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Zirell, Maron und Joran hatten wieder die Kommandozentrale von Basis 281 Alpha aufgesucht. Hier sahen sie sich jetzt genau an, was ihnen Shimar und IDUSA für seltsame Bilder lieferten. „Was ist denn das?“, fragte Zirell nicht nur ihre beiden Untergebenen, sondern auch die Beiden am SITCH. „Das wissen IDUSA und ich noch nicht, Zirell.“, sagte Shimar. „Das Einzige, das wir genau wissen, ist, dass Betsy wohl auf Befehl von Sedrin handelt. IDUSA hat sie identifiziert.“ „Sedrin?!“, fragte Zirell mit einer leichten Mischung aus Erstaunen und Verwirrung in der Stimme. „Na, dann wundert mich gar nichts mehr. Weiter beobachten, Shimar! Aber ich werde dafür sorgen, dass wir einige grundlegende Fragen klären können. Soviel ich weiß, teilst du dir das Patrouillengebiet mit Namell. Ich werde mich mit ihrem Basiskommandanten in Verbindung setzen und dann kann es sein, dass ihr beide neue Befehle bekommt. Aber bis dahin bleibst du dran an Betsy und Sedrin und IDUSA zeichnet jedes verdammte kleine Augenzwinkern der Beiden auf! Hast du verstanden?!“ „Das habe ich, Zirell!“, sagte Shimar zackig und beendete die Verbindung.

Zirell seufzte. Dann wandte sie sich Joran, der an der Sprechkonsole saß, zu: „Gib mir die Kommandozentrale von Basis 289 Alpha!“ „Sofort, Anführerin.“, sagte der Vendar nickend, während er das Rufzeichen der Basis aus dem Adressbuch des Sprechgerätes suchte. Dann grinste er sie an: „Du hast doch bestimmt eine Theorie, Anführerin.“ „Die habe ich tatsächlich.“, gab Zirell zu. „Aber um sie präsentieren zu können, benötige ich hieb- und stichfeste Beweise gegenüber der Zusammenkunft. Ich bin nämlich keine solche Närrin, die Krieg und Pulverfass schreit, nur weil sie beleidigt ist. Was die Zusammenkunft da verzapft, grenzt meiner Meinung nach schon an Wahnsinn!“ „Du würdest dich also auch gegen deine eigene Regierung stellen, Sea Tindarana?“, fragte Maron, um sich zu vergewissern.

Die Frage ihres ersten Offiziers hatte Zirell zunächst mit einer Antwort zögern lassen. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass jemand so offen aussprach, was sie gerade versucht hatte, diplomatisch zu umschreiben. Dann aber sagte sie entschlossen: „Wenn es sein muss, Maron, dann auf jeden Fall! Ich werde nicht zulassen, dass sich unsere eigenen Leute ihr Grab schaufeln! Auch werde ich nicht zulassen, dass wir blind in einen Krieg rennen, der gar nicht sein muss! Ich weiß. Normalerweise erwartet eine Regierung von ihrem Militär, dass ihre Befehle ausgeführt werden. Aber hier ist eine Kommandantin, die ihr Gehirn nicht an der Tür der Garnison abgegeben hat! Sollen sie mich doch vors Kriegsgericht stellen!“

Maron und Joran wechselten Blicke und grinsten zuerst sich gegenseitig an und dann ihr zu. Dann fragte der Vendar: „Sollen wir es ihr sagen, Maron El Demeta?“ „Was wollt ihr mir sagen, Jungs?!“, fragte Zirell. „Na, raus damit!“ „Wir glauben.“, sagte Maron. „Dass wir dafür sorgen können, dass die Bürger auch auf unserer Seite sein werden. Ich weiß, dass viele sich die gleiche Frage stellen werden wie wir, wenn sie einigermaßen intelligent sind. Sie wissen auch, dass es glatter Selbstmord wäre, Sytania zu beschuldigen, obwohl die Ermittlungen noch gar nicht abgeschlossen sind. Deshalb haben Joran und ich eine kleine Inszenierung gestartet, um sie zur Geduld zu mahnen. Wir haben ihnen ein kleines Rätsel gestellt und es über das allgemeine Netzwerk von Tindara allen zur Verfügung gestellt. Wenn sie verstehen und das werden sie! Da habe ich gar keinen Zweifel! Dann wird es nichts werden mit dem Krieg, weil es mit Sicherheit Möglichkeiten gibt, Warnschüsse an die Zusammenkunft auch von ziviler Seite durch beispielsweise Lahmlegen des öffentlichen Lebens abzugeben. Nichts rüttelt eine Regierung mehr auf, als wenn ihr Volk nicht mehr mit ihrem Tun einverstanden ist und das auch zeigt!“ „Ach ihr seid das!“, grinste Zirell. „Ihr seid die mysteriösen Schneekünstler auf einer Militärbasis, die durch die Nachrichten geistern. Jemand muss diese Bilder auch der Presse zugespielt haben. Ihr seid also indirekt für den Beinahezusammenbruch des zivilen Kommunikationsnetzes verantwortlich. Ihr seid also der Straßenfeger zur besten Sendezeit, den alle sehen wollen! Und so was auf meiner Basis und ich habe es nicht gemerkt. Aber das ist kein Wunder, wenn mein erster Offizier da sogar mitmacht. Maron, du solltest dich was schämen!“ „Ich versinke bei Gelegenheit im Boden, Zirell.“, grinste Maron und machte ein übertrieben peinliches Gesicht. „Aber nur, wenn du die Zeit findest, nicht wahr?“, grinste Zirell zurück.

