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Kairon waren Times Sätze ziemlich nah gegangen. „Es stimmt, was er gesagt hat.“, sagte er. „Wenn wir nicht ihm, sondern jemandem anders begegnet wären, dann hätte die Situation auch verdammt mies für uns ausgehen können. Mit Hilfe meiner Fähigkeiten hätte ich unser Ende vielleicht herauszögern können, aber sicher wäre es nicht zu verhindern gewesen.“ „Ich weiß.“, sagte Shimar. „Aber IDUSA hatte uns ja schon gesagt, dass es Time war, der hier patrouilliert hat. Darauf hat mein ganzer Plan sich ja aufgebaut.“ „Das stimmt.“, sagte Kairon. „Aber jetzt müssen wir überlegen, wie wir meine Schwester von ihrem Plan abbringen können. Was Time über die Frau von der Bürgerwehr sehr flapsig formuliert hat, stimmt mit Sicherheit.“

IDUSA, die alles natürlich mitbekommen hatte, mischte sich plötzlich ins Gespräch: „Gentlemen, ich hätte eine Idee. Wenn Tolea Sorge haben müsste, wir würden sie von ihrer jetzigen Position entfernen wollen, wird sie versuchen wollen, uns auf jeden Fall zu entkommen. Wenn ich sie mit meinem Transporter erfassen und sie in meinen Frachtraum beamen wollen würde, dann würde sie den Bluff sicher durchschauen, weil mein Frachtraum viel zu klein für den Kometen ist, in den sie sich jetzt verwandelt hat. Aber bei der Electronica sehe das schon anders aus.“

Shimar ließ die Worte seines Schiffes eine Weile lang auf sich wirken. Dann sagte er: „Das ist ein verdammt guter Plan, IDUSA! Stell mich noch mal an Time durch! Ich möchte gern wissen, was er davon hält.“ „In Ordnung, Shimar.“, sagte das Schiff.

Der Avatar wich vor Shimars geistigem Auge einen Schritt zurück, um dem Bild des Terraners Raum zu geben. Dann hörten Shimar und Kairon seine Stimme: „Was gibt es, Shimar?“ „Mein Schiff hat einen Plan.“, antwortete Shimar. „Sie meint, wir könnten vielleicht etwas erreichen, wenn wir Tolea vormachten, dass Sie den Kometen, der sie jetzt ist, in Ihren Frachtraum beamen wollen. Das würde ihr sicher nicht gefallen und IDUSA denkt, sie würde dann versuchen wollen, uns zu entkommen. Das würde auch bedeuten, dass sie dieses Sonnensystem verlassen würde. Dann hätten die Siedler Ruhe und wir Zeit, sie vielleicht dazu zu bringen, sich wieder zurück zu verwandeln, damit wir ihr helfen können.“ „Das klingt sehr vielversprechend.“, sagte Time. „Genauso machen wir’s! Ich werde hier alle Vorbereitungen treffen. Aber du solltest auch schleunigst wieder starten! Es sei denn, du wolltest auch mit.“ „Oh nein.“, sagte Shimar. „Das Angebot klingt zwar recht vielversprechend, aber IDUSA fliegt glaube ich lieber mit dem eigenen Antrieb. Aber das muss ja nichts bedeuten.“ „Das muss es wirklich nicht.“, sagte Time. „Ich mag es auch nicht, wenn noch so viele Fragen offen bleiben. Wie wäre es, wenn wir uns, vorausgesetzt der Plan klappt, alle hier auf der Electronica in der Offiziersmesse treffen und die Daten zusammen durchgehen?“ „Das würde mir sehr gefallen.“, sagte Shimar und auch Kairon nickte zustimmend. Dann beendete Shimar die Verbindung.

Er gab seinem Schiff die zum Start notwendigen Gedankenbefehle, die von IDUSA auch gleich ausgeführt wurden. „Mich wundert, dass meine Schwester den Schleier fallen gelassen hat.“, sagte Kairon. „Ich meine, sie musste doch davon ausgehen, dass wir dann mit Time reden. Ich hoffe ja nicht, dass sie ihn so genau beobachtet hat, wie sie es bei uns getan hat. Wenn das nämlich der Fall sein sollte, dann können wir unseren Plan wahrscheinlich vergessen!“ „Na, na!“, sagte Shimar. „Warum gleich so negativ? Ich kann dir sagen, warum sie den Schleier fallengelassen hat. Sie hat wohl gehofft, dass Time mir eine solche Moralpredigt hält, dass ich nichts Besseres zu tun weiß, als so schnell wie möglich eine heiße Spule zu fliegen und mich vom Acker zu machen. Aber da hat sie sich geschnitten!“ „Die Situation kann sich aber immer noch zu unserem Nachteil entwickeln.“, sagte Kairon. „Meine Schwester ist auch nicht dumm. Was ist, wenn …“

