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Die junge Agentin war etwas überrascht, als sie der Männer ansichtig wurde. „Warum bringen Sie denn jetzt Verstärkung mit, Jaden?“, fragte sie Huxley. „Haben Sie etwa Angst vor mir?“ „Nein, Kate.“, sagte Jaden. „Aber auch Data ist ein wichtiger Zeuge. Sie sollten sich auf jeden Fall anhören, was wir zu sagen haben und vor allem sollten Sie sich die Bilder ansehen, die Data gemacht hat. Wir haben Nachrichten gehört und wissen ganz genau, dass die Regierung der Tindaraner ganz schön auf dem Holzweg is’. Und das können wir sogar beweisen. Ihre Schwester muss dringend eine Gegendarstellung schreiben, sonst sind wir am Arsch! Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn Sytania spitzkriegt, dass sie beschuldigt wird, die Tindaraner zu veralbern? Die wird stinksauer werden! Jawohl! Und was sie dann macht …!“ Er zog laut Luft zwischen den Zähnen hindurch ein und verzog fast schmerzvoll das Gesicht. „So weit denk’ sogar ich! Hatte ja genug Gelegenheit, Erfahrungen mit Sytania zu sammeln, während meiner Mission mit der Eclypse. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ohne meine jetzige Frau, meinen damaligen ersten Offizier, sehr aufgeschmissen gewesen wäre und oft sicher falsche Entscheidungen getroffen hätte. Demetanerinnen können Sytania verdammt gut einschätzen, glaub’ ich. Ich bin sicher, wenn sie jetzt hier wäre, dann würde Sedrin auch wollen, dass Sie uns vernehmen!“ „Das werde ich ja auch tun.“, sagte Kate beschwichtigend und holte ein Pad aus der Schublade ihres Schreibtisches. Dieses schloss sie an den Rechner an und lud sich die Personalien von Data und Jaden herunter. Aus einigen vorherigen Vernehmungen der Männer, die Sedrin vor einiger Zeit in anderen Zusammenhängen schon vorgenommen hatte, waren sie noch immer gespeichert. Dann legte sie beiden das Pad vor. „Stimmen diese Angaben noch?“, fragte sie. Beide nickten, nachdem sie sich den Inhalt des Bildschirms durchgelesen hatten. „Dann können wir ja zum Wesentlichen kommen.“, sagte Kate und schaltete das Pad auf Aufnahme. „Normalerweise müsste ich Sie getrennt vernehmen.“, sagte sie. „Das besagen zumindest die Vorschriften, damit Ihre Glaubwürdigkeit gewahrt bleibt. Aber da Sie, Commander Data, Androide sind und als solcher nicht lügen können und sicher Commander Huxley sogar korrigieren würden, wenn er selbst dies versuchen würde, habe ich dieses Mal keine Bedenken. Ich denke sogar, es könnte in dieser Situation sehr förderlich sein. Also, Gentlemen, was haben Sie gesehen?“ „Erst mal möchte ich hier was klarstellen!“, sagte Jaden und klang dabei sehr beleidigt. „Ich lasse nich’ zu, dass man mich als Lügenbaron von Little Federation hinstellt!“ „Das hat sie nicht gesagt.“, sagte Data. „Sie hat lediglich eine Erklärung dafür abgegeben, warum sie zulässt, dass wir beide zugleich vernommen werden. Falls jemand später diese Vernehmung in den Akten nachliest, wird man ihr genau diese Frage stellen. Wenn du genau hingehört hast, wirst du feststellen, dass sie den Konjunktiv verwendete, als sie von Lügen, beziehungsweise unlauteren Absprachen, sprach. Sie hat also nur den theoretischen Fall angenommen und es dir auf keinen Fall aktiv unterstellt. Ich habe ihren Satz aufgezeichnet. Soll ich ihn mit ihrer Stimme wiederholen? Mein Stimmsynthesizer verfügt über diese Möglichkeit.“ „Nich’ nötig.“, sagte Jaden geplättet. Er wusste genau, dass eine solche Widerholung seinen Hörfehler aufdecken würde. Deshalb ruderte er, schon allein um sich diese Peinlichkeit zu ersparen, besser von selbst zurück. „Sorry, Kate.“, entschuldigte er sich. „Schon gut, Commander.“, sagte Kate und lächelte ihm mild zu. „Fangen wir noch einmal von vorn' an. Was haben Sie gesehen, das so aufregend ist, dass Sie es mir unbedingt sofort mitteilen müssen und warum muss meine Schwester eine Gegendarstellung schreiben? Zu was denn?“ „Zu dem Bockmist, den die Regierung gerade verzapft!“, flapste Jaden. „Sedrin hat mir immer wieder eingeimpft, dass man Sytania auf keinen Fall provozieren darf! Am Ende hab’ ich’s sogar selbst geglaubt, obwohl ich mit Prinzessin boshaft eigentlich lieber manchmal ganz anders umgegangen wäre. Aber bei meiner Methode wären wir heute sicher alle tot! Ich bin heilfroh, dass Sedrin da war!“ „Die Wild-West-Methode funktioniert eben bei Sytania nicht.“, sagte Kate. „Das ist korrekt.“, pflichtete Data ihr bei. „Sie wäre sehr schädlich für den, der sie versucht, aber nicht für Sytania. Als Mächtige kann sie …“ „Hör auf.“, sagte Jaden und gähnte. „Ich hab’s ja kapiert! Oh, Mann! Ob Captain Archer mal so was über T’Pol gesagt hätte …“ „Es wäre auf jeden Fall richtig gewesen, wenn ich meine bescheidene Meinung kundtun darf.“, sagte Kate. „Sie hat ihn ja, meiner Interpretation der Geschichte nach zumindest, auch vor so manchem Fehler bewahrt. Aber wir schweifen ab, Gentlemen.“