Joran räusperte sich und sagte dann langsam und deutlich, aber bestimmt: „Ich habe seit geraumer Zeit den Basiskommandanten von 289 Alpha für dich, Anführerin Zirell.“ „Oh.“, fiel es der älteren Tindaranerin wieder ein. „Das hätte ich ja fast vergessen. Gib ihn her, Joran.“ „Wie du wünschst.“, sagte Joran und stellte die Verbindung her.

Vor den geistigen Augen von Zirell und ihren Offizieren erschien das Bild eines älteren Tindaraners mit Halbglatze. Er trug die übliche violette Uniform des tindaranischen Militärs und hatte ein Zeichen auf der Schulter, das ihn als Basiskommandanten auswies. Er maß ca. 1,60 cm, was für einen Tindaraner eine normale Größe war. Zumindest dann, wenn er menschliche Gestalt angenommen hatte, um besser mit den zumeist Humanoiden in seiner Umgebung kommunizieren und interagieren zu können. Ihr wisst ja sicher, dass die eigentliche Gestalt eines Tindaraners die einer Kristalldruse ist, in die sie auch nach ihrem Tod zurückkehren. Außerdem war er schlank und hatte ein freundliches Lächeln auf dem Gesicht, das ein leichter Schnurrbart zierte.

„Hallo, Zirell.“, sagte seine sehr basslastige freundliche Stimme. „Was verschafft mir die Ehre? Erst willst du so dringend mit mir sprechen und dann hält dein SITCHer mich hin. Was ist los bei euch?“ „Es tut mir leid, Divar.“, entschuldigte sich Zirell bei ihrem langjährigen Offizierskollegen. „Aber wir hatten noch einige Interna zu klären. Aber nun will ich dir gern sagen, was der Grund für meinen Ruf ist. Du musst mir für eine Weile deine Patrouillenfliegerin unterstellen. Ich muss Namell ausleihen, weil ich einen Plan habe, der vielleicht helfen kann, den Krieg zwischen Sytania und uns noch zu verhindern! Du weißt ja sicher auch, was die Zusammenkunft da neulich vom Stapel gelassen hat.“ „Oh ja.“, sagte Divar. „Das weiß ich sehr wohl. Aber wie soll Namell dir da helfen können? Du musst mir schon genau sagen, worum es geht, weil ich erst dann entscheiden werde, ob ich ihr erlaube, derart von den Protokollen abzuweichen. Das überlege ich mir momentan nämlich sehr genau wegen einiger Vorfälle.“ „Ich weiß.“, sagte Zirell und warf ihm einen beschwichtigenden Blick zu. „Du hältst sie im Moment an der kurzen Leine wegen ihres Verhaltens in der Vergangenheit. Aber langsam finde ich, du könntest ihr Gelegenheit geben, sich zu rehabilitieren! Ich werde schon aufpassen, dass sie nichts Dummes tut und in meinem Plan gibt es auch keine Gelegenheiten für falsches Heldentum. Sie wird weder ihr Schiff noch sich vorsätzlich unnötig gefährden können. Aber vielleicht hilft es uns, die Zusammenkunft wachzurütteln, wenn du sie mitmachen lässt.“ „Na schön.“, erklärte sich Divar doch einverstanden. „Ich weiß ja, dass du gut aufpassen wirst. Ich vertraue dir. Ich werde sie gleich mal informieren.“ „Danke, alter Freund.“, sagte Zirell und bedeutete Joran, die Verbindung zu beenden. Dann sagte sie zu ihm: „Du wirst zu Jenna gehen und sie bitten, die zweite IDUSA-Einheit zu warten. Dann wirst du dich ebenfalls in das Gebiet begeben. Du versteckst dich hinter irgendeinem Mond und spielst da so lange toter Mann, bis du von mir einen anderen Befehl erhältst!“ „Wie du wünschst, Anführerin.“, sagte der Vendar und verließ die Kommandozentrale in Richtung Maschinenraum.

Maron und Zirell waren zurückgeblieben. „Was ist dein Plan, Sea Tindarana?“, fragte der Demetaner grinsend und mit einem konspirativen Blick. „Ich glaube, ich weiß, was sie wollen.“, sagte Zirell. „Ich glaube, sie wollen der Zusammenkunft im wahrsten Sinne des Wortes den Spiegel vorhalten. Ich denke, dass es nichts Persönliches wegen Shimar ist. Wenn sie das bei jedem Tindaraner machen, der ihnen über den Weg fliegt, bestätigt das meine Theorie. Bei Nicht-Tindaranern dürfte das also nicht passieren.“ „Verstehe.“, sagte der Demetaner konspirativ. „Dann warten wir mal ab.“ Zirell und er lehnten sich in ihren Sesseln erwartungsvoll zurück.

Sedrin und ich waren nach noch mehr Nudelsalat mit noch mehr Teigtaschen, diversen belegten Broten und allerlei Obst und Gemüse mit viel reden beim Nachtisch angekommen, der aus einer süßen Pizza bestand, deren Belag Früchte waren und deren Käseüberzug durch einen aus Karamell ersetzt worden war.

