- Schriftgröße +

 

Yetron und Time hatten sich auf der Electronica in ein stilles Eckchen der Offiziersmesse zurückgezogen. Hier wollten sie jetzt in aller Ruhe über die Daten sprechen, die der erste Offizier inzwischen im Rahmen seiner Ermittlungen zusammengetragen hatte. „Offensichtlich.“, sagte der Demetaner und zeigte auf ein Pad, das er in seiner Hand hielt. „Stehen wir mal wieder vor einer riesigen Katastrophe.“ „Ach Agent.“, sagte Time und gähnte ihn fast gelangweilt an. „Da standen wir doch schon öfter und wir haben sie immer wieder gemeistert, nicht wahr? Das Schicksal muss sich schon etwas Besseres einfallen lassen, um mich noch in Panik zu versetzen.“ „Bei allem Respekt, Sir.“, sagte Yetron ruhig. „Ich finde Ihre letzte Äußerung etwas leichtfertig. Die Situationen, in denen wir bisher die Kastanien für alle Dimensionen aus dem Feuer geholt haben, mögen sich zwar ähnlich sein, aber sie sind im Detail doch sehr verschieden. Wenn es zu glatt läuft, neigen viele dazu, immer gleiche Maßstäbe für verschiedene Situationen anzulegen. Ich darf sie daran erinnern, dass auch der Feind in gewissem Maße lernfähig ist.“