Er konnte nicht weiterreden, denn im gleichen Moment sahen beide das alarmierte Gesicht des Schiffsavatars. „Gentlemen, es ist etwas passiert!“, wendete sich IDUSA an beide. Dann zeigte sie ihnen einige medizinische Werte und eine Grafik. „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Shimar, der sich jetzt wohl wünschte, dass sie mit Ishan Kontakt aufnehmen könnten. Da IDUSAs interdimensionale Kommunikationseinrichtungen aber nach wie vor beschädigt waren, war dies nicht möglich. „Diese Werte...“, erklärte das Schiff. „...gehören Tolea. Ihre neuralen Werte haben sich rapide verschlechtert! Ich führe dies auf die massive mentale Anstrengung zurück, die sie vollbringen musste, um sich gegen uns zur Wehr zu setzen.“ Als Mächtige ist dies zwar sicher sehr selten, da deren Telepathiezentren eigentlich über eine schier endlose Kapazität zu verfügen scheinen, aber das scheint auch nur so. Es gibt sogar einen historischen Beweis in meiner Datenbank, den ich Ihnen gern vorlegen würde.“

Während Shimar IDUSA zugehört hatte, war Kairon damit beschäftigt gewesen, auf seine Art herauszufinden, wie es um Tolea stand und ob IDUSAs Analyse tatsächlich der Wahrheit entsprach. Dazu konzentrierte er sich auf den Geist seiner Schwester und visualisierte sich selbst, wie er neben ihr stand und sie beobachtete.

Plötzlich verzog er schmerzvoll das Gesicht und gab einen gequälten Laut von sich. Erst jetzt wurde Shimar auf ihn aufmerksam. „Was ist los?!“, fragte er alarmiert. „Sie hat Recht!“, stieß Kairon hervor. „Dein Schiff hat Recht. Tolea hat ihr Zentrum total überfordert! Es wird sich erholen, aber das wird dauern! Es ist sogar so schlimm, dass sie sich nicht allein zurückverwandeln kann, fürchte ich!“ „IDUSA, gib das an die Electronica weiter!“, befahl Shimar.

Auf Times Schiff hatte Cenda im Maschinenraum genaue Order bekommen, Tolea zwar mit dem Transporter zu erfassen, sie aber noch nicht in den extra dafür ausgeräumten Frachtraum zu beamen. Das erneute Piepen der Sprechanlage überraschte sie daher sehr. Am anderen Ende der Verbindung war Time. „Was gibt’s denn, Sir?“, fragte die Ingenieurin flapsig, wie es ihre Art als Celsianerin war. „Techniker, der Plan hat sich geändert. Sie müssen auf jeden Fall versuchen, den Kometen an Bord zu beamen! Haben Sie mich verstanden?!“ „Das habe ich, Sir.“, sagte Cenda. „Sie waren ja schließlich deutlich genug. Aber was is’ los? Ich dachte, wir wollten sie nur bluffen!“ „Nein, Cenda.“, sagte Time. „Sie ist mental zu erschöpft, um sich länger zu wehren oder gar sich zurück zu verwandeln, sagen Kairon und Shimar. Wir müssen ihr helfen!“ „Verstanden, Sir.“, sagte die Chefingenieurin. Dann wandte sie sich ihrem Assistenten zu, der bis jetzt seine Zeit damit verbracht hatte, Shorna beim Neustart ihres Arbeitsplatzes bei laufendem Netzwerk aus der Ferne über die Sprechanlage behilflich zu sein. Bei laufendem Betrieb der restlichen Schiffssysteme gab es da nämlich einiges, das berücksichtigt werden musste. „Switcher.“, sagte sie. „Wenn Sie mit Shorna fertig sind, dann übernehmen Sie die routinemäßige Überwachung der Schiffssysteme! Ich muss an den Transporter und ’ne verzauberte Q einfangen!“ Sie grinste bei ihrem letzten Satz. „Aye, Madam.“, nickte der Androide und tauschte den Arbeitsplatz mit ihr. Shornas Problem hatte er längst gemeinsam mit ihr lösen können.

