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Das Geräusch eines sich langsam aber stetig nähernden Jeeps war zu hören. Bald darauf stoppte das Fahrzeug ganz in unserer Nähe und die Fahrerin stieg aus. Wie ich bereits an den sich uns nähernden Schritten ausmachen konnte, handelte es sich um Cupernica. „Da sind Sie ja endlich, Scientist.“, stellte auch Mikel fest. „Tut mir leid.“, entschuldigte sich die Androidin. Ich konnte leider nicht früher. Der Verkehr, Sie verstehen?“ Mikel nickte.

Ihr Blick war auf Farina und Vargas gefallen. Sie hatte gesehen, dass sie die Wölbung am Bauch ihres Mannes sehr liebevoll angesehen und verstohlen mit einem ihrer Flügel darüber gestreichelt hatte. „Wie ich die Angelegenheit einschätze.“, urteilte sie. „Haben Sie die Situation ja auch schon ohne mich gemeistert. Mir bleiben dann wohl nur die Reste. Will damit sagen, dass ich jetzt lediglich die Abschluss Untersuchungen vornehmen werde. Farina, erst Sie. Bitte stellen Sie sich mit dem Rücken zu mir.“ Die Ornitoide nickte und kam der Bitte der Ärztin nach. Sie wusste, dass Cupernica sie nur anzusehen brauchte, um ein Untersuchungsergebnis zu bekommen. Ihre Augen funktionierten ja genau wie die Sensoren eines Erfassers. „Haben Sie versucht, das Ei zurückzuhalten, Farina?“, fragte Cupernica ihre Patientin, die daraufhin schuldbewusst nickte. „Das erklärt die leichte Läsion am Legedarm, die ich bei Ihnen feststellen kann. Aber wenn Sie in den nächsten drei Wochen nicht planen, ein weiteres Ei zu legen, ist das nicht so schlimm. Vargas muss dieses ja auch erst mal ausgebrütet haben und das dauert ungefähr 30 Tage. Aber ansonsten sind Sie gesund. Vargas, jetzt Sie. Von Ihnen brauche ich die Vorderseite.“ Auch Vargas stellte sich bereitwillig vor ihr in Position. „Es sieht alles sehr gut aus.“, sagte Cupernica schließlich. „Die Keimzelle ist vital und intakt. Die Temperatur hat sich bei gemütlichen 40 ° stabilisiert.“ Herz, was willst du mehr.“, warf ein erleichterter Mikel ein.

Cupernica war nach getaner Arbeit zu ihrem Ehemann hinübergegangen. „Mit dir muss ich auch noch ein ernstes Wort reden, Data!“, sagte sie ernst und sehr bestimmt. „Was hast du da eigentlich gemacht? Plötzlich hast du die Verbindung zwischen uns beendet, ohne mir den Grund dafür zu nennen. Meine Versuche, sie von mir aus wieder aufzubauen, hast du blockiert! Also, was war hier los?“ „Vielleicht kann ich Ihnen diese Frage beantworten, Cupernica.“, sprang ich für Data in die Bresche. „Ihr Mann musste einen Download ausführen, um mich musikalisch begleiten zu können, während ich das Lied gesungen habe, bei dem Farina und Vargas den Übergabetanz vollführt haben. Ihr Mann war ein ganzes Orchester und dessen Dirigent noch obendrein. Ohne ihn hätte ich sicher einige fatale Fehler gemacht.“ „Nun ja, Allrounder.“, sagte Cupernica. „Das klingt ja alles sehr geheimnisvoll. Data wird es mir sicher zu Hause erklären. Aber nun sollten wir machen, dass wir alle wieder in heimatliche Gefilde kommen. Officer Reinolds ist über die Angelegenheit informiert, was den Unfall angeht, konnte sich aber bisher noch nicht kümmern, weil er und seine Leute den Verkehr regeln müssen. Ich bin gespannt, wann die Techniker das Verkehrsleitsystem wieder im Griff haben. Ich werde Vargas und Farina persönlich mitnehmen.“ „Und Mikel und Betsy fahren mit mir.“, sagte Tak. „OK.“, erklärten wir uns alle unisono einverstanden.

Mikel hatte etwas ausgerechnet. „30 Tage, Cupernica?“, fragte er. „Das wäre am Ostersonntag. Da sind Betsy und ich schon wieder auf unserer Basis. Das bedeutet, wir werden nicht sehen, wie das Kleine zur Welt kommt.“ „Nun mal langsam, Agent!“, sagte die Ärztin. Wer sagt Ihnen denn, dass Sie das überhaupt dürfen. Zuerst sollten wir doch Farina und Vargas danach fragen.“ „Wir sind einverstanden, Cupernica.“, sagte Vargas, der alles mitbekommen hatte. „Von ganzem Herzen!“, ergänzte Farina glücklich. „Betsy, als unsere Cantira, dürfte es ja sowieso und Sie haben auch einen sehr großen Beitrag geleistet, Agent. Wenn es also irgendeine technische Möglichkeit gibt, dann …“ „Die gibt es sicher.“, sagte die Androidin. „Ich kenne das Rufzeichen der Basis 817 und der Schlupf sollte ohnehin in meiner Praxis unter meiner Aufsicht stattfinden, damit ich bei Komplikationen schnell eingreifen kann.“ „Ok.“, meinte Mikel. „Dann wäre das ja auch geregelt.“

Vargas hatte Data zu sich gewinkt. „Was gibt es, Mr. Vargas?“, fragte der Androide. „Falls wir einen Sohn bekommen.“, sagte Vargas. „Wären Sie damit einverstanden, wenn wir ihm Ihren Namen gäben?“ „Nein.“, sagte Data knapp und präzise. „Mein Name ist für eine natürliche Lebensform gänzlich ungeeignet, weil er sehr technisch klingt und Ihr Kind sicher darunter zu leiden hätte. Ich weiß Ihre Geste zu schätzen, halte dies aber aus psychologischer Sicht für nicht angebracht.“ „Schade.“, sagte Vargas traurig, sah dann aber irgendwo doch ein, dass Data Recht hatte. Kinder konnten schließlich manchmal sehr grausam sein, wenn sie etwas nicht verstanden und dem sollte sein Sohn auf keinen Fall ausgesetzt werden! Natürlich wusste er, dass da auch nur die Angst aus ihnen sprach, aber dazu wollte er es auf keinen Fall kommen lassen! „Wir werden eine andere Möglichkeit finden.“, tröstete Farina. „Falls wir eine Tochter bekämen, wäre sowieso alles anders. Aber ich denke, dass Cupernica der Argumentation ihres Mannes auch folgen würde, denn auch ihr Name klingt sehr technisch.“ „Na ja.“, sagte Vargas. „Das werden wir wohl der Natur überlassen müssen.“ Dann stiegen wir alle in die Jeeps und fuhren nach Hause.

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