Time lachte ihn an. „Sytania und lernfähig?“, fragte er dann. „Wie kommen Sie denn auf das schmale Brett, Agent. Das würde doch zunächst einmal bedeuten, dass sie ihre Fehler einsehen muss und das verbietet ihr schon ihr riesiges Ego, über das sie aber auch immer wieder stolpert. Oh nein, Agent. Daran glaube ich nicht.“ „Sir, meine Ermittlungen haben ergeben, dass Sytania offensichtlich nicht die Drahtzieherin dieser Katastrophe sein wird. Sie ist nur eine Mitläuferin, die ihre Chance erkannt hat und auf den fahrenden Zug sozusagen aufgesprungen ist.“, sagte der demetanische Agent. „Wie kommen Sie darauf, Agent?“, fragte Time. „Aus den Daten geht hervor.“, sagte Yetron. „Dass die Initiative offensichtlich von Valora, der Leitstute der Einhörner, ausgegangen ist. Etwas hat sie und ihren langjährigen Partner Invictus offenbar entzweit. Die Einhörner sind Verwandte der Quellenwesen. Wie diese auch sind sie pandimensionale Existenzen, die nur das Aussehen von Einhörnern gewählt haben, um sich den Gegebenheiten im Dunklen Imperium besser anpassen zu können. Sie sind viel mächtiger als Logar oder Sytania. Wenn sich also bei ihnen etwas verschiebt, werden die Konsequenzen ungleich heftiger sein.“ „Ist mir klar, Agent.“, sagte Time geplättet. „Aber was genau ist da passiert?“ „Das geht aus den Daten nicht wirklich hervor.“, sagte Yetron. „Aber ich kann mir etwas denken. Deshalb habe ich auch Daten zu Rate gezogen, die eigentlich nicht zu diesem Fall gehören. Die Datenbank der Sternenflotte hat aber bestätigt, dass es wohl nicht nur einen Ausrutscher des Hengstes mit einer sterblichen Stute gegeben hat, aus dem ein Fohlen hervorgegangen ist. Es gibt einen Bericht meiner Kollegin, Agent Sedrin Taleris-Huxley, in welchem sie einen Einsatz beschreibt, in dem sie der gemeinsamen Tochter von Invictus und Kipana, Logars liebstem Schlachtross, gemeinsam mit Allrounder Scott das Leben gerettet hat, als Sytanias Schergen es entweder in ihren Besitz bringen, oder durch die primitiven Umstände im 21. Jahrhundert hätten umkommen lassen wollen.“ „Moment mal, Yetron.“, sagte Time. Wir wissen, dass Kipana und Invictus einen Sohn …“ „Offensichtlich wird er kein Einzelkind bleiben.“, sagte Yetron. „Es gibt keine schlüssige Theorie, warum Invictus sich immer wieder mit Sterblichen einlässt. Zur Vermehrung seiner Macht kann das nicht beitragen, weil die Chance nur 50 zu 50 beträgt, dass seine Kräfte vererbt werden. Aber trotzdem könnte das ein Motiv für Valora sein, sehr eifersüchtig zu werden.“ „Aber als Mächtige müsste sie doch genau wissen, was das für Konsequenzen hätte, wenn sie ihrem Partner so einfach den Krieg erklären würde.“, wandte Time ein. „Dazu müsste sie doch vernünftig genug sein.“ „Unterschätzen Sie niemals die Rache einer eifersüchtigen Frau, Commander.“, sagte Yetron. „Auch wenn sie noch so mächtig und weise daherkommen mag. Im Grunde sind auch die Quellenwesen nur Wesen und vielleicht gar nicht unfehlbar. Demetanische Theoretiker gehen schon lange davon aus, dass es so etwas wie Unfehlbarkeit gar nicht gibt. Wenn es das gäbe, dann müsste ja niemand mehr mit einem anderen zusammenarbeiten, indem der eine den anderen auf dessen Fehlverhalten aufmerksam macht. Ohne Fehler gebe es also auch kein Lernen und somit keine Entwicklung. Das ist in der Natur nicht vorgesehen. Auch die Evolution geht immer weiter. Die Natur lässt keinen Stillstand zu. Alles ist ständigen Bewegungen unterworfen. Das bedeutet eine ständige Notwendigkeit der Anpassung. Unfehlbarkeit wäre völlig entgegen dieser Mechanismen und würde dann irgendwann aus dem Raster fallen, weil sie auch keine Flexibilität bedeuten würde.“ „Wollen Sie mir damit etwa sagen, noch nicht einmal Ihre Göttin, Mutter Schicksal, sei unfehlbar?“, fragte Time verwirrt. „Korrekt.“, sagte Yetron ruhig und sehr sachlich. Time schaute ihn bedient an. Es war ihm gerade so vorgekommen, als spräche er mit Mr. Spock persönlich. „Sie haben gerade wie ein Vulkanier geklungen.“, sagte Time. „Das kann sein.“, sagte Yetron. „Wir Demetaner können sehr gefühlvoll, aber auch sehr vernünftig sein, Sir. Das wissen Sie. Aber ich denke, dass ich auch weiß, was Sie tatsächlich gerade so irritiert hat, nämlich die Tatsache, dass wir an eine offensichtlich fehlbare Göttin glauben. Damit soll nur deutlich gemacht werden, dass Mutter Schicksal flexibler ist als der Gott, an den offensichtlich viele auf Ihrem Planeten glauben. Sie würde sich den neuen Bedingungen ihrer offensichtlich dynamischen, weil beweglichen, Schöpfung einfach anpassen, aber das bedeutet auch, dass überkommene Theorien und Denkweisen über den Haufen geworfen werden müssen und auch dürfen, was in Ihrem Volk im Zusammenhang mit Glaubensfragen oft immer noch sehr schwierig zu sein scheint, obwohl die Wissenschaft Sie eines Besseren belehrt hat.“ „Das mag wahr sein.“, sagte Time. „Aber wir schweifen ab. Was war noch mal der Ursprung unserer Diskussion?“ „Ich hatte gesagt.“, sagte Yetron. „Dass niemand den Grund kennt, aus dem sich Invictus immer wieder mit Sterblichen einlässt. „Es gibt dazu allerdings eine sehr wahrscheinliche Theorie von Allrounder Scott. Da sie in ihrer Freizeit Verhaltensforschung betreibt und ein Mitglied des Außenteams war, welches das Fohlen gerettet hat, wurden ihre Ideen vom Wissenschaftsrat zugelassen. Ihre Theorie besagt, dass Invictus auf irgendeinen gefährlichen Trend reagiert, den wir zwar noch nicht zu Gesicht bekommen haben, der sich aber vielleicht in seiner Heimat bereits abzeichnet.“ „Hören Sie auf, wie eine Katze um den heißen Brei zu schleichen, Agent!“, sagte Time mürrisch. „Ich bin sicher, so rätselhaft steht das da nicht.“ „Das ist korrekt.“, sagte Yetron. „Scott geht davon aus, dass, wenn sich Mächtige nur immer unter Mächtigen vermehren, sie irgendwann jegliches Maß verlieren. Soll heißen, dass sie dann so weit weg vom Rest sind, dass sie uns Sterbliche nur noch als Schachfiguren in ihren eigenen Spielen sehen, ohne auf uns Rücksicht zu nehmen. Das beste Beispiel dafür ist Sytania.“ „Das stimmt.“, sagte Time. „Und stellen Sie sich mal vor, sie würde eines Tages gewinnen. Dann würde hier alles zusammenbrechen!“ Wieder nickte Yetron. „Scott glaubt.“, erklärte Yetron weiter: „Dass Invictus also, um seine Kinder daran zu erinnern, eine Spur Verwundbarkeit in seine Familie einfließen lassen will.“ „Wenn das stimmt.“, sagte Time. „Dann frage ich mich, warum Valora das nicht einsieht. Ich meine, sie ist doch auch ein weises mächtiges Wesen. Warum?“ „Ich denke, wir müssen aufhören, Weisheit und Macht in einem Atemzug zu nennen und in einen Topf zu werfen, Sir.“, sagte der Demetaner. „Die ständigen Kämpfe mit Sytania sollten uns eines Besseren belehrt haben, finde ich. Zu viel Macht macht arrogant und Arroganz macht eher dumm. Zumindest führt sie zu dummen Handlungen. Sie frisst genauso gern Hirn wie die Gier.“ „Offensichtlich.“, sagte Time. „Wir werden wohl über all dies die Präsidentin in Kenntnis setzen müssen.“, sagte Yetron. „Ja.“, sagte Time. „Desbezüglich haben wir ja eindeutige Befehle. Oh, Agent. Wir haben schon ein extremes Schicksal. Sie schicken uns los, um einen Kometen zu erforschen und seine Bedrohung abzuschätzen, um ihn gegebenenfalls zu zerstören und wir geraten in das hier. Wenn ich nur wüsste, bei wem ich mich darüber beschweren soll.“ Bei seinem letzten Satz grinste er. Yetron sah ihn nur an und zuckte mit den Schultern.

Der amerikanische Commander war angesichts ihrer Diskussion so fertig, dass er sich erst einmal einen Kaffee replizieren musste. Er ging also zum nahegelegenen Replikator und ließ sich von ihm einen Milchkaffee servieren. Dann kehrte er wieder zu Yetron an ihren abgeschiedenen Tisch zurück.

