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Auch auf Zirells Station war der Tag angebrochen. Das merkte vor allem Maron gerade, dem in diesem Moment sehr stark bewusst wurde, dass er verschlafen hatte.

„IDUSA, warum hast du mich nicht geweckt?!“, wandte er sich etwas vorwurfsvoll dem Rechner zu, nachdem er seinen Neurokoppler aufgesetzt hatte. „Ich habe es versucht, Agent.“, entgegnete IDUSA nüchtern. „Aber Sie haben nicht reagiert.“ „Zeig mir die Einstellung für die Weckzeit!“, befahl Maron. „Das will ich selbst einmal unter die Lupe nehmen.“ „Wie Sie wünschen.“, sagte der tindaranische Computer und führte den Befehl des Demetaners aus. Dieser war sehr peinlich berührt, als er das Ergebnis zu sehen bekam. „Der Wecker ist aktiv.“, sagte Maron. „Anscheinend hat man mich heute wohl wegtragen können, so einen tiefen Schlaf hatte ich.“ „Das kann ich nur bestätigen.“, sagte IDUSA.

Maron wälzte sich aus dem Bett und rieb sich die Augen. „Dann werde ich mich mal dienstfein machen.“, sagte er und wollte den Neurokoppler gerade abnehmen, als IDUSA ihn aufhielt: „Bitte warten Sie noch einen Moment, Agent. Ich habe seit 20 Minuten Chief-Agent Zoômell in der Leitung. Sie müsste dringend mit Ihnen sprechen, sagt sie und ich bezweifele, dass ich sie noch lange hinhalten kann.“ „Na gut.“, sagte Maron, der seiner eigenen Meinung nach nicht mehr tiefer sinken konnte. Jetzt konnte der Chief-Agent des tindaranischen Geheimdienstes ihn auch ruhig im Schlafanzug sehen. Es war ja eh schon alles zu spät und wenn es so dringend war, dann war es ohnehin besser, er ließe sie nicht mehr zu lange warten. Maron wusste ganz genau, wie sehr Zoômell das Warten hasste. Dann konnte sie ungenießbar werden.

Er setzte sich nur kurz zurecht und befahl IDUSA dann: „Verbinde!“ Der Rechner führte seinen Befehl aus und ihr Avatar gab dem Bild Zoômells Raum. „Es tut mir leid, dass ich dich in diesem Aufzug begrüße.“, entschuldigte sich Maron. „Aber ich glaube, heute wird nicht mein Tag. Ich habe schon verschlafen. Wenn der Tag schon so anfängt, dann …“ „Oh ist schon gut, Maron.“, sagte die ältere Tindaranerin sehr verständig, etwas, mit dem Maron gerade bei Zoômell nicht gerechnet hätte. „Aber das ist unser geringstes Problem. Ich habe Daten von Chief-Agent Tamara bekommen, die nichts Erfreuliches erwarten lassen.“

„Wovon genau sprichst du, Zoômell?“, fragte Maron und setzte sich alarmiert im Bett auf. Ihre Worte hatten auf ihn eine sehr erweckende Wirkung gehabt. Ein Eimer kaltes Wasser war dagegen gar nichts. „Nun.“, sagte Marons direkte Vorgesetzte. Da er in erster Linie für den Geheimdienst der Tindaraner arbeitete, hatte Zoômell diesen Rang gegenüber ihm. Zirell stand rein formal nur in zweiter Reihe. „Es geht um eine Aussage, die Allrounder Betsy Scott gegenüber Agent Sedrin Taleris-Huxley gemacht hat. Laut dieser Aussage hat wohl ein Mischling zwischen Invictus, dem Hengst der Einhörner im Dunklen Imperium und Kipana, Logars liebstem Schlachtross, sie um Hilfe gebeten. Jedenfalls interpretiert Sedrin so die Daten und die Aussage Scotts. Worum es genau gegangen ist, wissen wir nicht. Es könnte aber sein, dass Sytania und Valora Logar angegriffen haben. Wir halten so ein Szenario jedenfalls für wahrscheinlich.“ „Mutter Schicksal!“, stöhnte Maron auf. „Das könnte ja sogar bedeuten, dass Valora und Sytania Logar besiegt haben. McKnight sagt, dass ihre Macht, wenn sie diese vereint haben, viel größer sein könnte als die von Logar!“ „Deshalb möchte ich, dass du sofort mit allen über die Situation sprichst, Maron.“, sagte Zoômell und klang dabei recht abgeklärt. „Vielleicht kann das gemeinsame Sammeln von Daten ja noch mehr Licht in die Situation bringen.“ „Das werde ich dann auch tun, Zoômell!“, sagte Maron. „Darauf kannst du dich verlassen!“, „Sehr gut.“, erwiderte die Chef-Agentin. „Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen.“ Damit beendete sie das Gespräch.