Huxley zeigte auf Datas Tasche, in der er sein Sprechgerät wieder verstaut hatte: „Zeig’s ihr!“ Der Androide nickte und förderte das Gerät zutage. Dann fragte er: „Dürfte ich es an Ihren Rechner anschließen? Dann dürfte es für Sie auch einfacher sein. Außerdem könnten Sie dann die Daten sofort auf den Rechner ziehen und sie der Akte beilegen.“ „OK.“, sagte die junge Agentin und rückte ein Stück zur Seite.

Data zog eine kurze Leitung aus einer Klappe am Sprechgerät und steckte ihren Stecker in einen Port an Kates Arbeitsgerät. Eine Leuchte zeigte ihm bald an, dass sich die Geräte verständigen konnten. Dann lud er die Bilder auf den Schirm. „Legen Sie bitte ihr Augenmerk besonders auf das Verhalten von Caruso.“, kommentierte Data die eigene Photostrecke. „Er würde sich sicher nicht so verhalten, wenn die Statue etwas mit Sytania zu tun hätte. Wir alle wissen, dass er in der Lage ist, sie zu erkennen.“ „Das stimmt.“, sagte Kate. „Meines Wissens können Katzen Telepathie spüren. Aber denken Sie wirklich, dass das ausreichen wird? Ich meine, nach allem, was im Moment durch die Nachrichten geht, will Nugura unbedingt den Tindaranern im Kriegsfall beistehen. Das Referendum ist durch. Fast alle haben mit ja gestimmt. Aber auch sonst müsste die Föderation einschreiten, weil wir einen Bündnisfall hätten. Sytania bedroht, wenn sie angreift, beide Dimensionen gleichsam. Die Vulkanier, die als Einzige mit nein gestimmt haben, können den Kriegseinsatz allenfalls noch verzögern, aber nicht verhindern. Sie könnten zwar theoretisch die Föderation verlassen und dann stünden ihre Truppen uns nicht mehr zur Verfügung, aber das ist nur das letzte Mittel, soweit ich sie verstanden habe. T’Mir versucht noch, Nugura zu überzeugen, dass sie sich nicht auf dieses emotional begründete Abenteuer einlassen darf und Nugura versucht ihrerseits, T’Mir zu überzeugen, doch noch mit ja zu stimmen. So lange passiert noch nichts.“ „Fein!“, sagte Jaden erleichtert. „Dann haben wir ja noch Zeit. Data, nimm dein Sprechgerät und dann ab zur Zeitung! Kate, Sie kommen mit! Jemand muss schließlich auf Ihre Schwester überzeugend wirken. Wir nehmen Sie mit. Sie brauchen nicht selbst zu fahren.“ „Also gut, Commanders!“, sagte Kate und stand auf. „Verhindern wir einen Krieg!“ Damit gingen alle drei aus dem Gebäude in Richtung Parkplatz zu Datas Jeep zurück.

Telzan hatte in seinem Haus im Dunklen Imperium gemeinsam mit seiner Frau Cirnach vor dem Kontaktkelch gesessen und beide hatten sich das Debakel angesehen, das, zumindest aus ihrer Sicht, gerade geschehen war. Mit resigniertem Blick hatte Cirnach dann ihre Hände vom Kelch genommen und symbolträchtig in ihren Schoß fallen lassen. „Diesen Plan können wir dann wohl vergessen, mein lieber Ehemann!“, sagte sie frustriert. „Ich halte sogar für möglich, dass er auf uns zurückfällt. Die Genesianer könnten sich jetzt sogar mit den Tindaranern zusammentun! Hast du darüber schon mal nachgedacht?“ „Ja, das habe ich in der Tat, Cirnach!“, sagte Telzan. „Und ich weiß, dass sie Rosannium haben und es sicherlich auch einsetzen würden. Zwar nur dann, wenn ihre telepathischen Verbündeten nicht in der Nähe wären, um sie nicht zu gefährden, aber sie würden sicher!“ „Sie haben ja schon.“, meinte Cirnach. „Und das sogar, obwohl ein Telepath in der Nähe war. Aber ihre Art, dies zu tun, halte ich für sehr hinterlistig und wenig ehrenvoll, wenn du mich fragst. Was ist mit diesem Clan nur los?“ „Du vergisst.“, sagte Telzan, dass sie Sytanias Handeln als unehrenhaft ansehen. Das legitimiert sie sogar, auch selbst unehrenhaft zu handeln gegen sie, da sie, als Ehrlose, ihrer Meinung nach gar keinen ehrenhaften Kampf verdient hat.“ „Du sprichst wahr, mein Ehemann.“, sagte Cirnach. „Wir sollten zu Sytania gehen und sie darüber schnellstens in Kenntnis setzen!“ „Das brauchen wir sicher nicht, Cirnach.“, tröstete Telzan. „Schließlich hat unsere Herrin seherische Fähigkeiten. Sie wird sicher längst wissen, dass …“