„Ich nehme an.“, sagte er. „In Ihrer Schöpfungsgeschichte war dann auch nicht nach sieben Tagen alles gut.“ „Sehr gut, Commander!“, lobte Yetron. „Und sie ist auch jetzt noch nicht zu Ende. Genauer wird sie so lange weitergehen, wie es Leben und Sterben gibt.“ „Warten Sie mal.“, sagte Time und zog an seinem Strohhalm. Dabei begann er zu lächeln. „Das würde ja bedeuten, wir wären noch immer mittendrin!“ Yetron nickte erfreut.

Peter setzte seine Tasse ab. Dann sagte er mit ebenfalls sehr erfreutem Ausdruck: „Das ist ja großartig!“ „Das ist es.“, bestätigte Yetron ruhig. „Und das Großartigste daran ist meiner Meinung nach, dass wir immer wieder lernen dürfen, denn der Prozess der Anpassung ist auch immer ein Prozess des Lernens. Lernen zu dürfen halte ich für das höchste Gut im Universum, Commander. Das tun übrigens die Meisten aus meinem Volk.“ „Das dachte ich mir, Agent.“, sagte Time. „Ich wette, deshalb sind Sie auch Ermittler geworden.“ „Das ist korrekt, Sir.“, sagte Yetron.

Time nahm sein Getränk wieder auf und sagte, während er den Strohhalm gleich einer Zigarre in den rechten Mundwinkel schob: „Schauen wir mal, ob ich Sie richtig verstanden habe, Agent. Also. Bleiben wir mal auf meinem Planeten. Ich glaube, dann ist es für mich einfacher. Das Ende des Neandertalers hat dem Homosapiens Raum gegeben und das Ende des Homosapiens wird einer anderen Spezies Raum geben und so geht es fort.“ „Genau.“, sagte Yetron. „Ich kann allerdings auch erklären, warum Ihre Spezies eine Zeit lang geglaubt hat, dass das Ende der Fahnenstange bereits erreicht sei und sie die endgültige Krone wären. Eine endgültige Krone wird es meiner Ansicht nach ja sowieso nicht geben. Sie wissen ja, warum. Aber Ihre Vorfahren lebten zu sehr im Hier und jetzt, um das zu begreifen, was wir heute als selbstverständlich ansehen. Als diese religiösen Bücher geschrieben wurden, die dies proklamierten, steckte Ihre Spezies noch in den Kinderschuhen. Ihre Gehirne waren noch nicht in der Lage, solche komplexen Zusammenhänge zu verarbeiten. Sie würden ja einem gerade erst geborenen Säugling auch keinen Vorwurf darüber machen, dass er sich noch nicht in vollständigen Sätzen ausdrücken kann, geschweige denn, sich Gedanken über seine berufliche Laufbahn gemacht hat.“ „Na Holla die Waldfee!“, sagte Time. „Das sind aber ganz schön große Schritte, über die wir da reden, Mr. Yetron. Das braucht aber viel Zeit!“ „Natürlich braucht es sie.“, sagte der Demetaner wieder sehr ruhig. „Und genau diese Reaktion hatte ich gehofft, bei Ihnen auslösen zu können mit meinen Sätzen, Sir. Aber das zeigt mir auch, dass Sie verstanden haben, worum es mir geht. Noch einmal. Ich habe Verständnis für die Denkweise Ihrer Vorfahren.“ „Das habe ich wohl kapiert.“, sagte Time. „Mir ist klar, dass Sie Verständnis haben. Dass liegt ja bei euch Demetanern so drin. Spock hätte das sicher nur als unlogisch abgeurteilt und sich wieder einmal über die Menschheit mokiert, wie es die meisten Vulkanier, von denen ich gehört habe, oft tun.“ „Das ist eben der Unterschied zwischen meinem Volk und den Vulkaniern.“, sagte der demetanische Agent. „Wir können sehr vernünftig sein, haben uns aber auch die Nähe zu unseren Gefühlen bewahrt. Das bedeutet, wir können Verständnis zeigen für Spezies, die aufgrund ihrer Entwicklungsstufe etwas vorsichtiger behandelt werden müssen, weil für uns nicht nur die kalten Fakten zählen. Wir können eben beides.“ „Hm.“, nickte Time. „Und das können zumindest Sie verdammt gut, Sie Musterbeispiel an demetanischer Tugend.“ Er nahm darauf einen tiefen Schluck aus seiner Tasse.

Shorna hatte mit ihren beiden Begleitern wieder die Offiziersmesse betreten. Time und Yetron waren dessen aus dem Augenwinkel heraus ansichtig geworden. Ihnen war sofort der Gesichtsausdruck ihrer Untergebenen aufgefallen. „Was hat sie?“, fragte Time seinen demetanischen Ersten Offizier, von dem er wusste, dass er selbst in den verfahrensten Situationen Lösungen fand und selbst die kniffligsten Rätsel lösen konnte. „Sie schaut ja, als hätte sie ein Gespenst gesehen.“ Dies war ein Dialog, der sich auf diese oder ähnliche Weise seit Kirks Zeiten immer wieder gern auf den Schiffen der Sternenflotte wiederholt hatte, ob es nun absichtlich oder unabsichtlich geschehen war.