„Ist Ihr Freund ein guter Lippenleser?“, fragte mich die Agentin mit vollen Backen. Sie schien es regelrecht zu genießen, Shimar vor dieses Rätsel gestellt zu haben. „Ich denke ja.“, sagte ich. „Wir haben noch nie darüber gesprochen. Deshalb weiß ich es nicht genau. Aber eine andere Möglichkeit haben wir ja im Weltraum nicht. IDUSAs akustische Sensoren würden ja nur innerhalb einer Atmosphäre funktionieren.“ „Ganz recht.“, grinste Sedrin, die inzwischen ihren Mund geleert hatte. „Aber ich bin auch sicher, dass der Inhalt unserer Gespräche nicht sehr relevant sein wird. Er hat ja schließlich auch nichts zur Lösung beizutragen.“ „Kann es sein.“, begann ich eine Frage, denn mir war jetzt gerade aufgefallen, dass sie die Gesprächsführung übernommen und uns auf Themen gelenkt hatte, die nichts mit dem kleinen Ratespiel zu tun hatten. „Dass Sie mit Absicht unverfängliche Themen angeschnitten haben, Agent?“ „Oh, Sie sind doch ein cleveres kleines Ding!“, lobte Sedrin mit einem gut hörbaren Grinsen in der Stimme und strich mir über das Haar. „Ich nehme das als ein Ja.“, sagte ich. „Ich denke, Sie werden es ihm nicht zu leicht machen wollen.“ Sie grinste und gab dabei einen Laut von sich, der mich an eine Figur aus einer mir sehr wohl bekannten Kinderserie erinnerte, die in meinem Heimatjahrhundert zu meinen Lieblingsserien gehört hatte, als ich 3 bis 6 Jahre alt war. Wenn diese Figur lachen musste, gab es immer ein ganz spezielles Geräusch. Da sie wohl nichts erwidern wollte oder konnte, es also keine andere Möglichkeit für sie gab, mir ihren Gemütszustand zu verdeutlichen, hatte sie wohl diese Option gewählt. Das war etwas, das T’Pol, mit der Huxley seine Frau des Öfteren im Streit verglichen hatte, sicher nie getan hätte. Aber das wahr eben der Unterschied zwischen den Vulkaniern und den Demetanern. Letztere hatten Emotionen, konnten aber auch sehr rationell handeln. Sedrin aber hatte jetzt wohl gegenüber mir gerade ihre im Wortsinn mitfühlende Seite ausgepackt, als sie sagte: „Sie haben doch hoffentlich kein Problem damit, dass wir Ihren Freund so hintergehen müssen, Betsy.“ „Oh nein, Sedrin!“, versicherte ich. „Außerdem hintergehen wir ja nicht ihn, sondern allenfalls seine Regierung, die sich in meinen Augen im Augenblick wie ein Haufen Narren verhält. Wie ein Haufen beleidigter Narren wohlgemerkt. Wir mögen Shimar ein bisschen benutzen, aber er ist auf unserer Seite und wenn er das Rätsel löst, dann gehe ich davon aus, dass er der Zusammenkunft mit Freuden die Bilder übermitteln wird. Ein schlechtes Gewissen habe ich nicht!“ „Dessen wollte ich nur sicher sein.“, sagte Sedrin. „Zum Umkehren ist es jetzt sowieso zu spät, Ma’am.“, sagte ich. „Wenn ich Bedenken gehabt hätte, dann hätte ich etwas sagen müssen, bevor wir gestartet sind. Aber da ich das nicht getan habe, sollten Sie eigentlich schon längst geschlossen haben, dass es da nichts gibt.“ Sedrin atmete erleichtert auf. „Ich wollte dessen nur absolut sicher sein, Allrounder.“, sagte sie.

Ich hatte meinen Teller geleert, zumindest soweit mir dies ohne fremde Hilfe unter diesen Umständen möglich war. „Oh je!“, stöhnte ich, während ich versuchte, einige Nudeln einzeln auf die Gabel zu pieksen. „Reste und ich, Thema für sich!“ „Ich zeige Ihnen jetzt mal ein kleines Geheimnis!“, flüsterte Sedrin und grinste schon wieder. Dann hörte ich ein Geräusch, als würde jemand in einen großen Keks oder so etwas beißen. Der Schluss, der sich mir in diesem Moment aufdrängte, schien aber viel zu unglaublich, um wahr zu sein. „Essen Sie gerade Ihren Teller?!“, fragte ich ungläubig. Sie gab nur einen bestätigenden Laut von sich und zog sich dann meinen Teller heran, um ein Stück abzubrechen und es mir in meinen vor Staunen weit offenen Mund zu schieben. „Ich habe den Eindruck.“, sagte sie dann. „Dass man Sie manchmal zu Ihrem Glück zwingen muss.“ „Vielleicht.“, entgegnete ich, die ich inzwischen auch festgestellt hatte, dass mich dieser Teig, aus dem der Teller offensichtlich bestand, an geschmacksneutrale Waffeln erinnerte. Immer noch sehr irritiert biss ich dann schließlich doch auch in meinen Teller. Es war jetzt ja egal, ob sich noch Reste darauf befanden. Die würden ja früher oder später auch in meinem Magen landen. „Gilt das etwa auch für die Gläser und das Besteck?“, wollte ich wissen. „Probieren Sie es aus.“, lächelte mir Sedrin entgegen.