Ein schwarzer Blitz zerriss die Luft. Dann stand Sytania vor ihnen. Sofort verneigten sich beide Vendar ehrerbietig vor ihr. „Was verschafft uns die Ehre, dass Ihr uns in unserem bescheidenen Heim besucht, Hoheit?“, fragte Telzan. „Der Grund ist.“, erwiderte die Königstochter. „Dass ich mit euch dringend über unsere Situation sprechen muss und das nach Möglichkeit nicht im Schloss, wo es auch die mitbekommen könnten, die vielleicht nicht ganz so loyal gegenüber mir sind und nur wieder auf eine Gelegenheit warten, über eine meiner Niederlagen zu spotten!“ „Seit wann bedrückt Euch der Spott niederer Hofschranzen?“, fragte Cirnach irritiert. „Als mächtiges Wesen hättet Ihr doch jede Möglichkeit, sie zum Schweigen zu bringen.“ „Mag sein, mag sein, Cirnach.“, sagte Sytania. „Aber das würde meine Feinde, die mich sicher von außen beobachten, noch viel mehr gegen mich aufbringen und das wäre höchst unangenehm, oder könnte es zumindest werden, spätestens dann, wenn mein Vater sich einmischt! Das riskiere ich besser nicht! Schon im Interesse meiner eigenen Haut. Ich hoffe, ich war deutlich genug!“ „Das wart Ihr!“, versicherten Telzan und Cirnach wie aus einem Mund. „Das wart Ihr, Herrin. Aber Ihr habt Recht. Wir müssen wirklich beratschlagen, wie wir weitermachen. Falls sich die, die wir ursprünglich gegeneinander hetzen wollten, tatsächlich gegen uns vereinen sollten, benötigen wir einen Schlachtplan.“, sprach dann Telzan allein weiter. „Die zusammengeschlossenen Tindaraner könnten Euch sehr gefährlich werden und die Genesianer uns, zumal dann, wenn sie von ihrem Ehrenkodex abweichen, was sie ja jetzt sogar dürften, wenn man ihre Gesetze richtig interpretiert. Aber es gibt noch einen zweiten Faktor, der mir Sorgen macht. Ich denke an Jaden H. Huxley!“

„Huxley?!“, lachte Sytania schallend auf, nachdem sie sich auf die Schenkel geschlagen hatte, als hätte Telzan gerade den Witz des Jahrhunderts erzählt. „Oh, der war gut, Telzan! Huxley! Nein! ha, ha, ha! Dieser unbeholfene Cowboy?! Wie soll der mir denn deiner Meinung nach jetzt gefährlich werden, Telzan, he? Er ist doch nichts ohne sein demetanisches Eheweib! Und die hat, wenigstens dann, wenn ich meinen Fähigkeiten glauben kann, gerade wirklich ganz andere Sorgen! Oh nein! Vor Jaden Hoss Huxley müssen wir uns doch wahrhaftig nicht in die Hose machen vor Angst! Der wird sich mit seiner Art alles selbst kaputtmachen! Dessen bin ich mir ganz sicher. Er ist ja nicht gerade der geborene Diplomat und wird sicher in so manches Fettnäpfchen treten und das wird sein Ansehen nicht gerade steigern, du verstehst? Wir müssen uns nur zurücklehnen und auf seine Schande warten.“ „Das kann ja alles sein!“, sagte Telzan besorgt. „Aber der Androide Data ist bei ihm. Was ist, wenn er ihm den rechten diplomatischen Weg weist und wenn sie es dann doch schaffen, die Regierungen der Föderation und der Tindaraner davon zu überzeugen, dass es die Nidari-Travelers wirklich gibt und sie eben kein Mythos sind? Was ist, wenn die das dann alles erfahren und sich befleißigt fühlen, auf deren Seite in das Geschehen einzugreifen? Dann haben wir keine Chance. Vor allem dann nicht, wenn sich die Zusammenkunft noch bei den Nidari-Travelers entschuldigt, dass man sie für einen Mythos gehalten hat!“ „Das wird nicht passieren!“, erwiderte Sytania mit einem spöttischen Grinsen. „Der einzige Beweis, den sie haben. Von wem wird der geliefert, he? Denk mal nach, Telzan. Ich habe es dich ja alles ebenfalls sehen lassen.“ „Von Caruso.“, sagte der Vendar. „Das Haustier des Androiden. Aber Ihr wisst doch, dass er Euch spüren würde, wenn …“ „Das weiß ich!“, unterbrach Sytania ihn harsch. „Aber das ist nicht der Grund, aus dem ich glaube, dass wir uns da überhaupt keine Sorgen machen müssen. Die Föderation steht mal wieder kurz vor einer Wahl und einigen ersten Kontakten. Nugura wird sich um ihren guten Ruf sorgen. Auf die Instinkte einer Katze zu vertrauen, wird sie sich jetzt nicht leisten wollen und jeden Weg suchen, dies zu entkräften. Immerhin glaubt sie bestimmt, vor dem Staatsoberhaupt der Vulkanier, das sie ja auch noch überzeugen will, die Hosen herunter zu lassen, wenn sie auf die Fähigkeiten einer vergleichsweise so primitiven Lebensform vertraut. Ich weiß genau, dass sie so denkt und das soll auch noch eine Weile so bleiben. Schließlich nützt es uns. Diese ganzen Dinge, vor denen du mich gerade gewarnt hast, Telzan, die werden also nie eintreten, wenn sich Nugura weiterhin so schön etepetete verhält. Um sie zu überzeugen, fehlt Huxley das diplomatische Geschick und die Schläue seiner Demetanerin und ihre rechtliche Gewandtheit, sowie ihre Verschlagenheit und ihr juristisches Wissen. Daran wird auch ein Commander Data nichts ändern können. Du musst dich also wegen der Nidari-Travelers überhaupt nicht sorgen. Diese Sache wird im Keim ersticken, bevor sie überhaupt angefangen hat. Wir werden unser Ziel, die Tindaraner anzugreifen, nicht aus den Augen verlieren! Ist das klar?!“ „Wie Ihr wünscht, Gebieterin.“, sagte Telzan und versuchte dabei, sehr fest und selbstsicher zu klingen, was ihm aber nicht wirklich gelingen wollte. Zu genau wusste der erfahrene Vendar, dass seine Herrin mit ihrem jetzigen Plan in der gegenwärtigen Situation durchaus scheitern könnte, ja, es sogar mit ziemlicher Sicherheit würde. Aber diese Erfahrung musste sie selbst machen. Wenn er dagegen reden würde, würde ihn das allenfalls sein Amt kosten und sie würde einen neuen Dummen finden, der vielleicht sogar die Situation nicht so erkennen würde wie er und all diese Dinge, die sie sich selbst einredete, unter Umständen sogar noch glauben würde. Dieser Tor würde dann wahrscheinlich noch die Truppen in strategisch sinnlose Manöver führen, bei denen sie reihenweise für nichts und wieder nichts starben. Das durfte er nicht zulassen! Mit seinem strategischen Wissen konnte er immer noch versuchen zu retten, was noch zu retten war. Ein Jüngerer würde das sicher nicht zuwege bringen. Deshalb vermied er es auch, weiter mit ihr zu diskutieren und winkte Cirnach, die ihm zunickte, um ihn dann aus dem Haus auf dem Weg zur Garnison zu begleiten. Auch Sytania begab sich zurück in ihr Schloss.