Time stand von seinem Platz auf und winkte Yetron: „Kommen Sie, Agent!“ Dann gingen beide auf die immer noch sehr verwirrt dreinschauende Shorna zu. Time stellte sich sogar so hin, dass sie hätte stark ausweichen müssen, hätte sie an ihm vorbeigehen wollen. Dann fragte er: „Warrior, was ist passiert?! Sie schauen ja, als hätten Sie ein …“ „Vielleicht habe ich das auch, Sir.“, stammelte Shorna, eine Tatsache, die auch ihr selbst sehr unangenehm war. Time hatte dies durchaus bemerkt.

Der Demetaner und er zogen sie vorsichtig mit sich in die Ecke, in der sie auch vorher alles besprochen hatten. Dann sah der Kommandant der Waffenoffizierin ins Gesicht und sagte: „Nun reden Sie schon, Shorna. So schlimm kann es doch wohl nicht gewesen sein, hm?“ „Ich bin verwirrt, Sir.“, gab Shorna zu. „Diesen Zustand mag ich überhaupt nicht!“ „Dann sollten wir dringend etwas dagegen unternehmen. Finden Sie nicht auch?“, fragte Time. „Das würde ich ja gern.“, sagte Shorna. „Wenn ich nur einordnen könnte, was da gerade geschehen ist!“

Yetron schaute seinen Kommandanten an. „Sir, ich schlage vor, dass Sie sich um die beiden Zivilisten kümmern, die jetzt hier so verloren herumstehen wie bestellt und nicht abgeholt. Ich werde versuchen, unseren bedauernswerten Warrior aus ihrer Verwirrung zu befreien. Ich bin ausgebildet, was die Durchführung von Vernehmungen angeht. Ich denke, dass es mir schon gelingen wird, ihre Zunge zu lösen und vor allem jenen gordischen Knoten, den sie anscheinend in ihrem Kopf hat.“ „Also schön, Agent.“, sagte Time und wandte sich ab.

Yetron wies Shorna an, gegenüber ihm Platz zu nehmen. Dann sagte er: „Lassen Sie uns nun einmal versuchen, Klarheit in Ihre Konfusion zu bringen.“ „Wie wollen Sie das denn anstellen, Agent.“, resignierte Shorna. „Nun. Das hängt ganz von Ihnen ab.“, sagte der Agent. „Ich bin nämlich auf Ihre Mithilfe angewiesen. Da ich keine telepathischen Fähigkeiten habe, kann ich Sie nur verbal dirigieren und muss mich somit darauf verlassen, dass Sie mitmachen. Ich denke aber, dass das in Ihrem Interesse liegt. Genesianerinnen mögen es meines Wissens nämlich gar nicht, wenn sie verwirrt sind, weil sie sich dann sehr hilflos und schwach vorkommen. Da ich Ihnen aber anbiete, diesen Konflikt mit meiner Hilfe zu lösen, sollten Sie …“ „Wenn Sie wüssten, wie gut Sie darin sind, Ihr Gegenüber zu manipulieren, Agent.“, fiel ihm Shorna ins Wort. „Was sagt Ihnen, dass ich das nicht wüsste, Warrior?!“, grinste Yetron.

Er holte ein Pad aus seiner Tasche. Yetron war einer der Agenten, die ohne ihr Pad fast nirgendwo hingingen. Dann legte er es zwischen Shorna und sich auf den Tisch, um gleich darauf das sich auf dem Pad befindende Programm für Vernehmungen zu starten und sie zu fragen: „Sind Ihre Personalien noch immer die gleichen?“ „Sicher.“, bestätigte Shorna. Yetron tippte mit dem Finger auf ja, worauf der Rechner des Pads die von Shorna aus vorherigen Vernehmungen bekannten Personalien in das Programm einfügte.

Diesem Prozess hatte Shorna zugesehen. Dann sagte sie: „Ich glaube aber, dass ich nicht wirklich weiß, wo ich beginnen soll, Agent.“ „Das lassen Sie mal meine Sorge sein.“, sagte Yetron. „Es ist im Allgemeinen ohnehin üblich, dass der vernehmende Agent die Fragen stellt und die Zeugin nur antworten muss.“ „Da erzählen Sie mir garantiert nichts Neues, Sir.“, sagte Shorna. „Dann sind wir uns ja einig.“, grinste Yetron.

Shorna lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Das war ja schon mal ein guter Anfang.“, lächelte der demetanische Agent ihr zu. „Und nun möchte ich, dass Sie die Augen schließen und sich vorstellen, dass Sie gerade mit Caroline und Hein diesen Raum verlassen haben. Wohin sind Sie dann zuerst gegangen, Warrior?“ „Wir gingen zur Brücke, Sir.“, sagte Shorna. „Was ist dann passiert?“, fragte Yetron. „Es macht mir gar nichts, wenn Sie mir jedes Detail schildern. Ich denke sogar, dass Ihnen das helfen könnte, sich an bestimmte Dinge besser zu erinnern. Um das zu verbessern, könnten wir auch mit einer Augenbinde arbeiten. Dann müssen Sie nicht immer krampfhaft darauf achten, Ihre Augen geschlossen zu halten. Ich weiß, dass Sie, als genesianische Kriegerin und Waffenoffizierin unseres Schiffes, immer sehr wachsam sind.“ „Ich denke, das wird nicht nötig sein, Sir.“, entgegnete Shorna. „Also gut.“, sagte Yetron. „Machen wir also weiter. Gehen Sie noch einmal in die Situation auf der Brücke zurück, Shorna. Was ist dort zuerst geschehen?“ „Ich bat Sensora, uns zur Illustration einige Bilder auf den Hauptschirm zu stellen, damit Hein und Caroline einen Eindruck von unserer Arbeit bekommen konnten. Das hat sie dann auch getan. Wir haben aber außer Sternen nichts gesehen. Aber das fanden Caroline und Hein wohl so romantisch, dass beide voreinander auf die Knie gefallen sind und sich gegenseitig einen Heiratsantrag gemacht haben. Dann hat mich Caroline gefragt, ob Time Trauungen vornehmen darf, was ich bejaht habe. Dann wollten beide so schnell wie möglich heiraten.“ „Sehr gut, Shorna.“, sagte Yetron. „Öffnen Sie jetzt bitte wieder die Augen und kommen Sie zu uns zurück.“

