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Cirnach hatte die interdimensionalen Koordinaten für das Dunkle Imperium in den interdimensionalen Antrieb des Veshel eingegeben und die Geschwindigkeit, mit der sich das Feld aufbauen sollte, den erneut leicht veränderten Bedingungen der Dimensionen angepasst. Mit Erleichterung hatte sie zur Kenntnis genommen, dass das Schiff ihren Befehlen ohne Schwierigkeiten gefolgt war. „So gefällt mir das.“, sagte sie und lehnte sich zufrieden auf dem Pilotensitz zurück. „So kann es ruhig weitergehen.“

Dass es aber nicht so weiterging, sollte sie bald feststellen, denn ein Signal von der Sprechanlage hatte sie aufhorchen lassen. Am Rufzeichen erkannte sie, dass der Ruf aus der Achterkabine kommen musste. Sofort wurde ihr heiß und kalt gleichzeitig, denn sie dachte sich, dass etwas mit ihrem Mann sein musste. Sofort schoss ihr eine alte Legende der Vendar durch den Kopf, nach der es für einen Vendar unmöglich war, ein Feld, das überhaupt nicht seinem Charakter entsprach, länger als einige Sekunden zu tragen. Dabei war es egal, ob das Feld ein Bewusstsein hatte, also selbst über seinen Verbleib in dessen Sifa entscheiden konnte oder nicht. Sie hatte dies zwar bisher immer nur für eine Legende gehalten, wie es alle Vendar taten, aber über ihr und Telzan schwebte ja auch noch die Diskussion, ob Sytania nicht etwas vergessen haben könnte, wie ein Damoklesschwert. „Ich habe es geahnt!“, rief Cirnach aus. „Ich wusste, dass das schiefgeht!“ Sie gab einen auf leichte Wut hindeutenden Laut von sich. Wütend war sie auf Sytania gewesen. Die hätte schließlich wissen müssen, dass das nicht gut gehen konnte. Dann wandte sie sich dem Rechner des Schiffes zu: „Mishar, übernimm das Steuer!“

Ohne die Antwort des Computers abzuwarten, hastete sie dann durch das Cockpit zur Achterkabine. Hier zog sie sofort ihren Erfasser und scannte Telzan. Aber allein sein Anblick hatte ihr schon verraten, dass hier etwas nicht stimmte. Sie hatte ihn fragen wollen, was denn nun sei und ob er vielleicht den Zustand der Fütterung nicht erreichen könne, aber diese Fragen waren wohl müßig geworden, denn er saß total verkrampft auf dem Sitz. Sein Gesicht war schmerzhaft verzerrt und er atmete schwer.

Cirnach richtete den Erfasser auf die Sifa ihres Mannes. „Das ist gut, Telshanach.“, sagte Telzan angestrengt. „Bitte sag mir, ob es noch eine Chance für mich gibt, das Feld halten zu können!“ „Leider wird es die wohl nicht geben!“, sagte Cirnach fest, die auf keinen Fall wollte, dass er sich unnötig Illusionen hingab. „Du wirst es verlieren. Daran können weder du noch ich etwas ändern. Ich schlage vor, du lässt los. Du kannst es nicht halten, selbst wenn du es noch so sehr versuchst. Wenn du dich weiter wehrst, wirst du deine Sifa sogar schädigen! Sie wird vernarben und dann bist du nicht mehr praktizierfähig. Gebieterin Sytania wird dich dann deines Amtes entheben müssen!“ „Nein, Telshanach!“., rief Telzan aus. „Ich darf dieses Feld nicht …!“

Er gab einen Schrei von sich und im gleichen Augenblick gab es einen gleißenden Blitz aus Energie, der Cirnach sogar zwang, ihre Augen zu schließen.