Dass Sedrin in gewisser Hinsicht gerade andere Sorgen hatte, stimmte durchaus. Sie hatte die Achterkabine betreten und ihren Erfasser gezückt, um nachzusehen, wie es Shimar nach ihrer Behandlung ging. Mit Erleichterung stellte sie jedoch fest, dass das Gerät ihr anzeigte, dass seine telepathischen Fähigkeiten wieder vollständig vorhanden waren und sich sein Zentrum, Dank der Stimulatorbehandlung, sehr gut erholt hatte. „Ich werde die Sonde jetzt entfernen, Shimar.“, sagte sie. „Halte bitte ganz still und bewege deinen Kopf nicht, damit ich dich nicht verletze!“

Dann griff sie beherzt nach der Sonde und zählte: „Eins, zwei, drei!“, um sie dann vorsichtig aus seiner Nase zu ziehen. „Uff!“, machte Shimar. „Was für eine Erleichterung! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich …“ „Oh doch!“, widersprach Sedrin. „Ich glaube schon, dass ich mir denken kann, wie du dich gefühlt hast. Aber dein Schiff hat dich ja so schnell wie möglich in Sicherheit gebracht. Betsy bringt IDUSA übrigens zurück zu eurer Basis und dort fliegen wir auch hin. Ishan wird sich dort um dich kümmern. Er wird sicher auch beurteilen, ob die Operation, die ich an dir durchgeführt habe, dauerhaft von Erfolg gekrönt ist.“

Der junge Tindaraner setzte sich erschrocken auf. „Du hast mich operiert?!“, fragte er. „Aber du bist keine Ärztin!“ „Natürlich nicht.“, sagte Sedrin und drückte ihn sanft, aber bestimmt in die Kissen zurück. „Aber ich hatte keine Wahl. Mein Erfasser hatte bereits einen Totenkopf angezeigt und begonnen herunter zu zählen. Verbindung mit Ishan aufzunehmen war auch nicht möglich. Die Einzige, die mich angeleitet hat, war Lycira. Sie hat ein Erste-Hilfe-Programm. Du hast nur noch etwas schlechte Energie in dir, die dein Zentrum produziert hat, als es vergiftet war. Aber gegen die ist auch ein Kraut gewachsen.“

Sie streckte forsch ihre beiden Zeigefinger in Richtung seiner Schläfen. „Lass das!“, sagte Shimar und versuchte sie wegzudrücken. Da er aber immer noch sehr geschwächt war, gelang ihm das nicht. „Das klappt nicht! Das haben schon viele Freunde und auch meine Eltern bei mir versucht. Diese Methode ist ein Mythos! Lass mich los!“ „Darauf kannst du lange warten!“, sagte die Demetanerin energisch und begann damit, in kurzen gleichmäßigen Bewegungen seine Schläfen in seinem Körper abgewandter Richtung zu massieren. Ihren Erfasser hatte sie auf einen bestimmten Wert programmiert und ihn auf dem Fußende der Bank abgestellt. Der Sensor des Gerätes war auf Shimar gerichtet. Hin und wieder wanderte ihr Blick zu dessen Display und der dort immer weiter ansteigende Wert ließ sie lächeln. „Hör auf!“, schrie Shimar sie an. „Du machst meine Kopfschmerzen nur noch schlimmer!“ „Warum wohl?!“, entgegnete Sedrin nicht weniger laut und forsch. „Hör auf dich zu wehren! Dann geht es dir auch bald besser!“