Meine Experimente hatten bald ergeben, dass man sowohl das Besteck, als auch die Gläser ebenfalls essen konnte. „Ich habe das Programm zur Replikation dieser Dinge von einer celsianischen Seite herunter geladen.“, erklärte Sedrin. „Wenn das Geschirr und Besteck mit Lebensmitteln in Berührung kommt, dauert es ganze zehn Stunden, bis der normale Auflösungsprozess beginnen würde.“ „Zehn Stunden!“, stöhnte ich. „Oh je! Bis dahin dürfte jedes Picknick zu Ende sein. Ach! Mal wieder die Celsianer. Praktisch veranlagt wie immer.“ „Das ist es auch.“, sagte Sedrin. „Man muss wieder weniger nach Hause schleppen.“

Betsy! Ich hatte Lyciras telepathische Stimme vernommen. „Was ist, Lycira?!“, fragte ich auch aus Rücksicht auf Sedrin gleichzeitig in Gedanken und laut. Es hat sich etwas verändert., entgegnete mein Schiff. Bitte begib dich mit Sedrin wieder ins Cockpit. Dann zeige ich es euch.

Ich stand auf. „Was haben Sie?“, fragte Sedrin, die wohl gemerkt hatte, wie alarmiert ich war. „Sie hat etwas gesehen.“, sagte ich. „Sie will es uns im Cockpit zeigen.“ „Na dann los!“, sagte sie und fasste mich bei der Hand. Dann gingen wir beide ins Cockpit zurück. „Warum konnte sie mit Ihnen reden?“, fragte mich Sedrin. „Wir waren nur einige Zentimeter von einem der Flecken entfernt, in die wir unsere Hände gelegt hatten.“, erklärte ich. „Alles klar.“, schloss Sedrin, die sich wohl ihren Teil denken konnte. „Wir waren also wohl noch in Reichweite. Aber darüber können wir später reden. Wie es aussieht, wird es gleich spannend und dann lassen Sie uns ein deutliches Zeichen setzen, Illiane!“ Dass sie mich im Eifer des Gefechtes wohl mit dem falschen Namen angesprochen hatte, war mir sehr wohl aufgefallen. Wenn es Zeit war, würde ich sie auch in jedem Fall darauf ansprechen. Diese Zeit hatten wir jetzt aber wohl nicht.

Namell war von ihrem Basiskommandanten über den Umstand informiert worden, dass sie jetzt temporär Zirell unterstand. Die junge Tindaranerin hatte es regelrecht in den Fingern gekribbelt. „Hat das einen besonderen Grund, Divar?“, hatte sie gefragt. „Du wirst vielleicht die Chance bekommen, eine Heldin zu werden!“, hatte ihr der ältere Tindaraner geantwortet. „Vermassele es nicht!“ „Du kannst dich auf mich verlassen.“, hatte Namell beteuert. „Dieses Mal wirklich.“ Dann hatte sie ihrem Schiff bedeutet, die Verbindung zu beenden. „Hoffentlich halten Sie sich auch wirklich daran.“, äußerte der Avatar ihres Schiffes, das männliche Standardmodell. „Du meinst, weil dir sicher bekannt ist, was mit dreien deiner Vorgänger geschehen ist?“, fragte die kesse schwarz gelockte schlanke und zierlich gebaute Tindaranerin. „Genau das.“, meinte das Schiff. „Davor musst du keine Angst mehr haben.“, flapste Namell. „Das war die alte Namell. Aber ich habe mich verändert.“ „Hoffentlich stimmt das auch.“, sagte der Avatar und warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Davon kannst du dich gern überzeugen.“, sagte Namell. „Gib mir am besten erst mal Shimar. Ich denke, dass wir einiges absprechen müssen.“

Der Avatar nickte und das Schiff stellte die gewünschte Verbindung für seine Pilotin her. „Hi, Shimar!“, lächelte Namell ihm zu. „Namell.“, sagte Shimar ernst. „Ich hoffe, du hältst dich an …“ „Hey!“, unterbrach sie ihn harsch. „Ich weiß, was ich für einen Ruf habe und ich weiß auch, warum du damals auf der Akademie mit mir Schluss gemacht hast, Mister Glanzkarriere. Du hast alles meiner Meinung nach immer viel zu ernst genommen.“ „Das mag deine Meinung sein, Namell!“, sagte Shimar fest. „Aber ich sehe das, den Göttern sei Dank, ganz anders. Wir haben nun einmal eine Verantwortung gegenüber unseren Schiffen, genau wie gegenüber uns selbst und unseren Kameraden und daran ist nicht zu rütteln! Sie schützen uns ja auch, wenn wir in Situationen geraten, aus denen nur sie uns helfen können. Dein wievieltes Schiff ist das jetzt, he?! Dein Viertes?! Du kannst froh sein, dass dich die Zusammenkunft überhaupt noch eines fliegen lässt!“ „Autsch.“, sagte Namell und verzog das Gesicht. „Volltreffer, Kumpel. Aber ich werde dir beweisen, dass meine rebellischen Zeiten vorbei sind.“ „Das hoffe ich.“, zischte ihr Shimar zu.