Nach einer kurzen Weile sah Telzan seine Frau teils erleichtert, teils aber auch mit Sorge, an. „Bitte sag mir, dass ich es nicht verloren habe, Telshanach.“, bat er. „Dann müsste ich dich anlügen, Telzan.“, sagte Cirnach und ließ niedergeschlagen den Erfasser sinken. „Warum ist das passiert?“, fragte Telzan. „Ich habe doch alles versucht!“ „Das bezweifele ich nicht.“, sagte seine Frau. „Aber anscheinend ist das nicht nur eine Legende. Anscheinend kann ein Vendar, der ein Energiefeld trägt, das nicht seinem Charakter entspricht, wirklich nicht tragen. Wenn die Diskrepanzen zwischen der Energie, aus der es besteht und seiner eigenen zu groß sind, dann können sie sich nicht vermischen.“ „Woher kann so etwas kommen, Cirnach?“, fragte Telzan abgekämpft. „Das weiß ich nicht genau.“, sagte die heilkundige Vendar. „Aber mir kam zu Ohren, dass Techniker McKnight dazu die Theorie aufgestellt haben soll, dass es wohl an den zu großen Diskrepanzen der Polaritäten liegen könnte. Die Energie eines bösen Charakters ist ihrer Meinung nach negativ gepolt und die eines guten eben positiv. Sie sagt, der negative Part ist der Minus- und der positive Part ist der Pluspol. Wenn die Diskrepanz zu groß ist zwischen den Beiden, dann können sie sich also nicht vermischen, was ja durch das Fütterungsritual erreicht werden soll. Plus- und Minuspol brauchen sich zwar gegenseitig, aber bitte getrennt und nicht gemischt! Deshalb konntest du es nicht füttern und deine Sifa hat daraufhin die Schleimhaut, in der es haften sollte, abgebaut. Sie wurde längst von deinem Körper resorbiert. Es gibt also keine Chance mehr für dich, dieses Feld noch …“ „Ich weiß, Cirnach!“, rief Telzan aus und kreuzte verzweifelt die Hände vor der Brust. „Aber wenn unsere Spione im Dunstkreis von Jenna McKnight das sogar eruieren konnten, warum hat Sytania es dann nicht vor Augen gehabt? Sie ist immerhin eine Mächtige! Sie hätte das wissen müssen! Das hätte mir jetzt viel Leid erspart!“ „Du hast gelitten, weil du dich geweigert hast, das Unvermeidliche zu akzeptieren!“, sagte Cirnach. „Als du mich holtest, war der Abbau der Schleimhaut schon sehr weit fortgeschritten. Das bedeutet, du hast versucht, die Kopfschmerzen zu ignorieren und das Feld noch durch deinen Willen an dich zu binden, obwohl das gar nicht mehr ging! Warum hast du mir nicht früher Bescheid gegeben?!“ „Hättest du dann etwa noch etwas tun können, Telshanach?“, fragte Telzan, der wieder etwas Hoffnung geschöpft hatte. „Nein.“, sagte die Vendar. „Aber ich hätte dir eine Medizin geben können, die wenigstens deinen Schmerz gelindert hätte. Dafür war es allerdings gerade schon zu spät.“