Maron saß eine Weile lang wie vom Donner gerührt da und überlegte. In seiner gesamten Laufbahn war es noch nie dazu gekommen, dass Sytania Logar besiegt hatte. Wenn dies wirklich der Fall war, dann hatten sich die Machtverhältnisse und somit auch die Polung der Dimensionen ziemlich verändert oder würden sich noch ziemlich verändern und das ziemlich bald. Der Erste Offizier wusste aber genau, wer in seinem Umfeld für diese Situation die absolute Expertin war.

Er wandte sich dem Rechner zu: „IDUSA, wo ist Techniker McKnight?“ „Techniker McKnight befindet sich in ihrem Quartier.“, sagte IDUSA. „In Ordnung.“, sagte Maron. „Dann sag ihr, ich werde sie aufsuchen!“

Er stand auf, verpasste sich eine kurze Rasur und eine Katzenwäsche, warf seine Uniform über und machte sich dann auf dem schnellsten Wege noch in Filzpantoffeln auf dem Weg zu der einen Korridor weiter liegenden Tür des Wohnraums der Gesuchten.

Jenna hatte eine Freischicht und konnte deshalb heute ausschlafen. Es kam ihr sehr merkwürdig vor, schon jetzt von der Sprechanlage geweckt zu werden. „Ja.“, sagte sie verschlafen. „Hier ist Agent Maron, McKnight.“, kam es vom Flur zurück. „Ich benötige dringend Ihre Hilfe.“ „Bei allem Respekt, Agent.“, gab Jenna zurück, der es gar nicht gefiel, jetzt von ihm gestört worden zu sein. „Was auch immer kaputt ist, bringen Sie es bitte zu meiner Assistentin. Die kann einen kaputten Erfasser genauso gut reparieren. Glauben Sie es mir.“ „Es geht nicht um einen kaputten Erfasser.“, sagte Maron. „Aber wenn das eintritt, um das es geht, dann sind kaputte Erfasser sowieso bald unser geringstes Problem. Bitte lassen Sie mich ein, Jenna! Ich werde Ihnen dann alles erklären!“ Bei seinen letzten beiden Sätzen hatte Maron sehr bestimmt geklungen. Das war eine Tatsache gewesen, die bei Jenna doch ein gewisses argwöhnisches Gefühl ausgelöst hatte.

Sofort stand die hoch intelligente Halbschottin auf und entriegelte die Tür. Dann bat sie Maron, noch kurz im Wohnzimmer zu warten, bis auch sie sich umgezogen hatte.

Wenig später setzte sie sich dann zu ihrem Vorgesetzten an den Tisch. „Wo ist Joran, McKnight?“, wollte Maron wissen. „Er ist auf Patrouille.“, sagte Jenna. „Sie wissen, dass er und Shimar sich den Patrouillendienst teilen.“ „Das weiß ich, Techniker.“, sagte Maron. „Zirell und ich erstellen schließlich gemeinsam die Dienstpläne. Aber das ist auch nicht der Grund, aus dem ich so dringend mit Ihnen reden muss. Ich benötige Sie auch nicht zur Reparatur eines kaputten Gerätes, sondern als Expertin für interdimensionale Physik. Was wären die Folgen, wenn Sytania Logar besiegen würde?“

