrer Schiffe auf das Dunkle Imperium zu konfigurieren. Es sieht aus, als hätten sie es sehr eilig.“ „Sehr gut.“, sagte ich ruhig. „Dann kannst du ja deinen Transporter in aller Ruhe auf den großen Sitzungssaal einstellen.“ „Was meinten Sie, Betsy?“, fragte Sedrin. „Lyciras Plan scheint aufzugehen, Agent!“, sagte ich freudig. „Ich denke, sie hat es geschafft!“ „Sehr gut.“, sagte Sedrin und half Jaden beim Aufstehen. Durch die Vorgänge in seinem Gehirn war es ihm erneut sehr schwindelig geworden. Joran fasste ihn auf der anderen Seite unter. Dann gab ich IDUSA den Befehl, sie herunter zu beamen. Die Zusammenkunft würde überrascht sein, aber das war ja auch unser Ziel. Ich selbst blieb an Bord des tindaranischen Schiffes zurück. Da Sedrin aber über ihr Sprechgerät eine Verbindung zu IDUSAs Rufzeichen hergestellt hatte, würde ich über alles informiert sein.

Tatsächlich nahm man das Eintreffen des Außenteams bei der Zusammenkunft mit sehr großer Überraschung und Verwunderung wahr. Sie waren nämlich mitten in eine kriegswichtige Sitzung geplatzt. „Könnte mir bitte mal jemand diesen Auftritt erklären?!“, empörte sich Darell, die Vorsitzende der Zusammenkunft. „In der Tat, Darell El Tindara!“, sagte Joran. „Wir sind hier, um zu beweisen, dass es die Nidari-Travelers wirklich gibt und dass sie kein Mythos sind!“

„Gutes Stichwort.“, sagte Sedrin, winkte Joran und deutete auf ihren Erfasser. „Verstehe, Sedrin El Demeta.“, sagte der Vendar und eilte zum Ort des Geschehens. „Wie es aussieht, Jaden El Taria.“, sagte er. „Ist Nyell kurz davor, deinen Körper zu verlassen.“ „Das merke ich.“, sagte Jaden. „Aber was soll ich machen, Joran?! Hilf mir!“ „Lass es einfach zu.“, sagte Joran. „Er meint, du sollst dich einfach entspannen, Jineron.“, übersetzte Sedrin. „Also gut.“, sagte Huxley und entspannte sich.

Alsbald stieg ein silberner Nebelschleier von ihm auf und alle hörten die Stimme Nyells in ihrem Geist, die ihnen eindringlich vortrug: Offensichtlich sind wir alle Narren gewesen. Jeder hat vom anderen geglaubt, er sei ein Mythos. Aber das stimmt nicht, wie ihr bald an meinem starken Zeichen sehen sollt!

Es gab einen silbernen Blitz und dann stand eine Frau vor ihnen, die klein und von etwas fülliger Statur war. Sie trug ein rotes Sommerkleid und blaue Sandalen dazu. Des Weiteren hatte sie schwarzes langes Haar, das ihr verspielt über die Schultern hing.

Die gesamte tindaranische Regierung war starr vor Schreck. Ihre telepathische Wahrnehmung verriet ihnen allerdings eindeutig, dass alles, was Nyell ihnen gesagt hatte, der Wahrheit entsprach.

Darell fand als Erste ihre Fassung wieder. „Was sind wir doch für Narren gewesen?!“, sagte sie. „Ihr, als unser Schwestervolk, wolltet nur Hallo sagen und jetzt haben wir einen Krieg mit Sytania angefangen, den es gar nicht geben müsste. Wie kommen wir da nur wieder heraus?!“