Sensora war damit beschäftigt, dem Kometen auf seiner Bahn mit dem Schiff zu folgen. Tolea hatte durchaus bemerkt, dass Cenda sie mit dem Transporter zu erfassen versuchte und war nun dabei Haken zu schlagen und ihr dies durch Manöver in alle Richtungen sehr stark zu erschweren. Sie wollte auf keinen Fall eingefangen werden! Dann hätte sie ja mit Sicherheit ihren Plan, sich zu töten, nicht mehr ausführen können.

Time hatte von seiner Pilotin ihren Zwischenbericht angefordert: „Wie sieht es aus, Allrounder?“ „Tolea hat das Sonnensystem verlassen, Sir.“, sagte die Androidin. Sie schlägt Haken und verändert ihre Flughöhe. Deshalb müssen auch wir einen solchen Holperflug hinlegen. Bitte verzeihen Sie das, Sir.“ „Ist schon gut, Sensora.“, sagte Time. Ich bin sicher, Sie werden alles tun, das in ihrer Macht steht, um Cenda eine stabile Transportererfassung zu ermöglichen. Wenn dazugehört, dass wir etwas durchgeschüttelt werden, nehme ich das gern in Kauf.“ „In Ordnung, Commander.“, antwortete Sensora, die gerade sah, wie Tolea erst verlangsamte, um dann fast einen Warpsprung zu vollführen, um dann wieder hart auf Impuls abzubremsen. Sensora aber ließ die Electronica diesem Manöver mit Leichtigkeit folgen. Sie hatte das Schiff auf Handsteuerung geflogen, weil es ihr so leichter fiel, mit Tolea mitzuhalten. So konnte sie schneller und fließender reagieren, als wenn sie immer erst einen festen Kurs eingeben musste.

Durch das plötzliche Bremsmanöver des Schiffes, das Sensora nur mit Hilfe der Schubumkehr erreichen konnte, wurde Times Kopf leicht gegen die Konsole gestoßen, vor der er saß. „Es tut mir leid, Sir.“, sagte Sensora erneut, um sich zu entschuldigen. „Ach, das ist nicht schlimm, Sensora.“, sagte der Kommandant. „Sie können ja nichts dafür, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe, mein Sicherheitskraftfeld zu aktivieren.“ Lässig drückte er auf einen Knopf an der Lehne seines Sessels, woraufhin sich ein Kraftfeld vor ihm aufbaute, das ihn vor weiteren Stößen schützen sollte. So weit war ich schon vor Stunden, Sir, bei allem Respekt.“, grinste ihm Shorna von ihrem Arbeitsplatz aus zu. „Das dachte ich mir schon, Warrior.“, sagte Time. „So gewissenhaft wie Sie sind.“

Erneut versuchte Tolea, die Electronica durch ein schnelles Wendemanöver abzuschütteln, was ihr aber nicht gelang, da Sensora das Schiff an ihr kleben ließ wie eine Fliege an einem Honigbrot. „So ist es richtig, Sensora.“, sagte Time ruhig. „Immer schön mitgehen.“

Da Tolea sich jetzt wieder dem Sonnensystem näherte, war auch Caroline die Situation nicht entgangen. Aus einem Versteck heraus hatten sie und ihre Leute das ganze Geschehen beobachtet. Sie hatte die Gelegenheit erkannt, wieder etwas an ihrem Ruf zu arbeiten. Als hitzköpfige Revolverheldin, als die man sie jetzt offensichtlich sah, wollte sie auf keinen Fall in die Köpfe dieser Sternenflottenoffiziere und in die Geschichte eingehen. Sie erkannte aber eine Möglichkeit, dies auf eine Weise zu ändern, die man ihr wohl auch nicht zugetraut hätte.