Shorna öffnete ihre Augen, holte tief Luft und sagte dann: „Ich hoffe, meine Aussage hat Sie zufriedengestellt, Agent.“ „Ob ich zufrieden bin, ist nicht relevant.“, sagte der Demetaner. „Viel wichtiger ist, ob Ihre Worte der Wahrheit entsprechen oder nicht. Ich habe noch nie gehört, dass eine Zeugin verpflichtet sei, auf die Gefühle ihres vernehmenden Agenten Rücksicht zu nehmen. Das wäre mir ganz neu.“ „Was ich gesagt habe.“, sagte Shorna. „Ist die volle Wahrheit!“ „Und was hat Sie dann daran so verwirrt?“, fragte Yetron. „Ich glaube, das war die Tatsache, dass sie einander den Antrag gemacht haben.“, sagte die Waffenoffizierin. „Wissen Sie, an sich ist es üblich, dass ja nur eine Person der anderen …“ „Das ist nicht ganz korrekt.“, sagte Yetron. „Es gibt durchaus Völker, in denen ein gemeinsamer Antrag üblich ist. Die wörtliche Übersetzung des demetanischen Begriffes für Heiratsantrag lautet beispielsweise eigentlich: Verständigung. Das bedeutet, dass sich beide auf Augenhöhe darüber verständigen, miteinander die Ehe einzugehen und nicht einer fragt und der andere quasi vor vollendete Tatsachen gestellt wird und das vielleicht sogar noch in der Öffentlichkeit.“ „Das stimmt.“, sagte Shorna. „Nein zu sagen, könnte sich dann mancher nicht trauen und dann …“ „Genau.“, sagte Yetron. „Und dann. Dann kann, es muss nicht, auch eine ziemlich bedrückende Situation für die Befragte entstehen. Laut einem alten überkommenen Brauch ist es nämlich meistens der Mann, der die Frau befragt. Das kommt noch aus einer Zeit, in der die Ehe vornehmlich eine Versorgungseinrichtung war. Es ist aber in unserer gleichberechtigten Zeit lange nicht mehr zeitgemäß, wie ich ebenfalls finde. Aber ich bin damit offensichtlich nicht allein.“ „Nein, sind Sie garantiert nicht, Sir.“, sagte Shorna. „Caroline und Hein sehen das wohl genauso. Aber noch mal eine andere Frage: Das mit der falschen Übersetzung. Ich meine, hat das irgendein Demetaner schon mal moniert?“ „Durchaus.“, sagte Yetron. „Ich selbst war Leiter einer Initiative, die Firmen, die Universalübersetzer herstellen, mit Unterschriften überschwemmt hat. Sie haben alle versprochen, das beim nächsten Update zu berücksichtigen und das haben sie auch getan.“ „Das ist auch gut so.“, sagte Shorna. „Es ging hier ja nicht nur um ein einfaches Wort, sondern damit wurde ja auch ein wichtiger Teil Ihrer Kultur total falsch dargestellt.“ Der Agent nickte.

„Ich würde sagen, wir gehen jetzt erst mal zu Time zurück.“, sagte Shorna. „Dem müssen wir die Sache ja noch beichten.“ Einverstanden.“, sagte Yetron und stand auf. Auch Shorna tat es ihm gleich. Dann gingen sie zu Commander Time zurück.

Dieser hatte sie bereits erwartungsvoll angesehen, als sie um die Ecke kamen. „Na, wie ist es gelaufen?“, fragte Time neugierig. Yetron stieß Shorna vorsichtig in die Seite, woraufhin sie die Füße zusammenstellte, den Rücken geradebog und salutierend sagte: „Sir, die Waffenoffizierin ist erfreut, Ihnen melden zu dürfen, dass unsere Passagiere sich gegenseitig einen Heiratsantrag gemacht haben und von Ihnen auf der Stelle getraut werden möchten!“ „So, so.“, sagte Time. „Und das war der Grund, aus dem Sie so verwirrt waren, Shorna?“

