- Schriftgröße +

 

Zur gleichen Zeit war IDUSA sanft auf dem Kometen herniedergeschwebt. Ihre Schilde waren aber trotzdem noch erhoben. Das hatte Shimar ihr ausdrücklich befohlen.

„Ich beobachte eine verstärkte elektrische Aktivität in den Waffensystemen der Electronica.“, meldete das Schiff. „Es sieht aus, als wollten sie mit dem Phaser versuchen, den Kometen anzubohren. Die Art, wie die Zielerfassung vorgenommen wurde, lässt auf jeden Fall darauf schließen.“ „Warum tun sie das, um Himmels Willen?“, fragte Kairon alarmiert. „Wollen sie etwa, dass meine Schwester unnötig leidet?“ „Das glaube ich nicht.“, sagte Shimar. „Ich bin überzeugt, die wissen noch gar nichts von Toleas Selbstmordabsicht. Ich denke, dass die noch viel mehr rätseln als wir. Wenn wir doch nur mit ihnen reden könnten! IDUSA, kannst du den Schleier über den Kommunikationseinrichtungen der Electronica mit deinem Sprechgerät durchdringen?“ „Negativ, Shimar.“, sagte das Schiff. „Tolea scheint jeden Schritt vorauszuahnen, den ich diesbezüglich unternehme. Sie passt den Schleier jedes Mal an.“

Shimar und Kairon begannen angestrengt nachzudenken. Dann fragte der Mächtige plötzlich: „Wie schnell kannst du die Frequenzen deines Senders rotieren lassen, IDUSA?“ „Oh ich denke durchaus schnell genug für das, was Sie vorhaben, Kairon.“, antwortete das Schiff. „Nanu.“, wunderte sich Shimar. „Du, als Mächtiger, lässt dir von ihr, einem Stück primitiver Technologie, zumindest in deinen Augen, helfen? Sie muss dir ja gewaltig den Kopf zurechtgerückt haben!“ „Das hat sie.“, gab der Mächtige zu. „Außerdem kann ein bisschen Hilfe, mit der Tolea nicht rechnet, sehr überraschend wirken. Sie wird mit der Anpassung nicht hinterherkommen. Irgendwann wird sie aufgeben müssen. Dann haben wir vielleicht eine Chance. Während sich IDUSA um den Schleier kümmert, sollten wir beide versuchen, telepathisch zu Tolea durchzudringen und sie von ihrem Selbstmord abhalten. Wir sollten ihr vor Augen führen, dass es nicht gut ist, was sie da tut und dass sie ja auf keinen Fall Unschuldige gefährden will. Dazu mag sie euch Sterbliche doch eigentlich viel zu sehr. Das müssen wir ihr klarmachen.“ „In Ordnung.“, sagte Shimar. „Dann los!“ Beide begannen damit, sich auf ihr Vorhaben, mit Tolea Kontakt aufzunehmen, zu konzentrieren.

Tolea war dies nicht entgangen. Ihr wollt mit mir reden? Also gut., dachte sie. Aber da müsst ihr erst mal hier dran vorbei!

Vor den Beiden baute sich eine starke mentale Mauer auf. „Shimar, sie kann sich unmöglich vor uns beiden abschirmen und gleichzeitig den Schleier über den Kommunikationsgeräten der Electronica aufrechterhalten.“, flüsterte Kairon seinem Freund zu. „Wenn es deinem Schiff gelingt, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu bündeln, dann könnten wir vielleicht von hinten durch die kalte Küche in ihren Geist schlüpfen. Am besten ich rede mit ihr und du machst meinen Verstärker. Ich bin ihr Bruder. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich eher etwas erreiche, halte ich für recht hoch.“ „Geht klar.“, gab Shimar schon recht abgekämpft zurück, denn er hatte sich jetzt schon geraume Zeit zusammen mit dem Mächtigen gegen Toleas geistige Mauer gestemmt.

Die Electronica war bis auf Bohrreichweite an Tolea herangeflogen. Jetzt senkte Sensora das Schiff langsam ab, da Shorna ihr bedeutet hatte, dass die Stelle, über der sie sich jetzt befanden, optimal war.