Telzan setzte sich schwerfällig gerade in den Sitz. Dann fragte er: „Was sagen wir nur Sytania, Telshanach?! Was sagen wir ihr nur?!“ „Lass mich nur machen!“, tröstete Cirnach. „Ich werde schon einen Weg finden, sie hinzuhalten.“ „Ich habe Sorge, dass sie das merken könnte, Telshanach.“, sagte Telzan und sah sie besorgt an. „Nur die Ruhe.“, tröstete Cirnach. „Ich werde schon einen Weg finden, mich bei ihr so sehr einzuschmeicheln, dass sie gar nicht mehr so sehr daran denkt. Erinnerst du dich noch, wie geschickt ich es eingefädelt habe, dich damals, als du dein Amt verloren hattest, wieder in Amt und Würden zu versetzen? Da habe ich Sytania auch um meine langen Finger gewickelt und sie hat es nicht gemerkt. Genauso werde ich jetzt auch verfahren. Vertrau mir, mein Ehemann! Vertrau mir! Sytania ist eine Frau wie ich und deshalb kann ich mich auch am besten in ihre Denkweise versetzen. Lass das also in den listigen Händen deiner Frau.“ „Oh das werde ich gern tun, Telshanach.“, sagte Telzan. „Das werde ich gern tun. Ich konnte mich damals ja sehr auf dich verlassen und etwas sagt mir, dass du auch dieses Mal eine Lösung finden wirst.“ „Darauf kannst du dich wirklich verlassen.“, grinste Cirnach. „Das werde ich. Aber nun muss ich ins Cockpit zurück, weil wir bald landen und dann braucht der Mishar mich.“ „Das ist in Ordnung.“, sagte Telzan. „Geh du nur. Ich werde versuchen, eine Weile zu schlafen.“ „Das kann ich verstehen.“, sagte Cirnach. „Tu das ruhig.“ Dann legte sie einen Finger auf den Türsensor, worauf die Tür zur Seite glitt und verschwand wieder im Cockpit. Telzan legte sich auf der Bank, auf der er saß, nieder und streckte sich aus. Er war sofort eingeschlafen. Sein Vertrauen in Cirnach war sehr groß. Er wusste, dass sie sicher nicht zu viel versprochen hatte und das beruhigte ihn ungemein.

Im Maschinenraum von Zirells Basis hatte Shannon einen gelangweilten Blick auf die Monitore geworfen, die IDUSA ihr vor ihrem geistigen Auge über den Neurokoppler gezeigt hatte. „Bei dir scheint alles in Ordnung zu sein, IDUSA.“, sagte sie. „Wenn du nix dagegen hast, dann warten wir nur noch auf Jenn’, die mich gleich ablösen wird und dann mache ich auch hier Schluss.“ „Wie Sie wünschen, Shannon.“, sagte der Rechner. „Aber wenn bei mir alles in Ordnung ist, dann erklären Sie mir doch bitte einmal, warum ich doppelt sehe.“ „Du tust was?“, fragte Shannon verwirrt. „Ich sehe doppelt.“, wiederholte der tindaranische Rechner. „Da ist ein Wellenmuster, das es normalerweise so gar nicht geben dürfte.“ „Zeig mal her!“, sagte Shannon mit gelangweiltem Ton. „Du weißt doch, dass die Dimensionen im Moment nicht ganz die alten sind. Da kann es schon mal zu solchen Sachen kommen, denke ich.“ „Ich bezweifele aber ernsthaft, dass es zu so etwas hier kommen kann.“, sagte IDUSA und legte eine vergrößerte Fassung der von ihr gesehenen Doppelbilder auf Shannons Neurokoppler. „Hm.“, überlegte die blonde Irin. „Irgendwie sieht das komisch aus. Da hast du schon Recht. Warum werden hier die Wellen des Universums gleich zweimal angezeigt und dieses Doppelbild wandert auch noch. Es kommt genau auf uns zu! Von wann ist die Aufzeichnung, IDUSA?“

Der Rechner zeigte ihr die Uhrzeit. „OK, sagte Shannon. „Was hat das Ding noch so getrieben?“ „Es ist kurz vor unserer Station eine Weile auf der gleichen Stelle gewesen, hat sich dann gedreht und ist wieder verschwunden.“, sagte IDUSA. „Meiner Analyse nach hat es sich mit Impuls genähert und verschwand mit Warpgeschwindigkeit.“ „Zeig’s mir!“, befahl Shannon. Sie hatte das Gefühl, etwas ganz Großem auf der Spur zu sein. Das kam zwar ihrer eigenen Ansicht nach nur sehr selten vor, aber dann war es etwas, dass sie umso mehr auskosten musste.