Jenna fuhr zusammen. „Bei allen Göttern!“, entfuhr es ihr. „Ich entnehme Ihrer Reaktion, dass das für uns alle nicht wirklich gut wäre, nicht wahr?“ „Da interpretieren Sie meine Reaktion verdammt richtig, Agent!“, sagte Jenna und sank blass in einen Stuhl. „Das wollte ich nicht.“, entschuldigte sich der Erste Offizier bei seiner Untergebenen. Dann ging er zum Replikator, um ihr ein Glas körperwarmes Wasser zu holen. „Es tut mir leid, Jenna.“, sagte er, während er ihr das Glas hinschob. „Ist schon gut, Agent.“, sagte die Technikerin. „Vielleicht habe ich ja auch etwas überreagiert.“ „Angesichts Ihres Wissensvorsprungs ist das ja sicher auch ganz normal, McKnight.“, sagte Maron. „Aber würden Sie uns Unwissende vielleicht aufklären?“ „Sicher, Agent.“, sagte Jenna. „Ich habe Ihnen doch schon mal die Sache mit dem Plus- und dem Minuspol erklärt. Beide benötigen einander, damit alles funktionieren kann. Aber wenn sich plötzlich die Kräfteverhältnisse zwischen den Polen verschieben, Dann gerät alles früher oder später aus dem Gleichgewicht. Auf unsere Situation bezogen würde das bedeuten, dass das Dunkle Imperium physikalisch nicht mehr so aufgebaut ist, wie es sein sollte. Da alle Dimensionen zurzeit unter einer Ladungsverschiebung leiden, könnte es sogar zum Zusammenbruch der Dimension kommen und dann gibt es einen Domino-Effekt. So instabil wie momentan alles ist, halte ich durchaus für möglich, dass uns alles um die Ohren fliegen könnte. Aber das war doch hoffentlich nur eine rein hypothetische Situation, Agent, oder?“ „Wenn ich bejahen würde, müsste ich lügen und das liegt mir äußerst fern, McKnight.“, sagte Maron. „Woher haben Sie diese Informationen, Agent?“, fragte Jenna. „Von Chief-Agent Zoômell.“, sagte Maron. „Sie hat sie von Chief-Agent Tamara und die hat sie wiederum von Agent Sedrin, die sie von Allrounder Scott hat. Die ist von einem Mischlingsfohlen um Hilfe gebeten worden.“ „Ein Mischlingsfohlen.“, sagte Jenna. „Ich hörte davon.“ „Ja.“, sagte Maron. „Offenbar hat Invictus Grandemoughts Vorschlag mehr als einmal in die Tat umgesetzt.“ „Natürlich.“, sagte Jenna. „Er muss sich ja eine ganz neue der Wahrung der Natur bewusste Herde aufbauen, wenn …“ „Exakt, Jenna.“, sagte der Agent. „Das habe ich wohl verstanden.“ „Dieses Fohlen hat anscheinend die Schlacht um Logars Schloss hautnah mitbekommen und das war wohl für sie sehr beängstigend.“ „Kann ich mir vorstellen.“, sagte Jenna. „Ihre Mutter Kipana wird ihr da wohl wenig helfen können.“ Maron nickte. „Aber die Situation wäre für sie ja weitaus weniger schlimm gewesen, wenn Logar gewonnen hätte, nicht wahr?“, fragte er. „Dann hätte sie Scott ja nicht gebraucht.“ „Davon gehe ich aus.“, sagte Jenna. „Aber die Regierungen würden uns auslachen, wenn wir weitere Theorien nur aufgrund des Verhaltens eines Fohlens aufstellen würden. Ich werde Shannon beauftragen, einige Sonden zu starten, die sich die interdimensionale Schicht und die Wurzeln der Dimensionen ansehen sollen. Sie sollen nach Veränderungen im Magnetismus schauen. Die Daten sollen sie direkt in die Kommandozentrale übertragen.“ „Ich denke, dass Sie mich dorthin begleiten wollen, McKnight.“, sagte der Agent. Jenna nickte nur. „Dann sollte O’Riley auch die Kontrolle dorthin übertragen.“, sagte der Erste Offizier. „Schon klar.“, lächelte Jenna. „Dann kann ich sofort reagieren, falls Zirell noch ein paar Fragen hat.“ „Genau.“, sagte Maron und wandte sich der Tür zu: „Kommen Sie!“ „OK, Agent.“, sagte McKnight und stand auf. Dann stellte sie sich neben ihn. Dabei fiel ihr auf, dass er noch immer seine Hausschuhe trug. „Sie sollten aber unterwegs noch angemessenes Schuhwerk anziehen, Agent.“, schlug sie vor. „Warum tragen Sie noch Ihre Pantoffeln?“ „Weil mich niemand hören sollte, wenn ich zu Ihnen schleiche, McKnight.“, sagte der sichtlich nervöse Demetaner. „Die Situation ist …“ „Schon gut.“, sagte Jenna. „Lassen Sie uns gehen!“ Beide verließen das Quartier.