„20 Parsec bis Bohrhöhe.“, meldete die Pilotin an die Waffenoffizierin weiter. „In Ordnung, Allrounder.“, sagte Shorna. Dann wendete sie sich an den Rechner: „Computer, verbleibende Zeit bis Beginn der Bohrung!“ „30 Sekunden bis Bohrung.“, sagte der Rechner. „20 Sekunden bis zum automatischen Countdown.“ „OK, Sensora.“, sagte Shorna. „Höhe halten! Hoffen wir mal, dass uns der Komet den Gefallen tut und seine Hülle zusammenschnurrt, wie ich es mir … Bei allen Göttern!“

Sie hatte etwas auf dem Schirm des Waffenpultes gesehen, das sie nur als seltsamen Schatten wahrnehmen konnte, aber irgendetwas machte sie verdammt sicher, dass da unten etwas war. Etwas, das sie als ein Raumschiff identifiziert hatte, das genau auf ihrer Bohrstelle gelandet war. „Sensora, ist da unten etwa tatsächlich ein Schiff?!“, fragte sie hoch erregten Zustands. Ihre Wahrnehmung hatte ihr wohl einen gehörigen Schrecken eingejagt.

Rasch hatte die Androidin die Werte überprüft. „Positiv, Warrior.“, sagte sie ruhig und nüchtern, wie es immer ihre Art war. „Es handelt sich um einen tindaranischen Aufklärer. Zwei Biozeichen sind an Bord.“ „Verdammt!“, rief die Genesianerin aus. „Computer, Abbrechen! Den Countdown abbrechen!“

Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass das nicht mehr ging, denn der Rechner hatte bereits zu zählen begonnen. „Verflucht!“, sagte Shorna. „Wir dürfen die Beiden nicht töten! Selbst wenn ihr Schiff aktive Schilde hat, werden die es nicht ewig schützen können! Aber ich kann den Countdown jetzt nicht mehr abbrechen!“ „Aber vielleicht kann ich es!“, sagte Sensora entschlossen, griff genauso entschlossen nach dem Joystick für die Regelung der Höhe und zog ihn mit einem Ruck zu sich. Das Schiff schnellte ruckartig nach oben. Das führte dazu, dass die Zielerfassung für den Phaser ihr Ziel verlor und das Waffenpult angesichts der systemischen Überforderung einen Absturz wie aus dem Bilderbuch hinlegte, eine Tatsache, die Shorna jedoch mit Erleichterung aufnahm. Noch nie hatte sie der Anblick eines schwarzen Bildschirms derart erfreut. „Sensorissima!“, rief Shorna begeistert aus. „Sie wissen gar nicht, was Sie mir da gerade für einen riesigen Felsblock vom Herzen geholt haben. Wenn wir einen Alliierten getötet hätten, dann hätte es eine Untersuchung mit sehr vielen peinlichen Fragen gegeben und ich hasse sehr viele peinliche Fragen!“ „Das kann ich mir denken, Warrior.“, sagte Sensora und lächelte Shorna sogar zu. „Wir alle würden diese Art von Fragen sicher nicht sehr angenehm finden.“, sagte Yetron. „Deshalb kann ich mich der Meinung des Warriors nur anschließen, Allrounder. Ein Kompliment an Ihre Flugkunst. Shorna, bitten Sie Cenda, Ihnen beim Neustart Ihres Arbeitsplatzes behilflich zu sein, falls es nötig sein sollte! Sensora, halten Sie uns in diesem hohen Orbit. Können wir inzwischen eigentlich den Schleier durchdringen? Ich würde den Tindaraner gern fragen, was seine Aktion zu bedeuten hatte.“

Sensora warf einen kurzen Blick auf die Anzeigen des Sprechgerätes. Dann sagte sie: „Bedaure, Agent. Den scheinen wir mitgenommen zu haben. Aber ich kann dem Sprechgerät befehlen, die Sendefrequenzen rotieren zu lassen und wir können so versuchen, einen Ruf an das tindaranische Rufzeichen zu schicken.“ „Machen Sie es so!“, befahl der Demetaner. Sensora nickte und programmierte das Gerät.