Der Erfasser piepte und Sedrin nahm ihn auf. Dann machte sie einen Hechtsprung rückwärts, zog ein vorher vorsorglich repliziertes strahlendichtes Tuch aus der Tasche und hielt es vor sich. Im gleichen Moment gab Shimar einen markerschütternden Schrei von sich und ein schwarzweißer Blitz zerriss die Luft. Allerdings war der schwarze Anteil größer, als der weiße. „Locker lassen!“, rief Sedrin ihm zu. „Lass die Energie einfach entweichen!“

Sie stellte den Erfasser wieder normal ein und näherte sich ihm langsam wieder. Dann sagte sie leise aber dennoch mit leichtem Tadel: „Das hätte nicht sein müssen! Es wäre für dich weniger schmerzhaft gewesen, wenn du dich nicht gesperrt, sondern die Energie einfach nur raus gelassen hättest. Versuch jetzt bitte, ganz ruhig zu werden und etwas zu schlafen. Wir sind bald da.“ „Warum hat das bei dir funktioniert?“, fragte Shimar atemlos. „Wurde diese Massage je vorher von einem Nicht-Telepathen bei dir durchgeführt?“, fragte Sedrin zurück. Shimar schüttelte nur den Kopf. „Wie wäre es dann mit Techniker McKnights Grundsatztheorie als Erklärung?“, bot die Demetanerin eine Lösung an. „Energie ist Energie, ist Energie, ist Energie.“, betete der junge Tindaraner herunter. „Du meinst, weil telepathische Energie in gewisser Weise ja auch elektrische Energie ist und …“ „Genau.“, sagte Sedrin und lächelte. „Und von der versteht eine Ingenieurin ja was.“ „Was sind das für verrückte Zeiten, in denen Agentinnen unter der Anleitung von Raumschiffen Patrouillenflieger operieren und Ingenieurinnen über Telepathie urteilen?!“, stöhnte Shimar, drehte sich um und schlief ein. Sedrin überprüfte seine Werte ein letztes Mal mit ihrem Erfasser und ging dann mit einem triumphierenden Lächeln ins Cockpit zurück.

Maron hatte meine Vernehmung begonnen. Er fand sehr aufschlussreich, was ich ihm zu berichten hatte. „Haben Sie außer dem Verhalten der Katze noch einen Beweis dafür, dass Sytania hiermit definitiv nichts zu tun hat, Allrounder?!“, fragte mich der erste Offizier und ich hatte fast den Eindruck, in seiner Stimme einen leichten Anflug von Verzweiflung wahrzunehmen. „Ob man das als Beweis werten kann, weiß ich nicht, Sir.“, sagte ich. „Aber es gibt doch frappierende linguistische Ähnlichkeiten zwischen dem Tindaranischen und der Muttersprache desjenigen, mit dem ich gesprochen habe. Aber wie ich die Zusammenkunft im Moment einschätze, werden sie das wohl für einen Teil von Sytanias Falle halten und die Regierung der Föderation ist ja im Augenblick auch nicht besser! Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sogar alles tun, um einen Krieg mit Sytania vom Zaun zu brechen. Dabei darf doch die Föderation gar keinen Angriffskrieg gegen eine andere Spezies, oder eine andere Macht führen! Gut, wenn wir angegriffen werden, dürfen wir uns natürlich verteidigen, aber ich dachte immer, die Föderation sei ein Zusammenschluss von Erforschern und nicht von Eroberern. Ironischerweise war es aber gerade ein Kriegervolk, das uns gezeigt hat, dass Sytania erst jetzt eingegriffen hat. Ich gehe stark davon aus, dass sie Tindara angreifen will und dass sie Shimars Grenzübertritt forciert hat, um dafür zu sorgen, dass die Genesianer denken, die Tindaraner wollten sie provozieren. Sie hat vielleicht gehofft, dass sie wütend auf die Tindaraner werden und das als aggressiven Akt sehen, was eine Grenzverletzung ja normalerweise auch ist. Aber die Genesianer, auf die wir getroffen sind, waren dafür einfach zu schlau. Sie haben verstanden, wer die wahre Schuldige ist und dass Sytania ihnen etwas vormachen wollte und haben das nicht mit sich machen lassen.“ „Interessante Theorie.“, sagte Maron. „Ich glaube, Sie würden sich auch ganz gut als strategische Offizierin machen. Ich glaube, Ihr Warrior Kang muss sich demnächst warm anziehen.“ „Das denke ich nicht, Agent.“, lächelte ich zurück. „Ich weiß, dass Sie mir nur ein Kompliment machen wollten. Aber das direkte Bedienen der Waffen liegt mir, glaube ich, nicht.“ „Verstehe.“, sagte Maron mild. „Zu viele Tote auf Ihrem kleinen Gewissen. Aber warum, glauben Sie, würde Sytania wollen, dass die Genesianer auch noch gegen die Tindaraner kämpfen? Ich meine, sie müsste doch Angst haben, den Kuchen am Ende mit Ihnen teilen zu müssen und das will sie doch normalerweise nicht.“ „Ich denke, sie wollte es zu einem 2-Fronten-Krieg kommen lassen.“, vermutete ich. „Sie wissen, Sir, dass die Tindaraner, wenn sie sich geistig zusammenschließen, eine schier undurchdringliche mentale Mauer um ihre Dimension bilden können. Da kommt Sytania nicht durch. Wenn diese Mauer aber geschwächt wäre, weil sie nur halb so dick wäre, da die andere Hälfte der Truppen sich um die Genesianer kümmern müsste, dann hätte sie schon Chancen und das weiß sie. Um die Genesianer würde sie sich dann schon bei Zeiten kümmern. Zumindest kann ich mir vorstellen, dass sie sich das so wünscht. Aber erstens kommt es anders und zweitens … Sie wissen schon.“ „Was Sie da sagen, klingt sehr einleuchtend, Betsy.“, sagte Maron und strich mir beruhigend über das Haar. „Ach, das ist gar nichts, Agent.“, sagte ich. „Das hängt sicher nur mit meinem Wissen über die Zusammenhänge im Dunklen Imperium zusammen, das ich nur Agent Mikel und meiner Freundschaft zu ihm verdanke.“ „Was für ein Glück, dass Sie zwei sich angefreundet haben.“, sagte Maron. „Ohne Sie und Ihr Wissen stünden wir manchmal sicher ganz schön dumm da, wenn es um Sytania ginge.“ „Vielen Dank.“, lächelte ich. „Aber sagen Sie mir jetzt bitte nicht, es war gutes Schicksal.“ „Oh doch!“, sagte Maron fest. „Und daran glaube ich unumstößlich. Dafür kann ich nichts. Ich bin Demetaner.“