IDUSA hatte ihren Befehl ausgeführt und Shannon sich die Bilder genau angesehen. „Für mich sieht das aus, als wollte das Ding nicht gesehen werden, so wie es sich angeschlichen hat.“, sagte Shannon. „Und dann wollte es schnell wieder weg, damit es nicht erwischt wird bei dem, was es vorgehabt hat.“, ergänzte IDUSA. „Ganz recht, Rechner Schnürschuh, ganz recht.“, sagte Shannon. „Mir stellt sich nur die Frage, was das wohl war? Gib mir das Bild bitte noch mal, aber jetzt in Zeitlupe!“ „OK.“, sagte IDUSA. „Aufgepasst!“

Erneut sah sich Shannon die Bilder an. Dann warf sie der Wand vor sich einen Blick zu, als wollte sie sagen, „Ha, jetzt habe ich dich!“ Dann gab sie einen ebenfalls darauf hinweisenden Laut von sich und sagte: „Ich wette mit dir, dass das keine natürlichen Bewegungen irgendeiner Wellenfront im Universum sind, IDUSA! Das sieht mir eher danach aus, als würde diese Wellenfront gesteuert und den Bewegungen nach, die sie macht, is’ das, was sie steuert, genau in ihrer Mitte! Was verursacht so eine Täuschung, IDUSA? Was kann Wellen produzieren, die den Grundstrukturen einer Dimension so ähnlich sind, dass man sie für die halten kann, wenn man nicht genau hinsieht so wie wir zwei Pastorentöchter?“ „Vendarische Tarntechnologie funktioniert auf dieser Basis, Shannon.“, sagte IDUSA. „Echt?“, fragte Shannon in ihrer schier unverwechselbaren Art. „Erklär mal!“ „Sehr gern.“, sagte IDUSA höflich. „Um ein Veshel herum baut sich eine Art Schild auf, der dafür sorgt, dass die Energie von Sensoren so um es herumgeleitet wird, dass ein solches Bild entsteht.“ „Kapiert.“, sagte die blonde Irin. „Und jetzt verrate mir nur noch, ob dieses spezielle Ding hier groß genug is’, um darin ein Veshel zu verstecken!“ „Für ein Shuttle der Klasse drei würde es schon ausreichen, Shannon.“, sagte der tindaranische Rechner. „Oh Bingo!“, rief Shannon aus. „Ich hab’s gewusst! „Aber was hat ein Veshel hier gewollt und noch dazu ein getarntes? Wo war der Punkt genau, an dem es kurz gewartet hat, IDUSA?“ „Der Punkt war in der Nähe der Rückwand von Jorans und Techniker McKnights Quartier.“, sagte IDUSA. „So eine gequirlte Scheiße!“, rief Shannon aus. „Bitte halten Sie an sich, Shannon.“, bat IDUSA. „Wieso?!“, schnauzte die blonde Irin zurück. „Dazu besteht gar keine Veranlassung! Ich lege gleich erst mal richtig los, wenn …“

Die Tür hatte sich geöffnet und Shannon war des Gesichts ihrer Vorgesetzten ansichtig geworden. Allerdings überraschte sie dieser Umstand so sehr, dass sie einen Ausdruck auflegte wie ein Kind unter dem Weihnachtsbaum. „Assistant?“, fragte Jenna. Die über dieses Verhalten ihrer Untergebenen ebenso irritiert war. „Was ist los? Was haben Sie?“ „Sie leben ja!“, rief Shannon begeistert aus. „Mann, was bin ich froh, dass Sie leben! Raus mit der Sprache! Wie geht’s dem Grizzly?! Sagen Sie es ruhig! Ich kann die Wahrheit schon vertragen!“

McKnight deutete nur stumm auf O‘Rileys Neurokoppler und dann auf die freie Fläche vor ihr. „OK.“, sagte Shannon und legte ihn ab. Dann zog McKnight sie von ihrer Arbeitskonsole fort und nahm sie mit zu einem anderen Platz. Hier setzten sich beide nebeneinander. Dann fragte Jenna: „Nun sagen Sie mir endlich mal, was hier los ist, Shannon! Ihr Verhalten ist wirklich merkwürdig.“ „IDUSA und ich haben festgestellt.“, begann die blonde Irin. „Dass Joran und Sie heute Nacht Besuch hatten. Ich hatte Sorge, Ihnen könnte was passiert sein.“ „Uns nicht.“, sagte Jenna. „Aber das würde auch meine Daten stützen, was Sie gerade gesagt haben. Jemand mit einem vendarischen Transporter hat versucht, das Feld aus Jorans Sifa zu beamen. Aber es war zu groß und er oder sie hat jetzt nur eine Hälfte. Das Feld ist zerrissen und somit instabil. Joran versucht alles, um es mit dem Fütterungsritual zu heilen, aber wenn er es nicht schafft, dann wird er es verlieren. Aber woher wissen Sie das mit dem Veshel?“ „Bitte nehmen Sie Ihren Neurokoppler, Jenn’.“, sagte Shannon. Dann befahl sie IDUSA noch, Jenna genau das zu zeigen, was auch sie gesehen hatte.