Jemand anderes hatte Sensoras Manöver leider nicht so unbeschadet überstanden. Es handelte sich um Commander Time, der gerade in seinem Quartier mit dem Frühstück beschäftigt war. Nach der Nachtschicht hatte er Yetron das Kommando übergeben und war schlafengegangen. Jetzt saß er also beim Frühstück, das er sich gerade frisch repliziert hatte. Es bestand aus einer Tasse Kaffee, einem Brötchen mit Schinken und einem Frühstücksei, das hartgekocht war. Durch Sensoras Manöver allerdings waren auch die Stabilisatoren des Schiffes leicht überfordert gewesen. Das hatte zur Folge, dass alles, was sich auf Times Tisch befand, im hohen Bogen in die Luft geschleudert wurde. Das Brötchen segelte also Richtung Decke und landete wieder auf dem Tisch, allerdings mit der bestrichenen Seite nach unten. Anders aber erging es dem Kaffee in der Tasse. Er ergoss sich springflutartig über Times gerade frisch rasierten Bart. Da er sehr heiß war, entfuhr Time ein lautes: „Au, Verdammt!“ Die heftigste Reise von allen brachte aber das Ei hinter sich. Es hüpfte aus dem Becher, flog quer durch den Raum, um dann mit einem lauten Krach derart heftig gegen die nächste Wand zu prallen, dass die Schale in alle Richtungen absplitterte. Dann prallte es zurück, wurde von der Deckenlampe abgefälscht und landete wieder splitternackt im Becher.

Ziemlich bedient stand der Commander auf und sah sich das ganze Schlachtfeld an. Dann sagte er: „Na ja. Mal ’ne andere Art, sein Frühstücksei zu pellen. Wenn nur die ganzen Nebenwirkungen nicht wären.“

Wie er war machte er sich auf den Weg zur Brücke. Die Schuldige für das Ganze hatte er nämlich bereits ausgemacht, aber als Kommandant war er es auch gewohnt, gegenüber seinen Leuten immer das Positive aus jeder Situation zu holen. Er lebte eben nach dem Motto: „Ein guter Commander muss wissen, wie und wann er seine Truppe glücklich zu machen hat.“ Dies hatte er wohl ziemlich stark in seinen Alltag integriert.

Der Turbolift hatte ihn wenig später auf der Brücke abgesetzt, wo er von seinem Ersten Offizier sofort forderte: „Bericht, Mr. Yetron!“ „Wir mussten die Bohrung in den Kometen, über die ich Sie informiert hatte, leider abbrechen, Sir.“, begann der Demetaner. „Darauf befindet sich offensichtlich ein Schiff unserer Alliierten, der Tindaraner. Den Flugkünsten unseres auf ihrem Fachgebiet glücklicherweise extrem sattelfesten Allrounders allein haben wir es zu verdanken, dass wir nicht Grillfleisch in der Konserve aus dem Tindaraner und seinem Passagier auf ihrem Schiff gemacht haben. Sensora konnte dafür sorgen, dass das Waffenpult abgestürzt ist. Also konnte der Phaser nicht …“ „Ich habe schon verstanden, Agent.“, sagte Time und setzte sich bedient auf seinen Platz. „Den Manövern eines menschlichen Piloten.“, fuhr Yetron unbeeindruckt fort. „Hätten die Systeme sicher standgehalten. Aber unsere Androidin ist …“ „Schon gut, Agent.“, sagte Time. „Das ganze Fachchinesisch lasse ich mir von Cenda bei Gelegenheit erklären.“

Er wandte sich Sensora zu: „Allrounder, sobald es möglich ist, verbinden Sie mich mit dem Tindaraner. Ich würde ihn gern fragen, was sein halsbrecherisches Manöver zu bedeuten hat.“ „Ja, Commander.“, sagte Sensora. „Es gibt nur im Moment Komplikationen. Über unserem Sprechgerät liegt ein Schleier aus Energie, der noch nicht durchdrungen werden kann. Ich habe aber das Gerät auf rotierende Frequenzen programmiert. Ich denke, der Schleier wird sich nicht ewig anpassen können.“ „Na gut.“, sagte Time. „Dann verbinden Sie mich, sobald es geht.“

Sensora sah ihren Vorgesetzten von oben bis unten an. Dann fragte sie: „Mit Verlaub, Commander, wollen Sie wirklich so …?“ „Natürlich.“, sagte Time. „Dieser Teufelsflieger soll ruhig wissen, was er angerichtet hat.“ „Also gut.“, sagte die Androidin. Dann lehnten sich alle wartend zurück.