„Offensichtlich.“, erklärte Yetron, der für Shorna in die Bresche gesprungen war, „Hatte sie der Umstand verwirrt, dass sich beide quasi gegenseitig einen Antrag gemacht haben, Sir. Sie war wohl der Auffassung gewesen, es sei in der Föderation üblich, dass dies nur von einer Person, üblicherweise von der männlichen Seite, zu kommen hat, was für eine Genesianerin wie sie an sich schon verwirrend genug sein muss. Aber dies kommt aus einer Zeit, in der die Ehe auch noch eine Versorgungseinrichtung, vorwiegend für den weiblichen Teil, war. Dies ist aber in unserer gleichberechtigten Zeit völlig überkommen und nicht mehr zeitgemäß.“ „Der hat ja wohl für alles eine Erklärung.“, flüsterte sich Time selbst in den Bart. „Das halte ich nicht aus!“

Hein und Caroline hatten sich in seine Richtung gewendet. Dann fragte Hein: „Und was is’ nun, Commander?“ „Sicher kann ich Sie trauen.“, sagte Time. „Ich denke nur, dass wir dazu noch einiges bereden müssen. Zum Beispiel müsste unser Allrounder Ihre standesamtlichen Unterlagen anfordern, damit alles seine Richtigkeit hat und die bekäme sie wahrscheinlich nur mit Hilfe Ihrer biometrischen Daten. Die könnte man mit einem Erfasserscann leicht besorgen und ich würde sie ihr dann mailen, damit sie sie dann an die Behörden auf Kinas weitergeben kann, damit sichergestellt ist, dass Sie wirklich auf meinem Schiff sind und ich nicht unbefugt auf Ihre Daten zugreifen möchte.“ „Das sollten wir dann schleunigst erledigen, Commander Time.“, sagte Caroline. „Bis die Mail mit unseren Unterlagen dann da ist, könnten wir zum Beispiel uns Trauzeugen suchen oder die Ringe aussuchen. Ich denke, Ihre Replikatoren dürften einige schöne Modelle zaubern können, nicht wahr?“ „Sie können ja prima organisieren, Caroline!“, lobte Time. „Oh das muss man wohl können, Commander.“, sagte die Siedlerin. „Wenn man irgendwo eine neue Kolonie aufbauen will, dann gehört das wohl zu den benötigten Qualifikationen, oder?“ „Da haben Sie wohl Recht.“, sagte Time.

Er winkte Yetron heran. „Agent, als ausgebildeter Kriminalist dürften Sie ja wohl am allerbesten mit einem Erfasser umgehen können. Besorgen Sie die biometrischen Daten von unseren angehenden Eheleuten und schicken Sie die dann an Sensora. Sie soll sie benutzen, um die standesamtlichen Unterlagen von Mr. Schmitt und Ms. Hansson zu besorgen. Schreiben Sie ihr das bitte auch.“ „Das hätte ich ohnehin getan.“, sagte der Demetaner. „Die Ärmste hätte doch sonst gar nicht gewusst, was sie mit der Mail hätte anfangen sollen.“ „Allerdings.“, sagte Time.

Yetron zog seinen Erfasser und ging zunächst auf Caroline zu. Dann sagte er: „Es wird nicht wehtun, Caroline.“ „Davon bin ich auch nicht ausgegangen.“, sagte Hansson. „Also, nur zu!“ Der Agent kam ihrer Aufforderung nach und scannte sie. Dann speicherte er die Daten unter ihrem Namen in seinem Erfasser ab, um sich gleich danach Hein mit der gleichen Tätigkeit zu widmen. Dann ging er zur nächsten Konsole, an die er das Gerät anschloss, um die Scans in eine SITCH-Mail an Sensoras Arbeitsplatz einzufügen und den entsprechenden Text zu formulieren.

Caroline war auf Shorna zugegangen. „Ich möchte Sie etwas fragen, Warrior.“, begann sie. „Also gut.“, sagte Shorna. „Worum geht es denn, Ms. Hansson?“ „Sie haben doch gerade gegenüber Ihrem Commander Zeugnis darüber abgelegt, dass Hein und ich heiraten möchten. Das hat doch, zumindest meiner Meinung nach, recht gut geklappt, als der Knoten erst einmal von Ihrem Ersten Offizier aufgepult worden war. Von Platzen kann man ja da nicht reden.“

Sie wollte fortfahren, aber Shorna fiel ihr ins Wort: „Augenblick mal, Caroline! Haben Sie uns etwa beobachtet?“ „Um ehrlich zu sein.“, sagte die junge Frau. „Habe ich das durchaus. Mir war aufgefallen, wie sehr Sie durch unser Verhalten verwirrt worden waren und ich wollte den Grund dafür erfahren.“ „Ach so.“, sagte Shorna erleichtert. „Dann tut es mir sehr leid, dass ich Sie so angegangen bin. Aber ich hatte gedacht, Sie wollten mich ausspionieren oder so etwas. Aber was ist denn nun Ihr Begehr?“ „Ich möchte Sie fragen, ob Sie meine Trauzeugin werden wollen, jetzt, da Sie so gut in Übung sind.“ „Sicher will ich das.“, sagte Shorna. „Ich fühle mich sogar äußerst geehrt!“ „Na dann!“, sagte Caroline und die Frauen schlugen ihre Hände ineinander. Dann standen beide von ihren Stühlen auf und gingen im Schulterschluss auf Hein zu. „So.“, sagte Caroline. „Ich habe meine Trauzeugin schon gefunden!“ „Kik mol!“, rief Hein begeistert aus, was man in etwa mit: „Sieh mal einer an!“, übersetzen konnte. „Dann nehm ich …“ Er begann damit, sich unter den männlichen Anwesenden umzusehen.