McKnight hatte sich die Bilder genau angesehen. „Ich muss schon sagen.“, sagte sie. „Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut, Shannon. Ich hätte Ihnen wahrlich nicht zugetraut, dass Sie solch einen Schluss ziehen und daraufhin IDUSA diese Befehle geben würden. Jetzt wissen wir einwandfrei, dass sich ein Veshel und dessen Besatzung, also feindliche Vendar, hinter der Sache verbergen. Ich wette mit Ihnen, das war Telzan oder mindestens einer seiner Leute!“

Sie zog die Daten auf einen Kristall. Dann verfuhr sie genauso mit denen ihres Erfassers. „Lassen Sie hier alles stehen und liegen und kommen Sie mit!“, befahl sie dann in Richtung Shannon. „Ihre stramme Leistung können Sie gleich gegenüber Agent Maron und Commander Zirell selbst erklären! Ich werde Sie natürlich unterstützen, aber aussagen werden wir wohl beide müssen. Oh, Shannon! Sie sind doch gar nicht so dumm, wie sie sich immer darstellen!“ „Na ja.“, sagte Shannon. „Aber an Sie komme ich lange nich‘ ran. Jack O’Neill war auch ein Dummkopf, wenn man ihn mit Samantha Carter verglichen hat.“ „Wir sind hier nicht in Ihrem Lieblingsroman, Assistant!“, sagte Jenna energisch. „Hier in der Realität ist die Welt nicht schwarzweiß. Hier sind die Leute nicht nur dumm oder nicht nur schlau. Hier verschwimmen die Grenzen auch mal und genau das ist jetzt auch passiert, wenn Sie mich fragen! Ich bin jedenfalls sehr stolz auf Sie und nun los!“ Damit zog sie die völlig perplexe O’Riley hinter sich drein in Richtung Kommandozentrale.

Joran war nach einer Erledigung wieder ins Schlafzimmer zurückgekehrt, wo er mit dem Fütterungsritual begonnen hatte. Allerdings irritierte ihn der Umstand sehr, dass eine Leuchte am Auswurffach des Replikators nervös blinkte. Was hast du da für mich, IDUSA?“, wollte er wissen. „Einen kleinen Helfer für Ihre Konzentration.“, antwortete der Rechner. „Es handelt sich um terranischen Traubenzucker, der sicher auch ins Blut eines Vendar geht und dort beim Produzieren bestimmter Stoffe hilft, die für Ihre Konzentrationsfähigkeit unerlässlich sein dürften und konzentrieren müssen Sie sich ja im Moment sehr, um das Feld zu retten. Bitte fühlen Sie sich aber nicht auf den nicht vorhandenen Schlips getreten.“ „Warum sollte ich das, IDUSA?“, fragte Joran. „Du willst mir ja bestimmt nur helfen und ich bin nicht so dumm, deine Hilfe abzulehnen. Wenn ich falschen Stolz zeigen und das tun würde, dann wäre das sicher sehr ungesund für das Feld und das müsste ich dann den Quellenwesen erklären, deren Vertrauen ich dann auf das Schändlichste missbraucht hätte. Das kann ich ihnen unmöglich antun. Also dann. Schauen wir mal, was du da Gutes für mich hast!“