Sie nahm einige Eingaben im System ihres Schiffes vor. Dann zeigte der Computer ihr genau die Position der Electronica in Relation zu der ihres eigenen Schiffes und zu der Toleas. Außerdem auch die Position von Shimar und die ihrer eigenen Schiffe. „Das könnte klappen.“, sagte sie zu sich und befahl dem Computer dann: „Computer, Eine Sammelverbindung mit der Electronica, dem tindaranischen Rufzeichen in Reichweite und unseren Schiffen aufbauen!“

Ein Signal kündete von der Ausführung des Befehls. Dann sah Caroline in eine Menge Gesichter auf dem Bildschirm. „Passt alle gut auf!“, sagte sie. „Wir werden die gute Tolea jetzt etwas überraschen, dass ihr Hören und Sehen vergeht. Ich bin die Einzige, die sich gleich bewegen wird, klar?! Alle anderen halten ihre Position!“ Sie beendete die Verbindung, um sich dann an ihr Schiff zu wenden: „OK, Mädchen. Hoffentlich lässt mich dein altersschwacher Antrieb jetzt nicht im Stich!“

Sie drückte das Schiff herunter und beschleunigte es gleichzeitig von einem halben auf einen vollen Impuls. Bald war sie unter dem Kometen verschwunden.

Kairon und Shimar hatten das an Bord von IDUSA durchaus ebenfalls gesehen. „Was hat sie denn vor?!“, fragte der Mächtige alarmiert. „Das weiß ich auch nicht.“, sagte Shimar. „Aber wer sich traut, unter einen Kometen zu fliegen, der hat schon Mut. Von einer Zivilistin allerdings hätte ich das nicht erwartet. Offensichtlich muss ich mich korrigieren, jetzt wo ich sie gesehen habe. Sie scheint zwar keine ausgebildete Soldatin zu sein, aber sie hat den Mut von einer. Ach was sage ich! Mindestens von zweien!“

IDUSA zeigte sich beiden über den Neurokoppler. „Gentlemen!“, sagte sie. „Ich denke, ich weiß, was Caroline Hansson vorhat. Ich habe ihren momentanen Kurs verlängert. Das hat mich zu dem Schluss gebracht, dass sie wahrscheinlich hinter Tolea wieder auftauchen will und sie somit erschrecken und in die Enge treiben möchte. Vielleicht kann Techniker Cenda dies dann ausnutzen.“ Sie zeigte beiden eine Simulation. „Oh bei allen Göttern!“, entfuhr es Shimar. „Was ist?!“, fragte Kairon. „Würdest du dir das etwa nicht zutrauen?“ „Doch.“, sagte der tindaranische Pilot. Aber meine Flugausbildung ist militärisch. Da gehören diese Art Manöver dazu. Aber in einer zivilen Ausbildung sind sie normalerweise nicht vorgesehen. IDUSA, was immer auch geschieht, halt Sensorkontakt zu ihr! Vielleicht müssen wir ihr helfen!“ „Den Kontakt habe ich leider bereits verloren, Shimar.“, sagte das tindaranische Schiff nüchtern. „Da der Komet auch extreme Sensorschatten produziert, werde ich ihn auch nicht so schnell wiederfinden können. Ich muss meine Systeme erst anpassen.“ „Dann tu das.“, sagte Shimar aufgeregt. „Kann sie unter solchen Umständen unter dem Kometen überhaupt fliegen?“, fragte Kairon. „Ich meine, Sie müsste ja die gleichen Probleme haben wie wir.“ „Theoretisch kann sie das.“, sagte Shimar. „Wenn sie die Sensoren offline schaltet und auf Sicht fliegt. Sie muss ja nur den Rand des Kometen im Auge behalten, zu dem sie will. Das lernen wir, aber unter dem Kometen ist es sehr finster und das ist es im All ja sowieso. Die Wahrscheinlichkeit ist bei Zivilisten sehr hoch, dass sie in Panik geraten. Wenn sie das Schiff in ihrer Angst dann zu früh hochzieht, wird sie mit dem Kometen kollidieren. Das wäre ihr Ende!“ „Warte!“, sagte Kairon, der sich offensichtlich im Augenblick sehr nutzlos vorkam. „Lass mich herausfinden, ob sie überhaupt Angst hat! Du musst IDUSA steuern. Du hast keine Kapazitäten für telepathische Experimente. Aber ich schon!“ „Also gut, Kairon.“, sagte Shimar. „Wenn ich Angst bei ihr spüren sollte.“, sagte der Mächtige. Dann werde ich sie tilgen.“ „OK.“, nickte der Tindaraner.