Das Bild des Avatars von Shimars Schiff rückte wieder vor seinem geistigen Auge in den Vordergrund. „Was gibt es, IDUSA?“, fragte er. „Commander Zirell möchte mit Namell und Ihnen reden.“, erklärte das Schiff. „Dann stell sie durch.“, sagte Shimar und nahm in seinem Sitz Haltung an. Dann sagte er mit erwartungsvollem Blick: „Ich bin hier, Zirell.“ „In Ordnung.“, sagte die Kommandantin der Basis 281 Alpha, die jetzt Namells und Shimars Bild vor ihrem geistigen Auge über den Neurokoppler von der IDUSA-Einheit der Station serviert bekam. „Dann passt mal auf, ihr zwei. Ihr seht doch bestimmt das saloranische Schiff mit der Demetanerin und der Terranerin an Bord vor euch. Ich möchte, dass ihr nebeneinander vor ihm auf und ab fliegt, bis ich euch etwas anderes sage! Ich möchte außerdem, dass ihr mir jedes Sensorenbild sendet, das ihr von diesem Schiff bekommen könnt! Ich möchte wissen, wie die Besatzung auf zwei Tindaraner reagiert. Dann möchte ich ihnen die Gelegenheit geben, auch einen Nicht-Tindaraner zu spiegeln. Joran ist auf dem Weg zu euch. Er wird sich verstecken und auf meinen Befehl warten.“ „Verstanden, Zirell.“, sagte Shimar und auch Namell machte deutlich, dass sie den Befehl verstanden hatte. Dann flogen beide Schiffe auf einen parallelen Kurs und in unsere Richtung.

Diese Änderung der Situation war es auch, die Lycira bemerkt und mir gemeldet hatte. Jetzt zeigte sie uns das Bild der beiden tindaranischen Aufklärer. „Wo kommt dieses zweite Schiff her, Allrounder?!“, wollte Sedrin wissen. „Es dürfte von einer anderen Basis kommen.“, sagte ich. „Aber wahrscheinlich untersteht es auch Zirells Befehl. Ich könnte mir so etwas zumindest vorstellen. Sie will mit Sicherheit ausschließen, dass unser Verhalten etwas mit Shimar persönlich zu tun hat.“ „Das ist schon mal die richtige Denkweise.“, stellte Sedrin fest. „Und ich denke, so viel Richtigkeit sollten wir belohnen. Sagen Sie Lycira, sie soll uns zeigen, was die Schiffe genau tun.“ „Aye, Agent.“, nickte ich und gab meinem Schiff den entsprechenden Gedankenbefehl.

Eine Weile lang hatten Shimar und Namell synchrone Manöver ausgeführt. Dann meldete sich erneut Zirell bei ihnen, die inzwischen Einsicht in die Daten genommen hatte. „Es sieht aus, als kämen wir so nicht sehr weit.“, sagte sie. „Dann werden wir sie mal ein bisschen verwirren. Namell, du fliegst einen Umkehrkurs zu dem von Shimar und machst irgendwelche anderen Manöver. Mal sehen, an wen sie sich hängen!“ „Zu Befehl, Kommandantin!“, sagte Namell zackig und drehte ab. Sie wollte auf jeden Fall den Eindruck erwecken, auch eine gute und verantwortungsvolle tindaranische Soldatin sein zu können. Gerade jetzt, wo sie ausgerechnet mit Shimar zusammenarbeiten sollte, wollte sie sich auf keinen Fall blamieren!

Lycira hatte Sedrin und mir die veränderte Situation gezeigt. Was soll ich tun, Betsy?, fragte sie mich. Ich wandte mich Sedrin zu, die ja die gleichen Bilder gesehen haben musste, die auch ich gesehen hatte. Schließlich waren auch ihre Hände in den Mulden. „Wir werden Zirell jetzt einen neuen Hinweis geben.“, flüsterte mir Sedrin zu. „Ich sagte ja bereits, dass wir sie dafür belohnen sollten, auf dem richtigen Weg zu sein. Also werden Sie Lycira jetzt sagen, dass sie Namell folgen soll und ein oder zwei ihrer Manöver spiegeln soll. Dann kehren wir zu Ihrem Freund zurück und machen das Gleiche. Das wiederholen wir so lange, bis sich die Situation wieder ändert. Haben Sie verstanden, Allrounder?“ Ich nickte grinsend und gab Lycira die neuen Befehle.

Joran war ebenfalls gestartet und hatte mit der neuen IDUSA-Einheit sein Versteck hinter einem Mond ganz in der Nähe bezogen. Hier hatte er den Antrieb des Schiffes deaktiviert und wartete nun auf Zirells Befehl zum Eingreifen in die für die Tindaranerin doch noch immer sehr rätselhafte Situation. „Ich kann das Verhalten der Besatzung des saloranischen Schiffes nicht einordnen, Joran.“, gab das Schiff gegenüber ihrem Piloten zu. „Was bezwecken sie damit, quasi der Schatten oder das Spiegelbild unserer Einheiten zu sein?“ „Kennst du das geflügelte Wort, jemandem den Spiegel vorzuhalten, IDUSA?“, fragte der Vendar. „Ja.“, sagte das Schiff, nachdem sie ihre Datenbank konsultiert hatte. „Es bedeutet, jemandem mittels übertriebener Imitation auf ein Fehlverhalten aufmerksam zu machen.“ „In der Tat.“, sagte Joran. „Und genau das haben Betsy El Taria und Sedrin El Demeta sicher auch mit der Zusammenkunft vor. Aber uns fehlen noch die Beweise. Die werden wir aber erbringen, wenn es stimmt, was Anführerin Zirell El Tindara vermutet.“ „Und warum so umständlich?“, fragte das Schiff. „Warum hat Shimar sie nicht einfach gefragt?“ „Oh, das hat er, IDUSA.“, sagte Joran. „Aber ihre Antwort war eindeutig. Sie werden uns die Information auf diesem Wege sicher nicht geben!“ „Also gut.“, sagte IDUSA. „Liefern wir der Zusammenkunft also ein paar Bilder zum Miträtseln.“