Er stand auf, ging zum Replikator, gab IDUSA einen Befehl und kam wenig später mit zwei Tassen demetanischem Sommerfruchttee zurück. „Ich nehme an, Sie benötigen keinen Zucker und keine Milch.“, sagte er, während er eine der großen Tassen vor mir abstellte. Ich gab einen auf starken Ekel hindeutenden Laut von mir. Dann sagte ich: „Bei allem Respekt, Agent! Wollen Sie meine Geschmacksnerven foltern? Bin ich Ihnen etwa nicht redselig genug?“ „Oh nein.“, sagte er und legte einen beschwichtigenden Ton in seine Stimme. „Ich habe es nur schon gesehen.“ „Ernsthaft?“, fragte ich ungläubig. „Sie haben ernsthaft schon einmal gesehen, dass sich Leute Milch und Zucker in demetanischen Sommerfruchttee schütten? Igitt! Bei wem denn, wenn ich fragen darf?“ „Technical Assistant O’Riley ist Spezialistin dafür.“, sagte Maron. „Oh!“, machte ich. „Na, die kriegt auch alles verhunzt. Und jetzt glauben Sie wohl, Terranerinnen an sich mögen es so. Aber dabei vergessen Sie, dass sie von der Erde aus dieser Dimension kommt und ich aus dem Föderationsuniversum stamme.“ „Ups!“, scherzte Maron übertrieben. „Das war mir doch tatsächlich entfallen.“

Mir war durchaus bewusst, was Maron mit dieser entspannten Plauderei erreichen wollte und ich musste zugeben, dass es auch funktioniert hatte. „Ich muss Ihnen noch etwas sagen, Sir.“, sagte ich, denn ich hatte inzwischen sehr großes Vertrauen zu ihm aufgebaut. „Ich denke, dass Agent Sedrin in Kürze mit meinem Schiff hier eintreffen wird. Sie wird Shimar bei sich haben, der leider ein Opfer des genesianischen Rosannium-Angriffs geworden ist. Ich glaube, dass sie ihn behandeln wird, aber ich bin mir nicht sicher. Jedenfalls sind IDUSA und ich davon ausgegangen, dass sie mich weggeschickt hat, weil ich etwas nicht sehen soll.“ „Moment mal.“, sagte Maron. „Sagten Sie nicht, IDUSA hätte Sie von sich aus an Bord geholt?“ „Das stimmt, Sir.“, sagte ich. „Aber der Agent und ich hatten im gleichen Zeitraum gerade darüber gesprochen.“ „Ach so.“, sagte der Demetaner. „Was für ein Zufall, obwohl ich nicht daran glaube.“ „Ich weiß.“, lächelte ich diplomatisch. „Für Sie war es Schicksal.“

Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner Tasse. Dann fragte er: „Was glauben Sie, sollten Sie nicht sehen?“ „Ist die offizielle Vernehmung vorbei, Agent?“, fragte ich zurück. „Schon lange.“, sagte er, der genau zu wissen schien, worauf ich hinaus wollte. „Dieses Pad.“, sagte er und tippte mit dem Finger auf das Gerät. „Nimmt schon lange nicht mehr auf. Ich weiß, worauf Sie hinaus wollen. Als Zeugin dürfen Sie nichts erfinden, oder gar mutmaßen. Aber ich denke, Sie haben mir zum Thema Nidari-Travelers alle Informationen gegeben, die Sie haben. Was jetzt kommt, ist reine Unterhaltung. Aus Ihrer Funktion als Zeugin sind Sie erst mal entlassen, Betsy.“ „Da bin ich aber froh, Sir.“, sagte ich. „Ich müsste nämlich Sedrin sonst vielleicht sogar kompromittieren. Ich vermute nämlich, sie will ihn behandeln und das mit Hilfe des Erste-Hilfe-Programms von Lycira. Wir konnten keine Verbindung mit Ishan bekommen, weil interdimensionaler SITCH nicht möglich war. Die Trümmer des Phänomens haben …“