Tolea hatte durchaus gemerkt, dass sie in keiner guten Lage war. Ihr Schleier wurde jetzt von zwei Seiten attackiert. Sie musste befürchten, dass er zwischen IDUSA und der Electronica aufgerieben werden könnte. Außerdem waren da noch Shimar und Kairon, die sie ebenfalls nervten und denen sie auch nicht mehr lange standhalten konnte, wie sie befürchtete. Schließlich war sie im Augenblick auch nicht die Stabilste, was ihre mentale Verfassung anging. Aber Moment! Warum sollte sie der Electronica nicht erlauben, mit Shimar zu reden? Wenn sie damit erreichen würde, dass er wegflog, dann konnte sie ihren Plan vielleicht doch noch verwirklichen! Sie ließ also unvermittelt den Schleier wieder verschwinden.

Kairon und Shimar waren immer noch damit beschäftigt, Tolea ins Gewissen zu reden. Das gestaltete sich derart, dass Kairon quasi ununterbrochen dachte: Schwesterchen, hier ist dein Bruder. Ich weiß, dass du niemals Unschuldige gefährden willst. Ich weiß, dass du nur bluffst. Wir nehmen dir das nicht ab. Wir nehmen dir nicht ab, dass du diese Siedler wirklich gefährden würdest, nur um dein eigenes Leben beenden zu können. Früher oder später wirst du aufgeben, denn das bist du nicht! Du bist niemand, der so skrupellos ist. Ich kenne eine andere Tolea! Eine vernünftige Tolea! Die Tolea, die ich kenne, würde so etwas niemals zulassen! Ich bin sicher, sie versteckt sich hinter dieser Mauer, die früher oder später bröckeln wird. Diese Worte schickte er mit viel Energie an Shimar, der sie wiederum telepathisch aufnahm, um sie mit seiner eigenen Energie zu vereinen und das Ganze dann gegen Toleas mentale Mauer zu schleudern, die er visualisiert hatte. Leider war der Erfolg nur mäßig. „Ich glaube, das wird so nichts.“, resignierte Kairon. „Wir sind zwar zu zweit, aber Tolea scheint auch einen unbändigen Willen zu haben.“ „Das ist der Mut der Verzweiflung.“, antwortete der junge Tindaraner mit schweißnassem Gesicht und vor Anstrengung bereits hoch rotem Kopf. „Aber denk bitte daran, dass sie an zwei Fronten kämpfen muss. Sie muss die Mauer gegen uns und den Schleier gegen die Electronica aufrechterhalten.“ „Das dürfte nicht so schwierig für sie sein, wie wir am Anfang gedacht haben.“, erwiderte Kairon. „Schließlich ist sie eine Frau. Die sind eher in der Lage zum Multitasking als wir Männer, habe ich mal gehört.“

Bevor Shimar noch etwas erwidern konnte, hatte IDUSA plötzlich einen sanften Stimulatorstoß über beide Neurokoppler geschickt. Shimar, der dieses Verhalten von ihr kannte, wandte sich sofort seinem Schiff zu: „Was ist los, IDUSA?!“ „Gentlemen, der Schleier ist verschwunden.“, meldete das Schiff. „Außerdem ruft uns die Electronica.“ „Verbinde!“, befahl Shimar.

IDUSAs Avatar nickte und führte den Befehl aus. Dann sah Shimar in das Gesicht Times, das ihm jetzt vor seinem geistigen Auge über den Neurokoppler von IDUSA gezeigt wurde. Auch Kairon wurde dem ansichtig. Allerdings schien Time weder Kairon, noch Shimar sofort zu erkennen. Darauf ließ auf jeden Fall seine Formulierung schließen: „Tindaranischer Aufklärer, Sie behindern massiv eine humanitäre Aktion der Sternenf…. Ach du Schande!“