Zirell war sehr überrascht, ihren Ersten Offizier zu spät und ihre Chefingenieurin überhaupt in Uniform vor sich stehen zu sehen. Noch dazu mit einem Sprechgerät in der Hand, in das sie jetzt hastig eine Mail mit einem Auftrag an Shannon tippte.

„Könntet ihr mir mal bitte erklären, was das Ganze hier zu bedeuten hat?“, fragte die ältere Tindaranerin. „Das können wir durchaus, Zirell.“, sagte Maron. „Die Situation hat sich verändert. Ich hatte verschlafen. Aber das ist ja nicht so schlimm. Viel mehr gibt es Grund zu der Annahme, dass Sytania und Valora Logar angegriffen und besiegt haben. O’Riley soll das durch Sonden bestätigen lassen.“ „Moment mal, Maron!“, sagte Zirell. „Was das bedeuten würde, wissen wir alle. Es wäre wahrhaftig keine sonderlich schöne Situation und es ist erst recht kein Grund, damit Scherze zu machen!“ „Ich wünschte, ich würde scherzen, Zirell.“, sagte Maron ernst. „Aber die Daten von Zoômell sprechen leider eine ganz andere Sprache. Sie hat von Chief-Agent Tamara eine Aussage von Allrounder Scott bekommen, der nach das jüngste Fohlen von Kipana und Invictus um Hilfe gerufen hat. Scott kennt die Kleine und ihre Beziehung ist sehr positiv. Deshalb halte ich durchaus für möglich, dass sie sich an sie gewendet hat.“

Shimar, der alles an der SITCH-Konsole mitbekommen hatte, mischte sich ein: „Ich habe es gesehen. Ihr wisst, dass Betsy und ich …“ „Wir wissen Bescheid.“, sagte Maron. „Aber es gibt noch etwas, das ich weiß.“, sagte der junge Patrouillenflieger. „Betsy fährt zusammen mit den Huxleys zur Kur. Zumindest hat sie mir das gesagt.“ „Sehr gut, Shimar.“, lobte Zirell. „Damit können wir arbeiten.“ „Was hast du vor?“, fragte Maron. „Ich habe eine kleine inoffizielle Hilfsaktion vor.“, sagte Zirell. „Es ist überhaupt nicht gesagt, dass die Föderation unsere Hilfe offiziell annimmt. Aber ich will Betsy beobachten lassen. Offiziell könnte es wie eine zweite Familie aussehen, die zufällig auch in ihrer Nähe Urlaub macht.“ „Verstehe.“, sagte Maron. „Und wer könnte sich da wohl besser als Familie eignen, als Joran, Jenna und die kleine Tchiach.“ Maron nickte ihr grinsend zu. „Also gut.“, sagte Zirell und befahl IDUSA, eine SITCH-Mail an Jorans Rufzeichen in seinem Quartier zu senden, in der sie den Vendar über seine neuen Befehle informierte und an die sie auch gleich ein bereits von ihr ausgefülltes Urlaubsformular gehängt hatte. Es fehlte nur noch seine akustische Unterschrift.

Auch Shannons Sonden hatten inzwischen den Beweis geliefert, dass mit den Dimensionen etwas nicht stimmte. Die von Jenna vorausgesagten magnetischen Veränderungen waren jetzt schwarz auf weiß zu sehen. „Das bedeutet wohl, wir müssen schnell handeln.“, sagte McKnight. „Wenn du das sagst, dann werde ich dem nicht widersprechen.“, sagte Zirell. „Du bist ja schließlich die Expertin für interdimensionale Physik. Aber du solltest schon mal packen und ich informiere Sianach, dass wir uns ihr Ziehkind einmal ausleihen müssen.“ Jenna nickte und verließ den Raum.

Zirell gab IDUSA den Befehl zum Aufbau der Verbindung mit Sianachs Rufzeichen. Während der Wartezeit sah Maron sie plötzlich ernst an. „Was ist, Maron?“, fragte die Kommandantin. „Ich denke, mit Sianach und Tchiach wirst du keine Schwierigkeiten haben. Die Kleine macht sicher gern Urlaub mit ihrem alten Herrn und dessen Freundin und Sianach hat bestimmt auch nichts dagegen. Bei Joran sehe ich allerdings pechschwarz. Du weißt, wie ungern er in so einer Situation die Station verlässt.“ „Ich werde ihm die Sache schon erklären, Maron.“, sagte Zirell. „Na gut.“, sagte Maron. „Aber sag später bitte nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“ Die ältere Tindaranerin grinste nur.