Eine ganze Weile lang hatten wir dieses Hin und Her jetzt schon durchgezogen. Das war von Zirell und ihrem ersten Offizier auf 281 Alpha beobachtet worden. „Es scheint wirklich nur etwas mit Tindaranern zu tun zu haben.“, mutmaßte Maron. „Sie hängen sich mal an Namell und mal an Shimar. Es ist also nichts Persönliches.“ „Das ist das Einzige, das wir bisher Niet- und Nagelfest beweisen können, Maron.“, sagte Zirell. „Aber den endgültigen Beweis dafür, dass Nicht-Tindaraner ausgenommen sind, den müssen wir der Zusammenkunft unbedingt noch geben und das beabsichtige ich jetzt zu tun! IDUSA, gib mir Joran!“

Mit Spannung hatte der Vendar Zirells Ruf erwartet und entgegengenommen. „Es geht los, Joran.“, sagte die Tindaranerin. „Verlass dein Versteck! Mal sehen, was sie zu deinen kunstvollen Schleifen sagen.“ „Wie du wünschst, Anführerin.“, erwiderte Joran und gab die Befehle per Neurokoppler an sein Schiff weiter.

Verwirrt hatte die arme Lycira zur Kenntnis genommen, dass sich jetzt sogar ein drittes Schiff einmischte, aber ich fragte nur: „Was ist das für ein Schiff, Lycira? Zeig es Sedrin und mir!“

Ihr Avatar vor unseren geistigen Augen nickte und dann sahen wir das Bild und auch die Biozeichenanzeige. „Das ist Joran.“, stellte Sedrin fest. „Das habe ich auch schon gemerkt, Agent.“, sagte ich. „Aber Sie wollen doch sicher, dass Lycira sein Schiff ignoriert, Agent. Ich meine, wenn wir den Tindaranern einen Spiegel vorhalten wollen, dann sollte es doch auch nur sie betreffen, richtig? Joran arbeitet zwar für sie, aber er ist keiner. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er ein tindaranisches Schiff fliegt.“ „Sehr gut!“, lobte Sedrin. „Sagen Sie Lycira das. Ich liebe es, wenn meine Untergebenen meine Pläne verstehen und mitdenken.“ Ich nickte und gab an Lycira weiter: Ignoriere Jorans Schiff. Mach weiter wie bisher.

Auch Zirell hatte von der Veränderung, oder besser der Nicht-Veränderung der Situation, erfahren. „Das ist der Beweis!“, skandierte sie und sah Maron dabei mit einer Mischung aus Triumph und Fragen an. „Ja!“, nickte der ausgebildete Kriminalist sehr leidenschaftlich. „Jetzt wissen wir, dass es definitiv etwas mit dem Verhalten der Zusammenkunft zu tun haben muss. Ich denke tatsächlich, dass sie ihnen den Spiegel vorhalten wollen. IDUSA soll ihnen sofort unsere Daten senden.“ „Und ich werde Shimar, Joran und Namell sagen, sie können das Manöver abbrechen.“, sagte Zirell und sie und Maron ließen sich von IDUSA ihre gewünschten Verbindungen herstellen.

Lycira hatte Sedrin und mir gemeldet, dass Shimar, Namell und Joran das Manöver beendet haben mussten. Jedenfalls lagen ihre Schiffe jetzt wie eine Front vor uns, was sie sogar zu einem heftigen Ausweichmanöver zwang. „Was war das denn, Betsy?“, fragte Sedrin, die es mit dem Kopf gegen ihre Konsole geworfen hatte. „Es tut Lycira leid, Agent.“, erklärte ich. „Aber sie musste ausweichen. Aus irgendeinem Grund haben sie vor uns abrupt gestoppt.“ „Schon gut.“, sagte Sedrin. „Es war ja sicher meine eigene Schuld. Hätte ich die Hände nicht zu früh aus den Mulden genommen, hätte ich sicher auch gewusst, was Sie jetzt wissen. Ich muss mich wohl noch daran gewöhnen.“

Betsy., hörte ich bald darauf Lyciras telepathische Stimme. Shimar ruft uns. „Sagen Sie ihr, sie soll ihn mit mir verbinden oder so durchstellen, dass wir beide uns an dem Gespräch beteiligen können.“, flüsterte mir Sedrin zu, die jene Meldung meines Schiffes nur deswegen ebenfalls wahrnahm, weil sie sich jetzt auf Demetanisch scharf ermahnt hatte, ihre Hände in die Mulden zu legen und sie auch gefälligst dort zu belassen, was ich sehr gut verstanden hatte. Dies war ein Umstand, den sie sicher auch kannte. Sie wusste, dass sie mir in diesem Punkt nichts vormachen konnte. „So etwas wie einen Hauptschirm gibt es ja hier nicht.“, meinte sie. Ich lächelte nur bestätigend.