„Ich hätte schon einen Vorschlag.“, sagte Sedrin und trat vor. „Ihr solltet gemeinsam eine Sonde besprechen, auf der ihr euch bei Sytania entschuldigt. Nichts hasst sie mehr, als wenn man ihr den Wind aus den Segeln nimmt. Wenn ihr euch entschuldigt, zeigt ihr in jedem Fall mehr Größe, als sie je haben wird. Das wird sie als große Schmach ansehen und nur schwerlich ertragen. Damit fügt ihr der Prinzessin eine viel bitterere Niederlage zu, als es jede Waffe je könnte. Glaubt mir! Ich kenne sie gut genug, um das beurteilen zu können.“ „Klingt sehr überzeugend, Agent Sedrin.“, sagte Darell. „Genau so machen wir es.“

Telzan und seine Truppe waren wieder im Palast eingetroffen. Sofort waren alle in den Thronsaal geeilt, wo sie die Bescherung gesehen hatten. „Wir können sie so nicht stabilisieren!“, entschied Telzan, nachdem er sie mit seinem Erfasser gescannt hatte. „Zuerst muss diese unselige Verbindung weichen!“

Er zog seine Waffe. Cirnach sah, dass er eine Linse mit Rosannium aufgesteckt hatte. „Was bei allen Göttern hast du vor?!“, fragte sie erschrocken. „Es muss sein, Telshanach.“, sagte Telzan ruhig und zielte auf Sytanias Kopf. „Aber Rosannium!“, stammelte seine Frau und ihre Gesichtshaare stellten sich auf, ein Zeichen, dass sie blass wurde. „Du weißt, dass die Dosis das Gift macht, Telshanach!“, sagte Telzan und feuerte.

Dann zog er seinen Erfasser und scannte die bewusstlos vor ihm liegende Sytania. „So weit, so gut.“, sagte er erleichtert und nahm sie über seine Schulter. „Bringen wir sie in ihr Gemach! Dort geben wir ihr dann die Energie, die wir in uns tragen!“

Er wandte sich an seine Truppe: „Das Ganze folgen!“ Dann ging es marschierend durch die Flure in Richtung der Gemächer der Königstochter. Hier trafen sie aber auch gleichzeitig mit der tindaranischen Sonde ein, die sich wohl per Interdimensionsantrieb Zugang zum Palast verschafft haben musste. Ihre Zielkoordinaten mussten von Anfang an in Sytanias Gemach gelegen haben. Als ihre Sensoren Cirnach ansichtig wurden, flog sie genau auf sie zu und landete auf ihrer ausgestreckten Hand. „Also schön, du kleine tindaranische Brieftaube.“, sagte die Vendar. „Mal sehen, was du für uns hast.“

Sie berührte die Sonde an einem dafür extra ausgewiesenen Feld, worauf diese begann, die Entschuldigung der tindaranischen Regierung abzuspielen. „Das wird Sytania gar nicht gefallen.“, sagte Cirnach und ließ den Vorgang pausieren. „Davon gehe ich auch aus.“, sagte Telzan. „Sie zeigen damit schließlich mehr Größe, als unsere Herrin es je tun würde. Sie wäre viel zu rachsüchtig. Aber nun lasst uns ihr erst einmal helfen!“ Damit nahmen die Vendar die gleiche Kettenformation ein, die auch vorher Cirnach und die Novizen eingenommen hatten.

Sytania war in ihrem Bett in ihrem Gemach aufgewacht. Telzan hatte nach seiner Rückkehr zwar sofort in die Wege geleitet, dass sie alle Energie bekam, die seine Leute aus ihren Sifas kratzen konnten, aber er hatte dann leider auch mit einem Rosannium geladenen Phaser auf sie schießen müssen, um ihre Verbindung zu Lycira zu beenden. Diese hatte dies zwar bemerkt, aber es nur zufrieden zur Kenntnis genommen und war umgekehrt. Ihre Ablenkung hatte ja prima funktioniert. Durch eine Datenverbindung mit IDUSA wusste sie außerdem längst, dass auch wir unseren Teil des Plans erfolgreich ausgeführt hatten. Sie würde uns jetzt an der tindaranischen Basis erwarten.