Jetzt war es dem Kommandanten des Flaggschiffes der Sternenflotte bewusst geworden. Es war ihm bewusst geworden, dass er diesen jungen Soldaten sehr gut kannte. Sie hatten sich ja damals auf Zirells Basis kennen gelernt. Damals hatte Time Shimar aber als sehr vernünftig eingeschätzt und ihm eine solche Aktion niemals zugetraut! Umso stärker war er jetzt durch diese Umstände irritiert. Aber auch der Umstand, dass Kairon, ein diplomatisch sehr hoch angesehener Mann, neben ihm saß und diese Aktion offensichtlich billigte, sorgte bei Time für mäßige Verwirrung, wie sich Agent Yetron ausdrückte. Time fand, dass die momentane Ausdrucksweise seines Ersten Offiziers ihn sehr stark an die von Mr. Spock erinnerte. Tatsächlich konnten die Demetaner fast vulkanisch gelassen, aber auch sehr gefühlvoll sein, was aber nichts mit Aggressivität zu tun hatte. Sie wählten im Allgemeinen immer den eleganten intelligenten Weg in einem Konflikt, auch wenn das manchmal eine hinterlistige Strategie bedeutete. Yetrons momentane Art zu reden unterstrich dies noch umso mehr. Jene mäßige Verwirrung war aber so groß, dass Time die Stimme nicht mehr gehorchte und er Yetron nur noch ein Handzeichen gab, worauf dieser Sensora befahl: „Stummschaltung, Allrounder!“ Die Androidin nickte und führte seinen Befehl aus.

Time wandte sich Yetron zu, nachdem er sich einige Male geräuspert und Yetron ihm ein frisch repliziertes Glas Wasser gereicht hatte. „Agent, Sie haben nicht zufällig eine Theorie, was das hier zu bedeuten hat?“ „Tut mir leid, Commander.“, sagte Yetron. „Aber wir können das mit Sicherheit herausbekommen, wenn wir mit Shimar reden. Mir ist er als sehr zugänglich in Erinnerung. Was Kairon in seinem Beisein tut, erschließt sich mir auch noch nicht, aber das wird sich schon noch ändern. Dessen bin ich sicher.“

Time rückte sich in seinem Sitz zurecht. Dann sagte er: „Also gut, Sensora. Geben Sie Shimar her!“ „Sie können sprechen, Sir!“, sagte die Androidin schmissig, aber dennoch mit einem freundlichen Lächeln. Dann schaltete sie ihrem Vorgesetzten die von ihm gewünschte Verbindung.

Time setzte ein ernstes Gesicht auf. Dann sagte er: „Hallo, Shimar. Ich glaube, wir beide müssen mal ein ernstes Wort miteinander reden. Ist dir eigentlich bewusst, dass wir Kairon und dich hätten umbringen können! Du verdankst nur Sensoras Geistesgegenwart und ihren schnellen Reflexen, dass du und Kairon noch am Leben seid! Du stehst in ihrer Schuld, mein Junge! Ich hoffe, das ist dir bewusst! Ich würde dir am liebsten den Hosenboden strammziehen“ Er ließ den Sendeknopf los, um Shimar eine Gelegenheit zum Antworten zu geben. Dass er ihn geduzt hatte, war nicht ungewöhnlich. Es war sogar diplomatisch korrekt, da die Du-Form auf Tindara die übliche Form der Anrede war. In seiner Antwort würde Shimar ihn aber Siezen müssen, da die Sie-Form in der Sternenflotte und bei der Föderation die diplomatisch korrekte Form der Anrede war.

Die ruhige Antwort des Tindaraners erfolgte auch sogleich. „Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt haben sollte, Commander Time. Aber, wenn ich es mal so sagen dürfte, das lag auch genau in meiner Absicht. Ich musste Sie wachrütteln. Das hier ist kein normaler Komet. Es handelt sich um Kairons Schwester Tolea, die sich in einen Kometen verwandelt hat. Sie bedroht uns und die Siedler nur, weil sie will, dass wir sie umbringen. Hätten Sie auf sie geschossen, dann hätten Sie ihr genau in die Karten gespielt. Wir haben Daten gesammelt, die das bestätigen werden.“

Er befahl IDUSA, alle gesammelten Daten bezüglich der Sache an die Electronica zu senden. „Meinen Sie wirklich alle Daten, Shimar?“, fragte das Schiff. „Auch die, bei denen es um Diran geht?“ „Auch die, IDUSA.“, sagte der Tindaraner. „Schließlich gehört das ja alles zusammen.“ „Also gut.“, sagte das Schiff und tat, was ihr Pilot ihr gesagt hatte.