Mein Schiff hatte den Befehl, den ich an sie weitergegeben hatte, ausgeführt. Jetzt sahen Sedrin und ich Shimars Gesicht vor uns. „Was gibt es, Agent Sedrin?“, fragte der junge Tindaraner und grinste schelmisch. „Ich glaube, du hast unser Rätsel gelöst, nicht wahr?“, erkundigte sich die Demetanerin. „Wenn die Lösung lautet, dass ihr unserer Regierung den Spiegel vorhalten wollt, dann denke ich das auch.“, meinte Shimar. „Das ist richtig!“, entgegnete Sedrin und klang dabei wie die Moderatorin einer Quizshow, die ihrem Kandidaten gerade den Hauptgewinn verkündet hatte. „Dann können Namell und Joran ja abrücken.“, sagte Shimar. „Das können sie.“, bestätigte Sedrin. „Aber ich bin ohnehin sicher, dass Zirell ihnen den Befehl dazu bereits erteilt hat. Sie war ja von Anfang an gedanklich auf dem richtigen Weg.“ „Das kann ich bestätigen.“, sagte Shimar. „Namell ist wieder in ihrem zugeteilten Planquadrat und Joran auf dem Weg zurück in unsere Dimension.“ „Alles klar.“, sagte Sedrin. „Woher wusstet ihr beide eigentlich so genau, was der Grund für das Verhalten der Zusammenkunft war?“, fragte Shimar. „Wieso konntet ihr das so gut planen und warum seid ihr so schnell hier?“ „Ich habe es ihr gesagt, Srinadar.“, gab ich kleinlaut zu. „Du hast wem was gesagt, Kleines?“, fragte Shimar irritiert. „Sedrin das mit dem Mythos.“, sagte ich und räusperte mich gleich danach. „Hör mal!“, sagte Shimar. „Das ist eine private Information gewesen! Das habe ich dir im Vertrauen gesagt! Aber du hattest nichts Besseres zu tun, als es der nächsten Agentin unter die Nase zu reiben! Wie steht denn meine Regierung jetzt vor der Föderation da?! Was hast du dir dabei gedacht!“

Ich wollte etwas sagen, aber die Agentin legte mir ihren Finger an die Lippen. „Deine Regierung!“, meinte Sedrin langsam und deutlich zu Shimar, als wollte sie eine Strafe verhängen. „Steht genau so da, wie sie sich jetzt im Moment verhält! Wie ein Haufen beleidigter Narren! Wenn sie nichts gesagt hätte, hätten wir nicht reagieren können und nicht versuchen können, mittels dieser kleinen Demonstration vielleicht noch einen Krieg zu verhindern! Aber auch, wenn sie nichts gesagt hätte, hätte Nugura spätestens dann Ermittlungen befohlen, wenn die Zusammenkunft so mir nichts dir nichts nach Hilfe im Kriegsfall gefragt hätte! Dann hätten sie nämlich die Karten auf den Tisch legen müssen! Die Einlassung deiner Freundin gegenüber mir hat das Ganze nur, Mutter Schicksal sei Dank, etwas verfrüht und ich denke, du wirst ihr noch mal sehr dankbar dafür sein! Denk mal drüber nach!“ Sie flüsterte mir zu: „Terminarin!“, was soviel wie „Beenden!“, in diesem Fall mit korrekter weiblicher demetanischer Endung, bedeutete. Ich gab Lycira den englischen Gedankenbefehl zum Beenden der Verbindung. „Lassen wir ihn eine Weile schmoren.“, sagte Sedrin. „Er wird schon das Richtige tun. Da habe ich überhaupt keinen Zweifel.“ „Ich auch nicht, Agent.“, sagte ich, die ich sicher war, dass Shimar genug Intelligenz besaß, dass er, wenn sein erster Schreck verflogen war, doch sehr gut nachdenken und die richtigen Schlüsse ziehen würde. Dann würde er sich sicher auch bei mir dafür entschuldigen, mich so angefahren zu haben. Bis dahin beschlossen Sedrin und ich, uns die Zeit mit Smalltalk zu vertreiben. Da war ja sowieso etwas, das mir noch auf den Nägeln brannte. „Denken Sie noch manchmal an sie?“, wollte ich wissen. „Über wen sprechen Sie, Betsy?“, fragte sie zurück. „Sie nannten mich Illiane.“, lautete meine Antwort.