Auch auf der Electronica hatte man Carolines Manöver mit starkem Argwohn zur Kenntnis genommen. Aus den gleichen Gründen, die Shimar bereits angeführt hatte, wussten auch Time und seine Leute, dass dies nicht ungefährlich war. „Verdammt!“, sagte Time. „Das ist Selbstmord! Sensora, Rufen Sie Miss Hansson. Übermitteln Sie irgendeine Art von stetigem Signal. Ich möchte, dass sie etwas hat, woran sie sich im Notfall orientieren kann!“

Sensora nickte und begann damit, das Gerät zu programmieren. Dann aber musste sie dieses Vorhaben abrupt abbrechen. „Miss Hansson scheint gerade selbst mit jemandem zu sprechen, Commander.“, meldete sie. „Solange diese Verbindung besteht, kann ich nichts tun.“ „Verflucht, verflucht, verflucht!“, schimpfte Time und zog die Stirn kraus. Das tat er meistens, wenn er überlegte.

Dass Caroline zur gleichen Zeit tatsächlich in einem Gespräch war, sollte sich dann auch schnell bestätigen. Einer ihrer Leute war ihr nämlich gefolgt. Es handelte sich um einen etwa 30-jährigen Mann mit kühlem norddeutschem Aussehen. Er flog ebenfalls ein Shuttle und war ca. 1,90 m groß, vollschlank und hatte einen hanseatisch anmutenden Ausdruck in seinem sehr bärtigen Gesicht, dessen Haut leicht bräunlich schimmerte, als sei sie von Seeluft und harter Arbeit leicht gegerbt. Er hatte rotbraunes Haar und trug einen schwarzen Hosenanzug, Dazu trug er Gummistiefel.

„Hein!“, rief Caroline aus, als sie ihn auf dem Bildschirm ihres Sprechgerätes erkannt hatte. Nachdem sie festgestellt hatte, dass ihr jemand gefolgt war, hatte sie dem Computer sofort befohlen, eine Verbindung zu dem Schiff herzustellen. „Ich hatte doch gesagt, dass mir keiner folgen soll! Wenn ich sage keiner, dann meine ich auch keiner! Ist das jetzt auch für dich klar?!“ „Nun reg dich doch nicht gleich so auf, Caroline.“, sagte er ruhig und gelassen mit einem starken ostfriesischen Akzent in seinem Englisch. „Ich bleibe ja auch hier. Nur ist mir aufgefallen, dass du, die Electronica und der Tindaraner nur zu dritt seid. Jemand sollte den Ring schließen. Meinst du nicht auch?“

Caroline war ins Nachdenken gekommen. Sicher war an dem, was er gerade gesagt hatte, einiges dran. Tatsächlich hatte sie, wenn sie genau überlegte, wirklich außer Acht gelassen, dass es da noch eine Öffnung gab, durch die Tolea hätte entkommen können. Zwar konnte sie sich ja auch nach oben und unten bewegen, aber dann konnte ihr der Ring aus Schiffen ja auch folgen, wenn er erst einmal geschlossen war. Dann konnte er auch so eng gezogen werden, dass Tolea keine Wahl hatte, als Cenda quasi direkt in die Arme, beziehungsweise in den Transporter zu fliegen.

Sie nahm das Gespräch mit ihrem Freund und Nachbarn wieder auf: „Also gut, Hein.“, sagte sie. „Du bleibst hier und ich gehe dann mal auf Tauchstation. Warte, bis ich auf der anderen Seite bin. Wenn du von mir ein Signal bekommst, fliegst du so nah wie möglich an den Kometen heran.“ „Geht klar, Caroline!“, sagte Hein schmissig und setzte den Ankerstrahl seines Schiffes, was für Caroline auch das Signal war, ihren Flug fortzusetzen.

Kairon hatte sich vorsichtig in Carolines Geist vorgetastet. Er wusste zwar, dass sie, als Nicht-Telepathin, ihn wahrscheinlich noch nicht einmal bemerken würde, dennoch wollte er nicht zur Quelle von Angst werden, wo eigentlich gar keine war. „Das glaube ich jetzt nicht, Shimar.“, sagte er. „Sie hat keine Angst! Sie hat einfach keine Angst! Entweder weiß sie gar nicht, was ihr blüht, oder sie ist wirklich mutiger und besonnener, als wir alle dachten.“ „Das kannst du doch wohl am ehesten herausfinden, Kairon.“, sagte Shimar. „Das stimmt.“, sagte der Mächtige. „Aber was ich sehe, irritiert mich doch sehr.“ „Na ja.“, sagte Shimar. „Vielleicht müssen ja nicht alle Zivilisten und alle Sterblichen von uns bemuttert werden.“ „Na schön.“, sagte der Mächtige Irritiert. „Dann werde ich das wohl erst mal als Erklärung akzeptieren müssen.“