Er hatte mich mit einer Reihe von negierenden Lauten unterbrochen. Dann sagte er: „Darüber reden wir erst, wenn es Zeit ist. Wir wollen ja nicht, dass Sie schon vorher in einen Gewissenskonflikt geraten. Falls sich herausstellen sollte, dass doch etwas passiert ist, könnte es sein, dass Ihre Aussage doch noch benötigt wird und Ihre Andeutungen lassen mich schon jetzt vermuten, dass Sie etwas bezeugen können. Ich weiß aber auch von Ihrer Freundschaft zu Agent Sedrin. Aber vielleicht geht ja auch alles gut. Es wäre aber sehr positiv, wenn Sie sich bezüglich der Sache mit den Nidari-Travelers zur Verfügung halten könnten. Ich zeige Ihnen das Gästequartier. Verlassen Sie bitte die Station nicht, bis alles geklärt ist.“

Er stand auf: „Kommen Sie.“ „Sehr witzig.“, sagte ich. „Die Station verlassen! Wie soll das denn gehen ohne Schiff?! Aber ich weiß ja, dass Sie mich belehren müssen über meine Rechte und Pflichten als Zeugin. Also gehen wir.“ Damit hakte ich mich auf seiner rechten Seite unter.

Bald waren wir vor dem hell und großzügig eingerichteten Gästequartier angekommen. „Kommen Sie ab hier zurecht?“, fragte Maron. „Geht schon, Sir.“, sagte ich. „In Ordnung.“, sagte Maron und drehte sich langsam zum Gehen. So langsam aber, dass ich den Eindruck bekam, es sei noch etwas. „Müssen wir noch über etwas reden, Agent?“, fragte ich. „Ich sehe schon.“, sagte er. „Ich kann Ihnen nichts vormachen.“, erwiderte er mit resigniertem Ton. „Woran haben Sie das nur schon wieder erkannt?“ „Ihre Schritte.“, sagte ich. „Wenn jemand wirklich entschlossen ist, geht er viel schneller.“ „Interessant.“, sagte Maron. „Ich schätze, auf solche Details achtet aber nur ein Blinder, der keinen Visor trägt. Ich denke, bei allen anderen könnte der Hörsinn zu abgestumpft sein. Aber Sie haben Recht. Da gibt es tatsächlich etwas. Wären Sie mit einer telepathischen Untersuchung durch einen meiner tindaranischen Kollegen einverstanden? Ich frage nur, wegen Ihrer Vergangenheit.“ „Mir ist jedes Mittel recht, um diesen sinnlosen Krieg zu verhindern, Sir.“, sagte ich. „Sehr tapfer!“, lobte er und ging.

Lycira und Sedrin hatten den Flug durch die interdimensionale Schicht hinter sich gebracht und waren jetzt bereits im tindaranischen Universum. Die Agentin hatte meinem Schiff befohlen, Shimar medizinisch zu überwachen. Lycira aber hatte ihr keine beunruhigenden Vorfälle gemeldet.

Wirst du Ishan sagen, dass wir ihn behandelt haben?, fragte mein Schiff sie. „Das werde ich wohl müssen, Lycira.“, sagte Sedrin. „Schließlich wollen wir ja ehrlich sein. Ich weiß, dass ich unter Umständen sehr großes Glück gehabt habe. Ich mache mir da selbst nichts vor, aber …“

Lyciras Avatar vor ihrem geistigen Auge hatte den Finger an die Lippen gelegt. „Was ist los?“, fragte Sedrin. Wir werden gerufen., gab das Schiff zur Antwort. Von wem weiß ich nicht. Das Rufzeichen ist mir völlig unbekannt. „Zeig mir das Rufzeichen.“, sagte Sedrin. Bereitwillig kam Lycira ihrer Aufforderung nach. „Shashana!“, erkannte Sedrin. „Was kann sie wollen? Na ja. Wir werden es ja gleich wissen. Stell sie durch!“

Das Bild des Avatars wich dem der Sedrin sehr gut bekannten genesianischen Kriegerin und obersten Prätora. „Was gibt es, Shashana?!“, fragte die Demetanerin mit leicht alarmierter Stimme. Sie konnte sich wohl schon denken, was das zu bedeuten haben könnte. „Ich will dir nur sagen, Sedrin, dass du und die Tindaraner euch auf uns Genesianer verlassen könnt. Sytania soll lernen, dass sie mit uns nicht machen kann, was sie will. Die Ehrlose mag versucht haben, uns vor ihren Karren zu spannen, aber das ist ihr nicht gelungen. Sie hat genau das Gegenteil erreicht. Sie hat nur erreicht, dass wir uns mit denen verbünden werden, die wir eigentlich bekämpfen sollten. Sag den Tindaranern, sie sind nicht allein! Elaria hat mir alles berichtet. Daher weiß ich auch, unter welchem Rufzeichen du jetzt zu erreichen bist. Ich weiß nicht, ob eine Freundschaft zwischen einer Klingonin und T’Pol solche Konsequenzen gehabt hätte, wie die Unsere, aber du sollst dir sicher sein! Weder meine Kriegerinnen noch ich werden zulassen, dass die Ehrlose mit ihrem Plan durchkommt!“ „Seid Ihr fertig?!“, fragte Sedrin fest. Shashana nickte nur mit zufriedenem Blick bei gedrücktem Sendeknopf. „Dann will ich Euch jetzt auch mal was sagen, oberste Prätora.“, sagte Sedrin. „Diese Sache ist etwas zwischen den Tindaranern und Sytania. Ich halte nicht für klug, wenn ihr euch da auch noch einmischt. Ihr habt zwar Rosannium, aber die Anwesenheit von Telepathen könnte die Situation sehr viel komplizierter machen.“ „Du glaubst wohl, wir könnten nicht zwischen Freund und Feind unterscheiden.“, meinte Shashana spöttisch. „Ihr schon.“, sagte Sedrin. „Aber das Rosannium nicht so ohne weiteres.“ „Da irrst du in zweierlei Hinsicht.“, meinte die oberste Prätora der Genesianer. „Wir haben auch eine Version von Meilenstein. Als wir Verbündete waren, um Sytanias letzten Coup zu vereiteln, gab es regen Datenaustausch und auch wir haben jetzt eine Version von Meilenstein! Die befindet sich zwar auf meinem persönlichen Schlachtkreuzer, was erklärt, warum Elaria und ihre Leute auf konventionelle Methoden zurückgreifen mussten, aber wir haben sie. Sollten wir also alle gemeinsam demnächst gegen Sytania ziehen, dann kannst du den Tindaranern versichern, dass die Genesianer sie auf keinen Fall allein lassen werden! Hörst du?!“ Sie beendete die Verbindung.