Shimar war in seiner Ecke immer noch damit beschäftigt zu versuchen, Times Befehl, was den Glauben an seine Versicherung, es würde nichts geschehen, was die Sache mit Kairon anging, auszuführen. Allerdings war das etwas, das ihm einfach nicht gelingen wollte. Diese Tatsache wiederum war Yetron nicht entgangen, der gleich eines Tigers, der durch sein Revier patrouilliert, leise in der gesamten Messe auf und ab geschlichen war, als wolle er nach dem Rechten sehen. „Gibt es irgendein Problem, mein junger Freund?“, wendete sich der Erste Offizier an Shimar und setzte sich auf einen freien Platz ihm gegenüber. „Allerdings, wenn Sie schon so direkt fragen, Agent.“, sagte Shimar. „Und was für eines ist das?“, bohrte der Agent nach. „Ich kann nicht glauben, dass die Sache mit Kairon und Hein gut ausgehen wird.“, sagte mein Freund. „Wissen Sie, worum es geht?“ „Deine Einwände sind mir bekannt.“, sagte Yetron. „Aber ich denke, dass es dir helfen könnte, wenn du selbst dazu beitragen könntest, Fakten zu schaffen. Vielleicht hat das ja die richtige psychologische Wirkung auf dich.“ „Wie meinen Sie das, Agent?“, fragte Shimar interessiert. Er würde alles tun, um sich selbst wieder aus seinem Dilemma zu befreien. „Du könntest eine Rolle bei der bevorstehenden Trauung spielen.“, schlug Yetron vor. „Die des männlichen Trauzeugen wäre gerade noch vakant und du scheinst meiner Meinung nach wie prädestiniert dafür. Glaub mir, ein Demetaner wie ich hat einen Blick für so was.“ „Das glaube ich gern.“, sagte Shimar und lächelte. „Darin seid ihr ja Experten, weil ihr an das Schicksal glaubt.“ „Eben, eben.“, sagte Yetron ruhig. Dann nahm er eine abwartende Haltung ein.

Nach einer kurzen Weile schließlich, in der Shimar überlegt hatte, sagte er: „OK, Agent. Ich willige ein! Jetzt müssen wir das nur noch dem Bräutigam verkaufen.“ „Ich mache das schon.“, sagte Yetron, stand auf und rief Mr. Schmitt zu: „Hein, wir haben hier einen Freiwilligen!“

Hein drehte sich zu Yetron und Shimar. Dann folgte sein Blick dem rechten Zeigefinger des Demetaners, der in Shimars Richtung wies. „Is’ gut.“, sagte Hein. „Dann komm ran an die Back, mein Junge!“ Damit zog er Shimar mit sich.

Time hatte die Aktion seines Ersten Offiziers beobachtet. Jetzt ging er näher zu Yetron und fragte ihn leise: „Was hatte denn das gerade zu bedeuten, Agent?“ „Ich habe das eingefädelt, Sir.“, erklärte der Demetaner. „Um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Sehen Sie: Hein benötigte einen Trauzeugen und Shimar eine Möglichkeit, sich selbst von der Tatsache zu überzeugen, dass es um Caroline keinen interdimensionalen Krieg geben wird. Ich dachte mir, das ginge am besten, wenn unser junger Freund dabei mithelfen würde, dafür zu sorgen, dass sie unter die Haube kommt. Dann hätte er auch immer ein Argument gegenüber sich selbst, wenn ihn mal wieder die Zweifel plagen würden.“ „Mein lieber Agent!“, sagte Time. „Das haben Sie ja mal wieder geschickt eingefädelt und ich weiß ja, wie gut Sie im Einfädeln von Dingen sind. Ich habe Sie deshalb immer machen lassen und ich wäre schön blöd, wenn ich gerade heute damit aufhören würde, Sie demetanischer Fuchs! Also gut!“ „Vielen Dank, Sir.“, sagte Yetron, machte ein unschuldiges Gesicht und ging auf seinen Platz.

Caroline und Hein hatten sich einem Replikator zugewandt. Dort hatten sie mit Shornas Hilfe tatsächlich ein Menü gefunden, in dem es Eheringe in Hülle und Fülle gab. Jetzt mussten sie sich nur noch für ein Modell entscheiden. „Ich würde sagen, wir nehmen etwas Schlichtes, Warrior.“, sagte Caroline zu Shorna, die für die Beiden die Bedienung des Gerätes übernommen hatte. „Die in Weißgold mit den silbernen Symbolen drauf haben mir sehr gefallen.“ „Was meinen Sie dazu, Hein?“, fragte Shorna. „Das is’ für mich auch OK.“, sagte Hein.