Er wandte sich dem Fach zu. Hier fand er einen kleinen Teller, auf dem ein kleines Herz aus Traubenzucker lag, das etwa fünf Quadratzentimeter im Durchmesser hatte. Auf seiner Vorderseite konnte Joran das vendarische Symbol für Liebe finden. „Ich nehme doch an, das hier ist nicht auf deinem Mist gewachsen, IDUSA.“, sagte er. „Das ist korrekt, Joran.“, sagte der Rechner. „Techniker McKnight beauftragte mich, dies jede Stunde für Sie zu replizieren.“ „Ich verstehe.“, sagte Joran und nahm das Tellerchen an sich. Dann nahm er dessen Inhalt in seine Hand und steckte ihn sich in den Mund, um ihn langsam auf seiner Zunge zergehen zu lassen. „Richtig so, Joran.“, sagte IDUSA. „Ich danke dir.“, sagte Joran und schluckte. „Das schmeckt sehr fruchtig.“, stellte er fest. „In der Tat, wie Sie sagen würden. Techniker McKnights Auftrag beinhaltete auch, dass ich die Herzen mit dem Geschmack von Früchten versetzen sollte, die in Ihrer Heimat wachsen.“ „Oh wie gut sie mich doch kennt.“, sagte Joran zufrieden und leckte sich die Lippen. Ich bin neugierig, was sie noch gesagt hat über diesen Auftrag, IDUSA.“ „Nun, ich denke, das wird Ihnen nicht ganz so gefallen.“, sagte der tindaranische Computer und ihr Avatar vor Jorans geistigem Auge machte ein sorgenvolles Gesicht. „Nun sag schon.“, versuchte der Vendar, sie zu ermutigen. „Ich werde dich auch bestimmt nicht melden. Die einzige, der ich dich melden könnte, wäre ja schließlich meine Telshanach und sie würde sich ja wohl schlecht selbst einen Stein in den Weg legen bei ihren Plänen. Das bringt mich in eine Situation, aus der ich wohl nur wieder herauskomme, wenn ich mich ihren Ideen anvertraue, nicht wahr?“ „Das stimmt schon.“, sagte IDUSA. „Aber Sie übersehen, dass es da immer noch Technical Assistant Shannon O‘Riley gibt, der Sie mich auch melden könnten.“ „Aber sie ist nur die Assistentin meiner Telshanach, IDUSA.“, sagte Joran. „Im Zweifel würde aber Jenna McKnight entscheiden, weil sie ihre Vorgesetzte ist. Du siehst also, ich komme da nicht raus, außer ich tue, was sie von mir will und du auch. Aber was ist das denn nun Schreckliches, was du mir nicht sagen willst, IDUSA.“ „Techniker McKnight beauftragte mich, Sie quasi einer Zwangsernährung zu unterziehen, sollten Sie sich aus falschem Stolz heraus weigern, den Traubenzucker anzunehmen.“ „Und wie hat sie sich das vorgestellt?“, fragte Joran. „Ich sollte ihn direkt in Ihren Magen beamen und dann sollte ich an die Vendar auf New-Vendar-Prime weitergeben, dass ihr großes Vorbild, ihr heldenhaftes Vorbild, an der Sonde hängt. Das wäre ja sicher ein sehr trauriges Bild, das Sie dann in ihren Augen abgäben, nicht wahr?“ „In der Tat.“, sagte Joran. „Und dazu wollen wir es ja gar nicht erst kommen lassen. Also werde ich deinen Traubenzucker brav annehmen. Alles, was mir jetzt hilft, soll und kann mir ja nur willkommen sein. Es geht dem Feld schon besser. Das spüre ich. Aber bis es stabil ist, habe ich wohl noch einen ganzen Berg Arbeit vor mir.“