„Was ist geschehen?“, fragte Sytania verwirrt. „Wir mussten Euch mit Rosannium beschießen, Herrin.“, sagte Telzan. „Anders ließ sich Euer Abgleiten in den Wahnsinn nicht verhindern. Wenn Ihr Euren Verstand verloren hättet, hättet ihr nicht mehr über diese Seite der Dimension herrschen können. Wie konntet Ihr es überhaupt wagen, Euch mit einer multi-tasking-fähigen Maschine zu duellieren?!“ „Sie hat mich provoziert!“, sagte Sytania mit schwacher Stimme. „Und ich Idiotin habe mich auch noch provozieren lassen. Oh, dieses verdammte Schiff von diesem verdammten Tindaranerliebchen! Sie wusste ganz genau, wo sie mich zu packen hatte und auch wie!“ „Und das ist leider noch nicht alles, Hoheit.“, sagte Cirnach und holte die tindaranische Sonde hervor, die inzwischen eingetroffen war.

Als Sytania diese berührte, begann sie damit, den Entschuldigungstext der tindaranischen Regierung abzuspielen: „Lady Sytania, hiermit entschuldigen wir uns offiziell dafür, Euch beschuldigt zu haben, uns eine Falle zu stellen. Wir wissen jetzt, dass wir Narren gewesen sind und dass es die Nidari-Travelers wirklich gibt. Eine von ihnen steht nämlich gerade leibhaftig neben mir. Von uns geht also diesbezüglich keine Feindseligkeit mehr aus.“ Die Aufzeichnung endete.

Blass sank Sytania in die Kissen. „Auch noch das!“, sagte sie bedient. „Jetzt fällt auch noch mein schöner Grund weg, gegen sie Krieg zu führen! Auch noch das! Ich könnte wetten, da steckt wieder diese Demetanerin dahinter! Sie weiß genau, wie sie mich mit dem Rücken zur Wand bekommt! Wenn ich jetzt trotzdem noch Krieg gegen die Tindaraner führen würde, wäre das eine aggressive Handlung meinerseits ohne Berechtigung, aber mit den üblichen Konsequenzen! Oh, ich hasse dich, Sedrin Taleris-Huxley! Ich hasse dich!“ „Das beruht sicher ganz auf Gegenseitigkeit.“, sagte Cirnach. „Das kann ja sein.“, sagte Sytania. „Es ändert aber nichts daran, dass ich schon wieder verloren habe.“

Auf politische Anordnung hin wurde auf ganz Tindara drei Tage lang ein rauschendes Fest gefeiert, in dessen Vordergrund Huxley, Sedrin, Nyell und ich standen. Zirell hatte zu diesem Anlass treffend formuliert: „Nun sind die drei Schwestern ja endlich wieder vereint und das haben wir nur der Sternenflotte zu verdanken, aber insbesondere einem gewissen Offizier, dem man sicher nicht zugetraut hätte, was er getan hat.“ „Redest du etwa von mir, Zirell?!“, hatte Huxley verwundert gefragt. „Ja, sie redet von dir, mein unbeholfener Cowboy, auf den ich sehr stolz bin.“, antwortete Sedrin an ihrer Statt. Dann flüsterte sie ihm heiß ins Ohr: „Ich bin so stolz auf meinen kleinen unbeholfenen Cowboy, dem Sytania das hier niemals zugetraut hätte. So stolz.“

Kate war an unseren Tisch gekommen. „Es tut mir leid, wenn ich in diesem Fall meine Kompetenzen überschritten haben sollte.“, sagte sie. „Davon möchte ich nichts hören, Kate!“, sagte Sedrin ruhig, aber bestimmt. „Du hast einen furiosen Start hingelegt! Ohne dich hätten wir diesen Fall sicher nicht gelöst! Sie haben mir alles erzählt. Du bist die beste Partnerin, die ich je hatte und Tamara soll sich ja nicht einfallen lassen, dich mir wieder wegzunehmen!“ „Dann auf neue Partnerschaften.“, sagte Kate. „Seien sie nun politischer oder dienstlicher Natur.“ „Auf neue Partnerschaften.“, wiederholte Sedrin. Dann stießen beide miteinander an.