Shorna klickte das Bild der Ringe auf dem Touchscreen des Replikators an. Dann fragte sie: „Möchten Sie noch einen Schmuckstein in Ihr Exemplar, Caroline?“ „Oh nein.“, sagte Caroline. „Sie sollten schon gemerkt haben, dass ich keine große Freundin von zu vielen Schnörkeln bin.“ „Aber immerhin ist eine Hochzeit ein bedeutendes Ereignis.“, merkte die Genesianerin an. „Ich bitte Sie.“, erwiderte Caroline. „Eine Hochzeit ist heute auch nicht mehr so etwas Besonderes. Laut Statistik wird jede fünfte Ehe in der Föderation nach einem recht kurzen Zeitraum schon wieder geschieden. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. Ich liebe Hein! Aber trotzdem bin ich keine hoffnungslose Romantikerin, die von einer Märchenhochzeit und einem Ritter auf einem weißen Pferd träumt, der sie aus ihrem Elend errettet oder so. Darüber haben Hein und ich uns bereits verständigt.“ „Oh eine Realistin!“, sagte Shorna. „Das gefällt mir! Da können Sie sich mit Allrounder Scott zusammentun. Wenn sie was von einem Mann auf einem weißen Pferd hören würde, dann würde sie mindestens verlangen, dass er ein eigenes für sie mitbringt. Sie würde auch alles versuchen, um schon mal dem Kerkermeister den Schlüssel aus dem Kreuz zu leiern!“ „Na ja.“, sagte Caroline. „Als Sternenflottenoffizierin muss sie das auch.“ „Und Sie mussten das auch.“, sagte Shorna. „Sonst wären Sie sicher nicht zur Anführerin Ihres Teams avanciert.“

Sie vervollständigte einige Eingaben, zu denen auch die Ringgröße gehörte, die sie mit Hilfe ihres Erfassers ermittelte, indem sie Carolines und Heins Hände scannte und das Ganze dann in den Replikator einspeiste. Dann fragte sie: „Wie soll denn nun Ihr gemeinsamer Familienname lauten? Der Replikator möchte das wissen wegen der Gravur.“ „Ich habe gehört.“, sagte Hein. „Dass es die Variante gibt, dass jeder den Namen des anderen an den eigenen anhängen kann.“ „Das stimmt.“, sagte Shorna, nachdem sie es ausprobiert hatte. Sie wusste, dass das Programm nur die Varianten gelten ließ, die auch nach den Gesetzen der Föderation gültig waren. „Das hat er akzeptiert. Caroline, Sie heißen dann also Caroline Hansson-Schmitt und Sie Hein Schmitt-Hansson, Hein.“

Das Gerät spuckte zwei fertige schlichte Ringe aus. Shorna nahm sie an sich. „Als Trauzeugin kann ich sie ja dann auch gleich am Ende der Zeremonie übergeben.“, sagte sie. Caroline und Hein nickten.

Time hatte allen dreien ein Zeichen gegeben. Sofort drehten sie sich zu ihm um. „Die Mail ist da.“, sagte der Commander und zeigte auf ein Pad in seiner Hand, in dem man die Stammbucheinträge von Hein und Caroline sehen konnte. „Dann können wir ja wohl.“, sagte Hein.

Time winkte Shimar, der noch gar nichts von der Sache mitbekommen zu haben schien. Auch er gesellte sich dazu. Dann sagte Time: „Ich schätze, ich darf mir die langatmige Rede über die Traditionen seit den alten Segelschiffen sparen.“ Hein und Caroline nickten. „Also schön.“, sagte der Commander der Sternenflotte. „Dann frage ich Sie jetzt ganz direkt: Möchten Sie, Caroline-Susanna Hansson, den hier anwesenden Hein- Jürgen Schmitt zu Ihrem rechtmäßigen Ehemann nehmen?“ Dabei hatte er wegen des Ü-Lautes in Heins zweitem Vornamen erhebliche Schwierigkeiten, wie es die meisten nativ Englischsprachigen haben.

Caroline machte ein verwirrtes Gesicht. Dann fragte sie: „Du hast einen zweiten Vornamen?“ „Na du doch auch!“, erwiderte Hein mit seiner typischen norddeutschen breiten Aussprache.

Alle Anwesenden mussten verdammt stark an sich halten, um nicht in einen furchtbaren Lachkrampf auszubrechen. Selbst Time, der eigentlich sehr ernst bleiben musste, hatte damit seine Schwierigkeiten. „Aber gut.“, sagte Caroline. „Wenn wir in diesem Fall schon Leidensgenossen sind, können wir uns ja auch sonst zusammentun.“ Sie grinste Hein breit an. Dann sagte sie laut und mit dem Brustton der Überzeugung: „Ja, das will ich, Commander Time!“ „Na also.“, sagte Time und fuhr fort: „Möchten Sie, Hein-Jürgen Schmitt, die hier anwesende Caroline-Susanna Hansson zu Ihrer rechtmäßig angetrauten Ehefrau nehmen?“ „Ja sicher, Commander!“, sagte Hein und machte fast einen Luftsprung. „Dann erkläre ich Sie beide hiermit zu laut dem Gesetz der Föderation der vereinten Planeten rechtmäßig verbundenen Eheleuten.“ So musste er formulieren, um auch dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es in der Föderation auch Spezies gab, die mehrere Geschlechter hatten. Um diese nicht zu diskriminieren, und auch gleichgeschlechtliche Ehen nicht an den Rand zu drängen, hatte der Text allgemein immer so lauten müssen, egal, wer wen heiratete.

Shorna übergab die Ringe. Dabei gab sie den für Caroline an Hein und den für Hein an Caroline. Beide steckten sie sich gegenseitig an. Dann sagte Time zu Hein: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen!“ „Komm her, mein Schietbüdel!“, sagte Hein und drückte ihr einen dicken Kuss mitten auf den Mund. Alle applaudierten.

Du musst login (registrieren) um ein Review abzugeben.
Creative Commons License
Science/Fantasy-Ecke Website von Kamil Günay steht unter einer Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.