Gemeinsam mit Elaria hatte sich Shashana die Daten angesehen, die ihr Nugura geschickt hatte. „Es sieht wirklich so aus, als hätte man Saron ziemlich aufs Kreuz gelegt und ihn benutzt, um einen Keil zwischen Nugura und uns zu treiben.“, sagte Elaria. „Das ist wahr.“, pflichtete ihr Shashana bei. „Und wir wissen beide, wer das war.“ „Da habt Ihr Recht, Oberste Prätora.“, sagte Elaria. „Aber was hattet Ihr denn erwartet? Ihr habt schon Recht, wenn Ihr sagt, dass Männer auf dem geistigen und rechtlichen Stand von Kindern sind. Saron war einfach zu naiv um zu erkennen, wie gemein und hinterhältig Sytania und ihre Vendar sein können. Dafür kann er aber nichts. Es ist eben die Natur seines Geschlechtes. Gut, dieser Yetron, von dem diese Ermittlungsergebnisse stammen, mag hervorstechen, aber er ist, wie auch so manch anderer, sicher nur eine Ausnahme. Der große Rest von ihnen muss von uns Frauen an die Hand genommen und geführt werden.“ „Da hast du sicher Recht, Elaria.“, sagte Shashana. „Deshalb kann ich ihm auch nicht böse sein. Außerdem weiß ich, dass Nugura an die Entscheidungen ihres Parlaments gebunden ist. Sie kann leider nicht so wie sie will und das ist zwar schade, aber dann werden wir eben allein zurechtkommen müssen. Es geziemt sich auch nicht für ein Volk von stolzen Kriegerinnen, das wir ja nun einmal sind, dieser Situation länger hinterher zu trauern. Wir müssen aus dieser Niederlage eben das Beste machen und uns vielleicht andere Verbündete suchen, die uns helfen können und es wollen.“ „Wie wäre es da zum Beispiel mit den Xylianern?“, schlug Elaria vor. „Ich gebe zu, ihr Staatsoberhaupt ist eine männliche Sonde, aber sie sind doch mehr Maschinen als biologische Wesen und haben keine Ängste und Vorurteile, die sie daran hindern würden, ihrem logischen Verstand zu folgen und das zu tun, was notwendig ist. Sie sind außerdem auch sehr gute Forscher.“

Shashana drehte den Kopf einige Male von der einen in die andere Richtung und sagte dann schließlich: „Im Prinzip hast du gar nicht so unrecht, Elaria. Ich werde mich an die Xylianer wenden! Da der maschinelle Teil bei A/1 und seinen Leuten auch anscheinend zu überwiegen scheint, wird mir auch kein Zacken aus der Krone fallen, weil ich das tue. Manchmal muss eben getan werden, was getan werden muss, um die Dimensionen zu retten. Dazu gehört es auch, einmal über den eigenen Schatten zu springen. Auch wenn das hier schon das zweite Zugeständnis wird, aber das ist mir egal! Ich danke dir, Elaria! Was bist du nur für eine gerissene Winkeladvokatin?“ „Das müsstet Ihr meinen Schöpfer Logar fragen, Oberste Prätora.“, sagte Elaria bescheiden. „Ich bin sicher, auch er gehört zu jenen Ausnahmen unter den Männern, die klug und selbstständig sind. Er hat die Situation sicher schon entsprechend vorausgesehen, als er mich schuf und mir deshalb den Verstand einer Füchsin gegeben. Außerdem gab er mir einen eigenen Willen. Ich bin nicht mehr mit ihm verbunden, wie es Sytania gern mit ihren Schöpfungen praktiziert.“ „Oh ja.“, sagte Shashana. „Aber das tut sie ja auch nur, weil sie unter einem schrecklichen Kontrollzwang leidet. Aber das ist auch das Verderben ihrer Schöpfungen, wenn wir es klug anstellen.“ „Da habt Ihr erneut Recht, Oberste Prätora.“, sagte Elaria. „Und wohin das führen kann, hat sich ja schon gezeigt.“ „Das hat es.“, pflichtete ihr Shashana bei. „Ich kann mich immer noch sehr gut daran erinnern, wie sie auf die Benutzung von Meilenstein reagiert haben. Außerdem hat Lostris uns eine Menge an Informationen zukommen lassen, die wir bestimmt auch noch benutzen können.“ „Ach ja.“, sagte Shashana nachdenklich. „Die Rotash. Aber ich halte sie für keine ernsthafte Bedrohung mehr. Leandra hat viele ihrer Anhängerinnen verloren. Sie kann uns wohl so schnell nicht mehr gefährlich werden.“ „Trotzdem stellt ihr Clan für Sytania und Valora noch immer ein Einfallstor ins genesianische Reich dar, solange sie an die falsche Göttin glaubt.“, widersprach Elaria. „Auch wenn sie nur einen kleinen Planeten am Rande unseres Reiches bewohnt, müssen wir doch sehr vorsichtig sein. Ihr habt ja gesehen, was trotzdem alles passieren kann.“ „Das ist wohl wahr.“, sagte Shashana. „Aber ich weiß beim besten Willen nicht, was ich noch tun soll, um ihr zu beweisen, dass ihre Göttin eine falsche Göttin ist.“