Dass es O’Riley und Huxley gewesen waren, die das Problem eigentlich gelöst hatten, war von der Presse nicht unbeachtet geblieben. Auch der Umstand, dass den Beiden durch die jeweiligen Regierungen, für die sie arbeiteten, die Tapferkeitsmedaille verliehen worden war, hatte ermöglicht, dass auch die Öffentlichkeit davon Wind bekommen hatte. Dies führte zu einem Ereignis, mit dem Jaden wohl kaum gerechnet hatte, als er und Sedrin wieder auf der Erde angekommen waren.

Jaden war in ein Gespräch mit Sedrin vertieft, als die Haussprechanlage ihn auf eine angekommene Fracht im Keller aufmerksam machte. „Geh ruhig mal hin.“, grinste Sedrin, die aber recht genau zu wissen schien, was dort auf ihn warten würde. Jedenfalls entnahm Jaden das ihrem grinsenden Gesicht.

Er ging also in den Keller und gab dort seinen persönlichen Code in die Konsole des Frachtsystems ein. Dieses spuckte daraufhin eine der üblichen Kapseln aus, die Jaden mit sich nach oben nahm. Erst in Sedrins Beisein traute er sich, sie zu öffnen. Zum Vorschein kam eine brandneue Springball-Ausrüstung! Außerdem enthielt die Kapsel einen Datenkristall.

Jaden öffnete die Kiste mit der Ausrüstung und nahm Schuhe, Schläger und Anzug in Augenschein. „Das ist ja genau meine Größe!“, stellte er erfreut fest. „Wer weiß denn so genau …?!“ „Hast du den Rechner nach dem Absender gefragt?“, fragte Sedrin. „Nein.“, gab Jaden zu. „Aber vielleicht ist ja etwas auf dem Kristall.“

Er ging zur nächsten Konsole und steckte den Kristall hinein. Dann befahl er dem Rechner, die sich darauf befindende Nachricht abzuspielen.

Auf dem Bildschirm erschien die Statur einer älteren Demetanerin. Sie war 1,70 m groß, trug ein mit Rüschen besetztes grünes Kleid und rote Sommerschuhe dazu. Sie hatte schwarzes gelocktes Haar. Ihr Mund lächelte, als sie in akzentfreiem Englisch folgende Worte an ihn richtete: „Hallo, Schwiegersohn! Dieses Geschenk ist für meinen tapferen Jaden! Den wohl tapfersten Schwiegersohn im gesamten Universum, nein, in allen Dimensionen! Wenn du nicht getan hättest, was du getan hast, hätten wir jetzt einen furchtbaren Krieg! Nicht nur meine Tochter, deine Frau, ist stolz auf dich! Ich bin es auch! Deine stolze Schwiegermutter Taleris!“ Die Aufzeichnung endete.

Jaden umarmte Sedrin fest und küsste sie. „Darüber habt ihr also geredet bei dem Gespräch, das ich nicht verstehen sollte.“, sagte er. „Du hast ihr gesteckt, dass ich Springball lernen will, wegen meiner Koordination, damit ich meinen Ruf als Tollpatsch endlich loswerde.“ „Genau.“, grinste Sedrin. „Und dein bajoranischer Trainer wartet schon hinter dem Haus. Den Rest habe ich arrangiert und nun los! Sonst kommst du noch am ersten Tag zu spät und das wäre höchst peinlich.“ „Danke, Jinya Demetana.“, sagte Jaden, küsste sie noch einmal und ging. Er war sonst eigentlich kein Freund von neuen Herausforderungen gewesen, aber jetzt war er sicher, dass er mit dem neuen Selbstvertrauen, das er erworben hatte, das sicher hinbekam.

Ende

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