Blass schaute Sedrin von einer Wand des Cockpits zur anderen. Sie hatte Shashana zwar schon nach ihrer ersten Begegnung auf der Eclypse als sehr gradlinig eingeschätzt, hätte aber doch nicht gedacht, dass sie sich jetzt so verhalten würde. Shashana hat Recht., meinte Lycira. Du kannst ihr und ihren Kriegerinnen nicht das Recht verwehren, ihre Ehre zu verteidigen. Wenn sie sich nicht wehren würden, dann könnte sie Sytania schlussendlich ja doch als Spielball benutzen. Zwar nur indirekt, aber sie könnte. Aber was ist der wirkliche Grund, aus dem du nicht willst, dass sie einsteigen? Sag bitte nicht, du hättest Angst, dass eine oder zwei Kriegerinnen verletzt werden, sei es an ihrer Ehre, oder körperlich. Damit rechnen die Genesianer doch, wenn sie sich auf so etwas einlassen. „Du hast Recht.“, sagte Sedrin. „Und ich kann dir eigentlich auch nicht so genau sagen, was mein Problem ist. Ich glaube, die ganze Angelegenheit wächst mir einfach so langsam über den Kopf und ich habe keine Lust mehr auf noch mehr komplizierte Verwicklungen. Hoffen wir, dass Betsy Maron genug Fakten präsentieren konnte, welche die Existenz der Nidari-Travelers untermauern. Auf einen Krieg wegen einer beleidigten Regierung kann ich nämlich wirklich verzichten!“ Ganz deiner Meinung., gab Lycira zurück. Und ich denke, dass hier auch der Hase im Pfeffer liegt. Du willst nicht, dass es zu diesem Krieg kommt und möchtest am liebsten alles verdrängen, was dich daran erinnert. Es geht dir gar nicht um die Ehre der Genesianer, oder darum, ob sie ein Recht haben, sich hier einzumischen.

Sedrin musste schlucken. Dann atmete sie tief durch und begann damit, über ihr eigenes Verhalten noch einmal zu reflektieren. Schließlich sagte sie: „Es stimmt, was du gesagt hast, Lycira. Dieser Krieg wäre ja auch totaler Unsinn! Sytania war es nicht und das sollte die Zusammenkunft endlich akzeptieren. Sie sind doch sonst immer so vernünftig. Ich hätte nicht gedacht, dass sie …“ Aber sie sind keine Maschinen, Sedrin., versuchte Lycira, ihr eine Erklärung zu geben. Jedes Lebewesen kann theoretisch einmal vom normalen Verhalten abweichen, wenn das richtige Ereignis auftritt. Die Tindaraner sind sowohl von den Saloranern, als auch von den Nidari-Travelers für einen Mythos gehalten worden. Stell dir mal vor, jemand würde das über die Demetaner behaupten. Wie würdest du dann reagieren? „Ich weiß es nicht.“, gab Sedrin zu. „Jedenfalls würde ich keine dritte Macht beschuldigen, die Finger im Spiel zu haben und schon gar keine so mächtige wie Sytania! Ich weiß doch, was das nach sich ziehen kann.“ Das sagst du jetzt.“, sagte mein Schiff. Nachdem du nachgedacht hast. Aber bitte sei ehrlich. Was war dein erster Reflex? „Ich war schon ganz schön beleidigt.“, gab Sedrin zu. „Ich hätte alles getan, um zu beweisen, dass ich real bin. Aber das haben die Nidari-Travelers ja auch versucht. Nur haben sie eben nicht mit den Tindaranern gesprochen. Wie sollten sie auch, wenn es sie in ihren Augen ja gar nicht gibt? Ich denke, hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.“ Ganz recht., sagte Lycira. Und ich bin der Meinung, wir sollten gleich mal damit anfangen. Wir werden nämlich gerade von Zirells Basis gerufen. „Sag ihnen, wir würden gern docken und, dass wir einen Patienten für die Krankenstation haben!“, orderte Sedrin. OK., gab mein Schiff zurück und führte ihre Befehle aus. Sedrin selbst würde nach der Ankunft auch noch einmal mit Zirell und Maron über die neuen Details sprechen. Schließlich hatte sie ja auch noch etwas von Shashana auszurichten.

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