Mein Satz und vor allen Dingen der Name, den ich erwähnt hatte, mussten noch lange in Sedrins Kopf nachgehallt haben. Jedenfalls nahm sie plötzlich Haltung an, räusperte sich und sagte dann: „Oh, entschuldigen Sie, Allrounder. Das war keine Absicht. Unsere Situation hat mich nur gerade an die zwischen ihr und mir erinnert. Wir kämpften auch auf verlorenem Posten, bis wir Jaden und den anderen begegnet sind. Die Regierung hat uns kein Wort geglaubt und Illianes vorherige Freunde wollten natürlich auch nicht, dass sie aussagt, weil sie auch nicht an die Sache mit Sytanias Marionette geglaubt haben. Es gab ja auch nur einen einzigen Beweis, den nur sie erbringen konnte.“ „Ich weiß.“, sagte ich. „Sie standen ganz schön mit dem Rücken zur Wand. Aber dann mussten Sie sich ja auch noch Sytanias Häschern erwehren. Noch dazu kam, dass sie Ihnen am Anfang auch nicht vertraut hat und …“ „Genau.“, sagte Sedrin. „Oh, ich werde nie den Tag vergessen, an dem sie mir ihr Vertrauen bewiesen hat, indem sie von dem Essen gegessen hat, das ich zubereitet hatte. Von dem Zeitpunkt an ging es Berg auf!“ „Sie zwei hat eine regelrechte Freundschaft verbunden, nicht wahr? Ich meine, so etwas, wie das, was sie erlebt haben, schweißt doch sicher besonders zusammen!“, sagte ich. „Das stimmt.“, gab sie zu. „Und was mich dabei sehr betrübt ist die Tatsache, dass ich ihr niemals dort hin folgen können werde, wo sie jetzt ist!“ „Wo ist denn das?“, fragte ich. „Darüber darf und werde ich nicht sprechen!“, sagte Sedrin energisch und ich konnte sehr gut hören, dass meine Frage ihr sehr unbequem war. „Schon gut.“, tröstete ich. „Lassen wir es dabei bewenden. Ich weiß ja, dass niemand wissen darf, was mit ihr passiert ist.“ „Zumindest noch nicht.“, sagte Sedrin.

Bedient hatte sich Shimar in seinem Sitz zurückgelehnt. Er musste erst einmal verdauen, was da gerade passiert war. Ständig dachte er über das nach, was ich getan hatte. Dies war ein Umstand, der seinem Schiff nicht entgangen war, denn Shimar hatte, da er sie steuerte, den Neurokoppler aufbehalten und sie hatte seine Tabelle geladen. „Ihre Freundin und der Agent haben richtig gehandelt.“, begann IDUSA mit fester Stimme eine Analyse der Situation. „Besonders Betsy. Sedrin hat ja nur aufgrund der Fakten gehandelt, die sie ihr präsentiert hat.“ „Trotzdem fand ich ihre Argumentation ziemlich kaltschnäuzig.“, sagte Shimar und schluckte herunter, als müsste er eine bittere Pille, die man ihm verabreicht hatte, schnell loswerden. „Sie hat sicher Recht.“, sagte er dann. „Aber ihre Art zu reden hat mich mehr an die einer Vulkanierin, als an die einer Demetanerin, erinnert. Sie hätte ruhig etwas mehr Verständnis zeigen können. Da sind die doch normalerweise so gut drin.“ „Das mag sein.“, sagte IDUSA. „Aber Sie wissen auch, dass die Demetaner genau so gut sehr gefühlvoll, als auch sehr rationell, sein können und sie können auch genau einschätzen, wann welche Eigenschaft zum Tragen kommen muss. Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ihre Argumentation nicht gegen Sie persönlich gerichtet war, sondern gegen die Zusammenkunft. Ihre Reaktion ist für mich logisch im Moment nicht nachvollziehbar, Shimar. Bitte helfen Sie mir!“ „Tut mir leid, IDUSA.“, sagte Shimar, den ihr letzter Satz in Alarmbereitschaft versetzt hatte. Noch vor gar nicht so langer Zeit hatte er ihr versprochen, ihr durch diese für sie nicht nachvollziehbare Situation zu helfen und jetzt hatte er damit selbst Schwierigkeiten. Wenn es ihm nicht gelang, dies aufzulösen, würde das einen Datenkonflikt in ihren Systemen auslösen, der sie, weil sie ständig bestrebt war, eine Lösung zu finden, eventuell empfindlich bei der Ausführung ihrer Aufgaben behindern könnte. Deshalb schob er seine eigenen Gefühle unsanft beiseite und sagte dann: „Ist schon gut, IDUSA. Ich bin ja da. Natürlich weiß ich auch, dass sie Recht haben. Aber mich hat Betsys Verhalten im ersten Moment einfach nur ziemlich erschreckt, weil ich es ihr nicht zugetraut hätte. Auch ich bin nur ein biologisches Wesen mit Gefühlen.“ „Schon gut, Shimar.“, sagte IDUSA. „Sie hätten dem Allrounder so ein Verhalten wohl nur deshalb nicht zugetraut, weil sie im Allgemeinen keine Tratschtante ist. Aber Sie wissen auch, dass sie sich genau überlegt, wann sie wem in welcher Situation welche Informationen gibt, um ihre Ziele zu erreichen. Wenn ihr Ziel war, sich die Unterstützung fachlich kompetenter Personen zu sichern, um einen Fehlgriff unserer Regierung zu verhindern, dann war das die richtige Entscheidung! Oftmals hatte das schon den richtigen Effekt, da es leise und auf eine Weise geschah, mit der niemand rechnete. Oft sind die leisen, weil plötzlichen, die wirksamsten Töne. Alles andere Laute und Ständige kann sehr leicht zu weißem Rauschen werden und lässt sich sehr leicht ausblenden und ignorieren. Aber wenn zwischendurch ein leiser nicht alltäglicher Zwischenton erscheint, kann es sein, dass man eher darüber stolpert und sich fragt: Hoppla! Was war denn das?!“ „Du hast ja Recht.“, sagte Shimar. „Trotzdem hätte sie …“

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