„Leider kann ich Euch da auch nicht helfen, Oberste Prätora.“, sagte Elaria, nachdem sie erneut eine Weile nachgedacht hatte. „Aber vielleicht ist uns die echte Wächterin von Gore ja zugetan. Wir haben sie schließlich niemals verleugnet und uns niemals auf den falschen Weg bringen lassen, so verführerisch die Angebote der falschen Göttin auch waren.“ „So funktioniert das nicht und das weißt du auch!“, antwortete Shashana empört. „Die Wächterin von Gore will, dass wir um ihrer selbst willen an sie glauben! Sie ist keine ruhmsüchtige Person, die sich wie ein dreckiger Ferengi für jeden Gefallen bezahlen lässt!“ Sie spuckte aus. „Bitte vergebt mir, Oberste Prätora.“, sagte Elaria und machte eine beschwichtigende Kopfbewegung in Shashanas Richtung. „So habe ich das ja nicht gemeint. Aber die Wächterin von Gore hat sich schon oft als eine gnädige Göttin gezeigt, die uns schon so manchen Sieg geschenkt hat. Warum sollte es denn jetzt anders sein? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ihr gefallen würde, wenn die falsche Göttin mit ihrem Plan durchkäme. So habe ich das gemeint. Ich weiß schließlich auch, dass die Wächterin von Gore nicht nach einem Belohnungssystem arbeitet im Gegensatz zu Valora und Sytania!“ „Valora und Sytania!“, wiederholte Shashana mit einem verächtlichen Blick. „Genau das sind die Namen der beiden ruchlosen Wesen, die sich hinter jener falschen Göttin verbergen! Oh, Elaria! Wir müssen ihrem Tun dringend Einhalt gebieten! Sehr dringend! Wenn ich nur wüsste, wie wir das anstellen sollen!“ „Bitte lasst uns abwarten, Oberste Prätora.“, sagte Elaria beschwichtigend. „Es wird gar nichts nützen, wenn wir in unserer Wut Dinge tun, die kopflos sind. Das würden unsere Widersacher nur ausnutzen.“ „Worauf willst du warten, Elaria?!“, fragte Shashana. „Worauf?!“ „Das weiß ich selbst auch noch nicht.“, sagte Elaria. „Aber ich bin sicher, dass uns das Glück oder auch ein Wink der echten Wächterin von Gore zur Hilfe kommen werden. Bitte seid da ganz zuversichtlich!“ „Ich kann mir beim besten Willen nicht denken, woher du diese Zuversicht nimmst, Elaria.“, sagte Shashana. „Aber ich vertraue dir. Möge die Wächterin von Gore uns also den Weg weisen.“ Elaria nickte. Dann sagte sie: „Ich werde dann zu meinem Clan zurückkehren, Oberste Prätora, wenn Ihr mich nicht länger benötigt. Aber seid gewiss! Wir Dämonenbezwinger werden immer an Eurer Seite kämpfen, was immer auch geschieht.“ „Daran habe ich niemals gezweifelt, Elaria.“, sagte Shashana. „Du darfst gehen!“ „Ich danke Euch.“, sagte Elaria und verließ die große Halle.

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