Carolines Schiff hatte den hinteren Rand des Kometen passiert. Kaum war das Heck auch unter ihm hindurchgeglitten, riss sie das Schiff nach oben, so dass es unvermittelt auftauchte. Jedenfalls unvermittelt genug für Tolea, die verwirrt und erschrocken ihre Manöver unterbrach. Dann schoss Caroline dreimal mit dem Phaser ins Leere. Hein, der das als Signal erkannte, schloss den Ring um Tolea, was Cenda schlussendlich eine stabile Transportererfassung ermöglichte. Sofort beamte sie Tolea in den Frachtraum. Dann aktivierte sie die Sprechanlage: „Brücke, wir haben Tolea!“ „Gute Arbeit, Techniker!“, kam es erleichtert von Time zurück. „Oh das war sicher nicht allein mein Verdienst.“, sagte Cenda bescheiden. „Das weiß ich.“, sagte Time. „Wie es aussieht, werden wir uns noch bei ein paar Leuten mehr bedanken müssen.“

Erst jetzt hatte Time auch Carolines Schiff wieder auf den Sensoren der Electronica und somit auch auf dem Bildschirm gesehen. „Also gut, Allrounder.“, sagte er. „Geben Sie mir alle, die an dieser Sache beteiligt waren. Ich denke, da ist ein dickes Dankeschön fällig.“ „Wie Sie wünschen, Commander.“, sagte Sensora und befahl dem Computer, alle Rufzeichen anzusprechen, die sich jetzt in unmittelbarer Nähe der Electronica befanden. Da sich unter diesen Rufzeichen auch das von Hein befand, waren Shimar, Kairon und Time zunächst etwas irritiert über das fremde Gesicht. Da der Fremde aber zivile Kleidung trug, war ihnen sehr schnell klar, dass es sich um einen von Carolines Leuten handeln musste.

Time nahm das Gespräch auf: „Miss Hansson.“, sagte er. „Sie haben uns da ja einen gehörigen Schrecken eingejagt. Wir hätten alle nicht gedacht, dass Sie das schaffen würden. Ach, würden Sie uns vielleicht bitte allen Ihren Partner vorstellen?“ „Das dachte ich mir schon, dass sie so etwas einer Zivilistin wohl kaum zugetraut hätten, Commander.“, sagte Hansson. „Aber am wenigsten hat wohl Tolea damit gerechnet und das ist alles was zählt. Und das hier ist übrigens Hein Schmitt. Ohne seine Hilfe hätten wir das bestimmt nicht hingekriegt.“ „Dann auch Ihnen vielen Dank, Mr. Schmitt.“, sagte Time. „Och, Commander.“, sagte Hein. „Warum denn so förmlich. „Nennen Sie mich Hein.“ „Also gut, Hein.“, sagte Time. „Aber was halten Sie und Ihre …“, er suchte nach dem richtigen Wort: „Anführerin davon, wenn wir uns alle in der Offiziersmesse meines Schiffes treffen und die Daten durchgehen, die wir haben. Das dürfte sicher einige Rätsel lösen.“ Alle nickten. „Also gut.“, sagte Time. „Dann wird Sensora Sie gleich alle einzeln an freie Andockplätze weisen und wir treffen uns dann. Ich hole alle persönlich ab. Cenda wird sich um die Schiffe kümmern, falls es da was zu reparieren gibt.“ Alle erklärten sich einverstanden und die Konferenzschaltung wurde beendet.

Kairon kam immer noch nicht darüber hinweg, dass Caroline offenbar keine Angst gezeigt hatte. „Wow.“, sagte er. Die Frau ist ganz schön mutig für eine Sterbliche. Ich freue mich schon darauf, sie gleich kennen zu lernen.“ „Das klingt ja, als wärst du verliebt!“, grinste Shimar ihn an, während er IDUSA an einen freien Andockplatz manövrierte, den Sensora ihm per Positionslicht zuwies. „Ich denke aber.“, sagte IDUSA. „Kairon wird nicht der einzige sein, der sich freut. Wenn sich Techniker Cenda persönlich um mich kümmern wird, dann wird das für mich wie Wellness pur sein.“ „Ganz deiner Meinung.“, grinste Shimar und deaktivierte ihren Antrieb, nachdem sie festgemacht hatten. Dann wandte er sich Kairon zu: „Komm mit, du verliebter Kater!“ Kairon gab ein leises: „Miau.“, von sich und folgte seinem Freund grinsend.

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