Die Electronica hatte das Datenpaket empfangen. „Stellen Sie es gleich auf meinen Platz, Sensora.“, sagte Yetron. Dann wendete er sich an Time: „Commander, ich werde die Daten analysieren und sie mit den unsrigen abgleichen. Vielleicht lösen sich ja so einige Rätsel.“ „Tun Sie das, Agent.“, sagte Time. „Als einem ausgebildeten Kriminalisten dürfte Ihnen das ja nicht allzu schwer fallen, hoffe ich. Benutzen Sie meinen Raum!“ „Sehr großzügig, Sir.“, sagte Yetron und ging. Im Verlassen der Brücke warf er Sensora noch zu: „Stellen Sie mir die Daten in Times Raum, Allrounder!“, was die Androidin mit einem fleißigen Nicken quittierte und auch gleich ausführte.

Time, Sensora und Shorna waren jetzt wieder allein mit der Situation. Der amerikanische Commander nahm das Gespräch mit Shimar wieder auf. „OK, mein Freund.“, sagte er. „Mein Erster Offizier kümmert sich jetzt um deine Daten. Ich gehe erst mal davon aus, dass es stimmt, was du uns gesagt hast. Du kannst heilfroh sein, dass du mir und meinen Leuten begegnet bist und nicht irgendeinem betriebsblinden Befehlsempfänger! Ich sehe mir die Situation nämlich vorher ganz gern ganz genau an, bevor ich über sie urteile. Das ist etwas, das der gute alte Captain Kirk und ich gemeinsam haben. Auch dann, wenn wir der Regierung gegenüber deshalb manchmal unbequem erscheinen. Aber es gibt Situationen, die man oft auf den ersten Blick falsch beurteilt und das später dann bereut. Das möchte ich auf keinen Fall! Deshalb finde ich es besser, man schaut vorher genau hin. Meine Leute habe ich dahingehend auch erzogen, obwohl das gar nicht nötig war.“ „Das lässt sich denken, Commander.“, sagte Shimar. „Aber wenn Agent Yetron die Daten analysiert hat, wird sich herausstellen, dass ich so handeln musste, wie ich gehandelt habe. Die Geschichte ist zu lang, um sie Ihnen jetzt am Sprechgerät zu erzählen. Aber ich hoffe, Sie vertrauen mir auch so.“ „Das tue ich, mein Junge.“, sagte Time, der ja schon beträchtlich älter als sein Gegenüber war. „Das tue ich. Und ich denke sogar, dass wir gut zusammenarbeiten könnten. Wie du sehen müsstest, hat Tolea ja leider immer noch nicht aufgehört, die Siedler zu bedrohen. Sie hofft wohl immer noch, dass wir sie töten werden, wenn sie ihre Bedrohung nur lange genug aufrechterhält. Hinter uns auf der Lauer liegt auch die Anführerin einer Bürgerwehr mit einem sehr nervösen Finger am Abzug ihres Phasers, du verstehst? Die wartet nur darauf, dass wir aufgeben müssen. Ich habe keine Idee, was wir machen sollen. Aber vielleicht kannst ja du etwas beisteuern oder Kairon.“ „Oh ich denke auch, dass wir zusammenarbeiten sollten, Commander.“, sagte Shimar. Aber, wenn ich fragen darf, wie kommt es zu diesem Meinungsumschwung Ihrerseits. Vorhin wollten Sie mir noch den Hosenboden strammziehen.“ Er grinste breit in die Kamera seines Sprechgerätes. „Manchmal sagt man im Schock Sachen, die man am Ende doch nicht so meint, Shimar.“, sagte Time ruhig. „Ah.“, machte Shimar. „Ich habe Sie also geschockt! Dann habe ich ja genau das erreicht, was ich erreichen wollte.“ „Das hast du für wahr.“, erwiderte Time. „Aber jetzt lasst uns mal zusammen nachdenken.“

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.