IDUSA begann damit, Jorans Sifa zu scannen. Dann sagte sie: „Das ist wahr, Joran. Obwohl Sie auf einem sehr guten Weg sind. Wer immer meine Sensoren überlisten und Ihnen einen Teil des Feldes rauben konnte, wird sein Ziel, es zu zerstören, sicher nicht erreichen!“ „Ich denke nicht, dass es sein Ziel war, das Feld einfach zu zerstören!“, sagte der Vendar fest. „Ich denke eher, er wollte es mir vollständig rauben, um es mit böser Energie zu infizieren. Dabei hat er nur eines übersehen. Wenn die Polung seiner Energie und die des Feldes zu weit auseinanderklaffen, dann können sie sich nicht vermischen und das ist ja das, was beim Fütterungsritual passiert. Wenn das nicht passieren kann, bricht es zusammen und dann verliert er es!“ „Sie sprechen sehr bestimmt von ihm.“, stellte IDUSA fest. „Haben Sie etwa einen Verdacht?“ „Den habe ich in der Tat, meine elektronische Kampfgefährtin.“, sagte Joran. „Schon als meine Telshanach sagte, es handle sich um einen vendarischen Transporter, der mich der Hälfte des Feldes beraubt hat, da wusste ich, es kann nur Telzan sein! Sytania wird, gierig wie sie ist, ihn beauftragt haben, genau das zu tun. Dabei hat sie nur genau das übersehen, was ich dir gerade gesagt habe. Einer von uns wird seine Hälfte des Feldes verlieren, IDUSA! Aber ich werde es nicht sein!“ „Das sehe ich genauso.“, sagte der tindaranische Rechner. „Meine Daten bestätigen das.“ „Dann sind wir uns ja einig.“, sagte Joran.

Er setzte sich wieder in der für das Fütterungsritual notwendigen Haltung zurecht. „Soll ich weiterhin genauso fortfahren, wie Sie es mir befohlen haben?“, versicherte sich IDUSA. „Das sollst du.“, sagte Joran und vertiefte sich wieder in seine Konzentration. Dabei fiel ihm auf, wie schnell er erneut einen tiefen Zustand der Fütterung erreicht hatte. Er hatte das Bild nur andeutungsweise in seinem Geist formen müssen. Schon hatte er sich wieder in jenem Raum mit Illiane wiedergefunden. Allerdings hatte sich die Dekoration etwas verändert. Auf dem Tisch unter der Schüssel lag eine bunte Decke mit Blumenmuster und vor dem Fenster des Raums hing eine bunte fröhliche Gardine. Joran war erstaunt, so etwas zu sehen. Er selbst hatte es nicht in das Bild eingefügt, wusste aber schon, wer es gewesen sein konnte.

Nachdem er Illiane einen weiteren Löffel Energie verabreicht hatte, ließ er diesen kurz sinken. Dann fragte er sie in Gedanken: Hast du den Raum verändert, Illiane St. John? Ja, das habe ich., erwiderte sie. Du darfst nicht vergessen, Joran, wie nah wir uns sind, wenn du das Fütterungsritual durchführst. Ich habe dir ja schon als du bei uns warst erklärt, dass wir Quellenwesen mit dir über das Feld auch kommunizieren können. Dann habt ihr ja mit Sicherheit auch bemerkt, was mir geschehen ist., kombinierte der intelligente Vendar. Das haben wir., entgegnete Illiane. Aber du bist auf einem großartigen Weg, das wieder in Ordnung zu bringen! Und du hast mit einem Recht. Einer von Euch wird sein Feld verlieren, aber du wirst es nicht sein! Mit der Veränderung der Dekoration wollten wir dir zeigen, dass du alles genau richtig machst und dass es dem Feld schon wieder viel besser geht. Aber du hast noch einiges vor dir! Wenn du es wirklich heute erreichen willst, das Feld zu stabilisieren, dann wirst du das Ritual noch mindestens sieben Stunden am Stück durchführen müssen. Das könnte sehr anstrengend für dich werden. Ich fürchte keine Mühen, Illiane St. John!, entgegnete Joran fest. Ich habe es euch Quellenwesen versprochen und ich bin als ein Mann bekannt, der sein Wort hält! Das ist sehr löblich!, antwortete das Quellenwesen. Dann sollten wir jetzt unsere Unterhaltung beenden, damit du das Feld weiter füttern kannst. Wie du wünschst., entgegnete Joran und nahm den Löffel im Geist wieder auf.

 

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